Between Potions and Quidditch von stone0902 (Draco x Ginny) ================================================================================ Kapitel 13: Bettgeflüster ------------------------- Langsam erwachte sie aus einem wunderschönen Traum. Allmählich regte sich ihr Körper. Ohne die Augen zu öffnen drehte sie sich noch einmal auf die andere Seite und zog die weiche Bettdecke über sich, kuschelte sich darin ein. Sie wollte noch nicht aufstehen, sondern viel lieber liegen bleiben, in diesem schönen weichen Bett. Ihr Gesicht drückte sich in das flauschige Kissen. Wie spät es wohl war? Ginny hatte das Gefühl ewig geschlafen zu haben, doch es schien noch dunkel zu sein. Wenn sie sich nicht irrte dann war Sonntag, da durfte man ruhig mal länger im Bett liegen bleiben. Vor allem, wenn es so bequem und gemütlich war.   Langsam aber sicher wurde ihr klar, dass es nicht ihr Bett war, in dem sie lag.   Ginny blinzelte zweimal. Der Raum war dunkel und wurde nur von einigen Kerzen erleuchtet. Sonnenlicht konnte gar nicht hinein dringen, da es keine Fenster gab, denn sie befand sich in den Kerkern. Sie öffnete die Augen und bemerkte, dass sie allein im Bett lag. Und sie war völlig unbekleidet. Die Erinnerungen kamen Stück für Stück zurück und Ginny war schlagartig hellwach. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen bei dem Gedanken an die letzte Nacht.   Sie drehte sich auf den Rücken und starrte zufrieden an die Decke, an der die langen Schatten des Kerzenscheins tanzten und merkwürdige Silhouetten formten. Was war das nur für eine Nacht gewesen? Viel zu lange hatte sie bereits auf dem Trockenen gesessen und sie konnte sich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal solch eine fantastische Nacht erlebt hatte. Sie waren sich nun so nahe gekommen, wie sich zwei Menschen nahe kommen konnten und sie bereute nicht eine Sekunde davon. Sie konnte es keineswegs leugnen, dass sie große Erwartungen an ihn gehabt hatte, und diese Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Die letzte Nacht war der Wahnsinn gewesen, ein richtiges Feuerwerk. Er hatte es geschafft, dass sie sich wieder begehrt fühlte und dass sie den Kopf abschalten konnte. Kein Nachdenken, kein Grübeln mehr, nur noch Fühlen und Genießen.   Ihr entfuhr ein sehnsüchtiges Seufzen. Doch was bedeutete das jetzt für sie genau? Waren sie ein Liebespaar? Führten sie eine Beziehung? Oder war es nur eine Affäre? Eine leidenschaftliche Nacht und lediglich ein One-Night-Stand? Gestern war sie noch zu dem Entschluss gekommen mit ihm reden zu wollen und die Fronten zu klären …   Viel geredet hatten sie jedoch nicht wirklich …   Wo war er eigentlich?   Für den Bruchteil einer Sekunde kam Ginny der Gedanke, dass er sich aus dem Staub gemacht haben könnte. Doch das glaubte sie nicht. Bestimmt war er nur einfach viel früher wach gewesen als sie und hatte sie noch schlafen lassen. Sie hatte anscheinend so tief und fest geschlummert, dass sie nicht einmal bemerkt hatte, wie er aufgestanden war.   Ginny setzte sich im Bett auf, die Bettdecke an die Brust gezogen, um den nackten Körper zu bedecken. Obwohl sie sich in den sonst so eisigen Kerkern befand, war es nicht kalt sondern angenehm warm, obwohl kein Feuer im Kamin brannte. Vielleicht ein Wärmezauber? Ginny sah sich im Schlafzimmer um, das ihrem eigenen sehr ähnelte. Ausgestattet mit einem Bett, einem Kleiderschrank sowie einem Nachttisch, dazu ein runder Tisch mit zwei Lehnstühlen und ein Kamin. Statt mit Vorhängen bestückte Fenster, die den Blick über die wunderschönen Ländereien von Hogwarts preisgaben, dienten dekadent veredelte Kerzenhalter an den Wänden als Lichtquelle. Einige wenige Gemälde zierten die dunklen Steinwände und Ginny fühlte sich plötzlich sehr beobachtet, als sie den neugierigen Blicken längst