Treat it like that von dat_Yoh-Chan (Fortsetzung zu Please don't be like this) ================================================================================ Prolog: -------- Auch wenn es schon halbwegs spät war, hatte die Hektik noch immer nicht abgenommen. Und auch er selbst nahm noch einen Schluck seines Kaffees, leerte damit die Tasse, ehe er mit einem leisen Seufzen auf die nächste Seite der Akte blätterte. So viele junge Leute. Alle Tod. Alle mit denselben Symptomen - und derselben unbekannten Substanz im Blut. Doch mit einem Mal klingelte sein privates Handy und ein Murren kroch über seine Lippen, bis er auf das Display sah. Doch schon wurde der grimmige Gesichtsausdruck von einem sachten Lächeln abgelöst, als er die Nummer sah, die dort leuchtete. "Hey!", begrüßte er den Anrufer, lehnte sich einen Moment zurück und rieb sich die Schläfen. "Hey. Wann machst du endlich Feierabend? Du wolltest schon vor einer halben Stunde zu Haus sein. Und bevor du es leugnest, ich kann hören, dass du das nicht bist!", lachte er und der Jüngere seufzte nur leise, schüttelte aber mit einem Schmunzeln den Kopf. "Wahrscheinlich hast du recht, ich sollte für heute Schluss machen.", murmelte er und leise lachte der Ältere. "Treffen wir uns beim Training? Ich weiß, es ist spät, aber...", begann er, doch er musste nicht weiter sprechen, der mittlerweile Blonde wusste, was er sagen wollte. "Ich werde da sein." Es dauerte nicht lang, bis er an der Strecke angekommen war. Er wusste, dass ihr eigenes Auto momentan zur Durchsicht war, aber Uruha hatte ihm bestätigt, dass er dennoch fahren konnte. Er hatte ihm gesagt, dass er sich für einen Tag auch das Auto eines Teamkollegen leihen konnte, der zu dieser Zeit ohnehin nicht vor Ort war. Schon als er ankam, stand vor der Tür ein aufgebautes Auto. Eines, das er hier nie gesehen hatte, aber er beachtete es nicht weiter, als er das Gelände betrat und zur Rennstrecke ging. Einer der Techniker begrüßte ihn lächelnd. "Wo ist Uruha?", fragte er ihn und der junge Mann deutete zur Strecke. "Der dreht schon mal ein paar Runden!", erklärte er und der Andere lachte leise, schüttelte den Kopf. Das war so typisch für den Älteren. Doch noch ehe er den Blick wieder zur Strecke wenden konnte, hörte er den Knall und alles, was sein Blick noch auffangen konnte, war der rote Feuerball, wo noch wenigen Sekunden das Auto seines Partners gewesen war. Und mit einem Mal ging alles ganz schnell, auch wenn ihn die quietschenden Reifen von der Straße nicht interessierten. Und als er Stunden später am Bett des Älteren saß, wischte er sich über die Augen. Noch eben hatte er einen Anruf bekommen, man hatte die Männer geschnappt, die an dem Auto herum gepfuscht hatten, doch lang hatten sie von ihnen nichts gehabt. Sie hatten nichts gesagt, bis sie nur allzu auffälligen Symptomen erlegen waren. Fest drückte er die Hand des Älteren, presste einen Moment die Lippen aufeinander. "Keine Sorge. Ich werde die Verantwortlichen bekommen. Ich werde sie fertig machen. So werden sie nicht davon kommen!", wisperte er und in diesem Moment war er sich sicher, dass der Andere ihn verstehen konnte, selbst wenn er jetzt im Koma lag, an all diese Geräte angeschlossen. Und er betete nicht nur dafür, dass er dieses Versprechen wahr machen konnte, sondern auch, dass der Ältere schon bald wieder auf die Beine kommen würde. Kapitel 1: I ------------ Es war eigenartig und bedrückend, als er nach all der Zeit in eine kalte, leere Wohnung kam. Ungewohnt, wo er es doch gewohnt war, dass der Größere für Gewöhnlich auf ihn wartete. Selbst, wenn er bis mitten in die Nacht arbeiten musste. Nicht nur ein Mal hatte er ihn entdeckt, wie er auf der Couch eingeschlafen war, eingekuschelt in eine Wolldecke und mit ihrem kleinen, dunklen Kater, der sich an ihn schmiegte und zufrieden zu schnurren begann, wenn er mit einem vorsichtigen Streicheln geweckt wurde. Genau erinnerte er sich, wie er das erste Mal reagiert hatte, als sie vor etwa einem Jahr in eine gemeinsame Wohnung gezogen waren. Uruha hatte ein paar Teelichter angezündet und es sich dann mit einem Buch bequem gemacht. Und auch, wenn der Anblick ihm durchaus ein Schmunzeln entlockte, wo dieses Buch dem Älteren ganz offensichtlich irgendwann nur noch ins Gesicht gefallen war und ihn doch nicht am Schlafen hinderte - ganz eindeutig an dem leisen Schnarchen unter den Seiten zu erkennen - so hatte die Vernunft ihn ihm doch laut aufgeschrien. Um eine Belehrung war der Ältere entsprechend nicht herum gekommen, auch, wenn er zu diesem Zeitpunkt nur noch vollkommen schlaftrunken ins Bett getorkelt war. Erst hatte er vermutet, dass er von all dem sowieso nichts mitbekommen hatte, doch seitdem hatte sich selbst Uruha doch lieber auf Lichterketten und Ähnliches beschränkt. Es gab den gleichen Flair, neigte aber durchaus weniger zu Entzündungen, was ihn selbst deutlich zufrieden stimmte. Nun allerdings eine Erinnerung, die an seinen Eingeweiden nagte, als er das dunkle Wohnzimmer betrat und ihm nur umso deutlicher bewusst wurde, dass es einfach nicht das Gleiche war, er seinen Freund nicht vor solchen Verbrennungen hatte bewahren können. Allzu deutlich flammte das Bild vor seinen Augen auf, wenn auch nur für einen Moment, bis ein Maunzen seine Gedankengänge durchbrach und er hinab sah zu dem kleinen Fellbündel, das durch die Dunkelheit auf ihn zukam, den Schwanz aufgeregt in die Höhe gereckt. "Hey kleiner Kerl...", begrüßte er ihn. Sie hatten ihn irgendwann einfach Kuro Neko getauft, war es doch letztlich nebensächlich, wie sie dachten. Rufen taten sie ihn allerdings nur noch Kuro. Und zu diesem beugte er sich hinab, strich ihm einmal durch das Fell, ehe er leise seufzte. "Du musst Hunger haben.", stellte er fest, richtete sich also entsprechend auf, um erst einmal die mitgebrachten Unterlagen ablegen zu können und schließlich in die Küche zu gehen, verfolgt von einem kleinen Schatten. Es stach ihn in den Augen, als er das Licht einschaltete. Ein kaltes Licht, dass ihn schon die letzten Stunden im Krankenhaus umfangen hatte. Er hasste es, er konnte es nicht ertragen, doch er hatte keine Zeit, sich davon gefangen zu nehmen. Mit nur wenigen Schritten hatte er den Raum durchquert und öffnete einen der oberen Schränke, um an das Katzenfutter heran zu kommen, doch selbst das entlockte ihm ein weiteres Fluchen, als er sich hinauf streckte. Dieser verfluchte Kerl, warum hatte er das Alles nur so weit oben deponieren müssen? Das mittlerweile aufdringlichere Maunzen ließ ihn herum fahren und mit einem beinahe tödlichen Blick fixierte er den Kater, wenn der sich auch deutlich unbeeindruckt zeigte. Besser wurde es dadurch allerdings auch nicht, weswegen er schließlich missmutig schnaubte und sich einen Stuhl heran zog, einmal mehr streng zu dem Kater sehend. "Und wehe du erzählst jemandem davon!", machte er ihm klar, wenn auch im nächsten Augenblick deutlich bewusst wurde, wie sinnlos es war, einem Haustier solche Anweisungen zu geben. Auch, wenn es einen mit einem noch so aufmerksamen Blick bedachte. Ihm blieb nichts, als über sich selbst den Kopf zu schütteln und doch hinauf zu steigen, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Und erst, als der Kater versorgt war, konnte er sich um sich selbst kümmern, zog sich mit seinem Kaffee ins Wohnzimmer zurück und ließ sich mit mürrischem Brummen auf die Couch fallen, ehe er die Akten zu sich heran zog. Und mit dem belehrenden Ton im Ohr, dass es doch viel zu spät für Kaffee sei, schlug er die erste Seite auf. Diese Nacht konnte lang werden, aber Schlaf würde er ohnehin keinen finden. Dass man ihn heraus halten wollte, war nur allzu deutlich, wurde ihm auch immer wieder klar gemacht. Er wäre persönlich viel zu weit involviert, hieß es. Aber war das nicht nur umso besser? Umso mehr hängte er sich in alles rein. Nur in einem Punkt konnte er zustimmen - er sollte keinesfalls dabei sein, wenn sie den Schuldigen fanden. Denn dann würde es diesen nicht mehr geben. Und auch keine Zeugen. Er wollte sie vernichten und dem Erdboden gleich machen. Sein Partner war noch immer nicht wieder aufgewacht und hätte er nicht Kuro zu versorgen, würde er wohl seine Zeit nur noch bei der Arbeit und im Krankenhaus verbringen. Das Schlafzimmer hatte er seit langem nicht mehr betreten, die Süßigkeitenvorräte des Älteren waren aufgebraucht und auch an dessen Zigaretten hatte er sich vergangen. Natürlich, eigentlich hatten sie sich zu seinen Gunsten darauf geeinigt, in der Wohnung nicht zu rauchen und doch war nun er selbst es, der sich nicht daran hielt und dafür von seinem wenig gesprächigen Mitbewohner immer wieder missmutig bedacht wurde. Aber hey, was sollte er schon machen? Immerhin lüftete er regelmäßig. Und auch seine Kollegen konnten ihn nicht abhalten, das hatten sie schnell lernen müssen. Wenn sie ihm sagten, dass er fertig aussehen würde und sich ausruhen sollte, ignorierte er das geflissentlich, wo er doch sowieso das Gefühl hatte, er wäre der Einzige, der sich wirklich um den Fall kümmerte. Und wenn sie ihn nicht auf dem Laufenden hielten, dann würde er sich die Informationen eben auf anderem Wege besorgen. Um das zu umgehen, hatten sie sich eben fügen müssen, auch wenn ihm klar war, dass immer ein wachsames Auge auf ihn geworfen werden würde. Herauszufinden, von dem sich Uruha das Auto geliehen hatte, stellte für ihn kein Problem dar. Immerhin saß er an der Quelle, konnte sich einfach bei Uwayaku erkundigen. Immerhin hatte der genauso viel Interesse, herauszufinden, was passiert war und warum das der Fall war. Und es war zudem auch noch einer seiner besten Fahrer ausgefallen, das wollte auch er nicht einfach auf sich sitzen lassen. Der hatte mit Ruki eigentlich auf Tour gehen sollen, schon vor einigen Tagen. Es wäre das Abschlusstraining gewesen und nur deswegen war ihr eigener Wagen nicht verfügbar gewesen. Und stattdessen steckten sie hier nun fest und er war überrascht, dass kein Ersatz geschickt wurde. Hatte denn ihr Rennchef tatsächlich doch ein Herz oder hatte er so schnell niemanden auftreiben können? Das hätte er sich fragen können, aber dafür blieb ihm keine Zeit. Erst einmal hieß es, seinen Teamkollegen ausfindig zu machen und das gestaltete sich weitaus schwieriger. Sicherlich hatte er etwas mitbekommen, andernfalls wäre er wohl kaum unter getaucht. Aber ihm war wohl nicht klar, dass er seine Augen und Ohren überall hatte. Und schließlich kam der erlösende Anruf. Natürlich war er im Zwiespalt gewesen, er hatte Uruha nicht allein lassen wollen, er wollte Kuro nicht im Stich lassen, aber das hier ging nun einmal vor. Er hatte einige Stunden Autofahrt hinter sich gebracht, prüfte nun nur noch einmal mit verbissenem Blick sein Spiegelbild, ehe er sich auf den Weg machte. Schon als er an dem Club ankam, den ihm sein Tippgeber genannt hatte, fiel ihm etwas ins Auge, was dazu führte, dass sich seine Mimik nur weiter verfinsterte. Dieses Mal war ihm dieser Wagen auf dem Parkplatz nicht fremd und ein dumpfes Grollen entkam seiner Kehle, als er seine Jacke noch einmal zurecht zog. Die Geduld, sich nun anzustellen, konnte er wirklich nicht aufbringen und so bahnte er sich den Weg an der Schlange vorbei und auch, wenn niemand begeistert war und auch Stimmen laut wurden, so ließ er sich davon nicht beeindrucken. Das sollte ihm doch vollkommen egal sein. Dass die Security ihn aber nicht einlassen wurde, das war ihm nicht ganz egal und als man ihn an der Schulter zurück schob, zogen sich mit einem Knurren die Brauen zusammen als er vehement die Hand beiseite schlug. Er hatte keine Zeit für Diskussionen! Und schon gar nicht stand ihm der Sinn danach, weswegen er nur wortlos in seine Jacke griff, um seine Marke vorzuzeigen. Eine Eintrittskarte, die ihm schon so manche Türen geöffnet hatte. Zufriedenheit sah wohl anders aus. Und dennoch reichte es, um sich an dem Muskelpaket an der Tür vorbei zu schieben, den Protest hinter sich zu verdrängen. Und schon, als er nun die Stufen in die Dunkelheit hinab stieg die ihn umfing, durchzuckt von rötlichem Licht, begann er, den Raum nach diesem bekannten Gesicht abzuscannen. Einfach war es nicht. Es war voll, es war stickig und weit reichte hier kein Blick, weswegen ihm nichts anderes blieb, als sich durch die Menge zu schieben. Doch schließlich gab er es auf und ließ sich an einem Platz an der erhöht gelegenen Bar nieder, von wo aus er die vermutlich beste Sicht hatte. Und mit seinem ersten Cuba Libre in der Hand lehnte er sich an die Theke, um auch weiterhin den kompletten Raum zu scannen. Und als er das Glas zum ersten Mal an seine Lippen hob, lag ein verbittertes Lächeln auf seinen Zügen. Immerhin, offiziell im Dienst war er ja nicht. Er musste wohl beim dritten Glas gewesen sein, als sich eine junge Frau zu ihm gesellte. Bemerken tat er es kaum, bis sie sich zu ihm lehnte. "He Kleiner, auf der Suche nach einer Begleitung für die Nacht?", fragte sie und auch, wenn er es kaum wollte, so warf er ihr einen vernichtenden Blick zu. "Ich glaube kaum, dass ich mir das leisten könnte, selbst wenn ich Interesse hätte.", stellte er klar, erkannte deutlich, wie sie missmutig das Gesicht verzog, die Lippen kräuselte und sich selbst weiter an die Bar lehnte. "Du könntest auch einfach drüber reden.", stellte sie klar, wenn ihr Unterton allerdings auch deutlich die Betroffenheit klar machte. Ruki zweifelte nicht daran. Offenbar lag er mit seiner Ansicht wohl richtig und dann würde es keine Rolle spielen, wie sie die Zeit verbrachten, so lang sie nur ihr Geld dafür bekommen würde. Allerdings hatte sie in ihrer Bewegung die Sicht auf etwas frei gegeben, das dem Erblondeten umso vielversprechender erschien. Und doch warf er ihr ein weiteres, spöttisches Grinsen zu. "Ich glaube kaum, dass ich den Eindruck mache, als wenn ich reden möchte, oder?", ließ er sie noch wissen, als er von seinem Stuhl glitt, sie damit aber auch zurück ließ, um sich einmal mehr seinen Weg zu bahnen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als das Rauschen in seinen Ohren zunahm und er seinem Ziel immer näher kam. Um sich herum nahm er nichts mehr wahr, hörte nichts, sah nichts, bis er dem Anderen gegenüber stand. Und als der sich umdrehte und ihn nur noch mit großen Augen ansah, ein fragendes "Ruki?", über seine Lippen brachte, konnte er nicht anders, als auszuholen. Dass sich die Stimmung um ihn herum änderte, war wohl unverkennbar. Der Dunkelhaarige taumelte von der Wucht getroffen einige Schritte zurück, sah ihn entgeistert an, als sich seine Hand ungläubig an die getroffene Wange hielt. Allerdings ließ er ihm keinen Moment zum Durchatmen, gab niemandem sonst die Gelegenheit, ihn aufzuhalten, entwich den Händen, die nach ihm greifen wollten, als er die Schritte nachsetzte, die ihn von Shouta trennten und griff stattdessen nach seinem Arm, um ihn in einer geübten Bewegung auf den Rücken zu drehen. Dass seine Fingerknöchel von dem Zusammenprall schmerzten, das interessierte ihn nicht, war es stattdessen doch eine reine Genugtuung, den schmerzerfüllten Laut zu hören, den der Größere von sich gab, als er den Arm wohl zu weit nach oben zog, ihn damit zu einem willenlosen Marionette machte, die er ohne große Probleme gegen die Bar drücken konnte. Und als er wieder aufsah, sah er nur noch den verschreckten Blick des Barkeepers, der ihn leise schnauben ließ. "Jetzt rufen Sie schon die Polizei. Der kleine Shouta will aus dem Spieleparadies abgeholt werden. Und die sollen den S2000 da oben auch gleich mitnehmen!", wies er an, erntete aber nur einen fragenden Blick, der ihn die Augen verdrehen ließ. "Den rot-schwarzen Honda!" "Verdammt, Takanori, was haben Sie sich dabei gedacht?", fuhr sein Vorgesetzter ihn an, doch er selbst lümmelte nur weiter unbeeindruckt auf dem Stuhl vor dessen Schreibtisch, würdigte ihn keines Blickes, als der Ältere hinter ihm auf und ab ging. Er selbst war konzentriert auf den Bleistift, den er zwischen seinen Fingern drehte. Trotzdem entschloss er sich zu einer Reaktion, zuckte die Schultern. "Ich habe meinen Job gemacht, genauso, wie es auch jeder Andere hier tun sollte.", gab er beinahe desinteressiert zurück. Dass diese Antwort nicht gefiel, bekam er deutlich zu spüren, als die schweren Schritte hinter ihm stoppten und deutlich fühlte er den Blick in seinem Nacken. "Deswegen mussten Sie ihn doch nicht schlagen. Es gibt so schon genug Diskussionen über Polizeigewalt und Willkür, ohne, dass die noch weiter angeheizt werden! Er könnte Sie verklagen, die ganze Dienststelle.", wurde er weiter zurecht gewiesen, doch es führte nur dazu, dass er die Augenbrauen hob und sich etwas aufrichtete, um den Älteren anzusehen, als würde er an dessen Verstand zweifelnd. "Das war eine kleine Ohrfeige, er soll sich nicht so haben.", erwiderte er nur trocken, allerdings blieb das Gesicht des Anderen ausdruckslos. "Sein Jochbein ist gebrochen." "Ich kann nichts dafür, dass er gegen die Bar gelaufen ist." "Es gibt Zeugen, dass das nicht der Fall war.", wurde ihm widersprochen und der Blonde verzog das Gesicht, als er sich wieder abwandte und zurück gegen die Stuhllehne fallen ließ. Er musste sich wirklich zusammen reißen, um den Anderen nicht nachzuäffen, wo der doch dafür verantwortlich war, dass er selbst weiter an der Sache dran bleiben konnte. "Dafür haben wir ihn jetzt. Und das Auto auch.", fuhr er fort, schloss dann aber auch bemüht die Augen, ehe er wieder zu dem Anderen aufsah. "Darf ich nun zu ihm, um noch mehr aus ihm raus zu holen?", fragte er, bemüht, den abfälligen Tonfall zurück zu drängen. Es juckte ihn förmlich in den Fingern und er war sich sicher, dass er sicherlich den richtigen Draht haben würde, wenn er auch nur wenig daran zweifelte, dass auch einiger Draht nötig sein würde, um diesen Kerl danach wieder zusammen zu flicken. Die Stille, die auf die Frage aber folgte, war schon Antwort genug, wenn er auch trotzdem eine Braue hob, als er schließlich dem ungläubigen Blick seines Gegenüber begegnete. "Wenn Sie nicht abgezogen werden wollen, dann halten Sie sich gefälligst fern. Akimoto wird das übernehmen, Sie dürfen höchstens von der anderen Seite zusehen.", fiel die Anweisung, die ihn nur wieder schnauben ließ. Und so richtete er sich unzufrieden auf, um frustriert den Bleistift wieder in dessen Halterung zurück zu befördern, ehe er ohne ein weiteres Wort in Richtung der Verhörräume verschwand. Und nun stand er hier, auf der anderen Seite des Einwegspiegels, die Arme verschränkt, während er den Blick nicht abwenden konnte. Akimoto, ausgerechnet Akimoto. Der Fall interessierte ihn doch kaum und er wusste, dieser Kerl würde ihn am Liebsten fallen sehen. Unruhig tippte sein Fuß immer wieder auf den Boden und er konnte nicht glauben, was er da hörte. Shouta wurde in Watte gepackt. Ein Arzt? - Natürlich. Essen, Trinken? - Selbstverständlich. Es tat ihnen Leid, dass er so zugerichtet worden war? - Ein Scheiß tat ihm leid und ginge