Bring me to life von lunalinn (I’ve been living a lie, there’s nothing inside) ================================================================================ Kapitel 21: Without a voice --------------------------- “Aufstehen, Prinzessin!“ Konan zuckte zusammen, als die Tür mit einem lauten Knall aufgestoßen wurde und zwei ihr unbekannte Männer eintraten. Augenblicklich spannte sie sich an, rutschte soweit es ihr möglich war in die hinterste Ecke. Die beiden Männer waren völlig in schwarz gekleidet, was ihr Misstrauen noch weiter schürte und sie zog es vor zu schweigen. Zwar brannten ihr die klischeehaften Fragen, wo sie sei und was diese Typen mit ihr vorhatten, auf der Zunge, doch sie hielt sich zurück. Sicher würde man ihr schon bald mitteilen, weshalb man sie entführt hatte. „Der Boss will dich sehen, Schätzen!“, grinste einer der beiden und kam auf sie zu, um sie grob an der Schulter zu packen und hochzuziehen. Konan funkelte ihn zornig an, blieb aber still. Der andere lachte daraufhin, fand ihren Starrsinn wohl auch noch amüsant. „Sieh mal an, die macht ja gar keine Szene!“ „Was erwartest du auch von Pains Schnalle?“ Konan fuhr herum, blickte den Mann neben sich ungläubig an. „Pain?“, entfuhr es ihr nun doch. „Was soll das bedeuten? Was hat er hiermit zu tun?“ Anscheinend waren das die falschen Fragen gewesen, denn die Miene des Kerls verdüsterte sich sofort. Ruppig wurde sie zur Tür gezogen, woraufhin ihr ein Keuchen entwich. „Das wird dir unser Boss schon noch erzählen und jetzt halt die Klappe!“ „Sei nicht zu grob zu ihr, schließlich ist sie unsere Geisel.“ „Ja, ja, ist mir schon klar.“ Geisel? Konans Gedanken rasten und fieberhaft suchte sie nach einem Zusammenhang zwischen ihrer Entführung und Pain. Hatte man sie vielleicht entführt, um ihn hierher zu locken? Aber warum? Im gleichen Moment schalt sie sich für diese Frage, denn schließlich war ihr doch klar gewesen, dass mit ihrem Freund etwas nicht stimmte. Sie hatte doch geahnt, dass er durch seine Szene an die falschen Leute geraten würde, doch warum musste sie nun den Preis dafür zahlen? Vor allem wo er sich doch so von ihr abgewendet hatte…hatte er sie letztendlich von sich gewiesen, um so etwas zu verhindern? Sie zuckte zusammen, als man ihr die Augen verband und dann eine Treppe hoch führte. Die beiden Männer sprachen leise miteinander, während sie sie wohin auch immer führten, doch für Konan ergab das Gespräch keinen Sinn. Schließlich hörte sie, wie man eine Tür öffnete und gleich darauf löste man ihre Fesseln, so dass sie langsam wieder ihre Arme zu spüren begann. Die Erleichterung darüber wich dem Schock, als sie grob in den Raum gestoßen wurde und sich mehr schlecht als recht mit Händen abstützte, um nicht schmerzhaft mit dem Boden zu kollidieren. „Mach dich zurecht! Wenn du in einer Stunde nicht fertig bist, übernehmen wir das, also sieh zu!“ Konan riss sich die Augenbinde herunter, doch die Tür war bereits wieder ins Schloss gefallen und das unverkennbare Klicken machte deutlich, dass sie hier nicht rauskommen würde. Sie blinzelte ein paar Mal, musste sich erst an die Helligkeit gewöhnen, ehe sie sich richtig umschauen konnte. Sie befand sich in einem Badezimmer und dieses war nicht gerade klein. Weiße Fliesen glänzten beinahe so sehr, dass sie sich darin spiegeln konnte und die goldenen Ornamente wirkten nicht besonders billig. Zu ihrem Leidwesen besaß der Raum keine Fenster, durch die sie hätte entkommen können und somit fiel eine Flucht schon einmal weg. Auf einem der Schränke lag ein zusammengefaltetes Kleidungsstück, bei dem es sich anscheinend um einen schwarzen Yukata mit rot-weißem Blumenmuster handelte. Neben dem