Christmas Eve von KatieBell (Marcus Flint | Katie Bell) ================================================================================ Kapitel 1: Frohe Weihnacht! --------------------------- Fröhlich und Munter öffnete Katie die Öffnung ihres Backofens und holte das heiße Blech mit Ofenhandschuhen heraus. Der gärende Dampf stieg ihr in die Nase, als sie ihre fertige Gans auf die Arbeitsplatte der Küche abstellte. Sie wollte gerade die Hähnchen-schere aus einer Schublade holen, als es an der Tür klingelte. Eilig holte sie noch die genannte Schere heraus, legte sie aber auf den Tisch, neben die Gans und ging dann eilig zur Haustür. Mit viel Schwung öffnete sie die Tür und ihr Lächeln wurde mit einem Schlag noch größer. „Hey.“, sagte sie leise. „Hey.“, kam es zurück und gleich darauf folgte eine kleine Geste, die Katie einen kleinen Kuss auf die Wange bescherte. Freundlich ließ sie ihren männlichen Besuch in ihre kleine Wohnung eintreten und schloss dann wieder die Tür hinter sich. „Viel los, auf den Straßen?“, fragte sie ihn, als er gerade seine Schuhe mit Hausschlappen wechselte, die immer für ihn bereit standen. „Es geht. Ein Schneechaos, ja. Ich frag mich, was nur so viele Leute an Heilig Abend auf die Straßen treibt.“ „Ich wüsste da schon etwas…“, grinste sie ihn schelmisch an und verschwand in die Küche. Unbeholfen ließ sie ihn im Flur stehen. Doch schon ein paar Sekunden später, machte er sich auf ins Wohnzimmer, in dem schon ein Tisch angerichtet worden war mit dem Geschirr und Besteck fürs Essen. „Kann ich dir noch etwas helfen, oder ist schon alles fertig?!“, rief er über seine Schultern hinweg. Schnell kam eine Antwort zurück, die ihn jedoch etwas verschreckte, da sie genau hinter ihm stand. „Du kannst mir das hier abnehmen.“, sagte sie lächelnd und hielt ihm die große Platte mit der aufgeschnittenen Gans hin. Er wandte sich bei ihrer Ansprache zu ihr um und nahm ihr mit einer hochgezogenen Augenbraue die Platte ab. „Sehr gerne. Wo ist dein Essen?“, fragte er dreist nach, während er zum Tisch lief und die Gans darauf abstellte. „Du bist ein Troll. Ein fieser, gemeiner und verfressener Troll.“ „Ja…und? Ich kann nichts dafür, das ich Trollblut inne habe.“ Sie schnaubte und ging zurück in ihre Küche. „Ein geschnappt, Kätzchen?!“, rief er ihr nach, doch es kam keine Antwort zurück. Er seufzte und sah sich im Zimmer um. Es sah recht gemütlich aus, obwohl sie erst seit vier Wochen hier tatsächlich eingezogen war. Nun ja. Was erwartete man auch von einer ehemaligen Gryffindor. Wieder ein seufzten, als er die Wände mit seinen Augen abschaute. Sie hatte schon viele Bilder aufgehängt. Besonders viele von Freunden aus der Schulzeit. Ein großes Bild mit einem rot-gelben Rahmen – passend zu den Wänden, die in einen sanften Orange-Ton gestrichen worden waren – hang' über der Couch. Es war das Teamfoto von Gryffindor, das noch vor der Abreise aus Hogwarts geschossen worden war. „Du studierst jedes Mal meine Wohnung, wenn du hier bist. Erwartest du das sich etwas daran ändert?“, fragte Katie wissend und gesellte sich neben ihn. „Nun ja. Vielleicht sehe ich mir immer wieder deine Bilder an, um darauf zu hoffen, dass irgendwann auch einmal eines von mir da hängt.“, sagte er und sah in ihre Richtung, „Weißt du, so eines in voller Montur in meiner neuen Uniform der Falmouth Falcons.