Zum Fremdgehen verführt von Black_Melody (Und das mit nur einem Versuch) ================================================================================ Kapitel 1: Wie man Spaß an langweiligen Dingen findet ----------------------------------------------------- Es gab Tage, an denen das Leben es einem nur schwer machen wollte. Es gab Tage, die schon bei ihrer Planung versprachen, einfach schrecklich zu werden. Und es gab Tage, an denen man am Besten einfach im Bett blieb und sich die Decke über den Kopf zog. Ein wundervolles Beispiel für Tage dieser Art war eben dieser Tag. Meine Eltern hatten mich dazu überredet, mit zu dem Geburtstag meiner Großmutter in einem kleinen Kaff in den Bergen zu kommen. Was hieß überhaupt überredet? Das hätte ja bedeutet, dass ich freiwillig zugestimmt hätte. Sie hatten mich gezwungen, erpresst mit meinen benötigten Shoppinggeldern. Und meine Schwester hatte natürlich gemeint, dass es schon nicht so schlimm werden würde. Hatte die eine Ahnung. Dazu musste man wissen, dass es in erwähntem Bergkaff so gut wie nichts gab. Na gut, man hatte einen Wald mit einem kleinen See, den man aber auch nur mit gutem Willen als solchen bezeichnen konnte. Mich persönlich wunderte es, dass es dort, mitten in der Pampa, überhaupt Strom und fließendes Wasser gab, wobei doch moderne Technik so furchtbar war. Und genau deswegen gab es weit und breit weder einen Fernseher noch einen Computer. Das bedeutete, dass ich nur noch mein Handy hatte, aber selbstverständlich musste ich eine halbe Stunde laufen, um überhaupt schlechten Empfang zu haben, und Internet? Ha ha, guter Witz. Ich war völlig von der Außenwelt abgeschnitten, da auch keine Busse oder Züge in diesen Ort fuhren. Vielleicht erinnerte es mich gerade deswegen an das Dschungelcamp, nur waren wir alle nicht berühmt und der Großteil meiner Verwandten nicht einmal besonders hübsch. Nicht, dass ich mich selbst perfekt fand, aber ich war zufrieden, und meine Verehrer und Verehrerinnen schienen ja doch etwas an mir sehr toll zu finden. „Jui, jetzt mach nicht so ein Gesicht!“, forderte mein Vater. „Du siehst aus, als würdest du jetzt am Liebsten sofort tot umfallen.“ Hm. Wenn er wüsste, dass er damit zu 100 Prozent richtig lag. Ich hielt es aber für klüger, nichts dazu zu sagen, sondern mich mit meinem MP3-Player zu beschäftigen und aus dem Fenster zu sehen, während mein Vater unser Auto durch ein anderes Pampagebiet steuerte. Ich fragte mich, ob es mir nur so vorkam, dass in diesen Gegenden alles gleich aussah oder ob es wirklich so war. Ich freute mich auf jeden Fall wieder auf Tokyo. Es war ja nur dieses Wochenende, das ich irgendwie überleben musste. Ab nächstem Jahr war ich alt genug, um Arbeit vorzuschieben und in meiner eigenen Wohnung zu bleiben. Ob ich das allerdings mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, war eine ganz andere Diskussion. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis wir endlich ankamen, und als ich aus dem Auto stieg, war meine Laune auch schon wieder im Keller. Es ging nicht um Natur- oder Frischluft, es ging um den Gestank von Kuh- oder Pferdemist, der darin mitschwang. Nein, ich hatte nichts gegen Tiere. Kühe fand ich jetzt zwar nicht so toll, aber Pferde mochte ich eigentlich schon. Nur eben, dass ihr Mist so stinken musste, war nicht so mein Fall, aber damit musste ich wohl leben. Gelangweilt nahm ich meine Tasche und wartete, bis meine ganze Familie vorgegangen war, und trottete dann im Schneckentempo hinterher. Nein, ich war nicht scharf darauf, das Haus zu betreten, denn das war der Anfang vom Ende. Meinem persönlichen Ende. Natürlich wurden wir herzlich begrüßt, meine Schwester Chihiro und ich wurden noch dazu durchgeknuddelt und zugetextet, wie groß wir doch geworden wären. Ich wusste selber, dass ich seit letzten Jahr maximal ein paar Zentimeter gewachsen war, und es nervte mich, jedes gottverdammte Jahr den gleichen Mist zu hören. Völlig genervt verfrachtete ich meine Tasche in das Doppelzimmer, das mir zugeteilt worden war, für den Fall, dass ich einen Freund oder eine Freundin mitgebracht hätte, und ließ meine Tasche einfach fallen, wo ich stand. Es ging nicht um das Zimmer, aber es war Nachmittag und wir waren früh am Morgen losgefahren. Ich war müde und hatte beim besten Willen keine Lust, mich zu meinen Tanten und Onkels, Cousins und Cousinen und deren Partnern zu gesellen. Meine Nichten und Neffen bildeten auch nur eine Ausnahme, weil sie mich anhimmelten. Wobei – zeitweise war das nerviger als jede erzwungene höfliche Unterhaltung. Kleine Kinder. Wie ich sie manchmal hasste. Sie waren laut, machten Dreck und kosteten Geld, aber das Schlimmste: Erwähnte ich schon, dass sie laut waren und man sich nicht einfach mit einem MP3-Player in eine Ecke setzen und Musik hören konnte? Sie waren ZU laut. „Jui, ich weiß, dass die Reise lang war, aber komm jetzt mit runter“, hörte ich meine Mutter vom Flur aus sagen. Am Liebsten hätte ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen und wäre durch das Fenster abgehauen, aber wo hätte ich dann bitte schön hin sollen? Außerdem wäre das wirklich unreif gewesen. Wenn ich schon fliehen musste, dann mit meinen ganzen Sachen durch die Haustür. „Jui, komm jetzt. Du kannst dich nicht ewig da drin verstecken!“, meinte meine Schwester. Sie war zwar jünger als ich, aber nerviger als ältere Schwestern es je sein könnten. Aber ihre Idee war eigentlich gar nicht schlecht. Ich könnte die Tür zu stellen, damit wäre ich hier drin ganz sicher gewesen, aber ob man mich dann noch mit Brot und Wasser versorgen würde? Das Fenster war ja immer noch da, aber das bedeutete, dass jemand dadurch kommen könnte. Ich seufzte und trat gezwungen lächelnd auf den Flur. Das war noch etwas, das ich an Familienfesten hasste: Es wurde von mir erwartet, dass ich lächelte und fröhlich war, aber das wurde von allen erwartet. Dass 90 Prozent der Anwesenden lieber eine Wurzelbehandlung über sich ergehen lassen würde als am Wochenende mitten in der Pampa festzusitzen, war prinzipiell uninteressant. Lustlos trat ich also mit meiner Familie den Weg nach unten an. Im Wohnzimmer waren fast alle Sitzgelegenheiten besetzt, abgesehen von prähistorisch wirkenden Stühlen und Hockern, die knarrten, sobald man ein Telefonbuch darauf ablegte. Ich setzte mich lieber nicht auf einen von denen sondern lehnte mich an die Wand. Was mich doch wunderte, war, dass der eingebildetste meiner Cousins zwischen Küche und Wohnzimmer pendelte. Dass er in der Küche half, war bei einer Wahrscheinlichkeit von 0. Also musste doch etwas Interessantes in der Küche sein, besonders, da ein anderer meiner Cousins ebenfalls ständig in der Küche war. Seufzend tat ich es ihnen also gleich, eher als Neugierde als aus wirklichem Durst, den ich vorgab, denn irgendetwas musste dort sein. Zuerst sah ich nur meine Großmutter, aber hinter der Ecke stand ein schwarzhaariger Junge, wenn man ihn noch so bezeichnen wollte. Er war schlank und etwa so groß wie ich. Auf einer Seite hatte er seine Haarspitzen hellbraun gefärbt. So weit ich es sah, als er sich zu mir umdrehte, hatte er grau-blaue Augen, aber ich vermutete, dass er einfach nur Kontaktlinsen trug und in Wirklichkeit dunkelbraune oder schwarze Augen hatte, wie die Meisten meiner Landsleute. Er hatte ein hübsches Gesicht und sah auch sonst nicht schlecht aus. Oder zumindest könnte er einiges sehr viel interessanter machen. „Jui, Schatz, gut, dass du da bist“, meinte meine Omi. „Hilfst du uns mit der Schlagsahne?