Outnumbered von -Lelias- (Zombiecalypse) ================================================================================ Kapitel 12: Verlustgeschäfte ---------------------------- Sue war eine starke Frau. Sie blieb stark als sie zur Schulzeit schwanger wurde, sie blieb stark als ihr bewusst wurde, dass sie einen schwulen Mann heiratete und sie blieb stark als er sie und die Kinder verließ um Untote zu jagen. Bislang hatte sie nichts wirklich aus der Bahn werfen können und darauf war sie sehr stolz. Statt sich über die Unannehmlichkeiten des Lebens zu beschweren, freute sie sich über jeden Tag, den sie mit ihren Kindern verbringen konnte und war insgeheim stolz auf ihren Mann, der sich dafür einsetzte das die Menschheit vor den Untoten beschützt wurde. Dann kam jedoch der Tag, an dem sie ihren Sohn durch eine Unachtsamkeit verlor. Kurz bevor die Anderen zurückkamen, hatte sie Taron ins Bett gebracht und sich auf die Stufen vor der Haustür gesetzt und wartete. Etwas stimmte nicht, das wusste sie einfach und als sie die Jungs samt Hund sich langsam nähern sah war dies wie eine Bestätigung. Dixxie bellte nicht, sondern legte sich einfach zu ihren Füßen, während Julien und Aaron betroffen hinter dem Hund hergingen und Cat sie schließlich mit Trevor auf dem Arm einfach nur ernst ansah. Sie schrie, das war ihre erste Reaktion. Ein langer, hoher Schrei bis Julien sie zur Besinnung schütteln konnte. „Mama…“, seine Stimme klang belegt, „komm ins Haus.“ Sie wand sich in seinen Griff und schaute hilfesuchend zu Cat, der ihrem Blick nun auswich. „Was ist mit Trevor? Was ist passiert?“ „Ich erzähle dir alles drinnen, bitte Mama…“ Sie wehrte sich heftiger gegen den festen Griff. „Aber…! Ich muss zu Trevor!“ „Wir können nichts mehr tun. BITTE.“, er zwang sie ihn anzusehen. Sue starrte ihren Sohn fast befremdlich an und bemerkte dann, dass er weinte. Ihre Gegenwehr erstarb und sie nickte. „Komm.“ Aaron musterte seinen Partner und biss sich auf die Lippe. „Cat… Willst du nicht zu ihr?“ Ohne ihn anzusehen schüttelte der den Kopf. „Nein.“, er sah auf seinen leblosen Sohn hinab. „Aaron, geh auch ins Haus, hilf Julien ein bisschen mit Sue.“ „Aber… Was machst du jetzt mit Trevor?“ Ihre Blicke trafen sich und Aaron erschauerte. Das Selbe, was sie mit allen infizierten Leichen machen würden… „Bist du sicher, dass du keine uhm… Hilfe brauchst?“ „Nein, das muss ich allein machen, abgesehen davon kommst du dem Solanum viel zu nahe. Geh ins Haus, ich komme nach.“ Widerwillig, aber verstehend fügte sich der Junge und ließ Cat mit einem letzten Schulterblick allein. Nein, er würde mit niemanden von ihnen tauschen wollen… Cat stand zurückgelassen im Hof, sah zu Trevor und seufzte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich dies mal bei meiner Familie tun muss…“ Damit hob er ihn nochmals etwas höher und küsste seine Stirn. „Keine Angst, es ist gleich vorbei.“, flüsterte er, als er ihn hinter die Scheunen trug. Das schlimmste an der Sache war, dass Trevors Herz noch schlug, der kleine Junge wirkte wirklich als ob er schlafen würde. Doch leider wusste Cat es besser, er spürte das Fieber das sich durch ihn brannte, wusste genau dass Trevor nicht mehr atmete… Sein Herz würde erst dann zu schlagen aufhören, wenn sich das Solanum erfolgreich ausgebreitet hatte. Seufzend und schweren Herzens legte er Trevor auf den Boden und ging in die angrenzende Scheune um etwas zu holen. Nie wieder würde Cat über diesen Abend sprechen wollen. Als Aaron zuvor das Haus betrat konnte er keine Spur von Sue oder Julien entdecken und als er sie schließlich in Tarons Zimmer fand, hatte er nicht den Mut sie zu stören. Lautlos beobachtete er sie von der Tür aus, sah Sue Taron an sich drücken und hörte sie weinen. Er fühlte sich wie ein Fremdkörper und so beschloss er wieder ins obere Geschoss auf sein Zimmer zu gehen. Hoffentlich kam Cat da draußen wirklich alleine klar. Einige Zeit später wurde Aaron wach, erschrak darüber eingeschlafen zu sein und streckte seine schmerzenden Glieder. Adrenalin war ein Teufelszeug. Da er sich nicht wirklich erholt fühlte und es draußen nach wie vor dunkel war, konnte er nicht wirklich lange geschlafen