Gerechtigkeit von abgemeldet ================================================================================ Spoilerwarnung! Vorwort: Um das Ganze zu erleichtern, hier eine kurze Zusammenfassung meiner (geplanten) Spielsituation. Hawke steht auf der Seite der Templer; er setzt sich nur in Ausnahmefällen für das Wohl der Magier ein. Obwohl er selbst zu ihnen gehört, – oder vielleicht gerade deshalb – ist er der Überzeugung, dass Magier gefährlich sein können. Zu seiner Truppe gehören Fenris, Anders und Aveline. Mit Fenris ist Hawke fast immer einer Meinung. Hawke schmachtet den Elf zwar bei jeder Gelegenheit an und flirtet mit ihm, mehr aber nicht. Aveline und Hawke sind ‚beste Freunde‘. Zwischen Anders und Hawke gibt es ständig Streit. Trotzdem ist Hawke der Überzeugung, dass die beiden ein Paar sein könnten. Er hasst Anders nicht, kann seine Ansichten aber leider nicht verstehen. Die beiden wohnen zusammen in Hawkes Anwesen. In ‚Der letzte Strohhalm‘ schließt sich Hawke nach der Zerstörung der Kirche den Templern an. Ich habe diesen Durchlauf noch nicht beendet und ich weiß nicht, wie die Szene mit meiner geplanten Vorgehensweise aussehen wird. Ich habe hier einfach meine Vorstellung niedergeschrieben und ich möchte mich entschuldigen, falls meine Geschichte eventuell unrealistisch wirkt. Ich hatte hier jedenfalls von Anfang an nicht vor, das Original nachzuerzählen. Für Verbesserungsvorschläge und Kritik bin ich sehr dankbar. Gerechtigkeit Ich hatte ihm vertraut. Einmal im Leben war ich der Überzeugung gewesen, dass es richtig war, einem von ihnen zu helfen. Ich wollte den Magiern eine Chance geben. Nur dieses eine Mal. Als mir Anders davon erzählt hatte, dass er einen Weg gefunden hätte, Gerechtigkeit von ihm zu trennen, war ich hocherfreut. Ich dachte, dann würde es zwischen uns endlich besser werden. Wie dumm und naiv ich gewesen war. Fenris hatte wohl Recht. Schon die ganze Zeit. Dieser Abtrünnige, diese Abscheulichkeit hatte mich, nein, uns alle ins Chaos gestürzt. Er hatte Unschuldige getötet und zwar für irgendeinen Traum, eine Idealvorstellung, die niemals wahr werden konnte. Erst als die Kommandantin das Wort an mich richtete, erwachte ich aus meiner Erstarrung. Noch immer konnte ich nicht fassen, was eben passiert war. „Was mit diesem Verbrecher geschieht, überlasse ich Eurer Entscheidung, Champion. Er ist Euer Gefährte“, sagte sie und entfernte sich gleich darauf von unserer Gruppe. Ja, er war einer meiner Gefährten. Und das machte alles noch viel schlimmer. Langsam bewegte ich mich auf den Magier zu, der auf einer Kiste saß und zu Boden sah. Er erinnerte an einen reuigen Sünder, aber das war er gewiss nicht. „Sagt nichts, Hawke. Ich weiß, was Ihr denkt.“ Ich schürzte die Lippen. So leicht kam er mir nicht davon. „Ihr habt mein Vertrauen missbraucht, Anders. Ihr wolltet mich davon überzeugen, dass Magier keine Monster sind. Meine Meinung hat sich bislang leider nicht geändert. Ganz im Gegenteil“, sagte ich und bemühte mich um Ruhe. Was sollte ich jetzt mit diesem Verbrecher machen? Ganz gleich, was ich für ihn fühlte, verzeihen konnte ich ihm nicht. Schon gar nicht, wenn er nicht einmal dazu bereit war, seine Tat zu bereuen. Allein konnte ich keine Entscheidung treffen. Fragend blickte ich in die Runde. Fenris war der Erste, der sich äußerte. Ich kannte seine Antwort im Grunde schon. Wir vertraten ausgesprochen selten verschiedene Meinungen. „Es gibt nur ein gerechtes Urteil, Hawke“, sprach der Elf und ich nickte leicht. Ich wusste, dass er Recht hatte. Selbstverständlich war mir klar, dass auch persönliche Differenzen zwischen Fenris und Anders herrschten, aber so oder so musste ich dem ehemaligen Sklaven zustimmen. Auch die Meinung der anderen konnte mich nicht vom dem Gedanken abbringen: Anders musste für seine Taten bezahlen. Und zwar jetzt. Wer wusste schon, was er noch geplant hatte. Lange Zeit schwieg ich und blickte auf den Magier herab, der noch immer regungslos vor mir saß. „Es gab andere Wege, Anders. Der erste Schritt wäre gewesen, mir zu vertrauen“, sagte ich und griff nach meiner Waffe. Anders erwiderte nichts und vermied es, mich anzusehen. Gerade hatte ich mich selbst davon überzeugt, dass ich das Richtige tat, als der Magier dann doch das Wort ergriff. „Es tut mir leid.