"Kann man das essen...?" von cram-chan (Reno X Rude) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- “Maaaaa~nn, ich hab echt keinen Bock mehr!“, seit Tagen liefen sie jetzt schon durch diese triste grüne Einöde und mittlerweile dämmerte es schon wieder. „Warum müssen immer WIR die Drecksarbeit machen, hä?!“ Der Rothaarige ließ sich auf einem Felsen nieder, von denen es auf dieser Ebene nur so wimmelte. „Soll Rufus doch Tseng schicken! Oder Cissnei, ganz egal.“ Er schnaubte. Sein Gegenüber erwiderte nichts, sondern stand wie gewöhnlich einfach nur unheimlich cool in der Gegend rum. Reno warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Und du gehst mir auch gewaltig auf den Sack! Ärgert dich das nicht?! Wir finden sie sowieso nicht! Die führen uns doch immer an der Nase herum!“ Rudes Mundwinkel zuckten kurz. „Aber falls wir Cloud und Zack schnappen winkt uns eine fette Belohnung.“ Reno stützte sich auf seine Knie und sah seinen Partner schief an. „Die da wäre…?“ Man sah förmlich Rudes Gedanken, als er mit den Augen rollte. //Hört er denn nicht mal zu wenn es um unseren Verdienst geht?// Er seufzte. „Tseng sagte etwas von einem Urlaub auf irgendeiner Insel.“ //Koh Tao, Thailand, etwa 4000 Einwohner, erst kürzlich für den Tourismus erschlossen…// „Da soll es um diese Jahreszeit wohl ziemlich heiß hergehen.“ Er sah zu Reno und erkannte sofort, dass er die gewünschte Wirkung erzielt hatte, denn der Rothaarige blinzelte kurz, den Kopf voller leichtbekleideter Inselschönheiten, und sprang dann auf die Füße. „Worauf warten wir noch?! Trödel nicht rum! Wir müssen die entkommenen Flüchtlinge zurückholen!“, jetzt hochmotiviert marschierte er weiter über die Ebene, der Glatzköpfige folgte mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Nach ein oder zwei weiteren Stunden Fußweg war die Motivation schon wieder gesunken, aber nicht völlig verschwunden. „Wer ist denn bitte so blöd und latscht bei den heutigen Möglichkeiten tagelang durch die Walachei?? Konnten die keinen Zug nehmen, oder so? Warum fliegen wir noch gleich nicht?“, zerknirscht warf Reno Rude einen fragenden Blick zu. „…wird repariert.“, antwortete dieser nur. „Hmpf…“ Der Rothaarige knurrte und richtete seinen Blick wieder nach vorn. „Lass uns da rasten, es ist schon spät.“ Er zeigte auf eine von Felsen geschützte Erdmulde, die einen Durchmesser von ungefähr zwei bis drei Metern hatte. Wenig später saßen sie beide an einem kleinen Feuer. Reno starrte gedankenversunken in die Flammen, während sein Partner versuchte aus ihrem Proviant ein einigermaßen nährvolles Abendessen zu bereiten. Die Flammen leckten gierig an den dünnen Zweigen und züngelten heiß an der Luft, sodass diese in der Umgebung flimmerte. Ihr kleines Lager war erfüllt von dem flackernden rot-goldenen Schein, der die Schatten der Turks an die Steine hinter ihnen warfen. Feuer faszinierte den Langhaarigen schon immer. Es ist so unbezwingbar und gefährlich, kann aber gleichzeitig so viel Wärme und Trost spenden... Die Flammen ließen ihn zur Ruhe kommen und seine Gedanken abschweifen. //Eine Insel versprechen sie uns dieses Mal also… wirklich verlockend… da gibt’s bestimmt viele hübsche Mädels! …wir müssen Zack und Cloud unbedingt finden! Ich will - nein - ich BRAUCHE diese Insel! Immer nur mit diesem Typen durch die Pampa zu latschen ist nicht gerade… erfüllend.// Reno drehte den Kopf leicht in Rudes Richtung, welcher immer noch mit dem Rücken zu ihm saß und mit dem Essen herumwerkelte. //…Hat er denn überhaupt keine körperlichen Bedürfnisse?! Kann doch nicht sein, dass diese Chelsea ihn so verändert hat! …oder? Ich wusste doch schon immer, dass die Liebe nicht gut ist. …aber alles drum herum… Man wird doch wohl Spaß haben dürfen!// Er grinste leicht bei dem Gedanken an vergangene Liebschaften. Alle hatte er irgendwie rumgekriegt, egal ob Mann oder Frau, nur bei Rude hatte er bisher noch nicht einmal darüber nachgedacht… //Warum eigentlich nicht? Er sieht doch ganz gut aus, ist durchtrainiert… Und mich würde echt mal interessieren ob an dem Gerücht über Schwarze wirklich was dran ist…// Nachdenklich starrte er den anderen weiterhin an und bemerkte gar nicht, dass dieser seinen Blick schon eine Weile erwiderte und mit ihm sprach. „Hallo? Jemand zuhause?“ „Äh…?“ Der Rothaarige schüttelte den Kopf um die Gedanken zu verjagen. „Sorry, was hast du gesagt?“ „Bohnen? Dörrfleisch? Stockbrötchen?“ „Uuuhm…“ Die Gedanken ließen sich nicht gut aus seinem Kopf vertreiben. Es war jetzt echt schon lange her… und selbst Hand anlegen war für ihn unter seiner Würde. Aber Rude…? Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen ihn zu verführen, nicht mal ihn anzumachen. Wieso? Das Problem hatte er doch nun wirklich noch nie gehabt! Bei niemandem! „Renooo! Mein Gott, geh schlafen!“, die tiefe Stimme klang gereizt. Erneut schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Sorry, vielleicht hast du Recht. Gib mir einfach irgendwas, mir egal.“ Sie aßen schweigend und eine angespannte Stimmung hing in der Luft. Rude schien das nicht zu stören, vielleicht bemerkte er es auch überhaupt nicht, aber Reno war verunsichert. //Ich hau‘ mich am besten wirklich aufs Ohr, dann verschwinden diese komischen Gedanken bestimmt wieder.// Wenn er aufwachte wäre er bestimmt wieder der Alte. Mit dem Vorsatz schluckte er den letzten Bissen seines Brötchens und drehte sich auf die Seite, mit dem Rücken zum Feuer und zu seinem Partner, dem das merkwürdige Verhalten des Jüngeren durchaus aufgefallen war. Ohne ihn zur Ablöse zu wecken hielt er die gesamte Nacht alleine Wache. „Morgen!