Between Potions and Quidditch von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 4: Zaubertränke ----------------------- Die heutige Aufgabe für die Viertklässler im Fach Zaubertränke war das Brauen des Schlafelixiers. Die Schüler befolgten die Anweisungen aus ihrem Lehrbuch und am Ende der Stunde sollten sie eine Probe ihres Trankes in einer Phiole abgeben, worauf es schließlich eine Benotung geben würde. Das Klassenzimmer wurde von den bläulichen Dunstschwaden der brodelnden Kessel erfüllt, die die Schüler in einen dösigen Zustand versetzten. Nur der Lehrer ging mit wachen Augen durch die Reihen der Pulte, an denen die Schüler an ihren Tränken arbeiteten, um sich die Gemische anzusehen und ihnen beim Brauen über die Schulter zu schauen. „Die Lavendelzweige sind noch nicht feingemahlen genug“, erklärte Draco einem Schüler aus dem Hause Ravenclaw, der den Inhalt aus seinem Mörser gerade mit dem Stößel bearbeitete. „Seien Sie nicht so zimperlich, Mister Llyod. Stoßen Sie ordentlich zu! Es muss eine weiche Paste sein, sonst ist ihr Schlaf nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft.“ Der Ravenclaw zerstieß die Lavendelzweige nun unter größter Anstrengung und mit einem ächzenden Schnaufen. Draco beobachtete seine Mühen noch ein wenig und ging anschließend die Tischreihe weiter entlang. Bei den Hufflepuffs konnte er nichts bemängeln; er besah sich ihre Tränke, die auf dem Feuer köchelten und momentan das Ergebnis zeigten, welches im Lehrbuch beschrieben stand: Die Flüssigkeit war hellblau und dünnflüssig. Demnächst würde der Farbton einem hellen Violett gleichen und das Schlafelixier wäre somit vollendet. Draco schlenderte weiter und kam nun zu den Gryffindors. „Was ist das denn?“, fragte Draco, teils empört, teils belustigt. Er beugte sich über den Kessel, in dem die Flüssigkeit dicklich und klebrig vor sich hin blubberte. Der Schüler sah ihn ahnungslos an. „Sie haben in die falsche Richtung gerührt“, erklärte Draco schlicht nach einem prüfenden Blick. „Im Uhrzeigersinn, nicht gegen den Uhrzeigersinn. Deswegen ist ihr Trank auch so dickflüssig wie Bubotubler-Eiter.“ Draco tippte mit seinem Zauberstab kurz gegen den Messingkessel, woraufhin der blubbernde Inhalt verschwand. „Solche Anfängerfehler dürfen Ihnen nicht mehr passieren, Mister Sword. Wenn Sie sich beeilen schaffen Sie es noch einen zweiten, akzeptablen Trank zu brauen.“ Sword seufzte niedergeschlagen, da all seine Mühe nun umsonst gewesen war, und schlenderte mit hängenden Schultern zum Zutatenschrank, um sich Lavendel- und Baldrianzweige zu holen. Draco schüttelte den Kopf. Für einen Viertklässler wies Dillan Sword bei weitem nicht die Kenntnisse auf, über die er bereits verfügen müsste. Diese Anfänger- oder Schusseligkeitsfehler traten bei ihm in letzter Zeit zu häufig auf. Der Trank seines Sitznachbarn dagegen war tadellos. Dessen Schlafelixier besaß die gleiche Farbe und Konsistenz wie das der Hufflepuffs. Einen Tisch weiter saßen zwei Gryffindor-Schülerinnen, die sich zueinander gebeugt hatten und hinter vorgehaltenen Händen kicherten, während sie beide in der parallelen Bewegung in ihren Kesseln rührten, und auch dann nicht mit Kichern aufhörten, als ihr Zaubertränkelehrer vor ihnen stand. Durch ein lautes Räuspern machte Draco auf sich aufmerksam und die Mädchen sahen ihn an, beide breit lächelnd. „Konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeit!“, befahl Draco barsch von oben herab. Dass Schüler sich in seinem Unterricht amüsierten, sah er gar nicht gern. Das hier war schließlich kein Kaffeekränzchen, sondern Unterricht! „Jawohl, Sir“, antworteten sie einstimmig. Der fröhliche Ausdruck verschwand und die Mienen der Mädchen wurden schlagartig ernst. „Wie viele Kleckse Flubberwurmschleim haben Sie dem Trank beigemischt, Miss Baker?