Anders als geplant von Alaiya (FFXII/TA2 Balthier Centric) ================================================================================ Kapitel IX: Ein Clan -------------------- „Na wunderbar“, murmelte Balthier, ohne wirklich zu verstehen, was genau passierte. Er wusste, dass es nichts war, was ihre Situation verbesserte und ihm gefiel das ganze nicht. Aber was sollte er auch erwarten? Feloutie war entweder verrückt oder stand mit Occuria oder ähnlichem in Verbindung und weder aus dem einen, noch aus dem anderen war seiner Meinung nach je etwas gutes hervor gegangen. „Und was jetzt?“, fragte Vaan, der keine Anstalten machte zurück zu weichen. „Wir müssen ihr irgendwie helfen“, warf Penelo ein. „Ich bin für konstruktive Vorschläge offen“, meinte Balthier leicht zynisch. Von dem, was er wusste, war Elmet-Zech einer der Lichtscion der Occuria gewesen, doch an mehr konnte er sich nicht erinnern und die Situation lud nicht unbedingt zum Nachdenken ein. Weiterhin kreiste der Mysth um das Mädchen herum, auch wen er sich langsam zu beruhigen schien, von einem geringen, aber sehr dichten Teil der das Mädchen selbst umgab abgesehen. „Vielleicht könnten wir die Kette zerstören, kupo“, schlug Hardy nicht ganz sicher vor. Im Vergleich zu den anderen schien der Mogry durchaus verängstigt zu sein. Aber immerhin, er war kein Kämpfer, sondern ein Barde. „Wenn das noch möglich ist“, murmelte Penelo und sah zweifelnd zu der Jüngeren hinauf. Vaan hob sein Schwert. „Man weiß es nicht ohne es ausprobiert zu haben.“ Derweil wandte sich Adele oder Alior, wie Feloutie das Wesen genannt hatte, dessen Schatten im Mysth zu erahnen war, zu dem Magier um, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte und mit einem manischen Blick zu dem Mädchen hinauf sah. „Alior, endlich ist es soweit! Endlich wandelst du auf Ivalice. Endlich habe ich dich zurückrufen können, wie die Götter es wollten. Alior...“ „Schweig!“, klang eine fremde Stimme aus dem Mysth heraus, die nichts mit der Stimme Adeles gemein hatte. „Ich frage mich: Waren es die Götter, die mich zurück wollten, oder war es die Stimme die deines eigenen Wahns, die dich verfolgte, seit du von uns gehört hast?“ Balthier fragte sich leise, ob die Stimme mit uns sich selbst und Adele meinte oder ob es noch mehr irgendwo versiegelte... Nun, was auch immer Alior war, gab. „Alior, glaub mir, ich habe nur mit besten Absichten für Ivalice und dich gehandelt!“ Der Magier verbeugte sich und von der Macht, die er noch kurz zuvor ausgestrahlt hatte, war nichts mehr zu bemerken. „Ist das nicht etwas widersprüchlich?“ Die Stimme des Wesens klang amüsiert, als es einen Arm hob und eine schwarze Kugel über dem Magier in der Luft erschien. Einzelne ohnehin schon lockere Steine lösten sich aus dem Boden und wurden in die Kugel hinein gesaugt, während diese sich auf den Magier herabsenkte, der schützend seine Arme hob und einen Schild erzeugte, welcher ihn jedoch nicht lange schützte. Das Vallum-Schild schwand nach und nach und dann wurde auch Feloutie zusammen mit einem ganzen Stück der Ruine von dem Sog der sich ausbreitenden und schließlich wieder verschwindenden Kugel erfasst und fiel in einem Regen von Steinen über den Rand des künstlichen Plateaus in die Tiefe. Balthier verzog kurz das Gesicht. Auch wenn ihnen dies zumindest eine Bürde abnahm, hatte er keine Lust dem Magier nachzufolgen. Manchmal wünschte er sich tatsächlich, er könnte einfach mal ein Feigling sein, und davon laufen. Da wandte sich das Wesen ihnen zu. „Und ihr seid?