Raptor von jonglicious (JongTae, OnKey) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG13 – NC17 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Die Idee zu der Fanfiction ist irgendwann nach einer spannenden Koreanisch-Praxis-Stunde bei McDonalds entstanden (mit tatkräftiger Unterstützung von ♥). Schräg? Auf jeden Fall. x3 Viel Spaß! --- Kim Jonghyun, auch Raptor genannt, wurde am 06.09.2010 inhaftiert. Nach zahlreichen Untersuchungen konnte eine dissoziative Identitätsstörung festgestellt werden. Die behandelnden Ärzte beschrieben dabei auch immer wieder seinen ausgeprägten Sinn für Ästhetik und eine hervorragende Bildung. Außerdem hoben sie seine überdurchschnittliche Intelligenz hervor. Andere psychische Erkrankungen konnten nicht festgestellt werden. Lediglich eine Vorliebe für das Sammeln von Dingen wurde des Öfteren beobachtet. Die Gegenstände variierten allerdings, weswegen nicht weiter darauf eingegangen wurde. Über seine Person selbst, ist so gut wie nichts bekannt. Sein Geburtsdatum wurde nach einigen Tests auf das Jahr 1987 datiert. Nicht behandelte Knochenbrüche konnten festgestellt werden und deuten auf Misshandlungen hin, die er in frühen Kinderjahren erfahren haben muss. Er selbst wollte sich dazu jedoch nicht äußern. Ein weiteres Merkmal sind die außergewöhnlich spitzen Eckzähne und die für einen Menschen ungewöhnliche Beißkraft. --- Langsam hob der junge Mann seinen Blick von der Akte, welche er bis vor wenigen Momenten noch laut vorgelesen hatte. Seine Stirn lag in tiefen Falten und seine Handflächen waren unangenehm feucht geworden. Dieser Fall war für ihn nichts Neues mehr und doch reichte der bloße Gedanke daran, um seinen Kreislauf deutlich anzuregen. „Mir gefällt die Sache nicht, Taemin“, sagte er schließlich und warf die Mappe, in welcher sich die Akte befand, auf den Schreibtisch, hinter welchem er aß. „Konntest du dir nicht jemand anderen aussuchen?“ „Ich habe ihn mir nicht ausgesucht, er wurde mir zugeteilt.“ „Dann hättest du ablehnen müssen.“ Bestimmt schlug Jinki seine flachen Hände auf die polierte Tischplatte. Hatte sein Bruder ihm nicht zugehört? Vielleicht hatte er auch einfach nicht den Ernst der Lage verstanden? „Ich verstehe nicht, wieso du dich so aufregst. Du tust so, als würde ich Raptor zu uns nach Hause einladen und dort gemütlich mit ihm plaudern.“ Taemin war bis an die Kante des Stuhls gerutscht und hatte nach der Mappe gegriffen, die Jinki vorhin auf den Tisch geworfen hatte. „Meine Aufgabe besteht darin, mich mit ihm zu unterhalten und anschließend eine Arbeit über ihn zu schreiben. Während wir uns unterhalten, befindet er sich in seiner Zelle und außerdem wird der Raum überwacht. Was ist dein Problem, Jinki?“ „Mein Problem ist, dass ich ihn kenne.“ Müde massierte der ältere der beiden Brüder sich die Schläfen. In diesem Moment wurde ihm wieder bewusst, wieso er so gegen das Kriminologie-Studium seines kleinen Bruders gewesen war. Es brachte nichts als Ärger und in diesem Fall würde es auch noch dafür sorgen, dass Taemin sich mit einem der gefährlichsten Verbrecher Koreas unterhielt. „Ich arbeite mit ihm, seit er in diese Klinik verlegt worden ist und verdammt, Taemin, das ist kein Spiel. Raptor muss nicht erst in deine unmittelbare Nähe kommen, um Schaden anzurichten. Du hast keine Ahnung, was er mit Worten alles tun kann.“ „Doch, ich sehe es an dir und Vater.“ Taemin lächelte bitter. „Ich bin kein Kind mehr, Jinki und ich studiere lang genug, um die Tricks zu kennen, mit denen solche Typen arbeiten. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.“ „Na schön.“ Jinki erhob sich langsam und streifte in der gleichen Bewegung seinen weißen Arztkittel ab. „Dann soll es eben so sein. Ich werde dafür sorgen, dass man dich morgen zu ihm begleitet und dann werden wir ja sehen, wie gut du mit seinen Tricks klarkommst.“ Noch während Jinki sich wegdrehte, grinste Taemin triumphierend in sich hinein. Es wäre auch gelacht gewesen, hätte er seinen Bruder nicht so weit bekommen, dass er es ihm gestattete Raptor zu besuchen. Hartnäckigkeit macht sich eben bezahlt, dachte er noch, ehe er ebenfalls aufstand und dabei die Mappe auf den Boden beförderte, welche sich auch sofort aufschlug. Neugierig beugte Taemin sich darüber und ließ seinen Blick über das Profil seines „Projektes“ wandern. Name: Kim Jonghyun Pseudonym: Raptor Geburtsdatum / Alter: x/x/1987 Größe: 180cm Gewicht: 63kg Nachgewiesene / Vermutete Opfer: 22 / 30+ Aktive Zeit: x – 2010 Anmerkung: Bei den Opfern wurden geschnitzte Figuren gefunden, die an Raptoren erinnerten. Kapitel 1: 惡魔 - Dämon - ----------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O1 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Weiter geht's~ QwQ Ich bedanke mich bei allen, die, die Fanfiction auf ihre Favoritenliste gepackt und/oder mir einen Kommentar geschrieben haben. x3 Macht nur so weiter! Motiviert mich die nächsten Kapitel hochzuladen! [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- Nervös strich Taemin seine Jacke glatt, danach räusperte er sich leise. Er hatte das Büro des Klinikleiters vor fast fünf Minuten betreten und sich seitdem ruhig verhalten. Zwar war der Mann sein Vater, jedoch wusste Taemin genau, dass dies noch lange nichts zu bedeuten hatte. Sein Vater, Lee Jinho, war ein vielbeschäftigter Mann und hatte nie sonderlich viel Zeit für seinen Bruder oder ihn erübrigen können. Seine Frau, also ihre Mutter, hatte sie schon vor vielen Jahren verlassen, da sie sich mit dem Beruf ihres Mannes nicht anfreunden hatte können. Genauso wenig hatte sie es gutgeheißen, dass Jinki wohl irgendwann den Platz ihres Mannes einnehmen würde. Taemin hatte es früher oft bedauert, dass er beinahe vollkommen ohne Mutter aufgewachsen war, aber nun, wenn er zurückdachte, störte es ihn nicht mehr so sehr. Jinki hatte sich seiner Erziehung angenommen und aus genau diesem Grund hatte Taemin auch ein sehr enges Verhältnis zu seinem großen Bruder. „Taemin.“ „Guten Tag, Vater.“ Höflich neigte Taemin seinen Kopf, danach trat er an den Schreibtisch des Klinikleiters heran. Zahlreiche Akten und sonstige Dokumente befanden sich auf dem Tisch und darunter konnte Taemin auch ganz deutlich die aufgeschlagene Mappe Raptors erkennen. Jemand hatte mit einer Büroklammer ein Bild daran geheftet und auch wenn Taemin natürlich wusste, wie er aussah, faszinierte es ihn jedes Mal aufs Neue. Raptor oder besser Jonghyun wirkte nicht wie ein Mörder. Er sah aus wie ein vollkommen normaler Mensch. Vielleicht ein Student, ein Sportler oder Musiker. Alles, aber kein Mörder. „Danke, dass du ein wenig Zeit für mich erübrigen kannst. Es ist wirklich wichtig, dass ich so früh wie nur irgendwie möglich anfangen kann. Man hat uns nicht viel Zeit für die Arbeit gegeben, leider.“ Taemin setzte ein schwaches Lächeln auf. Sein Vater war niemand, der viel für Smalltalk übrig hatte, aber vielleicht war das an diesem Tag ja anders? Die versteinerte, geradezu ausdruckslose Miene des Mannes überzeugte Taemin allerdings schnell davon, dass es nicht so war. Wahrscheinlich hatte er sich sowieso nur Zeit für seinen Sohn genommen, weil Jinki ihn darum gebeten hatte. „Das geht schon in Ordnung, Taemin“, begann Jinho schließlich und lehnte sich zurück gegen die Lehne des Stuhls. Es war eine willkommene Abwechslung mit jemandem sprechen zu können, denn sonst ging er meistens nur Akten von besonders schwierigen Fällen durch. Fälle wie die Kim Jonghyuns. „Ich war sehr … nennen wir es überrascht, als Jinki mir von deinem Projekt erzählt hat. Ich hielt es am Anfang sogar für einen schlechten Scherz.“ Der Mann gab ein leises Lachen von sich. „Dir ist bewusst, worauf du dich da einlässt, nicht wahr, mein Sohn?“ Taemin gab daraufhin nur ein müdes Seufzen von sich. Er hatte schon damit gerechnet, dass sein Vater sich ähnlich verhalten würde wie Jinki, aber dass er recht behalten würde, war nicht sonderlich zufriedenstellend. Die beiden machten eindeutig viel zu viel Wind um die Sache! Was war schon dabei sich vor so eine Zelle zu setzen, sich mit Jonghyun zu unterhalten und nebenbei vielleicht noch ein Diktiergerät mitlaufen zu lassen? Jonghyun war zwar dafür bekannt, dass er wahnsinnig raffiniert war und die meisten spielerisch an der Nase herum führte, aber damit konnte er die Gitterstäbe nicht verschwinden lassen. Und selbst wenn ihm dieses Kunststück gelingen hätte sollen, gab es immer noch zahlreiche bewaffnete Wachen, die im Falle eines Falles eingreifen würden. „Ich verstehe nicht, wieso ihr euch solche Sorgen macht. Er ist doch eingesperrt …? Was kann schon passieren?“, wollte Taemin schließlich wissen. Vielleicht würde ja sein Vater ihm eine etwas ansprechendere Antwort auf seine Fragen geben. „Natürlich ist er eingesperrt und wenn uns kein Fehler unterläuft, Gott behüte, wird es auch noch für eine sehr lange Zeit so bleiben.“ Langsam rutschte Jinho mit seinem Drehsessel zurück und erhob sich dann, um geradewegs die verglaste Front rechts von ihm anzusteuern. Schweigend betrachtete er die Autos, welche sich teilweise hupend ihren Weg durch den dichten Verkehr bahnten. „Raptor … Jonghyun ist nicht so wie die Psychopathen, die du aus deinen Lehrbüchern kennst. Eigentlich ist er vollkommen anders, als alles, womit wir es bisher zu tun hatten. Jedes Mal, wenn ich denke, dass wir ihn endlich durchschaut haben und wissen, wie er tickt, tut er etwas, das diese These vollkommen widerlegt. Er spielt mit uns, Taemin und er wird auch mit dir spielen.“ „Dann werde ich ihm eben von Anfang an klarmachen, dass ich keinen Wert darauf lege mit ihm zu spielen. Hier geht es um meine Abschlussarbeit.“ Energisch stand Taemin auf und warf dabei beinahe den Stuhl um, auf welchem er bis eben noch gesessen hatte. „Ich werde schon dafür sorgen, dass er mir das sagt, was ich hören will. Kein Psycho dieser Welt wird mir diese Arbeit versauen und wenn er zehnmal Raptor heißt.“ Ernst blickte Taemin seinen Vater an. Nur weil er jünger war als Jinki, hieß das nicht, dass man ihn nicht ebenso ernstnehmen konnte. „Deine Worte lassen mich zweifeln, ob es wirklich gut ist, dich zu ihm zu lassen. Du hast offensichtlich keine Ahnung, Taemin.“ Zum ersten Mal in 21 Jahren blickte Jinho seinen Sohn ehrlich besorgt an. Er schien sich nicht über Jonghyun informiert zu haben oder zumindest nicht sehr gründlich, denn wäre es anders gewesen, hätte er kaum so große Töne gespuckt. „Außerdem musst du höflich ihm gegenüber sein. Er mag keine unhöflichen Menschen. Ganz und gar nicht.“ „Vater, bitte! Was soll er mir denn tun?“ Aufgebracht trat Taemin an seinen Vater heran und blickte schließlich zu ihm auf. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass es so schwer werden würde dem berüchtigten Serienmörder gegenüber zu treten. All diese endlosen Diskussionen führten zu nichts. Zwar wusste Taemin jetzt, dass man Raptor gegenüber besser höflich war, aber sonst hatte er noch nichts Interessantes erfahren. Ja, er wusste noch nicht einmal, ob man ihn bei den anderen Patienten „hielt“, oder ob man sich für ihn etwas Besonderes einfallen lassen hatte. Ich sollte darum bitten, dass man mir doch jemand anderen zuteilt. Langsam verliere ich die Lust an dem Ganzen, dachte Taemin ein wenig missmutig und betrachtete dabei seine Reflektion in dem fein säuberlich geputzten Fenster. Ein paar der roten Haarsträhnen lagen nicht dort, wo sie zu liegen hatten, eindeutig. Unzufrieden zupfte er an diesen herum und schob wenig später auch die dicke Hornbrille ein wenig zurück. Es war nicht so, dass er eine Brille benötigt hätte, um besser sehen zu können, aber sie war ein nettes Accessoire, auf das Taemin nur ungern verzichtete. „Mehr als du dir wahrscheinlich vorstellen kannst“, antwortete Jinho, der seinen Sohn nur aus den Augenwinkeln beobachtet hatte, „Aber vielleicht sollten wir uns gemeinsam ein kleines Video ansehen. Es ist vermutlich ohnehin besser, wenn du ihn vorher auf Band zu sehen bekommst. So kannst du dich auf … seine Art einstellen oder es zumindest versuchen.“ Damit wandte der Klinikleiter sich von der Glasfront ab und ging geradewegs zu einem kleinen Schrank. Diesen öffnete er und gab somit den Blick auf unzählige Boxen frei, in welchen sich DVD- Hüllen befanden. Eine dieser Hüllen zog Jinho hervor, um danach den Schrank wieder zu verschließen. „Das wurde aufgezeichnet, als er ungefähr vier Monate hier war. Danach haben wir eine neue Sicherheitsmaßnahme eingeführt, aber dazu komme ich noch.“ Jinho legte die DVD ein und betätigte dann auch einen Schalter, der das Büro automatisch verdunkelte. Die Sonne war momentan auch wirklich noch zu hell und hätte seinem Sohn die Chance genommen, Raptor richtig zu sehen. „Sieh gut hin, Taemin. Vielleicht überlegst du es dir dann noch einmal.“ -- Desinteressiert verfolgte Jonghyun den Arzt, der geradezu um ihn herum schlich und ihn von allen Seiten genauestens betrachtete. Seit der Mann seine Zelle betreten und ihn von seinen Fesseln befreit hatte, hatte er ihn keinen Moment aus den Augen gelassen. Er hatte noch nicht einmal geblinzelt. Nicht ein einziges Mal. „Willst du nicht etwas sagen, Raptor?“, wollte der Mann wissen, während er seine Hände an den nackten Rücken des Jüngeren legte und darüber tastete. „Du hast noch kein Wort gesagt, dabei warst du das letzte Mal noch so kooperativ und hast mir nette Lügen erzählt. Aber ich will die Wahrheit hören, woher hast du die Verletzungen?“ „Man lügt, um seinen Genuss zu sichern, oder aber seine Ehre zu schützen.“ Jonghyun warf einen kurzen Blick über seine Schulter und offenbarte dabei einen seiner spitzen Eckzähne. -- „Wieso hast du gestoppt?“ Taemin, der vollkommen in die ‚Unterhaltung‘ der beiden versunken gewesen war, hatte aufgesehen und seinen Vater mit einem fragenden Blick bedacht. „Ich wollte dich nur warnen, Taemin. Es wird gleich weniger schön.“ Seufzend spulte Jinho ein paar Minuten weiter und ließ die DVD dann weiterlaufen. Jonghyun beziehungsweise Raptor hatte sich mittlerweile erhoben, den Arzt dabei jedoch nach wie vor nicht aus den Augen gelassen. -- Ruhig atmete Jonghyun aus, als der Arzt direkt vor ihm stehen blieb und ihm in die Augen blickte. Die Versuche der Fachleute waren wirklich immer wieder sehr erheiternd, das musste er schon zugeben. Vielleicht war es ja an der Zeit ihnen etwas zu geben, das sie dann fleißig analysieren konnten? „Wir haben bei dir eine dissoziative Identitätsstörung festgestellt, aber so intelligent wie du bist, wusstest du das wahrscheinlich schon vor uns. Willst du mir und der Kamera nicht vielleicht von deinen anderen Persönlichkeiten erzählen, Jonghyun?“ „…“ Ohne auch nur ein weiteres Wort gesagt zu haben, war Jonghyun nach vorne geschnellt und hatte seine Zähne im Hals des Arztes vergraben. Fest presste er seine spitzen Eckzähne in die warme Haut und konnte dann schon deutlich Blut schmecken. Der Geschmack nach Metall ließ ihn die Augen schließen und das panische Gebrüll des Mannes vollkommen vergessen. Blut hatte schon immer eine spezielle Wirkung auf ihn gehabt. -- Fassungslos weitete Taemin seine Augen um ein gutes Stück. Diesen Angriff hatte er nicht kommen sehen. Niemals. Raptor beziehungsweise Jonghyun hatte sich nicht auffällig verhalten, nicht eine Sekunde lang hatte er den Eindruck vermittelt auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Es war wahnsinnig beeindruckend wie sehr dieser junge Mann sich schon damals unter Kontrolle gehabt hatte. Wahrscheinlich hatte er diese Fähigkeit inzwischen noch weiter verbessert und perfektioniert. „Der Mann hat überlebt, aber er hat sich danach versetzen lassen“, erklärte Jinho leise, nachdem er den Bildschirm ausgeschaltet hatte. „Raptor bekommt seitdem außerdem eine Art Maulkorb, wenn er einmal aus seiner Stammzelle geholt wird. Ich habe veranlasst, dass er ihn später ebenfalls tragen wird. Nur zur Sicherheit.“ „Vater?“ „Ja?