Schrank stand ein hochhackiges Paar Riemchensandaletten und ein paar Sekunden lang konnte Konan die Sachen nur anstarren; was sollte dieser Mist eigentlich?! Zuerst überlegte sie, ob sie die Forderung nicht einfach in den Wind schießen sollte, doch die Drohung war ihr im Gedächtnis geblieben. Der bloße Gedanke daran, diese beiden Widerlinge könnten sie zwingen, ihnen zu gehorchen, ließ sie ihre Meinung ändern. Nach den Stunden, die sie in dem schrecklichen Keller verbracht hatte, würde ihr ein Bad zudem sicher gut tun und somit begann sie sich zu entkleiden. Hoffentlich hatten diese kranken Typen keine Kameras installiert…Konan schauderte unwillkürlich, stellte schnell das Wasser an. Eine Stunde war mehr als genug Zeit und so ließ sie sich seufzend in die große Wanne sinken, streckte ihre steifen Glieder von sich und schloss die Augen. Wo war sie da nur reingeraten…und was würde Pain tun, wenn er davon erfuhr? Würde er kommen, um ihr zu helfen? Oder würde er ihr auch jetzt die kalte Schulter zeigen? Nein, entschied sie sogleich und schüttelte den Kopf, Nagato würde kommen! Auch wenn er sie so schlecht behandelt hatte, er würde sie hier nicht im Stich lassen, daran glaubte sie fest. „Wie lange bist du eigentlich noch krankgeschrieben?“ Itachi blickte nicht auf, während er auf der Couch lag und eines seiner Schulbücher in der Hand hielt. Langsam blätterte er um, wobei die dunklen Iriden an den Seiten klebten, obwohl er momentan nur die Hälfte wirklich verstand. Dennoch durfte er nicht nachlässig werden, musste zumindest versuchen, den Stoff in seinen Kopf zu bekommen, wenn er schon nicht aus dem Haus ging. Schließlich wollte er bald sein Jura-Studium beginnen und dafür mussten seine Noten top sein. „Die nächsten zwei Wochen“, murmelte er und war insgeheim froh darüber. Mit Sicherheit wusste seine Klasse bereits darüber Bescheid, denn solche Geschichten sprachen sich immerhin rum. Itachi konnte auf Mitleid und neugierige Fragen gut verzichten und vielleicht würden in zwei Wochen die Gerüchte verstummt sein. Er versteifte sich ein wenig, als Kisame näher kam, um seine Beine beiseite zu schieben und sich zu ihm zu gesellen. Eine Weile schaffte es der Uchiha, sich nichts anmerken zu lassen und weiterhin ins Buch zu gucken. Jedoch machte es ihm Kisames bohrender Blick nicht einfach, so konzentriert zu wirken, weshalb er schließlich seufzend das Buch sinken ließ. „Was ist?“ „Ich hab mich nur gefragt, ob es dir nicht besser tun würde, wenn du das Pauken mal sein lässt und was machst, das dir Spaß macht.“ Itachi schaute ihn bloß verständnislos an, wusste ja nicht mal genau, was ihm Spaß machte. Seit er sich von seiner Umwelt abgeschottet hatte, hatte höchstens Madara Spaß mit ihm gehabt. Er selber war diesbezüglich auf der Strecke geblieben und so zuckte er nur teilnahmslos mit den Schultern. Kisame allerdings schien nicht so einfach aufgeben zu wollen und Itachi zuckte zusammen, als der andere unvermittelt nach seinen Beinen griff und ihn mit einem Ruck näher zu sich zog. Das Buch fiel ihm aus den Händen und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden, wo es unbeachtet liegen blieb. Das Schweigen lag bleischwer im Raum und Itachis Herz hämmerte unangenehm heftig gegen seine Brust, obwohl sie noch genug Abstand zueinander hielten. „Wir…könnten Karten spielen“, schlug Kisame zögerlich vor. Soweit Itachi sich erinnerte, konnte der Ältere solche Spiele überhaupt nicht leiden, doch er fragte nur: „Hast du ein Kartenspiel?“ „Äh…nein. Hab ich nicht.