Ein Katzenhai im Bullennest von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Catmans Keller ------------------------- VIII. Catmans Keller „Nox Schnurrer?“, schnaubte ihr Gegenüber. „Sicher erinnere ich mich an diese Kanaille! Der hat mich Jahre meines Lebens gekostet!“ Nach einigem Gewühl und Gestochere hatten sie sich am späten Nachmittag gen Ahrensburg aufgemacht. Jetzt saßen sie in der winzigen Polizeiwache, die für den ländlichen Bezirk zuständig war, in dem Schnurrer aufgewachsen war. Ihnen gegenüber quoll Polizeiobermeister Frederiksen aus seinem klapperigen Drehstuhl. Seine bauschigen Augenbrauen verdeckten fast seine wild funkelnden babyblauen Augen. „Schnurrer ist für mich das Synonym für Pest und Cholera!“, regte er sich auf. „Dieses elende Frettchen! Habt ihr ihn endlich drangekriegt? Meine Gebete wurden erhört!“ „Äh, nein“, stoppte ihn Lydia. „Er ist verschwunden.“ „Auch gut“, erwiderte Frederiksen lediglich. „Wir gehen der Sache nach“, versuchte David sie wieder auf die Ebene der Professionalität zu bekommen. „Das solltet ihr euch gut überlegen“, riet ihnen Frederiksen unverdrossen. „Wer will den denn wiederhaben?“ „Seine Firma“, klärte Lydia ihn auf. „Wieso? Hat er sie beklaut? Oder abgefackelt?“, fragte Frederiksen und stopfte sich schwungvoll ein Fruchtgummi in den Mund. Die Bewirtung hier war nicht ganz von derselben Qualität wie bei K & K-Enterprises, aber Fruchtgummis waren ihnen auch recht. „Nicht dass wir wüssten“, erwiderte David. „Aber wir kommen aktuell nicht weiter. Uns fehlen einfach Informationen. Es ist, als ob Schnurrer wie ein reines Klischee gelebt habe, das keinerlei Ansatzpunkte liefert.“ „Klischee von was? Mafiaboss?“, fragte der dicke Polizist sie. „Finanzhai“, korrigierte Lydia knapp. „Ist doch dasselbe!“, behauptete Frederiksen. „Das passt zu dieser Made!“ „Du scheinst ihn ja recht eindringlich in Erinnerung behalten zu haben“, griff David, der kollegialen Duz-Regelung folgend, den Punkt auf. „Oh ja! Oh ja! Ich träume noch heute manchmal von ihm! Und es sind keine schönen Träume!“, stöhnte der Andere. Er richtete sich leidlich in seinem Stuhl auf. „Der Kerl hat mir Magengeschwüre verursacht! Ich wusste jedes Mal, dass er es gewesen war, aber nie war ihm etwas nachzuweisen. Stattdessen hat er mich frech angegrinst und ist verduftet! Immer wieder!“ „Was hat er denn getan?“, fragte David neugierig. Das waren doch mal ganz andere Töne hier! „Alles! Studienrat Jahns Cabrio mit Gülle begossen, nachdem er ihm eine fünf in Musik gegeben hatte wegen Dauerschwänzerei und Renitenz! Bauer Peters Scheune pink angemalt, weil der ihn eine Schwuchtel genannt hatte! Abführmittel in die Bohle beim Schützenfest gekippt, weiß der Himmel warum! Sämtliche Briefkästen des Ortes zu Silvester in die Luft gejagt! Hannelore Karls Shampooflasche mit Enthaarungscreme gefüllt!“ „Das sind aber eher Lausbubenstreiche, wenn auch teils etwas grenzwertig“, unterbrach ihn Lydia. Frederiksen schnaubte. „Kriminell war’s trotzdem! Häufig auch völlig grundlos, als habe er schlichtweg nur Spaß am Chaos! Totaler Terrorist!“ „Interessant“, murmelte David. „Da ergibt sich ja ein ganz anderes Bild. Hatte er Freunde hier, die wir befragen könnten?“ „Nein. Er war ein völliger Einzelgänger, von klein auf. Die ganze Familie blieb lieber für sich. Ich weiß nicht, wie häufig ich mit seinen Eltern geredet habe, aber die haben da auch nichts ausrichten können, obwohl sie nicht begeistert gewirkt haben. Die waren auch ziemlich merkwürdig. Nox war den anderen Kindern sowieso suspekt“, berichtete Frederiksen. „Aha?