“ „Ha, ha, ha.“, sagte sie tonlos und wandte sich zum Essenstisch um, „Was willst du eigentlich dazu trinken?“, sagte sie, während sie die Gabeln noch einmal richtete und die Gläser näher zum Teller rückte. „Keine Ahnung. Was hast du denn da?“ „Ähm. Vieles. Steht alles in der Speisekammer.“ „Gut. Dann such ich etwas Schönes für uns heraus. Okay?!“, lächelte er und strich kurz mit seiner Hand über ihren Rücken. Sie nickte nur, als er dann das Wohn- und Esszimmer verließ, um sich in die Speisekammer zu begeben. Katie strich über ihre Arme, auf der sich eine kleine Gänsehaut gebildet hatte, als er sie so sanft berührt hatte. Hoffentlich hatte er das nicht bemerkt. Sonst würde er den ganzen Abend darauf herumreiten. Dabei waren sie doch eigentlich nur gute Bekannte. Nun ja. Gut… Freunde. Sie waren Freunde. Auch wenn jeder schon früher in der Schule gesagt hatte, dass so etwas nie gut gehen könnte. Slytherin und Gryffindor. Auch wenn sie nun Ehemalige waren. Früher da hatten sie eher einen lockeren Kontakt. Mal hier und da einen Nachmittag in Hogsmead verbracht, sogar hatten sie einmal zusammen trainiert. Aber mehr war eigentlich nicht zwischen ihnen. Sie hatten sich einfach nur gut verstanden. Sie hatten sich aber auch Briefe geschrieben, als er schon längst endlich seinen Abschluss absolviert hatte, sie jedoch noch in Hogwarts ihr letztes Jahr machte. Und jetzt? Was konnte man nun über diese Freundschaft sagen? Auf jeden Fall ahnte man, dass sich nun mehr zwischen den beiden ehemaligen Jägern entwickelte. Sie trafen sich fast schon regelmäßig. Und das war wirklich kein Wunder. Normalerweise würde man ja sagen,… ‚Wie soll das denn gehen?’ Immerhin war er der neue Spieler der Falmouth Falcons und sie nur eine Auszubildende zur Heilerin. Und trotzdem fanden sie immer wieder den Kontakt. Spätestens dann, wenn er mal wieder ein Spiel zu hart angegangen war und deswegen mit eingegipsten Beinen oder verbundenen Armen in der Abteilung Sportunfälle im St. Mungo lag. Sie konnte über diese Situation schon oft den Mund vor lauter Lachen nicht mehr zu bekommen, sobald sich dieses Ereignis mehr als vier Mal die Woche wiederholte. Und er? – Tja. Erst war er wütend auf sie, dann fand er es nervig und dann irgendwann amüsierte er sich darüber ebenso wie sie. So kam es auch vor zwei Wochen.   Wieder einmal lag der berüchtigte Marcus Flint im St. Mungo. Diagnose: Leichtes Schädeltrauma und ein paar gebrochene Rippen, die er durch das letzte Spiel des Jahres noch unabsichtlich ergattern konnte. Katie hatte sich Mal wieder über seine Dummheit in diesem Match lustig gemacht. Es wurde nämlich live im Radio übertragen, daher kannte sie die Details. Zumindest soweit, wie viel Infomaterial der Sprecher dabei preisgab. Doch bei den spaßigen Mobbing-versuchen, drehte er damals einfach den Spieß um, in dem er ihre Sticheleien einfach kalt neben sich fallen ließ. Was wiederum Katie wütend machte. So hatten sie sich beide immer wieder versucht sich zu übertreffen. Die eine mit ihren Stichen und der andere mit seiner kalten Ader. Bis er sie mitten im Wortgefecht zum Essen eingeladen hatte. Und nicht irgendein Essen. Er wollte sie doch tatsächlich an Heilig Abend zu sich einladen. Nach Yorkshire. Zu seinen Eltern. Sie. Bei Medusas Besenstiel… Als