“, fragte es und klang dabei wirklich interessiert. Doch bevor einer von ihnen antworten konnte, fuhr es bereits fort. „Ich verstehe, ihr seid Freunde des Mädchens. Dann nehme ich an, dass ihr sie zurück wollt.“ Erneut ließ sie ihnen keine Zeit zum Antworten. „Da muss ich euch leider enttäuschen, vorerst zumindest. Denn auch wenn es nicht ganz in meinem Sinne war, was dieser Trottel von einem Magier angestellt hat, so habe ich erst einmal nicht vor wieder zu gehen und der Körper scheint ein geeigneter Wirt zu sein.“ „Adele ist aber kein Wirt!“, rief Vaan aus. „Und du solltest sicher nicht hier sein!“ Damit lief er los und sprang in die Höhe, wobei er mit dem Schwert auf das Medaillon zielte. Doch noch bevor er das Wesen irgendwie angreifen konnte, blieb er in der Luft hängen. „Vaan!“, rief Penelo aus. Der Junge keuchte. „Du... Gib... Auf...“ „Hoffnungslos“, meinte die Stimme des Wesens und einen Moment später fiel der Junge auf dem Boden zurück, wo seine Partnerin sofort zu ihm rannte. „Möchte es noch jemand von euch versuchen?“, fragte das Wesen und sah sie durch die Augen des Mädchens an. „Vielleicht du, Rev?“ Balthier sah zu Cid herüber. Dieser zitterte und sah mit einem Blick irgendwo zwischen Wut und verzweifelung zu dem Wesen hinauf. „Wir sind ein Clan“, flüsterte er. „Und in einem Clan wird niemand zurück gelassen.“ „Sehr rührend“, murmelte Balthier. Zumindest schien das Wesen, Alior, zumindest vorerst kein Interesse daran zu haben sie anzugreifen. Das ließ ihm Zeit um darüber nachzudenken, was sie als nächstes tun konnten. Es wäre durchaus hilfreich gewesen, was es mit dem Wesen auf sich hatte, woher es kam und was seine Fähigkeiten waren – außer, ganz offenbar, den Mysth zu kontrollieren – aber für Recherchen blieb ihnen leider keine Zeit. Es hatte offenbar keinen Sinn, das Wesen mit Magie anzugreifen. Davon abgesehen, dass keiner von ihnen ein potenter Magier war, schien es ohnehin aussichtslos, da immerhin der Mysth selbst die Grundlage der Magie war. Direkte physische Angriffe mit dem Schwert schienen ebenfalls relativ fruchtlos, wie Vaan es ihnen überzeugend demonstriert hatte. Doch was blieb? Zumindest schien sich das Wesen sehr über die kleine Gruppe zu amüsieren. „Ich fürchte, ihr habt keine andere Wahl“, meinte es. „Ach ja?“, rief Cid aus und tat es Vaan gleich, versuchte das gut acht oder neun Fuß über der Oberfläche des Plateaus schwebende Wesen zu erreichen, die ausgestreckte Hand voraus. Doch auch er blieb nur in der Luft hängen. „Ihr könnt nichts ausrichten“, meinte die Stimme des Wesens sachlich. „Ihr seid Schwach und sterblich.“ „Na und?“, rief Vaan, der sich dank Penelos Hilfe wieder aufgerappelt hatte. „Wir haben schon gegen Götter gekämpft und gewonnen!“ „Ich bin beeindruckt, wirklich“, meinte die Stimme ironisch. „Aber diese Götter habt ihr vernichtet und ihr wollt mich nicht zerstören.“ Genau das war das Problem, dachte Balthier, während er die seltsame Pistole, die er dem Spion abgenommen hatte, neu mit der ebenfalls geklauten Munition belud. Noch war er sich nicht sicher, wie er die Situation einschätzen sollte, doch er wusste, dass sie im Notfall vielleicht auch ein Opfer bringen mussten. Derweil hing Cid noch immer in der Luft und schien sich nicht rühren zu können. „Adele...“, keuchte er. „Sie...