All I want... von Okkasion (...is my freedom) ================================================================================ Kapitel 1: Tamanna ------------------ 1857 Vollkommen erschöpft ließ sich die Personifikation des Britischen Empires, Arthur Kirkland, auf den weichen Polstersessel des geräumigen Wohnzimmers seiner Residenz sinken und betrachtete die Zeitungen und Akten, die überall auf dem Wohnzimmertisch verstreut lagen. Und seufzte unwillkürlich. Wohin er auch blickte, immer wieder dasselbe Thema, immer wieder dieselben Schlagzeilen. Warum mussten ihm seine Kolonien ihm immer nur so viele Sorgen und vor allem Ärger beschaffen? Mit einem tiefen Seufzer schloss er die Augen, um darüber nachzudenken, was da draußen gerade passierte und womit er das verdient hatte. Alfred … und nun auch noch sie. Ausgerechnet sie. Und ausgerechnet jetzt. Er hatte es doch geradeeben erst geschafft, natürlich mit der Unterstützung der Beamten und Ausgesandten der Queen, in diesem wirtschaftlich und politisch zurückgebliebenen Land Ordnung zu schaffen und die Lebensbedingungen zu verbessern... Sie war einfach so schrecklich stur… Aber sie würde er trotz alledem nicht verlieren! Nicht so, wie er seine Leute im Krieg verloren hatte! Nicht so, wie er die Macht über die Vereinigten Staaten verloren hatte! Nicht so… wie er Alfred verloren hatte… Alfred… Dabei hatte er sich immer um ihn gekümmert… Vielleicht sogar mehr, als um die anderen englischen Kolonien, vielleicht sogar mehr als, um Alfreds Bruder… er hatte Alfred einfach immer bevorzugt… Und was war der Dank gewesen?! Ein Unabhängigkeitskrieg, bei dem er, demütig auf die Knie gesunken, im Schlamm gesessen hatte und wie ein Häufchen Elend und den Verlust beweint hatte. Aber all das gehörte nun der Vergangenheit an. Er hatte aus seinen Fehlern gelernt. Er würde seine vielversprechende Kolonie nicht einfach aufgeben! Er würde seine macht behalten. Auch, wenn er dafür zu unsanfteren Varianten übergehen musste. Entschlossen blickte Arthur erneut auf die vielen verstreuten Zeitungen, griff eines der englischen Tagesblätter und begann zu lesen. Er seufzte. Seine Kolonie meinte es offensichtlich ernst. Sehr ernst. Offenbar waren sie in die Offensive gegangen. Ein Widerstand mit militärischen Mitteln, wie damals in Amerika… Aber er war vorbereitet. Seine Leute waren vorbereitet. Er für seinen Teil würde allerdings nicht wie damals an vorderster Front kämpfen, denn er wollte verhindern, dass sich jenes Ereignis wiederholte und er erneut seine Niederlage so offen zugeben müsste. Obwohl er bereits vermutete, dass seine Sorgen unbegründet waren. Seine Truppen waren ausgebildet, stark und gewillt. Er würde ganz einfach nicht verlieren. Das Geräusch des Schlüssels, der sich im Türschloss drehte, gefolgt vom leisen öffnen der Haustür, riss ihn aus seinen Gedanken. Sein Körper versteifte sich und er spitzte die Ohren, sich fragend, wer jetzt in unbemerkt in sein Haus eindringen wollte. Ein Rebell? Ein feindlicher Soldat? Er vernahm ein ihm bekanntes, feines Klimpern und ihm wurde klar, wer sich nun im Haus befand. Allerdings war er deshalb nicht weniger angespannt, vielmehr beunruhigte es in umso mehr. Was in Gottes Namen wollte sie denn jetzt hier?! Das Geräusch von leisen Schritten kam immer näher und Arthur entschloss sich, sich aus dem Sessel zu erheben. Steif stand er auf und wandte sich Richtung Tür, durch die sogleich ein dunkelhäutiges Mädchen getrippelt kam. Arthur fixierte sie mit kalten Blick, woraufhin sie abrupt im Türrahmen stehen blieb und ihn äußerst überrascht ansah. Ihre Überraschung wich jedoch sofort einem Ausdruck schwerlich zurückgehaltener Wut, als sie realisierte, wer vor ihr stand. „Was willst du hier?