“ Reno öffnete seine smaragdgrünen Augen und blickte direkt in die selbigen, die sich in Rudes Sonnenbrille unmittelbar vor seinem Gesicht spiegelten. „OH MEIN GOTT!!!!“ Erschrocken fuhr er hoch, krabbelte einen halben Meter zurück und griff sich an die Brust. „WILLST DU MICH UMBRINGEN?!?“ Der Dunkelhäutige grinste, was das Herz des Rothaarigen aus irgendeinem Grund kurz aussetzen ließ. Dass Rude lächelte war schon ein äußerst seltener Anblick, aber dass er grinste war wie ein zusätzliches Weltwunder. „Ich versuche dich schon seit einer halben Stunde wachzukriegen. Irgendetwas musste ich tun. Hier, iss das und beeil dich ein bisschen! “ Mit diesen Worten warf er dem perplexen Reno eines der Brötchen vom Vortag zu und fing an ihre Sachen zusammen zu räumen. Schläfrig knabberte der Jüngere an dem harten Brötchen herum und fragte sich schlecht gelaunt seit wann der Glatzkopf glaubte hier einen auf Big Boss machen zu können. „Was ist denn heute los mit dir?“, fragte Reno seinen Partner voller Skepsis, nachdem dieser ihn noch während des Frühstücks weiter scheuchte. „Tseng hat angerufen. Anscheinend sind uns ein paar Shin-Ra-Gegner auf den Fersen.“ „Was!? Warum machen wir die nicht platt?!“ Aufgebracht blieb er stehen. „NEIN! Unser Auftrag ist es die Flüchtlinge einzufangen, nicht Zivilisten „platt zu machen“!“ Der Nachdruck mit dem Rude dies sagte ließ den Rothaarigen skeptisch eine Augenbraue in die Höhe ziehen. „…Wer ist das?“ „NIEMAND!“ Grob packte der Dunkelhäutige seinen schmächtigen Kollegen am Oberarm und zerrte ihn vorwärts, doch dieser riss sich los. Reno hasste es, wenn man ihn für dumm verkaufte. „Es ist Avalanche, richtig? Und deine Chelsea ist auch dabei, hab‘ ich Recht?!“ Rude antwortete nicht sofort. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, seine Fäuste waren geballt. Scheinbar hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Dann nahm der Ältere seine Sonnenbrille ab, hob den Kopf und sah ihn direkt an. In seinen blaugrauen Augen spiegelten sich Jahre der Einsamkeit und Trauer wieder. „Ich wollte das hinter mir lassen. Ich wollte mit ihr abschließen. Wenn ich sie jetzt wiedersehe…“, sein Blick sank wieder gen Erde und seine Stimme wurde leiser. „…damit komme ich noch nicht klar.“ Damit hatte Reno nicht gerechnet. Erst das Grinsen am Morgen und jetzt redete der sonst so eiskalte und knallharte Rude über seine Gefühle. Er musste schlucken, war verunsichert was er jetzt tun sollte. „Ach, Mann! Komm schon!“ Unbeholfen ging er auf den Schwarzen zu und wollte ihm einen Arm um die Schultern legen. „Fass mich ja nicht an.“, knurrte dieser als er das aus dem Augenwinkel bemerkte. „Ich mach’ doch gar nichts! Was denkst du von mir?“ Abwehrend hob der Rothaarige die Hände und grinste verlegen. Irgendwie versetzten ihm die Worte einen Stich. „Dann geh‘ ich jetzt eben schneller.“ Rude nickte, setzte seine Sonnenbrille wieder auf und sie setzten ihren Weg fort. Etwas zügiger diesmal. Jetzt war er es, der in Gedanken verloren schien. Er war zwar immer schweigsam aber die Stille, die jetzt von ihm ausging war bedrückend und Reno sorgte sich ein wenig. //Er liebt sie also immer noch. Nach so vielen Jahren…// Erneut ein Stich in der Brustgegend. //Was, wenn sie uns einholen?// So liefen sie schweigend mal nebeneinander, die meiste Zeit aber hintereinander, der Schwarze etwas weiter voraus. Irgendwann begann Reno sich zu langweilen und im Gehen seinen Aluminium-Schlagstock durch die Gegend zu schwingen, als Rude plötzlich stehenblieb. „Da ist eine Stadt.“ Der Rothaarige folgte seinem Blick und tatsächlich: Endlich ein Zeichen von Zivilisation. Sofort hellte sich seine Mine auf. „Woooow! Lass uns was futtern geh‘n, ich komm um vor Hunger!“ Ohne eine Antwort abzuwarten lief er los. Rude seufzte erschöpft, folgte aber seinem Partner, der sich mittlerweile zu einer kleinen schäbigen Pension durchgefragt hatte. Die ganze Stadt war nicht besonders schön, sauber oder sonst irgendwie einladend, aber immerhin war es eine Stadt. Sie bekamen das letzte freie Zimmer. Es hatte ein extragroßes Doppelbett und war eigentlich für Frischvermählte gedacht, aber in der Not frisst der Teufel bekanntlich fliegen. Die beiden Turks betraten das Zimmer im zweiten Stock und ihre Blicke fielen sofort auf eine in einem Eiskübel gekühlte Sektflasche auf dem Tisch direkt in der Mitte des Raumes. Links davon befand sich eine kleine Couch und die Tür zum Badezimmer, rechts das übergroße Kingsize-Himmelbett, das mit Rosenblättern dekoriert war. Reno schluckte. Rude schmiss ihre Tasche auf die Couch und grummelte: „darauf hätten die ruhig verzichten können….“ Nachdem dieser Schock überwunden war wuschen sich die beiden, zogen sich um und gingen hinunter in die Hotelbar, wo sie zu Abend aßen und sich für ihren Auftrag umhörten. Scheinbar waren erst vor ein paar Tagen zwei junge Männer hier gewesen, von denen der eine ziemlich androgyn gewirkt haben soll. Auch die restliche Beschreibung passte auf Zack und Cloud. „Wir sind also auf dem richtigen Weg.“, Reno spielte mit einer brennenden Kerze herum, drückte das Wachs nahe der Flamme ein und ließ sich vom flüssigen die Finger benetzen. Dann hob er den Blick und sah Rude an. „Alles okay mit dir?“ „Hm?“ Der Dunkelhäutige erwachte aus seiner Trance. „Ja, hab nur nachgedacht. …hast du Lust auf einen Drink?