Bring me to life von lunalinn (I’ve been living a lie, there’s nothing inside) ================================================================================ Kapitel 16: But you were there ------------------------------ Es gab nicht viele Dinge im Leben, die einen Kater und ein Blackout übertreffen konnten. Als Uchiha Madara am folgenden Morgen wach wurde, dröhnte sein Kopf dermaßen, dass er glaubte, dass ihn ein Laster überrollt hätte. Das grelle Sonnenlicht brannte in seinen Augen, so dass er den pochenden Schädel rasch wieder unter das Kissen brachte und es sich auf eben diesen drückte. Der pelzige Geschmack auf seiner Zunge war mehr als unangenehm und allein beim Gedanken an Alkohol wurde ihm übel. Wenigstens roch das Kissen gut…nach einem vertrauten Parfüm, das dennoch nicht sein eigenes war. Itachis eventuell? Hatte er sich versehentlich in das leere Bett seines Cousins fallen lassen, weil er so einen im Tee gehabt hatte? Moment…das war definitiv nicht Itachis Geruch! Ruckartig manövrierte Madara seinen angeschlagenen Körper in eine aufrechte Position und das Blenden der Sonne war augenblicklich vergessen. Dieses Zimmer war nämlich nicht sein eigenes, auch wenn er hier schon einige Male aufgewacht war. Madara widerstand dem klischeehaften Drang, sich die Hand auf den Mund zu schlagen und ein beinahe hysterisches Keuchen von sich zu geben, nur schwer. Das war absolut scheiße! Was war gestern passiert? Ein kurzer Blick unter die Bettdecke verschaffte ihm zumindest etwas Erleichterung, denn er trug seine Shorts noch am Leib. Kein Sex im besoffenen Zustand mit seinem verhassten Ex-Freund, ein Glück! Trotzdem, wie war er hierhergekommen und wo war Hashirama? Seine Erinnerung war wie von einem Schleier überdeckt, so dass es ihm nicht leicht fiel, sich zurückzuerinnern. Er war in dieser Kneipe gewesen, hatte sich ablenken wollen…und dann war Hashirama aufgetaucht. Der Mistkerl hatte ihn einfach entführt und dann hatte er ihn ausgequetscht wie eine überreife Zitrone. Madara schmeckte seine Magensäure, als ihm bewusst wurde, was er da gestern vor sich her genuschelt hatte; das durfte doch nicht wahr sein! „Du bist wach?“ Wieso zum Geier noch mal hatte Hashirama es geschafft, die Tür unbemerkt zu öffnen?! Und warum sah er selbst am Morgen so unverschämt gut aus, dass man neidisch werden konnte? War es überhaupt noch morgen? Ein schneller Seitenblick zu der Uhr, welche auf der Kommode stand, würde das Rätsel ohne peinliche Fragerei lösen. „Es ist bereits zwölf Uhr, falls es dich interessiert.“ Das war dann wohl nichts, aber gut, wenigstens hatte er nicht gefragt. Madara schnaubte, verschränkte gleichzeitig die Arme und lehnte sich zurück. Schön, er hatte mächtig Mist gebaut, aber klein beigeben? Niemals! „Du brauchst mich gar nicht so böse anzuschauen“, zerstörte Hashirama den letzten Funken seiner Selbstachtung. „Hätte ich dich gestern nicht zufällig in dieser Bar gefunden, würdest du jetzt vermutlich in irgendeiner Gasse liegen.“ „Du übertreibst.“ „Natürlich.“ „Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten, Senju!“, zischte Madara angriffslustig wie eh und je. Leider hatte das noch nie bei dem Älteren gezogen, denn dieser maß ihn lediglich mit einem milden Lächeln. Und er schien es auf die Spitze des Eisberges treiben zu wollen, indem er sich zu ihm auf die Bettkante setzte. Ernste, braune Augen suchten seine eigenen und Madara wollte nichts lieber, als sofort zu verschwinden. „Du hast gestern zusammenhangloses Zeug gelallt.