Dangerous Love Affair von Ran34 (Nothing is, like what it seems) ================================================================================ Kapitel 16: Secrets and how to tell them ---------------------------------------- Als sie gegen Abend zusammen im Wohnzimmer saßen, brachte Elias ihn mit einer unerwarteten Frage ein wenig aus dem Konzept: „Es… es ist nicht so, dass ich dich nicht mögen würde, aber… warum… warum hat Taylor gewollt, dass du mich adoptierst?“ „Ich denke, weil du ihm am Herzen lagst.“, seine Antwort war gut überlegt, denn er wusste nicht, wie viel Taylor dem Kleinen bereits erzählt hatte. „Aber warum ausgerechnet du? Was war Taylor denn für dich? Auch dein Lehrer? Oder dein bester Freund?“ „Nein, Elias. Er… er war mein Partner.“ „Was für ein Partner? Geschäftspartner, Trainingspartner?“, der Junge wurde hellhörig, es dürstete ihn immer mehr danach, mehr über Oliver und Taylor zu erfahren. „Nein…“, Oliver seufzte: „Ich versuche es dir mal so zu erklären… Wenn Taylor noch leben würde… und ich oder er dich adoptieren hätten, dann wärst du unser beider Sohn.“ „Also… wärt ihr dann beide meine Väter?“ „Ja, das wären wir.“ „Aber auch jetzt, wo Taylor… nicht mehr da ist… wenn du mich adoptierst, ist er dann auch mein Vater?“ „Ja…“ „Geht das denn? Zu einer Familie gehören doch immer eine Mutter und ein Vater.“, Elias wusste nicht viel über das Familienleben, doch was er bisher mitbekommen hatte, widersprach dem ein wenig. „Doch, wir hätten auch ohne eine Mutter eine Familie sein können.“, sagte Oliver traurig lächelnd. „Hast du… hast du schon einmal etwas von… Homosexualität gehört?“ „Ja, aber nur so am Rande… ist das nicht, wenn… dann seid ihr ein Paar gewesen?“, endlich kam Elias die Erleuchtung. „Ja, Elias. Taylor und ich waren ein Paar.“ „Das ist ja furchtbar!“, sagte er aufgebracht mit weit aufgerissenen Augen, Oliver machte sich auf das Schlimmste gefasst, als der Jüngere fortfuhr: „Dann hast du ja quasi einen Teil deiner Familie verloren!“ Oliver kamen die Tränen, von dieser kindlichen Seite hatte er es noch nie betrachtet, ja, er hatte einen Teil seiner Familie, einen Teil seiner selbst verloren. Der Dunkelhaarige schloss Oliver fest in die Arme, sah ihm darauf fest in die Augen und wischte seine Tränen fort. „Wenn… wenn wir endlich eine Familie sind, dann war Taylor ja auch ein Teil meiner Familie… schluchz… weißt du, du musst mich eigentlich gar nicht mehr adoptieren, es kommt mir auch so schon vor, als wärst du mein Papa.“, Elias lächelte das traurige Lächeln eines Kindes, dem bewusst wurde, dass es seinen Lehrer und Fast-Vater verloren hatte, aber gleichzeitig einen liebevollen Vater dazugewonnen hatte. Das Klingelnde Telefon riss sie aus ihrer Melancholie: „Ich muss wieder an die Arbeit, wenn du etwas brauchst…“ „…sag ich Bescheid. Geh nur.“, beendete Elias seinen Satz und überließ den Älteren somit wieder seiner Arbeit. >Ich hätte nie gedacht, dass Taylor mit einem Mann zusammen sein könnte… Aber Oliver ist total nett, deshalb glaube ich nicht, dass es mir etwas ausmacht… oder doch? Nein… Oliver ist ein lieber Mensch, ich kann verstehen, dass er ihn so gerne mochte, aber… ich würde ihn gerne wiedersehen… Er… er könnte mir sicherlich noch mehr über Oliver und sich erzählen, aber… aber das geht ja nicht mehr… er… er ist gekommen um mich zu retten. Hätte ich mich nicht schnappen lassen, dann würden wir jetzt wohl zu Dritt hier sitzen und die Familie wäre komplett. Warum hab ich es nicht kommen sehen?! Ich hätte mich besser verteidigen müssen, aber