Robin Hood von Mara ================================================================================ Soo, ich hab mich erbarmt und den 2. Teil hochgeladen... ohne beta >.< Ich brauch einen Beta-Leser! *flehend in die Runde guckt* Ich werde mich jetzt auch bemühen und ab und zu ein neues Kapitel posten... aber hab eben schulisch gesehen viel zu tun... da bleibt keine Zeit zum schreiben T-T Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. #._.# Viel Spaß beim Lesen! ~*~2~*~ Robin öffnete eilig den Schrank und zog die Leinenhose und das weite Hemd hervor. Als sie beides anhatte, fixierte sie die Ärmel des Hemdes wieder mit den ledernen Armbändern und schlüpfte in die Stiefel. Dann setzte sie sich vor ihren Spiegel und versuchte, ihre Haare so festzustecken, dass sie unter dem grünen Hut nicht verrutschten. "Elly?" Die Zofe kam ins Zimmer geeilt. "Bring mir mal bitte das Schwert und den Bogen.", befahl sie. "Aber Mylady! Ihr wollt doch nicht etwa schon wieder so nach draußen?" Robin lachte. "Doch. Und jetzt bring mir bitte das Schwert." Eleanor seufzte und zog ein schweres Schwert aus dem Geheimfach im Schrank. "Das ist doch viel zu schwer für euch, Mylady.", jammerte sie. "So etwas gehört sich einfach nicht für eine feine Dame." Robin lachte wieder und schnallte sich das Schwert an einem breiten, ledernen Gürtel um die Hüfte. "Ich bin bis heute Abend wieder da. Wenn Marrin fragt, ich bin ausgeritten, klar?" Eleanor nickte und schloss die Tür hinter Robin. Diese schlich sich vorsichtig durch die Gänge. Wenn Marrin sie entdecken würde, würde er sie sicher erkennen. Dieses Risiko wollte sie nicht eingehen und deswegen schlich sie auf leisen Sohlen an seinem Arbeitszimmer vorbei und öffnete den Geheimgang. "So, hier bin ich!" William und John fuhren erschrocken zusammen, als Robin ihnen die Hände auf die Schultern legte. "Mensch, Robin! Erschreck uns doch nicht so." Robin grinste. "Fangen wir an." Sie hatte William das Versprechen abgerungen, ihr zu zeigen, wie man mit dem Schwert umging, welches dieser nun einlöste. "Kannst du das überhaupt halten? Das ist doch viel zu schwer!" Robin lachte und zog das Schwert mit Leichtigkeit aus der Scheide. William staunte nicht schlecht. "Ich habe geübt.", meinte Robin. "Am Anfang konnte ich es nicht mal halten. Jetzt ist das kein Problem. Ich muss nur noch lernen, wie man es benutzt." John pfiff anerkennend. "Also du würdest einen guten Jungen abgeben! Die meisten muss man regelrecht zum Üben zwingen." William gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, wozu er sich ziemlich strecken musste. "Das musst du gerade sagen! Du würdest kein Schwert in die Hand nehmen, wenn es um dein Leben ginge.", meinte er tadelnd. John hob abwehrend die Hände. "Ich habe meinen Stab." Wie zur Bestätigung hob er einen dicken Stock in die Höhe, der fast so lange war, wie er selbst. "Schwerter sind etwas für Adelige oder reiche Leute." Robin lachte. "Und die Frauen fragt mal wieder keiner...", meinte sie gespielt beleidigt. "Die würden normalerweise nicht mal eines halten können. Du kannst nicht von dir auf andere schließen." Robin warf ihrem Halbbruder einen beleidigten Blick zu. "Können wir jetzt endlich anfangen?" "Gut. Ich werde es dir aber nicht leicht machen.", versprach William und begann mit der Übungsstunde. Sie trainierten fast den ganzen Nachmittag. Als es begann, dunkel