Kinderherzen von abgemeldet (..., denn nichts ist zerbrechlicher, als das Herz eines Kindes, dass dir vertraut) ================================================================================ Kapitel 6: Träume ----------------- Hallo liebe Leser, ich möchte mich erst mal dafür entschuldigen das ich letzte Woche nichts gepostet habe aber das 7. Kapitel war mir verloren gegangen und ich musste es nochma tippen. Aber jetzt ist es soweit und es geht endlich weiter, mein herzlichster Dank geht an meine unermütliche Kommentatorin und Lieblingserdbeere . Ich hoffe es heitert dich hier etwas auf, auch wenns ein wenig traurig/dramatisch ist ^^ In diesem Sinne, viel Spaß Seit Jahrzehnten erzählten sich die Frauen unter einander, dass wenn man erst mal sein Kind in den Händen halten würde, dass aller Schmerz und die Probleme der Geburt vergessen sein würden. Natürlich hatte ich das wohl wie ich jede Frau, die noch kein Kind bekommen hatte, als Humbug abgetan, aber warum auch nicht, ich hatte es eben nicht besser gewusst. Aber nun da ich mein süßes kleines Kind in den Armen hielt, war tatsächlich alles irgendwie vergessen. Was waren schon 14 Stunden die man mit schmerzhaften Wehen verbrachten und eine Geburt, wo ich dachte dass ich eher sterbe als das ich Mutter werde, gegen das Gefühl das Wunder des Lebens Haut nah mit bekommen zu haben. Unser Kind war so süß und alles an ihm war perfekt. Die kleinen Finger, die blauen Augen, das dichte Schwarze Haar auf dem Kopf, von dem ich doch hoffte es würde noch blond werden und dieser Mund, der mich so sehr an Annemiekes Mund erinnerte. Ich konnte in unserem Kind jetzt schon viel mehr Annemieke sehen als mich obwohl das rein biologisch gar nicht möglich war. Aber vielleicht wollte ich das auch ganz einfach sehen und es war gar nicht so. Aber es war egal, ich war die glücklichste Frau auf der ganzen Welt, nichts konnte unser Glück jetzt noch zerstören. Wir hatten ein eigenes Kind, wir waren eine Familie, wir waren wie alle anderen auch, verheiratet, eine Familie…perfekt. Ich konnte gar nicht aufhören mein kleines Würmchen zu betrachten, wie es ruhig in meinen Armen schlief, mit seiner Hand meinen Finger umklammerte und dabei immer wieder eine kleine Schnute mit seinem Mund machte. Einfach ein perfekter Moment, von dem ich mir wünschte er würde niemals vergehen. Nur Annemieke fehlte, dass es richtig perfekt war. Sie war bei der Geburt dabei gewesen hatte sogar die Nabelschnur durchschnitten, hatte mir einen Kuss gegeben und war dann gegangen, sie musste doch die anderen informieren hatte sie gesagt. Unser Kind hatte sie jedoch noch nicht im Arm gehalten, hatte sie es überhaupt schon betrachtet? Ich wollte darüber gar nicht nachdenken, die Angst kam wieder zurück die ich schon Wochen vor der Geburt gehabt hatte, was wenn es wirklich so wäre, dass sie unser Kind nicht akzeptieren konnte? Wie sollte es dann bloß weiter gehen, würde es dann zum Bruch kommen, würde unsere kleine perfekte Welt zerbrechen weil wir jetzt ein Kind hatten, dass Annemieke nicht als das Ihrige ansehen konnte? Ich betrachtete unser Kind und strich über sein dunkles Haar. Es war doch noch so klein und hatte keine Ahnung vom Leben. Ich wollte doch dass unser Kind in einer glücklichen Umgebung aufwächst und das es nie seinen Vater vermissen würde. Wir wollten ihm so viel Liebe schenken wie wir nur hatten. Aber waren das am Ende nur leere Worte gewesen, die nicht einzuhalten waren, weil wir doch vorher gar nicht hatten sagen können wie wir auf