Sonnenbrandung von PenAmour ([Kenyako/Takari/Koumi]) ================================================================================ Kapitel 5: Wellenbrecher ------------------------ Epilog: Wellenbrecher *** Wo Himmel und Erde sich berühren Er hatte seine Pflicht erfüllt. Lopmon und Terriermon waren vor der Bowle gerettet, unzählige Hände geschüttelt und Glückwünsche für das Brautpaar gesagt worden. Er hatte genug von solchen Feierlichkeiten für die nächsten Jahre, beschloss er und nippte an seinem Sektglas. Es prickelte und sprudelte in seinem Gaumen, während er mit den Fingern über die Balustrade strich. Am Ende war er doch nur wieder bei ihr gelandet und blickte auf die japanische See. Bunte Sandförmchen und Sandburgen zierten den Strand, begleitet von Möwengekreische und lachenden Kindern, die ihre Füße in die Brandung hielten und erschrocken zurückwichen, als das kalte Wasser ihre Knöchel umzingelte. Ein Pärchen spazierte über die Sanddünen, Hand in Hand, während ein alter Mann den Möwen Brotkrummen zuwarf. Sein Blick wanderte über das Sonnenbeleckte Panorama. Hier auf der Dachterrasse des Osaka BayTowers wirkte alles klein und unbedeutend, und gleichzeitig so nah. Am Fuße eines Bootsteg, dort wo Himmel und Erde sich berührten, schienen sich die Sonnenstrahlen zu bündeln und von einem Mann mit ausgestreckten Armen empfangen zu werden, während er zu ihm hinaufschaute. So kam es ihm zumindest vor. Die durchdringenden, dunklen Augen wirkten, als wüssten sie um seine Pläne, Träume und Wünsche, während die braune Löwenmähne mit dem Wind tanzte, der sie kokettierte und umschmeichelte. „Wallace.“ Ihre Stimme klang brüchig und war gefüllt mit heruntergeschluckten Tränen, während sie langsam neben ihn an die Brüstung herantrat, dicht gefolgt von dem weißfelligen katzenartigen Tailmon, dass ihn misstrauisch beäugte. Sein Blick wanderte zurück zum Bootssteg, doch außer weißen Segeln und dem Sonnenlicht war da niemand. Er schüttelte den Kopf und stellte das Glas Sekt rasch auf dem Tablett des herannahenden Kellners ab. „Und hast du dich entschieden“, fragte er und musterte ihr Profil. Die spitze Nase mit den kleinen blassen Sommersprossen und die schmalen Lippen, die aufeinander gepresst waren. Das lange mandelbraune Haar verfing sich in den schimmernden Pailletten ihres blassrosa Kleides. Sie neigte den Kopf und die mandelförmigen Augen blickten ihm mit einer traurigen Entschlossenheit an. „Wann willst du aufbrechen?“, flüsterte sie, so dass außer ihm niemand ihre Worte erhaschen konnte, als teilten sie ein Geheimnis miteinander, um das nur sie beide wussten. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. 15 Uhr 42. „Mein Archäologie-Kurs bricht morgen auf – wenn wir uns also beeilen, schaffen wir es noch rechtzeitig, sie zu den Ausgrabungsstätten in die Digiwelt zu begleiten…“, erklärte er und deutete auf den Ausgang. Sein Professor wusste bereits, dass er einen freiwilligen Helfer hatte auftun können, der über die nötige Erfahrung in der Digiwelt verfügte. Und die Ausgrabungsstätten nahe dem Wüstensand der Gear Savannah wiesen verheißungsvolle Spuren über die Geschichte und den Ursprung der Digiwelt auf – und ganz heimlich hatte sich auch ein wenig Abenteuerlust eingeschlichen. „Versprichst du mir, dass wir nach ihm suchen werden?“ Ihre haselnussbraunen Augen durchbohrten ihn fordernd, flehend. „Hikari, wir haben doch schon darüber gesprochen“, seufzte er und berührte ihre Schulter. „Wenn wir eine Spur von Taichi finden, werden wir sie verfolgen und ich werde dir helfen, wo immer ich kann und wann immer es nötig ist…“ Seine Hand strich flüchtig über ihre Wange, während sie für einen Moment die Augen schloss und schmerzhafte Erinnerungen über das blasse Gesicht huschten. Er zog die Hand zurück. „Also, kommst du?