zu werden stoppten sie endlich. "Du musst wieder zurück. Sonst wundert sich Marrin." Robin verabschiedete sich und huschte dann durch den Geheimgang zurück ins Schloss. Vorsichtig sah sie sich um und rannte über den Gang zu ihrem Zimmer. Gerade, als sie die Tür geschlossen und den Hut abgenommen hatte, klopfte es. "Robin, ich bin's, Marrin. Kann ich reinkommen?" Robin sah sich geschockt um. So durfte sie Marrin auf keinen Fall sehen. "Warte kurz, ich muss mir etwas überziehen.", rief sie zurück und hoffte, dass ihre Stimme nicht zu zittrig klang. Sie zog schnell die Sachen aus und verstaute sie unter dem Bett. Dann kippte sie sich eine Kanne Wasser über die Haare und zog ein weißes Nachthemd an. Sie hängte sich ein Handtuch um die Schultern und winkte im Nebenzimmer Eleanor herbei. Dann öffnete sie die Tür. "Ich war gerade dabei, mich zu waschen. Verzeih, dass du warten musstest." Marrin nickte und betrat den Raum. Robin tat ein stilles Gebet und dankte dafür, dass ihr zukünftiger Ehemann nichts gemerkt hatte. "Was ist denn?" Marrin räusperte sich und zog etwas hinter seinem Rücken hervor. Robin sah ihn überrascht an. In all der Aufregung hatte sie gar nicht bemerkt, dass er ein kleines Päckchen bei sich hatte. "Was ist das?", fragte sie neugierig. Marrin wurde leicht rot. "Das ist für dich. Ich habe es heute morgen gesehen, als ich über den Markt geschlendert bin. Hoffentlich gefällt es dir." Robin nahm das Päckchen entgegen und wickelte vorsichtig das Papier ab. Darin lag ein kleiner, hölzerner Kamm mit feinen Schnitzereien. Robin lächelte glücklich. "Das ist wunderschön!" "Das freut mich. Ich finde einfach, er passt zu dir." Marrin nahm den Kamm und steckte ihn Robin ins feuchte Haar. Diese umarmte ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Das ist unheimlich lieb von dir!" Marrin errötete wieder ein wenig. "Ich... äh... muss dann mal wieder gehen. Hab noch ein paar Dinge zu erledigen.", stammelte er schnell und verschwand wieder durch die Tür. Robin nahm den Kamm vorsichtig und legte ihn auf ihren Tisch. "Jetzt muss ich erst mal ein Bad nehmen.", beschloss sie und schob Eleanor vor sich her in den Nebenraum. "Jetzt komm schon, John! Wenigstens mir zu liebe!" Will versuchte verzweifelt John mit Schieben, Zerren und guten Worten ins Schloss und in Marrins Arbeitszimmer zu bugsieren. "Du kannst doch wohl auch gut alleine gehen! Ich sagte schon, dass ich kein Interesse habe.", meinte John missmutig. "Das ist aber schade. Ich hätte sicher eine gute Aufgabe für dich." Beide sahen sich ertappt an. Marrin grinste. "Kommt doch einfach mal mit. Wir können das auch in meinem Arbeitszimmer klären." Beide nickte und folgten Marrin stumm. Als sie angekommen waren, schloss Marrin hinter den anderen beiden die Tür und bot ihnen Stühle an. Er selbst setzte sich hinter seinen Schreibtisch. "Ich habe hier einen offiziellen Vertrag für dich, William Scarlett. Was ist mit dir, John Little?" John sah ihn etwas unbeholfen an. "Ich habe nie etwas anderes gelernt, als Schafe zu hüten.", meinte er etwas verlegen. "Dann könntest du dich um den Wollhandel kümmern. Damit kennst du dich doch sicher gut aus, oder?" John sah Marrin mit funkelnden Augen an. "Das würde ich gerne tun, Sir!" "Gut, dann wäre das ja geklärt. Ich habe hier ein Dokument, dass euch alles bescheinigt. Ihr müsst nur noch unterschreiben." Marrin