Eisvogel von Anemia (Der erste Stock) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Oft, wenn ich allein auf meinem Bett saß, die Sehnsucht nach Liebe mich übermannte und ich mich nach intensiven Glücksgefühlen verzehrte, verschaffte ich mir einfach ein wenig Freude. Einsame Freude an einem Empfinden, welches man eigentlich mit einer zweiten Person teilen sollte, einem Menschen, dem man vertraut, dem man am liebsten die ganze Welt zu Füßen legen würde, weil er sie verdient. Ich glaubte noch immer daran, an dieses Märchen von der immerwährenden Liebe, auch wenn ich häufig resigniert den Kopf schüttelte, wenn ich mein Antlitz im Spiegel betrachtete und mir ein nur durchschnittlich hübsches Gesicht entgegenschaute. Meine Augen waren klein und rund und von meiner Nase wünschte ich mir, dass sie stupsig wäre und nicht so merkwürdig spitz, dass es gar nicht zu meiner runden Gesichtsform passen wollte. Die Haare wollten auch nicht so wie ich, der Pony bog sich fürchterlich zur Seite und verdeckte meine Augen nicht mehr, so, wie ich es eigentlich anstrebte. Aschblond - wer war schon freiwillig aschblond? Und dann diese Pickel... Von meinem Körper fing ich besser gar nicht erst an zu berichten. Dabei war Optik so wichtig in der heutigen Zeit, die Medien übermittelten mir dies täglich. Frauen mit großer Oberweite und langen, schlanken Beinen. Männer mit Sixpack und kantigem Gesicht. Auch wenn ich wusste, dass diese Schönheitsideale nur Klischees waren, so erlangte ich ebenfalls die Erkenntnis, dass der Durchschnittsbürger eben auf dieses Klischee stand. Fragte sich nur: Stand ich auf den Durchschnittsbürger, den Nullachtfünfzehnmenschen? Nein. Aber auf was stand ich denn überhaupt? So wie ich wusste, dass ich Glück und tiefes Empfinden wie die Luft zum Atmen benötigte, so wenig wusste ich eigentlich über meine Seele, konnte ihre Wünsche nicht deuten und schon gar nicht in die Tat umsetzen. Letzteres scheiterte vor allem an meinem größten Manko, der fast schon krankhaften Schüchternheit. Machte ich den Mund auf, um etwas zu sagen, purzelten garantiert gestotterte Halbsätze heraus, für die man mich ganz sicher schon verlacht oft verlacht hatte. Behindert kam ich mir in solchen Momenten vor. Die anderen mussten doch denken, ich sei geistig nicht ganz auf der Höhe, zurückgeblieben, einfach dumm. Noch so ein Punkt, von dem ich dachte, damit niemals ein Herz gewinnen zu können. Machos will die Frauenwelt, auf was die Männerwelt aus war, konnte ich nur erahnen. Ich zumindest wusste nicht, was ich wollte. Ich wollte etwas, das spürte ich, da war ein Verlangen in mir, ein unsägliches gar. Und wenn ich diesen Gefühlen entkommen wollte, machte ich es mir eben, und wenn es dreimal täglich geschah, es war angenehm, oftmals das angenehmste Empfinden, welches ich mir an einem tristen Alltag bereiten konnte. Denn Triebe hatte auch ich, starke Triebe, die jedoch kein Medium verlangten. Richtigen Sex konnte ich mir nicht vorstellen, das lag alles noch in weiter Ferne. War das normal für einen Jugendlichen, fragte ich mich in stillen Momenten? Wollte sich denn nicht jeder gern einmal ausprobieren, diese Gefühle erforschen und damit sein Erwachsensein unterstreichen? Vielleicht machte ich mir aber auch ganz umsonst Gedanken darüber, dass es nun endlich einmal geschehen musste? Aber ich meine, welcher normale Mensch ist mit 18 Lenzen auf dem Buckel noch jungfräulich? Keiner, eben. Und ich schämte mich dafür. Auch wenn ich es eigentlich noch gar nicht wollte, da ich im Herzen noch ein Kind war, es machte mir zu schaffen, denn ich hatte keinen Bock, dass es irgendjemand erfahren könnte und mich somit zum Gespött der ganzen Schule machte. Wenn die anderen über ihre Erlebnisse sprachen, ganz unverblümt, als sei es das Normalste und zugleich Wichtigste auf der Welt, konnte ich nur zuhören und hoffen, dass mich niemand darauf ansprach. Denn im Lügen war ich grottenschlecht. Wenn mich nicht meine Worte verrieten, dann meine Gesten und meine Mimik. Deshalb verfluche ich einen gewissen Tag noch heute, weil ich so ein Idiot war. Ein hässlicher, liebessüchtiger und zugleich sozial inkompetenter Idiot. Und ich hasste meine Ohren. Die gehörten echt dem Hund vorgeworfen, damit er darauf herumkauen kann. Kapitel 1: Stöckelschuhe ------------------------ Tock, tock, tock... Dieses monotone Geräusch schien mich zu verfolgen, den ganzen Schulweg schon begleitete es mich. Tock, tock, tock. Immer wieder, in ein und demselben Rhythmus. Es nervte. Ich hasste es. Ich legte an Tempo zu, da ich es eh nicht abkonnte, wenn man mich verfolgte, wahrscheinlich war ich schon paranoid geworden durch den ganzen Scheiß, der mir täglich widerfuhr. Doch das 'tock, tock, tock' schien kein Ende zu nehmen, es machte mich wütend, ungeduldig. Rasend! Wenn man Arroganz akustisch wahrnehmen könnte, sie hätte genau dieses Klang. Arroganz gepaart mit Machtempfinden, Dominanz mit Unterstreichung des Geschlechtes. Denn wir alle waren schon als Babys in blaue oder wahlweise rosa Deckchen eingepackt worden, je nachdem, was der Herr Doktor bei der Geburt zwischen den Beinen vorfand. Fein, dass Fräulein Stöckelschuh so stolz stöckelte, denn natürlich war es wunderbar, wenn man als weibliches Wesen auf die Welt kam. Man konnte mit großer Oberweite protzen, wenn man eine besaß, man konnte so schön mit anderen Vertretern des Geschlechtes über Gott und die Welt herziehen und natürlich mit der besten Freundin über die neusten, sexuellen Erfahrungen plaudern. Wenn Männer sich verziehen, dann wird es ein schöner Tag, so sagen sie, voller Stolz über das, was der Herr im Himmel ihnen an den Unterleib gebastelt hat. Andererseits - ohne Männer leben? No way! Sex ist das höchste Gut der Menschheit, und wenn du keinen hast, dann bist du ein beschissener Klemmi oder fast ein Wesen von einem anderen Stern. Star-Wars-Theme bitte auflegen, Mr DJ. Sollte wohl mein Soundtrack werden. Und er tockte weiter, der Stöckelschuh auf Asphalt. Von Weitem schon konnte ich den tristen Hof der Schule erkennen, die ich besuchte. Wie sehr freute ich mich nun auf Dan, auf Chris und die anderen schwanzgesteuerten Konsorten, die am Wochenende sicherlich wieder viel Spaß mit Weibern hatten und heute natürlich lautstark über ihre Erlebnisse berichten mussten, sich freilich mit ihren Eroberungen übetrumpften, bis es schmerzte. Schließlich war man erst Mann, wenn man seine erste Frau flachgelegt hatte. Vorher war man Bübchen. Sexy. Seltsam. Eigentlich müssten sie doch auch allesamt Stöckelschuhe tragen. Gibts bestimmt auch in blau, für Jungs. Sollte ich dem Herrn Direktor mal als Schuluniform vorschlagen, denn die netten Schuhe würden sicher über neunzig Pronzent der Schülerschaft wunderbar stehen. ***** Da lehnte ich mich nun gegen die Mauer, mutterseelenallein und Chris samt Kumpanen misstrauisch aus den Augenwinkeln beäugend. Die Typen waren mir einfach nicht geheuer mit ihren dummen Sprüchen, die so des Öfteren in meiner Gegenwart abließen, in ihrem ekelhaftem Jargon, den sie stets und ständig an den Tag legten und den Beschreibungen ihres Genitals, welches ich danach schon fast malen könnte, hätte ich gewollt. Doch daran war ich nicht interessiert, machte ich mir weder etwas aus Schwänzen - davon hatte ich selbst einen - noch aus Vaginas. Sie würden mich der Asexualität bezichtigen, wenn sie wüssten, was sie niemals erfahren sollten. Nein. Sie kamen auf mich zu, auf ihren imaginären Stöckelschuhen. Das 'tock, tock, tock' bildete ich mir gar ein, hören zu können. Tock, tock, tock till the very death of me. "Na, Mauerblümchen, alles fit im Schritt?" Mein Magen krampfte sich augenblicklich zusammen und ich fühlte mich, als würde er mein mühsam hinuntergewürgtes Frühstück aus meinem Körper befördern wollen. Nun war ich wieder ganz klein und schwach, da konnte ich mir in der Freizeit sonst wie viele Kontersprüche ausdenken. Ich würde sie nie über die Lippen bekommen, das wurde mir spätestens in dem Moment klar, in dem es darauf ankam. Shit. Was tat ich, während ich mich innerlich ein Arschloch schimpfte? Ich lächelte Christian an. Sah ihm in die Augen. Verabscheuenswürdig sein Blechpickel an der Unterlippe, seine liederlich unter der Schirmmütze hervorragenden, blonden Strähnen. Ekelhaft der Gedanke daran, dass er einer dieser Leute war, die sich dermaßen heterosexuell gaben. Ich hatte Angst vor ihm, irgendwie schon, aber mehr noch stieß er mich ab mit allem, was er tat. Er war dieses verdammte, lebende Klischee! "Hab' gehört, du sollst noch Jungfrau sein, Jaden. Oh mein Gott, wie süß!" Er gluckste kurz in sich hinein, erlangte aber bald wieder zur Beherrschung, während seine Hand auf Konfontationskurs mit meiner Schulter ging. Fass meinen Hoodie nicht an! "Aber ist ja klar, dass so ein Hässlow wie du keine Tussen abkriegt. Oder?" Oh heilige Bullenscheiße. Jetzt hatten sie mich. Genau diese Stelle, die mir besonders weh tat. Irgendwann musste es so kommen. In mir arbeitete es, es ratterte wie wild, mein Kopf wurde heiß und meine Hände kalt und - mein Mund blieb verschlossen. Sollte ich lügen? Ich konnte nicht. Was dann? Mir war so warm, so unerträglich warm. Meine Ohren brannten wie Feuer. Mehr gab mein Körper nicht von sich. "Der Emo! Es stimmt also! Der hat noch keine Frau geknallt! Alter, das gibt's nicht! Boah, das Opfer!" Wie eine Horde Betrunkener stimmten sie 'Like a Virgin' an, schubsten mich gegen die harte Wand, in der ich am liebsten verschwunden wäre und überließen mich nach einer Weile einfach mir selbst, doch ich wusste, ich dürfte mir die Sprüche noch häufig anhören, wenn sie einen Anlass fanden, mir die Tatsache meiner Jungfräulichkeit auf die Nase zu binden. Und nun ging es mir beschissen, gelinde gesagt. Ich hätte heulen und kotzen gleichzeitig können, schimpfte mich selbst ein Arschloch und einen Idioten, denn wieso, verdammt nochmal, hatte ich es quasi zugegeben? Es stellte zwar laut Kirche eine Todsünde dar, falsch Zeugnis zu reden, aber seit wann bekannte ich mich zu einer Religion? Für mich waren das alles Schwachmaten, die genauso gut noch an den Weihnachtsmann glauben könnten und sich stets an einer höheren Macht festkrallten, die dann schon richten würde, wenn es ihnen dreckig ging. Ich glaubte nicht, dass die frommen Gebete irgendeinen Nutzen mit sich brachten. Mich hätte der Herr im Himmel sowieso nicht erretten wollen, obwohl ich noch immer keinen Beischlaf vollzogen hatte. Und Onanie ist voll in Ordnung. Fragt die allmächtige Bravo. Ich fühlte mich ganz weinerlich, wie ein Kleinkind, welches man von seiner Mutter entfernt hatte. Jetzt noch hinein in diese Kammer des Schreckens und sieben Stunden ausharren in Gesellschaft derer, die einen Grund hatten, mich zu verachten. Beruhte zwar irgendwie auf Gegenseitigkeit, aber ich zeigte meinen Hass nie, denn ich wusste, wie hart einen dieses starke Gefühl in die Brust pieken konnte. Drei Minuten bis das Stundenklingeln einsetzen würde. Ich ließ meinen Blick unruhig über das Gelände wandern, wollte mich erst in meine Bank setzen, wenn der Lehrer mir ein wenig Sicherheit schenken konnte. Unweit von mir an der Mauer konnte ich Mihai ausmachen, gleichgültigen Blickes an seiner Zigarette ziehend und herzhaft die grauen Schwaden in die Luft blasend. Der hatte die Ruhe weg, immer. Er kassierte in einem Fort Sechsen, egal in welchem Fach, aber anstatt sich zu ärgern oder wie die anderen den Lehrer als ein schwules Arschloch zu bezeichnen, steckte er den Zettel einfach ohne ein Wort in seine Tasche und verzog keine Miene. Vielleicht wusste er auch, dass es seine Schuld war, denn jeder ist für seine eigene Dummheit verantwortlich und für die Dinge, die er tut oder auch lässt. Und dass Mihai es stets unterließ, ein Buch aufzuschlagen und brav darin zu lernen, wusste die gesamte Schülerschaft. Deshalb wurde er in diesem Herbst auch schon 22 Jahre alt und ich fragte mich, ob er die Schule noch besuchen wollte, wenn er bereits Enkelkinder besaß. Stop. Nein, Enkelkinder würde er wohl nie haben. So wie Jack und er sich immer anschauten, auch wenn es durch ihre coolen Sonnenbrillen war, legte das Schiff bei den Beiden garantiert am anderen Ufer an. Okay, vom Optischen her würde ich das auch annehmen. Jede lackschwarze Haarsträhne saß bei dem Sohn rumänischer Eltern am rechten Platz, fein säuberlich nach