Anders als geplant von Alaiya (FFXII/TA2 Balthier Centric) ================================================================================ Kapitel II - Adele ------------------ „Hmpf“, grummelte Balthier reichlich ungehalten, auch wenn er sich bewusst war, dass ihn niemand hörte. Er saß auf einem der Gästequartiere der Strahl, die Beine auf der recht unbequemen Liege übereinander geschlagen und an die nicht wirklich bequemere Wand gelehnt, und versuchte zu lesen, während er nicht wirklich aus freien Stücken die „Krankenschwester“ mimte. Eine nicht wirklich heldenhafte Aufgabe, wie er fand, und da niemand da war, um ihn grummeln zu hören, tat er sich keinen Zwang an. Ihre neue Passagierin war noch nicht aufgewacht, seit sie sie am Abend vorher zur Strahl gebracht hatten, die sie in der trockenen Steppe vor der Festung Kanoruh im Nordwesten von Flotis vor einigen Tagen notgelandet hatten, wo das Luftschiff immer noch stand. Da die Energieverteilung komplett ausgefallen war, konnten sie nicht einmal die Tarnkappe aktivieren – etwas, das Balthier an ihrer Situation am wenigsten gefiel. Mit einem weiteren Grummeln legte er das Buch zur Seite und nahm seine Lesebrille ab, um zu dem Mädchen hinüber zu sehen, das unverändert auf ihrer Liege lag. Sie hatte noch immer Fieber, auch wenn sie nicht mehr vollkommen glühte. Jedoch vermochte auch Frans eigentlich hervorragende Heilkunst nicht, sie komplett genesen zu lassen. Deswegen hatte sich Fran bereits am frühen Morgen auf den Weg ins eigentliche Flotis gemacht, um einen Magiekundigen zu finden, der ihnen sagen konnte, ob das seltsame Amulett, das das Mädchen angeblich gestohlen hatte, für ihren Zustand verantwortlich war. Da Nono bereits als sie notgelandet waren, nach Gog aufgebrochen war um herauszufinden, ob einer der Mogrys dort vielleicht die nötigen Ersatzteile für die Strahl besaß, war es an Balthier hängen geblieben, auf ihre vermeintliche Diebin aufzupassen, obwohl sich seine Heilfähigkeiten gegen null beliefen. Doch einmal wieder hatte seine Partnerin auf ihre stille Art auf ihrem Standpunkt verharrt, so dass er sich am Ende geschlagen gab. Allerdings war dies eine Rolle, die ihm – seiner Meinung nach – so gar nicht stand. Vor allem stiegen die Temperaturen in der Steppe immer weiter, weshalb es auch im inneren des Luftschiffes alles andere als kühl war. Aber was sollte er tun? Er war ein Held und kein Jammerlappen – auch wenn seine Aufgabe wirklich nicht heldenhaft war – weshalb er sich nicht zu laut beschweren würde, schon gar nicht wenn Fran später zurück kam. Für einen Moment legte er den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken, setzte dann aber, nachdem er sich vergewissert hatte, dass die kleine Diebin sich noch immer nicht rührte, die Brille auf und wandte sich seinem Buch zu. So saß er dort sicher eine weiter Stunde und schmökerte weiter schmollend in seinem Buch. Dann jedoch riss ihn ein unterdrücktes Stöhnen aus dem Fluss und instinktiv sah er zu dem jungen Mädchen hinüber. Diese hatte die Augen aufgerissen und starrte panisch auf das weitere Quartier über ihr. Ihr Atem ging flach. „Wie ich sehe, seid Ihr erwacht, My Lady“, meinte der Pirat charmant und nahm die Brille ab. Er deutete so etwas wie eine Verbeugung an. Der Blick der jungen Diebin wurde noch panischer. Ihre Hand fuhr zu ihrem Gürtel, wo sie zuvor ein Messer getragen hatte, griff jedoch ins Leere. Sie fuhr hoch und wollte auf die Beine springen, wahrscheinlich um zu fliehen, doch diese hatten noch nicht genug Kraft, so dass sie vor der metallenen Liege zusammen knickte und zitternd am Boden liegen blieb. „Aber, aber...