“ Standardmäßig wäre meine Antwort auf jeden Fall ein klares ‚Nein‘ gewesen, aber dieser Fremde machte mich neugierig, also nickte ich nur, schnappte mir den Schneebesen und machte mich an die Arbeit. Es dauerte auch nicht lange, bis meine Großmutter uns allein ließ. Neugierig sah ich meinen Vorarbeiter an. „Hilfst du freiwillig oder wurdest du dazu verdonnert?“, fragte ich nach kurzer Zeit schon. Ich musste immerhin herausbekommen, wer dieser gutaussehende Fremde war und was er bei unserer öden Familienfeier tat. „Wohl erstes. Ich bin mit Sora hier, und irgendwie muss ich mich für die Einladung bedanken.“ Freundlich lächelte er mich an. Er war also mit Sora hier. Sora war erwähnter eingebildetster Cousin und nebenbei auch der, den ich am Meisten verabscheute. Und dieser Fremde war jedenfalls zu gut für ihn. „Sora? Ich wusste gar nicht, dass er jemanden mitbringen wollte.“ Okay, ich hätte ihn zwar via Facebook fragen können, aber das hatte ich nicht getan. Weil es mich nicht sonderlich interessiert hatte. So schnell konnte sich so etwas ändern. „Das war auch kurzfristig“, erwiderte mein Gesprächspartner lächelnd. „Wir sind erst seit drei Wochen zusammen.“ Er verzog leicht das Gesicht. Da war jemand nicht allzu glücklich. „Und du bist nicht zufrieden mit ihm“, stellte ich vorsichtig fest. Das Eis, auf dem ich mich gerade bewegte, war wahnsinnig dünn. Wenn es brach, könnte das böse enden. „Nicht direkt“, wich der Schwarzhaarige mir aus. „Kann ich dir vertrauen, Jui?“ Woher wusste er denn meinen Namen? Ach ja, meine allerliebste Omi hatte mich ja so genannt. Das bedeutete, dass er nichts mit den Ohren hatte. „Klar“, antwortete ich locker. „Aber vielleicht wäre es ganz gut, mir erst mal deinen Namen zu verraten.“ „Ach, sorry, ganz vergessen. Ich heiße Rui.“ Rui. Moment. Da war doch nur ein Buchstabe Unterschied zu meinem Namen. War das jetzt Zufall oder Schicksal? Auf jeden Fall konnte ich mir seinen Namen merken. „Gut zu wissen. Na los, was ist dein Beziehungsproblem?“ „Sora. Weißt du, ich fand ihn attraktiv und nett und auch irgendwie verdammt süß, aber seit wir zusammen sind, sehe ich immer mehr schlechte Seiten an ihm. Er ist so oberflächlich und beurteilt Menschen nach Aussehen, Szenezugehörigkeit oder Musikgeschmack. Und er ist, seitdem wir zusammen sind, so extrem zickig. Ich darf keine eigene Meinung haben, ich muss ihm nur gehorchen. Und dazu ist er zwar attraktiv, hat im Bett aber nichts drauf.“ Die charakterlichen Merkmale meines lieben Cousins waren mir natürlich nicht neu, aber die Bettgeschichten interessierten mich schon. Nur fehlte mir die Lust, weiter nachzufragen, und so viel Taktgefühl besaß ich dann doch noch. Nur verstand ich eines an der Geschichte nicht. „Warum machst du dann nicht einfach mit ihm Schluss?“ „Ich bin wahrscheinlich zu nett.“ Oh ja, das war schlecht. Das bedeutete, dass Sora mit ihm Schluss machen musste. Was für Trennungsgründe gab es denn? Hm. Beschissenes Verhalten. Aber wenn Rui zu nett zum Schlussmachen war und sich so bereitwillig von Sora heruntermachen ließ, wäre so ein krasser Verhaltenswandel zu auffällig, und das wusste mein Cousin wahrscheinlich auch. Also musste eine andere Möglichkeit her. Welche Gründe gab es denn noch, um eine Beziehung zu beenden? Gewalt. Aber das passte genauso wenig zu Rui. „Worüber denkst du so angestrengt nach?“, riss mich seine Stimme aus meinen Überlegungen. „Wie wir Sora dazu bringen können, mit dir Schluss zu machen“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Das schaffst du nicht.“ Na, wenn er meinte. Aber ich hatte eine Idee, die gleich mehrere positive Faktoren mit sich brachte. Ich konnte Sora und mit ein wenig Glück noch einen anderen meiner Cousins erwischen, aber einen wunderbaren Vorteil für mich daraus ziehen. Immerhin war Fremdgehen auch ein Trennungsgrund… _________________________________________________________________________________ Hach ja, und noch etwas Neues von mir. Ich weiß, dass ich weder oft über Vidoll noch über vistlip geschrieben habe bisher, und eigentlich höre ich beide Bands auch nicht soo~~~ oft wie andere, aber... Ich weiß nicht, mir war danach, und dieses Kapitel ist komplett im Urlaub in den Sommerferien entstanden. xD Zu der Perspektive: Na ja, wer mich kennt, weiß, dass ich ganz gern mal anfange runzujammern, wenn ich in der Ich-Perspektive schreiben muss, und ich kann nicht versprechen, dass ich das hier komplett aufhalten kann, aber nach 'Ikiteru ★ Fairytale' hatte ich eigentlich schon Spaß daran, etwas mit dieser Sicht zu schreiben. Wieso ich bei Jui und Rui gelandet bin, weiß ich selber ehrlich gesagt nicht, aber ist eigentlich schon lustig. Ähnlich wie K und Ray. Sich reimende Namen finde ich also schon irgendwie toll. Wie krank. :'D Na ja, ich lasse euch jetzt auch in Ruhe. Kleine Anmerkung: Kommentare und Favos lassen das Autorenherz höher schlagen, aber ich kann wie immer niemanden zu irgendetwas zwingen. Traurig, aber wahr. Bis zum nächsten Kapitel! Hikari Kapitel 2: Phase 1: Interesse zeigen und weiteren Plan entwickeln ----------------------------------------------------------------- Dass Rui mich interessierte, war wohl kaum zu verbergen. Und so würde ich dieses Wochenende auch ohne Kontakt zur Außenwelt überleben, und lustig würde es sicher auch werden. Ich lächelte mein ‚Opfer‘ kurz verführerisch an und verließ dann den Raum. Oh ja, dieses Wochenende würde unterhaltsam werden. Schnell lief ich die Treppe hinauf und zog mich für die ‚Party‘ um. Wahrscheinlich wäre eh nichts los, aber jetzt wäre es förderlich, sich etwas herauszuputzen, da ich selbst beim Herumsitzen unwiderstehlich aussehen musste. Ich würde schon dafür sorgen, das Rui zumindest einmal mit mir schlief. Wenn er danach immer noch mit Sora zusammen wäre, hätte ich wenigstens die Bestätigung, die ich wollte, und etwas, womit ich meinen Cousin ein wenig ärgern könnte, aber wenn sie nicht mehr zusammen wären, würde ich Rui schon für mich gewinnen. Er war schließlich auch nur ein menschliches Wesen und damit beeinflussbar. Und berechenbar. Dazu war er ein junger Mann, und zumindest körperlich konnte ich ihm einiges bieten. Das musste ich aber jetzt schon gut verpackt zeigen. Und wieder heiligte ich den Erfinder der hautengen Jeans. Nachdem ich mir auch ein enges T-Shirt angezogen, meine Haare in Form gebracht und ein wenig Make-Up aufgetragen hatte, lief ich wieder ins Wohnzimmer und ließ mich in einen Sessel fallen. Der war auch nur frei, weil die Hälfte meiner Verwandtschaft zum Umziehen in ihre Zimmer verschwunden war, Sora auch. Aber Rui war im Raum und musterte mich gründlich. Das war doch im Prinzip nicht schlecht. Ich hatte Interesse an ihm und er anscheinend auch an mir, damit dürfte es ein Leichtes sein, ihn von mir zu überzeugen, aber nur optisch konnte nicht alles sein. Ich musste mehr über ihn wissen und dabei einiges von mir preisgeben. Aber wie sah es denn überhaupt mit meiner Checkliste aus? Es gab eben gewissen Bereiche, die stimmen mussten. Welche Prüfungen musste Rui denn bestehen? Rein äußerlich waren da schon mal Augen, Gesicht, Zähne, Figur, Körperbau. Vielleicht wäre es für den ersten Punkt ganz gut, ihn ohne Kontaktlinsen zu