“ Dann fiel er auf den Boden. Balthier sah seine Chance um an ein wenig mehr Informationen zu kommen, ehe er eine Entscheidung traf. „Sag, Alior, was hast du genau vor, nun wo du wieder auf dieser Welt wandelst?“ „Hmm?“ Sie wandte sich ihm zu. „Wieso sollte diese Frage für einen Sterblichen von Interesse sein?“ Damit ich weiß, ob wir dich töten müssen oder nicht, dachte er, sagte aber nichts. Alior schwebte etwas weiter zu ihn hinüber. „Du könntest mich doch nicht aufhalten“, meinte sie. „Und wenn ich diese Welt ins Chaos stürze, so könntest du mich nicht daran hindern.“ So viel dazu von diesem Wesen irgendwelche Informationen zu bekommen. „Vielleicht“, erwiderte er. „Doch scheinst du nicht etwas zu sicher dessen, dass wir dich nicht aufhalten können? Der Junge hat Recht, wir haben schon größere Monster getötet als dich, und zumindest ich kenne keine Scheu, wenn ich die Wahl zwischen einem Opfer und einem in Chaos versunkenem Ivalice habe.“ „Du sprichst groß, Hume“, erwiderte Alior. „Doch meinst du wirklich, was du sprichst oder sind es nur leere Worte. Wenn du glaubst etwas bewirken zu können, wenn du glaubst das Mädchen opfern zu wollen, dann greif mich an. Pirat.“ Balthier hob die geladene und entsicherte Pistole und zielte. „Balthier!“, riefen Vaan und Penelo gleichzeitig aus mit dem Flehen in der Stimme es nicht zu tun, während Cid nur ein entsetzt gehässiges „Du...“ über die Lippen brachte. Doch der Luftpirat ließ sich nicht beirren und drückte ab. Nicht nur einmal, sondern drei Mal. Die Patronen schossen auf Alior zu, blieben jedoch auf etwa einem Fuß Abstand in der Luft stehen – offenbar hatte das Wesen wirklich eine Art Schutzmantel, der zuvor auch Vaan und Cid gestoppt hatte – dann jedoch explodierten zwei der Kugeln, während die dritte zu einem großen Eiskristall heranwuchs. Er hatte richtig geraten, dass die farbig markierten Patronen verzaubert waren. Explosionen und Eis durchdrangen den Mantel aus Mysth und schienen auch bis zu Adele durchzudringen, warfen ihren Körper und damit auch die schemenhafte Gestalt Aliors zurück, jedoch nicht zu Boden. Einen Moment später hatte sich das Wesen jedoch wieder gefasst und schwebte – schneller als zuvor auf Balthier zu. In seinen Händen bildete sich eine dunkle Kugel, während seine Wunden und damit auch die Adeles sich zu regenerieren schienen. Dann jedoch begann die Kugel zu flackern und für einen Moment geriet der Mysth um den Körper herum in Bewegung. „Adele, kupo!“, rief Hardy aus. Erneut löste sich der Mysth etwas. Ein Teil des Mädchens war vielleicht wirklich noch im Inneren der Kreatur wach, doch Balthier wagte zu bezweifeln, dass es reichte, um Alior ganz zu verdrängen. Letzten Endes war das Mädchen nur ein Hume und als solche waren sie alle doch zu sehr manipulierbar. Doch zumindest die anderen schienen etwas Hoffnung gefasst zu haben. „Adele!“, riefen auch Vaan und Penelo, während Cid einige unsichere Schritte auf das Mädchen und den sie umgebenen Schemen zu machte. „Adele, kannst du mich hören“, keuchte er. „Du musst dagegen ankämpfen.“ Er streckte die Hände aus, schien das Mädchen, dass nur noch knappe zwei Fuß über den morschen Steinen schwebte, berühren zu wollen, als sich das Mysth wieder sammelte und sich die Gestalt wieder von ihnen entfernte. „Ihr habt keine Chance“, kreischte die Stimme, die etwas entfernter klang als zuvor, doch immer noch zu deutlich zu hören war. „Ich werde nicht gehen, bevor ich meine Rache bekommen habe. Also haltet mich nicht unnötig auf.