Underclass Hero von Kokoro- (Pyro und Kitty - (16+)) ================================================================================ Kapitel 2: Changes ------------------ „Was?“, fragte John genervt. Ohne den Blick von der Straße zu lassen, beobachtete er sie nun seit einiger Zeit aus dem Augenwinkel. Mal krallte sie sich an ihrem Gürtel, mal am Sitz fest. Dann schnaubte sie verängstigt auf wenn er ein anderes Auto überholte und sah ihn immer wieder mit einer finsteren Miene an. Gerade hinterließ sie wieder die Spuren ihrer Fingernägel im Sitz und warf ihm einen verachtenden Blick zu. „Ach nichts...“, antwortete sie mit einem übertrieben ironischen Ton. „Kitty, du nervst mich schon die ganze Fahrt über. Was ist dein Problem?“, man merkte ihm wie gereizt er war. „Och...“, atmete sie übertrieben auf um den Sarkasmus zu betonen. „Ich mein, es ist ja normal, dass man mit 80 durch die Innenstadt fährt!“ „Das ist dein Problem?“ „Nein. Mein Problem ist die dadurch entstehende Todesangst!“ „Ich habe alles unter Kontrolle.“, antwortete er gelassen. „Du vielleicht! Aber nicht der Verkehr um dich herum! Die Leute rechnen ja nicht damit, dass einer hier mit 80 Sachen durch saust!“ Ihre Stimme wurde im Verlauf der Aussage immer lauter und schriller. Aber John ließ sich davon nicht beirren, sondern wurde nur genervter. „Als ob du dich mit meinem Verkehr auskennst.“ Seine Augenbrauen waren wieder leicht zusammengezogen, aber das Anzeichen eines Grinsens umspielte seinen Mund. Er entschied nämlich, dass wenn sie ihn nervte, er das Recht hätte das selbe zu tun. Sie machte empört den Mund auf und irgendetwas zu erwidern, entschloss sich aber es doch sein zu lassen. Schließlich hatte sie schon genug Angst und er genug km/h auf dem Tacho, sodass sie befürchtete wenn sie einen Streit anfingen er noch schneller fahren würde. Alles war mal wieder Storms Schuld. Gerade als Kitty es geschafft hatte sich mit der Situation abzufinden und es irgendwie, halbwegs, gerade noch so zu akzeptieren, dass sie John am Hals hatte, hatte die Schulleiterin bereits eine Woche nach seiner Ankunft einen Auftrag für die beiden. Kitty hatte eigentlich gehofft, sie könnte der Arbeit mit ihm so lange es geht umgehen und das Meiste einfach selbst erledigen, aber da machte ihre Mentorin ihr einen Strich durch die Rechnung. Der Auftrag war natürlich ein solcher, bei dem sie John tatsächlich bräuchte. Oder besser gesagt, nicht John, wohl aber seinen Führerschein. Hätte die junge Mutantin allerdings gewusst auf was für einen Höllenritt sie sich einlässt, wäre sie die circa 150 km gelaufen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte nicht auf die vorbei rasenden Gebäude zu achten um sich wenigstens etwas zu beruhigen. Bis hierhin hatte sie es schließlich auch geschafft. Sie phaste sich überall durch wo es ging, nur um ihm nicht begegnen, was relativ schwierig war, da ihre Zimmer aneinander lagen. Aber nur bis dann Storm mit ihrer Wahnsinnsidee ankam. Das Mädchen sah kurz auf die Uhr am Bordcomputer, nur noch eine viertel Stunde, dann kann sie aussteigen und ist erst mal sicher. Dabei wollte sie nicht an die Rückfahrt denken und überlegte ernsthaft ihr ganzes Erspartes für eine Taxifahrt zu verwenden. Ihr Blick wanderte von der Uhr zum Lenkrad und der sich