“ Ich hielt inne und ich merkte, dass ich zu zittern begann. „Es tut Euch also leid, ja?“, flüsterte ich. „Wie schön. Dann ist ja alles in bester Ordnung, nicht wahr?“ Von einer plötzlichen Wut ergriffen, schlug ich Anders ins Gesicht und warf ihn zu Boden. „Mir tut es auch leid! Und zwar, dass ich Gerechtigkeit nicht aus Euch herausprügeln kann!“, schrie ich und schlug ein weiteres Mal auf den Magier ein. Dass er sich nicht dagegen zu wehren versuchte, machte mich nur noch rasender. Als ich ihm einen weiteren Schlag verpassen wollte, ließen meine Kräfte plötzlich nach und aus der Wut wurde pure Enttäuschung und Verzweiflung. Ich kniff die Augen zusammen und begann zu schluchzen. „Wie konntet Ihr nur, Anders? Wie rechtfertigt Ihr dieses Verbrechen?“ „Ich wollte Gerechtigkeit“, bekam ich zur Antwort. Ich presste die Lippen aufeinander. Gerechtigkeit. So etwas konnte es nicht geben. Nicht hier, nicht jetzt. „Und wo ist Gerechtigkeit, Anders? Das ist nur ein Wort! Ein Name für die Abscheulichkeit, die Euch die ganze Zeit belogen hat.“ Erste Tränen liefen mir über das Gesicht. „Gerechtigkeit für alle, das wolltet Ihr doch, nicht wahr? Doch im Grunde habt Ihr immer nur an die Magier gedacht. Alle anderen waren Euch egal. Ihr seid nicht weniger egoistisch als diejenigen, die Ihr zu bekämpfen versucht“, sprach ich und versuchte Haltung zu wahren. Ich wusste nicht mehr, was ich fühlen oder denken sollte. Ich sollte ihn hassen, ihn verachten, aber ich konnte es nicht. Es ging einfach nicht. Noch immer hatte ich die Hoffnung, dass in diesem Mann nicht nur eine Abscheulichkeit steckte und ich wollte alles versuchen, um ihn von diesem Dämon zu befreien. Anders betrachtete mich lange, ohne etwas zu sagen. „Sagt etwas!“, zischte ich und holte abermals zum Schlag aus. „Ich habe Euch nicht in diese Sache hineingezogen, um Euch zu schaden, Hawke. Ich habe Euch nur um Hilfe gebeten, weil Ihr der Einzige seid, dem ich vertraue. Ich dachte, Ihr könntet mich verstehen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe Euch noch nie verstanden, Anders.“ Er sah zur Seite. „Ich wollte für uns einen Ort erschaffen, an dem wir frei sein können.“ „Stattdessen habt Ihr uns ins Chaos gestürzt“, knurrte ich und wollte den Magier wieder schlagen. Als mich jedoch sein Blick traf, stoppte ich. Dieser Ausdruck, ich kannte ihn. Das war nicht der rachsüchtige Revolutionär. Das war mein Freund Anders. Wieder kamen mir die Tränen. „Ich wünschte, ich könnte Euch hassen“, schluchzte ich und drückte mein Gesicht an seine Brust. Ich bekam keine Antwort darauf, sondern spürte, dass Anders seine Arme um mich legte. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, dass es diesen Wahnsinn um uns herum nicht mehr gab. Dass einfach alles in Ordnung war. Kein Kampf, keine Rache und kein ewiger Streit. Ich wurde jedoch schnell wieder aus meiner Traumwelt geworfen, als ich Fenris‘ Stimme vernahm. „Ich hoffe, Ihr bereut diese Entscheidung nicht, Hawke“, sagte er und als ich die Augen wieder öffnete, sah ich, dass er mir seine Hand reichte, um mir aufzuhelfen. Nach einem kurzen Moment ergriff ich sie dankend und stand auf. „Es wird sich zeigen“, erwiderte ich nur und blickte zu Anders, der noch am Boden lag. „Ich weiß, dass meine Entscheidung wohl nicht die beste ist, Fenris, aber…“ „Ich bin durchaus dazu in der Lage, es zu verstehen“, meinte der Elf und entfernte sich dann ein paar Schritte. Ich sah ihm nach und seufzte schwer. Sicherlich hatte ich ihn verärgert. Ich nahm es ihm nicht übel, dass er wütend auf mich war. Anders war mittlerweile aufgestanden und näherte sich mir. „Erwartet Ihr jetzt von mir, dass ich Euch im Kampf gegen die Magier helfe?