Outnumbered von -Lelias- (Zombiecalypse) ================================================================================ Kapitel 1: Missouri ------------------- Als Cat und Aaron kurz nach Morgengrauen die nächste Stadt erreichten und das Ortsschild sahen, welches sie in der Stadt St. Louis willkommen hieß, konnte Aaron nicht anders als entnervt aufzustöhnen. „Die Welt kann dankbar sein, das du kein Botenfahrer geworden bist.“ „Wieso?“, Cat stoppte den Wagen und warf ihm einen fragenden Blick zu. Aaron deutete mit Nachdruck auf das Ortseingangsschild und antwortete: „Weil das, mein lieber Cat, St. Louis, Missouri ist und nicht Rochester, Minnesota, wo wir eigentlich sein sollten.“ „Und was bedeutet das?“ Aaron kniff kurz die Lippen zusammen und sah aus, als ob er sich konzentrieren musste nicht zu schreien. „Du weißt, dass wir nach Idaho wollten, richtig? Die Strecke sollte eigentlich Michigan, Minnesota, South Dakota, Montana, Idaho lauten! Und wie du siehst, war Missouri nicht teil der Route!“ Ehe Cat darauf etwas erwidern konnte, wurden sie durch lautes Hupen dazu aufgefordert weiterzufahren. „Okay egal, finde erstmal einen Platz, wo wir ein paar Stunden bleiben können, ich suche dann von dort aus eine andere Route.“ Cat nickte nur und sah recht geknickt aus. Manchmal fragte sich Aaron, ob Cat wirklich in Dearborn landen wollte, oder ob das nicht ein gescheiterter Versuch war selber nach Idaho zu finden… Als sie nicht viel später ein schäbiges Motel fanden, das immerhin schon, oder vielleicht immer noch, geöffnet hatte, bezog Cat zuerst das Badezimmer und fluchte leise vor sich hin. Aaron konnte es ihm nicht verübeln. Die Dame an der Rezeption war nicht nur unfreundlich, sondern auch sehr betrunken gewesen und hatte den beiden Reisenden klar gemacht, das es ihr egal war in welchem Zustand sich das zu beziehende Zimmer befand, schließlich sollten sie dankbar sein, das sie überhaupt bedient wurden. Dabei hatte sie die Beiden mit einem eindeutigen, leicht schielenden, Blick bedacht und abwertend die Nase gerümpft. Cat hasste jede Art von Unhöflichkeit – außer sie kam von ihm selber - und hatte das Zimmer im Voraus bezahlt. Er legte großen Wert darauf das man ihnen nicht ansah wer oder was sie waren und solange die Tussi nur dachte Aaron wäre ein Stricher, war es ihm egal. „Denk nicht weiter darüber nach.“, hatte Aaron die Blicke abgetan, denn ihm war genau bewusst wie zwei Männer wirkten, die um diese Uhrzeit nach einem Zimmer verlangten. Er wollte nicht, dass sich Cat unnötig aufregte, denn wenn er das tat neigte er zu unvorhersehbaren Gewaltausbrüchen und das letzte was sie brauchen konnten waren die Bullen und zu viele Fragen, ala „ist das ihre Leiche in dem Wagen dort drüben?“. Kurz zuvor hatten sie den Wagen möglichst versteckt geparkt und die Leiche so verstaut, dass sie nicht direkt gefunden werden würde. Trotzdem, sie war ein Risiko. Ein verdammt hohes, nicht zu unterschätzendes Risiko. Später würden sie die Frau untersuchen und dann in der Wüste verbrennen, so zumindest Cat, Aaron war noch nicht allzu begeistert von dieser Idee, aber er wagte es auch nicht dem Älteren zu widersprechen. Nun saß er ratlos auf einem der Betten und breitete ihre Waffen und die Karte vor sich aus. Sie waren gereinigt und einsatzbereit, so wie Cat es ihm aufgetragen hatte und die neue Route bereits markiert, damit gab es erstmal nichts mehr zu tun. Er war schnell und zu Beginn ihrer Reise ließ ihn Cat nichts anderes machen als Waffen zu reinigen und zusammen zu bauen. Der Plan sah vor, dass sie sich erstmal ausruhten und dann einkaufen gingen. Ob sie heute allerdings wirklich