Confrontation with the past von SF-A2-Miki (Wenn die Vergangenheit einen einholt) ================================================================================ Prolog: Rejected ---------------- Pünktlich zu Feierabend schritt Karina die Treppe zur Wohnung hinauf. Nun hatte sie sich eine anständige Portion des herausragenden Essens, gekocht von ihrer Mutter doch redlich verdient. "Ich hab Hunger...", war das Erste, das Hazel zu hören bekam, als sich ihr Töchterchen schlaff die letzten Stufen schier hochschleppte. Entnervt seufzend legte besagte Mutter das Heft voller Sudoku zur Seite und blickte ihre Tochter dementsprechend an. "Wie immer überpünktlich... Die Kunden überschläfst du, aber zu Feierabend bist du immer pünktlich hier oben", tadelte sie heiter darauf los. "Du kannst dir übrigens das Essen von gestern wieder aufwärmen" Unbegeistert war der Blick, den sich die strenge Mutter nun einfing. "Schon wieder... Und mich nennst du faul...", nuschelte Karina, während sie sich bereits der Küchenzeile zuwandte. "Wie bitte? Könntest du das noch einmal wiederholen?", waren die schon fast gezischten Worte, die sie hinter sich vernehmen konnte. "Schon gut..." Ehe diese Sklaventreiberin ihr morgen eine Extraschicht aufbrummte, würde sie es lieber nicht weiter treiben. Wenn sie sich mit ihrer Mutter verglich, war mit jener nicht mehr gut Kirschen essen. Schließlich mit dem Essen fertig, blickte Karina Hazel gar erwartungsvoll an. Wieder legte die Mutter das Sudokuheft nieder. "Was willst du?" Was hatte dieses faule Stück nun schon wieder vor? Auf die barsche Frage hin verengte Karina etwas ihre Augen. Ausnahmsweise versuchte sie sich mal nicht daran zu stören, dass ihre Mutter sie stets durchschaute. "Ich will ein Monster", kam aprupt und ohne jegliches Zögern von der Jüngeren. Hazel, die gerade einen Schluck Wasser nahm, hustete ersteinmal los. "Du willst ein WAS?!" Diese Worte konnte man sicherlich durch das gesamte Dörfchen schallen hören. "Ein Monster" Ihre urplötzlichen, hysterischen Anfälle war die Tochter doch nun schon gewohnt. Sie blickte ihre Mutter ernst und durchdringend an - damit ihr wenigstens einmal bewusst wurde, wie ernst sie es wirklich meinte. "Du könntest doch nicht einmal auf eine Topfpflanze Acht geben, und dann willst du dir auch noch ein Monster zulegen?!" Bei dem Wort 'Monster' wurde ihre Stimme erneut hysterisch hoch. "Du weißt doch nichteinmal was das Wort Verantwortung bedeutet - wenn du es herausgefunden hast, frag mich nochmal!" Damit war für die disziplinierte Mutter das Gespräch beendet. Jegliche Argumente der sturen Karina wurden eiskalt ignoriert. Doch so einfach würde sie sich nicht abwimmeln lassen, ihre Mutter würde schon sehen, was sie davon hat...! Kapitel 1: Return ----------------- Als Karina den Eingang zum Laden durchschritt, spürte sie die stechenden Blicke ihrer Mutter sofort. Die Frage, warum zum Teufel sie sich, wie in letzter Zeit so oft, einfach vor ihrer Schicht drückte, und auch die, wo zum Geier sie geblieben war lagen ihr bereits auf der Zunge, als sie die Augen erschrocken weitete und von dem plattgesessenen Hocker aufsprang, um zu sehen, was Karina da anschleppte. "Was zum...", entfuhr ihr lediglich wie ein Flüstern, während sie das bewusstlose Monster anstarrte, hinter dem Karina zielstrebig die Tür schloss. "Wieso bringst du dieses Monster mit ins Dorf?!", waren