Bring me to life von lunalinn (I’ve been living a lie, there’s nothing inside) ================================================================================ Kapitel 18: Breathe into me --------------------------- Die Nächte waren immer am Härtesten gewesen, da zu dieser Zeit die Erinnerungen besonders intensiv in Form von Albträumen wieder auftauchten. Madaras nächtliche Besuche in sein Bett hatten auch ihren Teil dazu beigetragen und so hatte Itachi meistens nur wenige Stunden Ruhe gehabt. Heute war es nicht viel besser, auch wenn Kisame Wort gehalten und ihm sein Bett überlassen hatte. Es reichte das Wissen, den Älteren neben sich liegen zu haben und ihm schutzlos ausgeliefert zu sein. Sein Herz raste in seiner Brust, die Gedanken wirbelten wie einem Strudel durch seinen Kopf und auch wenn er ihm bewusst war, dass er durch seine Erlebnisse überreagierte, konnte er nichts dagegen tun. Die nackte Angst umklammerte sein Herz, lähmte seinen Körper und er war sicher, dass er diese Nacht kein Auge zutun konnte. Nicht mal den Rücken zudrehen konnte er Kisame, so dass er seit etwa einer Stunde regungslos in die Dunkelheit starrte. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und stieg infolgedessen so leise aus dem Bett, wie es ihm möglich war. Dabei musste er einmal um das Bett herumgehen, da er sonst bestimmt auf den Älteren getreten wäre – Orientierung konnte er hier total vergessen. Dennoch schaffte er es zur Tür, ohne dass ihn ein allzu verräterischer Laut verriet. Das Letzte, das er wollte, war Kisame zu wecken und sich mit ihm auseinander setzen zu müssen. Der Tag war auch so schon anstrengend genug gewesen, weil Itachi jedes Gespräch abgeblockt hatte, da ihm nicht nach Reden gewesen war. Die Dielen knarrten unter seinen Füßen und er hoffte, dass Kisame einen tiefen Schlaf hatte. Schließlich fand er sich im Wohnzimmer wieder und öffnete so vorsichtig wie es nur ging die Balkontür. Draußen war es zwar kühl, aber die frische Luft half ihm dabei, sich zu beruhigen. Ironischerweise fühlte er sich da drin ebenso eingesperrt, wie es in der Wohngemeinschaft der Fall gewesen war. Und dabei gab sich Kisame wirklich Mühe mit ihm, das wusste er und es tat ihm leid, dass er dafür nicht dankbar sein konnte. Unschlüssig blieb er am Geländer des Balkons stehen, schaute hinunter, wo ihm die leeren Straßen begegneten. Wahrscheinlich schliefen die meisten um diese Uhrzeit bereits, nicht so wie er, der sich im Bett herum wälzte und kein Auge zubekam. Innerlich seufzend ließ er sich an dem Geländer hinab sinken, lehnte den Rücken gegen die Wand und zog die Knie an, um die Arme darum zu schlingen. Er blendete den Schmerz darin so gut es ging aus, lehnte die Stirn auf seine Kniescheiben und senkte die Lider. Es war ja nicht so, als sei er nicht müde, aber die Erinnerung ließ nicht zu, dass er schlafen konnte. Kisames Worte waren ihm zudem im Gedächtnis geblieben und auch wenn er teilweise zugeben musste, dass er Recht hatte, konnte er die Schuld nicht von sich weisen. Ja, es war ein Unfall gewesen, aber dieser Unfall hätte nie passieren dürfen. Nicht mal erste Hilfe hatte er Shisui geleistet, stattdessen hatte er ihn in seinem Blut liegen lassen. Itachi presste die Lippen aufeinander und seine Nägel krallten sich in seine Haut, während er das Zittern, das schon wieder von ihm Besitz ergriff, krampfhaft zu unterdrücken versuchte. „Hier bist du.“ Abrupt schlug er die Augen wieder auf und hob den Kopf, blickte in Kisames verschlafene Miene. Der Ältere gähnte einmal, ehe er zu ihm auf den Balkon trat. „Willst du krank werden oder warum sitzt du hier draußen rum?