“, fragte sie zähneknirschend und mit starkem Akzent. Seit dieser Unabhängigkeitsbewegung war sie um einiges unfreundlicher geworden, wie Arthur bemerkte. Sonst war sie eher zurückhaltend und still gewesen… Nun, vielleicht lag es auch an den Organisationen für Frauenrechte, die sich in letzter Zeit gegründet hatten… Nun, er würde diesem Fräulein schon noch Manieren beibringen. „Arthur, was willst du hier?! Vor allem in meinem Haus?!“, zischte sie erneut, mit unverkennbar unterdrückter Wut in der Stimme. „Was ich hier will? Verhindern, dass ich eine Kolonie verliere. Und außerdem, ich bin das Britische Empire, deine Kolonialmacht, so kann ich in diesem Haus ein- und ausgehen, wie es mir passt.“, antwortete Arthur so ausdruckslos, wie nur möglich, während er sie mit ebenso ausdruckslosem Blick musterte. Die kleine, junge Frau sah ziemlich gestresst und übermüdet aus. Ihre Brust hob und senkte sich schnell, ihre ruhelosen, dunkelbraunen Augen huschten umher und funkelten Arthur giftig an, ihr sonst so akkurat aufgetragenes Make-Up war verwischt, ihre dunklen Haare hingen in strubbligen Strähnen von ihrem Kopf, sie war schrecklich verstaubt… Arthur musste zugeben, dass seine Kolonie bessere Tage gesehen hatte. Während Arthur seine Kolonie weiterhin musterte, wurde diese immer nervöser und krallte die Hände in ihr traditionelles Gewand. Sie bebte förmlich und ihre vielen goldenen Armreifen klimperten. „England…“, knurrte sie. „Warum hältst du so hartnäckig an etwas fest, was du sowieso nicht halten kannst? Ich werde meine Freiheit bekommen. Meine Leute sind in der Überzahl. Also warum gibst du nicht einfach auf? Warum opferst du deine Soldaten, um etwas zu versuchen, was dir sowieso nicht gelingen wird?“ „Ganz einfach.“, antwortete der Brite kalt. „Ich werde nicht verlieren. Selbst gegen Amerika hätte ich gewonnen und auch sie waren damals in der Überzahl.“ „Aber du hast nicht gewonnen.“, zischte die junge Frau und verkrampfte ihre Hände noch mehr in ihrem Kleid. „Das, meine Liebe…“begann Arthur und seine Stimme wurde gefährlich leise, während er einen Schritt nach vorn tat. „Das lag einzig und allein an diesen Idioten von Großmächten, die sich eingebildet haben, sich einmischen zu müssen. Aber du, du wirst keine Unterstützung von irgendwelchen Großmächten bekommen. Die britische Armee wird siegen.“ „Du scheinst zu vergessen, dass meine Soldaten auch die letzten Schlachten gewonnen haben. Warum also, solltest du jetzt noch siegen können?“, fragte sie ebenso gefährlich leise, wie der Brite. „Der Wind hat sich gedreht, meine Hübsche. Der Wind weht nun zugunsten der britischen Armee. Du wirst schon sehen, wie deine Leute verlieren werden. Verlieren gegen ihre Kolonialmacht, ihr Mutterland. Du wirst es bald sehen. Sehr bald.“ Als er dies sagte, stand er nur noch eine Armlänge von seiner aufständischen Kolonie entfernt. Sie schlug die Augen nieder und senkte den Kopf. Einige Sekunden verharrte sie in dieser Haltung, bevor sie sich ruckartig den Kopf hob und mit entschlossenen, braunen Augen in die Grünen des Briten blickte. „Alles, was ich will ist meine Freiheit. Und ich werde-“ Doch weiter kam Arthurs Gegenüber nicht. Urplötzlich wurde sie geschüttelt, wie als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen. Sie griff sich an ihre Brust und ihr Gesicht wurde blass. Arthur jedoch beobachtete sie weiterhin von seiner Position aus. Er wusste, was das zu bedeuten hatte. Es hatte begonnen. ~*~ Benommen öffnete die britische Kolonie ihre Augen. Scheinbar lag sie in einem