er jedoch aus dem Hospital wieder entlassen worden war, kam prompt zwei Tage darauf eine Eule mit einem Brief bei ihr zu Hause an. Offenbar gab es Probleme im Hause Flint, so dass er ihr das nicht antun konnte und ihr deswegen wieder absagen wollte. Doch da hatte er die Rechnung ohne Kathleen Bell geschrieben. Sie hatte ihn daraufhin einfach zu sich eingeladen. Jedenfalls, so nannte sie es, war es eine Art Trost für ihn gedacht. Falls er nicht diesen besonderen Abend mit seinen gestressten Eltern haben wollte, könne er mit ihr bei sich zu Hause zu Abend essen. Und so war es eben nun. Im Nachhinein fand sie es nun selber merkwürdig. Gut, er war wie vorhin schon erwähnt, öfters bei ihr zu Hause. Doch heute,…dass hatte irgendwie etwas Seltsames. Es war… vertrauter geworden zwischen ihnen beiden. Vielleicht schon zu vertraut…? „Hey, Kätzchen, ich hab einen schönen Rotwein in deiner zu übersichtlichen Kammer gefunden. Ich denke, wir sollten den heute Abend unbedingt vernichten, bevor der noch ganz ein staubt.“, sagte Marcus grinsend, als er zurück ins Zimmer kam, um ihr den ausgesprochenen schönen Wein zu zeigen.   ⸗ ⸗ ⸗   Es war ein ausgesprochener guter Abend, als Katie ihren leeren Teller in die Spüle stellte. Auch wenn jetzt jeder sich fragen würde, warum sie nicht all diese Sachen mit Zauberei machte, so war es für Katie eine Selbstverständlichkeit genau dies nicht zu tun. Durch ihr Elternhaus war sie es öfters gewohnt, nicht zu zaubern. Ihr Dad war Muggel und trotz der jahrelangen Vorbereitung durch ihre Mutter, immer noch nicht wirklich darauf gefasst. Zudem lud ihre Mutter öfters Nachbarn zum Kaffee ein, die ebenfalls Muggel waren. Na ja. Wenigstens ein großer Teil davon. Daher gewöhnte sich Katie an, auch in ihrer eigenen Wohnung öfters einmal auf die Magie zu verzichten. Natürlich nur, wenn sie es nicht wirklich eilig hatte. Auch fühlte sie sich manchmal einfach wieder wie zu Hause. „Wie nennt man dieses Muggelding noch einmal? Waschmaschine?“ Katie wandte sich zu Marcus um, der in der Tür der Küche stand und lächelte. „Spülmaschine oder Geschirrspülmaschine, such es dir aus.“, lachte sie und klappte die Maschine zu, um sie dann gleich darauf einzuschalten. – Zum Glück hatte sie hier überhaupt Elektrizität. „Ist doch fast das Selbe.“, murmelte er und schwang den Inhalt seines Weinglases, das er in seiner rechten Hand hielt. Sie schüttelte den Kopf und klopfte ihm beim vorbeigehen auf seine Schulter. „Ist es nicht. Eine Waschmaschine ist für das Waschen der Kleidung, oder andere Stoffe geeignet.“ „Mir doch egal. Ich versteh immer noch nicht, warum du nicht einfach deinen Zauberstab benutzt. Ist doch alles viel einfacher.“ Sie seufzte und ging zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich auf ihre Couch setzte und sich die Stirn rieb. Marcus folgte ihr und setzte sich zu ihr. Nebenbei stellte er sein Glas ab und ihres, das er vorher noch vom Essenstisch geholt hatte, sowie die Weinflasche. „Kopfschmerzen?“, sagte er und sah zu ihr. „Ein wenig.“, murmelte sie leise und lehnte sich zurück an die Lehne, „Ich glaub es liegt an dem verstaubten Wein.“ „Schon klar. Schieb' immer alles auf den Alkohol.“ „Mach ich gar nicht!