“ Draco, über dem Kessel gebeugt, besah sich kritisch die dickflüssige grüne Masse und rümpfte die Nase bei dem Gestank, der davon ausging. „Zwei, Sir. So wie es im Lehrbuch steht“, ertönte die prompte Antwort. Auch wenn Baker von ihrer Antwort ziemlich überzeugt schien – Draco war es nicht. „Sind Sie sicher?“, fragte er skeptisch. Sie nickte. „Ja, Sir!“ „Das sehe ich anders. Der Trank müsste dünnflüssig und hellblau sein. Ihrer hingegen ist dickflüssig, grün und“, Draco rümpfte erneut die Nase, „stinkt zum Himmel! Ich weiß nicht, wie Sie einen ‚Klecks‘ definieren, aber dieser Trank besteht fast nur aus Flubberwurmschleim und ist somit nutzlos.“ Bevor die Gryffindor noch etwas zu ihrer Verteidigung sagen konnte tippte Draco mit seinem Stab gegen den Kessel, woraufhin er sich leerte. Baker klappte der Mund auf. Ungläubig sah sie ihren Professor an. Dracos rechter Mundwinkel zuckte. Jetzt hatte sie nichts mehr zum Kichern. „Leider ist die Stunde fast vorbei“, sagte Draco mit gespieltem Bedauern. „Sie werden es also nicht mehr schaffen einen zweiten Versuch in Angriff zu nehmen. Da Sie nun kein Schlafelixier vorweisen können erhalten Sie von mir die Note ‚T‘.“ „Wie bitte?“, rief Baker empört. Die gesamte Klasse sah ihnen nun zu. Mary Baker erzielte sonst gute Leistungen in Zaubertränke und gehörte zu den besten Schülern in Dracos Klasse. Dieser Misserfolg schien sehr stark an ihrem Ego zu kratzen. „Aber Sword durfte noch einmal neu anfangen!“, entrüstete sie sich und zeigte dabei auf den Gryffindor, der gerade damit begonnen hatte seine Zutaten kleinzumahlen. „Er hat vor einer Minute erst damit angefangen!“ „Hätten Sie von Anfang an die richtige Menge der Zutaten verwendet, befänden Sie sich jetzt nicht in diesem Schlamassel. Das nächste Mal konzentrieren Sie sich mehr auf Ihre Arbeit, statt auf Ihre Sitznachbarin“, empfahl Draco, der bereits weiterging, um einen Blick in die Kessel der Slytherins zu werfen. „Zusätzlich zu ihrem ‚T‘ ziehe ich Ihnen für die nicht erbrachte Leistung zehn Punkte ab.“ Empört schnappte Baker nach Luft. „Das ist nicht fair!“, klagte sie mit Zornestränen in den Augen. Was die Gryffindors nur immer mit ihrer Fairness hatten, war für Draco ein Rätsel. Die mussten auch irgendwann lernen, dass das Leben nicht fair war und umso eher ihre rosarote Blase, in der sie sich befanden, platzte, desto besser. Und Draco stand mit einer spitzen Nadel allzeit bereit. „Wenn Sie nicht gleich aufhören sich zu beschweren, werden es zwanzig Punkte.“ Draco warf ihr einen drohenden Blick zu. Baker setzte zu einer Antwort an, woraufhin ihre Sitznachbarin ihr den Ellenbogen in die Seite stieß, damit ihr nichts herausrutschte, was sie womöglich hinterher bereute. Man konnte ihr bereits ansehen, dass es in ihr brodelte, wie bei einem Knallrümpfigen Kröter, der kurz davor stand zu explodieren. Widerwillig schloss sie den Mund. Das Schimpfwort, welches ihr auf der Zunge lag, konnte sie dann aber doch nicht aufhalten, sodass es leise gemurmelt ihren Mund verließ. Aber nicht leise genug. Ein schockiertes Raunen ging durch das Klassenzimmer. Draco blieb stehen und drehte sich ganz langsam wieder um. Seine Schülerin starrte ihn aus galleonengroßen Augen und mit knallrotem Gesicht an. Offenbar konnte sie es selbst nicht fassen, was ihr da gerade entschlüpft war. Unter Dracos eiskaltem Blick schrumpfte sie zusammen. Bis auf das Köcheln der Zaubertränke war es im Klassenzimmer nun mucksmäuschenstill. „Das“, begann Draco mit leiser, gefährlicher Stimme, „kostet Sie einen Monat Nachsitzen.