Ein Katzenhai im Bullennest von abgemeldet ================================================================================ Prolog: -------- Prolog: Ein schlimmer Fall von Kater So ganz sicher war er sich nicht, welcher der beiden Namen schlimmer war, der, den ihm seine Eltern verpasst hatten, oder der, der jetzt ihn anpreisend an der Vorderfront des Käfigs stand, in den man ihn gestopft hatte. Ein dicker, kleiner Junge in Kapuzenpullover und speckigen Jeans, bei dessen Anblick er von Schüben des Widerwillens geschüttelt wurden, war so liebenswürdig, ihm Gewissheit zu verschaffen: „Schau mal, Mama, der Kater hier ist ja süß! Er heißt Tripper! Och… den will ich…!“ Kurzzeitig war er einfach nur so fassungslos, dass sich ihm das Fell am ganzen Körper sträubte. Diese verdammten Arschlöcher von diesem Wohltätigkeitszirkus hatten ihn ernsthaft nach einer Geschlechtskrankheit benannt! Diese Vollidioten hatten wahrscheinlich gedacht, dass das irgendwie niedlich klang und ganz bestimmt etwas mit dem Reisen zu tun haben mochte. Hatte es auch. Doch das nicht gerade auf die possierliche Art, wenn man bedachte, was da gewöhnlich reiste. Was sprach gegen Kasimir oder Snowball oder seinethalben auch Mautzi?! Er hatte wirklich kein Glück in diesen Dingen… wie auch gerade ganz im Allgemeinen. „Er ist geimpft, temperamentvoll, aber nicht so verschmust“, las das Pommeskind laut vor. Er fauchte die penetrante Rotznase demonstrativ an, dass die bloß nicht auf dumme Gedanken kam. Temperamentvoll, das war die gängige Umschreibung für „bissig“. Stecke nur den Finger durchs Gitter, um mich zu kraulen, na komm schon… „Äh…“, mischte sich Mutter des Kinderknödels ein, die auch recht gut im Futter stand. „Den Namen kann man ja ändern… und wir müssten ihn kastrieren lassen!“ Er holte Schwung und langte mit ausgefahrenen Krallen wild knurrend durch die Stäbe, dass die beiden einen entsetzten Sprung rückwärts taten. Gnade dem, der das versuchte! „Er… ist wohl… ein wenig zu wild…“, stammelte die ernährungsphysiologisch anscheinend nicht so firme Mama und zog ihren entsetzt japsenden Sprössling mit sich. Gerettet. Immerhin. Ganz großes Kino, wirklich. Alles war schief gegangen, wirklich alles, und das hier war in der Tat ein passender krönender Abschluss. Statt den süßen Geschmack des Triumphes bekam er jetzt Brekkis zu kosten. Und statt Nox, was ja auch völlig besoffen war, hieß er jetzt Tripper. Vielleicht hätten seine Altvorderen mal bedenken können, dass er mit diesem Namen auch durch die Menschenwelt spazieren musste – und wer bitte bekam keinen Lachkrampf, wenn sich einer als „Nox Schnurrer“ vorstellte? Sein Neid galt allen Kevin-Dennis Meiers. Und es war wahrhaft nicht besser geworden. Er sprang auf das Podest an der Hinterwand des Käfigs und rollte sich im Schatten zusammen, nicht dass noch jemand auf unschöne Ideen ihn und seine Männlichkeit betreffend kam. Man hatte ihn gewarnt, schön und gut, aber er hatte ja nicht hören wollen. Jedenfalls nicht auf diese besonnenen Stimmen, viel mehr mit seinen Katzenohren. Er hatte es schlichtweg übertrieben, und jetzt hing er fest. Das würde eine Weile dauern, bis er wieder in der Lage sein würde, sich zurück zu verwandeln, doch bis dahin wäre der Drops gelutscht. Statt brisanter Insiderinformationen über die geheimen Pläne zur feindlichen Übernahme durch ihren Konkurrenten hätte er nur sein unentschuldigtes Fernbleiben zu bieten, während das Unheil seinen Lauf genommen haben würde. Er war sowas von gefeuert. Und was in seinem Zeugnis stehen würde, konnte er sich ziemlich plastisch vorstellen. Aus der Traum von der rasanten Karriere bis ganz an die Spitze. Derweil hatte er noch ganz andere Probleme. Erst einmal musste er hier raus – und zwar ohne entscheidende Körperteile einzubüßen. Der Weg nach draußen ging anscheinend am ehesten über den Knuddelfaktor. Er hasste Knuddeln. Aber jetzt hieß es wohl zunächst, kleine Brötchen zu backen. Sobald ihn irgend so eine sentimentale Vollnull adoptiert haben würde, konnte er ab durch die Mitte… und was dann? Er konnte sich schlecht ein Flugticket nach Australien kaufen, wo die anderen gemeinsam mit seinen Eltern am Arsch der Walachei ihre „Kommune“ errichtet hatten. Er hatte ja nicht mitgewollt, er hatte andere Pläne gehabt als diesen Aussteiger-Blödsinn. Stattdessen… nach Fischköpfen in den Mülltonnen italienischer Restaurants wühlen? Wenig verlockend. Nein… er brauchte Zeit… und solange… Huhu, ich bin Tripper, ein armes einsames Katerchen mit kuscheligem Fell, kann ganz toll schnurren und aufs Katzenklo, und ich habe Hunger!!! Bitte, bitte, hab‘ mich lieb und schenke mir ein schönes Zuhause… Aber Finger weg von meinen Nüssen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)