“ Abwartend blickte Jinho seinen Sohn an. Konnte es sein, dass da jemand seine Meinung geändert hatte? „Ist er ein Kannibale?“ Taemins sonst so rosige Wangen hatten deutlich an Farbe eingebüßt und auch sonst wirkte er nicht mehr allzu sicher. „Wir hatten schon öfter die Vermutung, ja, allerdings konnte es nie bewiesen werden und Raptor selbst äußert sich nicht dazu. Wir gehen allerdings davon aus, dass er nicht kannibalistisch veranlagt ist.“ „Wie beruhigend“, gab Taemin leise von sich, während er seine Jacke glatt strich. „Dann kannst du mich jetzt vielleicht endlich zu ihm führen?“ Seine Bitte wurde im ersten Moment nur mit einem schwachen Seufzen beantwortet. Jinho hatte wirklich gehofft, seinen Sohn mit diesem Ausschnitt davon überzeugen zu können, ein anderes Thema zu wählen, aber anscheinend hatte Taemin, wie auch der Rest der Familie, einen ausgeprägten Dickkopf. Wie hätte es auch anders sein können? „Folge mir.“ Endlich. Es wurde auch wirklich schon Zeit. Zufrieden nickte Taemin und folgte seinem Vater auch gleich auf dem Fuße. Die Klinik war groß und auch wenn er hier praktisch aufgewachsen war, kam es durchaus noch vor, dass er sich verirrte beziehungsweise verloren ging. Peinlich, ja, aber wie schon gesagt: Die Klinik war sehr groß. So groß, dass Taemin sich sicher war, noch lange nicht jeden Raum schon einmal betreten zu haben. Diese Theorie bestätigte sich wenige Momente später auch schon, als sein Vater ihn zu einem der Fahrstühle geleitete und als ihr Ziel eines der unteren Stockwerke wählte. Im „Keller“ der Klinik war Taemin noch nie gewesen. Er hatte ja auch keinen Grund gehabt diesen aufzusuchen. Bis jetzt zumindest. „Vergiss nicht, was ich dir vorhin gesagt habe. Sei höflich.“ Jinho legte seine Hand sachte auf die Schulter seines Sohnes und drückte diese. „Jinki hält sich ganz in der Nähe auf und wird eingreifen, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren. Du kannst also relativ entspannt an die Sache herangehen. „Ich bin entspannt“, log Taemin schnell. Seinem Vater nun zu sagen, dass er mittlerweile schon ziemlich nervös war, wäre ein Fehler gewesen. Ein gewaltiger Fehler sogar. „Ich kann es kaum erwarten ihn endlich zu treffen.“ „Das wird ihn freuen, vor allem, da ich mir sicher bin, dass er längst weiß, dass wir hier sind.“ Woher Jonghyun wissen sollte, dass sie hier waren, konnte Taemin sich nicht erklären, allerdings fragte er auch gar nicht mehr weiter nach. Er wollte sich nicht noch länger mit unnötigen Fragen und Diskussionen aufhalten. Jetzt nicht mehr. Dafür war es jetzt zu spät und ein Rückzug im letzten Moment kam nicht mehr in Frage. Gleich … gleich …, dachte Taemin aufgeregt und blieb dann wenig später, nachdem sein Vater ihn einen langen, eher dunklen Gang entlang geführt hatte, vor einer Zelle stehen. Die Gitterstäbe glänzten in dem schwachen Licht und zogen Taemins Aufmerksamkeit einen Moment auf sich. Einen Moment zu viel, wohlbemerkt, denn als er seinen Blick wieder hob, konnte er direkt in zwei dunkle, beinahe schon schwarze Augen sehen, die ihn fixiert hatten. Erschrocken stolperte Taemin zurück. Da war er. Kim Jonghyun, Raptor, stand direkt vor ihm. Die rechte Hand ruhte an einem der Gitterstäbe, während er die andere Hand hinter seinem Rücken versteckt hielt. Der, wie sein Vater ihn genannt hatte, Maulkorb verdeckte die Hälfte seines Gesichts und ließ ihn beinahe schon wie einen fleischgewordenen Dämon wirken. Die wilden schwarzen Haare, die seine blasse Haut noch hervorhoben, machten den Anblick nicht beruhigender, ganz im Gegenteil. Wow … Sprachlos blickte Taemin Raptor an. Noch nie hatte ihn jemand so in seinen Bann gezogen, wie dieser Mann es soeben geschafft hatte. „Was für eine erfreuliche Überraschung. Endlich lernen wir uns kennen, Lee Taemin.“ Kapitel 2: 黑暗 - Dunkelheit - ---------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O2 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Weiter geht's~ QwQ Auf allgemeinen Wunsch einer Person (.... okay, nein, es waren eh mehr xD), kommt hier nun Kapitel 2. Kapitel 3 wird dann gleich hinterher geschossen. :D [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- „Woher kennst du meinen Namen?“ „Magie?“ Jonghyun ließ seine Stirn langsam gegen die kühlen Gitterstäbe sinken und schenkte Taemin dabei ein schiefes Lächeln. Natürlich konnte man dieses bestenfalls erahnen, da die Maske beziehungsweise der Maulkorb das Gesicht Jonghyuns bis zur Hälfte verdeckte, aber natürlich war es nach wie vor da. „Ich glaube nicht an irgendwelchen Hokuspokus, tut mir leid.“ Taemin rümpfte die Nase. Genau davor hatte sein Vater ihn vor wenigen Minuten doch noch gewarnt! Raptor schien es wirklich zu lieben mit seinen Besuchern zu spielen. „Dann habe ich vermutlich deinen Geruch wahrgenommen und festgestellt, dass er mich stark an den des Oberarztes hier erinnert. Natürlich hat mich das neugierig gemacht, weswegen ich deine Gesichtsmerkmale analysiert und mit denen Jinkis verglichen habe. Wie erwartet, konnte ich einige Übereinstimmungen feststellen, woraufhin mir klar wurde, dass du Jinkis jüngerer Bruder sein musst. Ist doch alles ganz logisch.“ Noch während Raptor dabei gewesen war seine Vorgehensweise zu erläutern, hatte Taemin seinem Vater einen fassungslosen Blick zugeworfen. Anscheinend war dieser Mann wirklich anders. Komplett anders und gleichzeitig wahnsinnig faszinierend. „Meinst du das ernst?“ „Nein, eigentlich nicht. Dein Name steht auf dem Notizblock, den du mit dir herumträgst.“ Raptor deutete kurz auf den Block im Arm Taemins, danach wandte er sich von den Gitterstäben ab. Das Interesse, welches für den Bruchteil weniger Sekunden in ihm aufgeflammt war, war bereits wieder verloschen. Dieser Junge würde kaum dazu in der Lage sein, ihn länger als ein paar Minuten zu unterhalten. „Aber wie auch immer. Hattest du Lust auf einen Zoobesuch, oder kann ich dir vielleicht helfen, Taemin?“ In diesem Moment hielt vermutlich jeder, mal abgesehen von Taemin, der nicht wusste, wieso alle plötzlich so ein Gesicht machten, die Luft an. Es war noch nie vorgekommen, dass Jonghyun auf jemanden zuging. Unter normalen Umständen hätte er sich wahrscheinlich in eine der Ecken seiner Zelle verzogen und sich dort totgestellt, bis der Besucher wieder verschwunden war. Taemin allerdings schien ihn zu interessieren. Wieso auch immer. Jinho warf Jinki einen kurzen, durchaus alarmierten Blick zu. Er konnte deutlich spüren, dass die Situation seinem ältesten Sohn ebenso wenig behagte wie ihm selbst, doch tun konnten sie trotzdem nichts. Taemin musste doch sowieso mit Jonghyun sprechen und wenn dieser sich nicht komplett verschloss, konnte vielleicht sogar die Klinik davon profitieren. „Du kannst mir tatsächlich helfen.“ Taemin machte, mutig wie er nun einmal war, ein paar Schritte auf die Zelle zu und lugte vorsichtig hinein. Vorhin hatte er gar keine Gelegenheit gefunden sich „das Zimmer“ Raptors näher anzusehen, doch nun ließ er seinen Blick neugierig umher wandern. In der Zelle befanden sich, wenn man von ihrem Insassen absah, nur noch ein Stuhl und eine Liege, die jedoch beide am Boden festgeschraubt waren. Anscheinend vertraute man Raptor nicht sonderlich? Taemin wunderte das nicht, aber trotzdem, er konnte sich nicht vorstellen, dass der junge Mann vor ihm plötzlich durchdrehte und einen Stuhl gegen die Stäbe schleuderte. Ich hatte allerdings auch nicht damit gerechnet, dass er den Arzt beißen würde, erinnerte Taemin sich schnell und erstickte somit die aufkommende Sympathie Jonghyun gegenüber im Keim. Ein Mörder wie er es war, hatte so etwas einfach nicht verdient. „Ich studiere Kriminologie und-“ „… und du musst jetzt wohl eine Arbeit über mich schreiben.“ Jonghyun warf Taemin einen kurzen Blick über seine Schulter her zu. „Dein Professor hat einen außergewöhnlich guten Geschmack.“ Narzisst. Taemin gab ein leises Schnauben von sich. So hatte er sich das Ganze nicht unbedingt vorgestellt. „Jeder von uns hat solche Züge, du auch. Sie sind sogar recht stark ausgeprägt, mein Lieber.“ „Bitte?!“ Taemin zog irritiert eine seiner Augenbrauen steil nach oben. Manchmal konnte er den Gedankensprüngen Raptors nicht wirklich folgen. Hoffentlich würde sich das nicht noch zu einem Problem entwickeln, wenn er ihn erst einmal so weit hatte, dass er etwas über sich preisgab. „Ich … Ich habe keine Zeit für solche Spielchen.“ „Aber ich habe Zeit, sogar eine Menge Zeit. Du wirst dich wohl nach mir richten oder dir ein anderes Thema suchen müssen.“ Langsam aber sicher konnte man spüren, dass die Stimmung zu kippen drohte. Raptor klang zwar weder verärgert, noch sonderlich genervt, allerdings hatte seine Tonlage sich verändert und war tiefer geworden. Sie hatte etwas Bedrohliches an sich; etwas, das Taemins Nackenhärchen dazu brachte sich aufzustellen. Gleichzeitig lief ein unangenehmer Schauer durch seinen Körper und ließ ihn im Endeffekt resignierend den Blick abwenden. Wenn es funktionieren sollte, dann musste er wohl Jonghyun alles überlassen, auch wenn es ihm nicht gefiel. „Schon gut, schon gut.“ Seufzend schloss Taemin seine Augen und massierte sich mit einer Hand die Stirn. „Dann machen wir es so wie du-WAH!“ Erneut war Raptor einfach so vor ihm aufgetaucht und diesmal hatte Taemin sogar dessen Geruch wahrnehmen können. So nah hatte er Jonghyun gar nicht kommen wollen, wirklich nicht. Doch nun wurden sie nur noch von wenigen Zentimetern und natürlich den Gitterstäben getrennt. „Du bist wirklich ganz schön schreckhaft“, merkte Raptor leise an, danach ließ er seinen Blick schweifen. „Ich werde dir erzählen, was du hören willst, aber ich bin sehr schüchtern, also müssen die anderen gehen.“ Natürlich war dies nur wieder eines der üblichen Spielchen, mit denen Jonghyun sich gerne die Zeit vertrieb. Schüchtern war er nie gewesen, nicht einmal ansatzweise. „Wir sollen euch allein lassen, damit du meinem kleinen Bruder Flausen in den Kopf setzen kannst?“ Jinki hatte sich skeptisch neben Taemin aufgebaut und Jonghyun kurzerhand gegen die Stirn geschnippt. So nahe wie dieser an den Gitterstäben stand, war das kein Problem gewesen. „Du wirst verstehen, dass ich die Idee nicht sonderlich gut finde und-“ „Ich bin erwachsen, Jinki.“ Taemin hatte seinen Bruder kurzerhand unterbrochen. „Ich denke, dass ich mit ihm klar kommen werde. Das haben wir doch jetzt schon oft genug durchgekaut, oder? Die Sache ist wichtig für mich, also bitte, geht einfach.“ Spätestens jetzt war wohl klar, dass Taemin sich nicht mehr von der Sache abbringen lassen würde. Leider. Jinki musste zugeben, dass der Gedanke daran seinen Bruder bei diesem Psychopathen zu lassen und nur auf ein paar Wachen, die beim Fahrstuhl positioniert waren, zu vertrauen, ihm nicht sonderlich behagte. Schließlich kannte er die Tricks, mit welchen Raptor arbeitete. „Na schön, aber versprich mir, dass-“ „Ja, ja. Sollte es, warum auch immer, zu viel werden, werde ich natürlich sofort gehen.“ Taemin schlug stöhnend seine Hände über seinem Kopf zusammen. Wieso nur musste Jinki ihn wie ein Kleinkind behandeln? Nur weil er zufälligerweise sein älterer Bruder war und ihn aufgezogen hatte? „Ich kann dich nachher auch anrufen, damit du ein bisschen mein Händchen halten kannst. Wie findest du das?“ „Wahnsinnig komisch.“ Jinki verpasste Taemin einen sanften Klaps auf den Oberarm, ehe er sich schließlich von ihm entfernte. Wenn sein Bruder sich so sicher war, wieso sollte man ihm seinen Willen dann nicht lassen? Taemin würde schon noch sehen, was er davon hatte. „Die Kameras sind nach wie vor an, also wir behalten euch im Auge.“ Damit nickte Jinki seinem Vater zu, um schließlich mit ihm zusammen zurück zum Fahrstuhl zu gehen. Der Flur, welchen sie dafür entlang gehen mussten, war Jinki noch nie so lang vorgekommen wie in diesem Augenblick. Ob das wohl daran lag, dass er sich immer noch Sorgen machte? Vermutlich. Wurde auch schon Zeit, dass die endlich gehen. Zufrieden blickte Taemin seinem Bruder und seinem Vater hinterher, danach atmete er tief durch. Nun, da er allein mit „seinem“ Psychopathen war, kam auch die Nervosität zurück und zwar mit aller Kraft. „Fühlst du dich jetzt wohler?“ Raptor grinste daraufhin nur schief hinter seiner Maske. Taemin hatte gar keine Ahnung wie wohl er sich jetzt fühlte. So unbeobachtet und frei, alles – so gut wie alles – zu sagen, was ihm durch den Kopf ging. „Sehr viel wohler“, begann er leise und schritt langsam auf den angeschraubten Stuhl zu, um sich auf diesen sinken zu lassen. „Allerdings kann man das Gleiche nicht unbedingt von dir behaupten. Du hast Angst.“ Überrascht, da er mit so einer Aussage nicht gerechnet hatte, hob Taemin eine Augenbraue. Woher wollte Raptor denn wissen, dass er Angst hatte? Das war Schwachsinn. „Ich hab keine Angst“, ereiferte Taemin sich schließlich. Natürlich war dies eine Lüge gewesen, aber Jonghyun würde diese kaum durchschauen können, wenn er nicht gerade einen eingebauten Lügendetektor hatte. „Und wieso schlägt dein Herz dann so schnell?“ Die Reaktion Taemins auf seine Worte, ließ Jonghyun schmunzeln. Der Rothaarige hatte in seiner Bewegung kurz innegehalten, scheinbar mit sich selbst debattiert und danach eine Füllfeder aus seiner Tasche gezogen. Vielleicht, aber nur vielleicht, würde es ja doch ganz amüsant werden mit Taemin zu spielen. „Du solltest dich ein wenig entspannen, Taemin. Ich kann deine Angst mittlerweile riechen und frage mich, ob Jinki nicht doch dein Händchen halten sollte.“ Der Tonfall Jonghyuns hatte nach und nach etwas Freches angenommen. Mittlerweile war er wirklich darauf aus Taemin zu ärgern und an seine Grenzen zu treiben. Jeder hatte in seiner Gegenwart bis jetzt die Nerven geschmissen, also würde der kleine Student vor ihm keine Ausnahme darstellen. „Freut mich, dass du so viel zu sagen hast, aber vielleicht solltest du dir den Atem besser für Dinge aufheben, die mich auch interessieren?“ Engelsgleich lächelte Taemin seinem Projekt zu und versah das erste Blatt seines Notizblockes mit der genauen Uhrzeit und dem Datum. Wenn Jonghyun jetzt genug gespielt hatte, konnten sie sich ja vielleicht an die Arbeit machen? „Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich Kriminologie studiere und genau deswegen, würde ich gerne etwas über dein Motiv erfahren. Also? Willst du mich noch ein bisschen auf den Arm nehmen oder können wir loslegen?“ Natürlich hatte Taemin nicht vergessen, dass man mit Raptor höflich umgehen musste, aber dessen altkluges Gerede war doch auf Dauer nicht auszuhalten. Was glaubte er denn, wen er vor sich hatte? Taemin konnte wahnsinnig stur sein, wenn es wirklich sein musste und das würde Jonghyun schon noch bemerken. „Du bist sehr überzeugend, Kleiner. Deswegen werde ich dir natürlich alles erzählen, was du wissen willst.“ Raptor atmete tief durch und lehnte sich dann zurück. Der Stuhl war unbequem, aber nach all den Jahren spürte er das kaum noch. „Was möchtest du hören?“ So einfach geht das? Verarscht er mich? Misstrauisch legte Taemin seine Stirn in Falten. Sein Vater und auch Jinki hatten doch gesagt, dass man aus Jonghyun so gut wie nichts herausbekam?! Wieso also wollte er nun so offen über alles reden? „Kein Trick?“, wollte er sichergehen und machte sich dann eine kurze Notiz. Jonghyuns Verhalten musste er ebenfalls festhalten. „Können diese Augen lügen?“ Betont langsam strich Jonghyun ein paar Strähnen aus seinem Gesicht und blickte Taemin somit mit beiden Augen fest an. Sie waren, so wie Taemin vorhin schon festgestellt hatte, dunkel. Wahnsinnig dunkel, aber doch nicht so, wie man erwartet hätte. Ganz im Gegenteil. Die Augen des Mannes strahlten eine gewisse Ruhe und Ehrlichkeit aus, die Taemin beinahe stocken ließ. So etwas konnte man doch nicht spielen, oder? „Ähm ... Ja, wie auch immer.“ Kopfschüttelnd räusperte der Rothaarige sich leise und setzte sich schließlich auf den Boden. Natürlich hätte er sich auch einfach einen Stuhl organisieren können, aber Jonghyun aus den Augen zu lassen, erschien ihm als eine weniger gute Idee. „Also, darf ich dir jetzt ein paar Fragen stellen?