Make me legend von sproutet-moon (Germania x Rom) ================================================================================ Kapitel 3: IV ------------- In dieser Nacht traeumte ich das erste mal seit langer Zeit wieder. Dort waren schmale Haende die verloren und einsam in Kaelte und Dunkelheit zitterten. Vorsichtig nahm ich sie in meine eigenen, um ihnen Waerme zu geben. Doch sie waren gar nicht kalt. Ich war es, der kalt war, und sie diejenigen die mich waermten. Sanft strichen die Haende ueber meine Haut. Beruehrten Stirn, Wange und spielten mit meinem Haar. Ein wunderbares Gefuehl durchstroemte mich und ich fuehlte die Haende an meinen Lippen. Sie schmeckten suess. Ein betoerender Geschmack aus herber Waldluft, Wildblumen und Flieder. Als ich meine Lippen dankbar auf die Haende drueckte, fingen sie jedoch wieder an zu zittern und verschwanden gaenzlich. Stattdessen fingen kleine Finger an, in meine Wange zu pieken. Verwirrt schlug ich die Augen auf und blickte in das Gesicht des kleinen, blonden Jungen. Er laechelte als er sah, dass ich erwachte und rueckte etwas beiseite. Ich rappelte mich auf und fischte Heuhalme aus meinen Haaren. “Hey Kleiner, gut geschlafen?” Er nickte leicht, legte aber die Finger auf die Lippen und zeigte hinueber zum Bett. Dort lag der Germane, halb auf die Faelle gesunken und schlief. Ich ging naeher, um zu sehen, wie es meinem Patienten ging. Der Schweiss und die groesste Blaesse waren verschwunden, seine Atmung ging normal. “Hervorragend.” fluesterte ich. Nun fiel meine Aufmerksamkeit auch auf den anderen Schlafenden. In der Hand hielt er noch das nasse Stueck Stoff. Er war wohl fast die ganze Nacht aufgeblieben, bevor er vor Erschoepfung eingeschlafen war. Seine blonden Haare waren ihm ins Gesicht gefallen und breiteten sich wie eine Decke ueber die Faelle aus. Ich laechelte und fasste eine goldene Straehne, um sie durch meine Finger gleiten zu lassen. Germanen waren wirklich erstaunlich. Als ich wieder aufblickte, sah ich direkt in rote, stechende Augen. “Wer bist du?” Erschrocken fuhr ich zurueck. Der Junge hatte rote Augen, das hatte ich noch nie gesehen! “Noch mal: Wer bist du und warum ist so ein dreckiger Roemer hier?” Seine Stimme war leise zischend, aber deutlich hoerte man den Aerger raus. “Nun...aeh?” "Bruder!” Ein kleiner Blitz huschte an mir vorbei und fiel dem Rotaeugigen um den Hals. “Ich bin so froh!” “Ludwig?” “Sei bitte nicht boese, der Onkel hat dich doch gesund gemacht. Er hat ihn extra hergebracht, um dich zu retten.” Die beiden sahen mich an. Der eine dankbar, der andere abschaetzend. Ich blinzelte nur erstaunt. Warum konnte heute auf einmal jeder reden? “Wenn du reden kannst, warum hast du es gestern nicht getan?” “Weil sonst die boesen Geister Gilbert seine Kraft ausgesaugt haetten.” Meine Verwirrtheit stieg. Der Junge namens Gilbert seufzte ungeduldig: “Es ist ein Brauch bei uns. Als ich vergiftet wurde und schwere Krankheit die Folge war, war es denjenigen verboten zu sprechen, die mich lieb haben. Weil unser Volk glaubt, dass sonst boese Geister den Kranken heimsuchen.” Das ergab natuerlich schon mehr Sinn. “Aber jetzt”, der kleine Ludwig umarmte seinen Bruder erneut. “Jetzt wirst du wieder gesund! Da wird er sicherlich sehr froh sein. Er hat sich die ganze Zeit gesorgt und sich um dich gekuemmert. Und ich natuerlich auch.” Gilbert laechelte liebevoll und strich dem schlafenden Germanen sanft ueber den Kopf. “Es ist gut, dass wir ihn haben.” Ein Hustenanfall schuettelte den noch schwachen Koerper. “Ok, Schluss mit Reden und Anstrengen! Dir mag es besser gehen, aber du bist noch nicht vollstaendig gesund. Du solltest ein wenig schlafen.” Gilbert schnaubte veraechtlich, doch tat was ich ihm riet, waehrend Ludwig eifrig nickte. Ich nahm die Hand des kleinen Blonden und ging mit ihm raus. “Wir wollen die beiden doch in Ruhe schlafen