“ Grinsend zuckte der Rotschopf mit den Schultern. „Da sag ich nicht ‚nein‘.“ Sie tauschten ihren Tisch mit der Theke, wo sich beide einen Gin Tonic mixen ließen. Es wurde später und immer mehr Alkohol floss in ihre Kehlen. Allerdings vertrug Rude wesentlich mehr als sein jüngerer Kollege. Eindruck auf die weiblichen Bargäste machten sie aber scheinbar beide, denn schon bald waren sie umzingelt von einigen Frauen verschiedener Altersklassen. Reno flirtete was das Zeug hielt, Rude hielt sich eher zurück hatte aber trotzdem eine besonders interessierte Verehrerin. Er schien sie sympathisch zu finden, denn ab und an konnte Reno sogar sehen, dass er sie anlächelte und er mochte das nicht. Umso lauter lachte und witzelte er mit den drei Frauen, die sich zu ihm gesellt hatten. Dann hörte er, wie die Fremde seinen Partner fragte: „Hast du Lust mit zu mir zu kommen?“ Dem Rothaarigen wurde schlecht. Die Antwort wollte er nicht hören. „Kommt, Mädels! Lasst uns die Gegend unsicher machen!“ Ohne sich noch einmal zu dem Dunkelhäutigen umzuwenden verließ er die Bar gefolgt von seinen Fans. Ein Weilchen danach: Reno war gefrustet und wollte mehr trinken. Also ging er wieder in die Bar zurück. Alleine. Aber nicht lange. Denn Rude saß noch immer da, wo er ihn zurückgelassen hatte. „Was machst du denn hier? Ich dachte du wärst mit diesem heißen Feger abgehauen?“ Er überspielte den Schmerz diese Befürchtung laut auszusprechen mit einem Grinsen, als er seinem Partner den Ellbogen in die Seite stieß. „Nein, so was mache ich nicht. Das solltest du mittlerweile wissen. Ich bin nicht wie du.“ Der Rothaarige hoffte inständig der Andere hatte den Stein der ihm vom Herzen fiel nicht bemerkt. „Willst du mir etwa irgendwas unterstellen?“ „Erzähl mir nicht du hättest dir diese Chance entgehen lassen. Das kaufe ich dir nicht ab.“ Reno nahm sein Getränk und sah nachdenklich hinein bevor er antwortete. „Tja, kannst du aber.“ „Was, echt?!“ Vor Überraschung kippte Rude fast vom Hocker. „Moment. War das … Absicht, oder ging‘s nicht?“ //Argh!! Warum fragt er so was?!// Die Gesichtsfarbe des Angesprochenen passte sich seiner Haarfarbe etwas an. Er hob sein Glas und kippte das Hochprozentige darin in einem Zug hinunter. Er hatte es gewollt, wirklich. Drei wäre zwar nicht sein neuer Rekord geworden, aber er hatte gehofft so die merkwürdigen Gedanken, die er in letzter Zeit immer häufiger hatte zu verdrängen. Aber es ging nicht. Als wäre da irgendeine Blockade… Rude grinste(!) mitfühlend und klopfte dem anderen auf die Schulter, der daraufhin frustriert die Hand zu dem Barkeeper hob. „Nochmal das Gleiche. Aber doppelt bitte.“ //Oh, Mann! Der Junge kennt echt seine Grenzen nicht...// Besorgt warf Rude einen Blick zu seinem Partner, der auf seinem Hocker leicht schwankte. Seufzend stand er auf und zog Reno vorsichtig auf die Füße. „Ey, wassollas? Ichabno Durscht!“ „Oben bekommst du eine ganze Flasche!“ Der Rothaarige sah den anderen erfreut an und gluckste: „…wirglich??“ „Ja, doch!“ //Eine Wasserflasche.// „Gool! Weißu, du bisd echdn guda Gumbl, Ruuude. Ich binsofroh, dass dumein Pardnä bis…“ „Jaja“, sagte der Schwarze immer wieder genervt während er den ununterbrochen Quatschenden die Treppen zu ihrem Zimmer hochschleifte. Warum hatte diese Absteige keinen verdammten Aufzug?! Reno wurde oft ziemlich sentimental wenn er zu viel trank, manchmal aber auch aggressiv. Rude dagegen bekam einen ‚Laberkick‘, aber so viel hatte er mit Absicht nicht getrunken. Das hätte gefährlich werden können… „Ruuuuuuude, Rude, Rude, Rude! Son dolla Gerl! Gansinechd! Ich habdich wirglich gern, glaubich…“ Mit einem Mal wandte Reno dem Dunkelhäutigen das Gesicht zu, so nah, dass dieser seine Fahne schon fast schmecken konnte und riss ihm die Sonnenbrille weg. Mit großen Augen starrte er ihm neugierig in die selbigen. „Lächlma! Ichwill daddma außanähe sehn!“ Rude fing sich schnell von dem Schreck und schüttelte gereizt den Kopf. „Halt die Klappe, du nervst!“ Vor dem Zimmer angekommen war Rude vollkommen erledigt. Der schmächtige Rotschopf wog mehr als man ihm ansah. Vielleicht lag es aber auch an den mindestens 10 Litern Alkohol, die sich in seiner Blase sammeln mussten. „…ichmuspissn…“ Natürlich. Der Dunkelhäutige öffnete die Zimmertür und sein Partner wankte ins Bad. Man hörte diesen lachen, als er sich mit der erbeuteten Sonnenbrille im Spiegel betrachtete. Rude war am Ende mit seinen Kräften nach den letzten Tagen und vor allem diesem Abend und ließ sich rücklings auf das Doppelbett sinken. Er schloss die Augen und hoffte inständig, dass sein Partner noch in der Lage war vernünftig zu zielen. Im nächsten Moment wurde das Polster rechts und links von ihm heruntergedrückt und als er die Augen öffnete sah er einen geröteten Reno mit aufgerissenem Hemd und offener Hose über sich. Völlig überrumpelt konnte er nur daliegen, als dieser sich zu ihm hinunter beugte um ihn zu küssen. Doch bevor sich ihre Lippen berührten brachte die Alkoholfahne des Rothaarigen Rude zur Besinnung. Er packte den Anderen an den Schultern, rollte ihn herum und drückte ihn auf die Matratze. Ihm schien das zu gefallen, denn er grinste verrucht und sagte leise: „Ach, dumagses lieber so? Is mir nur Rechd…“ Als der Schwarze dann noch begriff was er da hartes an seinem Oberschenkel spürte sprang er keuchend auf. „Stopp! Hör auf damit! Du hast eindeutig zu viel intus!