“ „Doch. Jedes Mal, wenn du nur ein wenig Alkohol zu dir nimmst. Ich erinnere dich nur zu gerne an den letzten Hogsmeadbesuch den wir zusammen hatten. Weißt du noch? Ich sag nur im Eberkopf. Da hast du dem Wirt die Schuld zugeschoben, nur weil du nicht mehr dein Glas gesehen hast.“ „Ich…ich…man, da war auch kein Glas mehr! Ich schwöre es!“, versuchte sie sich vehement zu verteidigen, doch schon das wissende Grinsen von Marcus ließ sie erröten, „Okay…vielleicht hab ich einmal zu tief ins Glas geschaut an dem Tag.“ „Einmal?!?“ Sie räusperte sich nur daraufhin und ließ das Thema fallen. Stattdessen sah sie auf ihre Bildergalerie an ihrer Wand und seufzte. Marcus bekam es natürlich mit und folgte ihren Blick hoch zur Wand, doch er verstand ihre Gesichtsmimik nicht wirklich. „Was ist los? Weshalb dieser tiefen Seufzer?“ Sie seufzte wieder. „Ach, ich hab nur kurz an etwas gedacht. Nichts Wichtiges.“ „Nach der tiefe hörte es sich aber doch ganz wichtig an. Komm schon, Kleines. Was liegt dir auf dem Herzen?“ „Es ist wirklich nicht-“, doch sie stoppte, als sie Marcus skeptischen Blick begegnete, „Okay, okay…Oliver stand vor ein paar Tagen hier vor meiner Tür.“ „Und was wollte das Stück Holz von dir?“ Auf diese Bemerkung hin bekam er einen bösen Blick zugespielt, doch er sagte nichts darauf. „Ich weiß nicht was ihn geritten hat, überhaupt noch einmal sich bei mir blicken zulassen, nach dem er diese blöde Aktion beim Abschlussball gerissen hatte. Aber er stand wirklich vor der Tür und faselte etwas von ‚schöne Zeiten’ und ‚glücklich’ und ach keine Ahnung. Ich hab nicht richtig zugehört. Es interessiert mich auch gar nicht mehr.“ „Aber trotzdem scheint es dich zu beschäftigen.“, Schluss folgte er. „Ja-Nein. Ich meine, er ist ein Freund. Ja. Aber… was auf dem Schulball lief, das war einfach zu krass, verstehst du?!“ „Klar, das war nicht die feine englische Art, dich so zu hintergehen. Obwohl das ganze ja auch nach hinten losgegangen wäre, wenn ich nicht zu spät angekommen wäre.“ „Trotzdem! Gibt es ihm das Recht, sich als DICH auszugeben, nur damit er den Abend doch mit mir verbringen kann. Obwohl ich langsam glaube, das es mehr um dich ging, als um mich. Er wollte dir eins rein würgen.“ „Ja, das war schon krass. Aber da sieht man mal, wie verzweifelt ein Holzkopf sein kann.“ „Oliver ist nicht verzweifelt. Er ist einfach nur in seinem Stolz gekränkt. Ganz klare Sache. Da geht es nicht um mich, sondern um dich!“ „Willst du mich jetzt also verurteilen, dass du dich mit einem guten Freund zerstritten hast? Willst du das damit sagen?“ „Nein, nein. Das hab ich so nicht gesagt.“ „Aber gedacht, das reicht mir.“, murmelte er leise und stand abrupt von der Couch auf. Katie sprang im selben Moment mit ihm auf und lief ihm hinterher. Schnell hielt sie ihn auf, in dem sie ihre rechte Hand auf seine Schulter legte und ihn zu sich herum drehte. „Warte doch. So war das nicht gemeint.“ Er blieb stehen und sah sie starr an. Seine blau-grüne Augen stießen ihr direkt ins Herz. Sie wusste, dass sie dieses Thema nicht ansprechen sollte. Aber sie brauchte jemanden zum Reden. Das ganze wühlte sie doch auch auf und warf sie aus der Bahn. „Genau deswegen wollte ich nichts sagen. Weil ich wusste, wie du reagieren würdest.“ „Und ich hab dich wieder mal gedrängt zu etwas, was du nicht wolltest. Entschuldige, kommt nicht wieder vor.