Outnumbered von -Lelias- (Zombiecalypse) ================================================================================ Kapitel 2: Von Jägern --------------------- Das Jagen von Untoten war schon so lange Cats Aufgabe, dass er sich völlig sicher gewesen war, dass ihm niemals wieder ein Fehler unterlaufen könnte. Nicht bei der Jagd an sich und schon gar nicht bei der Absicherung eines eventuell gefährdeten Gebietes. So war er auch mehr als nur milde überrascht als die eigentlich tote Frau aus ihrem Auto offensichtlich anfing ein paar Passanten anzugreifen. Routiniert rüstete er sich mit seinen benötigten Waffen aus, bereitete sich innerlich auf das vor, was ihn erwarten würde und stockte. Trotz seiner jahrelangen Routine war etwas anders… Sein Blick glitt zu Aaron, der ihm mittlerweile in den Flur des Hotels gefolgt war. Auch Aaron hatte sich ausgerüstet, deutlich langsamer und unsicherer, aber er stand kampfbereit neben ihm. Da merkte Cat was ihn störte. In Aarons Gesicht mischte sich wilde Entschlossenheit mit Angst und Unsicherheit und Cat konnte nicht umher sich zu fragen, ob er bei seinem Start auch so ausgesehen hatte, so unsicher, so menschlich… Den unpassenden Gedanken abschüttelnd verschaffte er sich einen Überblick über die Lage und entschied dass es schnell gehen musste, zum Teufel mit der Planung. „Cat…“, er zuckte zusammen und warf Aaron einen fragenden Blick zu. „Ja?“ „Brauchst du die nicht?“, Aaron griff in seine Jackentasche und holte Cat’s Sonnenbrille hervor. „Ah… Verdammt! Danke Kleiner…“ Aaron zuckte nur mit der Schulter und lächelte leicht, der bevorstehende Kampf machte ihn nervös. „Ich denke nicht, das sie schon all zu viele Leute angreifen konnte, aber sicher ist sicher, wir sollten sie schnell ausschalten.“ „Irgendwelche Ideen? Oder sollen wir das vor den Menschen machen?“ Cat überlegte. Es lag schon in ihrem Interesse eine Massenpanik zu verhindern… Noch mehr wollte er aber Kamikazehelden verhindern, die dachten sie könnten es mit einem Zombie aufnehmen und später selbst infiziert werden würden. „Nein… Lenk du die Menschen ab, ich übernehme den unschönen Teil.“, er konnte sich ziemlich sicher sein, dass Aaron sehr dankbar für diesen Vorschlag war. „Okay, ich gebe mein bestes und…“, Cat warf ihm einen fragenden Blick zu, doch als Aaron die harte Mimik und den unerbittlichen Zug um Cat’s Mund wahrnahm, schluckte er seine Fragen herunter. „Nichts, schon gut.“, pass verdammt nochmal auf dich auf… Damit verschwand Cat aus seinem Sichtfeld und Aaron seinerseits machte sich auf die verstörten Passanten zu beruhigen und wegzulotsen. Naja oder zumindest zu verhindern das sie im Weg herumstanden. „Bitte… Sie müssen hier weg.“, entnervt sprach Aaron den vielleicht zehnten Menschen an, wurde allerdings wie zuvor ignoriert. „Hören sie…“, er fasste eine Frau am Arm und diese drehte sich furios um und schrie ihn an: „DAS IST ALLES EURE SCHULD! IHR VERDAMMTEN JÄGER! IHR HABT DIESES MONSTER AUF UNS GEHETZT, IHR….“ Aaron straffte seine Schultern und schüttelte den Kopf. Was sagte Cat immer? Autoritär wirken… „Es ist meine Aufgabe sie vor der drohenden Gefahr zu schützen, wenn sie also endlich die Straße verlassen würden…“ Die Stimmung war umgeschlagen, aus Wut wurde Panik und Aaron konnte die Angst der Bewohner förmlich riechen. Und er wusste dass auch Zombies den Angstgeruch wahrnehmen konnten. „Wer sagt uns, dass es in unseren Häusern sicherer ist?“, wollte ein älterer Mann wissen, der zwei kleine Kinder an sich zog und sich unsicher und gehetzt umsah. „Wie Viele von denen sind schon unter uns?