“ Damit hatte sich die Sache wohl geklärt und dem Uchiha wurde klar, dass der Vorschlag nichts weiter als eine Ausrede war. Er wollte sich am liebsten aufrichten und aus dem Zimmer verschwinden, aber Kisame lehnte inzwischen halb auf seinen Oberschenkeln. Er erinnerte sich daran, was Kisame am Morgen im Bad gesagt hatte, doch beruhigen tat es ihn nicht. „Was wird das?“, fragte er mit belegter Stimme, als der andere noch ein Stück näher kam, sich zu seinem Gesicht runter beugte. Hatte Itachi ihm falsche Hoffnungen gemacht, indem er ihn nicht weggeschickt hatte? Hatte er sich womöglich falsch verhalten, so dass Kisame glaubte, es wäre in Ordnung, sich ihm anzunähern? Angst stieg in ihm auf, ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen, lähmte ihn praktisch. Kisame antwortete ihm nicht, fixierte ihn stattdessen unablässig aus seinen im Licht grün funkelnden Augen und der Ausdruck darin verursachte Itachi eine Gänsehaut. Eine Hand legte sich an seine Wange, Finger strichen über seine Haut, glitten zu seinem Hals runter und ihm blieb kurzzeitig die Luft weg. Alles in ihm schrie danach, Kisame von sich zu schubsen, jede Faser seines Körpers begehrte gegen die Berührung auf und dennoch tat er nichts, um sie zu unterbinden. Die Finger wanderten wieder hoch, verharrten schließlich an seinen Lippen, fuhren die Konturen nach und Kisames Züge drückten Verlangen aus. Itachi atmete tief durch, doch das unkontrollierte Zucken seiner Muskeln hatte ihn bereits erfasst, so dass er seine Beherrschung kaum noch aufrechterhalten konnte. Nicht schon wieder, dachte er und schloss die Augen, hoffend, dass sich der Ältere doch noch rechtzeitig besann, ehe er das bisschen Vertrauen, das Itachi in ihn gesetzt hatte, zerstörte. Kisame tat es nicht. Er war kurz davor gewesen, die Grenze zu überschreiten und damit alles kaputt zu machen, doch letztendlich verzichtete er darauf. Vielleicht lag es an Itachis entsetztem Blick, vielleicht war ihm auch einfach nur die Lust vergangen…aber was zählte, war, dass er es eben nicht getan hatte. Als der Jüngere wieder aufsah, wirkte Kisame nicht mal halb so frustriert, wie er erwartet hatte. Allerdings mied er seinen Blick, als er wieder von ihm abrückte und dann das Thema wechselte. „Wir könnten Play Station zocken.“ Itachi nickte leicht, während er sich aufrichtete und selbst nicht wusste, wo er hinschauen sollte. Die Situation war ihm unangenehm und Kisame wohl ebenso. Er hatte sich gehen lassen, dafür aber im entscheidenden Moment das Richtige getan. Das mochte auf den ersten Blick nicht viel sein, aber für Itachi bedeutete das eine Menge. „Alles klar, ich schließ das Teil eben an und dann können wir loslegen.“ Itachi sah ihm still dabei zu, während er sich immer noch Gedanken um das Geschehene machte. Shisui hatte damals nicht aufgehört und von Madara wollte er gar nicht anfangen. Eigentlich hatte er Kisame nicht als zurückhaltend eingeschätzt und trotzdem hatte er sich soeben nicht über seinen Willen hinweggesetzt. Es war lange her, dass man ihm so viel Respekt entgegen gebracht hatte und es ließ sein Selbstwertgefühl sowie seine Sympathie für den Älteren zunehmen. „So“, meinte Kisame schließlich und setzte sich wieder neben ihn, um ihm einen der Controller zu reichen. „Ich hab einfach mal Tekken eingelegt, keine Ahnung ob du-“ Kisames Satz endete abrupt, als Itachi sich plötzlich an ihn lehnte, dabei mehr Nähe zuließ als er ursprünglich gewollt hatte. Er hätte sich bedanken können, aber was waren schon Worte? Es war nur eine simple Geste, aber sie war auch das Einzige, das er geben konnte. Er bemerkte Kisames Zögern, doch dann fuhr dieser fort, ihm etwas über das Spiel zu erzählen...sein Lächeln entging dem Uchiha dabei nicht. Ungläubig betrachtete sich Konan in dem großen Spiegel an der Wand, zupfte immer wieder an dem unteren Teil