“ „Natürlich. Ich bin schon ganz aufgeregt.“ „Warst du schon immer so sarkastisch?“ „Oh, das ist eine gute Frage. Aber wie kommst du nur darauf?“ Leise lachend schüttelte Jonghyun den Kopf. „Das nehme ich als klares Ja.“ Taemin rollte kurz mit den Augen, fuhr dann aber doch fort. Es war an der Zeit, dass sie zu den Fragen kamen, die wirklich interessant waren. Irgendwie musste er seine Arbeit doch aufbauen und genau dafür brauchte er das Motiv Jonghyuns. Zusammen mit dessen Lebensgeschichte wäre optimal gewesen, aber Taemin wollte es fürs Erste ruhig angehen lassen. „Wann und wo wurdest du geboren?“ „Ich kann mich leider nicht erinnern. Dafür war ich noch zu klein“, antwortete Jonghyun bedauernd und zuckte gleichzeitig mit den Schultern. Ihm war klar, dass Taemin eine richtige Antwort wollte, aber mit dieser konnte er nicht dienen. Manche Dinge über ihn sollten ein Geheimnis bleiben; möglichst für immer. „Nächste Frage.“ „Wie soll ich dir denn einen Geburtstagskuchen backen, wenn du mir nicht verrätst, wann du Geburtstag hast?“, stellte Taemin schnell eine Gegenfrage, in der Hoffnung Jonghyun irgendwie zu überraschen und vielleicht doch etwas aus ihm heraus zu bekommen. „Kuchen?“ Jonghyun richtete sich ein wenig auf. „Hast du eben Kuchen gesagt?“ Was hat er denn jetzt? Irritiert beobachtete Taemin den plötzlichen Wandel Raptors. Die Überheblichkeit hatte sich förmlich in Luft aufgelöst und war durch etwas anderes ersetzt worden, das Taemin im ersten Moment vollkommen aus der Bahn warf: Unschuld. Wie zum Teufel macht er das? Da können doch unmöglich wirklich zwei Personen in ihm sein? Das geht nicht. „Du magst Kuchen wohl?“ „Nein, nicht wirklich.“ Raptor war wieder zurück gegen die Stuhllehne gesunken und hatte den Blick abgewandt. Normalerweise passierte ihm „so etwas“ nicht, zumindest nicht dann, wenn noch jemand anwesend war. Taemin brachte ihn, wieso auch immer, eindeutig mehr durcheinander, als er zugeben wollte. „Nächste Frage.“ „Hm …“ Der Jüngere legte seine Stirn nachdenklich in Falten. Die Unschuld war genauso schnell verschwunden wie sie aufgetaucht war; komisch. Vielleicht hatte er sich das Ganze auch nur eingebildet? Unmöglich … Gedankenverloren betrachtete Taemin Jonghyun. Er konnte nicht sagen wie lange er Raptor mittlerweile schon musterte, allerdings konnte er auch nicht wirklich damit aufhören. Wie von selbst wanderte der Blick Taemins über den Maulkorb, welcher von seinem Vater vorhin schon angesprochen worden war. Eigentlich wirkte dieser viel mehr wie eine Maske; eine Maske, welche sich über das halbe Gesicht Jonghyuns zog und mit Riemen und einem kleinen Schloss auch dort befestigt worden war. Anscheinend hatte man sichergehen wollen, dass die Maske nicht einfach vom Träger selbst entfernt werden konnte. Zumindest nicht ohne einem passenden Schlüssel. Das ist sicher nicht angenehm, dachte Taemin und leckte sich dabei über die trockenen Lippen. Raptor war mit Sicherheit nicht begeistert ob der Tatsache, dass man ihm die Maske angelegt hatte, nur weil ein Student ihm Fragen stellen wollte. „Es ist tatsächlich nicht angenehm, aber, ob du es glaubst oder nicht, man gewöhnt sich daran.“ Jonghyun schob seinen Zeigefinger unter einen der Lederriemen und zog daran. „Trotzdem, wenn du keine Fragen mehr hast, dann-“ „Nein! Ich will noch einiges von dir wissen.“ Schnell rutschte Taemin näher an die Stäbe heran. „Wenn du mir schon nicht sagen willst wann und wo du geboren wurdest, dann erzähl mir, wie du aufgewachsen bist. Und ich will wissen, wieso du so viele Leute umgebracht hast.“ „Also die üblichen Verdächtigen, was? Lebensgeschichte und Motiv?“ „Wenn es dich nicht stört?“ Abwartend drückte Taemin die Füllfeder auf das weiße Papier und hinterließ dort einen hübschen Tintenfleck. „Aber ganz und gar nicht~“ tbc.... Kapitel 3: 說謊者 - Lügner - ------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O3 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Weiter geht's mit Kapitel 3 QwQ [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- Aufgeregt ging Taemin den Flur entlang. Sein Vater hatte ihm vor Jahren verboten in der Klinik zu laufen, also musste er sich an schnelles Gehen halten. So schwer ihm das auch fiel! Er hatte Informationen von Raptor erhalten, die vor ihm wohl noch niemand bekommen hatte. Vater wird sicher stolz sein und Jinki auch, ging es Taemin durch den Kopf, während er hastig dem Verlauf des Flures folgte und wenige Momente später schon sein Ziel erreicht hatte: Das Büro seines Vaters. Blieb nur zu hoffen, dass der Klinikleiter auch anwesend war. Sachte klopfte Taemin gegen die hölzerne Tür und schob diese dann auch auf, um vorsichtig einzutreten. Sein Bruder und sein Vater waren beide anwesend und schienen sich bis eben noch unterhalten zu haben. Worüber konnte Taemin sich schon denken. In ihrer Familie gab es kaum ein anderes Thema als die Insassen der Klinik und in diesem Fall hatten sie sich sicher über Raptor unterhalten. „Taemin? Wir hatten dich gar nicht so schnell zurückerwartet.“ Jinki lächelte seinem kleinen Bruder lieb zu. „Ist er dir auf die Nerven gegangen?“ „Nein! Nein, er … er hat mir so viel erzählt! Ihr werdet nicht glauben, was er mir alles erzählt hat.“ Taemin biss sich nervös auf die Unterlippe und hielt seinen Block hoch. „Er war ganz anders, als ihr ihn beschrieben habt. Natürlich, ich hab bemerkt, dass er gerne Spielchen spielt, aber nach einiger Zeit hat er angefangen über sich zu erzählen. Jonghyun ist wahnsinnig faszinierend und-“ Taemin hatte sich kurzerhand selbst unterbrochen und seine Stirn in tiefe Falten gelegt. Weder Jinki noch sein Vater schienen seine Euphorie teilen zu wollen. Beide saßen nach wie vor ruhig auf ihren Stühlen, tranken Tee und warfen sich dabei wissende Blicke zu. Was sollte das? Hatten die beiden ihn vielleicht nicht verstanden? „Irgendwie hatte ich mir eure Reaktion anders vorgestellt.“ „Tut uns leid, Taeminnie“, seufzte Jinki auf die offensichtliche Enttäuschung seines Bruders hin, „Aber du musst uns verstehen. Vater und ich haben uns schon mit so vielen Geschichten, die angeblich wahr waren herumschlagen müssen, dass wir nicht wirklich glauben, dass Raptor ausgerechnet dir alles erzählt haben soll.“ „Jinki hat recht. Raptor hat ein paar Geschichten, die er abwandelt und erzählt und natürlich glaubt dann jeder, dass ihm ein wahnsinniger Durchbruch gelungen wäre.“ Jinho atmete tief durch, während er eine Tasse aus einem kleinen Schränkchen hinter sich zog. „Aber setz dich doch zu uns, Taemin. Erzähl uns, was Jonghyun dir erzählt hat und wir werden dir sagen, ob er sich extra für dich etwas Neues ausgedacht hat, oder nicht.“ Die können einem echt die Stimmung versauen … Taemin spürte deutlich, dass seine Euphorie langsam aber sicher verschwand und gleichzeitig auch die Begeisterung ein wenig nachließ. Raptor hatte ihm doch versprochen, dass er ihn nicht belügen würde, oder? Zumindest indirekt und bis jetzt hatte der Rothaarige eigentlich schon geglaubt, dass ein Versprechen Jonghyuns etwas wert war. „Na gut, dann erzähle ich euch einfach was passiert ist.“ Langsam ließ er sich auf den Stuhl neben Jinki sinken und nahm auch dankend die Tasse mit dem Tee entgegen. Obwohl er nicht allzu lange im Keller bei Raptor gewesen war, fröstelte er doch ein wenig und war froh, endlich etwas Warmes zu bekommen. -- „Aber ganz und gar nicht.“ Taemin schluckte aufgeregt, als Jonghyun sich bereit erklärte, ihm etwas über seine Vergangenheit zu erzählen. Es gab mit Sicherheit nicht viele, die von sich behaupten konnten, dass Raptor so freundlich mit ihnen umgegangen war. Schon gar nicht der arme Arzt, welcher sogar gebissen worden war. „Es stört dich doch nicht, wenn ich mir Notizen mache und mitschreibe?“ „Natürlich nicht, aber ich schlage vor, dass du das nächste Mal ein Diktiergerät mitbringst.“ Raptor knirschte leise mit seinen Zähnen und beobachtete zufrieden wie Taemin daraufhin schauderte. Er genoss es wirklich, dass er so eine Wirkung auf andere Menschen hatte. „Ich genieße gerne die ungeteilte Aufmerksamkeit meines Publikums.“ „Ich war mir nicht sicher, wie du auf so etwas reagierst.“ „Normalerweise wie der tasmanische Teufel, aber für dich mache ich gerne eine Ausnahme.“ „Dann können wir ja anfangen?“ „Unter einer Bedingung, ja.“ Raptor erhob sich von seinem Stuhl und ließ sich stattdessen vor Taemin auf den Boden sinken. So war es doch gleich viel „kuscheliger“? „Und die wäre?“ Skeptisch hob Taemin seinen Blick. Langsam gewöhnte er sich daran, dass ein Schwerverbrecher so bei ihm saß und mit ihm redete. „Du weißt, dass ich nicht hier arbeite und keine Wünsche erfüllen kann?“ „Ich möchte die Arbeit lesen, bevor du sie deinem Professor vorlegst“, erklärte Jonghyun seine Bedingung und warf gleichzeitig seine Haare zurück. Diese Bewegung hatte er mittlerweile schon öfter gemacht und langsam fragte Taemin sich, ob er damit das Blinzeln ersetzt hatte. „Immerhin muss ich sichergehen, dass du auch nichts Falsches über mich schreibst.“ Taemin schnaubte leise. Mit so einer Bedingung hatte er nicht gerechnet und auch, wenn das natürlich kein Problem war, ärgerte es ihn beinahe, dass Raptor davon ausging, dass man etwas Falsches über ihn schreiben würde. „Und wenn ich doch etwas Falsches schreibe?“ „Dann würde ich nicht gerne in deiner Haut stecken.“ Jonghyun klapperte leise mit den Zähnen. Er war niemand, der andere einfach so verspeiste, aber natürlich kannte er die Gerüchte und hatte auch seinen Spaß daran anderen damit Angst einzujagen. „Ich erinnere mich, dass schon einmal ein Journalist etwas Falsches über mich geschrieben hat. Ich genoss seine Leber mit ein paar Favabohnen und einem ausgezeichneten Chianti.“ „Wieso wundert es mich nicht, dass du jetzt so einen Film zitierst?“ Amüsiert legte Taemin den Kopf schief. Jonghyun war doch wirklich immer wieder für eine Überraschung gut. „Und du brauchst dir keine Mühe zu geben, mich davon zu überzeugen, dass du Menschenfleisch magst. Das nehme ich dir nicht ab.“ Eine Antwort erhielt er darauf nicht. Zumindest keine verbale; Raptor hatte hinter seiner Maske gegrinst und mit den Schultern gezuckt. Taemin war eine Herausforderung, das hatte er mittlerweile schon bemerkt. „Ich warte übrigens immer noch auf deine Geschichte.“ „Geduld ist eine Tugend, Taemin.“ Raptor lehnte sich ein wenig zurück und schloss dann seine Augen. Noch länger konnte er es kaum hinauszögern, also würde er dem Rothaarigen nun einfach alles erzählen, was er wissen wollte. „Aber gut, dann pass auf. Ich werde diese Geschichte mit Sicherheit nicht wiederholen.“ Warnend blickte Raptor den Jüngeren über seine Maske hinweg an. Das eifrige Nicken Taemins genügte ihm als Antwort, weswegen er sich räusperte und schließlich anfing zu erzählen. „Die Ärzte haben mich wirklich gut geschätzt. Damals, als ich inhaftiert wurde, war ich 20 und da du weißt, dass ich mittlerweile fünf Jahre hier bin, dürfte es dir nicht schwerfallen herauszufinden, wie alt ich bin.“ Raptor pausierte kurz, dann fuhr er fort: „Man hat angenommen, dass ich in Seoul geboren wurde, aber das ist vollkommen falsch. Ich kann mich nicht genau daran erinnern, wo ich geboren wurde und auch über meine Eltern kann ich dir leider nichts erzählen. Ich habe sie verloren, als ich noch sehr klein war.“ Taemin hielt die Luft an, während er mitschrieb und Jonghyun dabei immer wieder kurz anblickte. Er musste ja eine tragische Kindheit gehabt haben? Wahrscheinlich rührten daher die zahlreichen Verletzungen, die die Ärzte bei ihren Untersuchungen festgestellt hatten? „Meine Mutter ist auch vor ein paar Jahren einfach gegangen“, sagte er schließlich leise, einfach um irgendetwas dazu zu sagen. „Das tut mir leid zu hören, Kleiner.“ Jonghyuns Stimme hatte einen durchaus beruhigenden Tonfall angenommen. Er hatte es wohl wirklich so gemeint, wie er es eben gesagt hatte. „Ich kannte meine Eltern kaum, also ist es für mich nicht allzu schlimm.“ „Mhm.“ Taemin unterstrich ein Wort auf seinem Notizblock und blickte dann auf. „Erzähl bitte weiter.“ „Ich hatte eine kleine Schwester. Ihr Name war Jeong Ah und wir sind, nach dem Tod unserer Eltern in ein Waisenhaus gesteckt worden. Dieses Waisenhaus befand sich an der Grenze zwischen Nordkorea und China.“ „Dann wurdest du in Nordkorea geboren?“ Überrascht blickte Taemin auf. Hatte eigentlich schon jemand diese Möglichkeit in Betracht gezogen? Bis jetzt hatte er immer nur gehört, dass man Raptors Geburtsort im Raum Seouls vermutete. „Möglich.“ Raptor neigte seinen Kopf ein wenig. „Aber wie gesagt, das Waisenhaus befand sich dort an der Grenze und wurde von einer netten, alten Frau geleitet. Sie hatte kaum etwas, war sich aber nicht zu schade, das mit den Waisen zu teilen. Eigentlich war sie viel eher meine Mutter, als meine leibliche Mutter.“ Erneut legte Jonghyun eine Pause ein und ließ Taemin seine Worte notieren. So eine hübsche Geschichte musste auch um jeden Preis festgehalten werden, nicht wahr? „Ich habe dort viele Jahre gelebt. Eigentlich habe ich mehr als mein halbes Leben dort verbracht und würde mit meiner Schwester vermutlich immer noch dort wohnen, wären nicht eines Tages ein paar Männer aufgetaucht. Gesuchte Mörder und Kinderschänder. Hm …“ Raptor schnaubte leise. „Sie haben das Waisenhaus förmlich auseinander genommen und jeden getötet, der Widerstand geleistet hat. Meine Schwester … Sie haben meine Schwester noch am selben Tag missbraucht. Vor meinen Augen.“ Nachdem Jonghyun das gesagt hatte, herrschte Schweigen. Taemin hatte die Füllfeder erneut auf den Block gedrückt und tief durchgeatmet. Er hatte befürchtet, dass Jonghyuns Geschichte unschön werden würde, aber mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Wie alt er damals wohl gewesen war? Und was war mit Jeong Ah? „Ich war 16 und sie knapp 13, sollte das für dich wichtig sein.“ „Entschuldige, darüber habe ich wirklich gerade nachgedacht.“ Taemin seufzte schwer und warf Jonghyun dabei einen ehrlich traurigen Blick zu. „Es muss schwer für dich sein, mir das alles zu erzählen, nicht wahr? Ich verspreche dir, dass ich diese Stelle in meiner Arbeit umschreiben werde. Das … Das geht niemanden etwas an.“ „Danke.“ Jonghyun lächelte hinter seiner Maske. Für einen Kriminologie-Studenten war Taemin herrlich naiv, das gefiel ihm. Es gefiel ihm sogar sehr. „Wo war ich? Ach ja … Jeong Ah hat sich danach verändert. Natürlich muss jeder große Bruder so etwas über seine Schwester sagen, aber sie war etwas Besonderes. Aufgeweckt und wahnsinnig liebenswert.“ Erneut folgte eine kurze Pause. „Nach dieser Nacht hat sie allerdings aufgehört zu essen und wurde immer schwächer. Dazu kam, dass die Männer sie sich immer wieder geholt haben und daher rühren auch meine Verletzungen. Ich war nicht stark genug, sie haben mich halb tot geprügelt.“ „Jonghyun, das-“ „Wow.“ „Was?“ Taemin legte verwirrt den Kopf schief. „Mich nennt hier kaum jemand bei meinem richtigen Namen“, erklärte Jonghyun sich und bedeutete Taemin dann mit einem Blick, dass er doch bitte weitersprechen sollte. „Du wolltest eben etwas sagen?“ „Ich … Ich … wollte nur sagen, dass es mir leid tut, was mit deiner Schwester passiert ist und dass ich mir jetzt vorstellen kann, wieso du- wieso du …“ „Wieso ich so geworden bin?“ „Ähm … Ja.“ Taemin warf einen kurzen Blick auf seine Uhr. Dass sie sich jetzt schon fast zwei Stunden unterhielten beziehungsweise, dass Jonghyun schon so lange von sich erzählte, hatte er gar nicht mitbekommen. Die Traurigkeit in der Stimme und den Augen seines „Projektes“, hatten ihn vollkommen in ihren Bann gezogen. „Lass mich das Ende erzählen.