Gespenster von Boo-ya (Mihawk x Perona) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Und wieder ertappte er sich dabei ruhelos einen unsichtbaren Punkt hinter dem Horizont zu fixieren. Die Fenster hatten wirklich eine erneute dringende Reinigung nötig… Oder aber seit jeher, denn er konnte sich nicht entsinnen, sie jemals sauber gesehen zu haben – oder besser gesagt durch sie hindurch. Ein tonloser Seufzer fand seinen Weg über die schmalen Lippen, ehe die feingliedrige Hand durch’s pechschwarze Haar strich und dort einen Augenblick länger verweilte als nötig gewesen wäre. Nötig… Der Shichibukai schüttelte in einer vagen Bewegung den Kopf, während die Lethargie ihn erneut zu überwältigen drohte. Seine Glieder von innen heraus mit bleiernem Guss füllte und das Blut in seinen Adern gefrieren ließ angesichts der nahezu heiligen Ruhe, die nun schon seit knappen zwei Jahren seine Räume füllte. Und sie gleichzeitig so leer und karg daliegen ließ, dass es ihm einen Schauder den, mit fein definierten Muskelsträngen besetzten Rücken hinabjagte. Was war passiert? Es hatte sich doch nichts geändert… Die Welt dort draußen lag da, zerstört und gebrochen, wie eh und je. Es wurden Kriege geführt, unsichtbare Schlachten, angefüllt mit stumpfsinnigster Ideologie. Und er war wie eh und je Teil jenes Treibens. Mitten drin, das Schwert über Sieg und Niederlage entscheiden lassend. Und wie eh und je war es nicht er, der eine Niederlage verkraften musste. Langsam, fast als würde ein unsichtbarer Zauber seine Bewegungsfreiheit einschränken und sein Denken benebeln erfühlte er den teils groben, teils federweichen Staub unter seinen Fingerspitzen als sie über das glatte Glas des hohen Gotikfensters strichen und eine Spur klaren Durchblicks hinter sich zurückließen. Und er doch nicht mehr sehen konnte als zuvor. Vielleicht war es ein Gefühl der Erleichterung, vielleicht aber auch nur die Illusion der um ihn herum stehen gebliebenen Zeit, die ihn durchfloss als er sich auf die Ottomane gleiten ließ und seine Glieder streckte. Die Arme in gewohnt ungerichteter Haltung hinter dem Kopf verschränkend, während das rechte Bein locker das Linke überkreuzte. Und die kunstvolle Stuckdecke heute besonders interessant erschien. Das alte Dekor wies deutliche Rissspuren auf und bröckelte an einigen Stellen sogar komplett ab, was die florale Ornamentik zu einer wutverzerrten Fratze werden ließ, die Mihawk finster grollend von seinem Platz in der besonders zwielichten Ecke des Raumes anvisierte. Fast, als werfe sie ihm seinen Moment der Ruhe negativ vor. Die dunkel umrahmten Augen sich förmlich in seine eigenen bohrend, während sie ihn den Blick abwenden ließen und seine Lippen festen Halt aufeinander suchten. Nun sah er schon sprichwörtlich Gespenster in seinem eigenen Heim. Er sog die abgestandene, alte Luft durch, speziell für diesen Atemzug geblähte Nasenflügel ein, während die Teufel seines Inneren seine Schwäche sekündlich nutzten um ihn vollends auf das samtige Polster zu zwingen. Zu weich bettete es aber auch seinen Kopf. Horohorohorohoro… Er schreckte auf, die Sinne sekündlich geschärft, während sein Herz in plötzlichem Crescendo die kalte Stille vertrieb, die das nächtliche Anwesen mit seinen erloschenen Lichtern heimsuchte, wann immer es ihr beliebte. Was jeden einzelnen Moment beinhaltete dieser Tage. Erbarmungslos durchschnitten seine Augen die schummrige Finsternis, ohne einen Fleck unerkannt zurück zu lassen als sie ziellos und wach zugleich über Details der kargen Einrichtung glitten, die er doch nie zuvor bemerkt hatte. Oder deren Existenz im Laufe der Jahre schon zur Obligation geworden waren. Schemen einer Umwelt, die für ihn seit jeher reines Seelenheil