“ „Tatsächlich“, murmelte der Uchiha und wich dem Blick aus. „Jedoch steckt ja bekanntlich in jedem Wort ein Körnchen Wahrheit.“ Diesmal schwieg Madara beharrlich, wobei er hoffte, dass das ausreichen würde, um das Thema endgültig zu streichen. Er wusste noch in etwa, was er gesagt hatte und das reichte. „Ich gehe mal davon aus, dass du mir nichts erzählen wirst, aber das, was ich gestern mitbekommen habe, hörte sich nicht gut an.“ „Wie scharfsinnig, Senju…an dir ist ein Psychiater verloren gegangen.“ Seine scharfe Zunge, die fließend Sarkasmus beherrschte, hatte ihn bisher aus jeder noch so misslichen Lage gerettet – aber nicht bei Senju Hashirama. Der schmunzelte nämlich nur, ehe er mit seinem Monolog fortfuhr. "Ich möchte dir nicht zu nahe treten, denn-“ „Dann lass es!“ „Denn das mit deinem Cousin ist allein deine Angelegenheit und ich werde mich da nicht einmischen. Allerdings hast du auch etwas gesagt, das mich betrifft und darüber will ich mit dir reden.“ Es war eine dieser ausweglosen Situationen, aus denen man sich nicht winden konnte, so sehr man es sich auch wünschte. Eigentlich war es schon ziemlich nobel von Hashirama, dass er zumindest die Sache mit Itachi nicht ansprechen wollte. Madara wusste nicht, ob er das ebenso gemacht hätte, wenn er an des anderen Stelle gewesen wäre. Aber so war der Senju halt…ein widerlich anständiger Kerl. Auch wenn es natürlich alles andere als anständig gewesen war, ihn mit dieser rothaarigen Schnalle zu betrügen. Genau daran musste er sich jetzt klammern, dann würde er schon an seinen Prinzipien festhalten können. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll…vielleicht: Geht mir am Arsch vorbei! Ja, ich denke, das trifft es perfekt!“ Und mit diesen glorreichen Worten wollte er aufstehen und durch die nächste Tür verschwinden. Leider war Hashirama für einen Bürokraten ziemlich schnell und so fand sich der Jüngere nur zwei Sekunden später unter dem anderen wieder. Früher schon hatte ihn diese Position aufgeregt, denn selbst beim Sex gab er gern den Ton an – wenn Hashirama ihn schon nicht hatte reinstecken lassen, so wollte er wenigstens das Tempo bestimmen. Okay, das Thema war jetzt wirklich fehl am Platz! „Runter von mir, Senju!“, knirschte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, doch der andere schüttelte nur den Kopf. „Du kannst mir nicht ewig ausweichen, Madara. Gestern, da meintest du, ich würde dich hassen. Du hast gesagt, dass du mich verloren hättest.“ Am liebsten hätte er Hashirama eine gescheuert, damit er ihn nicht mehr rezitieren konnte. Mochte ja sein, dass er das gesagt hatte, aber er war betrunken gewesen! Das war doch nur wirres Zeug gewesen. „Und? Denkst du, dass das mein Ernst war? Ich hab Stress mit Itachi und etwas viel Alkohol im Blut gehabt…ich hab mich gehen lassen. Was ich gesagt habe, hat keine Bedeutung.