“ Jonghyun atmete tief durch und lehnte sich schließlich mit dem Rücken an die Gitterstäbe. Seine Beine zog er dabei an. „Nach fünf Tagen hielt Jeong Ah es nicht mehr aus. Sie hat versucht wegzulaufen. Ich habe versucht sie aufzuhalten, aber ich konnte mich kaum bewegen. Später an diesem Tag, hat mir einer der Männer mitgeteilt, dass Jeong Ah unglücklich gestürzt und deswegen gestorben ist. Ich … Ich habe nie erfahren, was wirklich mit ihr geschehen ist.“ Langsam ließ Jonghyun sich nach vorne kippen und drückte seine Stirn somit gegen seine Knie. Für Taemin musste es nun so aussehen, als hätten die Erinnerungen ihn übermannt und dies wäre auch durchaus verständlich gewesen. Oder? „Jonghyun? Geht es?“ Besorgt lehnte Taemin sich nach vorne und schob seine, für einen jungen Mann seines Alters, schlanke Hand durch den Spalt zwischen zwei der Stäbe. Sachte berührte er die Schulter Raptors und streichelte darüber. „Es tut mir wirklich wahnsinnig leid. Dass … Dass du das erzählen musstest und so. Ich verspreche dir, dass ich nicht noch einmal auf deine Vergangenheit zu sprechen kommen werde.“ Raptor reagierte nicht weiter darauf. Er zuckte noch nicht einmal, als Taemin ihn an der Schulter berührte. Hatte er vielleicht mit so einer Reaktion gerechnet? Nein, unmöglich. Dafür kannte Jonghyun Taemin noch nicht gut genug. Er konnte gar nicht wissen, dass der Rothaarige schon immer ein wenig sensibler, als alle anderen gewesen war. „Danke, Taemin.“ -- Tief holte Taemin Luft, nachdem er seinem Vater und Bruder erzählt hatte, was alles in dem Keller vorgefallen war. Die Mienen der beiden waren wirklich schwer zu deuten und doch hatte Taemin so das Gefühl, als würde Jinki sich schwer zusammenreißen. Kein Wunder, sein kleiner Bruder hatte seine Hand geradezu in „die Höhle des Löwen“ gesteckt. „Taemin, du hast das wirklich sehr schön widergegeben, ehrlich, aber da war wirklich wenig Neues dabei.“ Bedauernd leckte Jinho sich über die Lippen. „Er hat sich zwar mehr Mühe gegeben und seiner Schwester einen Namen gegeben, aber Jinki hat er vor einigen Jahren eine ähnliche Geschichte erzählt.“ „Hat er?“ Geschockt blickte Taemin zu Jinki hinüber. „Aber was ist, wenn das wirklich seine Geschichte ist? Wieso glaubt ihr ihm nicht? Ich hab doch gesehen, wie fertig er war.“ „Taeminnie, Raptor ist ein hervorragender Schauspieler. Er hat ein Talent seine Mitmenschen genau das fühlen zu lassen, was er sie fühlen lassen will. Ihm ist aufgefallen, dass du zu Mitgefühl fähig bist und hat das schamlos ausgenutzt.“ Jinki erhob sich langsam und umrundete den Schreibtisch, um den Computerbildschirm vorsichtig so zu drehen, dass Taemin ihn gut sehen konnte. „Das kann nicht alles gespielt gewesen sein! Ich hab ihm doch in die Augen gesehen und-“ „Und etwas Gutes darin gefunden?“ Jinki schüttelte unzufrieden den Kopf. „Genau deswegen wollte ich dich nicht zu ihm lassen. Du denkst nun, dass er gar nicht so schlecht ist, nicht wahr?“ Taemin fixierte trotzig den Bildschirm. Es war zwar noch nichts darauf zu sehen, allerdings würde sich das mit Sicherheit gleich ändern, da Jinki soeben ein paar Tasten gedrückt und direkt zu der Kamera in Jonghyuns Zelle geschaltet hatte. So wie es aussah, war diese für die Nahaufnahmen zuständig, denn außer dem Kopf und den Schultern konnte man nichts von Jonghyun sehen. „Er weiß, dass wir ihn sehen.“ Jinho lehnte sich langsam zurück und bekam seine Worte wenige Momente später auch schon bestätigt, als Raptor direkt in die Kamera blickte, schief lächelte und dabei seine spitzen Zähne zeigte. „Er ist uns immer einen Schritt voraus.“ tbc.... Kapitel 4: 蝴蝶 - Schmetterling - ------------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O4 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Und Kapitel 4 .... verzeiht mir eventuelle Fehler, ich bin im Moment etwas gestresst und komme nicht wirklich zum Korrekturlesen >_< argh! [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- Missmutig starrte Taemin in die dunkle Flüssigkeit, welche in dem Plastikbecher unschuldig hin und her schwappte. Er war tatsächlich dumm genug gewesen auf Jonghyuns, nein, Raptors Lügen hereinzufallen. Wahrscheinlich hatte dieser sich gedanklich halb tot gelacht, als Taemin zu allem Überfluss auch noch dessen nicht existente, tote Schwester bedauert hatte. Wahrscheinlich stimmt es, was in den Berichten steht. Er ist krank im Kopf und ein Monster. Dass er hinter Gittern ist, ist schon richtig. Seufzend hob er den Becher an und nahm einen kleinen Schluck von dem heißen Kaffee, welchen er sich vorhin auf dem Weg zurück in den Keller, noch schnell besorgt hatte. Wirklich eilig hatte Taemin es nicht, ganz und gar nicht. Jonghyun durfte ruhig ein wenig in seiner Zelle schmoren und sich hoffentlich so richtig langweilen. Mir hätte von Anfang an klar sein müssen, dass in ihm nichts Gutes steckt. Jemand, der Menschen so abgeschlachtet hat wie er, hat nichts Gutes an sich. Punkt, aus, Ende. Taemin konnte leider nicht behaupten, dass er nicht enttäuscht war und vermutlich konnte er das auch nicht so gut verbergen, wie er es gerne gehabt hätte. So war er nun einmal. Er vertraute zu schnell und das war in Raptors Fall einfach nur wahnsinnig dumm und naiv gewesen; vor allem aber dumm, denn als Kriminologie-Student hätte er es auf jeden Fall besser wissen müssen. Warum nur hatte er sich so täuschen lassen? Waren es die „Fanclubs“, die seit Jahren darum kämpften, dass Raptor wieder freigelassen wurde? Vielleicht hatte Taemin sich auch einfach zu sehr in den Akten vergraben und darüber vergessen, wie man einen Menschen richtig einschätzte? Er hat sich nie an Unschuldigen vergriffen. Zumindest ist darüber nichts bekannt, überlegte Taemin und ließ sich, mit einem schweren Seufzen wohlgemerkt, gegen die kühle Fahrstuhltür sinken. Das kalte Metall fühlte sich gut an und auch, wenn ihn nun ein wenig fröstelte, waren seine Gedanken wenigstens wieder ein wenig klarer. Alles was er tun musste, war ein paar brauchbare Informationen zusammenzutragen. Was danach mit Jonghyun beziehungsweise Raptor geschehen würde, brauchte ihn nicht zu interessieren. Wieso nur konnte Taemin dann nicht anders, als sich immer wieder zu fragen, was wohl geschehen würde, würde man Raptor tatsächlich hinrichten. Wahrscheinlich gar nichts. Absolut gar nichts. Dank ihm konnten ein paar richtig üble Typen gefasst werden. Zwar hin und wieder nur noch stückchenweise, aber na ja … Taemin richtete sich wieder auf und drückte dann, wenn auch nicht sonderlich begeistert, den Knopf, welcher die Fahrstuhl öffnete. Raptor wartete mit Sicherheit schon auf ihn, um ihn noch weiter auf den Arm zu nehmen. Das konnte er ja besonders gut; es schien ihm ja generell richtig Spaß zu machen jemanden an der Nase herumzuführen. Ob die Ärzte wohl dieses Verhalten gemeint hatten, als von einem „ausgeprägten Spieltrieb“ die Rede gewesen war? Vermutlich, denn einen anderen Reim konnte Taemin sich wirklich nicht darauf machen. „Ich will noch einmal zu Raptor. Mein Vater, Lee Jinho, hat mir die Erlaubnis erteilt.“ Ernst blickte Taemin die Wachposten an, die dann augenblicklich zur Seite traten. Mit dem Sohn des Chefs legte man sich nicht an, niemals. Weder mit Jinki, noch mit Taemin. „Ist er noch in der gleichen Zelle?“ „Nein. Nachdem Sie gegangen sind, wurde er wieder in seine Stammzelle verlegt. Außerdem wird er gerade gewaschen.“ „Er wird gewaschen?“ Skeptisch zog Taemin eine seiner geschwungenen Augenbrauen steil nach oben. „Kann der feine Herr das nicht selbst?“ „Wir können nicht riskieren ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, Taemin.“ Überrascht wandte Taemin seinen Blick von dem Wachposten ab. Wann hatte sein Bruder denn die Räumlichkeiten gewechselt? Hätte er ihm nicht begegnen müssen auf seinem Rückweg? Ich war wohl mehr in Gedanken, als ich dachte … „Meinst du, dass er beim Duschen etwas anstellen könnte?“ Jinki schnaubte leise, ehe er schief grinste. „Der Kerl ist schlimmer als McGyver. Gib ihm absolut nutzlose Materialien und er baut dir eine kleine Atombombe. Wer weiß, was er aus einem Duschvorhang basteln könnte. Vielleicht einen Tarnumhang, oder so.“ „Geht da nicht gerade die Fantasie mit dir durch?“ Schmunzelnd tätschelte Taemin die Schulter seines älteren Bruders. Die Jahre, welche er schon mit Jonghyun verbracht hatte, schienen ihre Spuren hinterlassen zu haben. Jinki drehte langsam aber sicher durch und kam auf wirklich seltsame Ideen. „Ich streite ja nicht ab, dass Raptor recht geschickt ist, aber aus allem kann er sicher auch nichts machen.“ „Du unterschätzt ihn immer noch, aber das ändert sich sicher auch noch.“ Jinki bedeutete seinem Bruder mit einem Nicken ihm zu folgen. Wenn Taemin schon einmal die Gelegenheit hatte, das Bad eines Serienkillers live zu sehen, dann musste man diese auch nutzen, oder? -- Ganz im Gegenteil zu Jinki, der entspannt durch die Glasscheibe beobachtete, wie Jonghyun gewaschen wurde, wandte Taemin immer wieder den Blick ab. Zwar konnte man nur den Oberkörper Jonghyuns sehen, aber das reichte auch schon vollkommen aus. Taemin war einfach niemand, der andere Leute beim Duschen beobachtete. „Was ist los, Taemin? Alles okay mit dir?“ Besorgt wandte Jinki seinen Blick von Raptor ab. Dieser stand vollkommen ruhig in der Mitte des Raumes. Eine andere Wahl hatte er auch nicht, da seine Handgelenke durch Handschellen zusammengehalten wurden, welche wiederum mit einer langen, stabilen Kette an der Decke angehängt worden waren. Auf diese Art und Weise konnte Jonghyun sich zwar ein wenig bewegen, aber hatte gleichzeitig zu wenig Bewegungsfreiheit um vielleicht etwas Dummes anzustellen. Unbedingt angenehm konnte das zwar nicht sein, aber Jonghyun wirkte auch nicht entspannt. Eigentlich war es überhaupt schwer momentan zu sagen, was in dem Kopf des Mörders vor sich ging. Seine Augen waren durch sein dichtes Haar fast komplett verdeckt und die Maske erledigte den Rest. „Hm? Oh. Alles okay, ja. Ich … Ich finde es nur nicht so gut, dass er so duschen muss“, antwortete Taemin ehrlich und legte seine flache Hand schließlich an die Glasscheibe. „Er steht da nur und muss sich von oben quasi anregnen lassen. Noch dazu mit der Maske! Würde dir das gefallen?“ „Nein, aber ihm so etwas wie eine Duschbrause in die Hand zu geben, wäre verdammt unklug. Nach fünf Jahren können wir nicht einmal ansatzweise behaupten zu wissen, was in seinem Kopf so vor sich geht.“ Jinki legte seine Hand sachte an Taemins Schulter und drückte diese ein wenig. „Und die Maske ist eine reine Sicherheitsmaßnahme. Ich muss dich kaum an das Video erinnern, das ich dir gezeigt hab?“ „Oh Gott, nein.“ Schaudernd wandte der Rothaarige sich endgültig von der Glasscheibe ab. „Daran musst du mich echt nicht erinnern …“ Es war vermutlich weniger gut, dass Taemin sich von so einem Video so aus der Fassung bringen ließ, aber man bekam wirklich nicht jeden Tag zu sehen, dass jemand einem anderen Menschen in den Hals biss. In Filmen konnte man solche Aktionen bald einmal haben, aber im wirklichen Leben? Taemin gab ein müdes Seufzen von sich. Nach und nach fragte er sich wirklich, warum genau er eigentlich mit dem Kriminologie-Studium angefangen hatte. Um seinen Vater stolz zu machen, ja, aber war er dem Ganzen wirklich gewachsen? „Taemin? Er ist jetzt fertig und wird wieder in seine Stammzelle gebracht. Also wenn du willst, kannst du jetzt noch einmal mit ihm reden.“ Jinki nickte kurz in Richtung des Duschraumes. Dieser war nun leer und auch das Wasser, welches durch eine Art Brause, welche an der Decke befestigt worden war, auf Jonghyun heruntergelaufen war, hatte man abgeschaltet. Immerhin wurde hier kein Wasser verschwendet, wunderbar. Die, die ihn abtrocknen müssen, haben sicher besonders viel Spaß, überlegte Taemin während er seinem Bruder folgte und diesen noch ein wenig reden ließ. Zuhören tat er ihm nicht wirklich, aber solange er Jinki das Gefühl gab nicht komplett gegen eine Wand zu reden, würde es ihm schon nicht auffallen. „So, wir sind da. Ab jetzt kannst du auch allein weitergehen.“ Jinki war abrupt stehen geblieben und hatte sich zu seinem kleinen Bruder umgedreht. „Ich hab dir ja eben schon erklärt, wie du zu ihm kommst und worauf du achten musst. Normalerweise würde ich dich ja begleiten, aber ich war es, der die Dusche angeordnet hat, also wird er mich wohl kaum sehen wollen.“ „Oh …? Ja. Allein weitergehen, genau …“ Taemin blinzelte verwirrt und ließ seinen Blick schweifen. Jinki hatte ihn noch tiefer in den Keller hineingeführt und mittlerweile war Taemin sich nicht mehr sicher, ob er allein überhaupt noch zurück, geschweige denn bis zu Jonghyuns „Besucherzelle“ gefunden hätte. Das war nicht immer nur geradeaus, oder? Wir sind abgebogen? Treppen? Verwirrt fuhr Taemin such durch die Haare. Wann würde er nur endlich damit aufhören so hoffnungslos in Gedanken zu versinken, dass er blind und taub für seine Umgebung wurde? „Du hast mir wieder nicht zugehört, hm?“ „Tut mir leid, Jinki. Ich hab über Raptor nachgedacht und-“ „Ja, ja. Schon in Ordnung. Das Ganze ist neu für dich, also was soll’s.“ Jinki atmete tief durch. Dann blieb ihm wohl nichts anderes übrig als alles noch einmal zu erklären, oder? „Pass diesmal bloß gut auf, klar?“ „Ganz bestimmt.“ Taemin nickte eifrig und biss sich wenig später nervös auf die Unterlippe. Er hatte mit Jonghyun noch ein Hühnchen – ein riesiges Hühnchen – zu rupfen und war dementsprechend wütend auf ihn, aber gleichzeitig war da auch ein wenig Furcht. Jonghyun konnte ihm nichts tun, denn immerhin saß er in seiner Zelle, aber ganz geheuer war es Taemin trotzdem nicht. „Gut, dann hör zu“, begann Jinki langsam und nickte gleichzeitig in Richtung einer Tür, die sich direkt hinter ihm befand, „Du musst durch diese Tür da und dann den Flur entlang gehen. Da sind noch ein paar Zellen, aber die brauchen dich nicht zu interessieren, weil sowieso niemand außer Jonghyun in diesem Trakt ist. Seine Zelle befindet sich ganz am Ende des Flures. Du kannst sie gar nicht verfehlen.“ Nachdem er das gesagt hatte und gleichzeitig mit einem skeptischen Blick sicher gegangen war, dass Taemin ihm diesmal auch wirklich seine volle Aufmerksamkeit geschenkt hatte, war Jinki auf die Tür zugegangen und hatte diese geöffnet. Ein wenig mulmig war ihm schon zumute bei dem Gedanken seinen Bruder noch tiefer in die Höhle des Löwen zu schicken, aber solang Raptor in seiner Zelle war, würde schon nichts geschehen können. Nicht wirklich zumindest. „Sollte etwas sein, dann geh einfach, hörst du? Lass ihn stehen und komm wieder hierher.“ Taemin reagierte daraufhin nur noch mit einem schwachen Nicken. Sie hatten schon wieder viel zu viel Zeit verschwendet und nur geredet! Am Ende schlief Raptor nach seiner „erholsamen“ Dusche bereits und ihn dann zu wecken war mit Sicherheit keine allzu schlaue Idee. Den Flur entlang, an den Zellen vorbei … ganz am Ende … Angespannt lief der Rothaarige den langen Gang entlang und konnte seine Schritte dabei nur zu deutlich widerhallen hören. Jonghyun wusste mittlerweile bestimmt, dass er Besuch bekam und so wie Taemin ihn mittlerweile kannte, würde er auch wissen wer der Besucher war. „Du kannst wohl gar nicht genug von mir bekommen, was?“ Raptor machte sich nicht die Mühe sich von seinem Bett beziehungsweise seiner Liege zu erheben. Er konnte Taemin auch so ganz genau wahrnehmen, dafür musste er ihn nicht ansehen. Ganz und gar nicht. „Sag, Taemin, warum bist du schon wieder hier?“ „Weil ich die Wahrheit hören will.“ Unzufrieden drückte Taemin seine Notizen gegen die Glasscheibe. „Du hast mich belogen. Du hast das alles nur erfunden und ich war wirklich dumm genug dir zu glauben! Ich hatte Mitleid mit dir, du Mistkerl!“ „Ach herrje“, Jonghyun richtete sich auf der Liege auf und präsentierte Taemin somit seinen Rücken, „das war heftig.“ „Lass den Scheiß! Ich bin hier, weil ich die Wahrheit hören will.“ Energisch presste Taemin den Block weiterhin gegen das Glas. „Und sieh mich an, wenn ich mit dir rede. Sonst bist du immer so darauf aus, dass alle höflich zu dir sind, aber selbst bist du das ganz und gar nicht.