ich war einfach so schwach! Es tut mir leid Taylor…<, der Junge vergrub sein Gesicht in seinem Kissen und zog seine Knie eng an den Bauch. Nachdem er sich gesammelt hatte, kehrte er in sein Zimmer zurück, setzte sich auf sein Bett und beobachtete seinen zukünftigen Vater bei der Arbeit. Irgendwann zog er seinen Laptop zu sich heran und begann im Internet zu surfen. Ohne, dass er es bemerkte, verstummte irgendwann der Geräuschpegel im Hintergrund. Er hörte Olivers Handy klingeln, wieder und wieder, als dieser nicht ranging sah er von seinem Laptop auf und was er sah, überraschte ihn. Er legte den Computer zur Seite, stand auf, nahm seine Decke mit und legte sie Oliver, der vor Erschöpfung eingeschlafen war, über die Schultern. Daraufhin schnappte er sich sein Handy und den Terminplaner, der vor ihm auf dem Tisch lag und nahm den wartenden Anruf entgegen: „Sekretariat von Staatsanwalt Hudges, Black am Apparat, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte er mit fachmännischer, akkurater Stimme, wie er sie am heutigen Tag zig Male von Oliver vernommen hatte. „Ja. Wie dringend ist denn Ihr Anliegen?“ „Ich verstehe, ich habe nächste Woche um 16 Uhr noch einen Termin frei.“ „Gut, schönen Abend noch.“ „Danke, tschüss.“ Dem Kalender konnte Elias entnehmen, dass Oliver noch eine halbe Stunde zu Arbeiten hatte, deshalb übernahm er diese Pflicht noch für diesen Zeitraum für ihn, bevor er sein Handy abschaltete. Auf leisen Sohlen ging er zurück in sein Zimmer und legte Oliver eine Hand auf die Schulter, während er ihn sanft ansprach: „Oliver… du solltest dich in dein Bett legen, sonst hast du morgen Rückenschmerzen.“ Blinzelnd erwachte der Angesprochene und erschrak, als er auf die Uhr sah: „Ich… ich mach das hier noch schnell fertig und dann…“ „Nein, du musst doch morgen wieder zur Arbeit. Leg dich jetzt hin und schlaf dich aus.“ >Erwachsene... immer muss man ihnen sagen, was sie zu tun haben… Können die nicht selbst auf sich Acht geben?<, dachte Elias lächelnd, während er seinen zukünftigen Vater gen Schlafzimmer schob. „In Ordnung, aber du nimmst vorher noch deine Medikamente.“ „Jahhh~“, er hatte es schon immer gehasst, Medikamente zu nehmen, deshalb schluckte er sie auch diesmal nur widerwillig, damit Oliver endlich Ruhe gab und sich ins Bett legte. Nachdem sich Oli schlafengelegt hatte, setzte er sich an seinen Computer und trug die zusätzlichen Termine in den Kalender ein. Dieser Kalender existierte auf verschlüsselter Basis online, sodass Mr. Hudges von seinem Büro aus darauf zugreifen konnte. Als Elias am nächsten Morgen erwachte, war er erstaunt. Hätte er nicht gewusst, dass Oliver ein Mann war und wäre er ihm zum ersten Mal begegnet, so hätte er ihn für eine Frau gehalten. „Warum… läufst du in Frauenklamotten herum?“ „Das hat etwas mit meinem Job zu tun, aber kein Wort zu niemandem! In einem Jahr kann ich wieder normal herumlaufen.“ Elias nickte, sah ihn dann aber fragend an: „Wem sollte ich das denn erzählen?“ „Du musst heute mit mir zur Arbeit kommen. Ich habe etwas Wichtiges mit meinem Chef zu klären und möchte dich meinem Vater vorstellen, also zieh dich jetzt bitte vernünftig an, ich mache dir Frühstück.“, Elias konnte deutlich die Anspannung in Olivers Stimme hören, aber nicht nur deswegen tat er das, was ihm aufgetragen worden war, er wollte sich vor allem seinen Respekt und seine Anerkennung verdienen. Nach dem Frühstück stiefelten sie gemeinsam los, als sie auf das Gerichtsgebäude zusteuerten, blieb Elias kurz stehen. Das Gebäude und vor allem der riesige Eingang wirkten auf ihn erschlagend, dieses Gebäude schien wahrlich dafür gebaut worden zu sein, zu richten. „Na komm.