des Yukatas herum. Der Stoff war aus weicher Seide, schmiegte sich angenehm an die Haut und auch das Muster war wirklich hübsch. Den roten Obi hatte sie nicht zu fest gebunden und die Schleife betonte ihre schmale Taille. Wenn das Kleidungsstück nur nicht so kurz gewesen wäre, dass es ihr gerade mal knapp über den Hintern reichte. Die Sandaletten betonten diese Tatsache auf eine Weise, die ihr mehr als unlieb war und es graute ihr davor, in diesem Outfit rauszugehen. Das ließ ja schon erahnen, was man mit ihr anzustellen gedachte und der Gedanke bereitete ihr Übelkeit. „Wir hoffen, du bist so weit, Püppchen.“ „Ansonsten helfen wir dir schnell in die Klamotten…“ Konan atmete tief durch, nahm sich vor, einen klaren Kopf zu bewahren und gleichzeitig rief sie sich in Erinnerung, dass sie die Nadel in ihrem Haar notfalls auch zur Selbstverteidigung gebrauchen konnte. Viel mehr Zeit blieb ihr auch nicht, denn schon ging die Tür auf und die beiden Kerle von zuvor traten ein. „Braves Mädchen“, meinte der eine grinsend und reichte ihr die Hand. „Dürfen wir dann bitten?“ „Unser Boss freut sich schon auf dich!“, versicherte der andere und Konans Miene verfinsterte sich. Ohne die Hand zu ergreifen schritt sie an den beiden Männern vorbei, war sich der verwirrten Blicke bewusst und es gab ihr Genugtuung. Sie würde sich nicht einschüchtern lassen! Bevor sie allerdings einen weiteren Schritt machen konnte, wurde sie zurückgehalten und einer der Männer verband ihr abermals die Augen. Es schien so, als sollte sie möglichst wenig von dem Haus, in dem sie sich befand, sehen. Schweigend und blind ließ sie sich zu dem Boss der beiden Kerle führen, wobei ihr die Nervosität zusetzte. Es wurde einmal an die Tür geklopft und ein dumpfes Herein! ertönte, woraufhin sie in den Raum geschoben wurde. Kurz wurde es wieder still, dann schickte die tiefe Männerstimme ihre zwei Aufpasser weg und Konan war allein mit demjenigen, der sie hatte entführen lassen. Schritte ertönten und sie spürte den Blick des Unbekannten auf sich, schauderte unwillkürlich. Dennoch blieb sie standhaft, zwang sich zur Ruhe, während der Mann sie anscheinend umrundete, ausgiebig musterte. „Ich muss sagen, Nagato hat Geschmack. Du bist wahrhaftig ein hübscher Anblick.“ Konan ballte die Fäuste zu ihren Seiten, als fremde Finger eine Strähne aus ihrer Stirn strichen und ihr Kinn umfassten. Reflexartig drehte sie den Kopf zur Seite, trat einen Schritt zurück. „Wer sind Sie?“, presste sie hervor und wagte es im gleichen Moment die Augenbinde zu lösen. Der Mann machte keine Anstalten, sie aufzuhalten und so schaute Konan auf, traf auf braune Iriden, die sie mit regem Interesse musterten. Langes blondes Haar umrahmte ein Gesicht mit groben Zügen und einer Narbe an der Wange. Konan schätzte ihn auf ungefähr vierzig und sie stellte fest, dass sie ihn nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte. Was hatte Nagato mit diesem Kerl zu schaffen? „Man nennt mich Hanzou und dein Freund und ich hatten eine Abmachung, die er aus mir unverständlichen Gründen gebrochen hat.“ Der Mann namens Hanzou machte einen Schritt auf sie zu, wobei sich seine Augen in die ihren bohrten. „Ich gehe davon aus, dass er dich über seine Arbeit aufgeklärt hat.“ Konan konnte nur den Kopf schütteln und jetzt bekam sie wirklich Angst. Was waren das für Jobs, die Nagato für diesen Mann erledigt hatte? Was hatte er getan? Hanzou schaute sie verwundert an, hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sie wirklich keine Ahnung hatte. Glaubte er ihr überhaupt? „Nun…setz dich erst mal.