“ Raptor gab daraufhin nur ein leises, finsteres Lachen von sich. Wie amüsant Taemin doch war! Er schien doch wirklich zu glauben, dass er mit ein paar lächerlichen Drohgebärden etwas erreichen konnte – entzückend. „Oh Taeminnie, ich mag es, wenn du mich so hart rannimmst.“ Jonghyun erhob sich langsam und drehte sich schließlich zu Taemin um. Seine Haare verdeckten immer noch fast die komplette obere Hälfte seines Gesichts, doch immerhin war ihm nun die Maske abgenommen worden. Ob das nun so gut war, konnte Taemin nicht sicher sagen. Raptor wirkte plötzlich so normal und doch auch wieder nicht. Irgendetwas war da an ihm, das Taemin schaudern ließ. „Dir würde das doch auch gefallen, nicht wahr?“ Umso näher Jonghyun der Glasscheibe kam, desto schiefer wurde sein Grinsen. Gleichzeitig entblößte er so einen seiner spitzen Eckzähne. Natürlich tat er dies mit voller Absicht, denn schließlich wusste er genau, womit er Taemin einschüchtern konnte. „Ich kann sehen, dass du dir vorstellst von mir genommen zu werden. Werden deine Nippel schon härter und-“ „Genug!“ Taemin hatte seinen Kopf zur Seite gedreht und somit die Schamesröte, welche nach und nach auf seine Wangen gekrochen war ein wenig versteckt. „Ich bin nicht hergekommen um mir so etwas anzuhören.“ „Bist du nicht? Aber es gefällt dir. Das Verbotene reizt dich, mein kleiner Schmetterling.“ Raptor leckte sich langsam über die Lippen und lehnte seine Stirn gegen das kühle Glas. „Du würdest nicht meine Gesellschaft suchen, wäre es anders.“ „…“ Taemin schluckte schwer und schloss schließlich seine Augen. Obwohl dickes Glas zwischen ihnen war, war es ihm beinahe so, als könne er den heißen Atem Jonghyuns an seinem Nacken spüren. Wie sich diese spitzen Zähne wohl anfühlten? „Ich …“ Der Rothaarige atmete tief durch und blickte Jonghyun direkt in die Augen, „Ich wollte dir eine Art Geschäft vorschlagen. Wenn du mir die Informationen gibst, die ich für meine Arbeit brauche, dann werde ich mit meinem Vater reden und dafür sorgen, dass du Bücher bekommst. Von mir aus auch einen Computer. Was auch immer du willst. Aber dafür musst du mit mir reden.“ „Da du der Erste bist, der mich auf diese Art und Weise zum Reden bewegen will, werde ich natürlich lange darüber nachdenken und dir meine Antwort zukommen lassen.“ Deutlich desinteressiert wandte Jonghyun sich ab. Wenn Taemin ihm keinen spannenderen Handel vorschlagen konnte, verschwendete er nur seine Zeit. „Jonghyun, ich bin darauf angewiesen, dass du redest! Was willst du von mir?“ Frustriert schlang Taemin seine Weste enger um sich. Noch einmal wollte er Raptor keine so freie Sicht auf seinen Oberkörper gewähren. Eine Demütigung – an diesem Tag waren es sowieso schon mehr gewesen – reichte vollkommen aus. „Ich will, dass du auch mit mir redest.“ Jonghyun drehte sich im Halbdunkeln seiner Zelle elegant zu Taemin herum und auch, wenn es absolut unmöglich war, so erschien das freie Auge Raptors beinahe rot zu glänzen. Das ist das Glas, redete Taemin sich schnell ein und runzelte gleichzeitig nichtverstehend die Stirn. „Ich soll mit dir reden?“ „Ja, das sollst du. Quid pro quo, kleiner Schmetterling.“ tbc... ---- Anmerkung: Quid pro quo = "dieses für das" [ jemand, der etwas gibt, erhält eine angemessene Gegenleistung ] Kapitel 5: 對手 - Gegenspieler - ------------------------------ Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O5 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC-17 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Nummer 5 .... Hui XD und ja .... was ist mir da nur eingefallen? x//D *sich verkriech* [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- „Jinki …! Nicht hier …“ „Wäre doch nicht das erste Mal?“ „Aber- Hn! Nicht!“ Kibum biss sich angespannt auf die Unterlippe, als er von seinem Freund geradewegs gegen den Schreibtisch gedrängt wurde. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass es sie in Jinkis Büro überkam, aber diesmal hatte keiner von ihnen daran gedacht abzuschließen. „Schließ … wenigstens die Tür ab?!“ „Es wird uns schon niemand stören, Kibummie.“ Jinki legte seine rechte Hand zärtlich an Kibums Wange und streichelte mit seinem Daumen über dessen volle Unterlippe. „Ich will dich. Jetzt.“ „Hn …“ Kibum gab ein heiseres Stöhnen von sich, als sein Freund sich grob zwischen seine Beine drängte und ihn somit ganz auf den Tisch beförderte. Dass dabei einige Mappen auf den Boden fielen und deren Inhalt sich auf dem Boden verteilte, störte Jinki nicht. Viel wichtiger war Kibum, der unter ihm lag und sich langsam seinem Schicksal zu ergeben schien. Wieso hätte er sich auch gegen Jinki wehren sollen? Er wollte seinen Freund doch mindestens genauso sehr. „Verfluchte Jeans.“ Unzufrieden zerrte Jinki an Kibums Hose herum. Ihn auszuziehen war immer eine besondere Herausforderung. „Dann bereust du wohl, dass du sie mir gekauft hast?“ Amüsiert hob Kibum sein Becken an, um es Jinki ein wenig einfacher zu machen. Wenn sein Freund schon solche Probleme hatte, wollte er nicht auch noch dagegen arbeiten, denn damit hätte er sich nur ein Eigentor geschossen. „Ganz bestimmt nicht. Hast du schon mal deinen Hintern darin gesehen?“ Jinki hob schief grinsend eine Augenbraue an, ehe er die Hose schließlich auf den Boden warf. Wenig später folgte der Hauch von Nichts, den Kibum seine Unterwäsche schimpfte. Da könnte er genauso gut gar keine tragen, ging es Jinki durch den Kopf, während er seinen Gürtel öffnete. Einfach war das nicht, denn seine Hände zitterten vor Erregung und waren auch deutlich feuchter geworden. Bei jeder Bewegung konnte er spüren, wie der dünne Stoff seines Hemdes über seinen verschwitzten Rücken glitt und dort kleben blieb. Ob dies nun an der Hitze lag, die der Körper Kibums abströmte, oder ob er selbst der Schuldige war, konnte Jinki nicht sagen. Es interessierte ihn auch nicht. Einzig und allein Kibum spielte in diesem Moment noch eine Rolle. Die wichtigste Rolle, hieß das. Vorsichtig und doch bestimmt, schob Jinki die schlanken Beine seines Geliebten weiter auseinander. Schamlos ließ er seinen Blick über den Unterleib Kibums wandern und leckte sich dabei, er selbst bekam dies gar nicht mit, angetan über die Lippen. Kibum war jemand, der Haare nur auf seinem Kopf leiden konnte und dementsprechend glatt war auch sein Intimbereich. Kurz gesagt: Absolut verführerisch. „Du machst mich so verflucht scharf …“ „Worauf wartest du dann noch?“ Einladend spreizte Kibum seine Beine noch weiter. Seine Fersen drückte er dabei auffordernd gegen das knackige Hinterteil Jinkis. „Nimm mich, komm schon.“ In der Stimme Kibums schwang deutlich die wachsende Erregung mit und auch seine Augen schienen eine Spur dunkler geworden zu sein. Die Lust hatte ihn nach und nach übermannt und in diesem Moment war klar, dass es kein Zurück mehr gab. Würde man sie nun unterbrechen, würde dieser Jemand eben etwas zu sehen bekommen. So einfach war das. „Gleich, Baby, gleich ...“ Kibum brummte daraufhin nur. Was nun kam, wusste er genau. Gleitmittel. Wie um seine Gedanken sofort zu bestätigen, strich Jinki die sanfte Kinnlinie Kibums entlang. Unaufhaltsam näherten sich die Finger des Älteren den Lippen Kibums, bis sie schließlich kurzerhand zwischen diese geschoben wurden. Unnötig in den Augen Kibums, denn diese Vorbereitung brachte sowieso nichts. Jinkis Finger waren viel zu kurz und lange nicht dick genug. „Widerspenstig …“, kommentierte Jinki amüsiert, als seine Finger geradezu von der Zunge Kibums verdroschen wurden. Anscheinend war da jemand für eine etwas schnellere Runde aufgelegt? Konnte das sein? „… und so frech.“ Kibum hatte, noch während er gegen die Finger Jinkis „gekämpft“ hatte, ein paar unverständliche Worte genuschelt und Jinki dabei einen unzufriedenen Blick zugeworfen. Sonderlich freundlich war das nicht gewesen, aber Jinki kannte seinen Freund und liebte diese widerborstige Seite an ihm. Kibum war nun einmal eine Diva. Was sollte man dagegen schon tun? „Mach endlich!“ Ungeduldig schnalzte Kibum mit der Zunge. Jinki hatte seine Finger endlich zurückgezogen und war nun dabei gefährlich langsam zu seinem Hinterteil zu wandern. „Jinki! Mach endlich!“ Diesen Wunsch erfüllte Jinki Kibum natürlich umgehend, als er seinen Mittel- und Zeigefinger gegen den starken Muskelring presste. Wie heftig der Widerstand war, verwunderte Jinki immer wieder, denn schließlich schliefen sie weiß Gott oft genug miteinander. Nur langsam konnte er spüren, dass die Muskeln nachgaben und auch weicher wurden. Sachte kratzte er mit seinen Fingerspitzen über die empfindlichen Muskelwände und ließ Kibum somit kehlig aufstöhnen. So perfekt … Ehrfürchtig betrachtete Jinki Kibum, wie dieser seinen Rücken durchbog und gleichzeitig seine Augen fest zukniff. Ein feiner Schweißfilm hatte sich auf seinem Gesicht gebildet und die sonst so blassen Wangen, schimmerten in einem gesunden, kräftigen Rotton. Kibum war wirklich eine Schönheit – durch und durch. „J-Jinki! Mehr …“ Jinki reagierte sofort auf die Bitte Kibums; er zog seine Finger zurück, allerdings nur, um sie wenige Momente später wieder in ihn zu treiben und Kibum vor Lust schreien zu lassen. Offensichtlich hatte er endlich die Prostata des Jüngeren getroffen. Perfekt. Nun fehlte nur noch, dass auch er ein wenig Befriedigung erlangte, aber dies war wohl kaum ein Problem. Schnell zog er seine Finger zurück und ersetzte sie kurzerhand mit seinem versteiften Glied, welches er behutsam in Kibum schob. Eng war sein Geliebter nach wie vor und da sie auch kein Gleitgel – abgesehen von ein wenig Spucke – zur Verfügung hatte, war diese Anfangsprozedur auch für beide eher schmerzhaft. Kibums Muskeln kontrahierten immer wieder deutlich um den harten Schaft Jinkis und ließen ihn stöhnen. Teilweise vor Schmerz – aber verdammt, es war ein so süßer Schmerz – aber gleichzeitig auch vor Lust. Kibum wusste wirklich, wie er Jinki ohne viel zu tun glücklich machen konnte. „Liebling …“ Kurz nachdem Kibum aufgehört hatte, sich so um ihn herum zu verkrampfen, hatte Jinki wieder angefangen in ihn zu stoßen. Gemächlich zu Beginn, doch schon nach kürzester Zeit, musste Kibum sich mit beiden Händen an der Tischkante festklammern, um nicht einfach von seinem Freund vom Tisch gefegt zu werden. (Böse Zungen behaupteten, dass er dafür tollpatschig genug war.) „Kibum! Ich liebe dich!“ Geräusche von aufeinandertreffender Haut erfüllten den Raum und gleichzeitig machte sich auch ein eindeutiger Geruch breit. Schweiß und Sex. Es gab nichts Besseres in den Augen Jinkis, aber Außenstehende waren da garantiert anderer Meinung. „Ich … Ich dich auch …!“ Gedehnt stöhnte Kibum auf, ehe er schließlich, nach einem weiteren Stoß gegen das empfindliche Nervengeflecht seiner Prostata, kam. Er konnte deutlich die warme Samenflüssigkeit auf seiner Haut und teilweise auch auf seinem T-Shirt spüren, doch er kam nicht dazu sich darüber aufzuregen, da Jinki sich nur wenige Momente später ebenfalls ruckartig in ihm ergossen hatte. „HNN …!“ „K-Kibum …“ Nach ein paar letzten, deutlich kraftloseren Stößen, zog Jinki sich schließlich vollkommen aus Kibum zurück. Sein Glied war nach und nach erschlafft und nur ein milchig-weißer Film, welcher sich darüber ausgebreitet hatte, erinnerte an ihr intimes Aufeinandertreffen. „Wow …?“ „Wow …!“ Vollkommen außer Atem wischte Jinki sich mit dem Handrücken über die Stirn und betrachtete dann das erste Mal das Ausmaß der Schweinerei, die sie angerichtet hatten. Mappen, lose Zettel und auch ein Locher lagen auf dem Boden verstreut, auf seinem Schreibtisch klebten verräterische weiße Flecken und ein kurzer Blick auf Kibum verriet Jinki, das auch dieser dringend „in Ordnung gebracht“ werden musste. „Kibum? Was- Was treibst du da schon wieder?“ Skeptisch beobachtete Jinki, wie sein Freund sich aufsetzte und seinen Zeigefinger zu seinem Hinterteil führte. „Nachtisch?“ Schief grinsend leckte Kibum über seinen Finger, nachdem er ein wenig Sperma mit diesem aufgewischt hatte. Tja, wenn man keine feuchten Tücher in greifbarer Nähe hatte, musste man sich eben auf diese Art und Weise helfen, oder? „Spinner …“ Kopfschüttelnd, jedoch auch mit einer schwachen Röte auf den Wangen – an diese Aktionen hatte er sich immer noch nicht gewöhnt – drehte Jinki sich zu einem seiner zahlreichen Schränke um. Glücklicherweise befanden sich in diesen nicht nur Akten, sondern auch Taschenbuchboxen. Natürlich nicht für genau solche Momente, nein! Was für eine abwegige und gleichzeitig absurde Idee. „Komm her, Prinzessin.“ Sachte zog Jinki Kibum an die Tischkante und machte sich dann mit einigen geübten Handgriffen daran seinen Geliebten zu reinigen. Das T-Shirt war zwar momentan nicht zu retten, aber vielleicht würde man die weißen Flecken ja als gewollt verkaufen können, wenn man es nur schlau genug anstellte? „Wie fühlst du dich?“ Kibum lächelte auf Jinkis Frage hin und ließ sich säuselnd gegen dessen Lippen sinken. Was für eine Frage! Er hatte soeben wunderbaren „Bürosex“ mit seinem Geliebten gehabt. Wie fühlte man sich danach schon? Befriedigt? Glücklich? Einfach nur unbeschreiblich gut? „Perf-“ Weiter kam Kibum nicht, da im selben Moment ein schwaches Klopfen ertönte und wenig später schon die Tür aufgeschoben wurde. Oh, oh. „EWW! Nicht schon wieder!“ Taemin hatte sich stöhnend eine Hand ins Gesicht geschlagen. Wieso nur hatte immer er so ein unverschämtes Glück und erwischte seinen Bruder und dessen Freund in solchen Momenten? „Gott! Wie die Tiere! Widerlich!!“ Zeternd schlug der Rothaarige die Tür wieder zu. Bevor er auch nur wieder einen Fuß in dieses Büro setzte, sollte sein Bruder lüften und diesen fürchterlichen Gestank vertreiben. Das war doch nicht zum Aushalten! „Taemin ist so was von frustriert.“ Leise schnalzte Kibum mit der Zunge, danach hopste er – nicht unbedingt elegant – vom Schreibtisch, um seine Klamotten zusammen zu sammeln. Ungefähr 30 Minuten und einige Versuche seitens Kibum das Büro mit Deodorant zu „erfrischen“ später, war das Büro dann wieder – wenn man die Worte Kibums verwenden wollte – „Taemin-freundlich“ und generell betretbar. Natürlich hatte der Rothaarige noch einiges zu maulen gehabt, denn schließlich war das alles ein Attentat auf ihn gewesen. Kibum und Jinki planten solche Dinge ja schon lange vorher und legten es sowieso immer darauf an ihn zu ärgern. „Ihr könntet wenigstens abschließen!“ „Taeminnie, manchmal hat man dafür keine Zeit mehr“, versuchte Kibum ihm ruhig zu erklären, während er gelegentlich an seiner Kaffeetasse nippte. Genau genommen war es Jinkis Tasse, aber was seinem Geliebten gehörte, war auch Kibums Eigentum. „Außerdem können wir nichts dafür, dass du immer in solchen Momenten vorbeischaust. Hättest du einen Freund, der es dir regelmäßig be-“ „SSSCHT!“ Zischelnd schüttelte Taemin den Kopf. Von allen Themen, die er im Moment besprechen wollte, stand dieses ganz am Ende seiner Liste. „Darüber wollte ich eigentlich nicht mit euch reden. Ich dachte, dass Jinki allein hier wäre.“ „Störe ich, oder was?“ „Nein!“ Schnell schüttelte Taemin den Kopf. Dass Kibum auch immer gleich so eingeschnappt reagieren musste. „Was ich damit sagen wollte ist, dass ich ein paar Fortschritte mit Jonghyun gemacht habe.“ Taemin entging natürlich nicht, dass Jinkis Augenbraue missbilligend nach oben wanderte. Es war unmöglich gewesen das zu übersehen. „Jonghyun, Taemin?“ „Sein Name?“ „Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich von ihm fernhalten sollst? Er ist Raptor, nicht Jonghyun und außerdem ein Monster, solltest du das vergessen haben.“ Streng blickte Jinki Taemin an. „Von allen Wahnsinnigen, die du nicht in deinem Kopf haben willst, sollte er ganz oben auf der Liste stehen.“ „Er tut mir doch nichts.