“ * * * Nach dem Mittagessen stand eine Doppelstunde Zaubertränke mit den Erstklässlern auf dem Lehrplan. Dafür musste Draco sich stärken, denn die Erstklässler waren von allen Schülern die, die am meisten seine Nerven strapazierten. In jeder Stunde brachte es jemand fertig seinen Kessel zum Explodieren zu bringen und Draco war hinterher immer derjenige, der die Sauerei wieder wegmachen musste. Mit dem Zauberstab war es zwar kein großer Aufwand, aber es ging ums Prinzip! Am Lehrertisch nahm Draco auf seinem üblichen Sitz Platz. Der Lehnstuhl neben ihm war glücklicherweise leer und Neville war viel zu sehr mit seiner Nudelsuppe beschäftigt, um auch nur irgendetwas anderes um sich herum wahrnehmen zu können; er hatte sich tief über seinen Teller gebeugt, sodass der Weg des Löffels von der Suppe zum Mund nur wenige Zentimeter betrug. Das schlürfende Geräusch, das Neville machte, wenn er den Löffel an seine Lippen führte, konnte Draco aber auch noch aus zwei Metern Entfernung hören. Einige Leute besaßen nun wirklich keine Tischmanieren … Draco, der Nevilles Schlürfen so gut es ging ignorierte, nahm sich einige Scheiben vom Krustenbraten und goss darüber eine üppige Menge Soße. Anschließend suchte er den Tisch nach Kartoffeln ab und erkannte die Schüssel außerhalb seiner Reichweite in der Nähe von … Longbottom. Für einen kurzen Augenblick überlegte Draco ihn einfach zu bitten, ihm die Kartoffeln zu reichen, allerdings verspürte er im Moment nicht die geringste Lust Neville anzusprechen. Andererseits wollte er auch nicht auf seine Kartoffeln verzichten. Und wenn er sich einfach über den Tisch rüber beugte? Nein, wie sähe das denn bitte aus? Kurzerhand zog Draco seinen Zauberstab aus der Innentasche seiner Robe und ließ ihn einmal lässig schnippen, woraufhin sich die Schüssel mit den Kartoffeln direkt vor Longbottoms Nase in die Luft erhob. Neville, dem der Löffel voll Suppe noch im Mund steckte, sah der Schüssel hinterher, die auf Draco zu schwebte und schließlich vor ihm auf dem Tisch landete. Draco ignorierte Nevilles verwirrten Blick und tat sich ein halbes Dutzend Kartoffeln auf, die so heiß waren, dass sie noch dampften. Nachdem Neville den Löffel aus dem Mund nahm, sagte er: „Ich hätte sie dir auch geben können.“ „Keine Umstände“, antwortet Draco kühl, während er begann seine Kartoffeln mit der Gabel in der Soße zu zerdrücken. Die Blicke seines Sitznachbarn beachtete er weiterhin nicht. „Hmpf“, machte Neville, der sich ziemlich auf den Schlips getreten fühlte. Draco war sich anscheinend zu fein, um ihn nach den Kartoffeln zu fragen, was? Na das war doch lächerlich! Sie waren doch jetzt erwachsen und der Häuserstreit von damals war Schnee von gestern. Immerhin waren sie jetzt Kollegen! Neville überlegte. Bestimmt fiel es dem ehemaligen Slytherin nicht leicht, nett zu sein. Vielleicht sollte er Draco ein wenig entgegenkommen? „Möchtest du noch irgendetwas? Kann ich dir etwas reichen?“, fragte Neville freundlich über den leeren Sitzplatz hinweg, an dem Ginny üblicherweise saß. Draco sah ihn misstrauisch an. „Nein.“ „Vielleicht noch ein bisschen Gemüse?“ „Nein, danke“, antwortete Draco nun leicht genervt. Neville besah sich die Speisen am Lehrertisch und langte schließlich nach einem silbernen Tablett, auf dem Fisch angerichtet war, und hielt es Draco entgegen. „Wie wär’s hiermit?“ Draco rollte mit den Augen und seufzte, nun leicht sauer. Zuerst musste er sich im Unterricht mit dieser vorlauten Göre herumschlagen und nun nervte ihn auch noch Longbottom … Verfluchte Gryffindors! „Nein!“ Neville stellte das Tablett wieder auf den Tisch und griff nach dem Brotkorb, der daneben stand. „Möchtest du Brot?