Sie haben Post von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Ein Wuschelkopf auf Abwegen ----------------------------------- Prolog Ein Wuschelkopf auf Abwegen Mokuba hatte nicht viel Zeit. Die Möglichkeiten in der sein Bruder mal nicht wach, am Arbeiten oder sonst irgendwie mit den Computern der Kaiba Corporation beschäftigt war, waren – gelinde gesagt – kaum existent. Mokuba liebte Seto mehr als alles andere auf der Welt und würde dementsprechend auch alles für ihn tun, aber manchmal… ja, manchmal war es halt nicht so einfach. Seitdem sein Bruder und die anderen aus Ägypten wieder zurück waren und seitdem der Pharao verschwunden war, war sein Bruder noch verschlossener denn je. Er arbeitete eigentlich nur noch, war selten in der Schule – weil er meist wichtige Termine in die Unterrichtszeit verlegte – und seitdem katastrophalen Duell gegen Yugi nach ihrer Rückkehr, hatte auch Duelmonsters kein Reiz mehr für ihn. Seto kapselte sich ab, mehr als sonst und Mokuba hatte nun keine Wahl mehr. Die Idee an sich, reifte schon länger in dem kleinen Wuschelkopf. Es musste doch eine Möglichkeit geben, seinen Bruder zu mehr sozialen Kontakten zu verhelfen. Er brauchte jemanden, der ihn verstand, der ihm half wieder aus seinem Loch heraus zukommen und ihn wieder für das Leben begeisterte. Seto brauchte… einen Freund. Und so sehr es Mokuba auch schmerzte, er war dafür nicht geeignet. Mokuba war Setos Bruder. Und eigentlich war ihre Beziehung fast wie Vater und Sohn. Seto würde ihm nie sein Innenleben, seine Gefühle anvertrauen, dazu versuchte er einfach zu sehr, ihn zu beschützen. Und was die anderen anging… Der kleine Wuschelkopf schüttelte nachdrücklich den Kopf. Yugi war Setos Rivale. Dadurch, dass er Seto ebenso gedemütigt hatte, wie der Pharao es mehrmals getan hatte, in dem er ihr Duell gewann, würde sein Bruder niemals über seinen Schatten springen und sich dem kleinen Punk anvertrauen. Tea? Nun ja, Tea war lieb und rücksichtsvoll und hatte immer ein Ohr für die Sorgen und Nöte anderer. Aber sie war ein Mädchen und außerdem die beste Freundin von Yugi. Das war also keine Option. Vielleicht Tristan? Im selben Moment, wo er den Gedanken hatte, verwarf Mokuba auch schon wieder. Tristan war ebenfalls einer von Yugis Freunden und somit eine denkbar schlechte Wahl. Außerdem war er noch der absolute Busenfreund und bester Kumpel von Joey, was wiederum ein ziemlich großes Problem darstellte. Joey… und bei ihm hatte Mokuba lange überlegt. Joey war praktisch das genaue Gegenteil von Seto. Lebhaft, engagiert, im Vergleich zu Seto wirklich kein guter Duellant, frech, offen und direkt. Joey scheute sich nicht, anderen direkt auf den Kopf zuzusagen, was er von ihnen hielt. Etwas, was er bei Seto auch oft genug getan hatte. Andererseits war Joey aber auch unheimlich treu und stand bedingungslos hinter seinen Freunden und noch dazu, einer der ersten, der ihnen einen Fehler verzeihen konnte. Mokuba war mehr und mehr zu der Überzeugung gelangt, dass – sollten sein Bruder und der blonde Sturkopf ihre Differenzen überwinden – daraus eine wunderbare und feste Freundschaft entstehen konnte. Es gab nur ein Problem. Seto würde sich ihm nie – genauso wenig wie den Anderen – anvertrauen. Denn wenn sein Bruder eines war, dann das: Absolut nicht fähig, Anderen Vertrauen entgegen zubringen. Seto befürchtete insgeheim immer, dass man entweder nur den Firmenchef in ihm sah und es außerdem nur auf sein Geld und/oder seinen Status abgesehen hatte, oder ihm aufgrund dessen schaden wollte. Damit sich sein Bruder also jemanden anvertraute, durfte derjenige nicht wissen, wer Seto wirklich war. Er musste ihm völlig unvoreingenommen begegnen und Seto musste dies