Kinderherzen von abgemeldet (..., denn nichts ist zerbrechlicher, als das Herz eines Kindes, dass dir vertraut) ================================================================================ Kapitel 15: Warten, warten, warten... ------------------------------------- Vielen lieben Dank an meine treue Kommntatorin, die es nie leid wird, mir zu sagen was sie von den Kapiteln hält Ich weiß nicht genau, ob ich jetzt tatsächlich erwartet habe, dass wir ins Krankenhaus fahren und das dann alles ganz schnell geht, aber sollte ich das gedacht haben, dann habe ich mich wohl ein wenig getäuscht. All die Aufregung und Sorgen waren natürlich völlig umsonst gewesen. Wietskes Fruchtblase ist zwar geplatzt, aber bei einem geöffneten Muttermund von 4 Zentimeter müssen wir noch ein wenig warten. Ich habe mir gewünscht, das alles ganz schnell von statten geht und das wir schon bald Eltern sind, aber anscheinend will unser Kind sich noch etwas Zeit lassen und laut unserem behandelnden Arzt, kann die Geburt schon mal länger dauern, wenn es sich um das erste Kind handelt. Wietske ist ähnlich begeistert wie ich, wobei ich es ja noch gut getroffen habe. Ich bin es nicht die den Krankenhausgang auf und ab rennt und die regelmäßig auftauchenden Wehen, die zwar nicht so stark sind, aber dennoch nicht ohne sind, weg atmen muss. Gelobt sei Christa die uns das bis zur Perfektion eingeprügelt hat. Mein Vater und Wietskes Eltern sitzen auch schon seit fast 3 Stunden vor den Türen des Kreissaales. Ich habe nur kurz mit ihnen gesprochen, wo sie mir versichert haben, hier auch zu warten, wenn es zwei Tage dauern würde. Ich hoffe mal, dass das nur ein schlechter Scherz ist und wir nicht tatsächlich noch 2 Tage auf die Geburt unseres Kindes warten müssen. Ich befürchte, das werde ich wohl einfach nicht durch halten. „Weißt du Annemieke…“ beginnt Wietske und stützt sich an der Wand ab, gegen die ich mich gelehnt habe. „…ich möchte doch kein zweites Kind mehr, das geht mir jetzt schon auf die Nerven.“ Ich muss unweigerlich grinsen. „Aha, das klang vor ein paar Tagen aber noch ganz anders.“ „Grins nicht so, die Situation ist jetzt anders, aber ich meine wenn du das zweite Kind bekommst, dann lasse ich nochmal mit mir reden.“ Wietske zwinkert mir zu und lässt sich bereitwillig von mir in den Arm nehmen. „Na ich weiß ja nicht, wie gesagt erst mal ein Kind und alles andere sehen wir dann später ja?“ Wietske nickt und schließt die Augen. „Ich hoffe alles geht gut.“ murmelt sie und verzieht dann das Gesicht vor Schmerzen. Gemeinsam atmen wir den Schmerz weg und gehen den Flur wieder auf und ab. „Das hoffe ich auch, aber die Ärzte kümmern sich doch liebevoll um uns und kontrollieren ob alles gut mit unserem Würmchen ist.“ Wietske nickt schwach lächelnd und drückt meine Hand. „Ich glaube unser kleiner Engel weiß das heute etwas anders ist, so viel bewegt es sich sonst dann doch nicht.“ Ich lege meine freie Hand auf Wietskes Bauch und spüre die Bewegungen unseres Kindes ganz deutlich. „Ich kann es fühlen und nicht mehr lang und dann halten wir es in unserem Arm und müssen nicht mehr warten.“ Wietskes Lächeln wird noch etwas größer und sie legt ihre Hand auf die Meine. „Hast du immer noch Angst, du könntest unser Kind nicht so lieben wie du es dir erhoffst?“ Ich sehe Wietske für einen Moment nachdenklich an und versuche auf das zu hören was min Herz mir sag. In den letzten Tagen habe ich mir diese Frage fast gar nicht mehr gestellt, war ich mir doch sicher geworden, dass ich unser Kind lieben würde, so sehr wie ich Wietske liebe und vielleicht noch etwas mehr. „Mein Herz sagt mir, dass dieses Kind zu mir gehört, egal, ob du es bekommst oder ob ich es bekomme.