Yours possession von -Marli-x3 (....wo dein Herz schlägt) ================================================================================ Kapitel 17: Betrayal -------------------- Betrayal Langsam schlug Celleste die Augen auf. Sie fühlte sich eigenartig. Als wäre sie für eine Zeit lang eine andere Person gewesen. Jemand, der gerade gehen konnte und nun, mit dem aufschlagen ihrer Augen, plötzlich wieder schwere Steine auf die Schultern geladen bekommen hatte. Auf einmal war jeder Schritt wieder eine Last. Eine Last unter der sie am liebsten einfach zusammenbrechen würde, doch sie erinnerte sich. Sie erinnerte sich wieder daran, was sie diese Last hatte stemmen lassen, all die Jahre lang. Sie erinnerte sich, dass sie Pierre, das Schwein, getötet hatte, sie erinnerte sich, dass sie versucht hatte sich selbst umzubringen, sie erinnerte sich, dass ihr Gedächtnis verloren ging und sie erinnerte sich daran wen sie getroffen hatte. Den Mann, den Detektiv mit diesen undurchdringlichen onyxfarbenen Augen. Der wahrscheinlich jede ihre Bewegungen, durch die vielen Kameras deren Anwesenheit sie endlich bemerkte, beobachtete und der Vater ihres Kindes war. War das ihr Schicksal? Von dem Mann, der ihr, ihr geliebtes Kind beschert hatte, für einen Mord den sie niemals bereuen könnte, in eine Zelle in der sie nicht 2 Tage überstehen würde, gesperrt und für immer gehasst zu werden? Das Schicksal hatte einen schlechten Humor. Langsam, mit der Rückkehr ihrer Erinnerungen, dämmerte ihr auch in was für einer gefährlichen Situation sie sich befand und der Plan der dahinter steckte. So einfach und doch war sie nicht darauf gekommen. Er hatte sie eingeweiht, ihr alles auf ihr eigenes drängen hin erzählt, doch das hatte seinen Preis. Man baute darauf, dass sie sich mit den Fetzen ihrer zurückkehrenden Erinnerung selbst das Handwerk legen würde. Ein sehr effektiver Plan, denn ihr wahres ich wäre und war darauf angesprungen. Unwillkürlich legte sich eine erdrückende Schwere auf sie, auf ihr Herz. Ein guter Plan. Ein schiefes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, doch in ihren Augen war der Schmerz deutlich zu erkennen. Was sie nun zu tun hatte, war ihr dennoch sofort klar. Diese Gefühle, die sie ihm gegenüber hegte, die nun, da sie sich endlich wieder darüber im Klaren war, was sie beide verband um so stärker in ihr wüteten, sie könnte sie niemals an die Oberfläche kommen lassen. Der Blick ihrer Augen verhärtete sich wieder. Celleste wusste, was sie getan hatte und sie konnte sich sicher sein, dass er es auch längst erkannt haben musste und das würde immerzu zwischen ihnen stehen. Darum würde, nein musste sie jetzt ihre Gefühle verleugnen und ihre wenigen gemeinsamen Momente tief in sich verschließen. Langsam, als wäre jegliche Kraft aus ihren Armen gewichen, versuchte sie die Decke zurückzuschlagen, gab aber sofort wieder auf. Am liebsten würde sie einfach liegen bleiben und nie wieder aufstehen. Sich für immer vor all dem, das sie erwartete hier unter der Bettdecke verstecken. Plötzlich, legte sich ungeschickt eine warme Hand auf ihren Rücken und übte unterstützend Kraft auf diesen aus. Erschrocken zuckte Celleste. Wer war das? „Warten sie, ich helfe ihnen.“ Nein. Es war nur Matsuda. Beinahe enttäuscht ließ sich Celleste von ihm helfen. Die Erkenntnis über ihre Enttäuschung wahrnehmend, gewährte sie ihren Gedanken sich an dem abgeschottetem Teil ihres Gehirns zu schaffen zu machen. Sie konnte es einfach nicht verhindern. Jedes Mal wenn sie geredet hatten, hatte sie das Funkeln in seinen Augen gesehen, wenn er erkannt hatte, dass sie die Wahrheit zu ihm gesprochen hatte, erstaunt stellte sie die Stärke des Wunsches fest, dieses Funkeln erneut sehen zu können. Sie schüttelte den Kopf. Niemals. „Was ist mit ihnen? Haben sie ihre Erinnerung zurück erlangt?“ „Ich fürchte es hat sich nichts geändert Matsuda. Ich erinnere mich nicht an mehr.