Flying on the Falcons Wings von RinaRaccoon ================================================================================ Kapitel 4: Trainingszeit ------------------------ Ich hatte lange wach gelegen, weil ich einfach nicht schlafen konnte. Zwar war ich irgendwann eingeschlafen, aber er war nicht sehr tief und traumlos. Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war es noch so früh, dass die meisten noch schliefen. Ich schwang mich aus der Hängematte, schlüpfte in meine Schuhe und ging leise hinaus. Als ich auf dem Flur war, roch ich den köstlichen Geruch von Rührei und folgte ihm. Ich lief weiter durch die Gänge, am Speisesaal vorbei und blieb vor einer angelehnten Tür stehen, hinter der sich die Küche zu verbergen schien. Langsam öffnete ich sie und lugte hinein. Ein Mann wirbelte durch die Küche wie ein geölter Blitz und bereitete hektisch das Frühstück vor. „Ah! Du kommst gerade recht!“, sagte der Koch in dessen braunen, verwuschelten Haaren Mehl hing. Er nahm meine Hand und zog mich in die Küche. „Hier! Rühr mal bitte weiter.“ Er stellte mich einfach vor einer Schüssel mit Rührbesen, in der eine gelbliche Masse war. Perplex nahm ich den Rührbesen und begann den Teig zu rühren, während der dunkelhaarige zum Ofen sprintete und backfrisches Brot heraus holte. Der Geruch war überwältigend und erinnerte mich an zu Hause, fast vergaß ich weiter zu rühren. Immer wenn ich mit einer seiner Aufgaben fertig war, wurde ich direkt in die nächste eingespannt, bis das Frühstück fertig war und es im Speisesaal immer lauter wurde. Erschöpft ließ ich mich auf einen Hocker neben dem riesigen Kühlschrank fallen und atmete tief durch. Mr. Küchentyp hockte sich vor mir auf den Boden und lachte. „Hey, dank dir. Ich hatte total verpennt und was meinst du was die mit mir angestellt hätten, wenn sie kein Frühstück bekommen hätten!“ Ich musste kichern. „Ich denke, dass hättest du nicht überlebt.“ „Das denke ich auch.“, sagte er und reichte mir die Hand. „Ich bin Drake.“ Ich drückte sie. „Ich heiße Kay.“ Drake sah mich erstaunt an. „Ah, dann bist du das über die alle hier reden! Naja… hätte ich mir aber auch gleich denken können, du kamst mir nämlich ziemlich unbekannt vor und noch dazu bist du die einzige Frau auf diesem Schiff.“ Ich lächelte und stand auf. „Musst du schon los?“ „Ähm ja, ich wurde vom Käpt’n zum Training verdonnert. Mal sehen ob ich das überlebe.“ Als Drake lächelte, kniff er die Augen fast komplett zusammen. „Na dann, viel Glück.“ Ich nickte und verließ die Küche. Beim Weg durch den Speisesaal schnappte ich mir noch schnell ein Brötchen und stopfte etwas Rührei hinein. Auf dem Weg zum Deck hatte ich es noch eben schnell gegessen und war froh, dass wir nicht noch auf Tauchgang waren, denn die Sonne schien und der Wind war nicht ganz so stark. Ich trat hinaus und atmete tief durch. Es war eigentlich so gut wie niemand auf dem Deck, nur im Krähennest konnte ich jemanden sehen. Plötzlich hörte ich Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und sah Trafalgar. „Trainingszeit.“, sagte er und grinste. Ich rollte mit den Augen. „Du? Und ich dachte, dass das mit dem Training ernst gemeint war, als du sagtest, du hättest einen Trainer für mich.“ Er zog sein Schwert, das Bepo ihm reichte. Sein Grinsen verzog sich und sah finsterer aus. „Kämpf um dein Leben, oder stirb.“, sagte er kühl. „Das meinst du doch nicht ernst, oder?“ Er holte aus und schlug mit seinem Schwert nach mir. Im letzten Moment sprang ich nach hinten und dachte ich sei ausgewichen, jedoch zog sich ein langer Schnitt über meine Wange. Ich fuhr mit meiner Hand an den Schnitt und sah das Blut an meinen Händen. „Spinnst du?“ „Kämpf oder stirb. So ist das Leben.