“, animierte ihn Lydia zum weiterreden. „Seine Eltern waren Hippies oder sowas. Lebten in einem verlodderten Haus mit diversen Katzen. Keine Ahnung, womit die überhaupt ihr Geld verdient haben! Liefen immer ziemlich komisch rum, Häkelklamotten, Blümchenhemden, und hatten die Ruhe weg. Nox war da anders. Schon als ganz Kleiner ruhelos. Ich weiß nicht, er hatte so etwas Aggressives an sich, bereits im Kindergarten. Mein Jüngster ist mit ihm dahin gegangen. Nox war kein Schläger, aber er war anders, die anderen Kinder hat’s gegruselt vor ihm. Schon allein diese komischen Augen, so eine Farbe habe ich sonst noch nie gesehen. Wie zwei Bernsteine, ganz seltsam. Er hat keinen an sich ran gelassen, aber nach seiner Pfeife hatten alle zu springen. Ein echter Satansbraten. In der Pubertät ist es dann schlimmer geworden mit ihm. Oh, er konnte sehr einnehmend sein, aber er hatte immer etwas Wildes an sich. Irgendwann ist rausgekommen, dass er schwul ist, ich glaube, man hat ihn beim Rummachen mit irgendwem erwischt. Da wollten die anderen Jungs natürlich erstrecht nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ein paar Mädchen mit Hang zu den bad boys waren wohl enttäuscht, aber ich denke, so ein großer Verlust war es auch wieder nicht. Ihm krumm zu kommen haben sich die Meisten aber gehütet, denn das konnte unangenehme Folgen haben wie gesagt. Ein helles Köpfchen hatte er, ist ja dann auch studieren gegangen. War ich froh, als der hier endlich verschwunden ist!“ David und Lydia sahen sich stumm an. Sie waren beide etwas baff. Dieses Bild von Schnurrer passte ganz und gar nicht zu dem, das sie bisher serviert bekommen hatten. „Was mag bloß mit ihm passiert sein?“, grübelte Lydia laut. „Vielleicht hat er sich endlich mal verkalkuliert“, schlug Frederiksen vor. „Möglich, vielleicht auch im wortwörtlichen Sinne. Aber ich meine auch: Wie ist dieser Wildfang zu diesem gelackten Finanzfritzen mit der Bilderbuchkarriere geworden?“, rätselte sie. „Vielleicht ist ihm der Provinzterror zu öde geworden, und er hat beschlossen, seine Energien auf eine andere Ebene umzuleiten? Diese Finanzhaie sind doch auch so ein halbkriminelles Pack, das passt doch perfekt zu ihm!“, behauptete Frederiksen. „Naja, gewiss sind nicht alle so“, bremste ihn David. „Und von irgendwelchen halbseidenen Aktionen wissen wir auch nichts.“ Frederiksen lachte nur: „Wenn das Nox ist, dann gibt es die garantiert. Ihm war schon als Teenager nichts nachzuweisen, inzwischen dürfte er sich in dieser Hinsicht gesteigert haben!“ „Er hat sich gewiss viele Feinde gemacht?“, spekulierte David. „Jein. Keine Todfeinde, von denen ich wüsste. So weit hat er den Bogen nie überspannt. Aber vielleicht hat er sich auch in dieser Hinsicht weiter empor geschwungen“, überlegte Frederiksen. „Es war ja nicht so, dass er grundsätzlich unsympathisch gewesen wäre. Nein, er war irgendwie, wie soll ich sagen, anarchisch. Merkwürdig unzivilisiert, obwohl er nach außen hin den Regeln gehorcht hat. Ein ganz merkwürdiger Mensch. Man hat das Gefühl, dass da irgendetwas in ihm ist, das man nicht begreifen kann. Ich kann es nicht beschreiben. Nox war … oder ist, wie auch immer, wie … wie … keine Ahnung. Wie ein wildes Tier irgendwie.“ …………… Häh? Was? Wasn das? Verschlafen blinzelte Nox, während die Erkenntnis in sein Bewusstsein rieselte: Eine Hand! Nein, nicht eine Hand, seine Hand! Keuchend fuhr er auf und starrte erst sie an, dann an sich hinunter. Danke, ihr eventuell existenten Götter jeder Couleur! Besonderen Dank an die Maya-Götter aus dem Buch, das ihn bei der Stange gehalten hatte, auch wenn das Lesen mit lädiertem Auge ganz schön anstrengend gewesen war! Sein Körper war wieder da! Sein Menschenköper! Na endlich! Warum auch immer jetzt und so, die Sache gehorchte keiner tieferen Logik, sondern funktionierte größtenteils über Instinkt und