es nach ihm, wären sie mit diesem Kerl noch längst nicht fertig. Akimoto war viel zu freundlich, fand er und wenn er so weiter machte, dann würden sie in drei Wochen noch nicht weiter sein. Dass sie nicht so lang warten mussten, bis endlich die Akte präsentiert wurde mit den Beiden, die sie zuerst festgenommen hatten, das überraschte ihn tatsächlich etwas. "Kennen Sie diese Männer?", fragte der Kollege auf der anderen Seite, doch Shouta schüttelte mit dem Kopf. "Nie gesehen.", erwiderte er und Ruki schnaubte verächtlich. Dieser Mistkerl hatte sich die Bilder noch nicht einmal richtig angesehen, die ihm präsentiert worden waren. "Sind Sie sicher?" - wieder ein Kopfschütteln und in dem Blonden begann es erneut zu brodeln. "Sie wurden mit dem Auto aufgegriffen, mit dem Nanase vom Explosionsort geflohen ist.", versuchte Akimoto erneut und mit viel zu wenigem Nachdruck, wie Ruki dachte. "Das kann nicht sein, das muss jemand Anderem gehört haben. Mit dem Auto war ich nie unterwegs, das hab ich nie gesehen.", gab Shouta nur zurück und die Augen des Blonden verengten sich. Er war sich sicher, dass sie Beweise finden würden, dass er mit dem Auto gefahren war. Nicht nur zufällig war es mit Shouta hunderte Kilometer weit vom Ort des Geschehens entfernt gewesen. Und warum hätte sein Auto präpariert worden sein sollen, wenn er die Männer nicht kannte? Wie hatte er zulassen können, dass Uruha diesen Wagen nahm? Weiter und weiter gruben sich seine Fingernägel in die Haut unter ihnen, sein Fuß hatte die Bewegung eingestellt und seine Atmung ging schwerer, als er versuchte, dem übermächtigen Verlangen in sich nicht nachzugeben. Und doch brach es aus ihm heraus, bevor er es wirklich realisieren konnte. "Ich quetsch dich aus wie eine überreife Tomate.", brummte er, als er sich auch schon in Bewegung gesetzt hatte. Er hielt das einfach nicht aus, so kamen sie einfach nicht voran. Wenn sie ihn abziehen wollten, dann sollten sie das tun. Er würde schon an seine Informationen kommen, er würde weiter machen können, bis sie endlich alles aufgeklärt hatten. Doch gerade, als er den Raum betreten wollte, die Klinke schon in der Hand, in dem Verlangen, das Gesicht Shoutas so lang auf den Tisch zu pressen, bis er redete oder jämmerlich erstickt war, wurde er aufgehalten. "Takanori, Telefon!", wurde er abgerufen, doch unwillig sah er nur zu dem, der ihn gerade angesprochen hatte. "Ich hab keine Zeit...", fing er an, als ihm aber der Hörer entgegen gehalten wurde. "Es ist das Krankenhaus." Kapitel 2: II ------------- Er erinnerte sich kaum, wie er vom Revier ins Krankenhaus gekommen war. Dieser Anruf hatte ihn sicherlich vor einem dummen Fehler bewahrt und auch, wenn der Drang, Shouta zu zerquetschen, wie eine Kakerlake, nach wie vor da war: nun gab es Wichtigeres. Nach Wochen der Ungewissheit war Uruha endlich aufgewacht. Er war zu sich gekommen, doch er selbst war nicht einmal bei ihm gewesen. Eine Tatsache, die an ihm nagte und die er nun doch nicht ändern konnte. Er konnte nur versuchen, so schnell es ging zu ihm zu gelangen. Und um das zu erreichen waren sämtliche Verkehrsregeln zu vernachlässigen. Sie hatten wirklich Glück gehabt, das war schnell klar gewesen. Der Sprengsatz war klein genug gewesen und so angebracht, dass die Genesung schneller voran ging, als er eingangs befürchtet hatte. Offensichtlich Amateure - ihr Glück im Unglück. Einen weiteren Teil hatten sie dem schnellen Eingreifen zu verdanken, war immerhin nicht nur er selbst in diesem Augenblick nicht mehr zu Halten gewesen. Zwar würde er gerade mit den Verbrennungsnarben auf Rücken, Armen und Oberschenkeln noch eine Weile zu tun haben, aber sonst gab es, wie durch ein Wunder, nur leichtere Verbrennungen. Das Meiste würde unter den angesetzten Therapien vollkommen verheilen. Nur einen Großteil der Haare hatte es versengt. Und trotzdem hatte er noch nicht damit gerechnet, dass sie ihn jetzt zurück holen würden. Nun war er mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz zum Stehen gekommen und er ignorierte das Fluchen, weil er diesen offenbar jemandem direkt vor der Nase weg geschnappt hatte. Stattdessen eilte er schnellstmöglich durch die hellen Flure, das Geräusch seiner Schuhe auf dem Laminat war für ihn nur noch nebensächlich und er stoppte erst, als er die Tür zum Zimmer seines Freundes aufreißen konnte. Er war wie erstarrt, als er ihn dort liegen sah, noch immer in Verbände gehüllt, die Augen geschlossen, während sich der Brustkorb regelmäßig hob und senkte. Alles, wie er ihn zurück gelassen hatte, was ihn kritisch die Brauen heben ließ. Selbst die Schläuche, die ihn an die Beatmung angeschlossen hatten waren noch dort, doch schnell fiel ihm auf, dass das Endstück mit einer Maske ersetzt worden war. Also doch nicht alles wie sonst. So schloss er möglichst leise die Tür hinter sich, bemerkte erst jetzt, dass er außer Atem war und sein Herz beinahe hörbar in seiner Brust schlug. Und als das Schloss klickte, zuckte er zusammen, als er die vertraute und doch so vermisste Stimme hinter sich hörte. "Ru?" Es war nicht mehr als ein Wispern und doch ließ es ihn herum fahren und den Kopf schief legen, als er bemerkte, dass der Andere ihn interessiert anblickte, sich schließlich aber ein Lächeln abrang und die Hand nach ihm ausstreckte. Na das ließ er sich sicherlich nicht zwei Mal sagen und so hatte er den Abstand schnell überwunden, die Hand mit seiner umschlossen, wenn er auch merkte, wie Uruha unter der Berührung zusammen zuckte. Es musste noch immer furchtbar schmerzen, das war ihm klar und dennoch war er froh über jede Nähe, die der Ältere ihm gewährte. "Hey Beauty. Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf. Ich habs mit Wachküssen versucht, hat aber nichts gebracht.", begrüßte er ihn und wieder legte sich ein schiefes Lächeln auf die Lippen unter der Maske. "Falsche Taktik. Ich bin keine Prinzessin, ich bin der Phoenix aus der Asche.", brachte er angestrengt hervor und entlockte auch dem Jüngeren ein Grinsen. "Ein Phoenix sieht aber um Einiges besser aus.", ließ er seinen Freund wissen, konnte kurz darauf aber das Zucken der Augenbrauen erkennen - dessen, was davon sich so langsam wieder als solche erkennen ließ. "Sagt der Richtige. Du hast auch schon mal besser ausgesehen. Und die Hauptsache ist doch, dass die Frisur sitzt.", war die trockene Antwort und ein weiteres Mal an diesem Tag zuckte Angesprochener mit den Schultern. "Shit happens. Und bis da bei dir wieder etwas sitzt, wird es noch eine ganze Weile dauern.", gab er beinahe gelassen zurück, bemerkte deutlich, wie viel Gewicht von seinen Schultern fiel, je mehr er sich mit dem Brünetten unterhalten konnte. Und so ließ er sich auch langsam auf den Stuhl neben dem Bett sinken, verfiel für einen Moment ins Schweigen, bevor er wieder angesprochen wurde. "Wie geht es unserem Baby?" Die Frage ließ ihn einmal mehr die Brauen heben. "Fährt..." "Idiot. Ich meinte Kuro." "Verhungert.", erwiderte er nur wieder trocken, konnte deutlich den misstrauischen Ausdruck in den Augen des Anderen erkennen, wusste der doch genau, dass Ruki mit dem Kater zwar für Gewöhnlich zurecht kam, allerdings nie so warm geworden war wie mit Koron, der vor gar nicht allzu langer Zeit leider bereits verstorben war. Und auch, wenn er das wollte, so konnte Ruki die Fassade nicht lang aufrecht erhalten, schmunzelte schließlich doch wieder etwas. "Selbst Schuld, ich hab dir gesagt, du sollst das Futter nicht so hoch stellen.", fing er an, versuchte es noch einmal, doch er merkte schnell, dass er dem Älteren einfach nichts vor machen konnte, weswegen er doch fortfuhr. "Aber keine Sorge, wir haben uns letzten Endes doch arrangiert.", klärte er schließlich auf und konnte sehen, wie Uruha einmal mehr tief, aber auch erleichtert aufatmete. "Und die Wohnung steht auch noch?", fragte er weiter, worauf der Blonde aber nickte. "Klar. Nur ein bisschen chaotisch.", erwiderte er gelassen und zauberte nur einmal mehr ein Schmunzeln auf die Lippen des Größeren. "Bisschen?", fragte er weiter, herausfordernd. Er kannte Ruki, gerade in den Momenten, in denen er sich an etwas fest biss und dabei alles andere aus den Augen verlor. Doch auf dessen Lippen erschien nur ein beinahe ertapptes Grinsen und er ließ die Schultern etwas sinken. "Okay, ein bisschen sehr.", gab er zu, ließ den Älteren aber auch weiter nicht aus dem Blick, auch nicht, als dieser sich mit noch immer unverändertem Grinsen wieder weiter in die Kissen sinken ließ, die Augen schloss und Ruki wurde nur umso deutlicher, wie anstrengend das hier sein musste und so schwieg er noch einige Momente, ehe er sich zu der gehaltenen Hand hinab beugte, nur federleicht die geschundene Haut küsste und Uruha damit ein leises, erleichtertes Seufzen entlockte. Uruha hatte ja keine Ahnung, wie froh er war, ihn endlich wieder unter den Lebenden zu wissen. Wieder einmal hatte er es sich am Fenster gemütlich gemacht, die Sonnenbrille hatte er auf seinen Kopf hinauf geschoben, während er sich seitlich auf dem Stuhl nieder gelassen hatte, ein Kopfkissen in den Rücken gestopft, während er seine Beine über der anderen Lehne wippen ließ. Dass die Sonne warm durch das Fenster fiel, das bemerkte er kaum, war einfach viel zu sehr in seine Unterlagen vertieft. Es war zum verrückt werden, sie kamen und kamen einfach nicht weiter. Eigentlich verbrachte er die meiste Zeit nur noch damit, in den Akten nach Hinweisen zu suchen, die sie übersehen haben könnten, hatte selbst Kuro vorübergehend zu seinem Bruder gebracht. Gedankenverloren kaute er an seiner Unterlippe, gegen die er auch immer wieder das Ende des Bleistiftes tippen ließ, wenn er diesen nicht brauchte, um doch einmal etwas aufzuschreiben. Doch in den letzten Stunden war das nicht der Fall gewesen und ein frustriertes Schnauben entkam ihm, als er sich durch das Haar fuhr, in der Bewegung auch gleich die Sonnenbrille von seinem Kopf fegte und verärgert hielt er mitten in der Regung inne und sah stattdessen mit giftigem Blick zu Boden. Na wenigstens war das gute Ding nicht gleich noch kaputt gegangen. Gewundert hätte es ihn tatsächlich auch nicht mehr. Nur wenige Augenblicke später aber sah er wieder auf, beobachtete einen Moment aufmerksam seinen Uruha, doch den schien das wenigstens nicht geweckt zu haben und er schlief weiterhin den Schlaf der Gerechten und er gönnte es ihm. Seit der Ältere aufgewacht war, war schon wieder einige Zeit vergangen, bald würde er wieder aufstehen können und Ruki wusste schon jetzt, dass nicht nur er selbst sich schon darauf freute, ihn einfach einen Nachmittag mal hier raus zu holen, raus aus der Stadt und ihn für einige Stunden einfach entführen, so weit die Umstände es denn erlaubten. Und auch die begonnenen Therapien zeigten Wirkung, es bestand eine gute Chance, dass der Brünette nicht gleich in Ohnmacht fallen würde, wenn er in einen Spiegel sah und das würde auch ihm selbst sicherlich zu Gute kommen. Nun allerdings reckte er sich erst einmal leise ächzend Richtung Boden, bemüht, nicht gleich vom Stuhl zu fallen, während er mit dem Bleistift nach der Sonnenbrille angelte. Doch nicht lang und erneut hielt er inne, als ihm siedend heiß einfiel, was sie vermutlich vergessen hatten! Nach Shouta waren sie in einer Sackgasse gelandet, er hatte nicht geredet und auch, wenn man ihm nachweisen konnte, dass er das Auto genutzt hatte, hatte man doch Haare und Fasern gefunden, so bewies das sonst leider noch gar nichts weiter. Sie hatten ihn gehen lassen müssen. Seitdem fühlte er sich von Zeit zu Zeit doch etwas beobachtet, doch Shouta stellte sich so schlecht an, dass er dafür nur ein müdes Schmunzeln übrig hatte. Trotzdem reichte es, dass er nur umso lieber ein Auge auf Uruha hatte, so lang der kaum eine Chance hätte. Aber auch mit der neuen Droge hatte es ihnen nicht weiter geholfen. Sein Verharren in diesem Moment reichte nun allerdings aus, dass er für den Augenblick das Gleichgewicht verlor und zur Seite zu kippen drohte, konnte sich nur noch gerade so mit den Füßen abfangen, ohne sich zu verheddern. Und gerade sollte ihm das nur Recht sein, nutzte er diese Bewegung doch dafür, einfach direkt nach der Brille zu greifen und dann aufzustehen, um zur Tür zu gehen. Dieses Mal aber hörte er doch eine müde Stimme hinter sich. "Randalierst du schon wieder?", wurde er gefragt, wandte sich nur wieder um, ehe er schief grinste, die wenigen Schritte zurück aber doch noch einmal machte. "Sozusagen. Ich muss los. Aber ich bin bestimmt gleich wieder da.", versprach er, beugte sich nur noch einmal kurz zu dem Brünetten, um ihm einen vorsichtigen Kuss zum Abschied auf die Wange zu geben, wenn der auch spielerisch das Gesicht verzog. "Haben sie im Büro eine Vermisstenmeldung aufgegeben?", murmelte er, doch Ruki lachte leise, schüttelte den Kopf. "Denen fällt doch gar nicht auf, wenn ich nicht da bin. Und wenn doch, dann freuen sie sich drüber. Aber mir ist etwas anderes eingefallen und du schläfst doch sowieso die ganze Zeit, du wirst es wohl kaum bemerken.", erwiderte er gelassen, als er sich aber wieder aufrichtete und seinen eigentlichen Weg wieder antrat, als er aber noch einmal aufgehalten wurde. "Du kannst auf dem Rückweg ja gern noch einmal nach Kuro sehen und Zigaretten mitbringen. Du hast keine Ahnung, was ich jetzt für eine geben würde.", kam es sehnsüchtig und in der Tür hob der Blonde mit einem Blick zurück die Augenbrauen. "Kuro ist bei meinem Bruder. Und das mit den Zigaretten wird sich wohl etwas schwierig gestalten.", stellte er klar, worauf der Ältere aber die Brauen hob. "Wir sollten deinen Bruder wirklich mal zum Essen einladen oder so. Und schon klar, Krankenhaus und so...", gab er schon beinahe wehleidig zurück, doch der Kleinere grinste nur frech. "Ne, die sind alle.", stellte er klar, wurde nur einmal mehr mit einem missmutigen Blick bedacht. "Keine Sorge, bis du hier raus kommst, hab ich dir Neue besorgt!", versprach er, zwinkerte seinem Freund nur noch einmal zu, ehe er aber auch schon verschwunden war. Sein Weg führte ihn geradewegs ins Labor und im Vorraum warf er nur noch seine Jacke über einen Stuhl, krempelte seine Ärmel hoch, ehe er die dortige Garage betrat, sich aufmerksam nach dem zuständigen Mitarbeiter umsah. Lang musste er dafür nicht suchen, reichte es doch aus, dass er den Geräuschen folgte. "Momozono, wo ist der Honda aus dem Takashima-Fall?", fragte er, schnappte sich im Vorbeigehen auch gleich ein paar der Latexhandschuhe, ehe er den Angesprochenen auffordernd anblickte. Doch der sah nur zweifelnd von seiner Arbeit auf. "Was willst du damit? Wir haben das Teil schon drei Mal durchsucht und alles weiter gegeben, da wirst du nichts mehr finden.", fragte er, doch Ruki verdrehte lediglich die Augen. "Wir werden sehen. Also, wo ist der nun? Und hast du gerade eine Sonde zur Hand?", hinterfragte er und doch ein wenig genervt seufzte Momozono auf, aber sie wussten ja alle, wie engagiert sich der Blonde in dem Fall verhielt, machen konnte er sowieso nichts dagegen und es wäre einfacher, nachzugeben. Deswegen deutete er in eine Richtung. "Das Auto steht da hinten.", ließ er ihn wissen, übergab auch nach einem kurzen Blick in sein Equipment das verlangte Werkzeug und schon war Ruki auch schon verschwunden, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren. Dann würde er wohl Mal Angeln gehen. Und schon auf dem Weg zog er sich mit einem Schnipsen die Handschuhe über, hatte mit nur wenigen Handgriffen vor Ort den Tankdeckel geöffnet und konnte nur wenige Augenblicke später den Weg der Sonde auf dem daran angebrachten, kleinen Monitor nachverfolgen, wagte es kaum zu blinzeln, die Brauen zusammen gezogen und die Luft angehalten. Wenn sie auch alles auseinander genommen hatten, aber er konnte sich denken, dass sie dort nicht geschaut hatten. Und es dauerte nicht annähernd so lang, wie er hätte vermuten können, bis sich sein Gesicht wieder entspannter aufhellte, als er eine Ausbuchtung im Tank entdeckte, die bei keinem Auto dort hin gehörte. Es sah aus, als wäre dort eine Platte erst nachträglich angebracht worden. Und so richtete er sich auch schon wieder auf, versuchte, über alles hinweg zu sehen, was in dieser Garage stand. "Momozono, der Gute hier muss dringend auf die Hebebühne! Und wir brauchen die Flex!" "Ich glaube es nicht. Das Zeug war die ganze Zeit vor unseren Augen!", beschwerte er sich, ging auch weiterhin aufgebracht auf und ab, fuhr sich einmal mehr durch das Haar. Das konnte doch nicht wahr sein! Auch wenn das nachträglich eingebaute Geheimfach gut gemacht war. "Wir könnten schon so viel weiter sein. Dass das kein Wagen von der Stange ist, war ja wohl offensichtlich. Natürlich war da noch was verbaut. Die verfluchten Pillen einfach im Tank, so simpel. Und von Anfang an ist das Ding genau vor unserer Nase und keiner merkt etwas!", beschwerte er sich weiter, konnte das Augenrollen förmlich hören. "Wenn das ausgebaut war, müsste sich doch alles zurück verfolgen lassen, oder?", kam die ruhige Stimme von der Seite. Uruha hatte sich aufgesetzt und die Maske vom Gesicht genommen, die im Augenblick doch eher nutzlos an seinem Hals hing, während er sich die Tiraden seines Partners anhörte. Und endlich stoppte der in seiner Bewegung, sah den Brünetten aus verengten Augen fragend an, doch der ließ sich nicht beeindrucken. "Naja, als Außenstehende tretet ihr auf der Stelle. Jetzt habt ihr wenigstens einen Ansatz, also schleust euch doch ein.", schlug er vor, doch der Kleinere schnaubte nur leise. "Schätzchen, du hast zu viel Fast and Furious gesehen.", gab er nur trocken zurück, aber Uruha hob nur die Augenbrauen. "Das heißt nicht, dass das nicht funktionieren könnte, oder? Und das wäre doch genau dein Ding. Wenn sich jemand mit Autos auskennt, dann du.", fuhr er gelassen fort und sah deutlich, wie die Zahnräder im Kopf des Blonden ratterten. Der Ältere könnte tatsächlich Recht haben. "Also...", fing er schließlich wieder langsam an, machte sich nur zögerlich auf den Weg zum Bett des Anderen, um sich an dessen Seite nieder zu lassen. "...genau genommen ist das UNSER Ding, oder?", fragte er, wenn sein Gegenüber deutlich zweifelnd wirkte. "Ich kann Hilfe gebrauchen und du weißt, was du tust. Und bis die alles vorbereitet haben, bist du auch so weit wieder hergestellt.", ließ er ihn nachdenklich wissen, aber noch immer wirkte Uruha nicht überzeugt. "Wer soll mich denn sonst davon abhalten, irgendwelchen Mist zu machen?", fragte er also weiter und auf dem Gesicht seines Gegenübers erschien doch langsam ein schiefes, wenn auch noch nicht gänzlich überzeugtes Lächeln. "Viel Erfolg dabei, das Watanabe beizubringen." Kapitel 3: III -------------- Natürlich hatte es Ärger gegeben. Mit einem Außenstehenden über einen laufenden Fall zu sprechen war ein absolutes No-Go. Wenn dieser Jemand dann sogar noch ein Betroffener war, hätte er für Gewöhnlich seinen Job gleich an den Nagel hängen können. Tatsache