sehen. Gesicht. Hübsch, wirklich sehr hübsch. Und gut proportioniert. Also bestanden. Zähne. Also da hatte ich noch nicht so drauf geachtet. Ich hatte auch noch nicht versucht, ihm in den Mund zu gucken. Figur. Schön. Ziemlich schlank und nicht zu trainiert. Bestanden. Körperbau. Nicht zu groß oder zu klein, eher schmales Kreuz. Ob er mich beschützen könnte? Aber das war auch wieder etwas anderes. Welche Punkte waren denn noch wichtig? Intellekt, ganz klar. Ich wollte weder einen Klugscheißer an meiner Seite haben, noch jemanden, der dumm wie Brot war. Und der Charakter allgemein. Er war vielleicht ein wenig zu nett, aber das war im Prinzip nicht schlimm. Ob er mutig war? Oh Mann, da gab es wohl doch noch eine Menge abzuchecken. Aber ein Bauchgefühl sagte mir, dass es doch irgendwie passte. Vielleicht könnte das mit Rui und mir ja funktionieren. Aber ich brauchte noch immer einen Plan. Zuerst musste ich ihm auf jeden Fall mein Interesse signalisieren, mich aber gleichzeitig auch irgendwie geheimnisvoll geben, um für ihn interessant zu bleiben. Ich musste ihn auch immer wieder von Sora weglocken und möglichst viel Zeit mit ihm verbringen, und ihn irgendwie dabei auch noch um den Finger wickeln. Aber wie sollte ich dabei überhaupt nach Plan vorgehen? Okay, ich musste also spontan bleiben und mich trotzdem irgendwie an den Plan halten. Wie auch immer ich das anstellen sollte. „Jui, hilf mir“, flüsterte er mir zu und saß plötzlich neben mir auf der Lehne. Anscheinend war mein anderer interessierter Cousin hinter ihm her. Es war doch schon gut, dass er dann zu mir kam. „Was soll ich denn konkret tun?“, gab ich leise zurück. Mir fiel nämlich wirklich nichts ein. „Keine Ahnung. Nur lass dir bitte etwas einfallen.“ Einen Moment sah ich ihn nur an, bevor ich dann doch eine Idee hatte, so dämlich die auch war. „Spielst du ein Instrument?“ Musik war immer ein gutes Thema, und es interessierte mich wirklich. „Bass. Schon seit ein paar Jahren.“ Seine Augen glänzten so glücklich. Er liebte Musik anscheinend wirklich. „Und du?“ „Ich singe lieber, aber das gehört ja auch zur Gruppe Musik.“ Ich konnte nicht anders, als ihn anzulächeln. Ich freute mich ein Thema gefunden zu haben, das ihn auch interessierte. „Sicher. Was singst du denn am Liebsten?“ Interessiert sah er mich an und stützte sich auf der Rückenlehne des Sessels ab. Wie süß, dass er sich so für mich und die Musik, die ich liebte interessierte. „Sprachlich schon Japanisch, teilweise aber auch mit Englisch gemischt. Allgemein schwankt es eher zwischen Rock und Pop, geht aber meistens eher in die Rockrichtung.“ „Rockmusik ist toll. So vielseitig und emotionsbestimmt. Verträumt lächelte er mich einen Moment an. Er hatte so ein schönes Lächeln. „Würdest du für mich singen?“, riss er mich aus meiner kleinen Schwärmerei. Und was für eine Frage er da überhaupt stellte. Die war völlig überflüssig. Ich liebte es wirklich zu singen, und ich brauchte eigentlich gar keinen besonderen Grund. „Klar. Nur nicht jetzt, wir essen gleich. Aber danach wollte ich im Wald spazieren gehen, wenn du Lust hast kannst du mitkommen.“ Okay, eigentlich hatte ich nicht spazieren gehen wollen, aber ich wusste, dass Sora es hasste. Ich zugegebenermaßen eigentlich auch (was mein Cousin nur zu genau wusste), aber es war eine gute Gelegenheit, allein mit Rui zu sein und in Ruhe mit ihm zu reden. Hier waren wir immerhin unter Beobachtung, jedes falsche Wort würde Sora sofort zugetragen werden. Nicht, dass ich nicht damit rechnete, dass er mein Interesse an seinem Freund schnell bemerken und ihn auf Distanz von mir zu halten versuchen würde. Stören würde mich das nicht, und Rui würde sich wohl kaum verbieten lassen, mit mir zu reden, aber darum ging es nicht. „Wie könnte ich dich allein in den Wald lassen? Jemand muss doch aufpassen, dass du dich nicht verirrst oder von einem Waldläufer vergewaltigt wirst.“ Frech grinste er mich an und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Natürlich hielt er mich nicht für so unbeholfen, und das war ich auch nicht, aber immerhin würde er mich begleiten. „Ich verlaufe mich in diesem Wald nicht. So oft, wie ich schon allein da drin durch die Gegend gewandert bin.“ Wieder lächelte ich ihn an. Das lief großartig, er flirtete von sich aus mit mir. Aber dass es mir gefiel, lag nicht daran, dass mein Plan funktionierte. Ich war dabei, mich wirklich ein bisschen in Rui zu verlieben. Obwohl er mit meinem Cousin zusammen war und obwohl ich ihn ursprünglich nur zum Zeitvertreib hatte erobern wollen. Ich wusste nicht genau, weshalb ich mich in ihn verliebte, aber er war nicht mehr einfach nur ein Zeitvertreib oder ein Spiel. Dafür war er zu nett, zu hübsch und… irgendwie zu wichtig für mich. „Rui, kommst du?“, erschien Sora plötzlich. „Wir können uns schon an den Esstisch setzen.“ Der Angesprochene nickte und ließ sich von meinem Cousin mitziehen, bemerkte den Todesblick, den dieser mir zuwarf, gar nicht. Ich zuckte nur mit den Schultern und blieb noch einen Moment in meinem Sessel sitzen, entschied mich dann aber, den anderen zu folgen. Und wie es das Schicksal so wollte, war ich einer der letzten, abgesehen von denen, die in der Küche halfen und ihre Plätze schon gesichert hatten, und es war nur noch ein Platz frei. Fast genau gegenüber saß zwar Sora, aber ich war doch sehr zufrieden. Zielstrebig ging ich auf meinen Platz zu und setzte mich neben Rui und meine Schwester. Auch wenn mein allerliebster Cousin den Eindruck machte, als würde er mir am Liebsten an die Kehle springen. Mein attraktiver Sitznachbar lächelte mich aber sanft an, und das war mir viel wichtiger als mein Cousin. Rui hatte nichts dagegen, wenn wir nebeneinander saßen. „Kann ich dich etwas fragen?“, wandte sich der Schwarzhaarige an mich. Ich nickte nur als Antwort und lächelte ihn neugierig an. Wieso ich immer so dringend das Bedürfnis hatte zu lächeln, war mir nicht ganz klar, aber es war ganz automatisch. „Kannst du reiten?“ Reiten? Auf Pferden oder was meinte er jetzt? Sah so aus, sonst würde er mich wohl kaum in der Gegenwart seines Freundes fragen. „Ja, du nicht?“ „Keine Ahnung, ich hab’s noch nie versucht, aber ich würde es gern einmal probieren.“ Aha. Das war gut zu wissen. Sora hasste Pferde und konnte auch nicht reiten, zumindest nicht so. Noch eine wunderbare Gelegenheit, Zeit mit Rui allein zu verbringen. „Wir können morgen zusammen in den Wald reiten. Oder in die Berge“, schlug ich vor, noch bevor ich es wirklich merkte. Aber es kam mir nur zu Gute, also sagte ich auch nichts weiter, das den Vorschlag hätte abschwächen können. Sora hatte sicherlich eh schon bemerkt, dass mein Interesse an seinem Freund nicht nur rein freundschaftlich war, und im direkten Kampf würde er sich sicherlich nicht zurückhalten. Ich mich allerdings auch nicht. Im Krieg und in der Liebe war bekanntlich alles erlaubt, und ich wollte einer Beziehung zwischen Rui und mir eine Chance geben, in der Hoffnung, dass Rui es genauso sah. Sora hatte immerhin nichts damit zu tun, dass wir uns gut verstanden und ich wirklich ernsthafte Gefühle für Rui entwickelte. „Kommt darauf an, ob du schöne Plätze im Wald kennst, sonst würde ich gern auch die Berge genauer erkunden“, erwiderte Rui. „Aber woher kriegen wir die Pferde?“ „Von Nachbarn ausleihen. Ich habe hier Kontakte, mein Lieber. Ich kann das schon organisieren.