The new World - Utopia adventures von Toa-chan (Ein Leben der Freiheit) ================================================================================ Kapitel 1: Neue Freundin ------------------------ Die Welt hat sich verändert. Das Klima nahm vor zehn Jahren Einzug und zerstörte alles was ihm in den Weg kam. Gewaltige Unwetter, Stürme, Regenfälle setzten das Land unter Wasser. Viele kamen ums Leben, zumeist waren es die Erwachsenen oder die alten Leute aber auch Kleinkinder. Die meisten Überlebenden waren zwölf bis fünfundzwanzig Jahre alt. Sofort wollten die ältesten das Kommando übernehmen, doch die anderen, jüngeren, spielten da nicht mit und trennten sich von ihren Gruppen. Es ist ein Fehler alleine durch die Welt zu laufen. In Tokyo waren die Kernkraftwerke überschwemmt wurden. Die Radioaktivität hatte dafür gesorgt, dass Pflanzen und Tiere sich dramatisch verändert hatten. Sie wurden größer, stärker und zu allen Überfluss um einiges gefährlicher. Außer ein paar eingestürzten Gebäuden und den Tower waren die Häuser unter den Massen zusammengebrochen. Nicht selten fand man noch tote in den Trümmern oder Säuglinge die klagend ihr Leid zum Himmel schrien. Doch die beachtete keiner. Jeder hatte nur eines im Kopf und das war Überleben. Wenn man glaubt man habe nur die mutierten Pflanzen und Tiere am Hals, dann hatte man sich geschnitten. Viele Menschen wurden zu kaltblutigen Killern, die nur darauf warteten jemand Unachtsames auszurauben und deshalb gründeten manche kleine Truppe, die Ziellos durch die Trümmer wanderten, auf der Suche nach etwas zu Essen. Oh, und man möge ja nicht auf die Idee kommen in die Zerstörten Einkaufsläden zu gehen, denn da wurde schon alles ausgeraubt nur um einige Tage später von lausigen Hundeberseker besetzt zu werden. Was Hundeberserker sind? Es sind mutierte Straßenhunde, die in Kontakt mit den Strahlungen gelangt waren und nun die Menschen terrorisierten. Wer würde es ihnen schon übel nehmen? Außer den Konservendosen, war schon so ziemlich alles den Bach hinunter gegangen. Was sollten also die Hunde anderes Essen außer uns? Klar, sie könnten andere Tiere fressen, tun sie auch, aber wenn ich ein Hund wäre würde ich es genauso tun wie sie, schließlich sind die Menschen an diesen Desaster Schuld, oder nicht? Ich wünschte ich wäre einer, denn ein besseres Leben könnte man sich nicht vorstellen. Faulenzen, Fressen, auf die Jagd gehen. Obwohl, dass tun wir eigentlich auch. Wir nutzen die Waffen von den Polizeistationen, die ebenfalls in Trümmern liegen. Die meisten von den Waffen sind alle mit Wasser gefüllt und daher nicht mehr funktionsfähig aber wenn man Glück hatte fand man noch eine, wo einen aber auch schon gleich das nächste Problem erwartete. Wo sollte man Munition herkriegen? Diejenigen, die Munition gefunden hatten, waren die stärksten von uns. In einen Rudel würde man diese als Alphamännchen bezeichnen doch die Menschen sind anders. Wenn sie Macht haben, nutzen sie sie aus. Diejenigen die keine Waffen besitzen ergreifen schnellstmöglich die Flucht oder machen hingebungsvoll Platz für diejenigen. Ich gehöre zu denjenigen, die die Flucht ergreifen. Ich werde mich diesen Machtbesessenen Kindsköpfen ganz bestimmt nicht hingeben. Oftmals haben die Jungs und Männer hier die Waffen in der Hand. Nur selten gelangen solche Dinge in die Hände der Mädchen und Frauen. Ihnen wird eingeredet, dass sie sowieso nicht damit umgehen könnten. Aber in Wahrheit sind die Frauen hier in Tokyo in der Überzahl. Sie sind schlauer, geschickter und kennen Dinge, die für das Überleben wichtig sind, welche die Männer nicht kennen. Es ist schon merkwürdig. Frauen wurden damals dazu verdonnert den Haushalt zu führen, sich um die Kinder zu kümmern und Essen zu machen. Und wenn es nur die kleinste Zutat war, Frauen konnten daraus ein ganzes Gericht fertigen! Das wurde ihnen in dieser Situation nun eindeutig zum Vorteil. Und was können die Männer? Nicht als durch die Gegend zu wüten und auf jeden die Waffe zu richten. Aber da gibt es auch noch die Jungs unter uns, die die Frauen zu wertschätzen wissen. Diejenigen, die wissen, dass unsere Rasse nicht nur durch Egozentren überleben wird. Es sind, wie wir sie nennen, die „tokubetsu na hito“ oder kurz gesagt die „Boyfriends“. Man mag es zwar kaum glauben, aber die Pärchen unter den Menschen sind sehr gering. Es ist ja nicht so, dass wir alle aus Eiern schlüpfen und so unsere Rasse wieder retten! Menschen sind wirklich nicht gerade die hellsten wenn sie auf sich selbst gestellt sind. Sie knallen sich gegenseitig ab, rauben sich aus, oder … naja halt andere Dinge die man so macht. Jedenfalls sind die Pärchen sich auf ewig verschworen. Hat dir erst mal ein Junge einen „Antrag“ gemacht, solltest du nicht mal daran denken ihn abzulehnen. Denn wenn man erst mal zusammen ist, ist er für dein Leben verantwortlich. Hast du Hunger, findest aber nichts zu essen, muss er auf die Jagd gehen. Sollte dich jemand belästigen oder gar angreifen, ist er deine glänzende Rüstung, die dich vor allem Unheil bewahrt. Fühlst du dich einsam, ist es seine Pflicht dich in die Arme zu nehmen und bist du Krank oder Verletzt, ist er dein helfender Arzt. Doch auch das Mädchen hat ihre Pflichten. Sie muss dafür sorgen, dass er ebenfalls etwa zu essen kriegt, dass er genügend schläft und ja nicht auf die Idee kommt seinen Wachposten zu verlassen. Aber lass mich dir eins sagen, lass deinen „Boyfriend“ niemals aus den Augen. Sie sind, wie sagte man früher? Mangelwahre. Wie bereits gesagt, sind die Frauen hier in der Überzahl und glaube ja nicht, dass sie nicht darauf scharf wären einen „Boyfriend“ zu ergattern. Nur durch eine Maßnahme würde der „Boyfriend“ freigegeben werden und das ist der Tod des Mädchens. Hört sich nicht gerade sehr erfreulich an oder? Das ist der Grund weshalb die Mädchen mit ihren „Boyfriends“ in Gruppen leben, natürlich nur mit anderen Pärchen! Wer wäre schon so dumm und würde sich als Pärchen eine Gruppe suchen, in der es die Mädchen nur darauf abgesehen hatten dich jeden Augenblick umzulegen? Aber die noch eher unverständlichere Frage ist, wieso ich das getan habe? Das bin ich, Ringo. Tja, ich bin auf die Idee gekommen mit meinen Boyfriend in eine Pärchenlose Gruppe zu gehen und das habe ich nun davon. Hier stehe ich in der Ecke eines Trümmerhaufens während mein Boyfriend, Usagi, sich beschützend vor mir stellt. „Ringo, kauer dich zusammen“, raunte der Junge mit der Maske über seine Schulter hinweg. Das Mädchen tat wie ihr geheißen. Vor ihnen standen drei Frauen im Alter von schätzungsweise zwanzig. Die mit den blonden Locken trat kichernd einen Schritt nach vorne. „Wieso willst du das Mädchen beschützen kleiner? Ich seh doch um einiges schöner aus. Ich und meine beiden Freundinnen würde dich Teilen. Du würdest drei Frauen besitzen, ist das nicht verlockend?“ Usagi hielt ein Taschenmesser in der Hand, welches er auf die Frau richtete. „Keine Interesse“, murmelte er, nur um im Bruchteil einer Sekunde die Hand von Ringo zu schnappen und zur Seite zu laufen. Die Beiden liefen Hand in Hand durch den strömenden Regen, über Trümmern hinweg und durch Pfützen hindurch. Vor ihnen baute sich jedoch wie aus dem nichts eine Haushohe Wand auf, die wahrscheinlich damals ein Teil eines Hochhauses und in die Tiefe gestürzt war. An den Seiten ragten dicke Stahlseile und Balken heraus. „Kletter da durch“, raunte Usagi, zog seine Freundin zu den Stahlseilen, die eng verflochten waren und schubste sie dort hin. „Was? Da pass ich niemals durch Usagi-kun!“, jammerte die Türkishaarige und verschränkte die Arme. Der Junge seufzte, welches durch seine Maske um einiges Lauter war. Ein Knarren ertönte als die drei Mädchen wieder vor ihnen staden. „Ihr seid ja nicht gerade sehr weit gekommen, meine süßen“, lachte die Kurzhaarige amüsiert. „Und jetzt rück dein „Boyfriend“ raus oder ich werde dir wehtun müssen.“ „Wah, Usagi tu doch was“, wimmerte das Mädchen und klammerte sich an der Jacke ihres Freundes. Die Drei Mädchen kamen immer näher, doch noch bevor sie zwei Meter von ihnen entfernt waren, schrie eine der Dreien auf. Sofort entstand Unruhe zwischen ihnen. „Was ist passier?“, fragte die eine und ergriff sie am Kragen. Blut rann der Frau an der Stirn hinunter. „Mich hat etwas getroffen.“ Die Langhaarige blickte die Wand hinauf. „Wer bist du?“, schrie sie das Mädchen an, was dort oben stand und einen Stein in ihren Händen wog. „Das willst du nicht wissen. Lass sofort die beiden in Ruhe oder der nächste Wurf wird um einiges Schmerzhafter.“ „Tsk, du blöde Kuh verzieh dich, das ist unser Junge!“, zischte die Frau, machte jedoch ein paar Schritte zurück. „Den Kerl will ich gar nicht. Ich habe nur keine Lust euren Dreck wegmachen zu müssen.“ „Wow, du bist echt supercool!“, rief Ringo begeistert und wedelte mit den Armen in der Luft. Die drei Frauen gaben sich zunächst geschlagen. Es war nicht ungewöhnlich das ältere Frauen sich einen jüngeren „Boyfriend“ suchten, ganz im Gegenteil. Das Mädchen was noch eben auf der Wand gestanden hatte war verschwunden. „Menno jetzt ist sie weg“, jammerte Ringo, enttäuscht darüber ihre Retterin nicht sehen zu können. Dann hörte sie ein dumpfes schlagen. „Hörst du das Usagi?“ Neugierig beugte sie sich zu der Stelle vor von der das Geräusch kam, als auf einmal ein Teil der Wand hinausfiel. Staub wirbelte auf. „Kommt doch rüber“, ertönte die Stimme von dem Mädchen von vorhin, die nun ihr Kopf durch die Lücke steckte. Begeistert grinste Ringo und wollte gerade durch krabbeln, da hielt sie Usagi zurück. „Woher sollen wir wissen, dass sie nicht lügt?“, fragte er seine Freundin. Zunächst verwirrt blickte sie ihn an, grinste dann aber ermuntert. „Ach was, mach dir keine Sorgen. Sie hat uns doch eben geholfen, also wieso nicht?“ Erneut krabbelte sie durch das Loch, gefolgt von Usagi. Hinter der Wand öffnete sich eine Art Dörfchen. Überall standen kleine Zelte aus Steinen, Stahl und Planen. Hier und da schien ein kleines Feuerchen, um das sich andere niedergelassen hatten. Der Boden war mit Moos bedeckt und Pflanzen rangten sich durch die Steine. Obwohl es regnete, schien das Feuer nicht auszugehen. „Öl?“, murmelte Usagi, der ein zustimmendes Nicken von der Fremden erntete. „Ja, wir nutzen es da Wasser es nicht löschen kann. Willkommen in der Siedlung G45. Ihr habt Glück das ich gerade Patrouille hatte, ansonsten hättet ihr in ganz schönen Schwierigkeiten gesteckt. Hihihi.“ „G45? Ich habe schon so manche Lager gesehen, aber ich hätte nie gedacht das so viele davon Profitieren“, bemerkte Ringo, die sich Neugierig umblickte. „Nicht wahr? In diesem Lager leben vier Pärchen und zwanzig Einzelgänger. Ihr habt Glück, wir haben noch ein Häuschen frei. Sie sind zwar alle nicht sehr groß, schützen aber vor Wind und Wetter. In jeder liegt eine kleine Decke, damit ihr nicht so leicht friert. Die Sonne wird bald untergehen und es scheint als würde der Regen noch stärker werde. Also fühlt euch wie zu Hause. Hihihi, obwohl es ja keine Häuser mehr gibt.“ Das Mädchen drehte sich um. „Warte!“, rief Ringo hinterher und hob nochmal die Hand. „W-Wie heißt du denn?“ Das Mädchen lächelte. „Ich heiße Ikuji. Oh und falls ihr einen Kerl mit kurzen weißen Haaren seht, dann sagt ihm bitte er soll zu mir kommen.“ Ringo nickte, dann gingen die beiden zu ihren Improvisierten Zelt hinüber. Es war wirklich sehr klein. Wären die beiden kein Pärchen, würde sie lieber draußen schlafen. Geduckt krabbelten sie dort hinein und legten sich nebeneinander. Ein Stück ihrer Füße guckte noch raus, welche durch das einziehen der Beine jedoch wieder ins trockene kamen. Usagi nahm nur selten seine Maske ab, sowie jetzt, wo es ziemlich eng war und er sie nicht verletzten wollte. Ringo gab ihn einen süßen Kuss, als es anfing zu Donnern. Die Luft erzitterte unter den gewaltigen Grollen und den Blitzen, die wie Fangarme am Himmel entlang zogen. Ringo zuckte kurz zusammen, beruhigte sich aber wieder, als Usagi sie an sich drückte und auf die Stirn küsste. Sie mochte es sich an ihn zu kuscheln und seinen Herzschlag zu horchen während ihre Atemzüge immer langsamer wurden und sie schließlich einschlief. Usagi beobachtete sein Mädchen noch eine Weile. Sie war zwar etwas verrückt aber er mochte sie dennoch. Er fuhr ihr über die Wange ins Haar. Das Eine Auge wurde immer verdeckt und jedes Mal wenn er die Haare wegschob, fragte er sich, woher die Narbe kam, die ihr Auge erblinden lies. Am nächsten Morgen war Tokyo in einen dichten Nebel verschwunden. Die Wassermassen begannen wieder an zu verdunsten und ließen die Luft, von Feuchtigkeit geschwängert, bedrückend wirken. Ringo und Usagi waren bereits wach und hatten das Lager in der Früh verlassen. Sie wollten den anderen nicht zur Last fallen. Überall um sie herum fielen Sturzbäche von den Hohen Gebäuden und setzten das Land unter Wasser. Das Pärchen watete Barfuß durch die Gewässer. Das Wasser war klar und nährte die Pflanzen, die in Ranken die Häuser bedeckten. Von den Leitungen hingen riesige Lianen, die die meisten hinaufkletterten um über diese Seen zu gelangen. Ein paar Fische tummelten sich um Ringos Füße und knabberten an ihren Zehn. „Hihihi. Das kitzelt Usagi.“ Der junge Mann blieb stehen und wandte sich zu ihr. Das Wasser stand ihn bereits bis zur Hüfte, Ringo ein Stück über dem Bauchnabel. Es war ziemlich kalt, doch nach einer Weile gewöhnte man sich daran. Ringo hatte immer noch Gänsehaut weshalb es ihr gar nicht gefiel, dass das Wasser so hoch war. Würde jetzt eine Strömung auftauchen, würde sie fortgespült werden. „Es ist so kalt“, fröstelte das Mädchen und schon im gleichen Augenblick nahm Usagis sie Huckepack. „Bin ich nicht zu schwer?“ „Wenn du so schwer wärst hätte ich dich damals nicht aus den Wasser ziehen können“, antwortete er mit ruhiger Stimme. Die kleinen Fische machten sich nun an Usagis Füßen ran. „Sind sie nicht schön?“ Die bunten Schuppen schimmerte in den leichten Sonnenstrahlen, die sich durch den Nebel kämpften. „Sieh mal, wir sind ganz schön weit weg.“ Ringo zeigte auf ein zugewachsenes Schild von dem die Buchstaben nur schwer zu erkennen waren. Die beiden gelangten an eine Landbank, wo er seine Freundin absetzte. „Der Nebel ist wirklich beschwerlich. Hm? Sieh mal Usagi! Da leuchtet was!“ Quietschvergnügt rannte das Mädchen in das Gebäude hinein. „Leuchten? Hey Warte!“ Im letzten Moment zog Usagi sie von der Radioaktiven Flüssigkeit weg. Im Gebäude ging es noch ein Stockwerk tiefer, welches komplett mit Radioaktiven, grün leuchtender Flüssigkeit gefüllt war. Erschrocken wich Ringo ein paar Schritte zurück. „Woher kommt das alles?“ Usagi zog Ringo wieder mit nach draußen. „Wir verschwinden von hier. Sofort!“ Erneut wateten die beiden durch das Wasser, doch nach einer Weile des Laufens, erschien eine rote Spur im Wasser. Ringo, die wieder auf den Rücken ihres „Boyfriends“ war, blickte den Roten Faden, der sich langsam durch das Wasser zog, hinterher. „Usagi?“ Der Junge blieb einen Augenblick stehen, ehe er sich entschloss nach links abzubiegen. Er wollte seinem Mädchen nichts zumuten. „Da seid ihr ja!“, rief eine Stimme von oben. Ringo blickte gen Himmel, wo sie die wenigen Sonnenstrahlen blendeten. „Ikuji – san! Was machst du denn hier?“, rief das Mädchen zu der jungen Frau und winkte ihr übermutig zu. „Das sollte ich eher euch fragen. Ihr seid hier im Verseuchten Gebiet meine Lieben.“ „Eh! Wirklich? Usagi, du Idiot, wo hast du uns hingebracht?!“ Aufgebracht schlug sie mit den Händen auf seinen Kopf. Das Pärchen fand eine verwucherte und verrostete Leiter, die an ein verfallenes Gebäude hing und machte sich daran hinaufzuklettern. Von Oben bot sich ihnen ein unglaublicher Anblick. Hinter ihnen, wo das nicht verseuchte Gebiet lag, schien bereits die Sonne wie am helligten Tag, doch dort wo das angeblich verseuchte Gebiet war, hatte sich der Nebel durch den Stein gefressen. Alle Pflanzen waren verrottet und vereinzelt erkannte man die Kadaver von Toten Tieren und Menschen. Mit Mühe konnte sich Ringo den Würge reiz verdrücken. „Was ist hier passiert?“, hauchte sie abwesend. „Was hier passiert ist? Irgendein Vollidiot kam auf die geniale Idee das radioaktive Material zu irgendetwas zu verbinden um es wieder zu reinigen aber anscheinend hat er genau das Gegenteil bewirkt. Es wurde um einiges Giftiger und es entstanden diese Giftnebel. Mich wundert es ehrlich gesagt, dass ihr noch stehen könnt. Oder eher gesagt das du noch stehen kannst.“ Ikuji zeigte auf Ringo. „Dein Freund trägt ja eine Gasmasken aber du nicht. Wie zum Teufel konntest du da durchgehen?“ „Vielleicht bin ich dagegen Immun?“ Die Neue lachte. „Hahaha, das soll wohl ein Witz sein! Wer würde gegen so etwas schon Immun werden? Das ist die reinste Todesfalle. Oh, wenn das mal nicht unsere Sally ist.“ Ein riesiger schlangenhafter Schatten, fast so lang wie eine damalige U-Bahn, glitt zwischen den Landbänken entlang. Ungläubig kauert sich Ringo an den Rand vor ihr und schaute dem gewaltigen Tier hinterher. „Was zur Hölle ist Sally?“ „Ein Mutant. Es gibt viele Geschichten über sie. Manche sagen, sie war einst eine Kobra, die sich durch die Radioaktive Verseuchung hier zu einer Art Riesenschlange verwandelt hat. Andere wiederrum behaupten sie sei ein Todeswasserdrachen, wie das Monster von Lochness, das sein See beschützt vor... zum Beispiel unwissenden Gören.“ Ikuji zeigte auf eine Frau mit blondem lockigem Haar, welche von Insel zur Insel tapste. „Das ist doch die von vorhin!“, japste Ringo. „Ah stimmt. Was solls sie hat es nicht anders verdient.“ Der Schatten der Schlange drehte sich um und schlängelte sich ruhig durch die Gewässer, immer näher an die Frau. Eine unglaubliche Spannung lag in der Luft, bis die Frau schließlich mitten im Sprung unter Wasser gezogen wurde. Ringo ergriff ein Schauer, als sie den letzten verzweifelten Schrei der Frau gehört hatte. „Das wars. Lasst uns von hier verschwinden“, kam es von Ikuji die sich bereits auf den Weg machte. Noch immer wie versteinert, starrte die Türkishaarige auf die Stelle, wo eben noch die Lockenfrau war und genau wie vorhin zog sich ein Blutroter Faden durch das seichte Gewässer. „Es hat schon vor uns jemanden erwischt“, hauchte Ringo, rappelte sich mit wackeligen Beinen auf und klammere sich an die Jacke von Usagi, der sie schließlich über die Schulter warf und weiterging. Tränen der Angst liefen Ringo über die Wangen während sie sich am Rücken festhielt und vor sich hin schluchzte. „Ich will hier weg!“ „Wo gehen wir hin?“, fragte Usagi die Fremde mit ruhiger Stimme. Die Frau drehte sich schwungvoll zu ihnen um. „Wir gehen ins Lager. Es wird gerade aufgelöst, denn wir zu lange dort sind finden uns andere Leute und rauben uns aus. Mein Kumpel müsste dort ebenfalls auf mich warten. „Kumpel?“ „Jupp. Wenn wir ihn gefunden haben, werde ich mit ihm wahrscheinlich weiterziehen. Ihr könnt ja mitkommen, es ist euch überlassen.“ Kapitel 2: Aller Anfang ist schwer ---------------------------------- Die Welt hat sich verändert. Meiner Meinung nach zum besseren, denn die ganzen Menschen um mich herum, das Geschrei von Kindern, Gelabere von Eltern und die ganzen neuen Techniken an denen die Forscher gearbeitet hatten, gingen mir gewaltig auf die Nerven. Nun ist die Welt so, wie sie einmal war: Gefährlich. Ich liebe es wenn ich vor einen Mutanten stehe, mein Herz anfängt zu rasen und meine Beine vor Angst zittern. Es ist das Gefühl des Adrenalins, welches in dem Moment durch meinen ganzen Körper pumpt, dass Bedürfnis einfach wegzulaufen. Doch in solchen Momenten herrscht in meinen Kopf völliger Frieden, so als würde ich mir sicher sein, dass ich nicht zu schaden komme, als würde ich von einer unheimlichen Kraft dazu gezwungen werden würde nicht nachzudenken. Es ist einfach wunderbar. Kennt ihr das Gefühl, von der Gefahr angezogen zu werden? Damals, als ich auf der Spitze des Tokyo Towers stand, hatte ich das Gefühl als wolle mich jemand in die Tiefe reißen aber auf eine angenehme Art. Ich dachte, es würde mir schon nichts ausmachen, du breitest deine Arme aus und fliegst dann durch die Lüfte. Die neue Welt, steckt voller dieser verlockenden Reize. Jedesmal wenn ich auf einen zerstörten Gebäude stehe und hinunter blicke, wünschte ich mir ich wäre ein Vogel. Wenn ich vor einen Mutanten stehe kriege ich das Bedürfnisse einfach stehen zu bleiben, nichts zu tun. Die meisten in den Lagern, die wir zum Schutz für andere gebaut hatten, hielten mich für die mutigste in ganz Utopia. Ich sei stark, mutig, unerschütterlich und auch ein wenig wahnsinnig. Für viele bin ich das Vorbild schlecht hin, auf manche wirke ich jedoch auch angsteinflößend, was mich aber nicht weiter stört denn es hält mir die verfluchten Frauen vom Hals. Bei den Männern war es anscheinend genau das Gegenteil. Ich wirke anziehend auf sie, meinte mal ein junger Mann. Ab diesen Augenblick spürte ich die Blicke die mir folgten, mich bewunderten, verehrten aber auch besitzen wollten. Ich bin kein Gegenstand sonder einen Menschen wie alle anderen und doch, unter all den verfluchten Blicken war einer, der in mir mehr als die starke Führerin sah sonder auch eine junge Frau, die auch mal beschützt werden wollte und nicht immer andere zu beschützen vermag. Sein Name war Zokuto Hajime. Er war nur für eine kurze Zeit bei uns im Lager, hat mit niemanden geredet und brach ohne ein Wort wieder auf. ich erwischte ihn noch am zerstörten Nakama Bahnhof und hatte ihn fragen können wieso er einfach so gegangen war. Er hatte nur breit gegrinst, stellte sich vor mir auf und sagte schließlich dass, was ich all die Jahre in mir trug. » Du wirkst zwar ganz schön cool Mädchen, aber ich weiß das du Angst vor der neuen Welt hast. Genau wie ich. « In dem Moment begriff auch mein Kopf zum erste Mal, dass ich doch eigentlich all die Sachen, die ich damals so verachtet hatte, vermisse. Wir hatten uns eine Weile tief in die Augen gesehen. Es war als würden seine blauen Augen mich komplett durchschauen. Ich hasste Menschen die das taten, die einem das Gefühl gaben wie ein offenes Buch zu sein, doch diesmal war es anders. Ich hatte mich in ihn verliebt obwohl ich rein gar nichts über ihn wusste. Als er sich zum gehen wandte, hatte ich zu Gott gebetet, dass der Fremde mir einen Antrag machen würde, doch dieser Wunsch blieb aus. Er verschwand und seit dem habe ich ihn nie wieder gesehen. Das Gefühl der Liebe würde verfliegen, rede ich mir bis heute noch ein, doch das tut es nicht. Doch eines Tages, als ich mit den anderen das Lager erneut umgeschlagen hatte, lief ich verlassen durch das Gestrüpp und den Trümmern. Die Sonne, die viel größer war seit der Katastrophe, schien bereits mit ihrer vollen Kraft auf die Erde nieder. Es war unglaublich heiß aber ich hatte zum Glück viel Wasser eingepackt. Man könnte meinen das Wasser, das von den Häusern stob könnte man trinken, doch da irrte man sich. Jeder in Utopia wusste das dies nicht der Fall war. Würde jemand ohne eine saubere Trinkflasche losziehen und das an einen heißen Nachmittag, könnte dieser ohne weiteres den Löffel abgeben. Ich kannte die Welt gut genug. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Habe immer Wasser dabei, halte dich von Nebel fern, ignoriere die anderen Menschen und tausche niemals Essen gegen etwas Geld, dass in dieser Welt nichts mehr wert war. Die Sonne strahlte erbarmungslos auf mich nieder, sodass ich mir einen Schattigen Platz suchen musste, die die Zertrümmerten Häuser zum Glück in Massen anboten. Doch wäre ich noch etwas weiter gegangen, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht getroffen. Er lag auf einer Betonplatte, die Arme hinter den Kopf verschränkt. Ich hatte mich gewundert ober er verletzt war, doch er schien nur zu schlafen. Leise hatte ich mich neben ihn gekniet und ihn eine Weile beobachtet. Würde er jetzt aufwachen, würde er mich töten. Doch dann hatte ich die kleine Wunde an seinen Lippen bemerkt. Ich musste den Verstand verloren haben, mich zu ihm rüber zu beugen und ihn zärtlich zu küssen, denn wer würde bei so etwas nicht aufwachen? Er hatte mich am Handgelenk gepackt, gegrinst und provozierend die Zunge rausgestreckt. Die andere Hand an seinen Messer Gelegt. „Glaubst du das war eine gute Idee, Mädchen?“, kicherte der Mann mit den blonden Haaren und leckte sich mit der Zunge über die Lippen. „Du hast dich geprügelt nicht wahr?“ Das Grinsen verschwand ruckartig. „Was geht dich das eigentlich an? Ist doch meine Sache wenn ich mich prügel. Die Schweine haben es schließlich nicht anders verdient. Aber sag mal, Mädchen, wie heißt du überhaupt?“ der Mann setzte sich auf und legte seinen Kopf schief, ließ aber das Mädchen nicht los. „Ikuji.“ „Ikuji also. Lass mich raten, die idioten vom Lager haben dir den Namen gegeben.“ Die Lilahaarige blickte beschämt zur Seite, fasste sich jedoch schnell und sah den Fremden entschlossen ins Gesicht. „M-Mach mir bitte einen Antrag!“, platzte es aus ihr heraus. Einen Augenblick sah der junge Mann sie schweigend an, brach dann aber in lautes Gelächter aus. „Glaubst du ich habe Lust so ein verblödeter „Boyfriend“ zu sein? Vergiss es!“ Er strich ihr mit der Hand über die Wange. „ Aber du bist süß weißt du das? So direkt hat mich noch niemand gefragt.“ Ohne jegliche Vorwarnung küsste er sie innig. Sie wehrte sich kein bisschen, wieso auch? Sie war schließlich in ihn verliebt, aber sie bekam das Gefühl, dass sie immer bekam wenn sie einer Gefahr ins Auge blickte. Klar er war unglaublich anziehend, doch irgendetwas an ihn schien ihr verdammt gefährlich. Als er seine Lippen von ihren löste, ließ er von ihren Handgelenk ab und stand auf. Ikuji hielt zwei Fingerspitzen an ihren Lippen, die von der Berührung warm geworden waren. „Ich verdrück mich jetzt. Ach ja, falls wir uns wiedersehen, werde ich es mir nochmal durch den Kopf gehen lassen.“ Prompt blickte sie zu ihm auf. „Was überlegen? Hey warte doch! Wieso?“ Zokuto blickte noch ein letztes Mal über die Schulter. „Ich fang an dich zu mögen, Mädchen aus dem Lager. Du bist nicht wie die anderen Frauen, die es nur auf einen Boyfriend abgesehen haben, das habe ich gespürt. Durch den Kuss, hast du dein Herz an mich verloren und ich werde dafür sorgen, dass diesen kein Unheil angetan wird. Also machs gut.“ In den Augenblick schoss mir die Hitze in den Kopf und mein Herz schlug wie nie zuvor, aber nicht aus Angst vor Gefahr sondern aus reiner Liebe die ich diesen Moment empfunden hatte. „Das ist ja so rührend“, schnäuzte die Türkishaarige Frau und klammerte sich an ihren Freund mit der Maske, der genervt zur Seite blickte. „Aber sag mal, du hast uns doch gebeten, dass wenn ein Kerl mit weißen Haaren auftaucht wir ihn zu dir schicken sollten“, kam es von Usagi der die Lilahaarige nun misstrauisch musterte. „Ach das! Die Rede war von Shishi. Ich kenne ihn schon seit der Grundschule. Er ist mein bester Freund, aber er wandert immer irgendwo durch die Gegend um was zu essen zu finden. „Aber er ist nicht dein Boyfriend?“ „Nein, um Himmels willen!“ Der Nebel hatte sich gelichtet, als die drei sich durch das Pflanzengestrüpp schlugen. Ikuji hatte immer einen Säbel dabei um lästige Pflanzen und Äste zu zerschlagen. Ein großer Vorteil. Die Blumen waren so groß wie ihre Köpfe und leuchteten in allen nur erdenklichen Farben. Das Moos unter ihren Füßen war unglaublich weich, sodass jeder Schritt den sie taten verstummte. „Wo gehen wir hin?“, fragte Ringo neugierig und tänzelte an ihr vorbei. „Ich muss zum Tokyo Tower.“ Wie angewurzelt blieb das Mädchen stehen und blickte Ikuji ungläubig an. „Was?! Der Tokyo Tower ist der gefährlichste Ort von allen! Da lauern hunderte von Hundeberseker auf uns! Hast du den Verstand verloren?“ Die Lilahaarige machte keine Anstalten sich zu ihr zu wenden. „Im Tokyo Tower gibt es Dinge, die wir gebrauchen können. Es werden uns viele Leute begegnen, die nicht gerade sehr freundlich sind.“ Plötzlich ertönte ein tiefes knurren aus der Ferne, das die Luft zum beben brachte. „Was war denn das?“, stammelte Ringo und versteckte sich wieder hinter ihren Freund. Ikuji blickte um sich, doch die Pflanzen versperrten ihr jegliche Sicht. „Wir müssen weiter, wenn wir stehen bleiben nimmt es unsere Fährte auf.“ Usagi hielt die Lilahaarige an der Schulter zurück worauf sie ihn fragend ansah. „Was wird unsere Fährte aufnehmen?“ Ikuji kicherte amüsiert, schüttelte die Hand ab und ging weiter voran. „Glaub mir das willst du nicht wissen, hihihi.“ Ringo wollte etwas sagen, hielt sich jedoch zurück. Sie hatte wirklich nicht vor zu wissen was dort draußen war. Sie hat schon vieles in der neuen Welt gesehen aber auf einen Mutanten, welches im Gebüsch lauert und nur darauf wartete sie zu verschlingen hatte sie nun wirklich keine Lust. Schweigend schlich sie hinter Ikuji her, immer auf der Hut vor fremden Geräuschen oder merkwürdig aussehenden Gegenständen. Das Gestrüpp löste sich langsam und es tauchte wieder das gewohnte Trümmergebiet auf. Seit der Katastrophe war niemand mehr in der Nähe des Towers gewesen aufgrund von Einsturzgefahren, giften oder Tieren. So wunderte es Ikuji auch anscheinend nicht, dass sie soeben über einen Leblosen Körper trampelte. Mit großem Abstand machte Ringo einen Bogen um den Körper, an dem sich schon die Fliegen ergötzten. „Eigentlich müssten nur noch die Knochen da sein. Es sind zehn Jahre seid dem Tag vergangen, da wären schon längst alle organischen Stoffe zersetzt. Der Kerl ist erst seit ein paar Tagen Tod“, murmelte Usagi, als ihn eine leichte Brise über das Gesicht fuhr. Vor ihnen lag der Tokyo Tower und um ihn herum Trümmer von Häusern, die in dem tiefen Ozeanblauen Wasser untergegangen waren. Riesige Bäume sprießten aus dem hohen Gebäude und hatten Fenster durchbrochen. Es gab zwei Gänge, die noch zum Tower führten, doch die waren zu ungeschützt. Würden sie dort entlang gehen wäre es eine Frage der Zeit bis die Mutanten sie entdecken würden. Das Waser hingegen schien ziemlich klar aber die Häuser darunter hatten hervorragende Versteckmöglichkeiten für die Wassermutanten gebildet. „Wie wollen wir da reinkommen?