“ Draco schlug mit seinen Fäusten, in denen er Messer und Gabel fest umklammert hielt, kräftig auf den Tisch, sodass die umstehenden Kelche, Teller und Schüsseln anfingen zu zittern. „Verdammt, nein!“ Nun sahen sich auch weitere Lehrer nach ihnen um. Septima Vektor und Lewis Proudfoot warfen Draco einen tadelnden Blick zu. Angesichts des kleinen Wutausbruchs, den er überhaupt nicht nachvollziehen konnte, warf Neville ihm einen überraschten Blick zu. Gerade als er den Brotkorb wieder zurückziehen wollte erschien eine zierliche Hand, die sich eins der Brötchen griff. Ginny ließ sich auf dem freien Platz fallen und biss ein Stück davon ab. „Wieso streitet ihr?“, fragte sie gut gelaunt und mit vollem Mund, was Draco mit einem missbilligenden Blick beäugte. „Wir streiten nicht“, erwiderte er mit zusammengebissenen Zähnen. Energisch schnitt er seinen Braten in kleine Stücke. „Er hat sich nicht getraut mich nach den Kartoffeln zu fragen“, erklärte Neville glucksend, der sich nun wieder seiner Nudelsuppe widmete. „Tatsächlich?“ Ginny drehte sich zu Draco und sah ihn belustigt an. „Ha, ha“, machte Draco freudlos, dessen Griff um sein Messer sich zunehmend verstärkte. „Du hältst dich wohl für besonders witzig, was, Longbottom?“ „Du kannst mich ruhig beim Vornamen nennen“, entgegnete Neville, der entweder nicht bemerkte, wie sehr er Draco auf die Nerven ging, oder es absichtlich ignorierte. „Wir sind doch jetzt Kollegen.“ „Genau, Draco“, flötete Ginny, die es sich nicht verkneifen konnte ihn ein wenig aufzuziehen. „Stell dich nicht so an.“ Sie nahm noch einen herzhaften Bissen von ihrem Brötchen und ließ Draco dabei nicht aus den Augen. „Hat dir jemand Euphorie in deinen morgendlichen Kürbissaft gekippt oder weshalb bist du so ekelerregend gut gelaunt?“, wollte Draco wissen, der Ginny am liebsten seine Gabel ins Gesicht rammen würde, um dieses selbstgefällige Grinsen zu vertreiben. Diese Fröhlichkeit verdarb einem ja glatt den Appetit. Ginny ließ sich Zeit mit ihrer Antwort, bis sie aufgekaut hatte. „Hm, ich bin heute Morgen wohl mit dem richtigen Fuß aufgestanden. Ich kann dir gerne etwas von meiner guten Laune abgeben, wenn du möchtest. Ein wenig Euphorie kann dir nicht schaden, Mister Miesepeter.“ Draco warf ihr einen vernichtenden Blick zu, was sie aber nur noch mehr zu amüsieren schien. Euphorie konnte er sich jederzeit selbst brauen! Allerdings ließ Ginny ihn vorerst in Ruhe und begann ein Gespräch mit Neville über den Unterricht, den sie am heutigen Tage bereits hinter sich gebracht hatten, sodass Draco in Ruhe essen konnte. Neville berichtete in allen Einzelheiten, wie eine Teufelsschlinge um ein Haar einen Drittklässler erdrosselt hätte, der sich zu nah an die gefährliche Pflanze herangewagt hatte. „Hat gekeucht und gestrampelt, der Junge, aber ich bin schnell dazwischen gegangen“, schilderte Neville, der den Drittklässler imitierte, indem er sich mit beiden Händen an den Hals fasste und die Augen verdrehte. „War ‘ne reife Vorstellung. So hat die Klasse genau gesehen, wozu die Teufelsschlinge in der Lage ist. Und Comery wird sich in Zukunft hüten, etwas anzufassen, was er nicht kennt.“ Währenddessen erschien der Nachtisch: auf dem Lehrertisch standen nun große Schüsseln mit diversen Puddingsorten, Eiscreme in verschiedenen Geschmacksrichtungen sowie Kuchen und Törtchen. „Ich hatte heute Besenflugstunden mit den Slytherins“, wechselte Ginny an Draco gewandt das Thema, da sie nach ihrem Geschmack genug von der mordlustigen Pflanze gehört hatte. „Nachdem ich nun alle vier Häuser in meinem Unterricht gesehen habe, kann ich sagen, dass sie die am wenigsten schlechten waren.“ „Also die Besten?