Heaven and Hell ... von Taku_goes_Rawrr (... One step apart from each other) ================================================================================ Kapitel 7 – Falling for you --------------------------- "Heaven and Hell" ...One step apart from each other Kapitel 7 von insgesamt 8 + Prolog/Epilog Ich rannte. Vorbei an den verschiedensten Leuten und Szenen. Irgendwann blieb ich stehen, weil eine Abzweigung kam – ich hatte ja nicht mal eine Ahnung, wo er überhaupt sein Auto geparkt hatte. Na ganz toll. Ich hechelte doch echt einem Typen hinter her, den ich hier wohl kaum mehr finden würde – dafür war zu viel Zeit verstrichen. „Und fertig mit deiner Show?“, erklang es dann, plötzlich harsch hinter mir. Mein Herzschlag beschleunigte sich für einen kurzen Moment, als ich die Stimme erkannte. Ich drehte mich um – erleichtert. Er war noch da. Zum Glück. Er kam gerade aus einem Laden mit einer Zigarette zwischen seinen Fingern. Offensichtlich hatte er noch welche gekauft … ich wusste, das seine vorangegangene Packung leer war. „Man Kyle, jetzt übertreib nicht so. Ich wollte nur …“ „Ich weiß, was du wolltest.“, meinte er einschneidend. Okey, er war sauer. Vielleicht sogar ein bisschen berechtigt – das konnte sogar ich verstehen. Zu einem kleinen Teil zumindest. „Das … war nicht so gemeint. Du weißt, wieso ich … so reagiert habe. Kannst du das nicht verstehen? Das ist einfach … so seltsam für mich. Ich muss mich … nur dran gewöhnen.“ „Du wirst dich nie dran gewöhnen – weil du das eigentlich doch gar nicht vor hast.“, gab er auf meine schwache Erklärung hin zur Antwort. Ich schluckte schwer, als er diese Worte entließ. Der Typ kannte mich echt gut für das, dass wir nur knapp zwei Monate miteinander verbracht hatten. Denn … Na ja, ganz unrecht hatte er ja nicht … An was sollte ich mich auch gewöhnen? Für was auch? Ich wusste ja nicht, auf was das Ganze hinaus lief … Auf eine Beziehung? Nie im Leben! „Du weißt, dass ich Recht hab. Und das ist okay – für dich. Aber ich will nicht jemanden, der sich mit mir nicht in der Öffentlichkeit zeigt, der sich schämt dafür auf Männer zu stehen und daher fluchtartig weg rennt, wenn er auch nur einer seiner Freunde in der Nähe vermutet. Tut mir Leid – das ist nicht mein Ding. Entweder ganz oder gar nicht.“, fügte er dann noch hinzu – dennoch beobachtend. Ungeduldig. Aufmerksam. „Ich …also … wie…?“ Ich wollte darauf eigentlich etwas sagen – aber was auch? Mir entglitten nur diese paar gestotterten Wörter ehe ich es wieder ließ. Wir hatten offensichtlich unterschiedliche Ziele, abgesehen davon dass ich meines nicht mal kannte. Das war eigentlich schon im Vorhinein klar und dieser Abend hatte es nur mal wieder gezeigt. Was hätte ich ihm jetzt auch schon sagen sollen? „Dann wohl gar nicht.“, hörte ich mich dann doch mündlich äußern. So war es eh besser. „Gut, dann brechen wir hier wohl ab … Komm mit – ich bring dich noch nach Hause, kann dich ja schlecht hier stehen lassen.