“, hauchte Ringo fassungslos über den wundervollen Ausblick. Es sah so Idyllisch und friedlich aus aber sie wusste dass sich dort ungeahnte Gefahren versteckten. „Wir werden den direkten Weg nehmen. Der Tower steht unter Wasser, das heißt drinnen werden wir uns ein Boot oder sowas ähnliches suchen müssen.“ Prompt ging die junge Frau wieder voran. Ihre großen Stiefel schlurften über den Kies und Felsen, die einen Abhang bildeten, der nicht annähernd einen so sicheren Eindruck machte wie der Tower selbst. Ringo zögerte eine Weile. „Müssen wir da wirklich runter?“, fragte die Türkishaarige während sie sich immer noch unsicher an ihren Freund klammerte. Usagi hockte sich vor ihr auf den Boden. „Komm.“ „Eh? Wirklich?“ „Kommst du nun wenn ich dir sage, dass ich die kommende Nacht meine Maske absetzte?“ Begeistert klatschte das Mädchen in die Hände. „Hahaha! Ich darf Usagi die ganze Nacht lang küssen!“ Der junge Mann seufzte. Hätte er schon damals gewusst, dass sie so ein kleines Energiebündel war, hätte er sie nicht als Mädchen genommen. Zum Glück gab es aber auch Zeiten wo Ringo nicht so energieladen war wie jetzt. Ikuji war schon ein ganzes Stück nach unten geklettert, als die andere beiden ebenfalls den Weg endlich auf sich nahmen. Gerade wollte die Lilahaarige ihnen etwas zurufen, hielt sich aber zurück, da es zu gefährlich war in so einer Gegend laut rumzubrüllen. Der Abstieg war schwierig und anstrengend gewesen. Durch die Maske schnaufend ließ er Ringo zu Boden, die mit einen hopp putzmunter neben ihm stand. „ Ja war ja doch nicht so schlimm wie ich gedacht hatte“, kicherte das Mädchen, welches sich einmal im Kreis drehte. „Wir sollten und beeilen. Der Weg zum Tower ist zwar nicht so lang aber ich habe bereits die Hundeberseker entdeckt die dort hinten zwischen den Felsen schlafen.“ Ringo schluckte schwer. Leise machten sie sich auf den Weg, rannten von Fels zu Fels immer auf der Hut vor Mutanten. Die Sonne strahlte immer noch erbarmungslos auf sie hinab und der leichte Wind trug ihren Geruch in Richtung Innenstadt. Ringo duckte sich hinter einen Felsen um seitlich nachzusehen ob der Rest des Weges frei war. Als sie sich Usagi und Ikuji zuwandte fiel ihr jedoch plötzlich etwas Schweres auf den Kopf, was sie zusammen fuhren ließ, doch bevor sie ein Laut von sich geben konnte, hielt ihr Usagi den Mund zu. „ Sch, Sch, Sch. Ganz ruhig, Ich bin ja da“, beruhigte er sie. Es war eine Hundeberseker Klaue die dort auf ihren Kopf ruhte. Alle drei blickten sie nach oben, wo der gewaltige, klobige Schädel eines Hundeberseker lag. Die Fliegen summten um seinen Fell während zähflüssiger Speichel aus seinen Mund und somit neben Ikuji troff. Vorsichtig hob Ikuji di Pfote an. „ Du musst deinen Kopf wegziehen“, zischte die Lilahaarige und ließ die Pfote wieder sinken. „Alles in Ordnung?“, fragte der junge Mann seine Freundin, die als Antwort langsam nickte. „Ok, lasst uns weiter.“ Je näher die drei sich dem Tower näherten, desto mehr Hundeberseker kamen ihnen über den Weg. Wie Muskelbepackte Fellknäul lagen sie dort in der Sonne auf dem heißen Asphalt. Es stank bestialisch nach Exkrementen, der sich mit dem Geruch von Tod und Verwesung vermischte. Wie sehr wünschte sich Ringo jetzt die Maske von Usagi zu haben. Ikuji schien es anscheinend weniger zu stören, denn diese schlich, ungeachtet dessen, wie eine Raubkatze zwischen den ganzen Knäueln hindurch. „Warte auf uns!“, raunte Ringo und in diesen Moment sah es Usagi schon kommen. Laut polternd landete das Mädchen im Staub. Keiner rührte sich mehr außer Ikuji die, in Gedanken fluchend, zu Ringo blickte. Sie war so ein tollpatschiges Mädchen, und würde auch nur einer dieser Hunde aufwachen, hätten sie gleich das ganze Rudel am Hals. Mit vernichten Blick durchbohrte sie Ringo, die mit einer Handbewegung sich bei ihre entschuldigte. Aber über was war sie da bloß gestolpert? Als sie hinter sich sah, bemerkte sie Usagi. Für einen Augenblick schien er die Luft anzuhalten, schnappte jedoch so schnell er konnte Ringo am Arm und rannte los. Ein grollendes Knurren war hinter Ihnen zu vernehmen, welches zu einem ganzen Chor vom missgünstigen Grunzen anschwellte. Krallen scharrten auf dem Boden, Muskeln bewegten sich träge und Augen schlugen blinzelnd auf. Der Hundeberserker richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Lauft…Verdammt nochmal Lauft!“, schrie Ikuji und sprintete im vollem Tempo los. Ringo und Usagi folgten ihr hatten aber bereits fünf Hundeberseker an der Ferse kleben. Keuchend sprangen die Drei über Steinbrocken, den Tower Eingang immer im Blick. Eine Klaue fuhr nach vorne um Usagi zu Boden zu reißen, doch der junge machte im letzten Moment noch einen Satz nach vorne. Der Eingang kam immer näher während Klauen und Mäuler, mit Messerscharfen Zähnen, nach ihnen schnappten. Der Eingang, welcher aus Bruchsicheren Glas bestand war noch in Takt sodass sie zunächst die Tür öffnen mussten um hinein zu gelangen. Hastig riss Ikuji die Glastür auf, gefolgt von Usagi und Ringo. Als sie bemerkten, wie einer der Hundeberseker weiter auf sie zu hielt, kauerten sich die drei drinnen hinter einen Felsbrocken. Es knallte laut, Glassplitter flogen durch die Luft während das Tier nun im Gang stand, seine Klauen in den Boden gerammt. Keiner machte einen Mucks, doch ihr Geruch wurde von einer Brise zu dem Mutanten getragen, welcher sofort witternd die Nase in die Luft hielt. Mit polternden Schritten näherte sich das Tier. Sein Knurren brummte in ihre Mägen wie ein lauter Bass in einer Disco, doch bevor das Tier sie erreichen konnte, ertönte ein Ohrenbetäubendes Jaulen, gefolgt vom splitternden Glas, dann kehrte stille ein. Nach einem Augenblick in dem das Blut in den Ohren pochte und das erschöpfte ein und ausatmen die Stille übertönte, rappelten sich die drei zögerlich auf. Die Glassplitter lagen über den kompletten Boden zerstreut. Eine dicke Blutspur führte bis zu der zersplitterten Tür nach draußen, die Ikuji sogleich unter die Augen nahm. „Was ist passiert?“, fragte Ringo hinter dem Felsen hervor, nicht wissend ob sie die Antwort überhaupt hören wollte. Ikuji trat nach draußen bis dahin, wo die Blutspur endete und das war am Abgrund der Brücke. Für einen kurzen Moment erblickte sie noch einen dicken Tentakel das stille Wasser durchbrechen während sich langsam eine Blutlache ausbreitete. „Hibiyaki“, murmelte Ikuji und ging wieder zu den anderen, die sie auch schon mit neugierigen Blicken erwarteten. „Ok ab sofort halten wir uns von jeglichen Gewässern hier fern verstanden? Ich habe ein kleines Brot dort drüben festgebunden, damit fahren wir dann zu den Treppen die hinaufführen zu der Spitze.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schnappte sie sich ihren orangenen Rucksack. Usagi blickte der Lilahaarigen befremdet hinterher, gab sich jedoch damit ab und schlenderte, mit Ringo im Schlepptau, hinter ihr her. Kapitel 3: Im Tower ------------------- Der Tower erstreckte sich in seiner vollen Pracht in die unendlichen Höhen, wobei Bäume und Lianen die Sicht nach oben versperrten. Die unteren Stockwerke waren von den gewaltigen Wassermassen verschlungen wurden und unzählige Sachen lagen verborgen in der dunklen Tiefe. Hier und da zwitscherten kleine Vögel in den dicken umschlingenden Ästen und vollführten ihre Tänze in der Luft. Ikuji, Ringo und Usagi standen in der vierten Etage, dessen Geländer schon rostete, aber Teilweise auch komplett fehlte. Nur ein kleiner Teil von Kabeln und Mettallen zeugten davon, dass einst dort mal Rolltreppen und andere Elektronische Gegenstände standen. Das Wasser vor ihnen lag in der still wie ein polierter Spiegel, in dem sich alles über ihn spiegelte. Summende Insekten schoben über das Wasser während kleine Rinnsale irgendwo verborgen vor sich hin plätscherten. Zwischendurch rieselte Staub oder kleine brocken runter und zerstörten den scheinenden Frieden. Die Vorstellung, dass hier einst mal hunderte von Leuten shoppen gehen waren aber jetzt nichts mehr von menschlichen Leben zeugte, lies einen schnell in alte Erinnerungen schwelgen. Die Drei ginge leisen Schrittes am Geländer entlang, immer ihre Umgebung im Auge. „Seht ihr? Dort ist das Boot“, sagte Ikuji ohne ihren Blick nach hinten zu richten. Ringo sah hinüber auf die andere Seite, wo im Wasser ein kleines Floß schwamm. Zerknirscht biss sie sich auf die Lippen. Das sollte ein Boot sein? Es sah eher aus wie eine Improvisierte Platte aus alten Stöckern. „Wenn wir damit heil über das Wasser kommen, dann fange ich an, an Wunder zu glauben“, murmelte Usagi neben ihr und betrachtete das angebliche Boot misstrauisch. Ikuji schnaubte empört. „Jetzt stellt euch nicht so an! Es ist immerhin besser als gar nichts.“ Am Boot hatten sich bereits schleimige Algen festgesetzt, die Ringos Zweifel umso mehr bestätigten. Unter knarren des Holzes trat Ikuji selbstsicher auf das Floß und wartete darauf das die anderen ihr folgten. Zögerlich ging zunächst Usagi voran, hielt Ringo schließlich die Hand hin und nahm sie auf seinen Schoß. Erleichert seufzte das Mädchen, wagte es aber nicht sich zu bewegen. Ikuji Band das geflochtene seil von dem Geländer ab, schnappte sich dann die Metallstange, sodass sie sich mit dieser abstoßen konnte. Das Floß krächzte laut und schwankte bedrohlich hin und her. Bitte gehen wir nicht unter, bitte gehen wir nicht unter, betete Ringo insgeheim während sie sich an ihren Freund klammerte. Usagi schien es jedoch nicht zu bekümmern, denn der stützte seinen Kopf auf ihrer Schulter ab und streichelte beruhigend mit seinen Daumen über ihre Hüfte. „Hahaha! Da kriegt man doch richtiges Seemanns Feeling nicht wahr?“, lachte Ikuji, die sich ritterlich nach vorne gestellt hatte und immer wieder mit dem Stab ausholte. Leise stimmte sie ein Lied an mit Seeungeheuer und sinkenden Schiffen, was die derzeitige Laune nun auf den Tiefpunkt brachte. „Wenn ich hier lebend rauskomme, erinnere mich daran mein restliches Leben zu genießen“, grummelte Ringo zu ihren Freund. „Ich werde es mir merken“, gab er daraufhin zurück. Sie kamen nur sehr träge in den Gängen voran und außer dem Tageslicht, welches durch die zerbrochenen Fenster brach, erhellten keine anderen Lichter das Gebäude. Links und rechts von ihnen standen noch alte Läden, die wahrscheinlich damals von anderen Teenagern ausgeraubt wurden sind. Plötzlich ertönte weit entfernt von ihnen ein lauter Knall, der wie ein Echo zu ihnen drang. Sofort hielt Ikuji das Floß an und spähte in die Ferne. Es war nichts zu sehen. „Was war das?“, fragte Ringo unsicher, bekam jedoch keine Antwort. Auch Usagi hatte sich ein wenig aufgerichtet, Ringo schützend an sich gedrückt, seinen Blick durch die Gegend wandernd. „Ich dachte hier ist niemand außer wir?“, flüsterte der Schwarzhaarige zu Ikuji, doch auch sie schien überrascht zu sein. „Normaler weise sollte das auch so sein aber jeder irrt sich mal. Ich glaube das war der Schuss einer Waffe. Wenn hier jemand mit einer Waffe durch die Gegend rennt, könnte das für uns ganz schön ungemütlich werden.“ Schritte waren zu hören. Es hatte jemand anscheinend sehr eilig von hier zu verschwinde und dieser jemand kam immer näher. „Legt euch hin“, zischte Ikuji und lenkte das Floß in den Schatten. Die beiden taten wie ihnen geheißen. Einen Moment lang geschah nichts, doch dann erklangen wieder die Schritte. „ Ein Stockwerk höher“, murmelte Ikuji vor sich hin, ließ ihren Blick nach oben wandern, wagte es aber nicht zu bewegen. Schließlich legte sich eine Hand auf das Geländer über ihnen, dann tauchte ein Gesicht auf, das keuchend nach links und rechts blickte. Es war ein Mädchen mit braunen Haaren in denen eisblaue Strähne waren, dicken Kopfhörern und rastlosen blauen Augen, die Angsterfüllt umher wanderten. „Sie hat nicht den Schuss abgefeuert“, hauchte Ringo und wollte sich gerade erheben, da hielt Ikuji sie aber an den Boden und durchbohrte sie mit ihren gnadenlosen Blick. „Denk nicht mal dran“, fauchte die Lilahaarige warnend. Mitleidig blickte Ringo nach oben, wo das Mädchen noch immer stand. „Wir können sie nicht da oben lassen“, raunte Ringo und stellte sich wider den Willen von Ikuji auf. Sofort erfasste der Blick des Mädchen Ringo. Ein strahlen breitete sich über ihr Gesicht aus als plötzlich erneut ein Knall ertönte. Quietschend duckte sich das Mädchen, wirbelte herum und hockte sich klein auf den Boden. Eine Stimme, arrogant wie eine nur sein konnte, erklang im Hintergrund, gefolgt von einen zischenden kichern. „Hier steckst du also. Darf ich mal fragen wo du hin willst meine süße Joi?“, fragte die Frauenstimme mit verhassten Unterton. „L-lass mich in Ruhe Koroshiya“, stammelte das Mädchen, dessen Angst so überhaupt nicht mit ihrer melodischen Stimme zusammen passen wollte. Die Frau zischelte unverständliche Worte wurde aber von einen Ruf unterbrochen. „Hey lass sie in Ruhe!“, rief Ringo nach oben, bereute es aber im gleichen Moment, denn die Fremde Frau trat nun ebenfalls an das Geländer und blickte überrascht zu ihnen hinunter. „Du kannst nicht einmal deine Klappe halten oder?“, stöhnte Ikuji verzweifelt. Die Frau mit den fast weißen Haaren, der Orangenen Brille und der Mütze auf den Kopf wirkte wie eine damalige Cheerleaderin. Eingebildet, arrogant und jederzeit dazu bereit jemanden zu erniedrigen. Ikuji hasste solche Leute. Immer wieder wurde sie damals an ihrer Schule beleidigt und gedemütigt von solchen Frauen die glaubte sie seien die Unsterblichen. „Sehr interessant, und wer seid ihr?“, fragte die Fremde hochnäsig und richtete dabei gelangweilt ihre Waffe auf sie. Sofort zog Usagi Ringo hinter sich, wobei das Floß anfing zu schwankte. „Was willst du?“, rief Ikuji die ihre Hände nun nach oben hielt. „Was ich will? Gar nichts. Vielleicht mir die Langweile vertreiben, euch umlegen und mir einen schönen Tag auf euren Floß machen.“ Fluchend biss sich Ikuji auf die Unterlippe, bis sich der Geschmack von Metall in ihren Mund ausbreitete. Nun waren sie wirklich in Schwierigkeiten und das alles nur wegen dieser naiven Ringo. Angestrengt ließ sie sich alle Möglichkeiten, wie sie sterben könnten, durch den Kopf gehen. Sie könnten erschossen werde und daraufhin ins Wasser fallen. Solange sie vom Schuss getötet werden würde, würde es ihr nichts ausmachen aber sie konnten auch einfach nur ins Wasser fallen, wo sie von irgendwelchen Mutanten nur erwartet wurden. Die fremde Frau blickte niederträchtig auf sie herab, ihre blutroten Lippen zu einen ironischen Lächeln geformt. Aber irgendetwas fehlte. Warte! Wo zum Henker steckt das andere Mädchen? Ikuji ließ es sich nicht anmerken das etwas nicht stimmte sondern starrte stur die Frau mit der Waffe an. Es trat Stille ein, die durch nichts durchbrochen wurden außer von dem plötzlichen Schrei, die die Fremde von sich gab als sie von hinten einen Schlag auf den Kopf bekam und Kopfüber über das Geländer fiel. Mit einem lauten Platscher landete sie im eiskalten Wasser, tauchte aber eine Sekunde später wieder auf und richtete wutentbrannt ihre Waffe auf die Drei. Alle sahen sie schon das Ende auf sich zukommen doch außer einem leisen Klick war nichts zu hören. Entsetzt starrte die Fremde die Waffe an, lies ihren Blick dann langsam wieder zurück zu dem Floß wandern bevor sie keifend unter Wasser gezogen wurde. Für einen Herzschlag hielt jeder dem Atem an. „Lasst uns verschwinden“, murmelte Ikuji der ein Gefühl von Mitleid überkam. Diese Welt war einfach Ungerecht und hart. Wer nicht aufpasste würde sich schnell zu Toten gesellen. Das braunhaarige Mädchen sah zu ihnen runter, strahlend über das ganze Gesicht. „ Wartet, ich habe ein Seil gefunden“, rief das Mädchen verschwand kurz nur um wenige Augenblicke wieder zurück zukehren. Als alle Drei sich über das Gelände gehievt hatten setzten sie sich erst mal erschöpft hin, doch Ikuji drängte zur Eile. „Es ist noch ein langer weg nach oben, wir müssen nämlich die Treppen benutzen und bei 40 Stockwerken, ist das eine ganze Menge.“ Ringo murmelte etwas unverständlich was wie eine Beschwerde klang, gab aber nach und rappelte sich auf. Das Braunhaarige Mädchen half ihr dabei. „Vielen, vielen Danke! Ihr habt mir das Leben gerettet. Die Frau war schon eine geraume Zeit hinter mir her“, lachte sie und umarmte jeden übermutig, doch als sie sich Usagi näherte funkelte Ringo ihr warnend zu. „Oh Entschuldigung! Ist das dein Boyfriend? Das tut mir leid ich wollte dir nicht zu nahe treten.“ Als sie einen Schritt zurück machte, verschwanden Ringos funkelnde Augen und wurden durch offene und freundliche eingenommen. „Kein Ding. Das war aber ganz schön knapp. Glaubst du sie ist… naja ihr wisst schon.“ Usagi steckte seine Hände in die Hosentaschen. „Sie wurde gerade von irgendetwas runtergezogen was erwartest du Ringo?“, kommentierte er schulterzuckend und führte sein Mädchen vom Geländer weg. Ikuji musterte die neue missbilligend, was dieser nicht entging. „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt oder? Ich heiße Joi!“, kicherte sie und machte dabei eine überschwinglichen Knicks. „ Und wer seid ihr?“ Ringo machte ebenfalls knicks, wobei sie fast umgekippt wäre. „Ich bin Ringo, meine verehrte Dame“, säuselte sie auf übertriebener Weise. Usagi und Ikuji verrieten jedoch kein Wort. Usagi weil er nicht vor hatte sie besser kennen zu lernen und Ikuji aufgrund des Misstrauens, denn schließlich war eine Frau mit einer Waffe hinter ihr her gewesen und sowas passierte nicht grundlos. So machten sich die Drei auf zu den Treppenübergängen. Die Gänge und Hallen waren komplett leer und noch immer standen Schaufensterpuppen in den Läden, die sie mit ihren ausdrucklosen Gesichtern anstarrte. Ein Schauer lief Ringo über den Rücken. Ein Einkaufzentrum das leer stand wie als würde es gerade bei einer Sprengung sein, jagte einen doch schon einen ziemlichen Schrecken ein. Manchmal flackerte noch einer der Deckenleuchten in einem unheimlichen Licht, doch sonst durchbohrten Wurzeln den Betonboden um den Tower immer mehr in die Fänge zu kriegen. Schweigend ging die Truppe nebeneinander her, doch di e Erschöpfung war ihnen anzusehen und schließlich gab Ikuji das Zeichen zum ausruhen. Sofort lies sich jeder da fallen wo er gerade stand ohne auch nur einen weitere Muskel zu rühren. Die Beine brannten vor Schmerz und die Augen fielen ihnen immer wieder zu. „Ich werde mal dort in den Laden gehen, vielleicht lässt sich ja was finden“, kam es von Ikuji deren Rucksack sie auf den Boden fallen ließ. Mühsam schleppte sie sich durch die Fensterscheibe. Es war ein Einkaufsladen wie man ihn früher an jeder Ecke hatte finden können und obwohl es so aussah als wäre das nützlichste bereits gestohlen wurden, stiefele sie zwischen den Regalen auf der Suche nach etwas essbarem, als plötzliche eine Dose unter dem Regal durchgerollt kam. Hastig machte Ikuji einen Schritt zurück. Etwas war auf der anderen Seite des Regals, schien sie aber noch nicht bemerkt zu haben. Leise schlich Ikuji aus der regalreihe um um die Ecke zu blicken. Jemand hockte dort vor den Konservendosen und prüfte die Verfallsdaten. Als sie sich zum gehen wenden wollte wurde sie rumgerissen und gegen eines der regal geschleudert. Joi, Usagi und Ringo hatten es sich auf einer Baumwurzel bequem gemacht, die aus der Betonwand ragte. Das Braunhaarige Mädchen schwang vergnügt mit ihren Beinen während sie ein altes Kinderlied vor sich hin summte. Ihre neugierigen blauen Augen suchten die Gegend ab wobei sie nicht eine stelle ausließ die sie nicht unter fröhlichen Kichern kommentierte. Ringo bemerkte die Anspannung bei Usagi denn auch wenn er so tat als würde es ihn nicht stören wusste sie, dass er absolut genervt von der neuen war, deshalb verwickelte sie Joi in ein Gespräch um das Mädchen abzulenken. „Wie bist du eigentlich hier her gekommen? Wir wurden von Hundebersekern durch die Gegend gejagt aber du scheinst nicht einen Kratzer zu haben“, fragte Ringo die sich nun zu dem Mädchen vorbeugte. „Sagt bloß ihr seid über die Brücke gegangen! Unter der Brücke gibt es do so eine Art Gitter. Ich habe mich dort festgehakt und bin so reingekommen.“ Ungläubig blickte Ringo sie an. Da hatten sie sich all die Mühe gemacht über die Brücke hinüber zu Stiefeln und lebendig zu entkommen obwohl sie so gut auch unter der Brücke reingekommen wären. Leise Fluchte Ringo. „Na, na. Was gibt es denn da zu fluchen? Ihr habt doch überlebt also ist alles in Ordnung.“ Ihr kichern hallte durch die leeren Hallen. Noch nie hatte Ringo eine so optimistische Person kennen gelernt. Sie kannte nur diese hinterhältigen fiesen Frauen die einen andauernd umbringen wollen, aber Joi schien da ganz anders. Ein Anflug von Glückseligkeit überkam Ringo, der sie dazu veranlasste Joi mal so richtig zu umarmen. Zunächst schien die Braunhaarige überrascht, fiel jedoch dann in das kichern von Ringo ein. Plötzlich ertönte ein Geräusch aus den Laden hinter ihnen. Ringo zuckte zusammen wobei Usagi wieder sofort zur Stelle war und sich vor den Mädchen hinstellte, den Dolch angriffsbereit in den Händen. „Was war das?“, murmelte Ringo die sich hinter den Baumstamm duckte. Neugierig spähte Joi in die Dunkelheit, bis auch sie sich sicherheitshalber zu Ringo gesellte. „Usagi, komm da weg“, raunte die Türkishaarige und zupfte ungeduldig am Ärmel. Einen letzten Blick warf der junge Mann noch in den Laden, dann sprang er zu ihnen rüber.“ Ich glaube das ist ein Bäreber“, vermutete Joi die ihren Kopf nachdenklich schief legte. „Ein was?“ „Ein Bäreber. Als unsere Zivilisation zusammengebrochen ist drangen wilde Tiere in die Städte und verwüsteten Häuser wie ihr wisst. Naja manche Tiere treffen auf andere und wenn dann mal zufällig radioaktiver Stoff da ist kommt es nach einer bestimmten Zeit zur Mutation. Ach fragt mich nicht wie das genau abläuft jedenfalls ist es eine Mischung aus einem Bären und einem Eber. Also Bäreber.“ Bei dem Wort Bäreber unterdrückte sie es los zu kichern und hielt sich amüsiert eine Hand vor dem Mund.“Schon lustig nicht wahr?“ Erwartungsvoll blickte sie zu ihren Nachbarn. Ein Grinsen huschte über Ringos Gesicht nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte doch Usagis Gesicht war wie immer unergründbar. Eine Schaufensterpuppe fiel geräuschvoll zu Boden, wurde von etwas nach draußen zu ihnen geschliffen und schließlich in ihre Einzelteile zerlegt. Seine gelblichen Hauer zermahlten noch die letzten Überreste aus Plastik während seine rot unterlaufenen Augen wütend das Werk betrachteten. Obwohl er nur die Hauer, die Augen und das Grunzen eines Ebers besaß hatte er dafür die Kraft und die Größe eines Bären. Laut grunzend hielt es seine borstige Nase in die Luft, woraufhin seine Krallen auf den Boden scharrten. „Ich glaube er hat uns gewittert“, zischte Joi zu den anderen, die jedoch keinen mucks von sich gaben. „Wo bleibt Ikuji?“, murmelte Ringo zu sich selbst. Es war ungewöhnlich, dass das Mädchen mit dem sonst so perfekten Timing plötzlich nicht mehr wiederkam. Als der Bäreber seine Nase am Baumstamm vorbeischob, hechtete Usagi mit Schwung auf das Tier. Rasend vor Wut rollten das Tier mit Usagi auf den Boden hin und her und rammte seine Hauer in seine Schulter. Schmerz zuckte den ganzen Rücken runter was Usagi dazu brachte schnellstmöglich zur Seite zu rollen und den Dolch mit dem nicht schmerzenden Arm hochzuhalten. Entsetzte sahen die beiden Mädchen dem Schauspiel zu. „Ist dein Freund immer so verrückt?“, japste Joi aufgeregt und schüttelte Ringo am Arm. „N-Nein eigentlich nicht! Dieser Blödkopf bringt sich noch um!“ „Zokuto?! Was zum Teufel machst du hier?“, zischte Ikuji erschrocken darüber das der blonde, junge Mann plötzlich vor ihr stand. Zunächst funkelte er sie böse an aber als bemerkte wer sie war kehrte sein übliches rebellisches Grinsen zurück. „Wenn das nicht Ikuji ist. Lange nicht gesehen was? Wie geht…“ „Warte mal! Gehörte die Frau mit der Waffe zu dir?“ Das Grinsen verschwand abrupt, doch auf die Idee ihr mal aufzuhelfen kam er nicht. Wie eine Raubkatze hatte er sich vor ihr gehockt und mit schief gelegtem Kopf gemustert. „Welche Frau?“ Ikuji ballte die Fäuste. Wenn er wirklich etwas mit dieser Frau zu tun hatte könnte er sich auf etwas gefasst machen. „Die Frau die uns fast umgebracht hätte!“ Erneut fragende Blicke. „Ich habe keine Ahnung wovon du da redest meine Liebe. Ich wandere mit niemandem rum und schon gar nicht mit einer Frau die eine Waffe in den Händen hält. Da könnte ich mir ja gleich die Kugel geben“, seufzte der Blonde und verdrehte genervt die Augen. Das Gespräch schien ihn sichtlich zu langweilen, weshalb Ikuji ihn schon anfauchen wollte und ihn am liebsten den Hals umgedreht hätte, doch stattdessen stand sie Kommentarlos auf, klopfte ihre Klamotten zurecht und wandte sich zum gehen. „Wo willst du hin meine Liebe?“ Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ich bin nicht dein liebes! Ich gehe wieder zu den anderen.“ Der Mann stand nun ebenfalls auf, murmelte etwas davon, dass er nie die Frauen verstehen würde während er sich wieder an die Konservendosen ranmachte. Eine Minute späte kam Ikuji mit hochrotem Kopf wieder um die Ecke getrampelt, wich schnippisch seinen Blicken aus und schnappte sich noch schnell ein zwei Dosen bevor sie wieder verschwand. Zokuto prustete los. Ein echt merkwürdiges Mädchen, aber interessant. Gerade hatte sich Ikuji in die Süßigkeiten Abteilung verschanzt, wo die Ausbeute noch hagerer war als in anderen Läden, da hallte erneut ein lauter Knall durch die Etage. Erschrocken blickte sie auf, packte schnell die letzten Tüten ein und sprintete los in Richtung Ausgang. Zokuto blieb zurück. Kapitel 4: Endlose Treppen -------------------------- Die Welt hat sich verändert und so auch mein ganzes Leben. Wie jedes anderes Mädchen ging ich in den Kindergarten, spielte mit Puppen oder traf mich mit meinen Freunden, doch nach dem Tag hatte sich alles verändert. Meine Eltern starben beim Einsturz des Hochhauses in dem sie gearbeitet hatten als ich neun Jahre alt war. Zu dieser Zeit, als plötzlich alle elektrischen Geräte ihren Geist aufgaben, befand ich mich in Kindergarten, wo mich meine Eltern jeden Nachmittag hinschicken, da sie sehr beschäftigt waren. Ai, meine Nanny, hatte mich unter einen Tisch gezerrt und sich schützend über mich gelegt als der Boden anfing zu beben. Kinder fingen an laut rumzukreischen und liefen weinend davon. Die Regale stürzten von den Wänden und dann geschah es. Ein lauter Knall hatte die Luft erfüllt, flog über uns hinweg während es alles mit sich riss. Heute weiß ich das es durch die Explosion der Kraftwerke ausgelöst wurden war. Wie eine Schallwelle fegte sie über die Stadt hinweg und töteten jeden der nicht in Sicherheit war. Ich verlor das Bewusstsein. Ich weiß nicht wie lange ich da so lag, mein Kuscheltier an mich gedrückt, doch als ich aufwachte war niemand mehr am Leben. Die anderen Kinder lagen regungslos auf dem Boden, Spielzeuge, Bücher und andere Sachen bedeckten den Boden. Ich war alleine. Seitdem lief ich verloren durch die zerstörte Stadt, doch auch wenn der Unfall vorüber gegangen war, das schlimmste kam noch. Die Explosion hatte Tsunamis und Erdbeben ausgelöst sodass alles unter den Wassermassen verschwand oder in tiefe Schluchten stürzte. Ich hatte mich auf Trümern eines Zerstörten Hauses gerettet, während ich schluchzend mein Leid zum Himmel klagte. Wie das Blatt in den Fluten schwamm auch mein früheres Leben an mir vorbei und zerschellte an den zerstörten Wänden. Als die Erde sich beruhigt hatte stand, außer dem Plätschern des fließenden Wassers, komplette Stille in der Luft. Ich war durchnässt, halb verhungert und unglaublich einsam, als ich ihn traf. Ein Junge saß zwischen zwei Holzkisten mit einem Laib Brot in den Armen welches er Krümel für Krümel in sich hineinstopfte. Sein Gesicht war von Kratzern übersät und auch er schluchzte leise vor sich hin. Ich hatte mich vor ihn hingehockt, das Brot so lange gierig angestarrt bis er mir ein Stück davon abgab. Von dem Tag an verfolgte ich ihn überall hin, trotz seiner Beschwerden, dass ich ihn Ruhe lassen sollte. Er ignorierte mich wenn ich hinfiel, jammerte, dass ich hunger hatte oder ihn einfach irgendetwas von mir erzählte um mich von anderen Dingen abzulenken. Ich wollte eine Reaktion von ihm haben, auch wenn es nur ein böses grummeln war, doch er schwieg mich einfach nur an. Ich weiß nicht was mich dazu gebracht hatte es zu tun, aber als wir gerade im Regen an einen reißenden Fluss entlangliefen sprang ich hinein, in der Hoffnung das er mich endlich mal beachten würde. Das Mädchen hatte die ganze Zeit vor sich hin geredet mit ihrer frühlingsgleichen Stimme. Immer wieder kicherte zwischendurch, was ich überhaupt nicht verstand. In meinen Augen war sie ein Dummchen, das einen wie ein Hund verfolgte und auf ein Leckerli wartete, sobald es glaubte es hatte etwas gut gemacht. Immer schleppte sie ihr dreckiges Plüschtier durch die Gegend, mit dem sie so tat als würden sie sich unterhalten. Auch wenn ich es nicht wahr haben wollte, aber nach einer bestimmte Zeit gewöhnte man sich an jemanden der einen die ganzen Jahre lang verfolgte. Ich fing an sie zu mögen, obwohl ich dies nicht offen zeigte. Wir waren in einen Alter wo Mädchen doof waren und man ihnen nicht zu tun haben wollte, aber es war auch das alter wo man anfing sich langsam dafür zu interessieren. All die Jahre lang hatte ich nur mit meinen Vater zusammen gelebt, der Baseball spielte. Ich lernte nur Jungssachen von ihm, wie man sich wehrt, was stolz ist und man so richtig beim Essen reinhaut aber nichts über Frauen. Eines Tages aber, als das Mädchen irrsinniger weise in die Fluten gesprungen war, fiel mir eine Sache die mein Vater mir immer wieder gesagt hatte. » Männer haben eine Aufgabe, die sie ihr Leben lang ausführen und das ist: Die frau die sie lieben zu beschützen. « Meine Beine bewegten sich von selbst als ich ihr hinterher sprang und aus dem Wasser zog. Ich hatte sie angebrüllt was das sollte aber was machte sie? Sie strahlte mich wie ein Honigkuchenpferd an und umarmte mich mit ganzen Herzen. Seit dem hörte sie gar nicht mehr auf über meine Heldentat zu plappern. Ich fing an mit ihr zu reden, sie an der Hand zu führen damit sie hinfiel und sie vor bösen Hunden zu schützen. Wir lebten unser Leben von da an zu zweit. Immer wieder haben die Fremden, dunklen Gestalten die an uns vorbei schlichen gedacht er wäre mein Boyfriend. Ihre giftigen Blicke verfolgten uns überall hin, immer auf der Hut vor Reo. Mein Freund war ein wahrer Waffenmeister, er liebte sie alle. Waffen waren zu dieser Zeit eine echte Seltenheit und zeugten von Macht. Man wich solchen Menschen automatisch aus, was ein wahrer Segen für uns war, da es viele Frauen auf ihn abgesehen hatten. Ich war kein so großer Waffen Fan. Sie verletzten Menschen, besaßen so viel Macht in sich, das mir jedes Mal eine Gänsehaut den Rücken runter lief wenn Reo die Waffe zog. Klar es benutzt sie nur zum Schutz, aber wenn er sie so in den Händen hielt, verändert sich der sonst so gelassene Ausdruck in seinen Augen zu einer nicht definierbaren Gier. Wir waren im Tokyo Tower, einer der verlassensten und doch gefährlichsten Orte dieser Stadt, um uns nach etwas nützlichen umzusehen. Wir hatten uns fest vorgenommen von hier zu verschwinden und uns die Situationen in den anderen Teilen der Welt anzugucken. Wir waren bestimmt nicht die einzigen die den Folgen ausgesetzt waren. Reo und ich liefen Hand in Hand durch die leeren Gänge des fünften Stockwerks, als wir einen Knall gehört hatten. Er zog mich in einen kleinen Laden und sagte ich solle mich dort verstecken, dann rannte er einfach weg. Ich mochte es nicht wenn er alleine wegging um den Gefahren ins Auge zu blicken. Meine Angst wurde immer größer, bis ich mich dazu entschied ihn zu folgen. Leider hatte ich den Überblick verloren und wusste nicht wo er hingelaufen war. All meinen Instinkten zuwider, mich zu verstecken, rannte ich einfach drauf los. Ich hörte erneut einen Knall, der ganz in der Nähe war. Als ich mich umdrehte erhoffte ich mir das Grinsende Gesicht von Reo vorzufinden, aber es war eine Frau. Mit einer Waffe. Ganz anders als ich es gedacht hatte, lächelte sie mich an und fragte ob ich mich verlaufen hätte, wie ich hieß und was ich hier machen würde. Wir unterhielten uns über alles Mögliche während wir suchend die Gänge entlangliefen. Als ihr jedoch von meinen Freund erzählte verschwand ihr gespielte Nettigkeit auf einen Schlag und ihr wahres Gesicht zeigte sich mir. Sie fing an mir zu drohen, richtete die Waffe auf mich. Ich rannte weg. Joi zuckte beim lauten Knall zusammen. Als sie und Ringo aufsahen richtete sich Usagi auf, sein T-Shirt mit Blut befleckt. Das riesige Tier mit dem er soeben noch gekämpft hatte lag regungslos am Boden, nur ein paar Muskeln zuckten unkontrolliert am massigen Körper. Misstrauisch funkelte der Schwarzhaarige den Fremden, der vor ihm stand, an. „Wer bist du?