hielt William ein Blatt entgegen, dass dieser unterschrieb. Dann schob er es weiter zu John. Der lief leicht rot an. "Ich habe nie schreiben gelernt, Sir!", druckste er herum. "Dann mach ein Kreuz, das reicht vollkommen." John nahm die Feder und machte ein großes Kreuz auf die dafür vorgesehene Linie. "Schön, damit wäre das erledigt. Sobald ich Sheriff werde, habt ihr einen neuen Beruf. Ich freue mich schon auf unsere Zusammenarbeit." Er gab beiden die Hand und begleitete sie zur Tür. Robin schritt frisch gebadet und umgezogen über einen Gang in Richtung Küche, um sich etwas zu Essen zu holen. "Guten Tag, Robin!" Robin zuckte erschrocken zusammen, als sie die tiefe Stimme hinter sich hörte. Sie drehte sich um und sah in das runde und gutmütige Gesicht eines Mönches. "Guten Tag, Bruder Tuck! Wie geht es euch?" Sie machte schnell einen Knicks. Tuck lächelte freundlich. "Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Wie ich sehe, seit ihr auch auf dem Weg zur Küche?" Robin nickte. Bruder Tuck war ein von Grund auf guter Mensch, mit einer sehr guten Menschenkenntnis. Er hatte nur eine Schwäche: Essen. An seinem dicken Bauch konnte man erkennen, dass der Mönch mehr und gerner aß, als es ihm gut tat. "Ich begleite dich, dann können wir ein wenig plaudern. Wie geht es dem jungen deLacey?" "Sehr gut. Ich denke er wird ein ausgezeichneter Sheriff werden.", erzählte Robin begeistert. Bruder Tuck war der Mönch, der die beiden trauen sollte, da er ein alter bekannter vom Earl von Huntington, Robins Vater war. "Das freut mich zu hören. Aber nicht nur er hat solch eine Begabung. Seine zukünftige Frau ist seiner vollkommen ebenbürtig. Du wirst ihm sicher eine große Hilfe sein, wenn solch eine Verantwortung auf ihm lastet." Robin errötete leicht, ob des Kompliments. Still ging sie weiter. Vor der Küche verabschiedete sie sich schnell und schlüpfte durch eine Seitentür. William deLacey ging in seinem Zimmer auf und ab. Sein Seneschall, Sir Guy of Gisbourne saß auf einem Stuhl. Seine braunen, kurzen Haare waren unter einem Hut verborgen und seine braunen Augen folgten seinem Vorgesetzten und Herr. "Es ist unglaublich! Das wirft meine ganzen Pläne durcheinander." Gisbourne nickte stumm. "Er ist mein Sohn, verdammt noch mal! Er kann nicht einfach irgendwelche eigenmächtigen Entscheidungen treffen. Außerdem ist er noch nicht Sheriff und wenn ich es verhindern könnte, würde er es nie werden." Wieder ein nicken von Gisbourne. "Wenn es wenigstens jemand anderes gewesen wäre. Jemand, der loyal ist. Aber nein, er musste diesen Bastard William Scarlett in sein Dienste nehmen. Jetzt ist er noch unterwürfig, aber sobald der alte Huntington stirbt, hat er mehr Macht, als er und tanzt ihm auf der Nase herum. Das darf auf keinen Fall passieren. Das wäre eine Schande für alle deLaceys!" Gisbourne stimmte brummend zu. "Außerdem wirft es meine Pläne durcheinander. Er sollte euch behalten. Dann wäre ich immer über alles informiert gewesen. Aber so... Das ist eine Schande!" DeLacey stoppte, ging zum Fenster und sah hinaus. "Wir müssen diesen Scarlett irgendwie loswerden. Er ist eine große Gefahr." Gisbourne stand ebenfalls auf und sah aus dem Fenster. Auf dem Hof spielten die Jungen der Bediensteten. "Vielleicht könnte man ihnen etwas anhängen und sie in den Sherwood verbannen?", schlug Gisbourne vorsichtig vor. "Ihr seid nicht so