irgendetwas Unerklärbares. Was für ein Anblick: seine Brustmuskeln, sein mit viel Arbeit definierter Bauch, sein Schwanz inklusive Eiern – das hätte auch anders aussehen können! – seine Beine, seine Füße, alles! Aber …? Er stierte erneut seine Hand an, dann fixierte er seine Zehen. In Windeseile sprang er vom Sofa auf und hastete nach oben ins Bad. Das, was der Spiegel ihm offenbarte, ließ ihn fast hysterisch aufheulen. Verdammter Mist! Wäre auch zu schön gewesen! Er hatte ja von seinem Onkel mal gehört, dass so etwas passieren konnte, wenn Menschenich und Katzenich aus dem Gleichgewicht geraten waren, aber es am eigenen Leibe zu erfahren, war doch ausgesprochen oberscheiße! Auch das war nur vorübergehend. Üblicherweise. Aber auch nicht zwingend. Nein! Nein, so wollte er nicht bleiben! Fuck! Entenkacke! Pumafurz! So konnte er in der Tat wieder Karriere machen: in einer sibirischen Freakshow! Okay, ganz ruhig, Alter, alles gaaaanz locker! Bestandsaufnahme: Er war wieder menschlich. Größtenteils. Geblieben waren ihm seine Krallen, die jetzt ziemlich deplatziert aus seinen Fingerkuppen und Zehenspitzen heraus lugten. Das ließe sich mit Handschuhen und Schuhen kaschieren. Problematischer war die Tatsache, dass er nach wie vor Katzenohren hatte, die keck aus seinen Haaren hervor lugten. Auch die Schnurrhaare auf seiner Oberlippe und an seinen Schläfen waren nicht wegzudiskutieren. Ausreißen – undenkbar, das wären Höllenqualen, gar nicht zu reden von den Gleichgewichtsproblemen! Seine Pupillen waren auch noch geschlitzt, das kam außerhalb von Halloween nicht gut an. Er drehte sich vorsichtig und musste sich erneut ein sehr unmännliches Aufkreischen verkneifen. Ach du heilige Scheiße! Sein Schwanz war auch noch da! Sein Katzenschwanz! Er war ein Typ mit zwei Schwänzen! Allerdings saß der andere über seinem Hintern und war haarig, ziemlich gesträubt und zuckte wild hin und her. Er ließ sich auf den Boden sinken. Ach, Mann! Er sah aus wie die allerletzte Witzfigur! Er war Catman! Ohne Superheldenfummel allerdings. Was für ein Spaß! Kacke! Und was jetzt? So konnte er nirgendwo hin, das war sicher. Selbst wenn er es schaffen sollte, raus zu kommen, als Gespenst verkleidet zum Beispiel, brachte ihm das wenig. Die Polizei suchte nach ihm, und so wollte er nun gewiss nicht gefunden werden. An seine Sachen kam er also nicht ran, und er hatte auch keine Ambitionen derweil in einer Höhle im Wald zu residieren. Er konzentrierte sich und ließ es durch sich sinken, wie er es immer tat. Es zog und zerrte ein bisschen, ein vertrautes Gefühl. Erneut blinzelte er an sich herab: Voila, da war er wieder, Davids süßer Tripper. Er straffte sich erneut, dann stand er wieder da: Nox Schnurrer, idiotisch aussehender Katzen-Mutant. Das ging schon mal, auch wenn es Risiken barg. Zumindest konnte er auf diese Weise vorerst hier bleiben. Hoffentlich war das nur eine Phase! Hatte ihm sein Vater bei seinem Outing auch verkündet, obwohl er sich irgendwann damit abgefunden hatte, denn es hatte sich keineswegs nur um eine „Phase“ gehandelt. Gnade, wenn sich das hier genauso verhielt! Aber es war eine Verbesserung, ein Schritt in die richtige Richtung, redete er sich die Sache schön. Reden! Er konnte wieder sprechen! „Hi, ich!“, grüßte er sich im Spiegel. „Das bin nicht ich!“, ergänzte er die Antwort seines Spiegelbildes. „Ich sehe nicht aus wie eine peinliche Anime-Figur!“ „Oh doch!“, korrigierte er stöhnend. „Ab heute schon! Aber immerhin bist du nicht pastellfarben!