darauf befindenden Hand. Über seinen Arm wanderte ihr Blick hoch zu seinem Gesicht und dann betrachtete sie das Gesamtpaket, welches hinter dem Steuer saß. Er hatte sich schon ziemlich verändert, wie sie fand. Obwohl sie sich am Anfang nicht sicher war, konnte sie nun mit Überzeugung sagen, dass er größer war. Hinzu kam, dass er einfach insgesamt viel reifer aussah. Er trug nicht mehr diese punkigen Klamotten, die schrien: Seht mich an, ich bin supercool!, sondern schlichtere, aber modischere Sachen. Wie zum Beispiel jetzt – ein schwarzes T-Shirt mit einem verwirrenden Aufdruck, bei dem man nicht entziffern konnte welcher Buchstabe zu welchem Wort gehörte, darüber einen dunkelblauen Cardigan mit einem weißen Streifen am Brustbereich, welchen er offen trug und dazu eine dunkle Jeans und graue Vans. Und natürlich diese Augen, die nun, da sie etwas mehr mit ihm gesprochen hatte, noch weiser aussahen. Kitty wunderte sich ob es daran lag, dass sie vermutete, dass er bei Magneto und nach Alcatraz viel durchgemacht haben muss oder weil er tatsächlich klug sein könnte. „Was?“ Mit seinem wütenden Ton riss er sie aus ihren Gedanken. „Ich dachte wir hätten das Thema geklärt.“ Natürlich konnte sie ihm nicht sagen, dass sie weil sie ihn angestarrt hatte, das Thema schon total vergessen hatte, also beschloss sie, dass Angriff die beste Verteidigung ist und zickte los: „Ich bezweifle, dass das Thema so schnell geklärt ist. Vor allem dann nicht, wenn du von Storms geliebtem Audi A7 nur ein paar Glasscherben überlässt.“ „Es ist nicht mehr Storms Auto, sondern meins. Oder besser unsers, aber du zählst ja nicht wirklich mit, weil du immer nur den Beifahrer spielen wirst.“ Er löste seinen Blick kurz um ihre Reaktion zu sehen. Wie erhofft, blieb Kittys Gesicht vor Entsetzten stehen – Storm hatte ihm jetzt auch noch das Auto geschenkt! Sie glaubte immer mehr im falschen Film zu sein, oder im falschen Leben. Nicht ihrem Leben. John trat vorsichtig auf die Bremse um nicht wieder Kittys nerviges Geplärre hören zu müssen und machte den Motor aus. Beide stiegen zur gleichen Zeit aus und betrachteten das Haus vor dem er geparkt hatte. Ein typisch amerikanisches Haus mit weißen Wänden, einem roten Dach und einem süßen Vorgarten mit ein paar Gartenzwergen erhob sich vor ihnen. Auf dem kleinen Namensschild stand in simpler Schrift „Aquilla“ geschrieben und sie wussten, dass sie richtig waren. Beeindruckend, wie Kitty fand, weil sie nicht dachte, dass John den Weg ohne einen Navi und mit nur einen Blick auf die Karte geworfen zu haben, finden würde. Entschlossen ging sie zur Eingangstür und klingelte. Dann fiel ihr auf mir wem sie hier war und drehte sich sogleich zu John um. „Wehe du sagst was! Lass nur mich reden, sonst versaust du alles!“, zischte sie. Als Antwort darauf gähnte der Junge herzhaft, denn er hatte eh nicht vor sich da einzumischen, er war nur der Chauffeur. Vorsichtig ging sie Tür auf und ein dunkelhäutiger, kräftiger Mann mit einem dichten schwarzen Schnurrbart stand vor ihnen. „Ja?“, fragte er und sah ein wenig böse aus als er die beiden Jugendlichen erblickte. „Guten Tag“, ließ Kitty ihren Charm spielen und lächelte ihn übertrieben freundlich an. „Mein Name ist Kitty und das ist John“ Sie deutete auf den Jungen hinter ihr und dieser winkte arrogant. „Wir kommen von der Xavier's School. Könnten wir bitte mit Amara sprechen?