Yokan von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 1: Desire ----------------- Sehnsucht. Seltsam, jetzt warte ich schon seit vier Stunden und du bist immer noch nicht da. Es macht mich wahnsinnig. Sie haben doch gesagt, dass du heute entlassen wirst und dann zu mir kommst. Endlich. Allein hätte ich es hier wohl nicht mehr lange ausgehalten. Keine Sekunde. Ich lausche, Stimmen, Schritte. Endlich. Ich schließe die Augen. Du sollst nicht wissen, dass ich wach bin. Denn sonst würde ich dir um den Hals fallen und dich nie wieder loslassen. Aber so habe ich Zeit mein rasendes Herz zu beruhigen, auch wenn das ein Ding der Unmöglichkeit scheint. Die Tür öffnet und schließt sich, wir sind allein. Wieso bin ich so nervös? Es bist doch nur du, auch wenn mir ein atemloses Seufzen entflieht, als du mit den Fingerspitzen über meinen Rücken streichst, mir Gänsehaut bescherst. „Kyo.“, flüstertest du so nah an meinem Ohr, dass es unfair ist und ich wohl oder übel nachgeben muss, langsam die Augen öffne. Ein leises Lachen, gefolgt von einem Biss in mein Ohrläppchen. „Ich wusste doch, dass du wach bist.“ Murrend drehe ich mich auf den Rücken, funkle dich kühl an, komme aber gar nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, da du mich im nächsten Moment schon geküsst hast und damit jeden Widerstand im Keim erstickst. Unfair. Dabei wollte ich dir gerade einen Vortrag darüber halten, wie du es nur wagen kannst, mich so lange allein zu lassen. Aber es tut so gut, endlich wieder deine Lippen zu schmecken, dich zu spüren und zu wissen, dass es real ist. Die Anderen habe ich mittlerweile perfekt ausgeblendet, aber selbst wenn sie jetzt in der Tür stehen würden, es wäre mir egal. Verdammt, auch ein Monster wie ich braucht Zärtlichkeiten. Mittlerweile kniest du ganz über mir und als wir den Kuss atemlos lösen müssen, kralle ich mich in deine Schultern, ziehe dir murrend das Oberteil aus. Ich will dich endlich wieder richtig spüren, habe schon viel zu lange darauf verzichten müssen.Wenige Minuten später sind wir bis auf die Shorts nackt, du liegst auf dem Rücken, ich in deinen Armen und wir genießen einfach nur die Nähe des jeweils Anderen. Es tut so verdammt gut, dich endlich wieder bei mir zu haben. Und ich spüre, wie ich langsam wieder wegdämmere, dein Herzschlag ist so schön beruhigend und seit Wochen fühle ich mich endlich wieder sicher, geborgen. Weiß, dass egal was passieren wird, alles gut wird, solang nur du an meiner Seite bist. Du scheinst zu merken, dass ich einschlafe, denn ich spüre noch, wie du langsam meinen Nacken zu kraulen beginnst. Unfair, ich kann mich doch nicht dagegen wehren. Nicht bei dir. Als ich das nächste Mal wieder die Augen öffne, liegen wir immer noch so da, nur dass deine Hand mittlerweile tiefer gewandert ist, über meinen Rücken streichelt. Ich beiße dir sanft in den Hals, als Zeichen, dass ich wieder wach bin, lausche zufrieden deinem erschrockenen Keuchen, bevor ich erneut zubeiße, fester und mich schlussendlich regelrecht festsauge. Nur am Rand bekomm ich mit, wie du dich verspannst, in meine Hüften krallst. Ich genieße den Schmerz, habe ihn doch auch zu sehr vermisst. Bittersüße Schmerzen, die nur du mir schenken kannst. „Kyo!“ Erst als ich das Blut schmecke, verstehe ich den leicht flehenden Unterton, grinse bösartig. Oh nein, so schnell kommst du mir jetzt nicht davon. Auch wenn es nicht stark blutet, lecke ich jeden einzelnen Tropfen weg, schnurre schon fast. Und befinde mich im nächsten Moment auf dem Rücken wieder, knurre leise. Hättest du nicht noch ein paar Sekunden warten können? Aber du schenkst mir nur ein unschuldiges Lächeln, bevor du sanft an meinen Shorts zupfst, das einzige Stück Stoff, dass uns noch trennt. Ich muss lachen, kann dir einfach nicht böse sein. Jetzt sind wir schon so lange zusammen und du fragst immer noch um Erlaubnis. Dabei habe ich dir schon so oft gesagt, dass für dich andere Regeln gelten. Dass du mich auch anfassen darfst, im Gegensatz zu anderen. Ja, ich will von dir berührt werden, überall, nur von dir. Das mit Ruki vor zwei Tagen war nur ein Unfall, auch wenn er wie alle anderen seine Spuren hinterlassen hat, sehne ich mich doch nur nach deinen Händen, strecke mich doch nur deinen Berührungen entgegen. Du bist doch mein Ein und Alles. Kurz treffen sich unsere Blicke und ich erstarre. Dieser Schmerz in deinen Augen, ist das meine Schuld? Doch wie zur Antwort küsst du mich sanft, ziehst mich nebenbei ganz aus. „Mach dir keine Sorgen, Kyo.“ Ich soll mir keine Sorgen machen? Wieso siehst du mich dann so an, als würdest du jeden Augenblick losheulen? Ich unterbreche den Kuss, streiche dir sanft über die Wange, merke wie du dich an meine Hand schmiegst, während dir langsam die Augen zufallen. Für gewöhnlich wären wir schon längst übereinander hergefallen und ich soll mir keine Sorgen machen? „Kaoru.