Sonnenbrandung von PenAmour ([Kenyako/Takari/Koumi]) ================================================================================ Kapitel 2: Zweite Welle ----------------------- Zweite Welle *** Orangenmädchen Die Orangenmarmelade hinterließ einen leicht säuerlichen Geschmack auf seiner Zunge, während er die letzten klebrigen Überreste mit einer sonnengelben Stoffservierte von seinen Fingern tupfte. Der Wind rauschte über die Dachterrasse und zerrte an den Tischdecken, die aufgeregt flatterten und die Weingläser vibrieren ließen. Am Himmel waren kaum eine Hand voll Wolken zu sehen, die wie bauschige Zuckerwatte über die japanischen See wanderten. Auf der Dachterrasse des Osaka BayTowers herrschte reges Treiben. Es war 9 Uhr 45 und das Frühstück war im vollen Gange. Die Hotelgäste schnappten sich die letzten Brötchen und drängten auf das Büffet zu. Das Stimmengewirr aus Japanisch, Englisch und Sprachen, die er nicht kannte, huschte über die sandfarbenen Steine, die die Terrasse pflasterten, während er die Servierte beiseite legte und für einen Moment die Augen schloss. Das Rauschen des Meeres war ganz sacht zu vernehmen und die Brandung die auf die Felsen zusprintete, erhellte die Bucht von Osaka. Es beruhigte sein Herz. Eine Hand legte sich auf seine Schulter, es war eine recht große Hand und erschrocken riss er die Augen auf und starrte in das Gesicht eines grinsenden jungen Mannes, dessen mokka-braune Augen stürmisch aufblitzten und dessen Haar sich wie Igelstachel in die Luft reckte. „Du bist ja noch recht ruhig, dafür, dass du heute heiratest und der Freiheit entsagst.“ Schelmisch verschränkte Daisuke Motomiya, Starstürmer und Hitzkopf zugleich, die Arme vor der Brust, während ihm die Sonne auf den Rücken strahlte. Ohne ein Wort hatte er seinen besten Freund in die Arme geschlossen und spürte, wie die Unruhe, die in seinem Magen rumorte, seit er heute morgen die Augen geöffnet hatte, langsam verblasste. Eine weitere Person trat in sein Blickfeld. Das blonde Haar fiel ihm ins Gesicht und verdeckte die eisblauen Augen, die zwischen den Strähnen hervorstachen. „Guten Morgen, Ken“, brachte Wallace hervor und nickte ihm kurz zu. Es war nicht seine Idee gewesen, ihn einzuladen, aber Miyako hatte darauf bestanden. Er nickte grüßend zurück. „Wir sind uns auf dem Flughafen begegnet“, erklärte Daisuke und durchbrach die Stille. „Und da haben wir uns gleich das Taxi geteilt und über alte Zeiten geplaudert.“ „Ja… ich werde dann auch mal auf mein Zimmer gehen.“ Wallace wedelte mit der Zimmerkarte und schulterte seinen Rucksack. „Mich etwas ausruhen, bevor es los geht…“ Und mit diesen Worten verschwand der sonnengebräunte junge Mann durch die geöffnete Terrassentür, mit den wehenden weißen Vorhängen, die hin und wieder einen Blick nach draußen wagten. „Schönes Spiel“, wandte er sich unvermittelt an Daisuke, der unverkennbar stolz das Kinn reckte. „Hast du es dir angeschaut?“, fragte er verwundert aber nicht minder zufrieden. Er nickte und lächelte, da er wusste, wie sehr Daisuke sich darüber freute. „Iori, Takeru und ich haben es uns zusammen angesehen.“ „Moment mal! Solltest du nicht deinen Jungessellenabschied feiern, anstatt deinem Trauzeugen beim Ballschieben zuzuschauen?“ Tadelnd sah er ihn mit seinen dunklen Augen an. „Das ist dein letzter Tag in Freiheit und du schaust Fußball?“ Schiere Empörung machte sich auf dem runden Gesicht Daisukes breit. „Wir haben auch noch einen Film geschaut“, verteidigte er sich. Tatsächlich empfand er auch nicht das Bedürfnis den letzten Tag in Freiheit, wie Daisuke es nannte, besonders zu feiern. „Oh man, gut dass ich da bin.“ Daisuke schüttelte den Kopf. „Und wo treiben sich die anderen eigentlich herum?