“ Lächelnd strich ich mir durch die Haare. Ich konnte nachher bei der ‚Party‘ einen der Nachbarn fragen. Er hatte einige Pferde und ich verstand mich gut mit ihm, und wenn ich hier war und ausreiten wollte, lieh ich mir immer von ihm ein Pferd. Auch wenn ich immer allein ausreiten musste, weil der Rest meiner Familie eben nicht so aus leidenschaftlichen Reitern. Wenn ich jetzt Rui zumindest als Gefährten für meine Freizeitunternehmungen gewinnen könnte, wäre das zumindest für das nächste Familienfest gut. Wenn es dieses Wochenende nicht klappte, und er beim nächsten Fest noch dabei war, hatte ich dann noch eine Chance. „Alles klar. Dann gehen wir nachher aber trotzdem noch im Wald spazieren, oder?“ Täuschte ich mich oder lag in seinem Blick etwas wie Enttäuschung, aber auch Hoffnung? „Aber sicher gehen wir trotzdem spazieren. Und ich singe auch für dich, wenn du willst.“ Lächelnd drückte ich seine Hand kurz, auch wenn ich wusste, dass das Ärger mit Sora geben würde. „Sag mal, Rui, hast du deinen Bass mit?“, fiel mir plötzlich ein. „Ja, wieso?“ „Na ja, ich singe für dich. Was hältst du denn davon, für mich zu spielen?“ „Wenn du das willst gern, aber wann und wo?“ Wieder hatte er dieses schöne Glitzern im Blick. Er freute sich wohl, dass ich mich so für ihn interessierte. “Wenn du eine Tasche hast, kenne ich einen schönen Ort im Wald.“ Und den kannte ich wirklich. Es war fast eine Kulisse für einen Kitschfilm, aber für den Zweck perfekt. „Cool. Dann machen wir das so.“ _________________________________________________________________________________ Sonntagabend, 20:20 Uhr, ich sollte eigentlich meine Französischhausaufgaben machen und lade stattdessen ein neues Kapitel hoch. Un nein, ich habe eigentlich nicht vor, meine Hausaufgaben noch zu machen. *hust* *keine Lust hat* Ich weiß nicht, ich glaube, dieses Kapitel ist auch noch im Urlaub entstanden, aber beschwören würde ich nichts. v.v Ja, das Bild von Riku ist wirklich schön. *-* Ich finde es nur nicht immer ganz so einfach, über ihn zu schreiben, weil ich ihn immer irgendwie mit Kisaki zusammenstecke. =.= Und zum Thema Standardpairings... Na ja, soo viele schreibe ich davon auch nicht. xD SagaxTora, ReitaxRuki... alles meiner Meinung nach langweilig. Das mit Rui dachte ich mir. :D Ich weiß nicht, ich mag ihn irgendwie auch. Und optisch passt er nicht unbedingt schlecht zu Jui. Na ja, die Frage nach der Liebe stellen ja nicht immer alle, aber leider kennt wirklich jeder die Situation. *sigh* Warum muss die eigentlich immer gestellt werden? Ich begreif's nicht. Die Sache mit dem mehr vistlip kann ich allein nicht rumreißen, besonders da ich auch noch über viele andere, teils unbekanntere Bands schreibe. Und das Retten des Tages... Das haben mir andere bei anderen FFs auch schon gesagt. xD Gern immer wieder. Kapitel 3: Phase 2: Auf Konfrontation mit der Konkurrenz gehen und sich näher kommen ------------------------------------------------------------------------------------ Das Essen verlief ohne weitere Zwischenfälle, auch wenn ich immer wieder Todesblicke meines Cousins kassierte oder zweideutige Blicke meiner Familie bemerkte, aber es interessierte mich nicht wirklich. Ich unterhielt mich lieber mit Rui über dies und das, scherzte etwas mit ihm und flirtete auch ein wenig. Ich hatte einfach Spaß, auch wenn mein Cousin das wohl anders sah. Nach der Mahlzeit stand ich auf und zog mir schon die Schuhe an, als Sora sich zu mir gesellte und mich prompt fest an die Wand drückte. Abschätzend sah ich zu ihm hinab, blieb aber sonst ganz ruhig. Angst hatte ich keine, aber ich wollte erst gucken, was er von mir wollte. „Du billiges Luder!“, zischte er und funkelte mich wütend an. „Lass deine Finger von meinem Freund!“ „Lass mich los!“, knurrte ich zurück. „Wenn ich billig bin, bist du umsonst! Und Rui kann selber entscheiden, wen er bei sich haben will!“ Im nächsten Moment verpasste er mir eine Ohrfeige. Fassungslos sah ich ihn an. Aber nicht nur ich. „Sora!“, entkam es Rui ungläubig. „Was zur Hölle soll das?“ „Nichts. Das ist eine Sache zwischen Jui und mir“, meinte mein Cousin zu seinem Freund. „Ich gehe in mein Zimmer.“ Noch bevor einer von uns etwas sagen konnte, war er die Treppe hinauf verschwunden. Rui rührte sich als erster wieder. „Bist du okay?“ „Ich denke schon“, erwiderte ich mit etwas wackeliger Stimme und strich mir über die prickelnde Wange. „War ja nur eine Ohrfeige.“ „Nur… Was ist nur mit ihm los? Es tut mir leid.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das ist doch nicht deine Schuld. Aber können wir bitte los? Ich brauche ein bisschen frische Luft.“ Er nickte und sah mich besorgt an. Das war ja irgendwie total süß von ihm. Weil sein Freund mich geohrfeigt hatte, machte er sich Sorgen um meine Gesundheit. Schweigend verließen wir das Haus und schlugen den Weg zum Wald ein. Die Sonne stand zwar schon tief, aber eine Weile würde es noch hell sein. Und wenn nicht, Dunkelheit war auch nicht schlecht. „Geht es dir wirklich gut?“, fragte Rui noch einmal nach. „Du bist so still.“ „Das ist nur der Schreck“, antwortete ich leise und strich mir über die immer noch leicht kribbelnde Wange. „Erschrocken war ich auch. Ich weiß wirklich nicht, was er hat.“ „Ich schon“, gab ich leise zu und lief etwas näher neben Rui. „Aber anderes Thema. Du wolltest für mich singen.“ Leich lächelte ich ihn an. „Du wolltest mich hören.“ „Machst du es immer noch oder bist du im Moment zu durcheinander?“ Einen Moment antwortete ich nicht. Was sollte ich denn überhaupt singen? Einfach improvisieren war wohl das Allerbeste. Kurz dachte ich über ein Thema nach, aber auch da fiel mir nicht wirklich etwas ein. Ich hatte nur eine Melodie im Kopf, zu der ich singen wollte, und wenn ich im Text erst den Anfang hatte, würde der Rest von allein kommen. „Du musst es nicht tun“, meinte er leise und blieb stehen, hielt mich am Arm fest und sah mich sorgenvoll an. Stattdessen summte ich kurz und fing dann an zu singen. *** „Wow“, meinte Rui leise und sah mich fasziniert an. „Ich bin… sprachlos. Du hast wirklich Talent.“ „Danke.“ Ich spürte, wie sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete und meine Wangen zu glühen begangen. Ich hatte ab und zu vor Menschen gesungen, aber noch nie für eine einzelne Person speziell. Und erst recht nicht für jemanden, den ich wirklich mochte. „Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen, aber du bist wirklich gut.“ Wieder lag ein Lächeln auf seinem Gesicht, während er mich dazu antrieb, weiter in den Wald zu gehen. „Ich bin nur ein Schüler, der gern singt und im Unterricht lieber Songtexte schreibt als aufzupassen“, erwiderte ich und sah ihn an. „Rui… Du lächelst die ganze Zeit. Das ist nicht schlecht, aber… Ist dein Lächeln echt? Was versuchst du zu verbergen?“ Ich biss mir fest auf die Unterlippe und sah auf den Waldboden. Vielleicht ging ich zu weit, aber ich wollte die Antwort wissen. „Ich versuche nichts zu verheimlichen.“ Und doch war sein Blick traurig, als er mich ansah. „Rui, bitte. Ich mag dich wirklich. Sei ehrlich zu mir. Ich verberge doch auch nichts vor dir.“ „Es ist nur so, dass nicht einmal mein Freund davon weiß.“ Dieses Mal sah er auf den Boden. Aus einem spontanen Impuls machte ich einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. „Du musst nicht darüber reden, ist schon gut. Ich hätte nicht fragen sollen. Aber du sollst wissen, dass ich für dich da bin, wenn du reden willst.