“ Besser gesagt, wünschte sie, sich weiterhin an nichts zu erinnern. Bereute sie es wirklich nicht, diesen Mann getötet zu haben? Sie hatte doch Naomi, diese hatte nun eine Mörderin zur Mutter. Konnte sie das überhaupt noch verantworten? Oder sprach da tatsächlich ein schlechtes Gewissen aus ihr? Verflucht! Sie hatte doch nicht damit rechnen können, ihn je wieder zu sehen und auch noch zu so einem Zeitpunkt! Sie schlug die Beine über den Bettrand und stand mit Hilfe von Matsuda auf. Wie automatisch trugen sie ihre Beine in das Zimmer ihrer geliebten Tochter. Diese befand sich, wie zu erwarten gewesen war in der Obhut von Watari. Als dieser sie jedoch bemerkte, stand er augenblicklich auf und verließ, ohne ein Wort zu verlieren, zusammen mit Matsuda den Raum. Es konnte ihr nur recht sein. Wer wusste, wie lange sie in Anwesenheit ihrer Tochter gegen das Bild des Familienglücks ankämpfen konnte, das sich mit aller Macht vor ihre Augen zu schieben versuchte. Doch als sie Naomi so da sitzen sah, mit bunten Holzklötzen spielend, bei dem verzweifelten Versuch einen quaderförmigen Klotz durch eine Sternform zu schieben, schaffte es eine blasse Gestalt, in gekrümmter Haltung, mit den Händen in den Hosentaschen und sie selbst, auf den lilafarbenen Teppichboden. Das Bild einer Illusion. Das Bild einer recht schrägen und doch liebevollen Familie. Schwach kniete sie sich zu ihrem Kind auf den Teppichboden und nahm sie auf den Schoß. Sanft nahm sie ihre Tochter in den Arm, spürte wie sich ihre kleinen Fingerchen an ihren Hals krallten, spürte das feine Haar unter ihrer Hand, die behutsam über ihren kleinen Kopf streichelte. "Ich hab, dich vermisst mein Schatz. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr. Verzeihst du Mami, dass sie solange weg war? Ich liebe dich, hörst du? Egal was war, was ist und was mal sein wird. Ich liebe dich, dass darfst du nie vergessen." Die Tränen verschleierten bereits ihre Sicht. Sie hätte eine Familie haben können, wie sie eine mit ihrer Schwester gehabt hatte. Sie hätte sehen können, wie ihre Tochter aufwächst, die ersten Schritte macht. Sie hätte die Wärme einer Familie spüren können, sie selbst hätte lieben können, womöglich hätte sie auch Liebe empfangen, sie hätte ihn lieben können. Der Schmerz dieser Gedanken, bohrte sich in ihr Herz. Was hatte sie nur getan? Sie hatte das alles weggeworfen, blind vor Rache und ohne den nötigen Blick in die Zukunft, hatte sie getötet. Das würde immer zwischen ihnen stehen und das wusste sie. Nicht nur zwischen ihm und ihr, auch zwischen ihrer Tochter und sich selbst. Wie könnte sie ihr schließlich je erzählen, dass sie jemanden absichtlich ums Leben gebracht hatte. Wie lange könnte sie sich dieser Tatsache erwehren? Es war hoffnungslos. Sie würde alles verlieren, erneut. Die Tränen standen ihr nach wie vor in den Augen, doch was würde es bringen jetzt zu weinen? Sie würde sich nicht besser fühlen. Sie hatte also die Wahl zwischen für immer weinen oder gar nicht erst damit anzufangen. Tapfer schluckte sie den Kloß in ihrem Hals herunter, unterdrückte mit aller Kraft ihre Trauer. „...Pa..ba.“ Celleste riss die Augen auf. Freude und Angst wechselten sich in ihrem Gesicht ab. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit pumpte es Blut durch ihren Körper und sie bekam nur ganz sacht die Bewegungen ihrer Tochter in ihren Armen mit. Langsam setzte sie die kleine wieder auf ihren Schoß ab und blickte dabei starr auf die gegenüberliegende Fensterscheibe. Ihre Sicht war wieder verschwommen, doch in der Spiegelung des Fensters konnte sie jemanden hinter ihr im Türrahmen stehen sehen. Erneut erhob die kleine Naomi ihre zarte Stimme und brachte zwischen ein paar babytypischen Glucksern 2 weitere Worte hervor. „Ma..ma.......Pa..ba.“ brabbelte sie fröhlich und schaute ihrer Mutter erwartungsvoll in das erstarrte Gesicht. Der Schmerz wurde unerträglich, als sie erkannte wen ihre Tochter mit ihren ersten Worten als ihren Vater bezeichnete. Der Kloß im Hals war wieder da und größer als jemals zuvor, doch Celleste zwang sich ihren Mund zu öffnen und tief Luft zu holen, um nicht erneut ihrer Trauer zu erliegen. Lange war es still. Bis auf Naomis unwissendes Brabbeln, sagte keiner der beiden ein Wort. Endlich brach er die Stille. „Wie ich sehe sind sie wieder zu sich gekommen.“ Er sprach ruhig und distanziert, doch sein Blick war starr auf sie gerichtet. Die Luft war zum schneiden. Celleste war noch nicht im Stande zu antworten ohne, dass er das Zittern ihrer Stimme bemerken würde. „Wie fühlen sie sich?