“, meinte er nur noch, warf seinen gerauchten Glimmstängel auf den Boden zu den 1000 anderen, die sich dort schon tummelten. Er lief vor und ich sah ihm für ein paar Sekunden nur nach. Er schien kein bisschen enttäuscht darüber zu sein oder sonst was … vielleicht ließ er es sich auch einfach nicht anmerken? Keine Ahnung. Wir sprachen jedoch kaum mehr ein Wort miteinander – er lud mich lediglich noch zu Hause ab und das war’s dann so weit. Buchstäblich. Nach diesem katastrophalen Abend herrschte tatsächlich Funkstille. Er kam nicht mal mehr zur Nachhilfe – sagte ab für die nächste zwei Wochen, da er selbst genug zu tun hatte. Das war jedenfalls seine Begründung. Er schickte mir jedoch jemand anderen von seinen Freaks vorbei. Meine Leistung fiel wieder ab – das fiel sogar meiner Ma auf. Ich erklärte es ihr damit, dass Kyle einfach besser erklären konnte. Was nicht mal gelogen war. Ich verstand einfach kaum was davon, was diese Brillenschlange mir da versuchte mitzuteilen. Vielleicht auch aus Trotz. Ich wollte immerhin den Braunhaarigen wieder neben mir … Ich vermisste seine Kommentare, seine unauffälligen Berührungen, das Zocken nachdem wir gelernt hatten, diesen beißenden Geruch nach Rauch, seine blöden Spitznamen für mich und … sogar seine Lippen auf meinen. Gott, ich wurde noch verrückt … … doch zum Glück war meiner Ma meine Leistung zu wichtig, als dass sie akzeptieren würde, dass es wieder bergab ging. Klar, ich war auch versetzungsgefährdet. Deshalb rief sie doch tatsächlich bei Kyle zu Hause an und versuchte ihn dazu zu überreden, doch nochmal vorbei zu kommen – sie würde ihm sogar mehr zahlen. Ich wusste, dass es hoffnungslos war. Es lag ja nicht am Unterricht oder am Geld – sondern an mir … doch … zu meiner Überraschung, teilte sie mir schlussendlich nur ihren glorreichen Erfolg mit. Das Geld musste doch irgendwie verlockend gewirkt haben. Arsch! … Und deshalb saß ich nun wieder hier – hier mit ihm. Meine Herzfrequenz bekam sich kaum mehr ein. Ich wusste nicht, wo ich hin sehen sollte und es war mehr als unangenehm. Hammer, sag ich dazu nur absolut nicht ironisch. Als könnte ich mich jetzt noch auf Mathe konzentrieren – ja ganz klar! Und Mathe, Physik, Chemie – was auch immer – war mir jetzt auch ziemlich egal. Ich sah nur ihn an – natürlich nur unter zahlreichen Seitenblicken, aber ich sah ihn vor mir. Das war alles was zählte. Ich roch diesen unbeschreiblichen Geruch. Nach Rauch. Nach etwas süßem. „Also eigentlich solltest du dich auf die Zahlen vor dir konzentrieren – nicht auf mich. Immerhin sitzen wir dafür hier.“, zerstörte er dann meinen unausgesprochenen Beobachtungsplan. Ich zuckte ertappt zusammen. Offensichtlich war das doch nicht so unauffällig, wie ich dachte … „Und du müsstest nicht so ein Drama machen wegen uns.“, konterte ich nur. Es war ja auch die Wahrheit. Er führte sich auf wie … wie was eigentlich? „Mach ich doch gar nicht.“ „Ach, und wo warst du dann die letzten 2 Wochen?“ „Ich hab … jemanden besucht. Im Krankenhaus. Das war wichtig und deshalb hatte ich keine Zeit.“, äußerte er sich nur zu seiner Abstinenz. „Ja klar. Sonst noch was?“, erwiderte ich darauf nur spitz. „Dann glaub mir halt nicht. Ist mir doch egal. Aber ich bin nicht jemand, der sich wegen so etwas verkriecht – für was auch? Ist ja lächerlich. Wir hatten nur eine Verabredung und haben einmal etwas am Laufen gehabt. Passt doch so wie es ist. Wo liegt also das Problem?