Bett in ihrem Haus… Oder dem Haus der Britischen Kolonialmacht… Und trotzdem dröhnte ihr Kopf und ihr Körper fühlte sich an, wie als habe sie, wie ein Fakir, auf einem Nadelbett geschlafen. Alles tat ihr weh, jede Bewegung schmerzte. Sie versuchte sich zu erinnern, was vorgefallen war. Die Erinnerungen an die vergangenen Tage waren schwach, jegliches Gefühl für Zeit verloren gegangen. So war ihr auch unklar warum sie auf einem Bett lag, geschweige denn wie sie dorthin gekommen war. Ob Arthur sie hierher gebracht hatte? Wohl kaum. Seit der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung scherte er sich schließlich nicht mehr um seine Kolonien, nur darum sie zu behalten, wie ein Sammler, dessen bestes Stück verloren gegangen war und er deshalb die anderen Stücke, aus Angst ein weiteres zu verlieren, von sich und der Welt wegschloss. Aber das war die falsche Lösung. Sie, höchstwahrscheinlich auch ein Kostbares Stück der Sammlung, würde es schaffen aus ihrem Gefängnis zu entfliehen. Doch was war vorgefallen? War sie nun wirklich endlich frei? Schleierhaft erinnerte sie sich, dass sie sich am vorherigen Tag ziemlich heftig mit England gestritten hatte. Darum, wer die nächste Schlacht des Unabhängigkeitskrieges gewinnen würde… Diese Schlacht würde auch erklären, warum es ihr jetzt so schlecht ging. Zweifelsohne hatten viele Opfer gebracht werden müssen, aber das war es wert gewesen. Sie musste unabhängig sein. Sie hätte gar nicht verlieren können. Mühsam richtete sie sich auf. Sie blickte an sich hinab und stellte fest, dass sie noch immer die zerknitterte und verstaubte Kleidung trug, die sie in den letzten Tagen so oft getragen hatte. Mit leisen Schritten schlich sie zur Tür. Langsam hob sie ihre Hand, darauf bedacht kein Geräusch mit ihren Armreifen zu fabrizieren, und legte sie auf die Türklinke. Sie öffnete die Tür und spähte in den großen Flur hinaus. Sie schlüpfte durch die Tür und schloss diese hinter sich. Anschließend versuchte sie trotz ihres schmerzenden Kopfes und ihres mangelnden Körpergefühls halbwegs leise den Gang hinunter zu schleichen, in das geräumige Wohnzimmer, um dort die herumliegenden Akten zu durchwühlen. Als sie im Wohnzimmer angekommen war atmete sie erleichtert auf und starrte auf den Boden. Als sie endlich eine Akte, die ihr nützen könnte, ausfindig gemacht hatte hockte sie sich auf den Boden und wollte gerade zu lesen beginnen, als sie förmlich spürte, wie sie ein kalter Blick durchbohrte. Langsam wandte sie den Kopf, die Augen skeptisch zusammengekniffen. Hinter ihr, in einer Tür stand ihr Mutterland, Arthur Kirkland, das Britische Empire. Mit einer Tasse ihres wertvollen Tees in der Hand. „Was willst du denn noch hier?!“, fragte sie wutentbrannt und richtete sich auf, sehr darum bemüht nicht zu schwanken oder eine Schwäche zu zeigen. „Was ich hier noch will?“, fragte Arthur und ein kaltes, selbstsicheres Lächeln umspielte seine Lippen. „Nun, wir haben die letzte Schlacht, die entscheidende Schlacht gewonnen. Ab heute gehörst du ganz offiziell zum Britischen Empire.“ „W-was?“, fragte die britische Kolonie mit schwacher Stimme, vollkommen die Fassung verlierend. Sie hatten verloren? Unmöglich… Sie waren in der Überzahl gewesen, hatten den Willen gehabt ihr Land zu befreien… Und trotzdem hatten sie nicht gesiegt? Wie in einem bösen Traum verschwamm alles vor ihren Augen und wurde schließlich ganz schwarz. Benommen sank sie immer weiter in die schwarze Tiefe hinein. Das letzte, was sie wahrnahm war das, wie Arthurs durchdringende Augen sie betrachteten und ein kaltes, selbstsicheres Lächeln erschien, bevor er ein letztes Mal an ihrem Tee nippte. Danach folgte völlige Schwärze… ~*~*~*~*~ Alles Gute zum Geburtstag, meine Anni :3 Ich hoffe es hat dir gefallen~ Und natürlich allen anderen auch xD Äh, ja, das hier sollte ein ziemlich verspäteter Twoshot für eine Freundin sein... da dachte ich, ich lade ihn mal hoch. Ihr habt sicherlich bemerkt, dass der Ländername der Kolonie nie genannt wird. Das war volle Absicht! ò.