“, fragte er ihn sah jedoch nur wie der Fremde sich umblickte. Ikuji kam gerade aus dem Laden gestürmt, die Panik war ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. „ Was ist passiert?“ Ruckartig blieb das Mädchen stehen und musterte den weißhaarigen, der soeben den Bäreber getötet hatte. Plötzlich sprang Joi hinter dem Baumstamm hervor und rannte dem jungen Mann quietschend in die Arme. „Du lebst ja noch! Ich bin ja so froh. Mach das ja nie wieder verstanden? Einfach so wegzurennen ich wäre vor Sorge fast gestorben!“, bombardierte sie ihn, ließ aber nicht von der Umarmung ab. Der Weißhaarige wuschelte ihr durch die Haare. „So leicht lass ich mich nicht unterkriegen. Ist bei dir alles in Ordnung?“ Joi nickte eifrig nur um im gleichen Moment sich umzudrehen und den jungen Herren vorzustellen. „Darf ich vorstellen, das ist Reo. Mein bester Freund!“ Bei dem Worten bester Freund breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. „Du hast einen Boyfriend?“, kam es von Ringo die sichtlich überrascht war. Hastig kam sie zu ihnen gedackelt und schüttelte Reo großherzig die Hand. „Es freut mich dich kennen zu lernen. Mein Name ist Ringo. Oh man, hätte ich gewusst das sie einen Boyfriend hat hätte ich nicht so giftig reagiert. Tut mir leid Joi. Aber wirklich Reo du kannst dich glücklich schätzen so ein tolles Mädchen zu haben! Wenn ich ein Kerl wäre würde ich dich glatt umlegen um sie zu bekommen.“ Beschwichtigend hob Joi die Hände in die Luft. „Nein warte…äh…du verstehst das Falsch. Er ist nicht mein Boyfriend.“ Ringo sah zu Reo auf, der sie komplett perplex anstarrte. „Ist er nicht?“ Enttäuscht zog das Mädchen die Augenbrauen hoch.“Er ist mein normaler bester Freund. Wir leben zwar schon seit der Katastrophe zusammen, aber naja „Verlobt“ sind wir noch nicht.“ Der Mann blickte zu Joi hinüber, ein wenig Traurigkeit spiegelte sich in seinen Augen, wie Usagi bemerkte. Der Schwarzhaarige trat neben ihn. „Mein Name ist Usagi. Ich bin der Boyfriend von der verrückten hier“, stellte er sich vor und hielt seinen gegenüber die Faust hin. Reo schlug mit seiner ein. Nun schien auch Ikuji neugierig geworden zu sein und hatte sich unbemerkt von hinten angeschlichen. Ihre Augen musterten jeden Zentimeter des neuen Mannes. Langsam wurde ihre Gruppe immer größer doch aus irgendeinem Grund gefiel es ihr nicht. „Mein Name ist Ikuji. Ich bin Lagerführer gewesen.“ Sie machte keinen Anstalten für Höflichkeitsformen sonder betrachtete ihr Gegenüber streng. „Reo“, kam es knapp als Antwort. Es war nicht selten, dass man so eine junge Frau mit dieser Ausstrahlung in Utopia fand. Der Anführer Wille quoll förmlich aus jeder einzelnen Pore und wurde zu einem undurchdringbaren Schild. Blitze funkten zwischen den Beiden als sie sich eindringlich in die Augen sahen. Verzweifel kicherte Joi. „ Alsooo. Ich weiß es kommt etwas ungünstig aber könnten wir vielleicht eurer Truppe beitreten?“ Sofort richteten sich die feindlichen Blicke auf sie. Urgh! Sie scheinen böse zu sein. Ringo sprang von hinten Joi an die Schultern, sah Ikuji mit einem Hundeblick an den sie zum ersten Mal bei der Lilahaarigen nutzte. „Komm schon Iku-chan! Sie ist mal eine Abwechslung in unserer Truppe. Endlich mal eine Optimistin.“ Joi grinste harmlos zu ihr, bis Ikuji schließlich seufzte. „Meinet wegen aber nur unter einer Bedingung. Keine Albernheiten, es wird nicht weggelaufen oder Unsinn gemacht oder sonstige Sachen die uns in Schwierigkeiten bringen verstanden?“ Ringo murmelte etwas davon wer sie denn bitte zur Anführerin gemacht hätte, wurde aber von Ikujis Blicken zum Schweigen gebracht. „Geht klar!“, japste Joi und sah Reo begeistert an, der diese anscheinend nicht gerade teilte. Als er bemerkte wie Usagi seine Freundin anstarrte, legte er seine Arme demonstrativ um die Hüfte von Joi und zog sie an sich. „ Meinet wegen“, grummelte er schließlich an ihren Hals, wobei er Usagi nicht aus den Augen ließ. „ Nun gut. Da wir jetzt zwei neue haben, ist es sicherer hier durch die Gegend zu laufen. Es sei denn dein Freund erleidet einen plötzlichen Sinneswandel und knallt und alle ab“, murmelte Usagi, nahm Ringo an die Hand und wandte sich zum gehen. „Komm schon Reo, sei mal etwas freundlicher. Sonst lachst du immer! Wenn du dich nicht zusammenreißt werden wir hier Probleme kriegen“, raunte Joi woraufhin Reo Spitzbübisch lächelte. „So will ich das sehen!“, kicherte das Mädchen amüsant bevor sie sich aus seiner Umarmung befreite und den anderen hinterher trottete. Ikuji ging allen voran, auf der Suche nach einer Übergangstreppe. Im dritten Gang war eine eiserne, verrostete Tür eingelassen auf der noch der Exit Kleber drauf klebte. Auf den Versuch hin die Tür zu öffnen ertönte nur ein klägliches Quietschen. Wütend schnaubte Ikuji und trat mit aller Kraft gegen das Metall, doch es bewegte sich kein bisschen. Reo musste es sich verkneifen loszuprusten. Obwohl die ach so große Anführerin so stark wirkte, ist sie der Natur der Fraulichen schwäche ausgesetzt. Mürrisch drehte sie sich zu den beiden Jungs, die sie ein wenig zerknirscht anblickten. „Könntet ihr mal helfen?“, knurrte sie und trat einen Schritt zur Seite. Kurz sahen die beiden sich an, bevor sie gemeinsam mit einem Tritt die Tür eintraten. Die Angeln zerbarsten, der Türgriff fiel ab und die dicke Metalltür landete scheppernd auf den Betonboden. „Wow nicht schlecht!“, staunte Joi über die beiden Jungs, mit zustimmendem Nicken von Ringo. Beide Jungs machten nun Platz für die jungen Frauen damit sie zuerst reingehen konnten. Ringo und Joi machten kichernd einen höflichen knicks. „Vielen Dank“, summten die beiden im Chor, bekamen jedoch funkelnde Blicke von Ikuji zu spüren. „Ich hatte doch eben gesagt keine Albereien. Habt ihr mir überhaupt zugehört?“ Schweigen der ganzen Truppe. „Habt ihr nicht. Na super. Ich bin anscheinend in der Grundschule gelandet.“ Reo grinste Usagi breit an, der es, soweit man es unter der Maske erahnen konnte, erwiderte. „Oh oh. Ich glaube Iku-chan ist sauer. Wir sollten jetzt besser auf sie hören“, sagte Ringo und lief, gefolgt von den anderen, der lilahaarigen hinterher. Das Treppenhaus war riesig. Tausende von Treppen erstreckten sich in die Höhe, wo sie als schwarzer Punkt endeten. Die Treppen waren aus Mettalgittern, die an manchen Stellen schon verrostet waren und somit kleine Löcher hinterlassen hatten. Die Wände aus Beton waren mit Graffiti beschmiert. Totenköpfe, Mutanten aber auch romantische Seen oder Wiesen zierten die Wände. Skeptisch blickten Ringo und Joi nach oben und stöhnte im Chor. „Die nehmen ja gar kein Ende“, moserte Ringo die nach oben sah. „Schon wieder Sport. Ich bin schon den ganzen Tag auf den Füßen, muss ich denn jetzt noch Treppen laufen?“, kam es von Joi die ihre Hände vors Gesicht schlug. Reo trat an das Geländer, rüttelte daran und stellte schnell fest wie riskant es war nach ganz oben zu gehen. „Was mir mehr sorgen macht sind die verrosteten Gittern“, kam es von Usagi der ebenfalls seinen Kopf nach oben reckte. „Würdet ihr mal aufhören zu jammern!“, beschwerte sich Ikuji und heftete ihren tödlichen Blick, wie schon so oft, an die Gruppe. Das junge Mädchen ging so dicht wie möglich an der Wand die Treppen empor. Sollte das Geländer einstürzen könnten sie so wenigstens noch Glück haben das sie nicht hinunter fielen. „Wenn sie das Geländer so wütend anstarren würde wie uns, würde es hundertprozentig zusammenbrechen“, munkelte Reo der zustimmendes Kichern von den anderen bekam. Usagi nahm Ringo an die Hand während sie wiederrum Joi und sie Reos Hand nahm. Würde einer der Mädchen abstürzen, könnte so die Jungs sie festhalten. Die Treppen gingen ins unendliche. Jeder plapperte gerade das aus was er dachte, da sämtliche Gesprächsthemen schon zu Neige gegangen waren. Ringo jammerte permanent das sie nicht mehr konnte während Ikuji die ganze Zeit versucht etwas über Joi und ihren Freund in Erfahrung zu bringen, doch plötzlich riss sie etwas aus ihren Gesprächen. Sie hatten bereits den fünfundzwanzigsten Stock erreicht, sodass eigentlich niemand mehr hier sein konnte. Es Polterte laut, gleich darauf raste etwas an ihnen vorbei in die Tiefe. Die zwei Mädchen schrien entsetzt auf. „Wer war das?!“, brüllte Ringo verzweifelt und versuchte durch den Gitterboden nach unten zu sehen, erkannte jedoch nichts. „Die besser Frage ist wohl eher was es war“, korrigierter Joi, die in ihrer Ungewissheit mit den Zähnen knirschte. Ikuji trat vorsichtig an das Geländer heran und blickte in den Abgrund. „Da kommt etwas“, flüsterte sie in Gedanken versunken, als erneut etwas an ihr vorbeizischte. Diesmal jedoch von unten nach oben. Vor ihr breiteten sich pechschwarze Flügel aus, aus denen hier und da ein paar Knochen heraustraten. Das kreischen das aus seinen bläulichen, krummen Schnabel drang, ließ jegliches Handeln oder Denken untergehen. Die Truppe warf sich auf den Boden, hielt krampfhaft ihre Ohren zu, doch der Vogel, oder was auch immer es war, war zu laut. Mit letzter Kraft zog Reo eine Waffe aus seinen Hosenbund, zielte auf den Kopf des Vogels. Mit einem lauten Knall feuerte er ab, zwar den Kopf verfehlend, doch er hatte immerhin den Flügel getroffen. Laut schreien fiel das Tier in die Tiefe. Nach einer Weile, in der sie noch am Boden lagen und ihre Köpfe hielten, rappelte sich Usagi als erster auf. Er hatte Ringo zu sich gezogen und ihr ebenfalls die Ohren zugehalten. Ein wenig Blut troff aus seinem rechten Ohr den Hals hinunter, als er sich aufstemmte. „Alles ok?“, fragte er sie und fuhr ihr mit der Hand über die Wange. Benommen nickte das Mädchen, riss ein wenig Stoff von ihrem Top und wischte damit das Blut von seinem Ohr. Auch Reo hatte Joi schützend an sich gedrückt. Noch immer hielt sie sich die Ohren zu, bis er ihr schließlich auf die Schulter tippte. „Au mein Schädel brummt“, murmelte sie und hielt sich den Kopf. Der Weißhaarige nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie sanft auf die Stirn. „Besser?“, fragte er mit einen kecken Grinsen. Ein lächeln huschte ihr über die Lippen. „Ist bei euch alles ok?“, kam es von Ikuji die so schnell an deren Seite war, dass sie es gar nicht bekommen hatten. Als von jedem eine Zustimmung kam, seufzte sie erleichtert. „Dann ist ja gut. Hey du.“ Sie richtete ihren Blick auf Reo. „Kein so schlechtes Timing Junge. Hätte das Vieh weiter geschrien hätten wir bestimmt das Bewusstsein verloren und dann wären wir als Vogelfutter geendet.“ Der junge Mann hob den Daumen. „ Weiß einer von euch was das war?“, fragte die Lilahaarige in die Runde. Joi hob die Hand. „Ein Kreischer. Ich habe bisher nur einmal so einen gesehen. Wie ihr jetzt bereits wisst, kreischen sie so laut, bis die Gefäße in dem Opfer Platzen und somit innerlich verbluten. Deswegen hat es dich am schlimmsten erwischt Usagi. Was mich jedoch wundert ist, dass es nur einer war. Diese Mutanten leben oft in dreier oder vierer Gruppen.“ „Das heißt uns werden noch ein paar Bekannte herzlich begrüßen wollen“, grummelte Reo, der seinen Blick nach oben wandte. „Woher weißt du so viel?“, plapperte Ringo dazwischen. Joi zuckte nur mit den Schultern. „Als ich noch kleiner war haben wir viele solcher Viecher gesehen. Ich habe ein Buch.“ Stolz zog sie aus ihren Rucksack ein Buch, das in altes leder eingebunden war, heraus. Sofort griff Ikuji danach, Blätterte zwischen den Seiten, ihre Augen glänzend vor gier. „Das ist der Wahnsinn. Aber…Wieso hast du uns das nicht vorher gesagt!“ Sie schlug ihr mit dem Buch über den Kopf. „Autsch! Wie gemein! Du hast nicht gefragt!“ Ikuji seufzte. „Ist jetzt auch egal. Wir müssen irgendwie da hoch kommen ohne, dass uns die Köpfe wie überreife Orangen zerplatzen. Wir können nur hoffen das dort oben nicht ein ganzes Volk auf uns wartet.“ Kapitel 5: Was ist mit Ikuji? ----------------------------- Das fünfunddreizigste Stockwerk. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Gruppe das Dach erreicht hatte wenn da nicht das Problem mit den Kreischern wäre. Riesige pechschwarze Vögel mit blauen, gekrümmten Schnabel, vier weißen Augen, aus dem Körper hervorstehenden Knochen und Krallen so scharf wie Rasierklingen. Es gibt so viele Sachen die an diesen Mutanten gefährlich sind, doch, dass man darauf kommen würde, dass ihr Vogelgezwitscher das schlimmste übel ist, ist schier unmöglich. Die Kreischer nisten sich in Hochhäusern ein, wo sie einen guten Überblick über die Feinde haben und schnelle Beute machen können. Nur die stärksten Jungen überleben das Großziehen der Eltern. Zu schwache Zöglinge werden von ihnen verspeist, die starken jedoch werden vom Haus geschubst sodass es, wenn es nicht fliegen kann, in den Tod stürzt. Keins von beiden hat eine große Aussicht auf ein schönes Leben. Der Tokyo Tower gibt aber genau die Vorrausetzungen für die Kreischer, die sie brauchten. Wäre das Joi früher eingefallen, würden sie jetzt wahrscheinlich nicht in solchen Schwierigkeiten sitzen, dachte Ikuji mürrisch. Langsam pirschten sie sich immer weiter nach oben wobei ihnen viele Nester aufgefallen sind, in denen große gestreifte Eier lagen. Immerhin waren die Großtiere anscheinend auf Beutezug, hatte Joi versuchte sie zu besänftigen doch das Gemüt von Ikuji schien sich dadurch nicht zu verbessern. „Wie kann man sowas vergessen!?“, zischte Ikuji ihr zu ohne sich umzudrehen. Ihre Hand hatte sie an die Wand gelegt damit sie nicht stolperte. „Ich wurde zufällig von einem Mädchen mit einer Waffe durch die Passage gescheucht. Ich war halt nicht bei den Gedanken“, verteidigte sich Joi und verbeugte sich knapp. Protestierend setzte sich Ringo auf einen der Treppen und stütze ihren Kopf in die Hände. „Ich kann nicht mehr! Wieso sind sie nicht auf die Idee gekommen eine Rolltreppe zu bauen?“ „Selbst eine Rolltreppe würde hier nicht funktionieren. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist wir haben schon seit zehn Jahren keinen Strom mehr“, antwortete Reo sarkastisch. Seine Waffe hielt er immer noch in der Hand falls einer dieser Kreischer auftauchen würde, doch seit dem letzten Vorfall war keiner von ihnen zu sehen. Ikuji hatte sich für eine Sekunde an die Wand gelehnt, einmal tief durchgeatmet und sich wieder abgestoßen. „ Steht wieder auf! Wir müssen weiter bevor die geliebte Verwandtschaft hier wieder auftaucht.“ Nölend gaben die Vier nach, stemmten sich mühselig auf die Beine um ihre Reise fortzusetzen. Ihnen brannten die Beine vor Schmerz, jede Bewegung wurde zu einer Tortur. Selbst das Atmen tat bei jedem Schritt weh. Als sie erneut an einen Nest vorbeikamen, richtete sich Jois Aufmerksamkeit auf ein kleines Vogelbaby. „Oh wie süß! Dieses kleine Schnäbelchen und diese Knopfaugen“, schwärmte sie. Die anderen sahen das hässliche kleine Tier perplex an. „Das findest du süß? Das ist die Ausgeburt des bösen. Das Ding ist hässlicher alles andere was ich je in meinen Leben gesehen habe. Ich meine es ist nackt“, bemerkte Rigo kopfschüttelnd. Usagi betrachtete das Tier angeekelt. „ Du hast sie nicht mehr alle. Falls du dich erinnerst. Seine Mama hätte beinahe aus uns Vogelfutter gemacht“, erinnerte Ikuji daran, doch Joi wollte von all dem nichts hören. „Ihr seid ja so gemein. Es kann doch nichts dafür, dass es so geboren wurde. Ich werde es mitnehmen und großziehen!“ Entschlossen griff sie nach dem kleinen Tier, was so groß war wie ihr Kopf. „Nicht!“, riefen alle vier gleichzeitig und zogen sie vom Nest weg, indem kleine Knochen lagen. „Jetzt stellt euch nicht so an. Das arme Ding wird bestimmt verhunger! Ich werde es retten!“ Unter schlagfertigen Protest des kleinen Schreiers, unter anderem Schreien, Kratze, hacken, stopfte sie das Tier in ihren Rucksack, wo es mit dem Kopf nach draußen blickte und mit seinen Knopfaugen die Fremde Umgebung unter die Lupe nahm. „Seht ihr? Halb so schlimm, Aua!“ Biestig hackte das Küken mit seinen krummen Schnabel auf ihren Kopf ein. „Da hast du es“, seufzte Ikuji und hob resignierend die Hände um schließlich weiter zu gehen. „Au, das wird schon, au! Hey lass das!“ Es war endlich soweit gekommen, dass die Fünf das Dach erreichten. Doch anders als gedacht erwartete sie dort ein Friedhof aus Skeletten, Kadavern und Vogelkot. Erschrocken hielt sich jeder die Hand vor dem Mund. Klar man hatte einen Atemberaubenden Ausblick aus dieser Höhe. Überall sah man gewaltige Bäume die aus den Häusern ragten, Wasserfälle die in Klippen fielen oder einfach nur der wunderschöne Himmel. Mittlerweile küsste die Sonne bereits den Horizont und tauchte Utopia in ein magisches Licht. „Und was machen wir jetzt hier?“, fragte Ringo die das Ausmaß der Katastrophe vor zehn Jahren betrachtete. „Ich wollte euch den Ausblick zeigen“, murmelte Ikuji, breitete die Arme aus und tat so als würde sie fliegen können. „Dafür hast uns hier raufgescheucht?!“, fauchten Reo, Joi und Ringo sie an. „Was war denn anderes zu erwarten?“, grummelte Usagi und setzte sich auf einen Stein. Ikuji wirbelte herum, den Blick für eine Sekunde auf jeden geheftet. „Ihr versteht das nicht! Wisst ihr überhaupt was diese Aussicht bedeutet? Ihr Müsst auch mal über den Tellerrand gucken und nicht nur in die Suppe!“ Sie zeigte mit dem Finger an den Horizont. Eine Weile zögerte die Truppe, ging dann aber erneut zum Dachrand. „Seht ihr das?“ Reo kniff die Augen gegen die Sonne zusammen. Ein schwarzer Schatten war in der Ferne zu erkennen. „Was ist das?“, fragte er unsicher. „Das ist der unbekannte Teil. Ein Ort an dem noch niemand war. Ich meine wer weiß wie es an anderen Orten der Welt aussieht? Vielleicht haben sie wieder eine Zivilisation aufgebaut! Vielleicht erwartet uns dort eine besseres Leben.“ Skeptisch verschränkte Usagi die Arme. „Und was ist wenn uns dort der Tod erwartet?“ Der kleine Kreischer in Jois Rucksack fiepte leise vor sich hin. „ Ich glaube er hat Hunger“, murmelte Joi, während sie das Gespräch der anderen ignorierte. Vorsichtig setzte sie den Rucksack auf den Boden, wühlte zwischen den Skeletten herum, bis sie schließlich ein Stück Fleisch fand. Angeekelt hielt sie es mit ihren Fingerspitzen vor sich. Summend umflogen kleine Fliegen das Stück. „Ok happa happa, mein Kleiner.“ Schritt für Schritt näherte sie sich dem kleinen Vogel und hielt ihn das Stück Fleisch vor die Nase. „Hier. Guten Appetit mein Freund.“ Gierig musterte das Tier den Brocken, wagte es aber nicht ihn anzurühren. „ Was zum Henker treibst du da?“, kam es von Usagi der sie soeben bemerkt hatte. Die anderen drehten sich zu ihr um, als sie schließlich das Fleisch in ihrer Hand sahen und es angewidert betrachteten. „Naja, er hat Hunger. Irgendetwas muss er doch essen.“ „Sag mal, was ist das für ein Fleisch?“, würgte Ikuji mit letzter Kraft zwischen ihren Zähnen hervor. „Was weiß ich denn? Das braucht doch sowieso keiner. Mich wundert es nur das es das nicht frisst.“ Reo kicherte amüsiert vor sich hin. „Die Mutter kaut für gewöhnlich so etwas vor, also müsstest du…naja.“ Für einen Moment überlegte Joi es wirklich in Erwägung zu ziehen, wurde aber von den anderen zur Vernunft gebeten. „Und was soll ich mit ihm machen?“ „Wie wäre es wenn du ihm seiner Mutter wiedergibst.“ Wie aufs Wort flog ein schwarzer Schatten über ihren Köpfen weg, das sie automatisch dazu brachte sich die Ohren zu zuhalten. Ein hohes Kreischen ertönte, bevor das riesige Tier auf einen Felsen landete und die Truppe mit blutunterlaufenen Augen anstarrte. Das Tier stank unglaublich nach Verwesung, der ihnen in die Nase stieg. Hastig richtete Reo die Waffe auf das Ungetüm, wurde aber von Ikuji aufgehalten. „Nicht schießen! Vielleicht will es einfach nur sein Junges wieder!“ Usagi hatte sein Messer gezogen und Ringo hinter sich gezerrt. Das Braunhaarige Mädchen schluckte schwer als das gewaltige Tier vom Felsen runtersprang, seine Krallen in den Betonboden schlagend. Langsam trat es auf sie zu, während es drohend mit den Flügeln schlug. Das fiepen des kleinen Vogels in Jois Tasche wurde immer lauter. „M-Meins“, stammelte Joi und drückte den Rucksack an ihre Brust. „Jetzt gib es ihr endlich wieder!“, fauchte Ikuji mit den Händen fuchtelnd. Etwas missmutig, dass sie das Tierchen nicht aufziehen durfte, legte sie den Rucksack hin und machte ein paar Schritte zurück. Die Mutter trat zu dem Beutel in dem ihr Junges saß. Vorsichtig hob sie ihn mit dem krummen Schnabel auf und schüttelte solange an ihn bis das Küken hinausfiel und mit unsicheren schritten zu ihr tapste. „Das du mir ja gut auf ihn aufpasst“, sagte Joi entschlossen. Mit großen Flügelschlägen, flog der Kreischer mit seinen Küken wieder in das Gebäude. „Wenigstens hat es uns nicht angegriffen“, seufzte Ringo erleichtert. „Schade das wäre mal so eine tolle Herausforderung gewesen. Meine eigene Handaufzucht hat sich soeben aus den Staub gemacht“, murmelte Joi, bekam jedoch von den anderen nur missverständliche Blicke. „Du hattest es gerade mal zwei Stunden gehabt, Joi. Außerdem wärst du eine Rabenmutter geworden“, lachte Reo und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel weg. „Ja, ja. Lach du nur weiter, du Hyäne.“ Plötzlich kam ein starker Wind auf gefolgt von einen Kreischen. Als Joi, Usagi, Reo und Ringo sich umdrehten, hatte einer der riesigen Vögel Ikuji in seinen Klauen und erhob sich in den Himmel. „Kyah! Lass mich runter du hässlicher Geier!“, keifte das Mädchen, wurde aber immer weiter weggetragen. Reo richtete die Waffe erneut auf den Vogel. „Nicht schießen du Idiot!“, schrie Joi und warf sich auf ihren Freund, der nun mit ihr zu Boden fiel. „Hast du sie noch alle?! Wenn du den Vogel abknallst, wird das Küken keinen Vater mehr haben!“ „Darum hast du ihn aufgehalten?!“, kam es verzweifelt von Ringo. Joi winkte gelangweilt mit ihrer Hand ab. „Naja und vielleicht das Ikuji ebenfalls runter stürzen würde. Jetzt zufrienden?“ Ringo nickte. „Wie wäre es wenn wir wieder zur Sache kommen?“, fragte Usagi, der sich wieder auf den Stein gesetzt hatte, die Hände in den Hosentaschen. „Wah! Ikujiii! Wir werden dich retten!“, schrie Ringo in den Himmel hinaus, doch der Vogel verschwand als schwarzer Punkt am Horizont. „Und was machen wir jetzt?“, grummelte die Türkishaarige an Usagis Schulter. „Wir könnten meinen Kleinen besuchen“, schlug Joi melodisch vor und ging bereits zu der Tür die in das Treppenhaus führte. „ Hier geblieben.“ Reo hielt sie an der Schulter fest. „Wir sollen erst mal hier runter kommen, ohne dabei draufzugehen, versteht sich ja von selbst. Dann sollten wir in die Richtung gehen wo das Vieh hingeflogen ist“, erklärte Usagi sachlich doch Reo schüttelte den Kopf. „Das Vieh ist schon Meilen weit weg. Woher sollen wir wissen, wo es hinfliegt. Es kann genauso gut den Kurs gewechselt haben.“ „ Und wer ist jetzt der neue Anführer?“, fragte Joi, die mit ihren Haaren spielte. Zunächst sahen sich die drei herausfordernd an, kamen jedoch wieder zu Vernunft. „Keiner. Es wird nur Streit geben wenn wir uns darüber zanken“, bemerkte Reo gewissenhaft. Nach einigen Minuten des Überlegens, entschlossen sie sich den Vogel zu folgen, da dies anscheinen die einzigste Möglichkeit war das Problem zu lösen. Also machten sie sich wieder an den Abgang, durch das Treppenhaus, durch die verschiedenen Etagen und schließlich zum Floß, mit dem sie zum Ausgang paddelten. Angekommen lagen immer noch die ganzen Glasscherben auf dem Boden, vermischt mit dem Blut des Hundeberserkers. Joi lies ihren Blick nach draußen schweifen, wo in der Ferne kleine Knäul lagen. „Da sind sie wieder“, murmelte die Braunhaarige und wand sich den anderen zu. „Seid ihr noch fit genug um unter der Brücke an das andere Ende zu klettern?“ Ringo sah sie zweifelnd an, genau wie die anderen, die sich erschöpft auf den Boden gehockt hatten. „Ok ihr seid es anscheinend nicht.“ „Ich will nicht mehr“, jammerte die Türkishaarige, mit den Kräften total am Ende. „ Nun gut dann müssen wir wohl durchlaufen“, kam es nun von Reo der sich den Staub von der Hose klopfte. Die anderen nickten knapp und rappelten sich ebenfalls auf die Beine. Usagi nahm Ringos Hand während Reo nach Jois griff. „Also dann. Ein , zwei, drei!“ Wie auf ein Kommando stürmten die drei aus dem Gebäude, sprangen über Felsen und Schotter, bis ihnen schließlich die Hundeberseker im Nacken saßen. Mit ihren Pranken fuchtelnd, gefletschten Zähnen und bedrohliches Knurren hetzten die riesigen Muskelpakete hinter ihnen her. Wie zuvor stolperte Ringo, wurde dieses Mal aber von Usagi einfach auf die Beine gezogen. Joi sprang geschickt über die Metallstangen, schlitterte durch Lücken hindurch und warf immer wieder einen Blick nach hinten. Reo schoss, ohne seinen Blick vom Ziel abzuwenden hinter sich, wobei hier und da ein Herzzerreißendes Jaulen erklang. Am Ende der Brücke angelangt, hechteten sie die Felswand hinauf um die Blutdurstigen Hunde abzuhängen, mit Erfolg. Vor ihnen tat sich wieder der undurchdringliche Wald aus gefährlichen Pflanzen und wilden Tieren auf. „Geschafft“, keuchte Ringo, die sich einfach auf das weiche Moss fallen ließ. Ihre Türkisen Haare fächerten sich über den Boden aus. Schnaufend ließ sich auch Joi neben ihr nieder. „Wenigstens ist noch alles an uns dran.“ Mit letzter Kraft kramte Ringo eine Wasserflasche hervor. „Hier Usagi, du solltest mal was trinken.“ Der Schwarzhaarige nahm kommentarlos die Flasche entgegen. „Hey dann sehe ich jetzt endlich mal wie er unter der Maske aussieht!“ Ringo drehte den Kopf zu ihr. „Was soll den darunter so besonders sein?“ Erwartungsvoll wartete Joi darauf das der junge Mann seine Maske abnahm, doch dieser drehte sich schweigsam um, nahm die Maske zur Seite und trank einen Schluck. „Menno. Du bist ein Spielverderber Usagi.“ Er gab die Flasche wieder an Ringo, die den Rest mit gierigen Schlucken leer trank. „Reo hast du auch was?“, fragte Joi ihren Freund, der bereits in seiner Tasche rumwühlte. „Eigentlich schon.“ Ein ganzes Asenar an Waffen lag nun auf dem Boden. Ungläubig schnappte sich Ringo eine. „Woher habt ihr die alle?“ Joi kniff die Augen zusammen und wischte sich mit einen Handtuch übe ihr Gesicht. „Ach die. Die haben wir aus dem Geheimlabor der Man in Black.“ Reo prustete los. Ringo, die zunächst gar nichts mehr verstand wurde von Usagi aufgeklärt. „Ah! Jetzt versteh ich!“, kicherte sie etwas unsicher. „Nein, wir haben sie aus der Polizeistation aus unserem Viertel. Da war anscheinend noch niemand gewesen als wir ankamen.“ Usagi nahm ebenfalls eine in die Hand. „Eine Tanfoglio Buzz Kaliber vierzig. Nicht schlecht. Das sowas Polizisten mit sich rumschleppen scheint mir doch echt fragwürdig.“ Reo wandte sich neugierig dem Schwarzhaarigen zu. „Du kennst dich mit Waffen aus?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich kenne nur ein paar. Mein Vater hatte früher Hobbymäßig Schießübungen gemacht. Da habe ich ein paar Sachen aufgeschnappt. Du?“ Der Weißhaarige nickte. „Ja. Ich habe jetzt schon seit der Katastrophe etwas mit Waffen zu tun. Aber mir einiges selber beigebracht.“ Joi und Ringo sahen sich skeptisch an, bis sie schließlich aufstanden und ein wenig weiter weg es sich auf ihren Jacken bequem machten. „Männergespräche. Da sollten wir besser nicht stören“, bemerkte Joi die einen Grashalm in seine Einzelteile zerlegte. „Ich bin mal ganz froh das Usagi jetzt einen Freund hat, mit dem er sich über sowas unterhalte kann. Sonst hat er nie geredet weißt du? Es hat mich gerade wirklich gewundert das er daran sichtliches Interesse gezeigt hat.