Outnumbered von -Lelias- (Zombiecalypse) ================================================================================ Kapitel 11: Mondscheinjagd -------------------------- Cat hatte sich wirklich gefreut seine Familie wiederzusehen. Die Zwillinge, Julien, Sue… Er kam nicht oft dazu sie zu besuchen und wenn er es tat dann nie für lange Zeit. Ein Grund, wieso er immer hoffte, dass diese kurze Zeit möglichst frei von Störfaktoren war. Und nun das. Über die Jahre hinweg waren die Zombieausbrüche immer gefährlicher geworden, aus vereinzelten Exemplaren wurden Kolonien und aus Kolonien eine Mindestwahrscheinlichkeit an Überlebenden. Nun war Trevor verschwunden, eigentlich kein Grund sofort das Schlimmste anzunehmen, doch was sollte Cat tun? Er war schließlich auch nur ein Vater… Während Cat und Aaron den vorderen Ausgang durch das große Tor nahmen, blieb Sue zuhause und passte auf Taron auf. Es bestand ja kein Grund, dass der auch noch verloren ging und so beschloss Sue mit Julien zu sprechen und ihn zu fragen ob er helfen wollte. Wenn er denn überhaupt wieder zurück war. Keiner hatte gesagt, das es leicht werden würde einen Teenager großzuziehen, aber auf Julien hätte sie niemand vorbereiten können… Ein wenig besorgt, aber lächelnd klopfte sie an seine Tür und als sie keine Antwort bekam trat sie einfach ein. „Julien…?“ Kurz darauf fluchte sie leise und schloss die Tür hinter sich. Von Julien war keine Spur, dafür ein offenes Fenster, ein zerwühltes Bett und mehrere, offene Patronenpackungen für ein Gewehr, welches sie schon lange für verloren geglaubt hatte. Ja, während Cat und Aaron den vorderen Ausgang durch das Tor genommen hatten, war Julien durch das Fenster, vorbei an den Scheunen und durch den Hinterausgang geschlüpft. Sein Detektor verriet ihm, dass er sich so näher an einen eventuellen Untoten befand. Er war aufgeregt und sein Herz schlug schneller als üblicherweise, doch das Gewicht der Waffe auf seiner Schulter und die Schwere der Patronen in seiner Hosentasche gaben ihn ein sicheres Gefühl. Das hier war so viel besser als im Garten an künstlichen Objekten zu trainieren. Und während sich Julien durch die Sträucher kämpfte, die direkt am Zaun wuchsen, hatten die anderen Beiden noch das Problem die Richtung zu bestimmen in die sie aufbrechen wollten. „Wo kann er denn lang gelaufen sein?“, fragte Aaron unsicher und musterte die weitläufige Umgebung in der sich das Haus befand. „Theoretisch könnte er mit Dixxie zum See gelaufen sein. Allerdings weiß Trevor, das er im Dunkeln dort nicht alleine hingehen soll.“ „Er ist ja nicht allein. Er hat den Hund.“ Cat warf ihm nur einen frostigen Blick zu, der Aaron wieder verstummen ließ. „Schon gut, schon gut.“ Schließlich beschlossen sie, wenn auch unbewusst und zufällig, dieselbe Richtung wie Julien einzuschlagen, nur das dieser ihnen mittlerweile deutlich voraus war. Der Detektor piepte immer schneller, je näher Julien der Quelle kam und als er schließlich darüber stolpern sollte, verstummte das Piepen vollständig und es wurde vollkommen still. Eher unwirklich still, wie der Junge fand und er sah sich fieberhaft um. Das Gras hier reichte ihm fast bis zur Hüfte und der Boden war hart und trocken. Es bestand eine reelle Gefahr, dass sich mögliche Untoten auf dem Boden befanden, nicht versteckten, dazu wären sie intelligensmäßig nicht in der Lage. Immerhin. In ein paar Meter Entfernung gab es eine kleine Ansammlung an Bäumen, weit dahinter dann der See, der mittlerweile mehr einer größeren Pfütze glich und über ihm der Himmel. Es war eine klare Nacht und der Mond schien so hell, dass Julien seinen eigenen Schatten im Gras erkennen konnte. Sie war wie geschaffen für seine erste Jagd. Entschlossen hielt er das Gewehr fester und ging zielstrebig zu der Baumgruppe. Vielleicht fand er dort einen Hinweis. „Mama? Warum ist Trevor um die Uhrzeit noch rausgegangen?