“ Zumindest hat er das bis jetzt noch nicht. Taemin leckte sich seufzend über die Lippen. Er konnte immer noch deutlich den Blick Raptors auf sich spüren und auch, wenn er genau wusste, dass er nicht anwesend war, so hatte er plötzlich das Bedürfnis sich im Raum umzusehen. Ob Jinki ihn wohl genau dafür beschützen hatte wollen? „Jinki macht sich doch nur Sorgen um dich. Ich hab ein paar Sachen über Raptor in den Zeitungen und im Internet aufgeschnappt. Mir gefällt es auch nicht, dass du dauernd bei ihm bist.“ Kibum hatte sich kurzerhand von seinem Stuhl auf Jinkis Schoß gearbeitet und ihm beruhigend über die Wange gestreichelt. „Ihr wisst aber schon, dass ich erwachsen bin, oder?“ Taemin rollte genervt mit den Augen. Wieso nur musste er unbedingt der Jüngste sein? Das machte auf Dauer wirklich keinen Spaß. „Ich weiß schon, was ich tue und worauf ich mich einlasse. Vertraut mir einfach, okay?“ Bittend blickte er die beiden Älteren an. „Und Jinki, willst du nicht hören, was für Fortschritte ich gemacht habe?“ „Mhm. Ich nehme mal an, dass er dir noch eine Geschichte erzählt hat?“ „Er hat sich bereit erklärt mit mir zu reden. Wenn …“ Taemin zog das letzte Wort ein wenig in die Länge und druckste gleichzeitig ein wenig herum. „Wenn?“ „Wenn alle Kameras ausgeschaltet werden und-“ „Nein.“ „Aber Jinki! Das ist DIE Chance mehr übe-“ „NEIN!“ Jinki schlug seine flache Hand auf die Tischplatte und ließ dabei fast Kibum von seinem Schoß fallen. Begeistert war dieser nicht darüber, allerdings wagte er es auch nicht, etwas dazu zu sagen. So wütend erlebte man Jinki nur selten. „Ich lasse dich nicht vollkommen allein mit diesem Psychopathen!“ „Aber nur, weil ich dein Bruder bin.“ Taemin blickte Jinki ernst an und rutschte dabei an die Kante seines Stuhls. „Jinki, es ist mir verflucht ernst. Ich will mit Raptor reden und das werde ich auch. Wenn Vater hört, dass er mit mir sprechen will und ich das Diktiergerät mitlaufen lassen kann, kannst du dich auf den Kopf stellen und es wird nichts nützen.“ Einen Moment lang herrschte danach Schweigen. Jinki weigerte sich einfach etwas zu sagen, Kibum fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut und Taemin behielt seinen Bruder einfach nur fest im Blick. „Du wirst mich nicht davon abhalten können, Brüderchen.“ Taemin hatte nun einen deutlich versöhnlicheren Tonfall angeschlagen und auch seine Züge hatten sich wieder entspannt. „Aber wenn du nicht dagegen bist, dann wird es leichter. Für uns alle.“ „Hm …“ Jinki holte tief Luft und gab im Endeffekt ein langgezogenes Seufzen von sich. Woher hatte Taemin nur diesen fürchterlichen Dickkopf? Er selbst war nicht so. Zumindest nicht immer. „Na schön, Taemin, von mir aus.“ „Du hast eindeutig die richtige Entscheidung getroffen, Jinki.“ Jinki, Kibum und auch Taemin fuhren herum, als sich plötzlich eine weitere Stimme in das Gespräch einmischte. Sie alle kannten sie und natürlich auch den jungen Mann, der im Türrahmen stand. Seine schwarzen Haare hingen ihm teilweise wild ins Gesicht und seine großen Augen blitzten ihnen aufmerksam entgegen. Was um alles in der Welt machte er nun hier? tbc... Kapitel 6: 對手 - Gegenspieler - [ zensiert ] ------------------------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O5 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Nummer 5 .... Hui XD und ja .... was ist mir da nur eingefallen? x//D *sich verkriech* [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- „Wow …?“ „Wow …!“ Vollkommen außer Atem wischte Jinki sich mit dem Handrücken über die Stirn und betrachtete dann das erste Mal das Ausmaß der Schweinerei, die sie angerichtet hatten. Mappen, lose Zettel und auch ein Locher lagen auf dem Boden verstreut, auf seinem Schreibtisch klebten verräterische weiße Flecken und ein kurzer Blick auf Kibum verriet Jinki, das auch dieser dringend „in Ordnung gebracht“ werden musste. „Kibum? Was- Was treibst du da schon wieder?“ Skeptisch beobachtete Jinki, wie sein Freund sich aufsetzte und seinen Zeigefinger zu seinem Hinterteil führte. „Nachtisch?“ Schief grinsend leckte Kibum über seinen Finger, nachdem er ein wenig Sperma mit diesem aufgewischt hatte. Tja, wenn man keine feuchten Tücher in greifbarer Nähe hatte, musste man sich eben auf diese Art und Weise helfen, oder? „Spinner …“ Kopfschüttelnd, jedoch auch mit einer schwachen Röte auf den Wangen – an diese Aktionen hatte er sich immer noch nicht gewöhnt – drehte Jinki sich zu einem seiner zahlreichen Schränke um. Glücklicherweise befanden sich in diesen nicht nur Akten, sondern auch Taschenbuchboxen. Natürlich nicht für genau solche Momente, nein! Was für eine abwegige und gleichzeitig absurde Idee. „Komm her, Prinzessin.“ Sachte zog Jinki Kibum an die Tischkante und machte sich dann mit einigen geübten Handgriffen daran seinen Geliebten zu reinigen. Das T-Shirt war zwar momentan nicht zu retten, aber vielleicht würde man die weißen Flecken ja als gewollt verkaufen können, wenn man es nur schlau genug anstellte? „Wie fühlst du dich?“ Kibum lächelte auf Jinkis Frage hin und ließ sich säuselnd gegen dessen Lippen sinken. Was für eine Frage! Er hatte soeben wunderbaren „Bürosex“ mit seinem Geliebten gehabt. Wie fühlte man sich danach schon? Befriedigt? Glücklich? Einfach nur unbeschreiblich gut? „Perf-“ Weiter kam Kibum nicht, da im selben Moment ein schwaches Klopfen ertönte und wenig später schon die Tür aufgeschoben wurde. Oh, oh. „EWW! Nicht schon wieder!“ Taemin hatte sich stöhnend eine Hand ins Gesicht geschlagen. Wieso nur hatte immer er so ein unverschämtes Glück und erwischte seinen Bruder und dessen Freund in solchen Momenten? „Gott! Wie die Tiere! Widerlich!!“ Zeternd schlug der Rothaarige die Tür wieder zu. Bevor er auch nur wieder einen Fuß in dieses Büro setzte, sollte sein Bruder lüften und diesen fürchterlichen Gestank vertreiben. Das war doch nicht zum Aushalten! „Taemin ist so was von frustriert.“ Leise schnalzte Kibum mit der Zunge, danach hopste er – nicht unbedingt elegant – vom Schreibtisch, um seine Klamotten zusammen zu sammeln. Ungefähr 30 Minuten und einige Versuche seitens Kibum das Büro mit Deodorant zu „erfrischen“ später, war das Büro dann wieder – wenn man die Worte Kibums verwenden wollte – „Taemin-freundlich“ und generell betretbar. Natürlich hatte der Rothaarige noch einiges zu maulen gehabt, denn schließlich war das alles ein Attentat auf ihn gewesen. Kibum und Jinki planten solche Dinge ja schon lange vorher und legten es sowieso immer darauf an ihn zu ärgern. „Ihr könntet wenigstens abschließen!“ „Taeminnie, manchmal hat man dafür keine Zeit mehr“, versuchte Kibum ihm ruhig zu erklären, während er gelegentlich an seiner Kaffeetasse nippte. Genau genommen war es Jinkis Tasse, aber was seinem Geliebten gehörte, war auch Kibums Eigentum. „Außerdem können wir nichts dafür, dass du immer in solchen Momenten vorbeischaust. Hättest du einen Freund, der es dir regelmäßig be-“ „SSSCHT!“ Zischelnd schüttelte Taemin den Kopf. Von allen Themen, die er im Moment besprechen wollte, stand dieses ganz am Ende seiner Liste. „Darüber wollte ich eigentlich nicht mit euch reden. Ich dachte, dass Jinki allein hier wäre.“ „Störe ich, oder was?“ „Nein!“ Schnell schüttelte Taemin den Kopf. Dass Kibum auch immer gleich so eingeschnappt reagieren musste. „Was ich damit sagen wollte ist, dass ich ein paar Fortschritte mit Jonghyun gemacht habe.“ Taemin entging natürlich nicht, dass Jinkis Augenbraue missbilligend nach oben wanderte. Es war unmöglich gewesen das zu übersehen. „Jonghyun, Taemin?“ „Sein Name?“ „Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich von ihm fernhalten sollst? Er ist Raptor, nicht Jonghyun und außerdem ein Monster, solltest du das vergessen haben.“ Streng blickte Jinki Taemin an. „Von allen Wahnsinnigen, die du nicht in deinem Kopf haben willst, sollte er ganz oben auf der Liste stehen.“ „Er tut mir doch nichts.“ Zumindest hat er das bis jetzt noch nicht. Taemin leckte sich seufzend über die Lippen. Er konnte immer noch deutlich den Blick Raptors auf sich spüren und auch, wenn er genau wusste, dass er nicht anwesend war, so hatte er plötzlich das Bedürfnis sich im Raum umzusehen. Ob Jinki ihn wohl genau dafür beschützen hatte wollen? „Jinki macht sich doch nur Sorgen um dich. Ich hab ein paar Sachen über Raptor in den Zeitungen und im Internet aufgeschnappt. Mir gefällt es auch nicht, dass du dauernd bei ihm bist.“ Kibum hatte sich kurzerhand von seinem Stuhl auf Jinkis Schoß gearbeitet und ihm beruhigend über die Wange gestreichelt. „Ihr wisst aber schon, dass ich erwachsen bin, oder?“ Taemin rollte genervt mit den Augen. Wieso nur musste er unbedingt der Jüngste sein? Das machte auf Dauer wirklich keinen Spaß. „Ich weiß schon, was ich tue und worauf ich mich einlasse. Vertraut mir einfach, okay?“ Bittend blickte er die beiden Älteren an. „Und Jinki, willst du nicht hören, was für Fortschritte ich gemacht habe?“ „Mhm. Ich nehme mal an, dass er dir noch eine Geschichte erzählt hat?“ „Er hat sich bereit erklärt mit mir zu reden. Wenn …“ Taemin zog das letzte Wort ein wenig in die Länge und druckste gleichzeitig ein wenig herum. „Wenn?“ „Wenn alle Kameras ausgeschaltet werden und-“ „Nein.“ „Aber Jinki! Das ist DIE Chance mehr übe-“ „NEIN!“ Jinki schlug seine flache Hand auf die Tischplatte und ließ dabei fast Kibum von seinem Schoß fallen. Begeistert war dieser nicht darüber, allerdings wagte er es auch nicht, etwas dazu zu sagen. So wütend erlebte man Jinki nur selten. „Ich lasse dich nicht vollkommen allein mit diesem Psychopathen!“ „Aber nur, weil ich dein Bruder bin.“ Taemin blickte Jinki ernst an und rutschte dabei an die Kante seines Stuhls. „Jinki, es ist mir verflucht ernst. Ich will mit Raptor reden und das werde ich auch. Wenn Vater hört, dass er mit mir sprechen will und ich das Diktiergerät mitlaufen lassen kann, kannst du dich auf den Kopf stellen und es wird nichts nützen.“ Einen Moment lang herrschte danach Schweigen. Jinki weigerte sich einfach etwas zu sagen, Kibum fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut und Taemin behielt seinen Bruder einfach nur fest im Blick. „Du wirst mich nicht davon abhalten können, Brüderchen.“ Taemin hatte nun einen deutlich versöhnlicheren Tonfall angeschlagen und auch seine Züge hatten sich wieder entspannt. „Aber wenn du nicht dagegen bist, dann wird es leichter. Für uns alle.“ „Hm …“ Jinki holte tief Luft und gab im Endeffekt ein langgezogenes Seufzen von sich. Woher hatte Taemin nur diesen fürchterlichen Dickkopf? Er selbst war nicht so. Zumindest nicht immer. „Na schön, Taemin, von mir aus.“ „Du hast eindeutig die richtige Entscheidung getroffen, Jinki.“ Jinki, Kibum und auch Taemin fuhren herum, als sich plötzlich eine weitere Stimme in das Gespräch einmischte. Sie alle kannten sie und natürlich auch den jungen Mann, der im Türrahmen stand. Seine schwarzen Haare hingen ihm teilweise wild ins Gesicht und seine großen Augen blitzten ihnen aufmerksam entgegen. Was um alles in der Welt machte er nun hier? tbc... Kapitel 7: 珉豪 - Minho - ----------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O6 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-13 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Weiter geht's! Eigentlich wollte ich mir nicht so viel Zeit lassen, aber ja ..... tut mir leid XD Kommt (hoffentlich) nicht wieder vor~ >w< [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- Der junge Mann trat mit einem knappen Lächeln auf den Zügen ein und schloss dabei fast lautlos die Tür hinter sich. Er wusste, dass sein plötzliches Erscheinen die anderen überrascht und vermutlich auch skeptisch gestimmt hatte. „Tut mir leid, dass ich euch eben unterbrechen musste“, begann er, danach atmete er tief durch, „aber nachdem Taemin Raptor erwähnt hatte, konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten.“ „Wollen wir wissen, wie lange du uns schon einfach so zugehört hast, Minho?“ Jinki hatte sich zum Gruß kurz erhoben, war danach jedoch gleich wieder auf seinen Sessel zurückgesunken. Kibum saß schließlich immer noch auf ihm und auch wenn sein Freund alles andere als schwer war, so waren solche Übungen doch leichter ohne zusätzliches Gewicht. „Und was führt dich überhaupt hierher?“ „Noch nicht allzu lange, keine Sorge.“ Minho lächelte beschwichtigend und winkte gleichzeitig noch ab. „Aber ich denke, dass ich das Wichtigste mitbekommen habe. Raptor will wirklich mit dir reden, Taemin?“ „Unter der Bedingung, dass alle Kameras ausgeschaltet werden, ja“, bestätigte Taemin langsam und mit einem unterstreichenden Nicken. Es war kein Wunder, dass Minho mehr über diese Sache wissen wollte. Es hätte Taemin viel mehr gewundert, wären keine Fragen zu diesem Thema gekommen, denn immerhin war Minho selbst es gewesen, der Raptor gefangen hatte. Dies war mittlerweile fast fünf Jahre her und doch konnte Taemin sich noch ganz genau daran erinnern. Jinki und auch sein Vater hatten damals mehr Zeit in der Klinik verbracht, als zuhause und teilweise auch immer wieder dort übernachtet. Natürlich war es auch jetzt nicht anders, aber zumindest sein Bruder hatte sich in diesem Punkt deutlich verbessert. Dies lag zwar wahrscheinlich nur daran, weil Kibum ihm sonst das Leben zur Hölle gemacht hätte, aber darum ging es momentan ja gar nicht. In den Berichten stand, dass Jonghyun bei der Verhaftung keine Gegenwehr geleistet hat. Taemin legte nachdenklich die Stirn in Falten. Damals war er natürlich davon ausgegangen, dass Raptor eingesehen hatte, dass er keine Chance zur Flucht mehr hatte, aber war das wirklich so gewesen? „Taemin? Hallo? Ist jemand zuhause?“ Verwirrt schreckte der Angesprochene aus seinen Gedanken auf, als Minho ihm sachte gegen die Stirn tippte. Anscheinend hatte er sich wieder einmal zu sehr seinen Tagträumen hingegeben und dabei vergessen, dass er nicht alleine war. „Entschuldigt. Ich war eben-“ „In Gedanken bei Raptor?“ „Indirekt, ja.“ Seufzend zuckte Taemin mit den Schultern. „Ich dachte nur eben daran wie du Jonghyun erwischt hast, Minho. Und ich frage mich schon seit einiger Zeit, warum er sich nicht gewehrt hat, als er verhaftet wurde. Jinki hat mir das Video gezeigt und ich hab gesehen, wozu er in der Lage ist, also warum hat er nicht versucht sich zu befreien?“ Minho antwortete nicht sofort auf die Fragen, welche Taemin ihm gestellt hatte. Viel eher warf er Jinki einen bedeutungsvollen Blick zu. Es gefiel ihm nicht, dass Taemin diesen Psychopathen beim Vornamen nannte und sich scheinbar wirklich Gedanken um ihn machte. Gut war das nicht, denn wie auch Jinki, hatte Minho sich lange genug mit Raptor beschäftigt um zu wissen, dass man ihn besser nicht in seinen Kopf ließ. Hatte er sich einmal dort eingenistet, war es beinahe unmöglich auch nur eine Nacht vollkommen ruhig zu schlafen und nicht von Alpträumen geplagt zu werden. Minho wusste leider nur zu gut wovon er sprach. „Nennst du ihn öfter so?“ „So?“ Taemin hob fragend eine Augenbraue an. „Taemin, nennst du ihn öfter Jonghyun?“ „Gelegentlich. Wieso?“ „Weil du das nicht tun solltest. Dieser Kerl, der da unten in seiner Zelle vor sich hin modert ist Raptor, verstehst du? Er hat zig Menschen auf dem Gewissen, er ist ein Monster.“ Angespannt schüttelte Minho den Kopf. An Raptor zu denken beziehungsweise von ihm zu sprechen, brachte seinen Kreislauf jedes Mal aufs Neue kräftig in Fahrt. „Und als Monster solltest du ihn auch sehen, nicht als Mensch.“ „Dafür, dass er angeblich so ein Monster ist, hat er erstaunlich viele Fans.“ Woher das nun gekommen war, konnte Taemin sich selbst nicht so recht erklären. Er selbst war kein Fan oder gar Bewunderer Jonghyuns, nein. Alles was er wollte war eine Arbeit über ihn zu schreiben, eine gute Note dafür zu bekommen und dann- Ja, was dann? Danach würde er Raptor nie wieder sehen. Außer vielleicht in Zeitungen oder – daran wollte Taemin seltsamerweise gar nicht denken – im Fernsehen, kurz bevor er hingerichtet werden würde. „Fans würde ich diese Menschen nicht unbedingt nennen.