“ Itachi sagte nichts dazu; schließlich trug er Jogginghose und Shirt, während Kisame in Shorts vor ihm stand. Letzterer seufzte entnervt, schien ihn die Stille zu nerven, doch dann setzte er sich einfach neben ihn, was den Jüngeren aus reinem Reflex zusammenzucken ließ. Kisame entging das selbstverständlich nicht, aber er sprach es nicht direkt an. „Du kannst nicht pennen, was?“ Ein knappes Nicken musste als Erwiderung reichen. „Willst du darüber reden?“ „Nein.“ Kisame knurrte verstimmt, hatte sich wohl eine andere Antwort erhofft, aber hätte der Uchiha reden wollen, wäre er schließlich nicht hier draußen. Der Ältere stellte sich das alles zu einfach vor, aber das war es nicht. Deshalb hatte er doch zuerst abgelehnt, weil er gewusst hatte, dass Kisame keine ernsthafte Option war, um sein Leben in den Griff zu bekommen. „Wie du willst“, brummte der bloß und lehnte sich zurück. Eine Weile herrschte Stille zwischen ihnen und Itachi machte das nervös, weil er Kisame immer noch nicht einschätzen konnte. Das, was er noch von damals über ihn wusste, half ihm nicht gerade, sich besser zu fühlen. „Hey.“ Ein Ellenbogen traf ihn leicht in die Rippen, doch er schaute nicht auf, gab nur ein obligatorisches Hm von sich, das zur Kenntnis genommen wurde. „Ich hoffe echt, du weißt, dass ich dich nicht nerve, weil ich dir was Schlechtes will.“ Er schlug für einen Moment die Lider nieder, nickte aber gleichzeitig; sicher wusste er das. Verhielt er sich wirklich so furchtbar, dass Kisame sich seinetwegen mies fühlte? Dem Ton nach zu urteilen ja und das ließ Itachi ein schlechtes Gewissen bekommen. „Deine Suizid-Aktion war richtig scheiße und…ich will halt nicht, dass noch mal so was passiert.“ Verblüffend wie viele Sorgen sich jeder plötzlich machte, wenn man sich etwas antat. Andererseits hatte sich Kisame schon die ganze Zeit über um ihn gesorgt, erinnerte er sich. Deshalb war er ihm doch nachgelaufen oder nicht? Vielleicht wollte er das aber auch nur glauben, denn immerhin wusste er, was Kisame in erster Linie im Sinn gehabt hatte. „Das wird es nicht“, erwiderte er nur und erhielt einen zweifelnden Seitenblick. „Dann kommst du also damit klar, dass du jemanden umgebracht hast und vergewaltigt worden bist?“ „Hör auf damit.“ „Nur wenn du aufhörst.“ Itachi verengte die Augen, sah den Älteren nun direkt an, doch dieser schaute unbeeindruckt zurück. Was für eine festgefahrene Situation. Der Uchiha seufzte entnervt, fuhr sich durch das dunkle Haar – das Spiel ermüdete ihn. „Schön“, murmelte er. „Was willst du von mir hören?“ „Dass du dir endlich eingestehst, dass du das allein nicht schaffst.“ Itachi kam nicht umhin, ein spöttisches Lächeln aufzusetzen. „Du willst von mir hören, dass ich dich brauche?“ Er wusste ja um Kisames großes Ego, aber allmählich übertrieb er mit seinem Verhalten. Kisame schien da allerdings anderer Meinung zu sein und Itachi zuckte zusammen, als sein Kinn grob gepackt wurde. Sein Herzschlag beschleunigte sich binnen von Sekunden und er hielt die Luft an. „Ja, verdammt, genau das will ich von dir hören!“, knirschte der Ältere. „Weil es nämlich genau so ist und solange du dich dagegen sperrst, weil du der Ansicht bist, dass du das auch allein hinkriegst, werde ich dich nie aus den Augen lassen können, verstanden? Also fang endlich damit an, dich auf jemand anderen als dich selbst zu verlassen! Dazu bin ich schließlich hier, du Idiot!“ Itachi fühlte sich immer noch wie erstarrt, konnte sich nicht rühren, doch das lag weniger an Kisames Nähe, als an seinen Worten. Es stimmte ja, dass er sich ihm nicht anvertrauen konnte…und er wollte es ja auch gar nicht. Seit ihn sogar Madara verraten hatte, wollte er am liebsten mit niemandem mehr sprechen. Er hatte tatsächlich Angst davor. „Das geht so einfach nicht weiter. Wenn du nicht mit mir reden willst, dann besorgen wir dir halt einen Psychiater…obwohl ich bezweifle, dass du mit dem reden würdest.