“ „Ich weiß es nicht Schatz. Vielleicht musste Dixxie mal raus?“ Taron schien die Antwort zu überdenken und sank tiefer in sein Bett. „Muss ich ins Bett, solange Trevor nicht wieder da ist?“ „Es wäre besser für dich, wenn du ein bisschen schläfst… Ihr habt morgen trotz allem Schule!“ „Aber Trevor ist auch noch nicht wieder da!“ Sue seufzte und strich ihrem Jungen durch das Haar. „Er wird bestimmt gleich wiederkommen und wenn du aufwachst ist er wieder hier.“ Taron schwieg für einen Moment und fragte dann schelmisch grinsend: „Bekommt er Ärger Mama?“ Sie stimmte in das Grinsen ein und antwortete augenzwinkernd: „Worauf du dich verlassen kannst!“ Cat war zu besorgt um die Veränderung der Atmosphäre zu bemerken, Aaron hatte zu wenig Erfahrung dazu und Julien war zu versessen. So bemerkte keiner der Drei das leise Wimmern Dixxies, und das hohle Knurren des kampfunfähigen Untoten. Vor längerer Zeit waren in der Wohngegend Soldaten gewesen um das Gebiet bei Bedarf zu säubern. Dazu stellten sie Fallen, den Bärenfallen nicht unähnlich, um anschließend alles zu erschießen was sich darin verfangen hatte. Nun, soweit die Theorie. Tatsächlich hatten die Soldaten auch einen Großteil der Fallen wieder eingesammelt, aber in keiner befand sich auch nur der Hinweis auf einen Untoten und da die restlichen Gebiete auch auf diese Reinigungsaktion warteten, ließen sie die Aufgabe ein wenig schleifen und fuhren einfach weiter ohne die restlichen zu prüfen. Ein dummer Fehler wie sich herausstellen sollte, denn tatsächlich hatte sich in einer Falle ein Zombie verfangen und war nicht in der Lage sich selbst zu befreien und durch die zertrümmerten Beine nicht einmal fähig zu stehen. So lauerte er auf den Boden und wurde allmählich mit Gras überwuchert. Schade nur, dass ein Untoter nicht einfach starb, wenn er keine Nahrung bekam, die Untoten waren geduldig, hatten sie alle Zeit der Welt. Dieser wurde nur weniger Aktiv und somit zu einer schlafenden Falle für jeden, der sich zufällig dorthin verirren könnte. So auch Trevor. Tatsächlich wurde der Junge von Dixxies bellen geweckt, als die Anderen gerade Juliens Erfindung „bestaunten“ und da er keine Lust hatte, das Taron ihn verpetzte, verließ er allein das Haus um Dixxie raus zu lassen. Draußen stellte er dann erstaunt fest dass die Nacht unfassbar schön war und so ging er mit ihr eine kleine Runde, bekam von der Aufregung der Anderen nicht viel mit. Dixxie lief ohne Leine, es gab kaum Nachbarn, die sie stören könnte und Trevor lief Barfuß hinter ihr her, genoss die noch warme Erde unter seinen Füßen. Irgendwann dann war Dixxie abrupt stehen geblieben und hatte knurrend in das hohe Gras gestarrt, Trevor glaubte sie würde eine Maus jagen wollen und ließ sie machen. „Komm Dixxie. Mama wird wütend wenn sie merkt das wir noch draußen sind!“ Der Hund hörte nicht auf ihn und lief stattdessen weiter in das Gras hinein – Trevor ohne Umschweife hinter ihr her. Julien hatte die Bäume fast erreicht, als er das Winseln seines Hundes bemerkte. Er pfiff nach ihr und kurz darauf kam sie an ihn heran getrottet und schüttelte sich. „Da bist du ja… wo hast du Trevor gelassen?“, der Hund bellte einmal und lief wieder davon. Der Junge blieb erst unschlüssig stehen, aber da sein Detektor wieder schwach angefangen hatte zu piepen, beschloss er dem Hund zu folgen. Nur langsam beschlich ihn der grauenhafte Gedanke dass Trevor etwas zugestoßen sein könnte. „Schau! Da hinten. Ist das nicht Julien?“, Aaron keuchte leise und ziemlich außer Atem. Das lange herumfahren in den letzten Tagen hatte seiner Kondition doch mehr geschädigt als er wahrhaben wollte und so bemühte er sich mehr schlecht als recht Cat zu folgen, dem das Rennen offensichtlich nichts ausmachte. Der Mann blieb nach der Frage jedoch schlagartig stehen und bremste auch Aaron ab, der prompt in ihn hinein lief. „Was? Wo?“ „Da hinten! Oder nicht?