“ „Rache, also“, murmelte Balthier, die Pistole noch immer in der Hand. „Willst du sie etwa töten?“, hörte er die Stimme des Rev neben sich. „Ich will nur verhindern selbst getötet zu werden“, erwiderte der Luftpirat ohne ihn anzusehen. „Du...“, begann Cid erneut, doch Balthier lächelte, wenn auch nicht ganz überzeugend. „Entspann dich“, murmelte er. „Ich habe nicht vor sie zu töten, aber ich bin durchaus bereit sie zu verletzen, wenn es nötig ist um Alior loszuwerden.“ Zumindest der Mogry und die beiden jungen Luftpiraten versuchten weiter, das Mädchen im Inneren des Mysth zu erreichen. Erneut bewegte sich der magiegefüllte Nebel. „Seid ruhig“, brüllte die Stimme. „Seid ruhig, ihr dummen Hume.“ Adele und der Schemen wanden sich. „Wieso wollt ihr sie zurückholen? Glaubt ihr, ihr tut ihr damit einen Gefallen?“ Für einen Moment schwiegen die drei, sahen das Wesen verwundert an. „Sie leidet doch nur, in dieser Welt“, fuhr die Stimme angestrengt fort. „Ihr seid kein Clan. Den Clan, gibt es nicht mehr. Ihr seid doch alle gegangen. Dadurch ist es doch überhaupt erst soweit gekommen. Ihr wisst doch nichts.“ „Das ist nicht wahr!“, rief Cid aus, während Vaan und Penelo betreten zu Boden sahen. „Ich habe sie nie zurückgelassen!“ „Selbst wenn wir uns getrennt haben, kupo“, warf Hardy ein. „So sind wir immer noch ein Clan.“ Er sah entschlossen zu dem Wesen auf. „Adele, erinnere dich doch, kupo.“ „Adele, bitte!“, stimmte auch Cid mit ein. Wieder begann der Mysth sich vom Körper des Mädchens zu lösen und für einen Moment schien es, als würde sie zu Boden fallen, doch dann glühte der Nebel erneut auf. „Ihr!“, schrie die Stimme. „Ihr scheint es nicht anders zu wollen...“ Die Arme des Wesens hoben sich und erneut erschien eine dunkle Kugel, offenbar Schattenmagie, jedoch größer als die bisherige. Balthier wartete nicht länger. Erneut schoss er, dieses Mal die restlichen drei Patronen. Eine weitere war Feuer, die anderen beiden mit Eismagie gefüllt und er verfluchte es keine Lichtpatronen oder ähnliches bei der Munition zu haben. Vielleicht irrte er sich, doch er glaubte, dass sich die Kugeln, die auf Schultern und Bauch gezielt waren, dieses Mal näher an ihr Ziel kamen, ehe aufgehalten wurden und ihre Magie freisetzten. Zwei Schreie, der Schrei der Stimme und der Adeles, durchschnitten die Luft und erneut waberte der Mysth, doch die Kugel über ihrem Körper wuchs immer weiter an. Der Luftpirat griff nach der Munition um nachzuladen, nicht sicher ob er schnell genug sein würde. Doch ehe er dazu kam erneut zu schießen schoss ein Schatten an dem Wesen vorbei und auch wenn er es sofort ahnte, erkannte selbst erst er einen Moment später, dass es Fran war. Der Mysth um Adeles Körper bekam einen bläulichen Schimmer, während nun die Viera von einem Schwaden des aktivierten Mysth umgeben war. Cid sprang vor um den hinabfallenden Körper des Mädchens aufzufangen, als Fran sich umdrehte. Ihre Augen leuchteten. Doch als Balthier schon dachte, dass sie in die Mysthraserei verfallen würde, kühlte auch dieser Mysth ab und das Medaillon, dass sie vom Hals des Mädchens gerissen hatte verlor den Schein, der zuvor aus ihm hervorzugehen schien. Es dauerte einen Moment, ehe ihre Augen wieder das normale rotbraun angenommen hatten. „Du bist unvorsichtig, Luftpirat“, sagte sie. „Legst du es etwa drauf an, dich töten zu lassen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)