in ihrer kühlen Ruhe darstellten. Und deren wahres Gesicht sich nun verformt seinem Bewusstsein offenbarte. Geifernde Fratzen und tänzelnde Dämonen im Dämmerlicht, still, lebendig und allgegenwärtig. Getränkt von einer absurden Hoffnung, einem trügerischen Gefühl der neu gewonnenen Kraft richtete sich Mihawk auf, die Spannung versteifte seinen Körper auf eine nahezu euphorische Art und Weise. Die seinen Rachen trocken legte und schwerer Schlucken ließ als bei einem köstlichen Abendmahl. Seine Hand tastete den hölzernen Türrahmen voran und hinterließ eine seltsam schmierige Oberfläche, denn sein Schweiß ging eine nur flüchtige Bindung mit den abgesetzten Alterspartikeln der Vergangenheit ein. Nun jagte er schon Gespenstern hinterher, in seinem eigenen Heim. Nur langsam wich die Anspannung aus seinen Gliedern, während er ziellos die verlassenen Korridore bewanderte. Hier und da den Blick schärfte, der schneidend das alternde Anwesen entzweite um doch nur wieder ins Nichts abwanderte. An einen Ort, den er nicht für sich gewählt hatte. Der vielleicht für ihn gewählt worden war. Aber den er nicht greifen konnte. Dessen Silhouette seinem irdischen Auge schon Streiche spielte und ihn Geister sehen ließ, die ihn nicht heimsuchten. Nicht hier und nicht irgendwo sonst. Und ihm dieser Gedanke nadelförmig das Herz durchstieß – hauchdünn, mit so zarter Intensität, dass es eine fast zärtliche Empfindung war, die ihn zur Seite sehen ließ. Zur Seite. Als wäre sie der Ort aller Antworten. Oder eher aller Fragen. Aber sie hielt nicht mehr bereit als abgetragene Reste. Aus vergangenen Zeiten, verstorbenen Gedanken oder vergessenen Glaubenswegen. Die Mihawk jeden Tag auf’s Neue in den nächsten geleiteten, ohne einen Tribut zu fordern. Was vielleicht daran lag, dass es nicht seine Schlacht war. Nicht sein Krieg, den er führte. Dem er beiwohnte und mit welchem er sich umgab. Der ihn einst wie heute die Welt schmecken ließ. Denn auf Sehen, Hören und Fühlen war seit jeher kein Verlass gewesen. Was dunkel war konnte erhellt werden, was gestern tief war sah heute trällernd der Morgensonne entgegen. Und was hart war konnte erweichen. Doch Süßes wurde nicht bitter, wenn es erst den Gaumen verwöhnt hatte und die Erinnerung daran blieb wie guter Wein im ewigen Prozess des Reifens. Verfeinerte sich stetig, bis schließlich Wolken und ein Traum den einstigen Geschmack ersetzten. Und wenn man erst von der Reinheit gekostet hatte, wusste man wie Heimat schmeckte. Einer Reinheit, die selbst ödes Land zum Blühen brachte. Horohorohorohoro… Die Gänge endeten nicht. Dafür aber sein Selbstbetrug. Er war Realist. Nicht Optimist und schon gar nicht Idealist. Und doch hielt sich die Lethargie versteckt hinter seinem Schatten. Sie lauerte auf ihren großen Auftritt, wenn er selbst die Bühne verließ und der Vorhang fiel. Um dann wieder über ihn herzufallen und seinen Geist nieder zu zwingen. Und Mihawk sich doch nur ein resigniertes Seufzen verkniff als der große Ohrensessel am, wie von Zauberhand brennenden Feuer seinen ermattenden Körper in Empfang nahm, während der Shichibukai seinen erschwerten Kopf auf dem Handrücken abstützte um dem Spiel der Flammen zuzusehen. Sie hatten nichts gemein mit beißend hellem Pink. Sie trugen keine warme Heimat in sich. Und keine zarte Reinheit, die ihn durchstach wie bitter süße Wehmut. Wann hatte er gelernt Sie so zu sehen? Durch all das Pinke, Schwarze, Aufgesetzte. Wann war die herrisch egomane Nervigkeit reinem Blütenregen und warmen Sonnenstrahlen gewichen, die ihn durchdrangen wie sein Schwert den Körper eines Feindes... Wann… Nun sehnte er sich schon nach Gespenstern… in seinem eigenen Heim. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)