dumm, wie ihr ausseht, Gisbourne!", meinte der Sheriff herablassend und öffnete das Fenster. "Wir werden einen der Jungen beauftragen, ihnen auf dem Markt ein paar Geldbörsen zuzustecken. Auf Diebstahl steht Handabhacken und Verbannung. Das wäre doch perfekt. Ich muss nur dafür sorgen, dass man mich nicht damit in Verbindung bringt. Am besten, ich reise zu Prinz John. Ich bin ihm sowieso noch einige Steuern schuldig. Ihr kümmert euch um alles, kann ich mich darauf verlassen?" Er schloss das Fenster und verließ den Raum, ohne weiter auf seinen Seneschall zu achten. Robin saß auf einem Baum und dachte nach. Sie hatte die letzten Wochen damit verbracht, mit Will und John Schwertkampf zu trainieren. Inzwischen konnte sie sogar locker mit William mithalten. Sie grinste und rückte ihre Mütze zurecht. Niemand hatte sie erkannt und ihr Geheimnis war bei ihren Freunden gut aufgehoben. Sie zog die Beine an und wickelte die Arme darum. Eigentlich hatte sie ein schönes Leben. Auf der einen Seite war sie das nette Mädchen, die Verlobte des zukünftigen Sheriffs, auf der anderen Seite ein Junge, der sich ungeniert austoben konnte. So ließ es sich leben. Auch, wenn sie immer Angst haben musste, entdeckt zu werden. Aber leider hätte sie als Frau eben niemals die Möglichkeit gehabt, den Schwertkampf zu erlernen, oder sich im Bogenschießen zu messen. "Robin, kommst du?" Unter dem Baum stand Will und sah zu ihr hoch. "Ja, gleich!" Sie schwang sich von dem Ast, auf dem sie gesessen hatte und sprang zu Boden. "Wir wollen doch heute Mittag alle zum Markt! Du solltest dich vorher noch umziehen. Ich glaube nicht, dass Marrin dich so mitnimmt." Robin lachte und streckte ihrem Bruder die Zunge raus. "Du willst mich ja nur loswerden, weil ich besser bin als du!", rief sie und verschwand schnell Richtung Schloss. Sie öffnete den Geheimgang und nach kurzer Zeit war sie wieder in ihrem Zimmer und machte sich zurecht. Sie hatte sich für ein rotes Kleid entschieden, über dem sie einen schwarzen Umhang tragen wollte. Es war schon fast Winter und ziemlich kalt. Sie kämmte sorgfältig ihre Haare und steckte den Kamm, das Geschenk von Marrin, hinein. Sie lächelte und strich über die geschnitzten Blumen. "Robin, bist du fertig?" Sie sah auf und nickte. Dann fiel ihr ein, dass Marrin das vor der Tür nicht sehen konnte. "Ja, ich komme gleich!" Sie warf sich den Mantel über und öffnete die Tür. "Bin schon da!" Sie drückte Marrin einen Kuss auf die Wange. "Du siehst wundervoll aus!", lobte dieser und bot ihr seinen Arm an. Robin ergriff ihn und ließ sich zu den Pferden führen, die schon im Hof bereit standen. William hob die Zügel seinen Pferdes und wartete ungeduldig auf die beiden. Robin winkte und lachte ihm zu. "Wird auch mal Zeit, dass ihr endlich auftaucht! Ich steh mir hier die Beine in den Bauch.", meckerte Will und hob Robin die Zügel hin. "Darf ich euch behilflich sein, Mylady?" Marrin machte eine leichte Verbeugung. "Aber gerne, der Herr!" Beide lachten und Marrin hob Robin vorsichtig in den Sattel. Dann schwang er sich selbst auf sein Pferd und sie ritten los. Robin ritt in der Mitte und konnte sich so gut mit den anderen unterhalten. "Wo ist den John, Will? Ihr zwei seid doch sonst auch nicht auseinander zu bekommen." Sie lachte und wich Will aus, der sie mit bösen Blicken beschoss. "Er wollte nicht reiten und ist schon vor." Robin