“ Die Gesichtszüge des Mannes zeigten nun das genaue Gegenteil von Kittys. Er war eindeutig sauer. „Ich habe euch Freaks doch schon am Telefon gesagt, dass meine Tochter nicht so etwas ist! Lasst uns in Ruhe!“, schrie er. Kitty, ein wenig erschrocken über seine deutlich negative Meinung über Mutanten, blieb dennoch resolut. „Tut mir leid, Sir. Aber ihre Tochter ist eine Mutantin und wir wollen ihr nur helfen. Auf unserer Schule wird sie lernen mit ihren Kräften umzuge...“ Sie konnte nicht weiter sprechen, weil der Mann sie schreiend unterbrach. „Was fällt dir ein, so was zu sagen? Mein Kind ist normal! Ich lasse nicht zu, dass ihr sie auch zu einem Freak macht!“ „Sir, bitte! Wir wollen doch nur...“ Wieder wurde sie unterbrochen, doch dieses mal nicht mit Worten. Sie merkte wie der Mann ihr seinen Arm entgegenbrachte um sie tatsächlich von der Veranda weg zustoßen. Aber bevor das passieren konnte hielt jemand besagte Hand auf. Das Mädchen sah zu ihrer rechten und erblickte John. Stinksauer. „Ein Freak?“, zischte er. Seine Zähne zusammengebissen und der Körper angespannt. Obwohl der Mann bestimmt doppelt so breit war wie John, konnte er sich aus dem eisernen Griff des Feuermutanten nicht befreien. „Sie meinen also ihre Tochter sei ein Freak wenn sie eine Mutantin ist und wollen ihr deswegen nicht helfen? Wollen Sie ernsthaft, dass sie weitere Gebäude niederbrennt und somit immer eine Außenseiterin bleibt, nur weil ihr Vater ein sturer Saftsack ist?“ Zwar war Johns Stimme nicht laut, aber durch die Worte, den Ton und vor allem der Art wie er den Mann ansah, hatte man das Gefühl er schrie. Im nächsten Augenblick jedoch, beruhigte er sich, weil hinter dem Mann ein zartes Mädchengesicht zum Vorschein kam. Sie hatte den gleichen Teint und die gleiche Haarfarbe wie der Mann. „Bitte...“, sprach das Mädchen kaum hörbar. „Mein Papa hat das nicht so gemeint. Tu ihm bitte nicht weh.“ Ohne weiteres ließ John den Mann los und das Mädchen lächelte ihren Vater an. „Daddy... Willst du die beiden nicht hereinbitten?“ Der große Mann nickte, mit einem verstörten Blick in Johns Richtung. Scheinbar war er genauso darüber schockiert wie Kitty, dass John ihn so locker festhalten konnte. Die beiden Mutanten gingen vorsichtig in das Haus und setzten sich im Wohnzimmer auf die Couch. Der Mann platzierte sich in einem großen Sessel ihnen gegenüber und Amara eilte aus der Küche mit einem Tablett auf dem Kekse und Tee standen. Nachdem alle ein paar Schlücke genommen und sich beruhigten hatten, ertönte wieder die Stimme von Amaras Vater. Dieses mal eindeutig ruhiger als zuvor. „Entschuldigen Sie.“, er sah ein wenig beschämt zu Boden. „Es war nicht meine Absicht die zu beleidigen oder sogar anzugreifen. Ich wollte nur... Die ganze Situation mit Mutanten ist zwar besser geworden, aber dennoch mache ich mir Sorgen. Man weiß da auch nicht welche gut und welche böse sind.“ Kitty versuchte unauffällig einen Blick auf John zu erhaschen. Sie wollte sehen wie er auf das Thema gut und böse reagiert, aber der Junge zeigte keinerlei Reaktion. „Das kann ich gut nachvollziehen.