Anders von Alaiya (Shibumi X Megumi) ================================================================================ Teil IV - Ende und Anfang ------------------------- Wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie keine einzige Antwort bekommen. Weder auf die Frage, was ihn verändert hatte, noch auf irgendeine andere. Irgendwann am Abend hatte sie die Fragen aufgegeben. Und dann? Je mehr Zeit verging desto unsicherer wurde sie sich, was dann passiert war. Sie hatte ihn geküsst – ohne darüber nachzudenken hatte sie ihn geküsst. Doch trotzdem hatte er ihre Küsse erwidert. Doch obwohl sie die Nacht mit ihm verbracht hatte, hatte sie ihn nicht verstanden, war sie aus seinem Schweigen nicht klüger geworden. Und auch wenn sie in der Nacht das Bett geteilt hatten, hatte sie gewusst, dass er weit von ihr entfernt war. Unerreichbar. „Du wirkst nachdenklich, Megumi-chan“, meinte Reika lachend und reichte ihr ein Glas mit Wein. Megumi seufzte und sah aus dem Fenster. Draußen hatte sich die Dunkelheit schon lang über die Stadt gesenkt, während die letzten Stunden des Jahres angebrochen waren. „Ach, ich hab letzte Nacht nicht gut geschlafen“, erwiderte Megumi und bemühte sich zu lächeln. Für eine Weile sah Reika sie nachdenklich an. „War es sehr schlimm, Weihnachten allein?“ „Es ging.“ Die jüngere der beiden hielt ihr Lächeln. „Ich habe ja gearbeitet“, fügte sie dann hinzu. Und bevor Reika weiter nachfragen kommen, öffnete sich die Tür zum Kinderzimmer der relativ großen Wohnung und Namiko sah verschlafen ins Wohnzimmer. „Ist schon Mitternacht?“, fragte sie und rieb sich die Augen. Seufzend stand die ältere der beiden Frauen auch und ging zu ihrer Tochter. „Nein, wir haben doch gesagt, dass wir dich wecken“, meinte sie und hob die sechsjährige hoch. „Ich bin aber gar nicht müde“, beschwerte sich das Mädchen, wobei ihr Gähnen ihre Worte Lüge straften. „Mach dir keine Sorgen, wir wecken dich schon rechtzeitig auf, Namiko-chan“, beruhigte auch Megumi sie. „Lumamon wird dich sicher auch wecken.“ Das etwas erkältete Kind grummelte etwas unverständliches doch einige Minuten später schlief sie schon wieder tief und fest, während ihr Partner ruhig neben dem Bett saß, ohne das zu erkennen war, ob es schlief oder wachte. „Shibumi-san war in Tokyo während ihr weg wart“, meinte Megumi möglichst beiläufig, als sich Reika wieder zu ihr auf das grünliche Sofa gesetzt hatte. Die ältere sah sie an. „Ja? Arbeitet er nicht in Amerika?“ Megumi nickte. „Er hatte mit Mitsuo reden wollen“, fuhr sie fort und griff in ihre Tasche, um die Unterlagen hervor zu holen. „Ich wollte euch damit eigentlich nicht direkt bedrängen, aber vielleicht könnte es Mitsuo-san interessieren.“ Nachdenklich betrachtete Reika sie Unterlagen, die vorrangig die Veränderungen der digitalen Welt beschrieben. Doch dann legte sie die Papiere zur Seite. „Irgendetwas ist passiert, während wir nicht da waren“, meinte sie und es war eine Feststellung und keine Frage. Megumi seufzte. „Ja“, erwiderte sie schließlich. „Ich war vielleicht ein wenig dumm.“ Sie sah Reika an. „Aber glaub mir, es ist alles wieder in Ordnung.“ „Du siehst noch etwas mitgenommen aus“, meinte Reika, doch die jüngere schüttelte den Kopf. Sie hatte mittlerweile beschlossen mit niemanden darüber zu reden, selbst nicht mit Reika. Weil es nichts zu bereden gab und reden nichts ändern würde. Vielleicht war das auch sein Grund für das Schweigen gewesen. „Es ist in Ordnung“, antwortete sie nur. „Mach dir um mich keine Sorgen. Nicht um mich.“ Ihre Freundin seufzte, doch bevor sie etwas erwidern konnte, hörten sie, wie die Tür zur Wohnung geöffnet wurde. „Ich bin wieder da“, hörten sie Yamaki Mitsuo grummeln, der, wie seine Tochter, seit ihrem Urlaub auf Hokkaido etwas erkältet war. „Willkommen zurück“, erwiderte Reika, die über seinen grummeligen Tonfall sogar lächelte. Nur knapp verkniff sich Megumi ein weiteres Seufzen, als sie merkte, dass sie sogar die beiden für diese Art von Verbindung beneidete. Sie sah auf die Uhr über dem Fernseher, die zeigte, dass es kurz nach neun war. Keine drei Stunden mehr und es würde ein neues Jahr beginnen. Eine neue, unbekannte Zukunft. Und Megumi fragte sich, was noch alles geschehen würde. Doch zumindest eins hatte sie sich vorgenommen. Sie würde noch einmal neu anfangen, würde aufhören sich Gedanken über Beziehungen zu machen. Es hab sinnvollere Dinge zu tun. Dinge in Erfahrung zu bringen. Vor allem gab es viel, was sinnvoller war, als vergangenem nachzuhängen, das die Erinnerung nicht wert war. Nun, wo die Digimon langsam zu einem Teil der Gesellschaft waren, gab es viele Änderungen innerhalb von einem Jahr. Viele Dinge passierten, würden noch passieren. Und sie wollte verstehen, was es mit den Veränderungen in der digitalen Welt auf sich hatte. Das war ihr Vorsatz für das nächste Jahr. Doch vielleicht vergaß sie dabei, dass es immer Verbindungen gab, die alles beeinflussten. Verbindungen zwischen zwei Menschen, zwischen den Menschen und den Digimon, zwischen Vergangenem und der Zukunft... Ende? __________________________________________________ Nachwort: Ich wollte eben das letzte Stück nutzen, um mich für euer Feedback zu bedanken :D Habe mich, wie immer sehr gefreut. Wie ihr seht: Das Ende leitet zu etwas anderes hin ;) Darauf könnt ihr euch dann nächstes Jahr freuen. Bis dahin wünsche ich jedoch euch erst einmal schöne Weihnachten und einen guten Rutsch in das Jahr 2012. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)