“, schlussfolgerte Draco. Vom Nachtisch nahm er sich nichts. In seinen Händen hielt er einen silbernen Kelch, gefüllt mit Goldlackwasser, welchen er in seinen Händen drehte. Die Zeit, bis er zum Unterricht mit den Erstklässlern musste, wollte er noch ein wenig hinauszögern. „So könnte man es auch sagen.“ Ginny zwinkerte ihm zu, während sie sich ein Sahnetörtchen nahm. „Ein paar von ihnen solltest du im Auge behalten. In einigen Jahren werden sie gute Quidditchspieler abgeben.“ „Such dir lieber ein paar Talente bei den Gryffindors raus“, konterte Draco. „Die könnt ihr nämlich gut gebrauchen.“ Die Hand, mit der sie das Sahnetörtchen zum Mund führte, hielt auf halbem Weg inne. „Wie meinst du das?“ Draco musterte ihren verwirrten Blick einen Moment und ein diabolisches Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Weißt du etwa nicht, wer im letzten Jahr den Quidditchpokal gewonnen hat?“ Da war sie wieder: die rosarote Blase! Und Draco hatte nun die Gelegenheit mit seiner Nadel zuzustechen! Ginny sah ihn leicht irritiert an. Ihrer Meinung nach lag die Antwort doch auf der Hand: „Gryffindor, vermute ich mal.“ Draco lachte trocken auf. „Gryffindor ist im letzten Schuljahr dort gelandet, wo es hingehört: ans Ende der Tabellenliste!“ Mit dem dritten Platz der Slytherins konnte Draco leider auch nicht gerade angeben. Aber solange Slytherin besser war als Gryffindor, konnte er das verkraften. „Was?“, rief Ginny geschockt und Draco konnte die Blase platzen hören. Aufgrund ihres entsetzten Gesichtsausdruckes musste Draco nur noch mehr lachen. Aber Ginny war der Ansicht, dass Draco sie nur auf den Arm nehmen wollte. Immerhin gewann Gryffindor zu der Zeit, als sie noch Schülerin in Hogwarts gewesen war, jedes Jahr den Quidditchpokal. „Das glaube ich dir nicht! Gryffindor ist niemals Letzter geworden!“ „Das habe ich aber leider auch schon gehört“, warf Neville beiläufig ein, der lieber seinen Pudding löffelte, als über Quidditch zu reden. „Und wer hat letztes Jahr gewonnen?“, fragte Ginny nach. „Hufflepuff.“ Ginnys Augenbrauen schossen an ihren Haaransatz und ihr Mund formte ein überraschtes, lautloses ‚O‘. Damit hatte sie nicht gerechnet. „Ohne Potter ist Gryffindor nur noch ein Haufen Waschlappen“, behauptete Draco spöttisch. „Slytherin wird sie im ersten Spiel plattmachen!“ Dafür würde er schon sorgen. Dem Kapitän der Slytherinmannschaft hatte er bereits zu verstehen gegeben, dass er solch ein schlechtes Ergebnis wie im Vorjahr nicht mehr akzeptieren würde. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“, entgegnete Ginny schnippisch und brachte Draco damit zum Schmunzeln. „Wir werden sehen, Weasley. Wir werden sehen.“ * * * Die Sonne warf am frühen Abend ihre letzten Strahlen durch die weiten Fenster ihres Büros, sodass es bald an der Zeit war den Kamin anzuheizen oder anderweitig für Licht zu sorgen. Ginny saß in einem Sessel – dessen Bezug nicht mehr den dunkelgrünen Farbton aufwies, sondern endlich in Rot erstrahlte, so wie sie es aus dem Gryffindorgemeinschaftsraum kannte – und hielt eine druckfrische Ausgabe des Abendpropheten in den Händen. Auf der Doppelseite mit den Werbeanzeigen sprang ihr sofort die Annonce von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze ins Auge, die mit ihren knallbunten Farben kaum zu übersehen war. Gleich daneben, am oberen rechten Rand, befand sich eine Werbeanzeige eines magischen Sportgeschäftes, welches eine Quidditchbrille mit wasserabweisenden Gläsern anpries, zu einem 'Mega-Super-Duper-Sonderpreis' Die Schwarzweißfotografie zeigte die Nahaufnahme eines Quidditchspielers, dem der Regen unermüdlich ins Gesicht klatschte. Seine Brillengläser blieben jedoch trocken. Der praktische Impervius-Zauber bewirkte allerdings das gleiche Resultat bei einer