“ Joi lächelte. „Wem sagst du das? Aber Reo ist wirklich das Gegenteil von deinem Boyfriend. Er ist ziemlich redselig, er liebt Witze, lacht gerne und ist ziemlich offen. Ich liebe einfach seine Art.“ Sofort grinste Ringo schelmisch und stocherte mit ihren Finger in ihrer Seite. „Bist du etwa verliebt?“, fragte sie mit vielversprechendem Unterton. Eine kleine Röte machte sich auf Jois Wangen breit. „A-Ach was. Wir sind nur Freunde. Findest du nicht aus es ist kühler gewoben?“ „Lenk nicht vom Thema ab!“ „Ich vermisse den kleinen Mr. Schreier. Ob er wohl noch lebt? Vielleicht hat seine Mum ihn ja schon aufgefuttert.“ Joi seufzte schweren Herzens. „Das Leben ist hart für einen kleinen Vogel nicht wahr?“ Ringo schwieg, bis Joi sich zu ihr drehte und erneut das Schweigen brach.“Wie habt ihr euch kennen gelernt. Ich liebe Liebesgeschichten!“ Ringo kratze sich an ihrer Nase. „Er hat mich aus dem Wasser gefischt“, antwortete Ringo kurz und knapp, was ihr enttäuschte Blicke von Joi einbrachte. „Das war alles? Komm schon da war doch bestimmt mehr.“ „Nö. Nichts anderes. Sieh mal es wird schon richtig dunkel.“ Als hätten die beiden Jungs das gehört, traten sie zu ihnen. „Wir sollten uns einen sicheren Schlafplatz suchen. Ich habe keine Lust als Futter für die Mutanten Würmer zu enden“, kam es von Reo der Joi auf die Beine half. Die Vier liefen orientierungslos durch das Gestrüpp, bis ihnen zwei Felsplatten ins Auge fielen, die sich wie ein Dach ineinander verhakt hatten. „Morgen früh gehen wir Ikuji suchen. Im Dunkeln loszulaufen wäre zu gefährlich.“ Reo und Usagi hatten ein wenig Holz einsammeln können und zu ihrem Glück besaß Reo ein Feuerzeug, mit dem er ein kleines Feuer anzünden konnte. Abermillionen Sterne funkelten am Himmel, im Mittelpunkt der übergroße Mond auf dem man schon die Krater erkennen konnte. Die Nacht war erfüllt von Gezirpe der Grillen, dem Schreien der Kreischer in der Ferne und dem Rascheln der Blätter in der lauen Luft. Ringo sah beleidigt zu Usagi hinüber, der am Ausgang mit Reo saß, dem sie wiederrum feindliche Blicke zu warf. „Was ist denn?“, fragte Joi, die sich bereits in ihre Jacke eingekuschelt hatte. „Usagi hat mir versprochen das ich ihn so viel küssen darf wie ich will heute Abend. Doch jetzt sitzt da dein Freund. Keine Privatsphären mehr“, jammerte das Mädchen und ließ ihren Kopf auf die Knie fallen. „Stell dich nicht so an. Ihr werdet noch mindesten sechzig Jahre zusammen leben. Da werdet ihr es doch mal aushalten wenn ihr ein Tag lang nicht miteinander rumschmusen könnt.“ „Nein!“, moserte Ringo sie an. Wie aus dem nichts war Joi plötzlich neben ihr, nahm sie kommentarlos in die Arme, wobei es Ringo sichtlich unangenehm war. „Was machst du da?“, fragte sie die Braunhaarige unbehaglich. „Naja du wolltest jemanden zum Schmusen haben und hier bin ich! Jetzt sei ruhig und schlaf endlich ich bin müde.“ Wie auf Kommando fing Joi an leise zu schnarchen. Ringo blieb noch eine Weile wach, steif wie ein Stein saß sie da nun, von Jois Armen umschlungen wie ein Kraken das sein Opfer in seinen Klauen hielt. Gruselig. Sie ist verdammt gruselig…und merkwürdig. Usagiii! Ich will dich küssen! Kapitel 6: ikiru ---------------- Ein neuer Tag brach in Utopia an und die Sonne erhob sich in ihrer vollen Größen in den Himmel. Noch war es ein wenig dunkel, sodass die Grillen leise, im vom Tau bedeckten Moos, vor sich hin zirpten. Das Feuer der Truppe war bereits erloschen und nur ein kleiner Haufen, noch glühender, Asche belagerte den Platz. Ringo und Joi schliefen Arm in Arm noch tief und fest, während die beiden jungen Männer bereits ihre Sachen zusammen gesucht hatten. Die beiden hatten die ganze Nacht angeregt über die neusten Infos von Waffen diskutiert, waren aber schließlich in der späten Nacht eingeschlafen. Leise traten sie zu den schlafenden Mädchen um sie aufzuwecken. Sachte schüttelten sie an den Schultern, bis sie blinzelnd ihre Augen öffneten. „Nur noch ein wenig Mami“, murmelte Joi und zog sich ihre Jacke mürrisch über den Kopf. Ringo hatte sich bereits aufgesetzt, sich einmal ordentlich ausgestreckt, dann nahm sie gähnend die helfende Hand von Usagi entgegen. „Wie spät ist es?“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. Es gab schon lange keine Zeit mehr in Utopia, die man einfach von der Uhr hätte ablesen können. Tag und Nacht waren unregelmäßig geworden, sodass man nur nach der Sonne gehen konnte. „Komm schon Joi steh auf. Wir müssen weiter sonst finden wir Ikuji nie“, raunte Reo, der ihr hastig die Decke wegreißen wollte, doch diese klammerte sich fauchend an der fest. „hey sieh mal Joi, da ist ein kleiner Vogel!“, rief Ringo überrascht und rannte zum Ausgang. „Was!?“ Schlagartig war die Braunhaarige hellwach, nur um im nächsten Moment Ringo enttäuscht anzugucken. „Tut mir leid. Aber wir müssen jetzt wirklich los“, entschuldigte sich die Türkishaarige und sattelte ihren Rucksack. Es dauerte einige Zeit bis die Müdigkeit komplett von ihnen abgeflogen war, doch dann konnten sie sich wieder besser auf ihren Weg konzentrieren. Der Himmel war nun von einem leichten grauen Schleier bedeckt, aus dem ein feiner Nieselregen stob. Die Sonne schien blass hinter den Wolken am Himmel, strahlte aber immer noch eine Wärme aus, die das struppige Wäldchen in ein tropisches Klima tauchte. Es war extrem schwül, was dem kleinen Trüppchen zu schaffen machte. Reo hatte auf eine riesige Schlange geschossen, die er über seine Schulter gehievt hatte um sie später zu verdrücken. Angeekelt starrte Ringo das blutenden Tier an und hielt einen Sicherheitsabstand. Jetzt nach Blut zu riechen wäre kein großer Vorteil in diesen Dschungel. Joi roch an ihrem T-Shirt, bereute es aber schließlich und verzog das Gesicht. „Puh! Man könnte uns selbst aus zwanzig Meter Entfernung riechen“, murmelte sie und wischte sich mit ihren Handrücken über die Stirn. „Woher wissen wir überhaupt, dass wir auf den richtigen Weg sind?“ Reo der soeben eine Blume von einer Mauer rupfte, kam zu der Braunhaarige und steckte diese in ihr Haar. Eine leichte Röte bedeckte nun ihre verschmierten Wangen. „Jetzt siehst du so viel schöner aus“, bemerkte der Weißhaarige mit einen Lächel. Usagi war bereits weiter gegangen und untersuchte einen vom Moos bedeckten Stein. „Was machst du da?“, fragte Joi neugierig und beugte sich neben ihn. „Er guckt wo wir lang müssen“, antwortete Ringo für ihn. „An einen Stein?“ die Braunhaarige verzog skeptisch das Gesicht. „Jepp! Dort wo mehr Moos ist, ist Norden.“ Begeistert betrachtete sie den kantigen Stein und verdrehte ihren Kopf so, dass sie ihn von der Seite sah. „Also müssen wir da lang!“ Aufgeregt zeigte sie mitten in das Gestrüpp was vor ihnen lag. Usagi schwieg, stand langsam auf und steckte seine Hände wieder in die Hosentasche. „Jetzt hast du ihn beleidigt“, raunte Ringo zu ihrer Kameradin. Perplex blickte sie zu den Schwarzhaarigen der sich zu ihr umgedreht hatte und sie irgendwie missgünstig anstarrte. Die Braunhaarige schluckte schwer. „T-Tut mir leid, dass wollte ich nicht“, entschuldigte sie sich mit einer höflichen Verbeugung. „Na komm schon Usagi nimm es ihr nicht so übel“, versuchte Reo ihn mit Erfolg zu beruhigen. Mittlerweile hatte der niesel Regen aufgehört und nur ein paar Tropfen fielen von den Schreibtischgroßen Blättern oder flossen in kleinen Bächen durch die Felsen. Joi sprang erfreut durch die Knöchelhohen Pfützen die sich im Moos gebildet hatten, bis sie plötzlich bis zur Hüfte im Wasser stand. „Kyah! Holt mich hier raus!“, rief sie erschrocken und versuchte sich raus zu ziehen, Vergebens. „Wenn du so rumzappelst versinkst du nur noch tiefer!“, warnte Reo und lief zu ihr hin, als ein Seil sich um seinen Fuß band und ihn in die Luft zog. „Woah!“ „Alles ok ihr beide?“, fragte Ringo aus sicheren Abstand während Usagi ein paar Schritte zurück machte. „Wie wäre es wenn ihr uns helfen würdet?“, kam es angestrengt von Reo. „Ich glaube mir wird schwindelig.“ „Hat keinen Sinn“, murmelte Usagi als Antwort und zog Ringo kommentarlos zu sich. „H-Hey Usagi. Was ist denn los?“ Um sie herum erklang Rascheln und Bröckeln aus dem Wald, dessen Ursache im nächsten Moment aus dem Gebüsch geschossen kam. Um sie herum standen fünf Leute mit merkwürdigen Masken, die verzerrte Fratzen darstellten. In den Händen hielte sie improvisierte Speere, die aber durch die scharfe Spitze nicht weniger gefährlich waren als eine Harpune. „Na toll“, stöhnte Reo etwas genervt als ein kleiner junge ihn das Ding vor die Nase hielt. „Essen?“, fragte es seinen Nachbarn der auch nicht gerade größer war als selbst. „Happa Happa, nicht gut“, antwortete er auf einer brabbeligen Art und Weise. „Wer ihr seid?“, sprach der Größte der Joi aus der Pfütze zerrte und sie zu Boden drückte. „Hey lass sie in Ruhe du Mistkerl!“, brüllte Reo ihn an, was jedoch nur dazu führte das ihn die stumpfe Seite des Speeres in die Rippen gerammt wurde. „Autsch das muss wehgetan haben“, bemerkte Ringo mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Könntet ihr uns bitte gehen lassen? Wir sind aus der alten Welt.“ Ein Raunen ging durch die Truppe. „Alte Welt seid ihr? Ihr Beweisen müsst!“ „Früher in der alten Welt gab es Gebäude, sogenannte Schulen. Dort wurden die Kinder gesammelt und ihnen Dingen Beigebracht. Mathematik, Physik, Wissenschaft. Alles Mögliche“, erklärte Joi welche versuchte den Fuß, der ihr auf die Lunge drückte, hoch zu heben. „Schule? Ich kenne Schule. War da zwei Sonnenwelten lang. Ort de Schreckens“, murmelte der Junge bitter. Die anderen Jünglinge sahen ihren Anführer Mitleidig an. „Ort des Schrecken sein müssen wirklich Schrecklich.“ „Hey!“, jammerte Ringo als einer von ihnen ihren Rucksack stahl und darin gierig rumwühlte. Eine leere Flasche, eine Dose eingelegter Mandarinen, eine Kekspackung und eine Karte. Als er das merkwürdige rechteckige Ding in den Händen hielt, fiel sein Blick auf das Türkishaarige Mädchen. „D-Das ist mein Handy.“ Mit Tränen in den Augen wollte sie es sich wieder zurückholen doch Usagi hielt sie am Zopf fest. „Du trägst ein Handy mit dir rum?“, fragte Joi verblüfft. Eigentlich waren Handys nutzlos geworden, da man es nicht aufladen konnte geschweige denn damit telefonieren. „Das ist ein Erinnerungsstück“, quengelte sie verzweifelt. „Nehmt sie mit“, befahl nun der Größte von ihnen und ging voran. Sofort stürzten sie die Kids auf die Truppe, banden ihre Hände mit Lianen zusammen und schleiften sie durch das stachelige Gestrüpp. Ringo fiel öfter hin als es ihr lieb war. Ihre Knie waren aufgeschlagen und schmerzten. „ Wo bringen die uns hin?“, flüsterte Reo zu Usagi, der neben ihn lief. „Zum Lager“, antwortete er kapp und nickte nach vorne. Vor ihnen lichteten sich die Büsche und ein großer Platz weitete sich dort, wo einst ein Parkplatz war. Kleine Schluchten und Risse lagen im Beton, aus manchen wuchsen Kletterpflanzen. In der Mitte des Parkplatzes brannte ein gewaltiges Feuer dessen Flammen in den Himmel züngelten. „Wer macht denn am frühen Morgen ein Feuer an?“, fragte Joi verwundert und wurde mit dem Speer nach vorne getrieben. Etwas weiter außen lagen improvisierte Zelte aus zerfetzten Stoffen und Laken. Die Gruppe wurde am Feuer entlang gescheucht bis zu sechs alten Parkschildern. An einen war ein junges Mädchen gefesselt die sich nüchtern mit den kleinen Jungs unterhielt. „Oh seht mal besuch“, begrüßte sie die Gruppe mit einen freundlichen Lächeln. „Jetzt endlich nicht mehr uns vollreden mit Kram von unbekannten Mädchen“, stellte ein kleiner junge mit braunen wuscheligen Haaren erfreut fest und rannte zu einer kleinen Truppe. Einer nach den anderen wurden sie an die Schilder gebunden, die zwar so lose im Beton lagen das sie wackelten aber auch nicht zu lose, sodass man sie einfach rausziehen konnte. „Nicht so fest“, beschwerte sich Ringo und zog den Bauch ein. „Ich habe keine Modelmaße!“ Doch der Zwerg ignorierte sie und band das Seil nur noch fester. Joi wandte sich dem Fremden Mädchen zu das anscheinend keine Probleme damit hatte an einen Parkschild gefesselt zu sein. „Guten Morgen. Woher kommt ihr denn?“, fragte sie neugierig. „Aus…Tokyo?“, antwortete Ringo, wusste jedoch selber nicht ob es das war was sie wissen wollte. „Das ist mir klar. Nord, Ost, Süd West? Der neuen Welt, der alten Welt. Obwohl die alte Welt ja gar nicht mehr existiert. Ach…Mist jetzt habe ich den Faden verloren. Sie haben euch anscheinend auch aufgegriffen was? Wo wolltet ihr denn hin?“ „Welche Fragen sollen wir jetzt beantworten?“, raunte die Türkishaarige zu Joi. „Eine Freundin von uns wurde von einen Kreischer erwischt, der hat sie glatt mitgeschleppt“, erklärte Joi förmlich, merkte jedoch schnell das ihr Gegenüber auf jegliche Höflichkeitsformen verzichtete. „Ein Kreischer? Wow, der Wahnsinn. Die werdet ihr nie wieder sehen!“ Perplex starrte sie die Truppe an. Diesen begeisterten Ton, den sie noch zu Anfang des Satzes hatte, war plötzlich durch reine Selbstsicherheit und doch Heiterkeit ersetzt wurden. „Danke für die aufmunternden Worte“, grummelte Reo und lehnte erschöpft seinen Kopf gegen die verrostete Stange. „Na was glaubt ihr was diese Vögel mit eurer Freundin vorhaben? Klar, sie machen sie zur Königin, setzen sie auf einen Thron aus Ästen und Eingeweiden.“ Ringos Augen strahlten förmlich. „Das ist doch super“ „Hallo? Das war sarkastisch meine Freundin. Sie werden sie zu Vogelfutter verarbeiten.“ Sofort verging der Türkishaarige das Leuchten. „Zerstör nicht ihre Hoffnungen!“, beschwerte sich Joi und versuchte die Tränen in Ringos Gesicht zu dämmen. „Sie macht nur Witze Ringo, wir werden Ikuji wieder finden…wenn auch…in…Einzelteilen.“ „G-Glaubst du?“, fragte sie mit Tränenerstickter Stimme. „J-Ja ich bin mir ganz sicher.“ „Du hörst dich aber nicht sehr sicher an“, raunte Reo zu der Braunhaarigen, die ihren Freund mit einen boshaften Blick zum Schweigen brachte. „Ich kann euch helfen. Das Gebiet in den die Schreier fliegen ist nahe dem meinen. Wenn wir hier irgendwie rauskommen, wird das schon irgendwie. Ach ja, mein Name ist übrigens Ikiru. Wie heißt ihr?“ Für einen kurzen Augenblick schwiegen alle, dann fing Reo an. „Mein Name ist Reo, die selbstsichere hier ist Joi. Die Verrückte links von mir ist Ringo und der Kerl neben ihr ist Usagi. Er redet nicht so viel.“ Ikiru beugte sich ein wenig nach vorne um den schwarzhaarigen in Augenschein zu nehmen. Der junge Mann hatte seinen Blick auf das Feuer geheftet und schien in Gedanken verloren. „S-Starr meinen Freund nicht so an“, kam es beleidigt von Ringo, die die Rothaarige mit aufgeplusterten Wangen ansah. „Er ist dein Boyfriend? Cool. Ich hatte noch nie einen. Scheine irgendwie kein Glück mit Männern zu haben.“ Sie seufzte. „Ich verstehe dich, ich habe auch kein Glück mit den Jungs“, murmelte Joi. „Hey!“, rief Reo zu ihr rüber. Ikiru musterte die beiden skeptisch. „Wie, ihr seid nicht verlobt? Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Ihr passt doch so gut zusammen.“ „Könnten wir uns mal wieder auf die da konzentrieren?“, fragte Usagi und nickte nach vorne. Am großen Lagerfeuer, hatten sich die Truppen versammelt und schienen darüber zu diskutieren was sie mit ihnen machen sollten. Einer hielt gierig ein Messer in die Luft, der andere eine Leine. „Die scheinen ja nicht gerade sehr sympathisch zu sein“, murmelte Ikiru mit einen schwachen Lächeln. Einer kleinen Jungs tapste auf sie zu, eine lodernde Fackel in der Hand. „Sagt, sind das etwa Kannibalen?“, japste Ringo verstört und versuchte den wahnwitzigen Blicken des kleinen auszuweichen. Usagi jedoch schien es mit ihm aufnehmen zu wollen. „Was du so gucken?“, fragte der kleine biestig und biss den Schwarzhaarigen ins Bein. „Gah! Hör auf an meinen Boyfriend rumzuknabbern! Der ist doch nicht zum essen!“ Mit einem gezielten Tritt beförderte Usagi das Kind in den Dreck. Fauchend glitt es wieder in die Truppe zurück. „Alles ok Kumpel“, versicherte sich Reo der auf die blutende Stelle blickte. „Mistvieh!“, fluchte der Schwarzhaarige wütend. „Sie scheinen dich zum Fressen gern zu haben“, kicherte Ikiru vergnüg über ihren eigenen Witz. „Ach ja? Dich aber anscheinend auch.“Nun waren da zwei Jungs die auf allen vieren, wie Affen, auf sie zugekrabbelt kamen. Die Rothaarige schluckte schwer. „Na super, das hat uns gerade noch gefehlt ein Haufen Kleinkinder, die uns als ihre Vorspeise ansehen. Wenn das man nicht Ironie ist“, stöhnte Joi und lies den Kopf hängen. Eines der Jünglinge trat vorsichtig an Ikiru heran. In seiner rechten Hand hielt er sowas wie eine Leine. „Du seien meins!“, verkündete er protzig mit voller stolz. „Eh? Das kannst du dir sonst wo hinstecken kleiner! Ich bin doch kein Köter der dir hinterherlaufen will. Noch nie Respekt gegenüber älteren gelernt?“ Der junge sah sie befremdet an schien sie aber dennoch nicht einfach in Ruhe lassen zu wollen. Als dieser nun direkt vor ihr stand, trat sie ihn mit voller Kraft auf die Füße. Der kleine Jaulte vor schmerz auf, lies das Halsband fallen und fiel auf seinen Hintern um seien Fuß in Augenschein zu nehmen. „Geschieht dir recht, hihihi“, kicherte Ikiru und strecke ihn die Zunge raus. Empört über das verhalten fauchte er sie an, wobei seine kleinen Haiartigen Zähne hervor blitzten, eine Träne rollte ihn über die Wange. Sofort überkam sie ein wenig mitleid mit dem kleinen Kind. Es hatte keine Mutter, war mutiert und sie trampelte auch noch auf ihn herum. „´tschuldigung“ „Du scheinst aber wirklich nicht sehr konsequent zu sein“, bemerkte Joi, die hinter ihren Rücken etwas machte. „Was machst du da?“, raunte sie der Braunhaarige zu. „Sssch. Ringo, Reo und Usagi sind bereits frei. Hier.“ Etwas scharfes berührte Ikirus Hände. „Ein Taschenmesser.“ Vorsichtig nahm die Rothaarige es in ihre Hände und begann langsam und leise ihr Seil durchzuschneiden. „Pass auf das es keiner sieht. Wir werden die kleinen Ablenken.“ Sie nickte. „Hey du da!“, rief Joi zu einen Jungen, der sie schon die ganze Zeit lang beobachtet hatte. „Was machst du? Halt mir diese Viecher von Leib Joi“, stammelte Ringo sichtlich verwirrt und versucht die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen. Prompt kam das Mutanten Kind angetapst, in der Hand ein Fleischmesser. „Sieh mal in meinen Rucksack.“ Nach einer weile, in dem das Kind den Inhalt des Rucksacks ausschüttete, bemerkte er ein Buch. „Sieh mal was da für schöne Bilder drinnen sind.“ Misstrauisch beäugte es den Ledereinband dann schlug er es auf zeigte mit seinen Dreckverschmierten Händen auf ein Abbild des Hundebersekers. „Wuff Wuff!“, japste es dem Tier nach bevor er eine Seite weiter blätterte. „klamm, klamm.“ „Was ist das?“, flüsterte Ringo zu Joi. „Das sind riesige Krebse. Die Kleinen haben anscheinend andere Namen für sie als wir.“ „Hast du davon schon mal einen gesehen?“, kam es nun von Ikiru, die fast ihr Seil durch hatte. „immer weiter schneiden, Ikiru. Ja, ich habe einen gesehen. Die haben ungefähr die Größe eines Kleinwagens.“ Ringo erschauderte. „Könnten wir uns bitte wieder auf die Flucht konzentrieren?“, raunte Reo zu den drei Mädchen, die sich angeregt über die Mutanten unterhielten. „Ok ich habe es!“, flüsterte Ikiru und gab das Messer über die anderen wieder zu Usagi. „Joi, schnapp dir dein Buch. Das brauchen wir.“ Die Braunhaarige blickte zu den kleinen jungen der aufgeregt von Seite zu Seite blätterte. „Wie lenken wir sie ab?“, fragte Reo die anderen, doch bevor sie antworten konnten ertönte Ikirus Stimme. „Hey ihr kleinen Bälger! Seht mal da drüben ist Po von den Teletabbys!“, rief sie den Haufen zu, der zunächst zu ihnen blickte sich dann aber in die Richtung wandten in der der Anführer aufgeregt sah. Gemeinsam lösten sich die Truppe von den Straßenschildern und rannten los. „Gib das her!“, verlangte Joi und zog am Buch doch der junge hielt es mit ungeahnten Kräften so fest, dass Joi sich mit dem ganzen Gewicht dagegen auflehnen musste. „Hey, kleiner gib ihr das Buch. Du kriegst es auch wieder versprochen, ja?“, redete Ikiru ruhig und mit mütterlichen Ton auf den kleinen an. Zunächst schien er von der befremdeten Gutmütigkeit dieser verwirrt und war kurz davor es freiwillig zurück zugeben doch dann fletschte er gefährlich die Haiartigen Zähne. Kur zuckte Ikiru zusammen. „Ok dann bleibt mir nichts anderen übrig.“ Die anderen Kinder hatten bereits die Ablenkung bemerkt und der Rest der Gruppe schien ungeduldig auf die beiden zu warten. Mit der Faust schlug Ikiru auf den Kopf des kleinen, der prompt das Buch losließ um sich den Kopf zu halten. „Tut mir leid!“, rief die Rothaarige noch ehe sie Joi an der Hand ergriff und zu den anderen liefe. Von Speeren, bissigen Kindern und Geschrei verfolgt rannten sie durch das Gestrüpp. Die Dornen und Lianen versuchten sie festzuhalten, dann stolperte Ikiru über eine Armdicke Wurzel. „Was zum?“ Ein Speer bohrte sich direkt neben ihr Kopf, als plötzlich jemand ihre Hand griff, sie auf die Beine zog, auf die Arme nahm und mit ihr weiter rannte. Sein schwarzsilbernes Haare wippten beim jeden Schritt während er gehetzt durch die Gegend sah und sich schließlich mit ihr in einer Nische versteckte. Der Fremde ließ sie zu Boden und drücke sie an sich. Sein Herz schlug wie Wild und Ikiru spürte seinen Atem an ihrem Ohr. Vorsichtig streichelt er mit seiner Hand über ihr rotes Haar, dann blickte er sie endlich an. Ein Auge war mit einer Klappe bedeckt mit dem anderen sah er sie so gefühlvoll an, dass ihr glatt ein Klos im Hals stecken blieb. „Hitorimi, ich bin ja so froh!“, hauchte er komplett erleichtert und umarmte sie mit Tränen in den Augen während er sie so fest an sich drückte, dass Ikiru kaum Luft bekam. Doch aus irgendeinem Grund wollte Ikiru nicht dem Mann stören. Sie fühlte sich irgendwie ausgeglichen als wären all ihre Sorgen auf einmal abgefallen, wie die Herbstblätter von den Bäumen. Kapitel 7: Seinan ----------------- Die Welt hat sich verändert. Für mich ist die neue Welt milde ausgedrückt eine Katastrophe. Man wird von Tieren verschlungen, vom Klima mitgerissen oder man führt ein Leben im ewigen Unglück, sowie ich. Ich hasse mein Leben es ist trist, grausam und einsam. Wie viele Freunde hatte ich schon an diese neue Welt verloren. » Es ist ein Paradies, keine Erwachsenen mehr« hatten die meisten gejubelt doch ich konnte mich dieser Tatsache nicht erfreuen. Überall wo ich war geschahen Unfälle. Überall wo ich war regnete es in Strömen gefolgt von unerbitterlichen Gewittern, die alles um mich zu zerstören drohten nur um mich selbst in der Leblosen Landschaft zurückzulassen. Die Pflanzen faulten vor sich hin wo ich schlief. Es war als lege ein Fluch auf mir, der mich dazu verdammte mein Trostloses Leben alleine zu führen. So viele Hoffnungen hatte ich schon immer gehegt, wenn mir jemand begegnete der eine Zeitlang mit mir ausharren konnte. Doch immer wieder wurden diese Zerstört. Ich hörte auf zu hoffen. Selbst Tiere schienen von meinen Unglück nicht unangetastet zu bleiben. Tiere die mich versuchten anzugreifen fielen in Schluchten, wurde von Felsen begraben oder von den Fleischfressenden Pflanzen angegriffen. Ich fing an keine Angst mehr vor ihnen zu haben, auch nicht vor meiner nicht enden wollende Pechsträhne. Ich Gewöhnte mich daran. Jede Nacht saß ich an einem kleinen Feuer, die Decke über meine Schultern und versuchte die Nacht irgendwie Tod zu schlagen. Schlafen konnte ich nicht, schon seit Tagen. Ich wollte nicht Träumen. Nicht von dem Tag an dem ich sie verloren hatte. Die Einzigste Person die mir je in meinen Leben auch nur irgendetwas bedeutet hatte. Zuvor war ich viele Male, wie nennen die Mädchen uns? Ein Boyfriend. Viele junge Frauen die ich nur angenommen hatte um nicht in meiner Einsamkeit zu versinken. Doch es wurde nur noch schlimmer, denn jedes Mal wenn ich ein Mädchen kennen lernte starb diese nach nur wenigen tagen. Ich hatte alles versucht um sie an mich zu halten, hatte nie ihre Seiten verlassen. Ich habe sie mit meinen Leben beschützen wollen, doch das schien dem Herrn des Unglücks nicht zu interessieren. Jedesmal starben sie vor meinen Augen. Sie wurden von anderen Jungs verschleppt, fielen plötzlich in Schluchten, die zuvor gar nicht da waren. Sie wurden von Tieren verschlungen, die nur darauf gewartet hatten das ich für eine Sekunde nicht hinsah. Ich wurde paranoid, habe gedacht dass die Welt sich nur verändert hat um mich in den Wahnsinn zu treiben. An dem Tag, es regnete wie jeden Tag in Strömen, sah ich ein Mädchen an einen kleinen See sitzen. Ihre feuerroten Haare fielen sanft über ihre Schultern. Ich hatte sie aus der Ferne beobachtet. In Ruhe wusch sie ihr Gesicht, kramte fröhlich summend ein Handtuch aus ihren Rucksack und drückte es an sich. Eine kleine Ente war darauf gestrickt. Eine Weile hockte sie so da, bis sie schließlich aufstand und sich in meine Richtung drehte. Hastig hatte ich mich im Schatten des Baumes versteckt. Sie sah mich nicht aber ich sah sie. Ihre Augen hatten die Farbe eines leuchtenden Meeres im Sommer. Ihre leicht roten Lippen hatte sie zu einen süßen aber auch frechen Lächeln geschwungen. „Ist da wer?“ Ihr Stimme lies mein Herz fast stehen bleiben. Sie erinnerte mich an das sanfte rauschen des Windes, wenn er durch die Bäume fuhr. Ich wusste nicht ob ich es mir eingebildet hatte aber ein Duft von Lilien wehte zu mir hinüber. Sie hatte eine Narbe auf ihrem Handgelenk, was mich daran erinnerte was mit dieser wunderschönen jungen Frau passieren würde, wenn ich mich ihr nähern würde. Mein Herz schrie ich solle aus meinen Versteck kommen, sie nur einmal berühren doch mein Kopf siegte. Ich zog mich in den Wald zurück. Noch einmal hörte ich ihre faszinierende Stimme, dann verstummte sie. Die Nacht war eingebrochen als ich noch immer durch denselben Wald lief. Mein Herz schlug immer noch wie wild und meine Gedanken waren die ganze Zeit bei ihr. Mit Hilfe von Selbstgesprächen versuchte ich ihr Bild aus meinen Kopf zu verdrängen doch egal was ich auch tat es kam immer wieder. Ich spürte wie meine Wangen leicht rot geworden waren, sie waren warm und verstärkten nur das verlangen danach zu ihr zurückzukehren. Ich ließ mich auf den Boden nieder. Meine Klamotten waren schon komplett vom Regen durchnässt. Normalerweise hatte ich mir immer einen Ort gesucht wo ich mich vor dem unerbitterlichen Regen schützen konnte, doch diesmal nicht. Ich war viel zu aufgewühlt gewesen als das ich mich auf die bestimmte Suche hätte begeben können. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Ich fühlte mich Hundeelend aber auch gleichzeitig wieder überglücklich. Plötzlich vernahm ich ein knacken hinter mir. Schnell sprang ich auf die Beine um mich hinter den nächst gelegensten Felsen zu verstecken. Da war sie. Ich hatte leise vor mich hin geflucht. Wieso musste sie gerade da auftauchen wo ich war? Es quälte mich schon zu genüge das ich sie nicht kennen lernen durfte aber dass sie das einen auch noch so unbewusst unter die Nase rieb ging wirklich zu weit. Erleichtert stellte ich fest, dass sie einen Regenschirm, ein Relikt aus alten Zeiten, bei sich trug. Sie war also trocken geblieben sodass das sie sich nicht erkälten konnte. Sie ging weiter während ich sie in der Stille der Schatten verfolgte. Ob es richtig war das gerade ich, der jeden in den Tod trieb, sie verfolgte war mir zu den Zeitpunkt egal. Sie hatte einen kleinen Abhang gefunden unter dem sie sich hockte. Ihren Regenschirm legte sie neben sich. Wie eine Katze zog sie ihre Beine, eng umschlungen mit den Armen, an sich und rollte sich auf den Boden zusammen. Ich beobachtete ihre Atemzüge die mit der Zeit langsamer und regelmäßiger wurden, dann schlich ich mich leise zu ihr. Ihre Wimpern erinnerten mich an die eines kleinen Rehs. Ein Regentropfen hatte sich in ihnen verfangen. Am liebsten hätte ich mich zu ihr gelegt doch aus irgendeinem Grund traute ich mich nicht. Stattdessen streichelte ich vorsichtig über ihre Wange. Sie war ganz warm und weich, nicht wie bei den anderen Mädchen die ich zuvor kennen gelernt hatte. Sachte nahm ich eine ihrer roten Haarsträhnen zwischen meinen Finger, fuhr durch sie hindurch und wagte es, sie an meine Lippen zu halten. Sie rochen nach frischer Erde und Gras. Die Wärme stieg mir wieder ins Gesicht. Was hatte ich da bloß getan? Ich hatte anscheinend den Verstand verloren. Da sah ich ihre Narbe auf dem Handgelenk. Die Frau schien so fest zu schlafen, dass sie gar nicht bemerkte wie ich ihre Hand in meine legte und mit meinen Finger die Narbe nachzog. Leise murmelte sie etwas während ihre Hand ein wenig zurück zuckte. Die Narbe war anscheinend noch nicht alt denn sie tat ihr noch immer weh. Ein Hauch von Mitleid überkam mich als ich sie so betrachtete. Eine junge Frau, alleine auf dieser Welt. Sie schien nichts bei sich zu haben was sie vor gefährlichen Tieren oder Menschen schützen könnte also legte ich meinen Dolch neben ihr. Sie würde ihn später gut gebrauchen können. Ich wollte verschwinden ehe sie aufwachen würde auch wenn mein Herz sich so an dieser Person zu klammern schien. Mit einem leichten, fast unberührten, Kuss auf ihre Hand ließ ich von ihr ab. Am nächsten Morgen, ich war in ihrer Nähe geblieben, hörte ich das Geknurre von Hundeberseker. Ich war für einen Augenblick regungslos sitzen geblieben. War es bei ihr? Mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust dann sprang ich auf die Beine und rannte los. Zunächst hatte ich mich hinter einen Gebüsch versteckt um die Situation zu erkennen, doch als ich das Ausmaß der Katastrophe erblickte konnte ich nicht mehr an mich halten. Die Frau hatte sich mit dem Dolch in die Nische gehockte, jederzeit bereit den Muskelpaketen das Messer in die Kehle zu rammen. Einer der Giganten schoss vor, doch mit einer gezielten Bewegung, stoß sie das Messer in sein Auge. Das Tier blieb reglos auf dem Boden liegen. Obwohl sie sich so tapfer schlug, bemerkte ich wie viel Angst sie hatte. Ihre Hände zitterten vom Blut überströmt, in ihren Augen lagen Tränen. Als das zweite und letzte Tier sich auf sie stürzen wollte, schien sie überhaupt nicht bei sich zu sein. Sie legte ihren Dolch nieder und kniff die Augen zusammen. In letzter Sekunde warf ich mich vor sie und die scharfe Kralle des Tiers fuhr über mein rechtes Augen. Der Schmerz ließ mein Bewusstsein schwächeln. Ich hatte das Gefühl jeden Augenblick umzukippen, da flog der Dolch knapp an meinen Kopf vorbei und landete zwischen den Augen des Berserkers. Ich spürte wie das Blut an meiner Wange runter lief und lies mich zu Boden. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und da sah ich sie. Ihre blauen Augen sahen mich unter Tränen an, ich wollte einfach jegliche Emotionen die sie zeigte in mich aufnehmen. Egal was sie auch tat ich liebte jede ihrer Gesten und auch wenn es nicht recht war, ich liebte es auch wenn sie weinte. „Haben sie den Verstand verloren?!“, fragte sie mich mit Tränenerstickter Stimme. Ich konnte nicht anders als sie anzulächeln. Es war ein merkwürdiges Gefühl. So lange hatte ich schon nicht mehr lächeln können und nun war es so als hätte ich nie etwas anderes getan. Vorsichtig half sie mir unter die Nische, da erneut ein Regenschauer anfing. Ich bewegte keinen Muskel denn die Angst, dass sie plötzlich weg sein würde hatte in mir überhandgenommen. Die Wunde tat furchtbar weh als sie meine Hand wegnahm und mit ihrem Ententuch darüber wischte. „Warte kurz“, murmelte sie und holte eine Flasche Wasser hervor, tunkte das Handtuch damit und drückte es auf mein Auge. „Was haben sie sich nur dabei gedacht? Sie hätte sterben können.“ Ich antwortete nicht. Am liebsten hätte ich sie einfach nur in die Arme genommen. Ich wusste, dass ihre vernünftige Haltung nur vorgespielt war. Ihre Hände zitterten immer noch. Als sie zum Schluss mir einen Verband um den Kopf wickelte, starrte sie mich wie ein verängstigtes Reh an. „Du bist wunderschön.“ Mir blieb fast mein Herz stehen als mir diese Worte rausrutschten. Hastig legte ich eine Hand vor mein Gesicht um die röte zu verbergen. Die Frau schien zunächst verwirrt, lächelte aber schließlich erfreut. „D-Danke. Ä-Ähm. W-Wieso hast du das getan?“ Ich schwieg für einen Moment, legte mir die richtigen Wörter im Kopf zurecht und antwortete schließlich: „Weil ich nicht wollte das dir jemand wehtut.“ „Jetzt hast du dich aber verletzt und das ist alles meine Schuld.“ Bewusst setzte sie sich vor mir und strich über den Verband. „Es tut mir leid.“ Die Worte hatte sie so leise geflüstert, dass sie nur als ein Atemzug an mein Ohr drang. „Ich muss wieder gehen.“ Mir wurde bewusst wie gefährlich es war mit ihr zusammen zu sein. Jeden Augenblick könnte irgendetwas kommen, das ihr Schaden zufügen würde und das wäre dann alles mein verdienst gewesen. Mit wackeligen Beinen richtete ich mich auf und wollte meines Weges gehen, da hielt sie mich am Ärmel fest. „Wie heißt du?“, fragte sie in einen bestimmten Ton, den ich ihr nie zugetraut hätte doch umdrehen wollte ich mich trotzdem nicht. „Seinan.“ Sofort spürte ich wie ihre Blicke mich durchbohrten. „Ein schöner Name. Ich heiße Hitorimi. Seinan? würdest du dich bitte umdrehen?“ Sofort überfiel mich eine Gänsehaut die meinen ganzen Körper erschaudern lies. Ich wollte nicht, dass sie mein rotes Gesicht sieht doch ehe ich etwas erwidern konnte stand sie plötzlich vor mir. Ihr Gesicht war ebenfalls von einer leichten röte bedeckte aber das schien sie nicht zu interessieren. Ihre blauen Augen suchten meine, ich wich ihnen immer wieder aus. Als sie mein Gesicht auf einmal in die Händen nahm, konnte ich jedoch nichts mehr tun. Sie zwang mich geradezu sie anzugucken. Ihre Hände waren warm und weich und sie strich mit ihren Daumen über meine Wange. Ich bemerkte wie wir uns immer näher kamen. Sie schien sichtlich unsicher zu sein also legte ich zur Sicherheit meine Arme um ihre Hüfte und zog sie an mich. Als sich unsere Lippen berührten hatte ich das Gefühl im siebten Himmel zu schweben. Ich wollte sie nicht nur küssen, ich wollte sie besitzen. Niemand anderes sollte sie anfassen oder auch nur ansehen. Ich ließ meine Lippen ihren Hals hinuntergleiten. Der Duft von Erde und Blut hing an ihr. „Was mache ich hier?“ Meine eigene Stimme hatte mich aus den Gedanken gerissen. Ich war der Unglücksrabe der alle ins Verderben zog und soeben hatte ich das Schicksal der Frau besiegelt, dessen ich mein Leben opfern würde. Ich wollte einen Schritt zurücktreten aber sie wollte mich nicht loslassen. Sie hatte ihr Gesicht an meinen Nacken vergruben und umklammerte mich so fest sie konnte. „Bitte geh nicht Seinan. All die verfluchten Jahre war ich alleine gewesen. Ich möchte das nicht mehr. Ich will dich nicht gehen lassen!“ Wie konnte ich die Bitte der Frau die ich liebte nicht nachkommen? Sie hatte mein Herz gestohlen. Wir wanderten ganze vier Monate durch die Weltgeschichte. Ich fing an zu lachen, zu hoffen an ein besseres Leben. Sie war diejenige, für die ich alles tun würde und sei es das unmöglichste. Wir waren Glücklich, liebten uns jede Sekunde mehr. Die Tage begannen schöner zu werden, die Sonne schien und es lag kein Wölkchen am Himmel. Es war als hätte ich mein ganzes Leben nur gelebt um sie zu finden aber dann geschah es. Der Tag hatte es bereits angekündigt mit Regen und Gewitter. Sie wollte was zu essen holen gehen, doch ich hielt sie zurück. Ich hatte nicht einmal ihre Hand losgelassen. Wir waren auf der Suche nach einen Unterschlupf und nach etwas essbaren, als ein gewaltiges Grollen die Welt erbeben lies. Der Boden schien aufzubrechen wie bei einem gigantischen Monster das sein Maul öffnete um seine Beute zu verschlingen. Ich versuchte sie festzuhalten, doch ihre Hand entfloh meiner. Ich hörte wie sie nach mir rief, dann stürzte sie einen Abhang hinunter. Am Boden blieb sie reglos liegen. Ich sprang hinter ihr her, rannte zu ihr, in der Hoffnung sie sein nur bewusstlos geworden. Als ich an ihre Seite stürzte breitete sich bereits eine Blutlache auf dem Boden aus und verfloss langsam mit dem Regenströmen. Vorsichtig hatte ich ihren Kopf hochgenommen, sie an mich gedrückt und versucht sie aufzuwecken. So oft hatte ich ihren Namen gerufen, ihr über die Wange gestrichen und sie immer wieder geküsst in der Hoffnung sie würde wie eine Prinzessin wieder aufwachen. Doch es geschah nichts. Sie würde nie wieder etwas sagen, nie wieder würde ich ihre blauen Augen betrachten können, ihr durch das seidige Haar fahren oder ihre warme Lippen beglücken können. Sie war in dem Moment Tod gewesen, als meine Hand von ihr abließ. Ich verbrachte zwei weitere Tage damit sie in den Armen zu halten und zu streicheln. Ich konnte mich nicht einmal von ihr verabschieden, ihr nicht sagen, dass ich sie liebte. Ich war der Verfluchte, der Unglücksrabe, der Pechvogel. Ich schien es nicht verdient zu haben einen Menschen zu besitzen der mich liebte, den ich liebte .Aus vollem Leibe hatte ich zum Himmel hinauf geschrien. Diese Welt verflucht und gebetet, dass sie endlich untergehen würde doch nur der leise Nieselregen hatte dem Klang meines Leidens zugehört. Ich vergrub sie an dem Ort, an dem wir uns zum ersten Mal geküsst hatten, legte den Dolch zu ihr. Es hatte keinen Sinn sie weiterhin für mich zu behalten. Es war bereits jegliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen. Ist es einfach nur Pech gewesen, dass ich ihr an genau dem Tag, an dem sie verstarb, einen Ring schenken wollte? Kapitel 8: Die Reise geht weiter -------------------------------- Die Truppe kam unter einer überwachsene und Teils eingefallenen Brücke zum stehen. Der Schweiß lief ihnen in kleine Tropfen von der Stirn. Usagi zog prompt seine rote Jacke aus und band sie sich um seine Hüfte. Mittlerweile hatten sich die dunklen Wolken gelichtet sodass die Sonne mit ihrer vollen Kraft durch das Blätterdach brach. „Verflucht“, kam es von Joi die ihre Haare mit einen Band nach hinten zog. „Wo ist Ikiru?“ Die anderen ließen ihre Blicke durch die Gegend schweifen. Die Mutanten Kinder scheinen sie losgeworden zu sein, doch weshalb plötzlich Ikiru verschwunden war wusste keiner. „Sie war doch direkt hinter dir“, schnaufte Ringo, die sich zu Usagi auf dem Boden gesellte. Nur ein paar Handbreite weiter floss ein Bach an ihnen vorbei an dem Reo seine Flasche auffüllte. „Ist das Wasser gut?“, fragte Usagi den Weißhaarigen. „Ich hoffe doch aber ganz sicher bin ich mir nicht“, murmelte er zur Antwort. „Ikiru!“, schrie Joi in den Wald hinein. Nur das leise Echo ertönte in der Ferne. Sie war sich so sicher gewesen, dass Ikiru hinter ihr gewesen war. Wurde sie etwa von den Kindern mitgeschleppt? Wenn ja dann könnten sie sie nicht einfach in Stich lassen. Die Braunhaarige trat neben Reo und beugte sich zum Wasser runter. Leise plätscherte es vor sich hin während es rein und glänzend seinen Weg durch die Straße bahnte. „Wir gehen sie suchen.“ Ringo kuschelte sich an Usagi, der versuchte sie aufgrund der Hitze wegzuschieben. „Und wie willst du sie finden? Wir wissen doch gar nicht wo wir überhaupt sind.“ „Ohne Ikuji sind wir wirklich aufgeschmissen“, grummelte die Türkishaarige. Eine leichte Brise hatte sich verirrt und strich der Gruppe durch das Haar. Plötzlich ertönte ein Rascheln. Sofort zogen die Jungs ihre Waffen und versteckten die beiden Mädchen hinter sich. „Nanu? Wer seid ihr Zwerge denn?“ Ein Mann mit zotteligen blonden Haaren trat aus dem Schatten und grinste frech. „Das sollten wir wohl eher dich fragen“, bemerkte Reo achtsam. Der blonde musterte jeden von ihnen bis er schließlich kicherte und ebenfalls seine Waffe zog. „Wenn ihr schießt, schieße ich auch. Mein Name Ist Zokuto. Ich glaube ich kenne euch. Seid ihr nicht die Gesellen von Ikuji?“ Erschrocken sahen die vier aneinander an. „Ja“, antwortete Joi selbstsicher. „Und wo ist?“ „Naja weißt du…Ein Kreischer hat sie mitgenommen.“ Sofort verging dem Blonden das Grinsen und er sah die vier wütend an. „Wieso habt ihr Idioten nicht auf sie aufgepasst?“ „Hätten wir den vogel erschossen wäre sie vom Tokyotower geflogen. Da setzen wir doch lieber darauf, dass wir sie wiederfinden“, erklärte Reo, seine Waffe immer noch auf den Blonden gerichtet. „Typisch Mädchen. Da lässt sie sich doch tatsächlich von so nen Vogel verschleppen.“ Genervt steckte er seine Waffe wieder in den Hosenbund und ging an der kleinen Gruppe vorbei. „Wo willst du hin?“, fragte Usagi der ihn plötzlich das Messer an den Hals hielt. „Leg dich mit jemanden in deiner Größe an kleiner .Ich habe wichtigeres zu tun als mit dir zu spielen. Ich habe schließlich ihr Herz.“ Der Schwarzhaarige lies widerwillig von ihm ab. „Hey warte! Hast du ein Mädchen mit roten Haare gesehen?“ Der Blonde zuckte mit den Schultern. „Kann sein. So ein Mädel lief mit nen Typen durch den Wald.“ „Das ist sie!“, freute sich Joi und sprang voller Freude auf und ab. „Wir müssen los, wir müssen los!“ Eilig zog sie Ringo auf die Beine und rannte in Schlepptau mit Reo los. Usagi und Ringo liefen hinterher. „Mein Name ist Ikiru“, stellte sich die Rothaarige vor, doch der Fremde schien ihr nicht zuzuhören. Als dieser zuvor bemerkt hatte das sie nicht diejenige war, die er suchte, hatte er sich schweigend zurückgezogen und sich auf einen Baumstumpf gesetzt. „Wen suchst du denn?“ Der schwarzsilberhaarige schwieg sie weiter an ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Ikiru war ein wenig enttäuscht, dass er nicht mit ihr Reden wollte, ließ sich jedoch vom Schweigen nicht beirren und plapperte einfach weiter. „Danke, dass du mir geholfen hast. Es wäre wirklich schief gegangen wenn du mir nicht geholfen hättest.“ Sie trat zu ihm und setzte sich ebenfalls hin. Seine Augen verschwanden hinter seinen Haaren welche wie ein Schleier sein Gesicht versteckten. Etwas schien ihr an ihn merkwürdig zu sein. Er wirkte alles andere als Glücklich darüber ihr geholfen zu haben, er wirkte eher traurig. Ikiru wusste nicht wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie hatte die Truppe verloren, wurde von einem Fremden gerettet mit dem sie nicht reden konnte und nun wusste sie nicht einmal wo sie war. Durch das Blätterdach entdeckte sie den blauen Himmel von der die Sonne auf sie herunter strahlte. Auf einmal spürte sie wie jemand ihre Haare berührte. Hastig wandte sie ihren Blick zu den Fremden Mann, der sich in die entgegengesetzte Richtung gedreht hatte. Hatte sie es sich nur eingebildet? Dann stand der Mann auf, räusperte sich kurz verlegen und verabschiedete sich mit einer leichten Handbewegung. „Wo willst du hin?“, rief Ikiru ihn nach und rappelte sich auf. „Irgendwo hin“, murmelte er als Antwort was Ikiru jedoch nicht richtig verstand. „Sag mal, wieso redest du nicht mit mir?“ es schien als wäre er kurz zusammen gezuckt doch das war so unmerklich geschehen, dass sich Ikiru gar nicht sicher war es überhaupt gesehen zu haben. „Du bist nicht sie.“ „Hast du dein Mädchen verloren?“ Mitleid überkam die Rothaarige, die versuchte etwas über den Fremden herauszufinden, doch ehe sie weiter reden konnte, sprangen plötzlich die anderen aus dem Gebüsch. Wie versteinert blieb der Fremde mitten im gehen stehen. Usagi und Reo hielten sofort die Waffen auf ihn. „Wer bist du?“, fragte Reo mit fester Stimme, die Waffe an die Schläfe des Fremden haltend. Es war dem Mann sichtlich unangenehm zwischen so vielen Leuten zu sein. „Wah! Wer ist das, wer ist das? Wie heißt du? Willst du bei uns mitmachen? Woher kommst du? Woher hast du die Klappe?“, durchlöcherte Ringo den Schwarzsilberhaarigen und hüpfte neugierig um ihn herum. „Ringo!“ Joi zog das aufgedrehte Mädchen zurück. „Wenn er reden will, dann redet er. Du kannst doch nicht jeden ausquetschen den du siehst.“ Beleidigt blies Ringo die Wangen auf und verkroch sich grummelnd hinter Usagi. „Ist alles ok Ikiru?“, fragte die Braunhaarige die junge Frau, die bisher den Blick nicht von dem Mann abwenden konnte. „Eh? Ja, alle ok. Nun nimmt schon die Waffen runter.“ „Kennst du den Kerl?“, hakte Reo nach doch Ikiru schüttelte den Kopf. Die Rothaarige trat erneut zu den Fremden, der seinen Blick immer noch auf den Boden heftete. Es schien als wolle er es um jeden Preis verhindern, dass man ihn ansehen konnte. „Kannst du mir verraten wie du heißt?“ Schweigen. Langsam wurde Ikiru ungeduldig und die Tatsache, dass er andauernd wegsah ließ sie auch nicht unberührt. „Guck mich doch mal an!“ Sie nahm das Gesicht des Fremden in ihre Hände und zwang ihn sie anzusehen. Schrecken lag in seinen Augen. „Wie heißt du?“, fragte sie erneut aber diesmal eindringlicher als zuvor. „S-Seinan“, stammelte er und wich schließlich einen Schritt zurück. Mit einer Hand hielt er sich die Stelle wo zuvor Ikiru ihn angefasst hatte. Kam es ihr nur so vor oder war er etwas rot geworden? „Ok Seinen. Ich heiße Joi. Das dort ist mein Freund Reo, daneben Ringo mit ihren Boyfriend Usagi und das vor dir ist, wie du bereits weißt, Ikiru. Sie ist gerade vor ein paar Minuten zu uns gestoßen. Die Fragen ist nun…“ „Willst du uns beitreten? Willst du? Willst du? Willst du?“ Erneut funkelten die Augen der Türkishaarigen gierig und ließen nicht eine Sekunde aus um ihn unter die Lupe zu nehmen. „Ich kann nicht“, murmelte Seinan und setzte sich wieder hin. „Wieso nicht?“ Enttäuschung lag in Ringos Augen, was Usagi gar nicht zu gefallen schien. Besitzergreifen legte er seine Arme um ihre Hüfte und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. „Hahaha. Angst vor Konkurrenz Usagi?“, lachte Reo und schlug seinen Freund auf die Schulter. „Ich bring Unglück.“ Ikiru hockte sich vor ihn um ihn zu verstehen. „Niemand bringt Unglück Seinan. Wenn man jemanden Unglück bringt dann nur sich selbst. Lass dich von ein wenig Pech nicht unterkriegen!“, grinste Ikiru aufmuntert, doch das schien den Neuen nicht zu überzeugen. „Ist es auch Pech wenn um einen herum seine Leute sterben?“ Sofort verschwand das grinsen. „Redest du deswegen mit Niemanden mehr?“ Nun mischte sich Reo ein. „Oh man, dich muss es echt erwischt haben. Aber keine Sorgen. Wir haben schon eine Chaotin in der Truppe. Glaub mir, wir überleben selbst wenn wir vor den Teufel höchst persönlich stehen, was wohl nicht mehr sehr lange dauern dürfte. Unsere Freundin wurde von nen Kreischer verschleppt, du könntest dein Unglück also absagen wenn du uns hilfst!“ Joi lächelte zustimmend zu. „Wir schaffen das schon Seinan.“ So kam es das der junge Mann sie also begleitete, zwar sich nicht in die Gruppe intrigierte aber dennoch nicht mehr alleine durch die Weltgeschichte reißen musste. Es gingen Stunden ins Land, welche sie damit verbrachten orientierungslos durch die Wildnis zu irren, ab und zu sich auszuruhen und sich darüber zu beschweren wer auf die idiotische Idee gekommen war einfach hinter diesen blöden Vogel her zu laufen. Joi und Ringo zankten sich unentwegt, da die Türkishaarige ein sehr wehleidiger Mensch war und den ganzen Tag lang nur jammerte. „Du verwöhnst deine Freundin zu sehr“, warf Joi Usagi vor der sie ein wenig perplex ansah. „Sie könnte niemals in der Welt hier draußen alleine überleben. Sie ist so hilflos wie ein kleines Kind!“ Schwer beleidigt fauchte Ringo sie wie eine Wildkatze an. „Und du hängst nur über deine dämlichen Bücher! Es ist doch deine Schuld, dass wir uns verlaufen haben. Wärst du nicht in die Fallen gesprungen wären wir jetzt noch auf dem richtigen weg!“ Sofort ging das Gegackere zwischen den beiden weiter. Reo versuchte indessen irgendetwas Essbares zusammen zu kratzen was sich später als ungenießbare Pilze und Kräuter heraus stellte. Angewidert verzogen die Mädchen das Gesicht. „Hast du nichts Besseres gefunden?“, fragte Joi und knabbert demotiviert auf einem Blättchen herum. „Tut mir leid, der nächste Laden liegt dreihundert Kilometer von uns entfernt und leider hatte ich kein Benzin mehr“, entschuldigte sich der Weißhaarige mit einen Grinsen. Seinan saß schweigend neben ihnen, doch rührte nichts von dem Essen an. „Willst du nicht auch was?“, fragte Ikiru und hielt ihn einen Pilz hin. Er schüttelte verlegen den Kopf. „Sag mal Usagi, wieso trägst du diese Maske?“ Neugierig wandte die Rothaarige ihren Blick nun zu Usagi. „Wer weiß ob hier giftige Gase in der Luft sind. Ich gehe lieber auf Nummer sicher.“ „Und wieso gibst du sie nicht deiner Freundin?“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Sie mag sie nicht.“ „Ihr seid schon echt merkwürdige Kauze, hihihi.“ Als Ringo mitbekam wie die beiden sich unterhielten, klammerte sich die Türkishaarige von hinten an Usagi und blickte Ikiru über die Schulter an. „Das ist mein Freund!“, grummelte sie während der Schwarzhaarige nach Luft rang. „Ist ja gut, ich hatte nicht vor ihn dir auszuspannen“, versuchte Ikiru sie zu beruhigen. „Das haben die anderen Mädchen auch gesagt.“ „Du verstehst das Falsch meine Liebe.“ Langsam hockte sie sich neben Ringo, sah sie mit romantischem Blick an und streichelte dem Mädchen über die Wange. Sofort lief ihr eine Gänsehaut über den Rücken. „Ich liebe nur dich.“ „Kyah! Lass mich in Ruhe!“, schrie Ringo mit hochrotem Kopf auf und lief schließlich, mit den Armen wild durch die Gegend fuchtelnd, zu Joi.“Ringo-chan du bist gemein, weißt du das? Ich gestehe dir meine liebe und du weist mich so zurück.“ Gespielt sah sie sie traurig an. Joi konnte sich vor Lachen kaum noch auf dem Baumstamm halten. Seinan beobachtete achtsam das Treiben der Gruppe. Es war selten, dass man so aufgeweckte Menschen vor sich hat. Er fühlte sich sichtlich unwohl in der Gegenwart von den anderen. „Na komm Seinan, lach doch mal!“, spornte Reo den Schwarzhaarigen an, doch dieser sah prompt wieder in die Ferne. „Lass ihn in Ruhe, Reo. Wenn er nicht reden will dann will er nicht.“ Die Rothaarige hockte sich neben den Neuling und Grinste ihn breit an. Nun wusste der Schwarzhaarige gar nicht mehr wo er hingucken sollte, bis er schließlich einfach in ihre Augen sah. Als die Blicke der beiden sich trafen, verschlug es Ikiru komplett die Sprach woraufhin sie anfing vor sich hin zu stottern und sie es nun war, die den Blick vermied. Ikiru hatte noch nie so durchdringende und gleichzeitig traurige Augen gesehen wie seine. Er hatte nicht solche giftigen blauen Augen, wie Usagi sondern eher das graublau von Eis. Ein Blau, dass die Trauer in ihm perfekt widerspiegelte. Joi bemerkte die beiden und lächelte beherzt. Sowie es aussah schien sich dort etwas anzubahnen, doch sie schwieg lieber darüber und wandte heimlich ihren Blick zu Reo, der lachend seinen Arm auf Usagis Schulter gelegt hatte und über die verschiedenste Dinge plapperte. „Ringo fühlt sich vernachlässigt“, grummelte die Türkishaarige, die noch immer hinter der Braunhaarigen hockte und die jeweiligen Kumpanen beleidigt musterte. „Hey, hey Joi. Lass uns auch Spaß haben“, raunte sie zu dem Mädchen in einen hoffnungsvollen Ton. „Und was willst du machen? Es ist schon spät ich werde langsam müde.“ Bei dem Wort müde, blickten die anderen zu ihr auf. „Du hast recht. Es ist wir schon dunkel und so langsam sollten wir uns schlafen legen“, bemerkte Reo der ein zustimmendes nicken von Usagi ergatterte. „Seht ihr, der Kerl hier versteht mich, hahaha.“ „Aber ich will noch nicht! Ich will Spaß haben!“, jammerte sofort Ringo, die sich Usagi an den Hals schmiss. Während die anderen sich dazu ergaben, eine geeignete Schlafposition zu suchen, starrten sich Ikiru und Seinan immer noch an. „A-Also dann. Wir sollten uns dann wohl auch schlafen legen“, flüsterte die Rothaarige, versuchte das der junge Mann vor ihn den Blick abwand und sie endlich frei war. Endlich traf dieser Moment ein und Ikiru konnte sich in aller Ruhe hinlegen. Es war für sie ein anstrengender Tag gewesen weshalb sie auch prompt einschlief. Allein das, fast niedergebrannte, Feuer erleuchtete in matten Schein die Umgebung und zeichnete die Kammeraden, die eingemummelt in ihren Decken am Boden lagen, als kleine schwarze Knäul ab. Langsam aber sicher hatte sich die Kälte ihren Weg gebahnt bis in die Knochen der Leiber. Wie oft hatte ich schon dieses Bild gesehen, junge Personen die eingekuschelt dalagen doch mein Blick blieb unvermindert an den Körper direkt vor mir hängen, dessen leisen Atemzüge die Stille durchbrach. Das rote Haar hatte sie aus ihren Zöpfen gelöst und die Decke bis zu den Ohren hochgezogen. Sie war ihr so ähnlich, dass ich mich fürchtete in ihren Augen zu verlieren. Es war als wäre sie die Wiedergeburt. Dieselben Augen, die alles Neue mit einer ungebundenen Neugier betrachteten, dass feuerrotem Haar das nun ihr Gesicht umrahmte. Ich wusste genau was passieren würde wenn ich in dieser Truppe verweilen würde. Wie damals hockte ich mich neben dem kleinen Bündel. Ich habe zwar nicht ihr Gesicht gesehen aber befürchtete genau die sanften Lippen zu erblicken, dich ich auch zuvor bei ihr so geliebt hatte. Vorsichtig nahm ich eine Strähne in meine Hand und für einen Augenblick, auch wenn er noch so kurz war, nahm ich den Erdigen Geruch wahr, der mein Gemüt ein wenig beruhigte. Hastig ließ ich von der Strähne ab. Es wurde Zeit zu verschwinden, also verschmolz ich mit dem Schatten der Dunkelheit, wie ich es schon so oft getan hatte und machte mich erneut auf den einsamen Weg. Es war mitten in der Nacht, als Joi aus ihren Schlaf schreckte. Verängstigt ließ sie ihren Blick durch die Gegend schweifen. Reo schlief laut grummelnd vor sich hin während er sich, schon komplett eingestaubt, auf den Boden wälzte. Ikiru hatte sich ganz unter ihrer Decke verkrochen, sodass nur die leisen Atemzüge davon zeugten, dass sie überhaupt noch am Leben war. Sie ließ den Blick zu Ringo schweifen, die eng an Usagi gekuschelt in Ruhe vor sich hin brabbelte wie ein kleines Mädchen. „fehlt nicht jemand?“, murmelte sie schlaftrunken bis sie schließlich bemerkte, dass der neue verschwunden war. Nun war sie aufmerksam geworden, stand mit wackeligen Beinen auf und sah in die Dunkelheit des Gestrüpps. Niemand zu sehen. „Ich glaubs nicht, der ist einfach weg. Vielleicht sollte ich die anderen wecken. Nein, wer weiß wie lange er schon weg ist, zumal ich ihnen nicht zumuten möchte in der Dunkelheit durch die Wildnis zu laufen. Aber Ikiru wir todtraurig sein. Was mache ich nur?“ Nicht wissend was sie nun machen soll, ließ sich Joi wieder neben Reo auf den Boden fallen. Das Feuer war nun komplett erloschen, sodass absolute Finsternis sie wie ein Mantel einhüllte und sie schließlich wieder in einen tiefen Schlaf fiel. Am nächsten Morgen, wurden die anderen von der entsetzten Ikiru aufgeweckt, die Joi so lange an den Schultern schüttelte, bis dieser ganz übel wurde. „Bitte hör damit auf“, gluckste sie und wurde von der Rothaarigen wieder zu Boden gelassen. „Was ist denn los?“, murmelte Ringo die ihre Augen schläfrig rieb. Usagi gab ihr einen kleinen Gutenmorgenkuss auf die Wange. „Wach auf!“, pöbelte Ikiru, welche den laut schnarchenden Reo in die Rippen trat. „AU! Verflucht was zum!“ Hastig zog er die Waffe. „Was ist denn los Ikiru?“, fragte Joi nach und legte beruhigend ihre Hand auf ihre Schulter. „Was los ist?! Seinan ist verschwunden! Wir müssen ihn sofort suchen gehen!“ Noch immer schlaftrunken seufzte die Braunhaarige. „Ach, der Kerl war schon mitten in der Nacht verschwunden. Als ich aufgewacht war, war der schon weg.“ „und wieso…sagst du es nicht!?“ erneut schüttelte sie ihre Kameradin aufgebracht an den Schultern. „Wenn du mich weiter so schüttelst werde ich dich leider ankotzen müssen.“ Sie hielt sich eine Hand vor den Mund. „Hm?“ Ringo hatte sich nun aufgerichtet und lies ihren Blick durch das Lager schweifen. „Wo ist denn der Neue?“ Ikiru schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Hey, hätte ich es dir mitten in der Nacht erzählt, wärst du sofort hinter ihn her gerannt. Wir hätten uns verlaufen und den Kerl sowieso nicht wiedergefunden“, erklärte Joi sachlich und fing an ihre Sachen zusammen zu suchen. „Joi hat recht. Es wäre mal wieder in einer Katastrophe geendet, wären wir diesen Seinan gefolgt.“ „Wir sollten uns lieber auf Ikuji konzentrieren“, stimmte Usagi zu der sich verschlafen seine Kapuze ins Gesicht zog. Ringo schreckte auf. „Wah! Ikuji! Die habe ich ganz vergessen!“ „Ich bin sicher wir werden ihn wiederfinden, aber findest du nicht auch das wir lieber auf den Weg bleiben sollten?“ Widerwillig nickte Ikiru. Obwohl sie nur so wenig Zeit mit ihn verbracht hatte, kam es ihr so vor als kannten sie sich schon seit Monaten. So entschloss sich die Truppe ihren Weg ohne weitere umschweife fortzusetzten, in der Hoffnung auf ein Zeichen, dass ihnen den Weg weisen würde. Kapitel 9: In der Kesselstadt ----------------------------- Vor ihnen breitete sich eine leere Straße aus, deren Beton noch so gut wie im Stande war. Rechts und links bäumten sich gewaltige Häuser auf, deren Fenster zersplittert in den Angeln lagen und derer man glaubte sie würde auf einen jeden Moment niederfallen. Reo entdeckte ein Straßenschild mit der Aufschrift »Sakura no Hana«. „Hey die kenne ich doch“, bemerkte Joi fasziniert und sah sich ein wenig genauer um. „Hier war ich mal mit meinen Eltern gewesen, nein dem Kindergarten, ein Ausflug, das war es.“ Reo bemerkte wie seiner Freundin etwas wehmütig wurde und legte eine Hand auf ihre Schulte. „Das waren noch Zeiten. Ein unbeschwertes Leben und jetzt? Alles dahin“, murmelte Ringo. Ikiru streckte sich kurz ausgiebig und seufzte. „Jetzt seid noch nicht so. Ich finde die neue Welt besser als die Alte. Es war doch klar das irgendwann die Quittung für unser damaliges Verhalten kommen würde.“ Der Wind heulte durch die verwitterten Gassen, während die Sonne sich immer weiter in den Himmel erhob. „Und was jetzt?“ Usagi ging ein paar Schritte vorwärts. „Weiter.“ „Können wir nicht eine kleine Pause machen?“, fragte Joi, die sich bereits auf eine alte Bank gesetzt hatte. Erleichtert legte Reo die Füße hoch und zog sich seine Schuhe aus. „Wah! Reo! Zieh die sofort wieder an!“, beschwerte sich die Braunhaarige. Auch die anderen hielten sich lieber die Nase zu und warfen dem weißhaarigen böse Blicke zu. „Meine Füße brauchen auch mal ein bisschen Luft wisst ihr?“ Er zog sich wiederwillig seine Stiefel wieder an. Plötzlich vernahm Joi eine Stimme. „Habt ihr das gehört?“ aufgeregt blickte sie um sich, konnte aber niemanden entdecken. „Was meinst du?“ „Also ich habe nichts gehört.“ Reo sah sie skeptisch an, bevor auch er sich umsah. „Kriegst du schon Halluzinationen?“, fragte Ikiru witzelnd, doch Joi schüttelte gewissenhaft den Kopf. „Nein! Ich bin mir sicher das da was war. Es war eine Frauenstimme.“ Verwirrt spitze sie erneut die Ohren und schon wieder hörte sie eine wispelnde Stimme, die sich anscheinend mit jemandem unterhielt. Langsam hockte sie sich auf den Boden und legte ihr Ohr auf die Straße. Die Stimmen wurden lauter.“Da, sie kommen von unten“, erklärte sie, nicht sicher ob sie wirklich anfing verrückt zu werden. „Hast du den Verstand verloren? Wie können denn Stimmen von unten kommen? Das ist eine Straße.“ „Aber ich sags euch, es ist wahr!“, bestand Joi auf ihre Theorie. Aufgeregt ließ sich nun auch Ringo auf den Boden fallen und lauschte. „Menno ich hör nichts!“ „Vielleicht lebt da unten ja wirklich jemand. Ich habe Geschichten gehört von einer unterirdischen Stadt, die im Fels eingeschlagen ist“, kam es von Ikiru. „Ich dachte das wäre nur ein Ammen Märchen“, warf Usagi ein, hockte sich zu Boden und nahm die Maske ab. „Hey jetzt habe ich es gesehen! Aber wieso nimmst du gerade jetzt die Maske ab?“ Fragend sah Ikiru zu Ringo, die auffällig laut pfeifend ein paar Schritte weiter ging. Einen Moment später, setze Usagi sie wieder auf und nickte. „Scheint wirklich was unten zu sein.“ Perplex sah Reo ihn an- „Und…woher weißt du das?“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und warf einen Blick zu Ringo, die nun komplett von Joi und Ikiru eingenommen war. „Los sag schon! Was ist es?“ „Wir sind doch deine Freunde, uns kannst du vertrauen und alles erzählen.“ Der Türkishaarigen stand sichtlich die Panik in Gesicht. Sie hatte versprochen es niemanden zu erzählen und wusste das Usagi sie nun stärker im Auge haben wird. Hastig wich sie den Mädchen aus und verkroch sich hinter den jungen Mann. „Wir werden es schon noch herausfinden“, raunte Ikiru zu Joi, die sich gierig die Hände rieb. „Oh ja, das werden wir, hihihi.“ Die Rothaarige trat ein wenig voran, als Plötzlich der Boden unter sie zusammensackte. „Kyah!“ Mit lautem Geschrei fiel sie in ein Loch, indem ihr Echo aus der tiefe widerhallte. Sprachlos standen die anderen wie angewurzelt auf der Straße. „Gyah! Ikiru!