Outnumbered von -Lelias- (Zombiecalypse) ================================================================================ Kapitel 10: Testphase --------------------- Es gab Dinge, die waren schlimmer als eine Armada von Zombies, die dabei war dein Gehirn als Frühstück zu verspeisen und es gab sogar Dinge, die waren noch schlimmer als sowas beobachten zu müssen. Viel Schlimmer. Als Aaron den Job als Zombiejäger annahm, hatte er damit gerechnet dass genau dies passieren würde, hatte die verschiedensten Organe in der Sonne glitzern sehen und den Geruch von Verwesungsstadien verschiedenster Zeitpunkte gerochen. Er konnte mit Fug und Recht behaupten, das ihn so schnell nichts mehr ekeln konnte. Und ausgerechnet dann wurde er in die Familienfehde seines Partners verwickelt. Er konnte sich derzeit nichts Unangenehmeres vorstellen, als in einer Küche irgendwo in Vermillion zu sitzen und sich zwischen Sue und Cat wieder zu finden, die ihn ansahen als wären sie sich nicht sicher ob sie ihn ins Kreuzverhör nehmen, oder lieber direkt am Stück essen wollten. Wobei „am Stück zu essen“, nicht halb so sexy war, wie es klang. Klingen könnte. Ach egal. Obwohl alles in ihm schrie, dass dies der passende Zeitpunkt war um die Berufsschiene zu wechseln und vielleicht Jona zu suchen um wieder zu fahren, nahm er den dargebotenen Stuhl und setzte sich zu den Beiden an den Tisch. „Bist du nervös?“, fragte Sue verwirrt und drehte eine leere Zigarettenhülse zwischen ihren Fingern. „Nein… Wieso sollte ich?“, Aaron lächelte sie schwach an und schielte dann zu Cat, hasste es dessen Gesichtszüge nicht lesen zu können. „Schon okay. Wenn du hier sowieso herumschleichst…“, er warf ihm einen kleinen, stechenden Blick zu, „dann kannst du dich auch gleich an dem Gespräch beteiligen, irgendwie betrifft es ja auch dich.“ „Ach tut es das?“ Cat ignorierte seinen Kommentar und sah wieder zu Sue. „Ich war gerade dabei, Sue zu erzählen, was es mit St. Louis und Clayton auf sich hatte.“ „Hast du davon etwa gehört?“, fragte nun Aaron neugierig und wunderte sich, ob irgendjemand sich die Mühe gemacht hatte sie anzuzeigen. „Gehört? Es kam die letzten Tage nichts anderes im Fernsehen! Die Nachrichten sagen, das von der Innenstadt von St. Louis nicht viel übrig geblieben ist und das der Bürgermeister Claytons den Zombiejägern – also euch – die Schuld dafür gibt.“, sie schwieg kurz und fügte mit einem leichten Stirnrunzeln hinzu: „Naja, seid ihr ja auch irgendwie, aber ihr habt die Stadt ja nicht aus Langeweile verbrannt, oder?“ „Natürlich nicht.“, und Cat berichtete ihr in einer deutlichen Kurzfassung, wie es dazu kam, das sie St. Louis angesteckt hatten und wieso sie anschließend in Clayton gelandet waren. „Wieso sollte es denn nicht im Interesse der Anwohner sein, den Schaden durch die Kontaminierung so gering wie möglich zu halten?“ „Du weißt doch sicherlich noch, wie es war als die Zombieangriffe das erste Mal bekannt wurden?“ „Ja… das waren einzelne Infizierte, die in ein Krankenhaus nähe Idaho eingeliefert wurden… Wenn ich mich noch richtig erinnere, dann hat man erst versucht die Opfer zu heilen und als sie anfingen die Schwestern und Ärzte anzugreifen, wurde das Militär gegen sie eingesetzt.“ „Genau. Von da an brach das Solanum vereinzelnd an ein paar Stellen aus, ehe die Wissenschaft anfing mit dem Virus zu forschen. Die Gebiete wurden klassifiziert und hin und wieder so gesäubert, damit sie nicht noch mehr Menschen ansteckten.“ „Ja und?