“, eine Traube von Menschen hatte sich um Aaron versammelt und er war sich noch nicht wirklich sicher, ob dies eine gute Veränderung war oder nicht. Ach Fuck, er wünschte Cat wäre hier um ihm zu helfen. Ein Sprichwort sagte, das der Teufel angerannt käme, kaum das man seinen Namen rief. Nach ein paar weiteren, wirkungslosen, Beruhigungsversuchen dröhnte überraschend Cat’s Stimme über den Platz. „Aaron!“, dieser hob erschrocken den Kopf und konnte trotz der Entfernung zwischen ihnen ausmachen, das Cat sehr wütend war. Verdammt. „Lasst mich durch.“, murrte der Blonde und drängte sich zwischen der Menschenmasse hindurch und bahnte sich seinen Weg zu Cat, der wieder am Rand der Meute stand. „Komm mit, du solltest dir etwas ansehen.“ Verwirrt folgte Aaron, wobei sie peinlichst darauf achteten die Anderen abzuhängen. „Was ist? Hast du sie erledigt?“ „Unsere Lady war gar nicht das Problem… Zumindest nicht wesentlich. Ich habe mich getäuscht, die Leiche lag nach wie vor auf der Ladefläche des Pick-Ups.“ „Dann ist sie noch dort?“ „Nein, natürlich nicht, ich habe sie beseitigt.“, er sagte „beseitigt“ so, als sei dies so alltäglich wie Zähneputzen. Aaron verzog das Gesicht. „Was war dann das Problem?“ Cat’s Miene verfinsterte sich sofort wieder. „Ich habe da zwei Theorien. Entweder, hat unsere Leiche Zombies angelockt, die sowieso schon in der Nähe waren, oder, und der Teil ist leider viel wahrscheinlicher, ein Teil Solanum hat in ihr überlebt und sich einen neuen Wirt gesucht.“ „Aber dann müsste sich entweder jemanden direkt angesteckt haben, oder hier…“, seine Augen weiteten sich und er schnappte nach Luft. „Das ist unmöglich! Das würde bedeuten…“ Cat zuckte mit der Schulter. „Das ist die einzige Möglichkeit.“ „Wo sollen denn die frischen Leichen herkommen?“ Aaron zündete sich nervös eine Zigarette an und ignorierte Cat’s unbegeisterten Gesichtsausdruck. „Naja, ein Krematorium sollte eigentlich keine Gefahr darstellen, wenn Solanum auf längst „überreife“ Kadaver anspringen würde, dann hätten wir hier ein Problem mit völlig neuen Ausmaßen, es muss etwas anderes sein, vielleicht ein totes Tier, oder…“ Cat schwieg plötzlich und versteifte sich. „Cat was…?“, der Jüngere drehte sich nun ebenfalls um und folgte Cat’s Blick. „Oh fuck…“ Während sie diskutierten, hatte keiner von ihnen gemerkt das sich hinter ihnen wieder eine Versammlung auftat, jedoch keine wie zuvor. Diese Ansammlung bestand ausnahmslos aus Untoten, fünf bis sieben Stück, so genau konnte Aaron das nicht ausmachen. Sie stöhnten, bewegten sich langsam auf sie zu und schienen sie bereits als festes Ziel gefasst zu haben. „Scheiße… Cat…? Was machen wir jetzt?“ „Wie gut bist du mittlerweile mit der Halbautomatik?“ „Es reicht um mich zu verteidigen?“, Aaron biss unwohl auf seiner Zigarette herum und Cat fluchte leise. „Wir haben noch nie gegen mehr als zwei Untote auf einmal gekämpft, das wird so nichts.“ Seine Gedanken rasten und er fixierte dabei die Zombies. Sie waren noch einige hundert Meter entfernt und sie waren langsam. Es wäre leichter die Ansammlung einfach in Brand zu stecken, allerdings lag das dafür vorgesehene Werkzeug im Auto… Andererseits, sein Blick glitt zu Aarons Zigarette, die nun mehr nutzlos in seinem Mundwinkel hing. „Hast du hier in der Nähe eine Tankstelle gesehen?“ „Am Ortseingang war eine, die hatte aber noch geschlossen als wir hier ankamen.“ „Wie weit ist die entfernt?“ „Vielleicht fünf bis zehn Minuten?“ „Dann sieh zu das du ein bisschen Benzin bekommst, ich versuche die Damen und Herren soweit in Schach zu halten.“ Aaron nickte hektisch, wurde aber nochmals von Cat aufgehalten. „Und Aaron?“ „Ja?“ „Bring Kippen mit.