“ Zur Demonstration wackelte er mit seinen Katzenohren und fuhr die Krallen aus. Er fröstelte. Ohne Pelz am Leib war es hier nicht gerade brüllwarm. Davids Klamotten mopsen? David war zwar etwas kräftiger als er gebaut, aber so ungefähr dürfte ihm das Meiste passen. Blöderweise konnte man anscheinend nicht mit Gewissheit ahnen, wann der Herr Oberbulle nach Hause kommen würde, das hatte er ja bereits erfahren dürfen. Es war wenig erstrebenswert, von David in diesem Zustand auf dem Sofa pennend vorgefunden zu werden. Nein, wirklich nicht, obwohl Davids erste Frage wahrscheinlich nicht wäre: „Warum trägst du meine öden Klamotten? Böser Tripper!“ Sein Handlungsspielraum war zwar größer geworden, aber er musste umso genauer aufpassen. Er drehte um und marschierte wieder die Treppe hinab. War er eben ein frierender Nudist fürs Erste. Dagegen half Bewegung. Er schlurfte in die Küche. Erst mal das Wesentliche, er hatte Hunger. Reflexartig bückte er sich, um sich über sein Trockenfutter im Schälchen neben dem Kühlschrank her zu machen. Kurz bevor seine Nase darin versinken konnte, besann er sich. Er Idiot! Die Tage als Tripper hatten da so manche üble Gewohnheit entstehen lassen. Nein, jetzt war er wieder Mensch genug, um nicht mehr auf allen Vieren hockend aus Davids Fressnäpfchen zu essen! Allerdings konnte er David auch schlecht den mager bestückten Kühlschrank leerfuttern, das würde auffallen. Er öffnete das Fach, in dem David das Katzenfutter bunkerte. Der Gute hatte sich einen halben Jahresvorrat andrehen lassen, wenn da eine fehlte, würde es nicht ins Auge springen. Er griff zu. Rinderfilet mit Soße oder doch lieber Ente in Aspik? Ein Hoch auf die Heimtierindustrie, die solche Perversitäten ersann! Er entschied sich für das Rinderfilet. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz vor Mittag war. Er dachte nach. Sehr unwahrscheinlich, dass David jetzt aufkreuzte, aber auch nicht unmöglich. Rasch langte er nach dem Dosenöffner, dann drang ihm der Geruch des Katzenfutters in die Nase. Ob es die Gewöhnung war, oder ob das Zeug wirklich so gut war: Es roch jedenfalls lecker. Er schnappte sich einen Teller und Besteck, das zumindest musste drin sein, füllte sich auf und würzte noch etwas mit Davids Trockenkräutern nach. Die Versuchung war groß, sein Dinner jetzt auch noch in der Mikrowelle etwas aufzuwärmen, aber das erschien ihm zu gefährlich. Er vergrub die leere Dose ganz tief im Hausmüll, dann eilte er mit seiner Beute hinab in den Keller, um dort einigermaßen sicher vor Entdeckung speisen zu können. Nachdem er wohlig satt war und Besteck und Geschirr zähneknirschend abgewaschen und wieder zurückbefördert hatte, schlenderte er retour in den Keller. Das war wohl wirklich das Klügste, sich in dieser Gestalt möglichst wenig oben aufzuhalten. Wenn seine Katzenohren David oben nahen hörten, dann konnte er sich flugs zurück verwandeln, ohne dass David Verdacht schöpfen würde. Aber es war arschkalt hier! Und sein Arsch tat ihm obendrein noch weh, da ihn dieses Biest von Molly ja reingebissen hatte. Er betrat den Lagerraum mit dem Bücherregal. Kritisch beäugte er die Kisten. Staub lag auf ihnen dort, wo er nicht auf ihnen herum gekraxelt war, den lebenden Wischmopp gebend. David war zumindest so weise, nicht täglich hierher zu kommen und sich heulend im Besitzstand seines toten Gatten zu wälzen. Besser so für David – und auch für ihn. Resolut machte er sich an die Arbeit. Eine knappe Stunde später klopfte er sich selbst anerkennend auf die Schulter. Von außen besehen sah alles ziemlich genau wie vorher aus, innen jedoch gab es jetzt eine Freifläche, zu der ein schmaler Spalt führte, den er nur in Katzengestalt passieren konnte. Perfekt! Oder auch nicht, denn es handelte sich nach wie vor um ein erbärmliches Versteck in einem noch erbärmlicherem Keller, in das er absolut erbärmliche Lachnummer sich zu verziehen gedachte. Harte Zeiten erforderten eben