lassen, nicht?” Auf Zehenspitzen tippelte er neben mir her. Draussen nahmen wir uns jeder einen Krug und er fuehrte mich zu den nahegelegenen Bach. Als unsere Kruege gefuellt waren, setzte ich mich ans Ufer und streckte meine Fuesse aus. Ludwig dicht neben mir. “Du heisst also Ludwig?” “Hmmhm.” “Und ihr seit Brueder? Das sieht man euch gar nicht an.” “Wir sind aber Brueder, ganz sicher.” Er zog die Knie an und malte Kringel und Kreise mit seinem Finger in die Erde. “Nur weil Gil diese roten Augen und weissen Haare hat. Er muss manchmal so viel aushalten, weil die anderen denken, er ist von einem boesen Geist besessen oder das Kind des Schlechten. Unser grosser Bruder ist der einzige, der uns lieb hat und uns nicht deswegen hasst.” Erstaunt sah ich ihn an. “Er ist nicht euer Vater?” “Nein, er war der Bruder unserer Mama und jetzt ist er unserer. Weil meine Mama doch tot ist.” “Oh, das tut mir leid.” Der kleine war ganz schoen klarsichtig fuer sein Alter. “Es ist nicht schlimm, ich erinnere mich kaum noch an meine Eltern. Ich bin nur sehr froh, das wir jetzt eine Familie sind und unser grosser Bruder so stark ist. Er beschuetzt uns immer wenn...-” Ertappt drehte er den Kopf weg. “Ich soll darueber nicht reden.” Mir wurde gerade einiges klar. Hatte der Germane meine Hilfe gebraucht, weil die Leute in seinem Dorf sie ihm verweigerten? Ueblicherweise hatten die Germanenstaemme doch immer Heiler und Medizinmaenner. “Ist dein Bruder ein grosser Krieger?” Stolz nickte Ludwig. “Ja, ein ganz toller. Aber er kaempft nicht fuer unseren Stamm, nur fuer uns.” Ich verwuschelte ihm die kurzen, blonden Haare und richtete mich wieder auf. “Also schoen, lass uns zurueck gehen, dein Bruder braucht dringend sauberes Wasser, damit das Gift vollkommen ausgespuehlt wird.” Ich hob den Kleinen auf und nahm ihm den schweren Krug ab. “Was hat er eigentlich gegessen, dass er sich so eine lebensgefaehrdende Vergiftung zugezogen hat?” Ich hatte immer gedacht, dass “wilde Volk” wurde sich so gut mit der Natur auskennen, das ihnen so etwas nicht passieren kann. Aber der Junge war ja auch noch ein Kind. “Gil hat nichts falsch gemacht! Das war nicht SEINE Schuld.” Die kleinen Faeuste ballten sich und wuetend starrten die blauen Augen zu Boden. “Er wurde vergiftet?” Ludwig schwieg verbissen. Ich seufzte und strich mir durch die Haare. Ach herrje, da war ich ja in ein richtiges Drama geraten. Als wir die kleine Lichtung mit der Huette erreichten, stand der Germane bereits an der Tuer und schaute uns ungeduldig entgegen. Ludwig rannte sofort zu ihm und wurde in die Arme genommen. Als ich zu ihm trat, sah er mich wieder ernst an. Nichts war auf seinem Gesicht mehr uebrig geblieben von der Friedligkeit des Schlafes. “So Germane, jetzt wo der Kleine wieder fast gesund ist, was hast du nun mit mir vor?” Ich grinste ihn herausvordernd an, doch er schnaubte nur veraechtlich. “Mein Name ist nicht Germane. Ich heisse Germania.” Seine Stimme war fest und klar. Fuer einen Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. “Ich muss noch einmal ins Dorf. Heute abend werde ich dich zurueckbringen.” Damit drehte er sich um und holte einen kleinen Lederbaeutel aus der Huette. “Germania, bitte geh nicht wieder dort hin. Die Sachen passen noch ganz gut, du brauchst keine neue Kleidung fuer uns holen.” Die Stimme Gilberts war eindringlich, doch Germania liess sich nicht abbringen. “Sei nicht albern und leg dich zurueck ins Bett. Ich bin bald wieder da.” Als er herauskam und an mir vorbei ging, kam ich mir wieder so unnuetz und am falschen Platz vor. “Soll ich-” “Ich weiss, ich bin nicht in der Position um dich um noch etwas zu bitten, aber koenntest du ein Auge auf die beiden haben?” Ich nickte stumm und nahm Ludwig an die Hand, der veraengstigt neben mir stand und Germania traurig nachsah. Dieser ging wortlos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)