Freaks of Nature von sailor_muffin ================================================================================ Kapitel 11: Missverständnis --------------------------- Der Detektiv saß zusammengekauert auf der Couch und blickte auf seine wackelnden Zehen. Sein ganzer Körper schien zu kribbeln, ganz besonders sein Bauch und... etwas weiter unten. Es war nicht angenehm oder schmerzhaft, dafür war es zu intensiv. So intensiv dass jeder Versuch sich ein paar Sätze zurechtzulegen vollkommen sinnlos war. L war ein einziger Ball aus Gefühlen, hilflos verloren in einer Welt die für ihn völlig fremd und beängstigend war. Kurz nach seiner SMS war ihm aufgefallen dass er immer noch die Kleidung von gestern trug. Er stolperte panisch ins Bad und blickte in den Spiegel. Seine Lippe war geschwollen, genauso wie seine linke Wange. Blut war von seinem Mund bis zum Kinn geronnen und Schorf hatte sich auf seinen Handflächen gebildet. Er ging schnell unter die Dusche und wusch sich Staub und altes Blut ab und wühlte dann frische Kleidung aus dem Schrank. Er kroch zurück auf das Sofa, die Beine wieder hochgezogen und die Arme um sie geschlungen. Er wackelte mit den Zehen. Wasser tropfte aus seinen dicken Haaren auf sein Shirt. Er goss sich Tee aus der Kanne nach, die Watari dagelassen hatte. Was sollte er nur tun? Was sollte er Light sagen? 'Haben wir uns gestern geküsst?' Unmöglich, Lächerlich. Er wünschte sich verzweifelt dass er Light nicht geschrieben hätte. Dass er gestern nicht an die Universität gekommen wäre. Dass er Light überhaupt gar nicht persönlich konfrontiert hätte. Und gleichzeitig wollte er Light bei sich haben, ihn 24 Stunden am Tag beobachten wie damals mit den Kameras, nur näher, viel näher. Ein Bild schoss ihm durch den Kopf, er und Light, mit Handschellen an einer langen Kette verbunden. L schüttelte energisch den Kopf. Was für eine alberne Idee. Light stand für einen Moment unschlüssig und immer noch schwer atmend vor der Zimmertür und entschied sich dann einfach zu klopfen. Schlürfende Schritte näherten sich von der anderen Seite. 'OhGottOhGottEsgehtlosGanzruhig' L öffnete die Tür und blinzelte ihn an, drehte sich dann wortlos um und hockte sich auf das Sofa um sich Zucker in den Tee zu schaufeln. Seine Haare hingen ihm wirr und feucht ins Gesicht, sein Shirt war mit dunklen Tropfen übersät, er müsste gerade aus der Dusche gekommen sein. Merkwürdig, sich den Detektiv bei etwas so Alltäglichen und Banalem vorzustellen. Light schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf den Sessel gegenüber. Beide blickten aneinander vorbei, drückende Stille senkte sich wie eine Decke über sie. Als Light seine Augen auf den mit Süßigkeiten angehäuften Tisch schweifen ließ musste er trotz der ernsten Situation leise lachen. „Ähm, Ryuzaki, deine Zuckerleidenschaft in allen Ehren, aber die Tasse läuft über.“ Ls Blick schoss nach unten. Er hatte sich unbewusst mehr und mehr in den Tee gelöffelt, dass jetzt nur noch ein Zuckerberg zu sehen war, der langsam begann kleine Eruptionen von weißen Körnchen auf die Untertasse zu schicken. „Oh.“ Ihre Augen trafen sich und L lächelte ein klein wenig zurück. Lights Magen begann sich schmerzhaft zusammenzuziehen. „Ich war in Gedanken.“ Das Schweigen war gebrochen, Light hielt es für angebracht anzufangen. „Ich wurde aus den Ermittlungen ausgeschlossen.“ „Ich weiß. Das war nicht meine Idee.“ murmelte L verstimmt. Light hatte nach der Nachricht natürlich gehofft dass das der Fall war, aber es zu hören war doch eine Erleichterung. „Ich schätze sie sind der Meinung wir hätten einen schlechten Einfluss aufeinander.“ seufzte L weiter und steckte sich eine übergroße Schokopraline mit zwei Fingern in den Mund. „Und haben wir das?“ Light schmunzelte leicht. „Irrelevant. Die Ermittlungen werden um ein Vielfaches besser laufen wenn wir zusammenarbeiten. Davon müssen wir den Rest der Mitarbeiter überzeugen. Deswegen sollten wir das gestrige Erlebnis so weit es geht klären.“ „Na gut. Wer ist B?“ Der entsetzte Blick der L ihm zuwarf war genug Beweis dafür dass der Detektiv keine Ahnung von dem hatte was passiert war. „...was?“ hauchte er leise. Der Schock ließ ihn so jung aussehen, die dunklen Augen schreckgeweitet, ein kleiner Fleck Schokolade klebte an seiner Unterlippe, knapp neben der verschorften Verletzung. Light wollte... „Erinnerst du dich nicht? Du hast gestern von einem B erzählt. Und zwar Dinge die einem ernsthaft Sorgen machen können.