“ „Yamato und Koushiro sollten auch demnächst eintreffen. Ansonsten haben Mimi und Hikari gestern das Programm für Miyakos Jungesellinnenabschied übernommen – seither habe ich sie nicht mehr gesehen“, erzählte er und fügte erklärend hinzu: „Besuchssperre, hat Mimi befohlen, da es wohl Unglück bringe, die Braut vorher zu sehen.“ Er knabberte an seinem Marmeladenbrötchen, während Daisuke sich ihm gegenüber auf einen Stuhl fallen ließ und sich durch das zerzauste Haar fuhr. „Und du bist dir auch ganz sicher?“, setzte er an. „Ich muss diese Frage stellen als dein Trauzeuge.“ „Absolut“, murmelte er und lächelte. Der Orangengeschmack ebbte langsam in seinem Gaumen ab und verursachte ein wohlig, warmes Kribbeln, das ihn an kleine zärtliche Küsse am Strand erinnerte. Es fühlte sich nicht an, als endete sein Leben mit dem heutigen Tage, sondern als würde es nun endlich beginnen. Mit Miyako *** Wortsehnsucht „Du siehst schrecklich aus!“, stellte er fest als sie leise das Zimmer betrat, leichenblass und mit krausem Haar. Die Chipstüte in seiner Hand raschelte laut und sie verzog schmerzhaft das Gesicht, während er den Fernseher leiser stellte und sich aufrichtete. „Mimi hat grüne Haare und Sora ist noch immer nicht aufgetaucht“, berichtete sie knapp und legte die bunten Ohrstecker, die sie getragen hatte, vorsichtig auf dem Waschbeckenrand ab. „Das klingt nach einer langen Nacht“, stellte er amüsiert fest und drückte ihr einen Kuss auf die Schulter. Für einen Moment schloss sie die Augen und ihre Hände ruhten auf dem weißen Porzellan des Waschbeckens, ehe sie seinen Kopf beiseite schob und unter die Dusche hüpfte. „Das klingt nach einer furchtbaren Katastrophe“, gab sie zur Antwort und drehte den Wasserhahn auf. Dampf stieg aus der Duschkabine und die Badezimmerspiegel beschlugen. Er ließ sich zurück auf das Wasserbett fallen, das leise gluckste und lauschte dem rauschenden Duschstrahl, der sich in der Stille des Hotelzimmers breit machte. „Meine Mutter lässt Grüße ausrichten“, sprach er schließlich und presste die Handflächen gegeneinander. „Ah, danke…“, kam es aus dem Badezimmer und dann wieder nur Rauschen. Seine Hände strichen über die blaue Bettdecke. „Sie hatte gehofft, Yamato auch sprechen zu können, aber er ist wohl noch unterwegs.“ Sein Mund fühlte sich trocken an und er drehte den Fernseher wieder auf, der die Dusche übertönte. Unschlüssig warf er einen Blick auf den kleinen, mit edlen Ornamenten verzierten Schreibtisch, der vor der Fensterfront stand, die zur Stadt gelegen war und einen Blick auf ein Riesenrad freigab. Erwartungsvoll summte das Laufwerk seines Laptops, der auf dem Schreibtisch stand und ihn daran erinnerte, dass noch Arbeit auf ihn wartete. Zwar waren die Klausuren allesamt geschrieben, doch die Hausarbeit für seinen Literaturprofessor – ein Mann voller Genialität, dessen Geschichten ihn regelmäßig ehrfürchtig verstummen ließen – musste ebenfalls noch geschrieben werden. Doch die Hochzeit und die Zeit am Meer wollte er nicht mit Worten und Satzbaukonstruktionen verschwenden. Er hatte in den vergangenen Wochen kaum Zeit mit Hikari verbringen können, dabei wollte er mit ihr über so vieles sprechen... Wasser tropfte auf den Teppichboden, während sie sich die nassen Haare mit einem Handtuch trocknete und neben ihm auf dem Bett platz nahm. „Warum haben wir das eigentlich nicht viel früher gemacht?“ „Was?“, fragte sie verständnislos. „Ans Meer fahren“, erklärte er schlicht und seine Hände strichen über ihren Rücken. Sie zuckte mit den Schultern, die Augen auf die Mattscheibe gerichtet. „Wir hatten einfach andere Dinge zu tun…“ Nachdenklich sah er sie an. Der Hotelbademantel war eng um ihren schmalen Körper gewickelt und blasse Sommersprossen tanzten auf ihrer Nasenspitze, während das Unausgesprochene bedrohlich über ihren Köpfen schwebte. „Vielleicht könnten wir…“ begann er, wurde jedoch von einem lauten Klingeln unterbrochen. Sein Mobiltelefon leuchtete und vibrierte aufgeregt. Die Nieten an der Lederjacke drückten sich in sein Gesicht, während