das Kind reagieren würden? Alles in meinem Kopf drehte sich und ich fühlte mich plötzlich so schrecklich allein. Wo waren denn meine Eltern um ihr erstes Enkelkind zu bewundern, wo waren meine Geschwister, wo war Annemiekes Schwester und wo war überhaupt Annemieke. Wollte uns denn keiner mehr sehen, nicht gucken wie es uns ging? War es denn plötzlich allen egal? Ich war den Tränen nah, von denen eine auf das Gesicht meines Kindes tropfte das ein bisschen zusammen zuckte. Ich küsste es auf diese Stelle und wischte damit die Träne hin fort. „Ich bin so glücklich dich zu haben.“ Murmelte ich und drückte unser Kind etwas dichter an mich. Ich konnte seinen Herzschlag fühlen der ganz regelmäßig und sehr beruhigend war. Mein Herz hin gegen schlug schnell und unregelmäßig gegen meine Brust, so viele Ängste hatten von mir Besitz genommen das ich gar nicht wusste was ich noch fühlen sollte. Würde ich dieses Kind so lieben können wie ich es sollte, wenn durch seine Anwesenheit meine Welt zerbrechen würde? Wie kam ich überhaupt auf diesen Gedanken., Dieses kleine Geschenk Gottes hatte keine Schuld, es war das Reinste was ich je gesehen habe und es konnte gar keine Schuld tragen. Wenn dann trug ich die Schuld, weil ich vielleicht zu viel gewollt hatte oder auch weil ich nicht gesehen hatte, dass Annemieke nicht die Richtige gewesen war um mit ihr ein Familie zu gründen oder, oder… Es klopfte unerwartet an die Tür meines Zimmers und ich sah fragend zur Tür, als könnte diese mir sagen, wer sich gerade dahinter verbarg. „Herein bitte.“ Ich hielt angespannt die Luft an, aber ich entspannte mich wieder und ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht, als Annemieke mit einem Strauß roter Rosen das Zimmer betrat. „Hallo Schatz.“ Flüsterte sie und schloss die Tür hinter sich. „Es tut mir leid das es solange gedauert hat aber ich habe nicht gleich alle erreicht und dann musste ich noch neue Blumen besorgen weil die, die ich schon hatte irgendwie nicht mehr auffindbar waren und…“ plapperte Annemieke los und ich konnte nur lächeln. „Ist schon gut Sonnenschein jetzt bist du ja hier.“ Sie kam auf mich und unser Kind zu und legte die Rosen vorsichtig zur Seite. „Schau mein kleiner Engel da ist deine Mami.“ Sagte ich zu unserem Kind und das kleine Würmchen drückte mit seinen kleinen Händen meinen Finger. „Noch so klein.“ Flüsterte Annemieke andächtig und setzte sich auf die Kante des Bettes. „Ja so klein und süß.“ Bestätigte ich und strich über das volle Haar. „Auf den Babyfotos die ich von dir gesehen habe, hattest du genauso viel Haare wie das Kind.“ Sagte Annemieke lächelnd und berührte unser Kind nur ganz leicht mit den Fingerspitzen als fürchte sie, eine unbedachte Bewegung könnte es zerbrechen. „Ich hoffe die Haare werden noch genauso blond wie die Unseren.“ „Ja das wäre schön, aber so braun wie die ihres Vaters wäre auch nicht schlimm.“ Ich musste an das Foto aus der Samenspender Akte denken, wo der Mann diese wundervollen rot braunen Haare gehabt hatte. Ja Annemieke hatte recht, es wäre auch nicht schlimm wenn die Haare unseres Kindes nicht blond werden würden. „Möchtest du es mal nehmen?“ fragte ich Annemieke vorsichtig und lächelte sie an. Meine Angst war immer noch nicht ganz weg, bisher hatte sie unser Kind gerade einmal kurz über das Haar gestreichelt und das war sicherlich nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt hatte. „Ich weiß nicht, was wenn ich was falsch mache?