haben. Vielleicht war Cat wieder zurück. Hoffungsvoll setzte er sich nun richtig auf und verließ Barfuß und ohne das Licht anzuschalten den Raum. Doch da stellte sich Aaron die Frage, wo er Cat eigentlich suchen müsste. Er schlief nicht und Aaron konnte sich auch nicht vorstellen, dass er zu Sue gegangen war. Wo also… Da fiel ihm ein Lichtspalt im dunklen Flur auf. Der Raum war ihm zuvor nicht einmal wirklich aufgefallen und die Tür stand halb offen. Aaron sollte Glück haben, es war Cat. Cat saß an einem Schreibtisch, vor ihm lag ausgebreitet eine Art Medikoffer und er schien sich auf etwas in seiner Hand zu konzentrieren. Vorsichtig klopfte Aaron an und erschrak Cat damit fast zu Tode. „Aaron! Was zur Hölle?“ „Entschuldigung… Kann ich reinkommen?“ Cat brummte etwas vor sich hin und meinte dann an Aaron gewandt: „Aber schließ die Tür.“ Aaron tat dies und trat dann zu dem Anderen, war nun neugierig worin der Ältere so konzentriert gewesen war. „Was machst du hier?“ Cat deutete auf ein paar Spritzen und einer unbedruckten Flasche mit grünlicher Flüssigkeit. „Einen Moment okay?“ Damit band er sich selbst so gut es ging den Arm ab und gab sich selbst eine Spritze, die mit dem grünen Zeug gefüllt war. Ein paar Momente vergingen, in denen Cat unbeweglich und mit geschlossenen Augen einfach nur da saß. Aaron beobachtete leicht besorgt wie Cat nun unvermittelt die Augen aufriss und mit tiefen Atemzügen nach Luft schnappte. „Fuck.“ „Ist alles okay?“, unbeholfen legte Aaron ihm eine Hand auf den Rücken und zuckte zurück. „Cat! Du glühst…“ „Es ist alles okay. Es ist nur… Das Zeug hier ist mein Medikament gegen das Solanum in mir.“ Argwöhnisch nickte Aaron und konnte nicht umhin sich zu fragen was das für eine Art Hilfe sein sollte, die Cat offensichtlich zusetzte. Der Ältere tupfte sich mit einem Wattebausch den Schweiß von der Stirn und verbrannte diesen dann sofort über einem Feuerzeug. „Und was macht es mit dir?“ „Ich spritze mir genverändertes Solanum… Es sorgt dafür, dass ich immun gegen neue Viren bin und der Virus, der bereits in meinem Körper lebt keinen neuen Nährboden bekommt…“ „Und so bekommst du den Virus wirklich aus deinem Körper?“ „Nein, natürlich nicht… Ich spritze mir so oder so einen Solanumvirus, auch wenn er nicht so aggressiv ist wie der Eigentliche, es ist und bleibt Solanum. Aber immerhin dämmt er die Ausbreitung so gut ein, dass ich mit etwas Glück noch ein paar Jahre ein Leben führen kann.“ Aaron verzog bei dem Gesagten das Gesicht und umarmte ihn von hinten. „Also keine Ansteckung?“ „Für dich? Nein, nicht solange du mein Blut trinkst oder…“, Cat grinste schief und lehnte seinen Kopf gegen Aarons Brustkorb. „Wir sollten kein Risiko eingehen.“ Aaron nickte. „Nein, sollten wir nicht.“ Für einen weiteren Moment schwiegen sie nun, bis der Jüngere sagte: „Cat… Was da heute passiert ist, das mit Trevor, also… Es tut mir leid.“ „Es war nur eine Frage der Zeit bis so etwas passieren würde… Ich will nicht wissen wie viele Menschen just in diesem Moment durch solche Unachtsamkeit verletzt werden oder sogar sterben.“ „Das meine ich nicht. Ich meine was Trevor…“ „Lass uns nicht davon sprechen, in Ordnung?“, er lebte schließlich täglich mit der Sorge dass seiner Familie oder seinem Partner etwas passieren würde, es war wirklich nur eine Frage der Zeit. Jetzt konnte er nicht trauern, noch nicht. „Was machen wir jetzt?“, fragte Aaron leise. „Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung… Vielleicht sollten wir weiterfahren und das tun, was wir schon die ganze Zeit machen… Vielleicht sollte ich aber auch bei meiner Familie bleiben. Ich weiß es nicht, sag du es mir.“ Aaron seufzte schwer und vergrub sein Gesicht in Cat’s Haaren. Er roch schwach nach Staub und Kerosin. Was würde Aaron an seiner Stelle machen? Hatte er die Entscheidung nicht selbst vor längerer Zeit getroffen? „Ich denke, du solltest bei deiner Familie bleiben…“, er räusperte sich trocken und fuhr fort: „Vielleicht sollte ich mal wieder bei Mike vorbeischauen und gucken was er so macht… Wir können ja später mal weitermachen, wenn du magst.“ Die Worte taten Aaron weh, denn er würde niemals einfach so zurückkehren wollen, nicht jetzt, nicht, wenn sie so waren… „Klingt doch eigentlich nach einer guten Idee.