lachte. "Du solltest wohl eher sagen, er kann nicht reiten!" Will sah betreten zu Marrin. Der lachte jedoch nur. "Das macht nichts. Das lernt er auch noch!" "Oh, da muss ich dabei sein!", rief Robin lachend. Dir Zeit verging wie im Flug und lachend und scherzend waren sie bald in Nottingham und banden ihre Pferde fest. "Ich freu mich schon richtig! Aber wie sollen wir in dem Gewimmel denn John finden?" Besorgt sah Robin sich um. Irgendwo vor ihr ragte aus der Menge ein Kopf hervor und lächelte ihnen entgegen. "Schon passiert!", verkündete Will stolz. "Praktisch, so ein Riese, oder? Der geht nie verloren." John sah alle drei beleidigt an, hob Robin dann jedoch einen Apfel entgegen. "Für dich!" Robin umarmte ihn und biss in den Apfel. "Gehen wir?" Sie hakte sich bei Marrin ein und so schlenderte die kleine Gruppe durch das Gewühl. Hier und da hielten sie an einem Stand, sahen sich etwas an, oder feilschten mit den Händlern. Aber auf alle Fälle hatten sie eine menge Spaß. "Ich hab Hunger!", meldete sich Robin. "Dann gehen wir etwas zu Essen suchen." Marrin bugsierte sie durch die Menge zu einem Stand, an dem es Brot und Wurst zu kaufen gab. Marrin besorgte beiden etwas und sie setzten sich auf einen umgefallenen Baum am Rand des Platzes und begannen zu essen. Marrin, als der zukünftige Sheriff war hier sehr bekannt und wurde immer wieder gegrüßt. Jeder wollte sich mit dem künftigen Sheriff gut stellen. "Sieh mal, da hinten! Da stehen ganz viele Leute. Was die wohl machen?" Beide waren fertig und wischten sich die Hände ab. Dann gesellten sie sich neugierig zu dem Auflauf. "Ich kann überhaupt nichts sehen. Du?" Marrin schüttelte den Kopf. "Ist das da vorne nicht John?" Robin streckte den Hals und entdeckte den Kopf von John, der wie immer aus der Menge ragte. "Ja, du hast recht." Sie benutze ihre Ellenbogen, um weiter nach vorne zu kommen und etwas zu sehen. Marrin machte von seinem Ansehen gebrauch und wurde von fast allen breitwillig durchgelassen. Nun kamen sie dem ganzen schon näher. "Das stimmt nicht! Wir haben diese Börsen nicht geklaut. Ich weiß doch selbst nicht, wie sie in meine Hose gekommen sind." Robin warf Marrin einen besorgten Blick zu. Das war eindeutig die Stimme von Will gewesen. Nahezu panisch arbeitete sie sich vor, bis sie endlich auch etwas sehen konnte. In der Mitte der Menge standen Will, John und Gisbourne, der Seneschall von deLacey. Er hielt drei Börsen in der Hand und deutete bei jedem Wort darauf. "Was ist denn passiert?" Marrin mischte sich nun in das Geschehen ein. Gisbourne drehte sich zu ihm und setzte ein falsches Lächeln auf. "Ah, Sir Marrin. Diese zwei sind Diebe. Man hat sie auf frischer Tat ertappt.", erklärte er und die Menge pflichtete murmelnd bei. "Was soll das heißen, auf frischer Tat? Hat man beobachtet, wie sie die Börsen gestohlen haben?" Gisbournes Lächeln wurde noch etwas künstlicher. "Nein, aber man hat sie mit der Beute erwischt." Robin lief zu ihrem Bruder und nahm seine Hand. "William ist kein Dieb. Er hat es überhaupt nicht nötig zu stehlen!" William drückte ihre Hand, schüttelte traurig den Kopf und schob sie zurück. "Es hat keinen Zweck. Misch dich lieber nicht ein." "Aber...", versuchte Robin, wurde jedoch unterbrochen und Will stellte sich wieder neben John. "Die Börsen kann man ihnen auch zugeschoben haben! Ich kenne diese Männer und ich weiß, dass sie so