allerdings war, dass noch immer Menschen starben und dieser Vorschlag wohl der bisher einzig Brauchbare zu sein schien. Demnach wurde Milde walten gelassen und einzige Konsequenz war ein unbezahlter Zwangsurlaub. Doch ihm sollte das nur Recht sein, so hatte er mehr Zeit für andere Dinge, während andere die Vorarbeit übernahmen, entsprechende Läden und Werkstätten ausfindig machten und die Kunden observierten, um den Einstieg in die Undercoverarbeit einfacher und vor allem gezielter zu gestalten. Er selbst würde sicherlich noch früh genug in alles eingeweiht werden. Aber auch, wenn er nun etwas Zeit gehabt hatte, er hatte gleich von Beginn an darauf verzichtet, sich an den Herd zu stellen. Zum Einen wollte er niemanden vergiften, zum Anderen wäre es wohl von Vorteil, wenn sie noch einige Zeit eine intakte Wohnung haben würden. Stattdessen sah er sich nun erst einmal aufmerksam auf dem Flur des Krankenhauses um, ehe er die kleine Kerze auf dem Cupcake anzündete. Mehr war hier und heute einfach nicht drin. Und bevor er doch noch entdeckt werden würde, betätigte er die Türklinke, um die Tür rückwärts aufdrücken zu können, ehe er eintrat, sich schon in der Bewegung drehte, wenn auch sein Blick weiter auf die Kerze gerichtet war, um wenigstens nichts verkleckern zu können. "Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday dear Kou, happy birthday!", sang er, wenn auch leise genug, dass man ihn nicht noch über den ganzen Flur hören würde. Und als er nun das Bett erreichte und aufsah, konnte er das Strahlen auf den Lippen des Älteren sehen, der von seinem Buch aufgesehen hatte, dieses nun sinken ließ. "Ist schon wieder ein Jahr um, ja?", hinterfragte er amüsiert, ließ die Augenbrauen des Blonden zucken. "Sieht wohl ganz so aus.", gab er trocken zurück, hob damit aber auch den Cupcake weiter in das Blickfeld des Älteren. "Du musst dir etwas wünschen, bevor die uns erwischen.", wies er weiter an, bedachte ihn mit einem fordernden Blick, wenn das auch kaum der Grund war, weswegen Angesprochener der Aufforderung nachkam, ehe er das Gebäck an sich nahm und zusammen mit dem Buch erst einmal zur Seite stellte, dafür aber auffordernd auf das Bett klopfte. Und noch während Ruki sich setzte, sah Uruha ihn auch schon wieder an. "Selbst gebacken?", fragte er, doch der Blonde verzog nur das Gesicht. Als ob! "Selbst gekauft!", korrigierte er also resolut, ließ den Größeren nur umso breiter grinsen, während Ruki nun auch weiter fortfuhr. "Eine kleine Stärkung, bevor dir deine Familie nachher die Bude einrennt. Und mal etwas anderes als der Krankenhaus-Fraß." Und nur einmal mehr lachte der Brünette auf. "Es ist ja nicht so, als würdest du mir regelmäßig was zum Essen mitbringen, ich werde noch fett." Wieder verfinsterte sich das Gesicht des Jüngeren. "Ich meine es nur gut, ich kann es auch lassen.", protestierte er, doch das konnte dem Grinsen des Anderen keinen Abbruch tun. Stattdessen zog er den Jüngeren lieber noch weiter an sich. "Habe ich dir schon einmal gesagt, wie süß es von dir ist, wie du dich um mich kümmerst? Elender Brummbär.", fragte er leise, gab ihm einen sanften Kuss gegen die Schläfe. Er musste gar nicht erst hinsehen, um zu wissen, wie Ruki das Gesicht verzog, während er missmutig vor sich hin brummte. Bis alle wieder weg gewesen waren, hatte es eine halbe Ewigkeit gedauert. Jedenfalls kam es ihm so vor. Letztlich hatte er sich lieber aus dem Zimmer verzogen und eine Runde gedreht und als Uruha immer noch nicht allein war, als er zurück kam, hatte er es vorgezogen, sich vorerst in der Cafeteria des Krankenhauses nieder zu lassen. Nicht, dass er diese Familie nicht mögen würde, aber es wurde ihm einfach schnell zu viel. Wie konnten Menschen nur eine so untrübbare gute Laune haben? Aber wenigstens wurde er selbst akzeptiert und das war unglaublich viel wert und auch, wenn er es selten zeigte, aber dafür war er dankbar. Trotzdem war er froh, als er ihn wieder für sich, sie ihre Ruhe hatten, denn nur so konnte er seinen Plan in die Tat umsetzen. Der Brünette war nach all der Bettruhe noch etwas wacklig auf den Beinen und auch beim Anziehen musste er ihm an ein oder anderer Stelle helfen, aber das stellte für ihn das geringste Problem dar. Und so hatte er ihn schon bald in seinen Wagen verfrachtet, den schnellsten Weg aus der Stadt hinaus zu einem abgelegenen Platz in den Bergen eingeschlagen - natürlich nur nach Absprache mit dem Arzt, wo er ihn immerhin nicht gefährden wollte. Im Gegenteil, hatte er ihnen doch auch noch etwas zum Essen eingepackt, dort draußen mit dem Älteren ein kleines Picknick veranstaltet. Und nun waren sie noch immer hier, als nach und nach die Sonne hinter dem Horizont versank. Sie würden bald zurück müssen, waren garantiert auch schon viel zu spät dran, aber gerade interessierte ihn das nicht. Uruha hatte sich an das Auto gelehnt, seine Beine gehorchten ihm nach und nach immer mehr und sein Blick war entspannt auf den Sonnenuntergang gerichtet, während Ruki hinter ihm auf der Motorhaube saß, die Boots auf der Stoßstange abgestellt und dennoch darauf bedacht, keine Kratzer oder Beulen zu hinterlassen. Die Arme hatte er um den Älteren gelegt, der Kopf auf dessen Schulter gebettet, während er gedankenverloren den Bauch unter seinen Fingern kraulte und die selbe Aussicht wie sein Freund genoss, die warmen Hände an den eigenen. Dennoch entkam ihm ein leises Seufzen. "Wir müssen uns bald wieder auf den Weg machen, sonst lassen sie mich nie wieder zu dir.", ließ er den Anderen leise wissen, vergrub für den Moment die Nase in der Halsbeuge des Brünetten, als er die Augen schloss. Dieser aber legte den Kopf zur Seite, schaffte ihm damit mehr Platz und konnte zugleich versuchen, ihn mit einem Schmunzeln über die Schulter hinweg anzusehen. "Wir wissen doch beide, dass sie dich davon sowieso nicht abhalten können." Eine Aussage, die mit einem amüsierten Schnauben quittiert wurde. "Ich muss dich ja noch vollkommen in den Fall einführen.", folgte dennoch die schon beinahe abfällige Antwort. Als ob das das Einzige wäre - und als bräuchte er eine Ausrede. Vielleicht waren sie nicht verheiratet oder anderweitig verwandt, er hatte kaum eine rechtliche Grundlage, aber sicherlich würde er sich nicht aufhalten lassen, da hatte sein Partner vollkommen Recht. Und doch wurde er wieder ernster. "Du traust dir das wirklich zu? Ich will dich zu nichts zwingen, Kou.", fragte er aber noch einmal vorsichtig, hob auch den Kopf wieder weiter an, um auf den Älteren hinab sehen zu können, der aber nur tief durchatmete, sich in den Armen des Blonden drehte, der diese schließlich lieber auf den Schultern seines Gegenüber platzierte, ihn aufmerksam anblickte. "Dir sollte klar sein, dass du der Erste bist, den ich wissen lassen würde, wenn ich es mir nicht zutrauen würde. Wir schaffen das schon. Und immerhin sind wir doch zusammen, hm? So schaffen wir alles.", erwiderte er ruhig und zauberte so ein vorsichtig zuversichtliches Lächeln auf Rukis Lippen. "Ich liebe dich.", war lediglich die leise Antwort, ehe er sich zu dem Größeren hinabbeugte, um dessen Lippen mit den eigenen zu versiegeln. "Bekomme ich eigentlich auch eine Waffe?" Eine Frage, die ihn sichtlich überrascht von seiner Tasche aufsehen ließ, ehe er aber das Gesicht verzog. "Nein, natürlich nicht! Meine wird auch nur als Rückhalt in der Unterkunft deponiert. Und jetzt pack weiter, wir haben nicht mehr ewig Zeit, bis wir abgeholt werden." Er konnte es nicht verhindern, dass er ein wenig genervt klang, als er noch ein weiteres Shirt in seine Tasche stopfte. "Aber sollte ich im Ernstfall nicht auch damit umgehen können?", fragte der Andere weiter, brachte ihn zu einem überdeutlichen Augenrollen, als er ihn wieder ansah. "Du weißt, dass die nichts für dich ist, ich werde schon auf dich aufpassen. Aber wenn es dir dann besser geht, dann gehen wir eben irgendwann Mal zusammen auf den Schießstand.", gab er zurück, hoffte, dass es das jetzt gewesen war, doch noch ehe er weiter seiner Arbeit nachging sah er schon das breite, zufriedene Grinsen, schüttelte für sich den Kopf und so flog das nächste Shirt eher in die Richtung des Brünetten, der es sich dieses kurz darauf lachend vom Kopf fischte. "Jetzt hör auf, dich wie ein Kind zu verhalten und pack!", forderte Ruki nur noch einmal, versuchte, sich wieder auf sein eigentliches Vorhaben zu konzentrieren und war froh, als er bemerkte, dass auch Uruha das endlich tat. "Vor etwa einem halben Jahr hatten wir bei uns die ersten Fälle von Acid Bee auf dem Tisch. Verabreicht wird es über Pillen, auf die eine Biene geprägt wurde. Gefährlich ist diese Droge, da sie hoch abhängig macht und gleichzeitig ein sehr enges Wirkspektrum hat. Nur etwas zu viel und die Überdosis kann nicht mehr behandelt werden und die Einnahme führt innerhalb kürzester Zeit zum Tod. Der verzögerte Wirkeintritt verleitet schnell dazu, genau diese Überdosierung zu sich zu nehmen. Bisher haben die Spuren uns hauptsächlich in Sackgassen geführt. Verkauft wird der Stoff in beinahe jedem Club, spätestens bei den Dealern verläuft sich jede Fährte und auch die genauen Verteilerwege haben sich uns bisher nicht erschlossen. Licht ins Dunkel kam durch den Bombenanschlag vor wenigen Monaten. Zwar verstarben die Verdächtigen Nanase und Inuzuka bereits beim Verhör und ihr Wagen verschwand von der Bildfläche, tauchte allerdings Wochen später 450 Kilometer entfernt in den Händen von Shouta Amano wieder auf. In diesem Auto konnten wir in einem nachträglich eingebauten Fach im Tank einige Pfund von Acid Bee sicher stellen. Diese Nachrüstung sowie auch weitere Änderungen am Fahrzeug haben uns einen neuen Weg eröffnet. Die letzten Wochen haben viele Kollegen die Zeit mit der Observation verschiedenster Passanten verbracht. Die Meisten waren unauffällig, Einzelne wiederum lieferten uns genügend Anhaltspunkte, um sie weiter zu verfolgen. Sie alle stehen im Kontakt mit Takeo Hibari - diverse Vorstrafen wegen Drogenbesitz und Gewaltverbrechen. Und an dieser Stelle kommen nun Sie ins Spiel, Takanori, Takashima. Wir können zwar die Kontobewegungen nachvollziehen, aber wir sind sicher, dass wir bisher nur an der Oberfläche kratzen. Schleusen Sie sich ein, infiltrieren Sie das Team, das der Mann haben muss und finden Sie Beweise, mit dem wir den Ring dingfest machen können und dem Ganzen ein Ende setzen." Eine Präsentation, welcher der Blonde schon beinahe emotionslos gefolgt war, wäre nicht deutlich gewesen, wie er an der ein oder anderen Stelle die Kiefer fest aufeinander presste, während er nur augenscheinlich entspannt auf dem Stuhl zurück gelehnt war, während sein Partner neben ihm schon aufmerksamer folgte, sich nach vorn gelehnt hatte und die Ellenbogen auf dem Tisch ruhen hatte, die Hände gefaltet und den Kinn darauf abgelegt. Und auch, wenn Watanabe sich hier vor versammelter Mannschaft auf das Wesentliche beschränkt hatte, so war es dem Jüngeren doch wie ein endlos langer Vortrag vorgekommen, der ihm auch bewusst machte, wie lang sich all das bereits zog, wie lang auch Uruha schon zu kämpfen hatte. "Noch irgendwelche Fragen?", stellte sein Vorgesetzter in den Raum und für einen Augenblick flog sein Blick zu dem Mann an seiner Seite. Er wirkte furchtbar angespannt und er konnte es ihm keinesfalls verübeln. Auch er selbst machte so etwas nicht jeden Tag und es würde sicherlich nicht einfach werden, den Einstieg zu finden. Und Uruha hatte nie eine entsprechende Ausbildung genossen. Natürlich, man wusste ohnehin nie, was auf einen zukam, doch für den Älteren hatte es lediglich eine allgemeine Unterweisung gegeben, als er noch im Krankenhaus gewesen war. Er hatte nicht einmal eine wirkliche Chance gehabt, nach Haus zu kommen, obwohl Ruki darum gebeten hatte. Kuro war noch immer bei seinem Bruder, würde sicherlich furchtbar beleidigt sein, wenn sie ihn wieder zu sich nehmen konnten. Sie selbst hatten nur ein paar wenige Tage zum Packen gehabt, bis man sie zu diesem Meeting abgeholt hatte und in diesen Tagen war sein Freund auch noch beim Friseur gewesen, damit man Haarfarbe und Frisur den Gegebenheiten hatte anpassen können. Noch immer war der Anblick ungewohnt. Und auch ihre Wohnung wirkte unglaublich kalt und leer, wo sie immerhin nicht wussten, wann sie wieder dorthin zurück kehren würden. Es musste furchtbar stressig sein und das tat ihm leid. Gerade, wenn er sich denken konnte, dass auch dem Älteren gerade erst wirklich bewusst wurde, auf was er sich eingelassen hatte. Wozu Ruki ihn überredet hatte. Wie zu einer Entschuldigung strich der Jüngere über den Oberschenkel des mittlerweile Dunkelhaarigen, der ihm einen beinahe verschreckten Blick zuwarf, ehe er aber vorsichtig lächelte. Und er selbst? Konnte nicht anders, als dieses Lächeln zurückhaltend zu erwidern. Jedenfalls so lang, bis er aus seinen Gedanken gerissen wurde, als der Geräuschpegel in dem Raum zunahm, die anderen ihre Akten zusammen packten, um gehen zu können. Augenblicklich verfinsterte sich der Blick des Jüngeren wieder und er zog die Hand zurück, als er aufsah und bemerkte, dass Watanabe zu ihnen herüber kam. Zwar war ihre Beziehung spätestens seit der Explosion selbst auf dem Revier ein offenes Geheimnis, doch es war immer noch ihr Privatleben. Er musste es niemandem auf die Nase binden, nicht einmal seinem Vorgesetzten. Dieser zog sich einen weiteren Stuhl heran, ließ sich ihnen gegenüber an dem Tisch nieder, ehe er sie genau musterte, aber wartete, bis sie allein waren. Schließlich fixierte er den Älteren. "Sie sind sich auch weiterhin sicher, dass Sie nicht abspringen wollen?", versicherte er sich noch einmal, worauf Uruha aber nickte, Watanabe zum tiefen Durchatmen veranlasste. Der Blonde derweil war sich sicher, dass Uruha diese Frage schon nicht mehr hören konnte. "In Ordnung. Mit ihrem Arbeitgeber ist alles abgesprochen. Im Hintergrund stehen Männer bereit, die im Notfall jederzeit eingreifen können. Sie werden mit allem ausgestattet, was sie brauchen werden. Im Gegenzug benötigen wir regelmäßig Bericht. Gleich im Anschluss an dieses Gespräch werden wir Sie in ihre alternativen Identitäten entlassen.", fing er an, sah die beiden jungen Männer aufmerksam an, forschend, ob sie verstanden hatten, ehe er weitere Akten zu sich zog, sie so hielt, dass nur er selbst Einsicht hatte. "Also, dann werden wir noch einmal durchgehen, wer sie ab sofort sein werden." Es dauerte seine Zeit, bis sie so weit durch waren und Watanabe zufrieden. Und als sie hinaus traten, legten sich bereits die ersten Spuren der Nacht über die Stadt. Als sie nun auf den Parkplatz hinaus traten, stoppte der Blonde, atmete tief durch, die Hände in die Taschen gestopft, während sein Blick die Umgebung scannte. Nicht lang, und eine Hand legte sich auf seine Schulter, drückte diese ermutigend, was ihn selbst aufsehen ließ, ihm ein weiteres, leichtes Lächeln an diesem Tag entlockte. "Dann Mal auf in unser neues zu Hause." Und damit machten sie sich auf den Weg zu den gestellten Autos, um sich zu der gestellten Wohnung auf zu machen und in das gestellte Leben einzutauchen. Kapitel 4: IV ------------- Es war noch früher Morgen, als die Sonne sie bereits wach gekitzelt hatte. Die Wohnung war hell und schön, doch es war nun einmal nicht ihre Eigene. Es hatte etwas von einem Hotel. Allerdings würden sie sich um den Kaffee selbst kümmern müssen, wenn sie so weit waren, Zimmerservice gab es natürlich nicht. Und das waren sie definitiv noch nicht. Bisher hatten sie sich nicht viel bewegt, der Ältere saß auf dem Bettrand, müde mit geschlossenen Augen nach vorn gelehnt, während Ruki sich hinter ihm nieder gelassen hatte, die Narben auf dem Rücken des Dunkelhaarigen eincremte. Nur vorsichtig glitten seine Hände immer wieder über die Haut, verirrten sich so manches Mal auch über die Arme oder die Seiten des Älteren, doch der ließ sich davon sicherlich nicht stören. Sie konnten es kaum leugnen, sie genossen die Zeit, die sie wieder für sich hatten, fern ab von ständiger Beobachtung, wenn auch indirekt. Sie hatten alles hier, was sie brauchen würden, auch, wenn Uruha noch das ein oder andere Mal zur Kontrolle zum Arzt würde gehen müssen. Aber bis dahin hatten sie die Creme und Schmerzmittel für den Bedarf. Doch momentan waren die nicht nötig, war es eine morgendliche, angenehme Stille, die sie umfing. Die Bewegungen aber wurden immer langsamer, Ruki sank immer weiter nach vorn, kam schließlich über dem Anderen zum Ruhen, die Arme um die Taille gelegt. Es brachte Uruha dazu, langsam die Augen zu öffnen, einen Blick über die Schulter zu werfen, wenn er auch bemüht war, sich nicht allzu viel zu bewegen, um den Blonden nicht irgendwie von sich zu stoßen. Und auch, wenn der Kuss, den er auf seiner Schulter fühlte, ihn davon überzeugte, dass Ruki noch nicht wieder eingeschlafen war, so war er sich sicher, dass der kurz davor war und es entlockte ihm ein Schmunzeln. Er erinnerte sich genau, dass der Jüngere eigentlich immer weit vor ihm wach gewesen war, als sie sich kennen gelernt hatten. Aber das waren auch vollkommen andere Umstände gewesen, denn je besser er ihn kennen gelernt hatte, desto deutlicher wurde, dass der Kleine eigentlich ein ziemlicher Morgenmuffel war. Früh aufzustehen war gar nicht sein Ding, vor Allem, wenn es eben noch keinen Kaffee gab, dessen Duft eine der besten Methoden war, den Blonden aus den Federn und unter die Lebenden zu holen. So ließ er ihm einige Momente, ehe er doch das Wort ergriff. "Ru, du kannst da nicht liegen bleiben.", stellte er leise in den Raum, erntete dafür ein fragendes, zugleich verschlafenes Brummen. Doch der Blonde regte sich nicht. "Wenn du da bleibst, wirst du mit der Zeit ziemlich schwer werden.", fuhr er deswegen fort, doch wieder nur dieses Brummen. "Und mit der Zeit wird es recht frisch werden.", setzte er entsprechend noch nach und dieses Mal kam Bewegung in den kleinen Körper hinter ihm, der aber auch nur etwas weiter an ihn heran rutschte und leise lachte er, schüttelte für sich den Kopf. "Netter Versuch, aber das wird nicht viel bringen, wenn wir weiter nackt so hier sitzen bleiben.", versuchte er noch einmal, bemerkte durch die Nähe, wie der Jüngere das Gesicht verzog. "Challenge acceptet.", kamen die gemurmelten Worte hinter ihm und schon beinahe herausfordernd bahnte sich eine Hand den Weg über seinen Bauch hinab. Er ließ es zu, schloss für den Moment amüsiert die Augen, doch schließlich griff er selbst nach der Hand, stoppte diese damit und richtete sich nun doch weiter auf, wenn das auch offensichtlich auf wenig Begeisterung stieß. Nur so konnte er sich aber weit genug drehen, um den Jüngeren ansehen zu können. Doch der Blick in dessen missmutiges Gesicht brachte ihn dazu, frech zu grinsen, ehe er den Blonden in die Kissen zurück drückte, seine Handgelenke neben dessen Gesicht umgriff, während er sich über ihn beugte. "Entschuldige, es liegt nicht an dir...", fing er an, doch