“ Misstrauisch blickte sie auf den dargebotenen Stuhl, welcher sich vor einem großen Schreibtisch befand. Nachdem sie sich gesetzt hatte, tat es ihr Hanzou gleich und ein paar Sekunden musterte er sie abermals schweigend. Dann faltete er die Hände, als wollte er ihr einen Vorschlag unterbreiten. „Nagato hat vor sechs Jahren bei mir angefangen. Anfangs hat er nur ein paar Kurieraufträge übernommen, aber das brachte ihm nicht genug Geld. Er war sehr ehrgeizig, wollte unbedingt auf eigenen Beinen stehen und vor allem seine Eltern loswerden. Also hat er ein gewisses Training absolviert, um mich von…sagen wir mal, Störfaktoren zu befreien.“ Konan schluckte hart, ahnte bereits, was das im Klartext bedeutete und es fiel ihr schwer zu glauben, dass Nagato so weit gegangen sein sollte. Aber es passte zusammen…das wäre ein Grund gewesen, sich von ihr zu distanzieren. Er hatte sie immer aus Schwierigkeiten heraushalten wollen, doch dass er so tief in dieser Geschichte drin steckte, das erschrak sie. Hanzou holte eine Zigarette aus der Schublade, zündete sich diese auch sogleich an und der unangenehme Geruch ließ Konan die Nase rümpfen. Sie hasste diesen Gestank. „Leider hat er sich vor einiger Zeit dazu entschieden, nicht mehr für mich zu arbeiten. Das ist natürlich ein großer Verlust, denn er war nicht schlecht darin.“ Konan wusste nicht, warum er ihr das alles erzählte. Hatte er vor, sowohl sie als auch Nagato umzubringen? Packte er deshalb so bereitwillig vor ihr aus? Oder wollte er sie gegen ihren Freund aufhetzen? „Ich weiß, dass du ihm wichtig bist und deshalb wird er herkommen, um mit mir zu verhandeln. Bis dahin darfst du dich gern als mein Gast fühlen. Ich denke, er wird noch heute Abend hier auftauchen und wenn alles geregelt ist, kann er dich mitnehmen.“ Konan zögerte, ergriff schließlich doch das Wort. „Und wenn er ablehnt?“ Hanzous soeben noch recht neutraler Ausdruck wich eisiger Kälte und Konan sackte das Herz in die Hose. „Dann ist es wahrlich schade um dich.“ Also würden ihr diese miesen Schweine sonst was antun, wenn Nagato sich widersetzte. Hanzou beugte sich ein Stück über den Schreibtisch und Konan hoffte, dass der Yukata nicht zu viel von gewissen Stellen freigab. „Du kannst natürlich auch bei mir bleiben. Ich besitze nicht wenig Geld und wenn du schlau bist, tust du mir jetzt einen kleinen Gefallen…“ Konan verschränkte die Arme vor der Brust, machte somit deutlich, dass sie diesem Angebot abgeneigt war. „Ich warte auf Nagato.“ Hanzou nahm die Zigarette wieder zwischen die Lippen, zuckte mit den Schultern. „Wie du willst.“ Das räumte ihr zumindest eine Frist ein, doch was würde sein, wenn Nagato kam? Sie wusste nicht mehr, ob sie darauf hoffen sollte…gerade eben wusste sie gar nichts mehr. Dieser Albtraum sollte einfach nur enden. Deidara fragte sich ernsthaft, was in letzter Zeit eigentlich los war. Die Uchihas zogen aus, beziehungsweise ließen sich nicht mehr blicken, Konan verschwand wortlos und Hidan las Zeitungen. Er war vielleicht blond, aber nicht blöd, konnte sich den Rest schon zusammenreimen. Sein so genannter Freund war viel zu oft zuhause und die Ausrede von wegen Urlaub glaubte er ja schon mal gar nicht. Folglich musste Hidan seinen Job verloren haben und suchte jetzt was Neues. Das würde auch die abgedroschene SMS erklären, in der stand, dass er noch was erledigen müsste. Deidara schnaubte bloß, steckte das Handy dann wieder in seine Jackentasche und ging weiter. Es war bereits spät und morgen würde er wieder in die Schule müssen, von daher wollte er lieber schnell nach Hause. Sollte Hidan sich doch die Nacht um die Ohren schlagen, er würde es nicht tun, schon gar nicht, wo er so bescheuert abgefertigt worden war. Sein Blick schweifte zu den Schaufenstern, von denen einige