noch weiterfahren würden, das wagte Aaron zu bezweifeln. Seit dem „Vorfall“ an der Rezeption war Cat schlecht gelaunt, und die Luft schien geladen. Welche Auswirkungen dies auf ihre Weiterfahrt haben würde, das konnte Cat noch nicht sagen, aber irgendwas lag zwischen ihnen im Argen. Sollte Aaron Cat darauf ansprechen? Ihm erklären, das er sich nicht wohl fühlte, wenn sein Partner verdeutlichte das er nur ein zusätzliches Reisegepäck war? Aaron konnte nur hoffen, dass sie das Problem lösen würde, ehe sie weiterfuhren, oder ehe Cat ihn einfach irgendwo zurückließ. Die Vorstellung gefiel ihm zumindest ganz und gar nicht. So in Gedanken hörte er nicht, als die Dusche plötzlich abgestellt wurde und sich nicht wenig später die Tür zum Badezimmer öffnete. „Ein Dreckloch ist das.“, knurrte Cat, noch völlig in Gedanken und blieb abrupt stehen. Ein kurzer Moment. Er war irritiert und Verwirrung spiegelte sich in seinen Zügen wieder - Was war hier falsch? Das er beinahe vergessen hatte, das Aaron immer noch anwesend war, dass dieser ihn anstarrte wie eine Erscheinung, oder war es lieber doch die Tatsache, das er sprichwörtlich nackt war – denn er hatte vergessen seine Sonnenbrille wieder aufzusetzen. Fuck! Das passierte ihm nie! Zwei Monaten lang hatte er mit dem scheißding geschlafen, bei jeder Bewegung höllisch aufgepasst und nun das! Cat war nicht der Typ für diese Art von Unachtsamkeit und so wollte er wieder zurück ins Bad flüchten, doch da war Aaron längst aufgesprungen und hielt ihn am Handgelenk fest. „Warte! Cat…“ Flucht war zwecklos, wo sollte er sich auch langfristig verkriechen, und plötzlich fühlte er sich hilflos. Cat hatte den Blick gen Boden gesenkt und wusste doch dass Aaron ihn ansehen würde. Zögerlich hob er den Blick wieder und begegnete Aaron, der zwar verschreckt, verwirrt und unsicher, aber auch verstehend und nachsichtig wirkte. Es war alles zu spät. „Was ist das?“, Aaron fuhr vorsichtig mit seinen fingern über Cats Wange und drehte seinen Kopf so, das er dessen Augen besser begutachten konnte. Cats Augen waren mit nichts, was Aaron jemals gesehen hatte zu vergleichen. Sie waren komplett farblos, die Iris milchig, mit einer winzigen, schwarzen Pupille und der Augapfel an sich war ebenfalls von einer fast schwarzen Farbe. Es waren die Augen eines Untoten, eines Zombies und aus ihnen sprach keinerlei Leben. Aaron hatte sie erst ein paar Mal „live“ gesehen, aber es reichte um zu erkennen was er vor sich hatte. Cat öffnete und schloss seinen Mund etwas hilflos, eher er zu einer Antwort ansetzen konnte. „Das ist… Wie soll ich dir das erklären? Ich habe Solanum in mir… Also den Virus.“, er ließ das Gesagte kurz wirken und ergänzte: „Das Virus ist in mir nicht weiter schädlich, er verändert mich nicht, nur eben meine Augen.“, er zuckte hilflos mit den Schultern und ließ zu, dass sein Gegenüber seine Haare zur Seite strich und auch die feinen Narben sah, die die Augen säumten. „Wie ist das passiert?“, Aaron klang ehrlich interessiert, wenn auch nicht unbedingt ängstlich, also nicht so, wie es Cat erwartet hätte. „Als meine Stadt überrannt wurde überlebte ich als einer der wenigen, oder sagen wir eher ich war einer der wenigen, die gerettet wurden… Ich war bis dahin nicht infiziert, aber meine Augen waren verletzt. Eigentlich hätte ich blind sein müssen, doch ein Forschungsteam entschied sich aus mir ein Versuchskaninchen zu machen und pflanzte mir stattdessen diese ein…“ „Geht das so einfach?