“ Sie spähten angestrengt zu der Baumgruppe, an der Aaron ihn gesehen haben wollte. Tatsächlich tauchte kurz darauf Juliens Gesicht nahezu geisterhaft zwischen den Bäumen auf und sah wohl eher unbewusst in ihre Richtung. „Julien!“ Der Junge reagierte nicht und war wieder verschwunden. Anstatt zu fluchen seufzte Cat nur leise und drängte Aaron vorwärts, erst mal einen Sohn wieder einfangen. „Ich fühle mich wie ein Hirte, der seine Schafe wieder einfangen muss…“, knurrte er und ließ Aaron schmunzeln. „So? Und was bin dann ich?“ „Wie es aussieht der Schäferhund.“ „Ich dachte du magst keine Hunde?“ „Da werde ich dann wohl eine Ausnahme machen müssen…“, just in dem Moment fing Dixxie wieder laut an zu bellen. „Scheint dass der Job schon vergeben ist.“ „Wir finden was Anderes.“, versprach der Ältere lächelnd und rannte in die Richtung, aus der das Gebell kam. Aaron blieb noch für einen Moment zurück und schüttelte resignierend den Kopf. „Ob ich irgendwann mal Urlaub beantragen kann?“, fragte er sich mit einer gewissen Ironie und rannte dann Cat hinterher. Es half ja alles nichts. Julien hatte seinen Vater längst bemerkt, ehe dieser ihn nochmals rufen konnte und blieb ungeduldig stehen. Fast hätte er Dixxie aus den Augen verloren und so langsam begann er sich doch über das seltsame Verhalten des Hundes Sorgen zu machen. „Dad.“ „Was machst du hier draußen? Und…“, er riss ihm das Gewehr aus den Händen. „Hast du uns nicht heute schon genug Erfindungen demonstriert? Was soll das?“ Julien biss sich verlegen auf die Lippe und senkte den Kopf. Eigentlich wollte er der Held sein wenn sein Vater auftauchte, er, derjenige der Trevor finden würde und wohlbehütet nach Hause brachte. Aber dafür war es nun zu spät. „Dixxie benimmt sich so komisch und Trevor konnte ich auch noch nicht finden.“ „Wieso benutzt ihr eigentlich nie eure Handys…“, doch anstatt auf eine Antwort zu warten lief er weiter in Dixxies Richtung, aus der schon wieder Gebell erklang, diesmal jedoch ängstlicher, kläglicher. Der Hund hatte Angst? Aaron hatte sie nun auch eingeholt und sah Julien fragend an. „Gibt es was Neues?“ Julien würdigte ihn nicht eines Blickes und lief einfach seinem Vater hinterher. Aaron fing an diese Familie wirklich nicht leiden zu können… Als die Drei den Hund endlich erreicht hatten stand dieser halb knurrend, halb winselnd vor dem verkrüppelten Untoten und versuchte immer mutiger an diesen heran zu gehen. „Dixxie! Geh da weg. Ab!“ Der Hund legte die Ohren an und trippelte nervös zu ihnen zurück, bis er sich neben Julien niederließ. Cat stieß einen leisen Pfiff aus und ging mit Aaron dichter heran. „Ist er… naja, tot?“ Cat warf ihm einen komischen Blick zu und schüttelte den Kopf. „Nein, irgendwie nicht, aber wer weiß wie lange der hier schon liegt! Siehst du das ganze Zeug das auf ihm wächst? Und… hmm… Maden.“ Der Blonde bekam eine leichte Gänsehaut des Ekels und er drehte sich weg. „Der hat sich in irgendwas verfangen.“ Julien räusperte sich und erzählte den Jägern von der „Säuberungsaktion“ der Armee. „Deswegen liebe ich die so.“, frotzelte Cat, „sie sind immer so gründlich!“ Aaron lud gerade seine Waffe durch um den Untoten ganz unschädlich zu machen, denn auch ein fast toter Untoter konnte zubeißen und infizieren, als etwas am Boden seine Aufmerksamkeit erregte. „Cat? Schau dir das mal an.“ Der Mann ging in die Hocke und befühlte mit einem Taschentuch den Rasen unmittelbar in der Nähe des Untoten. Das Tuch wurde rot. „Das ist Blut und es könnte noch frisch sein.“ Die Männer sahen sich an und sie wussten dass sie alle das Selbe dachten. „Hast du schon eine Spur von Trevor?“ „Nein…“ „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es hier noch mehr Verkrüppelter Untote gibt?