“ Würde er nicht. Fremde Menschen hatten damit rein gar nichts zu tun und er würde sich so eine Blöße niemals geben können. Aber mit Kisame zu reden… „Das ist nicht so leicht, wie du dir das vorstellst“, gab er mit belegter Stimme zurück und die Hand löste sich endlich von seinem Kinn. „Ich wette, es ist sauschwer, aber das ändert nichts daran, dass du nicht alles in dich reinfressen kannst.“ Itachi schluckte trocken, denn die Worte gingen ihm wirklich an die Nieren und sicher steckte darin ein Funken Wahrheit. Er zuckte zusammen, als Kisame ohne Vorwarnung nach seiner Hand griff und diese drückte. „Ich will dir helfen, okay? Und ich verlange dafür nichts weiter, als ein bisschen Vertrauen.“ Das war schon erheblich viel für Itachi, doch er biss sich auf die Unterlippe, um das für sich zu behalten. Er fühlte sich überfordert, aber er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte, um das zu verdeutlichen. Die Finger des anderen schlangen sich noch fester um seine Hand und es vermittelte ihm ungewohnten Halt. „Du hast ganz kalte Hände.“ Er nickte langsam, wich Kisames Blick nun wieder aus. „Lass uns wieder reingehen. Wir können uns meinetwegen Filme reinziehen, bis dir die Augen automatisch zufallen, einverstanden?“ Der Themawechsel war zum richtigen Zeitpunkt gewählt worden und Itachi fühlte sich erleichtert, ließ sich von ihm hochziehen. Die Ablenkung würde vielleicht ganz gut tun, doch eines wollte er dann doch noch loswerden. Kisame sah ihn verdutzt an, als er in der Tür stehen blieb. „Ich versuche es…aber erwarte nicht zu viel von mir.“ Der Ältere musterte ihn eine Weile schweigend und Itachi konnte das Unwohlsein nicht unterdrücken. Sich schon wieder auf einen anderen Menschen zu verlassen, das schaffte ihn an den Rand seiner Selbstbeherrschung. Umso verwirrter war er, als Kisame ihn mit einem Ruck in die Wohnung zog, dabei ein heiteres Grinsen auf den Lippen. „Das reicht mir schon.“ Nun, vielleicht hatte er sich bezüglich Kisame ja doch geirrt. Anko konnte einiges verkraften; als ihre Eltern sie wegen ihrer Sexualität aus dem Haus geworfen hatten, hatte sie sich vorgenommen, keine Tränen mehr zu vergießen. Wenn sie traurig war, wandelte sie diesen Zustand gewöhnlich in blanke Wut um und reagierte sich ab. Immerhin wollte sie eine starke und unabhängige Frau sein. Als sie jedoch nach Hause kam und Konan weinend auf dem Bett sitzend vorfand, da wurde ihr ganz seltsam zumute. Nicht nur weil sie andere Frauen nicht weinen sehen konnte, sondern auch, weil sie ein ungutes Gefühl hierbei hatte. Es gab nur einen Menschen, wegen dem Konan so durcheinander sein konnte und sie wollte Pain am liebsten strangulieren. Stattdessen atmete sie einmal tief durch und setzte sich neben ihre Zimmergenossin, die nun erschrocken zu ihr aufsah und sich übers Gesicht wischte. Anko hielt sanft ihre Hand fest, strich ihr mit der anderen die Tränenspuren von den Wangen. Selbst verheult und mit zausem Haar sah Konan noch über alle Maßen schön aus. „Was ist passiert?“, fragte sie ruhig nach. Sie sah in Konans bernsteinfarbenen Augen, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde, doch sie nahm sich vor, nicht auszurasten. Dass der Kampf um ihre Beziehung noch lange nicht vorbei war, das war ihr klar gewesen und ebenso, dass es immer wieder neue Hürden geben würde. „Nagato…er hat…er hat mich geküsst.“ Es versetzte ihr einen schmerzhaften Stich, diese Worte zu hören. Was sollte das bedeuten? Warum hatte er sie geküsst? Konnte er es nicht ertragen, dass jemand anderes mit dieser Frau zusammen war? Wollte Pain sie von ihr losbekommen? Oh, sie würde ihn umbringen! „Es tut mir so leid, Anko“, wisperte Konan und Anko sah sie verwirrt an. „Wieso?