“, meinte er nur gleichgültig. Ich blickte ihn nur erstaunt an. Okay …? Seine Antwort stimmte mich nicht zufrieden. Absolut gar nicht. Es klang nämlich nach gar nichts. Ich murrte nur noch etwas, was er wohl auch nicht verstand, da ich nicht mal selbst wusste, was ich ihm damit mitteilen wollte … aber gut. Ich versuchte mich zumindest wieder auf das Zahlenspiel vor mir zu konzentrieren. Das war jedoch ein totaler Fail. Während Kyle wieder mal nach draußen sah und unseren Garten begutachtete, fing ich an mit meinem Blick weiter nach unten zu wandern – weg von seinem Gesicht. Erst da fiel mir auf, das es heute so heiß war, dass er seine graue Kapuzenjacke gar nicht an hatte. Und somit hatte ich freie Bahn auf seine Oberarme. Und mein Blick blieb schlussendlich an seinem Handgelenkt hängen, da ich dank dem Tisch nicht mehr weiter wandern konnte. Auf diesem schwarzen Fleck, der sich geradezu in mein Blickfeld drängte, weil sich der Engländer zum Rauchen auf der Tischplatte abstützte, sodass die Innenseite genau in meine Richtung lag. Wieso war mir das Teil dort, noch nie aufgefallen? Hatten wir das nicht schon mal? Doch, ich glaub schon … an so einem verregneten Freitag … „Du hast noch ein Tattoo?“, stellte ich also laut fest. Sein Blick suchte daraufhin wieder meinen – wurde auch schnell fündig. Seine Mimik hingegen zeigte Verblüffung. „Sag jetzt nicht, die sind dir nie wirklich aufgefallen? Also das ist mir ja echt noch nie passiert, dass jemand zuerst mein Rückentattoo sieht, bevor er die anderen Beiden gesehen hat. Du achtest echt nicht auf so was, oder? Nur auf das offensichtliche.“ „Die anderen Beiden?“, fragte ich nur unschuldig und ignorierte die andere Frage einfach. Er lächelte nur belustigt ehe mir demonstrativ seine beiden Handgelenke unter die Augen hielt. „Hier.“, kommentierte er seine Handlung nur. Und jetzt erkannte ich auch, was dieser ‚schwarze Fleck‘ war. Zudem hatte er noch einen auf der anderen Handfläche. Daher also ‚die Beiden‘. Um es zu erklären … sein linkes Handgelenkt zierte ein Strichcode, während unter diesem das Wort ‚Hate‘ eingraviert war. Wohl gemerkt, in genau der gleichen geschwungenen Schriftart wie auf seinem Rücken. Ich konnte mir durchaus unwichtige Sachen merken, wenn ich wollte. Das hatte ich wohl auch mit dieser Feststellung bewiesen! Auf seinem rechten Handgelenkt wiederum stand nur ein Wort, ein einsames Wort: Love. „Interessant. Du stehst wohl auf Schmerzen.“, meinte ich nur und versuchte damit meine Faszination zu bändigen. Ich fand Tattoos eigentlich noch nie gut – aber zu ihm passten sie irgendwie. Und es stand ihm … Vor allem das am Rücken. Das musste auch definitiv weh getan haben … war ja auch fast der komplette. Autsch, das wollte ich mir gar nicht vorstellen … Kyle hingegen fand mein Kommentar nur unterhaltsam und lachte somit nur. „Na ja, so schmerzhaft war‘s auch nicht. Nicht angenehm, aber … erträglich, sagen wir mal so.“ „Und hat das Ganze auch was zu bedeuten? Oder wolltest du einfach nur später behaupten können, dass du auch ne ‚Jungendsünde‘ begangen hast.“, fragte ich ehrlich interessiert nach und wollte damit zum aufschlussreicheren Teil übergehen. Für was hatte man sonst Tattoos wenn sie nichts bedeuteten? Und ich schätzte Kyle jetzt nicht so ein, dass er sich so etwas nur machen ließ, weil er gerade Bock drauf hatte oder es gerade ein Trend war. „Ganz und gar nicht – das Erste trifft wohl am ehesten zu.“, ließ er nachdenklich verlauten. Was gab es da auch nachzudenken, bitte? „Also – für was stehen sie dann?