“, sagte Oliver Black zu dem kleinen Jungen neben sich. Er folgte dem Mann in Frauenklamotten ins Gerichtsgebäude und bestaunte mit großen Kinderaugen die ihm fremden Details. Er stieß beinahe mit ihm zusammen, als Oliver vor einem großen, überfüllten Schreibtisch zum stehen kam: „Hier arbeitest du?“, fragte er erstaunt. „Ja, gefällt es dir?“ „Allerdings! Ich war noch nie in einem Gerichtsgebäude!“ „Das ist vielleicht auch besser so.“, sagte Oliver seufzend, Elias schaute ihn nur fragend an, er wusste nicht, worauf er hinauswollte. „Ich muss jetzt jedenfalls ein Gespräch mit meinem Chef führen, deswegen möchte ich dir jemanden vorstellen, komm mal mit.“, er winkte dem Zwölfjährigen, damit er ihm folgte. „Hey, Niguel. Hättest du vielleicht ein Bisschen Zeit?“ „Es geht so…“, antwortete der brünette, kräftig gebaute Mann ihm gegenüber. „Das ist Elias, könntest du mir den Gefallen tun und eine Weile auf ihn aufpassen? Ich muss etwas Dringendes mit Mr. Hudges besprechen, ich verspreche dir, dass er dir nicht zur Last fallen wird.“ Der Brünette seufzte: „Ich bin dir noch etwas schuldig, also na gut. Komm, wir organisieren dir einen Stuhl, dann kannst du dich neben mich setzten.“, Elias nickte, bevor er dem großgewachsenem Mann folgte. Er warf noch einen kurzen Blick zurück und erblickte Oliver, der noch immer dort stand und ihm ermutigend zunickte. Oliver atmete tief ein und wieder aus, er hatte seinen Schützling in sichere Hände übergeben, bei Mr. Markrat war er sich sicher, dass er den Kleinen gut händeln konnte. Er machte buchstäblich auf dem Absatz kehrt und betrat nach einem höflichen Klopfen die Höhle des Löwen. „Da bist du ja.“, sagte sein Vater, die Augenbrauen sorgenvoll und ärgerlich zusammengezogen. „Ja, hier sind deine Wagenschlüssel, danke, dass ich ihn borgen konnte.“, Oliver legte die Schlüssel auf den Schreibtisch und blieb, wie ein auf ein fremdes Geräusch konzentriertes Reh stehen. „Setz dich.“, sagte Charles Hudges streng und Oli folgte seinem Befehl ohne Widerworte: „…ich höre.“ „Ähm… wo soll ich anfangen…“ „Bei dem Jungen. Seit wann hast du einen Sohn? Wieso hast du uns nichts erzählt?“ „Das… ich, ich habe ihn adoptiert, Vater.“ „24, Oliver, du bist erst 24 Jahre alt! Wie kommst du dazu, in diesem Alter ein Kind zu adoptieren?! Das hast du doch gar nicht nötig, oder…“ „Die Sache ist etwas komplizierter…“ „Ich habe Zeit.“, sagte der langsam ergrauende Staatsanwalt und lehnte sich, die Fingerkuppen seiner beiden Hände zusammenpressend, zurück und bereitete sich darauf vor, den Ausführungen seines Sohnes zu lauschen. Oliver seufzte und fuhr sich durch die Haare: „Ich muss wohl etwas weiter ausholen… ähm… weißt du, ich hatte seit einem Jahr wieder jemanden an meiner Seite…“ „Das ist mir aufgefallen…“, sagte Charles ermutigend. „Wie…?“, fragte er erstaunt. „Du bist plötzlich so glücklich gewesen, wirktest ausgeglichener, aber… ist etwas diesbezüglich vorgefallen? Warum hast du mir deine Freundin nicht vorgestellt?“, Oliver brachte es nicht länger fertig, seinem Vater in die Augen zu sehen, er blickte stur auf seinen Schoß, mit seinen Tränen kämpfend. „Das… das ging nicht… jedenfalls war es der letzte… der letzte Wille dieser Person, dass ich den Kleinen adoptiere…“ „Deine Freundin ist tot?! Wie ich meine, warum…“, Charles sah sich sichtlich überfordert, nie hätte er mit einer solch plötzlichen Wendung gerechnet. „N… nicht meine Freundin ist tot, Dad… sondern, sondern mein Freund…“ „Verstehe ich das richtig…?