oben gegelt. Und Piercings trug er in dem ebenmäßigen, glatt rasierten Gesicht, das mich oft schon an eine Puppe erinnert hatte, so absurd wie es klang. Man musste einfach auf seine Lippen schauen, zogen die funkelnden Dinger jedermanns Blicke magisch an. Von den fetten Tunnels in den Ohren, in die er wahlweise Pflöcke oder gar große, runde Klunker steckte, wollte ich gar nicht erst anfangen. Aber es stand ihm einfach, und darum wusste er, so cool wie er sich stets verhielt. Niemand hätte es je in Augenschein gezogen, ihn wegen seinem auffälligem Style zu mobben, niemand hatte auch nur je einen doofen Spruch abgelassen, wenn er Jack auf seinem Schoß sitzen ließ und sie sich angrinsten, voller schmutziger Gedanken, für jeden offensichtlich. Er hatte den perfekten Körper, an dem jeder Muskel genau die richtige Ausprägung besaß, eine Haut von der Farbe eines Cappuccinos minus Schlagsahne und eine Ausstrahlung, die man nicht beschreiben konnte. In stillen Momenten wünschte ich mir, ein klein wenig sein zu können wie er. Auch wenn dies bedeutete, dass ich irgendwann mal mit meinen eventuellen Enkelkindern zusammen zur Schule gehen würde. Hand auf meiner Schulter. Erneut. Shit! Ich rechnete bereits mit dem Schlimmsten, nämlich mit Chris und Kumpanen, entdeckte aber als ich mich reflexartig umdrehte lediglich Kolja, die Grinsekatze, heute mal wieder besonders grinsig. Wahrscheinlich, weil ich mich so erschreckt habe, da ich in meiner Gedankenwelt versunken war. Ich musste zugeben, mir fiel ein Stein vom Herzen. Noch mehr Virgin-Lieder konnte ich kaum mehr vertragen. "Ey du Träumer", gluckste Kolja, der wahrscheinlich einzige halbwegs normale Mensch in diesem Irrenhaus respektive Puff. "Was glotzt'n du so auf den Mihai? Sag bloß, du bist verschossen in das Toastbrot? Nee, oder? Du und schwul?" "Ach, Quatsch!" Peinlich, dass ich so unwirsch reagierte, dazu noch bei so einem heiklen Thema, denn erstens log meine Reaktion - ich wollte schließlich nichts von dem Typen - und zweitens wusste ich, dass mein Ab-und-zu-Kumpel nicht sonderlich viel von Homosexuellen und solchen, die den Anschein machten als ständen sie unter der Regenbogenflagge, hielt. Und auf Mihai war er erst recht nicht gut zu sprechen. Für Kolja war er ein arroganter Schnösel, den er heimlich 'Tucke' nannte, wenn er ihn mal wieder um das Abschreiben der Hausaufgaben bat, da er selbst zu faul war, um sie zu erledigen. Oder zu dumm. "Sieht mir aber ganz anders aus, Jaden. Ich beobachte dich schon seit einiger Zeit und was für Blicke du ihm zugeworfen hast...uh lala..." Zum zweiten Mal an diesem Tage wünschte ich, einfach im Erdboden versinken zu können, spurlos und ohne, dass mich jemand vermisst. Aufregung brachte mich nun auch nicht weiter, also sagte ich besser gar nichts. Wie ich es immer tat. Kolja hatte sich schließlich neben mich gestellt, die Hände in den Hosentaschen versunken und schwieg, während er auf den Boden schaute und mit der Schuhspitze einen Zigarettenstummel wegkickte. "Es geht mich ja nichts an, aber überleg dir das gut, ne?" Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, ich schaute fragend zu ihm hinüber. Er hatte wohl registriert, dass ich nicht so recht verstand, was er meinte, also setzte er zu einer Erklärung an. "Naja...du weißt selbst, dass er dumm wie Bohnenstroh ist und nur auf sein Äußeres bedacht...und außerdem...", er machte eine kurze Pause, atmete tief durch, "steckt der seinen Schwanz in jedes Loch...nicht nur in Jacks..." Nun blickte er mir direkt in die Augen, durch welche ich kaum mehr etwas sehen konnte, da meine Haare vor sie gefallen waren. "Tu mir das bitte nicht an! Du darfst nicht schwul werden! Ich hätte keinen Plan, wie ich mit dir umgehen sollte..." Innerlich verdrehte ich die Augen. Das war doch total aus der Luft gegriffen! Nur, weil ich in Gedanken war und zufällig Mihai dabei anglotzte, weil er peinlicherweise so etwas wie ein Vorbild für mich darstellte, machte mich das noch lange nicht zum Gaylord! Klar, der Typ war attraktiv und absolut tough, aber ich war weit davon entfernt, auf ihn zu stehen. Wenn ich jemals überhaupt auf jemanden abfahren würde, dann wäre das Angelina Jolie oder irgendeine andere Person des schönen Geschlechts gewesen. Aber doch nicht Mihai, der mit der Riesenperücke alias Jack vögelte! Und womöglich mit jedem anderen auch... Glücklicherweise schien das Thema für Kolja nun gegessen zu sein, da auch ich nichts mehr darauf zu sagen wusste. "Eigentlich bin ich gekommen um dich zu fragen, ob du heute Abend ins Darkstar kommst. Ich hab' nen Gig mit meiner Band, voll die große Sache. Hab' jetzt schon Hummeln im Hintern und würd mich echt über bisschen moralische Unterstützung freuen..." Ja, Kolja, unser großer, aufstrebender Rockstar. Ein paar Mal schon hatte ich seiner Band, deren Namen ich leider vergessen hatte, da für mich unwesentlich, bei den Proben zugehört und bin zu dem Ergebnis gekommen, die Musik sei eher mittelmäßig, was wohl weniger an Kolja als an dem grottenschlechten Drummer lag. Aber den wollte er ja nicht auf den Mond schießen, selbst schuld. Dass sie nun endlich einen Kneipenbesitzer dazu überredet hatten, sie zu buchen, war eine Sensation. Und es war nicht verwunderlich, dass Kolja Schiss vor dem Auftritt hatte. Da ich eh nichts besseres zu tun hatte, willigte ich ein. Chris würde nie auf die Idee kommen, ein Metalkonzert zu besuchen, war der eher so der Hopper mit Riesenhosen und peinlich fettem Goldkettchen um den Hals. Also konnte ich mich ruhigen Gewissens dort blicken lassen. Kolja freute sich über meine Zusage, grinste wieder und ich für meinen Teil war froh darüber, wieder einen Menschen glücklich gemacht zu haben. Dann dampfte er ab, jedoch nicht ohne mir noch etwas zuzurufen. "Und lass dich nicht ans andere Ufer schippern von diesem Stöckelschuhträger!" Verdutzt blieb ich zurück. Kolja wusste anscheinend nicht, dass das Tragen von besagten Schuhen keinesfalls etwas mit Crossdressing zu tun hatte. Und ob Mihai wirklich Stöckelschuhe trug, konnte ich nicht sagen. Aber wahrscheinlich war es der Fall, sollte das stimmen, was Kolja mir über ihn verraten hatte. Kapitel 2: Iubitule ------------------- Am Abend, nachdem er brav seine Schularbeiten für den nächsten Tag erledigt hatte, trottete der Vollpfosten, welcher gewöhnlicherweise auf die Bezeichnung Jaden hörte, auf den feschen Club namens Darkstar zu. Auch wenn ich mittlerweile gar keinen Bock mehr hatte, irgendjemandem unter die Augen zu treten, erstens, weil ich leichte misanthropische Neigungen hegte und zweitens, weil ich nun speziell Kolja antreffen musste. Der würde Luftsprünge machen, wenn ich es wagen würde ihm anzuvertrauen, dass ich für eine Millisekunde lang an Mihai gedacht hatte, als ich an der Palme wedelte. Ich selbst war ja auch absolut begeistert von meinem Kopfkino. Nun wusste ich echt gar nicht mehr, ob mein russischer Freund denn nicht doch ein klein wenig recht mit seiner Vermutung besaß, schließlich stellte sich niemand Angela Merkel oder unseren fetten Geschichtslehrer vor, während er gewillt ist, sich Lust zu verschaffen. Und flöten gegangen ist aufgrund Mihais geistigem Abbild nicht wirklich etwas. Im Gegenteil. So ein Murks. Ich wollte kein Mister Rainbow sein, das ist doch peinlich. Auch wenn ich gegen die Allgemeinheit der Schwulen nicht wirklich etwas hatte, dann doch gegen homosexuelle Fantasien in meinem so schon kranken Hirn. Und dann auch noch Mihai... Vielleicht sollte ich nun die Hütte betreten, damit ich in Ruhe eins, zwei Schnäpse bechern konnte, die mir hoffentlich als Exorzist dienen würden. Teufelchen Mihai musste verschwinden, auf der Stelle. Eine schwule Jungfrau war nämlich bedeutend schlimmer als nur eine Jungfrau. Kolja war schon eifrig dabei, seinen Mikrophonständer für seine Größe auszurichten, das Ding benötigte er schließlich auf Höhe seines Mundes, auch wenn das absolut pervers klang und Mikrophone eine Phallusform besaßen. Hastig verbannte ich diese Gedanken aus meinem Kopf und rief ein lautes 'Hallo!' gegen die Musik. Erst jetzt bemerkte mein Kumpel meine Anwesenheit, nickte und lächelte mir zu, bevor er sich wieder an die Arbeit machte. Okay, der wollte wohl nicht quatschen und benötigte doch keine moralische Unterstützung, gut so. Ich war froh, wenn mich alle in Ruhe ließen. Meinen Popo ließ ich auf eines der schwarzen Ledersofas sinken, auf dem ich mich ein wenig so fühlte, als wäre ich statt in einem Rock- in einem Sadomasoclub gelandet. Das hätte noch gefehlt, konnte ich noch nie nachvollziehen, was an Haue kriegen so toll sein sollte. Nicht umsonst schreien kleine Kinder, wenn man ihnen einen Klaps auf den Hintern gibt. Und wenn ich ein Pickel am besten Stück hatte, gestaltete sich das Wichsen ebenfalls schwierig, denn der pieksende Schmerz war nicht sonderlich angenehm und ein absoluter Lustkiller. Da konnte auch Mihai nichts mehr richten. Ich scholt mich innerlich selbst dafür, erneut an diesen Namen gedacht zu haben. Komm, Frau Domina, gib mir, was ich brauche und verdiene. Aber Pustekuchen. Frau Domina wollte sich meiner nicht erbarmen, anstelle konnte ich zwei dunkle Haarschöpfe an der Theke ausmachen, die mir irgendwie bekannt vorkamen. Man. Der eine war unverkennbar Jack, seine Riesenfrisur verriet ihn - und um herauszufinden, wer dann der andere Typ war, musste man kein Medium sein, schließlich waren Jack und Mihai aneinander festgewachsen, wie siamesische Zwillinge. Aber dass ihre Bruderliebe anscheinend so weit ging, war nicht gut. Nicht, dass ich Ansätze von Eifersucht gezeigt hätte, nein, es war einfach nur der Fakt, dass Twincest sich nicht gehört. Punkt. Klammheimlich zog ich mir meine Kapuze über den Schädel, die ich dank Hoodie immer mit mir führte, hoffte sehnlichst, das Paar würde mich nicht entdecken, auch wenn das theoretisch gar nicht den Weltuntergang mit sich bringen würde, denn wann hatte ich auch nur ein Wort mit dem Rumänen gewechselt? Nie. Denn über was sollte ich mit mit ihm austauschen? Für Haarstyling und Klamotten interessierte ich mich keineswegs. Und mit intellektuellen Themen kam man Mihai am besten gar nicht erst. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Jack, dann wieder Mihai, an dem mein Blick schließlich kleben blieb, wofür ich absolut nichts konnte. Oder würden Sie einen Typen, welcher mit enger Lederhose und frontseitigen Schlitzen an den Beinteilen an der Bar steht, ignorieren? Könnten Sie beruhigt an Ihrem Drink nippen, wenn er dazu noch eisblaue Federn als Ohrringe trägt? Und würden Sie nicht auch durchdrehen, wenn Sie sehen, dass er ein Tanktop trägt, welches seine knackigen Oberarme entblößt? Halleluja. Mihai musste ein Teufel sein. Aus der Hölle kam er allenfalls, so heiß, wie er noch immer war. Tief durchatmen, Jaden, nur nicht so auffällig hinglotzen, sonst merkt noch jemand was. Nun gönnte ich mir den ersten Schluck meines Cocktails, übersetzte dieses artig anmutende Wort zunächst einmal in die deutsche Sprache und kam mir total dumm vor, so wie ich am Strohhalm saugte. Ich war eindeutig versext worden, und das war überhaupt nicht mehr witzig. Doch noch weniger witzig erwies sich die Tatsache, dass ich ganz in meiner Nähe Stimmen hören konnte, diese gingen über in Gelächter und dann gab die Couch auch schon nach. Lass es Kolja sein, lass es... Natürlich nicht Kolja. Mein Herz erlitt beinahe einen Infarkt, als ich nach rechts schielte und die zerrissene Lederhose erblickte. Ganz normal bleiben, Jaden, es ist alles okay, es ist alles in Ordnung, du darfst jetzt nur nicht... "Hey, Jaden." Gnah! Der Strohhalm blieb mir beinahe im Halse stecken und die honiggelbe Flüssigkeit im Becher versuchte, durch meine Luftröhre in den Magen zu gelangen. Wer hat die einfach durchgewunken in Richtung Sackgasse? Nun würde ich sterben, endgültig. Ich hustete, bis mein Kopf brannte und mir Tränen aus den Augen liefen. Scheiße. In dem Moment spürte ich, dass mir mein Leben doch noch recht lieb war und ich noch nicht Mihai in die heiße Hölle folgen wollte. Dann endlich klopfte eine kräftige Hand auf meinen Rücken, sodass mein Husten sich nach und nach besserte. Ganz verschwommen konnte ich Mihais Umrisse identifizieren, seine blauen Federn baumelten hypnotisierend vor meiner Nase hin und her, sodass ich mich schließlich beruhigte. Nun war mir