Ruki schnaubte leise, während er die Augen nicht einen Moment von dem Dunkelhaarigen ließ. "Ein echt schlechter Spruch.", konterte er, doch Uruha war noch nicht fertig. "...aber die Arbeit ruft.", fuhr er also unbeirrt fort, ließ es sich aber nicht nehmen, ihm einen kurzen Kuss zu rauben. "Und deswegen werde ich jetzt aufstehen und Kaffee machen und bis dahin wirst sicherlich auch du Schlafmütze dich aus den Federn wagen.", ließ er ihn wissen, klopfte dem Jüngeren noch einmal liebevoll auf den Oberschenkel und schon wenige Augenblicke später war er aufgestanden, um sich auf den Weg zu machen. Ruki derweil hatte sich auf die Ellenbogen gestützt, um ihm nachzusehen, doch als der Dunkelhaarige den Raum verlassen hatte ließ er sich nur noch mit einem missbilligenden Schnauben zurück auf die Laken fallen, legte einen Arm über die Augen. Was für ein Start in den Tag. Es war zum wahnsinnig werden. Und gleichzeitig war es vorhersehbar gewesen. In dem Betrieb waren sie schnell eingestellt worden, Ruki in der Werkstatt, während Uruha vorn im Laden im Verkauf und der Beratung angestellt worden war. Offiziell lebten sie als Ryu Hidaka und Kouki Matsushita zusammen in einer WG, hatten einfach nicht genug Geld, damit sich jeder eine eigene Wohnung leisten konnte. Inoffiziell traten aber Uruha und Ruki seit geraumer Zeit auf der Stelle. Jedenfalls was die Arbeit anging. Er selbst kam einfach nicht unbeobachtet an die Autos heran, die er sich genauer ansehen wollte, wurde nie wirklich allein gelassen und Uruha... Er stand kurz hinter der Durchgangstür, wischte sich die Hände an seinem Tuch sauber, während er Uruha aber auch nicht aus den Augen ließ, der dort vorn stand, auf den Tresen gelehnt und im Gespräch mit einer jungen Frau. Wieder einmal. Offenbar hatte sie ihm zum wiederholten Male eine Kleinigkeit zum Essen mitgebracht. Und als der Jüngere schließlich die Ecke des Tuches in die Tasche seines Blaumannes stopfte, um nach seiner Wasserflasche zu greifen, sah der Dunkelhaarige zu seinem Vorgesetzten. "Ich geh eben Pause machen.", verabschiedete er sich und verschwand auch schon mit der jungen Frau nach draußen. Ruki konnte noch sehen, wie der Ältere sich seine Zigarette anzündete, ehe er selbst mit festem Griff die Flasche wieder verschloss. Für eine Zeit lang hatte der Ältere sich vorgenommen, die längere Abstinenz zu nutzen, um mit dem Rauchen aufzuhören, doch es hatte nicht lang gedaueret, bis es nur noch genau das war: ein guter Vorsatz. "Hey, Hidaka, alles in Ordnung?", kam auf einmal die Stimme hinter ihm, die ihn einen Moment zusammen zucken ließ, ehe er sich umwandte, sein Wasser abstellte. "Ja, klar.", fing er an, warf noch einen kurzen Blick hinaus. "Ich muss nur pissen.", brummte er aber schließlich noch und verschwand damit auch schon auf der Toilette. Es dauerte nicht lang, bis die Türglocke einmal mehr betätigt wurde. Dass offenbar niemand im Laden war, war von der Werkstatt aus nicht zu sehen und so bemerkten sie es erst, als der Kunde auf sich aufmerksam machte, indem er eine eigens für solche Ausnahmefälle installierte Pagenglocke im Verkaufsraum betätigte. Mit gehobenen Brauen sah Ruki von seiner Arbeit auf, sah an der Motorhaube vorbei, ehe er aber versuchte, seinen Kollegen aus zu machen. Es dauerte einen Moment, doch der war gerade unter einem der Wagen beschäftigt und so schnaubte er leise. Seiner Laune tat es jedenfalls nicht gut, wenn er nun auch noch die Arbeit anderer übernehmen musste. Und trotzdem machte er sich auf den Weg, wischte sich schon unterwegs wieder die Hände ab. "Kann man helfen?", fragte er direkt heraus. Vielleicht nicht höflich, aber funktionell. Das hier war immerhin nicht sein Job und warum lang um den heißen Brei herum reden, selbst wenn der Kunde darauf kritisch die Brauen hob und ihn musterte. Er erkannte ihn sofort wieder: einer der zu beobachtenden Männer. "Ich wollte mein Auto abholen, hat Imamura den denn schon fertig?", fragte er schroff, doch Ruki hob nur fordernd die Brauen. Woher sollte er das denn wissen. "Was für ein Auto darf es denn sein?", erwiderte er schließlich, sein Unterton bissig, als seine stumme Aufforderung nicht angekommen zu sein schien, was aber auch seinen Gegenüber die Augen verdrehen ließ. "Auf den Namen Nara.", fing er an, richtete sich aber umso weiter auf, wo doch deutlich war, wie unwillig der kleine Blonde wirkte. "Ist denn Imamura nicht zu sprechen?", hinterfragte er deshalb noch einmal, doch der Kleinere schüttelte augenblicklich den Kopf, als er eine ihrer Listen prüfte. "Der liegt gerade unterm Auto. Und was ihren Wagen angeht, der Abschlusscheck steht noch aus.", gab er Auskunft, doch als er wieder aufsah, bemerkte er deutlich, dass der Andere damit nicht zufrieden war, weswegen er tief durchatmete. "Es war Ihr Wunsch, dass der Wagen in der Praxis getestet werden soll. Wenn Sie es eilig haben, dann machen wir das einfach gleich zusammen, nur eine Runde um den Block. Und dann können Sie ihn mitnehmen.", schlug er vor, wenn das sicherlich auch nicht so ganz der Firmenphilosophie entsprach und das bemerkte er auch in dem Gesicht seines Kundens. Aber da der nicht widersprach und er sich nicht ewig Zeit nehmen konnte - gerade, wo auch Uruha offenbar ausgerechnet diesen Moment wählte, um sich wieder zur Arbeit zu begeben. Und so warf er dem einen langen Blick zu, ehe er sich aber abwandte. "Ich hole das Auto und warte dann vorn auf Sie.", stellte er missmutig klar, verschwand damit aber auch schon wieder in der Werkstatt. Lang brauchte er nicht, bis er mit dem Wagen vorfuhr, sich aber gelassen zurück lehnte, um zu warten. Doch als niemand zustieg, warf er einen forschenden Blick hinaus und leise schnaubte er, als er in den Leerlauf schaltete, um wenigstens so weit aussteigen zu können, um Nara zu sich zu winken. "Worauf warten Sie denn?", forderte er und auch, wenn der Andere noch immer recht perplex wirkte, so kam er langsam auf ihn zu. Wirklich geheuer war ihm das wohl nicht, aber das war wohl kaum Rukis Problem. "Was haben Sie mit dem Auto denn vor? Oma kutschieren oder darf es auch Mal etwas mehr sein?", hinterfragte er noch einmal. Immerhin, er musste ja wissen, wie weit er zu probieren hatte. Und noch immer war seine Laune im Keller. Doch eine direkte Antwort sollte er vorerst nicht erhalten, hob Angesprochener doch eher die Augenbrauen. "Wie lang arbeiten Sie jetzt hier?", kam die Gegenfrage, doch Ruki verdrehte die Augen, als er wieder einstieg, sich auch Nara zu ihm gesellte. "Ein paar Wochen. Und wenn ich mir das Auto so ansehe, dann wird es wohl zweitere Variante sein. Und sicher ist sicher.", gab er trocken zurück, musterte seinen Nebenmann noch einmal aufmerksam. "Also, anschnallen bitte.", forderte er, wartete aber schon gar nicht mehr auf die Antwort, sondern sah sich nur noch einmal nach unerwünschten Beobachtern um, ehe er das Gas durch trat und wusste, dass das gerade wirklich gut tun würde. Und als er nach einer entsprechend großen Proberunde wieder vor der Werkstatt zum Stehen kam, mit einem Zug direkt davor eingeparkt hatte, bemerkte er deutlich, dass der Mann neben ihm noch immer etwas flacher atmete, sichtlich geschockt wirkte. Das hatte er wahrscheinlich nicht erwartet, doch der Blonde war vollkommen gelassen. Immerhin, sein Training war nicht umsonst und auch nicht ausschließlich auf Langstrecken begrenzt, da war er froh, das endlich wieder auskosten zu können. Ein selbstzufriedenes Grinsen musste er sich allerdings verkneifen, als er den Motor ausstellte und sich abschnallte. "Also ich denke, es funktioniert alles ordnungsgemäß. Wir müssen also nur noch die Zahlung abwickeln und dann war es das.", ließ er ihn wissen, machte sich mit dem Schlüssel auch schon wieder auf den Weg nach drinnen, wenn er auch noch einmal stockte, als er wieder angesprochen wurde und mit gehobenen Brauen drehte er sich noch einmal um. "Wenn Sie immer so fahren, dann würde ich empfehlen, Sie halten sich den Abend frei und geben mir Ihre Telefonnummer. Ich denke, ich kann Ihnen eine Adresse zuschicken, die Sie interessieren könnte." Dieses Mal konnte der Blonde das zufriedene Grinsen nicht zurückhalten, ließ sich also das Handy geben, um seine Nummer einspeichern zu können, ehe er sich doch auf den Weg in die Ladenräume machte. Seinem Partner vor Ort warf er dabei einen langen Blick zu, ehe er den Autoschlüssel einfach vor ihm auf den Verkaufstresen legte. "Einmal abkassieren bitte.", wies er ihn trocken an, ging damit aber auch schon wieder zurück in die Werkstatt, um endlich seine Arbeit fortsetzen zu können. Den kritischen Blick blendete er gekonnt aus, während er alles für das Abendessen vorbereitete, das sie sich unterwegs besorgt hatten. Den Heimweg hatten sie weitesgehend schweigend verbracht, doch dem Jüngeren hatte das nur Recht sein sollen, als er neben dem Anderen hergelaufen war, die Hände in die Taschen gestopft. Und noch immer blickte er nicht auf, war auf sein Tun konzentriert und blickte auch nicht auf. Selbst dann, als er angesprochen wurde. "Sag Mal, Ru, was war das heute?", fragte der Dunkelhaarige kritisch, doch Angesprochener zuckte nur die Schultern. "Keine Ahnung, was du meinst.", gab er kurz angebunden zurück, konnte allerdings den vielsagenden Blick förmlich auf seiner Haut spüren und seine Nackenhaare stellten sich auf. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er einfach gar nichts weiter gesagt, doch es sollte ihm nicht vergönnt sein, wenn er wollte, dass er nicht weiter beobachtet wurde. Und so atmete er tief durch und sah schließlich doch auf. "Während du wieder einmal mit flirten beschäftigt warst, habe ich gearbeitet.", stellte er klar, doch Uruhas Brauen hoben sich. "Während ich...was? Hör Mal, es war sonst niemand da, warum sollte ich mich dann nicht unterhalten sollen?", hinterfragte er, doch nun war es an dem Blonden, ihm einen kritischen Blick zuzuwerfen, der so viel mehr sagte, als alle Worte je hätten ausdrücken können. Schon beinahe fassungslos erwiderte Uruha diesen Blick, bis er sich wieder so weit im Griff hatte, dass er die Sprache wieder fand. "Matsumoto Takanori, bist du etwa eifersüchtig?", hinterfragte er. Das passte einfach ganz und gar nicht in das Bild, das er bisher von seinem Partner gehabt hatte. Abgesehen davon, dass es dafür absolut keinen Anlass gab. Dass dieser aber das Gesicht verzog und den Kopf schüttelte, bestätigte ihn in der Annahme und auch das abwehrend gemurmelte "Bullshit!", änderte nichts daran. Und während der Blonde sich nun abwandte, um ihnen auch noch etwas zum Trinken zu holen, konnte Uruha nicht anders, als aufzulachen. "Als würdest du dafür auch nur den geringsten Grund haben. Du bist ein Idiot, weißt du das?", stellte er in den Raum und auch, wenn Ruki noch immer mürrisch wirkte, als er nun wieder zurück kam, so wirkte die Stirn doch schon deutlich geglätteter. Der Dunkelhaarige bildete sich gar nicht erst ein, dass das Thema damit erledigt war, aber sie waren auf dem richtigen Weg, um dieses Missverständnis auszuräumen und würden es an anderer Stelle noch einmal auf den Tisch bringen. Den Anderen zu etwas nötigen zu wollen, hatte ohnehin keinen Sinn und für das Erste würde es ausreichen. Eben dieser deutete nun aber auf sein Handy, das offen auf dem Tisch lag. "Aber ein Idiot, der mit etwas Glück endlich einen Schritt weiter ist." Und als an diesem Abend, schon beinahe Nachts, endlich das Telefon klingelte, eine Nachricht anzeigte, in der ihnen lediglich GPS-Koordinaten genannt wurden, brauchten sie nicht lang, bis sie sich auf den Weg machten. Auch, wenn keiner eine Ahnung hatte, wie weit es sie bringen würde, aber es gab wenigstens das Gefühl, endlich vorwärts zu kommen. Kapitel 5: V ------------ Sie hatten eine ziemliche Strecke zurück zu legen, war der genannte Ort doch noch über das andere Ende der Stadt hinaus. Natürlich wussten sie, dass es ein absolutes Risiko war, dass Uruha gleich mit ihm kam, doch auch dafür hatten sie eine plausible Erklärung parat. Was sie aber genau erwarten würden, ob es sie wirklich weiter bringen würde, das konnte bisher niemand sagen und die Gegend, in die sie kamen, war menschenleer und düster, die Lichter der Stadt weit hinter und unter ihnen. Und dass sie tatsächlich noch auf irgendwen treffen würden, erschien nach und nach unwahrscheinlicher. Jedenfalls so lang, bis sie um die nächste Kurve bogen und ein Glimmen in einiger Entfernung erschien. Ein Blick auf die Navigation auf dem Handy verriet, dass das ihr Ziel sein würde. Für einen Moment sah er zur Seite und es reichte, um zu erkennen, dass sein Beifahrer sichtlich nervös war. Doch wenigstens einer von ihnen sollte zuversichtlich bleiben und so versuchte er, ihm etwas Mut zu machen, legte ihm die Hand auf den Oberschenkel, um diesen sachte zu drücken. Lang konnte er das nicht, verlangte die Straße seine Aufmerksamkeit und auf dieser hatten sie auch schnell die letzte Distanz überwunden. Als sie näher kamen war zu erkennen, dass es sich um ein größeres Gelände voller Frachtcontainer handelte, die das Licht vor Ort voraussichtlich bisher weitesgehend abgeschirmt hatten. Sie waren überrascht, dass sie nicht bereits an dem Tor des Zaunes, der dieses Gelände umrandete, abgefangen wurden. Aber Ruki war sich sicher, dass man sie auf jeden Fall entdeckt und im Auge behalten würde. Und als sie auf die ersten Menschen trafen, waren es, wie zu erwarten, misstrauische Blicke, mit denen sie bedacht wurden. Sie waren neu hier und nicht umsonst war dieses Treffen so weit außerhalb. Und es dauerte, bis er seinen Kontakt ausfindig machen konnte und den Wagen unweit zum stehen brachte. Als sie ausstiegen, wurden sie sich der Blicke umso bewusster und trotz einer gewissen Anspannung, sah er sich möglichst gelassen um, warf in diesem Zuge auch einen weiteren Blick zu seinem Partner, der seine Nervosität nicht gänzlich verstecken konnte. Aber nun gut, in dieser Umgebung konnte wohl jeder nicht Eingeladene ein Mal nervös werden. Der Blonde allerdings ließ den Autoschlüssel am Schlüsselring um seinen Finger einmal kreisen, ehe er ihn umfasste, um die Hände nur einmal mehr in seinen Jackentaschen zu vergraben, als er auf Nara zuging. Uruha hatte sich derweil nur umgesehen, ehe er den Kloß in seinem Hals herunter schluckte. Dieser Moment war es, der ihn die ganze Tragweite seiner Entscheidung bewusst machte, war es immerhin bisher eher ein Spaziergang gewesen. Aber er hatte nicht vor, auch nur irgendwem lediglich am Rockzipfel zu hängen, zog es entsprechend vor, sich erst einmal an die geschlossene Wagentür zurück zu lehnen, behielt aber alles um sich herum genau im Auge. Vielleicht würde er dem Jüngeren so den Rücken frei halten können, während der die Lage auslotete. Denn der Mann neben Nara wirkte alles andere als begeistert, gleich zwei unbekannte Gesichter zu sehen und auch ihr Kontakt wirkte ein wenig verwirrt, als er dem Neuankömmling entgegen kam, den Blick allerdings auf den Dunkelhaarigen am Wagen gelegt. "Schön, dass du es einrichten konntest.", fing er an, brachte Ruki dazu, dass für einen Moment die Brauen in die Höhe zuckten. Jetzt waren sie also beim "Du"? Nun gut, dann sollte es wohl so sein. Und der Andere fuhr ohnehin bereits fort. "Aber was will der hier?" Nur wenige Schritte von ihm entfernt blieb der Blonde stehen, warf einen kurzen Blick über die Schulter, ehe er wieder Nara ansah. "Der Typ? Mein Mitbewohner, der wollte unbedingt mit und ließ sich nicht abschütteln. Aber ich habe sowieso was gut bei ihm.", stellte er klar, bedachte den Älteren mit einem Ausdruck, der keinen Widerspruch zuließ, auch, wenn der nicht sonderlich beeindruckt wirkte, sich nur zögerlich von Uruha abwandte, um dem Kleineren vor sich ansehen zu können. "Man kann ihm vertrauen?" "Ich würde ihm mein Leben anvertrauen.", stellte er mit fester Stimme ohne Zögern klar und auch, wenn Nara nach wie vor zweifelnd schien, so beließ er es dabei. Ohnehin wurde er nun selbst zur Seite genommen, hatte der Mann, mit dem er zuvor bereits gesprochen hatte, sich zu ihm gesellt, zog seine Aufmerksamkeit auf sich und auch, wenn er ihn nicht verstehen konnte, so war klar, worum es ging. Allerdings winkte Nara schnell ab, schmunzelte schon beinahe ein wenig. "Ich hab den Jungen fahren gesehen. Ich dachte mir, er würde sich vielleicht beweisen wollen. Das bot sich förmlich an.", klärte er auf und verstehend nickte der Andere, ehe auch der sich dem Blonden zuwandte, der noch immer unverändert zu ihnen sah, wenn sein Blick auch noch immer äußerst aufmerksam wirkte. "Wie heißt du?", kam die nächste Frage, doch der Kleinere wirkte vollkommen unbeeindruckt. "Ryu Hidaka.", ließ er ihn wissen und seine Vermutung, in welche Richtung diese Frage zielte, wurde bestätigt, als der Fremde einen der umstehenden Männer zunickte, ihm damit wahrscheinlich das Zeichen gab, über den Neuankömmling zu recherchieren. Finden würden sie nur das Leben, das sie genau zu diesem Zweck zurecht gelegt hatten, aber er wusste, dass seine Kollegen in dieser Hinsicht in der Lage waren, gute Arbeit zu leisten und sie nichts zu befürchten hatten. Eine Tatsache, die ihm etwas Entspannung verschaffte, ihn dazu brachte, sich etwas lockerer hin zu stellen, die Hände auch aus den Taschen zu ziehen und die Arme vor der Brust zu verschränken. Je nachdem, wie tief sie graben würden, konnte das eine Weile dauern. Umso überraschter war er, dass der Fremde ihn nicht dauerhaft im Auge behielt, sondern Nara nur noch ein weiteres Zeichen gab, das wohl sagen sollte, dass der ihn im Blick behielt, ehe er sich selbst weiter unter das Volk mischte. Nara hingegen kam nun zu ihm, legte ihm den Arm um die Schultern, ehe er ihn in eine andere Richtung davon führte. Etwas, das ihm gar nicht gefiel. "Komm, ich will, dass du dir etwas ansiehst.", hörte er den Älteren direkt neben sich sagen, sah aus dem Augenwinkel aber noch einmal zu Uruha. Immerhin war er so etwas wie für ihn verantwortlich. Doch der schien hervorragend klar zu kommen, hatte offenbar ein bekanntes Gesicht in der Menge ausfindig gemacht. Er hoffte inständig, dass die Beteuerungen am Abend ernst gemeint waren. Natürlich wollte er ihm glauben, hatte nicht den geringsten Grund, das nicht zu tun und doch verfinsterte sich sein Gesicht einmal mehr. Harsch schob er den Arm von sich, sah streng zu dem Mann neben sich hinauf. "Eine Regel: Fass mich noch mal an und ich breche dir die Arme.", stellte er klar und auch, wenn Angesprochener erst einmal perplex wirkte, so legte sich schließlich doch wieder ein Schmunzeln auf seine Lippen, ehe er nickte und er seinen Weg fortsetzte, überzeugt davon, dass Ruki ihm folgen würde. "Was sagst du dazu?", war die ruhige Frage, auf die der Blonde mit gehobenen Brauen aus dem geöffneten Motorraum aufsah und den Mann nur wenige Schritte weiter anblickte. Er wusste nicht, was er erwartet hätte, aber hatte Nara ihn tatsächlich zur Seite genommen, um sich