“, sagte er noch einmal und holte wieder aus. Ich reagierte schneller und sprang zur Seite. Immer wieder holte er aus und schlug nach mir. Schon nach mehreren Minuten war ich mit vielen kleineren und größeren Schnitten übersät. Ich war außer Puste und konnte nur noch schwer atmen. Trafalgar hingegen war noch immer vollkommen fit und grinste sich noch immer einen in seine Kotletten. „Du bist jetzt schon fertig? Miss Kay, ich bin enttäuscht.“ Ich funkelte ihn böse an und wurde leicht sauer. „Das glaubst auch nur du, dass ich jetzt schon fertig bin!“ Jetzt war absolut der richtige Zeitpunkt um aus der Defensive zu kommen und ihn anzugreifen. Ich hatte genug Zeit gehabt um ihn zu beobachten und hatte gesehen, dass er zwischen zwei hieben immer kurz ungedeckt war. Ich rannte auf ihn zu und verwandelte mich aus dem Lauf heraus in einen Bussard um schneller auf ihn zu fliegen zu können. Der erste Hieb kam und ich wich ihm ohne Probleme aus. Sichtlich überrascht holte er sofort wieder aus, doch ich war nah genug an ihm dran. Ich änderte so schnell es mir möglich war meine Gestalt in die eines Tigers. Mit meiner Größe und meinem Gewicht warf ich Trafalgar auf den Boden und stand mit meinen Pranken auf seinem Brustkorb. Sein Schwert hatte er fallen gelassen, denn es lag einige Meter von uns weg. Ich knurrte und fuhr meine Krallen aus um sie ihm über die Brust zu ziehen. Ich lachte in mich hinein und war zufrieden, als ich sah, dass sein Blut die Fetzen seines Pullovers tränkte. Er jedoch verzog nicht eine Miene, als ihm das Blut an der Brust herunter ran. Ich war zu erschöpft um die Verwandlung aufrecht zu erhalten. Ich verwandelte mich zurück und landete schwer atmend auf der Brust meines unter mir liegenden Kapitäns. Ich schloss die Augen und sah nur noch schwarz, ich war komplett fertig. „Unter anderen Umständen fände ich diese Situation ziemlich anregend, aber mit einer halbtoten… das wäre ja schon fast Nekrophil, das ist nicht mein Stil.“ Kraftlos versuchte ich ihn in die Seite zu schlagen, leider wurde es nur zu einem Klaps. Mit letzter Kraft rollte ich von ihm herunter und landete Rücklings auf dem Deck des U-Bootes. „Ich dachte du wärst schon Ohnmächtig.“, sagte Trafalgar belustigt. „Nie… mals…“, jappste ich zwischen den Atemzügen. Ich konnte mich in diesem Moment so gut wie gar nicht bewegen und alles tat mir weh. Trafalgar stand auf, sammelte sein Schwert ein und reichte es Bepo, der es zurück in die Scheide schob. Dann kam der Käpt’n zu mir und hob mich hoch. Ich wollte dagegen protestieren, jedoch hatte ich keine Kraft mehr. „Was soll das…..“ „Ich werde mich um deine Wunden kümmern.“ Meine Augen weiteten sich. „Keine Panik, ich bin Arzt.“ Ich musterte ihn. „Du?“ Er lächelte, jedoch war es anders als sein süffisantes, finsteres oder auch mal perverses Grinsen. Es beruhigte mich irgendwie. „Na gut…“, murmelte ich und schloss die Augen, während der Supernovae mich in den Bauch des U-Bootes trug. Wir gingen den gesamten Weg zurück, den ich noch vor kurzen gegangen war und als wir an der Küche vorbei kamen, hörte ich wie Drake aufsprang. „Käpt’n! Was ist mit Kay passiert?!“ „Training.“, sagte er. „Sie ist nur erschöpft.“ Das reichte Drake als Antwort anscheinend nicht. „Und die ganzen Wunden?“ Leise versuchte ich zu sprechen. „Drake… mir geht’s gut, wirklich. Ich bin nur ein bisschen müde.“ „Das klingt nicht sehr überzeugend.“ Ich wollte weiter sprechen, doch mein Käpt’n unterbrach mich. „Ich werde mich um sie kümmern, keine Sorge.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er weiter, bis zu einem Raum fast am Ende des Ganges. Bepo, der uns hinterher lief öffnete die Tür und ein steril aussehender Raum kam zum Vorschein. Trafalgar ging in die Mitte des Raumes und legte mich vorsichtig auf die metallene Liege. Ich zuckte unter dem kalten Metall auf meiner Haut zusammen. Ich fühlte mich wirklich unwohl und irgendwie wie auf dem Präsentierteller. „Bepo. Ich brauche die Tupfer, Alkohol und die Pflaster.“ „Aye!