“ Madara hatte vergessen, dass man einen Senju nur schwer täuschen konnte und mit seinem gespielt abgebrühten Gelaber alles nur schlimmer gemacht hatte. Hashiramas Griff festigte sich, hielt ihn an Ort und Stelle, während er ihn musterte. Feine Haarsträhnen, die noch länger als seine eigenen waren, kitzelten seine Haut und er schauderte merklich. Ein Hauch von Aftershave wehte ihm um die Nase und das empfand Madara alles andere als fair. Ebenso wie die Antwort auf seine Abweisung. Madara hatte auch vergessen, wie gut Hashirama küssen konnte und wie leicht er selbst sich von so einer Geste um den Finger wickeln ließ. Das ätzende Klischee der tausend Motten in seinem Bauch schien ausnahmsweise mal keine dumme Teenager-Lüge zu sein. Vermutlich konnte man einen brodelnden Vulkan nicht völlig ersticken, denn mit diesem einen Kuss brach er erneut aus. Madara schaffte es, zumindest eine Hand aus dem festen Griff zu lösen, nur um sie in dem weinroten Hemd des Senjus zu vergraben – hoffentlich blieben ein paar Knitterfalten zurück. Hashirama schmeckte immer noch wie damals und Madara meinte noch einen Hauch der Zahnpasta wahrzunehmen. Die vertraute Zunge glitt in seinen Mund, traf dort auf seine eigene und wie immer kämpften sie um die Dominanz. Hashirama vergrub eine Hand in seiner Mähne, während er ein gedämpftes Stöhnen von sich gab. Jedes einzelne Härchen an Madaras Körper stellte sich auf und es fiel ihm schwer, sich zusammenzunehmen. Viel zu lange her…und viel zu falsch! Mit einem heftigen Stoß gegen Hashiramas Brust brachte er Abstand zwischen sie beide, erkannte Irritation in den haselnussbraunen Iriden. Dieser Bastard… „Du…bist einfach das Letzte!“, stieß er hervor und rauschte aus dem Raum, so schnell es ihm möglich war. Das war doch alles beschissen! Was war eigentlich in ihn gefahren? Und wo waren seine verdammten Klamotten?! Egal! Lieber würde er halbnackt nach Hause stampfen, als Hashirama danach zu fragen! Von dem hatte er die Schnauze gestrichen voll! Von wegen Reden…dieses Arschloch! Hidan wachte an diesem Tag mit eindeutigen Schmerzen im Unterleib auf und als er einen Blick zur Seite warf, erkannte er einen bekannten, breiten Rücken. Ungewohnt still musterte er die gebräunte Haut des alten Mannes, widerstand dem Drang, mit den Fingern über die unverkennbaren Narben zu streichen, nur schwer. Was tat er hier eigentlich? Stöhnend drehte er sich wieder auf den Rücken, hörte das leise Rauschen der Satin-Bettwäsche, die sich angenehm an seinen nackten Körper schmiegte. Was stimmte nicht mit ihm, dass er jetzt ausgerechnet hier gelandet war? Mit Kakuzu in der Kiste und ohne Deidara auch nur Bescheid zu geben, wo er sich rum trieb. Andererseits waren sie beide ja nicht richtig zusammen…also konnte ihm der Künstler auch keinen Vorwurf machen. „Bist du schon wach, Hackfresse?“, brummte er schließlich, weil er diese grausame Stille nicht mehr ertrug. Ein entnervtes Schnauben beantwortete die Frage, doch Kakuzu drehte sich nicht um. Hidan hasste diese Art von ihm manchmal, weil er sich wie ein Ding vorkam, das man benutzte und dann zur Seite legte, bis man es wieder brauchte. So war es immer gewesen. „Gib mir besser ne verdammt gute Erklärung für das, was wir da gestern gemacht haben!“, knurrte er, obwohl er selbst keine hatte. „Du hattest es nötig. Ich habe es dir besorgt.“ Zwei Sätze, die so nüchtern ausgesprochen worden waren, dass Hidan ihm am liebsten eine verpasst hätte. „Du wolltest mich!“, knirschte er und Kakuzu gab ein trockenes Lachen von sich. „Du hättest anders keine Ruhe gegeben.“ „Verarsch mich nicht!