einfach nur ein Auto anzusehen? Es sah ganz danach aus. Entsprechend zuckte er die Schultern, ehe er die Frage beantwortete. "Da steckt viel Zeit und Geld drin.", fing er an, ging auch noch ein wenig weiter an der Seite des Autos entlang, um noch einen weiteren Blick in das Innere zu werfen. "Danach zu urteilen, was hier an Technik verbaut ist und wie leer der Innenraum geräumt wurde, ist das gute Stück nicht für einen guten Wochenendausflug gedacht.", stellte er in den Raum, sich noch etwas weiter nach vorn lehnend, um sich die Armaturen noch etwas genauer zu betrachten, ehe er sich wieder aufrichtete, den vermutlich Älteren wieder anblickend. Das Wichtigste war in Griffweite verbaut, extra angepasst. Hinzugefügte Module zeugten von weiteren Umbauten und nach seiner Erfahrung handelte es sich um einen Wagen mit Heckantrieb, der durch eine entsprechende Tieferlegung voraussichtlich schon förmlich an der Straße kleben würde. "Straßenrennen und driftkompatibel.", endete er schließlich, konnte das zufriedene Grinsen Naras gar nicht übersehen. "Wie sieht es aus, Lust auf eine Spritztour?", hinterfragte der und nun doch etwas überrascht sah der Blonde ihn an. "Mit diesem Wagen? Hier? Allein?", hinterfragte er daher, doch der Andere lachte schon beinahe amüsiert auf. "Du kannst auch deinen Eigenen nehmen.", stellte er klar, Ruki aber verzog das Gesicht, als er zu seinem Auto blickte. "Das kommt darauf an, was das Ziel der Tour ist. Um durch die Stadt zu gurken reicht es. Auch, um von A nach B zu kommen. Aber für mehr...? Mir fehlt das Geld, um viel draus zu machen, nachdem ich den Letzten gegen die Wand gesetzt habe und Kou mich nur noch gerade so raus ziehen konnte. Seitdem geht es nur langsam voran, in jeglicher Hinsicht.", erklärte er, doch Naras Grinsen wurde nur umso breiter, ehe er ihm den Autoschlüssel zuwarf. Das kam unerwartet und doch hatte er Glück, dass seine Reflexe funktionierten und er ihn auffangen konnte, selbst schief zu schmunzeln begann, ehe er noch einen weiteren Blick über die Schulter warf. "Dann bleibt nur zu hoffen, dass die Augen-Kommunikations-Koordination meines Spotters auch bei höheren Geschwindigkeiten funktioniert." "Hauptsache, den setzt du nicht gegen die Wand, den könntest du wahrscheinlich den Rest deines Lebens nicht mehr abbezahlen." Eine Antwort, die ihn lediglich müde lächeln ließ. Uruha war derweil an vollkommen anderer Stelle beschäftigt. Natürlich hatte er mitbekommen, dass Ruki gegangen war, war selbst deutlich angespannt gewesen und für einen Moment war ihm klar, dass es sicherlich nicht besser wurde, wenn er hier allein stehen gelassen wurde. Doch schnell wurde ihm bewusst, dass er doch nichts zu befürchten hatte, so lang er einfach er selbst war und sich nebenbei an ihr Skript hielt. Mehr sollte es nicht sein und immerhin war er ein erwachsener Mann, kein kleines Kind mehr, das permanent an die Hand genommen werden musste. Dass nun auch noch Kazuko hier auftauchte war unerwartet, aber für ihn eine willkommene Abwechslung. Dann sollte Ruki ruhig auf seine Art seiner Spur nachgehen, er selbst würde sich lieber weiter integrieren und sehen, wie er auf ganz eigene Weise weiter kam. Vor allem so, dass er sich auch wohl fühlte und die permanente Anspannung von ihm abfallen konnte, die es ihm sowieso nur umso schwerer machte. "Ich hätte nicht erwartet, dich hier zu sehen.", stellte er klar, hatte sich inzwischen eine Zigarette angezündet, während er noch immer bei ihrem Auto stand, auch, wenn die junge Frau sich mittlerweile neben ihm an die Karosserie gelehnt hatte. Das würde der Blonde sicherlich nicht gern sehen, doch das sollte ihm gerade wirklich ziemlich egal sein. Und auch sie lachte nur leise, zuckte die Schultern. "Ist das so unwahrscheinlich?", schmunzelte sie, das Handy gelassen in der Hand drehend. "Es hat einen Grund, warum ich ständig bei euch im Laden bin.", fuhr sie fort, entlockte auch dem Älteren ein Grinsen. "Und ich dachte schon, das hätte etwas mit mir zu tun. So pünktlich habe ich selten Mittag bekommen.", erwiderte er frech, wenn ihm auch klar war, dass es nach einem Flirt klingen konnte. Aber nichts konnte ihm egaler sein, sie musste ja nicht wissen, dass er an Frauen nicht interessiert war. Offensichtlich war das ja nicht einmal seinem eigenen Partner klar. Und wenn sie so weiter kommen konnten, was sprach schon dagegen? Und auch die Brünette schenkte ihm lediglich ein kokettes Grinsen, das bereits Antwort genug sein konnte. "Wer behauptet, dass der nette Service nicht seinen Teil dazu beiträgt?", gab sie zurück. Allerdings fuhren sie überrascht zusammen, als mit einem Mal ein Räuspern hinter ihnen erklang und mit undurchsichtigem Blick sah Ruki sie an, die Arme vor der Brust verschränkt. "Tut mir leid, euch unterbrechen zu müssen, aber der nette Service wird gerade wo anders benötigt.", stellte er trocken klar, wandte sich damit auch direkt dem Älteren zu. "Ich soll ne Runde drehen und kann deine Augen gebrauchen.", erklärte er weiter und es war Kazuko, die sich wieder einmischte, nach der Hand des Größeren griff. "Dann komm mit, ich zeige dir den Überwachungsraum, von da hast du perfekte Sicht auf alles.", versprach sie, zog ihn gleich auch hinter sich her. Uruha kam nur noch einmal dazu, einen kurzen Blick über die Schulter zu werfen, unschuldig die Schultern zu zucken, doch der Blonde verengte die Augen, ihm mit einer kurzen Geste bedeutend, dass er ihn im Auge behalten würde, doch dann machte er sich auf den Weg zurück zu dem vorgeschlagenen Wagen, unterwegs schon sein Handy heraus kramend, damit er mit Uruha im Kontakt würde bleiben können. Er war gespannt, wie gut der Ältere sich auf die Aufgabe würde konzentrieren können. Das Headset saß, das Telefon war verstaut, als die Stimme an sein Ohr drang. "Hörst du mich?" Ein wenig leise, gerade, wenn er das Auto erst starten würde, also zog er es vor, die Lautstärke einfach noch etwas zu erhöhen. Besser jetzt, bevor es zu spät war. Er befürchtete, dass die Gelegenheiten später wohl rar werden würden. "Jetzt laut und deutlich.", gab er schließlich zurück, als er sicher war, dass es passen würde. "Kou, ich verlasse mich auf dich, hörst du. Dich und dein geübtes Adlerauge.", stellte er noch einmal klar und auch ohne es zu sehen wusste er, dass der Ältere schmunzeln würde. "Das kannst du. Konzentrier dich lieber auf das Fahren. Ist eine Weile her. Nicht, dass du komplett aus der Übung bist.", scherzte er, doch der Blonde schnaubte nur und statt noch etwas zu sagen drehte er lieber den Zündschlüssel im Schloss. Natürlich hatte er es nicht verlernt. Doch gerade in dieser unbekannten, unübersichtlichen Umgebung war der Überblick Uruhas umso wichtiger. Wie zu erwarten war es eine eher einseitige Kommunikation, wo Ruki es nicht für nötig erachtete, auf jede Anweisung auch eine Antwort zu geben. Immerhin erhielt Uruha diese Antwort ja auch zeitnah in Form einer entsprechenden Handlung, in der er in die hingewiesene Richtung lenkte. Und wenn er ehrlich war, war das die perfekte Gelegenheit, das weitläufige Gelände einmal komplett auszumessen und wenigstens grob schon einmal einen Überblick bekommen zu haben. Wer wusste schon, was hier alles versteckt werden konnte. Abgesehen davon, dass sie bisher nicht wussten, wem das Grundstück zuzuordnen war. Dass es hier zu diesen Treffen kam, war hingegen wahrscheinlich eher kein Zufall. Viel Zeit hatte er als Fahrer natürlich nicht, um sich auch nur irgendetwas ansehen zu können, dafür lief es einfach zu flüssig. Uruha sah von seiner Position sehr viel mehr, war das immerhin auch Sinn dessen. Er hoffte nur, dass auch der Dunkelhaarige an diese Möglichkeit dachte. Und der war froh, dass es funktionierte, wie es eben funktionierte und ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er den Jüngeren so beim Fahren beobachten konnte, auch wenn er ihn natürlich nicht direkt sehen konnte. "In 500 Metern sehr scharfe Kurve, danach bist du wieder hier.", ließ er ihn wissen, zog die Brauen zusammen, als dieses Mal allerdings keine Reaktion folgte. Der Abstand schmolz dahin. "200 Meter, Ru, du musst bremsen.", fuhr er deswegen eilig fort, die Geschwindigkeit ließ nicht viel Zeit. Und noch immer wurde der Andere nicht langsamer, es kam keine Antwort. Selbst darüber, dass er ihn mit seinem wahren Spitznamen ansprach, konnte er sich in diesem Augenblick keine Gedanken machen, aber ihre Namen waren immerhin nicht umsonst so gewählt worden, dass sie diese Möglichkeit durchaus hatten. "Hörst du mich, brems!", forderte er noch einmal, sein Herz raste in der Brust und er merkte nicht einmal, dass er förmlich in das Telefon schrie. Würde Ruki bei diesem Tempo in den nächsten Container fahren, dann wäre es sein geringstes Problem, das Auto abzubezahlen. Sie konnten wirklich nicht schon wieder einen Unfall gebrauchen! Wie von selbst bewegten sich bereits seine Füße, doch gerade, als er sich abgewandt hatte, um sich auf den Weg hinab zu machen, hörte er nur noch das Quietschen von Reifen auf dem Asphalt, das ihn zu den Monitoren zurück sehen ließ. Er konnte nicht glauben, was er dort sah. Ein perfekter Drift um die Kurve, ein einzelner Donut und schon kam der Blonde zum Stehen. Nur für einen Moment starrte er auf den entsprechenden Monitor, doch schon hatte sich sein Körper wieder einmal selbstständig gemacht und nur kurz darauf drängte er sich durch die Anwesenden, wo dieser Auftritt nicht unbemerkt geblieben war. Und während die offensichtlich beeindruckt waren, wusste er selbst nicht, ob er erleichtert oder wütend sein sollte, gerade, wo sein Partner auch noch vollkommen gelassen ausstieg. Am liebsten hätte er seine Faust in dessen Gesicht gerammt, hatte die Hände bereits zu Fäusten geballt, doch noch im letzten Moment konnte er sich zurück halten, stieß ihn stattdessen nur fest gegen die Schulter, worauf der Blonde allerdings kritisch die Brauen hob. "Sag Mal, spinnst du? Du kannst mir doch nicht so einen Schock einjagen! Was stimmt denn mit dir nicht?", beschwerte sich der Ältere und es war ihm egal, dass die Augen der Umstehenden auf ihnen lagen. Und dass der Kleinere verständnislos die Schultern zuckte, machte es nicht unbedingt besser, brachte Uruha dazu, aufgebracht die Stirn nur noch weiter in Falten zu legen. "Komm mal wieder runter, ich hatte alles unter Kontrolle.", stellte Ruki gelassen klar und es war sein Gegenüber, der ungläubig schnaubte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein? "Dann warne mich das nächste Mal wenigstens vor, dann muss ich das nächste Mal keinen Herzinfarkt bekommen.", gab er unzufrieden zurück, schüttelte für sich den Kopf. "Unsagbarer Idiot.", murmelte er weiter, doch sein Gesprächspartner verdrehte die Augen. Eine Tatsache, die ihn dazu brachte, sich mit mürrischem Brummen abzuwenden. Sicherlich würde er ihm hier keine weitere Szene machen, aber auf sich sitzen lassen würde er das sicherlich auch nicht. Und nur allzu deutlich hörte er die Stimmen hinter sich, als er ging. "Was war das denn gerade?", war es Nara, so weit er es beurteilen konnte und deutlich spürte er Rukis Blick in seinem Nacken. "Er hatte nur keine Ahnung, dass ich zu jeder Zeit den Wagen im Griff hatte und er sich nicht in die Hosen machen muss." Oh nein, ganz und gar nicht würde er es dabei belassen! Wenigstens dauerte eine Nacht nicht unendlich lang. Dafür kam ihm die Rückfahrt endlos vor. Sie schwiegen sich aus und Uruha hatte als Beifahrer den Kopf an das Fenster gelehnt, blickte erst hinaus, doch der Blonde sah deutlich, dass sein Kiefer angespannt war und auch, als er es wenigstens versuchte, ihm die Hand auf den Oberschenkel legte, um ihn irgendwie zu beschwichtigen, so schlug der Ältere die zurück. Es war nicht einmal, dass er es nicht verstehen konnte. Er hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt, doch was hatte er für eine Wahl gehabt? Als sie in ihrer Unterkunft ankamen ging der Ältere direkt und auch hier ohne ein Wort zu verlieren auf den winzigen Balkon. Er war nicht riesig, schon beinahe ein französischer Balkon, aber er reichte aus. Und es ließ Ruki nur noch einmal leise seufzen. Dann würde er ihm wohl noch einige Momente allein geben, ehe er es mit einem Gespräch versuchen würde. Und damit ging er vorerst ins Badezimmer, um sich fertig zu machen. Als er aber zurück kam, stand der Dunkelhaarige noch immer draußen, also atmete auch der Jüngere tief durch, um zu ihm zu treten, wenn er auch in der Tür stehen bleiben musste, wo der Platz für zwei nicht ausreichend war. "Uru...", fing er an, doch weiter kam er nicht, bis der Angesprochene ihm einen vernichtenden Blick zuwarf, sich dann allerdings an ihm vorbei schob und selbst ins Bad ging, um sich dort einzuschließen und Ruki konnte ihm nur noch mit gehobenen Brauen nachsehen. Vielleicht konnte man es als etwas Positives werten, dass er ihn wenigstens eines Blickes gewürdigt hatte? Er war unschlüssig, ob er dran bleiben konnte, aber so wollte er eigentlich nicht zu Bett gehen. Dass er aber keine andere Möglichkeit haben würde, wurde ihm bewusst, als der Ältere förmlich gar nicht mehr aus dem Bad kommen wollte. Letztlich blieb ihm nichts, als die Lichter zu löschen und mit einem letzten Blick zu der verriegelten Tür den Rücktritt anzutreten. Schlafen konnte er tatsächlich aber nicht, schon gar nicht, als er glaubte, Bewegungen in der Wohnung hören zu können. Zuerst glaubte er, er hätte es sich nur eingebildet, lauschte angespannt und wagte doch nicht, sich zu bewegen, zu offenbaren, dass er noch wach war. Aber nur wenige Momente später bemerkte er zweifelsfrei, wie der Ältere sich auf der Matratze hinter ihm nieder ließ, so leise und vorsichtig es eben ging. Sicherlich wollte er nicht, dass der Blonde bemerkte, dass er eben die Nacht doch nicht außerhalb des Bettes verbrachte. Und auch, wenn dieser zögerte, dem Älteren den Freiraum geben wollte, den dieser verdiente, so hielt er es kaum aus, drehte sich diesem schließlich doch zu, um auch den letzten Abstand zu überwinden. Als Ruki vorsichtig die Hand auf den Oberarm seines Freundes legte, ihm einen beschwichtigenden Kuss auf die Schulter hauchte, merkte er deutlich, wie angespannt der Körper vor ihm war, doch er wollte nicht abrücken, lehnte stattdessen den Kopf zwischen die Schulterblätter und schloss die Augen. Zunächst sagte er nichts, doch Uruha wollte sich einfach nicht entspannen, weswegen dem Kleineren schließlich ein leises, schuldbewusstes Seufzen entkam. Sowas war einfach wirklich nicht sein Ding, auch wenn er wusste, dass es angebracht war. "Es tut mir leid.", flüsterte er also schließlich in die Dunkelheit gegen den Rücken vor sich, doch noch immer schwieg der Dunkelhaarige, weswegen er langsam fortfuhr. "Ich wollte dir keinen Schrecken einjagen. Und ich wollte dich nicht beleidigen." Doch wieder schwieg der Andere und brachte den Jüngeren dazu, sich fest auf die Unterlippe zu beißen. Dass er schließlich doch noch zu einer Antwort ansetzen würde, damit rechnete er schon beinahe nicht mehr, bis die leise und dennoch vorwurfsvolle Stimme die Dunkelheit durchschnitt. "Aber du hast es getan, das war demütigend, Taka.", stellte er klar und Ruki konnte nicht anders, es zog seine Eingeweide zusammen. Uruha hatte ihn ewig nicht mehr so genannt. "Es ist eine Rolle. Für Ryu bist du nur ein Freund, ein Mitbewohner.", versuchte er, sich zu erklären, doch der Dunkelhaarige schnaubte leise, ehe er sich bewegte und auch den Kleineren dazu brachte, die Augen wieder zu öffnen, wenige Zentimeter zurück zu rücken, um ihn ansehen zu können, wenn er auch befürchtete, dass Uruha wieder gehen würde. Dieser aber drehte sich stattdessen zu ihm um, stütze sich halb aufgerichtet auf den Ellenbogen, während er auf seinen Partner hinab sah. "Auch mit seinen Freunden geht man nicht so um, das sollte selbst dir bewusst sein.", belehrte er ihn, doch wieder biss Ruki sich auf die Innenseite seiner Unterlippe, unsicher, was er sagen sollte. "Weißt du, über deine grundlosen Eifersüchteleien könnte ich noch hinweg sehen. Aber vor den ganzen Leuten wie der letzte Trottel da zu stehen gehört nicht unbedingt zu meinen Präferenzen.", stellte der Ältere deswegen weiter klar, konnte hören, wie sein Gegenüber Luft holte, um etwas zu sagen. Doch die Worte kamen nicht, nicht beim ersten Versuch. Der Blonde setze noch mehrere Male an, ehe er tatsächlich wieder etwas über die Lippen brachte. "Was kann ich tun? Ich kann es nicht rückgängig machen." Nun, damit hatte er wohl Recht, das konnte er nicht. Und dass Ruki die Worte fehlten, er sich entschuldigte und augenscheinlich ein schlechtes Gewissen hatte, war auch nicht die Regel. Was also konnte er von ihm noch weiter verlangen? "Stell mich nie wieder derart bloß. Wenn du wieder so einen Plan hast, dann lass mich nicht im Dunkeln. Und glaube bloß nicht, dass sich das damit einfach in Wohlgefallen auflöst.", ließ er ihn entsprechend wissen und durch das nächtliche Zwielicht war zu erkennen, wie sich ein vorsichtiges, schiefes Lächeln auf die Lippen des Jüngeren schlich. "Versprochen!" Er hatte es geahnt und schon, als sie angekommen waren, erhielt er seine Bestätigung. Dieser Ausflug war mit viel zu viel Papierkram verbunden! Seinen freien Nachmittag hätte er sich auch anders vorstellen können, aber er hatte es immerhin versprochen. Als das aber hinter sie gebracht war, konnte das wenigstens wieder verdrängt werden, waren sie immerhin beinahe allein und das würde auch ihrem Vorhaben sehr zu Gute kommen. Momentan hatte der Jüngere sich etwas versetzt hinter seinem Begleiter positioniert, um an ihm vorbei sehen zu können und ihn zu leiten. "Hast du einen festen Stand?", fragte er, blickte zu dem Anderen auf, der mit einem ruhigen "Mh.", nickte, worauf auch er selbst fortfahren konnte, ihn mit einer Hand an den Unterarmen lenkte. "Dann die Arme hoch, so dass du ordentlich sehen kannst.", wies er weiter an, die Haltung nur minimal korrigierend, wenn er auch schmunzeln musste, als er aufsah, ihm frech mit der freien Hand in die Seite zwickte, was ihm die volle Aufmerksamkeit des Größeren einbrachte, als dieser zu ihm hinab sah. "Beide Augen offen halten und beide Hände ans Eisen.", stellte er entsprechend streng klar. Dieser Mann sah wirklich zu viele Filme! Und so deutete er mit einem Nicken wieder nach vorn. "Also, zielen.", fuhr er fort, ließ den Arm des Älteren dieses Mal los, um auf die entsprechenden Vorrichtungen zu deuten. "Hier über Kimme und Korn...", fing er an, bemerkte aber auch deutlich die Bewegung aus dem Augenwinkel, wo die Schutzbrillen an ihrem Blickfeld immerhin nichts änderte. "Hör auf, so zu grinsen, das heißt so.", stellte er klar, aber das brachte den Dunkelhaarigen erst Recht zum amüsierten Glucksen, was Ruki aber dazu brachte, selbst mit schiefem Grinsen den Kopf zu schütteln, ehe er lieber fortfuhr. "Komm schon, Konzentration. Beides sollte in einer Linie sein.", erklärte er, beobachtete