etwas niemals tun würden!", schimpfte Marrin. "Vielleicht irrt ihr euch..." "Wollt ihr etwa mein Wort anzweifeln? Schließlich bin ich der Sohn des Sheriffs.", unterbrach Marrin ihn schroff. "Nein, aber..." Gisbourne befand sich nun in einer Zwickmühle. Die Menge tuschelte aufgeregt. "Aber was?" Robin stand am Rand der Szene und klammerte ihre Hände fest in den Stoff ihres Kleides. "Die Börsen. Sie beweisen, dass sie Diebe sind." "Was ist denn hier los?" Marrin fuhr herum und sah erstaunt zu seinem Vater. "Diese zwei wurden erwischt, als sie stahlen.", erklärte Gisbourne. "Auf Diebstahl steht Handabhacken und Verbannung.", meinte der Sheriff kalt. "Aber es ist gar nicht bewiesen, dass sie die Börsen gestohlen haben!", versuchte Marrin verzweifelt. "Sie wurden bei ihnen gefunden, reicht das nicht?" "Man könnte sie ihnen zugesteckt haben!" DeLacey sah seinen Sohn wütend an. "Hier bin immer noch ich der Sheriff! Sie werden zuerst einmal eingesperrt. Morgen werde ich ein Urteil fällen." Er winkte ein paar Wachen heran, die mit ihm angekommen waren. Die Menge teilte sich vor ihnen und sie führten William und John ab. "Will!" Robin rannte aus der Menge und packte ihren Bruder am Arm. "Es wird alles gut. Geh zu Marrin! Der kümmert sich um dich." Dann stieß er Robin weg, damit sie nicht mitging. "Oh, Marrin!" Marrin nahm Robin in die Arme und tröstete sie. "Wir werden im Gasthaus übernachten. Morgen wird sich sicher alles aufklären!", versuchte Marrin sie zu trösten und führte sie aus der Menge. Am nächsten Morgen wurde auf dem großen Marktplatz auf Befehl des Sheriffs ein Podest mit einem Stuhl und einige Tisch aufgestellt. William und John, die nach der Nacht im Kerker furchtbar aussahen, wurde auf den Platz geführt und Marrin stellte sich neben sie. Gisbourne berichtete noch einmal alles. "Aber sie haben es nicht getan! Es finden sich hier sicher genug Leute, die das bestätigen können." Robin nickte bekräftigend. "Und ich werde diesen Standpunkt vertreten." Alle sahen sich zu dem Sprecher um. Es war der Earl von Huntington. "Vater!" Robin rannte zu ihm und umarmte ich, den Tränen nahe. Der Earl schenkte ihr ein Lächeln, schickte sie dann zu Marrin und trat vor. "William ist mein Sohn, auch wenn er noch nicht meinen Namen trägt. Und ich werde nicht zulassen, dass er hier wegen einer so lächerlichen Anschuldigung verbannt wird." DeLacey verzog das Gesicht zu einem sehr künstlichen Lächeln. "William Scarlett ist nicht euer Sohn. Er ist der Sohn von Scarlett, der vor vielen Jahren wegen Wilderei gehängt wurde. Ihr habt ihn und seine Mutter nur bei euch aufgenommen, nachdem eure Frau starb." Ein lautes Raunen ging durch die Menge. Dass William nicht Huntingtons leiblicher Sohn war, war allgemein bekannt, doch niemand hatte es bis jetzt gewagt, das laut und in der Gegenwart des Earls auszusprechen. "Und außerdem wurde das Verbrechen in Nottingham verübt. Wenn mein Sohn in Huntington etwas anstellt, unterliegt er ebenso eurer Rechtsprechung, wie William Scarlett nun meiner." Der Earl hob den Kopf und sah deLacey offen feindselig an. "Ihr könnt aber nicht nachweisen, dass William etwas gestohlen hat, was er zweifelsfrei nicht tat." "Da irrt ihr euch!" DeLacey sah den Earl siegessicher an und winkte einen Mann aus der Menge. "Dieser Mann hat die beiden beobachtet und kann bezeugen, dass sie die Börsen stahlen." Der Mann