die Worte, die sie wiederum deutlich lauter aussprach. Während Karina den Wolf, der sich nicht weiter rührte vor den Kamin hievte antwortete sie: "Er ist verletzt... Ich konnte ihn doch nicht einfach da liegen lassen..." Verständnislose Blicke ihrer Mutter trafen sie. Wie konnte man nur so dumm sein?! Silberwölfe zählten als eine der wildesten und gefährlichsten Monsterarten, die völlig unberechenbar reagieren konnte. Und gerade solch ein Monster befand sich nun in ihrem Laden! "Wir müssen das Monster hier raus schaffen, Karina! Wenn es aufwacht, könnte es uns verletzen!" Doch das sture Mädchen ließ das kalt. Vorsichtig kniete sie sich etwas neben das Monster und streichelte ihm sanft über den Kopf. Misstrauisch näherte sich auch Hazel, welche hingegen die Wunde des Wolfes beäugte. "Sieht nicht sonderlich gut aus...", stellte sie trocken in Gedanken fest. "Wo hast du ihn gefunden?" Immerhin lebten die Silberwölfe tief in den Tälern und sie glaubte kaum, dass sich Karina, allem Wahnsinn zum Trotz, dort hin wagen würde. Auf ihre Frage hin, wanderte Karina's Blick zu ihrer Mutter: "Ich hab ihn im Privera Wald gefunden. Er lag einfach da" Hazel selbst verwunderte dies sehr. Im Wald lebten zumeist nur harmlose Monster, also keinesfalls ein Silberwolf! So fragte sie sich doch, wie das Monster dahin gelangt sein konnte. "Könntest du ihn nicht verarzten? Sicher leidet er sehr...", merkte Karina an und riss ihre Mutter damit aus ihren Gedanken. Jene seufzte darauf bloß. Sie würde es noch bereuen, einzuwilligen, aber auch sie hatte ein Herz und konnte es nicht mitansehen, dass sich der Wolf weiter so quälte. Also stand sie auf und packte Karina am Handgelenk. Sie würde ihre Tochter sicherlich nicht mit einem wilden Tier allein lassen; und auf ihre Frage, wieso sie sie nicht bei dem Wolf ließe hin, antwortete sie nicht. Als der Wolf schlussendlich verarztet war, wollte Hazel trotz allem nicht bei dem Monster bleiben. Selbst wenn sich Karina mit Händen und Füßen dagegen wehrte, hatte sie es doch geschafft sie dazu zu bewegen, oben zu warten, bis der Wolf wach wurde. Immerhin wusste sie nicht, wie er auf Menschen reagieren würde und sie wollte sich und ihr Töchterchen damit nicht gefährden. Nun hieß es also abzuwarten. Während der regen Diskusion, was Karina eigentlich im Privera Wald zu suchen hatte, vergaßen sie den Wolf, der vor dem Kamin wieder zu sich fand. Irritiert ließ der Wolf den Blick wandern, blieb allerdings unwahrscheinlich ruhig. Bis er bemerkte, dass er sich in einem Gebäude befand, verging eine geschlagene Minute. Genauso verwundert, wo er sich eigentlich befand, war er über die Tatsache, dass er einen Verband trug. Vorsichtig stupste er den weißen Stoff mit der Schnauze an und winselte ein wenig, als die darunterliegende Wunde sich mit Schmerzen bemerkbar machte. Vorsichtig erhob er sich und spitzte die Ohren, als er Worte von oben vernahm. "Ich glaube dir nicht, dass du einfach nur da warst, um ein paar frische Äpfel zu holen! Du wolltest dir doch sicher ein Monster zähmen, nicht war?!" "Das stimmt doch überhaupt nicht... Es ist, wie ich es gesagt habe..." Langsam schlich das kluge Tier in Richtung Treppe und erklomm sie ohne jeglichen Laut. Als nur noch wenige Stufen zu nehmen waren, linste er umher und erblickte die beiden Frauen, die am Tisch saßen und weiter miteinander zu streiten schienen. Geduldig