Yours possession von -Marli-x3 (....wo dein Herz schlägt) ================================================================================ Kapitel 14: Those strong feelings --------------------------------- Those strong feelings Es war ihm bereits nach der ersten Treppenstufe klar gewesen und mit jeder weiteren, die er nahm, verstärkte sich nur die Erkenntnis. Er hatte sich selbst getäuscht. Es hieß man redete sich solange etwas ein, bis man schließlich selbst daran glaubte. Der Inhalt ihrer Träume war nicht dermaßen ausschlaggebend, um nicht zu sagen nutzlos, dass er sich persönlich zu ihr zu begeben hatte. Er hatte nur der Wahrheit nicht ins Auge sehen wollen, dass sich seine Theorie bewahrheitete war weder groß erfreulich noch besonders hilfreich für den Fall, logisch betrachtet. Warum war er dann auf dem Weg zu ihr? Die Antwort lag auf der Hand. Es war für sie. Weil er sich sorgte. Für sich selbst, weil es ihn interessierte. Das hatte nun wirklich nichts mehr mit Logik zu tun. L seufzte. Nun stand er schon eine ganze Weile, nachdem er die Tür zu ihrem Appartement erreicht hatte, davor. War tatsächlich unentschlossen und tat nichts weiter als vor sich hin zu starren. Seine Hände waren tief in den Hosentaschen seiner Jeans vergraben, seine Zehen trommelten auf dem Boden, der einzig und allein vom Licht des Wohnzimmers, das unter dem Türspalt hindurch strahlte, erhellt wurde. Vielleicht war sie inzwischen eingeschlafen. Das Licht konnte auch gut noch brennen, weil sie vergessen hatte es abzuschalten. Plötzlich traten zwei Schatten hinter die Tür. L's Augen weiteten sich, doch schon wurde die Tür aufgeschwungen. Mit ordentlich Schwung. Sie traf den Detektiv mit voller Wucht. Der Türknauf bohrte sich in seine Rechte und die Kante quetschte schmerzhaft seine empfindlichen Zehen. Das tat weh. L unterdrückte das Bedürfnis laut Aua zu schreien, sog stattdessen aber scharf die Luft ein und blieb stocksteif hinter der Tür stehen. Seine Hände hatte er flach gegen das Holz gedrückt, damit sich die Tür auch ja nicht noch weiter über seine Zehen schieben konnte. Hinter der Tür lugte erschrocken Celleste's rothaariger Kopf hervor. "Oh Gott! Ist alles in Ordnung?" fragte sie überflüssiger Weise und wich augenblicklich von der Tür zurück. L bemerkte wie ihm vor Schmerz der Schweiß ausbrach. "Guten Abend..." presste er dennoch mühsam hervor. Verwundert über seine höfliche Begrüßung runzelte Celleste die Stirn und sah anschließend auf seine Füße, deren Zehen nach wie vor vereinzelt unter der Tür eingeklemmt waren. "H..hallo." entgegnete sie unbeholfen. "..tut...das nicht weh?" fügte sie hinzu und fühlte sich noch dümmer. Dass das nicht gerade angenehm war konnte man ihm durchaus ansehen. Dementsprechend fiel auch seine Antwort aus. "Doch..doch. Das tut es in der Tat." „Dann lassen sie doch die Tür los, um Gottes Willen.“ Sie griff nach der Tür um sie von seinen Füßen zu ziehen. So hätte es jeder normale Mensch getan, auch wenn es weh tun würde. Doch als sie sich der Tür auch nur näherte erhob der Detektiv angestrengt seine Stimme und fuchtelte so gut es ging mit einer Hand um sie davon abzuhalten. „Nein nein nein!“ „Nein?“ fragte sie entgeistert und schwankte zwischen Mitleid und Ärger. Da sie sich für seine Lage verantwortlich fühlte und er es offenbar vorzog ihr ihre Schuld, trotz seiner augenscheinlichen Schmerzen, weiterhin vor Augen zu führen. Da sie es jedoch zu verschulden hatte willigte sie ein, ihm auf seine Weise zu helfen. „Ok. Was soll ich tun?