“ Sie sah mich ebenfalls unser an und ich drückte ihre Hand. „Du kannst dich auch zu mir ins Bett legen, dann wird sicher nichts schief gehen hm?“ Sie runzelte nachdenklich die Stirn und sah hinab auf unser immer noch schlafendes Baby. „Und was wenn wir unseren kleinen Engel wecken?“ Es war nicht schwer zu erkennen das Annemieke sich einfach zierte unser Kind auf den Arm zu nehmen. „Das ist nicht so schlimm. Aber Annemieke es ist doch auch dein Kind…“ „Ja ich weiß.“ Sie streckte zögerlich ihre Hände nach unserem Kind aus und ich legte es ihr vorsichtig in den Arm. Sie wirkte angespannt, als könnte jeden Moment etwas Unvorhersehbares geschehen. „Und ist es nun so schlimm?“ „Ich weiß noch nicht.“ Unser Kind bewegte sich, es schien zu merken das Annemieke unruhig und unsicher war, was sich auch auf den kleinen Körper unseres Engels übertrug. „Halte es doch etwas näher an deinen Körper.“ Sagte ich und Annemieke versuchte weniger verkrampft zu sein aber anscheinend fühlte sich unser Kind bei ihr so gar nicht wohl und als es die Augen aufschlug fing es als bald an zu weinen und Annemieke wirkte reichlich überfordert. „Ich habe nichts gemacht.“ Sagte sie schnell und reichte mir unseren kleinen Engel wieder in den Arm. Ich wiegte es sanft hin und her und es dauerte keine 2 Minuten da hatten sich seine Äugelein schon wieder geschlossen und nuckelte an seinem Daumen. „Ich bin nicht für Kinder geschaffen.“ Sagte Annemieke ernst und sah skeptisch hinab auf den ruhig atmenden Körper des Kindes. „Das war bloß weil du so angespannt warst, darauf reagieren Säuglinge nun mal empfindlich.“ Sie seufzte und stand auf. „Aber woher weißt du, wie du es richtig machen musst?“ „Das weiß ich nicht, ich denke einfach darüber nicht so viel nach und ich habe auch nicht so viel Angst wie du, unserem Kind weh zu tun.“ Sie ging ans Fenster und drehte mir den Rücken zu. „Du bist seine leibliche Mutter, so einfach ist das. Ihr habt von vorn herein eine Verbindung die ich niemals haben werde.“ Ihre Stimme klang traurig, verletzt, enttäuscht, als wäre es nun meine Schuld, dass ich unser Kind bekommen hatte und nicht sie. „Das ist doch lächerlich Schatz, Kinder können zu ihren Vätern genauso eine starke oder noch stärkere Verbindung haben als zu ihren Eltern.“ „Ich bin aber kein Vater, ich bin für das Kind gar nichts. Es ist dein Kind und das Kind eines fremden Mannes von dem wir nur ein Bild kennen. Ich bin im besten Fall eine Tante, ich werde nie solche Gefühle für das Kind haben wie du sie hast.“ Annemieke drehte sich zu mir um und ich Gesicht wirkte verdunkelt, als hätte sich ein Schatten darüber gelegt. „Sag doch sowas nicht, du bist genauso eine Mutter wie ich es bin. Das ist doch keine Frage der Abstammung oder der Dna , das ist eine Frage des Herzens, aber wenn du dich nicht einmal auf unser Kind ein lässt, alles abhängig machst von einmal auf dem Arm halten, wie willst du da eine Verbindung aufbauen?“ „Ich hatte gedacht, wenn ich es auf den Arm nehme, dann würde ich mich wie eine Mutter fühlen, die Verbindung würde da sein und ich könnte es so lieben so wie ich es doch gerne lieben möchte. Aber es ist nichts geschehen, außer der Tatsache das deinem Kind genau klar war das ich nicht seine Mutter bin und nie sein werde. Eines kannst du mir glauben, ich liebe dich und ich liebe gewissermaßen auch dieses kleine Würmchen, in dem ich so viel von dir wiederfinde, aber ich habe keine Muttergefühle und ich habe Angst das sie nie kommen werden.