“ Aaron öffnete noch einmal verwirrt den Mund, schloss ihn aber und rannte los. Nachdem sein Partner aus seinem Sichtfeld verschwunden war spuckte Cat auf den Boden und steckte seine Sonnenbrille in die Hosentasche. Ohne konnte er bedeutend besser sehen und er hatte den Vorteil dass seine Sehfähigkeit die der Untoten gleichkam. „Na kommt doch…“, murrte er leise und zog eine Halbautomatik aus der dafür vorgesehenen Halterung an seiner Hüfte. Was er zu Aaron gesagt hatte, war natürlich nicht ganz richtig. SIE hatten noch nicht gegen mehrere Untoten gekämpft, ER schon. Das Manöver musste nicht lange dauern, Cat hoffte nur das sich der andere beeilte… Langsam und viel zu offensichtlich ging er den Untoten entgegen und pfiff dabei ein tonloses Lied. Er konnte keine Passanten ausmachen. Entweder war es für sie zu spät, oder sie hatten ihr Hirn benutzt und sich vom Acker gemacht. So richtig glauben konnte Cat dies ja nicht… Cat musste sich darauf konzentrieren die gesamte Aufmerksamkeit der Untoten zu erregen. Würde auch nur ein Untoter einen anderen Menschen als ihn anvisieren, könnte sein ganzer Plan in Gefahr geraten. Bislang alles positiv, sie krochen langsam aber stetig auf ihn zu. Wunderbar. Als sie sich näherten bemerkte Cat zuerst den Gestank. Sie stanken erbärmlich nach Kadaver und der Verwesungsprozess war viel zu weit fortgeschritten als das es frischinfizierte Leichen sein konnten. Die ganze Sache wurde immer abgefuckter… Noch etwa 50 Meter. Am nächsten waren ihm eine junge Frau und ein Untoter, der vielleicht mal ein Kind gewesen war. Mit ihnen kam Cat leicht klar, sie waren vielleicht wendiger, sofern dies bei Zombies die richtige Bezeichnung war, aber dafür weniger widerstandsfähig als ihre kräftigeren Kollegen. Er visierte die Frau an, lose Fetzen eines einst blauen Kleides hingen ihr am Körper herab und entblößten die grau-grünliche Haut und die offengelegten Rippenbögen. Nach Cat’s Einschätzung war sie seit mehr als einem halben Jahr tot. Cat schloss die Augen, verdrängte Erinnerungen, die ihn immer wieder zu übermannen drohten und schoss ihr mehrmals in den Kopf. Als er das Geräusch von zerstörten Schädelknochen hörte und die zerplatzende Haut sah wusste er dass er es immer wieder tun könnte. Ein sauberer Treffer, das Gehirn war beschädigt, lief langsam als graue Masse auf die staubige Straße und schaltete somit den Untoten aus. Unbeachtet der anderen Untoten blieb sie auf der Straße liegen, sie hatten keinerlei Wahrnehmungsfähigkeiten für ihre Artgenossen und wussten nicht was eine Bedrohung war. Ebenso wusste Cat das dass Gehirn der einzige Schwachpunkt eines Zombies darstellte, sämtliche andere Organe wurden von dem Solanum ausgeschaltet und übernommen und Untote würden selbst dann weiter angreifen, wenn sie körperlich nicht mehr dazu in der Lage waren. Er atmete tief durch, Aaron sollte sich beeilen. Selbst wenn er jeden Einzelnen von denen erschießen könnte, würde das Solanum weiterhin eine nicht zu unterschätzende Gefahr darstellen. Der Virus hatte nämlich die unpraktische Eigenschaft noch locker 24 Stunden in einem unbrauchbaren Wirt zu überleben und sich von dort aus zu verbreiten. Da die anderen Zombies keinen Zusammenhang zwischen dem endgültigen Tod und Cat ausmachen konnten schlurften sie weiter auf ihn zu. Ähnlich wie bei der Frau, schaltete Cat einen jungen Mann aus, dann rannte er einige Meter zurück, waren die anderen doch bedeutend dichter gekommen. Cat zählte fünf weitere Untote und es galt unbedingt den Nahkampf zu vermeiden. Täuschte er sich, oder wurden es mehr? Er hoffte nicht, doch dort am Horizont… Drecksmistverdammter. Ein weiterer wurde von ihm ausgeschaltet, eigentlich noch ein Kind, aber nicht weniger gefährlich als die anderen. Der Jäger spürte ein trockenes Kratzen im Hals, nicht etwa weil er streng genommen ein Kind