nickte. Der Earl begutachtete den Fremden. "Schwört ihr, dass es die Wahrheit ist?" "Ich schwöre, dass ich gesehen habe, wie die zwei Männer dort die Börsen gestohlen haben." Der Earl schickte den Mann weg. Es war offensichtlich, dass es sich hier nicht um die Wahrheit handelte, doch wenn man jemand fand, der etwas schwor, dann hatte man so gut wie gewonnen. "Unter diesen Umständen wäre die Schuld der beiden wohl eindeutig bewiesen.", meinte der Sheriff sachlich. "In anbetracht der Herkunft von William Scarlett wird keinem der beiden die Hand abgehackt." Der Earl und Robin atmeten auf. "Aber beide werden in den Sherwood Forest verbannt. Und sind von dem Augenblick, in dem sie die Stadt verlassen Geächtete." Robin klammerte sich an Marrin und Tränen rollten ihr über das Gesicht. Dem Earl sah man nichts an. "Das Urteil gilt überall, denkt daran! Wer einem Geächteten hilft, macht sich selbst strafbar." DeLacey warf dem Earl einen warnenden Blick zu und signalisierte den Wachen, die beiden abzuführen. "Einen Moment! Ich möchte noch einmal unter vier Augen mit meinem Sohn sprechen und auch meine Tochter möchte sich sicher verabschieden." DeLacey nickte und der Earl, Robin, William und John verließen den Platz, begleitet von einer Wache. William und John waren sehr blass und konnten es nicht fassen. "Es tut mir leid, aber ich kann nichts für euch tun. Meine ganze Macht als Earl hilft nicht gegen den Rechtsspruch des Sheriff." Er umarmte seinen Sohn und steckte ihm einen kleinen Beutel mit Geld zu. Dann drückte er Johns Hand und gab auch ihm einen Beutel. "So müsst ihr wenigstens nicht stehlen." Robin nahm ihren Bruder in den Arm und schluchzte laut. "Du darfst nicht gehen!", murmelte sie immer wieder. William strich ihr beruhigend über den Rücken. "Es wird alles gut. Vater hat uns ja etwas Geld gegeben. Wir schaffen das schon. Außerdem wird sich das alles schon aufklären." Robin wischte sich übers Gesicht und verabschiedete sich auch von John. Dann sah sie beide ernst an. Ihre Tränen waren weg und ihre Augen blitzten dunkel. Noch einmal drückte sie William kurz "Ich werde dich finden und dir helfen!", flüsterte sie ihm ins Ohr und stellte sich dann neben ihren Vater, während die Wache William und John wieder zurückbrachte. William drehte sich noch einmal um und schüttelte den Kopf. Robin durfte auf keinen Fall in den Sherwood Forest gehen. Das war viel zu gefährlich. "Machs gut, Bruder...", murmelte Robin und schwankte leicht, worauf ihr Vater sie am Arm hielt und stützte. Langsam führte er sie zurück zu Marrin. "Das war zu viel für sie. Sie sollte nach Hause und sich hinlegen. Ich werde derweil mitreiten und sehen, was ich tun kann." Der Earl drückte seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn und verabschiedete sich, um William und John zu begleiten. Robin lag in ihrem Bett und weinte hemmungslos. Wie konnte so etwas passieren? William und John waren nun Geächtete, Vogelfreie und das wegen einem Diebstahl, den sie nicht begangen hatten. Sie schluchzte laut. Das war nur passiert, weil William der Sohn des Earls war und der Sheriff den Earl nicht ausstehen konnte. Weil Robin mit dem Kopf im Kissen lag, hörte sie nicht, wie die Tür sich öffnete und Marrin den Raum betrat. Er setzte sich auf das Bett und nahm Robin in den Arm. "Du musst jetzt stark sein, Robin. Ich weiß, dass das schwer ist, doch