“ Erleichterung trat anstelle des anfänglichen Entsetzens in sein Gesicht und kurz kam er ihr vor wie ein Kind, dass es geschafft hat seinen Willen zu bekommen, trotz eingesteckter Prügel. Während er ihr dann erklärte, wie sie die Tür aus den Angeln zu heben hatte, war ihr Eindruck wieder völlig gegenteilig. Er erläuterte ihr alles so präzise, dass sie nicht einmal nachfragen musste und wartete geduldig darauf, dass sie, mit der begrenzten Kraft die ihr als Frau zu Verfügung stand, die Tür aus den Angeln gehoben und ihn befreit hatte. Sie hatte sich schon gefragt ob sein Fuß inzwischen nicht mehr weh tat, oder ob er tatsächlich über so große Selbstbeherrschung verfügte. Doch als sie nach ihm schauen wollte, nachdem sie die Tür abgesetzt hatte, war er schon an ihr vorbei in die Küche verschwunden. Sie ließ die Tür dann einfach so wie sie war, aus den Angeln gehoben, an die Wand gelehnt stehen und betrat dann wieder das Wohnzimmer. Inzwischen saß er auf der Couch, mit dem Rücken zur Küche, die an das Wohnzimmer grenzte und presste sich einen Eisbeutel auf die Zehen. Er hockte auch mehr, als dass er saß und sah ziemlich unglücklich aus. Warum er auch hier her gekommen war, es war wohl vergessen. Einzig und allein seine Füße schienen jetzt noch von Bedeutung. Sie musste schmunzeln und wieder kam er ihr wie ein Kind vor. Dennoch verdoppelte dieser Anblick auch ihre Schuldgefühle und in ihr Wuchs der Drang es irgendwie wieder gut zu machen. „Soll ich mal schauen?“ Es hörte sich an als würde sie einem Kind anbieten auf eine Wunde zu pusten. Darum war der Blick den er ihr daraufhin zuwarf wahrscheinlich auch so sparsam und er verneinte höflich. „Nein. Lassen sie nur.“ Celleste fühlte sich noch schlechter und versuchte es mit etwas anderem. „Ich kann Akupressur. Soll ich es versuchen?“ Was Akupressur dabei helfen sollte, wenn man sich die Zehen eingeklemmt hatte, fragten sie sich in dem Moment wohl beide, doch Celleste wollte unbedingt etwas wieder gut machen. Darum lächelte sie dankbar als er, was sie dennoch erstaunte, stumm nickte. Sie umrundete die Couch und kniete sich vor ihn auf den Boden. Nachdem sie ihn noch einmal mit den Augen stumm um Erlaubnis gebeten hatte, nahm sie einen seiner Füße in beide Hände und senkte den Kopf. Ihre Haare fielen nach vorn und kitzelten ihn ein bisschen. Sie begann zu massieren. Sie versuchte wirklich ihr bestes. Aber die Wahrheit war, sie hatte gelogen. Sie hatte absolut nicht die leiseste Ahnung von Akupressur. Es war ihr einfach so eingefallen und dann hatte sie es gesagt ohne darüber nachzudenken. Sie kam sich total lächerlich vor, dass sie hier etwas versuchte von dem sie keine Ahnung hatte und in Wirklichkeit einfach nur die Füße eines Mannes massierte, den sie obendrein kaum kannte. Zu ihrem Glück wusste sie nicht, dass L sich dagegen sehr wohl mit Akupressur auskannte und nur zugesagt hatte, weil er neugierig geworden war. Er wusste was er an dieser Frau sehr schätzte, dass sie ihm immer die Wahrheit gesagt hatte. Er kannte die Anzeichen einer Lüge und dieser Frau hatte, seit er mit ihr zusammenarbeitete nur die Wahrheit zu ihm gesprochen. Umso erstaunter war er dann als er feststellte, dass diese Frau ihm offensichtlich ohne darüber nachzudenken ins Gesicht gelogen hatte. Sie konnte nicht einen Griff, dafür massierte sie seine Füße mit solch einer Hingabe, dass ihre Hände dabei zitterten. L musste grinsen. Die Situation war wahrlich skurril. Er musste an sich halten nicht zu lachen, als sie ihn, wohlgemerkt ohne ihn anzusehen, um seinen anderen Fuß bat. Es musste ihr sicherlich sehr unangenehm sein, doch sie zog es durch. Das war Strafe genug für ihre unbedachten Worte. Während sie massierte entsann sich L dem eigentlichen Grund seines Besuchs. „Haben sie einen unruhigen Schlaf?“ Er spürte wie sie bei der Frage zusammenzuckte. „Woher weißt du das?