ó Wer herausbekommt, wer diese Kolonie ist... ähm... dem schreibe ich ein Drabble/OS/Songfic/Sonstewas zu Hetalia. Oder derjenige bekommt 'nen Keks. Je nachdem. Lg Neko-chan~ :3 Kapitel 2: Mukti ---------------- 1947 Heute… heute war der Tag der Entscheidung. Heute würde sich entscheiden, ob sich die Mühen der Englischen Kolonie gelohnt hatten. Ob sie endlich, nach so vielen Jahren – Nein, Jahrhunderten ihre Freiheit wiedererlangen würde. So oft hatte sie es versucht, so oft war sie gescheitert, schon auf dem Weg wieder unterworfen worden. Doch diesmal war es anders. Sie würde sich derartiges nicht noch ein einziges Mal bieten lassen. Sie hatte gelernt. War stärker geworden. Ihr Volk war stärker geworden. Zwar keine militärische oder körperliche Stärke…Aber Willensstärke. Sie waren durchsetzungsfähig. Sie würden es schaffen. Entschlossen blickte die Kolonie aus dem Fenster des Hauses, ihres Hauses, der langsam aufgehenden Sonne entgegen. Bald war es so weit… ~*~ Entnervt schritt England durch die Straßen der Metropole, der Hauptstadt seiner Kolonie. Die Straße war brechend voll mit Menschen, Arthur hatte Mühe wirklich voranzukommen. Warum musste er sich überhaupt durch diese verdammte Stadt quälen?! Arthur zischte wütend, als er von einem der Passanten angerempelt wurde. „Verdammter Idiot…“ Alles wieder wegen dieser einen verdammten Kolonie… Andauernd versuchte sie ihre Freiheit wiederzuerlangen. Konnte sie nicht einfach einsehen, dass das alles nichts nützen würde? Konnte sie wirklich nicht einsehen, dass sie gerade dazu verurteilt war erneut zu scheitern? Gut, sie war verdammt stur. Aber ihre ganze Sturheit und Verbohrtheit würde ihr hier nicht helfen. Es war so gut wie beschlossene Sache, dass sie wieder scheitern würde, zu oft hatte Arthur es geschafft sie mit halbherzigen Versprechen abzuwiegeln. Warum sollte es diesmal nicht auch so verlaufen? Andererseits… falls sie wirklich frei würde –für Arthur eigentlich keine Option- wäre es dann ein Verlust? Das Land hatte Potential, dass stimmte wohl und England konnte es hervorragend zum Ex- und Import nutzen. Einige wertvolle und auf dem europäischen Absatzmarkt beliebte Güter wurden hier angebaut und hergestellt. Arthur hätte nichts wirklich Schlechtes zu sagen gehabt, hätte sich nicht in letzter Zeit herauskristallisiert, dass die Einheimischen nicht sonderlich auf Handel aus waren. Seit diesem… diesem verdammten Revolutionär war die Kolonie mitsamt seinen Bürgern unkooperativ geworden, die Exporte den Bach hinunter gegangen. Versuchten ihre Freiheit statt durch militärische Mittel mit solchen Trivialitäten zu erlangen. Wobei… so trivial war dieses Problem inzwischen gar nicht mehr… Zudem Spitze sich die Lage auch innerhalb des Landes immer mehr zu, es kam zu Demonstrationen. Ja, es musste etwas getan werden… Unabhängigkeit war aber vielleicht etwas weit hergeholt. Arthur fluchte, als ihn eine ganze Traube Menschen an den Straßenrand drängte. Verdammte… Waren sogar noch unfreundlicher als die Amerikaner. Hoffentlich würde er bald hier rausfinden, die Verhandlung hinter sich bringen und diesen ganzen Quatsch, so wahr er hier stand, für alle Mal beenden…. War ja nicht auszuhalten, wie anmaßend sie war… Nach so vielen Jahren. In