“ Balthier bückte sich, um ihr aufzuhelfen. „Für so etwas seid Ihr noch viel zu schwach, junge Dame.“ Doch als das Mädchen ihn ansah, spiegelte sich in ihren Augen nur Furcht und Feindseligkeit wieder. Sie versteifte sich, als er sie berührte, was ihn inne halten ließ. Er ließ die Scharade. „Ich verspreche dir, ich will dir nichts tun“, versuchte er sie zu beruhigen. „Wir haben dich in den Ruinen gefunden. Wenn wir nicht gewesen wären, hätten diese Zombies dich wahrscheinlich zum Frühstück verspeist.“ „Feloutie hat dich geschickt, oder?“, presste sie hervor. „Feloutie?“ Balthier versuchte sich zu erinnern, ob er den Namen schon einmal gehört hatte. Der Auftrag des Diebesgutes wegen, war vom Baron Bertolli in Auftrag gegeben worden. Nein, der Name Feloutie war ihm vollkommen fremd. „So jemanden kenne ich nicht“, erwiderte er dann, auch wenn sich in ihm ein Verdacht regte. Sie musterte ihn, während sie sich mühsam soweit aufrichten konnte, dass sie zumindest aufrecht saß. Ein Seufzen unterdrückend erwiderte der Pirat ihren Blick. „Wer seid Ihr?“, fragte sie schließlich. „Oh, was ist nur mit meinen Manieren?“, erwiderte er süffisant. „Natürlich hätte ich mich gleich vorstellen sollen. Man nennt mich Balthier, den Luftpiraten, und ich bin der Held dieser Geschichte.“ „Welcher Geschichte?“, fragte sie misstrauisch, was er jedoch einfach überging. „Und wie ist Euer Name?“, stellte er die Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge lag, ein wenig manierlicher. Das junge Mädchen zögerte. „Adele.“ Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden, ehe der Pirat sich bückte und ihr die Hand entgegen streckte. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Adele.“ Erneut zögerte sie, doch dann nahm sie seine Hand. Sie hatte noch immer Fieber, musste er feststellen, auch wenn es zumindest etwas gesunken zu sein schien. „Wie dem auch sei, Adele...“ Er bedachte sie mit einem Blick. „Du bist schwach, und so sehr ich es auch hasse die Krankenschwester zu spielen, du solltest dich ausruhen, bis es dir besser geht.“ Für einen Moment schwieg er. „Wir werden dir nicht schaden“, meinte er dann. „Also versuch nicht wegzulaufen.“ Darauf erwiderte sie nichts. „Du solltest dich ausruhen“, fuhr er – so einfühlsam, wie es ihm möglich war – fort. „Soll ich dir aufhelfen?“ Er streckte die Hand aus. „Nein!“, rief sie, und erneut sah er Feindseligkeit in ihren Augen, als sie seine Hand wegschlug. Dann verschwand diese jedoch. „Nein...“, meinte sie leise. „Das schaff ich schon allein.“ Als Fran erst gegen Abend zur Strahl zurückkehrte, saß Balthier, die Beine überschlagen, im Cockpit des Luftschiffes. Das Lesen hatte er mittlerweile aufgegeben und starrte stattdessen grübelnd in die Savanne hinaus. „Balthier?“, hörte er die Stimme der Viera, die nahezu lautlos ins Cockpit gekommen war, und drehte sich zu ihr herum. „Du bist mir ein schöner Partner“, beschwerte er sich. „Lässt mich den ganzen Tag hier warten und die Krankenschwester spielen.“ Wie er es vorhergesehen hatte, ignorierte sie diese Bemerkung. „Wie geht es dem Mädchen?“, fragte sie, auch wenn er sich sicher war, dass sie im Gastquartier zuerst nachgesehen hatte. „Sie ist am Nachmittag aufgewacht“, erwiderte er. „Ihr Name ist Adele.“ Oder zumindest hatte sie das gesagt. Letzten Endes war auch Balthier nicht sein richtiger Name, doch er zögerte nie auch nur einen Moment, sich mit als diesem vorzustellen. „Hast du sonst noch etwas herausgefunden?“, fragte die Viera. „Nicht wirklich“, antwortete er. „Nur habe ich langsam den Verdacht, dass jemand versucht hat, uns an der Nase herum zu führen.