drastische Mittel. Beim Rumräumen hatte er vorsichtig in die Kisten gelugt. Jetzt hatte er ein gut ausgestattetes geheimes Hauptquartier, fast wie Batman oder so, obwohl seines zu der uncoolen Art von Cartoon, den er hier gerade aufführte, besser passte. David hatte Theos gesamte Bettwäsche eingelagert inklusive Daunendecke und Kuschelkissen, damit war etwas anzufangen gewesen. Ein bisschen komisch war ihm schon dabei, die Sachen des Verstorbenen zu plündern, aber Theo brauchte sie nicht mehr. Der Einzige, der sie noch zu brauchen schien, war David, und das auch nicht konkret, sondern nur die Gewissheit, dass sie hier waren. Sie waren schließlich nach wie vor hier, nur ein bisschen umsortiert – mit ihm darin. Nun gut, David hätte garantiert etwas dagegen, dass ein fremder Kerl in den Sachen rumlag, aber David hätte mit Garantie sowieso etwas dagegen, dass er sich hier einnistete. Man konnte nicht alles haben. Er dankte im Stillen Theo, dass er ihm seinen Kram „auslieh“. Höflichkeit musste sein, dann konnte man so tun, als sei alles okay. Gar nichts war okay, Theo war hinüber, David fertig mit den Nerven, und er war ein dämlicher Mutant, der sich wie ein Kleinkind Höhlen baute, während sein Leben ziemlich den Bach runterging. Das Wissen darum half auch nicht weiter. Beim Rumwühlen hatte er noch so manch Anderes gefunden. Zunächst hatte er sich mit Büchern eingedeckt, die restlichen im Schrank so gerückt, dass keine Lücken entstanden. Hoffentlich würde er nie zur Lektüre von „Yucathekisch für Fortgeschrittene“ kommen, aber Sprachen zu lernen bildete, auch wenn man keine Ahnung hatte, wer zum Geier sie überhaupt sprach. Theos Klamotten passten ihm recht gut, in seinem Versteck konnte er sich vielleicht ab und an mal den Anstrich von Zivilisation leisten und Jeans und T-Shirt überstreifen. Das kreischgrüne Hawaii-Hemd würde er allerdings niemals anziehen! Es erinnerte ihn viel zu sehr an die peinlichen Fummel, in die ihn seine Eltern früher gesteckt hatten, als er sich noch nicht recht hatte dagegen wehren können. Von Theos privaten Sachen, Papieren, Zeugnissen, Fotoalben hatte er die Finger gelassen. Interessierte ihn auch nicht gerade brennend. Erfreulich war der Fund eines Rubrik-Würfels gewesen, so ein Ding hatte er immer schon mal besiegen wollen! Meist verkniff er sich so etwas, aber wenn er nichts zu tun hatte, ging der Spieltrieb gerne mit ihm durch. Interessanterweise hatte Theo auch Spielzeug von der Art besessen, die er selbst zu bunkern pflegte. Sein Zuhause hatte man ja von oben bis unten geflöht. David dürfte über den Inhalt seines Panzerschranks allerdings nicht ganz so schockiert gewesen sein, sein Liebster hatte es offensichtlich auch faustdick hinter den Ohren gehabt. Doch den Kram hier würde er nicht in tausend Jahren anfassen, genauso könnte er sich bei Theos gebrauchtem Klopapier bedienen, igitt! Immerhin hatte David das nicht eingelagert. So, damit wäre das Überleben vorerst gesichert. Er spitzte die Ohren, aber es war nach wie vor ruhig. Den Klang von Davids Auto hatte er sich ganz genau eingeprägt. Angestrengt weiter lauschend ging er erneut nach oben. So Panne, sich im Tran aufs Katzenklo zu setzen, war er dann doch nicht. Da würde David aber gucken, bei dem strammen Häufchen. Am Waschbecken putzte er sich notdürftig. Wasser mochte er nun mal nicht, doch stinken tat er auch ungern. Da machte der Begriff „Katzenwäsche“ mal richtig Sinn. Auf dem Marsch zurück fiel sein Blick auf die Kaffeemaschine in der Küche. Er griff sich die Kanne und spähte hinein. Oh Jubel, es war noch ein lauwarmer Rest darin! Er nahm einen herzhaften Schluck. Oh Mann! Das hatte er echt gebraucht! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)