“ Mein Herz klopfte unruhig in meiner Brust, als er zuerst gar nicht reagierte. Als er die Umarmung allerdings erwiderte, machte es einen erleichterten Hüpfer. Es fühlte sich so verdammt gut an, ihn zu umarmen und zu spüren, dass er nichts dagegen hatte. „Weißt du, Jui… Ich komme nicht aus so guten Verhältnissen wie ihr, und dabei geht es nicht ums Geld. Ich kann nur auf Soras Schule gehen, weil ich hart arbeite und ein Stipendium bekommen habe. Meine Eltern… Meine Mutter ist tot. Und von meinem Vater würde ich es mir wünschen, er trinkt und nimmt Drogen. Ich arbeite neben der Schule, um uns irgendwie durchzubringen, aber ich kann nicht alles allein machen. Haushalt, Job und gute Leistungen in der Schule… Das ist einfach zu viel.“ „Und um es dir und allen anderen nicht zu zeigen, lächelst du immer. Damit niemand sieht, wie es wirklich in dir aussieht.“ Tröstend strich ich ihm durch die Haare. „Es ist gut, dass du mir davon erzählt hast. Ich kann zumindest versuchen, dir zu helfen. Und lange kann es doch auch nicht mehr sein, bis du von Zuhause abhauen kannst.“ „Neun oder zehn Monate. Jui, ich brauche kein Geld und kein Mitleid. Ich bin nicht schwach.“ „Ich weiß. Aber stark ist nur, wer Freunde erkennt und deren Hilfe annimmt.“ Ich seufzte und sah ihn an, als er den Blick hob und mich anlächelte. Und dieses Mal war sein Lächeln zu 100 Prozent echt, wobei ich es auch schon vorher gesehen hatte. „Danke. Mit Sora könnte ich nie darüber reden.“ „Ist doch kein Problem.“ Spontan küsste ich ihn auf die Wange. „Ich gebe dir meine Handynummer, wenn wir wieder im Haus sind, und du kannst mich immer anrufen.“ „Warum tust du das?“, fragte er und machte Anstalten, weiterzugehen, nahm aber meine Hand. Automatisch machte mein Herz einen kleinen Sprung. Von meiner Hand aus breitete sich ein angenehmes Kribbeln in meinem Körper aus, wegen dem ich fast zu antworten vergaß. „Weil ich so bin“, war dann doch meine ruhige Antwort. „Ich will helfen. Zumindest den Menschen, die ich mag, und du gehörst dazu. Ich bin anders, als ich mich den meisten gegenüber gebe.“ Er seufzte. „Ich wünschte, ich hätte dich vor Sora kennengelernt. Du bist wirklich hübsch, süß und nett. Vielleicht wären wir zusammen, wenn wir uns zuerst getroffen hätten.“ Mir wurde gerade sehr heiß. Er zog eine Beziehung mit mir in Erwägung. Oh mein Gott. „Aber du willst dich doch von ihm trennen? Hast du mir doch erzählt, oder habe ich etwas falsch verstanden?“ Wenn er sich nicht von Sora trennen wollte, könnte ich aufgeben. Er war zu nett, um in einer glücklichen Beziehung fremdzugehen. „Hast du nicht, aber ich kann nicht einfach mit ihm Schluss machen.“ Ich war drauf und dran, ihm ‚ZU NETT‘ an den Kopf zu schmeißen, aber irgendwie fand ich das ja einfach süß. Sollte ich ihn tatsächlich von mir überzeugen können und wir wären zusammen, müsste ich verdammt gut aufpassen, ob er wirklich glücklich war oder nur so tat. „Und wenn du dich in einen anderen verliebst? Wäre das für dich kein Grund? Es wäre doch Sora gegenüber unfair.“ Mit der freien Hand strich ich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Das könnte jetzt meine Chancen offenlegen. „Du meinst, wenn ich mich in dich verliebe?“ Geheimnisvoll lächelte er mich an. Ich wollte ihm auf gar keinen Fall etwas von meinen sich anbahnenden Gefühlen erzählen. Wir kannten uns nicht einmal einen Tag, verdammt! Das könnte man dann wohl Blitzliebe nennen. „Zum Beispiel“, wich ich aus. „Wenn wir uns ineinander verlieben würden, würdest du Sora für mich verlassen?“ Er schien einen Moment nachzudenken, was mich schon verunsicherte, nickte dann aber. „Alles andere würde Sora und dir nur wehtun und die Fronten noch heftiger aufeinander krachen lassen.“ „Das geht gar nicht“, winkte ich ab und strich unauffällig mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Warum fühlte es sich nur so verdammt gut an, seine Hand zu halten? Und wollte nicht ich ursprünglich ihn für mich gewinnen, und nicht umgekehrt? „Das glaube ich nicht. Ich verstehe aber auch nicht, warum ihr so verfeindet seid. Ihr seid doch eine Familie.“ Ich zuckte mit den Schultern und legte den Kopf in den Nacken. „Sora und ich sind verfeindet, so lange ich daran zurückdenken kann. Wir haben uns schon früher wegen jedem Schwachsinn gestritten. Der eine wollte immer das, was der andere hatte. Richtig schlimm wurde es vor fünf Jahren. Wir waren zwölf und haben angefangen, uns damals noch um Mädchen zu streiten. Ich hatte damals meine beste Freundin mit hier. Nach dem Wochenende hat sie kein Wort mehr mit mir gesprochen. Sora meinte, er hätte ihr alles über mich erzählt. Mit 14 hatten wir beide aber gemerkt, dass Mädchen nichts für uns sind. Und vor zwei Jahren ist das Unglaubliche wahr geworden.“ Ich erschauderte. DAS war wirklich etwas, an das ich mich nicht gern erinnerte. „Ihr habt euch geküsst?“, riet Rui. Aber das wäre für mich wohl keine große Katastrophe geworden. Zumindest im Nachhinein, denn zu dem Zeitpunkt war es gut gewesen. „Wir hatten Sex. Und wenn ich direkt an den Moment denke, war es da nicht schlecht gewesen, aber jetzt könnte ich kotzen. Seitdem bekriegen wir uns nur noch mehr.“ Rui schüttelte den Kopf. „Ganz ehrlich, ihr habt euch da schon gehasst, warum habt ihr dann miteinander geschlafen?“ Ich zuckte wieder mit den Schultern. „Wir beide hatten Stress mit unseren Eltern und waren deswegen scheiße drauf, dann hatten wir eine Menge getrunken und sollten uns beim Flaschendrehen küssen. Wir beide wollten auch endlich unser erstes Mal hinter uns haben, eines kam zum anderen und es ist einfach passiert. Frust, Alkohol, Neugier und Lust auf Sex.“ „Aber man schläft doch nicht einfach so mit jemandem. Zumindest ich nicht.“ Rui sah mich nur ruhig an. „Seid ihr nicht langsam alt genug, um vernünftig zu sein und den Krieg zu beenden?“ Ich schüttelte den Kopf. Dafür saß der Hass zu tief. Aber das war ganz sicher etwas, das er nicht nachvollziehen konnte. Ich hatte kaum bemerkt, dass der Rundweg uns schon wieder nach Hause geführt hatte, und so richtig bewusst wurde es mir auch erst, als Rui meine Hand losließ. Sicher wäre es auch nicht gut gewesen, wenn mein Cousin uns so gesehen hätte. „Wie dem auch sei“, meinte Rui und sah mich an. „Ich will nicht wie ein Spielzeug sein, um das ihr kämpft. Wenn du dich ehrlich für mich interessierst, ist es gut, aber setze mich nicht als Waffe gegen Sora ein.