“, fauchte der Jashinist und schlug ihm hart gegen die Schulter. Nun drehte sich Kakuzu tatsächlich um, doch entgegen Hidans Erwartungen schien er es nicht darauf abgesehen zu haben, sich für den Schlag zu revanchieren. Etwas Nachdenkliches lag in den grünen Augen, die Hidan schon seit ihrem ersten Aufeinandertreffen irgendwie fasziniert hatten. „Du bist ein Idiot“, wurde es ihm wenig schmeichelhaft eröffnet. „Seit ich dich kenne, bist du aufdringlich und laut. Gestern habe ich dir Urlaub zugewiesen und du hast mich beleidigt und angegriffen. Für mich bist du nicht mehr als eine dauerhafte Belastung, die ich einfach nicht loswerde.“ Geschenkt hatten sie sich beide noch nie etwas, aber das ging wirklich zu weit! So etwas musste er sich nicht sagen lassen! Kakuzu konnte das auf keinen Fall ernst meinen, wollte ihn vermutlich nur verletzen, weil er sich über ihn geärgert hatte. „Und jetzt zieh dir deinen Fummel wieder an und schwing deinen Arsch aus meinem Haus, bevor ich dich rauswerfe.“ Hätte er ihn doch lieber verprügelt, das wäre nur halb so schlimm gewesen und dabei war er nicht empfindlich. „Fick dich doch, du selbstgefälliges Arschloch!“, zischte er zurück und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Seine Klamotten klemmte er sich rasch unter den Arm, wollte keine Sekunde länger bleiben. „Ich kündige!“, hängte er noch hinterher und ohne zu überlegen. Dann fiel die Tür ins Schloss…und Kakuzu starrte die Klinke sehr lange an, bevor er sich eine Zigarette anzündete. Nachdenklich schaute Deidara nach draußen, wo es bereits wieder zu regnen begonnen hatte…ein trister Samstag, den er bis jetzt allein verbracht hatte. Ohne Hidan, weil der sich seit dem letzten Tag nicht mehr gemeldet hatte. Sei es drum, Deidara war Künstler, kein Kontrollfreak und er würde den Russen bestimmt nicht anrufen, um sich zu erkundigen, wie es diesem ging. Hidan war erwachsen und sie waren nicht richtig zusammen, also musste er nicht alles wissen. Auch wenn es ihn natürlich wurmte, dass er nicht einmal eine SMS bekommen hatte. Das war ja wohl das Mindeste! Er murrte leise, als ihm klar wurde, dass er sich soeben doch wie eine eifersüchtige Schnalle benahm. Verdammt! Wenn das so weiterging, würde er noch zu einer zweiten Ino mutieren und das wollte er auf keinen Fall. Definitiv durfte er heute nicht hier drin versauern, nur weil Hidan nicht anwesend war, und aus genau diesem Grund ging er ins Wohnzimmer. Doch da saß nur eine abwesend wirkende Konan, deren Hände eine Kaffeetasse umklammert hielten. Weder Pain, noch Anko, nicht mal die Uchiha…das war doch nicht normal. Konans traurige Miene riet ihm, sich am besten nicht dazu zu setzen, weil er absolut keine Lust auf deprimierende Gespräche verspürte. Andererseits war es vielleicht mal Zeit für eine gute Tat… „Wo sind die anderen, hmm?“, fragte er frei heraus und setzte sich ohne zu fragen, woraufhin die Blauhaarige zusammenzuckte. „Ich weiß es nicht“, murmelte sie dann, ehe sie wieder in ihre Tasse starrte. Toller Anfang für eine ungezwungene Konversation, da hatte er sich wirklich selbst übertroffen. „Was ist los, Konan?“, überwand er sich schließlich doch, denn eigentlich mochte er den ruhigen Blauschopf. Genau genommen kam jeder gut mit ihr aus, weil sie sich nicht auf Streitigkeiten einließ und ihre Meinung gewöhnlich für sich behielt. Damit ähnelte sie zwar Itachi, doch sie wirkte auf ihn nicht so arrogant wie Letzterer. „Hast du dich jemals zu zwei Menschen gleichzeitig hingezogen gefühlt?