“ Minhos Mundwinkel zuckte ein wenig. Wie immer, wenn er wütend war oder ihm etwas gehörig gegen den Strich ging. „Diese Leute haben doch keine Ahnung! Wir können nicht zulassen, dass ein Psychopath wie Raptor frei herumläuft und Selbstjustiz übt. Niemand kann sagen, wann er komplett durchdreht und vielleicht ein ganzes Einkaufscenter sprengt.“ Dass Taemin auf seine Worte hin nur schnaubte und ein ungläubiges Lachen vernehmen ließ, ließ Minho den Kopf schütteln. Was war nur in ihn gefahren? Ein paar Stunden im selben Raum mit Raptor und schon veränderte er sich vollkommen? Das konnte doch nicht wahr sein! „Wir beiden wissen ganz genau, dass Raptor das nicht tun würde. Er hatte eine feste Zielgruppe und bei der bleibt er auch.“ „Als selbsternannter Raptorflüsterer kannst du das wahrscheinlich ganz sicher sagen, was? Du kennst ihn nicht einmal halb so lange wie ich und-“ „Und ich hab trotzdem schon mehr aus ihm herausbekommen als du!“ Taemin hatte Minho energisch unterbrochen und ihm dabei trotzig in die Augen gesehen. Er wollte nicht mit seinem langjährigen Freund streiten, aber wenn es nicht anders ging, würde er auch nicht ausweichen. „Minho, Taemin! Es reicht, hört jetzt auf damit.“ Jinki hatte Kibum sachte von seinem Schoß geschoben und sich danach in die Höhe gestemmt. „Ihr wollt doch nicht wirklich wegen Raptor streiten, oder?“ „Jinki hat recht, spart euch den Atem lieber und erklärt mir, was ihr mit Fans meint“, versuchte auch Kibum ein wenig Frieden zu stiften und die beiden Streithähne zu beruhigen. „Ich hab mitbekommen, dass es Demonstrationen gab, nachdem man ihm die Todesstrafe auferlegt hat, aber ich hab mich auch nie so wirklich dafür interessiert.“ „Na ja-“, begannen Taemin und Minho fast gleichzeitig und unterbrachen sich im Endeffekt selbst, um leise lachend den Kopf zu schütteln. Immerhin waren sie sich nun wieder einig. „Du weißt sicher mehr darüber als ich, also bitte, erzähl du ihm davon“, ließ Taemin Minho kurzerhand den Vortritt. Würde Minho etwas vergessen oder die Fakten verdrehen, würde er sich schon einmischen. „Na schön, wie du meinst.“ Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern, wandte sich im Endeffekt allerdings Kibum zu, um diesem ein wenig mehr über die Fangemeinde Raptors zu erzählen. „Wo fang ich am besten an? Hm … Taemin und ich haben vorhin von seiner Zielgruppe gesprochen und eigentlich wurde es auch in den Nachrichten öfter erwähnt. Also das weißt du wahrscheinlich, oder?“ Minho blickte Kibum fragend an. Er nahm schon an, dass dieser zumindest ein bisschen Ahnung hatte und man deswegen nicht bei ganz 0 zu erklären beginnen musste. „Ich hab gehört, dass seine Opfer ebenfalls Mörder waren. Kinderschänder, oder?“ „Ganz genau. Keines seiner Opfer hatte eine weiße Weste.“ Minho warf Taemin einen kurzen Blick zu. Das triumphierende Funkeln in dessen dunklen Augen sagte ihm wirklich nicht zu. „Und deswegen haben sich nach und nach kleinere Grüppchen gebildet, die Raptor als eine Art Held ansehen.“ Kurz pausierte der Dunkelhaarige und ließ seinen Blick durch die Runde wandern. Kibum hing förmlich an seinen Lippen, Jinki stand desinteressiert am Fenster und Taemin saß neben ihm, wieder einmal vollkommen in Gedanken versunken. Ob er noch zuhörte oder nicht, konnte Minho nicht wirklich ausmachen. „Wieso als eine Art Held?“ Kibum kratzte sich verwirrt am Hinterkopf. Unbedingt schnell war er noch nie gewesen, aber das überforderte ihn nun doch. „Weil sie ihm dankbar sind, dass er die Mörder ihrer Kinder aus dem Weg räumt“, mischte Taemin sich ein, noch bevor Minho sich eine Antwort überlegen hatte können. „Versetz dich in die Lage der Eltern, Kibummie. Dein Kind wird ermordet und der Mörder kann einfach nicht geschnappt werden, weil er danach quasi verschwindet. Die Polizei tappt vollkommen im Dunkeln und du verlierst langsam die Hoffnung, dass der Kerl jemals geschnappt wird.“ „Die Polizei tappt nicht immer vollkommen im Dunkeln.“ Minho hatte beleidigt den Blick abgewandt. Wenn er etwas nicht mochte, dann waren es solche Aussagen, die seine Kollegen und ihn als unfähig hinstellten. „Außerdem kann man Mörder schlecht finden, wenn sie bereits anderen Mördern zum Opfer gefallen sind.“ „Als ob das immer so wäre“, murmelte Taemin kopfschüttelnd, allerdings nicht laut genug, um es Minho hören zu lassen. „Wie auch immer“, meinte er dann lauter und blickte zu Kibum hinüber, „verstehst du jetzt, wieso es durchaus ein paar Menschen gibt, die Raptor nicht als Psychopathen sehen?“ „Mhm, auf jeden Fall.“ Kibum nickte langsam. Bis vor kurzem war ihm Raptor relativ egal gewesen und hatte ihn gelegentlich nur in Gedanken verflucht, wenn Jinki wieder vollkommen verspannt über seiner Akte gebrütet hatte. Doch nun, nachdem er all das gehört hatte, war es nicht mehr so einfach den Stab über ihn zu brechen. „Ich kann zumindest verstehen, wieso es solche Gruppierungen gibt, aber na ja …“ Kopfschüttelnd brach Kibum ab. Was sollte er sagen? Am besten irgendetwas Neutrales, denn immerhin befand er sich momentan mit drei Menschen, mit drei komplett verschiedenen Meinungen zu dieser Sache, in einem Raum. Verärgern wollte er keinen von diesen und schon gar nicht Jinki. „Was soll ich sagen? Es ist verständlich, dass die Eltern ihm dankbar sind und wahrscheinlich ist es auch nicht schlecht, dass solche Wahnsinnigen aus dem Verkehr gezogen werden, aber!“ Kibum blickte zu Jinki hinüber, der herumgefahren war und den Mund geöffnet hatte. „… aber dafür haben wir die Polizei und diverse Geheimdienste.“ „Sehe ich auch so.“ Jinki massierte sich kurz die Schläfen. Es war sein Job sich von früh bis spät mit Raptor zu beschäftigen, aber dass er nun sogar schon in seiner wohlverdienten Pause dazu gezwungen wurde, war nicht unbedingt fair, oder? „Und jetzt genug. Ich habe noch zehn Minuten Pause und diese erkläre ich jetzt zur Raptor-freien-Zone, also solltet ihr noch etwas zu besprechen haben, dann macht das woanders.“ Damit und mit warnenden Blicken, die er Minho und Taemin zuwarf, drehte Jinki sich wieder zum Fenster. Die vorbeifahrenden Autos zu beobachten lenkte ihn ein bisschen ab und ließ ihn sogar seine Kopfschmerzen ein wenig vergessen. Es war wohl wirklich ein Fehler gewesen Taemin zu erlauben Raptor zu treffen und mit ihm zu sprechen. Taemin hatte zwar schon einige Zeit studiert und auch seine Noten überzeugten davon, dass er das richtige Studium gewählt hatte, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er es noch nie mit einem richtigen Psychopathen zu tun gehabt hatte. Theorie und Praxis waren leider zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe. In Raptors Fall vermutlich Flipflops und High-Heels. „Taemin? Minho? Ihr solltet euch vielleicht draußen weiterunterhalten.“ Kibum schenkte den beiden ein schwaches Lächeln. Er konnte deutlich spüren, dass Jinki ein wenig Ruhe brauchte und diese sollte sein Freund auch bekommen. „Natürlich, kein Problem.“ Minho erhob sich von seinem Stuhl, neigte zum Abschied kurz den Kopf und verschwand wenig später aus dem Büro. Natürlich wartete er direkt neben der Tür auf Taemin, um das Gespräch sofort wieder aufzunehmen, nachdem auch dieser das Zimmer seines Bruders verlassen hatte. Gedankenverloren ließ Taemin seinen Blick schweifen. Nachdem Kibum Minho und ihn aus dem Büro Jinkis komplimentiert hatte, hatten sie sich kurzerhand in einen der unzähligen Warteräume der Klinik zurückgezogen. Natürlich in keinen, in welchem sich noch andere Leute aufhielten, aber das verstand sich wohl von selbst. Wäre er nicht aufgetaucht, könnte ich schon mit Raptor reden. Taemins Blick war nun an Minho hängen geblieben, um diesen das erste Mal, seit er hier aufgetaucht war, ein wenig zu mustern. Sonderlich verändert hatte er sich seit ihrem letzten Treffen nicht. Er erinnerte nach wie vor eher an einen Sportler und weniger an einen hochrangigen Agenten des koreanischen Geheimdienstes. Auch die wilde Haarmähne hatte Minho nach wie vor nicht gezähmt beziehungsweise zähmen lassen. Vielleicht waren sie ein wenig kürzer, als das letzte Mal, aber unbedingt sicher war Taemin sich in diesem Punkt nicht. „Hier.“ „Danke.“ Taemin nahm die Wasserflasche entgegen, die Minho soeben aus einem der Automaten gezogen hatte. „Kein Problem.“ „Mhm.“ Einen Moment lang blickten die beiden sich noch an, danach wandten sie den Blick ab und Stille machte sich breit. Zumindest für ein paar kurze Minuten, denn für Minho gab es da noch einige Dinge, die besprochen werden mussten. Dass Taemin sich nach und nach zu einem Raptor-Fan entwickelte, wollte er nun gar nicht weiter breittreten, nein. Es gab momentan wirklich wichtigere Dinge; nicht unbedingt wichtiger für Minho persönlich, denn Taemin hatte ihm schon immer sehr am Herzen gelegen, aber für den Fall „Raptor“ wichtiger. „Taemin?“ „Er wird nicht reden, wenn du dabei bist.“ Taemin warf Minho einen kurzen Blick von der Seite her zu. „Er hat ausdrücklich verlangt, dass die Kameras abgeschaltet werden. Ich darf zwar mein Diktiergerät benutzen, aber das ist auch schon das Höchste der Gefühle, denke ich.“ „Du weißt, dass du die Informationen deinem Bruder zugänglich machen musst?“ „Natürlich. Alles, was Raptor mir erzählt, geht an Jinki weiter und das heißt, dass auch du alles erfährst.“ Der Rothaarige nahm einen etwas größeren Schluck aus seiner Wasserflasche und ließ seinen Blick dann wieder zum Fenster wandern. „Denkst du, dass er mir überhaupt etwas erzählen wird?“ „Keine Ahnung, Taemin. Ich weiß nur, dass er so ein Angebot noch niemandem gemacht hat und glaub mir, der Geheimdienst hat ihm wirklich alle möglichen Leckerbissen vorgeworfen.“ Minho schüttelte seufzend den Kopf. „Man dachte wohl, dass er auf hübsche Mädchen anspringt. Nach gut fünf Jahren hinter Gittern, ist die Idee auch gar nicht so dumm, oder?“ „Er hat es jedes Mal durchschaut, oder?“ „Natürlich.“ Der Ältere schnaubte leise. „Er hat mit ihnen gespielt und sie dann wieder weggeschickt. Aber du interessierst ihn, warum auch immer.“ Nun war Taemin an der Reihe zu schnauben. Minhos Worte waren vielleicht nicht böse gemeint gewesen, aber sie hatten durchaus einen abwertenden Klang gehabt. Zumindest für Taemin. So uninteressant war er doch nicht, oder? Wieso ist es mir auf einmal so wichtig, dass ein Psychopath mich interessant findet? „Vielleicht-“ „Ja, vielleicht gefällst du ihm.“ tbc.... Kapitel 8: 检查 - Kontrolle - --------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O7 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 (bad language) Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Nummer 7 ... mir fällt bald nichts Schlaues mehr ein, das ich hier noch hinschreiben könnte xD *headdesk* [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- „Warum um alles in der Welt sollte ich Raptor gefallen? Minho, hörst du dir selbst eigentlich zu?“ Taemin schüttelte aufgebracht den Kopf und warf gleichzeitig seine Arme in die Luft. „Du hast eben selbst gesagt, dass ihr alle möglichen Typen von Mädchen zu ihm geschickt habt. Warum sollte er gerade auf mich reagieren?“ Minho schenkte Taemin daraufhin nur ein knappes Lächeln. Es verwunderte ihn manchmal schon, dass Taemin offenbar keine Ahnung hatte, wie er auf andere wirkte und wie leicht es doch war, ihn mehr zu mögen als gut gewesen wäre. „Ich hab dich was gefragt, Minho.“ Ungeduldig tippte Taemin den anderen an. Er hasste es keine Antworten zu bekommen. „Also? Warum gerade ich?“ „Weil Raptor Geschmack hat.“ -- Seufzend drückte Taemin sich beide Hände fest ins Gesicht. Seit seinem Gespräch mit Minho war nun gut eine Stunde vergangen und eigentlich wartete auch Raptor auf ihn, aber er konnte sich einfach nicht dazu durchringen zu ihm zu gehen. Minhos Worte, sein Blick und auch das kleine Lächeln, welches er ihm beim Abschied geschenkt hatte, hielten Taemin geradezu im Warteraum fest. Glücklicherweise war außer ihm niemand hier, denn auf Gesellschaft konnte er momentan dankend verzichten. Weil Raptor Geschmack hat? Wie soll ich das verstehen? Was soll das auf einmal? Angespannt raufte Taemin sich die Haare. Er kannte Minho doch schon so lange und nie war ihm aufgefallen, dass der andere unter Umständen tiefere Gefühle für ihn hegte. Vielleicht hatte er es bis jetzt nicht gesehen, weil er es einfach nicht sehen hatte wollen? Was mach ich jetzt? Mit Jinki darüber reden? Oder mit Kibum? Die beiden würden sich sicher darüber freuen … Ratlos blickte Taemin sich in dem Raum um. Er wusste nicht, wie er Minhos Worte deuten und darauf reagieren sollte. Vielleicht sollte er dem Älteren einfach eine Chance geben – was hatte er denn zu verlieren? „Taemin?“ Der Angesprochene reagierte im ersten Moment nicht weiter. Was auch immer man jetzt von ihm wollte, konnte auch durchaus noch ein bisschen warten. „Taeminnie.“ „Was denn?“ Müde hob Taemin seinen Blick und richtete ihn geradewegs auf Kibum, der im Türrahmen stand. Der Ältere lächelte ihn lieb an, wirkte gleichzeitig jedoch auch ein wenig besorgt. „Hat Jinki mich gesucht?“ „Wir haben dich beide gesucht.“ Kibum trat langsam auf ihn zu. „Wolltest du nicht noch mit Jonghyun sprechen?“ „Du solltest aufpassen, dass Jinki nicht hört, dass du ihn so nennst“, seufzte Taemin und erhob sich wenig später. Er hatte keine Zeit mehr um über die Worte Minhos nachzudenken. Raptor wartete auf ihn und Taemin wusste, dass man jemanden wie ihn nicht warten ließ. Zumindest nicht dann, wenn man noch mit ihm reden wollte. „Aber ja, ich wollte mich gerade auf den Weg nach unten machen.“ Kibum ignorierte Taemins Worte bezüglich Jinki und Jonghyun geflissentlich. Jeder, der Kibum auch nur ansatzweise kannte wusste, dass er sich nichts vorschreiben ließ. Auch nicht von seinem festen Freund. Wenn er Raptor bei seinem richtigen Namen nennen wollte, dann tat er das auch; und wenn Jinki sich auf den Kopf stellte. „Ich begleite dich nach unten.“ „Ach so?“ Überrascht, gleichzeitig aber auch durchaus skeptisch, hob der Rothaarige eine Augenbraue an. „Das hier ist eine Klinik und kein Zoo, also wenn du nur mitkommen willst, weil du dir Jonghyun ansehen willst dann-“ „Taemin! Jinki ist unten, deswegen komme ich mit. Kein Grund mich gleich anzufauchen, okay?“ Kopfschüttelnd verpasste Kibum dem anderen einen sanften Klaps auf den Hinterkopf. „Du kannst vielleicht mit deinem Bruder so reden, aber nicht mit mir, klar?“ Taemin sagte darauf nichts weiter. Er fühlte sich ein wenig schlecht, weil er Kibum eben grundlos angemeckert und obendrein noch beschuldigt hatte schaulustig zu sein. Eigentlich hätte ihm klar sein müssen, dass Jinki sich im Kellergeschoss der Klinik aufhielt. Dort war er doch sowieso die meiste Zeit. Das ist alles nur Minhos schuld. Wieso musste er so etwas auch sagen? Er hat mich vollkommen aus dem Konzept gebracht, dachte Taemin angesäuert und riskierte dabei immer wieder vorsichtige Blicke zu Kibum hinüber. Der Ältere wirkte nicht beleidigt oder gar wütend, eigentlich sah er sogar vollkommen normal aus. Wenn man von den neugierigen Blicken absah, hieß das. „Du warst noch nie in dem Teil der Klinik, oder?“ „Nein.“ Gut, anscheinend war Kibum doch ein bisschen beleidigt und wartete noch auf eine Entschuldigung? Taemin blieb auch wirklich nichts erspart. „Kibummie? Tut mir leid. Ich wollte dich nicht anmeckern, ich … ich weiß nicht, was heute mit mir los ist.“ Entschuldigungsheischend blickte der Rothaarige Kibum von der Seite her an. Das Letzte was er gebrauchen konnte war, dass Kibum Jinki erzählte, dass er von Taemin zur Schnecke gemacht worden war. Wenn es um Kibum ging, verstand Jinki leider keinen Spaß. „Ist schon gut, Taemin. Du hast dich entschuldigt und mehr wollte ich auch gar nicht.“ Innerhalb weniger Sekunden war das übliche liebe, fast schon mütterliche Lächeln auf die Züge Kibums zurückgekehrt. „Aber sag mal, wo müssen wir eigentlich hin? Ich hab die Orientierung verloren, nachdem wir aus dem Fahrstuhl gestiegen sind.“ „So ging es mir beim ersten Mal auch, keine Sorge.