auch seine Anwesenheit egal, denn es war deutlich wichtiger, noch unter den Lebenden zu verweilen als meinen Wohnsitz auf den städtischen Friedhof zu verlagern müssen. Mein Atem wurde langsamer, zwar hustete ich noch ein paar Mal, aber es ging schon. "Besser?" Ich nickte hastig, wollte einen Schluck trinken, aber mir wurde das Glas entrissen. "Trinken hilft da nichts. Is' im falschen Loch gelandet, das Zeugs." Verdutzt zog ich eine Augenbraue hoch, wagte es kurz, mein Gegenüber anzuschauen. Ich mochte seine Stimme, sie war um einiges tiefer als meine, klang aus der Nähe besser als von weitem, so wie ich sie stets in der Schule vernahm. Und ohne diese Sonnenbrille wirkte er gleich noch viel sympathischer. Gott, er hatte sich die Augen schwarz umrandet. Woah. Das machte mich ganz unruhig. "Ich dachte schon, du hast dem Kleinen was in den Drink gemischt, damit du ihn leichter abschleppen kannst", vernahm ich eine weitere Stimme, die wie es sich herausstellte von Jack stammte, welcher mir einen frechen Blick zuwarf. Aber halt mal. Leichter abschleppen? Hallöchen, hier wird gar nichts abgeschleppt, schließlich hatte ich weder einen Motor, noch ein Lenkrad und schon gar nicht machte ich Brumm, brumm! "Klappe, Jack. Sowas hab' ich nicht nötig", gluckste Mihai ziemlich amüsiert, verzog die gepiercten Lippen zu einem Grinsen. Und da hatte ich mich vorhin so gefreut, dass endlich Entspannung in mir Einzug hielt. Nun war diese dahin. Unter der Kapuze war es nun ziemlich heiß geworden, also beförderte ich das Ding von meinem Kopf, zupfte mir peinlich genau den Pony zurecht und trank nun endlich meinen leckeren Cocktail leer, denn somit war ich beschäftigt und musste mir nicht überlegen, was ich sagte und ob ich überhaupt erst meine Klappe aufmachte. "Geh mir auch mal so 'nen Cocktail holen. Aber alkoholfrei. Ich muss noch fahren", wies Mihai seinen Freund an, welcher sich zugleich auf die Socken machte, jedoch nicht ohne noch einmal in meine Richtung zu grinsen. Mihai saß nun wirklich sehr dicht neben mir, unsere Oberschenkel hielten gar - unfreiwilligen? - Kontakt! Junge, Junge, und warm war sein Körper, ich mochte ein bisschen, dass wir uns berührten. Jedenfalls war es nicht unangenehm. "Chris war echt voll scheiße zu dir heute. Muss er ja nicht über den ganzen Hof plärren, dass du noch..." Er hatte es also mitbekommen. Ich schluckte, ohne eine Miene zu verziehen, sah zu der kleinen Bühne hinauf, auf der die Band gerade anfing zu spielen. Es wurde laut, als der Drummer sein Instrument nach Strich und Faden verprügelte, ohne jeglichen Rhythmus. Nun würde Mihai sich nicht mehr mit mir unterhalten können, bei dem Krach... Doch falsch gedacht. Man musste ja nur einfach die Entfernung zwischen Anfangs- und Endpunkt verkürzen was bedeutete, dass Mihai mir noch weiter auf die Pelle rückte und ich seinen Atem auf meinem empfindlichen Ohr spüren konnte. Das brachte alles in mir durcheinander. "Ich will nicht, dass man mein Iubitule mobbt. Ich will nicht, dass die dich traurig machen, Jaden." "W-was?" Dieses Wort entglitt mir einfach, ohne, dass ich groß darüber nachdenken musste. Verschreckt wandte ich Mihai mein Gesicht zu, welcher jedoch ernst in meine Augen sah, so, als meinte er wirklich ernst, was er da gerade gesagt hatte. Es war ja schon verwunderlich genug, dass es ihn kümmerte, wenn die Hopper mich mobbten, schließlich hatten wir nie etwas miteinander zu tun gehabt, aber noch fragwürdiger war dieses eine, seltsame Wort, welches er benutzt hatte. Iubitule. Stammte wohl aus dem Rumänischen. Bestimmt bedeutete es irgendetwas Perverses, so pervers, wie Mihai laut Kolja sein sollte. Wieder musste ich an das Abschleppen denken. Scheiße, was machte ich hier eigentlich? "So, mein Gutster, hier hast du." Ein wenig erleichtert war ich, als Jack mit den Getränken zurückkehrte, denn traute Zweisamkeit mit Mihai war mir nicht wirklich geheuer, wusste ich doch immer weniger, was ich von dem jungen Mann halten sollte, welcher seinen Kumpel anlächelnd nach dem Glas griff. Einen blauen Drink konnte ich ausmachen. Blau wie seine Eisvogelfedern. Nun überkam mich kurz das Gefühl, auf Christophers Straßentag gelandet zu sein, denn Mihai wirkte in meinen Augen immer mehr so, als sei er von diesem Festival ausgerissen. Ich beäugte ihn, wie er an seinem Strohhalm zu saugen begann. Seine Piercings, seine vollen Lippen...klar, dass er jeden Kerl haben konnte, so wie er aussah. "Du, Jaden, das klingt zwar jetzt bisschen scheiße und so, und auch aufdringlich, aber ich ich würde dir voll gerne dein erstes Mal machen...und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass du das auch willst, so wie du mich heute auf dem Hof angeguckt hast...und nun auch wieder." Jetzt war's aber kurz vor nackig. Bestimmt entglitten mir jegliche Gesichtszüge, denn Komplize Jack Riesenmatte fing an, lauthals zu lachen und sich auf die Schenkel zu klopfen. Aber das war gerade absolut nebensächlich. "Du willst...was?!", fuhr ich den Rumänen an, dessen geschminkte Augen sich dezent weiteten, jedoch so, dass ich es klar feststellen konnte. "W-wir kennen uns gar nicht und du willst...nee...und ich soll...nein!" Woah, Jaden, deine Jungfräulichkeit verteidigst du heftig, bis aufs Blut. Deinen Keuschheitsgürtel wird wohl niemals jemand durchdringen können, so bombenfest, wie der sitzt. Krass, dass ich auf einmal so geschickt war, meinen Willen kundzutun, was mir in anderen Situationen nie gelungen wäre. Doch so schlecht, wie mir gerade geworden war von der Mischung aus Bedrängung und Alkohol blieb mir gar nichts anderes übrig. Der Typ musste irre geworden sein! Ich würde mir nie von einem fast Fremden die Jungfräulichkeit stibitzen lassen, zumal ich an dem heutigen Abend überhaupt nicht darauf gefasst war! "T-tut mir leid, ich wollt' dich nicht so anfahren", entschuldigte ich mich trotzdem, auch, um mein erregtes Gemüt etwas abzukühlen, denn manchmal kam man mit Diplomatie doch am weitesten. "Mir tut's leid", wehrte mein Gegenüber jedoch ab, spielte mit der Zunge angespannt an seinem rechten Piercing. "War voll für'n Arsch, die Idee, ich dacht' ja nur, ich könnte dir 'ne Freude machen...weil Sex ja voll schön ist und so...ich dachte, du willst auch mal..." Täuschten mich meine Ohren oder klang das wirklich total geknickt? Aber wieso sollte Mihai traurig über meinen Korb sein? Suchte er sich eben den nächsten Typen aus - ich konnte eh nicht verstehen, wieso er es dermaßen auf mich abgesehen zu haben schien. Poppte er am liebsten Jungfrauen? Auch ich nagte nun an meiner Unterlippe, spielte mit Daumen und Zeigefinger an meinen Haaren, hatte aber das Gefühl, als müsse ich nun sehr dringend die Toilette aufsuchen. Erstens, weil mir die Situation verdammt auf den Magen schlug und zweitens, weil ich Mihais Nähe erst mal nicht mehr ertragen wollte und konnte. Kleinlaut entschuldigte ich mich und drängte mich durch die Menschenansammlung, die dem Konzert beiwohnten zu dem Ort, wo ich für einen Moment lang allein sein konnte. Zum Nachdenken. ***** Also eigentlich bekommt man ja nicht alle Tage so ein Angebot. Vielleicht hätte ich...nein, das ist absolut absurd, ich konnte heute einfach nicht...und morgen auch nicht...aber eher morgen als heute! Und dann auch noch mit Mihai, der mich nicht liebte und den ich lediglich als ziemlich attraktiv einschätzte. Hallo, ich und ein Kerl? Ich konnte ihm doch nicht meinen Arsch auf dem Silbertablett anbieten! Das war absoluter Wahnsinn! Nein, auf keinen Fall. Und mit dieser Entscheidung ging es mir etwas besser. Doch konnte ich es wirklich dabei belassen? Ich trat an den Spiegel heran, musterte den Jaden, welcher mir da entgegenschaute, noch immer ängstlich, wie ein aufgescheuchtes Reh. Wie ein kleines Kind. Herrgott, ich zählte achtzehn Lenze, war geistig nicht unbedingt zurückgeblieben und körperlich schon gar nicht. Mit dreizehn bekam ich meinen ersten Samenerguss, mit fünfzehn fing ich an, beinahe täglich zu wichsen und heute stand ich hier und hatte eine panische Angst vor dieser großen, unbekannten Sache, die sich Geschlechtsverkehr schimpfte. Mit einer handvoll Wasser versuchte ich, meinen Verstand wiederzuerlangen. Ich war so kurz vor dem Ziel. Hätte ich gewollt, hätte ich Mihai einfach Bescheid sagen können und vielleicht wäre nun schon alles überstanden. Doch ging es darum, es zu überstehen? Mihai meinte doch, es mache so viel Spaß? Und er musste es wissen. Vielleicht sollte ich doch... "Na, Sportsfreund, so alleine? Ist dein Mihai schon mit Jack abgezogen, oder musst du deinen Tampon wechseln?" Wenn man ihn nicht brauchte, war er immer für einen da. Kolja. Und eine gute Laune besaß er, schon allein deswegen hätte ich ihn am liebsten kalt gemacht. "Du bist so witzig", grummelte ich nur vor mich hin, während ich mein Gesicht mit einem dieser ekligen Papierhandtücher abtrocknete, die einen an Schulklos erinnerten. "Schön wär's, wenn der Typ die Fliege machen würde." "Wieso? Du warst doch erst so angetan von ihm." Dieses verdammte Biest. Nun befand es sich direkt hinter mir, linste über meine Schulter, um mein schäbiges Antlitz zu begutachten. Kurz schwieg ich, aber da ja nun eh schon fast alles im Arsch war, machte auch jene Frage den Kohl nicht mehr fett. "Du weißt ja bestimmt auch schon, dass ich noch Jungfrau bin. Wenn nicht, weißt du's jetzt. Aber was ich fragen wollte..." "What? Jungfrau? Heiliger..." Das war so klar. Doch ich ignorierte seine Reaktion beflissen, redete anstelle unbeirrt weiter. "Ist Sex scheiße oder komisch oder...wie ist das?" "Willst' den Mihai poppen oder was?" "Och, sag bitte und lass den Typen aus dem Spiel..." Letztlich konnte ich wahrlich nur spärliche Informationen aus Kolja hinauslocken. Er war einer der wenigen Jungs, die sich etwas pikierten, sich über die angeblich schönste Nebensache der Welt auszulassen, deshalb gestaltete sich die Angelegenheit ziemlich schwierig. Und auch wenn ich nun wusste, dass Sex wohl was Feines war, so überzeugte mich dieses Argument für das erste Mal eher nicht. Dagegen sprach viel mehr. "Na ja, dann viel Spaß mit deinem Toastbrot, ein guter Fang wird er schon sein, denn dumm fickt ja bekanntlich gut. Es ist halt nur eklig zu wissen, dass er schon in jedem..." "Ja ja, erspar' mir die Details, ich weiß schon." Glücklicherweise verlangten Koljas Bandkollegen nach seinem Typ und ich war wieder auf mich alleingestellt. Doch nicht für lange, das wusste ich, würde ich jetzt wieder da raus gehen müssen und mich Mihai stellen. Ich konnte ja schlecht hier drin auf meinen elenden Tod als alte Jungfer warten. ***** "Da bist du ja wieder." Ich hatte gehofft, mir Mihai noch ein wenig länger vom Hals halten zu können - wenigstens war sein mich eh nicht für voll nehmendes Anhängsel weit und breit nirgends zu sehen - aber nein, da kam er mir schon entgegen mit bestimmten Schritten. Als wäre das noch nicht schlimm genug gewesen, lächelte er mich total lieb an und zog mich völlig unerwartet in eine Umarmung, vor allen Leuten! Mitten auf der Tanzfläche, wo man alle Millisekunden von irgendwelchen Betrunkenen angerempelt wurde. Oh, er war so warm, er fühlte sich gut an und er duftete gut, trotz Alk und Zigaretten. Seine Hände umfingen meinen Rücken mühelos und drückten mich ganz fest an seine Brust. Seine Wange hatte er an die meine gepresst, sodass er mühelos in mein Ohr zu flüstern vermochte. "Ma rog ca nimic si nimeni de pe lumea asta sa nu-ti fringa vreodata aripile, ingerul meu." Ich löste mich wieder ein Stück von ihm, schaute ihm fragend in die Augen. Mihai jedoch setzte nicht zu einer Übersetzung seiner Worte an, er legte nur den Kopf schief und schmunzelte mich an, als wäre ich ein kleines, unbeholfenes Kind. Ja, irgendwie fühlte ich mich in seiner Anwesenheit auch genauso. Mihai wirkte so viel erwachsener als meine Wenigkeit, so reif und selbstbewusst, strahlte zudem dieses Beschützende aus, welches man eigentlich nur von Filmhelden kannte. Und ich mochte das alles. Sehr sogar. "D-du..? Ich...na gut, ich...geh mit dir mit..." Um mir diese Worte zu entringen, musste mich der Teufel persönlich geritten haben. Beinahe erschrocken über mich selbst schaute ich Mihai an, die Gewissheit, dass meine Entscheidung mit der Zusage nun endgültig war, brannte in meiner Brust, doch die anfängliche Angst war nun der blanken