“ Ich nickte und schenkte ihm ein Lächeln. Sicher, ursprünglich hatte ich ihn nur benutzen wollen, aber das war vorbei. Es ging nicht nur um Sora und den Krieg zwischen uns, nicht mehr zumindest, sondern darum, dass ich auf Rui scharf war. Dadurch würde er zwangsläufig zwischen die Fronten geraten, das ließ sich nicht ändern und das war ihm sicherlich auch klar. Ich lag die halbe Nacht wach. Zuerst hatte ich einen kleinen Streit zwischen Sora und Rui mitbekommen, die in einem Zimmer neben meinem untergebracht waren. Das hieß, ich vermutete, dass sie gestritten hatten, aber es hätte auch harter Sex gewesen sein können, so genau hatte ich das nicht verstehen können. Danach war es zwar völlig ruhig gewesen, aber ich hatte ständig an Rui denken müssen, und jedes Mal begann mein Herz wie wild zu klopfen. Mittlerweile war ich dazu übergegangen, mich mit meinem MP3-Player und einem halbfertigen Songtext zu beschäftigen. Wenn ich schon nicht schlafen konnte, konnte ich auch etwas Nützliches tun. Nur kam ich mit dem Songtext nicht weiter. Er erzählte eine Geschichte von Freundschaft, die zu Feindschaft umschlug, aber auf Liebe basierte. Völlig in Gedanken bemerkte ich nichts mehr um mich herum. Erschrocken fuhr ich zusammen, als ich zwei Hände auf meinen Schultern spürte. _________________________________________________________________________________ Nächtlicher Besuch. Gruselig. >D Ich dachte mir einfach mal, dass es Zeit für das dritte Kapitel wäre und hab's dann gleich hochgeladen. Mal gucken, wie lange ich noch für die letzten beiden Kapitel brauche. Bis zum 31.12. muss ich wohl oder übel alle hochgeladen haben, abgetippt sind sie nämlich schon längst. Wer eine ENS möchte, gibt mir bitte Bescheid, aber Favonehmer kriegen eigentlich ja auch per Einstellung eine.^^' Hikari P.S. Übrigens zuerst völlig vergessen. *** = http://www.youtube.com/watch?v=Q-agF65zV2c ♥ Kapitel 4: Phase 3: Nächtlicher Besuch und ein Ausritt ------------------------------------------------------ „Rui“, keuchte ich und drückte meine Hand auf meine Brust. Was erschreckte der mich auch so? „Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich konnte nicht schlafen und war im Bad, und auf dem Rückweg habe ich gesehen, dass du noch Licht anhast“, erklärte er, sah aber auf meinen Zettel. „Du arbeitest?“ „Eigentlich schon.“ Ich seufzte und legte meinen Block auf den Nachttisch, legte mich dann hin. „Ich komme einfach nicht weiter.“ „Rutsch mal“, befahl er, und ich gehorchte. Es war ein komisches Gefühl, dass er sich neben mich legte und dann auch noch einen Arm um mich legte, beziehungsweise ich mit meinem Kopf auf seinem Arm lag. „Weißt du, Jui, Liebe kann Freundschaft aufbauen, aber eigentlich nicht umgedreht. Aber erklär mir, wie du das meinst, vielleicht kann ich dir helfen.“ „Der ganze Text“, begann ich, „basiert darauf, dass die beiden Personen sich heimlich lieben, aber aufgrund der Umstände nur befreundet sein dürfen. Einem ist das aber egal, er will für die Beziehung kämpfen, der andere traut sich aber nicht. Dadurch entstehen Missverständnisse und die beiden beginnen, sich zu bekämpfen, obwohl sie sich eigentlich lieben.“ Ich spürte seinen Blick förmlich auf mir, aber ich sah weiterhin an die Zimmerdecke. Ich traute mich nicht, ihn anzusehen, weshalb auch immer. „Ich hätte nicht gedacht, dass du über unglückliche Liebe wirklich ernsthaft nachdenkst“, meinte er leise. „Das Thema ist nicht ganz einfach. Hast du dir ein Ende der Geschichte überlegt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ein gutes Ende wäre unpassend, aber ich habe keine Ahnung. Wenn mich nicht bald die Muse küsst, wird der Text wohl zu den unfertigen kommen.“ „Soll ich deine Muse sein?“, flüsterte er ganz nah an meinem Ohr und sorgte so dafür, dass sich auf meinem Körper eine Gänsehaut ausbreitete. „Wieso nicht?“, flüsterte ich, um das Zittern in meiner Stimme zu verbergen. Oh, verdammte…! „Wer weiß? Vielleicht willst du nicht, dass ich dich küsse.“ Ich zitterte heftig, als sein Atem meine Wange streifte, mein armes Herz schlug viel zu schnell. Wollte er mich verführen, oder was sollte das werden? Ich spürte, wie sich seine Lippen ganz unschuldig auf meine Wange legten. Danach zog er sich auch schon wieder etwas von mir zurück. Was war verdammt noch mal hier los? Ich hoffte nur, dass er nicht bemerkt hatte, wie sehr mein Blut in Wallung geraten war. Als ich am Morgen aufwachte, wusste ich zuerst nicht, wo ich war und was zum Teufel passiert war. Mein Kissen war… für ein Kissen ziemlich hart und schmal, wo meine Bettdecke war, wusste ich erst gar nicht, aber mir war warm, also war eine Wärmequelle in meiner Nähe. Ich blinzelte verwirrt und sah mich nach dem um, was mich geweckt hatte, und einen Moment blieb mein Herz fast stehen. Zwei meiner Cousinen saßen vor dem Bett und kicherten, aber das überraschte mich eigentlich weniger als die Tatsache, dass Rui neben mir lag. Schlagartig erinnerte ich mich an den letzten Tag – und auch die Nacht, was irgendwie wichtiger war – und konnte ein leises „Shit!“ nicht unterdrücken. Rui und ich hatten noch eine Weile nur dagelegen und uns unterhalten, und irgendwann mussten wir eingeschlafen sein. Ich dankte gerade nur meinem Glück, dass Sora nichts davon mitbekommen hatte. Das hätte wirklich Ärger gegeben. Ich legte mir meinen Zeigefinger an die Lippen und bedeutete Tori und Sakura das Zimmer leise zu verlassen. Bis auf den Flur schafften sie es auch, aber Türen leise zu schließen, war anscheinend schon schwer. „Jui?“, murmelte mein verschlafener Bettgenosse und sah mich leicht irritiert an. „Morgen, Rui. Du solltest vielleicht zu Sora zurück.“ Verständlich, dass ich das in Erwägung zog, nicht? „Ich wette mit dir, der ist schon auf.“ Langsam setzte er sich auf und strich sich durch die Haare. „Das wird ganz großen Ärger für mich geben.“ Ich stand auf und zog Rui ebenfalls aus dem Bett. „Was meinst du, was er mit mir machen wird, wenn er erfährt, dass du bei mir warst?“ Das würde wirklich Ärger geben, aber für den Anblick riskierte ich es gern. So verschlafen sah Rui nämlich verdammt süß aus. Vielleicht freute ich mich gerade deshalb noch mehr auf den Ausritt. Apropos Ausritt. „Ich habe gestern noch mit dem Nachbarn gesprochen, wir können uns die Pferde einfach aus dem Stall nehmen. Und ich dachte mir, dass wir nach dem Frühstück losreiten. Proviant können wir mitnehmen.“ Er nickte und lächelte mich an. Es sah aus, als wollte er etwas tun, von dem er sich nicht ganz sicher war, ob er es tun durfte. Ich wartete einfach ab und beobachtete ihn ruhig. Als er einen Schritt auf mich zu machte und mich auf die Wange küsste, schlug mein Herz einen Salto. Warum fühlte sich das nur so verdammt gut an? Eventuell, weil ich sicher war, Sora gegenüber einen netten Vorsprung zu haben. Rui hatte mich gern und er hielt sich offenbar gern in meiner Nähe auf. Der Morgen war ruhiger verlaufen, als ich erwartet hatte. Sora hatte zwar versucht, mich mit Blicken umzubringen, aber ich war noch putzmunter, als Rui und ich uns auf den Weg machten. Wir hatten genug Proviant mit, um auch noch dem Abendessen fernbleiben zu können, und genau das hatte ich eigentlich auch vor. An dem Ort, an den ich nämlich mit ihm wollte, konnte man den Sonnenuntergang sehr gut beobachten. Aber erst musste ich Pferde aussuchen und Rui helfen, er war trotz allem Umgang mit diesen Tieren ein blutiger Anfänger. Welches Pferd ich nehmen würde, stand sowieso fest. Kuro war seit Jahren mein Liebling, auch wenn er ganz gern etwas bockte. Nichts für Anfänger. Abschätzend lief ich also durch den Stall und blieb vor einer Box stehen. Rain war perfekt. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie ich vor zehn Jahren auf ihr reiten gelernt hatte. Warum sollte Rui dann nicht auch mit ihr anfangen? Gemeinsam putzten und sattelten wir die Pferde, bevor wir dann endlich los konnten. Anfangs führte ich Kuro noch und ging zwischen den Pferden, um Rui noch eine Art Absicherung zu geben, aber die Stute war so ruhig, dass ich bald keine Lust mehr hatte, nebenher zu laufen. Es würde schon nichts passieren. „Jui, darf ich dich etwas fragen?“, fragte er nach einer Weile, in der wir still durch den Wald geritten waren. „Klar. Was willst du denn wissen?