“, entkam es ihr perplex, doch dann wurde ihr bewusst, was ihre Freundin meinte. Sicher hatte sie Pain nicht von sich gestoßen, weil er ihr zu nahe getreten war. Bestimmt hatte sich etwas in Konan nach so einer Berührung gesehnt und ja, das war Grund genug, um auch auf sie wütend zu sein. Anko konnte sie trotzdem nicht dafür verantwortlich machen. „Wegen wem weinst du eigentlich, Konan?“, fragte sie leise und nahm ihre Hand zur Seite. Die Blauhaarige sah sie irritiert an, schien ihr nicht sofort eine Antwort geben zu können, doch dann senkte sie den Blick. „Ich wollte mit ihm reden. Ich wollte nur…den Grund wissen. Aber es gibt gar keinen Grund…ich bedeute ihm nichts.“ Es war bitter für Anko, Konan in diesem verzweifelten Zustand zu sehen, weil es bewies, was sie die ganze Zeit geahnt hatte. Dennoch legte sie die Arme um ihre Freundin und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Sie fragte nicht nach, was gewesen wäre, wenn es Pain ernst gemeint hätte. Sie wollte es nicht auch noch ins Gesicht gesagt haben, das würde ihr den Rest geben. „Ist okay“, wisperte sie stattdessen und schob ihre eigene Trauer und Eifersucht beiseite. Sie musste es tun, wenn sie Konan nicht verlieren wollte, denn die Hoffnung konnte sie einfach nicht aufgeben. Irgendwann würde Konan diesen Bastard vergessen. Anko würde höchstpersönlich dafür sorgen, dass er aus ihrem Leben gestrichen wurde. „Ich verzeihe dir“, sagte sie leise und hörte Konan aufschluchzen. Es war ihr Ernst, sie vergab ihr diesen Kuss…aber sie wusste, wem sie nicht vergeben würde. „Hey Nutte.“ Sabaku no Temari wurde nicht selten in ihrem Leben so genannt, aber es gab nur einen Menschen auf der Welt, dem sie diese Bezeichnung nicht übelnahm. Entnervt drehte sie sich um, schaute geradewegs in Hidans violette Iriden, die sie fixierten. Sein Grinsen war anders als sonst, das fiel ihr sofort auf und sie wusste, was das bedeutete. „Du kannst mit zu mir. Der Zuhälter ist ausgeflogen.“ Sie fischte sich eine Zigarette aus der Jackentasche und klemmte sich diese zwischen die Lippen, während sie nach Feuer suchte. Lange musste sie das nicht tun, sah wieder zu ihm auf, als ihr die Flamme vors Gesicht gehalten wurde. Temaris Mundwinkel zuckten; es war wirklich schön, wenn man sich ohne Worte verstand. „Dann erzähl mal.“ Hidan beobachtete, wie sie etwas Öl in die Pfanne gab und den Herd auf die höchste Stufe stellte. Die Wohnung war wie immer unaufgeräumt und überall standen Bierflaschen herum, die bis heute Abend verschwunden sein mussten. Wäre Temaris Erzeuger zuhause gewesen, so hätte er nicht mal hier sein dürfen. „Kakuzu ist wieder da.“ Temari stieß einen Pfiff aus, während sie sich ein Messer dazu holte, um das Gemüse zu schneiden. Es war seltsam, sie in dieser Mutterrolle zu sehen, aber er kam nicht umhin zuzugeben, dass sie es ziemlich gut machte. Überhaupt war sie die einzige Frau, die Hidan respektierte. „Was machst du jetzt mit deiner blonden Affäre?“ „Ich hab nicht ihr den Laufpass gegeben.“ Temari drehte sich abrupt zu ihm um, schaute ihn perplex an, weil sie damit nicht gerechnet hatte. Tja, anscheinend war er doch noch für Überraschungen gut. „Hidan…sag, dass das nicht wahr ist.“ „Ich hab gekündigt.“ „Verdammt noch mal!“ Temari keifte oft herum, wenn ihr etwas nicht passte, aber dieses Mal erschien sie ihm geradezu zornig. Tat schon gut, wenn man erkannte, dass man ein paar Menschen doch nicht egal war. „Was hast du dir dabei gedacht?