Freaks of Nature von sailor_muffin ================================================================================ Kapitel 46: God is a girl ------------------------- Teru Mikami war nicht jemand, der die Dinge nur Halb machte. Sein Job, sein Training, immer gab er einhundert Prozent, diszipliniert, strukturiert, schnell und mit maximalem Ergebnis. Seit er denken konnte hatte er sich selbst straffe Richtlinien vorgegeben, und mit den Jahren hatten sie sich nur verstärkt. Faule, antriebslose Menschen, die sich von einem Tag in den Nächsten treiben ließen, gleichgültig und desinteressiert am Leben, waren für ihn abstoßend, widerlich. Fast schon schlimmer als die eigentlichen Verbrecher waren die Zuschauer, die Wegschauer, die der Meinung waren, es ginge sie nichts an, wenn direkt vor ihrer Nase furchtbare Dinge passierten. Die Menschheit musste mobilisiert, aus ihrer Trägheit geholt und aktiv werden. Kira war ein Anstoß, aber unerreichbar und wage, ein abstraktes Wesen. Aber Jinx... Jinx schien zum Greifen nahe. Er sprach die Menschen direkt an, rüttelte sie auf. Er war derjenige, der sie in ein neues Zeitalter führen konnte. Er war wahrhaftig Gott, und er war zu ihnen herabgestiegen! Ihr Retter! Und Kiyomi, seine wunderbare, kluge Partnerin Kiyomi. Eine glückliche Fügung, dass er so eine Frau kennen lernen konnte. Er hatte sich nie besonders für Frauen interessiert, aber sie teilte seinen Enthusiasmus, seine Leidenschaft für die Gerechtigkeit. Außerdem war sie ein hart arbeitender und zielstrebiger Mensch. Teru konnte sich eine gute gemeinsame Zukunft mit ihr vorstellen. Schade war nur, dass sie keine Kinder bekommen wollte. Er hatte das Thema ein paar Mal angesprochen, aber Kiyomi hatte sofort abgeblockt. Dabei waren Kinder so wichtig, gerade für dieses neue Zeitalter, das eine neue Generation von Menschen hervorbringen würde. Bis vor wenigen Jahren hätte er es verstanden, wenn man es sich gut überlegte, Kinder in die Welt zu setzen, aber jetzt schien eine gute, lebenswerte Zukunft zum Greifen nahe. Nun, vielleicht würde sie es noch einmal überdenken... Als sie einen Tag nach der Ausstrahlung von Jinx erster Nachricht nach Hause kam, und ihm erzählte, sie hätte Jinx persönlich getroffen und er wollte mit ihnen zusammenarbeiten, konnte er sein Glück kaum Fassen. In was für einer großartigen Zeit lebten sie doch, in der harte Arbeit letzten Endes so belohnt wurde! In dieser Nacht schliefen sie miteinander. Es passierte nicht oft, aber wenn, dann gab sich Teru die größte Mühe, ein zärtlicher und aufmerksamer Liebhaber zu sein, gerade, weil Kiyomi schnell verkrampfte und ihre Lust verlor. Aber an diesem Abend war es noch so viel mehr. Seine Kiyomi hatte Jinx gesehen, mit diesen Augen, dessen Lider er sanft küsste. Mit ihm gesprochen, mit diesen Lippen, über die er langsam mit der Zunge fuhr. Seine Stimme gehört, mit diesen schönen, kleinen Ohren, an denen er vorsichtig knabberte. Hatten ihre Hände Seine berührt? Vielleicht hatten sich ihre Schultern, ihre Arme gestreift? Als er endlich, endlich in sie eindrang, und sie wohlig stöhnte, konnte er es fühlen. Es war mehr als ein körperlicher Akt, es war der göttliche Segen, der durch Kiyomi hindurch strömte und ihn erfüllte. Eine spirituelle Erfahrung, eine Erleuchtung, eine Erlösung, und Teru fühlte Tränen des Glücks über sein Gesicht laufen und er küsste sie und küsste sie, wieder und wieder. „Ich liebe dich, Kiyomi. Ich liebe dich.