“ Okay, nicht unbedingt das Problem, das er sich gewünscht hatte, denn in emotionalen Angelegenheiten war Deidara schon immer grottenschlecht gewesen. Das hatte ihm seine erste Beziehung mit einem Mädchen versaut – auch wenn Kurotsuchi einen verdächtig männlichen Touch gehabt hatte. „Nicht wirklich, hmm“, brummte er, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Auch wenn Sasori tot war, fühlte er immer noch einiges für ihn und gleichzeitig hatte er sich auf Hidan eingelassen, weil…warum eigentlich? Weil er nicht allein sein wollte? Oder weil er sich ablenken wollte? Oder weil Hidan ihm tatsächlich auf eine absurde Art und Weise…gefiel? Konfus, er war für solche Gespräche nicht gemacht. „Warum fragst du so was? Ich dachte, du und Anko seid jetzt so?“, er formte mit Zeige- und Mittelfinger ein V und streckte die Zunge dazwischen heraus. „Jedenfalls hat Hidan das so formuliert…hmm“, fügte er auf ihren pikierten Blick hinzu. „Ich mag sie.“ Deidara stieß pfeifend die Luft aus, lehnte sich zurück. „Das wird ihr wohl kaum reichen.“ Konan schien noch etwas mehr in sich zusammenzusinken, ehe sie nickte. Mit den nächsten Worten riss sie ihn jedoch umgangssprachlich fast vom Hocker. „Pain hat mich gestern geküsst.“ „Was?!“ „Behalte das für dich.“ „Ähm…ja, sicher, hmm“, murmelte er zerstreut, schaute sie aber immer noch ungläubig an. Es war bekannt, dass Konan dem Punk schon seit einer Ewigkeit hinterher rannte, aber seit der Sache mit Anko schien sie darüber hinweg zu sein. Anscheinend ein Irrtum, so wie es ihr zusetzte. Deidara war froh, dass er sich nicht in ihrer Lage befand. „Ich muss noch mit ihm darüber reden“, hörte er sie wispern und nickte zustimmend. „Das solltest du tun, hmm“, bestärkte er sie und dafür erhielt er ein schwaches Lächeln. Nun, das war mehr, als er erwartet hatte und es gab ihm ein gutes Gefühl. Allerdings verschwand dieses Gefühl in dem Moment, als er hörte, wie die Haustür geöffnet wurde und ohne dass er etwas dafür konnte, sprang er wie von der Tarantel gestochen auf. Konan schien ihm das nicht übel zu nehmen, denn sie reagierte ähnlich, stellte die Tasse rasch auf dem Tisch ab. Vermutlich fürchtete sie, dass es sich um Anko oder Pain handeln könnte, so wie Deidara Hidan erwartete. Die Enttäuschung folgte, als jemand eintrat, den sie beide eigentlich hätten vermissen sollen. Deidara hatte immer eine gewisse Abneigung gegen Itachi gehegt und auch jetzt konnte er diese nicht einstellen, doch gleichzeitig fühlte er so etwas wie Bedauern. Es war nicht in Ordnung gewesen, was er dem Uchiha bei ihrem letzten Zusammentreffen an den Kopf geworfen hatte, und ihm jetzt in die ausdruckslosen Augen zu sehen, das war schon hart. Itachi sah wirklich schlecht aus, denn er war noch blasser als sonst, die Haare hingen ihm matt über die Schultern und seine sonstige Ruhe glich nun eher Apathie. Was zur Hölle war mit dem passiert? Konan schien der Zustand ihres Mitbewohners nicht minder zu schockieren, doch sie war im Gegensatz zu ihm nicht zu stur, das zum Ausdruck zu bringen. „Meine Güte, du siehst furchtbar aus“, entkam es ihr und Deidara pflichtete dem stumm bei. „Setz dich erst mal. Soll ich dir einen Tee machen?