Nervosität gewichen gemixt mit einem Anflug Neugierde auf das mir Bevorstehende. Wenn ich Mihai so musterte und seine Hände spürte, seinen warmen Blick einfing, dann beruhigte mich das. Wusste mein Herz, dass ich dem Rumänen vertrauen konnte, obwohl ich heute zum ersten Mal mit ihm sprach? Trotz Koljas Warnungen? Nein. Ja. Ich musste diese Erfahrung machen. Mehr als scheiße werden konnte es schließlich nicht. Oder einen Auslacher zu kassieren, weil mein Körper dick und hässlich war und ich absolut hilflos auf dem Bett liegen würde, weil ich keinen Plan hatte, was ich tun sollte? Was hatte ich schon zu verlieren außer meiner heiligen Jungfräulichkeit? Die Frage war ja: Würde ich sie vermissen? "Das ist schön, Jaden. Ganz doll schön. Ich freu' mich." Das war ehrlich. Noch einmal schlang er seine Arme um meine Hüften und seine weichen Lippen konnte ich auf meiner glühenden Wange spüren. Er war so unheimlich lieb und ich mutmaßte, er würde genauso zärtlich mit mir umgehen, wenn ich mich in seine Hände gab. "Komm", forderte er mich nun schon auf, wollte nach meiner Hand greifen, während er seinen Blick durch die Menschenmenge schweifen ließ, so als halte er nach jemandem Ausschau. Natürlich, Jack drängte sich daraufhin an einem Typen vorbei, der breiter noch als hoch war, kam neben dem Rumänen zum Stehen, musterte mich prüfend um dann fast schon fies anzufangen zu grinsen. Mal wieder. Mihai raunte seinem Kumpel irgendetwas zu, was wie 'er will' klang, doch genau konnte ich das nicht sagen, war es deutlich zu laut und ich war froh, endlich hier raus zu kommen, aus diesem Krach, der sich nicht zurecht Musik nennen ließ. Jack schien den Mund nun noch breiter zu ziehen, guckte mich an, als hätte ich mich ihm gerade versprochen und nicht Mihai. Der spinnte doch. Merkwürdig war die ganze Sache sowieso... Unruhig zupfte ich an Mihais engem Shirt, als dieser Unsympath, den ich nicht einzuordnen wusste, den Rücken gekehrt hatte. "Sagt Jack denn gar nichts dazu, dass du mich mitnehmen wirst? Ich dachte, er ist dein..." "Mach dir keine Gedanken", lachte Mihai aber nur unerwarteter Weise auf, legte die Hand um meine Schultern und führte mich langsam nach draußen. "Jack ist nur mein Spielgefährte. Du weißt, wie ich das meine." Komische Sitten schienen in homosexuellen Kreisen zu herrschen. Sehr komische. Das wollte ich niemals mitmachen, das schwor ich mir. Egal, ob ich nun wirklich etwas schwul angehaucht sein sollte. Kapitel 3: Der erste Stock -------------------------- Auf, auf ins Verderben, Piratenfreund Jaden. Lenke den Schlüssel zu deinem Keuschheitsgürtel in Mihais Hände und lass ihn die Schatzkiste öffnen. Harr harr. Nein, es war wohl eher an Mihai, 'harr harr!' auszurufen, an mir ganz sicher nicht, denn als ich mich schließlich auf dem Beifahrersitz seines Autos wiederfand, drehte sich mir fast der Magen um und wollte am liebsten meinen letzten Drink in hohem Bogen aus dem Fenster befördern. Vielleicht auch noch mein Mittag- und Abendessen. Voller Angst blickte ich auf Mihais eigentlich so beruhigend wirkende Hände, die das Lenkrad führten, der Wunsch, niemals in die Karre eingestiegen zu sein, nahm überhand. Und wie ich dann in den Spiegel schaute und Jack in meinem Nacken wusste, war ich mir nicht mehr wirklich sicher, ob ich nicht doch drauf und dran war, eine riesengroße Dummheit zu begehen. Angespannt presste ich die Lippen aufeinander, meine Finger krallten sich nass vor Schweiß in das schwarze Sitzpolster und ganz kurz war mir gar nach Heulen zumute, aber das unterdrückte ich gekonnt, schließlich war ich Profi im Gefühle verbergen. Das bot eine zu große Angriffsfläche. Und Mihai sollte nicht mitbekommen, dass ich - "Bist du aufgeregt, Jaden?" Mihais besorgte Stimme drang an mein Ohr, ich spürte seinen Blick für einen kurzen Moment auf mir ruhen, dann jedoch musste er seine Aufmerksamkeit zurück auf die Fahrbahn lenken. "Musst du nicht. Du brauchst keine Angst haben. Ich werd' ganz vorsichtig mit dir sein." Es war mir schon ziemlich unangenehm, dass ich mich verhielt wie eine Mimose und keineswegs wie ein Mann, der ich eigentlich sein sollte. "Mein Magen ist nur etwas empfindlich wegen dem Alkohol, deshalb ist mir übel...", versuchte ich mich herauszureden, rang jedoch schon nach diesem Satz nach Luft und mein Herz vermochte wohl niemand mehr zu beruhigen. Auch nicht Mihais liebevolle Versprechungen. Mir war, als ob ich zur Schlachtbank geführt werden sollte. Und ehrlich gesagt wäre ich dort viel lieber gelandet als in Mihais Bett, denn so eine Schlachtung dauerte sicher nur ein paar Sekunden und ich hätte wahrscheinlich auch keinen Schmerz gespürt, während mir das Beil die Kehle durchtrennt. Doch hier...hier gab es so viele Faktoren, vor denen man sich ängstigen konnte. Und die waren allesamt schlimmer als der Tod. ***** "Endstation", verkündete der Rumäne nach einiger Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, aber ein schmerzlicher Blick auf mein Handy verriet mir, dass die ganze Strecke gerade mal 20 Minuten Fahrzeit gemessen hatte. Ich beobachtete Mihai dabei, wie er total ruhig geblieben das Auto verließ, die Tür hinter sich zuknallte und danach die auf meiner Seite öffnete, Jacks Schatten, welchen die Scheinwerfer auf die nahegelegene Mauer warfen, die ganze Zeit im Hintergrund. "Jaden, aussteigen!", forderte er mich mit sanfter Stimme auf, woraufhin ich verschreckt den Kopf in seine Richtung wandte und sein lächelndes Gesicht mir entgegenschaute. "Schnall' dich ab und komm mit." Schlucken und tief durchatmen, Jaden. Tief atmen war schwierig, wenn man aufgrund seiner Nerven hechelte wie ein Hund. Aber es half ja alles nichts. Was ich hier in die Wege geleitet hatte, musste ich wohl oder übel vollenden. Ein Zurück gab es nicht mehr. Meine arme Jungfräulichkeit...ich glaube, ich werde dich arg vermissen... Zitternd kroch ich aus dem nachtschwarzen Wagen, erblickte direkt vor meiner Nase ein Gebäude, welches nicht wirklich einem Wohnhaus glich, sondern eher einem Hotel. Ja, da stand es. Hotel Merkur. Das verwirrte mich und machte mich zugleich auch ein ganz klein bisschen wütend. Mit Nutten ging man ins Hotel, aber nicht mit mir! Was sollte das? "Ich dachte, wir fahren zu dir!", sprach ich den Schwarzhaarigen neben mir auf meine Bedenken an, von dem ich im Dunkel der Nacht fast nur noch die Federohrringe und ein paar Umrisse ausmachen konnte. "Zu mir ist aber schlecht", meinte Mihai nur etwas kleinlaut ohne eine nähere Erklärung, legte mir aufgebrachtem Nervenbündel dann die Arme um die Hüften, sodass es mir zu dumm war, weiterhin zu wettern. Er wusste darum, dass mich seine Nähe am besten beruhigen konnte, dass sich seine eigene Beharrlichkeit so geradewegs auf mich übertrug. Trotzdem war es mir nicht recht, dass ich nun auf den Eingang dieses Hotels zusteuerte, und dazu nicht nur in Begleitung Mihais, sondern auch in Jacks. Nicht, dass die doch irgendein ausgebufftes Spiel mit mir spielen wollten. Aber ich traute das Mihai einfach nicht zu, so lieb, wie er vorhin zu mir war. Ach, ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Am besten überhaupt nichts mehr. "Wir möchten gern ein Zimmer buchen für diese Nacht. Wir brauchen nur ein Bett. Aber bitte ein doppeltes, wenn es ginge." Mihai machte die ganze Geschichte mit der Tante an der Rezeption fix, während ich daneben stand und wohl hinnehmen musste, die Nacht mit zwei Typen in einem Bett zu verbringen! Mit Mihai hätte ich das ja noch tolerieren können, aber nicht mit der Riesenperücke, die mich eh am liebsten gemobbt hätte, das sagte mir mein Gefühl. Außerdem schien er so ein aufdringlicher Widerling zu sein, der einem womöglich einfach die Hosen hinunterzog und an der Männlichkeit rumspielte, wenn man pennte. Es war schließlich absolut notgeil, dass er mitging, wenn Mihai einen Typen zum Vögeln mit sich nahm. Die Rezeptionistin guckte uns drei zwar etwas doof an, fragte dann aber Mihai nach seinem Namen, welchen sie in den PC eingab und überreichte ihm die Schlüssel. "Ihr Zimmer befindet sich im ersten Stock, gleich links, wenn Sie die Treppe hochgehen. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht." Letzteren Satz sagte sie mit nicht sonderlich viel Überzeugung in der Stimme und ich musste ihr bedingungslos zustimmen. Diese Nacht würde nicht angenehm werden. Diese Nacht würde zum Albtraum. ***** "Erster Stock links." Mihai murmelte diese Worte wie ein Mantra vor sich hin, immer und immer wieder, so, als würden sie sonst seinem Gedächtnis entschwinden. Wie die Küken der Mutter Ente folgten Jack und ich ihm, uns nicht gerade sonderlich freundliche Blicke zuwerfend. Da hatte ich gleich noch mehr Angst. Ich musste Mihai irgendwie zu verstehen geben, dass wir das Ganze ohne den Dritten hinter uns bringen sollten, denn mein erstes Mal sollte kein Dreier werden, um Gottes Willen! Und dann schon gar nicht mit so einem wie Jack. Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Erst das Zimmer, dann mein Keuschheitsgürtel, dachte ich mit Schrecken. Der Raum war ziemlich klein. Von ihm ging ein wohl noch kleineres Bad ab, und von der Tür aus konnte man das im Gegensatz dazu recht große, in rot und weiß ausgestattete Bett sehen. Fast wie in einem Bordell. Die dazu noch in etwas weniger kräftigem Rot gestrichenen Wände und die dunkelbraunen Dielen verstärkten diesen Eindruck noch zusätzlich. Na super. Auch wenn es auf gewisse Weise gemütlich wirkte, so kam mir der Gedanke daran, hier und jetzt in wenigen Minuten Sex zu haben, einfach nur utopisch vor. Das hier konnte nicht mein Leben sein. Das war ein Film, in dem ich allenfalls Schauspieler war. Ich hatte Angst. Und noch mehr Angst hatte ich, als Mihai die Tür hinter uns zuschloss. Ich wusste nicht, wohin ich sollte, wie ich entkommen konnte, sollten die Beiden wahrhaftig etwas Böses im Schilde führen. Durchs Fenster führte kein Weg nach draußen, schließlich befanden wir uns im ersten Stock. Und den Schlüssel besaß Mihai. Auch den zu meinem Keuschheitsgürtel. Er hatte ihn längst entdeckt. "Setz' dich schonmal aufs Bett, Jaden. Und du sitzt am besten erstmal auf den Boden, Jack." Einem hypnotisiertem Eichhörnchen gleich tat ich wie mir befohlen. Mihai legte den Beutel, den ich zuvor noch gar nicht bemerkt hatte, direkt neben mich auf das weiße Laken, dann beäugte er mich ein paar Augenblicke lang, schaute erst dann zufrieden weg, als er meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen wusste. Und natürlich hatte er meine Anspannung, die sich auf dem Höhepunkt befand, einmal mehr deutlich bemerkt. "Keine Angst, kleiner Jaden. Ich bin ganz lieb zu dir." Ich spürte, wie seine warmen Hände nach meinen glitschigen Fingern griffen, wie er sie ein Stück nach oben zog und einen sanften Kuss auf meine Handfläche drückte, bevor er sich zu mir auf das Bett gesellte. Ohne noch groß auf meine Bedenken achten zu können, beobachtete ich den schönen Rumänen dabei, wie er sich sein Shirt über den Körper streifte, wie sich sein Oberkörper Zentimeter für Zentimeter entblößte. Dieser glatte Bauch, an dem kein Gramm Fett zu viel vorzufinden war, diese bräunlich-roten Brustwarzen. Und das im Zusammenspiel mit diesen eisblauen Federn, die im Kontrast zu seiner bloßen Haut noch um einiges attraktiver wirkten. Er stützte sich nun auf seinen Händen ab, um mir ein warmes Lächeln auf Augenhöhe zu schenken. "Ich helf dir, komm." Das war das Zeichen dafür, dass ich meine Arme erheben sollte, damit Mihai mich meines Hoodies entledigen konnte. Ich zögerte kurz, fürchtete mich wie eh und je davor, mich vor ihm zu entblößen, denn meine Brust war bei weitem nicht so makellos wie Mihais, sie war übersäht von kleinen, roten Flecken, die von ehemaligen Pickeln stammten, was sich auf meinem Rücken fortsetzte und nicht besonders sexy wirkte. Aber Mihai schaffte es dann doch irgendwie, mir den Pulli zu stibitzen, sodass ich schließlich, die Hände zwischen den Knien eingeklemmt, auf der Bettkante saß, halb nackend. Irgendwie kam ich mir vor wie während meiner ersten Schwimmstunde, wo jedes Kind zunächst vor Scham angespannt auf der Bank ausharren musste und sich nicht sonderlich wohl in seiner Haut fühlte. Und dann waren da die neugierigen Augen Jacks, die mich vom Boden her anfunkelten wie die einer Katze. "Du bist hübsch. Ganz doll hübsch. Ich hab' Lust auf