seinen Nebenmann auch weiter, bis dieser aber zustimmend nickte. "Und wenn du dir sicher bist, dann können wir die Kopfhörer aufsetzen, entsichern und alles von vorn. Und pass auf den Rückstoß auf.", stellte er noch einmal klar, erntete dafür aber nur ein verständnisloses Schnauben und der Andere ließ die Arme sinken, als er unzufrieden hinabsah. "Ernsthaft?", fragte er, hatte er doch damit gerechnet, dass es gleich weiter gehen würde. Doch der Blonde zuckte nur gelassen die Schultern. "Safety first. Und mit den Dingern hättest du mich wahrscheinlich nicht verstanden.", stellte er klar, reichte dem Älteren also die Kopfhörer, ehe er die Eigenen aufsetzte. Erst dann positionierte er sich wieder hinter ihm, leitete ihn dieses Mal lediglich mit entsprechenden Gesten an, damit Uruha seinen Bedürfnissen nachgehen konnte und seinem Wunsch nach etwas Übung. Und als sie sich am Ende des Tages die Zielscheibe betrachteten, konnten sie durchaus ihre Schlüsse ziehen: Dieser gemeinsame Nachmittag, an dem sie einfach sie selbst sein konnten, hatte ihnen unglaublich gut getan. Und eigentlich hätte Uruha gar keine Übung nötig gehabt. "Haben Sie mittlerweile neue Erkenntnisse?" Eine Frage, die ihn das Gesicht verziehen ließ, während der Ältere einen vorsichtigen Schluck von seinem Kaffee nahm und wenigstens versuchte, dem aufmerksam zu folgen. Das Wort aber würde er dem Blonden überlassen, der sich mit verschränkten Armen an dem Tisch nieder gelassen hatte. "Wir sind erst seit zwei Wochen überhaupt drin, so schnell geht das nicht, wenn wir nicht mit der Tür ins Haus fallen wollen und uns damit verraten.", stellte er missmutig klar. Sie konnten doch auch keine Wunder vollbringen! Dass sie mittlerweile mehrmals eingeladen wurden, sich damit integrierten, war doch schon viel Wert. Abgesehen davon war es noch viel zu früh am Morgen und dazu kam die Tatsache, dass man sich auch nicht einfach auf der Straße verabreden konnte, um diese Unterhaltungen zu führen und man sie stattdessen jedes Mal abfangen musste. Nichts, was für großartig Freude oder Begeisterung sorgte. Das schien allerdings nicht nur bei ihnen der Fall zu sein, denn ihr Vorgesetzter war es, der tief seufzte und nachzudenken schien. "Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, das anderweitig zu beschleunigen?", fragte er nach, war sich der fragenden Blicke beider Angesprochenen sicher, beide die Brauen gehoben. Was genau der Ältere damit sagen wollte, wussten sie Beide nicht, doch der schien sie nicht aufklären zu wollen. "Zum Beispiel?", fragte deswegen schließlich Uruha, sichtlich gespannt auf diese Antwort, die nur zögerlich kam. "Nun ja. Sie sind zu zweit, vielleicht können sie an verschiedenen Punkten weiter ansetzen?" Okay, damit hatten sie ganz offensichtlich nicht gerechnet, es verschlug ihnen für einen Moment schlicht die Sprache, während es natürlich auch in ihren Köpfen die Zahnräder in Gang brachte. "Ihre Kontakte gehen doch davon aus, dass Sie nach wie vor im Streit sind, oder? Das wäre in meinen Augen eine passende Gelegenheit.", fuhr der Älteste daher fort, doch wieder erhielt er nur Schweigen, weswegen er noch einmal tief durchatmete, schließlich abwinkend, während den Angesprochenen klar war, dass 'Streit' vielleicht etwas zu viel des Guten wäre. "Besprechen Sie das, aber es wäre erfreulich, wenn wir bei der nächsten Besprechung mehr vorweisen können.", endete er deswegen, Beide noch einmal mit einem strengen Blick bedenkend, ehe er ging, auch die Kollegen mit sich beorderte und sie damit allein ließ. Und während Uruha ihm beinahe fassungslos nachsah, war es Ruki, der ihm langsam, unschlüssig den Blick zuwandte. Es dauerte einige Momente, bis er sich wieder so weit gefangen hatte, dass er zögerlich zu dem Dunkelhaarigen hinüber gehen konnte, der inzwischen den Blick auf seinen Kaffee senkte. "Er hat vermutlich Recht.", stimmte der größere leise zu, noch bevor sein Partner ihn erreicht hatte. Das aber hielt den nicht auf, bis er vor dem Größeren in die Knie gehen konnte, eine Hand auf dessen Knie gelegt. Vielleicht hatten sie Kontakt an unterschiedlichen Stellen aufgebaut, aber weit vordringen konnten sie bisher nie. So gäbe es die Gelegenheit, einen möglichen Störfaktor auszuräumen. "Du weißt aber, was das heißen würde.", fing Ruki leise an, den Blick des Älteren suchend. "Ich werde gezwungen sein, mein Versprechen zu brechen. Und ich werde nicht mehr auf dich aufpassen können, wenn ich nicht mehr bei dir bin, sollten wir wirklich so weit gehen, weitesgehend getrennte Wege zu gehen.", fuhr er fort, ihn forschend ansehen, doch der Angesprochene lächelte schief. "Ich bin schon groß, wenn es darauf ankommt, kann ich auch auf mich allein aufpassen.", stellte er klar, wenn es wohl auch eine Art von Galgenhumor darstellte. Natürlich, sie würden auch ohne einander klar kommen, waren nicht voneinander abhängig, das wussten sie beide. Und dennoch war das keine Situation wie jede Andere. Und auch der Blonde zwang sich ein Lächeln auf die Lippen, wenn das auch nur mäßig glückte. Und zugleich reckte er sich hinauf, um die Arme um den Älteren zu legen, ihn vorsichtig, aber bestimmt an sich zu drücken und zufrieden bemerkend, wie dieser sich an ihn lehnte. "Dann sei dir sicher, das, was ich sagen und tun muss, hat nichts mit dir zu tun. Aber es würde anders nicht funktionieren.", stellte er klar, wusste er doch, dass sie sich in eine Situation manövrieren mussten, die ihnen beiden nicht zusagen würde. Und so schloss auch der Dunkelhaarige die Augen. "Aber bleiben wir ehrlich, eine andere Wahl lässt man uns sowieso nicht." Kapitel 6: VI ------------- Es war einer dieser Tage, die einfach nicht gut zu werden versprachen. Wie sollten sie das auch, wenn sie schon derart angefangen hatten? Mit dem Gedanken, was von ihnen erwartet wurde, hatten sie sich nicht anfreunden können. Nicht, dass es schwierig wäre, das tatsächlich umzusetzen, doch eine angenehme Vorstellung war es nicht. Schon den ganzen Tag über hatten sie sich wieder und wieder verstohlene Blicke zugeworfen, aber einen wirklichen Anfang wollte keiner von ihnen machen. Abgesehen davon, dass sie unschlüssig waren, wie sie das anstellen sollten. Aber wer sollte ihnen das denn abnehmen? "Immer noch Stress?", kam mit einem Mal eine Stimme hinter ihm und überrascht zuckte der Blonde zusammen, ehe er sich zu Imamura umwandte, versuchte, sich zu fangen, als er wie beiläufig die Schultern zuckte. So viel wohl dazu. "Er ist halt eine Diva.", gab er entsprechend zurück, doch Imamura schmunzelte nur, als auch er sich etwas zum Trinken nahm. "So viel zum 'Leben anvertrauen', was?", hinterfragte er amüsiert, was Ruki allerdings die Brauen heben ließ. So gut war also der Kontakt zu Nara und seinen Leuten, dass eine so simple Information weiter getragen wurde? Nicht, dass er das nicht längst vermutet hatte, doch er hatte beinahe erwartet, dass es sich hauptsächlich auf Geschäftliches bezog. Trotzdem schnaubte er leise, immerhin ging es darum gerade nicht. "Das ist es nicht, das würde ich immer noch behaupten. So rachsüchtig ist er hoffentlich nicht, wenn es drauf ankommt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass er mir mit seinem Gehabe ziemlich auf die Eier geht.", fuhr er fort, die Arme verschränkend, als er einen weiteren Blick in den Verkaufsraum zu dem Dunkelhaarigen warf. "Zu blöd, dass ich mir die Wohnung unmöglich allein leisten kann.", murmelte er, für sich den Kopf schüttelnd, ehe er sich auf den Rückweg in die Werkstatt machen wollte. "Und ich sollte weiter machen, sonst wird sich das nie ändern." Es war allerdings eine Hand an seiner Schulter, die ihn zurück hielt und so warf er einen Blick über die Schulter, die Brauen fragend gehoben. "Ich habe da vielleicht etwas für dich." Weit mussten sie nicht gehen und bereits unterwegs begann Imamura, ihn zu instruieren. "Nara schleppt immer mehr Autos an, ich weiß gar nicht mehr, wo ich mit seinen Spezialanfertigungen anfangen soll und natürlich soll es immer am Besten sofort fertig sein. Die Geschäfte laufen gut und er kann dich gut genug leiden, dass er deine Unterstützung frei gegeben hat." Allerdings hob der Blonde die Brauen, während er folgte. "Was für Geschäfte? Und was für Spezialanfertigungen sind das überhaupt, dass er das bisher niemandem sonst überlassen hat?", hinterfragte er - in seinen Augen vollkommen legitim, immerhin wollte er wissen, was da auf ihn zukommen würden. Dass er eine Ahnung hatte, das konnte Imamura immerhin nicht wissen. Dieser aber sah nur über die Schulter, hob die Augenbrauen. "Da musst du ihn schon selbst fragen. Du wirst schon erfahren, was du wissen musst. Und zwar alles zu seiner Zeit." Dass sich der Ältere wieder abwandte war wohl sein Glück, wo der so immerhin nicht sehen konnte, wie der Blonde die Augen verdrehte. Viel weiter brachte sie das tatsächlich nicht, aber vorerst würde er sich damit wohl zufrieden geben müssen. Uruha allerdings hob die Augenbrauen, als die beiden Männer sich zusammen in die Werkstatt zurück zogen. Das war so nicht üblich. Bis eben war er in einem Beratungsgespräch, nun aber war er wieder auf dem Rückweg zu Kazuko, die wie so oft in der Mittagszeit vor Ort war. "Was machen die denn da hinten?", hinterfragte er kritisch, wenn auch ruhig, als er sich wieder an den Tresen lehnte. Doch die junge Frau zuckte lediglich gelassen die Schultern, selbst in Richtung der hinteren Räume blickend. "Soweit ich das mitbekommen habe, hat Nara ihn befördert.", gab sie gelassen schmunzelnd zurück, entspannt einen Schluck aus ihrer Dose nehmend. Uruha allerdings wandte ihr den fragenden Blick zu. "Er ist wohl ein hohes Tier, oder? Es ist unglaublich, wie viele Aufträge er immer wieder hat.", fuhr er fort, doch Kazuko neigte den Kopf ein wenig. "Naja, er hat schon ein bisschen was zu sagen. Und die Autos braucht er ja nicht nur für sich.", erwiderte sie, doch noch wollte der Andere nicht locker lassen. "Was ist, werden die anderen immer wieder zu Schrott gefahren? Das kostet nicht gerade wenig.", stellte er in den Raum, doch sie lächelte nur schief, ein undurchsichtiges Funkeln legte sich in ihren Blick. "Wer immer mehr Leute unter seiner Fuchtel hat, die auch mit Fahrzeugen versorgt werden sollen, braucht wohl auch immer wieder Nachschub. Und so lang er bezahlen kann, soll das doch egal sein.", war die Antwort und auch, wenn sie noch immer gelassen klang, so war es der Ausdruck in ihren Augen, der den Älteren vorsichtig werden ließ. "Apropos, wie kannst du dir dein Auto leisten, wenn du deine ganze Freizeit immer hier verbringst?", fragte er deswegen, selbst ein freches Schmunzeln auf seine Lippen zaubernd, das die Situation entschärfen sollte, bevor es auch nur zu eskalieren drohte. Und offenbar funktionierte es, denn das Lächeln auf ihren Lippen wurde wieder ehrlicher, als sie einmal mehr die Schultern zuckte. "Wenn ich dir das sagen würde, dann müsste ich dich wahrscheinlich töten.", grinste sie scherzhaft, was den Dunkelhaarigen auflachen ließ, ohne sie aus dem Blick zu lassen. "Nicht doch, dafür kannst du mich viel zu gut leiden.", setzte er entsprechend dagegen, was auch sie zum leisen Lachen brachte, ehe sie theatralisch seufzte, noch immer mit dem Lächeln im Gesicht. "Ja, vermutlich.", gab sie zu, griff derweil nach einem der Bonbons, die in einer Schale auf dem Verkaufstresen stand und in dem Moment, in dem sie diesen ausgepackt in den Mund schob, sah sie wieder auf. "Wie sieht es aus, bist du heute Abend eigentlich wieder dabei? Ich kann dich abholen?", fragte sie schließlich und zustimmend nickte er. "Unter den Umständen ist es mir unmöglich, das abzulehnen!" Es war ein seltsam beklemmendes Gefühl, das über den Tag mehr und mehr Besitz von ihnen ergriff, je mehr ihnen klar wurde, was in nächster Zeit für einen unbestimmt langen Zeitraum auf sie zukommen würde. Dabei wussten sie noch nicht einmal, wann es so weit sein würde und waren im Laufe des Tages immer wieder abgelenkt. Aber sie waren die letzten Wochen jeden Tag beinahe durchgehend beisammen gewesen, nachdem Uruha endlich weitesgehend genesen war. Und zukünftig wurde von ihnen verlangt, dass sie sich vielleicht noch ab und an zu Gesicht bekamen, allerdings doch eher wie Menschen behandeln mussten, die sich lieber aus dem Weg gingen. Ein befremdlicher Gedanke. Und ein Rätsel zugleich. Und während Ruki in seiner Zeitschrift auf die nächste Seite blätterte, nahm Uruha einen weiteren Schluck von seinem Tee, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, während er den Blonden nicht aus dem Blick ließ, bis er aber tief durchatmete. "Ru?", fragte er vorsichtig, wusste er immerhin nicht, wie vertieft der Jüngere gerade war, doch der blickte nicht einmal auf, brummte nur ein "Hm.", zum Zeichen, dass er zuhören würde. Und so fuhr er fort. "Ist dir irgendwas eingefallen, wie wir Watanabes Plan umsetzen können? Ich meine, an zwei unterschiedlichen Stellen weiter graben - schön und gut, aber wie soll das gehen? Wir sitzen doch auch jetzt nicht die ganze Zeit aufeinander.", stellte er in den Raum und dieses Mal stockte der Andere, sah doch zu ihm auf und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. Sie arbeiteten zusammen, hatten weitesgehend die gleichen Zeiten, sie wohnten zusammen. Wenn man es genau betrachtete war es wenig Zeit, die sie ohne einander verbrachten. Allerdings brachte diese Reaktion Uruha nur dazu, die Augen zu verdrehen. "Du weißt, was ich meine. Du bist hinten in der Werkstatt und an Nara und Imamura dran und ich versuche halt über Kazuko weiter zu kommen, wenn sie sich schon so anbietet und selbst verrät, dass sie mehr weiß. Und die Leute vorn im Blick zu haben. Und nebenbei ein Auge auf dich.", stellte er klar, sachte die Schultern zuckend. "Also jeder das, was er besser kann.", erklärte er und brachte nun den Jüngeren dazu, die Brauen zusammen zu ziehen. "Heute morgen hast du das noch für einen richtigen Ansatz gehalten. Was willst du jetzt sagen?", hinterfragte er ruhig. Ganz konnte er nicht folgen. Der Dunkelhaarige aber antwortete nicht sofort, versuchte, die Worte in seinem Kopf zu ordnen, so dass ihnen auch ein Anderer folgen konnte. "An sich halte ich es noch immer für den richtigen Ansatz. Ich halte es nur für schwierig umsetzbar. Die Auseinandersetzung ist ja ein schöner Anfang, aber ich weiß nicht, wie sie weiter helfen soll. Und welche Ausmaße es annehmen sollte, um die bisherigen Ermittlungen derart zu vertiefen, dass es einen Unterschied macht.", gab er ehrlich zu und der Blonde neigte den Kopf, ehe er aber auch die Zeitschrift schloss und beiseite legte, sich stattdessen auf den Anderen konzentrierte. "Hör mal, wir können es sowieso nur laufen lassen. Und dann wird sich alles von selbst ergeben. Alles andere wäre nur derart künstlich, dass wir uns ins eigene Fleisch schneiden würden. Es sollte glaubwürdig bleiben. Und genau genommen können wir uns zu sehr gar nicht in die Haare bekommen, weil keiner von uns offiziell auch nur annähernd das Geld für eine eigene Wohnung hat. Und auch ein Hotel wird schwierig.", versuchte er, Uruha zu beruhigen und tatsächlich stellte dieser die Tasse endlich ab, als sich ein schiefes Lächeln auf seine Lippen schlich. "Ich glaube nicht, dass Ryu das großartig interessieren würde.", stellte er in den Raum und auch der Blonde schmunzelte etwas. "Und ich glaube, Kouki hätte durchaus zur Not auch ein paar andere Freunde, bei denen er unter kommen könnte.", erwiderte er trocken, entlockte dem Anderen damit allerdings ein amüsiertes Schnauben. "Wie halten die Beiden das überhaupt miteinander aus?", hinterfragte er weiter, doch Ruki zuckte nur die Schultern. "Sie können wohl nicht ohne den Anderen." "...weil sich keiner von ihnen diese Bude allein leisten könnte.", schloss Uruha prompt und auch der Jüngere konnte nun ein leises Glucksen nicht zurück halten. Beinahe zeitgleich allerdings zuckten sie zusammen, als es mit einem Mal das Handy des Dunkelhaarigen war, das sie aufschrecken ließ und der kurze Blick darauf ließ den Älteren leise seufzen. Eigentlich hätte er lieber noch weiter ein Pläuschchen gehalten. "Mein Taxi ist da.", kündigte er stattdessen aber Kazuko an und als er wieder aufsah, konnte er erkennen, wie der Blonde nur wieder das Gesicht verzog, wie immer, wenn es um die junge Frau ging. Doch dafür hatte er nun wohl eher keine Zeit mehr und ohnehin war der Schatten auf dem Gesicht des Anderen so schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Daher erhob er sich, um sich unter dem aufmerksamen Blick des Blonden fertig machen zu können. "Dann sehen wir uns wohl später.", stellte dieser schließlich in den Raum und auch der Dunkelhaarige wandte ihm noch einmal den Blick zu, nickte zustimmend. "Ganz bestimmt." "Und mach dir nicht zu viele Gedanken. Was kommen soll, das kommt von allein. Du hast ja gesehen, Imamura hat mir ja auch ausgerechnet heute freiere Hand gegeben. Bisher geht es zwar hauptsächlich ums Frisieren, Flexen und Schweißen, aber mit der Zeit werden wir auch heraus bekommen, woher er die Pillen für die Autos bekommt. Und bis dahin sind auch kleine Schritte in Ordnung, so lang sie vorwärts führen, hm?", versuchte er, ihn noch weiter zu ermutigen und zustimmend nickte auch Uruha, als er den Reißverschluss der dünnen Jacke hinauf zog, seinen Freund noch einmal anblickte. "Etwas anderes bleibt uns kaum, wir werden sehen.", erwiderte er, wirkte noch einen Augenblick unschlüssig, bis er aber wieder vorsichtig lächelte und die Hand zum Abschied hob. "Also dann.", stellte er in den Raum, kurz darauf war er aber verschwunden. Zurück blieb Ruki, der ihm noch für den Moment nachsah, dann aber den Blick wieder auf seine Zeitschrift senken wollte. Doch in der Bewegung fiel ihm etwas auf, das ihn erneut stocken ließ, die Brauen heben. Wenigstens die halb volle Tasse hätte er wohl noch weg räumen können. Aufmerksam blickte er sich um, die Brauen gehoben. "Wohin entführst du mich?", fragte er. Es war offensichtlich, dass es nicht in die gewohnte Richtung ging und das machte ihn neugierig. Damit hatte er nicht gerechnet. Seine Fahrerin aber warf ihm lediglich einen kurzen, amüsierten Blick zu. "Es soll doch nicht langweilig werden, oder?", hinterfragte sie und entlockte auch ihm ein Schmunzeln. "So so, Mal etwas anderes, als Menschen, Autos und Container?", stellte er also in den Raum, doch sie zuckte lediglich die Schultern. "Menschen und Autos werden wir auch da haben. Dachtest du, dass Ryu umsonst mit ins Boot geholt wurde? Mehr Aufwand, mehr Autos, mehr Fahrer.", gab sie gelassen zurück, doch nun war es an ihm, fragend die Brauen zu heben. "Mehr Fahrer wofür?", fragte er kritisch, konnte ihr nicht so ganz folgen, doch wieder blickte sie ihn nur kurz an. "Für die Autos.", gab sie trocken zurück, brachte ihn zu einem schiefen Lächeln. Offenbar wollte sie ihm nach wie vor nicht mehr verraten. Aber vielleicht wusste sie auch