“ Julien zuckte mit der Schulter und wollte gerade etwas erwidern, als der Untote sich deutlich schneller bewegte als erwartet und nach Cat schnappte. Aaron reagierte sofort und hatte den Kopf zerschossen, noch ehe er Cat erreichen konnte. Über sich selbst erschrocken und angewidert von den Insekten die nun durch die klaffende Wunde nach draußen strömten fiel er rücklings ins Gras und versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen. Cat starrte ebenfalls die Leiche an und so entging ihm der eifersüchtige Gesichtsausdruck, den Julien Aaron zuwarf. Trotzdem, es gab nun wichtigeres. „Sind die Insekten gefährlich?“, wollte Julien wissen und bemerkte zufrieden dass Aaron erschrocken wieder auf die Beine sprang. „Ich hoffe nicht, andernfalls können wir das ganze Gebiet hier anzünden… Aber mir ist nicht bekannt das solche normalen Insekten das Solanum übertragen… Bei Blutsaugenden Insekten sieht das Ganze allerdings anders aus…“ „Aber wir können hier nicht einfach ein Feuer legen…“, sie starrten das hohe, trockene Gras an und malten sich aus was bei einem Feuer passieren könnte. „Nein… das sollten wir nicht machen, aber das können wir auch später überlegen, wir sollten erst mal Trevor finden…“ So schwärmten sie aus um den vermissten Jungen zu finden, keiner sprach ihre Angst dabei aus und so zuckten sie erschrocken zusammen, als Dixxie erneut anfing zu bellen. Aufgeregt lief sie zwischen die Bäume hindurch und blieb vor einem stehen. „Oh nein…“ Julien und Aaron waren zuerst bei dem kleinen Jungen, der erschöpft an dem Stamm lehnte und zu schlafen schien. Julien fühlte den Puls. Er war ruhig, aber stetig. „Hey Kleiner. Wach auf!“ Aaron musterte Cat’s Gesichtszüge und als diese sich verdunkelten hatte er bereits eine dunkle Vorahnung. „Geh von ihm weg.“ Julien sah seinen Vater verständnislos an. „Wieso? Lass ihn uns zurück nach Hause bringen.“ „Ja… Das sollten wir.“ Er drängte seinen Sohn zurück und nahm den Jüngeren auf die Arme, hob ihn behutsam hoch. Trevor war ein wenig kleiner und ein wenig leichter als Taron, aber das konnte selbst bei Zwillingen vorkommen. Cat hatte die Zwillinge nicht mal aufwachsen sehen. Traurig lächelte er zu dem Jungen hinunter und spürte wie sich einige Stellen seines Hemdes mit Trevors Blut vollsogen. Er hatte eine offene Wunde am rechten Bein. Eine Bisswunde. Jetzt wo er es spürte, sah er auch die dunklen Blutflecke auf dem Erdboden, die sich durch die Schatten der Bäume getarnt hatten. Sein Sohn war von dem Untoten gebissen wurden. Aber er lebte noch. Als Aaron realisierte was dort passierte spürte er eine ungekannte Angst und Betroffenheit in sich aufsteigen. Er wusste was es bedeutete gebissen zu werden. Trevor war höchstwahrscheinlich Solanuminfiziert. Doch bei der Schwäche der Verletzung würde die Verwandlung länger dauern, das Solanum hatte zwar einen Wirt, aber keine neuen Erreger zum Fortpflanzen. In den nächsten Stunden würde er hohes Fieber bekommen und schließlich würde sich die Wunde soweit infizieren, bis sie ins Innere drangen und von dort aus seine Organe ausschalteten. Danach würde er… Julien stieß ihn unsanft an. „Es bringt uns jetzt nichts wenn du heulst. Los, wir müssen zurück.“ Entsetzt bemerkte Aaron die Tränen die über seine Wange liefen und er wischte sie hektisch an seinem Arm ab und folgte den Anderen. Am schwierigsten würde es werden Sue die Nachricht zu übermitteln… Nein, er wollte mit keinen von ihnen tauschen. Als sie am Hof ankamen, wartete Sue bereits auf sie. Dixxie war vorgesprintet und lag leise winselnd zu ihren Füßen. Ihr Gesicht wirkte unnatürlich blass und müde, es war offensichtlich dass sie bereits eine Ahnung hatte… „Leo.“, sie nannte ihn nur bei sehr ernsten Angelegenheiten bei seinem echten Namen. Cat starrte erst sie an, sah dann auf Trevor, als ob er ihn eben erst bemerkt hätte und schluckte. Behutsam stützte er den Kopf seines Sohnes höher und fühlte die Hitze die sich in ihm ausgebreitet hatte. Eine endgültige Erkenntnis. „Sue… ich…“, er räusperte sich trocken. „Wir kamen zu spät.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)