“ Er erwartete eine Erwiderung, vernahm aber lediglich lautes Schnarchen. Reno war einfach weggepennt. Nun musste Rude doch schmunzeln. Er begann den Schlafenden bis auf die Boxershorts auszuziehen und ihn ins Bett zu legen ohne dass dieser irgendetwas davon mitbekam. Er schlief wie ein Stein. Während er Reno zudeckte betrachtete er nachdenklich dessen Gesicht. Ob ihm vielleicht durch sein jähes Abwehren etwas entgangen war? Er verdrängte den Gedanken jedoch sofort wieder und beschloss auf der Couch zu schlafen. Von dort warf er noch einen letzten Blick zu dem Rothaarigen, der alle Viere von sich gestreckt und den Mund wegen des Schnarchens weit geöffnet hatte, bevor er sich umdrehte und bald darauf selbst im Land der Träume versank. Mitten in der Nacht wachte Reno auf. Was zur Hölle war das für ein Traum gewesen?! Er blickte neben sich und stellte erleichtert fest, dass Rude nicht mit ihm im Bett lag und als er die Decke anhob sah er, seine Boxershorts da wo sie hingehörten. Auch wenn er sich nicht daran erinnerte wie er hier her gekommen war, atmete er erleichtert auf, denn irgendwelche Schmerzen untenrum konnte er auch nicht fühlen. Also wirklich nur ein Traum! Aber wo war Rude? Aus dem Bad war nichts zu hören. Leise kroch der Rothaarige aus dem Bett und tappte im Dunkeln durch den Raum. Sein Partner schlief ruhig auf der Couch. Der halbnackte Turk mit noch einigem Restalkohol im Blut beobachtete den Schlafenden und verspürte ein angenehm warmes Kribbeln in der Magengegend. //Was ist nur los mit mir?// Er schob diese eigenartigen Gefühle auf den Alkohol, aber als er Rude so vor sich liegen sah, mit seinem freien Oberkörper an dem jeder Muskel wie aus braunem Marmor gemeißelt schien, friedlich schlafend wie ein wehrloses Kind kehrten seine Gedanken zu dem Traum zurück. //Verdammt!//, dachte er und huschte ins Bad wo er kalt duschte. „Hey, steh auf! Wir müssen weiter!“ Die Stimme riss Reno unbarmherzig aus der warmen Geborgenheit des Schlafes. Er öffnete die Augen uns grelle Sonnenstrahlen durchbohrten sein Hirn wie glühende Nägel. Ein gequältes Stöhnen entfuhr ihm als er sich die Decke über den Kopf zog. „Ich will nich‘!“, jammerte er. „Können wir nicht noch etwas bleiben?“ „Nein. Aalanche wird wahrscheinlich noch heute die Stadt erreichen. Wir waren schon viel zu lange hier.“ „mmmmh….“, Reno grummelte, riss sich aber zusammen und stieg aus dem Bett. Jede kleine Erschütterung ließ sein Hirn im Schädel beinahe explodieren. …das kam ihm jedenfalls so vor. Aber wenn er sich vorstellte, dass diese Chelsea hier bald auftauchte wurde ihm noch schlechter als ihm sowieso schon war. „Hier!“ Rude warf ihm eine Flasche Wasser zu und deutete auf den Tisch, auf dem noch immer der Sektkübel stand. Jetzt war ein Tablett mit Brötchen, Ei, Aufschnitt und Pfannkuchen dazugekommen. Und dazu ein kleines Glas Ginger Ale. „Ich hab dir was vom Buffet mit raufgebracht. Beeil dich!“ Reno nickte, leerte mit zwei Zügen die Wasserflasche und schlug sich dann den Bauch voll. Das Glas Ale, sein Lieblingsgetränk, ließ er sich für den Schluss. Und schon ging es ihm um einiges besser. Die Turks packten ihre wenigen Sachen zusammen, checkten aus und kauften noch ein wenig Proviant in der Stadt, bevor sie selbiger den Rücken kehrten. Sie gingen nach Osten, denn laut einer Wurstfachverkäuferin haben Cloud und Zack ebenfalls diesen Weg eingeschlagen. „Hat Tseng mal was wegen dem Heli gesagt? Damit könnten wir uns den ganzen Stress sparen….“ Rude schüttelte den Kopf. „Sie warten noch auf Ersatzteile.“ Die Landschaft die die beiden nun durchqueren mussten war steiniges Ödland. Je weiter sie kamen, desto felsiger wurde es und desto häufiger mussten sie klettern. Die ganze Anstrengung war umso frustrierender, weil sie nie wissen konnten, ob die Flüchtlinge vielleicht einfach irgendwo ihre Richtung geändert hatten. Aber einfach auf Kurs zu bleiben erschien ihnen als einzig sinnvolle Möglichkeit. Am dritten Tag nach ihrer Abreise kletterten sie gerade eine steile Geröllwand hinauf als Rudes Handy klingelte. Er nahm ab. „Ja?“ Aus seiner ernsten Mine wurde bald eine siegessichere. „Kasse! Wir verfolgen die Zielobjekte weiter Richtung Osten. …was?? …Tseng? …Hallo?! …“ Eine Weile starrte der Dunkelhäutige stumm auf das Telefon in seiner Hand. Dann klappte er es zu und begegnete Renos fragendem Blick. „Wir haben den Kontakt verloren. Ist anscheinend ein Funkloch hier.“ „Oh. Und worüber hast du dich dann so gefreut?“ Rudes Mine hellte sich etwas auf. „Avalanche ist von der Stadt aus Richtung Westen weitergezogen.“ „Was? Wieso? Ich meine… das ist gut, aber… wieso?“ Der Schwarze steckte sein Handy weg, nahm Reno die Tasche ab und Schulterte sie. Jetzt war er mit Tragen an der Reihe. „Ich habe vorsorglich eine falsche Fährte gelegt.“ Der Rotschopf blinzelte ungläubig. „Wow, auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen.“ „Ich weiß.“ „Lass den Zynismus.“ „Ooooh, der Herr kennt ein Fremdwort.“ „Ooooh, der Herr macht jetzt sogar schon Witze.“ Dieses Funkloch war ziemlich unvorteilhaft. Wenn die Turks jetzt irgendwelchen Anti- ShinRa- Anhängern in die Arme liefen würden sie das erst bemerken, wenn es schon zu spät sein würde. Aus diesem Grund – und wegen dem mühsamen vorankommen – wollten sie das menschenleere Ödland möglichst schnell hinter sich lassen. Sie waren müde und erschöpft, wollten aber wenn möglich erst rasten, wenn sie wieder Verbindung zur Außenwelt haben würden. Immer wieder überprüften sie ihre Handys auf Empfang, jedoch ohne Erfolg. Zu allem Überfluss merkte man an dem Wetter jetzt deutlich an, dass der Winter näher rückte, denn eisige Winde wehten den Turks um die Nasen. „Warum ruft Tseng eigentlich immer nur dich an? Hat der irgendein Problem mit mir?!