“, lächelte Kitty. „Aber sicher kennen sie den verstorbenen Charles Xavier. Er hat unsere Schule gegründet und nur mit den besten Absichten. Sein einziges Ziel war es, dass Menschen und Mutanten in Frieden zusammenleben können und er wusste ebenso, dass Mutanten dafür ihre Kräfte kontrollieren müssen. Deswegen hat er diese Schule ins Leben gerufen und die derzeitige Schulleiterin steht ihm in nichts nach.“ Der Mann seufzte. Man merkte, dass er verstand, dass eigentlich nichts dagegen sprach, er aber trotzdem seine Zweifel hegte. „Was ist mit dir Amara? Wenn du dahin möchtest, will ich dir nicht im Weg stehen.“ Das Mädchen spielte verlegen an ihren langen Haaren herum und blickte schüchtern zu John, der sich gerade fünf Kekse auf einmal nahm. „Entschuldige...“, fing sie vorsichtig an. „Denkst du... ich sollte auf diese Schule gehen?“ Verdutzt sah er zuerst sie an und dann Kitty, welche ihn verlogen und sichtlich erfreut über die für ihn unangenehme Situation, angrinste. „Tja...“, er grinste und sein Blick ruhte auf Kitty. „Ich selbst fand es kacke.“ Amara und ihr Vater sahen ihn erschrocken an und Kitty verschluckte sich an dem Tee, den sie in dem Moment trank. „Aber,“, fuhr er dann fort. „Aber da hat sie schon recht. Wie man seine Kräfte kontrolliert, lernst du dort auf jeden Fall und dann kannst du dich immer noch entscheiden ob du gut oder böse wirst.“ Er zwinkerte ihr verspielt zu und das junge Mädchen wurde rot um die Nase. Letztendlich entschied sie sich dafür, sich im Institut einzuschreiben und auch ihr Vater schien damit einverstanden. John und Kitty befanden sich nun auf dem Rückweg und Kitty kämpfte wieder mit Todesängsten, bis es ihr dann endgültig reichte. „John!“, fauchte sie. „Warum fährst du nicht einfach mal langsamer?“ Er sah kurz zu ihr und grinste wieder. „Weil du mich nicht danach gefragt hast.“ Natürlich wollte sie direkt was erwidern, hielt aber doch inne. Er hatte recht, sie hat ihn von Anfang an nur angemotzt und nie einfach gefragt. Sie nahm einen tiefen Atemzug, weil es ihr doch ziemlich schwer fiel John um etwas zu bitten. „Würdest du bitte langsamer fahren?“, seufzte sie. Kaum sprach sie aus, beschleunigte John auf 100 km/h und dabei waren die mitten im Stadtverkehr. Kitty kreischte auf: „John! Nein!“ Sie machte sich schon bereit zu phasen, als sie von seinem Lachen unterbrochen wurde. Langsam ging die Anzeige auf dem Tacho in den zweistelligen Bereich bis es dann nur noch 50 km/h anzeigte und Kitty fiel ein Stein vom Herzen. Das ruhige Gefühl hielt aber nicht lange. Sie sah wütend zu John, der immer noch lachte. „Was sollte das?“, piepste sie, aber anstatt einer Antwort hörte sie John glucksen und gab auf. Die weitere Fahrt verlief friedlich und ohne Angst. Kitty sah aus dem Fenster und beobachtete die Bäume. Sie merkte wie ihr langsam die Augen zu fielen. John fiel die Stille erst auf, als sie bereits schlief. Er drehte das Radio leiser und griff mit einer freien Hand nach hinten. Da er nicht wusste wie lange sie wegbleiben würden und hat für alle Fälle eine Decke auf die Rückbank gelegt. Als er merkte, dass er nicht schaffte sie zu ergreifen fuhr er kurz an den Rand. Vorsichtig, möglichst leise, griff er dann nach hinten und deckte, dass tief schlafende Mädchen zu. Von der Berührung auf ihrer Haut wachte Kitty auf und blickte in Johns Gesicht, welches unmittelbar vor ihrem war. Erschrocken fuhr sie hoch. „Sorry.