“ Itachi hob den Blick zwar, schüttelte auch den Kopf, doch er schien durch sie beide hindurch zu sehen. „Er wird sowieso nicht lange bleiben“, ertönte eine Stimme, die ihnen fremd war. Der Mann, der soeben hinter den Uchiha trat, hatte ein angesichts der Situation unpassendes Grinsen im Gesicht, das ihn nicht gerade sympathisch wirken ließ. Itachi sagte nichts darauf, sondern schlug den Weg in Richtung seines Zimmers ein. Es war Konan, die die unangenehme Stille brach. „Was soll das heißen?“, fragte sie sachlich und musterte den Unbekannten argwöhnisch. „Das heißt, dass er jetzt seine Sachen packt und zu mir zieht.“ Deidara wäre beinahe die Kinnlade herunter geklappt; Itachi zog zu diesem seltsamen Typen? Einfach so? Von jetzt auf gleich? Konan schien ebenfalls erschüttert darüber, doch sie fasste sich schnell wieder, fixierte den Mann kühl. „Und aus welchem Grund?“ Das hätte den Künstler natürlich auch interessiert, auch wenn er immer vorgab, dass Itachi seinetwegen verrecken könnte. „Schätzchen, wenn du das wissen willst, solltest du ihn fragen. Ich bin nicht die Auskunft“, gab der Hüne spöttisch zurück und Konan verengte die bernsteinfarbenen Augen. Okay, diese beiden wurden schon mal keine Freunde, allerdings schien die Blauhaarige das ernst zu nehmen, denn schon war sie aus dem Raum verschwunden. Toll, denn jetzt durfte er sich mit dem Typen rumschlagen. „Du ziehst also wirklich aus.“ Itachi reagierte nicht auf die Feststellung, sondern fuhr fort, seine Kleidung aus dem Schrank zu räumen und in die Reisetasche, die er schon beim Auszug von zuhause verwendet hatte, zu packen. Eigentlich konnte er selbst noch nicht glauben, dass er das tat. „Warum jetzt?“ Es war ungewöhnlich, dass Konan sich so beharrlich in anderer Leute Angelegenheiten einmischte. Vielleicht hatte er sich geirrt und es gab in dieser Wohngemeinschaft tatsächlich Menschen, die nicht nur an sich selbst dachten. Jedoch kam ihm diese Erkenntnis soeben mehr als ungelegen, hatte er nicht vor, sich von seinem Entschluss abbringen zu lassen. Er wollte nicht zu Kisame ziehen, aber er war momentan das kleinere Übel, wenn er an Madara dachte. Allein der Gedanke an seinen Cousin reichte aus, um einen Brechreiz auszulösen. Er konnte hier nicht länger bleiben. „Itachi…“ Er zuckte zusammen, als Konans Stimme so dicht neben ihm ertönte, und als sich auch noch deren Finger auf seinen Arm legten, ließ er reflexartig einen Stapel Jeans fallen. Es würde noch dauern, bis die Wunden richtig abgeheilt waren, und die Narben würden ihn sein ganzes Leben lang daran erinnern, was er für ein Feigling war. Doch Konan musste das nicht wissen und so widerstand er dem Drang, nachzuschauen, ob die Verbände noch richtig saßen und unbefleckt waren. „Du hast dich verletzt, nicht wahr?“ Er erwiderte zuerst nichts darauf, während er die Hosen aufsammelte und in der Tasche verstaute. Gleichzeitig wurde ihm heiß und kalt, weil er nicht mit solchem Scharfsinn gerechnet hatte. Aber er wollte das nicht weiter ausführen. „Unsinn.“ Konan schnaubte leise, während sie sich neben ihn kniete und eine der Jeans zusammenfaltete. „Nagato hat sich damals oft selbst verletzt, Itachi. Ich kenne den Blick eines Menschen, der nicht mit seinem Leben fertig wird und das an seinem Körper auslässt.“ Itachi wünschte sich nur, sie möge verstummen, doch er sagte nichts, versuchte das verräterische Zittern seiner Finger unter Kontrolle zu bekommen. „Wenn du sicher bist, dass es dir hilft zu diesem Typen zu ziehen, dann tu das. Wenn nicht, solltest du dir anderweitig Hilfe suchen.