“ „An sich nicht. Ich weiß nicht genau, wie sie das angestellt haben, aber das Virus hat eine unglaubliche Heilfunktion, sprich der Sehnerv reparierte sich sofort von selbst und durch ein paar Medikamente wurde es abgehalten sich weiter in mir auszubreiten. Soweit die Kurzform…“, die wirklich kurze, geschönte Version. Cat stellte fest, das er zitterte. Nicht Aaron, nicht der junge Mann, den er erst vor kurzem kennen gelernt hatte und der allen Grund hatte schreiend das Weite zu suchen, sondern er, der Mann, der schon so lange allein war, das er gehofft hatte sich niemals jemanden anvertrauen zu müssen. Missmutig wog er seine Möglichkeiten ab, einerseits hatte er gehofft die Reise nicht allein anzutreten, andererseits hing viel von Aarons nächster Reaktion ab. Er wollte den Jungen nicht töten müssen und er wollte sich nicht auf die Suche nach einem neuen Partner machen. Cat starrte ihn durchdringend an und wagte kaum zu atmen. Was erwarteten sie voneinander? Sicher, Aaron war alles andere als begeistert über diese neue Enthüllung, doch hatte er sich dank der gegebenen Umständen längst so etwas gedacht. Cat hatte ihn nicht direkt belogen, aber er war ihm gegenüber unehrlich gewesen. War das in Ordnung? Hatte Cat ihm nicht versichert, das dass Solanum ihm nichts anhaben würde, wenn er nur seine Regeln befolgte und sich nicht direkt an einem Untoten infizierte? Galt Cat nun eigentlich als sein Feind? War das Solanum in ihm ansteckend? Und warum zur Hölle hatte er keine Angst vor seinem Partner, sondern stellte fast erschrocken fest das er ihn durch die Lüftung dieses Geheimnisses nur noch symphytischer fand. Irgendwie sah es ja auch cool aus. Ungewohnt, sicherlich, aber es unterstrich Cat’s seltsame Art. Was ihn ebenfalls wunderte, war, dass er trotz des toten Ausdrucks Emotionen in den Augen lesen konnte und wenn ihn nicht alles täuschte las er darin eindeutig Angst und Unsicherheit. Angst vor ihm? Aaron schüttelte kaum merklich den Kopf. Nein, vor ihm hatte Cat nichts zu befürchten. Er lehnte sich nach vorne, ersetze seine Hände an Stirn und Wange durch seine Lippen und wollte ihm so sagen dass alles in Ordnung war. Toleriert sozusagen. Alles war okay, war es auch für Cat akzeptabel. Die sanfte Berührung erleichterte den Älteren ungemein, fand er die Art etwas ungewöhnlich, aber er mochte Aaron für dessen Eigentümlichkeit. Sie erinnerte ihn an… Nein, er drängte den Gedanken tief in sich zurück. Stattdessen nahm er Aarons Hände in seine, lehnte Stirn an Stirn und fragte leise, ob er sich sicher sei. Der Andere nickte nur, musterte ihn prüfend, suchte nach Hinweisen, die darauf deuteten das Cat log, doch er fand keine und schließlich überbrückte er die letzten Zentimeter und küsste den Älteren auf die rauen Lippen. Weder Cat noch Aaron schlossen die Augen, doch Cat’s Griff um Aarons Schultern festigte sich und dieser dankte es ihm, indem er sich näher an ihn drückte. Nur ein paar Momente dauerte der Kuss, dann lösten sie sich voneinander und sahen sich einfach nur schweigend an. „Hast du Angst?“ „Nein. Du etwa?“ Cat lächelte schmal. „Ein bisschen vielleicht?“ „Das ist okay.“, der Jüngere zuckte mit der Schulter, lehnte seine Stirn kurz gegen Cat’s Schulter und atmete tief ein, roch die Seife auf Cat’s frischgewaschener Haut und dessen Unsicherheit. Sie küssten sich erneut, diesmal länger, doch anders als davor trennten sie sich ganz und Aaron trat ein paar Schritte zurück, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Cat wurde für einen Moment kalt und er biss sich auf die Lippe. „Was ist?