vergangener Hexen und Zauberer begegnete. Ihr Blick blieb an der verschlossenen Tür hängen. Nebenan lag sein Arbeitszimmer, wo sie den ehemaligen Slytherin vermutete. Ginny stieg aus dem Bett, die Decke fest um sich gewickelt und suchte nach ihren Kleidern. Ihre Augen suchten den Fußboden ab, doch sie konnte nichts finden. Alles war penibel aufgeräumt. Hatte sie letzte Nacht nicht ihr Kleid auf den Boden geworfen? Langsam wurde sie nervös. Sie konnte es nirgendwo finden. Dann setzte die Erkenntnis ein: Ein Hauself musste ihre Sachen weggeräumt haben! Die Hauselfen in Hogwarts sammelten alle auf dem Boden liegende Kleidungsstücke ein, reinigten sie und brachten sie dann zurück ins Zimmer. Ihr Kleid hing vermutlich ordentlich gebügelt im Schrank – in ihrem eigenen Schlafzimmer.   Ginny stöhnte frustriert auf.   Na toll!   Über einer Stuhllehne hing das schwarze Hemd, das er gestern getragen hatte, bevor er es, ohne es aufzuknöpfen, ausgezogen hatte. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, wenn sie nicht nackt herumlaufen wollte, als sich vorerst damit zufrieden zu geben. Sie hoffte nur, dass sie noch etwas anderes zum Anziehen finden würde, denn sie konnte wohl kaum nur mit einem Männerhemd bekleidet – und mit nichts drunter! – zurück in ihre Privatgemächer schleichen, in der Hoffnung, dass ihr niemand in den Fluren über den Weg laufen würde, was äußerst unwahrscheinlich war.   Sie legte die Bettdecke aufs Bett und zog sich das schwarze Hemd über, dass ihr fast bis zu den Knien reichte. Es roch angenehm nach ihm und sein Duft weckte süße Erinnerungen. Rasch kämmte sie ihr rotes Haar grob mit den Fingern, damit es nicht so zerzaust aussah. Dann ging sie zur Tür.   Draco saß an seinem Schreibtisch, gebeugt über einen Stapel Pergamentblätter, mit einer Feder in der Hand und schien etwas zu notieren. Als sie das Zimmer betrat sah er auf. Sein Anblick raubte ihr für eine Sekunde den Atem. Er sah so unbeschreiblich gut aus. Ein Blick in seine grauen Augen reichte aus, um alles andere in der Welt zu vergessen. Und dass sie nun hier war, bei ihm, und die Nacht mit ihm verbracht hatte, hatte so etwas Privates und Intimes an sich.   „Du schläfst ganz schon lange“, sagte er ohne den Anflug von Vorwurf in der Stimme. Es war eher eine Feststellung, gepaart mit einer Spur Verwunderung. Er legte die Feder beiseite und sah sie dann fragend an. Eine Augenbraue wanderte in die Höhe. „Ist das mein Hemd?“   Ginny ging auf ihn zu und legte die Arme um seinen Nacken. „Ich konnte meine Sachen nicht finden“, erklärte sie. „Ich schätze, die Hauselfen haben sie weggeräumt.“   Sein Blick wanderte über ihren knapp bekleideten Körper. „Das ist aber schade“, meinte er sarkastisch, während er seine Hände an die Seiten ihrer Oberschenkel legte und seine Finger sanft hoch gleiten ließ, bis sie unter dem Hemd verschwanden und zärtlich über die Rundungen ihres Hinterns strichen. In seinen Augen blitzte der Schalk auf.   „Das ist nicht witzig“, mahnte sie und beugte sich zu ihm hinunter. „Wie soll ich ohne Kleidung durchs Schloss laufen?“   „Na dann bleibst du eben einfach hier“, antwortete er, ehe er die letzte Distanz überbrückte und sie küsste.   Sie grinste gegen seine Lippen. „Das hättest du wohl gern.“   Er schmunzelte. „Vielleicht ...“   Während seine Hände weiter ihren Körper erkundeten warf sie einen Blick auf seinen Schreibtisch. „Was machst du gerade?“   „Während du deinen Schönheitsschlaf gehalten hast war ich bereits fleißig und habe Hausaufgaben benotet. Gestern bin ich schließlich nicht mehr dazu gekommen.“ Er fasste sie am Handgelenk, zog sie auf seinen Schoß und wollte sie erneut küssen, als sie abgelenkt wurde. Ihr Blick fiel auf einen Stapel Briefe, der neben den Pergamenten lag und direkt darunter befand sich …   „Ist das der neue Überflieger?