“, sagte er tonlos, wandte sich wieder um und nahm seine Jacke vom Garderobenständer, „Es war ein schöner Abend, aber ich denke ich gehe jetzt besser.“ Katie schoss zu ihm auf und lehnte sich vehement gegen ihre Wohnungstür. „Bleib hier. Bitte. Ich weiß ich bin dumm. Ich spreche immer die falschen Sachen in den falschen Momenten an. Und ich steh zu meiner Entscheidung. Oliver kann mir gestohlen bleiben. Das ist endgültig vorbei mit unserer Freundschaft. Ist mir egal, was er noch versucht. Auch wenn er mich stalkt oder dergleichen. Es ist mir auch egal.“, sie atmete tief ein und aus, „Aber ich will nicht an Heilig Abend in meiner Bude sitzen und den Wein alleine zu Ende pitschen. Du weißt doch, in was das endet.“ Ein grinsen breitete sich auf Marcus’ Gesicht aus und hing seine Jacke wieder an die Garderobe. „Kätzchen, du weißt wie man mit Schlangen umgeht. Respekt. Na gut, ich bleib hier. Aber nur, damit du in kein Komasaufen untergehst.“ „Danke.“, lächelte sie glücklich und zog ihn zurück ins Wohnzimmer… Der Abend zog sich länger hin, als sich es beide vorgestellt hatten. Ungefähr zwischen drei und vier Uhr Nachts hatte Katie entschlossen, das Marcus die Nacht über doch hier bleiben sollte. Es war unerbittlich kalt draußen und der Schneesturm legte sich wohl diese Nacht nicht mehr.   ⸗ ⸗ ⸗   Früh am Morgen stand ein ehemaliger Slytherin in der Küche der 19-jährigen Löwin und machte sich am Kühlschrank zu schaffen. Auf der Küchenablage stapelten sich mehrere Wurst-, Käse- und Speck Sorten. Nebenbei ließ er sechs Scheiben Toast rösten. Den Esszimmertisch hatte er schon zum Frühstückstisch verwandelt, auf dem schon zwei große heiße Schokolade auf ihre Besitzer warteten. Marcus schloss die Tür des Kühlschranks. Und machte sich mit dem Käse –und Wurstteller auf ins Wohnzimmer. Alles abgestellt, ging er rüber an ein Fenster und öffnete es um die Frische des 1. Weihnachtstages herein zu lassen. Der Sturm hatte sich tatsächlich erst in den ersten Morgenstunden gelöst und ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen fanden ihren Weg hinab auf den Erdboden. Eine Tür knarrte und er hörte ein Gähnen, gefolgt von leisen Schritten. „Morgen…“, gähnte Katie und lehnte sich an ihre Wohnzimmertür. Marcus wandte sich zu ihr um und lächelte freundlich, als er ihr auch ein ‚Morgen’ zuwarf. Doch bei der Begrüßung fiel ihm besonders ihre Kleidung ins Auge. Sie trug ein fabelhaftes Negligé in den Tönen dunkel- und hellbraun gehalten. Die Träger waren silbern und glitzerten im leichten Schein der Sonne. Dazu kam, dass sich ihre Haare die letzte Nacht wohl selbstständig gemacht hatten. Sie sahen vollkommen zerwühlt aus. „Was ist hier so witzig, das du grinsen musst?“, fragte sie jetzt schon genervt. Doch als sie seinen tiefen Blick wirklich wahrnahm, sah sie an sich herunter und ahnte das Übel förmlich auf sich zu rollen. Marcus bemerkte, wie sie knallrot wurde und in Windeseile ihr Schlafzimmer aufsuchte. Die Tür flog regelrecht in seinen Rahmen. Er lachte leise auf, doch eine wütende Löwin schrie aus dem Zimmer hinaus, das er dies vergessen sollte und aufhören zu lachen, da sie ihn immerhin hören würde. Doch eine Schlange vergisst niemals was es sieht. Und das hatte ihn eindeutig gezeigt, dass sie es doch wert war, alles auf eine Karte zu setzen. Nachdem Katie sich schnell ein altes Shirt und eine Hose, wohlgemerkt – eine lange Hose – angezogen hatte fanden sich beide an dem gedeckten Tisch wieder. „Ist mein Kühlschrank noch heil, oder muss ich mir einen neuen zulegen?