“ Wietske legt im Laufen ihrem Kopf an den Meinen und lächelt selig. „Das ist schön zu wissen, Restzweifel habe ich immer noch, aber ich vertraue darauf, dass unser kleines Würmchen, dich in dem Moment, wenn du es das erste Mal siehst verzaubert.“ „So wie du mich als kleines Kind verzaubert hast, als ich neben euch in das Haus gezogen bin?“ „Ja so in etwa, das war ein wunderschöner Moment auch wenn er schon so viele Jahre zurück liegt.“ „Über 25 Jahre kennen wir uns schon, sind beste Freunde und lieben uns, wenn wir Silberhochzeit feiern, dann kennen wir uns über 50 Jahre, Wahnsinn oder?“ Wietske muss lachen. „Wir haben gerade mal den 1. Hochzeitstag gefeiert und du denkst schon an den 25.? Du bist wirklich süß.“ „Danke und du bist auch süß…“ „Darf man die traute Zweisamkeit mal stören?“ Wir drehen uns beide um und blicken in Julians schelmisch aufblitzende Augen. „Julian!“ Ich falle ihm um den Hals und knuddele ihn ordentlich durch. “Herzlichen Glückwunsch zur Geburt deiner ersten Tochter.” Er strahlt so sehr, dass ich das Gefühl habe, er müsste einen Krampf im Gesicht bekommen. „Danke, danke. Sie ist so süß, ich kann mich gar nicht satt sehen an meiner kleinen Julie.“ Julian hat mir vorhin eine SMS geschrieben, dass vor ein paar Stunden seine gesunde Tochter Julie geboren worden ist und daraufhin habe ich ihm geantwortet, dass wir auch im Krankenhaus sind und er hat versprochen später mal zu uns zu kommen, damit wir einen Blick auf das kleine Mädchen werfen können. „Das glaube ich dir gerne, dürfen wir sie mal sehen?“ fragt Wietske neugierig und verzieht im nächsten Moment das Gesicht etwas, weil sie wieder eine leichte Wehe hat. „Ja natürlich, wenn du das noch schaffst?“ fragt Julian besorgt und hält Wietskes Hand. „Das geht schon noch und da unser Würmchen sich noch etwas Zeit lässt, ist das wohl kein Problem.“ Julian grinst und zwei an und wir folgen ihn über den Krankenhausflur. „Du wirst sehen das geht nachher schneller als man denkt. Wir dachten auch das wir hier noch ewig sitzen und mit einem Mal ging es los und kaum 20 Minuten später war Julie schon da.“ „Vielleicht müssen wir dann tatsächlich nicht mehr ewig hier sitzen. Waren denn eure Familien schon da?“ „Mein Vater war mit seiner Freundin hier, aber Annemaries Familie kommt erst Morgen, du weißt ja sie wohnen etwas außerhalb und sind nicht mehr die Jüngsten.“ Ich erinnere mich daran, dass ja Annemaries Eltern erst ziemlich spät Eltern geworden sind und nun schon über 70 sind. „Also sind wir erst der zweite Besuch, was für eine Ehre.“ Stellt Wietske lächelnd fest und dann treten wir auch schon in das Zimmer von Annemarie ein, dass sie sich mit einer anderen Frau teilt, die allerdings auch noch hochschwanger ist, so wie meine geliebte Wietske. „Hey ihr zwei.“ sagt sie strahlend und setzt sich mit ihrer kleinen Julie im Arm, etwas aufrecht. „Ich habe sie gefunden, natürlich wieder kuschelnd auf dem Flur.“ Grinst Julian und setzt sich zu seiner Frau ans Bett. „Wie typisch für euch.“ sagt sie und wir gehen etwas dichter auf sie zu. Ich ziehe für Wietske einen Stuhl heran auf dem sie Platz nimmt, während Julian seiner Frau, das kleine Mädchen abnimmt. „So darf ich euch meine kleine Tochter vorstellen. Julie Sophia Schuster, mein ganzer Stolz und das süßeste kleine Mädchen der Welt.