dich. Und du auch auf mich?" Ich schaute ihn wieder an. Er war mir so nah gekommen. Seine warme Haut konnte ich an meiner Schulter spüren, dann war es seine Hand, die sich zunächst vorsichtig auf meinen Arm legte, welchen sie sanft streichelte und dann zog er mich auch schon an sich. Es war das intimste, was ich bisher erlebt hatte. Seine bloße Haut an meiner bloßen Haut. Sein hinreißender Duft nach Aftershave, seine Wärme. Die Federn, welche mich an meinem Hals kitzelten, ganz sanft. Und es war ein schönes Gefühl, welches sich da mit meiner Nervosität vermischte und diese langsam aber sicher zu verdrängen wusste. Mihai gab mir mehr als deutlich zu verstehen, dass ich vor ihm keine Angst zu haben brauchte. Er war kein ruppiger Grobian. Obwohl ich nicht genau wusste, ob er die Komplimente, die er mir machte, wahrhaftig ernst meinte. Vielleicht wollte er nur, dass ich mich ein wenig entspannte und nicht ständig über mein Äußeres nachdachte und auf dessen Wirkung auf andere. Vollkommen abstoßend konnte Mihai mich dann aber doch nicht finden. Seine Hände glitten über meinen Rücken, hinauf, hinunter, näherten sich meinem Po eindeutig zu sehr. "Wenn du mich auch willst, dann leg dich hin." Warmer Atem drang in mein Ohr, noch wärmere Lippen streiften mein Ohrläppchen. Wie in Trance ließ ich mich nach hinten sinken, etwas unsicher noch, da ich Mihai meinen Oberkörper schutzlos ausliefern würde und ich keine Ahnung hatte, was ich nun tun sollte. Einfach nur daliegen wie ein Brett und warten, ob er mich anweist? Dafür entschied ich mich letztlich, da mir eh keine andere Wahl blieb. Ich wusste weder, was ich zu tun hatte noch wie ich reagieren sollte auf das auf mich zukommende Tun. Aufmerksam beobachtete ich den anderen dabei, wie er sich über mich kniete, spürte, wie schwer er auf meinem Schoß war, als er seinen Po viel zu eng auf meine glücklicherweise noch in der Hose befindlichen Genitalien presste, wie er mich regelrecht zu studieren schien, jeden Zentimeter des Körpers, in dem ich mich einmal mehr überhaupt nicht wohl fühlte. "Entspann dich doch...shhh...ich bin da, ich helfe dir..." Und dann suchten sich seine Hände ihren Weg über meinen Bauch, hoch zu meiner Brust, massierten mich so beharrlich, dass ich meine Augenlider senkte und ganz, ganz leise seufzte, weil es sich wirklich gut anfühlte, so gut, dass mein Körper leicht zu prickeln begann. Als hätte er meinen Keuschheitsgürtel bereits geöffnet. Doch das Prickeln verflüchtigte sich ganz rapide. Diese mich eben noch streichelnden Hände, von denen ich glaubte, dass sie niemals etwas anderes tun würden, als dort zu bleiben, wo sie waren, hatten sich ohne dass ich es bemerkt hatte über meine Leisten geschlichen. Jenseits meines Bauchnabels erblickte ich sie, als ich an mir hinabschaute, mit wieder heftiger klopfendem Herzen und verzweifeltem Ringen nach Luft. Doch es schien, als hätten mich seine geübten Finger zuvor gelähmt, denn ich konnte beim besten Willen nicht gegen das Öffnen meiner Gürtelschnalle protestieren, schon gar nicht unter Einsatz meines Körpers. In mir rebellierte es, auch wenn es nun doch wieder so merkwürdig zu kitzeln in meinem Rückenmark begann. Klack. Ratsch. Er hatte es getan. Und ich ließ es ihn tun. Weil in mir alles ausgelöscht war, was sich hätte wehren wollen. Der Geist ist willig und das Fleisch ist schwach. Mit meiner Hose hatte er wahrlich leichtes Spiel. Ohne Gürtel saß sie so locker, dass er sie nur durch Lösen des Knopfes über meine Schenkel ziehen konnte, ganz langsam, aber doch bestimmt. Immer weiter nach unten, bis er sie einfach auf den Boden fallen ließ. Ich war so verdammt froh, dass ich heute schwarze Boxershorts trug, die zudem nicht sonderlich auftrugen. Halt mal. Eigentlich hätten sie gar nicht auftragen sollen! Was aber war dann das, was da zwischen meinen Beinen leicht emporragte? Das konnte nicht...nein....ich hatte wirklich.... Mihai hatte natürlich mein Problemchen als Erster entdeckt, musterte es ausgiebig, bevor er mich anlächelte. "Du bist erregt", stellte er noch immer schmunzelnd fest, nun glitzerten auch seine braunen Augen. "Ich bin auch erregt. Aber das ist nicht wichtig. Ich kann warten. Du bist erst dran." Mit Schaudern und Kribbeln realisierte ich, dass er sich am Bund meiner Boxershorts zu schaffen machte. Es war ein so verdammtes Gefühl. Eines, welches man nicht benennen konnte. Nur wenn einem schon mal durch fremde Hand das letzte Kleidungsstück, welches man noch am Leib trug, entfernt war, konnte man sich vorstellen, wie ich mich gerade fühlte. Es war die Spannung, wenn man nicht wusste, welchen Schritt der andere als nächstes gehen würde, wenn man berührt wurde, ohne Einfluss darauf zu haben, ohne die Kontrolle über seinen Körper zu besitzen. Mihai hatte die Kontrolle über mich. Über meine Erregung. Über mein Kribbeln. Scheiße. Ich lag wahrhaftig nackt vor ihm. Splitterfasernackt. Und es war komisch. Ich wollte mich nicht am liebsten in der nächsten Ecke verstecken gehen, damit er mich nicht betrachten konnte. Vielleicht war es, weil ich spürte, dass ich mich nicht schämen musste? Denn das musste ich wirklich nicht. Mein nun schon etwas weiter gewachsenes Glied reckte sich Mihai entgegen, so, als wolle es endlich seine langersehnten Berührungen empfangen. Von seinen irren Händen, die sicher Wunder da unten vollbringen konnten. "Du hast einen schönen Penis. Total schöne Farbe und die kleine Ader dort...warte kurz." Mihai drehte mir kurzzeitig den Rücken zu, ich konnte den Beutel erahnen, aus dem er irgendeine kleine Flasche hinauszog, mit der er sich wieder über meinen Knien platzierte. "W-was ist das?", wollte ich wissen, das Gefäß nicht aus den Augen lassend. "Hier. Schmeckt nach Erdbeere." Er gab etwas von der Flüssigkeit auf seine Finger, welche er dann an meine Lippen führte damit ich davon kosten konnte. Er hatte recht. Es schmeckte nach Bonbon und dieser Geschmack passte perfekt zu dem Aussehen des Rumänen. Doch was hatte er - "Ngh!" Scheißescheißescheiße. Das Zeug, von welchem ich zuvor noch genascht hatte, verteilte sich kalt und feucht da unten. Dort, wo mir eigentlich so heiß geworden war. Dort, wo Mihai den Beweis seiner guten Arbeit vorfinden konnte. Er fasste ihn an. Ich wälzte mich unruhig auf dem Laken, erschrak über das leise Keuchen, welches meiner Kehle entrann. Sah Hände, spürte Hände, die mich fest umschlossen, sich hoch und runter schoben. Dachte, diese Spannung würde mich innerlich zerreißen, wenn er auch nur eine Sekunde lang weitermachte. "Mi-aaah...höraufhöraufhörauf..." Ich hielt es kaum mehr aus. Das Gefühl war zu krass, um dass ich es länger genießen konnte. Glücklicherweise hielt der andere daraufhin inne, quälte mich nicht noch länger mit seinen Zärtlichkeiten. Das Laken raschelte unter seinen Bewegungen und während ich nach Beruhigung ringend an die weiße Decke starrte, spürte ich, wie sich seine Körperwarme auf meiner Brust ausbreitete, sein Gewicht auf mich drückte. Wie konnte dieser schlanke, junge Mann nur so schwer sein? "Hast du Angst, zu schnell zu kommen, was?" Sein Lächeln konnte ich deutlich an meiner Halsbeuge venehmen, über die er sich nun beugte und auf die kaltes Metall traf. Seine Piercings. Noch immer rasten meine Gedanken. Es war Wahnsinn, absoluter! Mir war schlecht von den vielen, übermächtigen Gefühlen, mir war schwindelig vor Erregung. Und dann, als ich es wagte, Mihai schüchtern ins Gesicht zu schauen, wurde der Drang nach irgendetwas nur noch verstärkt. "Ich hab' keine Angst", hauchte ich mit zitternder Stimme, während ich feststelle, welch lange, schwarze Wimpern Mihai besaß. Wie seine schmale Nase im Kontrast zu seinen vollen Lippen stand. Seine Haut... "Ich...es ist einfach nur so...krass...heftiger, als ich es mir vorgestellt habe...weißt du? Ich halte das kaum aus, was du machst..." "So doll magst du es. Jaden." Ich ließ zu, dass Mihai meinen Hals mit seinem Mund liebkoste. Feuchtigkeit traf auf meine unwirklich warme Haut, schien in der Luft zu verschmelzen mit meinem hingerissenen Aufkeuchen. Nun war er so weit gekommen. Nun war ein Punkt in mir erreicht, an dem ich mir wahrscheinlich alles von ihm hätte machen lassen, egal, was es sein sollte. Sein mir seit diesem Abend nur zu sehr vertraute Duft umfing mich im Zusammenspiel seiner Hände, die wussten, wo sie mich berühren konnten, damit mir ein weiterer Schauer den Rücken hinunterlief. Mit halb geschlossenen Augenlidern fixierte ich die Federn, die mich an der Brust kitzelten, wann immer Mihai eine neue Stelle an mir erkundete. Irgendwann spürte ich sie deutlich auf meinem Bauch, wie sie sich ihren Weg nach unten bahnten. Mein Eisvogel. "Bist du soweit? Willst du mich nun in dir spüren, schöner Jaden?" Mit beinahe schwarzer Iris blickte er auf mich hinab, die geröteten Lippen geöffnet. Er wurde immer attraktiver. Mein Herz pochte hart wie eh und je gegen meinen Brustkorb, aber jeder Schlag fühlte sich gut an, jeder einzelne sagte mir, dass das gerade Wirklichkeit war und ich noch immer lebte. "Ich will", antwortete ich mit einer Stimme, die ich fast selbst nicht wiedererkannte, so sehr hatte sie sich verändert. Vielleicht, weil ich bereits jetzt ein richtiger Mann war? Die zwei Worte waren für Mihai die Aufforderung, sich nun endlich seiner Lederhose zu entledigen. Ich schaute ihm dabei zu, wie er mehr und mehr von seinem Körper für mich entblößte, wie er schließlich nackt am Fußende kniete. Mihai. Er war in meinen Augen eine makellose Schönheit. Ich wollte ihn so gerne wieder fühlen - "Mihai, darf ich ihn vorbereiten? Bütte, bütte!" Und futsch war die ganze Atmosphäre. Schuld daran war die Riesenperücke, welche nun auf der Bildfläche erschien und deren Anwesenheit ich beinahe vergessen oder besser gesagt verdrängt hatte. Aber was verlangte er da? Er wollte mich...anfassen? Da fuhr mir doch gleich ein neuer Stich ins Herz. Von niemandem außer Mihai würde ich mich berühren lassen! Und sollte dieser wirklich Jack erlauben...ich würde... "Nein, Jack. Heute nicht." "Aber ich darf sonst immer...bei jedem...." "Jaden ist aber nicht jeder! Jaden ist etwas Besonderes, und das weißt du." "Aber..." Danke. Ich liebte Mihais warmherzigen Worte so. Ich war etwas Besonderes für ihn. Glück machte sich in mir breit. "Und eigentlich würd' ich gerne, dass du rausgehst, wenn ich Jaden...ich will nicht, dass du dabei bist." "Aber ich bin immer..." Doch Mihai blieb bei seinem Entschluss. Reglos harrte er auf dem Bett aus, bis Jack die Tür aufschloss und im Flur verschwand, aber nicht ohne mir vorher noch einen Blick zuzuwerfen, der mich erschrocken zusammenzucken ließ. Dann war er weg. "Ignorier' ihn. Jetzt gibt es nur noch uns." Darauf wusste ich wahrlich keine Antwort, also blieb ich einfach so liegen wie zuvor und beobachtete den anderen dabei, wie er erneut die Flasche mit dem Erdbeerzeugs hervorholte und etwas auf seine Hände gab. Diesmal jedoch war es deutlich mehr. Viel mehr. Viel zu viel! "Da ist ja gleich alles leer!", gab ich meinen Senf dazu und fühlte mich im nächsten Moment sofort wieder wie ein dummes Kind, als sich ein keckes Grinsen in Mihais Gesicht ausbreitete. "Lass' mich einfach machen. Ich weiß, was ich tu'. Und ich will nicht, dass es dir weh tut." Weh tun? Also Schmerzen? Ich konnte mir zwar bereits denken, auf was das Ganze hinauslief, war ich schließlich nicht von übergestern und wusste sehrwohl aus Funk und Fernsehen, wie Männer miteinander Sex hatten. Aber dass auch noch die Gefahr bestand, Schmerzen zu empfinden, das beunruhigte mich. Im Porno tat doch auch niemandem etwas weh. "Spreiz' deine Beine ein bisschen. Ja, so. Gut." Es war so ungewohnt, dass da unten alles bloßlag, auch noch nach den endlosen Minuten, die ich hier in diesem Zustand auf dem Bett verbracht hatte. Und es war so irre, dass Mihai das alles sehen konnte, dass fremde Hände an meinen Genitalien spielen durften. Es war - "Ohgott.." Mihai schob meinen Hintern auf seine knienden Schenkel, ohne dass ich Zeit für etwaigen Protest hatte und berührte mich an einer Stelle, die ich sonst eigentlich für andere Dinge genutzt hatte - aber nicht zum Erzielen von Lustempfinden! Er konnte doch nicht mit diesen feuchten Finger da rein, wo sonst nur Dinge herauskommen... "Ganz ruhig. Das ist die Vorbereitung auf die schönste Sache, die ich mir mit dir vorstellen