wartete der Wolf an Ort und Stelle ab, stellte aber schnell wieder die Ohren auf, als sich Karina von ihrem Platz erhob: "Ich geh jetzt nach dem Wolf se--" Weiter kam sie nicht, denn der Blick der durchdringenden, bernsteinfarbenen Augen besagten Wolfes lag auf ihren. Nichteinmal ein Schreien enfuhr Karina's Kehle und rühren konnte sie sich auch nicht. Wie angewurzelt stand sie da, den beständigen Blick des Wolfs erwiedernd. "Was ist denn los Karina? Du schaust ja drein, als hättest du einen Geist gesehen...", waren die spöttischen Worte ihrer Mutter, bis auch ihr Blick auf das Monster fiel. Reflexartig griff Hazel nach einer leeren Tasse, die auf dem Tisch stand und warf sie nach dem Tier, das ihr flink ausweichte und sie mit angelegten Ohren anblickte; während die Tasse klirrend auf dem Boden zerschellte und sich in Scherben den Weg die Treppe hinab suchte. Aber der Wolf war nicht etwa aggressiv oder in Panik, nein, er war ganz ruhig und gelassen. "Immer noch so leicht zu reizen wie früher, hm?" Man konnte fast glauben, dass sich ein Grinsen auf den Lippen des Wolfes abzeichnete. Während Karina immer noch unter dem Schock ihres Lebens litt, entglitten Hazel die Gesichtszüge. Ein... sprechender Wolf?! Ein sarkastisches Lachen entglitt der Kehle des verwundeten Wildtiers. "Wie bei unserem ersten Treffen... du hast dich kein Stück geändert" Leichfüßig wie zuvor nahm er die letzten Stufen und blickte Hazel gar spöttisch an, als er näher kam. Hazel, die unterdessen begonnen hatte wie Esbenlaub zu zittern, starrte ihn lediglich ungläubig an. Weder konnte sie etwas erwiedern, noch sich rühren, noch klar denken. Nur ein leises, fast unhörbares Geflüster erreichte das Gehör des schlauen Monsters. "Naito..." Kapitel 2: Revelation --------------------- Zufrieden ließ sich das Monster vor der entgeisterten Mutter nieder. Den Blick ließ er kurz zu dem ihm unbekannten Mädchen wandern, dann wieder zu Hazel - schleichend kam die Erkenntnis. Tränen stiegen in ihren Augenwinkeln auf, was den Wolf wehmütig die Ohren senken ließ. Als sie sich ihm allerdings laut schluchzend um den Hals warf und ihn fest umklammerte, jaulte er etwas überrumpelt auf. "Verdammt, ich hätte mit jeder erdenklichen Reaktion gerechnet, damit aber nicht!", lachte er vergnügt auf, erwiederte ihre Umarmung allerdings mit einem sanften Schleck durch's Gesicht. "Sei einfach still, du blöder Köter...", war die raue Antwort, welche der Silberwolf mit einem spielerischen Knurren hinnahm. "Sei bloß still..." Eine ganze Weile weinte Hazel an der Seite des Wolfes aus, welcher sie in aller Ruhe gewähren ließ. Als ihre Tränen bereits versiegt waren, herrschte eine beklemmende Stille, in der niemand sprechen oder auch nur ein Seufzen von sich geben wollte. Das Einzige, das in diesem Augenblick zu hören war, war das gleichmäßige Ticken der Uhr, die was auch passierte nicht an der Geräuschlosigkeit teilnehmen wollte. Die Stille durchbrach dieselbe Person, die sie herbeigeführt hatte, indem sie sich zögerlich vom Wolf löste, als habe sie Angst, er könnte sich urplötzlich wieder in Luft auflösen. "Es tut mir leid... Ich sollte endlich mal gelernt haben, mich zusammenzureißen...", folgte darauf verweint, während sie sich die letzten Tränen aus dem Gesicht wischte. "Ist schon gut, Kleines.", erwiederte das Monster mit einem sanften Lächeln. "Aber den Köter