“ Wietske, Annemarie und ich mussten kichern, es ist einfach zu herrlich, welches Bild Julian gerade abgibt. Ich habe noch nie diesen Blick bei Julian gesehen, seine Wangen sind rot und er strahlt einfach so sehr, dass es nur gute Laune machen kann. „Sie ist wirklich herzallerliebst, so ein süßes Kind.“ Man kennt das ja hinlänglich von Eltern ihr Kind, als das Süßeste oder Schönste zu bezeichnen, aber Julie ist wirklich total niedlich und ich hoffe unser Würmchen wird ihr da in nichts nachstehen. „Ja das ist sie wahrlich.“ bestätige ich Wietskes Aussage und strecke meine Finger nachdem kleinen Mädchen aus. Julie gähnt und streckt ihre kleinen Arme ein wenig. Ich halte ihr meinen Finger hin und es dauert nicht lange, da hat sie ihn schon umschlossen. Ich schmolz mit jeder Sekunde mehr dahin und konnte es kaum noch abwarten endlich selbst Mutter zu sein. „ Ich glaube Wietske, deine Frau hat es ernsthaft erwischt, sie ist verzaubert.“ Ich schrecke hoch und ziehe vorsichtig meinen Finger zurück. „Ist ja gar nicht wahr, sie ist eben nun mal sehr süß dafür kann ich ja auch nichts.“ „Sagt ja auch keiner was dagegen.“ Die Drei Grinsen und Julian bietet uns an seine Tochter einmal auf den Arm zu nehmen. Wietske lehnt dankend ab, hat dann dich zu viel Angst Julie fallen zu lassen, falls wieder eine Wehe kommt und somit bleibt mir die Ehre, das kleine Mädchen auf den Arm zu nehmen. Etwas unbeholfen und verkrampft nehme ich Julie in meine Arme und versuche alles richtig zu machen und im Idealfall so wie ich es im Kurs gelernt habe, aber ein richtiges Baby im Arm zu halten ist dann doch was anders, als so eine Puppe. „Ganz ruhig Annemieke, du kannst sie wirklich nicht zerbrechen.“ sagt Annemarie und Julian grinst. „Ich habe auch gedacht, dass ich sie bestimmt fast zerbreche, aber wenn man den Trick erst mal raus hat, geht es ganz einfach das kannst du mir glauben.“ Ich lächele und versuche mich zu entspannen. Anscheinend mag Julie mich, so wie sie sich unbewusst an mich heran kuschelt. „Ich hoffe unser Kind wird auch ein Mädchen.“ sage ich mehr zu Julie, als zu den anderen, was sie aber natürlich hören und zum Grinsen bringt. „Na mal sehen was der Storch euch Zweien später bringt, vergesst nicht uns Bescheid zu geben.“ „Da machen wir.“ sagt Wietske und streicht über Julies dunkle Haare. „Sie hat nicht gerade wenig Haare für ein kleines Kind.“ „Julian hatte auch ganz viele Haare als Baby, eine richtige Sturmlocke.“ Julian zieht eine Schnute und gibt seiner Frau dann einen sanften Kus. „Ja mach dich ruhig lustig, während ich hier neben dir sitze.“ Wir wissen, dass es nur ein Scherz von Julian ist und müssen alle lachen. Julie in meinen Armen schläft immer noch seelenruhig und scheint sich an all dem hier kein bisschen zu stören. „Hoffentlich bleibt sie so ein ruhiges Kind, was?“ „Oh glaub mir sie kann auch anders, laut den Schwester war ihr Brüllen noch auf den Gängen zu hören.“ „Okay das lässt ja auf Gutes hoffen.“ Wir lachen wieder und ich weiß gar nicht mehr wie lange wir noch bei den Dreien waren , irgendwann jedoch betrat eine Schwester das Zimmer und sieht uns beide ernst an. „Herr Doktor sucht sie schon die ganze Zeit.“ Wietske und ich werden natürlich rot und erheben uns. „Entschuldigung wir kommen natürlich sofort mit.“ „Das wäre auch gut.“ Ich übergebe Julie an ihre Eltern und verspreche nochmal mich zu melden sobald unser Kind da ist. Mit etwas Glück wird unser Kind noch am selben Tag wie Julie geboren, die Vorstellung finde ich auf jeden Fall schon interessant. „Das nächste Mal sollten sie uns Bescheid geben wenn sie einfach weg gehen dann suchen wir nicht das ganze Krankenhaus nach ihnen ab.