“, fragte sie keck und linste über ihre Tasse zu dem Schwarzhaarigen herüber. „Er ist noch ganz. Keine Bange.“ Es verging einige Minuten, in denen Katie und der ehemalige Slytherin stillschweigend ihr Frühstück herunter brachten. Nachdem die Messer auf den Tellern abgelegt worden waren stand Marcus als erstes auf, um das dreckige Geschirr wegzuräumen. Katie ließ ihn machen, sah dabei zu wie er mit vollgepackten Armen versuchte ihren Kühlschrank zu öffnen und versank dabei in eine Art Trance. Ihr Herz schlug mit einem Mal härter gegen ihre Brust. Immer dann, wenn sie sich Marcus genauer anschaute. Was war geschehen in der Zeit in Hogwarts? Was geschah nach dieser Zeit? Und vor allem, was geschah hier gerade, jetzt in diesen Moment?! Katie lächelte und stand von ihrem Platz auf. Vorsichtig ging sie zu ihm hinüber und zog an seinem Ärmel. „Was los? Kommt der Käse woanders hin?“ Sie schüttelte den Kopf leicht, nahm ihm die Dinge aus der Hand und stellte sie auf die Arbeitsplatte ab. „Wir haben etwas ganz wichtiges vergessen, komm einfach mal mit.“, lächelte Katie und Marcus ließ sich nicht noch einmal auffordern ihr zu folgen. Sie führte ihn ins Wohnzimmer. Erst bemerkte er nicht wohin sie schaute, doch dann folgte er ihren Blick und seine Augen wurden groß. Eine schöne Nordmannstanne stand geschmückt vor einer ihren beleuchteten Fenstern. „Der war aber gestern Abend noch nicht da.“, sagte er beeindruckt. Katie räusperte sich und gluckste vergnügt. „Nein. Den habe ich gestern Nacht, als du schon geschlafen hast, geschmückt. Gefällt er dir?“ „Atemberaubend. Aber wieso hast du...?“ Katies Blick senkte sich in Richtung Boden und sie schien leicht bedrückt. „Du hast einmal erwähnt, dass bei dir zu Hause nie beschert wird. Ich dachte, du würdest dich vielleicht freuen, wenn du schon einmal an so einem Tag hier bist.“, murmelte sie und sah ihn aus einem Augenwinkel leicht nervös an. „Katie...“, sagte er nur und richtete nun sein Blick auf die Löwin, „...das ist...ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Danke,... vielleicht?!“, lachte er und gab ihr zur Bestätigung einen zarten Kuss auf die Wange. „Dann... dann darfst du mal darunter schauen. Ich hab einiges zusammenbekommen.“, lächelte sie und deutete auf die untere Seite der Tanne. Marcus fackelte nicht lange und ging schnell hinüber, um sich die Vielfalt an Geschenken anzusehen. Und tatsächlich, ein Päckchen war für ihn beschriftet. „Du hast das von langer Hand geplant, dass ich hier übernachte, oder?“ Katie zuckte nur mit ihren Schultern, doch er grinste in sich hinein und flüsterte ein 'Schlange' hinzu. „Jetzt pack es schon aus.“, kicherte sie und wartete gespannt darauf, als er das Päckchen an sich nahm und es begann vorsichtig auszupacken, „Jetzt zerreiß es schon, ich weiß doch wie neugierig du bist.“, lachte sie und im nu nahm er das Geschenkpapier in winzig, kleine Einzelteilen. Er zeriss das letzte Stück fetzen Papier, als er einen holzigen Rahmen entdecken konnte. Er stutzte kurz, doch ließ sich nicht beirren. Es war zwar seltsam, doch als er das gute Stück in den Händen hielt erkannte er auf den einzelnen Ecken des Rahmens leichte Eingravierungen. 