“ „Den Verdacht habe ich auch“, entgegnete Fran mit ihrer üblichen, etwas distanzierten Stimme. „Ich habe gehört, dass der Baron Bertolli und seine Frau schon seit mehr als zwei Wochen in Rovar sind.“ Balthier rieb sich das Kinn, nicht ohne zu bemerken, dass er sich vielleicht wieder einmal rasieren sollte, und grinste in Selbstironie. „Die Mission war jedoch nur drei Tage alt“, führte er den Gedanken fort. Die Kette stammte also wohl nicht von der Baronin und die Mission wurde sicher nicht von den Bertollis in Auftrag gegeben.“ „Danach sieht es aus, ja“, erwiderte Fran. Das Grinsen des Luftpirates wurde breiter. Also hatte ihn sein Gespür noch nicht verlassen und irgendetwas an der Geschichte stank wirklich mehr als gewaltig. „Hast du noch etwas anderes herausfinden können? Was ist mit dem Medaillon?“, fragte er schließlich weiter. „Viel habe ich darüber nicht erfahren“, berichtete die Viera nach kurzem Schweigen. „Doch es wohnt eine magische Kraft in ihm. Wahrscheinlich ist diese Kraft auch der Grund für ihre Beschwerden.“ „Ein verfluchtes Medaillon“, schloss Balthier und zuckte hilflos mit den Schultern. „Das hat uns gerade noch gefehlt.“ Er wandte sich wieder den Armaturen zu und starrte für eine kurze Zeit wieder auf die ins rote Licht der untergehenden Sonne getränkte Savanne hinaus. „Es bleibt die Frage“, begann er schließlich. „Hat unsere kleine Diebin nun die Kette gestohlen, ohne von den magischen Nebenwirkungen zu wissen, oder wurde es ihr zugesteckt? Wenn es ihr zugesteckt wurde, dann von demjenigen, der die Mission in Auftrag gegeben hatte?“ Er erwartete keine Antwort von seiner Partnerin und sprach viel mehr zu sich selbst. „Feloutie“, murmelte er dann, als er sich an die Worte des Mädchens erinnerte. Er hatte das ungute Gefühl, dass sie besser schnell herausfinden sollten, wer sich hinter diesem Namen verbarg. Denn wenn Adele damit rechnete, dass er (oder war Feloutie eine sie?) sie geschickt hatte, so war es durchaus möglich, dass sich hinter diesem Namen ihr eigentlicher Auftraggeber verbarg. Nun seufzte der Pirat wirklich. Es schien ihnen nicht vergönnt, einfach einmal ein normales Abenteuer zu erleben. Entweder wurden sie in die Kriegsspiele von machtgierigen Herrschern hineingezogen oder legten sich aus Versehen mit vermeintlichen Göttern an. Und nun? Ja, nun war die Frage, wo sie jetzt wieder hinein geraten waren. „Du weißt, wir könnten uns auch einfach aus der Sache heraushalten“, meinte Fran und ging zu ihm hinüber. „Hmhm“, machte er und sah weiter auf die Steppe hinaus. Natürlich wusste er es, aber was sollte er tun? Das Mädchen dem Tod überlassen? Außerdem saßen sie hier ohnehin fest, bis die Strahl repariert war... Auch wenn sie so wohl eher nicht an Geld kommen würden. Fran warf ihm ein mattes Lächeln zu. „Weißt du“, sagte sie leise und beugte sich zu ihm hinüber. „Für einen Luftpiraten bist du sehr rechtschaffend.“ Zur Antwort grummelte Balthier nur. Was sollte er auch erwidern? „Was machen wir mit unserer kleinen Diebin?“, fragte er stattdessen nach kurzem Schweigen. „Was machen wir mit ihrem Fieber?“ „Der Nu Mou, der sich das Medaillon angesehen hat, hat mir einen Trank mitgegeben“, erwiderte sie. „Wir werden sehen, ob es ihr hilft.“ In der folgenden Nacht wachte Balthier auf. Er wusste nicht was ihn geweckt hatte, doch er griff instinktiv nach seiner Pistole, die er neben dem Bett aufbewahrte. „Fran?“, flüsterte er, doch bekam keine Antwort. Sein Gespür sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. Langsam und darauf bedacht, keine Geräusche zu verursachen, stand er auf uns sah sich um. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und so schlich er weiter. Im Gang, der Lager und Quartiere miteinander verband, stieß er auf Fran, welche nur mit einem kurzen Dolch bewaffnet war, da ihr Bogen auf so engem Raum keine geeignete Waffe war. Sie hatte sich eng mit dem Rücken an die Wand gedrückt und spähte um die Ecke in den vorderen Teil des Schiffes. Von dort hörte nun auch Balthier einige Geräusche. Schritte, Rascheln und dann fiel etwas auf den Boden. „Ssei ruhig, du Trottel“, zischte es – offenbar war ein Eindringling ein Bangaa. „Wo haben diese elendigen Piraten es versteckt?“, erwiderte eine andere Stimme. „Willssst du die Piraten aufwecken?“, war erneut die Bangaa-Stimme zu hören. Balthier warf Fran einen Blick zu und nickte dann. Damit trat er, von der Viera gefolgt, in den Gang und ging raschen Schrittes zum kleinen Lager, von dem die Stimmen zu kommen schienen. „Dafür ist es schon zu spät“, meinte er selbstbewusst, die Pistole auf die Eindringlinge gerichtet. Es waren tatsächlich nur zwei. Ein Bangaa mit dunklen Schuppen, deren genaue Farbe der Pirat in der Finsternis nicht erkennen konnte, und ein Hume, vielleicht fünf, sechs Jahre älter als Balthier selbst, jedoch mit einer unschönen Brandnarbe im unteren linken Teil des Gesichts. Beide sahen die Piraten erschrocken an. „Zwei ungebetene Gäste mitten in der Nacht“, murmelte Balthier, das Chaos betrachtend, das das ungleiche Duo angerichtet hatte. „Ich würde vorschlagen, dass ihr uns erzählt was ihr sucht und wer euch geschickt hat, und das schnell, bevor mir die Hand müde wird.“ „Wasss hab ich dir gesagt?“, zischte der Bangaa zu seinem Begleiter. Doch dieser wich nur zurück und stieß gegen eine Truhe. Dann blitzte etwas in seiner Hand auf. Noch bevor Balthier oder selbst Fran reagieren konnte, war der Hume von einem Licht umgeben und einen Augenblick später verschwunden. „Na toll“, murmelte der Pirat, als ihm klar wurde, dass der Dieb einen kleinen Teleportkristall verwendet haben musste und sah zum Bangaa. „Fran!“, rief er aus, als auch in dessen Klauen ein Kristall aufblitzte und die Viera sprang auf die übergroße Echse zu. Doch da zuckte ein Blitz durch die Luft und warf Fran zurück. Einen Moment später war auch der Bangaa von Licht umgeben und dann verschwunden. „Verdammt“, knurrte Balthier. Er hatte das Gefühl, dass die beiden ihn einiges mehr darüber hätten erzählen können, was es mit dem Medaillon und dem Mädchen auf sich hatte. Doch im Moment gab es Wichtigeres. Er drehte sich zu Fran um. „Alles in Ordnung?“, fragte er. Seine Partnerin richtete sich schon wieder auf. „Ja“, entgegnete sie und ließ sich von ihm auf die Beine helfen. Ihr Blick war auf die Stelle gerichtet, wo der Bangaa verschwunden war. „Es werden weitere von ihnen kommen“, murmelte sie. „Ich weiß.“ Der Pirat folgte grimmig ihrem Blick. „Aber das nächste Mal werden sie uns nicht überraschen.“ Er sicherte seine Pistole. „Immerhin haben sie das Medaillon nicht gefunden.“ Da erklang auf einmal eine schwache Stimme hinter ihnen. „Dann habt ihr es?“, hauchte diese und Balthier drehte sich um, während Fran das Mädchen offenbar schon vorher bemerkt hatte. Adele stand, nicht ganz sicher, in der Tür zu den Gästequartieren und sah sie an. Für einen Moment herrschte Schweigen. Gerade, als der Pirat auf ihre Frage antworten wollte, setzte die junge Hume erneut an. „Ihr seid Fran und Balthier“, stellte sie – halb fragend – fest. „Die Luftpiraten von denen Vaan und Penelo erzählt haben, oder?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)