“ „Hast du einen Freund?“ Im ersten Moment wunderte ich mich über die Frage, im nächsten ging mir aber schon auf, worauf das hinauslaufen könnte. „Nein“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Warum?“ Ja, das war eine gute Frage. „Vielleicht habe ich zu hohe Ansprüche, aber wenn ich mich verliebe, sind die unwichtig. Vielleicht auch, weil ich nicht einfach nur zum Ficken gut sein will.“ „Willst du überhaupt eine Beziehung?“ Ich seufzte und sah einen Moment auf meine Hände. Wieder so eine gute Frage. „Eigentlich schon. Es ist schön, geliebt zu werden, aber ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, den ich nicht liebe.“ „Das heißt, du würdest Schluss machen, wenn die Gefühle weg sind?“ Ich sah ihn an und nickte. „Alles andere wäre falsch.“ Dieses Mal nickte er. Aber sollte dieses Gespräch jetzt bedeuten, dass er an einer Beziehung mit mir interessiert war? Es kam mir auf jeden Fall so vor Es musste gegen Mittag sein, als wir den Ort, den ich ihm zeigen wollte, erreichten. Der Wald endete plötzlich und gab ein Tal frei. Vor uns lag eine kleine Wiese, die ein paar Meter weiter zu einem Hang zu dem kleinen See wurde. Ich hatte diese Aussicht immer geliebt, besonders zum Sonnenauf- oder Sonnenuntergang. „Wow“, kam es von meinem Gefährten, der sich fasziniert umsah. „Ja, das stimmt.“ Lächelnd stieg ich vom Pferd und holte die beiden langen Seile aus meiner Tasche hervor. Wir sattelten die Pferde also ab und banden sie an Bäume, durch die Länge der Seile konnten sie sich aber noch ausreichend bewegen. Wir setzten uns dicht nebeneinander ins Gras und sahen auf den See. „Es ist wirklich schön hier“, meinte Rui. „Und du passt genau in die Szenerie.“ Moment. Was sollte das jetzt wieder? Obwohl ich es schon süß von ihm fand, aber so ganz verstand ich ihn nicht. Und warum wurden meine Wangen auf einmal warm? Vor diesem Treffen war ich nie rot geworden, wenn man mir Komplimente machte. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass du so schüchtern sein kannst“, meinte er lächelnd und strich mir über die Wange. „Ich auch nicht“, murmelte ich so leise, dass er es eigentlich nicht hätte hören können. „So bin ich nur, wenn ich jemanden wirklich mag.“ „Nur, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, ich mag dich auch sehr. Mehr, als gut für dich ist“, sagte er und sorgte so dafür, dass ich ihn ansah. „Wie meinst du das?“ „Sora wird dir das Leben zur Hölle machen“, erklärte er und legte sanft einen Arm um mich. „Er wird dich nicht in Ruhe lassen.“ Ich lächelte etwas. Ich wusste nicht, warum, aber ich konnte nicht aufhören, ihm in die Augen zu sehen. „Das ist mir egal. Auch wenn wir in der gleichen Stadt wohnen, kommt er nicht an mich heran. Ich kann schon auf mich aufpassen.“ „Vielleicht“, flüsterte er und legte seine Hand auf meine Wange. Ich fragte mich zwar, ob er weiter gehen würde, aber ich wollte ihn küssen. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlte. Und er schien auf dasselbe aus zu sein, langsam näherte er sich meinem Gesicht. Ich schloss die Augen und wartete vielleicht einen Bruchteil einer Sekunde, bis sich unsere Lippen trafen. Wer hatte nur die Schmetterlinge losgelassen? Und warum war es plötzlich so warm? Dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich und ich genoss, wie sich seine Lippen gegen meine bewegten. Fast automatisch schlich sich meine Hand auf seine Seite und krallte sich in den Stoff seines Shirts. Ich spürte deutlich, wie seine Zunge sanft über meine Unterlippe fuhr und mich zu einer Handlung aufforderte, aber ich wollte ihn noch einen Moment hinhalten. Nur gab ich das auf, als ein warmer Schauer über meinen Rücken lief. Ich keuchte leise, als er mich in ein zärtliches Spiel verwickelte. Es fühlte sich einfach zu gut an, und so weit ich das abschätzen konnte, genoss er den Kuss auch, und hätte ihn wahrscheinlich auch noch länger gehalten, wenn uns nicht der Sauerstoff ausgegangen wäre. Mein Atem ging schnell und flach. Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen oder tun sollte, deshalb lächelte ich ihn einfach unsicher an. Ich konnte immerhin nicht wirklich einschätzen, was ihm der Kuss bedeutete. „Jui, ich… So kann das nicht weitergehen“, flüsterte er und sah mir in die Augen. „Ich muss das mit Sora beenden.“ Er ließ sich nach hinten sinken und sah mich an. Ich wusste nicht, was er von mir erwartete. Langsam legte ich mich ebenfalls hin und kuschelte mich an ihn, legte meinen Kopf auf seine Brust. Ich konnte ein erleichtertes Seufzen nicht unterdrücken, als er einen Arm um mich legte und mich streichelte. Trotzdem… „Überlege es dir gut“, bat ich. „Mir kann schnell langweilig werden.“ Wäre er für mich nur ein One-Night-Stand oder ein Spielzeug gewesen, hätte es mich nicht interessiert, aber durch die Situation mit meinen eigenen Gefühlen wollte ich ihm nicht wehtun. Aber meine Gefühle waren eben sprunghaft. „Keine Überlegungen mehr nötig. Du hast mir nur bewiesen, dass das mit Sora sinnlos ist“, erwiderte er. „Wir werden sehen, wie es mit uns weitergeht.“ Den Rest des Nachmittages lagen wir einfach nur da, und auch, wenn ich Hunger bekam, bewegte ich mich nicht. Wir lagen noch dort, als die Sonne unterging, und erst, als es langsam zu dunkel wurde, traten wir den Heimweg an. Kapitel 5: Wie man mit verschiedenen Gefühlen umgeht ---------------------------------------------------- Als wir wieder das Haus betraten, war ich einfach nur glücklich. Es war ein so schöner Tag vergangen, und morgen mussten wir schon wieder Abschied nehmen. Seltsamerweise machte es mich traurig, an die letzte Nacht hier zu denken. Ich hatte die komische Ahnung, dass ich wieder allein einschlafen und aufwachen musste. Sora würde alles tun, um Rui nicht an mich zu verlieren, und Rui wollte meinem Cousin nicht wehtun, also würde er nachgeben, auch wenn er mich wollte. Aber ich war niemand, der sich damit zufrieden gab, eine kleine Affäre zu sein. Wenn er mich wollte, dann ganz oder gar nicht. Völlig antriebslos ging ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett, starrte einfach an die Decke. Dann würde es wohl gar nicht sein, sehr zu meinem Leidwesen. Ich fuhr zusammen, als ich laute Stimmen aus dem Nachbarzimmer hörte. Ich versuchte, nicht hinzuhören, aber der Lärm ließ sich kaum ignorieren. Entweder stritten die beiden verdammt heftig oder sie hatten wilden Sex. Irgendwie tippte ich auf das zweite, auch wenn sich etwas in mir schmerzhaft zusammenzog und dafür sorgte, dass mir Tränen in die Augen traten. „Jui?“ Moment, die Stimme kannte ich. Sie gehörte zu einem guten Freund meiner Schwester, der hier wohnte. Riku. „Chihiro hat mich gebeten, nach dir zu sehen“, meinte er leise und stand unschlüssig in der Tür. Ich wollte antworten, aber vorher musste ich erst normal atmen, und nur daran scheiterte es. Ich schloss die Augen, um ihn zumindest meine Tränen nicht sehen zu lassen. Ich hörte, wie er die Tür leise hinter sich schloss und sich kurz darauf zu mir auf das Bett setzte. „Ist es wegen Rui?“ Woher wusste er davon? „Chihiro meinte, dass er dir wichtig ist. Sie stand vor vielleicht einer Viertelstunde vor meiner Tür, weil sie nicht sicher war, ob du mit ihr reden willst.“ Manchmal war mein Schwesterchen doch ganz süß. Wer würde extra zu einem Nachbarn gehen, wenn man sich sorgte? „Riku, nach was klingt das? Streit oder Sex?