“, meinte ich neugierig. Ich wollte immerhin eine Konversation mit ihm – besser als Mathe. Und ich wollte endlich Antworten – hauptsächlich weil ich den Klang seiner Stimme mochte, wenn er etwas erzählte … „Die Beiden hab ich mir machen lassen, als 13 war, glaube ich. Ein Freund von mir hatte einen Bruder der Tätowierer war und ja … er hat‘s mir halt gestochen. Strichcode ist eigentlich ganz einfach … ich hab mich in der ganzen Gesellschaft einfach nur wie eine Nummer gefühlt, deshalb auch das ‚Hate‘ darunter. Ich kam mit dem Leben nicht so ganz klar, aber wollte auch nicht vergessen, dass es etwas anderes auch noch gab. Und dann hab ich mit 14 meinen ersten Freund kennen gelernt und ließ mir daraufhin das Wort ‚Love‘ stechen auf der anderen Seite. Das mir beides eben noch gut in Erinnerung bleibt – und wie nah diese Gefühle doch aneinander liegen.“, fing er an zu erklären. Wow, er hatte seinen ersten Freund mit 14? Das klang irgendwie hart … da hatte ich erst angefangen meine ersten Erfahrungen zu sammeln. Aber gut, er kommt aus ner Großstadt, da waren die Kids wohl frühreifer… Ähm ja … wir ignorierten jetzt einfach mal den Umstand, dass mir das jetzt wohl am wenigsten verankert bleiben sollte aus dem ganzen Satz … war ja nur ne Nebeninfo. Trotzdem. „Und … das riesen Teil auf deinem Rücken?“ „War mit 16. Als ich mich geoutet habe vor meinem Vater, vor allen. Es gab mir ein Gefühl von Freiheit und ich musste dafür auch einiges einstecken. Ein Teil musste ich aufgeben – aber gut. Das war es definitiv wert.“, kam es nur lächelnd von ihm. „Hast du es nie bereut?“, schoss ich gleich die nächste Frage auf ihn ab – gedankenverloren. „Was? Das Outing oder das Tattoo?“ „Ähm … beides.“, entgegnete ich nur etwas zögerlich. Eigentlich hatte ich ja nur das Tattoo gemeint … aber seine Frage war auch … interessant. Wenn er schon damit anfing. „Nie auch nur einen einzigen Tag.“, sagte er dann überzeugend und lächelnd. Eigentlich wollte ich noch etwas fragen – wollte weiter fragen – aber er übernahm wieder die Kontrolle über diese Lernsession. „Jetzt aber genug von mir. Konzentrier dich jetzt wieder darauf, okay? Das ist wichtiger.“ Ich hätte jetzt gern gesagt, dass das nicht stimmte, aber ich gehorchte dennoch. Wer würde das auch schon laut sagen? Also bitte … … doch es brachte nichts. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Ich schaffte nicht mal eine Aufgabe, wenn er neben mir saß und mich dabei beobachtete. „Also das gibt’s ja nicht – hast du die letzten 2 Wochen alles vergessen, was ich dir mühevoll beigebracht habe?“, erklang es eine Viertelstunde später vollkommen entgeistert durch unsere Küche, als er zwischenzeitlich mal meine Rechnungen nach kontrollierte. „Ich hatte halt anderes im Kopf.“ „Wie zum Beispiel?“ „Dich.“, gab ich unter einem hochroten Kopf zu – obwohl ich das gar nicht sagen wollte. Kyle schwieg – sah mich wahrscheinlich sogar an. Sogar ziemlich sicher. Ich sah es jedoch nicht, da ich nur auf das Papier vor mir starrte. „Okay …dann … probieren wir‘s jetzt mal anders … vielleicht nützt das eher was.“, erwiderte er nur und tat somit als hätte ich nichts gesagt. „Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Also hör gut zu: Für jede richtig gelöste Aufgabe bekommst du einen Kuss. Vielleicht kann dich das ja motivieren? Also wenn ich dich soweit richtig verstanden habe, dürfte das durchaus funktionieren.“, erklang es plötzlich gut gelaunt über mir, als ich schon dachte er würde gar nichts mehr zu dem vorherigen Gesprächsthema beisteuern. Ich sah sofort auf – durcheinander. Was sollte das den jetzt bitte? Er grinste mir nur entgegen. Ich sah ihn skeptisch und wenig begeistert an. „Bei dir hackt’s wohl irgendwo – als würde das etwas dazu beisteuern, dass ich besser werde.