“ Er war nur für sie zu dieser Hochzeit gekommen, aber das brauchte sie nicht zu wissen, das brauchte niemand zu wissen. Unschlüssig blickte sie zu ihrem Partner. „Wo immer du bist, da bin auch ich“, antwortete Tailmon schlicht und schmiegte sich an sie. Sie nickte. Da war grimmige Entschlossenheit in ihren Augen und das war alles, was er brauchte. „Ja“, antworte sie und zusammen verließen sie die Terrasse, ohne zurückzublicken. *** Ein wartendes Lachen Das Hochzeitsfest klang langsam aus. Yamato war bereits abgereist, da er in der Frühe einen Videodreh hatte, Iori hatte sich zusammen mit Ishi, Noriko, Jiro und Manabu vor einer kleinen Weile verabschiedet, und Jyou und Sachiko schüttelten Miyako und Ken in diesem Augenblick die Hand. Die Sonne war verschwunden und die kühle Nachtluft fuhr ihm bis unter sein Hemd und ließ ihn erschauern. Nur Mimi und Koushiro schwebten noch eng umschlungen über die Tanzfläche und flüsterten sich kichernd kleine Albernheiten zu, die wahrscheinlich für niemanden sonst bestimmt waren. Mimi hatte sich ihrer Highheels entledigt und sich auf Koushiros Füße gestellt, die sie nun über die Tanzfläche trugen. Nachdem er Hikari dort vor einigen Stunden zurückgelassen hatte, schien sie wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Eigentlich sollte ihn dies beunruhigen, oder ihn traurig stimmen, oder sogar wütend, doch die Gefühle wollten sich nicht einstellen. Da war nur Bedauern… Bedauern darüber, dass es zu Ende vielleicht, und dass er es nicht eher beendet hatte. Es war ungewohnt, sie nicht mehr an seiner Seite zu wissen, die Bettdecke für sich zu haben und das letzte Stück Pizza essen zu können. Er ließ die verbliebenen Freunde zurück – für all die Worte war auch später noch Zeit. Die Aufzugtüren glitten sacht zur Seite und ließen ihn passieren. Während sie sich wieder schlossen, sah er, wie Ken Miyako gerade auf Händen über den Flur trug und ihr glückliches Lachen hallte durch die Gänge. Ein Lachen, das selbst sein Herz erfüllte und ihm versicherte, dass so ein Lachen auch auf ihn wartete. Jemand hatte genau so ein glückgetränktes Lachen für ihn reserviert. So sollte Liebe sein. Es zog ihn an den Strand, während das Osaka BayTower stumm in den Himmel ragte und über die Stadt wachte. In der Ferne blinkten die Lichter des Riesenrads auf, das er bereits von seinem Hotelzimmer aus hatte sehen können, und in dem er Iori und seine Freunde vermutete. Ishi hatte ihn darum gebeten, und Ioris verliebtem Blick nach zu urteilen, hatte er ihr diesen Wunsch erfüllt. Das Meer rauschte und über ihm leuchtete der Mond und tauchte die Bucht von Osaka in ein silbriges Licht. Die Sandkörner kratzten und kitzelten an seinen Fußsohlen und die Krawatte flatterte im salzigen Wind, während die schwarzen Lederschuhe im Sand auf ihn warteten. Die Wellen rollten auf ihn zu und schlugen auf dem Sandstrand auf. Er spürte, wie das kühle Meerwasser seine Füße umschloss und lauschte der Nacht, die sich in all ihrer Schönheit vor ihm erstreckte. Er konnte die salzige Gischt auf seinen Lippen schmecken und streckte die Arme aus, um sich von der Nacht und dem Mondlicht umarmen zu lassen. Ein Jubeln entfuhr seinen Lippen. So musste sich grenzenlose Freiheit anfühlen… *** „Adventure is the essence of life” (Dick Rutan) *** Author’s Note: Es ist ein Unterschied, ob man sich von jemandem trennt, aus Wut, oder aus Liebe zu sich selbst. Ein himmelweiter Unterschied. Und wie ihr unschwer erkennen könnt, scheint die Trennung für Hikari und Takeru gut zu sein. Wallace ist genau der Richtige für Hikaris Bedürfnisse, er ist ein Abenteuer, und ein Sucher, wenn ich etwas finden wollte, würde ich mich eher Wallace als an Takeru wenden. Was auf der romantischen Schiene zwischen den beiden läuft? Nun das überlasse ich ganz euch. Vor allem wird Hikari mit neuen Leuten aus Wallace Archäologie -Studium zu tun haben, das wird ihr gut tun. Und Takeru? So lang der Sommer andauert, wird er seine Freiheit genießen und glücklich sein. Und vielleicht wartet im Herbst jemand auf ihn, der sein Lachen genau für ihn aufgehoben hat. Genießt also den Sommer, wir lesen uns im Herbst, wenn ihr mögt. Bis dahin PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)