“ Kurz irritierte er sich an dem du, dass sie wieder ungefragt verwendete, doch angesichts der Situation wäre es doch recht seltsam sich weiterhin zu siezen. „Ich vermutete es aufgrund der Tatsache, dass du jetzt noch wach bist.“ Das war die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze. Manchmal nahm man eben eine Wahrheit, um die andere nicht aussprechen zu müssen. Auch wenn sie sich beide über die Anwesenheit der Überwachungskameras im klaren waren. Dankbar für sein Taktgefühl, legte Celleste ein müdes Lächeln auf und nickte gottergeben. „Wollen sie,... darüber reden.“ Man kam wirklich schwer aus seiner Haut. Das Siezen war für ihn schon so normal geworden. Doch sie hatte seine Bemühungen wahrgenommen und lächelte ihn freundlich und dankbar an. „Ja.“ antwortete sie einsilbig. Nach einigen Sekunden, in denen Celleste ihre Gedanken sammelte, senkte sie wieder den Kopf, sodass er nicht mehr ihr Gesicht sehen konnte. Ihre Haare kitzelten wieder seine Füße. Gedankenverloren musterte sie diese während sie sprach. Er konnte deutlich sehen, dass es ihr nicht leicht fiel die richtigen Worte zu finden. Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf wies ihn darauf hin, dass ihr Zögern auch daher rühren könnte, dass es eben etwas dauerte, sich aus dem Nichts eine rührselige Geschichte auszudenken, um ihn zu belügen und sich selbst zu schützen. „Es kommt viel Blut in meinen Träumen vor.“ begann sie schließlich. „Ich kann es nicht so gut beschreiben. Es sind mehr Bilder. Ich verstehe sie kaum. Ein dunkles Wohnzimmer, in das der Mond scheint. Auf dem Laminat liegt ein weißer Teppich, etwas fließt auf ihn zu und...“ Sie hatte nicht einmal aufgesehen, nachdem sie angefangen hatte zu erzählen. Sie hatte nur irgendwann damit begonnen, wieder seinen Fuß in die Hand zu nehmen und mit dem Finger Kreise darauf zu malen. Dem Inhalt ihrer Erzählungen folgend, erreichte ihn eine erschütternde Erkenntnis. Seine Theorie bestätigte sich. Sie träumte tatsächlich von ihrer Vergangenheit und von ihren Verbrechen, doch viel schlimmer war, dass sie es ihm einfach so erzählte. Mit Mühe brachte sie jedes Wort hervor, dass seinen Verdacht über sie weiter erhärtete. Ohne, dass ihm auch nur der geringste Anlass zum Zweifeln geliefert wurde. Die reine Wahrheit, all ihre Sorgen, all ihre Ängste, Alles. Mit jedem Wort erhärtete sich ihre Schuld und das müsste sie auch wissen, doch jedes ihrer Worte war wahr. Sie vertraute ihm. Er schluckte. Wieso machte ihn das so unglücklich? War es nicht schön zu jemandem Vertrauen aufzubauen, sich jemandem anzuvertrauen? Dass er dieser jemand war? Im Normalfall ja, doch sie schien ihre Positionen zu vergessen. Sie waren nicht sowas wie Freunde, Vertraute oder, sonst was. Er war Detektiv und sie die Verdächtige. Bestürzt sah er auf ihren gesenkten Kopf hinab. Sie sollte das nicht tun. Sie sollte ihm nichts erzählen. Sie sollte ihm nicht vertrauen. Er hörte wie ihre Stimme begann zu beben. Inzwischen hatte sie aufgehört Kreise auf seinen Fuß zu malen und war dazu übergegangen sich an sein Bein zu klammern. Tränen tropften auf seine Haut. Sie versuchte sich zusammenzureißen, doch es führte nur dazu, dass sie anfing zu zittern. Sein Blick glitt an ihr vorbei zum Fenster hinaus. Immer mehr Flüssigkeit benetzte seine Haut und er konnte nichts weiter tun als bestürzt aus dem Fenster zu sehen und in Wirklichkeit die Spiegelung zu betrachten. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie sich entschuldigen und ins Bad verschwinden konnte. Er hörte wie sie sich die Nase putzte. War das erbärmlich. Eine Frau weinte und er wurde zur Salzsäule. Er seufzte und richtete sich auf, folgte ihr ins Badezimmer. Langsam schob er die Tür auf und fand die Frau, völlig aufgelöst vor. Sie schlug die Hände vors Gesicht und versuchte schniefend sich zu beruhigen. Vorsichtig ging er auf sie zu, zögerte immer wieder, weil er wusste, dass das nicht rechtens war. Schließlich hob er jedoch die Hand und nahm die ihre von ihrem Gesicht. Sie wusste selbst wie sehr sie sich eben belastet hatte, aber sie hatte einfach mit jemandem darüber reden müssen. Für sie machte das alles einfach keinen Sinn. Hatte sie wirklich Menschen getötet? Was sollte denn aus Naomi werden? Tausend Fragen spiegelten sich in ihrem Gesicht wieder. Sie war restlos überfordert und warf sich schließlich in die Arme des Mannes, der vielleicht auf einige die Antworten wusste. Ihre Tränen sickerten durch sein weißes Shirt und berührten seine Haut. Überfordert von seinen gegensätzlichen Gefühlen, die ihm einerseits sagten er solle sie trösten und andererseits diese Nähe zwischen Ermittler und Verdächtigen nicht gut heißen konnten, stand L nur da, mit angewinkelten Armen und zitternden Händen, schaute auf den Kopf der rothaarigen und stemmte die Schwere ihres Gewichts. Während er sich an die Nähe ihres Körpers gewöhnte, fiel ihm etwas auf. War er nicht schon einmal in so einer Situation gewesen? Das Dejavue führte in zurück in die Zeit, als er zum Untersuchen des Selbstmordes ihrer Schwester zurück nach London gegangen war. Damals hatte sie auch so geweint, sich an ihn geklammert, obwohl sie sich gar nicht kannten. Kurz darauf war damals ihre Tochter entstanden. Was würde geschehen, wenn es so weiter ging? Unsicher legte er eine Hand in ihre Hüfte und hob mit der anderen sanft ihren Kopf. Er wollte nur schauen ob sie sich wieder etwas beruhigen würde und sie dann sanft aber bestimmt von sich schieben. Lange schaute er ihr in die verweinten Augen. Tatsächlich hatte ihr Anfall gestoppt und sie zitterte nur noch leicht in seinen Armen, ob wegen seiner Nähe oder aufgrund ihrer bisher unterdrückten Trauer war fraglich. Die eine Hand immer noch an ihrem Kinn studierte er ihren Blick. Verwirrung, Erkenntnis, Aufregung und Angst spiegelten sich abwechselnd in ihnen wieder. Das leuchtende Grün, zog ihn in seinen Bann und plötzlich näherten sie sich einander, mit unglaublicher Langsamkeit. Kurz vor ihren Lippen stoppte er und zuckte zurück. Was tat er da? Seine Hände lösten sich von ihr. Er sah erneut in ihre Augen, doch sie sah ihn nicht mehr an. Es war als würde sie durch ihn hindurch sehen, ihn gar nicht mehr wahrnehmen. Dann schlossen sich die grünen Seen plötzlich und sie fiel vorn über. Einen Moment lang lagen ihre Lippen auf den seinen, doch kurz darauf kippte ihr gesamter Körper zur Seite und er hielt sie mit einer mechanischen Bewegung in seinen Armen. Sie war ohnmächtig. Einen irrationalen Moment lang stand der Meisterdetektiv mit ihr in den Armen nur da und rührte sich nicht. Langsam drehte er ihren Kopf zu sich, erkannte ihre Ohnmacht. Nach kurzem Zögern trug er sie in ihr Schlafzimmer, legte sie auf das Bett und deckte sie zu. Mit einem letzten verwirrten Blick verließ er das Zimmer und ignorierte dabei sein klopfendes Herz. Er machte sich auf den Weg zurück. Mechanisch stieg er die Treppen in die Zentrale hinab und setzte sich ungeschickt auf den selben Stuhl, auf dem er vorher gesessen hatte. Unwillig drehte er dem Bildschirm den Rücken zu, der ein großes, schwarzes W in altenglischer Schrift zeigte. Vor seinen geschlossenen Augen erschien wieder das Bild ihres Gesichts, wie es sich dem seinen unaufhaltsam näherte und die Erinnerung an das Gefühl von ihren Lippen auf den seinen ließ ihn erschaudern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)