“ Entnervt kraxelte Rude hinter dem Meckernden her, doch der wenige Schlaf der letzten Nächte und die Anstrengungen der darauf folgenden Tage setzten ihm mittlerweile stark zu. (Meistens übernahm er noch einen Großteil von Renos Nachtwache ohne diesem etwas davon zu sagen. Er weckte ihn einfach erst ein paar Stunden nach der ausgemachten Zeit.) Manchmal wurde ihm für Sekundenbruchteile schwarz vor Augen und er stolperte nahezu blind vorwärts. Renos in der tristen grauen Umgebung noch mehr hervorstechendes rotes Haar mit dem leicht hin und her baumelnden Zopf leitete ihn. Dem Besitzer des wegweisenden Haars erging es nicht anders, deshalb redete er ununterbrochen um die einschläfernde Stille zu vertreiben. Doch auch das wurde irgendwann zu anstrengend. Noch stärker als die Erschöpfung setzte Reno die mittlerweile klirrende Kälte zu. Mit klappernden Zähnen stolperte er immer weiter, die Arme um den Oberkörper geschlungen als wollte er das letzte bisschen seiner Körperwärme festhalten. Darauf völlig konzentriert bemerkte er gar nicht, dass er geradewegs auf einen mit scharfkantigen Klippen bestückten Steilabhang zumarschierte, bis Rudes Stimme die ewige Stille, die nur vom Pfeifen des Winds begleitet wurde zerriss. „RENO!!!“ Der Angesprochene wirbelte erschrocken herum und verlor im selben Augenblick das Gleichgewicht. In Panik riss er die Augen auf und ruderte wild mit den Armen. Er griff in die Luft und bekam Rudes Arm zu fassen, als dieser ihn packte und zurückriss. Der Rothaarige fiel unsanft auf die Knie und sein ersticktes Keuchen wurde begleitet von einem widerlichen Knacken hinter ihm, gefolgt von einem unterdrückten Schmerzenslaut. „Verdammte Scheiße!!!“, entfuhr es Rude, der sich mit schmerz-verzerrtem Gesicht auf dem Boden hin und her wälzte. „…was ist los?!“ Sofort hatte Reno sich aufgerappelt und war zu dem am Bodenliegenden hinüber gelaufen. Jetzt hockte er vor ihm und wusste nicht was er tun sollte. Er fühlte sich hilflos. Das laute Knacken hatte sich alles andere als gut angehört. „Was ist los? Ist was mit deinem Bein? Was soll ich tun? Fuck, was soll ich machen?!“ Rude sah trotz seiner dunklen Haut blass aus und Schweißperlen bedeckten seine Stirn. „Ich glaube…“, er presste die Worte angestrengt zwischen den Zähnen hindurch. „Ich glaube es ist gebrochen.“ Der Rothaarige wurde blass und sein Magen verkrampfte. Mit Verletzungen war er noch nie zurechtgekommen. Zum Glück konnte er nirgendwo Blut entdecken (abgesehen von ein paar kleineren Schrammen), sonst müsste er sich abwenden um nicht das Bewusstsein zu verlieren. Rude tastete konzentriert sein Schienbein ab und zuckte vor Schmerz zusammen als er die Stelle erreichte. Trotzdem fühlte er weiter und Reno beobachtete ihn nervös. Dann ließ sich der Dunkelhäutige erschöpft auf den steinigen Boden zurücksinken. Er schloss die Augen und atmete schwer. „Reno… du musst etwas für mich tun…“ „Was? Sag’s mir!“ „Du musst… die Fraktur… den Bruch begradigen.“ Reno schluckte. Ihm schwante Übles. „…wie?“ „Hier.“ Rude stemmte sich wieder ein Stück hoch, nahm die Hand des anderen und führte sie an den Bruch. „Spürst du das? …das muss… grade sein.“ „Was?!?“ Erschrocken zuckte der Rotschopf zurück. „D-das kann ich nicht!!“ „Reno!“ Wieder nahm der verletzte Turk seine Hand und sah ihn ernst an. „Tut mir Leid… Du musst das tun.“ Der Schweiß rann über sein Gesicht. Die Sonnenbrille hatte er abgenommen und seine Augen waren vor Schmerz mit einem trüben Schleier bedeckt. Reno presste die Kiefer zusammen und nickte schließlich. Zögerlich kroch er näher an das verletzte Schienbein und legte seine Hände leicht darüber. Dann schluckte er und suchte verunsichert Rudes Blick. Jetzt trat auch dem Rothaarigen kalter Schweiß auf die Stirn. Schnell wischte er ihn mit dem Ärmel weg, bevor er ihm in die Augen laufen konnte. Rude nickte gefasst, legte den Kopf zurück und blickte gen Himmel. Die hervortretenden Kieferknochen verrieten, dass er die Zähne zusammenpresste. Wieder schluckte Reno schwer und lenkte seinen Blick angestrengt zurück auf die Verletzung. Vorsichtig tastete er sie ab um die richtige Stelle zu finden. Er hatte sie. „JETZT MACH SCHON!!!!“ Rudes vor Anspannung gebrülltem Befehl folgte ein Schmerzensschrei, als sein Partner den verletzten Knochen zusammendrückte. Er hielt das Bein weiter fest, zog gleichzeitig sein Jackett aus und wickelte es mit zwei naheliegenden dünnen Ästen als Schiene um den Unterschenkel. Einige Zeit später saß Reno nachdenklich an einem kleinen Feuer. Rude lag mit den Decken aus ihrem Rucksack zugedeckt daneben. Direkt nach der provisorischen Behandlung hatte er das Bewusstsein verloren und war seitdem noch nicht wieder zu sich gekommen. Der sonst so draufgängerische rothaarige Turk machte sich Sorgen. Zum mittlerweile vierhundertsten Mal sah er zu dem Schlafenden hinüber, dessen Gesicht unter der dunklen Haut zu glühen schien. Er legte eine Hand auf die heiße feuchte Stirn und seufzte leise. Rude hatte hohes Fieber. Reno tränkte einen Fetzen Stoff, der vor ein paar Stunden noch zu dem Hosenbein des anderen gehörte, mit Wasser aus ihrer Flasche und legte ihm diesen auf die Stirn. Sie brauchten unbedingt Hilfe! Aber wie sollten sie bei Rudes Zustand aus dem Funkloch kommen? Ihn alleine lassen um Hilfe zu suchen brachte er auch nicht über sich und alles in näherer Umgebung war Reno bereits mit dem Handy abgelaufen, aber hier gab es nirgendwo ein Netz. Er drehte den nassen Lappen und betupfte sanft die glühende Stirn des Verletzten. Der Rothaarige fühlte sich nutzlos. Was konnte er tun um Rude zu helfen? Er wusste es nicht und dafür hasste sich selbst. Er legte den mittlerweile warmen Lappen weg und hob den Kopf des Kranken vorsichtig ein Stück an, setzte ihm die Wasserflasche an die Lippen und ließ ihm etwas Flüssigkeit in den Mund laufen. Anschließend stöhnte dieser leise und leckte dich über die Lippen. „….danke.