'Quidditch'; und er wusste sofort was diese Gravierung zu bedeuten hatte. Sie teilten beide die selbe Leidenschaft, den selben Sport, mochten zwar nicht die selben Vereine, aber das war Nebensache. Er konnte sich mit ihr darüber unterhalten, egal wie lange. Es wurde niemals Langweilig. 'Hogsmead'; er musste lächeln, als er daran dachte. Sie haben so viele Hogsmeadbesuche zusammen gehabt, das es schon fast unheimlich wurde. Sie verbrachten viel Zeit zusammen. Gingen in den Honigtopf, deckten sich ein mit Süßensachen und danach tranken sie einen Absacker im Ebertkopf. 'Der schwarze See 1996'; Diese Gravierung hatte es gedanklich in sich. Es war der letzte Abend an dem er in Hogwarts war. Schon den nächsten Tag saß er im Hogwartsexpress, der ihn zurück nach London brachte, auf in sein neues, erwachsenes Leben. An diesem Abend saß er mit Katie am See und sie schwiegen sich einfach nur an. Es hatte sich in der Zeit viel geändert zwischen ihnen, doch wollte es keiner aussprechen. So schwiegen sie sich einfach nur an. Und als er am nächsten Morgen in den Zug stieg, sah er kurz in ihr Gesicht und erkannte kleine Tränen. 'Hogwarts 1997'; und zum Schluss wusste er auch hier was gemeint war. Es war das Jahr in dem sie ihr Abschluss gemacht hatte und er zu ihrer aller Überraschung aufgetaucht war. Sie an die Hand genommen hatte und mit ihr den ganzen Abend getanzt hatte. „Katie...“, murmelte er und wandte sich zu ihr um. Da stand sie nun, völlig unsicher und dennoch gespannt was er nun sagen würde. „...das ist mit Abstand das beste Weihnachten, das ich bisher erlebt habe.“, sagte er und nahm sie in seine Arme, dabei hielt er sein Weihnachtsrahmen weiterhin in der rechten Hand. „Hast du schon gesehen was auf der untersten Seite eingraviert ist?“, fragte Katie an seinen Hals gehaucht. Er löste die Umarmung kurz und sah auf die genannte Stelle. Und tatsächlich, eine letzte Gravierung war zu sehen: ~ K &nd M ~ Marcus schluckte. Natürlich wusste er was diese Inizialien zu bedeuten hatten. Aber es machte ihn nervös. Kaum zu glauben, dass es einen Menschen gab auf Erden, der ihn nervös machte. Doch was ihn viel nervöser machte war die Tatsache, das er nicht wusste wie er das nun zu deuten hatte. „Ich hab' gar nichts für dich.“, sagte er aus seiner unschlüssigen Situation heraus. „Natürlich hast du das. Allein das du hier bist, das reicht mir völlig.“, lächelte sie ihn an. „Warum bist du nicht bei deiner Familie, Katie.“ „Mum ist in Frankreich, Lehrgang und Dad...na ja...ich rede nicht gerne um den heißen Brei herum. Sie werden sich scheiden lassen.“ Geschockt sah er sie an. „Wie das?“ „Hör zu, ich will nicht darüber reden. Jedenfalls nicht heute, okay?“, fragte sie ihn mit einem Hundeblick, den man nicht verneinen konnte. „Viel wichtiger ist, das du mir den Tag gerettet hast, als du mich damals ursprünglich zu dir eingeladen hast.“ „Und was ist mit deinen Freunden? Spinnet und Johnson?“ Katie seufzte. „Natürlich wäre ich da wahrscheinlich willkommen, aber...“, sie stockte und fummelte an seinem Pulloverärmel herum, „ich würde mich nicht so sehr wohlfühlen, als wenn ich...in deiner Nähe wäre.