“, sagte ich nur gespielt cool, machte mich dann aber tatsächlich daran, die nächsten Aufgaben zu lösen. Und ich schaffte es auch – nach etlichen Minuten herum rechnen. Ob das jetzt an seinem … ungewöhnlichen Angebot lag, dass mich vielleicht doch ein wenig mehr motivierte als ich zu gab, oder einfach nur daran, weil ich ihm beweisen wollte, das ich nichts vergessen hatte, wusste ich nicht. Es war mir auch egal. „So und jetzt?“, meinte ich nur, während er nach kontrollierte, ob ich einen Fehler gemacht hatte. Er sah mich an, als er fertig damit war – lächelnd – erwiderte dann auch folgendes: „Bekommst du das, was ich dir versprochen hab.“, und damit beugte er sich zu mir rüber und küsste mich. OMG. Ich hörte glaube ich auf zu atmen für die kurze Dauer dieses Kusses. Konnte man so etwas – so eine leichte Berührung – so dermaßen vermissen, obwohl man sie nur ein paar Mal bisher gespürt hatte? „So viel zu: bei mir hackt’s. Fragt sich bei wem’s nicht mehr ganz Rund läuft.“, erwiderte er immer noch lächelnd, nachdem er sich wieder von mir gelöst hatte. Ich war immer noch wie erstarrt – schüttelt dann aber meinen Kopf. „Ach, halt die Klappe.“, meinte ich nur und zog das Blatt wieder zu mir um weiter zu rechnen. Ich war plötzlich doch sehr angetan von Zahlen und mathematischen Gleichungen. Immerhin wollte ich das so schnell wie möglich wiederholen … … und das taten wir dann auch. Mehrmals. Immer – bei jeder Gleichung. Das erste Mal in meinem Leben, das ich ein komplettes Blatt voller mathematischer Problemstellungen richtig löste – und zwar alle Aufgaben. Nicht einmal eine enthielt einen Fehler. Keinen einzigen. Irgendwann waren wir fertig – dem Mathegenie waren einfach die Aufgaben ausgegangen. „Boah ich bin geschafft.“, ließ ich nur verlauten. So viel Mathe auf einmal ging noch nie ej! Das war zu viel. Ich strich mit meinem Zeigefinger gedankenverloren über meine geröteten Lippen – sie brannten furchtbar. Aber nicht nur meine Lippen – auch Kyles waren mittlerweile total rot angelaufen. „Von was auch? Ich hab die ganze Arbeit übernommen.“, beschwerte er sich nur und ließ sich wieder zurück in seinen Stuhl fallen. „Zum Küssen gehören immer noch Zwei.“, entgegnete ich nur. „Schon, aber ich musste dich ja irgendwie wieder los bringen von meinen Lippen. Du hättest ja gar nicht mehr aufgehört.“ „Ach halt einfach dein blödes Mundwerk – ich kann‘s echt nicht mehr hören. Du träumst schon.“, erwiderte ich nur betreten. Das war doch gar nicht so! Elender Lügner… Er grinste nur und lachte hell auf ehe er anfing mit dem Bleistift vor ihm etwas abwesend herum zu spielen. Wer war hier derjenige der sich über das ganze so Doll freute? „Man~ Ich sitzt an einem Freitagabend zu Hause und lerne Mathe … wie deprimierend ist das denn, bitte?“, ließ ich ihn dann irgendwann an meiner gewonnen Erkenntnis teil haben – auf der Tischplatte lehnend, als er endlich wieder aufgehört hatte, wie so ein Lachsack herum zu vibrieren. „Was machst du sonst so an einem Freitagabend?“, fragte er mich dann ernsthaft. Was machte man da schon? War doch klar ... „Na was wohl? Party – mit meinen Jungs um die Häuser ziehen. Eine Disko nach der anderen abklappern.“, warf ich ihm entgegen. Und Mädchen flach legen. Aber das ließ ich jetzt mal auf der Seite. Auf das Thema reagierte er ja irgendwie allergisch … „Tja, das kann ich nicht bieten.