“, flüstere ich deinen Namen, muss schlucken als eine salzige Flüßigkeit meine Wange trifft. Wieso weinst du? Der Anblick versetzt mir einen Stich ins Herz, ich verstehe es nicht, hab dich doch noch nie weinen sehen. „Kaoru!“, wiederhole ich eindringlicher, will, dass du deine Aufmerksamkeit wieder mir schenkst. Und das tust du auch, wenngleich anders, als erwartet. Ein stechender Schmerz zieht sich durch meinen Körper und ungläubig schnappe ich nach Luft, kämpfe nun meinerseits mit den Tränen. Bisher hast du mich immer vorbereitet, immer. Wieso also jetzt nicht? Allerdings komme ich nicht weiter zum Nachdenken als du beginnst, meinen Hals zu verwöhnen, mir immer wieder Entschuldigungen gegen die Haut hauchst. Als ob es davon besser wird! Mit viel Glück kann ich morgen noch ein paar Stunden sitzen, ziehe dir als Revanche die Fingernägel über den Rücken, spüre zufrieden das Blut unter meinen Fingern, höre dein Stöhnen. Ja, du würdest es nie zugeben, aber ich weiß, wie sehr du es liebst, wenn ich dich kratze und beiße. Deswegen passen wir auch so perfekt zusammen. Sadist und Masochist. Während du langsam anfängst dich zu bewegen, schließe ich die Augen, seufze genüsslich. Wie habe ich das vermisst, trotz der Schmerzen oder eher deswegen. Aber heute Nacht lassen wir uns Zeit, genießen jede Sekunde, kosten alles aus. Bis ich schlussendlich absolut erschöpft mit dir auf die Matratze sinke, die Augen schließe. Eigentlich wäre Duschen eine gute Idee, aber wenn ich jetzt auch nur versuchen würde, aufzustehen, würden mir die Beine sofort wegknicken, ich rede aus Erfahrung. Also bleibe ich liegen, lausche deinem Herzschlag. So schön, schön beruhigend. „Ich liebe dich, Kyo.“ Was? Diese Worte, so lautlos, nur geflüstert, hallen in der Stille die uns umgibt schon fast unangenehm laut nach. Mit äußerster Anstrengung öffne ich die Augen, sehe dein Lächeln. Kein Scherz, du meinst es ernst. Und ich wende murrend den Blick ab, bevor ich ein „Ich dich auch.“,murmle, kurz darauf eingeschlafen bin. Und merke nicht, wie du mich in die Dusche trägst, umziehst und zurück ins Bett bringst, mir noch einen sanften Kuss gibst. Als ich am nächsten Morgen aufwache, bin ich allein, seufze genervt. Dann war das doch nur ein Traum, denke ich mir, zumindest, bis ich mich aufsetze, lautlos fluche. Ok, doch nicht, die Schmerzen sind echt. Aber wo bist du dann? „Kao?“ Verwirrt sehe ich mich um, bevor ich langsam ins Bad schleiche. Aber alles ist still, du bist und bleibst verschwunden. Ein hilfloser Blick in den Spiegel lässt mich erstarren, fast panisch nach Luft schnappen. Dein Plek. Schwarz, an einer zierlichen Silberkette hängt es um meinen Hals und Kälte breitet sich in mir aus. Nein. Nein, das darf nicht wahr sein. Das würden sie nicht tun, oder? Zitternd betrete ich das Wohnzimmer, ignoriere, dass ich immer noch nur Shorts und ein Oberteil von dir trage. Sie sind alle da, betrachten mich, mustern mich. Ich muss schlucken, das ungute Gefühl verstärkt sich, als Ruki mich am Arm packt und zum Sofa zieht. Mein Blick bleibt am Fernseher hängen und langsam beginne ich zu verstehen, auch wenn ich es nicht will. Da bist du, auf einem öffentlichen Platz, gibst zu, maßgeblich an den Morden beteiligt gewesen zu sein. Ich höre nicht zu, kann nicht zuhören, kann es nicht fassen, während ich das Gefühl habe, zu ersticken. Wieso du? Ich habe diese ganzen Morde begangen, ich müsste an deiner Stelle sein, das Seil um den Hals. Als ich meinen Namen höre, zucke ich zusammen, sehe mich verwirrt um, bis ich realisiere, dass du mich angesprochen hast. Und es fühlt sich an, als würde mein Herz in tausend Teile zerspringen, als ich deine Worte höre. „Lebe, Tooru. Lebe. Lebe für mich weiter, und vergiss niemals, dass ich dich liebe, immer geliebt habe.“ Verzweiflung macht sich in mir breit, als ich das Lächeln auf deinem Gesicht sehe, so aufrichtig, so rein. Langsam setzt sich das Puzzle zusammen und meine Finger krampfen sich um die dünne Kette während ich beginne haltlos zu schluchzen, als das Urteil vollstreckt wird, den Blick abwenden muss. Wie kannst du nur? Warum lässt du mich hier allein? Warum? Du warst doch der Einzige, der immer für mich da war, mir immer vertraut hat, egal was passierte. Nein, ich kann nicht weiterleben, nicht ohne dich. Ohne auf den Rest zu warten, taumle ich zurück in mein Zimmer, stolpere mehr, als dass ich wirklich gehe. Wie konntest du nur? Mit zitternden Fingern durchsuche ich mein Schmuckkästchen, bis ich gefunden habe, was ich gesucht habe, die Klinge wieder und wieder durch mein Handgelenk ziehe. Ich weiß, ich habe es dir versprochen, dass ich mich niemals umbringen werde, aber ich kann nicht mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)