“ Hastig rannten die anderen zu dem Loch im Boden und warfen einen Blick in die düstere Tiefe. „Und was jetzt?“, hauchte Reo, doch bevor er eine Antwort bekam, schubste Joi ihn hinein. „Woah!“ Grinsen sah sie zu den anderen. „Wer hat Lust auf eine Rutschparty?“ Ringo wedelte abwehrend mit den Händen, doch Usagi griff sie an einer Hand und zog sie mit runter. Joi sprang hinterher. Ikiru fiel und fiel durch die undurchdringliche Finsternis. Sie konnte die Hände vor Augen nicht sehen und wusste nicht wo sie landen würde. Die Tatsache, dass sie über sich die anderen Schreie hörte machte dies nicht gerade besser. Plötzlich erkannte sie einen kleinen Lichtpunkt, auf den sich direkt zu rutschte. „Oh, nein! Autsch!“ Mit voller Geschwindigkeit landete sie auf einen staubigen Boden, der beim Aufprall sie in eine dicke Wolke hüllte. Perplex saß sie dort bis sie bemerkte, dass sie lieber verschwinden sollte. Im letzten Moment wich sie vom Ausgang weg, aus dem auch Reo geschossen kam. Gefolgt von Usagi, Ringo und Joi, landeten alle auf einen Haufen. „Geht von mir runter“, schnaufte Reo unter den Berg auf Freunden. „Das war vielleicht spaßig!“, lachten Joi und Ringo, während sie sich den Staub aus den Klamotten klopften. Usagi und Reo rafften sich unter schmerzhaften Gestöhne auf die Beine. „Das war doch sowas von voraus zu sehen“, jammerte Reo und hielt sich den Rücken mit einer Hand. „Wieso bist du nicht ausgewichen?“, fragte Usagi, der sich auf der Schulter des Weißhaarige stützen. Quietsch vergnügt hoppsten die drei Mädchen vor. Vor Ihnen erstreckte sich eine unendlich lange Treppe die in eine, ihnen stockte der Atem, riesige Stadt führte! Es war eine gewaltige Höhle einer ganzen Riesenfamilie. Die Wände maßen mindestens zwei bis drei Kilometer, an den tausende von Hütten eingemeißelt waren, aus denen Kerzenlichter leuchteten. Das ganze schien wie ein großer Saal, indem jedoch eine Stadt hineinpasste. In der Mitte der Stadt verband ein Felsstrang den Boden und die Decke, von denen viele gefährlich aussehende Spitzen runter ragten. Tausende und abertausende Menschen strömten durch die engen Straßen und Gassen. Von dieser Höhe aus erkannte man, dass die Stadt in Vierteln eingeteilt war. Ein Teil war mit japanischen Hängelampen übersät, welche das Viertel hell erleuchteten. Ein anderes Viertel war die Straßen so mit Laken und Ständen verdeckt, dass man gar nicht mehr den Straßenboden sehen konnte. Begeistert traten nun auch die beiden Jungs näher. „Wow“, hauchte Joi voller Bewunderung. Auch Ikiru und Ringo schienen das Gesamtbild mit jeden Zentimeter aufsaugen zu wollen. „Seht mal.“ Reo zeigte auf die Leute, die die Treppen rauf und runter gingen. Ein alter Mann mit Strohhut ging an ihnen gleichgültig vorbei. Eine junge Frau, die auf den Weg in die Stadt war, warf den Jungs neugierige Blicke zu, wobei sie ein wenig errötete und ihre Augen schüchtern abwand. „Hey, die scheint auf mich zu stehen“, protzte Reo und schlug sich auf seine Brust. „Träum weiter, die hat mich angesehen“, korrigierte Usagi ihn. Ringo und Joi warfen den Beiden missbilligende Blicke zu. „Lasst uns gehen!“, freute sich die Rothaarige, die nun die beiden Frauen mit sich runter zog. Es dauerte eine ganze Stunde, bis sie das Ende erreicht hatten. Auf dem Weg hatten sie bereits viele Leute kennengelernt, die ihnen die Geschichte dieser Stadt erzählte. „Ich verstehe das nicht“, murmelte Ringo stirnrunzelnd. „Wer ist jetzt wer?“ Ikiru seufzte. „Zum hundertsten Mal. Hirahoshi war die Gründerin der Stadt. Die Pläne dafür hatte jedoch ihre Schwester, Hirahishi entworfen, die eine Affäre mit Hirahoshis Mann hatte. Daraufhin tötete Hirahoshi sie. Der Mann Hirahishi, der nichts von der Affäre wusste, schwor Rache an der Schwester zu nehmen, tötete sie und stahl von ihr wiederrum die Pläne. Nun ja, seit Jahren stehen die beiden Männer nun im Streit, daher hat die Stadt zwei Herrscher. Die Rebellen, die den verräterischen Mann Hirahishis entthronen wollen und die anderen, die den König, Hirahoshis Mann, eifrig dienen.“ Ringo blieb kurz stehen und erzählte alles nochmal an ihren Fingern ab. „Ich krieg es nicht hin“, jammerte sie aufgekratzt und rannte den anderen hinterher. Von misstrauischen Blicken verfolgt, landete die Truppe im anscheinend im Bettler-Viertel. Überall saßen Menschen in zerschlissenen Klamotten auf den Boden, ein Becher für Spenden in den Händen. Der beißende Geruch von verfaulten Eiern stieg ihnen in die Nase. Die Häuser hier bestanden lediglich aus bröckelndem Lehm. Kinder tobten mit einem Ball aus Stofffetzten durch die Straßen und sahen sie immer wieder neugierig an. Joi trat zu einem alten Mann und gab diesen ein Feuerzeug. Mit von Tränen glänzenden Augen bedanke er sich bei ihr unterwürfig. „Du kannst doch nicht einfach unsere Sachen weggeben“, bemerkte Reo, doch die Braunhaarige ließ sich nicht beirren. „Die Menschen hier haben rein gar nichts.“ An einer Ecke stand eine alte Traverne, aus dem der Geruch von Alkohol so durchdringend war, dass man davon schon die Gedanken benebelt wurden. „Ich mag es hier nicht“, grummelte Ringo und klammerte dich an Usagis Arm fest. Immer wieder liefen Männer an ihnen vorbei, de gierig zu den Mädchen schielten. „Wenn mich einer von ihnen anfasst, hack ich denjenigen die Hand ab“, stimmte Ikiru griesgrämig zu. Während sie immer weiterliefen, verschwand immer mehr die Armut auf den Straßen und machte dem Freuden-Viertel Platz. Überall waren Frauen in anzüglichen Klamotten, die den Jungs zuriefen um sie zu umgarnen. Die japanischen Lichter, die sie von oben bereits gesehen hatten, tauchten die Straßen in ein rötliches Licht. Die Gesichter der Fremden schienen in diesen Farbton verzerrt und verschwommen. Hier dominierte der Geruch von Parfum und Rauch. „Das wird ja immer besser“, kam es von Reo der spaßeshalber jeder Frau einen Handkuss zuwarf. „Hör auf damit du Dummkopf!“, beschwerte sich Joi und schlug dem Mann auf den Kopf. Ikiru blieb an einem kleinen Laden stehen, dessen Schaufenster gefüllt von leuchtenden Stoffen waren. „Die sind aber schön.“ „Lass dich davon nicht beeindrucken, Ikiru. Ich wette daraus werden die Klamotten von den Frauen hier gemacht“, erklärte Usagi. Sofort wich die Rothaarige ein paar Schritte zurück, doch da stand bereits ein ansehnlicher Mann, der ihr die Hand küsste. „Haben sie sich verlaufen Ma‘am?“ Bevor dieser ihr noch einen weiteren Kuss geben konnte, zog sie Hand zurück und wischte sich diese an ihren Klamotten ab. „Hey lass sie in Ruhe du Ekelpaket!“, kam Reo und zog die Rothaarige zu den anderen. „Ist alles ok?“, vergewisserten sich Ringo und Joi. „J-Ja.“ Irgendwie war es ihr unangenehm gewesen. Der Mann sah eigentlich ganz gut aus. Er trug eine lockere Hose, wie man sie aus » Aladin« kannte und trug kein Oberteil. Ein lockeres Kopftuch hatte er um seine längeren Haare gebunden. Seine Augen hatten geleuchtet wie grüne Smaragde. „Ist dir warm Ikiru? Du bist ganz rot!“ Besorgt hielt Ringo ihr eine Hand auf die Stirn. „M-mir geht es gut“, stotterte sie als Antwort und schob die türkishaarige beiseite um weiter zu gehen. „Was hat sie denn?“ Die Luft in der Stadt war so stickig, das man wirklich tiefeinatmen musste um überhaupt ein wenig Sauerstoff in die Lungen zu bekommen. Die Tatsache, dass die Stadt unter der Erde lag und somit um einiges wärmer war als oben, lies die Gruppe schnell ins Schwitzen kommen. Immer mehr Leute liefen ihnen über den Weg, bis sie sich schließlich in einer Menschmassen wiederfanden, durch den sie sich durchdrängelten mussten. „Komm es mir nur so vor oder werden es immer mehr?“, stöhnte Joi, der ihr schon tausende Male auf den Füßen getreten wurde. „Reo, so mach doch was!“ Sofort war der Weißhaarige an ihrer Seite und schirmte jeden verdächtigen Mann ab. Ikiru prügelte sich regelrecht durch, vergaß aber nicht sich für jeden Schlag in den Magen oder ins Gesicht zu entschuldigen. „Ich glaube wir sind im Handelsbezirk“, schätzte Usagi und drückte Ringo an sich. Der warme Duft von frischen Brot und gebratenem Fleisch stieg ihnen in die Nase. Im letzten Moment konnten sie sich noch, an eine freie Stelle an einer Hauswand, vor der Frauenhorde retten. „Wer hätte gedacht, dass so viele Leute hier Leben“, murmelte Ikiru, die das Schauspiel interessiert beobachtete. Plötzlich blieb ihr Blick auf einen großen Mann im Umhang hängen. Auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick war, erkannte sie die silberne Strähne in dem dunklen Haar, welche unter der schwarzen Kapuze hervor lugte. Den Umhang eng um sich und die Mütze tief ins Gesicht gezogen, drängte er sich an den Massen vorbei. „Da ist Seinan!“, rief die Rothaarige und wollte durch die Massen rennen, doch Ringo hielt sie zurück. „Wenn du da rein gehst werden wir uns verlieren!“ Auf Einmal lies ein ohrenbetäubender Knall die Menschen aufschrecken. Unruhe machte sich auf den Straßen breit und immer mehr Chaos entstand. Leute wurden zu Boden geschubst, Kinder von ihren Eltern getrennt. „Was geht denn jetzt ab?“ Reo drückte sich noch enger an die Wand um nicht von jemandem mitgerissen zu werden. Geschrei erfüllte nun die Gassen der Stadt. Überall lagen Menschen am Boden, auf denen aus Panik immer wieder getreten wurde. Entsetzt hielt sich Ringo die Augen zu und drückte ihr Gesicht an Usagis Oberkörper. „Wir müssen hier weg!“, schrie Joi, nahm Reos Hand und zog ihn in eine dunkle Nebengasse. Nach einer Weile tauchten auch die anderen auf. Vollkommen außer Atem ließen sie sich zu Boden sinken. Noch immer strömten die Scharen an ihnen vorbei, ohne auch nur nachzudenken, wo sie hinliefen. „Das ist der Nachteil an einer solchen Stadt. Wenn hier so viele Menschen sind, kommt es schnell zu einer Massenhysterie.“ „Ist es vorbei?“, fragte Ringo zögerlich, welche ihre Hände nicht vor den Augen wegnahm. Der Schwarzhaarige beruhigte sie, indem er ihr über die Wange streichelte. „Kein Wunder das die Stadt »Kesselstadt« heißt. Hier drinnen ist es wie in einen Kochtopf.“ Joi atmete einmal tief durch und lehnte sich an Reo. „Ich habe Seinan gesehen. Ich werde ihn suchen“, kam es von Ikiru. „Hey ihr da!“ Die Gruppe drehte sich um und spähte in die Dunkelheit der engen Gasse. Zunächst schien nicht erkennbares dort zu sein, doch dann tauchten drei große Männer in Umhängen auf, die in ihren schwieligen Händen Säbel hielten und auf sie richteten. Schnell rappelten sich die anderen auf und zog ebenfalls ihre Waffen. „Ihr seid in unsere Stadt eingedrungen ohne einen Erlaubnisspass. Nimmt sie fest“, sprach der größte von ihnen mit einer grollenden Stimme. Verdattert beobachtete Joi wie die Männer immer näher kamen, bis Reo sie am Amr mitzog. „Weg hier!“ Die Gruppe rannte so schnell sie konnte an den Ständen vorbei. Hinter ihnen hallten die schweren Schritte der Verfolger. „Wieso zum Henker braucht man einen Pass?!“, schrie Ikiru, während sie über die Menschen sprang. „Scheint als hätte wir ein Verbrechen begangen“, schnaufte Joi außer Atem, versucht ihr Tempo zu beschleunigen. Die Straßen wurden wieder voller, sodass sie nun schwerer vorrankamen. Die Männer hinter ihnen, schienen sich hingegen einfach den Platz zu beschaffen den sie brauchten. Menschen, die sich beschwerten, stachen sie ohne zu zögern ab. „Verflucht, wir müssen hier weg!“, beschwerte sich Ringo verzweifelt, doch es schien, als würden die Bewohner sich immer näher um sie drängen. „Ok das reicht. Rutscht mir doch den Buckel runter!“ Reo zog seine Waffe und zielte auf die Männer. „Bist du des Wahnsinns? Wir werden nur noch mehr Ärger kriegen!“, rief Joi doch schon ertönte der Knall gefolgt von einen erstickten Schrei. „Verflucht das war nur einer seiner Handlanger“, fluchte Reo und drängte sich weiter voran. „Wo ist Ikiru?!“, fragte Ringo bis sie bemerkte, dass sie voneinander getrennt hatten. Die Rothaarige war schon um einiges weiter voraus. Usagi wurde nach rechts und Joi nach links abgeschottet. Reo blieb derweil immer weiter zurück. „Reo! Hey Reo!“ Eine Hand schoss aus der Menge hervor und ergriff den Weißhaarigen am Oberarm. “Hab ich dich du Bengel.” Mit roher Gewalt kugelte er ihm in den Arm aus und drückte ihn zu Boden. Joi schrei übertönte jegliches treiben der Menge. „Reo! Reo! Nein!“ Entsetzt versuchte sie durch die Menge wieder zu ihm zurück zu kommen doch die Leute drückten sie zurück. Mit einem Schlag auf den Kopf wurde der Weißhaarige außer Gefecht gesetzt. „Usagi? Usagi wo bist du?“ Auch Ringo war nun alleine in den Massen untergegangen. Tränen stiegen ihr in den Augen, als auf einmal einer der Männer vor ihr stand und seine Hand nach ihr austreckte. Im letzten Moment tauchte Usagi hinter ihr auf, rammte ihm sein Taschenmesser in den Rücken und ergriff Ringo an der Schulter. Als diese die Augen wieder öffnete hatte dieser seine Maske abgenommen, seine Kapuze war unten und er schien komplett außer Atmen zu sein. „Ist alles in Ordnung?“ Sie nickte weinend. „Wir verschwinden von hier.“ Ikiru schlug dem Mann vor ihr mitten ins Gesicht. Der Fremde taumelte kurz zurück, fing aber auch sogleich wieder und richtete den Säbel auf sie. Plötzlich zog sie jemand von hinten in die Menschenmasse hinein. „Was zum?!“ Noch bevor sie reagieren konnte wurde sie über die Schulter geworfen während sie sich immer weiter vom Feind entfernte. Nach einer Weile wurde sie wieder runterlassen. „Alles ok?“ Sie erstarrte, denn die Stimme kam ihr irgendwie bekannt vor. „Seinan?“ Der junge Mann schob seine Mütze zurück und das vertraute traurige Gesicht kam zum Vorschein. „Ich wusste doch, dass du es bist!“ Erfreut sprang sie ihn an die Brust und drückte ihn fest. Der Mann schien sichtlich verwirrt, drückte sie aber nicht von sich weg. „Wieso bist du einfach so verschwunden? Ich habe mir Sorgen gemacht“, tadelte sie ihn mit gehobenen Finger und strengen Blick. Ohne es zu realisieren entschuldigte er sich schuldbewusst, sowie er es auch bei ihr früher getan hatte, wenn er eine Dummheit angestellt hatte. „Wah! Was ist mit den anderen?!“ Erst jetzt kamen Ikiru wieder die anderen in den Sinn. „Seinan, heb mich mal hoch.“ Ohne zu widersprechen legte er seine Hände an ihre Hüfte und hob sie auf seine Schultern. „Wow, ich hätte nicht gedacht das du so kräftig bist Seinen.“ Der Dunkelhaarige wurde ein wenig rot um die Nase. „Verflucht ich sehe keinen von ihnen.“ Sie ließ sich von seiner Schulter fallen. „Und was mache ich jetzt?“ Der junge Mann tippte sie kurz an der Schulter an damit diese sich umdrehte. „Wir sollten erstmals zur Händelerin gehen. Sie kann uns vielleicht helfen.“ „Wer ist denn die Händelerin?“ „Eine alte Bekannte. Ich werde sie dir später vorstellen komm mit.“ Er hielt ihr schüchtern eine Hand hin. Zunächst schien es Ikiru ein wenig unangenehm, doch dann ergriff sie diese mit einen schiefen Lächeln. Jetzt auch noch ihn in den Massen zu verlieren wäre wirklich eine Katastrophe. Kapitel 10: Getrennte Ereignisse -------------------------------- Kesselstadt. Ein wahrhaft passender Name für diesen Ort tief unter der Erde. Sie ist heiß, voll, ja gerade zu erstickend. Hier wird die Teilung zwischen Arm und Reich sehr deutlich, obwohl der größte Teil unter der Armut leidet. Hunderte von Wachen, eingehüllt in dunklen Umhängen, liefen ihre Kontrollgänge durch die dichten Straßen und Gassen. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, wich ihnen jeder unterwürfig aus. Eine Frau, die dies nicht geschafft hatte, da deren Obst zu Boden gefallen war, wurde mit dem Säbel niedergestochen. Das Kind warf sich weinend an ihren leblosen Körper. Es herrschte das Gesetz des Dschungels, die stärkeren regierten über die schwächeren. Der Stärkste war der Heerscher Akainu, dessen Frau vor einigen Jahren getötet wurde. Doch es gab eine Gruppe, die sich diesen unbarmherzigen Mördern stellte. Die Rebellen. Gespannt blickte Ikiru auf die hölzerne Tür, auf dessen alten Schild » Kesselwinkel « stand. Gemeinsam mit Seinan stand die Rothaarige in einer dunklen Gasse die nur vom Schein der Hauptstraße erleuchtet wurde. Das Gemurmel der Menschen kam ihnen nur noch wie eine summende Masse vor. Seinan zog seine Kapuze vom Kopf und klopfte an der maroden Tür. Es dauerte eine ganze Weile bis diese quietschend geöffnet wurde und eine dichte Rauchwolke hinaus ins Freie stob. „Hallo?“ Eine Person, ebenfalls in einen Umhang eingehüllt, musterte die beiden argwöhnisch, dann ließ sie ihren Blick nach links und rechts schweifen. „Kommt rein“, befahl der Fremde mit rauer Stimme. Ikiru rümpfte die Nase als ihr ein moderiger Geruch auffiel, doch Seinan zog sie in die unergründliche Dunkelheit. Es dauerte einen Augenblick bis sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten. Ein schummeriger Kerzenschein tauchte das Gesicht des fremden in einen unheimlichen Schein. Leise setzte er sich knarrend auf den Holzstuhl. Zu Ikirus Überraschung war es ein recht junges Gesicht und das von einer Frau. Eine Narbe zog sich über ihr komplettes Gesicht und zerstörte das Ebenbild einer Prinzessin. „Was kann ich für dich tun, Seinan?“ Ein Lächeln huschte ihr über die rissigen Lippen. Ohne zu zögern machte der Angesprochene ein paar Schritte auf sie zu. Der Raum war ziemlich klein sodass Seinan nur noch eine Kopflänge fehlte um die Decke zu berühren. Überall lagen zerfledderte Bücher, dessen Schriften verblasst waren. Die Regale strömten über und über mit Schriften, ausgestopften Tieren und anderen Kram, den Ikiru lieber nicht genauer untersuchen wollte. „Ich bin hier, weil meine Freunde von den Wächtern festgenommen wurden. Wieso?“ Die Frau kicherte leise. „Ach, Seinan“, seufzte sie während sie einen tiefen Zug von ihrer Pfeife nahm. In dichten nebeln floss der Rauch aus ihren Nasenlöchern. „Du kennst doch die Stadt. Sie ist wandelbar, manipulierbar. Von Tag zu Tag ändern sich die Regeln wie es der gnädige Herr gerade will.“ Ikiru ging davon aus, dass mit gnädigen Herren der König gemeint war. Nervös runzelte sie die Stirn. Es war ungewöhnlich Seinan so standhaft zu sehen. Es schien als würde die beiden etwas verbinden, jedoch nicht freundschaftlich. „Die Wächter haben was vom Erlaubnisspass geredet. Worum geht es da?“ Die Frau kramte in ihren Unterlagen bei denen es sich um alte Politikschriften handelte und hielt Seinen ein verblichenes Stück Papier hin. Auf dem Pergament war ein Bild von der Frau zu sehen. Daten wie Alter, Herkunft und Anwesenheitsgründe waren Handschriftlich darauf festgehalten. „Das ist ein Erlaubnisspass mein Freundchen. Die braucht jeder um sich hier aufhalten zu dürfen. Deine Freunde waren anscheinend nicht auf legalem Wege hier angelangt. Am Haupttor gibt es jetzt nämlich eine Zentrale Passkontrolle. Händler müssen sich ausweisen können um in die Kesselstadt eintreten zu dürfen.“ Ikiru bemerkte wie Seinan ihr einen Blick zuwerfen wollte. Die Frau sah nun zu Ikiru, die ein wenig perplex ihren Blicken auswich. „Gehört sie zu deinen sogenannten Freunden?“ fragte sie im ironischen Ton und nahm einen abgenutzten Kugelschreiber zur Hand. „Ja“, antwortete Seinan knapp. „Machst du ihr einen Pass? Ich werde dich dafür auch reichlich entlohnen.“ Nun war es Gier die in ihren Augen funkelte und Ikiru einen Schauer über den Rücken laufen ließ. „Das wird dich eine Menge Kosten, Seinan. Ich hoffe du bist dir deiner Schuld mir gegenüber bewusst.“ Er nickte und irgendwie wurde Ikiru nicht das schlimme Gefühl los, dass die Frau nicht die war die sie vorzugeben versuchte. Die Handschellen waren unglaublich fest an seine Hände gebunden und ermöglichten ihn somit keine Bewegungen. Seine Schulter brannte höllisch, denn sie war noch immer ausgekugelt. Leises schleifen auf staubigen Boden drang an seine Ohren, was wohl daher kam das er wie eine Leiche über den Boden geschliffen wurde. Erst jetzt öffnete er langsam die Augen die zunächst nur verschwommene schatten wahrnahmen. Es waren die Männer von vorher, vermutete er, war sich jedoch nicht sicher wo er war. Seine Knie waren aufgerissen, die Beine kraftlos. In seinen Kopf drehte sich alles drüber und drunter während er versuchte seine Orientierung wieder zu erlangen. Joi. Er hatte ihr Bild vor seinen Augen, wie sie versucht hatte zu ihm zu kommen, immer wieder dieser Schrei der bis jetzt noch durch Mark und Knochen ging. Er verlor erneut das Bewusstsein. „Reo! Reo!“ verzweifelt lief Joi durch die verworrenen Straßen. Tränen liefen ihr noch immer über die Wangen während sie immer wieder seinen Namen rief. Sie hatte schon vor langer Zeit die Orientierung verloren, fiel immer wieder hin da ihre Beine das nicht mitmachen wollten. Sie hatten Reo gefangen genommen. Wieso ausgerechnet Reo? Er war der einzige der ihr je etwas bedeutet hatte und nun war er fort, in den Fängen dieser Tyrannen. Als sie stehen lieb merkte sie wie sehr sie eigentlich ihr Limit erreicht hatte. Das Gefühl das ihre Lunge platzen würde, war nun zu einem ständigen Begleiter geworden. „Verdammt! Reo! Reo wo steckst du?“ Ihre Stimme hallte von den Bauwerken wider und erschien ihr so viel lauter als sonst. Sie bekam Angst. Seid sie ihn kennen gelernt hatte war sie nie von ihn getrennt gewesen. Erneut stiegen ihr Tränen in die Augen, die bereits anfingen zu brennen. Plötzlich spürte sie eine leichte Kälte in ihren Nacken, der ihr unvermeidlich einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie wirbelte herum doch es war nichts zu sehen außer dem Staub, der in seichten Wölkchen aufstieg. Das Gefühl beobachtet zu werden ließ jedoch nicht von ihr ab. Ihr Blick suchte die Gebäude und Nischen ab, die als Versteck hätten dienen können. Ein helles Leuchten blendete sie und ließ sie Aufsehen. Etwas war nicht in Ordnung, das spürte sie. Das Leuchten das sie eben geblendet hatte, so bemerkte sie, stammte von einem Säbel. Ohne weiter nachzudenken rannte Joi los, verfolgt von den sich nähernden Schritten ihres Jägers. Es war merkwürdig, denn zuvor waren ihr die Schritte nie aufgefallen, doch jetzt hörte sie sie klarer denn je. Erst jetzt bemerkte sie auch die anderen Geräusche. Das Gemurmel von Leuten auf der fernen Hauptstraße, die auffordernden Rufe der Verkäufer im Handelsviertel. Alles schien ihr unnatürlich laut. Sie stürmte durch die Tür eines heruntergekommenen Kaffs. Dichter Nebel raubte ihr die Sicht. Drinnen saßen dunkle Gestalten mit Pfeifen, die auf den hölzernen Stühlen saßen. Sie ignorierten sie. Als sie sich so unauffällig wie möglich einen Platz suchte fiel ihr ein junger Mann auf, der immer wieder zu ihr rüber sah. Zunächst glaubte Joi das es einer von den Jägern war doch dies erwies sich als falsch. „Hey junge Lady“, begrüßte er sie mit einer Höflichkeit die schon fast Gekünstelt erschien. Joi schwieg. „Wie ich sehe sind sie hier ja ganz alleine. Wie kommt’s?“ Er sah sie neugierig an. „Sie wollen mir wohl nichts sagen, dabei könnte ich ihnen helfen. Ihr Freund wurde doch festgenommen“, hauchte er während er sich dicht neben ihr setzte. Sie horchte auf. „Woher wissen sie das?!“ „Woher? Ich lebe hier schon mein Leben lang kleines. Ich weiß alles. Die Stadt ist für mich wie ein offenes Buch und so auch die Leute die hier leben. Hattet ihr keinen Erlaubnisspass?“ „Das hatte auch der Jäger zuvor gesagt. Wozu braucht man hier einen blöden Erlaubnisspass?!“ Der Mann gluckste vor sich hin und nahm einen Schluck von seinen, nach Honig riechenden, Getränk. „Ohne Erlaubnisspässe würde die Stadt vor Menschen überquellen. Sie ist die Sicherste, zumindest Momentan noch. Menschen die hier nichts zu suchen haben werden sofort wieder abgeschoben. Es wundert mich das sie hier überhaupt reingekommen seid.“ Joi rümpfte boshaft die Nase. Woher zum Teufel sollten sie denn wissen, dass man so einen blöden Pass braucht. Nur weil sie ausversehen den falschen Eingang genommen hatten wurde Reo jetzt wahrscheinlich irgendwo in dieser Stadt festgehalten. „Wohin kommen die gefangen?“, fragte sie abrupt nach dem Gedanken. Das Gesicht des Mannes verfinsterte sich Unheilvoll und als könne sie irgendjemand hören, lehnte er sich zu ihr. „Am Königspalast. Es ist ein grauenvolles Gefängnis in den Dinge geschehen, die keiner sich ausmalen könnte.“ „Und wie komme ich dort rein?“ Entschlossen blickte sie dem Mann in die Augen, dieser jedoch wiehrte sofort los. „Hahaha! Reinkommen? Gar nicht! Es sei denn du wirst gefangen genommen aber selbst dann. Du und dein Freund würdet dort nicht wieder rauskommen.“ Er winkte mit einer Hand ab um seine Aussage zu unterstreichen. Wahre Verzweiflung machte sich in Jois Magen breit. „Ich werde es trotzdem versuchen!“ Er sah sie perplex an. „Hast du mir nicht zugehört kleines? Das ist unmöglich! Was bringt es dir, zu versuchen deinen Freund zu retten und dabei umzukommen? Das ist reine Lebensverschwendung. Ich habe schon vieles in dieser Welt erlebt und noch nie hat es jemand geschafft reinzukommen geschweigen denn wieder raus.“ „Sie haben doch nur Angst! Er war der einzige der mein Leben lang sich um mich gekümmert hat. Viele male schulde ich ihn mein Leben und diesmal werde ich diejenige sein die ihn sein Leben retten wird!“ Entschlossen stampfte sie mit festen Schritten aus dem Laden auf die leere Straße hinaus. „Hey ihr Blödmänner! Ihr wollt mich doch fangen oder nicht!? Dann holt mich gefälligst!“, schrie sie mit voller Kraft doch es geschah nichts. „Das war ja klar! Wenn man sich ergeben will ist mal wieder keiner da.“ Wütend plusterte sie ihre Wangen auf, wie es sonst Ringo machte wenn sie unzufrieden war. Hinter ihr öffnete sich erneut die Tür. „Sie werden dich nicht einfach so überfallen Mädchen“, sprach die Stimme vom Mann zuvor. „Normalerweise würde ich solch Lebensmüde Menschen wie du einfach ignorieren aber du zeigst Mut und festen Willen. Ich werde dir helfen dort reinzukommen aber rauskommen musst du von alleine“, erklärte dieser und trat einen Schritt näher. Perplex sah sie an. „Wie wollen sie mir denn helfen? Ich muss mich doch einfach nur gefangen nehmen lassen oder nicht?“ Der Mann lachte. „Jäger wechseln ständig ihre Ziele. Wenn eines schwer zu schnappen ist oder er bemerkt wurde dann zieht er sich zurück und geht auf die Suche nach einen neuen Opfer. Nun, wir müssen dich an eine geeignete Stelle bringen. Doch zunächst…“ Plötzlich schlug ihr in den Nacken und sie verlor das Bewusstsein. „redest du jetzt?“, fragte eine unglaublich tiefe Stimme den weißhaarigen Junge, der in Ketten an der Wand hing und Blut spuckte. Erneut rammte der Mann ihn die Faust in den Magen. „Urgh! Was soll ich ihnen denn sagen?“, hustete er während er verzweifelt nach Luft rang. „Wo sind die anderen Eindringlinge? Was habt ihr hier zu suchen? Ihr seid doch bestimmt im Auftrag der Rebellen hier um den König zu stürzen“, fauchte er ihn an, legte seine Hand um Reos Hals und drückte zu. „Ich habe keine Ahnung von was sie da reden! Ich kenne keine Rebellen! Wir sind hier zufällig gelandet.“ Ruckartig ließ der Fremde von ihm ab und winkte einer seiner Kumpanen heran. „Ich will, dass du Infos aus ihm herauskriegst und wenn du ihn dabei in Stücke legen musst.“ „Jawohl Sir!“ Der Mann der nun vor ihn stand war um einiges Jünger als der von vorhin, wenn nicht sogar jünger als er selbst. Die Klamotten die er trug war ihm eine Nummer zu groß gewesen doch das minderte nicht die Schlagkraft mit der er ihn ins Gesicht schlug.“Irgendwann wirst du schon reden du Verräter!“ „Wah. Sieh mal Usagi ist die nicht toll?“, begeistert schnappte sich Ringo das Armband, welches am einen alten Stand hing. Die junge Verkäuferin lächelte sie zustimmend an und reichte ihr das Bändchen. „Ich und meine Mutter machen die Armbänder selber“, erklärte sie während Ringo es sich um das Handgelenk band. „Und wie viel kostet es?“ „Was habt ihr denn?“ Die Türkishaarige sah Usagi flehend an. Nach einer Weile kramte ihr Freund in seiner Tasche herum konnte jedoch nichts finden. „Gib das Band zurück Ringo, im Moment können wir uns sowas nicht leisten.“ Enttäuscht knüpfte sie das Bändchen wieder ab. Nölend stapfte die Türkishaarige davon gefolgt von Usagi. „Jetzt warte doch.“ Er ergriff sie am Handgelenk was sie wiederwillig zum stehen brachte. „Du sollst nicht einfach so hier durch die Gegend laufen.“ Sie wollte etwas erwider lies ihr Blick aber in die Richtung schweifen in der Usagi genickt hatte. Zwischen den Menschen tauchte schemenhaft ein dunkler Mann mit Umhang auf. Noch bevor sie etwas erwidern konnte zog ihr Freund sie mit sich. „Verhalte dich unauffällig.“ „Unauffällig? Darin bin ich ein Pro…Hey! Sieh mal, oh ist der süß!“ Quietschvergnügt rannte sie zu einem Stand wo eine mutierte Schildkröte im Käfig lag. Zwei Flügel hingen an den Seiten des Panzers hinunter und am Ende zeigte sich ein Katzenschwanz. „D-Darf ich ihn haben?“ „Nein!“ „A-A-Aber er ist doch so süß!“ Usagi blieb standhaft musste aber ihren bezaubernden Blick ausweichen. „N-Nein heißt nein.“ Sie bemerkte eine leichte Röte auf seinen Wangen und fing umso mehr an zu strahlen, doch der Schwarzhaarige ging ohne jegliche Antwort einfach weiter. Es brach ihn das Herz sie einfach stehen zu lassen aber wenn sie schon keine Tauschsachen für ein Armband hatten, dann erst recht nicht für irgendein mutiertes Haustier. „W-Warte auf mich du Gemeini!“ Sie ergriff ihm am Arm, war schwer getroffen von der Niederlage doch ließ keinen Versuch aus um irgendwelche anderen Gegenstände zu bewundern und zu fragen ob sie sie hätte haben können. Entnervt bemerkte Usagi eine Leiter, die zu den Dächern führte und machte sich auf den Aufstieg. „Was machst du denn da?“, fragte Ringo verwirrt und krabbelte hinter ihn her. „Mir einen besseren Ausblick verschaffen“, antwortete der Schwarzhaarige und reichte ihr die Hand. Als sie oben angekommen waren staunte Ringo über den Ausblick nicht schlecht. Man konnte zwar nicht über die großen Häuser hinaus sehen doch das Handelsviertel war leicht zu überschauen. Überall hingen Laken in allen möglichen Farben und Formen und ließen es wie einen riesigen Flickenteppich aussehen. Usagi hatte es sich bequem gemacht und setzte sich hin.“Ist es nicht zu gefährlich hier zu sein? Ich meine die können uns so doch leicht finden.“ Er seufzte. „Was solls. Sie werden uns so oder so finden. Wir haben keine Ahnung wo wir sind und schon recht nicht wo die anderen sich herumtreiben.