“ Reno nickte, lächelte schwach. Er sorgte sich um seinen Partner. Nein. Er hatte wirklich Angst um ihn. War dieses Gefühl so unglaublich stark, weil er nicht alleine sein wollte in dieser kargen Einöde? Weil er Angst hatte vor der Einsamkeit? Einen kurzen Augenblick sah er sich vor seinem inneren Auge, wie er alleine über Felsen und Abhänge kletterte, weil Rude nicht mehr… da war. Schnell schüttelte er den Kopf um diesen grausamen Gedanken zu verscheuchen. Seine Augen waren unbemerkt feucht geworden, die Vorstellung ließ sich nicht abschütteln. Eine einsame stille Träne rollte die Wange des Rothaarigen herab. „…weinst du?“ Schockiert starrte der Rotschopf den Verletzten an, bemerkte erst jetzt, dass seine Wange feucht war und wandte sich schnell von ihm ab. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Hemds über das Gesicht. „Nein! Natürlich nicht! Warum sollte ich weinen! Tz! Ich hab noch nie geweint! Ich weiß gar nicht, wie das geht! ...“ „Reno…“ Er hörte, wie sich Rude mühsam ein Stück hochstemmte, spürte eine heiße Hand an seiner Schulter, die dann zu seiner Wange wanderte und seinen Kopf sanft zu dem Anderen drehte, der ihn fiebrig ansah. „Du… machst die Sorgen um mich.“ Reno schluckte, schloss die Augen und atmete schwer. Dann riss er sie wieder auf und seine Wimpern glänzten vor Salzwasser. „Natürlich mach‘ ich mir Sorgen! Wenn es nicht besser wird…! Wenn es schlimmer wird…!“ Mehr brachte er nicht heraus. Diese Ängste laut auszusprechen ließen sie nur realer werden. „Reno…“, trotz Fieber schaffte Rude es ihn ernst anzusehen und sein Blick zeigte all seine Stärke und Willenskraft. „Es WIRD besser werden! In ein oder zwei Tagen… Aber hör auf zu weinen… wegen mir. Das ertrage ich nicht…“ Reno verarbeitete die Worte und blinzelte. Dann merkte er, wie sein Gesicht warm wurde und dann wandte er sich ab und ärgerte sich darüber, dass er sich verhielt wie ein albernes kleines Schulmädchen. Er sprang auf die Füße und klopfte sich energisch Staub von der Hose. „Ich hole uns was zu essen!“ Er wusste nicht, ob Rude ihn gehört hatte oder ob er schon wieder eingeschlafen war, aber was er wusste war, dass die beiden endlich mal wieder etwas mehr essen mussten als in den letzten paar Tagen und da ihr Proviant offenbar noch eine Weile reichen musste war es seine Pflicht sich um eine andere Nahrungsquelle zu bemühen. Aber wo? Und womit sollte er jagen? Er sah sich um. Gab es hier überhaupt irgendwas anderes als Insekten oder vielleicht Reptilien? Obwohl… als er herumgewandert war um eventuell aus dem Funkloch herauszufinden hatte er gar nicht weit von hier ein kleines Wäldchen gesehen. Da musste es doch irgendetwas Essbares geben. Reno räumte alles Unnötige aus ihrem Rucksack raus, schulterte ihn, legte Feuerholz nach und warf noch einen letzten Blick zurück zu Rude legte Feuerholz nach bevor er sich dann auf den Weg machte. Holz sollte er auch noch besorgen und wenn möglich Wasser. Sein Handy immer wieder auf Empfang überprüfend – der Akku würde nicht mehr lange durchhalten – stapfte er durch das Geröll in die Richtung in der er den Wald in Erinnerung hatte. Sein Jagdinstinkt war geweckt. Es war zwar ein anderer als sonst aber doch irgendwie ähnlich. Leise pirschte er sich an den ersten Bäumen vorbei und hob immer wieder Holz auf, das er dann in den Rucksack stopfte. Auf einmal hörte er etwas rascheln. Schnell duckte sich Reno im Dickicht. Blöd nur, dass seine knallroten Haare zur Tarnung weniger geeignet waren. Etwas brüllte und plötzlich war die eben noch friedliche Stille erfüllt von einer dramatischen Kampfmusik. Verwirrt sah der Rotschopf sich um, konnte aber die Quelle der Musik nirgendwo ausmachen. Stattdessen erschien vor ihm ein riesiger hässlicher Morbol. Reno klappte vor Schreck der Mund auf. „…oh shit!“ Der Morbol bewegte wellenartig seine vielen tentakelartigen Gliedmaßen und brüllten erneut, wobei seine zahlreichen messerscharfen Zähne im Licht blitzten. Das Vieh verströmte einen widerlichen Geruch nach Verwesung und vergammeltem Obst, wie Ammoniak. Es roch äußerst ungesund und jeder Atemzug brannte in der Lunge. „Scheiße!“ Reno zog sich schnell sein Hemd über die Nase und zog die Fliegerbrille von seiner Stirn auf die Augen. Er hatte bereits mit Morbols trainiert und wusste, dass die von ihnen abgesonderten Gase für den menschlichen Organismus giftig waren. Außerdem blendeten und verwirrten und sie ihre Opfer gerne. Also alles andere als ein leichter Gegner. Zwar hatte der Rothaarige Monster dieser Art schon ein paarmal erledigt, jedoch nie alleine und immer wesentlich besser ausgerüstet. Wieder brüllte das Ungetüm und peitschte mit den Armen. Der Gestank drohte Reno die Sinne zu rauben. Flucht war unmöglich, also blieb ihm nichts anderes übrig als sich dem Morbol zu stellen. Mit seinem Schlagstock lässig auf die Schulter gelegt schritt er auf das Ungetüm zu. „Komm nur her, ich mach dich alle.