er seinen Bruder umarmte und gegen den Gitarrenkoffer stieß. „Schön dich zu sehen, kleiner Bruder“, murmelte Yamato und lächelte dieses absolut coole Lächeln für das er ihn immer bewundert hatte. Die blonden Haare fielen ihm bis auf die Schultern und seine ringbesetzten Hände schlossen sich um den Gitarrenkoffer. Die Fingernägel waren schwarz lackiert und die Müdigkeit von wachen Nächten und vielen Reisen lag in seinen Augen. Er sah aus wie ein Rockstar. Unterdessen hatte Koushiro die Schlüssel für seinen Wagen in die Hemdtasche gleiten lassen und trat lächelnd auf sie beide zu. „Was für eine Fahrt“, seufzte er und reckte die Arme gen Sommerhimmel, die glatt gekämmten Haare glänzten im Sonnenlicht. „Dabei sind wir extra früh in Kyoto abgereist.“ Die Zeiger seiner Armanduhr deutete auf 10 Uhr 55. „Wie läuft die Tour?“, wandte er sich wieder an seinen Bruder. „Ich kann mich nicht beklagen. Gerade das letzte Konzert in Kyoto war umwerfend – und ausverkauft“, meinte er nur und seine Augen leuchteten meerblau und summten eine kleine Melodie, die die Müdigkeit mit einem Schwung verdrängte. Er hatte sich immer noch nicht ganz an den Gedanken gewöhnt, seinen Bruder nun öfter auf Plakatwänden und in Zeitschriften zu sehen, als ihm direkt gegenüber zu stehen. Zusammen betraten sie die riesige Lobby des Osaka BayTowers. Die weiße Vertäfelung ließ den großen Eingangsbereich erstrahlen und die goldenen Messingtürgriffe blitzen auf, während die Gepäckträger geschäftig durch die Halle streiften und Koffer, Taschen und Rucksäcke über den glatten Mamorboden hievten. Er führte sie an der Rezeption vorbei zu den Fahrstühlen, die mit einem lauten Pling aufgingen. „Und wie ist das Studium?“ Lässig lehnte Yamato sich an die Fahrstuhlwand, während der Aufzug sie hinauf beförderte und das Licht an der Anzeige über die Etagennummern kletterte. „Anstrengend aber…“ Er horchte für einen Moment in sich hinein. „…fantastisch!“ Das war die Wahrheit. Seit er den Campus zum ersten Mal betreten hatte, war da dieses Gefühl gewesen, das ihn fest umschloss und seither nicht mehr losließ. Ein Kribbeln, das ihm in den Fingern juckte und sein Herz zum Brennen brachte, eine innere Unruhe, die sich nach so vielen Worten sehnte. Worte die geschrieben werden wollten. Die Fahrstuhltüren öffneten sich und sie traten auf den schwach beleuchtete Hotelflur, der die Gänge in ein dumpfes Licht tauchte und ganz anders als die hellen Zimmer selbst wirkte. „Ihr könnt erst mal bei uns unterkommen.“ Er zückte seine Zimmerkarte und zog sie durch den dafür vorgesehenen Schlitz, so dass die Tür aus dem Schloss sprang. Von Hikari war nichts zu sehen. Müde ließ sich Yamato auf einen der bestickten Sessel fallen, die eine kleine Sitzgruppe bildeten, und legte die Füße auf den Holztisch, der ein empörtes Knacken von sich gab, wohingegen Koushiro unschlüssig in der Zimmertür stehen blieb. „Ich denke, ich werde mich noch ein wenig umsehen…“ Er grinste. „Mimi ist bei Miyako. Ich kann dich hinbringen... Wenn du willst.“ „Nun, also, wenn es dir keine Umstände…“ Er winkte Yamato kurz zu, der jedoch nur ein leises Schnarchen von sich gab und führte Koushiro durch das Hotellabyrinth. Zusammen passierten sie die vielen Gänge, vorbei an unzähligen Türen, die mit goldenen Zifferblättern versehen waren, auf denen die Zimmernummern prangten, bis sie vor der Zimmertür der Mädchen zu Stehen kamen. Bräutigam-freie Zone las er auf einem zerknitterten Papier, das in Eile an der Tür angebracht worden war. Es rumorte laut, als er anklopfte und Mimi streckte den Kopf durch die Tür. Sie wirkte ebenso übernächtigt wie Hikari und als sie Koushiro erblickte, schlug sie die Tür mit einem lauten Aufschrei wieder zu. Verdattert starrten sie auf das marmorierte Holz der verschlossenen Tür. „Ich dachte das Besuchsverbot gilt nur für den Bräutigam …“, raunte er dem sprachlosen Koushiro zu, der sich mit der Hand durch das rostfarbene Haar fuhr. Zaghaft klopfte er abermals. „Mimi?