“, murmelte Cat halbherzig und starrte die Grüne Flüssigkeit in der Flasche an. Sie würde nicht ewig halten und er würde nicht ewig Zeit haben. „Wir haben ja noch eine ganze Menge Zeit.“, flüsterte er fast und spürte, wie sich Aaron hinter ihm versteifte. „Cat das…“ „Das ist egal, aber du hast Recht, wir sollten uns vielleicht eine Weile trennen… Du hast Sachen zu erledigen, ich habe eine Familie um die ich mich kümmern muss… Vielleicht ist sogar Jona noch in der Nähe?“ Der Blonde biss sich auf die Unterlippe und dachte nach. „Ich weiß nicht… Vielleicht finde ich ihn, vielleicht nicht.“ „Einen Versuch ist es wert.“ Nach einer Pause fragte Aaron: „Willst du damit sagen, ich soll gehen?“ Cat sah ihn nicht an, knetete nur sein Handgelenk und schloss die Augen. „Ja, bitte geh.“ Wütend und enttäuscht packte Aaron in Windeseile seine paar Habseligkeiten in seinen Rucksack und machte sich auf die Familie zu verlassen. Es tat ihm leid, dass er sich jetzt nicht von Sue verabschieden konnte, aber er fühlte sich selbst so miserabel, dass er mit der Trauer der Frau nicht umgehen konnte. Er war so dumm, immerhin hatte er Cat’s Entscheidung selbst provoziert… Doch was nun? Würde er wirklich zurück wollen? Nach Allem… „Wo willst du hin?“, ein müde aussehender Julien stellte sich ihm in den Weg und musterte ihn verwirrt. Offensichtlich hatte er bislang noch keinen Schlaf gefunden und die rotgeränderten Augen sprachen ihre eigene Sprache. „Ich gehe zurück.“ „Wieso das?“, Aaron konnte aus Juliens Tonlage nicht heraushören, ob er sich freute oder nicht. „Weil er mich darum gebeten hat.“ „Papa? Erzähl keinen Mist, er…“ „Er hat mich darum gebeten.“ Julien schwieg und sah Aaron nun fast mitleidig an. „Okay, ich verstehe. Weißt du wie du von hier in die Stadt kommst?“ „Ich würde den Bus nehmen.“ Der Jüngere erklärte ihm den Weg und wünschte ihm viel Glück. „Ach und Aaron?“ „Ja?“ „Versteh das bitte nicht falsch, aber ich habe nichts gegen dich.“ „Aber wenn ich brennen würde, würdest du das Löschwasser trinken?“, sie lachten beide leise. „Nein… Es ist nur, Papa hat lange niemanden mitgebracht und Lenny war… Er war ein wirklich guter Freund von mir, vielleicht mein Bester.“ „Er ist ja nicht tot.“ „Wenn Papa von ihm redet, könnte man dies aber annehmen.“ Sie schwiegen wieder, dann klopfte Julien ihm auf die Schulter und verschwand zurück in sein Zimmer. Aaron würde nicht zurückkehren. Aaron hatte zum zweiten Mal in dieser Nacht Glück im Unglück. Als er die Busstation erreichte, musste er weniger als eine halbe Stunde warten, bis der erste Bus des anbrechenden Morgens heranfuhr. Er hatte nicht viel Geld bei sich, aber es würde eine Weile reichen. „Was soll ich jetzt nur machen?“, fragte er sich widerholt und fühlte sich hundeelend. Wenn Cat ihn nicht mehr bei sich haben wollte, nicht das er es nicht verstehen konnte, dann würde dies ziemlich endgültig sein. Also zurück? Oder auf eigene Faust anfangen Untote zu jagen? Vielleicht konnte er sich selbst einen Partner suchen, oder machte einfach eine Solotour, so wie es Cat von Anfang an getan hatte. Na gut, Aaron hatte nicht den Solanumbonus, aber mit ein bisschen Verstand, konnte er sicher etwas bewerkstelligen. Als er aufsah, sah er ein Mädchen, welches ihn interessiert musterte und ehe Aaron ein schwaches Lächeln zustande bringen konnte, tauchte hinter ihr ein Kerl auf und sie küssten sich. „Danke du Arschloch von Leben.“, murrte er vor sich hin und bekam von dem Pärchen einen merkwürdigen Blick zugeworfen. Plötzlich realisierte er, dass er nicht nur seinen Job und seine Aufgabe verloren hatte, sondern auch Cat als seinen Partner. Und seltsamerweise tat dieser Gedanke mehr weh, als die Tatsache dass dieser ihn rausgeschmissen hatte. Das lutschte doch alles. Er wollte sich nicht die Blöße geben und umgeben von fremden Menschen einen Gefühlsausbruch haben, also starrte er feindselig aus dem Fenster und würde es gerade gar nicht so scheiße finden, wenn ein paar Untote auftauchten und alle Insassen des Busses fressen würden. Man durfte ja wohl noch hoffen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)