“ Da war sie wieder, die besorgte Mutter. Ob das der Grund war, weshalb er so an dieser Frau hang? Na hoffentlich nicht, denn ein Komplex reichte ihm völlig. „Er wollte mich loswerden! Und bevor ich mich abschieben lasse, geh ich lieber von allein!“, brummte er zu seiner Verteidigung. Temari stöhnte nur leise, schüttelte den Kopf über ihn. „Und was willst du jetzt machen? Du bist arbeitslos, hast nichts Vernünftiges gelernt…und anschaffen gehen kannst du auch nicht wieder.“ Tatsache, denn wer einmal da weg war, der sollte auch weg bleiben. Die Zuhälter nahmen das sehr persönlich, wenn man sich einfach vom Acker machte und das machte eine Rückkehr zum absoluten Horror. „Hab ich mir noch nicht überlegt.“ „Klasse.“ Er sah zu, wie sie das Gemüse in die Pfanne warf und wütend darin herumrührte. Dann jedoch legte sie den Löffel zur Seite und wandte sich wieder ihm zu, verschränkte die Arme. „Das ist wirklich allergrößte Scheiße. Ist dir klar oder?“ „Ist es.“ „Weiß Blondie schon davon?“ „Nein.“ „Und du kannst Kakuzu nicht noch mal fragen, ob er-“ „Nein, verdammt!“ Die Sache war damit abgeschlossen und er würde ganz sicher nicht wie ein Hund angekrochen kommen. Kakuzu würde schon merken, was er an ihm verloren hatte, darauf versteifte er sich. Und wenn er es nicht merkte, war es auch scheißegal. Er brauchte diesen Typen nicht, er würde sein Leben schon irgendwie auf die Reihe bekommen. „Ich bin immer allein zurechtgekommen“, murmelte er trotzig. „Verarsch dich doch nicht selbst, Hidan. Vielleicht bist du vor Kakuzu allein zurechtgekommen…“ Temari unterbrach sich kurz selbst, um den Herd niedriger zu stellen und den Reis aus einem anderen Topf zu nehmen. „…aber willst du das wirklich? Woanders arbeiten? Weg von ihm? Ich glaube, wir wissen beide, dass er mehr als nur dein Boss ist.“ Hidan machte schon den Mund auf, um ihr zu widersprechen – er war nicht abhängig von diesem geizigen Mistkerl! Vielleicht hatte Kakuzu ihm etwas bedeutet, aber er ließ sich deshalb trotzdem nicht rumschubsen. Er wollte Temari sagen, dass er ihn nicht brauchte, doch die Tür, die in diesem Moment aufflog, ließ ihn innehalten. Er bemerkte, wie seine Freundin sich automatisch anspannte, die Lippen fest aufeinander presste. Glücklicherweise war es nur ihr jüngerer Bruder, Gaara, der sie beide mit einem finsteren Blick aus seinen schwarz umrandeten Augen maß, ehe er stumm an ihnen vorbei ging. „Es gibt bald Essen!“, rief Temari ihm hinterher und auch wenn die Anspannung aus ihr gewichen war, wirkte sie mitgenommen. Zur Antwort wurde die Tür geräuschvoll zugeschlagen und sie ließ die Schultern sinken, fuhr sich durch die Haare. Er war wirklich nicht der Einzige mit Problemen und weil ihm das gerade bewusst wurde, redete er nicht weiter gegen Temari an. So beschissen es ihm auch gerade ging, vielleicht war es jetzt an der Zeit, auch mal ihr zuzuhören. So ein bescheuerter Spruch hieß doch Geben und Nehmen. Pain hatte damit gerechnet, dass ein Gespräch mit Anko irgendwann unvermeidlich sein würde. Er hatte aber eher gedacht, dass sie ihn in seinem Zimmer aufsuchen würde, anstatt ihm draußen aufzulauern. Obwohl er sich ihrer Anwesenheit bewusst war, würdigte er sie keines Blickes, schaute hinab in das Wasser, während seine Finger locker um das Geländer der Brücke lagen. Es war kühl, trotzdem trug er ein T-Shirt und der raue Wind riss an dem schwarzen Stoff. Der Qualm der Zigarette, welche in seinem Mundwinkel hing, stieg empor und nahm noch einen tiefen Zug von ihr. „Du bist so ein verdammter Bastard!“ Ihre Stimme war aggressiv und ihre Haltung war es ebenso, als sie mit schnellen Schritten auf ihn zukam. Er schaute immer noch nicht auf, ließ den Blick stattdessen in die Ferne schweifen, wo allmählich die Sonne unterging und den Himmel in blutiges Rot tauchte. Die Selbstbeherrschung dieser Frau hielt sich arg in Grenzen und er zählte die Sekunden runter, bis ihr der Geduldsfaden mit ihm riss. „Was hast du eigentlich für ein Problem, du kranker Freak?!