“ „Ja, Dad, dieses eine Jahr war ich mit einem Mann zusammen… sein Name war Taylor… er… er ist gefallen… vor… vor zwei Wochen…“, nun war es soweit, Oliver konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und traute sich auch nicht, aufzusehen. Charles war geschockt, zutiefst erschüttert, bis ins Mark traf ihn dieser Schock. Er war überfordert mit dieser Situation, hatte sich schon etliche Szenarien ausgemalt, doch auf so etwas war er nicht gefasst gewesen. Er war wütend auf seinen Sohn, Zorn wallte in ihm auf, doch konnte er dieses Häufchen Elend, das nun vor ihm kauerte und das er jahrelang behütet hatte, wie einen Schatz, einfach so sich selbst überlassen? „Hier.“, er reichte ihm ein Taschentuch: „Wo ist der Junge?“, fragte sein Vater streng. „Was?“ „Wo ist er? So, wie ich dich kenne, hast du ihn mitgebracht.“ „Bei… bei Mr. Markrat…“, Oliver hatte Angst, was hatte sein Vater nur vor? Charles Augen zeigten keine Emotionen, waren kalt und auch an seinem restlichen Gesicht konnte er nichts ablesen. Nachdem er ihm geantwortete hatte, ging Mr. Hudges schnurstracks zu dem Schreibtisch des Brünetten, Oliver blieb derweil kurzzeitig schockiert sitzen, bevor er aufsprang und seinem Vater folgte. Er versuchte zu ihm aufzuschließen, doch von Wut getrieben lief dieser quasi durch das Gebäude. Erschrocken blickte Elias auf, als sich ein großer Schatten über ihn legte, der Mann über ihm wirkte gefährlich und er bekam es mit der Angst zu tun. „Vater!“, Oliver kam außer Atem zum stehen, noch immer liefen ihm Tränen von den Wangen. „Ist er das?!“ „Ja, Vater, aber tu ihm nichts!“ „Wie heißt du?“, fragte er mit der strengen Stimme eines Staatsanwaltes. „E… E… Elias.“, er schluckte, als der ihm fremde Mann sein Kinn packte. „Mr. Hudges, beruhigen Sie sich. Er ist noch ein Kind, Sie können doch nicht derart mit einem Kind umspringen, schon gar nicht in den heiligen Hallen der Justitia!“ „Erzählen Sie mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe, Markrat!“, er erhob drohend einen Finger. „Oliver!“, Elias sprang von seinem Stuhl, schaffte es, dem Arm, der ihn versuchte, aufzuhalten, auszuweichen und warf sich in Olivers Arme, wo er ebenfalls in Tränen ausbrach. Er hatte realisiert, dass dieser aufgebrachte Mann sein Großvater in spe war und dieser ihn nicht akzeptierte, er war nicht willkommen, zudem schien dieser Mann ihm in seiner Wut Gewalt antun zu wollen. Der Zwölfjährige hätte sich wehren können, doch gegen einen Erwachsenen kam er noch immer nur schwer an. Das Bild, das sich ihm bot, brannte sich tief in Charles Hudges Gedächtnis ein: Sein Sohn mit schmerzvollem, abschätzigem Blick, seine Wangen verziert von seinen Tränen, die die Wimperntusche von seinen Wimpern mit sich geschwemmt hatten und das Kind, dass dieser in Armen hielt. Dieses Kind, das das Ebenbild seines eigenen hätte sein können, waren sie doch nicht blutsverwandt und dessen Blick, der ihn ängstlich, aber vor allem enttäuscht und hasserfüllt ansah. --------------------------------------------------------------------------------------- Passend zum Freitag dem 13. hier ein neues Kapi von DLA^^ (wieso merke ich erst jetzt, dass der Inhalt gut zu diesem Tag passt?!O.o) Ich hoffe, dass mich die Muse bald wieder ordentlich knutscht, damit ihr schon bald das nächste Kapitel lesen könnt ;) lg~ --------------------------------------------------------------------------------------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)