“, sprach er nur das offensichtliche aus. Aber mir kam dabei plötzlich ein einfallsreicher Gedanke. „In der Tat – du nicht aber ich! Alk haben wir zumindest noch hier.“, sagte ich begeistert von meiner Idee und lief ins Lager um die zwei Flaschen Wodka zu holen, die letztens bei einem Vorsaufabend übrig geblieben waren. Ich stellte sie auch sogleich freudestrahlend auf den Tisch – direkt vor seine Nase. Der Engländer beäugte sie nur skeptisch. Wenn ich schon nicht weg konnte, wollte ich wenigstens ein ähnliches Feeling verursachen ... „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, kam es nur von ihm. „Doch – oder trinkst du etwas nie etwas, Pussy?“, feixte ich nur. „Mehr als du verträgst wahrscheinlich. Aber was ist mit deinen Eltern?“, entgegnete er nur und zündete sich wieder mal ganz gechillt eine seiner geliebten Glimmstängel an. „Die sind weg bis morgen – haben den Bruder meines Dads besucht, der einige tausend Kilometer von hier weg wohnt, zusammen mit meinen Großeltern. Somit kommen sie erst morgen wieder. Also mach dir mal nicht ins Hemd.“, erklärte ich ihm. Der Braunhaarige sah mich nur an. „Also, was ist jetzt? Ich nehm dich beim Wort. Soll heißen: Beweis es.“ Er kommentierte das Ganze nur mit einem Schulterzucken und trank die 6cl, die ich ihm gerade eingeschüttet hatte, auf Ex aus. Das war mir Antwort genug. Und damit fingen wir doch tatsächlich an die Flasche Wodka zu leeren… Irgendwann hatte Kyle die geniale Idee ein Trinkspiel zu spielen – zu zweit. Das alleine war ja schon sehr geistreich und war somit schon im Vorhinein zum Scheitern verurteilt. Und es war auch absolut keine gute Idee gewesen – eine ganz schlechte um genau zu sein. Denn nach mehreren Kurzen, die alle ich abbekam, weil ich die Getränke natürlich im Gegensatz zu ihm mehr spürte, und somit schon einen höheren Pegel hatte und mir die Kartenkombination nicht mehr merken konnte inklusive dem was man bei jeder Karte machen musste, war ich schon mehr am Ende als sonst was. Obwohl Kyle auch nicht mehr der nüchternste war. „Also jetzt mal ehrlich.“, fing er dann irgendwann an, nachdem er fertig war mit mich auslachen, als ich schon wieder einen Kurzen runter werfen musste. Bähh war das grausig. Aber gut, ich wollte ja nicht nachgeben … machte man es halt. Ich sah ihn danach fragend an – total fertig. „Hmm?“ „Du findest mich schon gaaannz toll, oder?“ „Kann schon sein.“, entgegnete ich nur. „Ich könnte mir sogar ne Beziehung mit dir vorstellen – unter Umständen.“, fügte ich noch schulterzuckend hinzu und klaute ihm eine seiner Zigaretten. Damit toppte ich wohl alles Gesagte bisher ... „WAS!?“, ertönte es nur in meinen Ohren vollkommen entsetzt, sodass er fast sein Getränk ausspuckte, von dem er gerade einen Schluck genommen hatte. Er war mittlerweile auf Wasser umgestiegen. Sollte ich wohl auch … „Ja, ich würde sogar zustimmen. Wenn ich ein bisschen Zeit hätte, um mich daran zu gewöhnen. Ich bin neugierig, wie das mal so wäre. Natürlich würd ich‘s jetzt nicht grade öffentlich machen – also am Anfang. Ich hab ja nen Ruf zu verlieren – aber wenn’s klappt, könnte man durchaus drüber reden.