“ „Ich brauche keine Hilfe“, schlug er ihren vermutlich gut gemeinten Rat aus, ehe er aufstand und die Tasche schulterte. Sie glaubte ihm nicht, das war ihm bewusst, doch sie sprach auch nicht weiter dagegen, erkannte wohl, dass das nichts bringen würde. „Dann wünsche ich dir alles Gute.“ Sie tat es ihm gleich und er war erleichtert, dass sie ihn nicht umarmte; das hätte er nicht ertragen. „Danke…ich dir auch.“ Die junge Frau war ihm gegenüber immer freundlich gewesen, er hatte nie ein Problem mit ihr gehabt. Sie waren keine Freunde, das hätte er nicht zugelassen, aber trotzdem meinte er das Gesagte ernst…und Konan hoffentlich auch. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, diskutierte Deidara gerade mit Kisame über ein ihm unbekanntes Thema. Es war einfach, sich mit Kisame zu unterhalten, wenn man sich erst mal an sein abschreckendes Äußeres gewöhnt hatte. Vielleicht weil er so offen war oder einige Menschen seinem Humor doch etwas abgewinnen konnten. Jedoch erstarb die Unterhaltung augenblicklich, als er dazu kam. Deidara wirkte merklich angespannt, fixierte abwechselnd den Boden und ihn. Wollte er ihm noch etwas sagen? Fühlte er sich schuldig wegen dem, was er zu ihm gesagt hatte? Wohl kaum, denn der Uchiha wusste, wie sehr Deidara ihn hasste. Dafür gab es keinen besonderen Grund, hauptsächlich resultierte dieser Zustand aus Antisympathie. „Hast du alles?“ Er nickte auf die gestellte Frage, lehnte jedoch ab, als Kisame ihm die Tasche abnehmen wollte. Ja, er fühlte sich schlecht, aber er hatte auch seinen Stolz. Wortlos folgte er dem haiähnlich aussehenden Mann in Richtung Flur, jedenfalls hatte er dies tun wollen. „Warte mal, Itachi!“ Das kam nun doch unerwartet, doch er behielt diesen Gedanken für sich. Deidara schien sich auch so sichtlich unwohl zu fühlen. „Was ich da…gesagt habe, als du…ich meine, das war…ich wollte nicht…jedenfalls tut es mir leid, hmm.“ Wie viel Überwindung mochte es den blonden Künstler gekostet haben, das auszusprechen. Sicher nicht wenig und das obwohl Itachi ihm seine Worte bis jetzt nicht übel genommen hatte. Deidara trug keine Schuld an dem, was passiert war…und auch nicht daran, dass er nun auszog. „Ich trage dir nichts nach“, sagte er daher nur und damit war das Gespräch für ihn beendet, so dass er Kisame nach unten folgte. Erst Konan, dann Deidara…und als er sich neben Kisame in dessen Wagen setzte, fragte er sich, warum das alles jetzt passierte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich jemand um ihn Gedanken machte. Und er hatte Kisame nicht ernst genommen, als dieser ihm so hartnäckig an den Fersen geklebt hatte. Die Geschehnisse verwirrten ihn und er senkte die Lider halb, lehnte den Kopf gegen die Fensterscheibe. Auch wenn er es sich von ganzem Herzen wünschte, einen Neuanfang würde es für ihn nicht geben. Niemals. _______________________________________________________________ So viel dazu...Itachi wirkt nicht sehr positiv und es wird auch seine Zeit brauchen, bis er das alles verarbeitet hat und wieder klar kommt. Ob Kisame ihm dabei eine Hilfe ist oder ihn letztendlich behindert, ist ungewiss. Im nächsten Kapitel gibt es endlich Pains und Konans Aussprache...bleibt abzuwarten, wie das ausgeht. Und Madara lässt sich ins Gewissen reden... Bis zum nächsten Mal und danke an alle Kommischreiber! Ihr motiviert mich! :D lg Pia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)