“, zischte sie in wie eine Giftschlange an. „Konan war schon so weit, dass sie dich aufgegeben wollte, aber das konntest du nicht ertragen oder? Was für ein scheiß Spielchen treibst du da eigentlich mit ihr?!“ Pain hätte am liebsten aufgelacht; Konan wollte ihn aufgeben? Das war ihm aber ganz anders erschienen, als sie ein Gespräch mit ihm gesucht hatte. Eifersucht brachte wirklich das hässlichste Gesicht der Menschheit hervor. „Es ist absolut widerlich von dir, ihr mit diesem scheiß Kuss Hoffnungen zu machen, nur um sie danach wieder zu verletzen! Deinetwegen hat sie schon wieder geweint!“ Dieses Mal hatte er sie wirklich zerschmettert, aber vielleicht würde sie sich somit in Zukunft von ihm fernhalten. Der Nagato, dem sie so lange nachgerannt war, hätte so etwas Abscheuliches niemals von sich gegeben. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir spreche!“, fauchte Anko und riss ihn an seinem Kragen zu ihr rum. In den braunen Augen tobte ein Orkan und die ganze Spannung schien sich nun zu entladen. Sein Kopf flog zur Seite, als sie ihm die Faust ins Gesicht rammte und er schmeckte Blut in seinem Mund. Die meisten Frauen ohrfeigten mit der flachen Hand, aber Anko hatte ihm die Knöchel mit voller Wucht reingehauen. Die Zigarette verlor ihren Halt und landete lautlos auf dem Asphalt. Ein kurzzeitiges Gefühl von Schwindel erfasste ihn, doch er bekam sich schnell wieder in den Griff. „Gibt dir das den Kick oder was?! Ich warne dich, wenn du ihr noch einmal zu nahe kommst, prügele ich dich ins Krankenhaus!“ Pain sah die Faust abermals auf sich zurasen, doch dieses Mal fing er ihre Hand ab und er quetschte sie so stark zusammen, dass Anko schmerzgepeinigt keuchte. Mitleidslos riss er ihren Arm hoch und drehte ihn ihr auf den Rücken, drückte sie dabei im Nacken runter, so dass sie sich nicht bewegen konnte. Das Treten und Zappeln brachte nicht das Geringste, denn auch wenn sie einiges drauf hatte, so war er doch kräftiger. Er ignorierte den schockierten Blick einiger Passanten, als er sich zu ihr runterbeugte. „Pass auf, mit wem du dich anlegst“, sagte er bedächtig ruhig. „Sonst kannst du dir bald Gedanken um deine Bestattung machen.“ „Du…“, knirschte Anko, doch ein Ruck an ihrem Arm ließ sie nach Luft ringen. „Kümmere dich gut um Konan.“ Es war das Letzte, das er zu ihr sagte, ehe er sie ruppig von sich stieß und sie einfach stehen ließ. Er wusste, dass sie ihm nicht folgen würde, aber er hätte ihr geraten, seine Anweisung zu befolgen. Andererseits würde es schlecht für sie ausgehen. Senju Hashirama hatte einen anstrengenden Tag gehabt, was vor allem daran lag, dass seine Firma zurzeit wie am Schnürchen lief. Natürlich war das nur wünschenswert, aber es sorgte auch dafür, dass er mehr Arbeit auf dem Tisch liegen hatte. Zudem lag ihm auch noch der Streit mit Madara schwer im Magen und er wusste nicht, was er noch sagen oder tun konnte, damit der andere ihm zuhörte. Seufzend fuhr Hashirama seinen weißen Audi in die Garage, welche sich direkt neben seinem Haus befand. Ihm kam wieder in den Sinn, dass Madara weiße Autos nicht abkonnte und wie er einmal vorgeschlagen hatte, das Ding rot lackieren zu lassen. Ein feines Schmunzeln umspielte seine Lippen bei diesem Gedanken, doch es verschwand recht schnell wieder. Er drückte den Knopf der Fernbedienung und das Garagentor schloss sich langsam. Eigentlich war es doch ziemlich ironisch, dass er alles besaß, was er sich wünschte mit Ausnahme dieses Menschen. Kaum ein Mann oder eine Frau würde ihn abblitzen lassen, schon gar nicht, wenn die Person einen Blick in sein Portemonnaie warf. Warum hatte er sich auch ausgerechnet in Madara verlieben müssen? Oder besser gesagt, warum hatte ihm ausgerechnet bei Madara dieser Fehler unterlaufen müssen? Es war zum Verzweifeln. Er griff mit der freien Hand in seine Jackentasche, um den Schlüssel wieder hervorzuholen und die Tür aufzuschließen. „Hast dir ja Zeit gelassen.