Gedanken versunken verweilte Arthur noch ein bisschen an der Hauswand, an die er gedrängt worden war. Aber… war es nicht bei jeder Kolonie so gewesen? Schier ewig hatten einige seiner Kolonien unter seinem Einfluss gestanden und irgendwann waren sie ihm doch alle in den Rücken gefallen. Sei es im Zweiten oder Ersten Weltkrieg gewesen… oder sogar noch früher. Vor seinem geistigen Auge spielte sich wieder die Szene ab, die er so oft zu verdrängen versuchte und die sich trotzdem irgendwie den Weg in seine Erinnerung bahnte. Er, dem Vereinigte Königreich, durchnässt vom Regen, schmutzig und durch und durch von Gefühlen überwältigt und… Und Alfred, der ihm das alles angetan hatte. Dieser Name transportierte ihn zurück in die Wirklichkeit. Gott, wie er diesen Namen, diesen einen Amerikaner hasste! Mit ihm hatte das ganze Übel begonnen. Dank seiner ehemals liebsten Kolonie, heute größter Verfechter der Freiheit und des Kapitalismus, hatte mit seiner tollen Unabhängigkeitserklärung eine regelrechte Welle an Versuchen andrerer Kolonien, die Unabhängigkeit zu bekommen ausgelöst… Warum waren seine meisten Probleme immer auf eine seiner verdammten Kolonien zurückzuführen? Von wegen selbst verschuldetes Unglück… ~*~ Aufgeregt, wie ein kleines Kind an seinem Geburtstag wartete die Kolonie, dass es endlich Zeit würde, dass die Verhandlung endlich begann, dass sie frei werden würde. Bald war es so weit. Bald. Denn noch immer saß sie in ihrem Haus, blickte aus dem Fenster, wartete einfach nur, die Gedanken kreisten nur um ein einziges Wort. Frei. Der süße Duft der Freiheit… Oft hatte sie davon geträumt. Doch wie würde es wirklich werden? Würde sie es schaffen, sich als eigenständiges Land zu etablieren, nach so vielen Jahren der Kolonialzeit, der Besetzung, der Unterdrückung? Aber gleichzeitig auch nach so vielen Jahren der finanziellen Sicherheit, dem Bewusstsein, dass England sie nie –so schlimm die Lage auch war- aufgeben durfte? Kurze Gedanken des Zweifels wallten in ihr auf. Sie wusste, dass es die richtige Entscheidung war… Ihre Leute, sie selbst wollte Freiheit, keine unwichtige Kolonie mehr sein… Doch man musste auch an die Zukunft des Landes denken. Hier gab es so viele Menschen, so viel Armut… Und so wenig Emanzipation! Ein letzter, kurzer Blick aus dem großen Fenster, ein Blick zum Horizont. Ein letzter, kurze Gedanke, eine letzte Überlegung. Eine letzte Entscheidung. Sie würde unabhängig sein. Entschlossen drehte sich die junge Frau vom Fenster weg und ging bedächtig zu ihrer Haustür, legte ihre Hand auf die Klinke. Sie war bereit. Jedenfalls mental. Schnell ließ sie noch ihren Blick über ihre Kleidung schweifen. Nichts vergessen. Sie trug, symbolisierend für ihren Nationalstolz keines dieser langweiligen westlichen Frauenkleider, sondern ihr traditionelles Kostüm, das nun auch ordentlich saß. Ob ihr dieser Aufzug etwas nützen würde war fraglich... Aber einen Versuch war es wert. Sie öffnete die Tür, trat hinaus und machte sich beschwingten Schrittes auf dem Weg zum Gebäude, in dem die Verhandlung stattfinden würde. ~*~ Als Arthur endlich im Regierungsgebäude, speziell dem Raum der Verhandlung, seiner Kolonie ankam erwartete man ihn bereits schon. Zwar war weit und breit kein Politiker zu sehen, aber seine Kolonie war bereits da. Im traditionellen Aufzug, als wollte sie England damit eins auswischen wollen. Lächerlich. Das einzige, was ihn wirklich daran störte waren diese Unmengen an Armreifen, die bei jeder Bewegung der impulsiven, jungen Frau auf die nervtötendste Weise klimperten. Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit Alfred. Schrecklich nervtötend. „Was machst du denn schon hier?