tötete, sondern weil es ihm nicht naheging das er es getan hatte. Er schloss kurz die Augen, vertrieb die Geister seiner Erinnerung und fand sich viel zu dicht dem nächsten Angreifer gegenüber. Es griff ihn innerlich an, es suchte die Schwachstellen in seiner Fantasie und schlug von dort aus zu. Konnte es tatsächlich einen intelligenten Virus geben? Ein Mann im mittleren Alter, blonde, strähnige Haare umrahmten sein Halbverwestes Gesicht und Cat fragte sich kurz ob Aaron auch irgendwann so enden würde. Er sah ihm gar nicht ähnlich, er… Einige Schüsse zerrissen die Stille und mit ihr Cat’s Lethargie. Ohne einen weiteren Ton von sich zu geben, sackte der Untote in sich zusammen. Er war nicht tot, aber die Kugel hatte offensichtlich seine Wirbelsäule zerstört. „Kannst du mir mal verraten was du da machst?“, blaffte Aaron aufgebracht und stand schwer atmend mit gezogener Waffe und zwei Benzinkanistern neben sich einige Meter von Cat entfernt. Cat zuckte mit der Schulter und grinste schief. „Ich weiß auch nicht… danke Kleiner.“, eine enorme Welle der Erleichterung erfasste ihn und er erschoss schnell den Zombie um seine aufwallenden Emotionen nieder zu kämpfen. Aaron warf ihm einen giftigen Blick zu und steckte die Waffe weg. „Ich habe das Benzin besorgt. Was nun? Die letzte Untote töten und dann anzünden?“ „Du kannst ja schon mal anfangen… Komm ihnen nicht zu nahe, auch wenn du sie kampfunfähig machst sind sie eine Gefahr.“ „Klar Chef… Pass du auf das du nicht in Tagträume gerissen wirst und dann vielleicht nie wieder aufwachst…“ Der Ältere wollte daraufhin gerade etwas erwidern, als er die Schemen erkannte. Untote, dutzende. „Scheiße! Wo kommen die denn her?“, Aaron wurde blass und wich an Cat’s Seite zurück. „Das sind zu Viele…“, murmelte dieser als Erwiderung zurück und schluckte. „Hast du auf deinem Weg hierher zurück auch nur einen lebenden Menschen gesehen?“ „Nein… Wenn ich so darüber nachdenke war nur der Tankwart dort.“ „Okay, dann scheiß drauf, wir ändern den Plan in „Reinigung des Gebietes“. Wir brauchen mehr Brennmaterial, mehr Benzin und mehr Feuer.“ „Willst du hier alles hochjagen?“ „Hast du eine bessere Idee? Die Bewohner dürften mittlerweile eh alle hin sein.“ Aaron nickte, dem konnte er nur zustimmen. „Ich hol das Auto, schau ob ich noch ein paar Sachen aus dem Lebensmittelgeschäft bekommen kann und dann Boom?“ „Und dann Boom.“, flüsterte Cat und ein amüsiertes Grinsen huschte über seine Züge. Aaron würde sich später noch den Kopf darüber zerbrechen was das für eine Aktion von Cat gewesen war. Wäre er nur einen Moment später gekommen, hätte der Untote Cat erwischt, da war er sich völlig sicher. Wirklich, wenn er nicht hergekommen wäre, dann… Er verdrängte den Gedanken und lief weiter, Cat zählte auf ihn. Während des Rennens bemerkte er nicht, wie ihm Tränen über die Wange liefen. Cat sah ihm noch einen Moment lang hinterher, dann begann er großflächig das Benzin auf brennträchtige Punkte und die Überreste der Untoten zu kippen. Zwei Kanister waren nicht viel, aber sie waren ein Anfang. Es gab einen Grund, warum er den Jüngeren vorgeschickt hatte, warum er nicht wollte dass er zu dicht an die Überreste heran kam. Das Solanum in ihm veränderte ihn, veränderte seine DNA und sorgte dafür dass er scheinbar nicht auf den Virus weiter ansprang. Sie hatten es ausgiebig getestet… Dies waren auch einer der Gründe warum er so dringend Antworten benötigte und noch viel wichtiger ein Gegenmittel. Das Solanum war in ihm, es breitete sich aus und wenn die Zeit gekommen war, würde es ihn übernehmen. Und dies durfte nicht geschehen und schon gar nicht durfte Aaron davon erfahren. 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