“ Ruckartig hob er den Kopf, konnte nicht fassen, wer da tatsächlich vor seiner Haustür saß und ihn abschätzend musterte. Einen Moment lang starrte er ihn nur an, wusste nicht, was er sagen sollte. „Was tust du hier?“, entkam es ihm, ehe ihm bewusst wurde, wie dumm das klang. Madara schien es ihm nicht übel zu nehmen, denn er zuckte nur mit den Schultern, erhob sich dann von der Treppenstufe. Hashirama fiel auf, dass er die Hände in den Hosentaschen vergraben hatte, etwas, das er nur tat, wenn er nervös war und sich lässig geben wollte. „Wenn du mich noch länger hier rumstehen lässt, gehe ich wieder“, murrte er und Hashirama hob eine Braue. Allerdings sparte er sich eine entsprechende Bemerkung; nicht dass Madara sofort wieder verschwand, weil er ihn auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Ohne noch etwas dazu zu sagen, öffnete er die Tür und trat mit ihm ein. „Möchtest du etwas trinken?“, erkundigte er sich höflich, nachdem er ihn ins Wohnzimmer gebracht hatte. Madara ließ sich auf die Couch fallen, maß ihn mit einem missbilligenden Blick. „Lass die Floskeln, ich bin kein Fremder. Wenn ich was will, melde ich mich.“ So viel dazu. Hashirama legte seinen Aktenkoffer auf dem Tisch ab und setzte sich dann neben den Uchiha auf die Couch. Nachdem dieser nichts weiter sagte, entschied Hashirama den Anfang zu machen. „Du überraschst mich, Madara. Nach deinem imposanten Abgang habe ich nicht damit gerechnet, dich gleich einen Tag später wieder bei mir sitzen zu haben.“ „War auch nicht geplant.“ „Trotzdem bist du hier. Weshalb?“ Dieses Mal antwortete Madara nicht so forsch und das gab Hashirama ebenso zu denken, wie das lange Zögern. „Ich möchte jetzt alles wissen, was damals zwischen dir und dieser Schlampe vorgefallen ist.“ Es war nicht schwer zu erraten, wer die Schlampe war, doch der Ältere war nicht der Ausdrucksweise wegen überrascht. „Du hast mir seit dem Vorfall keine Chance gegeben, mich zu erklären. Warum jetzt?“, wollte er mit ernstem Tonfall wissen. „Jemand meinte, dass ich erst selbst vergeben muss, ehe ich das von anderen verlangen kann. Und jetzt hör auf, mich Unsinn zu fragen und rede – deine Zeit läuft.“ Er war so ruppig wie eh und je, aber Hashirama konnte nicht leugnen, dass er alles Recht dazu hatte. Innerlich seufzte er, doch äußerlich versuchte er nichts von seiner Anspannung durchdringen zu lassen. „Wenn du fertig bist, entscheide ich, ob du überhaupt Vergebung wert bist.“ Nun, mehr konnte er wohl auch nicht erwarten. Da keine weiteren Worte folgten, war es nun an ihm, den Mund aufzumachen und sich nach über einem Jahr endlich zu seiner Schuld aussprechen zu können...ob sich dadurch nun etwas ändern würde oder nicht. __________________________________________________________ Huhu, da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel. =) Nun, Anko hat ihren Frust zumindest ein bisschen abbauen können, Hidan verdrängt, Itachi dagegen beginnt zu vertrauen und Hashirama bekommt endlich seine Chance. Bleibt abzuwarten, ob er die nicht versaut...Madara vergibt nicht leicht. Noch einmal vielen Dank für die lieben Kommentare! Es ist wirklich sehr aufbauend, Unterstützung zu bekommen. ^^ lg Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)