kann. Du wirst es lieben." Da war ich mir jedoch nicht so sicher. Denn irgendwie war es schon seltsam, dass er mein Poloch so ausgiebig streichelte und einmal gar seine Zunge darum kreisen ließ. Das wiederum war ziemlich...gut Und es wurde immer besser, umso länger sich Mihai mit mir beschäftigte. Irgendwann spürte ich, dass da etwas in mir war. Wie es tiefer glitt, meinen Gedärmen entgegen. Wie es sich wieder zurückzog aus dieser Enge, in der es sicher fast zerquetscht wurde, sich davon aber nicht beirren ließ und wieder zustieß, nach ein paar Mal wurde es sogar noch dicker. Hatte er etwa schon....? "Du bist so ein braver Junge, Jaden. So lieb und folgsam. Jeder wünscht sich so einen braven Jungen." Was sollte ich auch anstellen, wenn seine brauen Augen mich hypnotisierten? Wenn sich da in mir ein Fremdkörper befand, wegen dem ich mich nicht mehr zu rühren wagte in der Angst, er würde etwas in mir kaputt machen? Zum Glück tat nichts weh, es war lediglich ungewöhnlich und gruselig. Wenn auch der Gedanke daran irgendwie schön war, dass Mihai richtig mit mir schlafen konnte, wie Mann und Frau miteinander. "Ich mach' jetzt, okay?" Ich schluckte, nickte. Hastig riss er ein quadratisches Tütchen auf, stülpte sich mit seinen geübten Fingern den Gummi über sein bestes Stück. Er legte mich zurück auf die Matratze, gab mir zu verstehen, dass ich meine Beine etwas anziehen sollte und dann...setzte er an. Ich spürte jeden Zentimeter, den er tiefer ging, es dauerte lang, verdammt lang, er musste riesengroß sein. Und dick. Und nun zog es auch etwas und stach... "Au au.." "Das geht gleich vorbei", beruhigte Mihai mich mit seiner sanften Stimme. Ich spürte seine Hände, wie sie sich in meinem Oberschenkel festgekrallt hatten, spürte, wie er mich mehr und mehr ausfüllte. Immer wenn ich dachte, er sei nun ganz drin, ging es noch weiter und weiter. Es war unmenschlich. Irgendwann aber hielt er doch inne. "Und...wie ist es? Angenehm?" "Äh..ja. Nur ungewohnt. Total komisch..." "War' bei meinem ersten Mal genauso." Man hörte, wenn Mihai schmunzelte, seine Stimme klang dann viel heller als gewöhnlich und ich mochte das ganz besonders gern. "Und du wirst mich...richtig bumsen? Das muss doch alles kaputt machen in mir...ich meine...und weh tun..." "Es wird schön. Vertrau mir." Ich schaute die ganze Zeit über auf meine angezogenen Knie, wollte nicht sehen, wie Mihai in mir war, das erschien mir eindeutig zu unheimlich. "Soll ich nun anfangen, mich zu bewegen?" "Okay." Augen zu und durch, dachte ich mir und hielt die Luft an. Ich ließ es einfach geschehen. Jede rhythmische Bewegung, die gegen meinen Po schlug, meinen Körper auf dem Laken hin und her schob, sodass das Bett unter mir leise zu knarren begann. Kräftige Hände an meinen Schenkeln. Und ein stimmloses Keuchen vom Fußende her. Ich musste zugeben, ich hatte keinen Plan mehr, wo sich oben und unten befand. Es war mir, als rase ich im Fahrstuhl vom ersten Stock in den vierten hinauf, vom vierten wieder in den ersten. Ich spürte nur dieses rein und raus, Mihai, wie warm er sich in mir anfühlte und wie verdammt riesig er war. Aber ich wollte ihn wieder auf mir spüren. Es war unnormal, wie sehr ich seine Nähe bereits genossen hatte, wie süchtig er mich nach sich selbst machen konnte. Ich spreizte vorsichtig meine Beine auseinander, sodass Mihai in mein Blickfeld rückte, wie er mit niedergeschlagenen Augenlidern immer und immer wieder in mich eindrang. Er schien viel mehr zu fühlen als ich es tat. "Komm", wisperte ich leise. Er verstand sofort. Ein unendlich warmer Körper schmiegte sich an meinen eigenen und in mir setzte das Kribbeln wieder vermehrt ein. Wie bei einem Regenstab, den man nur umdrehen musste, um dass er zu rauschen begann. Atem traf schwer auf meinen Hals. Er war in den wenigen Minuten so unheimlich erregt geworden, in den wenigen Minuten, in denen er meinen engen Körper durchdrungen hatte. Es war magisch. Und durch meinen Magen rieselte das wunderbare Gefühl, dass ich Mihai solch eine Lust zu schenken vermochte. Er rieb sich an mir. Reflexartig schlang ich meine Beine um seine stoßenden Hüften, spürte seinen Hintern an meinen Füßen. "Jaden...." Dieses eine Wort. Ich schaffte es, seinen Blick einzufangen. Dunkelbraune Augen, nur zur Hälfte geöffnet. Eine Hand, die über meine Schulter glitt, bis hinauf zu meinem Hals. Lippen, die ich an meinen eigenen fühlen konnte. So weich. "Iubitule. Esti frumos. Te iubesc." Ich schloss meine Augen, während er mich so leidenschaftlich küsste, wie ich es allenfalls aus Büchern kannte. Die Gefühle in mir schäumten über. Kein Wort der Welt konnte dieses Empfinden beschreiben. ***** Ich merkte kaum, wie er in mir kam. Seine Stöße wurden abgehackter, sein Atem ging noch schneller und irgendwann erzitterte er heftig, während er die Augen fest geschlossen hielt. Doch nach wenigen Sekunden schon erlangte er aus seiner Trance zurück in die Realität, noch immer keuchend, aber mit einem zaghaftem Lächeln auf den Lippen. "Tut mir leid, dass ich so schnell war. Du bist noch gar nicht... oder?" Ich erwiderte ein leises 'Nein', schmunzelte dann ebenfalls. Es war mir fast schon ein wenig peinlich, dass ich nicht die selbe Lust empfunden hatte wie er, nicht, dass Mihai nun den Eindruck hatte, er wäre nicht gut gewesen! Nein, er war gut, sehr gut sogar, soweit ich das beurteilen konnte. Die Schmetterlinge in meinem Bauch verursacht durch seine wundervolle Nähe würde ich wohl nie mehr aus meinen Gedanken verbannen können. "Dann...blas' ich dir noch einen..." "Nein, nein, musst du nicht!", protestierte ich hektisch, was Mihai etwas verwundert dreinblicken ließ. "Ich muss nicht...kommen. Das ist nicht wichtig." "Aber ich will, dass du richtig doll glücklich gemacht wirst. Jaden. Mich macht es glücklich, wenn du glücklich bist." Ich hielt ihn bestimmt fest, als er an mir hinabgleiten wollte, bekam zum Dank die Federn ins Gesicht und musste niesen, weil sie meine Nase kitzelten. "Ich muss nach Hause. Mama hat bestimmt schon Telefonterror gemacht und vielleicht gar die Polizei alarmiert, weil ich nicht nach Hause komme." Okay, das war zwar etwas übertrieben, war ich schon oft erst weit nach zwölf Uhr heimgekehrt und das, wenn am nächsten Tag die Schule auf meinen Besuch wartete. Schließlich war ich kein kleines Kind mehr, welches nicht selbst über sein Wohl entscheiden konnte. Denn genau das hatte ich an diesem Abend bewiesen. Noch nie hatte ich einen derart richtigen Entschluss gefasst. Mihai schien nun zu akzeptieren, dass ich nach Hause wollte, auch wenn es ihm nicht wirklich in den Kram passte, hatte er schließlich das Zimmer für die ganze Nacht gebucht und nicht nur für den Abend. Er schlüpfte in seine Lederhose, unter der er, wie ich vorhin schon bemerkt hatte, nichts trug, zog sich das enge Top über und entsorgte hastig das benutzte Kondom in dem Papierkorb, der zum Interieur des Zimmers gehörte. Im selben Zug griff er nach den Schlüsseln des Raumes und warf mir einen flüchtigen Blick zu, während ich mit meinem Gürtel und dem auf links gedrehten Hoodie kämpfte. "Ich fahr' dich aber heim. In der Nacht ist es manchmal echt gefährlich draußen, ganz allein." Ja, ich hatte die Schauermärchen von den Kiffern und Perversen auch schon gehört. Das Rotlichtviertel der Stadt befand sich ganz in der Nähe und irgendwo streunte auch ein Exhibitionist herum, der sich daran aufgeilte, wenn Menschen vor seiner Nacktheit erschraken. Besonders viel Lust hatte ich nicht, ihm zu begegnen, das stimmte. Und irgendwie war es lieb von Mihai, dass er seinen Fickpartner nicht einfach aus der Bude schmiss, egal, ob er fünf Kilometer weit nach Hause laufen musste. Vielleicht pennten aber die anderen Männer gleich ein, wenn sie fertig mit dem Akt waren. Wer wusste das schon. Ich jedoch verspürte den starken Drang nach meinem eigenen Bett. Irgendwie musste ich für eine Weile allein sein nach dieser großen Sache. Sie verdauen. Mir begreiflich machen, dass es nicht nur ein schöner Traum war. "Oh...verdammt..." Es würde wohl nicht reichen, dass Mihai mich lediglich fuhr. Die Treppen würde er mich runtertragen müssen, denn als ich mich von der Matratze abschob und zum Stehen kam, spürte ich meinen Hintern sehr deutlich. Als ob man zu scharf geschissen hätte und sich zusätzlich noch ein Fremdkörper im Anus befand. Ich verspürte einen immensen Drang, nun die Toilette aufsuchen zu müssen. Aber dafür war keine Zeit und ich wusste sowieso, dass Mihai Schuld hatte, dass ich nun langsam und gebückt auf die Tür zusteuerte. Und er lachte auch noch, ganz leise. Er dachte wohl, ich würde es nicht hören! "Lach du mich ruhig aus. Du hättest ja nicht so grob sein müssen..." "Hach Jaden", schnurrte er nur und wuschelte mir so durchs Haar, dass ich gleich nicht mehr aus den Augen gucken konnte aufgrund meiner langen Ponysträhnen. "Du bist schon 'ne Marke." Aha. Sehr aufschlussreich. Aber ich fragte nicht nach, was er damit meinte. Ob das positiv oder negativ sein sollte. "Na, seid ihr auch schon fertig?" Ach nee. Den hatte ich ja beinahe vergessen gehabt. So wie es aussah, hatte Jack die gesamte Zeit vor der Tür verharrt, ohne sich wegzubewegen. Und nun stellte er Mihai mit verschränkten Armen zur Rede, sein Blick hätte vorwurfsvoller nicht sein können. "Und jetzt? Nimmst du ihn doch mit zu dir, deinen kleinen, süßen..." "Ich fahr ihn heim. Und dich am besten auch. Will dich erst wieder sehen, wenn du nüchtern bist. Und wenn du schlecht über Jaden redest, dann gar nicht mehr." Ach, zu tief ins Glas geguckt hatte der Gute und war deshalb so schrullig und pervers? Und was kam da meinen entzündeten Ohren zu Gehör? Mihai zog mich seinem siamesischem Zwilling vor? Das Prickeln in meinem Bauch setzte wieder ein, denn die Gewissheit, von jemandem so akzeptiert und gar gemocht zu werden, machte mich selbstbewusst und überglücklich. Jack saß wieder hinten, ich vorn an der Front neben Mihai. Ich ahnte schon, dass meine linke Arschbacke wohl einschlafen würde, denn ich verteilte mein gesamtes Gewicht auf ihr, damit ich diesem extremen 'Stock-im-Arsch'-Gefühl entkommen konnte. Die Riesenperücke stichelte selbstverständlich die ganze Fahrt über und ein Tauber hätte mitbekommen, dass er von Eifersucht ganz zerfressen war. Dabei hatte er doch gar keinen Grund. Er war Mihais Fuckbuddy, er poppte ihn möglicherweise jeden Tag und machte Dreier mit anderen Männern. Ich war doch nur eine einmalige Sache für den schönen Rumänen. Schließlich waren wir nicht einmal befreundet und das kleine Abenteuer war eine spontane Idee von ihm. Auch wenn er so unendlich lieb und zärtlich mit mir umgegangen ist, sodass ich mich fühlte, als sei ich sein Einziger und Bester und Allerliebster. Zu einer Wiederholung würde es nicht kommen, da war ich mir sicher. Und nun waren die extatischen Gefühle endgültig dahin. Nur, weil ich mal wieder zu viel dachte. Und weil er mich wahrscheinlich stärker angefixt hatte, als ich zu glauben vermochte. Wieso musste es auch so...krass sein? Das machte mich auch jetzt noch, während der Fahrt, ganz kirre in der Birne. Für ihn war es sicher nur Routine, überlegte ich mit einem Seitenblick auf Mihai, der das Auto schweigend über die Stadtstraße lenkte, absolut beherrscht und ebenso konzentriert wie während der Hinfahrt. Er war noch genauso wie vorher. Nur ich war in den letzten Stunden zu einem ganz anderen Menschen geworden. Er hatte aus dem Jungen einen Mann gemacht. ***** "Hier müsste es sein, oder?" "Ja." Das Brummen des Motors wich dem Klicken von unseren Gurten. Ich war heilfroh, endlich die frische Nachtluft einatmen zu können, die befreiende Nachtluft, die noch immer genauso duftete wie vor ein paar Wochen, als ich einen einsamen Spaziergang durch den Park unternahm. Hier war alles gleich geblieben. Vor meiner Nase das Haus, in dem ich mit meiner Mutter lebte. Wo mein Bett auf mich wartete und in das ich mich nun gleich zurückziehen konnte. Jack war uns selbstverständlich nicht gefolgt. Sein dunkler Schatten verharrte reglos auf dem Rücksitz des Autos, den Blick in die Leere gerichtet. Er war so verdammt angepisst. "Ich...werd' dann mal hochgehen...", kündigte ich mit ruhiger Stimme an Mihai gewandt an, welchen ich ein Stück weiter hinten ausmachen konnte, den Häuserblock stumm musternd, als ob es nichts Interessanteres gegeben