“ Ringo setzte sich in seinen Schoß und patschte ihn auf den Kopf. „Ist ja gut. Wir schaffen das schon U-kun.“ Der junge Mann, nahm die Maske ab, vergrub sein Gesicht in ihren Nacken und küsse sie vorsichtig. „W-Wah! Usagi hör auf! Wir müssen doch die anderen finden!“, beschwerte sich Ringo beleidigt wurde aber von ihren Freund nicht losgelassen. „Aber…“ „Nichts aber! Lass los!“ Widerwillig lies der Schwarzhaarige von ihr ab und setzte sich wieder seine Maske auf. Die Kesselstadt war in ein unheimliches rotes Licht getaucht welches wie ein Pulsschlag aufleuchtete und wieder ermattete. „Wir müssen die Anderen irgendwie finden, nur wie?“ Ringo runzelte nachdenklich die Stirn. „Wir brauchen jemanden der sich hier auskennt“, erklärte Usagi so sachlich wie immer. „Und wo sollen wir den herkriegen? Wir werden von irgendeiner Mafia durch die ganze Stadt gescheucht.“ „Dann werden wir halt jemanden suchen.“ Der Schwarzhaarige sprang von einem Dach zum anderen. „Kannst du nicht deine Nase benutzen?“ Er schüttelte den Kopf. „Bei diesen Gestank hier würde ich elendlich zu Grunde gehen und jetzt komm.“ Er reichte ihr eine Hand und in einer ungeschickten Aktion landete Ringo auf der anderen Seite des Nachbardaches. „Ich hasse diese Unterstadt! Ich will wieder frische Luft atmen und meinetwegen vom Regen geduscht werden. Es ist heiß stickig und dreckig“, murmelte die Türkishaarige während sie versuchte Usagi nicht aus den Augen zu verlieren. „Mein Meister, mein Meister! Wir haben Informationen erhalten, dass sich Eindringlinge in unserer Stadt befinden“, rief ein schlanker Kautz der unsicheren Schritts in den Saal gelaufen kam. Auf einen Thron saß ein dicker alter Mann mit einer runden Brille im Gesicht und krummer Nase. „Ich esse gerade du Idiot.“ Der schlanke blieb ruckartig stehen und verbeugte sich höflich. „Verbiegt mir, mein Herr.“ „Du sagtest etwas von Eindringlingen, nicht wahr? Ein kleiner Bengel aus der Außenwelt wurde von den Jägern gefangen genommen. Wir haben ihn in Gewahrsam und versuchen Informationen aus ihm heraus zu kriegen. Die dort oben sind technisch weitaus entwickelter als wir. Aber auch jünger. Naive kleine Teenager in der Pubertät, die der Ansicht sind Tokyo würde nun ihnen gehören. Ich hasse diese kleinen Rotzlöffel. „ „Ich stimme ihnen vollkommen zu, mein Herr. Wir werden diesen Kinder das Handwerk legen!“, stimmte der Kautz zu und sah sein Gegenüber entschlossen in die Augen. „Du? Was willst du schon anrichten du Spargelmann. Ich alleine werde diese Kinder in die Schranken weisen. Leider hat es Nachrichten aus anderen Teilen Japans und China gegeben. Sogenannte Informationen Sammel, die nach neuen Sachen in der ganzen Welt ausschau halten. Wenn sie mitbekommen das wir die Kinder in der Außenwelt nicht raus lassen, dann gibt es verfluchten Ärger. Den will ich nicht, also sorge dafür das sie uns vom Hals bleiben.“ „Jawohl!“ Schnell rannte der Mann hinaus durch die alten Holztüren und verschwand in der Dunkelheit. Der alte Herr erhob sich aus seinen Sessel, bei dem sich ein mitleidiges Ächzen nicht vermeiden ließ. In Goldenen Buchstaben war auf eine alte Silbertafel ein Name eingraviert. »Akainu Hirahoshi « stand. Kapitel 11: Einbuch in den Kerker! ---------------------------------- „Jetzt habe ich also einen Pass, und?“ Ikiru stakste neben Seinan und betrachtete das Pergament, welches von der jungen Dame im Laden soeben gefälscht wurde. „Du darfst hier jetzt rumlaufen wie du willst, das ist der Punkt“, erklärte er mit ernstem Gesicht. „Mit dieser Stadt ist nicht zu spaßen. Wirst du wegen irgendwelchen Regelnbrüchen festgenommen, geht es dir schnell an in die Kehle.“ Die Rothaarige runzelte die Stirn. „Sag mal, wie kommt es eigentlich das du dich hier so gut auskennst?“ „Mein Vater lebte hier einst im Armenviertel, bevor ich von hier geflohen bin um die Welt zu erkunden.“ Die Beiden bogen in eine Seitengasse ab und landeten auf der anderen Seite des Handelsviertels. „ Was passiert mit einen der gefangen wird?“, hakte Ikiru nach wobei sie sofort an Reo dachte. „Ab in die Folterkammer. Es ist alles andere als friedlich dort. Wenn man nicht das richtige sagt, wird man sofort verurteilt. Ich habe gesehen das Reo verschleppt wurde, wir müssen ihn sofort da rausholen ansonsten finden wir ihn nur als ein Häufchen Elend wieder.“ Das Mädchen schluckte schwer. „Hey! Du sagtest gerade »Wir«. Heißt das du machst in unserer Truppe mit?“ Für einen Augenblick schien es als wenn Seinan zusammengezuckt ist, dann seufzte er. „Mir bleibt wohl keine andere Wahl.“ Erfreut klatschte Ikiru in die Hände und hüpfte ein paar Schritte nach vorne. Seinan ließ seinen Blick auf ihr ruhen. „Autsch, mein Schädel.“ Mit schmerzhaftem Kopfgrummeln blinzelte Joi und richtete sich vorsichtig auf. Verschwommen erkannte sie Schemen von kleinen Fackeln und einen Mann, der über sie beugte und ihr plötzlich Wasser ins Gesicht kippte. „Was zum-!“ sie hustete und erhob ihren Blick. Außer den Fackeln, die sie eben wahrgenommen hatte, war es stockdüster. Vor ihr hockte der Mann den sie zuvor in der Taverne angetroffen hatte. „Wo sind wir?“, murmelte sie und rieb sich die Augen. „Im Untergeschoss des Palastes“, flüsterte er und hielt sich den Zeigefinger am Mund. „Wenn wir nicht leise sind, werden wir von den Wachen erfasst, also rede leise.“ Der Braunhaarigen stockte der Atem. „Wir sind wo?! Wie zum Teufel hast du uns hier reingebracht? Nein! Die Frage sollte er lauten, wieso du mich bewusstlos geschlagen hast!“ Der junge Mann zuckte mit den Schultern. „Ich kann dich doch schlecht so mit rumziehen, da war es einfacher dich einfach mitzuschleppen“, erklärte er im desinteressierten Tonfall. „Und jetzt komm.“ Mit leisen Schritten tapsten sie durch die Dunkelheit, wobei Joi immer mehr die Orientierung und somit auch das Zeitgefühl verlor. Es kam ihr schon vor wie eine halbe Ewigkeit in der sie bereits durch die Gänge irrten. Plötzlich ertönten zwei Stimmen, welche sich raunend unterhielten und anscheinend in ihre Richtung kamen. Joi ergriff Panik und zerrte an dem Ärmel des Mannes, der sie nun zu sich zog, in eine kleine Nische. Sie konnten nur beten, dass sie nicht erwischt wurden. Die Männer waren nun direkt neben ihnen und gingen an ihnen vorbei als auf einmal ein klacken ertönte. Joi blickte zu Boden, wo ein kleiner Stein lag, den sie ausversehen weggetreten hatte. Die Schritte verstummten. „Hast du das gehört?“, murmelte einer der Männer und schien wieder ein bisschen zurückzugehen. „Vielleicht war es nur eine Ratte“, warf der andere ein und wollte weitergehen. „Nein, das war etwas anderes.“ Wie von einer Tarantel gestochen, schubste der junge Mann sie nun zur Seite, tiefer in die Nische, und rannte einfach raus. Einer der Männer schrie und sofort waren die beiden den Mann auf den Fersen. Joi blieb wie angewurzelt stehen. Spann sie oder hatte er sie gerade alleine gelassen und ist laut lachend davongerannt? Ihr drehte sich der Magen um. „Was mache ich denn jetzt?“ leise Fluchend biss sie sich auf die Lippen und trat in Schein des Feuers. Eine kleine Maus lief ihr über den weg, welche sie hastig am Schwanz packte und vor ihrem Gesicht hielt. Die Maus quietschte protestierend vor sich hin und spitzte die Ohren. „Wärst du vorher gekommen, so hätte er nicht wegrennen müssen. Na komm her“, seufzte die Braunhaarige und setzte das graue Mäuschen auf ihre Schulter. „Ich werde dich Momo nennen und dass du mir ja kein Unsinn anstellst verstanden?“ Sie rannte weiter, nicht wissend wo sie überhaupt war und wo sie landen würde. „Usagi!!! Warte doch!“ schrie Ringo und rannte hinter den Schwarzhaarigen her. „Wo willst du denn hin?“ Der junge Mann zeigte auf das große Hauptgebäude, welches über die anderen hinausragte. „Und was willst du da?“ „Reo wird gefangen gehalten, wir müssen ihn da rausholen“, erklärte er und nahm nun seine Maske ab. „Ich habe seine Spur gefunden, der müssen wir noch folgen… Ringo, wenn du dich so an mir hängst übertönt dein Geruch den von Reo.“ Die Türkishaarige sah ihn mit jammernden Augen an. „A-Aber ich will bei Usagi sein!“ Er seufzte und zog seinen Arm weg. „jetzt geht das nicht.“ Beleidigt blieb Ringo stehen. „Du bist bestimmt sauer oder? Usagi ist beleidigt! Hihihi“, kicherte sie ein bisschen Schadenfroh, doch ihr Freund reagierte erst gar nicht darauf. Sie rannte ihm hinterher. Eine Weile später: „Wie weit ist es denn noch?“, murmelte Ringo außer Atem während sie immer langsamer wurde. Usagi blieb kurz stehen und sah zu seiner Freundin. „Nicht mehr weit…Warte.“ Der Schwarzhaarige sog einmal tief die Luft ein. „Was ist?“, fragte Ringo und tapste zu ihm rüber. „Ich glaube ich rieche Ikiru.“ Die Türkishaarige bekam leuchtende Augen. „Was denn, wirklich? Das wäre ja super! Wo steckt sie?“ Er atmete noch mal tief durch Nase. „Östlich von uns, fast auf der gleichen Höhe. Ich glaube sie sind auch auf dem Weg zum Kerker.“ „Wir müssen sie finden, dann sind wenigsten wir zusammen. Gemeinsam können wir die anderen da rausholen“, beschloss Ringo grinsend, zog Usagi am Ärmel und verschwand mit ihn in einer Gasse Richtung Osten. „Wir sind fast da“, bemerkte Seinan und ließ seinen Blick zu dem riesige, in Stein gemeißelte, Gebäude wandern. Ikiru musterte das Gestein indem es war und staunte nicht schlecht. „Also wer auch immer auf sowas gekommen ist, muss ganz schön kreativ sein.“ „Es war Hirahoshis Plan. Der Tyrann wird irgendwo dort draußen sein, ich hoffe wir kommen so nah wie möglich rann ohne entdeckt zu werden. Wir normalen Touristen dürfen nur auf eine bestimmte Meterzahl näher kommen.“ „Und wie kommen wir darüber.“ Der Dunkelhaarige legte eine Hand nachdenklich an sein Kinn. „Wenn ich das wüsste. Ich schätze wir müssen uns irgendwie durchschleichen.“ „Na das sind ja tolle Aussichten“, ertönte eine Stimme hinter ihnen und die beiden fuhren herum. „Ringo, Usagi!“ Ikiru viel der Türkishaarigen um den Hals. „Ich bin ja so frohe das es euch gut geht. Habt ihr Joi gesehen?“ Sie schüttelten den Kopf. Usagi hatte bereits wieder seine Maske aufgesetzt und begrüßte Seinan mit einen kurzen Kopfnicken. „Seinan ist ja auch wieder da!“ Ringo sprang zu dem Mann hinüber und hüpfte um ihn erfreut herum. „Wo warst du denn? Wo warst du denn?“, trällerte sie doch Usagi zog sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Wir müssen Reo da rausholen. Habt ihr einen Plan?“, fragte Usagi die beiden doch allein die Gesichter, welche nun stumm auf den Boden sahen, gab ihn schon die Antwort. „Wir sind nicht weiter als ihr“, erklärte Ikiru, dann zeigte sie auf Seinan. „Er kennt sich hier zwar aus war aber selber noch nicht im Verlies drinnen. Wir müssen irgendwie eine Karte finden.“ „Dann mal los.“ Die vier gingen weiter, der Straßen folgend welche sie in dem Kerker führen sollte. „Waaah!“ Schreiend rannte Joi durch die Gänge gefolgt von einer ganzen Armee an Wachen. Sie hatte sich komplett verlaufen und irrte nun ziellos durch das Labyrinth. Ihr stiegen Tränen in die Augen doch ehe sie sich versah, waren die Männer hinter ihr verschwunden. Verwirrt blieb die Braunhaarige stehen, ließ ihren Blick durch den leeren Gang schweifen. „Hallo?“, fragte sie unsicher aber außer ihrem Echo war nichts mehr zu hören. „Wo sind sie denn hin?“ Die Maus auf ihrer Schulter quiekte leise vor sich hin und hielt schnüffelnd die Nase in die Luft. Ob gleich sie nun beobachtet wurde oder nicht, rannte Joi einfach weiter, bis sie plötzlich vor einer großen Tür stand mit der Aufschrift: »Kerker«. Ihr Herz begann zu rasen und ihre Nerven spannten sich bis zum zerreißen. Sie versuchte die Tür aufzudrücken, doch diese bewegt sich keinen Zentimeter. „Verflucht! Hm? Hey Momo, helf mir mal.“ Sie hielt die Maus vor das riesige Schlüsselloch und es krabbelte hinein. „Kriegst du sie auf?“ Zunächst war es einfach nur still, dann ertönte aber ein leises Klicken und die Maus kroch wieder raus. Mit einen krächzenden knarren öffnete sich die Tür einen Spalt und Joi konnte hindurch schlüpfen. „Super gemacht Momo.“ Sie tätschelte die Maus am Kopf. Im Kerker brannten wie zuvor auch vereinzelte Fackeln, doch diesmal waren an den Seiten Gitter eingelegt, die als Käfige für die Gefangenen vorgesehen waren. An den Wänden hingen Ketten und irgendwelche Instrumente, auf die Joi jedoch nicht genauer eingehen wollte. Sie wollte nicht wissen was sie mit den Gefangenen hier taten sondern einfach nur Reo so schnell wie möglich hier rausholen. Stöhnend hingen vereinzelnd Männer an den Fesseln, einer schlimmer als der andere zugerichtet. Joi zwang sich die Hilferufe neben ihr zu ignorieren, doch bei jeden Schrei steigerte sich ihre Angst um Reo nur noch mehr. Plötzlich erklang eine Stimme die sie irgendwoher kannte. „Pst! Joi!“ Der Braunhaarigen stellten sich die Nackenhaare auf. „I-Ikuji?“ Joi sprang zu einen der Gefängniszellen und entdeckte in der Dunkelheit ein junges Mädchen. „Joi, du bist es wirklich! Oh man bin ich froh! Kannst du mich hier rausholen?“ „Ikuji! Was machst du denn hier?!“ Die Braunhaarige zog eine ihrer Haarspangen hervor, welche für das kleine Schloss wesentlich geeigneter war als für das riesige Haupttor, und schloss das Gitter auf. Das quietschen der rostigen Stangen hallte so laut durch die Gänge, das Joi meinte, dass es das ganze Geschoß hätte hören müssen, dann rannte sie zu dem Mädchen. Ihr Gesicht war zerkratzt und ihre Handgelenke geschwollen. Als sie die Handschellen abmachte seufzte Ikuji erleichtert und untersuchte die wunden Stellen. „Diese Mistkerle! Das werden sie zurück kriegen“, grummelte sie genervt und wandte sich Joi zu. „Woher zum Teufel wusstet ihr, dass ich hier bin?“, fragte sie mit festen Augen. „Naja, eigentlich wussten wir das gar nicht. Wir sind per Zufall in dieser Stadt gelandet, hatten irgendeinen Erlaubnisspass nicht und dann wurde Reo hierher entführt. Ich wollte ihn gerade suchen gehen.“ Ikuji biss sich, wie sonst auch Joi, auf die Unterlippe und zog sie aus der Zelle. „Ok, dann holen wir jetzt Reo hier raus und verschwinden.“ „Aber wir wissen doch gar nicht wo er ist“, jammerte Joi verzweifelt, der erneut die Tränen in die Augen stiegen. „Den finden wir schon und nun komm.“ Gemeinsam liefen sie durch den Gang, als plötzlich ein Mann von hinten her zu ihnen brüllte. „Hey ihr da! Sofort stehen bleiben!“ „Verdammt, sie haben dich entdeckt!“ „Eh? Wieso mich? Ich habe darauf geachtet das mir niemand folgt!“ „Anscheinend nicht gut genug meine Liebe, beeile dich!“ Doch der Mann hinter ihnen war um einiges schneller als gedacht und hatte die beiden Mädchen prompt eingeholt. Er schaffte es mit einen Sprung Ikuji am Fußgelenk zu ergreifen und sie zu Boden zu ziehen. „Lass mich los du Eckel!“, zischte diese und trat ihn ins Gesicht. „Lauf Joi! Wir müssen deinen Kumpel hier rauskriegen.“Aber als sie sich umgedreht hatte, stand dort bereits eine weitere Wache, welche Joi eine Waffe an den Kopf hielt. „Und jetzt brav sein“, kommandierte dieser. „Und jetzt?“, murmelte Ikiru die hinter einen der Holzkarren hockte. Seinan hatte ein Fernglas aus seinen Rucksack geholt und spähte das komplette Gelände ab. „Dort am Zaun ist ein Loch. Wir müssten aber über das Gelände und das ohne Deckung. Wen uns jemand entdeckt wären wir geliefert“, erläuterte der Dunkelhaarige. „Wir könnten die Wachen ablenken“, kam der Vorschlag von Ikiru die einen Blick zu Ringo warf. „Eh? Ablenken? Ich? Ja, aber wie denn?“ Sie artikulierte wild mit ihren Armen fuchtelnd. „Wir werden sie, naja, ein wenig betören?“ Die Jungs richteten sofort ihre Augen auf Ikiru. „Ich werde dich ganz bestimmt nicht da draußen alleine lassen“, sagte Seinan mit strengem Blick zu der Rothaarigen. „Sie ist meine Freundin, verstanden? Ich werde sie niemanden anbaggern lassen.“ Usagi schien in seinen Stolz nun wirklich sehr angekratzt zu sein und drückte Ringo an sich. „Uns bleibt keine andere Wahl Jungs, reißt euch zusammen! Wir müssen Reo da raus kriegen! Wir werden die Ablenkung übernehmen und ihr schleicht euch rein!“ Es war für sie beschlossene Sache und die Jungs sahen ein, dass Wiederspruch nichts bringen würde. „Ihr passt aber auf euch auf“, grummelte Usagi missbilligend. Seinan betrachtete die Rothaarige Sorgevoll, wollte aber nichts sagen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt für Gefühlsduseleien. Heimlich schlichen sich Usagi und Seinan hinter einen Haufen aus Steinen während Ringo und Ikiru einfach auf das Gelände marschierten und nur darauf warteten, dass einer der Wachen sie bemerkte und dies dauerte nicht lange. „Gehen sie sofort runter vom Gelände!“, ertönte eine Stimme die von einem Mann kam, der vor dem Tor stand und ein Lautsprecher in der Hand hielt. Ungeachtet der Warnungen gingen die beiden einfach weiter, wobei Ringo sichtlich nervös war. „Zeig keine Angst“, raunte Ikiru zu der Türkishaarigen. „Ich kann nicht anders! Was ist wenn wir gefangen werden oder verfolgt?“ „Naja dann rennen wir weg“, erklärte die Rothaarige optimistisch grinsend und verschränkte ihre Arme hinter ihren Kopf. „Keinen Schritt weiter.“ Ein Schatten legte sich über die beiden Mädchen der von einem großen Mann auf sie geworfen wurde. Die beiden schluckten schwer. Es handelte sich nicht eher um einen Mann als um einen Schrank, der sich wie eine ganze Barrikade vor ihnen gestellt hatte. Mit seinen schmalen Augen musterte er die jungen Frauen. „H-Hallöchen!“, begrüßte Ikiru ihn mit einen kleinen Winken und freundlichem Lächeln. „Ihr seid auf verbotenen Gelände, Mädels. Verschwindet lieber von hier.“ Ringo verkroch sich noch etwas hinter Ikiru, die wieder das Wort an sich nahm. „Das ist verbotenes Gelände? Verzeiht wir sind erst seit kurzem hier und kennen uns nicht aus. Aber sagen sie mal, wieso ist das hier verboten?“ „Das ist der Palast und niemand darf das Palastgelände betreten“, beharrte der Mann mit verschränkten Armen. „Schade.“ Ikiru machte einen süßen Schmollmund. „Ich hätte ja so gerne mal den Palast gesehen. Ich wette es ist wirklich schön, da es von einen so gutgebauten Mann wie ihnen bewacht wird.“ Der Mann räusperte sich verlegen. „Ehm, naja…“ „Wie heißen sie denn? Hätten sie Lust mit mir und meiner Freundin eine Pause einzulegen?“ Der Blick ging rüber zu Ringo, die ängstlich mit den Zähnen klapperte und lieber einen Sicherheitsabstand zu dem Riesen hielt. „Hat sie etwas Angst vor mir?“, brummte er etwas enttäuscht. Irgendwie fand Ikiru den Mann eigentlich ganz niedlich. Er wirkte zwar wie ein großer Brutalo, schien aber recht freundlich gesinnt zu sein. „Sie hat fast angst vor allem, nehmen sie es nicht persönlich.“ Der Fremde beugte sich zu ihr runter. „Ich werde dir nichts tun kleines, also hör auf wie Espenlaub zu zittern. Ich bin hier um Kerle zu verscheuchen, nicht um kleine Mädchen zu verängstigen.“ Sofort spitzte die Türkishaarige die Ohren und sie trat einen Schritt nach vorne. „J-ja wirklich?“ „Na klar! Ich habe selbst eine Tochter zu Hause. Wie könnte ich denn Kindern wie euch nur wehtun?“ Er lachte auf. Ikiru wurde die ganze Sache ein wenig unangenehm, denn sie wollte alles andere, dass der Mann ärger kriegt nur weil sie ihn abgelenkt hatten und somit ein Gefangener befreit werden konnte. Usagi und Seinan waren bereits an ihnen vorbeigelaufen und schlichen sich durch den Türspalt. „Mein Name ist Nukumaru.“ Die beiden Mädchen sahen sich kurz an und mussten sich sichtlich das Lachen Verkneifen. Nukumaru heißt so viel wie kuscheln und das gerade so ein Riese wie dieser den Namen trug, zog das Ganze nur noch ins lächerliche. „Autsch! Lasst mich los!“, keifte Joi heulend und trat wild um sich. „Das kannst du schön vergessen!“, lachte ein schlaksiger Mann und schubste sie in eine der Zellen. Die Fackeln hier waren erloschen, sodass sie kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Schniefend kauerte sie sich in eine Ecke zusammen. Ikuji wurde erneut von ihr getrennt und lag nun in einer Zelle weiter weg. Auch die Lilahaarige hatte wie am Spieß geschrien und versucht sich loszumachen, doch es hatte alles nichts geholfen. Es musste der reinste Horror für Ikuji sein hier erneut gefangen zu werden und wieder an den Ketten zu hängen. Plötzlich vernahm Joi ein leises husten und fuhr herum. An der Wand hing eine Person dem es alles andere als gut zu gehen schien. Langsam kroch sie hinüber und erschrak als sie das blutige Gesicht von Reo erkannte. „Reo!“ Hastig riss sie sich ein Stück Stoff von ihrer Kleidung ab und machte es mit dem Wasser, welches man ihr gegeben hatte, feucht um sein Gesicht abzutupfen. Er schien kaum noch bei Bewusstsein zu sein und wimmerte kläglich vor sich hin. Als er langsam die Augen öffnete stammelte er entsetzt und versuchte sich aufzurichten. „Nicht bewegen!“, mahnte Joi und stütze ihn ein wenig. Erst dann bemerkte sie, dass er obenrum nichts anhatte und dort Striemen von Peitschenschlägen waren. Das Blut war überall und sie musste sich zusammenreißen um nicht aufzustehen und vor diesen Anblick wegzurennen. „Alles gut, Reo“, murmelte sie unter Tränen und legte ihn das Nasse Tuch auf die Stirn. „Was zum Henker machst du hier?“, murmelte er mit trockenem Mund. „Hier trink was.“ Sie gab ihn einen Schluck vom Wasser, was nicht gerade das sauberste war aber immerhin besser als nichts. „Wir sind hier um dich rauszuholen“, erklärte sie mit leiser Stimme. „Ha, Toller Plan“, versuchte er zu lachen, doch dies führte nur noch zu mehr schmerzen und er begann erneut zu husten. „Jetzt mach keinen Unsinn. Warte ich werde dir die Fesseln abnehmen.“ Sie zog erneut eine Haarspange hervor und öffnete diese. „Leg dich mal hin.“ Sie legte den Kopf ihres Freundes auf ihren Schoß und streichelten ihn über die Stirn. „Die anderen sind bestimmt schon auf den Weg“, flüsterte sie damit die Wache es nicht hören konnte. „Sie sollen lieber verschwinden. Wenn wir alle hier landen ist es aus. Warum bist du gekommen? Ich will hier zwar nicht drin verschmoren aber noch weniger will ich, dass du hier landest. Die Kerle hier sind wahre Monster hörst du?“ Er hob eine Hand zu ihrer Wange. „Ich kann dich ja wohl schlecht hier alleine lassen“, versuchte sie die merkwürdige Situation zu lockern, doch das ernste Gesicht von Reo zeigte ihr das das nicht richtig war. „Ich möchte dir was schenken“, hauchte er mit letzter Kraft und kramte aus seiner Hosentasche ein kleines Säckchen. „Hier.“ Tränen liefen der Braunhaarigen über die Wange, die sie schnell wegwischte, dann nahm sie das Geschenk entgegen. Als sie den Inhalt auf ihrer Handfläche leerte, blieb ihr das Herz fast stehen. Ein kleiner silberner Ring mit einer Rose drauf lag in ihrer Hand. „Wieso…“ Sie redete nicht weiter. „Naja, weißt du? Eigentlich wollte ich schon seit geraumer Zeit das fragen, doch als du bei den Kindern gesagt hattest, dass ich nicht der richtige sei, habe ich den Gedanken verworfen. Doch jetzt bist du hier und da wir gerade Mal alleine sind…Naja…da wollte ich dich fragen ob ich dein tokubetsu na hito sein darf.“ Sie lächelte verzweifelt. „J-Ja, das sollst du sogar!“ Sie beugte sich zu ihm runter und gab ihn einen langen, mit allen Emotionen gefüllten Kuss. All die Jahre hatte sie nur darauf gewartet und nun war es soweit gekommen, doch bevor sie ein weiteres Wort an ihn richten konnte, hatte dieser sein Bewusstsein verloren. Kapitel 12: Erfolgreiche Rettung -------------------------------- „Wo müssen wir lang?“, murmelte Usagi und sah sich um. Auch Seinan ließ seinen Blick nach links und rechts schweifen um sicher zu gehen, dass auch keiner sie bemerkt hatte. Die Mädchen hatten gut Arbeit geleistet und schienen sich bereits verabschiedet zu haben von den großen Fremden. Zunächst hatten die Beiden einen großen Schock bekommen, als plötzlich der Riese vor ihren Mädchen stand, doch Ikiru hatte souverän die Situation gemeistert und ist einfach auf ihn eingegangen. Die Gänge waren nur spärlich beleuchtet von wenigen Fackeln und noch selteneren Glühbirnen, die anscheinend von Menschenhand den Strom herbekamen. An den Seiten der Steinwände standen Kisten in denen Waffen und Munition lagen. „Das hätte Reo gefallen“, bemerkte Usagi und nahm eine der Waffen in Augenschein. „Ein gutes Stück, die werde ich mitnehmen.“ Seinan schien nicht begeistert von der Idee und entriss sie ihm aus den Händen. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, wir könnten beweise hinterlassen also nichts anrühren.“ Der Schwarzhaarige schnaubte. „Als wenn sie nicht wüssten, dass wir schon hier wären“, entgegnete er und zeigte in eine Ecke in der eine Kamera hing. „Na super, hättest du das nicht vorher erwähnen können? Jetzt müssen wir uns beeilen, komm.“ Die Beiden liefen nach rechts um eine Art Treppe zu finden, die nach unten in die tieferen Etagen führt. „Woher bekommen sie bloß den Strom?“, murmelte Seinan. „Das frage ich mich auch. Seit Jahren hat die Welt keinen Strom mehr, das haben wir zumindest gedacht.“ „Oder das hat man uns zumindest weiß machen wollen. Was ist wenn unsere Stadt die einzige ist die so zerstört wurde?“ „Na das wäre ja mal neues. Wenn die anderen Städten weiter entwickelter wären als wir, hätte wir doch etwas mitgekriegt oder nicht?“ Usagi rümpfte die Nase. „Vielleicht hat uns eine höhere Macht von den anderen Ländern abgeschnitten“, vermutete Seinan und bog in der nächsten Abzweigung ab. „Du meinst sowas wie eine Verschwörung? Das hört sich verdammt schlecht für uns an. Das würde bedeuten wir legen uns hier gerade mit einer Machtsperson an die uns jeden Augenblick auslöschen könnte.“ „Sieh mal, genau dass was wir gesucht haben.“ Die beiden standen vor einer steinernen Treppe, die alles andere als vertrauenswürdig aussah. Überall waren risse in den Gestein und vereinzelt lagen Gesteinsbrocken im Weg. „Also wenn das nicht die Treppe zu einen Kerker ist dann weiß ich auch nicht“, bemerkte Seinan mit einen leichten grinsen auf dem Gesicht. „Du sagst es. Nur wissen wir nicht was uns dort unten erwartet.“ Seinan zuckte mit den Schultern. „Das werden wir erst erfahren wenn ihr unten sind oder?“ Vorsichtig traten die Beiden die ersten Stufen hinab und stiegen in die Tiefe des Palastes. „Und was machen wir jetzt?“, jammerte Ringo und klammerte sich immer noch an Ikiru. „Wie wäre es wenn du mich erst mal loslässt, dann würde ich wieder Sauerstoff ins Hirn bekommen und könnte besser nachdenken“, japste die Rothaarige und holte tief Luft nachdem Ringo sie los gelassen hatte. „Wir sollten Wache schieben und aufpassen das, falls wenn Chaos entsteht, wir ihnen zur Hilfe eilen können.“ Die Türkishaarige nickte entschlossen. „Hab verstanden!..aber ich bin so müde.“ Sie gähnte und schmatzte gemütlich während sie sich an die Mauer anlehnte. „Schlaf ruhig eine Runde ich werde aufpassen.“ „Aber du musst doch auch schlafen Ikiru.“ „Ach was, ich halte schon durch glaube mir!“ Der Türkishaarigen fielen die Augen zu und sie fiel in einen süßen Schlaf. „Hoffen wir, dass alles gut geht. Pass auf dich auf Seinan.“ Die Rothaarige lies ihren Blick über das Gelände schweifen wo sie als kleinen Punkt den Mann von zuvor erkennen konnte. „Reo! Reo, wach auf!“ Die Stimme drang nur dumpf an seinem Ohr und alles erschien ihn wie ein schlechter Albtraum. Als er die Augen öffnete sah er direkt in Jois blaue Augen, welche in dem Fackellicht glänzten. „Joi. Was ist passiert?“ „Du bist bewusstlos geworden. Oh, ich habe mir ja solche Sorgen gemacht, Jag mir nie wieder so eine Angst ein verstanden? Du hast Fieber bekommen, hier trink.“ Sie reichte ihn die Flasche mit dem Wasser und er trank einen Schluck. „Danke. Tut mir leid wegen dem allen hier, das ist meine Schuld“, entschuldigte sich der Weißhaarige schwach, doch Joi schüttelte den Kopf. „Ach was, das ist nicht deine Schuld. Außerdem hat du dich sonst immer um mich gekümmert und nun bin ich mal dran.“ Sie gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. „Ich hoffe du hast nicht vergessen, dass du von nun an mein Boyfriend bist“, lachte sie vergnügt und küsste ihn immer und immer wieder auf die Stirn. „H-Hey, das ist peinlich“, stammelte er, lächelte aber dennoch. „Schaffst du es Aufzusitzen?“ „Ich weiß nicht. Probieren schadet ja nicht.“ Joi stütze ihn unter einer Schulter und legte vorsichtig gegen die Wand. „Danke“, presste er zwischen den Lippen hervor. Er schien wirklich Schmerzen zu haben aber sie konnte nichts tun um ihn diese zu nehmen. „Ich frage mich ob die Kerle wiederkommen“, murmelte sie mit einem Blick zu dem Gitter. „Keine Sorge, die kommen noch. Sie wollen wissen wieso wir hier sind und glaube wir wollen den König stürzen.“ „Aber du hast doch die Wahrheit gesagt, wieso lassen sie dich nicht gehen?“ „Weil sie mir nicht glauben, Joi. Keiner glaubt uns denn wir haben keine Erlaubnisspässe oder sonst irgendetwas. Zudem bist du hier eingebrochen was deren Vertrauen nur noch verschmälert hat. Aber was solls, wir können an unserer Situation nichts ändern und die ganze Zeit über »Was wäre wenn« nachzudenken bringt uns auch nichts. Komm her.“ Sofort wurde die Braunhaarige rot wollte das Angebot jedoch nicht abschlagen und setzte sich in seinen Schoß. „Wir können nur hoffen, dass die Anderen uns hier bald rausholen.“ „Na klar, ich habe ja nichts Besseres zu tun als hier rumzuhängen“, stöhnte Ikuji genervt, welche bereits wieder an den Ketten hing und langsam die Nerven verlor. „Ich war so nah dran! Wenn ich diesen Kerl erwische kann er etwas erleben das schwöre ich!“, schrie sie und hoffte inständig das es jeder in den Gängen hören konnte. „Ruhe da drin!“, brüllte einer der Wachen der soeben vorbeigekommen war und haute mit seinen Schlagstock gegen die Gitterstäbe. „Ach halts Maul!“, brüllte sie zurück. Egal wie sie es drehte es gab keine Chance sich von selbst zu befreien. Da sie schon mal aus der Zelle fliehen konnte haben die Wachen nun ein extra scharfes Auge auf sie und kamen immer wieder mal vorbei um nachzusehen ob sie noch da war. Sie konnte nur hoffen, dass einer der Anderen irgendeine geniale Idee hervorbringt und sie mit rausschmuggeln kann. „Hey Ringo!“ Die Rothaarige schüttelte an ihren Schultern bis diese schreckhaft aufwachte. „Wie, was, wo?“ „Sieh mal!