“, fragte Ginny aufgeregt und griff nach dem Sportmagazin. Der Überflieger was das Fachmagazin zum Thema Quidditch! Seit Jahren schon war Ginny Abonnentin und als Mitglied der Holyhead Harpies hatte sie es selbst schon einige Male ins Magazin geschafft. Sie erinnerte sich noch gut an ihr erstes Interview mit Orcus Exmoor, einem der Top-Autoren des Verlages. Auf dem Titelbild grinste sie das entschlossen drein blickende Gesicht von Meaghan McCormack von Pride of Portree an, die einen purpurroten Quidditchumhang trug. „Ich brauche dringend eine neue Eule“, beschwerte sich der Rotschopf. „Es dauert immer ewig, bis meine Post ankommt.“   „Ist das gerade dein Ernst?“ Missbilligend betrachtete Draco die Zeitschrift, die sie in ihren Händen hielt, überhaupt nicht beeindruckt davon, dass sie gerade seiner Post mehr Beachtung schenkte, als ihm. Eigentlich hatte er etwas ganz anderes vorgehabt, als in einer Zeitschrift zu blättern.   Sie schien ihn nicht zu hören und hatte bereits das Heft aufgeschlagen und angefangen zu lesen. Ehrfurchtsvoll hauchte sie: „Sieh mal, sie schreiben über den neuen Meteor!“   Draco griff ihr kurzerhand unter die Arme und Beine, hob sie federleicht hoch, stand mit ihr auf und ging in Richtung Schlafzimmer.   „Warte!“, rief Ginny, die auf seinen Schreibtisch deutete, das Heft dabei immer noch umklammert. „Was ist mit den Hausaufgaben?“   „Die können warten“, antwortete er schlicht und kickte mit einem Fuß die Tür hinter sich zu. Als er die Rothaarige auf seinem Bett fallen ließ waren ihre Augen wieder auf den Überflieger gerichtet. „Wahnsinn! Der Bericht über den Meteor ist genial! Hör dir das an: Dieser Rennbesen soll zehnmal so schnell sein wie der– Hey!“   Draco hatte ihr das Magazin aus der Hand gerissen und es kurzerhand einfach beiseite geworfen. Es flog gegen die Wand und fiel dann mit einem lauten Klatschen zu Boden. Meaghan McCormack beschwerte sich wütend auf dem Titelblatt und drohte mit der geballten Faust. Ihr Gesicht war beinahe so rot wie ihr Umhang.   „Ganz ehrlich, so sehr es mir gefällt, dass du meine Vorliebe für Quidditch teilst, so gibt es im Moment nichts, was mir gerade mehr die Laune verderben könnte, als mit dir über den neuesten Rennbesen zu diskutieren.“   Die ehemalige Gryffindor machte ein schuldbewusstes Gesicht. Vielleicht war sie wirklich etwas unhöflich gewesen, aber die Neugierde und die Aufregung hatten sie einfach überwältigt. Wenn er nur wüsste, wie lange sie schon von diesem Besen träumte! Ihr Nimbus war zwar gut, aber schon lange überholt. Sie brauchte dringend einen neuen.   „Meinst du nicht es gibt vielleicht etwas Besseres“, raunte er, während er sie auf die Matratze drückte und sich über sie beugte, „womit wir unsere gemeinsame Zeit verbringen könnten?“ Er lag nun über ihr, drängte sich zwischen ihre Beine und stützte sich mit den Ellenbogen neben ihrem Gesicht ab, um sie nicht mit seinem Gewicht zu belasten. Sanft strich er ihr eine verlorene Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Lippen berührten ihren Hals und hinterließen dort, wo er sie berührte, eine Gänsehaut. Sie schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe, als er mit seiner Hand wieder unter den Stoff des Hemdes wanderte.   Es dauerte nicht lange, da hatte sich jeder Gedanke an Quidditch in Luft aufgelöst.   ***   Sie betrachtete seine Augen. Wie oft schon hatte sie in diese Augen geblickt? Sie waren grau, meist eiskalt und doch strahlten sie gerade voller Wärme. Wie sie sie ansahen schienen sie direkt in ihre Seele sehen zu können. Sie gaben ihr das Gefühl, als gäbe es nur sie auf dieser Welt. Sie konnte sich in diesem Anblick verlieren. Dichte feingeschwungene Wimpern umrahmten seine Augen und ließen seinen Augenaufschlag verführerisch wirken. In seinem Blick lag so viel Leidenschaft und Verlangen. Wie lange lagen sie hier schon, so nah beieinander und sahen sich einfach nur an, die Nähe des anderen genießend? Sie lagen mit den Gesichtern einander zugewandt. Sie hatte ein Bein um seine Hüfte geschlungen und er einen Arm um ihre Taille, während er zärtlich ihren Rücken kraulte. Den anderen Arm hatte er unter seinem Kopf gebettet. Das weißblonde Haar war ein wenig zerzaust. Einige Strähnen hingen ihm in die Stirn und sie fand, dass es unwiderstehlich aussah. So wie sie hier gerade mit ihm im Bett lag könnte sie ewig liegen bleiben. Bei Merlin, die Zeit könnte hier und jetzt einfach still stehen bleiben, sie hätte nichts dagegen.   Nie hätte sie gedacht, dass sie sich bei Draco Malfoy einmal so wohl fühlen würde.   Dieser Gedanke ließ sie schmunzeln.   „Woran denkst du?“   „Ach …“ Sie seufzte, ehe sie fortfuhr. „Ist das Ganze nicht ein wenig seltsam?“ Schließlich hatten sie sich während ihrer Schulzeit abgrundtief gehasst, sich gegenseitig verspottet und verflucht. Früher hätte sie ihm am liebsten eine rein gehauen und jetzt … Jetzt schliefen sie miteinander und ihr Herz begann bei seinem Anblick an schneller zu schlagen.   Seine grauen Augen sahen sie einige Momente ruhig an. Er schien zu wissen, worauf sie anspielte, denn er antwortete: „Nicht so sehr, wie ich zuerst angenommen hatte.“   „Was ist passiert?“, fragte sie interessiert. „Ich habe mich das schon die ganze Zeit gefragt. Was hat dich plötzlich dazu bewogen gestern nach Hogsmeade zu kommen?“   Der Blonde legte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Ginny hingegen drehte sich auf den Bauch und stützte sich auf die Ellenbogen, um ihn ansehen zu können. Gespannt wartete sie auf seine Antwort.   „Das ist ganz allein Longbottoms Schuld“, erklärte er dann.   Der Rotschopf schüttelte belustigt den Kopf. „Wieso überrascht mich das nicht?“ Neville hatte anscheinend nicht nur mit ihr geredet. Wusste sie doch, dass die ganze Geschichte kein Zufall sein konnte. Vermutlich hatte er heute beim Anblick ihrer beiden leeren Plätze am Lehrertisch eins und eins zusammengezählt und sich selbst stolz und zufrieden auf die Schulter geklopft. Vermutlich würde er sie wissend angrinsen, wenn sie ihn das nächste Mal in der Großen Halle beim Essen traf.   „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde“, stellte Draco fest, „aber er hatte recht, mit dem, was er gesagt hat.“   Ginny legte eine Hand auf seine Brust. Ihre Fingerkuppen fuhren sanft die Konturen seiner Muskeln nach. „Was hat er denn gesagt?“   Er hob eine Augenbraue und schielte zu ihr rüber. „Das würdest du gern wissen, was?“   Ungeduldig rollte sie mit den Augen. „Jetzt mach es nicht so spannend.“   Draco starrte an die Decke, während er sprach. „Er hat mir den Kopf gewaschen. Und zwar gewaltig. Er war der Meinung, dass ich einen Fehler machen würde, wenn ich dich einfach gehen lassen würde, und dass ich es mein Leben lang bereuen würde. Meiner Meinung nach war er ein wenig zu dramatisch, aber nun gut.“ Er sah sie kurz an und fuhr dann fort. „Er hat relativ viel geredet. Zuerst hat es mich genervt und ich habe nicht genau zugehört“, er zuckte kurz mit den Schultern, „bis ich gemerkt habe worauf er hinaus wollte. Er lag nicht ganz falsch. Er sagte, was wäre, wenn Hooch wiederkehren würde und du von heute auf morgen nicht mehr in Hogwarts wärst, dann wären meine Chancen dich wiederzusehen wahrscheinlich gleich null. Und irgendwie wollte ich es nicht darauf ankommen lassen.“ Seine Finger strichen durch ihr Haar und er wickelte sich eine Strähne ihres roten Haares um den Finger. „Der Gedanke, dass du mich dann nicht mehr jeden Tag nerven würdest, ließ mich irgendwie nicht mehr los.“   „Ich schätze, er hat uns beiden den gleichen Vortrag gehalten“, sagte sie. „Mit mir hat er auch geredet. Und dann bist du plötzlich im Drei Besen aufgetaucht. Das kam mir sofort verdächtig vor.“ Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie den gestrigen Tag noch einmal Revue passieren ließ.   „Wer hätte je gedacht“, schmunzelte er, „dass ich eines Tages auf einen Longbottom hören und eine Weasley in meinem Bett liegen würde.“   Dieses Mal war sie diejenige, die mit den Augen rollte. „Du kannst mich übrigens ruhig Ginny nennen. Ich denke, das wäre angemessen nach allem, naja du weißt schon ...“   „Ginny“, wiederholte er, dann verzog er das Gesicht. Ihr Name aus seinem Mund klang äußerst befremdlich. „Nein, das gefällt mir nicht. Dann doch lieber Ginervra.“ Daraufhin grinste er schief und wieder spürte sie dieses wohlige Gefühl der Glückseligkeit. Eigentlich mochte sie ihren Vornamen nicht, denn früher hatte ihre Mutter sie immer so genannt, wenn sie etwas angestellt hatte. Während ihrer Schulzeit hatten die meisten Leute sie bei ihrem Spitznamen angeredet, aber jetzt, da sie inzwischen älter war, hörte sie diesen nur noch seltener. Bei den Holyhead Harpies war sie bekannt als die Jägerin Ginevra Weasley und auch die Zeitungen wie der Tagesprophet oder der Überflieger benutzten meist den Namen, den sie von ihren Eltern zur Geburt erhalten hatte. Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt. Aber aus seinem Mund klang ihr Name wunderschön. Sie beugte sich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. Diese sanften Lippen könnte sie immer wieder küssen.   „Und jetzt? Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Ginny.   Statt zu antworten stellte er eine Gegenfrage. „Wie möchtest du denn, dass es weitergeht?“   Sie spürte, wie sie rot wurde. Lange sagte sie nichts und überlegte, was sie sagen sollte. Sie versuchte nicht zu viel von dieser einen Nacht zu erwarten. Aber einer Sache war sie sich sicher: Ihr würde es sehr gefallen, wenn mehr daraus werden würde. Ginny sehnte sich nach einer Beziehung, nach einem Partner, der sie unterstützte, der ihr Liebe gab und dem sie vertrauen konnte. Ihre letzte Beziehung hatte ihr das gezeigt. Sie sehnte sich nach Beständigkeit. Nach einem Mann, neben dem sie morgens aufwachen und mit dem sie lachen konnte. Letztendlich kam Ginny aus einer Großfamilie und war demnach ein Familienmensch. Sie sehnte sich danach, selbst irgendwann ihre eigene kleine Familie zu haben, ganz traditionell, mit einem eigenen Haus und einem Garten, in dem die Kinder spielen konnten. Wie seine Ansichten dazu wohl waren? Sie würde es zu gerne wissen. Während ihrer Schulzeit hatte Draco abgesehen von Pansy Parkinson keine ernsteren Liebesgeschichten gehabt, jedenfalls nicht dass sie wüsste. Es gab nur haufenweise Gerüchte um zahlreiche Liebschaften und Eroberungen. Und was die Zeit nach Hogwarts betraf, so hatte sie keine Ahnung, denn bisher hatte sie ihn nie danach gefragt. Aber das war ja auch eigentlich egal, oder? Die Vergangenheit war vergangen; was wichtig war, war die Zeit, die vor ihnen lag.   Sollte sie ehrlich sein und die Karten offen auf den Tisch legen? Würde sie ihn damit verschrecken? Sie spürte, wie ihr Mund ganz trocken wurde. Die Angst vor Ablehnung ließ sie zögern … Er schien ihre Nervosität zu spüren.   „Entspann dich wieder“, sagte er belustigt. „Du machst ein Gesicht, als ständest du vor dem Zaubergamot.“   „Hör auf dich über mich lustig zu machen“, schimpfte sie und er fing an zu lachen.   Langsam richtete er sich auf, kam ihrem Gesicht ganz nah, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten. Aus halb geschlossenen Augen sah er auf ihre Lippen. Zuerst dachte sie, er wolle sie küssen, doch er tat es nicht.   „Das ist schwer, wenn du es mir so leicht machst“, murmelte er. „Außerdem liebe ich es, dich zu ärgern.“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)