bereits im Dunkeln lagen – kein Wunder, wenn man die Uhrzeit bedachte. Gerade wollte er sich abwenden, als ihn etwas schlagartig inne halten ließ. Wurde er jetzt tatsächlich paranoid? Und dennoch konnte er nicht einfach weitergehen, blieb vor dem kleinen Café stehen und starrte unvermittelt auf den roten Schopf. Nicht schon wieder so eine Szene wie auf dem Friedhof, dachte er entnervt, doch losreißen konnte er sich nicht. Sasori war tot und die Person, die da mit dem Rücken zu ihm saß, konnte daher unmöglich sein Freund sein. Deidaras Herz raste, während er wie ein Idiot vor dem Laden stand und die blauen Augen nicht abwenden konnte. Schließlich fasste er sich jedoch und betrat das Café, sah sich nervös um. „Willkommen!“, sprach ihn auch sogleich eine Bedienung an, doch bevor sie ihn nach seinen Wünschen fragen konnte, hatte er sie schon abgewimmelt. „Bin verabredet“, murmelte er und ließ sie stehen. Der Rotschopf hatte sich über den Tisch gebeugt und jetzt konnte Deidara sein Seitenprofil erkennen. Die Ähnlichkeit war verblüffend, aber noch war er nicht sicher, trat ein paar Schritte näher. Anscheinend war er vollkommen in seine Lektüre vertieft, während er hin und wieder einen Schluck Kaffee zu sich nahm. Er zögerte merklich, doch dann nahm er all seinen Mut zusammen und setzte sich dem anderen direkt gegenüber. Sein Innerstes schien zu zerspringen, als ihn die braunen Augen irritiert erfassten, ehe sich eindeutiger Ärger in ihnen spiegelte. Deidara brachte keinen Laut hervor, die Fassungslosigkeit hatte ihn vollkommen niedergestreckt. Kurz war ihm, als würde er keine Luft mehr bekommen und seine Hände begannen zu zittern. „Kennen wir uns?“ Sogar die Stimme klang identisch, hallte in einem angenehm sanften Bariton wieder. Doch was sagte er da? Ob sie sich kennen würden? Am liebsten hätte Deidara ihm die Faust ins puppenhafte Gesicht geschlagen, doch er regte sich nicht. Was war hier los? Wie konnte Sasori hier vor ihm sitzen, wenn er doch gestorben war? Er war auf seiner Beerdigung gewesen, hatte gesehen, wie man seine Urne seiner Großmutter überreicht hatte…wie war das möglich? „Falls du nichts zu sagen hast, wäre ich dir verbunden, wenn du dir einen anderen Tisch suchen würdest. Ich kann es nicht leiden, von Fremden angestarrt zu werden.“ Diese blasierte Art…Deidara konnte es einfach nicht glauben und letztendlich platzte ihm der Geduldsfaden. Die Tischplatte erbebte, als er die Faust ballte und sie auf das Holz krachen ließ. Der Kaffee schwappte gefährlich in der Tasse und Sasori verengte die Augen. „Du verdammtes Arschloch, hmm!“, entfuhr es ihm in schierer Wut und nun lag die Aufmerksamkeit des ganzen Cafés auf ihnen. Gleichzeitig fühlte er sich so hilflos, wusste nicht, was er sagen sollte. Was wurde hier eigentlich gespielt? Deidara fühlte sich dermaßen überfordert, dass er ruckartig aufsprang und den Rotschopf, welcher ihm perplex hinterher schaute, einfach sitzen ließ. Was war das gerade eben gewesen? Wie konnte Sasori vor ihm sitzen und wieso erkannte er ihn nicht? Deidara wusste es nicht, er wusste nur, dass er das nicht länger ertragen konnte…und er wusste, dass er dringend mit jemandem ein ernstes Wort reden musste. Jemand, der ihn lieber aufklären sollte, wenn er verhindern wollte, dass Deidara etwas Unüberlegtes tat. Er würde herausfinden, was es mit dieser Sache auf sich hatte…und erst danach konnte er sich überlegen, wie er handeln sollte. Hidan hatte schon eine Menge dummer Sachen angestellt, das wusste er ja selbst, aber soeben plante er seinen großen Coup. Vermutlich würde Deidara ihm den Hals umdrehen, wenn der wüsste, was er gerade trieb, aber aus diesem Grund hatte er es ihm