Rübenfürst und Möhrenkönig von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Hase und Igel ------------------------- Oh! Gott! Nein!!!! Das konnte doch echt nicht wahr sein! Er fühlte sich wie der Hase aus der Fabel – und der Igel war bereits da. Und offenbar bereits schon mal durch die Ziellinie gegangen. Irgendwer da oben über den Wolken musste ihn abgrundtief hassen. Er war hier, um den unangebrachten, seine schöne Ruhe gefährdenden Druck, verursacht durch den dämlichen exhibitionistischen Jason loszuwerden – und was bekam er zu Gesicht?! Jason, der sich nackt breitbeinig im Postbotenbett lümmelte und vom Licht aus dem Flur geblendet blinzelte, während seine leicht verschwitzte Haut über seinen wohlgeformten Muskeln spielte! Manuel grinste ihn vielsagend an – aber das konnte der sauber vergessen! Das war also der Grund, warum der in letzter Zeit so schwer zu greifen gewesen war! Dieser verdammte Grinse-Ken! ………………………………………………………………………………………… „Hey…“, grüßte Jason den Neuankömmling in seiner einladensten, dunklen Stimmlage. Das reichte meistens völlig in Kombination mit seinem Anblick… Aber der Typ rührte sich kein Stück, während seine eigenen Augen im Licht Fokus gewannen. Dann plumpste ihm das Lächeln aus dem Gesicht, und er glotze nur noch blöde. „Was machst du denn hier?“ fragte er wirre. „Theoretisch wohl dasselbe wie du!“ fuhr Ragnar ihn an. „Und – ich sollte das fragen! Warum liegst du nicht in deinem Augenkrebs erzeugenden Arschkneifer auf der Terrasse!?“ „Das wurde auf die Dauer unbequem – und langsam zu kühl. Zu deiner Information: das Ding ist von Dolce und Gabbana! Und wenn ich das anhabe, kriegt niemand Augenkrebs! Gib’s ruhig zu…“, haute ihm Jason um die Ohren und fand sein Grinsen über. Er klappte die Beine wieder zusammen, aber er dachte gar nicht daran, sich schamhaft zu verhüllen. Sieh an, sieh an… war der liebe Ragnar doch kein Schafeficker… „Ihr kennt euch?“ fragte Manuel etwas ratlos dazwischen, der sich die Situation wohl auch anders ausgemalt hatte. Ragnar schnaufte: „Könnte man so sagen!“ „Okay… vertragt euch… und dann legen wir los?“ schlug Manuel vor. „Vergiss es!“ fuhr Ragnar ihn an. Alles bloß nicht das… oh Gott, Jason war echt… aber nein! Nein! Nein! Nein! Nicht vor der eigenen Haustür! „Du bist echt nicht gerade locker“, stellte Jason fest. Ragnar schloss die Augen. Ein Kopfschmerz zog heran, aber nicht derselbe wie am Morgen – dennoch mit derselben Ursache: zu viel Rübenfürst. „Das hat damit nichts zu tun! Aber wir sind keine Internetbekanntschaft. Wir müssen ständig miteinander auskommen, verstehst du? Jeden verdammten Tag. Wir hängen uns sowieso total auf der Pelle – willst du das ins totale Chaos stürzen?“ „Seid ihr Kollegen oder was?“ wollte der Postbote wissen. „Sowas in der Richtung“, antwortete Ragnar ihm diffus. „Nein… aber ehrlich gesagt, verstehe ich das Problem nicht recht?“ meinte Jason. Ragnar atmete tief durch. „Wäre es eventuell akzeptabel für dich, wenn wir das ohne Publikum klären würden?“ fragte er bestimmt. Jason seufzte. „Na gut… meinetwegen. Dann eben kein Dreier, sondern ein Gespräch unter vier Augen, juhu… Egal, ich hatte ja schon meinen Spaß….“ Er grinste und zwinkerte anzüglich mit den Augen, Manuel erwiderte die Gesten. Rangar fühlte einen weiß brennenden Ball aus irgendetwas in sich aufsteigen und verzog den Mund. ……………………………………………………………………………….. Ragnars Kombi gurkte in Sichtweite vor ihm über die kurvige Landstraße die Hügel entlang. Mann… was hatte der bloß… War der so ein Spießer? War er doch offensichtlich auch schwul. Wie auch immer, er würde es wohl erfahren… Ragnar parkte ziemlich rasant auf seinem Hof. Während Jason noch ausstieg, rauschte der andere bereits auf ihn zu. „Äh… ich dachte…“, stammelte er. „Nachbarschafts-Gegenbesuch!“ verkündete Ragnar. „Ich habe keine Angst vor Ratten – vielen Dank für die Einladung!“ „Öh… gerne“, gab Jason sich vorerst geschlagen. „Aber ich habe kein Bier im Kühlschrank… oder einen Kühlschrank…“ „Findet sich schon etwas anderes, das ich im Ausgleich schnorren kann – ohne Alkoholanteil! Bloß nicht schon wieder!“ gab sich Ragnar optimistisch und schritt resolut gen frisch gestrichener Haustür. „Ich hätte ein paar Kekse?“ bot Jason höflich an. „Das rangiert bei mir kurz unter Trüffelleberpastete“, behauptete Ragnar, während Jason mit seinem antiquierten Schlüssel die Haustür öffnete. ……………………………………………………………………. Naja… das hier war echt eine Bruchbude… ordentlich und sauber, aber auch ziemlich armselig… War echt ein Wunder, wie Luxus-Jason das so gut verkraftete… Aber er hatte ihm die Zauberformel ja verraten. Jason bot ihm eine seiner eigenen Möhrenlieferkisten als Sitzmöbel an und offerierte ihm ein paar Supermarkt-Haferkekse direkt aus der Packung. Dann ließ er sich ihm gegenüber auf die Kante seines Ikea-Bettes fallen. Er sah ihn aufmerksam an und grinste mal nicht. „Also, was ist los?“ wollte er wissen. „Du bist ja anscheinend auch schwul – aber… ja, was ist los?!“ Ragnar atmete tief durch, griff sich einen Keks und nagte daran. „Hör zu, Jason“, sagte er schließlich. „Ich regele solche Dinge… auf Distanz, verstehst du? Nicht zu Hause. Nicht so nah dran. Das will ich nicht.“ „Aha“, erwiderte Jason recht ratlos. „Jedem das seine?“ „Genau… also… Wir sind Nachbarn, Geschäftspartner und… bei dieser Ebene sollte es bleiben“, machte er ihm deutlich. „Okay…“, erwiderte Jason langsam. „Das willst du echt? Den Postboten kannst du übrigens gerne zurück haben…“ „Der ist kein Putenschenkel! Und das ist nicht der Punkt. Sowas hat mitten in meinem Leben… keinen Platz“, stellte Ragnar klar. Jason sah ihn an, als sähe er jetzt schließlich doch Aliens. „Und du hältst mich für einen komischen Typen…“, sagte er schließlich. Ragnar senkte den Kopf. „Gute Nacht, Jason“, sagte er schließlich und erhob sich. „Gute Nacht“, murmelte Jason, während er ihm mit einem ziemlich merkwürdigen Gesichtsausdruck nachsah, den Ragnar so bisher noch nie an ihm bemerkt hatte und der ein nicht weniger seltsames Gefühl in ihm wachrief. Als er über das Kopfsteinpflaster hinüber zu seinem Haus stapfte, sah er zu, sich hoch aufzurecken und tief durchzuatmen. Alles ist wieder in Ordnung… hämmerte er sich ein. Problem gelöst. Die Fronten waren klar, ein für allemal. Und das war doch gut so… oder? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)