nehm' ich dir übrigens immer noch krumm." Ein schwaches Lächeln schlich sich auf Hazel's Lippen, worauf ein tiefes Ein- und wie Ausatmen folgte. "Du hast dich wohl ebenso wenig wie ich verändert, was?" Die Wärme in diesen Worten waren kaum zu überhören. Karina, die sich zwischenzeitlich noch weiter auf Abstand gegangen war, näherte sich nun wieder ein paar zaghafte Schritte weit, als unter ihren Füßen die Dielen leise knarrte, was alle Anwesenden etwas zusammenzucken ließ. Karina ihrerseits wäre lieber gar nicht erst aufgefallen und das kluge Monster wie auch ihre Mutter hatten die Jüngste schon fast wieder vergessen. Mit aufgestellten Ohren fixierte der Wolf sie, was Karina ganz steif dastehen ließ. "Niedlich... sie erinnert mich wirklich an dich damals.", lachte er nochmals auf. Während er die Jüngere aufmerksam musterte, fragte er weiter: "Das ist sie wohl, hm?" Hazel selbst nickte nur trocken, was dem Silberwolf nicht verborgen blieb. "Groß ist sie geworden... Aber was hab' ich auch erwartet" Nochmals erklang das tiefe Lachen. Zwei schleichende Schritte machte er auf Karina zu, was sie bereits jeden Muskel ihres Körpers anspannen ließ. "Hab keine Angst... Ich tu dir ganz sicher nichts, vertrau mir. Das würde deine Mutter sonst auch gar nicht zulassen.", versicherte er ihr, was allerdings absolut nichts bewirkte. Ruhig hielt er vor Karina's Füßen inne, setzte sich entspannt hin und blickte mit seinen treuen Augen zu ihr auf - einem loyalen Haushund gleich. Seine Rute wedelte ein wenig und leicht hechelnd schien er nur dazu aufzufordern, dass sie ihn doch streicheln würde. Doch auch das brachte ihn keinen Schritt weiter, außer dass sich Karina minimal entspannte. "Naito... Das hat keinen Sinn", pausiert sie ihren Satz. "Immerhin hab' ich ihr beigebracht, dass sie bei einem Monster vorsichtig sein soll - egal wie zutraulich es scheint." Weiter verschränkte sie die Arme und setzte erneut zum Sprechen an: "Abgesehen davon, willst du wirklich, dass sie mit dir wie mit einem Tier umgeht?" Darauf drehte Naito dann doch einmal den Kopf zu ihr: "Du magst ja recht haben, aber sie fürchtet sich furchtbar vor mir. Bei dir hat's damals doch auch funktioniert." Hazel ihrerseits runzelte darauf die Stirn. "Sie ist nunmal nicht ich. Und nun nimm' doch endlich deine menschliche Gestalt an, vielleicht traut sie dir dann mehr." Als aus dem edlen Monster plötzlich ein Mensch wurde, stolperte Karina zurück und konnte sich ein Schreien erstmal nicht verkneifen. Am Boden sitzend starrte sie den Mann mittleren Alters vor sich an. Er... ist ein Halbmonster! Naito seinerseits schien abermals amüsiert, verkniff sich allerdings jeden weiteren Kommentar. "Ich sagte doch, du brauchst keine Angst zu haben.", wiederholte er sich sanft lächelnd, während er ihr eine Hand zum Aufstehen reichte. Zögerlich ergriff das völlig zerzauste Mädchen seine Hand, wich allerdings ein Stück von ihm zurück, als sie wieder einen festen Stand hatte. Wer zum Teufel war dieser Mann nur?! Hilfesuchend blickte sie zu ihrer Mutter, die bereits darüber nachzudenken schien, was sie dazu sagen sollte. "Weißt du, Karina...", brach sie mitten im eigenen Satz ab, um nochmals darüber nachzudenken, ob sie das nun wirklich aussprechen sollte. "... das ist Naito. Er... Er ist dein Vater.", kam ihr unsicher über die Lippen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)