“ Wietske und ich lächeln immer noch verlegen und trotten hinter ihr hinter her. „Wir wollten ihnen keine Umstände machen.“ Die Krankenschwester winkt ab und lässt uns zuerst in den Kreissaal ein treten. „Oh sie haben die beiden gefunden.“ sagte der Doktor lächelnd und bat Wietske, sich hin zu legen und zog mir einen Stuhl vor. „Wie gesagt es tut uns wirklich leid, eine Freundin von uns hat heute auch entbunden und wir wollten mal gucken.“ „Das ist ja auch kein Verbrechen, aber am besten Bescheid sagen.“ Der Doktor nimmt sein Ultraschallgerät zur Hand und verteilt ein kühles Gel auf Wietskes Bauch. Sie zuckt zusammen, aber das nicht nur wegen dem Gel, sondern auch wegen einer doch heftigen Wehe. „Allzu lange wird es nicht mehr dauer, wie es mir scheint.“ Er wischt das Gel wieder ab und schnallt Wietske so ein Gerät um das die Wehentätigkeit messen soll und auch die Herztöne unseres Kindes. „Sieht beides sehr gut aus, dann mal gucken was de Muttermund macht.“ Diese Untersuchung hat für mich immer was von einem Frauenarztbesuch und es wäre mir sicher komisch gewesen mich von einem Mann untersuchen zu lassen. „9 Zentimeter, bald ist es soweit.“ Sagt er und tippt etwas in seinen Computer ein. „Sie sollten den Kreissaal bitte nicht mehr verlassen ja? Es kann jeden Moment los gehen.“ Wir nicken und Wietske setzt sich wieder auf. Und nun beginnt das gleiche Spiel, wie vorhin von Vorne. Lediglich das wir dies Mal nicht im Flur auf und ab laufen sondern im Kreissaal. Die Wehen werden immer stärker und man sieht Wietske an, wie sehr sie doch darunter leidet, ich bin heil froh, dass ich nicht die von uns bin, die das Kind bekommt. „Warum muss das bloß so schmerzhaft sein?“ fragt Wietske und stützt sich an der Wand ab. „Du hast doch den Arzt gehört, es ist bald soweit und dann hast du es ja geschafft.“ „Das dauert aber dennoch solange.“ nörgelt Wietske rum und muss sich dann doch setzen, weil sie nächste Wehe sie ziemlich heftig erwischt. Ich sage dem Arzt und der Hebamme Bescheid, die auch gleich kommen. Nach einer letzten Untersuchung ist klar, dass es nun soweit ist und Wietske wird zum Bett gebracht. Ich nehme neben ihr Platz und umschließe ihre Hand sanft mit der meinen. „Du schaffst das.“ flüstere ich ihr zu und gebe ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, während die nächste Wehe sie überrollt. Die Hebamme beschließt die Nachfolgende Wehe zum pressen zu benutzen und sagt dies Wietske auch, die dann doch etwas Panik bekommt. „Keine Sorge Schatz ich bin bei dir und gehe auch nicht wieder weg.“ Sie lächelt schwach und drückt meine Hand. Kaum eine Minuten später kommt die nächste Wehe und Wietske fängt an zu pressen. Nicht nur ihr steht der Schweiß auf der Stirn, sondern auch mir, ich leide total mit ihr. Die Hebamme sagt immer wieder, dass sie sich nicht so verkrampfen soll, aber es fällt Wietske sichtlich schwer auf die Anweisungen zu hören. Ich kann mir wahrscheinblich nicht mal richtig vorstellen, wie schwer das sein muss. Aber als die Hebamme sagte „Ich sehe das Köpfen“ scheint doch ein Ende in Sicht und auf Wietskes Gesicht schleicht sich ein leichtes Lächeln. Mit jeder Wehe kommen wir unserem Ziel ein Stückchen näher und um 22:34 wird im Klinikum Konstanz unser Kind geboren. „Herzlichen Glückwusch sie haben eine gesunde kleine Tochter.“ Hosted by Animexx e.V. 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