“, kam die mehr oder weniger erstaunte Frage seiner Kolonie. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen…“, murrte Arthur nur, er war nicht sonderlich an einem Gespräch interessiert. Nun, seine Kolonie sah das offenbar anders. „Ich bin hier, weil ich nicht sooft hierherkommen kann. Du weißt ja, hier hat man Frauen nicht so gerne.“, sagte sie schnippisch und wartete offenbar auf eine Reaktion von Arthur, der sich eben entnervt auf einen Stuhl am Verhandlungstisch hatte fallen lassen. „Ich hätte dich hier auch nicht hereingelassen… Nicht solange du noch unter meiner Kontrolle stehst.“ „Arthur.“, begann sie und sprach den Namen mit sichtlichem Missfallen aus. „Wir wissen doch beide, dass, nachdem das hier vorbei ist, ich nicht mehr unter Kontrolle des Britischen Empires stehen werde.“ „Ich finde es immer so niedlich, wenn du in Tagträume versinkst.“, erwiderte der Brite sarkastisch. Offenbar hatte er seine Kolonie mit seiner Aussage gereizt. Ziemlich sogar. Aufgebracht erhob sie sich von ihrem Platz und umrundete den Tisch, bis sie sich vor ihm aufbaute… Oder es versuchte. Sie wollte gerade zu einer ihrer üblichen Widerreden ansetzen, da ertönte das Geräusch der Türklinke. Zahlreiche Politiker betraten den Raum, platzierten sich am Tisch. Die englische Kolonie machte sich währenddessen schnell daran auf ihren Platz zurückzugelangen, es war etwas ungünstig, sich bereits zu Beginn der Verhandlung unbeliebt zu machen. „So ein Pech…“, flüsterte Arthur ihr noch zu als sie verschwand. Er bemerkte, wie ein Ruck durch ihren Körperging und sie sich verärgert umwand, sich es dann aber anders überlegte und sich setzte. Das würde ein leichtes Spiel werden. ~*~ Vorbei. Es war vorbei. Vorbei. Aus. Zu Ende. Verloren. England hatte bis zum Schluss nicht geglaubt, dass so etwas passieren würde. Dass er das Spiel, das doch so leicht erschien verlieren würde. Was war es gewesen Schicksal, Zufall? Was auch immer. Tatsache war, dass die Kolonie nicht mehr unter seinem Einfluss stand. Und wahrscheinlich auch nie wieder darunter stehen würde. Wenigstens hatte er das Ganze hinter sich gebracht. War einfach gegangen mit nichtssagendem Gesichtsausdruck. Um Längen besser als das Desaster vor mehreren hundert Jahren. Lange Gedanken darum machen würde er sich jetzt auch nicht mehr. Einfach als gegebene Tatsache hinnehmen, so war das im Leben. Vielleicht war es auch besser so. ~*~ Vorbei. Es war vorbei. Vorbei. Aus. Zu Ende. Wieder und wieder hallten diese Worte im Kopf der englischen Kolonie wieder. Die Verhandlung war nun zu Ende. Das Ergebnis stand fest. Festgeschrieben auf einen unwichtig aussehenden Blatt Papier. Trotzdem so wertvoll. Und so endgültig. Nahezu vollkommen entgeistert starrte die junge Frau besagtes Blatt an, las immer wieder die Zeilen, die dort geschrieben standen, in Englisch und in ihrer Sprache. Sie. War. Frei. Keine Kolonie mehr. Endlich. Vor Freude war die junge Frau nicht im Stande zu sprechen, war sich nicht ganz sicher ob das wirklich einer ihrer Tagträume war. Wieder las sie die Zeilen, die ihr unreal, fast magisch erschienen. Bhārat Gaṇarājya, unabhängige Republik Indien. Das war sie. Sie war unabhängig. Sie war Indien. ~*~*~*~*~ Ja, das war der andere OS für meine Anni~ Die nicht auf Animexx ist -.- Naja, ich hoffe trotzdem, es hat euch gefallen... Mir hat's nicht gefallen, ich bin zu unsicher beim schreiben. Immernoch. Nach einem Jahr.. oder so. Verdammt. Egal, die Kolonie ist jedenfalls Indien und das gewünschte Drabble schon in Arbeit~ Lg Neko-chan~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)