Brille, sodass man sich den 'Mega-Super-Duper-Sonderpreis' von zehn Galleonen auch sparen konnte. Diesen Zauber hatte Harry damals verwendet, damit er beim Quidditchspiel im strömenden Regen mit seiner Brille noch etwas sehen konnte. Harry … Energisch schüttelte Ginny ihren Kopf, um das Bild der runden Brille und dem dazugehörigen vom wirren schwarzen Haar umrandeten Gesicht aus ihrem Kopf zu vertreiben. Wie war es nur schon wieder so weit kommen können, dass ihre Gedanken zu ihm abdrifteten? Schnell blätterte sie die Seite im Abendpropheten um und ließ den Blick über die Seite wandern, auf der Suche nach etwas Interessantem, das sie ablenkte. Sie wollte nicht an Harry denken. Auf Seite zwölf entdeckte sie ein Foto der Schwestern des Schicksals. Die acht Männer trugen allesamt zerrissene Klamotten und wilde Mähnen. Myron Wagtail, der Leadsänger der Band, zwinkerte Ginny verschmitzt zu. Ein Interview folgte, in dem es um die in Kürze startende Tournee ging. Die Schwestern des Schicksals waren Ginnys absolute Lieblingsband und damals, in ihrem dritten Schuljahr, war ein Traum für sie in Erfüllung gegangen, als sie während des Weihnachtsballs in Hogwarts aufgetreten waren. Vor drei Jahren war sie ebenfalls auf einem Konzert gewesen, zusammen mit– Ginny spürte einen Stich in ihrer Brust. Abermals konnte sie nichts dagegen tun, dass ihre Gedankengänge in dieselbe Richtung verliefen. Dabei wollte sie nun wirklich nicht an ihn denken, dafür war die Trennung noch zu frisch, der Schmerz noch zu gegenwärtig. Der Abend auf dem Konzert – sein Geschenk an sie zum dritten Jahrestag – war so unglaublich schön gewesen. Und wenn sie jetzt daran dachte, dass sie wohl nie wieder so etwas Schönes mit ihm erleben könnte, dann brach es ihr das Herz. Seitdem Harry nach Litauen gegangen war, hatte sie nichts mehr von ihm gehört und das war vielleicht auch besser so. Ginny dachte selten über ihn nach, denn die Gedanken an ihn brachten immer heftige Wellen des Schmerzes mit sich. Harry hatte sich gegen sie entschieden und gab dem Jagen von Schwarzmagiern Vorrang. Einerseits konnte Ginny das nachvollziehen, da er nun einmal ein Auror war, aber andererseits … Andererseits war sie wütend und maßlos enttäuscht. Immerhin hatten sie so lange aufeinander warten müssen und dann war er einfach gegangen, hatte sie allein zurückgelassen. Er war nicht einmal auf die Idee gekommen sie zu fragen, ob sie ihn begleiten würde, da er annahm, ihr erginge es wie ihm und ihr wäre die Karriere bei den Holyhead Harpies wichtiger. Dabei war er für sie immer das Wichtigste gewesen. Es klopfte an der Tür. Das Geräusch riss Ginny aus ihrer Melancholie und zog sie wieder in die Wirklichkeit. Ein wenig zerstreut legte sie den Abendpropheten beiseite und schritt zur Tür. Nachdem sie sie geöffnet hatte, stand sie einem großgewachsenen, dunkelhaarigen Jungen gegenüber, der die Trainingskleidung der gryffindorschen Quidditchmannschaft trug. „Hallo Madam Weasley, ich würde mir gerne die Bälle für’s Quidditchtraining ausleihen.“ Auf der Brust des Spielers prangte das silberne Kapitänsabzeichen. Ginny riss ihren Blick schnell davon los und stopfte die Erinnerung an den Gryffindor, der dieses Abzeichen noch vor ein paar Jahren getragen hatte, schnell in die hinterste Schublade ihrer Gedanken. Dass ihr jetzt ausgerechnet der Kapitän der Gryffindors über den Weg lief, kam ihr gerade recht, denn das Gespräch vom Mittagessen hatte sie nicht vergessen. „Ah, gut, dass du kommst“, sagte Ginny. Sie hielt die Tür weit auf und trat einen Schritt zur Seite, um den Jungen hineinzulassen. „Wird auch Zeit, dass wir beide uns mal kennenlernen. 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