“ Ikiru zeigte auf das Eingangstor des Palastes, welches noch bewacht wurde aber irgendetwas hatte sich verändert. „Wer sind die?“, murmele Ringo die um die Ecke sah und die vier Männer erblickte. „Ich habe keine Ahnung. Die sehen den, die uns gejagt haben doch sehr ähnlich oder?“ „Naja sie haben die gleiche Kleidung“, bemerkte Ringo verschlafen. „Und was machen wir jetzt? Vielleicht sind sie hinter Seinan und Usagi her?“ Ein Schauer lief Ikiru bei diesen Gedanken über den Rücken. „Wir müssen was unternehmen! Komm!“ Ringo sah sie verwirrt an. „Eh? Was willst du denn unternehmen? Wir können doch nicht einfach hin spazieren und rufen: » hey, ihr da! Wir gehören zu den Fremden, kommt doch her! «.“ Ikiru grinste breit und packte die Türkishaarige an den Schultern. „Das ist es Ringo! Eine super Idee! Wir rufen sie zu uns, sie verfolgen uns und die Jungs können die Anderen befreien!“ Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu verschwenden rannte Ikiru wieder auf das Gelände. Zunächst beachteten die Männer sie gar nicht, doch als sie sie im Augenwinkel bemerkten drehten sie sich zu ihr. „Mädchen! Geh da weg!“, brüllte einer der Fremden. Ikiru dachte gar nicht daran wieder zurück zu gehen. Es waren die Kerle die sie angegriffen hatten und sie waren hundertprozentig hinter ihnen her. „Hey ihr Sandmännchen!“ „Sandmännchen?“ Ringo sah sie stirnrunzelnd an. „Naja sie haben so lange Mützen und einen Mantel, da dachte ich an das Sandmännchen. Mir fiel nichts anderes ein.“ Sofort richteten die Männer die Waffen auf die Mädchen und traten Schritt für Schritt näher. „Ehm, Ikiru? Sollten wir nicht wegrennen?“ „Warte, sie müssen nah genug dran sein damit sie Hoffnung kriegen uns zu fangen und uns auch wirklich verfolgen.“ „Aber wenn sie so nah dran sind, brauchen sie sich gar keine Hoffnung zu machen weil sie uns wirklich dran kriegen.“ In diesen Moment landete ein Säbel direkt vor ihren Füßen und die Mädchen schrien kurz auf. „Wah! Ok, jetzt können wir um unser Leben rennen.“ Die beiden hoben die Blicke und sahen die Männer die nur noch wenige Meter von ihnen entfernt waren. „Lauf!!!“ Wie verängstigte Rehe rannten die beiden drauf los, achteten aber immer darauf, dass sie nicht zu schnell verschwanden damit die Männer sie auch verfolgen konnten. „Sag mal…“, keuchte Ringo. „Wo sind wir eigentlich, Ikiru?“ Die Mädchen verschnauften gerade auf einen der Dächer. „Was fragst du mich das, aber keine Sorge wir müssen nachher einfach nur zu dem Palast“, schnaufte sie und nahm ein Schluck Wasser.“Und was ist wenn die anderen dort nicht mehr sind?“ „Hör auf so viele Fragen zu stellen Ringo. Ich kann doch nicht Hellsehen. Wir überlegen uns einfach Spontan was, schwimme mit dem Fluss und nicht dagegen, wir schwimmen einfach mit dem Strom.“ „Und was soll das bitte schön heißen?“ „Argh! Du tust es schon wieder! Wir…improvisieren…irgendwie.“ Plötzlich ging ein Raunen durch die Menge auf dem Boden und die Beiden riskierten einen Blick über das Dach. Zwischen den Leuten liefen die Männer in schwarzen Umhängen und griffen jeden an der ihnen verdächtig vorkam. „Verdammt, wir haben sie zu nah an uns rann gelassen. Komm mit“, zischte Ikiru und biss sich auf ihre Daumenspitze. „Aber sie wissen nicht wo wir sind, wie sollen sie uns verfolgen?“ „Ich habe eine Idee“, erklärte die Rothaarige und zog Ringo mit sich mit. „Buhu, ich kann aber nicht mehr, ich will zu Usagi.“ „Den sehen wir später doch also reiß dich zusammen!“ Die Beiden rutschten die Regenrinne runter und versteckten sich in der Dunkelheit einer Gasse. „Warte noch einen Augenblick, sie müssen weiter weg sein damit wir einen Vorsprung haben.“ Als die Männer schon fast zwischen denn Menschen verschwunden waren, schubste Ikiru einfach das Fass um, welches lautpolternd durch die Massen rollte. Kreischend wichen die Frauen aus, was die Aufmerksamkeit der Männer wieder nach hinten und somit zu Ikiru und Ringo richtete. Die Türkishaarige schluckte schwer bei dem gefährlichen Anblick den die vier machten, doch ehe sie darüber nachdenken konnte zerrte Ikiru sie am Arm und sie rannten erneut davon. „Lange können wir sie nicht mehr ablenken, die Jungs müssen sich beeilen.“ „Beeile dich Usagi“, raunte Seinan ein paar Stufen weiter unten. Der Schwarzhaarige versuchte ja etwas schneller zu gehen aber es war zu gefährlich einfach drauf loszustürmen. Plötzlich erklang ein klirren und Usagi fuhr herum. „Oh man, Seinan!“ Der Dunkelhaarige war sofort an seiner Seite. Zwei Wachen waren hinter ihnen aufgetaucht und hielten jeweils ein Speer und ein Schwert in ihren Händen. Usagi zog hastig sein Taschenmesser während Seinan eine Waffe zog. Einer der Männer stürzte sich mit der Speerspitze voran auf die Jungs, die dem Metallstücke auswichen. Wie aus Instinkt ergriff Usagi dem Mann am Hals und schnitt ihn mit einem sauberen Schnitt die Kehle durch. Nur ein blutiges Röcheln war zu vernehmen, dann fiel der Mann leise auf die Treppen. Seinan verschloss beim fürchterlichen Anblick die Augen. Er mochte Blut nicht und schon recht nicht von einem Mann dem soeben die Kehle durchgeschnitten wurde, doch Usagi schien dies nicht zu interessieren und war anscheinend gewöhnt an solche Aktionen. „Du solltest lieber nicht schießen, das erregt zu viel Aufmerksamkeit“, bemerkte Usagi der ein fieses Lächeln hinter der Maske verbarg. „Was weißt du schon?“ Er zielte auf den Kopf und schoss. Usagi hatte bereits einen lauten Knall erwartet doch irgendwie ertönte nicht das leistete Geräusch. Kein Wunder, denn als der Schwarzhaarige zu der Stelle aufblickte auf die Seinan gezielt hatte, steckte dem Mann eine hauchdünne Nadel im Kopf. „Nadeln?“ skeptisch sah er zu Seinan der seine angebliche Waffe wieder einsteckte. „Ich habe sie ein wenig manipuliert. Nadeln sie wesentlich leichter herzustellen als Munition.“ Er trug einen traurigen Gesichtsausdruck. „Ich hoffe nur dass du nie damit auf mich zielen wirst. Von einer Stricknadel getötet zu werden ist irgendwie…lächerlich.“ „Ich hasse es Andere zu verletzten. Mit Nadeln fällt es mir da wesentlich leichter, da sie kein Blut verströmen oder den getöteten Schmerzen zufügen.“ „Du hasst es echt wenn andere verletzt werden oder?“ Die Beiden gingen langsam weiter. „Ja. Es ist als wäre ich ein reiner Pechmagnet.“ „Hast du jemanden wichtigen verloren?“, fragte Usagi mit einer mitleidsvollen Stimme. Seinan zögerte. „Ja. Eine sehr wichtige Person, meine Freundin.“ Usagi blieb stehen. „Tut mir leid, dass ich gefragt habe.“ Es ist als hätte jemand ihn mit dem Messer durch das Herz gestochen. Das Mädchen das man liebt zu verlieren musste schrecklich sein. Auch wenn Ringo ziemlich oft nervig war, so konnte er sich ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellen. Er legte eine Hand auf Seinans Schulter. „Wer war sie?“ Auch wenn diese Frage schmerzte, manchmal war es besser darüber zu reden als zu schweigen. „Ihr Name war Hitorimi. Ein Selbstbewusstes und immer freundliches Mädchen. Sie hat mein ganzes Leben ein wenig heller gemacht. Doch mein Unglück hatte mich verfolgt und sie zur Rechenschaft gezogen. Sie starb in meinen Armen, an dem Tag an dem ich ihr den Ring schenken wollte.“ „Ähnelt sie Ikiru?“ Seinan blieb das Herz fast stehen. Da er nicht antwortete, nahm es Usagi einfach als ein Ja auf. „Du darfst sie nicht als deine verstorbene Freundin sehen. Sie ist anders als sie und jeder sollte für den geliebt werden der er ist und nicht weil er einer anderen Person ähnelt verstehst du? Wenn das Ikiru erfahren würde, würdest du ihr das Herz brechen also sag es ihr lieber gleich bevor du ihr ein Antrag machst.“ Seinan sah ihn Perplex an. „W-Woher weißt du?“ „Offensichtlicher ging es wohl kaum.“ Er lächelte schelmisch. Als die Beiden immer tiefer in die Dunkelheit eindrangen blieb Seinan plötzlich stehen. „Was ist?“, fragte Usagi und drängte sich neben ihn. „Eine Mauer“, murmelte Seinan verwirrt. „Was?“ Der Schwarzhaarige hob seine Hand und tatsächlich legte sie sich auf eine kalte Steinmauer. „Wenn das mal nicht merkwürdig ist.“ „Es muss einen Hebel geben.“ Seinan tastete die Wände rechts und links ab aber auch dort war nichts zu finden. „Das soll doch ein Witz sein“, fluchte er leise was er sonst eigentlich überhaupt nicht tat. Er verbot sich jegliches Fluchen da sein ganzes Leben aus einem Fluch bestand. Usagi stieg wieder ein paar Treppen hinauf und nahm die Fackeln in Augenschein. „Hey sieh mal Seinan. In der Flamme ist ein Stäbchen. Seinan trat neben ihn und blickte durch das Feuer. „Hast du zufällig einen Handschuh oder sowas?“, fragte Usagi woraufhin Seinan seine Hand hob. „Ich hoffe es ist nicht allzu heißt. Viel Glück.“ Seinan ließ seine Hand durch das Feuer gleiten und drückte das Stäbchen runter. „Alles in Ordnung?“ „Ja.“ Ein Geräusch erklang und die beiden rannten runter zu der Mauer die nun zur Seite gefahren war. „Na also, geht doch.“ Als die beiden durchtraten landeten sie in einen neuen Gang doch diesmal war direkt neben ihnen eine Holztür mit der Aufschrift »Kerker«. „Das war ja schon fast zu leicht“, bemerkte Usagi stirnrunzelnd. Seinan nahm die Tür in Augenschein. „Sie ist auf.“ Sie schlüpften durch die Öffnung. „ Wir sind da“, hauchte Seinan. „Wir müssen uns beeilen die anderen zu finden.“ Die beiden jungen Männer rannten los, warfen in jede Zelle einen Blick, wichen den Augen einiger Wachen aus bis sie Jois Stimme vernahmen. „Hörst du das?“, fragte Seinan unsicher und blieb stehen. Usagi nahm seine Maske ab, wobei ihn der bestialische Geruch von Blut den Hals zuschnürte. „Ich rieche ein Hauch von Joi und Reo“, hustete er und setzte sich sofort wieder die Maske auf um einigermaßen Luft zu kriegen. „Pst, Reo“, raunte Seinan in die Dunkelheit. Eine Weile geschah nichts doch dann erklang die Stimme von Joi. „Seinan? Usagi?“ Die Stimme war zwar noch weiter weg aber sie war es sicher. Die Jungs rannten weiter um an eine Zelle zu gelangen in der Joi mit Tränen in den Augen saß und Reo versuchte wachzukriegen. „Wie konntest du uns aus so einer Entfernung hören?“, murmelte Usagi doch Seinan ging dazwischen. „Das ist egal, wir müssen sie das rauskriegen. Usagi gib mir dein Taschenmesser.“ Nur ungerne gab Usagi das Taschenmesser aus seiner Hand doch es blieb nichts anderes übrig. „Reo! Reo will nicht aufwachen“, wimmerte Joi leise und sah die Jungs verzweifelt an. Als die beiden Männer zu ihr traten, nahmen sie Reo und die Schultern und schleppten ihn raus. „Er braucht dringend einen Arzt“, erklärte Seinan. „I- Ich habe Ikuji gefunden! Sie muss hier auch irgendwo sein.“ Usagi wandte den Blick zu ihr. „Bist du dir sicher? Wir dürfen uns keinen Fehler erlauben, die Wachen werden schon auf den Weg sein.“ Joi nickte. „Ich habe doch mit ihr geredet. Ich bin mir sicher!“ Der Schwarzhaarige seufzte und rannte den Gang hinunter. Sechs Zellen weiter knackte er das Schloss wie zuvor Seinan und befreite die wütende junge Frau. „Das wird aber auch Zeit! Ich habe mich wie ein Schinken in einer Trockenkammer gefühlt!“ Als sie Reo erkannte beugte sie sich zu ihm. „Der sieht ja gar nicht gut aus wir müssen ihn schnellsten hier rausbringen.“ „Pssst! Ich höre Schritte!“, zischte Joi aufgeregt. „Wie weit?“ „Keine Ahnung!“ „Uns bleibt keine Zeit, los!“ Gemeinsam rannten sie den Gang entlang. Auch wenn sie entdeckt wurden rannten sie weiter, kämpften sich durch und schleppten sich die Treppen des Geheimganges hoch. Nun war bereits die gesamte Truppe hinter ihnen her, doch sie schafften es nach draußen in die Freiheit. Der riesige Mann von zuvor war verschwunden aber so auch Ikiru und Ringo. Kapitel 13: Freiheit -------------------- So gleich als die Truppe nach draußen rannte, waren auch bereits die Jäger hinter ihnen her. „Lauft schneller!“, schrie Ikuji gehetzt während sie nur einen Gedanken hatte: nicht wieder dort rein! Reo hatte immer noch nicht sein Bewusstsein erlangt sodass Usagi und Seinan ihn stützen mussten. Plötzlich erklang lautes Klirren und Kampfgeschrei. Ikiru blieb stehen und wandte sich nach hinten um. Ein Haufen von Leuten in braunen Umhängen war zu sehen, die jeden zum Kampfe herausforderten, nur um ihn eine Minute später am Boden liegen zu sehen. „Wow, wer sind die denn?“, hauchte die Rothaarige begeistert doch die anderen rissen sie aus ihren Gedanken. „Ikiru! Was machst du denn? Komm schon!“ Nur schwer konnte sie sich von diesem Anblick trennen, musste aber eingestehen das sie nicht sehr gerne in solch eine Szene eingebunden werden wollte und rannten den anderen nach. Als die Gruppe sicher in einen Laden des Freudenviertels war, kümmerte sich eine reizende Frau um Reo, natürlich nur unter Beobachtung von Joi. „Wir sollten so schnell wie möglich diese Stadt verlassen“, flüsterte Ikuji in die Runde damit die Dame sie nicht hören konnte. „Nur wie? Wir haben keine Ahnung wo der Ausgang ist und selbst wenn, der wird bestimmt bewacht!“, entgegnete Ikiru. Der Blick von Ikuji fiel auf de Rothaarige und sie musterte sie fragend. „Und…wer bist du?“, fragte sie verunsichert. „Wah! Und wer ist der da?“ Seinan richtete seinen Blick zu Boden. „Mein Name ist Ikuji, ich sollte dir eigentlich zur Rettung eilen aber wer wusste schon, dass du hier auftauchen würdest. Ich habe gehört du wurdest von einen Kreischer entführt.“ Die Lilahaarige schnaubte beleidigt. „Pah! Entführt? Ich werde niemals entführt! Das war alles geplant!“ „Und wieso hast du dann wie am Spieß geschrien und gerufen » Holt mich hier runter? «“, mischte sich Ringo kichernd in das Gespräch. Ikuji wurde ein wenig rot um die Nase. „D-Das geht dich nichts an. Also, und wer ist der da?“ Ikiru sah mit einen lächeln zu Seinan der einfach nicht das Wort an sie zu richten traute. „Das ist Seinan, der hat mir wiederrum das Leben gerettet. Naja er gehört jetzt dazu!“ Sie schlug ihn auf die Schulter. „Stimmt’s Seinan?“ Er nickte knapp. „Ok wartet mal. Wir haben jetzt zwei neue Mitglieder. Seinan und …ah! Ikiru richtig? Ihr beiden seid jetzt die letzten die in unsere Gruppe gekommen sind verstanden? Wenn wir zu viele werden sind wir eine perfekte Beute für Raubtiere. Eigentlich wollte ich die Gruppe so klein wie möglich halten, aber daran kann man jetzt nichts mehr ändern. Joi, wie geht es Reo?“ Die Braunhaarige spielte gerade mit ihrer Maus. „Dem Umständen entsprechend. Aber er scheint sich langsam zu erholen.“Ringo krabbelte aus Usagis Schoß und rüber zu Joi. „Wer ist das?“, fragte sie neugierig und zeigte auf die Maus. „Hm? Oh, das ist Momo, meine kleine Gehilfin!“, erklärte Joi stolz. „Hallo Momo, ich bin Ringo, freut mich sehr“, lachte die Türkishaarige und schüttelte den Schwanz der kleinen. „Hm? Waaah! Joi!“ Die Braunhaarige fuhr zusammen. „W-Was?!“ „D-D-Du hast ja….“ Stammelnd zeigte Ringo auf den Finger wo der Ring mit der Rose hing. „Wah!“ Hastig zog die Braunhaarige die Hand zurück und verbuddelte sie in ihre Tasche. „D-Das ist nichts!“ „Was ist denn los?“ Nun war es Ikiru, die von der anderen Seite zu ihr kam und sie unter die Lupe nahm. „Hm? Ich will auch sehen, los zeig schon!“ „N-Nö!“, wiedersetzte sich Joi mit hochrotem Kopf. „Was hat sie denn?“, zischte Ikiru hinter Jois Rücken Ringo zu, die nun ein fieses Lächeln auf den Lippen trug. „Joi hat einen Ring an ihrer Hand.“ Ikiru schlug sich die Hände vor dem Mund. „Echt?“ „Ja wirklich!“ Sofort stürzte sich Joi auf die Beiden und hielte ihnen den Mund zu. „Klappe!“, quietschte sie doch die anderen hatten es bereits mitgekriegt und starrten sie grinsend an. „Heißt das etwa?“, fing Ikuji an, doch dann rissen Ringo und Ikiru Jois Hände von ihren Mund und schrien laut in den Raum hinein. „Joi und Reo sind verlobt!“, lachten die beiden und rollten am Boden. „Was ihr nicht sagt“, murmelte plötzlich hinter Joi Reo und umarmte sie von hinten. „Kyah! Lass los lass los!“ Verzweifelt versuchte sie loszukommen doch der Weißhaarige dachte gar nicht daran und hob seine Hand. Ein silberner Ring mit einer Rose. Sofort pfiffen die anderen bestaunend. „So ein schöner Ring!“, bewunderte Ringo und nahm ihren unter die Lupe, welche sie als Kette umhatte. Es war ebenfalls ein Ring jedoch waren darin ihre Namen eingraviert. „I-Ich will auch eine Blume“, protestierte diese sofort und schlug auf Usagi ein. „Wie hast du mir nicht so einen schönen Ring geschenkt?!“ Ikiru und Ikuji sahen sich mitleidvoll an und hielten schließlich ihre Hände ineinander. „W-Wir werden auch noch einen finden“, flennte Ikiru mit glanzenden Augen. „Ja, das werden wir!“, stimmte Ikuji mit ein. Sofort wanderte Usagis Blick zu Seinan, welcher ganz schnell wegsah. Als Reo nach zwei Tagen wieder einigermaßen Genesen war, machte sich die Truppe auf um die Stadt zu verlassen. Sie hatten Umhänge geschenkt bekommen um nicht in der Masse so aufzufallen, doch trotzdem waren ihre Sinne auf Alarmbereitschaft. Überall lauerten die Jäger die nur auf ein Lebenszeichen der Gruppe warteten und schlichen überall herum. „Wir werden einen anderen Weg als den Haupteingang finden müssen“, erklärte Ikuji, die soeben wieder das Kommando übernommen hatte. „Und welchen?“, murmelte Ikiru. „Vielleicht schaffen wir es den alten Eingang wieder zu finden und diesmal hochzuklettern“, schlug Reo vor wurde aber von Usagi unterbrochen. „Wir wissen nicht wie lange wir hier schon unten sind. Vielleicht ist das Loch zugeschüttet worden, dann würden wir Zeit verschwenden um es wieder zu finden.“ „Usagi hat recht. Verdammt, wir brauchen jemanden der sich hier auskennt.“ „Seinan kennt sich hier aus“, bemerkte Ikiru erfreut, was dem Dunkelhaarigen aber gar nicht gefiel. Ikuji blieb stehen und wandte sich zu ihm. „Du kennst dich hier aus?“ „Nur ein bisschen“, murmelte er verlegen doch Ikuji ließ nicht locker. „Kennst du irgendwelche Geheimgänge die nach draußen führen?“ „Er ist doch von hier geflohen, du musst doch welche kennen“, mischte sich Ikiru wieder ein. „Das ist Jahre her! Ich weiß nicht ob er noch da ist?“ „Das reicht mir Seinan. Zeig uns den weg.“ Er zögerte eine Weile, dann wandte er sich nach Westen. „Dort muss irgendwo das Haus meines Vaters sein. Unter meiner Kiste hatte ich einen Tunnel gegraben der zu einem verrotteten Baum an der Oberfläche führt. „Na das ist doch schon mal ein Anfang, lasst uns gehen.“ Wie im Gänsemarsch folgten alle Seinan, der sich immer unwohler in seiner Haut fühlte. Erneut lagen die Hoffnungen der anderen in seinen Händen und das gefiel ihm gar nicht. Die Lichter der Straßen erloschen eines nach den anderen und die Dunkelheit nahm überhand in dieser Stadt. Es liefen zwielichtige Gestalten durch die Straßen, doch Seinan nahm auf sie keine Rücksicht und versuchte sich einfach nur an den Weg zu erinnern, der zu dem Haus seines Vaters führte. Er wusste nicht ob er noch lebte oder umgezogen war aber das war ihm gleichgültig. Er war ein furchtbarer Vatergewesen, ein Alkoholiker und Raucher der sich einen Dreck um seine Familie kümmerte. Ringo wurde von Usagi auf den Rücken getragen, wo sie nun friedlich schlief und auch Joi hatte keine Kraft mehr. Der Weißhaarige tat es Usagi nach. „Wie weit ist es noch?“, fragte Ikuji die langsam nervös wurde. Sie liefen schon viel zu lange ungeschützt durch die Gegend. Die Dunkelheit ist das Element der Jäger und sie konnten sie jeden Moment angreifen ohne, dass sie selbst es auch nur merken würden. „Ich weiß es nicht. Es müsste nicht mehr weit sein aber es ist schwer sich zu erinnernd schließlich war ich erst sieben Jahre.“ Ikuji seufzte. „Vertrau ihm“, flüsterte Ikiru die nun an der Seite der Lilahaarigen war und ihr eine Hand auf die Schulter gelegt hatte. „Wenn uns die Jäger erwischen, werden wir bestimmt exekutiert. Das will ich den Mädchen nicht antun“, murmelte Ikuji. Ihr war deutlich anzusehen was sie durchgemacht haben musste aber auch Reo schien noch immer nicht in bester Verfassung zu sein. Dunkle Augenringe zierten sein Gesicht. „Wir sind alle hundemüde. Ich glaube nicht das wir noch lange durchhalten, sollten wir nicht eine Pause machen?“ Ikuji schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall! Wenn wir auch nur einen Augenblick ausharren werden wir geschnappt. Das können wir nicht riskieren.“ „Wir sind da.“ Die Mädchen sahen auf und musterten skeptisch das verfallene Haus, was nun vor ihnen stand. „Wohnt da noch jemand?“, raunte Ikiru zu Seinan, dieser zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht. Mein Vater hat dort früher gelebt. Es kann sein das bereits neue Besitzer dieses Haus übernommen haben.“ Ikiru horchte an der maroden Tür. „Ich höre nichts.“ Ikuji wischte über die verstaubten Fenster. „Hier auch nichts. Hey, Usagi, Reo. Weckt die anderen auf wir sind da.“ Murmelnd wachten die beiden Mädchen auf und streckten sich gähnend. „Sind wir da?“, nuschelte Joi verschlafen und rieb sich die Augen. „Ja“, antwortete Reo. Usagi gab Ringo einen kleinen Kuss auf die Wange. „Es war gerade so schön gemütlich“, jammerte die Türkishaarige und bekam zustimmendes nickten von Joi. „Hey, die Tür ist offen.“ Ikiru stand schon halb in der Tür als Seinan zu ihr ging und in das Haus trat. Alles war leer geräumt und mit Spinnenweben bedeckt. „Scheint als wohne hier niemand. Wir können nur hoffen das dein Gang noch vorhanden ist.“ Sofort rannte der Dunkelhaarige in ein Nebenzimmer, die anderen folgten ihm. Im Raum lag ein löchriger Fuuton und eine riesige Kiste an der Seite. „Das ist sie!“ Ikuji lief zu ihr. „Helft mal.“ Die Jungs kamen zu ihr und schoben die schwere Kiste beiseite. Ein schwarzes Loch zeigte sich im Holzboden. „Das ist aber nicht sehr groß“, murmelte Joi enttäuscht. „Wie bereits gesagt, ich war erst Sieben“, entschuldigte sich Seinan. Er hatte die anderen enttäuscht, wie es ein Pech vogel immer tat. Reo lachte kurz auf. „Ach was, ein bisschen dünn machen und dann geht es schon.“ Der Weißhaarige trat heran und ließ seine Beine in die Tiefe hängen. Wir müssen noch etwas von der Seite wegschaufel damit wir da auch wirklich durch passen und wir bräuchten eine Taschenlampe“, erklärte er sicher, dann sah er zu Seinan. „Alles klar?“ „Wie weit ist es bis nach draußen“, richtete Ikuji nun das Wort an den Dunkelhaarigen mit der Augenklappe. „Etwa eine Stunde“, antwortete er knapp. „Eine Stunde!?“ Ringo sah die Gruppe entsetzt an. „D-Da kriegen mich keine zehn Pferde rein! Was ist wenn der Tunnel einstürzt oder wie dort unten keine Luft bekommen?“ „Es ist in der Tat sehr warm dort unten und staubig. Wir sollten uns Tücher um Nase und Mund binden damit der Hals nicht so gereizt wird.“ Joi schluckte schwer. „Das ist doch nicht fair, Usagi hat eine Maske und wir nicht!“ Sie zeigte auf den Schwarzhaarigen der sie perplex ansah. „Er braucht die Maske aber auch“, widersprach Ringo und nahm den Jungen in ihre Arme, als plötzlich ein Poltern ertönte. „Was war das?!“ Sofort befahl Ikuji den Anderen ruhig zu sein. „Sie sind hier“, hauchte sie unheilvoll. „Jungs! Verriegelt die Tür, schnell!“ Die Jungs rannten wieder zu der alten Holztür und verbarrikadierten sie mit allem was sie finden konnten. „Ok, wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Zuerst kommt ein Junge, dann die Mädchen und zum Schluss zwei Jungs! Die letzten Jungs werden die mit Waffen sein, da sie sich einfacher wehren können falls uns die Jäger verfolgen. Seinan hast du hier eine Taschenlampe?“ Der Dunkelhaarige öffnete die Truhe und wühlte kommentarlos darin herum. „Hier, ich weiß aber nicht wie lange sie durchhalten wird.“ „Das spielt keine Rolle, los, los.“ Einer nach dem anderen kletterten sie hinunter während es immer lauter gegen die Tür polterte und der Staub von den alten Balken auf sie niederprasselte. Zuletzt schlüpfte Seinan hindurch, da er nicht riskieren wollte, dass Reo als Schlusslicht zusammenbrach und zurück bleiben würde. Bevor er rein sprang zog er noch schnell einen Teppich hervor und legte ihn über das Loch in das er soeben verschwand. „Es ist so dunkel, Autsch! Ikiru, geh etwas schneller“, beschwerte sich Ringo und hielt sich den Kopf. „Wie denn? Die vor mir gehen auch nicht schneller“, zischte sie zurück. „Hört auf mit den kinderkram, wir müssen hier raus!“, kam es von Joi die hinter den beiden krabbelte um so nah wie möglich an Reo dran zu sein. Der Weißhaarige hustete zwischendurch was der braunhaarigen gar nicht gefiel. „Wenn jetzt einer von euch einen fahren lässt, dann bringe ich euch um“, lachte Ikiru um die Situation ein wenig aufzulockern, mit Erfolg. Einige der Truppe kicherten amüsiert. „Wir würden glaube ich aufgrund von Vergasung draufgehen“, fügte Joi lachend hinzu. Man vernahm ein seufzten von Ikuji. „Was ist denn los?“, fragte Ikiru die Lilahaarige. „Was los ist? Wir stecken in einer engen Röhre fest, hinter mir die Mädchen die obszöne Witze machen und ein Hintern in meinen Gesicht.“ Die Mädchen prusteten los. „Oh man hier unten ist es echt warm“, bemerkte Joi nach einer Weile, was Ringo den Anstoß zum Jammer gab. „Die Hitze ist das geringste Problem. Mein Rücken und meine Knie machen das nicht mehr lange mit.“ „Du sagst es“, stimmten die Mädchen zu. „Usagi, wie sieht es dort vorne aus? Irgendein Lichtpunkt?“ Der Schwarzhaarige hatte ein Nachtsichtgerät in seine Maske womit er einen wesentlichen Vorteil hatte. „Nein“, antwortete er knapp. Die Beleidigung von Ikuji zuvor schien ihn überhaupt nicht gefallen zu haben weshalb er jetzt lieber schwieg bevor er noch irgendetwas Unhöfliches sagen würde. Plötzlich ertönte ein leises Geräusch was die Anderen sofort dazu brachte stehen zu bleiben. „Habt ihr das gehört?“, murmelte Ikuji und konzentrierte sich. „Ganz laut und deutlich“, antwortete Joi. „Da ist jemand in den Tunnel gestiegen.“ „Jetzt mal ernsthaft, wie konntet du das hören?“, fragte Usagi von vorne, der Jois merkwürdiges Gehör schon zuvor bemerkt hatte. „Frag mich nicht. Seit einiger Zeit höre ich wesentlich besser als sonst.“ „oh, oh“, kam es von Ringo. „Was?“ „Du entwickelst eine Mutantenkraft“, erklärte sie. „Eine was?“, schaltete sich Ikiru ein und rümpfte vom Staub die Nase. „Usagi hat auch eine, deswegen trägt er die Maske. Er hat einen weitaus höheren Geruchsinn als andere Menschen. Er ist also wie ein Hund, deswegen hat er auch Ikiru und Seinan gefunden.“ Stilles Schweigen trat ein bis Ikuji wieder das Wort übernahm. „Lasst uns weiter und zwar schnell!“ Im Gänsemarsch krabbelten sie weiter voran. „Und ich soll wirklich sowas wie diese Superkräfte bekommen?“ „Jepp.“ Ikiru staunte nicht schlecht. „Glaubt ihr ich kriege auch sowas?“, fragte sie hoffnungsvoll, doch Ringos Antwort schien nicht gerade sehr erfreulich zu sein. „Naja kommt drauf an wie viel Strahlung du abgekriegt hast und wo du zu diesem Zeitpunkt warst.“ „Hey, riecht ihr das auch?“, mischte sich Reo von hinten ein der soeben wieder hustete. Die anderen atmeten tief ein. „das riecht nach rauch“, murmelte Ikuji und bekam eine schlimme Vorahnung. „Die brennen den Tunnel an! Oh mein Gott, krabbelt schneller! Krabbelt um euer Leben!“, quietschte Ringo panisch und drückte die anderen voran. „Hey! Hör auf damit Ringo! Wenn wir in Panik ausbrechen wird es nur noch schlimmer!“, keifte Ikiru sie an doch die Türkishaarige hampelte weiterhin hinter ihr herum. „Ich will euch ja nicht belästigen“, murmelte Seinan von hinten, der zunächst gar nicht wahrgenommen wurde, bis er endlich Reo antippte. „Was ist?...Gar nicht gut! Leute?“ Die Mädels drehten sich ruckartig um und sahen ihn genervt an. „Was?“, kam es wie aus einem Mund. „Ich glaube da kommt ne dicke Wolke auf uns zu“, bemerkte der Weißhaarige, der die schlechten Gemüter einfach ignorierte. „Na ganz super!“, stöhnte Ikuji und krabbelte weiter. „Wir müsse hier schnellstens raus ansonsten ersticken wir.“ Wie aufs Stichwort begannen die letzten drei schon an zu husten. „Ich sehe Licht“, ertönte die Stimme von Usagi der die Taschenlampe nach vorne richtete. „Dann beweg dich gefälligst!“, fauchte Ikiru den junge Mann an. Hastig krabbelte die Gruppe vorwärts bis ihnen schließlich frischer Wind ins Gesicht wehte. Als alle draußen waren, buddelten die Jungs schnell das Loch zu damit ihnen niemand folgen konnte. Die Sonne blendete unangenehm aber die reine Luft schien ihnen so erfrischend wie nie. Ikiru atmete tief ein. „Ich glaube ich habe noch nie in meinen ganzen Lebe so sehr Luft geschätzt.“ Erschöpft ließ sich Reo auf den Boden nieder und wurde königlich von Joi umsorgt. „Wie geht es dir?“ Ein klägliches lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen. „Mir ging es schon mal besser aber das wird schon wieder.“ Sie gab ihm einen Kuss. Sofort ertönte ein pfiff, welcher von Ikuji kam. „Scheint als würden sich hier immer mehr Pärchen bilden, hahaha.“ „Usagiii! Ich will auch!“, kam es jammernd von Ringo, die die beiden soeben beobachtet hatte und nun auch ein wenig Zuneigung verlangte. Der junge nahm sie in den Arm und drückte sie. Ikiru hatte das ganze Spektakel grinsend mit angesehen während sie neben Seinan stand. „Das ist ganz schön fies, was Seinan? Vielleicht sollten wir auch mal kuscheln hehe.“ Sofort legte sich eine leichte Röte auf seine Wangen, welche Ikiru zum Glück nicht bemerkte. „So, wir sind vollständig und draußen, das hat doch schon mal was. Jetzt müssen wir noch so schnell wie möglich aus Japan raus.“ Die anderen sahen Ikuji verwirrt an. „Wieso denn?“, fragte Joi ein wenig traurig. „Weil diese Insel von den Mächten kontrollier wird. Sie versuchen Tokyo von den anderen Ländern abzuschotten und bevor wir hier noch elendlich draufgehen mach ich lieber die Fliege.“ Die Lilahaarige kramte ihren Rucksack zusammen. „Sie schotten Japan ab?“ Usagi und Seinan warfen sich wissende Blicke zu, doch die anderen scheinen gar nichts mehr zu verstehen. „Ich will hier bleiben!“, rief Joi protestierend wurde aber von Reo unterbrochen. „Hör mal Joi. Draußen gibt es viele neue Dinge zu entdecken du liebst es doch neue Dinge zu lernen oder?“ Schmollend wand sie ihren Blick ab. „Ok.“ „Und wie wollen wir aufs Festland kommen?“, kam es nun von Ikiru die ihre Hände in die Hüfte gestemmt hatte und Ikuji skeptisch betrachtete. „Wir werden schon einen Weg finden auch wenn es nicht gerade der einfachste wird.“ So machte sich die Truppe auf zu den Küsten Japans um von dort das Festland zu erreichen und den Klammern der Herrscher zu entkommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)