“, sagte der Eisbär und reichte ihm alles. Trafalgar hatte sich Gummihandschuhe angezogen und begann damit mich zu verarzten. Jeden einzelnen Schnitt desinfizierte er und auf die noch blutenden klebte er ein Pflaster drauf. „Um Pflaster kleben zu können muss man nicht unbedingt ein Arzt sein.“, sagte ich zu ihm während er sich von meinem Gesicht nun zum Hals herabarbeitete. „Du glaubst mir nicht?“ Ich lächelte. „Wenn ein Pirat ‚Chirurg des Todes genannt wird, lässt das nicht unbedingt darauf schließen, dass diese Peron wirklich Arzt ist.“ „Lässt es nicht?“, sagte er gespielt ironisch. Ich sah ihn an. „Haha, sehr witzig.“ Mittlerweile war er gerade an meinen Armen am Pflastern. „Bepo, hol bitte Kays Beutel mit ihren Sachen, denn ihre Klamotten scheint sie wechseln zu müssen.“ Ich sah an mir herunter und erst jetzt wurde mir klar wie zerfetzt meine Sachen waren. Seine grauen Augen blitzten auf, als sie auf meine braunen trafen. Jedoch konnte ich dem Blick nicht standhalten und sah weg. Als Bepo den Raum verlassen hatte und die Tür ins Schloss viel, fühlte ich mich noch unwohler. Das lag wahrscheinlich auch an dieser Stille, denn weder er noch ich sprachen. Als er mit meinen Beinen fertig war und ich versuchte mich auf zu setzen, wollte er mich wieder herunterdrücken, jedoch weigerte ich mich und schwang die bepflasterten Beine über die metallene Liege. „Ich will nicht liegen, mir geht es schon wieder gut.“ Er musterte mich. „Zieh dein Shirt aus.“ „Mit Sicherheit nicht.“ Er grinste. „Das Teil ist eh nur noch ein Fetzen und ich bin mir sicher, dass darunter auch noch ein paar Pflaster nötig sind.“, sagte er und berührte eine meiner blutenden Wunden am Bauch. Ich rutschte auf der Liege zurück und wurde rot, aber leider hatte er recht. Ich biss die Zähne zusammen und kniff die Augen zusammen. Schnell zog ich das Shirt aus und sah zu Boden. Ich saß nur noch im BH vor ihm. „Mach bitte schnell.“, sagte ich, als er an meinen Schultern begann. Plötzlich hielt er inne. „Hübsches Tattoo, dein verzerrter Totenkopf. Was für ein unfähiger Trottel hat dir dass denn gestochen?“ Schnell fasste ich mir an den Rücken an die Stelle an der sich das Tattoo befand und versuchte es zu verdecken. „Das geht dich nichts an.“, fauchte ich kalt. Er lachte. „Schon okay, fühlst du dich so unwohl hier, oder was ist los?“, fragte er und ich erschauderte, als er um die Liege herum kam und in meine Augen sah. Es elektrisierte mich förmlich, als er seine Hände neben meinen Beinen auf den Tisch abstützte und mir näher kam. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte mich so gut wie gar nicht rühren. „Warum zitterst du?“, hauchte er in mein Ohr. Er war mir so nah, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. In seiner Stimme lag ein Lachen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich wirklich zitterte, doch bevor ich antworten konnte, ging die Tür auf und Bepo stand in der Tür. „Oh. Entschuldigung…“, murmelte der Eisbär. Trafalgar sah über seine Schulter und entfernte sich von mir. „Kein Problem Bepo.“, sagte der Supernovae. „Wir sind gerade fertig geworden.“ Der Eisbär tappste in den Raum und reichte mir meine Tasche. „Danke.“, murmelte ich und nahm den Beutel entgegen. Ich hüpfte vom Tisch und verschwand so schnell wie möglich aus dem Raum. Ich schlüpfte in den nächsten Raum und zog mich um. Raus aus den Fetzen, rein in meine Lieblingsjeans, bei der das rechte Bein lang und das linke Bein kurz war. Außerdem mein rotes Rückenfreies Nackholdertop und darüber die blaue, kurze Kaputzenjacke, an welcher die Ärmel so schön weit waren. Ich atmete tief durch und brachte meinen Seesack weg. Es war gerade einmal Vormittag und ich war schon total K.O. und so wie ich diese Crew und ihren Käpt’n einschätzte, würde das auch noch nicht aufhören. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)