“, sagte er bedrohlich lächelnd und baute sich breitbeinig vor dem viel größeren Gegner auf. Das Pflanzenmonster schlug mit einem seiner Tentakel nach ihm und er schaffte es gerade noch auszuweichen indem er sich zur Seite in ein Dornengestrüpp warf. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Wange, die einen schmalen Kratzer abbekommen hatte. Er fixierte das Vieh und Wut stieg in ihm auf. „Du willst mich also nicht wieder zurück lassen, damit ich für meinen verletzten Partner sorgen kann? Geh sterben, du Bastard!!“ Während er die letzten Worte brüllte stürmte er auf das grüne hässliche Etwas zu und hieb mit seiner Waffe darauf ein. Der Morbol rülpste (?!) und setzte eine grüne Gaswolke frei. „Scheiße!!“ Reno wich zurück, aber ihm wurde schwarz vor Augen. Wie zu erwarten konnte der dünne Hemdstoff die Giftstoffe nicht aus der Luft filtern. Noch während der Rothaarige angestrengt versuchte sich auf den Beinen zu halten wurde er auf einmal von einem heftigen Schlag von den Füßen gerissen und gegen einen Baum geschleudert. Von der Wucht des Aufpralls blieb ihm kurz die Luft weg und seine Wirbelsäule gab ein unappetitliches Knirschen von sich. Adrenalin schoss in sein Blut und die Wut in ihm brannte jetzt glühend heiß. Reno erreichte ein „Limit“, ein Zustand der ungeahnte Kräfte weckte. Er grinste diabolisch, ließ das Aluminiumrohr klappernd zu Boden fallen, breitete die Arme aus und zahlte dem Morbol den letzten Hieb mit einer Kanonade aus Feuga-Angriffen heim. Das Monster bäumte sich auf, versuchte Reno zu erreichen, doch er stand gerade eben außer Reichweite. Das Ungetüm verbrannte bei lebendigem Leib. Kurz darauf blieb nur ein Haufen Asche zurück, in dem ein Antidot und ein Allheilmittel lagen. Reno nahm die beiden Fläschchen und verwendete das Antidot sofort für sich selbst um seine Vergiftung zu kurieren. Vielleicht konnte das Allheilmittel Rudes Leiden etwas lindern… Ziemlich angeschlagen wanderte der Turk zurück in die Richtung aus der er gekommen war. Mit leeren Händen (abgesehen von dem bisschen Feuerholz) wollte er nicht zurückkehren, aber so tief im Unterholz, dass er auf einen weiteren Morbol treffen könnte wollte er auf gar keinen Fall bleiben. Also lief er noch ein Stück am Waldrand entlang. Ein kurzer Blick auf das Handy. Noch immer kein Empfang. Um den Akku zu schonen schaltete er es immer wieder aus. …hoffentlich war Rude mittlerweile nicht aufgewacht oder von irgendwem oder irgendetwas entdeckt worden. Reno blieb stehen und überlegte vielleicht doch lieber wieder zurück zu gehen, als er ein nasales Knurren vernahm. Alarmiert warf er sich auf den Boden. Was war das schon wieder!? Er spähte zu der Quelle des Geräuschs und sah etwas in einem kleinen braunen… Leinensack? Es stand mit dem Rücken zu ihm und schien mit dem Fuß zwischen ein paar Steinen festzustecken. Knurrend und quiekend versuchte es sich loszureißen, bekam das Bein aber nicht frei. Nach einem weiteren Augenblick befand Reno die Situation für einigermaßen ungefährlich und wagte sich aus seinem Versteck. Er ging um das Wesen herum und als sich beide von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden erschraken sie gleichzeitig fast zu Tode. Der Rotschopf japste und fiel auf den Hintern. Das war ein TOMBERRY!! Was passierte ihm denn bitte noch alles heute?!? Der Tomberry versuchte jetzt noch energischer sich loszureißen, sein Fuß blutete bereits stark. Der Froschartige grüne Kopf des Wesens war dem Turk zugewandt und die großen gelben Augen leuchteten wütend. Der „braune Sack“ war – ihre typische Kleidung - eine Art Mönchsgewand, dass das nur kniehohe Geschöpf umhüllte. In der einen Hand hielt es ein großes Küchenmesser, in der anderen eine kleine Lampe, so wie alle Monster dieser Art. Reno erholte sich nur langsam von dem Schreck. Diese Biester waren zwar klein und langsam, aber wenn sie einem zu nah kamen war man erledigt. Den Rothaarigen beschäftigte eine Frage während er den sich windenden Tomberry beobachtete: War Tomberry-Fleisch essbar? … Einige Zeit später kam Reno zurück in ihr Lager. Rude war bereits wach. „Da bist du ja!“, besorgt registrierte er Renos Zustand, wie er da stand mit seinem drecjigen zerschrammten Gesicht, den zerfetzten Klamotten und dem Haar voller Zweigen und Blättern. Noch dazu schleifte er einen merkwürdigen braunen Sack hinter sich her. „…ist alles in Ordnung?“ Reno grinste. „Ja, alles klar.“ Er ließ den Sack zu Boden plumpsen, wischte sich über die Stirn und legte dann schnell Holz in die nur noch kleine Flamme um sie am Leben zu erhalten. Dann setzte er sich neben Rude. „Wie geht’s dir?“ Der Verletzte trug wieder seine Sonnenbrille, was schon ein gutes Zeichen war. „Besser.“ Er nickte rüber zu dem mysteriösen Sack. „Was ist das?“ Reno grinste erneut und stand auf. „Unser Festmahl:“ Er ließ den toten Tomberry aus dem Sack kullern und tätschelte das große Küchenmesser in seinem Gürtel. Rudes Augenbrauen fuhren in die Höhe. „E-ein Tomberry! Wie hast du…?“ Verdattert blickte er zwischen der grünen Leiche und seinem Partner hin und her. Dann stutzte er. „Die Dinger kann man essen?“ „Klar, man kann alles essen!“ //Ob man’s überlebt ist eine andere Frage…// „Wie hast du denn denn gefangen?“ „Ach, weiß du…“ Reno fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und hob den Blick hoch in den Himmel. „Das war nachdem ich den Morbol erledigt hab‘.