“, murmelte er. „Wir fahren immerhin noch eine Stunde, ich wollte nicht... Naja, du weißt schon.“ Sichtbar verlegen setzte er sich wieder aufrecht auf seinen Platz und schmiss den Motor an. Kitty wusste nicht wie ihr geschah – er war so nett und zuvorkommend, sodass es gar nicht passte. Es passte nicht in ihrer Erinnerung. Verlegen flüsterte sie: „Danke.“ und sah zu ihm. Er sah sie wieder auf diese bestimmte Weise an. bei der sie nicht wusste wie ihr geschieht. So direkt in sie hinein. Sie merkte wie Herz gegen ihre Brust hämmerte und ihr die Röte ins Gesicht stieg. John lächelte sie an, kein freches Grinsen sondern einfach ein Lächeln, entschuldigend, fast traurig. Kitty wusste nicht wieso, aber das Gefühl ging auf sie über und sie machte sich Sorgen. „John. Ist alles okay?“, fragte sie vorsichtig. Der Junge fuhr bereits wieder, sah aber trotzdem zu ihr. „Machst du dir Sorgen?“, grinste er. Sie wurde wieder rot. „Nein.“, nuschelte sie empört. „Ich will nur nicht, dass du irgendwie aufgewühlt Auto fährst.“ Sie log schlecht und auch John merkte das. „Wie war das eigentlich bei dir?“, fragte er aus heiterem Himmel heraus. „Ist Xavier zu dir nach hause gekommen?“ „Ja.“, nickte sie. Verwundert darüber, dass sie das Gefühl hatte ihm das gerne erzählen zu wollen. Sie sah raus, der Himmel färbte sich rosa und rot. „Es war nicht so, dass meine Eltern etwas gegen Mutanten hatten, sie haben nur einen starken Beschützerinstinkt. Aber als der Professor kurz mit ihnen geredet hatte waren sie schnell überzeugt. Das war ziemlich witzig.“ Sie lächelte mit der traurigen Erinnerung an ihren früheren Lieblingslehrer. „Ach so.“, John grinste ebenfalls. „Wie war das denn bei dir?“ Es interessierte sie wirklich, was sie selbst überraschte. „Ach, nicht der Rede wert.“, was alles was er sagte und Kitty traute sich nicht wieder zu fragen. Es war eine merkwürdige Situation. Er selbst wollte etwas von ihr wissen, man sah ihm an, dass es ehrlich gemeint war, aber sobald es um ihn ging zeigte er seine Gefühle nicht und redete schon gar nicht über sie. Kitty merkte, dass sie neugierig wurde. Früher war seine Persönlichkeit in sein Grinsen eingraviert, aber jetzt war er stiller, nicht mehr so aufdringlich und aufgrund seiner Geschichte auch geheimnisvoll. Sie merkte wie ihr Herz einen kleinen Hüpfer machte. Etwas neues zu erfahren, fand Kitty schon immer aufregend und bis jetzt hatte kein Mensch es geschafft, dass sie ihm gegenüber so wissbegierig wurde. Bis auf jetzt. Bis auf John. Sie sah wieder zu ihm. Eine Hand befand sich am Lenker und die andere stütze seinen Kopf. Er merkte, dass sie ihn an sah und grinste: „Was ist? Ich fahr doch normal.“ „Ja, das ist es nicht.“, plapperte sie verlegen. „Sondern?“ „Ich finde, du hast dich verändert.“, antwortete sie ehrlich. „Findest du?“ Sie merkte wie er etwas beschleunigte. „Ja...“, hauchte sie. „Früher sah man dich, redete zwei Worte mit dir und wusste sofort in deinem Kopf dreht sich nur alles darum, dass du dich selbst geil findest und Interesse nur gegenüber hübsches Mädchen zeigst.“ Er lachte auf. „Und jetzt?“ „Jetzt redest du schließlich mit mir, oder?