“ Natürlich wünschte er sich sehnlichst, Jinx auch eines Tages zu Sehen, aber bis jetzt hatte er noch nicht die Bitte danach geäußert, und Teru wagte nicht, zu Fragen. Er würde sich in Geduld üben, bis Gott es ihm erlaubte und Kiyomi an der Türe erwarten, wenn sie von den Treffen zurück kam. Nicht, um unverschämt Fragen zu Stellen und Informationen aus ihr herauszulocken, sondern nur, um sie Anzusehen, zu Verwöhnen und ein wenig von der Göttlichkeit zu Erhaschen, die sie noch immer Ausstrahlen musste. Und nach der zweiten Nachricht, dem Aufruf, nicht nur an die Menschen, sondern auch an Kira selbst, eröffnete sie ihm, dass Jinx zu ihnen nach Hause kommen würde. „J-Jetzt? Aber, ich bin gar nicht vorbereitet! Das Haus ist nicht geputzt!“ „Es ist sauber genug, glaub mir, das wird gar nicht auffallen.“ „Wir müssen sofort etwas kochen!“ „Nicht nötig. Jinx bringt was vom KFC mit.“ „Der... KFC?“ „Du magst doch Hähnchen, oder?“ „Aber... Gott kauft fettiges Fastfood?!“ „Ja... ich glaube, ich sollte dir da noch etwas erzählen. Nur als... Vorwarnung...“ Kiyomi wirkte peinlich berührt und fuhr sich nervös durch die Haare. „Jinx ist... wahrscheinlich nicht so, wie du es dir vorgestellt hast...“ Ein lautes, langes Klingeln unterbrach sie. Teru warf einen hastigen Blick in den Spiegel, dankbar, dass er noch den Anzug aus der Arbeit trug. Aber seine Haare standen ihm wirr vom Kopf und sein Blick war panisch. Er strich sich hastig über die schwarzen Strähnen und atmete einmal tief durch. Er musste den Eindruck eines seriösen, kompetenten Mannes machen! „Äh, Teru, warte eine Sekunde...!“ hörte er noch Kiyomis Stimme hinter sich, als er die Tür öffnete. Etwas Kleines, Schwarz-Blondes warf sich ihm quietschend um den Hals und leerte beinahe den riesigen Eimer voller fettiges Hähnchen über seinen Anzug. „Ooooh, du bist Teru, nicht wahr? Mannoman, du bist ja groß. Ich meine, du bist echt RIESIG! Wie groß bist du?! Zwei Meter?“ Das Etwas war Weiblich, unübersehbar durch den großzügigen Ausschnitt und ihrer, für ihre Größe und schlanke Figur, beeindruckende Oberweite. Sie trug ein schwarzes Kleid, dass nur aus Rüschen, Tüll und Spitze zu bestehen schien und ihre Augen und Lippen waren tiefschwarz geschminkt. Sie strahlte ihn so breit an, dass ihm beinahe schwindlig wurde. „KIYOMI! HI!“ Die Frau neben ihm bekam die gleiche, stürmische Begrüßung. „Ich hab uns was zum Futtern mitgebracht, um den heutigen Abend zu Feiern! Endlich lern ich deinen Teru kennen! Ihr habt ja ne tolle Wohnung! Habt ihr Haustiere? Ist das das Wohnzimmer? Wo kann ich den Eimer abstellen? Und wo ist das Badezimmer, ich muss ganz dringend mal für kleine Mädchen!“ Kiyomi schickte Teru über die Schulter des Mädchens einen zerknirschten Blick. „Ich... hätte es dir schon vorher sagen sollen... aber...“ „G-Gott?“ stotterte Teru. Das Mädchen wirbelte herum, die Augen leuchtend, heftig atmend dass ihre Brüste sich hoben und senkten, ihre Wangen rot und ihr Lachen hell und überschäumend. „Mein Name ist Misa Amane! Na, wie sieht's aus? Lust, dass wir drei Alles verändern?“ Misa Amane. Jinx. Gott. Er fiel auf die Knie, zitternd und mit rasendem Herzschlag. Gott war ein blondes, überirdisch schönes Mädchen, die den ganzen Raum zum Leuchten und Knistern brachte, ein wilder Sturm von Energie, eine magische, irre, ungebändigte Kraft. Sie würde die alte Ordnung zerschmettern! Der Gott einer neuen Welt! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)