“ Es berührte ihn innerlich. Sagten ihre Worte das aus, was er damals schon gefühlt hatte? Als sie beide noch in Hogwarts waren? Damals war es zu riskant gewesen. Die verfeindeten Häuser, die Schlacht um Hogwarts. Aber sie waren Erwachsen geworden und mit ihr wuchsen auch seine Gefühle zu ihr. Langsam stellte er den Rahmen auf den kleinen Beitisch neben der Tanne ab und nahm Katie wieder in seine Arme. Leise hauchte er ihr zu... „Ich hab doch ein Geschenk für dich. Ich...hoffe du magst es.“ Katie horchte auf und wartete gespannt. Vielleicht darauf, dass er sich entfernte, etwas aus seiner Hosentasche zog, oder an seine Jacke ging, um dort etwas heraus zuholen. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen entfernte er sich nur ein Stück von ihrem Gesicht, sah ihr tief in die Augen, nahm ihr Gesicht in seine Hände und... ...küsste sie. Es war nur von kurzer Dauer, zu kurz, zu zart und sanft, wie als ob er nur mit einer Feder über ihre Lippen gestrichen wäre. Marcus schluckte. Sie sagte gar nichts. Hatte er ihre Anspielung falsch gedeutet? Hatte er nun alles auf eine Karte gesetzt und verloren? „Kannst...kannst du das nochmal machen?“, fragte sie so leise, dass er es fast überhört hätte. Er grinste und tat es wieder. Diesmal länger, aber immer noch zart, als ob er Angst hätte sie zu verletzen. Er spürte Katies Arme um seinen Körper, ihre Hände auf seinem Nacken, um seinen Hals. Er war glücklich. Das erste Mal in seinem Leben fühlte er Glück, Zufriedenheit und Liebe. Und das alles gleichzeitig. Wahnsinn. Nach einigen Minuten lösten sie sich und seine Lippen machten sich selbstständig. „Ich liebe dich.“ Er sah wie ihr Tränen in die Augen stiegen und gleich darauf drückte sie ihre Lippen nun auf die seine. Leidenschaft, was gab es schöneres?! Seine linke Hand fand den Weg in ihre Haare, mit der anderen Hand umschlang er ihren Körper und drehte sich mit ihr zusammen im Wohnzimmer. „Ich liebe dich auch.“, lachte sie leise, als er an ihren Hals pustete. Früher hatte er nie an Weihnachten geglaubt. Das an diesem Tag alles friedlich ist, das es glücklich und selig macht. Heute wusste er, dass er dieses Weihnachten niemals vergessen würde. Er hatte endlich die Frau an seiner Seite, die er jahrelang begehrt hatte. Marcus Flint war glücklich und das mit Katie Bell. ⸗ ⸗ ⸗ Nach dem die Geschichte nun vorüber ist, mussten wir noch einmal in das kleine Wohnzimmer hineinschauen. Dabei bedacht das gefundene Paar nicht zu stören. Wir lenken ins Zimmer hinein, sehen die schöne Nordmannstanne geschmückt mit Engeln und Nüssen. Viele bunte Kugeln und Äpfeln. Unser Blick jedoch fällt auf die Wand, an der Katie immer all ihre Bilder aufhing. Quidditchteam, Freunde, Familie, Klassenfotos, all das haben wir schon einmal gesehen. Doch etwas neues hing nun mitten in den vielen verwirrenden Bildern. Ein kleiner holziger Bilderrahmen mit fünf verschiedenen Gravierungen. Ihr erkennt es? Doch nun neu dazu gekommen zeigt ein Bild von zwei verschiedenen Personen, die nicht anders hätten sein können. Ein junger Mann grinsend mit einer jungen Frau. Sie beide hatten sich in ihre Schuluniformen geworfen, um jeden zu zeigen woher sie kommen und das sie dennoch zusammengefunden hatten. Slytherin und Gryffindor. Zwei verfeindete Häuser. Zwei Geschichten. Eine Liebe. Und dies ist noch lange kein Ende, das wird es nie sein. Wir wünschen ein frohes Weihnachtsfest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)