“ Sie verstand sich selbst nicht. Fing sie grade an mit John zu flirten? Oder wollte sie, dass er ihr ein Kompliment macht? Vielleicht war sie nur ehrlich, denn vor ein paar Jahren würdigte er sie kaum eines Blickes und sprach mit ihr nur wenn die anderen dabei waren. „Ja, ich rede mit dir.“, grinste er. Ohne darauf einzugehen, dass sie damit andeuten wollte, dass sie vielleicht hübsch geworden war und es gerne von ihm bestätigt kriegen wollte. Kitty sah verlegen zur Seite, er hatte es durchschaut, aber ging nicht drauf ein. John machte den Motor aus als sie in der Garage des Instituts den Wagen geparkt hatten. Sie gingen beide rein und folgten dem langen Flur zu ihren Zimmern. Kitty rekapitulierte in Gedanken den Tag. Insgesamt, war es schön. John hatte sich benommen, ganz normal, er hatte nie Anstalten gemacht unhöflich oder unfreundlich zu sein. Er war zuvorkommend und hatte sie beschützt. Zwischen den Türen ihrer beider Zimmer blieben sie kurz stehen. Kitty spielte mit dem kleinen Schlüssen in ihrer Hand und lächelte verlegen. Vielleicht hatte er sich verändert, vielleicht war er jetzt anders, vielleicht war er jetzt „der Nette“. Sie sah hoch. Er stand ihr gegenüber, Hände in den Taschen und sah sie traurig an. „Was ist los?“, fragte Kitty ihn. „Kitty. Lass es.“ Mit einem Mal verschwand Kittys gutes Gefühl des ganzen Tages. „Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.“ Mit nahezu jedem Wort kam er auf sie zu und drängte sie zur Wand. „Hör auf etwas über mich in Erfahrung bringen zu wollen. Hör auf zu behaupten du würdest mich von früher kennen. Und vor allem, hör auf mich mit meinem früheren Ich zu vergleichen.“ Er streckte einen Arm aus um sich an der Wand anzulehnen, an welche auch Kitty mittlerweile gedrängt war. „Du weißt nichts über mich und wusstest es auch nie. Also hör auf so zu tun.“ Sein Gesicht war ihrem bedrohlich nahe, seine Augenbrauen waren wieder leicht angespannt und sie verlor sich in seinen Augen. Es war eine andere Welt in die eintauchte wenn sie dort hinein sah. Die Welt von John und er hatte recht, es war eine Welt die sie nicht kannte. Sie streckte ihren Kopf seinem leicht entgegen und versuchte vertrauenswürdig zu gucken. „Gib mir dann eine Chance.“ Es sah aus, als ob die beiden kurz davor waren sich zu küssen, aber die Atmosphäre war eine andere. Er war gefährlich und sie sehnte sich danach zu erfahren wie sehr. „Tut mir leid.“ Er legte eine Hand sanft auf ihre Wange. „Aber so ein Arsch bin ich dann doch nicht, um dir das anzutun.“ Er ging wieder von ihr weg, zu seinem Zimmer. „Gute Nacht.“, flüsterte er und verließ den Flur. „Gute Nacht.“, nuschelte Kitty. Sie spürte ihren Herzschlag im Kopf pulsieren. Was war es, dass ihn ausmachte? Er zog sie völlig in seinen Bann und rief Gefühle in ihr hervor, die sie vorher nie von sich kannte. Es waren Gefühle, die sie nicht einmal benennen konnte. Es war wie, wenn man das erste mal die Schule schwänzt oder aus dem Kiosk an der Ecke Kaugummi klaut. Man fühlt sich gut sich so etwas getraut zu haben, aber man ist auch beschämt. Man ist nicht dagegen das wieder zu machen, obwohl man weiß, dass es falsch ist. Verwirrt betrat sie ihr Zimmer. Über den Tag war sie sich aber einer Sache sicher geworden. Hinter dem arroganten Verräter, für den sie ihn immer hielt, steckte mehr als sie zu Anfang dachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)