einfach nicht mehr? Er konnte es einfach nicht zuordnen, gerade, wo sich auch etwas in seinem noch immer Inneren weigerte, zu glauben, dass diese freundliche, junge Frau wirklich tiefer in irgendwelchen dunklen Geschäften stecken könnte. "Und was hat das mit dem Locationwechsel zu tun?", wechselte er deswegen eben die Richtung und nun war es an ihr, wieder zu grinsen. "Denkst du, bei diesen Wagen darf jeder ran?", setzte sie dagegen. "Das heißt, wer das Auto am Besten streichelt, der darf öfter ran?" Unwahrscheinlich, aber wenn sie sich derart kryptisch ausdrückte, konnte er das doch so auch in den Raum stellen. Und es half, dass sie einmal mehr amüsiert auflachte. "Natürlich nicht. Man sollte schon fahren können.", stellte sie klar, musterte ihren Nebenmann von der Seite, ehe sie weiter sprach. "Kannst du fahren?" Verständnislos blickte er sie an, zuckte dann aber die Schultern. "Klar." "Gut?" "Selbstverständlich!" Was war das nur für eine Frage? "Wie wär´s, willst du dann nicht an der Auswahl teilnehmen?", fragte sie weiter und ebenso weiter hoben sich seine Augenbrauen. "Ein Rennen?" Als Antwort folgte ein Nicken und auf die Lippen des Älteren schlich sich ein Grinsen. "Ich fahre keine Rennen!", stellte er klar. Jedenfalls nicht auf diese Art, seine Passion würden einfach immer eher die Langstrecken bleiben und er freute sich schon jetzt darauf, dass er dazu irgendwann wieder die Gelegenheit bekommen würde. Aber das war nichts, was er ihr auf die Nase binden wollte. Und dieses Mal war sie es, die verständnislos die Brauen hob. "Warum nicht?", fragte sie, doch er zuckte die Schultern. "Was macht das für einen Sinn? Dafür bräuchte ich schon einen ganz besonderen Anlass.", stellte er klar. Nur für ein paar Sekunden auf das Gaspedal zu treten war eben nichts, das ihn derart erfüllte, wenn es bestimmt auch Ausnahmen gab. "Was wäre so ein Anlass?", kam auch die Frage, die ihm selbst nur wenige Augenblicke zuvor durch den Kopf gegeistert war, ohne, dass er eine spontane Antwort hatte. Und genau deswegen zuckte er einmal mehr die Schultern. "Das weiß ich, wenn er da ist." Es dauerte nicht lang, um herauszufinden, dass etwas anders war. Abgesehen von dem neuen Treffpunkt, gab es auch einige neue Gesichter. Natürlich konnte es auch daran liegen, dass das Containerlager schnell unübersichtlich wurde. Hier gab es nichts, das vor fremden Blicken schützte, außer dem erhöhten Standpunkt außerhalb der Stadt. Sicherlich einer der Gründe, weswegen die spärliche Beleuchtung auf das nötigste begrenzt war. Trotzdem war zu sehen, dass unter den Anwesenden augenscheinlich weniger Damen waren, als er es aus den letzten Wochen kannte, und eine gewisse Spannung lag in der Luft. Umso aufmerksamer sah der Blonde sich um, blieb gelassen mit überkreuzten Beinen an der Motorhaube gelehnt, die Hände in den Taschen, während er versuchte, zu erahnen, was los war. Das hier schien nicht die übliche Proll-Show zu sein und auch seinen Kontakt konnte er nirgends entdecken, obwohl er ihn genau hierher bestellt hatte. Und jetzt war er hier und versuchte, herauszufinden, was er hier sollte, einige Momente zweifelnd. Er war nicht derart kontaktfreudig, wie das bei Uruha der Fall war, der ein ganzes Stück entfernt bei offener Beifahrertür in Kazukos Auto saß und voller Überzeugung und mit ganzem, möglichen Körpereinsatz einen Song im Radio mitsang. Viel konnte er nicht hören, aber er wusste, wie dieser Mann singen konnte und allein aufgrund dieser Vorstellung tat ihm das trotz dieser Entfernung in den Ohren weh. Dass die ganzen Menschen um ihn herum tatsächlich noch da waren und nicht schnellstens die Flucht ergriffen war für ihn unerklärlich. Nicht nur einmal hatte er ihm bereits gesagt, dass er lieber bei der Gitarre und dem Komponieren bleiben sollte. Lang hatte er allerdings auch nicht, sich dieses Schauspiel mit anzusehen, als jemand schon beinahe schüchtern zu ihm trat, ein junger Mann, noch beinahe ein Kind, ein Klemmbrett unter dem Arm und ein Headset im Ohr. Er kannte ihn von dem ersten Treffen, war es immerhin der junge Mann, der sie derzeit hatte überprüfen müssen. "Hidaka?", fragte er vorsichtig und brachte den Angesprochenen dazu, fragend die Brauen zu heben, während er allerdings bestätigend brummte. Warum fragte er überhaupt, immerhin musste er doch wissen, wer er war? Und was würde denn jetzt kommen? Doch seine Reaktion reichte aus, dass der Junge vorsichtig lächelte. "Hey.", grüßte er noch einmal, ehe er aber fortfuhr. "Hat Nara schon gesagt, worum es heute geht?", hinterfragte er, doch dem Blonden half das keineswegs weiter, weswegen er den Kopf schüttelte. "Nope, nicht das Geringste.", stellte er klar, konnte sehen, wie der Andere ein Seufzen unterdrückte. "Kurz gesagt: Er möchte, dass Sie heute gegen die Anderen antreten. Auto und Einsatz werden gestellt.", ließ er den Kleinen wissen, der kritisch die Brauen zusammen zog. "Und das kann er mir nicht selbst sagen, weil...?", fragte er. Immerhin war er hierher zitiert worden, wie ein Hund und das gefiel ihm gar nicht. Und eine Erklärung gab es auch nicht. Nara sollte schon froh sein, dass er überhaupt hier war, damit er sich aber bewegte, musste wirklich mehr kommen. Doch der Andere, der eher wirkte wie ein Student, der sich verlaufen hatte, zuckte unschlüssig die Schultern. "Er ist leider verhindert und kommt später nach. Dann wird er sicherlich auch mehr erklären. Ich soll nur ausrichten, dass es wichtig ist und eine gute Summe dabei herum kommen könnte.", fuhr er fort, doch Ruki verdrehte die Augen. "Richte ihm aus, dass das eine verdammt gute Erklärung sein sollte, sonst werde ich mir vorbehalten, mich einfach wieder in das Auto zu setzen und damit dahin zu verschwinden, wo er mich nie wieder finden wird. Und seinen Wagen.", stellte er klar, stieß sich damit aber auch von der Motorhaube ab und erklärte sich damit bereit, sich wenigstens vorerst zu beugen. Na wenigstens hatte der Kerl daran gedacht, dass er mit seinem Wagen von der Stange gar nicht erst antreten wollen würde. Je später es wurde, desto deutlicher wurde ihm, dass etwas nicht richtig war. Ein solches Straßenrennen hatte er noch nicht erlebt, die Strecke würde um den Berg herum führen, so dass ihr Start auch als Ziel dienen würde. Die Route wurde ihnen über eine Navigation in den Autos angezeigt und Anthony war noch immer mit seinem Klemmbrett zwischen den Teilnehmern unterwegs. So etwas hatte er bisher nicht erlebt, nicht einmal annähernd, und er war schon jetzt auf die Erklärung gespannt. Es war alles einfach unglaublich merkwürdig. Und in einem solchen Moment suchte sein Blick wie von selbst nach dem Punkt, der ihm vollkommene Sicherheit vermittelte. Uruha stand mittlerweile mit Anderen an der Seite, es war eine Schneise durch die Besucher gezogen worden, durch die sie mit den Autos auf die Straße kommen würden. Und sein Freund stand entspannt in der ersten Reihe, einen Arm vor der Brust, in der anderen Hand hielt er eine Zigarette, sachte vor sich hinschmunzelnd. Als Spotter würde er ihm hier nicht zur Verfügung stehen müssen und ohnehin war das seit dem ersten Treffen schon irgendwie eigenartig geworden. Der Blonde hatte das Gefühl, dass der Ältere seinen Blick für einige Augenblicke erwiderte, obwohl Kazuko von der Seite auf ihn einredete. Doch so schnell würde er nichts weiter herausbekommen können, wo Anthony bereits zu ihm kam, um auch die letzten Einstellungen des Navigationsgerätes mit den Daten auf seinen Unterlagen abzugleichen. Und tatsächlich hatte der Ältere zu ihm herüber gesehen, doch Kazuko ließ einfach nicht locker. "Und es juckt dir wirklich nicht in den Fingern, wenn du siehst, wie sie sich startklar machen?", hinterfragte sie, doch er zuckte die Schultern. "Tatsächlich nicht, nein.", gab er schmunzelnd zurück, zwang sich, doch langsam den Blick von dem Wagen seines Freundes zu nehmen, um sie ansehen zu können und sie wirkte ernsthaft erstaunt. "Du bist ein wirklich erstaunlicher Mann, Kouki.", stellte sie fest, fuhr dann aber fort mit den Fragen. "Wie kommt es dann, dass du trotzdem immer wieder hier bist?" Allerdings grinste er darauf nur umso breiter. "Ich interessiere mich sehr für die Karosserien.", ließ er sie mit vielsagendem Unterton wissen, wenn er auch wusste, Ruki würde ihn dafür umbringen. Ihr Grinsen aber überzeugte ihn eines Besseren: Er würde ihn nicht nur umbringen, er würde ihn mindestens kastrieren und vierteilen - Hauptsache langsam und schmerzvoll. Nun aber war keine Zeit, um darüber nachzudenken und sie machte es ihm einfacher, sich davon abzulenken, als sie sich weiter zu ihm beugte und er konnte sich förmlich den Blick seines Freundes hinter der Windschutzscheibe vorstellen, wenn er sie sah. "So so? Wie schade dass du mit den Karosserien nicht mehr anfangen willst.", erwiderte sie, doch er ließ sich das Grinsen nicht nehmen, wandte auch den Blick nicht von ihr ab, wenn es auch schwierig war. "Wer sagt das?", gab er stattdessen herausfordernd zurück und ein gewinnendes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. "Das heißt, wenn ich dir einen Startplatz besorgen kann, dann trittst du doch an? Wir können dich bestimmt auch aus der Wertung nehmen, dann ist es auch kein Rennen.", schmunzelte sie frech, worauf er aber die Augen verdrehte. "Und was haben wir davon?", seufzte er. Selbst wenn sie die Wertung außen vor lassen wollten, ignorieren würde es sicherlich trotzdem niemand und er war sich sicher, dass das auch ihr durchaus bewusst war. Doch sie ließ sich gar nicht beeindrucken. "Zum Einen wäre meine Neugier befriedigt. Zum Anderen fänd ich es sehr interessant zu sehen, ob Ryu auch nur das geringste Recht hat, dich von oben herab zu behandeln.", stellte sie klar, doch er atmete erst einmal tief durch. "Wirst du dann endlich ein für alle Mal Ruhe geben?", hinterfragte er und musste gar nicht warten, bis Kazuko auch schon nickte. "Dann gibt es nur noch ein Problem:", fing er an und aufmerksam hob sie die Brauen. "Ich kann unmöglich zu Fuß neben den Anderen her laufen. Ich glaube, so habe ich keine Chance.", stellte er klar, entlockte ihr damit aber ein Lachen, ehe sie ihm auf die Schulter klopfte. "Das ist defintiv kein Problem!", stellte sie klar, machte sich damit aber auch auf den Weg, um Anthony abzufangen. Was sie besprachen konnte er nicht verstehen, aber er sah, wie sie ihm letztlich das Headset abnahm, mit dem am anderen Ende etwas besprach und schließlich mit breitem, zufriedenen Grinsen wieder zurück kam, in einer Hand ein weiteres Navigationsgerät von dem jungen Mann, in der anderen einen weiteren Gegenstand. Und noch, bevor sie wieder bei ihm war, warf sie eben diesen zu Uruha, dessen Aufmerksamkeit sie sich durchaus bewusst war. Und trotzdem war es eher Glück, dass er ihn fangen und auf den Autoschlüssel hinab sehen konnte. Das hieß dann wohl, dass er jetzt wirklich nicht mehr drum herum kommen würde. Und es waren ihre Worte, die an sein Ohr drangen, bevor sie ihm auch noch das Gerät in die Hand drückte, die ihn nur umso breiter grinsen ließen. "Und wehe du fährst auch nur irgendeinen Kratzer in mein Baby.", stellte sie klar. Und wie immer, wenn er diesen Satz bereits gehört hatte, hatte er das ganz sicher nicht vor! Aber das spielte jetzt keine Rolle, wo er sich jetzt lieber beeilen sollte. Und kaum, dass er in dem Auto saß, sich zu den anderen Teilnehmern begeben hatte, fiel auch schon das Startsignal. Und so sehr er es auch zurückzuhalten versucht hatte, so war es diese unbestimmte Euphorie, die ihn durchflutete, als auch er das Gaspedal durchtreten konnte. Kapitel 7: VII -------------- Es war wirklich lang her und er hatte das Gefühl schon beinahe vergessen. Die letzten Male hatte er im Auto nur als Beifahrer verbracht oder war nur reguläre Strecken durch die Stadt für Besorgungen gefahren, die ein Auto nötig machten. Nun hier zu sitzen, die Beschleunigung zu fühlen, deutlich zu merken, wie gut dieses Auto in den Kurven lag, ließ Erinnerungen in ihm wach werden. Auch, wenn er deutlich wusste, dass es nicht lang währen würde. Natürlich, das letzte Mal, als es diese Situation wenigstens annähernd erlebt hatte, war er wortwörtlich in Rauch aufgegangen und doch war das eine Tatsache, die sich recht gut verdrängen ließ. Immerhin, wirklich Zeit blieb dafür nicht. Der Start war gut gelaufen, das war schon die halbe Miete, doch noch hatte er es nicht geschafft. Und dass sein Freund in einem der Autos saß, ließ den Adrenalinpegel nur umso weiter steigen. Das Navigationsgerät übernahm die Aufgaben des Spotters, wo sie die Fahrt über die reguläre Straße führte, durch die Berge, doch wenigstens war hier um diese Zeit außer ihnen niemand unterwegs. Umso leichter fiel es, sich über die Strecke zu manövrieren, die Chancen umso besser zu nutzen, wenn er auch kaum wahr nahm, welches Fahrzeug er gerade hinter sich ließ, selbst, wenn es einige Male recht knapp war und es ihm natürlich niemand einfach machen wollte. In dieser Hinsicht machte sich seine Erfahrung einfach bemerkbar. Abgesehen davon war dieses Auto wirklich gut zu diesem Zweck ausgebaut, doch das war nichts, das er auch nur irgendwie weiter hinterfragen wollte. Auch, wenn Kazuko eine Frau war, wenn er sie bisher nie hatte fahren sehen, doch er wusste, dass das nichts zu sagen hatte. Obwohl sie sich gut verstanden bedeutete das längst nicht, dass er sie schon gut genug kannte. Es kam ihm vor wie nur wenige Sekunden, bis das Ende der Strecke nach nur noch wenigen Augenblicken, nur zwei weiteren Kurven vorher gesagt wurde. Kaum zu glauben, dass sie diesen Berg wohl schon einmal umrundet haben sollten und schon kurz vor der nächsten Kurve hatte er den nächsten Wagen vor sich. An sich war das nicht verwunderlich, bedachte man die Länge der Strecke und die Menge an Autos, doch bisher war es nicht so knapp vor einer Wendung gewesen. Er wollte nun nicht abbremsen, auch wenn er sah, dass der andere Fahrer die Biegung innen nehmen würde, wie es jeder vernünftige Mensch tun würde. Dann blieb ihm wohl lediglich Eines: Er musste außen herum. Es war riskant, doch die unliebsame Alternative wäre die Bremse, die dazu verhelfen würde, dass er hinter dem Anderen blieb. Und auch, wenn er eigentlich kein Rennen hatte fahren wollen, wenn sie ihn aus der Wertung ließen, so war es sein Stolz und das Adrenalin, das ihm zu Anderem riet. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Es waren nur wenige Augenblicke, sein Herz raste und vor seinem inneren Auge verlangsamte sich die Zeit, als er sich quasi bereits in den Abgrund stürzen sah. Ein beherzter Zug an der Handbremse, das richtige Einlenken und als er förmlich um die Kurve flog, nur knapp vor dem Anderen wieder einscherte und damit auf die Zielgerade bog, war alles wieder normal. Nur wenige Meter weiter ging er dann doch vom Gas, um in dem entsprechenden, dafür vorgesehenen Bereich zum Stehen zu kommen, den Wagen verstummen zu lassen. Und als er ausstieg, Kazuko unter den Anwesenden ausmachte, konnte er bereits ihr gewinnendes Schmunzeln erkennen. Also ging er auf sie zu, sich kurz, aber aufmerksam umblickend, ehe er ihr den Schlüssel reichte. "Nicht einen Kratzer.", ließ er sie wissen, beruhigend lächelnd. "Wo sind die anderen?", hinterfragte er ruhig, doch sie lachte auf zur Antwort, deutete auf die weiteren Autos, die nun hinter ihm zum Stehen kamen, wenn er dem auch nur einen kurzen Blick widmete. "Die kommen jetzt erst, du warst der Erste. Und ich glaube, du hast einen furchtbar, furchtbar tiefen Kratzer hinterlassen.", grinste sie, wies mit einem Nicken auf eine Stelle hinter ihm und als er sich erneut umwandte, erkannte er einen äußerst unzufrieden wirkenden Blonden, der verbissen auf ihn zustapfte. Eine Tatsache, die ihn kritisch die Brauen heben ließ. Denn während Kazuko weiterhin sichtlich amüsiert wirkte, war er selbst zutiefst alarmiert. Dieser Blick hatte selten etwas auch nur ansatzweise Gutes zu bedeuten. Genauso wusste er: Fragen musste er sicherlich nicht erst. Und auch der Blonde bestätigte ihm das, als er ihn mit der flachen Hand an der Brust zurück stieß. "Was sollte das denn gerade?", fuhr er ihn an, doch die Frage irritierte Uruha sichtlich. "Was sollte was?", hinterfragte er, doch Ruki zog wütend die Brauen zusammen. "Du hast mich geschnitten!", war die aufgebrachte Antwort in einem Tonfall, als wäre sie eigentlich vollkommen überflüssig, weil es doch offensichtlich war. Doch nun zog auch der Ältere die Brauen zusammen, zuckte aber auch die Schultern. "Ich war doch sowieso schneller. Ich war weg, bevor dich das überhaupt behindern konnte.", ließ er ihn gelassen wissen. Im Nachhinein betrachtet vielleicht nicht die beste Idee, wie er hätte vorhersehen können. Denn natürlich machte es das nicht besser. Stattdessen fuhr sich der Blonde um Fassung ringend durch das Haar, wandte sich kurz ab, um unruhig, unkoordiniert wenige Schritte nach Links und Rechts zu tun, ehe er sich wieder auf den Dunkelhaarigen fixiere. "Das war totaler Schwachsinn! Du hast dich gefährdet, du hast mich gefährdet und vor allem auch die Autos, es hätte alles passieren können!", brachte er bemüht hervor und nur noch ein wenig mehr zog der Angesprochene die Augenbrauen zusammen. Es war, als wären ihre Rollen verdreht und auch, wenn ihm diese Situation nicht zusagte, es tatsächlich ernst war, so war zugleich etwas in dem Blick des Jüngeren, das ihm sagte, dass das ihre Chance sein würde. Und so atmete der Größere tief durch. "Willkommen in meiner Welt. Aber wie du siehst, auch mir passiert so schnell nichts.", stellte er klar. "Du bist der Einzige, der hier Schaden genommen hat. Du und dein aufgeblasenes Ego, das nicht zulassen will, dass jemand besser ist als du.", fuhr er fort und als sich das Gesicht des Blonden deutlich verfinsterte, hoffte er, dass er nicht etwas falsch verstanden hatte, nicht falsch interpretiert und er nicht der Einzige war, der in dieser Situation ihre Gelegenheit sah. Eine Gelegenheit, die auch dafür sorgen würde, dass der Jüngere sein gegebenes Versprechen tatsächlich nicht brechen musste wie es von der Obrigkeit offenbar erwartet wurde. Doch selbst wenn er etwas missverstanden hatte, nun war es ohnehin zu spät, da konnte er auch einfach weiter machen. "Weißt du, ein Wunder, dass bei diesem riesigen Ego überhaupt noch genug Platz in der Bude ist, dass du die mit jemandem teilen kannst.", fuhr er also fort und einmal mehr verzog sein Gegenüber das Gesicht, ehe er antwortete. "Weißt du, tatsächlich wird es mit dir und deiner großen Klappe ziemlich eng.", es klang schon beinahe schnippisch. "Du kannst ja sehen, wo du unter kommst. Ich freue mich jedenfalls drauf, euch Beide nicht so schnell wieder zu sehen.", fuhr er schließlich fast gefährlich leise fort, fixierte den Dunkelhaarigen, ehe er sich aber an ihm vorbei drängte, ihn provokativ auch mit der Schulter zur Seite stieß, um sich wieder unter das Volk zu mischen, wo auch Nara