Wenn die Vergangenheit dich einholt... von Sikay ================================================================================ Kapitel 11: Kann das sein? -------------------------- Kapitel 11: Kann das sein? Mir stockte der Atem als die Frau ihren Kopf erhob und ich in ihre grauen Augen sah. Atemu stellte mich ihr vor und erzählte ihr von dem Fest. Sofort ging sie zu den Anderen und half bei den Vorbereitungen. Der junge Pharao bemerkte meine geistige Abwesenheit sofort und riss mich aus meinen Gedanken. „Alles okay bei dir?“, fragte er und musterte mich neugierig. „Ja, schon gut.“, antworte ich knapp, ließ meinen Blick jedoch nicht von der Frau mit den langen braunen Haaren und den grauen Augen ab. Sie sieht ihr so verdammt ähnlich, dachte ich. War so etwas denn möglich? Nein, das glaubte ich einfach nicht. „Diese Frau,“, begann ich schließlich, „wie heißt sie?“ Ich deutete auf die Person, die ich schon die ganze Zeit beobachtete. „Ihr Name ist Amany. Warum interessiert dich das?“, stellte mir Atemu die Gegenfrage. „Ach, ich war nur neugierig, ich dachte ich hätte sie schon mal irgendwo gesehen. Aber schon gut.“ Ich winkte ab und war froh, dass er nicht weiter nachfragte. Doch erkannte ich an seinem Blick, dass er mir nicht ganz glaubte. „Warum wird heute Abend eigentlich gefeiert?“, fragte ich neugierig um ihn etwas abzulenken. „Nun ja, da ich dich als meine Freundin vorgestellt habe, nehmen sie an, dass wir eines Tages heiraten und dann wirst du mit mir über Ägypten regieren.“ Bei diesen Worten spürte ich wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Was sollte ich dazu sagen? „Ach, so ist das.“, stotterte ich. Mehr bekam ich in diesem Moment nicht heraus. Heiraten? Ich kannte diesen Jungen ja kaum und außerdem war ich, was wahrscheinlich auch keiner wusste, nun erst seit einem Tag hier. Wie würden die wohl reagieren, wenn ich irgendwann wieder verschwinde? Schließlich hatte ich nicht vor hier mein Leben zu verbringen. „Ach übrigens,“ , riss mich der Pharao erneut aus meinen Gedanken, „wir brauchen noch etwas passendes zum Anziehen für dich. So kannst du hier nicht herum laufen.“ Im ersten Moment dachte ich nur, was stimmt nicht mit meiner Kleidung? Als ich jedoch kurz nachdachte und mein Blick zu den anderen Frauen schweifte, verstand ich was er meinte. Mein Kleidungsstil war nicht gerade typisch für diese Zeit. So würde ich hier sicher auffallen und das vielleicht für etwas Verwirrung sorgen. „Komm mit.“, sagte Atemu und nahm meine Hand. Zögernd folgte ich ihm es fühlte sich so an, als würde die rötliche Farbe nicht mehr aus meinem Gesicht verschwinden. Er führte mich zu einem kleinen Raum, gleich einer Kammer. „Hier kannst du dir etwas aussuchen. Ich warte dann hier.“, sagte er und ließ mich darin allein. Gespannt schaute ich mich um. Die Auswahl war groß und ich wusste gar nicht, was ich nehmen sollte. Schließlich entschied ich mich für ein langes Kleid in beige mit goldenen Verzierungen. Dies schien hier wohl passend zu sein, denn es ähnelte sehr dem, was die anderen Frauen trugen. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat hinaus in den Flur. „Du siehst echt hübsch aus.“, sagte Atemu und ich meinte einen kleinen Rotschimmer um seine Wangen erkennen zu können. Den gesamten Mittag über blieben wir im Palast. Wir erzählten viel über unser jeweiliges Leben und Atemu berichtete mir von den Abenteuern mit Yugi. Ich war wie gefesselt und hätte ihm ewig zuhören können. Sein Leben musste wohl sehr spannend gewesen sein, vor allem im Vergleich zu meinem. Schule und Alltag in Deutschland klangen dagegen eher wie eine Einschlafgeschichte. Am Abend kehrten wir in die große Halle zurück, wo das Fest begann. Alle waren in guter Laune und freuten sich für den Pharao. Ich wusste nicht genau was ich davon halten sollte, immerhin war dies ja nur eine Tarnung für mich. Doch beschloss ich das Fest zu genießen. Es wurde Musik gespielt und getanzt, außerdem gab es reichlich zu essen. Allerdings gehörte es scheinbar auch dazu, dass der Pharao mit seiner Freundin oder Frau tanzen sollte. Ich schluckte, als er mich vorsichtig zu den Anderen führte. Ich und tanzen? Das war meiner Meinung nach keine Gute Idee. Noch dazu kannte ich die Traditionen dieser Zeit nicht einmal. Doch Atemu half mir und so schaffte ich es wenigstens, mich nicht komplett zu blamieren. Ich war allerdings froh, als wir uns setzten und ich die anderen einfach nur beobachten durfte. Alle waren fröhlich und alles schien so friedlich, als würde es nichts Negatives auf der Welt geben. Ich genoss den Abend an Atemus Seite und schaffte es sogar für einige Zeit alle anderen Gedanken auszublenden. Das Fest endete erst spät in der Nacht. Allmählich wurde ich müde und ließ meinen Kopf auf Atemus Schulter sinken. „Pharao, ich denke ihr solltet eure Geliebte zu Bett bringen.“, sprach ein Mann mit kurzem braunem Haar. Sein Name war Seth, wenn ich mich richtig erinnerte. Er nickte ihm zu, legte einen Arm um mich und führte mich die Treppen hinauf bis in sein Zimmer. „Der Tag war wohl etwas anstrengend für dich.“, meinte er und lächelte mir zu. Ich nickte nur und ließ mich auf das Sofa fallen. Als Atemu gehen wollte, hielt ich ihn fest. „Du kannst ruhig noch etwas hier bleiben.“, sagte ich und hoffte darauf, dass er blieb. Ich lächelte als er sich neben mich setzte. Vorsichtig fuhr ich mit meinen Fingern durch sein Haar, zog meine Hand jedoch gleich wieder zurück. Was fällt dir denn ein? Du kennst ihn doch gar nicht, dachte ich. Ich spürte die Wärme, die von ihm ausging und genoss jeden Moment. Ich fühlte mich so geboren wie schon lange nicht mehr. Er gab mir ein Gefühl von Sicherheit. „Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung?“, fragte er, etwas verdutzt über meine Handlungen. „Ja es ist nur... ach nichts.“ Doch dieses Mal ließ er nicht locker und fragte weiter nach. Letztlich gab ich auf, seufzte kurz und antwortete: „Ich glaube, ich habe meine Mutter gesehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)