wir finden schon einen Weg. Spätestens in ein paar Monaten, wenn wir heiraten, werde ich die beiden wieder begnadigen." Robin schluchzte laut. "Wenn sie bis dahin nicht schon tot sind." Marrin strich ihr beruhigend über den Rücken. "Die beiden sind stark, Sie schaffen das. Außerdem ist John so groß, an den traut sich keiner so schnell heran." Rabin lächelte leicht durch ihre tränenverschleierten Augen. "Danke.", murmelte sie und kuschelte sich an Marrin. Der lief leicht rot an und drückte sie dennoch etwas fester an sich. William saß an einen Baum gelehnt und döste etwas. John stand neben ihm und beobachtete aufmerksam die Gegend. Sie waren nu schon zwei Tage im Sherwood und bis jetzt noch keiner Menschenseele begegnet. Ob das an ihm lag, oder daran, dass man auf sie lauerte, wollte er lieber nicht wissen. Sie hatten beschlossen, am Waldrand zu bleiben, um auf den Earl zu warten, der William ein Schwert und ihm seinen Stab zu bringen. Denn ohne Waffen waren sie mehr als wehrlos. Will murrte leicht im Schlaf und drehte sich auf die andere Seite. Ja, Schlaf hatten sie beide mehr als dringend nötig. Denn geschlafen hatten sie in letzter Zeit fast gar nicht, aus Angst, im Schlaf überrascht zu werden. Am Waldrand tauchte ein Reiter auf. John zog sich vorsichtshalber noch etwas weiter ins Unterholz zurück und rüttelte an William. "William, wach auf! Ich glaube, dein Vater kommt!" William fuhr hoch und war fast sofort hellwach. In diesem Wald gab es nur wach oder tot, etwas dazwischen existierte nicht. "William, John, seid ihr hier?" William trat grinsend aus dem Unterholz. "Es ist gefährlich, in diesem Wald so laut zu rufen und so die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.", meinte er. Der Earl stieg vom Pferd und öffnete die Satteltaschen. "Ich habe hier etwas zu Essen und andere Kleidung für euch." Er nahm dem Pferd die Satteltasche ab und hielt sie seinem Sohn hin. "Und hier sind eure Waffen. Ich habe mir erlaubt, sie noch etwas aufzubessern." William nahm sein Schwert, dass eine neue Scheide hatte. Er zog es heraus und begutachtete es. Es trug nun das Wappen von Huntington und war frisch geschärft. "Danke, Vater." Dann reichte er einen breiten Stab an John weiter. Der bedankte sich und hängte ihn sich quer über den Rücken. "Sag Robin schöne Grüße von uns. Wir schaffen das schon. Vielleicht finden wir ja den Herrn der Wälder und statten ihm einen Besuch ab.", meinte William lachend. "Oder wir treten der Bande von Adam Bell bei!", schlug John vor. Der Earl lächelte gezwungen und drückte beiden noch einmal die Hand. Dann stieg er wieder auf sein Pferd und ritt aus dem Wald. "Willst du wirklich zu Adam Bell?", fragte William ernst. Adam Bell war berühmt weit über den Sherwood hinaus. Er hatte viele starke Männer um sich geschart, mit denen er Durchreisende überfiel. John hob eine Augenbraue. "Das war doch nur ein Scherz." "Aber was sollen wir sonst machen? Wir sind Geächtete. Wir können nie wieder zurück. Und hier versauern werde ich sicher nicht!" Will schien es wirklich ernst zu sein. "Wenn du meinst. Wenn Bell uns zu seinen Kumpanen aufnimmt, schön, wenn nicht, dann sind wir auch nicht schlechter dran, als jetzt." John verstaute den Beutel unter seinem Hemd, wo er sicher war und nicht auffiel. Will tat es ihm nach und sie marschierten los." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)