ebenfalls, denn wenn er wusste, wer derjenige war, würde er nichts unversucht lassen, um zu beweisen, dass er mit seiner Ansicht Recht hätte. Niemand ist vertrauenswürdig. Und genau aus diesem Grund stand nun Mokuba um vier Uhr morgens im Arbeitszimmer seines Bruders, vor sich dessen geliebten Laptop und gerade im Begriff, das zu missbrauchen, welches ihm sein Bruder – trotz allem – zugestand. Sein Vertrauen. Es erforderte nicht viel, sich auf dem Konto seines Bruders einzuloggen. Tatsächlich hatte Mokuba die Zugangsdaten, falls irgendetwas mit Seto geschehen sollte und es an Mokuba war, die Geschäfte der Kaiba Corporation fortzuführen. Es war allerdings schon ein starkes Stück sich, ohne dessen Wissen, einfach so Zugang zu verschaffen. Aber Mokuba war klar, dass – wenn Seto wüsste, was er vorhatte – er es niemals zugelassen hätte. Mit zielstrebigen Fingern tippte Mokuba die Adresse in den Fensterkopf des Internetbrowsers. Da war sie! Mokubas Geistesblitz und hoffentlich Setos Rettung vor der totalen Vereinsamung! www.friendly-strangers.jp Eine Internetseite, die genau in Mokubas Vorhaben passte. Nachdem Motto „einem Fremden vertraut man manchmal mehr, als einem Freund“ hatten hier die User die Möglichkeit sich untereinander auszutauschen und ihre Sorgen mitzuteilen. Dadurch erstellte man sich ein Profil mit ein paar wichtigen Eckdaten und wählte sich einen Nicknamen aus. Durch eine komplexe Software – dessen Basis beispielsweise auch zahlreiche Dating-Portale verwendeten – wurden einem mögliche Gesprächspartner vorgestellt, die zum eigenen Charakter passten und ihn ergänzten. Wichtig war dieser Seite vor allem eines dabei. Vollständige Anonymität. Und dies wurde durch eine hochkomplexe Verschlüsselungssoftware gewährleistet, die die Seite für Mokuba gerade deswegen so attraktiv machte. Diese Software stammte nämlich von einem Tochterunternehmen der Kaiba Corporation und war absolut nicht zu knacken. Nicht einmal für Seto, wie der mit Unbehagen vor wenigen Wochen feststellen musste. Aber da diese kleine Softwarefirma eigentlich ihm gehörte, war dies nicht ganz so dramatisch. Und genau das war der entscheidende Impuls für Mokuba seine Idee auch in die Tat umzusetzen. Es war einfach perfekt. Diese Seite ermöglichte es seinen Bruder sich endlich jemanden anzuvertrauen, ohne das er Gefahr lief, sich der Lächerlichkeit preiszugeben oder der seine Privatsphäre aufgeben zu müssen. Diese Seite würde es seinem Bruder ermöglichen den Charakter des Seto Kaiba, achtzehnjähriger und milliardenschwerer eiskalter Firmenchef, beinharter Duelmonster-Champion und führsorglicher Bruder – für Mokubas Geschmack manchmal etwas zu überfürsorglich – abzulegen und einfach nur noch zu… sein. Der Entschluss war gefasst. Konzentriert begann Mokuba die Felder der Anmeldung auszufüllen. Morgen früh würde er Seto mit seiner Entscheidung konfrontieren und falls dieser nicht mitspielen wollte, hatte der kleine immer noch Mittel in der Hand, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Der erste blaue Brief seiner Schule war schon unterwegs. Mokubas Blick glitt nachdenklich über den Bildschirm. Nickname: Chessmaster Alter: Achtzehn Geschlecht: männlich Mag: Duelmonsters Mag nicht: Verlieren Charakter: Introvertiert, perfektionistisch, launisch Mehr brauchte es anscheinend nicht. Noch einmal überprüfte Mokuba das Profil und klickte auf >Anmelden<. Dann richtete die nun erhaltene neue – und absolut sichere - Emailadresse in Setos Email-Manager ein. Hoffentlich wird das was… waren Mokubas letzte Gedanken, als er die Seite schloss und den Laptop herunterfuhr. Hoffentlich… hoffentlich wurde nun alles anders werden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)