“, Sue schien nicht ganz einzuleuchten, was Cat ihr sagen wollte. „Naja, dann kamen diese Geistlosen auf die glorreiche Idee die Untoten als eigenständige Rasse anzusehen und das „willkürliche Töten“ wurden verboten und im Gegensatz dazu die Lager eingerichtet.“ „Und weil ihr St. Lois vor einer weiteren Kontaminierung gerettet habt seid ihr jetzt die Bösen?“, Cat lächelte schwach und sah zu Aaron, der dem Ganzen nur verwirrt folgte. „Wir haben herausgefunden, das Clayton, und wer weiß wie viele andere Staaten noch, mit dem Fleisch der Untoten handelt.“ „Nicht dein ernst?“ „Oh doch. Es wird zur Nahrung umgewandelt, als Dünger benutzt und was mir der Wahnsinnige noch alles erzählen wollte. Profit aus der Not, normalerweise hat man dazu den Anstand auf Krieg zu warten.“, ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen und Aaron seufzte düster. „Und da wir nicht für die Arbeiten wollten sind wir wohl jetzt die Bösen.“ Sue musterte sie ruhig und meinte dann gefasst: „Diese unfassbaren Wichser. Habt ihr gehört, ob es vielleicht noch andere Staaten gibt, wo das passiert ist?“ „Nein, aber ich denke, wenn eine kontaminierte Stadt so sauber und frei von Kadavern ist, dann ist deren Aufräumkommando nicht weit.“ „Süß gesagt Cat. Aber ehrlich gesagt denke ich, wenn wir das mitbekommen ist es längst zu spät.“ „Gab es in Vermillion Fälle von Solanum?“ „Vereinzelnd. Letzten Monat wurde eine Frau eingeliefert, die über schreckliches Fieber und Gedächtnislücken klagte. Ehe sich das Solanum wirklich entfalten konnte, wurde sie abgeholt…“, sie warf Cat einen bedeutenden Blick hin und nippte an ihrem Wasserglas. Aaron hatte dennoch den bitteren Zug um ihren Mund gesehen. „Kaum zu glauben, dass es dich noch nicht erwischt hat.“, flüsterte Sue und Cat wandte den Blick ab. „Ich bin ein Experiment und kein Opfer.“ „Und der Unterschied ist in deinen Augen also beachtlich?“, sie schnalzte abschätzend und sah dann zu dem Jüngsten. „Du weißt es doch nicht, oder? Du weißt nicht wieso Cat von Solanum infiziert ist, aber kein übermäßiges Verlangen nach Gehirn hat.“ „Ehrlichgesagt… nein.“ „Weil es bislang auch nicht wichtig wahr!“, schaltete sich der Jäger nun ein und schlug auf den Tisch. „Ich bin nicht ansteckend, zumindest nicht, solange man nicht mein Blut trinkt… oder sowas…!“ „Sicher doch.“ Aaron hob beschwichtigend die Hände und fragte vorsichtig: „Aber sie hat recht, ich wüsste es wirklich gern. Wieso wurdest du infiziert und kannst dennoch ein relativ normales Leben führen?“ Cat lehnte sich zurück und griff nach Sues Zigarette, die sie sich ausnahmsweise in der Küche angezündet hatte, was würde das bisschen Nikotin noch ändern… „Als Sue und ich noch als Ehepaar zusammenlebten, habe ich Geld verdient, indem ich als fahrender Mechaniker durch die Staaten gereist bin. Naja, wie du ja nun erfahren hast, war die Sache mit dem schwul sein nicht von Anfang an so leicht und ich war froh mal weg zu kommen, während Sue mit den Kindern zuhause war.“ „Nur deswegen hast du nicht zuhause gearbeitet?“ Cat verzog die Lippen ein wenig und musterte Aaron. „Also bitte… Nein, da wo wir herkamen gab es nicht genug zu tun für einen Mechaniker und deswegen bin ich in erster Linie weg. Stetig für einige Wochen, aber ich habe immer zuverlässig das Geld geschickt, oder Sue?“ Seine Exfrau nickte und lächelte leicht. „Hat er.