“ „Du darfst mich nicht sehen“, hörte man sie auf der andere Seite wimmern. „Ich sehe grässlich aus…“ Lachend wandte er sich zum Gehen, während Koushiro mit Engelszungen auf die verschlossene Tür einredete. Dies war nun wirklich nicht seine Baustelle. Stattdessen würde er dafür sorgen müssen, dass sein Rockstar-Bruder die Hochzeit nicht verschlief und die Lederjacke gegen einen Anzug eintauschte… Am Ende des Ganges erblickte er das gelbe Sommerkleid, das sie zusammen im letzten Jahr gekauft hatten. Die gestickten weißen Blumen wippten aufgeregt auf und ab, während sie sich an einem Mann mit durchdringenden Eisaugen vorbei zwängte. Wallace konnte ihn nicht sehen, als er einen letzten Blick auf den menschenleeren Flur warf, bevor er die Tür hinter sich zuzog. Wortlos folgte er dem Lauf des Flures und ließ sich treiben. *** Fahrstuhlkreuzung Hastig dankte sie dem Portier und raffte ihr Gepäck zusammen. Es war bereits 12 Uhr 11. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was Miyako zu ihrer Verspätung sagen würde. Wütende, aufbrausende, nervöse Miyako. Rasch sprangen die Aufzugtüren auf und sie bugsierte den Kleidersack in den bespiegelten Lift, als eine Stimme laut rief: „Halt!“ Zwei Personen drängten sich zu ihr in den Aufzug, schwer atmend und mit Gepäck versehen. Und dann erkannte sie die beiden. „Jyou.“ Ihre Stimme glich einem freudigen Quieken, während sie dem Freund um den Hals fiel und er sie verdattert anstarrte. „Sora“, brachte der große, etwas schlaksige Mann hervor und rückte seine Brille zurecht. „Was für eine Überraschung!“ Sein dunkles Haar saß genauso akkurat wie sein Charakter, stellte sie schmunzelnd fest und begrüßte die kleine Frau mit den Erdbeerhaarspangen im seidigen Haar. Sachiko musste man einfach lieben. Sie kannte niemanden, der Jyous Freundin nicht auf der Stelle verfallen war, sobald er sie zu Gesicht bekommen hatte. „Siehst du, wir haben es ganz pünktlich geschafft.“ Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und knuffte ihrem Freund mit dem Ellenbogen in die Seite, der daraufhin nur ein leises Grummeln von sich gab. Auf den ersten Blick wirkte Jyou wie immer, etwas gehemmt und mit einer leichten Tendenz zur Nörgelei. Doch das kleine Lächeln, das seine schmalen Lippen umspielte, als Sachiko sich an seine Schulter lehnte, bewies deutlich, dass Jyou Kido, angehender Arzt und Lebensretter, ein anderer, ein glücklicher Mann war. „Ah! Hier ist ja auch schon unsere Etage.“ Die Türen öffneten sich und die beiden verabschiedeten sich von ihr. „Wir sehen uns ja bereits in wenigen Stunden“, rief Sachiko ihr zu, während Jyou geschäftig die Flure nach der richtigen Zimmernummer absuchte. Die Türen glitten abermals zu und die beiden entschwanden ihrem Blick, doch sehr weit kam sie nicht, denn bereits in der nächsten Etage hielt der Aufzug und ein haselnussbraune Stachelfrisur tauchte vor ihr auf. Für einen kurzen Augenblick starrten sie einander nur an, dann holte Daisuke Motomiya zu einer lautstarken Begrüßung aus. Mit seinen breiten Schultern umarmte er sie kurz. „Ken und ich wollten gerade auf unsere Zimmer, die Anzüge anprobieren.“ Erschrocken warf sie einen Blick auf den Flur, in dem ein dunkelhaariger Mann darauf wartete, dass Daisuke im platz machte. „Ihr könnt hier nicht mitfahren“, brachte sie hervor und schob den verdutzten Daisuke aus dem Aufzug, während sie den Kleidersack so gut wie möglich vor den beiden Männern verdeckte. „Hey!