hätte. Er wirkte jedoch im Gegensatz zu mir nicht so, als ringe er um Worte. Er war die Ruhe selbst. Ohne den Mund aufzumachen näherte er sich mir nun, stoppte erst, als er gleichauf mit mir war. Sollte ich einfach abhauen, noch kurz 'Tschüss' sagen und dann der Kälte entkommen, die mich in meinem Hoodie frösteln ließ? Nein, das ging nicht. Mihai hatte mich so respektvoll behandelt, fast schon wie ein Prinz hatte ich mich in seinen Armen gefühlt. Vergöttert. Ich konnte ihn nicht einfach stehen lassen. Ich musste warten bis - Nun erkannte ich seine Umrissen direkt vor mir. Er brauchte lediglich seine Hand ausstrecken, damit sie sich bequem auf meine Wange legen konnten, diese vollständig umfing. Meine Lider schlossen sich genießerisch, als er seinen Daumen sanft über meine so kühle Haut gleiten ließ. Seine Wärme. In ihr wollte ich mich am liebsten wieder einhüllen lassen. Unerwartet spürte ich seinen Atem auf meinen Lippen, dann berührte er sie auch schon sachte mit seinen eigenen. Öffnete sie. Öffnete meine. Ein Kuss. So innig wie während unserem Sex. Er schmeckte so anders als alles, von dem ich je gekostet hatte. Seine Zunge umspielte meine und sendete Schauer über meinen gesamten Rücken, sodass ich mich ergeben in seine Arme sinken ließ, ganz nah an seinen so warmen Körper. "Jaden", hauchte er mit einem Lächeln, als sich seine Lippen wieder viel zu schnell von meinen entfernt hatten. Seine Augen funkelten mich an, ich wusste, jeder Blick galt nur mir, seine gesamte Aufmerksamkeit war auf mich gerichtet in diesem Moment und auf niemanden sonst. Meine Knie schienen aus Wackelpudding zu bestehen, das hatte nichts mehr mit der Realität gemein... "Schlaf gut." "D-du auch..." Noch einen letzten Kuss schenkte er mir, dann drückte er meine rechte Hand ganz fest und entfernte sich mit hörbaren Schritten von mir. Ich vernahm noch die Autotür, die einrastete und dann setzte der Motor wieder ein. Der Wagen fuhr an und war rapider aus meinem Blickfeld verschwunden, als ich wieder zu mir finden konnte, in die Wirklichkeit, in den Alltag. Doch es war echt. Real. Kein Traum. Und nun, wo ich endlich allein war, sehnte ich mich schon nach ihm. Die Furcht, dass nach dem Wochenende alles so sein könnte wie immer saß mir im Nacken. Ich konnte ihm unmöglich aus dem Weg gehen, auch wenn er es womöglich gewollt hätte. Er zog mich an wie das Licht die Motten, meinen Magen durchflutete das blanke Glück, wenn ich jetzt noch an ihn dachte aber gleichzeitig wurde mir das Herz ganz schwer, sobald ich mir vor Augen führte, dass dieses Schöne zu dem heutigen Tag gehörte. Dieser Tag war schön, und der nächste mochte schon wieder ganz anders werden. Mihai würde vielleicht schon morgen wieder an der Bar stehen, in seiner Lederhose und dem engen Top. Er würde sich zu dem nächsten Typen auf die schwarze Couch gesellen, mit ihm ins Gespräch kommen. Ihm schöne Augen machen. Niemand würde zu Mihai nein sagen, das war gewiss. Und morgen schon würde der Nächste diese eisblauen Federn über seine Brust gleiten spüren können und unter Mihais Worten sich in den Himmel auf Erden gebeamt fühlen. Er würde ihm diese rätselhaften rumänischen Worte ins Ohr flüstern, von denen niemand wissen konnte, was sie bedeuteten. Er würde ihn nach Hause fahren und ihm einen letzten Kuss geben. Ihm 'Schlaf gut' wünschen. Und dann würde er wegfahren und der andere stand da, mit einem Herzen, das zu zerplatzen schien wie ein Luftballon, weil es voller Gefühle war. Weil Mihai es gefüllt hatte mit seinen Zärtlichkeiten und den Blicken aus seinen sanften Augen. Weil er ein ganz besonderer Mann war. So besonders, dass ich nun die ganzen Drogenabhängigen verstehen konnte. Dass sie mehr von ihrem Suchtmittel brauchten, immer mehr. Dass sie nicht mehr leben konnten ohne das Teufelszeug, weil es ihnen ein Gefühl gab, welches sie in eine parallele Welt hinüberschweben ließ. Und ich brauchte Mihai. Ich wollte ihn am liebsten an mich ketten, damit ich die Gewissheit hatte, dass er nicht schon morgen den nächsten poppte. Er konnte mich nicht einfach entjungfern und dann zur Tagesordnung übergehen. Es war etwas Besonderes. Weil er besonders war. Es lag nur an ihm und nicht an dem Sex an sich. Nein, ich konnte unmöglich beschreiben, was wirklich in mir vorging. Alle Gefühle schienen gleichzeitig in mir zu toben. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich nun weitermachen sollte. Ohne diese Hände auf meiner Haut. Ohne diese Worte. Es war, als hatte Mihai ein Stück von mir abgerissen und es einfach behalten, weswegen es mir fehlte, jetzt, wo er nicht mehr hier war. Ein lebenswichtiges Organ. Ein Stück meiner Seele. Kapitel 4: Der Brief -------------------- Freitagnacht war eine schwierige Nacht für mich und meinen Kopf. Obwohl mich mein kuscheliges Bettchen wiederhatte und mich die Zudecke mit den eigentlich recht peinlichen Kindermotiven ebenso warm umfing wie Mihais Körper, fand ich einfach keinen Schlaf. Die Uhr schlug schon zwei, als ich auf die Lichttaste meines Funkweckers drückte. Es war anders. Alles war dermaßen anders, dass es schmerzte. Die Eindrücke, die ich an diesem Abend gesammelt hatten, hielten mich wach, gönnten meinem Hirn keine ruhige Minute mehr. Es war zu viel, um es einfach so verarbeiten zu können. Es war befremdlich, nun wieder in meinem Bett zu liegen, als sei nichts geschehen. In meinem Kinderzimmer. Eine neue Phase meines Lebens war angebrochen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn meine Beine pink und mein Schwanz gelb geworden wären. Ja, ich gab zu, ich hatte nachgesehen, als ich mich zum Schlafen auszog. Doch da war nichts. Nichts Körperliches. Hier drin war lediglich etwas geschehen. ***** Den Samstag verbrachte ich größtenteils allein in meinem Zimmer mit meinen CDs und Computerspielen, die mich für ein paar Stunden abzulenken wussten. Erst Sonntag Morgen gesellte ich mich zu meiner Mutter an den Frühstückstisch, die nun endlich ihre Standpauke loswerden konnte, wenn auch in geminderter Form, denn ich wusste, dass sie nie nachtragend sein konnte und ihr einziges Kind über alles liebte. Nur war sie heute doch ein wenig zu besorgt, so, als habe sie gewittert, dass die vorletzte Nacht eine besondere für mich und mein Seelenleben darstellte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich gestern für nichts und niemanden ansprechbar war und wie in meiner ganz eigenen Welt zu leben schien. Und Mum dachte sich ihren Teil... "Du hast wirklich keine Drogen genommen?" "Nein, Mama. Nur ein paar Cocktails getrunken." "Ach", machte sie nur, während sie in ihrem Küchenschrank wühlte, in dem sie wirklich alles aufbewahrte. Von Arznei, die da eigentlich gar nichts zu suchen hatte bis hin zu den üblichen Tassen und Tellern, von denen sie sich ihre liebsten Griff und sich wieder mir gegenüber setzte. Skeptische Blicke trafen erst ihr Brötchen, dann mein Gesicht. Meinte sie, sie könne es aus ihm herauslesen wie aus einem offenen Buch, sollte ich lügen? Theoretisch hätte sie mich längst so gut kennen müssen, dass sie wusste, dass mir Schwindeleien mehr schmerzten als ihr und dass mich mein Gewissen innerlich auffressen konnte. "Warst du wieder mit diesem...Rockertypen unterwegs? Dem Russen?" "Kolja meinst du. Der hat einen Namen, Mama!" Alter Falter. Mama ordnete stets und ständig jeden Menschen nach seinem ursprünglichen Herkunftsland ein, und das, obwohl Kolja hier in Deutschland geboren und lediglich seine Eltern aus der damaligen Sowjetunion nach Deutschland ausgewandert waren. Nein, er war 'der Russe'. Und ich wusste genau, dass Mum dies nicht freundlich meinte. Russen saufen Wodka wie Löcher, so war ihre Meinung, von der sie felsenfest überzeugt war und von der sie nichts und niemand abbringen konnte. Dabei trank Kolja nicht mehr als alle anderen auch, die in meine Klasse gingen. Und außer seinem recht gefährlich aussehendem Haarschnitt deutete nichts darauf hin, dass er irgendwie gemein sein könnte. War er auch nicht. Im Gegenteil. Nur, dass er Mihai 'Toastbrot' getauft hatte, das würde ich ihm ewig verübeln. Der junge Mann besaß schließlich andere Vorzüge...ganz andere... Mama seufzte, bestrich ihr Brot fett mit Marmelade, was sie, wenn sie nachher auf die Waage stieg, sicher bereuen würde. "Und da warst du in diesem Club...na ja, du weißt, was ich davon halte. Ich hoffe ja, dass du dich nicht mit irgendwelchen zwielichtigen Gestalten abgibst oder verleiten lässt, Junge." Oh, Kolja war also noch nicht zwielichtig genug ihrer Meinung nach. Was sollte denn schlimmer sein als ein Russe? "Wieso suchst du dir denn nicht mal eine nette Freundin? Da gibt's doch bestimmt eine auf deiner Schule, die dir gefällt, oder?" Sie redete noch weiter, aber schon nach diesen zwei tollen Fragen schrillten in meinem Kopf die Alarmglocken und beinahe hätte es einen Wasserfall aus purem Kakao von Mund zu Teller gegeben. Oh, da glühte die Birne lichterloh. Freundin? Ich wusste, dass diese Frage irgendwann einmal kommen musste, wunderte sich Mama doch eh schon, dass ich noch nie von einem Mädchen gesprochen hatte, in den ganzen Jahren, in denen ich mich als geschlechtsreif bezeichnen durfte. Vor einiger Zeit schon hatte sie mal so etwas angedeutet, von wegen, dass ich nicht mal wüsste, dass ein weibliches Geschlecht exisitere. Und schon da befürchtete ich, dass Mama denken könnte, ich sei eher an Jungs interessiert...ähm, ja. "Ne ja, eigentlich ist da niemand...so wirklich...ich..ähm..." Boah, ich hasste mein Sprachorgan! Meine Stimmbänder, meine Stimmlippen, den Kehlkopf und wie sie alle hießen, die eigentlich dafür sorgen sollten, dass ich ordentliche Sätze bilden konnte und das in einem ordentlichen deutsch. Aber das war wohl zu viel verlangt. Bei diesem Thema stand mir das Wasser bis zum Halse und leider war Mum nicht dumm wie Stroh, sodass sie sicher bald von meiner ersten Nacht erfahren würde. Die ich mit einem Jungen erlebte. Und dann auch noch mit einem - "Oh, es läutet..." Gott sei Dank, der Retter in der Not. Länger hätte ich diese peinliche Befragung unmöglich ausgehalten. Mama sollte nie wieder darauf zu sprechen kommen, am besten generell nie wieder irgendwelche Fragen zu meinem Leben stellen, denn es war eindeutig - "Was ist?" Mama guckte, als ob sie einen Drohbrief erhalten hatte, mit zusammengezogenen Augenbrauen und erstarrten Gliedern. Tatsächlich. In ihren Händen befand sich ein weißes Etwas, das die Form eines Briefes besaß. Komisch, denn dann musste ja derjenige, der uns eine Nachricht überbringen wollte, sich gleich verflüchtigt haben, nachdem er die Klingel betätigt hatte. "Das ist ja seltsam...da steht dein Name drauf und irgendwas auf...türkisch..." Sie hielt inne, schenkte mir einen Blick, der mich wohl tot umfallen lassen sollte. "Gibst du dich jetzt auch noch mit einem Türken ab? Und wieso schreibt er dir einen Brief im Zeitalter von Internet und Handy? Bei jungen Leuten ist das doch gar nicht mehr aktuell!" Türkisch? Nein. Gott. Obwohl Mama schimpte wie ein Rohrspatz, blendete ich sie für einen Moment einfach aus und spürte nur noch, wie mein Herz schneller zu schlagen begann. Der Brief konnte nur von einem sein. Und er war garantiert nicht von einem Türken, sondern von einem Rumänen, den ich selbst manchmal in diese Schublade steckte, weil es so attraktiv und rassig klang, dieses Wort. Weil es zu ihm passte. Oh, scheiße. Doch wieso um alles in der Welt sollte er mir einen Brief schreiben? Wir würden uns doch morgen in der Schule wiedersehen - worauf ich mich einerseits zum Kaputtgehen freute, andererseits jedoch Bauchschmerzen bekam. Sehr mysteriös. Zögerlich erhob ich mich von meinem Stuhl, griff mit unruhigen Händen nach dem Brief und nahm ihn an mich, nicht, dass Mama noch auf die Idee gekommen wäre, in ihrer Rage den Umschlag aufzureißen und zu lesen, was darin stand! Ich wäre auf den Friedhof gekommen, ganz sicher. Das war spätestens dann klar, als ich ungestört in meinem Zimmer die mit recht liederlicher Handschrift verfassten Zeilen laß. Dragului meu Jaden, wie du vielleicht weißt, bin ich nicht so gut im Schreiben. Eigentlich hasse ich es, aber heute muss es einmal sein, weil es Dinge gibt, die man leichter zu Papier bringen kann als jemandem ins Gesicht zu sagen. Jaden, unsere gemeinsame Nacht...ich weiß nicht, wie du darüber denkst, ob es dir gefallen hat mit mir oder nicht, keine Ahnung. Aber ich wollte dir sagen, dass es für mich was ganz Besonderes war mit dir. Nicht so ein stinknormaler One Night Stand wie mit anderen Männern. Es war ganz, ganz doll schön und ich habe so eine Bombenlaune schon das ganze Wochenende. Weil ich mir das mit dir schon sehr lange gewünscht habe, mich aber nicht traute, dich einfach mal anzusprechen. Ich dachte ja, dass du Mädchen magst und dass du mich sowieso nicht leiden kannst, weil ich so schlechte Zensuren schreibe. Aber dann habe ich gemerkt, wie du mich auf dem Hof angeguckt hast und da ich dann schon wusste, dass du noch keinen Sex hattest, musste ich einfach einen Schritt wagen. Und es hat sich so verdammt gelohnt. Na ja, ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich dich ganz doll lieb habe, schon für eine sehr lange Zeit und dass ich gerne öfter mit dir zusammen wäre. Ich hab' dich so gerne Jaden, der Jack ist schon ganz sauer wegen dir, weil er das auch alles weiß, was ich für dich empfinde. Ich merke schon, auch schriftlich ist die ganze Sache ziemlich schwer, vielleicht, weil ich mich generell nicht so gut in Worte fassen kann. Aber irgendwie glaube ich auch, dass mich meine Taten am Freitag dir schon zu verstehen gegeben haben, was ich sagen wollte. Denn ich konnte es nicht länger verbergen. Nicht, wenn ich dir ohne den Schutz meiner Sonnenbrille in die Augen schauen musste. Manchmal sagt man eben mehr als tausend Worte, wenn man seine Klappe hält. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass ich dich nicht vollkommen vergrault habe mit dem doch recht kitschigen Brief (der kein Liebesbrief ist, das klingt albern!) und dass du mich vielleicht auch ein kleines bisschen lieb hast. Muss ja nicht viel sein, aber so, dass wir mal wieder kuscheln könnten oder so. Oder was unternehmen. Te iubesc, iubitule. Te iubesc mai mult decat pot exprima in cuvinte. Mihai P.S.: Auf rumänisch kann ich es irgendwie besser sagen, da klingt es nicht so krass und peinlich. ~ "Junge, jetzt schwindel mich nicht an! Du hast was genommen, das ist eindeutig!" Ich erschrak nicht einmal mehr vor der Stimme meiner ziemlich aufgebracht klingenden Mutter, die sich wohl unbemerkt und vor allen Dingen ungefragt in meine heiligen Hallen geschlichen hatte. Da lag ich nun auf meinem Bett, an die weiße Decke mein Kopfkino projizierend und es hätte mich keineswegs gewundert, wenn meine Augen zu großen, roten Herzen mutiert wären. Es stimmte. Ich war high. Schuld waren die verdammten Glückshormone, die mein Hirn in Strömen durch mich fließen ließ, bis ich schon fast besinnungslos wurde. "Ich hab' nichts genommen, Mum...ich wurde genommen...ich..." Ja, auch das Gefühl der Scham hatten die fleißigen Hormone betäubt. Sollte sie es nun durch meine berühmte Unfähigkeit, zu lügen, herausfinden, dass ich eines schönen Abends gelocht wurde, würde ich mich zwar nach meinem Rausch in Grund und Boden schämen, jetzt aber ging mir das alles am Arsch vorbei. Mihai wollte mich - auch wenn ich die Gründe dafür wohl nie nachvollziehen könnte. War ja fast so wie bei der Schönen und dem Biest. Absolut suspekt, wieso ein dermaßen attraktiver Mann auf einen beinahe unterdurschnittlichen Typen wie mich abfahren konnte. Aber es war ja nur zu meinem Vorteil, dass Mihai irgendjemand ins Gehirn geschissen hatte. Ich durfte es nicht weiter hinterfragen, ich wollte auch gar nicht, wollte einfach nur, dass dieser Junge jetzt gleich neben mir liegen würde und ich ihn auffressen könnte, weil ich seine Gefühle so krass erwiderte. Doch erst morgen würde ich ihn wiedersehen können. Ich würde sicher sterben bis dahin. Brauch Drooogen. Ein wenig froh war ich jedenfalls, dass Mama wohl nicht gecheckt hatte, was mich hier wie abgeknallt auf der Matratze liegen ließ. Sicher fragte sie sich, wie man ihren geliebten Sohn oral oder durch die Venen einnehmen konnte, aber das war ihr Problem. Ich hatte für ein paar Stunden meinen Seelenfrieden erlangt. Ich wollte zu Mihai gehen und ihm sagen, dass es mir ein inneres Blumenpflücken wäre, mit ihm zu kuscheln oder sonstwas zu treiben. Es war schon ziemlich affig, dass ich deswegen wieder nicht einpennen konnte wie ein kleines Kind, welches in der Nacht zum 24. Dezember rätselte, was es wohl unter dem Gabenbaum vorfinden würde. Ich wusste schließlich, was ich bekam. Trotzdem bekam ich kein Auge zu und pflückte schon einmal im Vorraus innerlich Blumen, als die Uhr endlich fünfe Schlug und ich mir ausrechnete, dass ich in drei Stunden im Klassenraum sitzen würde. Noch nie hatte ich mich so auf den Unterricht gefreut. Ich war krank. Krank aber glücklich. Und müde. Doch irgendwie platzte ich fast vor Anspannung. Brauch Drooogen. ***** Der Schulhof. Ein schönes Fleckchen Erde, wenn man Sonne im Herzen und Glück in der Seele trug. Und besonders, wenn man auf einen ganz besonderen Menschen wartete, der auch kurz vor Unterrichtsbeginn noch nicht eingetroffen war, was man von meinen speziellen Freunden, nämlich der Hopperclique, nicht behaupten konnte. Aufgeregt von einem Bein auf das andere tänzelnd hielt ich mich nahe der Mauer auf, Christian argwöhnisch beobachtend und versuchend, die Angst vor ihm zu ignorieren, denn erstens wollte ich mir heute von nichts und niemandem die gute Laune verderben lassen und zweitens gab es überhaupt keinen Grund mehr, 'Like a Virgin' in meiner Gegenwart zu singen. Doch konnten sie das riechen? Leider nicht. Sie hatten mich natürlich wieder entdeckt und rückten an, die ganze Meute. Ich konnte es ihnen auch nicht stecken, das würde mir nie im Leben über die Lippen kommen. Mit stolzgeschwellter Brust zu verkünden: Ich bin keine Jungfrau mehr, seht mich an, seht mich an! Und da begann das große Zittern auch schon, während ich mich ein letztes Mal umschaute, ob Mihai denn nicht irgendwo zu entdecken wäre. Doch keine Spur von ihm. Nichtmal Jacks Riesenperücke ragte hinter irgendeinem Busch hervor. Scheiße. "Lirum larum Löffelstiel, wer keine abkriegt, wichst sehr viel." Chris schlich grinsend um mich herum. Ganz klein fühlte ich mich wieder, und mutterseelenallein. "Na, was macht die Pornosammlung, Weichei? Schön geguckt am Wochenende, ja?" Ich hasste, wie sie lachten. Ihre Stimmen, ihre Gesichtszüge, ihre Klamotten. Ihre ganze ekelhafte Art. Darauf hoffend, dass sie endlich aufhören würden, starrte ich den Boden an, wagte es kaum mehr, zu atmen Totstellen am besten. "Wieso fragst du eigentlich nichtmal den Mihai, ob er dich poppen möchte? Der knallt doch eh jedes Arschloch, egal, wie hässlich es ist." "Schon geschehen." Huch? Die Stimme kannte ich doch - und vor allen Dingen mochte ich sie. Sehr gern sogar. Obwohl die Typen noch immer um mich kreisten wie die Aasgeier, wagte ich es, einen kurzen Blick hinter mich zu werfen, um einen langersehnten Glücksschauer durch mich fahren zu spüren. Ich sah in ein dunkelbraunes, beinahe schwarzes Augenpaar, welches mich förmlich anzulächeln schien. Mihai. Jetzt brauchte ich keine Angst mehr zu haben, das wusste ich. Schützend, fast wie ein großer Bruder, legte er seine Hand auf meine Schulter, streichte mir wie einem Kätzchen über den Kopf und sorgte dafür, dass die Wahrheit über mich und mein Sexualleben endlich ans Licht kam. "Freitag Nacht hab' ich Jaden geknallt, mit ganz viel Liebe. Und er war der absolute Hammer! Von so einem Typen werdet ihr immer nur träumen können, denn mit Frauen könnt ihr das nicht erleben. Nur ein Mann weiß, was ein Mann wirklich will und wir wissen, dass wir uns wollen. Nicht, Jaden?" Triumphierend nickte ich. Meine Fresse, Mihai war absolut genial. Schließlich sorgte er dafür, dass Chris und Kumpanen abzogen, ganz ohne Schwulenwitze und -beschimpfungen, die sie nun sicher hinter vorgehaltener Hand loswurden, weil sie im Grunde viel zu feige waren, um sich mit so einem Mann wie Mihai anzulegen. Und wer Schwächere mobbt, ist eh ein Schlappschwanz. "Und, wie war ich?", grinste Mihai mich erwartungsvoll an, seine Hand noch immer auf meiner Schulter. "Gut. Nein, klasse!", erwiderte ich und konnte es mir beim besten Willen nicht verkneifen, die Zweideutigkeit in dieser Frage in Betracht zu ziehen, auch wenn es vielleicht nicht auf diese verruchte Art und Weise bei mir ankommen sollte. "Denen hast du's gezeigt. Danke!" Er seufzte, ich seufzte. Irgendwie mussten wir doch nun auf uns zu sprechen kommen, auf den Brief, darauf, dass wir uns auffressen könnten vor Freude, dass wir uns gefunden haben. Und da Mihai nichts mehr sagte und nur noch stumm hinter mir stand, musste ich dieses Mal den ersten Schritt tätigen. Schließlich war Mihai am Freitag derjenige gewesen, der gehandelt hatte. "Ich...ich hab' deinen Brief bekommen." Jaden, du verhurte Erdbeere - ein Insider mit mir selbst, der mir einmal vor gar nicht allzu langer Zeit während meiner fünf Minuten eingekommen war - jetzt leier' hier keinen sachlichen Text hinunter, das hier hat was mit den peinlichen Gefühlen zu tun, von denen deine Mutter nichts wissen darf und die ich eigentlich für ein Mädchen empfinden sollte. Also, am Riemen reißen, bitte. "...und...ich...bin fast geplatzt vor Freude, darüber, dass du mich auch magst! Ich hatt' schon Angst, dass ich nur einer von vielen war..oder so..." "Naaa, mein Jaden ist doch der Mann! Iubitule meu!" Aww, wie er seine Wange an meine drückte und mich an seine Brust zog, sodass ich fast wegen der Puddingknie die Ziegelmauer geküsst hätte anstatt ihn. Aber dazu hielt er mich dann doch viel zu fest und ich konnte seinen schönen Duft erschnuppern. Und seine Nähe machte mich endlich wieder richtig high. Doch jetzt, wo das geklärt war, musste ich noch eine Frage loswerden, die mich schon seit Freitag beschäftigte. "Du, was meinst du eigentlich immer mit diesen rumänischen Worten? Is' das was so Perverses, dass du es nicht auf deutsch ausdrücken kannst? Zum Beispiel dieses...iubu..." "Iubitule. Mhh..." Er brummte, so als ob er überlegte, ob er mich aufklären wollte oder nicht. "Nee, pervers is' es nicht. Nur so...peinlich auf deutsch, weißt du?" Nun wurde ich zunehmends ungeduldig. Ich löste mich etwas aus der Umarmung, sodass ich Mihai Angesicht zu Angesicht stand. "Und dieses...te iubesc...oder so, das heißt bestimmt 'du verhurte Erdbeere', stimmts?" "Was?" Nun lachte er lauthals los, verkniff es sich jedoch ganz eilig wieder, denn sonst wäre ich womöglich noch auf die Idee gekommen, er lache mich aus. "Jaden." Er platzierte seine Hände auf meinen Hüften, und es machte mich gleich noch higher. Wie er mir in die Augen sah. "Iubitule heißt soviel wie 'Baby' auf deutsch. Oder 'Liebling' oder 'Süßer' oder irgendsowas...und te iubesc bedeutet schlicht und ergreifend..." Seine warmen Lippen näherten sich meinem Ohr, dann hauchte er es warm und zart hinein. "...ich liebe dich." Wäre ich aus Zucker gewesen, ich wäre wahrscheinlich zerrieselt und man müsste mich mit Schaufel und Besen vom Schulhof aufkehren. Das war wirklich genauso wie in diesen kitschigen Hollywoodfilmen, bei denen die Klischeemädchen anfingen zu heulen, weil es ja 'sooo süß!' sei. Doch wie es aussah, wurde ich langsam zum Mädchen. Weil ich jetzt verstand, wie man bei Romeo und Julia quietschen konnte. "Ich...ach manno...ich liebe dich auch. Ich sag's nur nicht gerne..." Meine arme Birne glühte licherloh wie eh und je und ich schämte mich doch wirklich für die Wahrheit. Wie es schien, war diese in jeder Lebenslage etwas unangenehm. "Ich sag's auch nicht gerne", grinste da aber glücklicherweise Mihai nah an meinen Lippen, auf die er Sekunden später schon einen Mini-Kuss gedrückt hatte. "Deswegen red' ich oft in rumänisch, weil das keiner versteht." "Ich versteh dich jetzt aber ganz genau!", drohte ich, den Zeigefinger wie eine Waffe gehoben. Doch eigentlich hieß es doch 'make love and not war', also wollte ich heute einmal den Hippie geben und ganz viel Liebe machen. Mit dem Mann, der heute wieder seine wundervollen blauen Federn in den gedehnten Ohrlöchern trug. Apropos... "Nur eine Sache will ich noch wissen", setzte ich an. "Was heißt 'Eisvogel' auf rumänisch?" Mihai verzog die Augenbrauen ganz seltsam, musterte mich so, als überlegte er, ob diese Frage wirklich ernst gemeint war. "Pescăruş. Wieso?" Und die Federn wiegten sich im sanften Herbstwind, so, als nickten sie mir zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)