“ Dass der Tomberry so gut wie wehrlos und vor Erschöpfung schon fast tot war verschwieg er natürlich. Rudes Gesichtsausdruck schwankte zwischen Unglauben und Ehrfurcht und dem Anderen gefiel das sehr. „Wasser hab‘ ich auch gefunden. Ach, genau! Hier trink das, vielleicht hilft es!“ Er warf Rude das Allheilmittel zu. „…von dem Morbol?“ Sein Blick war argwöhnisch. „Ja. Da war auch ein Antidot, aber das musste ich nehmen.“ Der Dunkelhäutige starrte auf das Fläschchen in seiner Hand und dann zu dem Tomberry. „…ich glaub’s ja nicht…“ Wenig später hing der Tomberry knusprig braun an einem Spieß über dem Feuer. Rudes Fieber war gesunken und ihm ging das ewige Liegen auf die Nerven. Deshalb hatte Reno ihm geholfen sich auf einen nahen Stein zu setzen der gerade so hoch war, dass er das verletzte Bein nicht unnötig belastete. Zaghaft robierten sie von dem unbekannten Fleisch. Es schmeckte gut und schien nahrhaft zu sein. Die Turks waren in vergleichsweise ausgelassener Stimmung. Sie konnten sich endlich mal wieder satt essen und das Feuer spendete ausreichend Wärme. „Und dann hat er dir eine verpasst!!“ „Genau! Blödes Drecksvieh! Und wie der gestunken hat! So einen hattest du noch nie, ich schwör’s dir!“ Sie lachten, schwiegen dann einen Moment. „Du sagst doch niemandem, dass ich…“ Reno räusperte sich. „...heute Mittag. Du weißt schon…“ Rude erinnerte sich an die Tränen seines Partners. „…natürlich nicht.“ Wieder verfielen sie in nachdenkliche Stille. Reno war erleichtert, dass es dem anderen besser ging. So locker wie im Moment hatte er ihn noch nie erlebt. Und was war mit ihm selbst? Hatte er sich auch verändert? „…woran denkst du?“ Seine Gedanken wurden unterbrochen. Eigentlich wollte er antworten: „An gar nichts. Schon gut.“, aber aus irgendeinem Grund war seine Antwort: „…wir haben schon viel zusammen durchgemacht.“ Seine Augen suchten die Rudes. Dieser nickte langsam. „Wir sind auch schon seit drei Jahren ein Team…“ Reno nickte ebenfalls. Stille. Warum wurde ihm auf einmal so heiß? Er betrachtete den Dunkelhäutigen, der nachdenklich in die Flammen starrte. Reno fuhr seine Körperkonturen mit den Augen ab und die Hitze in ihm stieg dabei immer mehr an. „…Rude…“ Der Name entfuhr ihm ohne dass er darüber nachgedacht hatte, er konnte es nicht verhindern. Seine Stimme war leise, aber der Ton unmissverständlich. Der Angesprochene wandte sich ihm zu, einen Moment starrten die beiden einander unverwandt an, während die Hitze ins Unermessliche stieg. Wie auf Kommando näherten sie sich einander. Reno schluckte, dann wurde er von der Hitze übermannt. Er zog Rudes Kopf zu sich und ohne zu zögern erwiderte dieser seinen Kuss, schlang die Arme um den Jüngeren und zog ihn näher zu sich heran. Dann küsste er den Hals des Rothaarigen, wanderte hinunter zum Schlüsselbein und biss stellenweise in die helle weiche Haut. Reno legte den Kopf in den Nacken. Oh Mann, wie sehr er das auf einmal brauchte. Seine Hände in den Stoff von Rudes Hemd krallend zog er ihn noch näher an sich heran. Wie von Sinnen riss dieser nun an dem des Rothaarigen, riss es auf, sodass Knöpfe durch die Gegend flogen, zog ihm den schmutzig weißen Stoff von den Schultern und fuhr mit Händen und Lippen über die Brust. Jetzt war es an Reno dem Dunkelhäutigen das Hemd über den Kopf zu ziehen. Das ging ihm alles nicht schnell genug. Wieder begegneten sich ihre glühenden Blicke und erneut fanden ihre Lippen hart zueinander. Dann mussten sie eine kurze Unterbrechung in Kauf nehmen um zu Rudes Schlafplatz zu wechseln. Dort musste er sich aufgrund seines gebrochenen Schienbeins hinlegen und war nun in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkt. Dafür befreite Reno ihn mit ein paar geübten Handgriffen von Hose und Boxershorts, sank zwischen seinen Beinen auf die Knie und grinste ihm von dort aus kurz verrucht zu, bevor er begann an ihm zu lutschen. Rude legte den Kopf zurück und griff mit beiden Händen in die Haare des Anderen. Er konnte sich diese plötzlich aufgekommene Hitze nicht erklären, doch momentan war denken sowieso nicht vorstellbar. Reno tauchte kurz darauf wieder auf, wischte sich über den Mund und befreite dann auch sich selbst von den lästigen Klamotten. Er wollte keine Zeit mehr verschwenden, also beschloss er sich einfach auf Rude zu setzen. Erst langsam, den Schmerz herunterschluckend, dann immer unbeherrschter ritt er seinen Partner, bis er eine ganze Weile später erschöpft und atemlos neben ihm zu Boden sank. „…was war das denn?“, fragte er den Anderen keuchend, doch er konnte ihm das nicht beantworten. So endeten nun noch zwei weitere Tage, merkwürdigerweise immer mit Sex nach dem Essen, bis dann eines Morgens Tseng und Cissnei auftauchten. Sie fanden Reno und Rude schlafend und eng aneinander gekuschelt, was für ein heilloses Durcheinander sorgte. Wieder zurück bei Shinra wurde Rudes Bruch ordentlich behandelt und heilte recht schnell wieder. Ihre Belohnung - den Inselurlaub auf Koh Tao – verdienten sie sich so logischerweise nicht, wurden aber dafür schallend ausgelacht, als sie Tseng erzählten wovon sie sich in den letzten Tagen ernährt hatten. „Wahahahaaa, ihr Idioten!!! Es weiß doch JEDER, dass Tomberryfleisch eine aphrodisierende Wirkung hat!!!“ Somit war das Bohrende „Warum?“ geklärt und die beiden beschlossen nie wieder ein Wort darüber zu verlieren. ~ Ende ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)