“, ließ ich locker und leicht verlauten. Im nüchternen Zustand hätte ich das wohl niemals gesagt – niemals zugegeben und wahrscheinlich auch niemals so gemeint. Aber um ehrlich zu sein … meine Gedanken waren fast nur um das angesprochene Thema gekreist die letzten 2 Wochen. Was-wäre-wenn sozusagen … Und der Alkohol tat nun seinen Rest zusammen mit meiner vorlauten Klappe. „Ich bin baff. Das kommt ja schon fast ner Liebeserklärung nah bei dir.“ „Nenn es, wie du willst.“, erwiderte ich darauf nur. Liebe, Liebe, Liebe … das war ein furchtbares Wort. Und total überbewertet … wer gab den auch schon vor, was Liebe überhaupt war? „Sag mal, kommst du eigentlich in 2 Wochen auch zu dem Abschlussfest unseres Jahrgangs? Also dass wo auch die Eltern und so alle eingeladen sind – das offizielle.“, sagte ich dann, um das Thema zu wechseln. Selbst alkoholisiert war mir der vorangegangene Gegenstand unserer Unterhaltung nicht ganz geheuer. „Ja klar – muss ich ja fast.“ „Also-“, wollte ich schon weiter reden, doch da hatte er schon wieder los gelegt – war mehr oder minder in mein Wort reingeplatzt. „Jetzt nochmal zu diesem ‚Beziehungsscheiß‘ wie du es immer so nennst. Du bist mir schon so verfallen, dass du wirklich mit mir gehen würdest, wenn ich dir ein bisschen Zeit lasse und wir‘s erst mal für 2-3 Wochen geheim halten?“, erkundigte er sich plötzlich wieder nach meinem vorherig Gesagtem. Ich wurde unweigerlich rot. War das Gelaber echt so interessant gewesen? So ernst zu nehmen? „Neeeiiin. Ja. Nein … Ich meine, wenn wir es so … versuchen würden … könnte ich es mir überlegen. Ich bin ja kein Beziehungsmensch.“, reagierte ich ziemlich unentschlossen. „Ich aber schon. Wie schon gesagt, mein Standpunkt bleibt der Gleiche.“ „Ach, komm schon. Ein Deal muss doch drin liegen. Du magst mich doch auch. Und ich bin nicht du! “, erwiderte ich dann vorwurfsvoll. Es konnte doch nicht immer alles nach seinem Kopf und Willen gehen. Er musste dieses Mal auch auf mich eingehen … wenn schon den schon, ne? Ich platzierte meinen Kopf auf seiner Schulter, da ich mich nicht mehr halten konnte. Irgendwie drehte sich gerade alles, wenn sich meine Augen schlossen. Seine Gesichtszüge wandelten sich kurz unter meiner Berührung. „Das ist wohl wahr …“, meinte er dann jedoch nachdenklich. Plötzlich wirkte er auf mich wieder total nüchtern. Er seufzte, so als wollte er mir das auch beweisen. „Ich glaube, du hattest für heute echt genug … wir sollten-“, fing er an. Doch er wurde von einem … komischen Geräusch unterbrochen. Ich sah auf – Was war das auch? – bemerkte jedoch im gleichen Moment wie er seine Hand in seine Seitentasche gleiten ließ und sein Handy hervor zog. Er sah mit einem Seitenblick auf mich – geistesabwesend. „Was denn?“, sagte ich irgendwann, als mir sein Blick unangenehm wurde. „Nichts. Nur ne SMS von meiner Schwester. Sie ist gerade zu Hause angekommen.“, erwiderte er nur. „Du hast ne Schwester?“, fragte ich verdattert nach. Woher sollte ich das auch wissen? Hatte er ja nie erwähnt. „Ja.“ „Indem Fall wohnt sie weiter weg? Und besucht euch … jetzt mitten unterm Jahr? Studiert sie?“, fragte ich weiter, weil er plötzlich so schweigsam war – als wäre ihm etwas auf den Magen geschlagen. „Nein, sie ist … jünger wie ich. Aber sie war … wo anders seit ich hier bin.“, sagte er dann in sich gekehrt. „Okay?“, meinte ich nur – akzeptierte aber seinen Willen. Er wollte augenscheinlich nicht darüber reden und würde mir sicher nicht mehr Auskunft geben – selbst wenn ich Nachfragen würde … aber gut, das war mir eigentlich egal – es interessierte mich eh nicht wirklich. Ich bekam so oder so kaum mehr was mit … „Ähm … bleibst du heute da? Du kannst bei mir schlafen, wenn du willst. Ich will nämlich nicht, dass du gehst. Du warst 2 Wochen weg.