“, Eigentümlichkeit hin oder her, gerade hatte Cat Probleme Aarons Reaktion einzuordnen. „Es ist nur… Ich habe immer noch nicht geduscht und ich Wette ich…“ Cat verdrehte die Augen, das war so typisch für den Blonden. Aber wenn das gerade sein größtes Problem war… Ohne lange zu fackeln schnappte er sich Aaron, zog ihn mit sich in das zu kleine Badezimmer und schloss geräuschvoll die Tür. Sollten doch alle Penner wissen dass sie hier waren. Es war ihr geringstes Problem. Aaron lachte leise hinter verschlossener Tür, dann wurde die Dusche wieder angestellt und kurzzeitig trat wieder Stille in dem ungepflegten Motelzimmer ein. … Als Aaron müde gegen die erbarmungslosen Sonnenstrahlen blinzelte, war es bereits früh am Nachmittag. Die schmutzigen Scheiben waren kein Schutz vor der Helligkeit und forderten ihn auf wach zu werden. Der junge Jäger drehte sich weg, wollte entkommen und stutzte. Irgendwas stimmte nicht. Aaron riss die Augen auf und saß aufrecht. Er wusste was anders war- Cat war weg. Hektisch stand er auf und stolperte fast über seine Hose, die er zuvor achtlos vor das Bett gekickt hatte, verlor das Gleichgewicht und riss dabei einen winzigen Nachttisch um. Eine flüchtige Bewegung zog seine Aufmerksamkeit auf den Fußboden und angeekelt wich er auf das Bett zurück. „Was genau tust du da?“ Aaron warf dem Besitzer der amüsierten Stimme hinter sich einen gehetzten Blick zu und antwortete zögerlich: „D… Da sind Kakerlaken…“ „Du jagst Untote und hast Angst vor Ungeziefer?“, Cat trat näher und drückte Aaron im vorbeigehen dessen Hose in die Hand. „Hier. Zieh dir was an, ich erlege in der Zeit das Monster…“, der beißende Spott in Cat’s Worten entging dem Jüngeren fast völlig, stattdessen nahm er errötend seine Hose an sich und beäugte den Plastikbecher den ihm Cat ebenfalls aushändigte. „Kaffee.“, murmelte dieser knapp und umrundete das Bett um sich das Problem anzusehen. Was erwartete er eigentlich von einem Drecksloch wie diesem? Wie gern würde er einfach weiterfahren und diese verdammte Stadt hinter sich lassen. Aaron und dessen seltsame Vorstellungen zum Thema Freizeit… „Oh komm schon…“, brummte er vor sich hin, als er das letzte Tier erspähte, das, um sich vor dem plötzlichen Lichteinfall zu schützen, unter das Bett krabbelte. Sollte er jetzt wirklich das Bett verrücken und wer-weiß-was damit aufwecken? Wer wusste schon was für Viecher dort in der Dunkelheit noch herumkrabbelten. „Kaffee? Woher hast du…? Ach vergiss es.“ Aaron lag auf dem Rücken, schlürfte den angenehm starken Kaffee und versuchte an nichts zu denken. Der Geschmack von Koffein und dessen Wirkung breitete sich rasch in seinem Körper aus, und er schloss dankbar die Augen, während Cat neben ihm farbenfroh fluchte. Was als nächstes? Tanken, einkaufen, etwas essen und los? Hatte Cat etwa schon eingekauft? Das wäre neu. Eigentlich würde er gerne etwas länger in der Stadt bleiben, war sich aber sicher das Cat weiterreisen wollte- Seine Gedanken und Cat’s Fluchtriaden wurden jäh unterbrochen, als sie einen hohen, schrillen Schrei vernahmen. Der Schrei sprach von nackter Panik und irgendwie hatten sie Beide das ungute Gefühl das die lauterwerdende Unruhe vor dem Motel etwas mit ihrem Wagen, oder besser mit ihrer ungewöhnlichen Fracht zu tun hatte… „Oh Scheiße…“, fluchte Cat und war mit einem Satz am Fenster. Doch was er sah, war nicht nur ein panischer Pulk von Menschen, sondern, und das war vielleicht noch viel schlimmer, ihre Exleiche, wie sie stöhnend und torkelnd auf die Menschen zuhielt. „Verdammt. Aaron? Zieh dich an, es gibt Arbeit.“, und mit diesem Satz griff er nach ihren Waffen und war schon aus dem Zimmer verschwunden, ehe Aaron etwas erwidern konnte. Aaron sah Cat einen Moment lang nach, dann beeilte er sich seinem Partner nach draußen zu folgen. Wie er schon sagte, es gab Arbeit. 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