“ Fuhr er fort und seine Stimmer verriet ihr, seine Anspannung. Erneut holte Celleste Luft und ließ sich Zeit mit der Antwort. In der Spiegelung des Fensters erkannte sie, dass er etwas in der linken Hand hielt. Als sie nicht antwortete, knisterte es etwas unter der Kraft mit der er es zusammendrückte. „Unverändert.“ Brachte sie endlich hervor, doch ihre Stimme klang wie Schmirgelpapier auf Glas. Er hatte wie erwartet ihre Lüge bemerkt, auch ohne ihr in die Augen zu sehen. Er hob seinen Blick von ihrem Rücken in die Fensterscheibe und sah ihr ins Gesicht, doch dann wand er den Blick wieder ab und musterte den Teppichboden unmittelbar vor ihr. Ohne sie anzuschauen begann er zu sprechen. „Wir haben Grund zur Annahme, dass sie in Verbindung mit dem Mord an Pierre Duetong stehen. Ich habe hier DNA Proben vom Tatort, die mit den ihren übereinstimmen. Haben sie etwas dazu zu sagen?“ Wie könnte sie etwas dazu sagen? Sie würde lügen, sie beide wussten es. Obwohl es völlig sinnlos war würde sie lügen. Die Chance zurück in ein normales Leben hatte sie schon vor langer Zeit verspielt und doch, konnte sie ihm die Wahrheit nicht ins Gesicht sagen, nicht den Strohalm loslassen, der ihr Gewicht niemals halten könnte. „Nein.“ War also die Antwort und die Augen des Detektivs bekamen einen ärgerlichen Glanz. „Auch können wir sie, aufgrund der neusten Erkenntnisse in Verbindung mit einer fallrelevanten Organisation bringen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der Suche nach ihnen ist...“ fuhr er unbarmherzig fort, doch Celleste schnitt ihm das Wort ab. „Ich weiß nichts.“ „Duetong war bei ihnen Kunde, kurz bevor er starb.“ „Ich erinnere mich nicht.“ Lüge, lüge, lüge hämmerte sich Celleste in den Kopf, obwohl sie so gern anstatt des verärgerten Glanzes, das erfreute Funkeln in seinen Augen gesehen hätte, log sie und jede ihrer Antworten klang mechanisch und abgehackt. Jedem, erst recht ihm, wäre das aufgefallen. L konnte ihre Beweggründe nicht nachvollziehen und ärgerte sich über ihre offensichtlichen Lügen, die ihn zeitgleich traurig stimmten. Zwar war so der Fall wahrscheinlich bald abgeschlossen, doch.... Ja, was war es denn nun eigentlich, dass ihn so traurig stimmte. Ob gelogen oder nicht sie war so gut wie überführt, in jedem Fall konnte und würde sie ihrer gerechten Strafe nicht entgehen. Um das, ihr gemeinsames Kind, tat es ihm nur Leid. Was würde wohl mit ihr Geschehen? Auch wenn er der biologische Vater des Kindes war, so konnte sie doch nicht bei ihm bleiben. Noch nie hatte sich der Detektiv solch einer Verzweiflung ausgesetzt gefühlt, erst recht nicht, wenn er kurz davor stand einen Fall zu lösen. War es das? Verzweiflung? Die Situation war tatsächlich sehr verfahren, doch er würde schon eine Lösung finden, das tat er sonst auch, demnach gab es keinen Grund zu verzweifeln und doch, wenn er sich die zwei Personen vor sich so anschaute. Liebte er diese Frau? Nein, für Liebe war es viel zu früh. In Wirklichkeit kannten sie sich doch kaum, genauso wenig seine Tochter. Die beiden waren das Ergebnis eines großen Fehlers, seines Fehlers, darum verspürte er eine gewisse Verantwortung, doch Liebe? Seine Gedankengänge wurden, von Mogi und Aizawa unterbrochen, die wie besprochen, vor der Tür gewartet und auf das Ende dieser Unterhaltung gewartet hatten. Er selbst hatte sie angewiesen, die Frau, danach in Einzelhaft zu nehmen, da durch den Arzt bestätigt wurde, dass ihr Gedächtnis innerhalb von drei Wochen zurückkehren konnte und würde, da sie durch die nun vorhandene Beweislage mit äußerst hoher Wahrscheinlichkeit die gesuchte Täterin war und ein verlorenes Gedächtnis sie nur weiterhin schützte und ihr so die minimale Chance zur Flucht bot. Die beiden Männer schoben sich an ihm vorbei in das Zimmer und trennten die junge Mutter von ihrem Kind. Ohne Gegenwehr ließ diese sich aus dem Zimmer befördern, hielt das Gesicht jedoch dabei gesenkt, sodass ihr Haar es verbarg. Zurück blieben L und die kleine Naomi. Diese brach nach einigen Sekunden in weinerliches Geschrei aus, doch der Detektiv stand weiter still in der Mitte des Zimmers und rührte sich nicht. Das Kindergeschrei wurde immer lauter, doch er stand weiterhin unbewegt im Raum, die Hände in den Hosentaschen, den Kopf gesenkt, die Zehen still. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)