ja auch verschwiegen. Die kurze SMS, dass er noch etwas zu erledigen hatte und daher spät nach Hause kommen würde, musste reichen. Vorsorglich hatte er sein Handy auf lautlos gestellt, damit ihn der Mann vor ihm nicht doch noch aufgrund eines Klingeltons entdeckte. Also bisher lief die Sache wie am Schnürchen, wenn man mal davon absah, dass ihm arschkalt in seiner dunklen Lederjacke war. Na ja, wenigstens sah er gut aus, das war doch was oder nicht? Er beschleunigte seine Schritte, ließ den grellen Haarschopf nicht aus den Augen, achtete aber ebenso darauf, immer genug Abstand zwischen ihnen zu lassen. Als dieser um die nächste Ecke bog, wartete er ein paar Sekunden, ehe er schnell wieder aufschloss. Im nächsten Moment wurde er grob am Kragen gepackt und gegen die nächste Betonwand gepresst. Hidan kam nicht mehr dazu, auch nur einen Fluch auszusprechen, denn schon wurde ihm ein Messer an die entblößte Kehle gehalten. Kalt bohrten sich die grauen Augen seines Gegenübers in die seinen und der Jashinist schluckte hart. „Warum rennst du mir nach?“ Ihm lag ein frecher Spruch auf den Lippen, doch diesen verkniff er sich lieber, als er sich der Schärfe der Tonlage bewusst wurde. Der Kerl war sowieso nicht mehr ganz dicht, wer wusste schon, ob der ihn nicht abstach, wenn er große Klappe hatte. „Ich…brauch Arbeit, okay?! Und ich dachte…also, du hast doch Beziehungen oder nicht? Vielleicht lässt sich da was machen…wenn ich lieb bitte sage?“ Den Wimpernaufschlag konnte er sich einfach nicht sparen, doch der Druck gegen seine Kehle ließ ihn augenblicklich wieder ernst werden. „Ich meins ernst, man! Also nimm das verfickte Messer weg, Pain!“ Der Punk bedachte ihn immer noch mit diesem mörderischen Blick, doch dann ließ er die Klinge sinken, schob sich das Teil zusammengeklappt in die Tasche. Irgendwie wirkte er angespannt, nicht so ruhig wie sonst. „Das ist ein schlechter Zeitpunkt, Hidan“, brummte er und wollte sich anscheinend abwenden. „Ist mir latte, du Arsch!“, rutschte es dem Russen heraus und er stemmte die Hände in die Hüften. „Ich brauch Knete, verstanden?!“ Vielleicht war er ja zu fordernd gewesen, denn eine Sekunde später bohrte sich eine Faust direkt neben seinem Gesicht in die Wand. Hidan weitete die violetten Augen und fürs Erste hatte es ihm die Sprache verschlagen. „Das hier ist kein Spiel“, knurrte Pain. „Ich habe noch was zu erledigen und du störst gerade.“ „Was hast du denn zu erledigen?“ „Das geht dich nichts an. Geh zurück nach Hause. Sofort!“, knirschte der Orangehaarige endgültig. Hidan wollte schon widersprechen, doch dann überlegte er es sich anders. Vielleicht sollte er ihn später noch mal drauf ansprechen, wenn dieser Bastard nicht so üble Laune hatte. Lag bestimmt an Konans Verschwinden, die Kampflesbe ging ja auch so darauf ab. Was die alle nur hatten mit diesem blöden Weibsstück. „Ist ja gut, du Sack…kein Grund, mich anzumachen!“, murrte er nicht minder zornig und drehte sich um. „Meine Fresse, wenn das so weitergeht, muss ich doch wieder bei Kakuzu antanzen und zu Kreuze kriechen…das ist doch echt der letzte-“ Der Rest ging in einem Keuchen unter, als Pain ihn ohne Vorwarnung am Kragen packte und zurückzerrte. „Was hast du da gesagt?“, fragte er und hielt ihn immer noch fest. Hidan verstand erst gar nicht, was dieser Irre von ihm wollte und das sagte er ihm auch. Drehte der jetzt eigentlich völlig am Rad? Wäre er diesem Scheißkerl gar nicht erst gefolgt…Drogen verticken konnte man doch sicher auch noch woanders. „Na, dass ich bei meinem alten Boss anfangen muss, wenn ich nix Neues finde.“ „Und dein Boss ist Asano Kakuzu?