“, fragte er mit diesem Ton, den ich nicht leiden konnte. Ich schüttelte den Kopf. „Ich erwarte, dass Ihr mir vertraut, Anders“, antwortete ich ruhig und musterte den Mann vor mir. Ich wollte weder gegen die Magier, noch gegen die Templer kämpfen. Diese ständigen Auseinandersetzungen hatten mich von Anfang an ermüdet. Leider war ich als Champion von Kirkwall dazu gezwungen, für irgendwen Partei zu ergreifen. Und ich hatte mich nun einmal für die Templer entschieden. Doch ich war gewiss nicht der Überzeugung, dass Meredith ‚die Gute‘ und Orsino ‚der Böse‘ war. Es gab hier kein Richtig und kein Falsch. Anders schien nun auch nicht mehr zu wissen, was er tun sollte. „Es gibt nun zwei Möglichkeiten für Euch, Anders“, fing ich an. „Ihr könnt jetzt gehen und nie mehr zurückkehren, damit ich Euch vergessen kann oder Ihr bleibt an meiner Seite, damit wir diesen Wahnsinn gemeinsam überstehen und uns eine Zukunft aufbauen können. Es liegt ganz bei Euch.“ Der Magier verengte die Augen. „Hawke, ich werde nicht für die Templer kämpfen!“ Ich blickte zur Seite. „Ich auch nicht. Ich will einfach nur, dass dieser Wahnsinn beendet wird. Denn ganz gleich, auf wessen Seite Ihr Euch stellt, das Ergebnis wird immer dasselbe sein. Tod, Verzweiflung und Angst. So oder so wird es keinen Sieger geben. Aus dieser Schlacht können nur Verlierer hervorgehen.“ Anders schwieg lange. „Es ist die einzige Möglichkeit, die Situation für die Magier zu verbessern und das wisst Ihr auch“, meinte er. Ich schnaubte. „Verbessern? Wie oft habe ich von Euch gehört, dass die Templer den Magiern keine Alternativen lassen und dass sie keinerlei Möglichkeit haben, ihr Leben selbst zu bestimmen. Doch Ihr habt nichts anderes getan! Ihr habt alle Magier in den sicheren Tod geschickt. Sie haben keine andere Wahl, als zu kämpfen. Sie hätten ein Leben im Zirkel führen können, doch diese Möglichkeit habt Ihr ihnen einfach genommen.“ Nun hatte ich es geschafft. „Wagt es nicht, mich mit diesen Verbrechern zu vergleichen!“, knurrte Gerechtigkeit, der nun scheinbar die Kontrolle übernommen hatte. Ich blieb regungslos stehen, als Anders den Entschluss fasste, mich anzugreifen. Doch bevor es zu einem Angriff kommen konnte, richteten sowohl Fenris, als auch Aveline ihre Schwerter auf ihn, oder das, was nun Besitz von ihm ergriffen hatte. „Dieses Gespräch führt zu nichts. Gehen wir zu Kommandantin Meredith, damit das hier endlich ein Ende finden kann“, sagte ich, drehte mich um und verließ den Platz. Ich wollte Anders nicht so sehen. Mein Freund, zerfressen von Hass und Rache. Dieser Anblick schmerzte einfach zu sehr, denn ich wusste, dass ich nichts tun konnte, um ihn zu retten. Als ich sicher war, dass mich niemand mehr sah, hielt ich meine Tränen nicht länger zurück. So endete es also. Es hätte mir von Anfang an klar sein müssen. Es konnte keine Zukunft für uns beide geben. Nicht so. Nicht, solange dieser Krieg herrschte. Nicht, solange dieses Etwas in ihm war. Nicht, solange er diesen Hass in sich trug. Und ich hatte nicht die Kraft, irgendetwas an all dem zu ändern. Ich hatte versagt. Ich konnte diese Stadt nicht vor dem Untergang bewahren und auch dem Menschen, den ich für den Rest meines Lebens an meiner Seite haben wollte, konnte ich nicht helfen. Ich hatte ihn verloren. So vielen Fremden hatte ich das Leben gerettet. Aber gerade das Wichtigste für mich stand bereits mit einem Bein im Grab. Und ich konnte nur zusehen. Erbauer, nennst du das Gerechtigkeit? 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