“, brachte ich erstickt hervor. „Könnte beides sein.“ Langsam zog er mich an sich und strich mir über den Rücken. Es tat mir gut, wie er offenbar versuchte, mich zu trösten. Auch wenn ich ihn vor Jahren einmal gegen Sora eingesetzt und mit ihm gespielt hatte. Aber ich hatte mich entschuldigt und er hatte mir anscheinend komplett verziehen. „Sei ehrlich. Liebst du ihn?“ Liebe war ein sehr großes Wort. Aber ich nickte. Etwas anderes konnte das nicht sein, sonst hätte ich nicht geheult und keinen Trost gebraucht. „Das wird schon. Ehrlich, dich hat doch wohl noch nie jemand abgelehnt, erst recht nicht in dem Vergleich.“ „Einmal ist immer das erste Mal“, brachte ich mit zitternder Stimme hervor und klammerte mich förmlich an ihn. Es hätte mich zwar mehr getröstet, wenn Rui für mich da gewesen wäre, aber Riku half mir gerade auch ganz gut. „Nicht bei allem. Sora kann dir doch niemals das Wasser reichen.“ Klar wusste ich das, aber Sora wollte Rui und Rui war zu nett. Wie oft hatte ich das schon festgestellt? „Und selbst wenn, es gibt noch mehr nette, gutaussehende, junge Typen, die alles für dich geben würden. Wenn er dich nicht nimmt, hat er dich auch gar nicht verdient“, versuchte Riku mich weiter zu beruhigen. „Ich will aber ihn“, protestierte ich schwach. So sah es eben aus. „Du kannst niemanden dazu zwingen, dich zu lieben.“ Ich wollte mich auf keine Diskussion mit Riku einlassen, dazu hatte ich die Kraft gar nicht, also ließ ich mich nur von ihm halten. Warum tat das auch so weh? Die gut gemeinten, beruhigenden Worte und die Wärme und Nähe brachten aber nichts, oder zumindest nicht viel. Dass der Lärm aufgehört hatte, störte mich auch nur geringfügig. Meine Nerven und ich waren am Ende. „Störe ich?“ Beim Klang von Ruis Stimme fuhr ich zusammen. Was wollte der denn hier und warum war ich jetzt in so einem jämmerlichen Zustand? „Nein“, antwortete Riku und löste sich aus meinem Klammergriff, stand dann auf. „Du kommst genau richtig, um dich für das, was du angerichtet hast, zu verantworten.“ Äh… Was? Riku wollte gehen und Rui sollte sich um mich kümmern? Mann, Riku musste doch wissen, dass das alles nur noch schlimmer machen würde, sofern das in meinem Zustand noch möglich war! „Ist gut“, erklärte der Schwarzhaarige und setzte sich zu mir. Ich hörte nur, wie die Tür hinter Riku zufiel. „Was ist los, Jui?“ „Was los ist?!“ Ich holte tief Luft und wischte mir über die Augen, bevor ich ihn ansah. „Ich liebe dich, du Idiot! Und du fickst meinen Cousin, nachdem du mir Hoffnungen gemacht hast!“ „Ich…?“ Verdutzt sah er mich an, lächelte dann aber. „Wir hatten keinen Sex, wir haben uns angeschrien, weil ich Schluss gemacht habe. Aber es ist schön zu hören, dass du mich liebst.“ Ein paar Mal atmete ich unruhig ein und aus, meine Tränen versiegten einfach. „Wie jetzt?“, brachte ich immer noch etwas erstickt hervor. Sanft strich er mir die Tränen von den Wangen. „Sora hat mich rausgeschmissen und ich wollte dich fragen, ob ich bei dir schlafen kann.“ „Sicher“, murmelte ich und sah ihn an. Irgendwie war es mir plötzlich peinlich, dass ich ihm meine Gefühle gestanden hatte. Ich und mein vorschnelles Mundwerk! „Ich dich übrigens auch.“ Er küsste mich kurz und stand dann auf, verfrachtete seine Tasche auf einen Stuhl, während ich fassungslos auf dem Bett saß. Ich brauchte auch einen sehr langen Moment, um zu begreifen, worauf sich seine Bemerkung bezog, allerdings war ich da schon dabei, mich umzuziehen. Ich war zufrieden, als wir uns unter der Decke aneinander kuschelten, aber als sich seine Hände unter mein T-Shirt schoben und kurz über meine Shorts stoppten, war da ein anderer Wunsch in mir, erst recht, als er mich enger an sich zog. Aber es gibt Dinge, die niemanden etwas angehen, auch wenn die Nacht wunderschön war. Am nächsten Morgen erschienen wir gemeinsam unten, und Rui hatte darauf bestanden, meine Hand zu halten. Sora hatte schon erzählt, dass Rui und er nicht mehr zusammen waren, und jetzt war auch allen klar, warum. Aber mich störte es nicht. Mich wurmte nur, dass mein Freund jetzt mit dem Zug fahren sollte. Und aus dem Grund überzeugte ich auch meine Eltern davon, dass er sicherlich noch mit in das Auto passen würde, auch wenn Rui das eigentlich nicht gewollt hatte. Aber meine lieben Eltern hatten von sich aus auch gesagt, dass er ruhig noch eine Weile bei uns bleiben durfte, was er auch dankbar angenommen hatte. Das ging auch nur, weil wir Ferien hatten, aber ich spürte, dass Rui dankbar war, nicht direkt zu seinem Vater zurück zu müssen. Auf der Heimfahrt holte ich ein wenig verpassten Schlaf der Nacht nach und stellte dabei fest, dass seine Schulter ein wahnsinnig geeignetes Kopfkissen war. Ich wusste nicht, wie lange das mit uns halten würde, aber ich wollte dieses Gefühl genießen, so lange es anhielt. Und ich würde ihm helfen, das Problem mit seinem Vater zu bewältigen. Zu den Reaktionen auf unsere Beziehung… Klar, Sora war auch nach Wochen nicht milde gestimmt. Irgendwie konnte ich ihn auch verstehen, er liebte Rui genauso wie ich, und ich hatte ihm Rui nun mal weggenommen. Sicher war das nicht fair gewesen, aber das war das Leben eh viel zu selten. Meine Familie hielt sich weitestgehend da raus. Sie sahen, dass ich glücklich war, und so lange war es für sie in Ordnung. Meine Freunde waren mehr als überrascht, aber sie nahmen Rui sofort auf und erklärten sich bereit ihm zu helfen, worüber ich mich natürlich freute. Wer wünschte sich nicht, dass die Freunde den festen Freund zumindest akzeptierten? Und seine Freunde wunderten sich zwar, dass er jemanden wie mich aus einer sehr guten Gegend (zumindest im Vergleich zu der, aus der er kam) abbekommen hatte, aber sie schienen mich zu mögen. Oder sie waren einfach nur gute Schauspieler. Jedenfalls waren sie froh, dass er Sora los war. Tja… Ich weiß bis heute nicht, wie genau das alles gekommen ist, aber das ist egal. Und wie es weitergeht, wird sich zeigen. _________________________________________________________________________________ Das letzte, kurze Kapitel und Rikus großer Auftritt. *Konfetti schmeiß* Nachdem ich jetzt ja einen neuen, nicht kaputten und ständig abstürzenden Laptop habe, musste ich zwar die Dateien erst von der externen Festplatte in meine eigenen Dateien kopieren, aber hey, who cares?! Der Abschluss lässt einiges offen, das ist mir bewusst, und ja, das ist so beabsichtigt. Dass Sora nicht besonders begeistert ist, kann bestimmt jeder ganz gut nachvollziehen, und was in der Nacht passiert ist... Guut, ich glaube, auch da weiß jeder, was ich meinte. *hust* Ich hoffe, es hat den Lesern gefallen und man liest sich eventuell bei anderen FFs mal wieder. Wen die Ich-Perspektive stört - keine Angst, ich schreibe nicht allzu oft so.^^' Ich persönlich finde auch, dass ich darin nicht so gut bin wie in der außenstehenden Perspektive, aber auch das ist egal. http://www.youtube.com/watch?v=5b08mIt4M0w Das Video wird meine Wünsche an euch relativ deutlich zeigen, beziehungsweise allein dem Songtitel habe ich nur noch einen guten Rutsch in der Jahr 2012 hinzuzufügen. Schöne Feier- und Urlaubstage an die Auszubildenden und Arbeitenden, an die Schüler schöne Ferien (meine fangen Ende der Woche an, aber was soll's. ;D). Bis vielleicht irgendwann mal.^^ lF Hikari Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)