“ Cat räusperte sich kurz und erzählte weiter: „Jedenfalls reiste ich auch unwissentlich durch infizierte Gebiete und ich war zufällig in der Nähe als das erste Mal eine Stadt von der Infektion zerstört wurde…“, er seufzte schwer und blies nachdenklich den Rauch gegen die Decke und beobachtete ein paar Momente gedankenverloren, wie sich der Rauch unter der Lampe kräuselte. Was ich nicht wusste war, das mir das Militär und sagen wir ein paar einflussreiche Männer auf der Ferse waren und meine Schritte beobachteten… Sue und ich stammen aus Ontario, einer Stadt in Idaho und diese war das erste Gebiet in dem mit Solanum geforscht wurde, lange bevor es den ersten Untoten gab. Natürlich wusste keiner von uns, was dort im Forschungszentrum gemacht wurde, wen interessiert sowas denn auch? Es scheint so, als ob sie jeden Einwohner Ontarios unter Beobachtung hatten, sobald dieser auch nur die Stadtgrenze verließ und damit begann der Schlamassel.“ Cat wollte gerade weitererzählen, als ein markerschütternder Knall die Wände des alten Hauses zum beben brachte. Sofort waren Cat und Aaron aufgesprungen um den Ursprung des Geräusches zu finden und fanden sich dabei nicht viel später im Hof wieder. Aus einer der Scheunen drang dichter, schwarzer Qualm und plötzlich wurden die Scheunentore unvermittelt ein Stück weit aufgerissen. Cat starrte das Szenario verwirrt und mit aufgerissenen Augen an und rannte zu der Scheune, als ein ziemlich verrußter Julien die Tore aufschob. Ohne zu fragen half er seinem Sohn die Tore soweit es ging zu öffnen und sie ließen den Qualm abziehen. Schweigend musterte er den „Tatort“, sah die verbogenen Balken und Scharniere, die es so schwer gemacht hatten das Tor zu öffnen, sah den schwarzen Ruß, der sich überall festgesetzt hatte und zum Schluss blieb sein Blick auf einen seltsam aussehenden Apparat in der Mitte der Scheune hängen. „Julien was…“ Er kannte seinen Sohn nur als Bastler und vertraute diesem soweit dass er alles unter Kontrolle hatte, wenn er an irgendwas herum schraubte, aber dass er dabei eine Explosion auslöste, das war neu. „Sorry, ich dachte es würde klappen.“, murrte der Junge zerknirscht und schmierte sich den Ruß an seinem Shirt ab, mit dem einzigen Ergebnis das er noch schlimmer als vorher aussah. „Ganz der Vater.“, seufzte Sue als sie hinter Aaron hergelaufen kam um den Schaden zu begutachten. „Was hast du nur wieder angestellt…“ „Und was ist das dort?“, Cat ging vorsichtig tiefer in die Scheune hinein und war nur froh das sie dort kein Stroh mehr lagerten, das bei solchen Aktion sicher nett zu brennen angefangen hätte. Der Apparat vor ihm erschloss sich Cat nicht sofort. Er sah ein ziemlich verbeultes Blechgehäuse, mehrere Schalter, Regler und die verlaufende Farbe, mit der eine „2“ auf das Gehäuse geschmiert wurde. „Das? Oh. Das ist nur mein… Trainingsgerät.“ „Trainingsgerät für was?“, Cat hob skeptisch eine verbrannte Antenne auf, und drehte sie zwischen den Fingern. „Ist das ein Radio?“ „Besser! Damit kann ich Funksprüche empfangen!“ „Klar. Und wieso kaufst du dann nicht einfach ein Gerät, mit dem man das sowieso kann? Wie leben nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert…“ Julien wurde etwas rot, was lustig aussah zwischen all dem schwarz, und er versuchte sich zu rechtfertigen. „Es geht um Zombies Dad! Um die, die wirklich niemand erfahren soll! Um die Irren, die mit dem Solanum forschen. Wenn ich herausfinde, an was sie arbeiten, kann ich vielleicht dafür sorgen dass das Übel direkt an der Wurzel gepackt wird und…“ „Es ist ein Gerät mit dem du Untote orten kannst.“ „Ja.“ Cat sog scharf die Luft ein und wandte sich zum gehen, knurrte dabei ein paar undeutliche Flüche vor sich hin. „Cat?