„ Tränen glitzerten auf Annemiekes Wangen die sie rasch weg wischte. „Annemieke…“ „Du kannst nichts dafür, ich wollte dieses Kind mit dir und wir haben um die Probleme gewusst aber manchmal da lösen diese sich nicht einfach auf, manchmal wird man einfach keine Mutter auch wenn man es sich noch so sehr wünscht.“ Ich war ebenfalls den Tränen nah, nur mein kleiner Engel schlief immer noch seelenruhig war sich nicht bewusst was es im Begriff war zu verlieren. „Und das heißt jetzt?“ fragte ich mit zitternder Stimme und umklammerte meine Decke. „Ich weiß nicht was das heißt, ich wüsste es gern. Ich glaube es ist erst mal besser wenn ich gehe. Dieses Kind wird in dir eine gute Mutter haben und Oli wird dir sicher helfen. Du hast eine Familie die dich unterstützen wird…“ „Annemieke…wag es nicht jetzt zu gehen und mich hier mit unserem Kind allein zu lassen. Wo ist die kämpfende Annemieke die sich nicht von einem kleinen Rückschlag beirren lässt und immer weiter macht?“ Annemieke kam auf mein Bett zu und legte ihre Hand an meine Wange. „Diese Annemieke wollte eine richtige Familie, wollte was andere auch haben und hat es am Ende doch nicht verdient.“ „Das ist doch gar nicht war, Annemieke ich bitte dich, du hast unser Kind nur einmal im Arm gehalten…“ „Ich würde diese Reaktion des Kindes kein zweites Mal ertragen, es tut mir leid Wietske, aber ich werde keine Mutter für dein Kind sein können, es sollte einfach nicht sein…“ Ich schlug die Decke zurück, stand umständlich mit meinem Kind im Arm auf und wollte Annemieke hinter her rennen aber es ging nicht, sie entfernte sich immer weiter von mir und ich hatte keine Chance sie einzuholen, bis ich am Rand einer Klippe stand. Mein Kind fing an zu weinen und egal was ich auch machte es wollte sich nicht beruhigen. Ich konnte Annemieke auf der anderen Seite des Schlucht ausmachen wie sie zielstrebig auf den Rand zu ging und dann einfach ins Bodenlose fiel. „Annemieke….ANNEMIEKEEEEE!!!“ Das Baby in meinem Arm verschwand und der Boden unter meinen Füßen auch, langsam verwandelte sich wieder alles in die gewohnte Form unseres Schlafzimmers. Annemiekes Stimme drang dumpf an mein Ohr und ich konnte ihre Wärme fühlen, sie berührte mich, sie schüttelte mich. „Wietske so wach doch auf.“ Ich konnte die Angst in ihrer Stimme hören, meine Augen öffneten sich vollkommen und ich blickte in Annemiekes grünliche Augen die so voller Sorge und Angst waren…Angst um mich und um unser Kind…Ich legte die Hand auf meinen Bauch. Unser ungeborenes Kind, es war nur ein Traum. „Wietske was ist denn los?“ fragte sie mich und strich über mein Haar. „Ein…ein Alptraum…es war so schrecklich.“ Plötzlich liefen Tränen über mein Gesicht und ich konnte gar nichts dagegen tun. „Ganz ruhig Schatz, du bist doch wieder in Sicherheit, Niemand kann dir etwas tun.“ Ich zitterte am ganzen Körper und allein der Gedanken daran wie Annemieke im Traum auf unser Kind reagiert hatte trieb mir immer noch mehr Tränen in die Augen ohne da ich etwas tun konnte. „Ich bin da, ich werde niemals vergehen hörst du. Du brauchst keine Angst mehr haben.“ „Und was wenn du dich nicht als Mutter unseres Kindes fühlen würdest, würdest du dann trotzdem bei mir bleiben?“ Annemieke sah mich verwirrt und fragend an. „Hast…hast du davon geträumt ich würde unser Kind…nicht…nicht akzeptieren und bin dann gegangen?“ Ich nickte und sie zog scharf die Luft ein. „Wietske, meine kleine Erdbeere, nichts auf der Welt würde mich von euch beiden trennen, verstehst du, ich werde euch beide immer lieben, von ganzen Herzen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)