inzwischen auf ihn wartete. Doch es waren die Finger, die schon beinahe vorsichtig und wie eine nur zufällige Berührung die seinen striffen, als der Blonde vorbei ging, die ihm klar machten, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war, auch, wenn sie zukünftig wohl eher auf sich allein gestellt sein würden. Mit einem breiten Grinsen wurde er von dem Mann empfangen, von dem er mittlerweile sicher war, dass er hier die Fäden in der Hand hielt. Ob er aber auch alle Anweisungen gab, wie diese bewegt wurden, oder ob er diese nur ausführte, davon war er noch nicht überzeugt. Aber immerhin, er war hier, um das heraus zu finden - jedenfalls auf längere Sicht, denn gerade ging es ihm um etwas Anderes. Und so stopfte er die Hände in seine Taschen, als er zu Nara aufblickte, die Kiefer aufeinander gepresst. "Und? Wozu war das Ganze hier jetzt gut?", hinterfragte er schließlich knurrend. Diese Strecke, das Navigationsgerät, die anderen Fahrer, irgend einen Sinn sollte das wohl gehabt haben. Doch der Andere zuckte die Schultern. "Es ging um einen Job. Einen ziemlich gut bezahlten. Aber vielleicht sollte ich lieber deinen Freund nehmen?", fragte er herausfordernd und es amüsierte ihn offenbar, wie sich die Augen des Blonden verengten. "Ich habe keine Ahnung, von wem du redest.", gab er trocken zurück, aber sein Gegenüber schien das einfach zu ignorieren. "Aber wie es aussieht wirst du das Geld zukünftig wohl recht gut gebrauchen können, wenn du deine Wohnung selbst halten willst? So weit ich es mitbekommen habe, ist die nicht gerade günstig. Und dann nur ein Job als Mechaniker...ich weiß nicht.", fuhr der Dunkelhaarige gelassen fort, erntete allerdings nur ein weiteres Schnauben. Er sollte endlich zum Punkt kommen. "Hör mal, wenn ich ein Fan von endlosen Monologen und Rumgeschwafel wäre, dann könnte ich mir den Typen da hinten auch weiterhin als zahlendes Haustier halten. Also raus mit der Sprache, worum geht es genau?", fragte er deswegen weiter und das Grinsen auf den Lippen des Anderen wurde zu einem zufriedenen Schmunzeln. "Du fährst als Kurier. Wenn ich dir sage, du sollst zu einem bestimmten Ort kommen, dann kommst du da hin. Wenn ich dir sage, du sollst zu einer bestimmten Zeit da sein, dann bist du um diese Zeit da. Imamura wird dir in der Werkstatt den Rücken frei halten.", klärte er endlich auf, musterte den Blonden noch einmal ausgiebig. "Und du hast wirklich Glück, dass ich dich gut leiden kann und du tatsächlich gut bist. Sonst wärst du längst nicht so weit.", stellte er auch weiter klar, brachte Ruki aber dazu, die Augen zu verdrehen. "Schon klar. Aber wenn du den Besten willst, dann musst du mir schon vertrauen.", erwiderte er selbstbewusst, reichte dem Älteren aber erst einmal die Autoschlüssel. Als hätte er es allerdings erwartet, winkte dieser nur ab, schief lächelnd. "Behalte die Schlüssel. Mit irgendwas musst du ja auch fahren können. Und wenn ich den Besten vom Besten will, braucht der wohl auch den besten fahrbaren Untersatz.", wies er an, entlockte aber auch dem Jüngeren damit ein Schmunzeln. Auch, wenn so ein neues Auto in seiner Umgebung beinahe 'gar nicht' auffallen würde, aber ihm selbst sollte das wirklich recht sein. Dass ein solcher Start nach dem neu beschlossenen Ansatz viel zu gut war, um wahr zu sein, war vorhersehbar gewesen. Es dauerte nicht lang und die anfängliche Euphorie wich klarer Ernüchterung. Anfangs hatte auch Watanabe sich vollkommen im Recht gefühlt, doch bald hatte auch er einsehen müssen, dass es sie bisher nicht einmal bedingt voran brachte. Besonders für Uruha und Ruki war es mittlerweile wirklich frustrierend. Sie bekamen sich nur noch auf der Arbeit zu Gesicht und mussten sich dort aus dem Weg gehen, wie es Freunde taten, die miteinander gebrochen hatten, doch für den Weg zurück war es zu spät und auch Watanabe forderte weitere Geduld. Einziger Vorteil war, dass Ruki tatsächlich vermehrt auswärts unterwegs war. Allerdings waren die Fahrten meist zu spontan und er wusste nie, ob in seiner Abwesenheit etwas in dem Wagen deponiert worden war und die Destinationen waren derart unregelmäßig und folgten keinerlei Muster, so dass auch das sie zu keiner Spur brachte. Dass Uruha nicht wohnungslos bleiben würde war hingegen vollkommen vorher zu sehen gewesen und das Misstrauen war gewachsen, als er bemerkte, dass Kazuko nicht nur das teure Hobby Auto hatte, sondern auch noch eine große Wohnung mit Gästezimmer allein bewohnte. Aber noch immer weigerte sich alles in ihm, sie zu unrecht zu verdächtigen. Und trotzdem blieb er aufmerksam, aber sie war offenbar bemüht, ihm auch keine weiteren Anhaltspunkte zu geben. Dass sie nicht einmal letzte Absprachen hatten treffen können, als er selbst einige seiner Sachen aus der Wohnung geholt hatte, wurmte den Dunkelhaarigen in der Tat mit jedem Tag mehr und so langsam machte es ihm auch körperlich zu schaffen. Es konnte nicht gesund sein, sich dauerhaft gegen etwas wehren zu müssen, das man so unbedingt wollte, unbedingt brauchte. Und schon seit Tagen überlegte er, wie er seinem Freund am Besten eine Nachricht würde zukommen lassen können. Vielleicht war er mittlerweile paranoid, aber ein Anruf kam für ihn nicht in Frage. Wer wusste schon, ob Ruki wirklich Zeit hatte und wer gerade mithörte. Genauso wenig konnte er ihm eine Nachricht senden, wenn er nicht wusste, wer möglicherweise das Handy gerade in der Hand hielt. Ihm einen Zettel zuzustecken, wie ein kleiner Schuljunge erschien ihm auch recht ungünstig, wenn er keine Ahnung hatte, wann der Andere ihn finden würde und wer ihn vielleicht schon vorher in der Hand hatte. Es war zum wahnsinnig werden. Er war sich sicher, dass die Lösung vollkommen simpel sein würde, aber er kam einfach nicht darauf und mit einem frustrierten Schnauben kritzelte er daher lieber weiterhin undefinierbare Linien auf ein Schmierpapier. Sie halfen vielleicht nicht bei der Ideenfindung, aber wenigstens konnte er so etwas Frust abbauen. Immerhin, es waren gerade keine Kunden hier, die ihn in seinen Gedankengängen unterbrechen konnten, wo er doch gerade durchaus Wichtigeres zu tun hatte. Allerdings war es ein Klirren und ein Fluchen hinter ihm, das ihn zusammenzucken ließ und als er sich umdrehte sah er den Blonden, der verärgert auf ein zerbrochenes Glas am Boden hinab sah und mit den wüstesten Beschimpfungen bedachte und egal, was er am liebsten getan hätte, gerade verdrehte er nur die Augen - er hatte schließlich keine Ahnung, wo alle anderen waren. "Ich glaube nicht, dass das Glas sich selbst runter geworfen hat.", ließ er ihn trocken wissen und mit zusammengezogenen Brauen sah der Angesprochene auf, verstummte in seinen Flüchen, ehe er das Gesicht verzog, als er in die Hocke ging. "Lass die dummen Sprüche und gib mir wenigstens etwas, womit ich das wegmachen kann!", forderte er und begann schon einmal damit die großen Splitter aufzusammeln. Und wenn auch unwillig, so legte der Dunkelhaarige den Stift beiseite, um entsprechendes Equipment zu besorgen, ehe er sich wieder zu dem Jüngeren begab, sich zu ihm kniete und erst jetzt erkannte er, was tatsächlich vor sich ging, als Ruki für einen Moment inne hielt, ihn mit aufmerksamem Blick musterte. "Heute Abend, 21Uhr. Ich habe dir die Koordinaten in die Jackentasche gesteckt.", flüsterte er ihm zu, warf noch einen kurzen, flüchtigen Blick hinter sich, wo Imamura gerade unter einem Auto beschäftigt war und nur kurz folgte Uruha diesem Blick, ehe er seinen Gegenüber wieder anblickte und ein vorsichtiges Lächeln gar nicht zurück halten konnte. Hingegen war alles so schnell vorbei, wie es gekommen war, als der Blonde stattdessen nur noch einmal schnaubte, dem Dunkelhaarigen alles förmlich aus der Hand riss. "Hör auf, so zu grinsen und sei lieber da!" Auch, wenn Ruki es vielleicht nicht zugeben würde, so hatte Uruha den verhaltenen Ansatz eines Lächelns durchaus sehr gut sehen können. Er war pünktlich. Um nicht zu sagen sogar überpünktlich. Das Auto hatte er geparkt, konnte den frühen Sonnenuntergang über der Stadt beobachten - und dann hatte es angefangen zu regnen. Natürlich hatte es angefangen zu regnen. Allein, um das Klischee zu bedienen. Und gleich? Gleich würden sie sich sehen, sich in die Arme fallen, küssen und herzen und versuchen, sich mit Liebesbekundungen zu übertrumpfen. Schon bei der Vorstellung verzog er das Gesicht. Das wären nicht sie, das wäre Disney. Und darauf, dass sein Partner anfangen würde zu singen, konnte er auch nach wie vor verzichten - und der sah das glücklicherweise genauso, so weit er das wusste. Am Anfang waren es nur wenige Tropfen gewesen, die der Himmel freigegeben hatte, das machte ihm nichts aus. Mittlerweile regnete es allerdings in Strömen, doch er war mittlerweile derart durchgeweicht, dass es auch keinen Unterschied mehr machte. Die Blonden Strähnen fielen in seine Augen, aberer wischte sie zur Seite, als er einen weiteren Blick auf Uhr die an seinem Handgelenk warf, wie so oft in den letzten 40 Minuten. Und Uruha war noch immer nicht da. Er war sich so sicher gewesen, dass er kommen würde. Inzwischen war er eine halbe Stunde zu spät. Und doch stopfte er seine Hände einmal mehr in seine Taschen, zog die Schultern an und warf einen weiteren, beinahe sehnsüchtigen Blick die Straße entlang in der Hoffnung, endlich das Auto entdecken zu können, das dem Älteren schon zu Beginn der Ermittlungen zugeteilt worden war. Doch wieder erwartete ihn nur der graue, dunkle Asphalt und trotzdem ließ noch immer ließ jedes Licht, das in der Ferne erschien, die Hoffnung aufflammen, die sein Herz höher schlagen ließ. « Schon seit seinem Feierabend kam er nicht mehr zur Ruhe und nun saß er schon seit geraumer Zeit auf der Couch, sein Knie wippte unruhig auf und ab, während er die Uhr anstarrte. Er verfluchte die Zeiger dafür, dass sie einfach kaum weiter wanderten und die Zeit nur förmlich voran kroch. Nun, wenigstens ging es in die richtige Richtung und der Moment, in dem er einfach wieder er selbst sein konnte rückte immer näher. Und nun, wo er sich dem sicher sein konnte, zwang er sich dazu, den Blick von der Uhr los zu reißen, sah auf das Becherchen mit seinen Tabletten, das er unruhig in seinen Händen drehte. Seit sie derart auseinander gerissen waren, waren die Schmerzen, die er bis dahin recht gut hatte verdrängen können, wieder zurück gekehrt. Das Spannungsgefühl war zeitweise unerträglich. Gerechnet hatte er damit schon gar nicht mehr. Und nun saß er schon wieder hier und überlegte, ob er wirklich erneut eine der Pillen nehmen sollte. Ganz wohl war ihm dabei nicht. Doch noch bevor er zu einer Entscheidung kommen konnte, war es die Stimme neben ihm, die ihn überrascht aufsehen ließ. "Was hast du da?", fragte Kazuko, als sie sich zu ihm auf die Couch gesellte, blickte aufmerksam auf die kleine Dose, die Uruha ihr zur Verdeutlichung mit einem Schulterzucken entgegen hielt. "Das sind nur Oxys. Du weißt schon, wegen den Narben.", fing er an, doch sie hob die Brauen. Sie wusste davon, das war ihm klar. Und doch wirkte sie etwas ratlos, weswegen er schief lächelte. "Es wird noch eine Weile dauern, bis alles wirklich vollkommen verheilt ist und keine Probleme mehr macht. Ein paar werden auch immer bleiben.", stellte er klar und es war Erkenntnis, die sich in ihren Blick schlich. "Unglaublich, dass du dir so etwas für diesen Idioten eingefangen hast. Er stolziert jetzt da draußen herum, als wäre nie etwas gewesen und du hast die Probleme.", murmelte sie und der Blick des Dunkelhaarigen verfinsterte sich für einen Augenblick. Natürlich, sie wusste es nicht besser, kannte die wahre Geschichte nicht, sondern nur die, die für sie erdacht worden war. Eine Geschichte, in der es Ruki gewesen war, der den Unfall hatte, und Uruha, der ihn aus dem bereits brennenden Auto gezogen hatte - offiziell hatte er den Blonden gerettet und selbst die Konsequenzen zu tragen. Doch der leise Vorwurf, der bei dieser Geschichte laut wurde, verpasste ihm immer wieder einen Schlag in die Magengrube und ein schlechtes Gefühl, egal, wie sehr er wusste, dass es nötig gewesen war. Nun allerdings zwang er sich ein schiefes Lächeln auf die Lippen, zuckte einmal mehr die Schultern. "Das ist nicht mehr zu ändern und auch das wird irgendwann vorbei gehen.", stellte er schlicht klar, wollte er doch nicht weiter darauf eingehen. Dass sie in dem Moment allerdings nur noch ein Stück näher rutschte überraschte ihn zusehends und seine Augenbrauen wanderten in die Höhe. Was hatte sie denn jetzt vor? "Darf ich sie vielleicht mal sehen?", beantwortete sie ihm allerdings auch schon die Frage und auch, wenn er den Sinn nicht verstand, aber was sollte schon dabei sein. Und so nickte er leicht, stellte die Tabletten beiseite, um ihr den Rücken zuzuwenden, während er sich das Shirt über den Kopf zog, selbst nur stumm geradeaus blickte. Er wusste genau, dass sie Ruki für das verantwortlich machte, was sie da sah. Das hatte sie ihm gerade erst einmal mehr deutlich gemacht. Und dabei war es doch so, dass er ohne den Blonden in Wahrheit womöglich gar nicht mehr leben würde. Und vor allem mit diesem Wissen waren es die kalten Finger, die er an seinem Rücken fühlte, die sich unangenehm und falsch anfühlten und ihn unter einem unbehaglich Schauder zusammen zucken ließen. Noch bevor er es wirklich realisieren konnte, hatte er sich das Shirt wieder über gezogen und war aufgesprungen, hatte sich in dem Zug auch seine Tabletten und die Zigaretten genommen. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sie es nicht verstand, doch für Erklärungen hatte er gerade keine Nerven. Wieder wanderte sein Blick zur Uhr - noch etwa eine Stunde, bis er los musste, um pünktlich zu sein - ehe er sich auf den Weg hinaus auf den Balkon machte. Und während er sich eine Zigarette anzündete, war ihm klar, eine Tablette würde ihm reichen müssen, bis es so weit sein würde und er Ruki unter normalen Umständen wieder sehen würde. Dass ihn die Nebenwirkungen viel zu früh unfreiwillig in den Schlaf zwingen würden, damit rechnete er in diesem Augenblick absolut nicht. » Kilometer entfernt war es der Blonde, der mittlerweile die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Es waren Wut und Enttäuschung, die einen inneren Kampf in ihm fochten, die Kiefer aufeinander gepresst. Er war vollkommen durchnässt und durchgefroren, das Zittern ließ seinen Körper beben und doch bemerkte er es kaum. Etwa zwei Stunden hatte er gewartet, kam sich nun vor, als wäre er der letzte Vollidiot, dass er noch immer hier stand. Unzufrieden starrte er die Straße entlang, rührte sich nicht, und gleichzeitig nahm er nichts mehr um sich herum wahr. Er konnte es nicht glauben, er WOLLTE es nicht glauben, aber es war offensichtlich: Uruha hatte ihn versetzt. Und er hatte ihm nicht einmal abgesagt. Gleichzeitig war es eine Sorge, die ihn befiel, dass dem Dunkelhaarigen etwas passiert sein könnte. Aber nach so langer Zeit hätte er das doch auf Umwegen bereits erfahren. Also blieb ihm nicht viel, um Ruhe bemüht schloss er die Augen für einen Moment, atmete tief durch und drehte sich um, um seine Zelte an dieser Stelle abbrechen zu können und sich in eine Nacht mit einem furchtbare nagendem Gefühl in seinem Inneren zu begeben, das ihn noch lang wach halten würde. Der nächste Morgen war angespannt, wie es schon lang keiner mehr war. Derart unsicher hatte er sich zuletzt gefühlt, als er zum ersten Mal vor Rukis Tür gestanden hatte und keine Ahnung hatte, was nun auf ihn zukommen würde, wie es weiter gehen würde. Derzeit war er angenehm überrascht worden. Doch er war sich sicher, dass es dieses Mal nicht der Fall sein würde. Und als der offensichtlich übermüdete Blonde zur Tür herein kam - die Tasche geschultert, seinen Kaffeebecher in der Hand und die Kopfhörer auf den Ohren - und stockte, als er einen ganz klar sehr ausgeschlafenen Uruha sah, der an dem Verkaufstresen saß und von seinen Unterlagen aufblickte, als er die Tür vernommen hatte, konnte wohl auch nicht von positiver Überraschung die Rede sein. Augenblicklich verfinsterte sich dessen Gesicht weiter, ehe er die Tasche weiter hinauf schob, Uruha seinen wohl tödlichsten Blick zuwarf, sich dann aber auf den Weg zu den Mitarbeiterräumen machte. Dass Imamura ihm entgegen kam, als der Jüngste die Räume wieder verließ und ihm ein breites Grinsen zuwarf, war dem sicherlich auch wenig zuträglich. "Was denn, eine lange Nacht gehabt?", fragte er mit einem vielsagenden Unterton, doch der Angesprochene schnaubte nur unzufrieden. "Viel zu lang. Und nicht auf die positive Art!", brummte er schließlich, ohne aber aufzusehen. Und dass er nicht weiter darüber sprechen wollte, zeigte er auch recht deutlich, denn zu mehr Worten ließ er keine Zeit, als er direkt in der Werkstatt verschwand. Und doch, trotz dieser Laune wollte Uruha es nicht unversucht lassen, wenn er wohl besser noch etwas abwarten würde, auch, wenn er ganz genau wusste, dass nie sicher war, in welche Richtung sich das auswirken würde. Das konnte alles schlimmer machen. Aber es konnte auch dafür sorgen, dass der Blonde sich etwas beruhigen konnte. Und darauf baute er, egal, wie dringend er die Situation aufklären wollte. Also wartete er bis zur Mittagspause, beobachtete so lang lieber. Dass er es noch immer als riskant empfand, immer noch das Gefühl hatte, dass alle Augen der Anwesenden auf ihnen lagen, ließ sich kaum verdrängen und trotzdem zog er den Blonden schließlich am Handgelenk zur Seite, ignorierte auch den verärgerten Blick, der sich augenblicklich auf ihn legte. "Es tut mir leid, ich wollte gestern unbedingt da sein.", ließ er den Anderen leise wissen, doch der schnaubte nur verächtlich. "Warst du aber nicht." Natürlich, mit dieser Antwort hatte er rechnen müssen und trotzdem stimmte es ihn nicht einmal annähernd zufrieden. "Das war keine Absicht!", stellte er deswegen klar, doch einmal mehr verzog der Jüngere das Gesicht. "Dafür kann ich mir auch nichts kaufen.", stellte dieser entgegen, wand auch sein Handgelenk aus dem Griff, mit dem Uruha ihn weiter hielt. Doch als dieser zu weiteren Worten ansetzte, warf er ihm einen Blick zu, der den Dunkelhaarigen verstummen ließ. "Lass es einfach und kümmer dich um deinen eigenen Kram!", stellte der Blonde klar, zog sich damit aber auch seine Kopfhörer wieder über die Ohren, die bisher um seinen Nacken geruht hatten, brach damit auch jegliche weitere Gesprächsversuche ab. Und als wäre das nicht deutlich genug gewesen, so verließ er auch auf schnellstem Wege den Raum, ließ einen Dunkelhaarigen zurück, der ihm mit beinahe verzweifelten Blick nachsah. Dieses Mal war die Wut nicht gespielt, das war deutlich. Und er konnte es wirklich gut nachvollziehen. Doch das Schlimmste daran war, dass er keine Chance hatte, das Problem irgendwie auszuräumen. Und das, obwohl diese Angelegenheit durchaus vollkommen 'seinen Kram' darstellte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)