“, Aaron legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter und fühlte sich unwohler, als wie er das erste Mal eine wandelnde Leiche gesehen hatte. Er konnte sich nur noch nicht entscheiden ob Cat wütend und resignierend war. Oder etwas ganz anderes, wer mochte das schon sagen? „Das ist ungefähr das Dämlichste, was ich jemals gehört habe. Bau es ab Julien und dann vernichte die Teile.“ „Aber Dad! Ich werde auch Jäger und ich…“ „Solange ich lebe, wirst du ganz bestimmt kein Jäger. Die Untoten, das Solanum, das ist kein verdammter Spielplatz! Julien“ Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Es STERBEN Menschen, weil sie zu dicht mit dem Scheiß in Berührung kommen.“ Der Junge war klug genug darauf nichts zu antworten, aber Aaron sah ihm genau an wie wenig ihm das Gesagte passte. Purer Trotz, aber immerhin wiedersprach er ihm nicht. Dann, nur für einen Bruchteil einiger Sekunden, starrte Julien Aaron direkt in die Augen und Aaron konnte unfassbare Wut in dem Blick lesen. Wut und Eifersucht. Weil er tat tun konnte, was der Junge nicht durfte? Wenn Aaron genauer darüber nachdachte, dann war es fast gemein, dass Cat seinen Sohn schützen wollte, aber ihn, Aaron, ans Messer lieferte. Naja, immerhin schrieb ihm keiner mehr vor was er zu tun und zu lassen hatte, oder? „Wieso nimmst du den mit?“, fragte Julien angriffslustig und Aaron bemerkte, wie ein Schatten über dessen Gesicht flog. „Das ist meine Entscheidung.“ „Aber nach Lennie war das in Ordnung?“ „Lennie hat hiermit nichts zu tun.“ „Oh nein! Das hat er nie… Schon klar. Aber wenn du schon diesen Typen mit auf dein Abenteuer nehmen kannst, während ich kaum Jünger als der da sein kann, dann wäre es doch nett mich wenigstens zu fragen?“ „Ich hätte dich aber nicht gefragt!“, brauste Cat auf und drehte sich wütend um. „Du…“ „Weißt du was? Du kannst mich mal“, fauchte Julien nun und stapfte aufgebracht an ihnen vorbei. Sue ließ die Schultern ein wenig hängen und schüttelte traurig den Kopf. „Tut mir Leid Cat, ich habe schon so oft mit ihm darüber gesprochen.“ Sie verließen die Scheune, Cat wollte noch einmal prüfen, ob wirklich nichts entflammbar war, und folgte den Anderen dann alsbald. „Wo ist er hin?“ Aaron deutete aufs Haus. „Wieder rein.“ „Okay. Ernsthaft, der Junge macht mich irre.“ „Er eifert dir nach…“, Aaron legte eine Hand auf seine Schulter und Cat zog ihn etwas ruppig an sich, legte eine Hand auf seine Hüfte, den Kopf auf seine Schulter. „Besser nicht.“ Sue kam unvermittelt wieder aus dem Haus gelaufen und sah sich besorgt um. „Cat?! Hast du Trevor gesehen?“ „Nein? Ist er nicht bei Taron?“ „Nein, der ist eben erst aufgewacht und hat nach seinem Bruder gefragt.“ „Verdammt, er soll das doch nicht machen… Wo ist deine Tö…“, er rettete sich in einen gekünstelten Hustenanfall, „Wo ist Dixxie?“ „Trevor muss den Hund mitgenommen haben… Hoffe ich.“ „Dann ist er eben mit dem Hund rausgegangen.“ „Jetzt? Cat, vielleicht gab es doch mehr Fälle…“ Die Beiden tauschten einen raschen Blick aus und Cat wandte sich zu Aaron. „Komm. Wir laufen um das Grundstück herum, vielleicht ist er noch nicht so weit gekommen.“ „Okay!“ „Ach und Aaron?“ „Ja?“ „Nimm deine Waffe mit.“ Im oberen Stockwerk wurde eine Gardine zugezogen und Julien ließ sich, vor Aufregung schwer atmend, auf das Bett fallen, umklammerte einen kleinen, elektronischen Kompass mit den Händen. Seinen allerersten Zombiesensor. Er piepte leise. „Das ist meine Chance.“, hauchte er und Griff nach seiner Schrotflinte, die er immer unter dem Bett aufbewahrte. Ja. Das war seine Chance… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)