“, fügte ich dann anklagend hinzu. Mehr nuschelnd als sonst was und legte meinen Arm um ihn – angekuschelt. „Oh man, wie viel hattest du bitte?“, kam es dann nach einer Ewigkeit von ihm, nahm meine Hände von seiner Taille weg und stützte mich wieder auf meinen Stuhl. Er stand auch sogleich auf, als er sich versichert hatte, das ich nicht gleich um fliegen würde. Was war mit ihm auch plötzlich los? „Mehr als gut für mich war.“, gab ich dann trotzdem zu und stützte mich nun am Tisch ab. „Das glaub ich auch.“, meinte er nur kritisch, bevor „Dein Angebot ist echt großzügig, aber ich geh jetzt mal. Ich kann meine Schwester nicht länger warten lassen. Ich hab ihr versprochen zu Hause zu sein, wenn sie wieder kommt.“, folgte. „Deine Schwester muss dir dann ja ziemlich wichtig sein, oder?“, stellte ich nur fest – irgendwie schwermütig. Es machte fast den Eindruck, als wollte er mich los werden. „Sie ist mein ein und alles – und ich breche jedem sein Genick, der ihr auch nur ansatzweise weh tut.“, erklang es dann auch fühlbar erbost durch den Raum. Ich sah ihn nur verwirrt an. Es klang fast wie eine Drohung. Trotzdem kicherte ich. Das klang irgendwie auch süß – so beschützend. Und als hätte er einen totalen Schwesterkomplex. Das arme Mädchen hatte um ihn herum sicher keinen Freiraum. Oder zumindest kaum. „Ja, also wie auch immer … ich sollte dann echt mal. Wir sehen uns in dem Fall morgen, oder? Dann können wir auch nochmal über dieses ganze Beziehungszeug reden – im nüchternen Zustand.“, fügte er dann aber noch im normalen, freundlichen Tonfall hinzu – legte sogar noch sein typisches Lächeln auf. „Okay.“, erwiderte ich nur etwas kleinlaut. Boah, wie viel hatte ich eigentlich getrunken? Er küsste mich zum Abschied noch. Mein Herz machte daraufhin einen Hüpfer und bedauerte es sogleich, als er sich wieder von mir trennte. „Hey, nur nicht so stürmisch. Wir haben noch alle Zeit der Welt. Vielleicht.“, flüsterte er mir noch zu und strich mir dabei sanft über meine Wange. „Und jetzt geh ins Bett. Du hast es bitter nötig.“, meinte er noch, drückte mir nochmal kurz seine Lippen auf und ging. Es kribbelte – in meinem Bauch und auf meinen Lippen. Ich sah ihm nur nach – mich an der Tür haltend. Stützend. Wie sollte ich jetzt, nach dem Ganzen, auch bitte schlafen können? ................................................................................. Tja, nächstes Kapitel :D Ich hoffe es hat euch gefallen - passierte irgendwie doch viel auf einmal, nicht? xD Ein bisschen chaotisch kann das sein? xD *grad mega unsicher ist* Irgendwie hab ichs momentan nicht so mit dem schreiben -.- Na ja, morgen mache ich mich mal an Kapitel 8 (muss ich ja fast) ... wird am Montag folgen^^ Öhm ja, ansonsten: vielen lieben dank für die 3 Kommentare , & Das wars auch schon! Noch ein Kapitel (und Epilog) & dann ist die FF abgeschlossen! Yes, baby! ^^ Ich bin ja schon gespannt aufs Abschluss-Fedback ;D Vielleicht auch von ein paar anderen^^ :D Höhö und für alle Musik suchtis unter euch: hört euch den neuens Song von Simple Plan an xD Der läuft bei mir momentan auf und ab xDD Einfach love * Ja, jetzt aber ... Lg, Taku Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)