“ „Ich... was habe ich... das ist nicht... das ist für unsere jetzige Situation nicht von Bedeutung.“ Seine Finger hatten sich zitternd in seine Knie gekrallt. Immer noch kurz vor dem Zusammenbruch, bereit von Light zerstört zu werden, verflucht, er hatte ihn HERGEBETEN. Wollte er etwa dass er es tat? „Ich denke schon.“ flüsterte er eindringlich zurück. „Was hast du getan, L? Was hast du diesem B angetan? Hoffst du mit dem das du gerade tust etwas wieder gutzumachen? Soll ich dir vergeben für dass was du mit B getan hast?“ „Wie ich schon sagte, dass hat mit unserem aktuellen Problem nichts zu tun...“ „Also soll ich den Vorfall einfach vergessen und mich das nächste Mal wenn es dich überkommt wieder von dir angreifen lassen? Dieses Mal vielleicht vor Publikum? Und du denkst nicht dass es den Rest der Taskforce stören würde?“ „Was gestern passiert ist... das ist noch nie zuvor der Fall gewesen. Ich habe mich noch nie so verhalten, oder auch nur das Bedürfnis danach gehabt. Auch bei... auch bei B nicht. Ich kann mir nicht erklären wie dass passieren konnte.“ L sah merkwürdigerweise fast peinlich berührt aus, als ob die Tatsache dass er ihn angegriffen hatte ein unanständiges Missgeschick war. „Aber es ist passiert und es kann jederzeit wieder passieren wenn wir darüber nicht offen reden. Deswegen hast du mich doch hierher bestellt.“ Light war aufgestanden und um den Tisch herumgegangen. L, sichtlich unbehaglich mit dem gewaltigen Größenunterschied kam ebenfalls auf die Beine, gebeugt mit den Händen in den Hosentaschen vergraben. „Light-kun braucht nicht denken mir auf diese Weise Informationen entziehen zu können.“ „Weswegen bin ich dann hier? Willst du das zu Ende führen was wir gestern angefangen haben? Geht es dir dann besser?“ Das Ganze wurde langsam frustrierend. Gib einfach auf, L! Hör auf das alles unnötig in die Länge zu ziehen! Ls geschockter Gesichtsausdruck war beinahe komisch. Dann verengten sich seine Augen wütend. „Und mit welchen Hoffnungen bist du hierhergekommen? Um in meiner Vergangenheit zu wühlen? Um einen Weg zu finden meinen Namen zu erfahren, Kira?“ Light warf entnervt die Arme in die Luft. „Oh, das ist ja fantastisch! Einfach klasse! Du greifst mich an, ich werde aus den Ermittlungen geworfen, du rufst mich aus meinen Vorlesungen und holst mich hierher, wofür ich übrigens verdammt großen Ärger kriegen kann und jetzt muss ich mir auch noch Anschuldigungen anhören! Scheiß drauf, machen wir halt einfach dort weiter wo wir stehengeblieben waren! Auf das bist du doch aus, oder? Und langsam erscheint es mir auch die bessere Alternative zu dieser Diskussion zu sein.“ Das war natürlich Sarkasmus, nichts lag Light ferner als einen zweiten Kampf anzufangen. Er hatte nur die Hoffnung dass L sich jetzt endlich kooperativer zeigen würde. Womit er überhaupt nicht gerechnet hatte war dass Ls Hände nach oben schnellten, seinen Kopf nahmen, zu sich zogen und ihre Lippen aufeinander schlug. Platzwunden öffneten sich durch den Zusammenprall wieder, Light schmeckte Blut, seines und Ls, fühlte Ls Finger in seine Haare krallen und Ls panischer Atem der stoßweise sein Gesicht streifte. Riesige schwarze Augen starrte in Seine. L roch nach Schokolade und Tee und frisch gewaschenen Haaren. Light stieß ihn reflexartig weg. „Was zum...? WAS? Was sollte das denn?“ „Oh Gott.“ L stolperte weiter rückwärts. Er schüttelte panisch den Kopf als wollte er aus einem Alptraum aufwachen. „Ich... ich dachte... oh Gott... was... gestern habe ich doch...“ Das war... unerwartet. Hatte L wirklich geglaubt...? „Gestern hast du zuerst versucht mich zu Brei zu schlagen und mir danach in meine Jacke geheult!“ L fiel rittlings zu Boden und blickte entsetzt zu Light auf, am ganzen Körper zitternd. Light konnte die geisterhaften Berührungen immer noch spüren, die Stellen an denen ihre Zähne aufeinander geschlagen waren und die Haarwurzeln an denen L gezogen hatte. Ls Geruch in seiner Nase, ihr gemeinsames Blut im Mund und jetzt lag er völlig schutzlos vor ihm und sah zu ihm auf, eine gehetzte Beute am Ende seiner Kräfte. 'Jetzt gehörst du mir, L.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)