“, brüllte Daisuke als sich die Türen schlossen, und der Aufzug sich abermals in Bewegung setzte. Erleichtert atmete sie aus. Nicht auszudenken, wenn Ken einen Blick auf… Pling! Und Iori tauchte vor ihr auf. Seine hohen Wangenknochen und die spitze Nase ließen ihn auf eine merkwürdige Art und Weise erhaben wirken. Attribute die überhaupt nicht seinem Alter entsprachen. „Oh, hallo Sora“, grüßte er sie manierlich. „Hast du zufällig Ken und Daisuke gesehen? Wir wollten uns schon vor einer Viertelstunde zur Anprobe treffen, aber dann bin ich Takeru begegnet und irgendwie… Na ja, ist nicht der Rede wert“, plapperte er und versuchte ein Lächeln. „Ich glaube Hochzeiten sind nichts für mich – und dabei ist es nicht mal meine eigene…“, scherzte er. „Aber dafür bekommen wir einen leibhaftigen Rockstar zu Gesicht. Takeru meinte, Yamato sei bereits eingetroffen…“ Ihr Herz blieb stehen. Yamato war da. Süße Aufregung fuhr ihr durch die Glieder und so versäumte sie es beinahe, wie Iori aus dem Aufzug sprang und einen der dunklen Hotelflure entlang sprintete. Yamato war da. Und endlich erreichte sie eines der oberen Stockwerke. Miyakos Zimmer war nur unweit von der hoteleigenen Kapelle entfernt. Sie folgte den Anweisungen des Portiers und hatte schon bald das passende Zimmer gefunden. Nur mit Koushiro davor hatte sie nicht gerechnet. „Mimi, nun mach doch bitte die Tür auf“, flehte der junge Mann mit der Rostmähne auf dem Kopf und den dunklen, fast schwarzen Augen. „Was ist hier denn los?“, fragte sie verwundert. Doch bevor Koushiro eine vernünftige Antwort darauf fand, wurde die Tür aufgerissen. „SORA! Endlich bist du da.“ Mimi sprang ihr entgegen und zerrte sie am Arm durch die Tür. Sie konnte gerade noch erkennen, wie Koushiro verzweifelt den Kopf in den Armen vergrub, als die Tür auch schon wieder ins Schloss fiel. Das Bild, das sich vor ihr erstreckte, übertraf all ihre kühnsten Vorstellungen. Auf einem Stuhl hockte Miyako, müde und mit leicht hysterischen Tendenzen, während Momoe ihrer Schwester die kirschroten Haare hochsteckte. Als Miyako sie erblickte kullerten ein Duzend Tränen über ihre Wangen. „Es tut mir so leid“, entschuldigte sie sich und umarmte die zukünftige Braut. „Endlich bist du da“, schluchzte Miyako, während sie den Kleidersack öffnete. Der weiße Stoff stob aus dem grauen Sack und der Tüll atmete erleichtert auf. „Hier ist dein Kleid“, flüsterte sie und überreichte Miyako das erste Stück ihrer eigenen Kollektion. *** Author’s Note: Zwar habe ich Harry Potter längst nicht überwunden, aber das soll mich nun nicht länger am Schreiben hindern. Und deshalb hier die zweite Welle die auf euch zurollt. Und wie sie rollt. Endlich wissen wir, wer heiratet: Miyako und Ken. Wie schön! Und das obwohl sie so jung sind. Aber sie ist Kens Orangenmädchen. Der Titel selbst ist sehr philosophisch und mir der liebste, denke ich. Aber wer von euch genau aufpasst, wird diese große Liebe zwischen den Orangenscheiben erkennen… Zeitgleich erfahren wir auch, wen Daisuke am Flughafen getroffen hat. Wallace, der stille Beobachter des Prologs der gar nicht so still ist. Und damit wären wir bei der Wortsehnsucht. Takeru studiert übrigens Literaturwissenschaften in Tokio. Auch der Titel ist eine absoluter Interpretationsgrundlage, die ihr selbst ausführen könnt. Mimi und Kosuhiro sind die eigentlichen Helden, stelle ich gerade fest. Ach sind sie lustig. Koushiro lebt übrigens in Kyoto, weshalb er Yamato mitgenommen hat, der da sein Konzert gespielt hat. Koushiros Job ist schwer cool, aber dazu später mehr. Soras Kapitel kreuzt so viele Leute, es war interessant und herausfordernd. Ich wollte nur einen ganz kleinen Sorato-Moment in der Hektik. Ich denke er genügt, um alles zu sagen, was man sagen muss. Ansonsten war es einfach amüsant. Besonders Daisukes Gesichtsausdruck, als sie ihn aus dem Aufzug schubst, damit Ken das Brautkleid nicht zu Gesicht bekommt – Herrlich. Und deshalb war Sora so wichtig. Natürlich wollte ich euch hinters Licht führen, (Spannung und so) aber ich wollte, dass sie das Kleid entwirft. Und es ist ein schönes Kleid, sag ich euch. Aber dazu mehr im nächsten Kapitel. Bis dahin PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)