“ Kannte Pain den alten Bastard etwa? Vielleicht hätte er merken sollen, dass er sich auf dünnem Eis befand, doch Hidan hatte niemals den Schwanz eingezogen, schon gar nicht wenn er etwas wollte. Also setzte er ein überhebliches Grinsen auf, das Pain mit einem skeptischen Blick bedachte. „Der Typ ist nicht nur mein Boss, wenn du verstehst~“, säuselte er und leckte sich lasziv über die Unterlippe. Vielleicht konnte er hier noch was reißen, indem er so tat, als stünde er weit oben in Kakuzus Gunst. Dass der alte Mann Einfluss hatte, das wusste er und diesmal würde ihm das auch was nützen. „Ihr habt ein Verhältnis?“ Hidan nickte grinsend und die Hand an seinem Kragen löste sich sofort. Hatte da etwa jemand Schiss vor dem Fossil? Da musste er doch gleich noch mal nachsetzen, um sich glaubhafter zu machen. Musste ja niemand wissen, dass er Kakuzu anscheinend am Arsch vorbei ging. „Logisch! Der Alte kann nicht genug von mir kriegen!“, schweifte er aus und Pain hob eine Braue. „Bin so was wie sein Liebling~“ Sein Gegenüber schien nachzudenken, ob er ihm die Story abkaufen sollte und Hidan schickte ein stummes Gebet zu Jashin. Vielleicht hätte er schon bald einen neuen Job und dann konnte ihn Kakuzu sonst wo lecken. „Und warum bist du gefeuert worden?“, hakte er nach und der Russe hielt inne. „Weil…der Kerl ein Rad ab hat! Und außerdem bin ich nicht gefeuert worden! Der ist viel zu fixiert auf mich, da hab ich gekündigt, kapiert? Man, der alte Sack ist echt anstrengend, ich brauch einfach mal einen Tapetenwechsel, verstehst du? Aber ich wette, der würde mich sofort zurücknehmen, wenn er die Gelegenheit hätte!“, plapperte er drauf los und hoffe inständig, dass das jetzt nicht zu abgedreht klang. „Und was willst du von mir?“ „Na, einen Job halt…du hast doch Geschäfte am Laufen oder? Ich wär sofort dabei!“ Man sah dem Punk an, dass er gewisse Zweifel an dem Ganzen hatte, doch gänzlich abgeneigt schien er ihm auch nicht zu sein. Hidan hätte nie gedacht, dass er Kakuzu mal positiv benutzen konnte…sonst war es immer andersherum gewesen. Indirekt konnte er es dem Arsch somit heimzahlen. „Also gut…folge mir.“ Langsam nickte Pain schließlich, bedeutete ihm mit einer Handbewegung, ihm zu folgen und Hidan zögerte keine Sekunde. Das versprach interessant zu werden. ______________________________________________________________________ So und der glückliche Gewinner ist ! ;) Ja, es ist tatsächlich Hanzou, aber mit Yahiko und Orochimaru ward ihr nah dran, denn die beiden standen auch in der engeren Auswahl. So, wer möchte mit Konan tauschen? Ich denke mal niemand. Ist bestimmt alles andere als lustig, so als Geisel gehalten zu werden und nicht zu wissen, was mit einem passiert...vielleicht lügt Hanzou ja auch und murkst sie beide ab? Wer weiß... Tja, Kisame gibt weiterhin sein Bestes und es scheint zu funktionieren, womit allerdings nicht gewährleistet ist, dass er sich ewig in Zurückhaltung üben kann. Die Beziehung zwischen Itachi und ihm ist keine einfache Geschichte. Zu Sasori...tja, ist er es wirklich? Wenn ja, wie kann das sein? Oder ist es sein Zwillingsbruder? Ich würde mich wirklich sehr über Kommentare freuen, in denen ihr mir eure Vermutungen mitteilt. =) Ebenso zu dem, was Pain mit Hidan vor hat, denn das Interesse ist sicher nicht unbegründet, tja ja... Stellt euch bitte darauf ein, dass es in Zukunft öfter mal zu Verzögerungen der Kapitel kommen kann, ja? Ich hab momentan viel zu tun, muss Überstunden machen und ne Erkältung hab ich mir auch noch zugezogen. Ansonsten bedanke ich mich herzlich bei den Kommischreibern! Ihr gebt mir jedes Mal Elan und bringt mich auf gute Ideen! ^__^ Bis zum nächsten Mal und liebe Grüße! Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)