“ Lachend hängte Taemin sich bei Kibum ein. So würde der Ältere schon nicht verloren gehen und außerdem brauchte Taemin gerade ein bisschen Nähe. Von Minho ein halbes Geständnis zu bekommen und am selben Tag noch ganz vertraut mit einem Psychopathen zu sprechen, ging wirklich an die Substanz. Mit Kibum im Schlepptau hatte es zwar ein wenig länger gedauert, aber sie hatten den Trakt, in welchem Jinki schon auf sie wartete, dann zum Glück doch noch erreicht. Zu Taemins Verwunderung war Jinki allein dort gewesen. Allein mit den Akten, die er eingehend studiert und deswegen gar nicht mitbekommen hatte, dass sein Bruder und sein Freund angekommen waren. „Ich war vorhin kurz bei Raptor“, begann Jinki ohne Umschweife, nachdem er Kibum seinen Arztkittel um die Schultern gehängt hatte, „und er hat auch gleich nach dir gefragt, als er mich gesehen hat. Ich glaube, dass du ihn beleidigt hast, Taemin.“ „Was? Wieso?“ Taemin spürte, dass sein Magen sich unangenehm zusammenzog. Raptor beleidigte man nicht; niemals. „Du hast ihn warten lassen“, antwortete Jinki darauf schlicht und rieb dabei sachte über Kibums Oberarm. „Und das mag er nicht, nehme ich an?“, schlussfolgerte Kibum kurzerhand, da er sich diesmal nicht wieder komplett aus dem Gespräch ausklinken wollte. Seitdem Minho ihm so viel über Raptor und dessen Opfer erzählt hatte, konnte er sein Interesse an dem Mann kaum noch im Zaum halten. Zwar war ihm bewusst, dass er sich damit Taemins Groll zuziehen würde, aber er wollte Raptor wirklich zu gerne einmal sehen. „Wer wartet schon gerne, Liebling? Du hast mich das letzte Mal eine Viertelstunde ignoriert, weil ich fünf Minuten zu spät war.“ Schmunzelnd streichelte Jinki durch den weichen Haarschopf Kibums. „Aber vielleicht solltest du ihn jetzt nicht noch länger warten lassen, Taemin. Sonst redet er am Ende gar nicht mehr.“ „Gut, dann geh ich mal zu ihm rein.“ Taemin atmete tief durch. Hoffentlich würde Raptor ihn nicht allzu unfreundlich empfangen. Das konnte er jetzt gar nicht mehr gebrauchen. Okay, ruhig. Ganz ruhig. Er merkt es doch sofort, wenn du nicht entspannt bist, redete Taemin sich ein, während er den Flur entlang lief und dabei wie immer die leeren Zellen passierte. Am liebsten hätte er nun umgedreht und wäre zu Kibum und Jinki zurückgelaufen. Die beiden konnten sich nun in Ruhe im Raum mit den Monitoren verschanzen und mittels der Überwachungskameras alles beobachten. Fürs Erste. Bald würden sie diese ja abstellen müssen; ganz so, wie Raptor es gewünscht hatte. „Du bist spät, hast Angst und du stinkst fürchterlich.“ „Ja, mich freut es auch dich zu sehen.“ Taemin atmete tief durch und legte dabei seine Hand an die dicke Glasscheibe, welche ihn von Raptor trennte. Dieser blickte ihn allerdings nicht an, sondern wandte ihm stur den Rücken zu. „Und es tut mir leid, dass ich dich warten lassen musste. Mir kam etwas dazwischen und-“ „Du kannst dir deine Entschuldigungen sparen.“ Raptor gab ein leises Knurren von sich. „Ich werde unter diesen Umständen nicht mit dir sprechen.“ „Die Kameras werden doch noch ausgeschaltet und-“ Weiter kam Taemin nicht, da Jonghyun in diesem Moment herumgefahren war. Er wirkte wütend, wahnsinnig wütend. So hatte Taemin ihn wirklich noch nie gesehen. Raptor hatte immer eine gewisse Ruhe und Gelassenheit ausgestrahlt und ihn damit auch ein wenig entspannen lassen. „Du stinkst. Du stinkst so fürchterlich nach diesem Kerl, dass mir schlecht wird!“ Knurrend schlug Jonghyun seine flachen Hände gegen das stabile Glas und ließ Taemin noch weiter zurückweichen. „Bist du seine kleine Hure? Lässt du dich von ihm ficken? Sag’s mir, Taemin! Fickt er dich?“ Geschockt schüttelte Taemin den Kopf. Raptor musste Minho gegenüber ja einen wahnsinnigen Hass empfinden, wenn allein dessen bloßer Geruch schon ausreichte, um ihn durchdrehen zu lassen. „M-Minho ist ein Freund. Ich führe keine intime Beziehung mit ihm und verspüre auch nicht den Wunsch nach einer.“ Ernst blickte der Rothaarige in die Augen Jonghyuns und trat gleichzeitig näher an die Scheibe heran. Jonghyun so direkt vor sich zu haben und immer noch deutlich die Wut in dessen Augen zu sehen, war nicht wirklich beruhigend, aber Taemin riss sich tapfer zusammen. Wenn er es nun in den Sand setzte, hatte er die einzige Chance mehr über Raptor zu erfahren vertan. „Hm.“ Raptor erwiderte den Blick, danach breitete sich ein schiefes Grinsen auf seinen Zügen aus. „Gute Antwort.“ Was zum …? Fassungslos blickte Taemin Raptor an, als dieser sich wieder vom Glas löste und sich vollkommen entspannt auf seinem Klappbett niederließ. Wie konnte jemand seine Emotionen nur so unter Kontrolle haben? Es war Taemin ein Rätsel. „Willst du Jinki und dessen Freund nicht vielleicht noch dazu holen?“ Jonghyun ließ sich langsam zur Seite sinken. „Warum?“ „Warum nicht? Hast du Angst, dass ich Jinkis Freund mehr mögen könnte als dich?“ Taemin schüttelte angedeutet den Kopf. Manchmal war es wirklich verflucht schwierig mit einem Psychopathen ein normales Gespräch führen zu wollen. Aber gut, auf diese Art und Weise würde Kibum Jonghyun doch noch zu Gesicht bekommen. Ich kenne jemanden, dem das nicht gefallen wird, dachte der Rothaarige noch, ehe er sich seufzend auf den Weg zurück in den Monitorraum machte. Wahrscheinlich warteten die beiden ohnehin schon auf sein Erscheinen. „Wir bleiben nur ganz kurz, klar? Höchstens fünf Minuten.“ Jinki warf Kibum einen warnenden Blick zu. So wie Taemin bereits vorhergesagt hatte, gefiel es Jinki wirklich nicht, Kibum in Raptors Nähe zu lassen. Es reichte doch eigentlich schon, dass man den Wahnsinnigen auf Taemin losgelassen hatte. „Sei nicht so ein Spielverderber, Jinki. Er ist in seiner Zelle, es kann nichts passieren.“ „Denkt euch mal eine neue Antwort aus, die wird langweilig.“ Entnervt schüttelte Jinki den Kopf und hatte dann auch nur ein knappes Nicken für Raptor übrig, als sie sich zu dritt vor dessen Zelle aufstellten. „Also? Warum wolltest du, dass wir alle herkommen?“ „Du warst auch schon einmal höflicher, Jinki.“ Jonghyun verzog missbilligend die Mundwinkel. „Was sollen dein Bruder und dein Freund von dir denken?“ „Dass ich einen langen Tag hatte und keine Lust auf deine Spielchen habe?“, antwortete Jinki, versuchte dabei allerdings einen eher matten Tonfall anzuschlagen. Mit Aggressionen erreichte man bei Raptor im Normalfall gar nichts. Das hatte er schon oft genug am eigenen Leib erfahren dürfen. „Also, Jonghyun, noch einmal. Warum genau wolltest du uns alle sehen?“ „Langeweile und außerdem konnte ich ihn riechen“, dabei deutete er kurz auf Kibum, der sich sofort ein wenig hinter Jinki versteckte, „da bin ich neugierig geworden. Ich wollte wissen, wer von dir flachgelegt wird, Jinki.“ „Woher weißt du das?!“ „Ich weiß mehr, als dir vielleicht lieb ist.“ Süßlich lächelnd, bedeutete Raptor Kibum ein wenig näher an die Glasscheibe zu treten. „Lass dich doch mal ansehen. Ich sehe dich so schlecht, wenn du da hinten im Schatten stehst.“ Das ist sicher keine so gute Idee. Taemin kratzte sich nachdenklich an der Wange. Wenn Jonghyun schon von jemandem verlangte, dass er näher an die Scheibe trat, tat er das sicher nicht ganz ohne Hintergedanken. „Kibum, bleib da.“ „Das Glas ist zwischen uns, beruhig dich“, konterte Kibum sofort auf Jinkis Worte und trat dann tatsächlich vorsichtig an die Zelle heran. Raptor wirkte von nahem nicht sonderlich gefährlich; aber er hatte auch von der Ferne nicht sehr furchteinflößend ausgesehen. Vielleicht ein wenig ungepflegt, da seine Haare dringend einen Friseur notwendig hatten, aber sonst hatte Kibum nichts Böses an ihm entdecken können. „Wie nett von dir. Ich fühle mich geschmeichelt.“ „Was?“ „Du dachtest eben, dass ich nicht furchteinflößend aussehe“, erklärte Jonghyun mit einem schiefen Grinsen. Dabei offenbarte er – mit voller Absicht, verstand sich – seine spitzen Eckzähne. „Und dafür habe ich mich bei dir bedankt, Kibum.“ Kibum öffnete seinen Mund einen Spalt breit, kam jedoch nicht mehr dazu etwas zu erwidern, da Raptor kurzerhand in seine Richtung geschnappt hatte. „WAH!“ „Okay, das reicht. Wir gehen.“ Jinki hatte Kibum am Handgelenk gepackt und kurzerhand zu sich zurückgezogen. Das Letzte was er brauchte war, dass Kibum Alpträume von Raptor bekam, wie dieser nach ihm schnappte. „Taemin, ich schalte die Kameras ab, sobald ich Kibum wieder nach oben gebracht habe. Solle er irgendwelchen Blödsinn anstellen wollen, dann-“ „Dann gehe ich natürlich, ist klar.“ Taemin zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. Wieso Kibum sich eben so erschrocken hatte, war ihm ein Rätsel. Es war doch absehbar gewesen, dass Raptor etwas plante. „Aber mach dir keine Sorgen. Jonghyun und ich werden uns nur ein bisschen unterhalten. Dabei wird wohl kaum etwas passieren können, oder?“ „Mhm.“ Jinki schüttelte müde den Kopf. Taemin würde schon wissen was er tat und auch, wenn es ihm nicht gefiel, so würde Jinki seinem kleinen Bruder diesmal einfach seinen Willen lassen. „Wir sehen uns später.“ Damit lief Jinki, mit Kibum an der Hand, in Richtung Monitorraum. In diesem angekommen, setzte er Kibum auf einem der zahlreichen Drehstühle ab und schob ihm gleichzeitig eine Saftflasche zu. Sein armer Liebling war es eindeutig nicht gewöhnt mit Psychopathen zu sprechen, aber das war auch gut so. „So, die Kameras sind aus. Ab jetzt ist Taemin allein mit ihm.“ „Taemin hat ihn unter Kontrolle.“ „Es wäre schön, wenn es so wäre, Kibum.“ Jinki lächelte schwach und rieb sich kurz über die Stirn. „Raptor hat die volle Kontrolle und das weiß er auch.“ tbc.... Kapitel 9: 開頭 - Beginn - ------------------------ Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O8 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 (bad language) Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Weiter gehts =^3^= ... in diesem Kapitel tritt eine "neue Figur" auf. Ich persönlich mag ihn sehr xD ich bin gespannt wie andere darüber denken~ tihi *headdesk* [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- Müde massierte Minho sich die Schläfen und warf dabei immer wieder nervöse Blicke auf die Uhr. Er hatte sich vor gut eineinhalb Stunden von Taemin verabschiedet und war danach geradewegs in das kleine Büro gegangen, welches der Klinikleiter ihm einrichten hatte lassen. Ein netter Zug Jinhos, denn immerhin hatte Minho nach Raptors Verhaftung mehr Zeit in diesem Gebäude verbracht als so manch anderer. Stundenlang war er oft fast regungslos vor dem Bildschirm des kleinen Fernsehers gesessen und hatte sich Aufnahmen angesehen. Dabei war es egal gewesen, wie oft er sie zuvor schon gesehen hatte. Minho hatte jedes Mal das Gefühl gehabt, ein entscheidendes Detail übersehen zu haben. Natürlich war dieses Gefühl bis zu diesem Tag nicht verschwunden, ganz im Gegenteil. Manchmal glaubte Minho sogar, dass es noch schlimmer geworden war. Vermutlich war es das auch, aber er hatte sich diesen Beruf ausgesucht, also musste er damit nun wohl oder übel leben. Hoffentlich kommt Taemin mit ihm klar. Wenn Raptor ihn wirklich interessant findet, wird er ihm nichts tun. Fürs Erste zumindest nicht. Gedankenverloren, gleichzeitig aber immer noch ziemlich besorgt, lehnte Minho sich zurück gegen die Lehne seines Schreibtischsessels. Am liebsten wäre er nun aufgesprungen und geradewegs in den Keller der Klinik gegangen, aber was dann? Würde er die beiden bei ihrem Gespräch stören, würde er Taemin vielleicht die Chance auf eine gute Note versauen und gleichzeitig noch dafür sorgen, dass niemals mehr über Raptors Vergangenheit ans Tageslicht drang. So sehr es ihn ärgerte und vor allem eine gewisse Eifersucht in ihm schürte, er würde abwarten müssen. Es gab keine andere Möglichkeit, leider. Ich könnte zu Jinki gehen und mich ganz unauffällig erkundigen, wie es so läuft, überlegte er und ließ dabei seinen Blick erneut seiner Armbanduhr schweifen. Seit er das letzte Mal einen Blick darauf riskiert hatte, waren kaum fünf Minuten vergangen. Es war doch wirklich zum Verrücktwerden! Warum um alles in der Welt musste ausgerechnet Taemin sich mit Jonghyun auseinandersetzen? Es gab so viele Studenten, die vermutlich besser und vielleicht auch talentierter waren als Jinkis Bruder. Warum musste ausgerechnet Taemin diesen Psychopathen zugeteilt bekommen? War der Professor vielleicht selbst ein wenig wahnsinnig veranlagt oder ein insgeheimer Fan Raptors und einfach nur neugierig? „Okay, es reicht“, sagte er laut und erhob sich schwungvoll von seinem Stuhl. Dass dieser dabei halb umfiel, störte ihn nicht weiter. Das Einzige, das ihn momentan wirklich störte und ihm gar keine Ruhe lassen wollte, war das Bild Taemins, wie er sich mit Raptor unterhielt. -- Schweigend blickte Jonghyun zu Taemin hinüber. Seit dessen Bruder und Kibum gegangen waren, hatte er kaum ein Wort zu ihm gesagt und hatte auch nicht vor dies in nächster Zeit zu tun. Warum? Weil er nicht wollte, ganz einfach. „Jonghyun, wenn du heute nicht mit mir sprechen möchtest, dann-“ „Ich werde schon noch mit dir sprechen, Taemin. Allerdings nicht sofort.“ Jonghyun lächelte amüsiert und blickte dann wieder zu der Überwachungskamera hinauf. Jinki hatte tatsächlich Wort gehalten und diese vor einiger Zeit ausgeschalten. „Immerhin hast du mich auch warten lassen und ich denke, dass es nur fair wäre, wenn ich das nun ebenfalls mit dir tue.“ Taemin rollte daraufhin müde mit den Augen. Das war wieder mehr als typisch für Jonghyun. Eigentlich hätte er auch selbst darauf kommen können, denn schließlich kannte Taemin ihn mittlerweile schon ein wenig. Vermutlich kannte er ihn lange noch nicht so gut wie sein Bruder oder Minho, aber dies würde sich mit der Zeit gewiss noch ändern. „Und wie lange wirst du mich jetzt noch warten lassen?“ „Du bist ziemlich ungeduldig heute. Woran liegt das nur?“ Gespielt nachdenklich richtete Raptor sich auf und trat wenig später schon an das dicke Glas heran. Sein Blick wanderte langsam über die schlanken Beine Taemins und blieb, für dessen Geschmack, auch eindeutig zu lange an seiner Körpermitte hängen. In diesem Moment hatte Taemin wirklich das Gefühl, als würde Jonghyun ihn ganz genau mit seinen Blicken abtasten. „Kann es sein, dass du es eilig hast, weil du wieder zu deinem hübschen Polizei-Freund zurückwillst? Macht ihr euch einen netten Abend?“ „Das könnte schon sein.“ Raptor schnaubte verächtlich. Er musste noch nicht einmal den Blick heben, um ganz genau zu wissen, wer sich soeben in seine Nähe verirrt hatte. Diese spezielle Mischung aus Schweiß, billigem Aftershave und einfach menschlichem Geruch, passte nur zu einer ganz bestimmten Person: Choi Minho. „Lange nicht gesehen, Raptor.“ „Es reicht mir schon dich riechen zu müssen.“ Jonghyun drückte seine flachen Hände gegen die Scheibe und hätte Taemin es nicht besser gewusst, hätte er behauptet, dass er ein wenig schwitzte. Gerade er, der durch absolut nichts aus der Fassung zu bringen war, hatte wegen Minho feuchte Hände bekommen? Er scheint in Minho wohl eine Art Nemesis zu sehen. Spannend. Schweigend und mit deutlich trockenem Mund, blickte Taemin zwischen Minho und Jonghyun hin und her. Minho hatte seinen Blick noch keine einzige Sekunde von Jonghyun abgewandt, während dieser einfach nur stur das Glas vor ihm anstarrte. Konnte es tatsächlich sein, dass es jemanden gab, der Raptor einschüchtern konnte? „Du bist charmant wie immer. Schön, dass dich das Leben in dieser Streichholzschachtel nicht weichgekocht hat.“ Minho trat näher an das Glas heran und lehnte sich schließlich auch dagegen. Er wusste genau, dass Raptor ihn, wäre es ihm möglich gewesen, am liebsten in tausende Stücke zerrissen hätte. „Taemin? Alles okay bei dir?“ „Klar. Ich würde zwar gerne endlich in Ruhe mit Jonghyun reden, aber mir geht’s gut.“ Taemin zuckte schwach mit den Schultern. Minhos Eintreffen regte Jonghyun unnötig auf und auf diese Art und Weise würde er niemals an die Informationen kommen, die er so dringend für seine Arbeit benötigte. „Was machst du eigentlich hier?“ „Ich hab mir Sorgen gemacht und wollte nach dir sehen.“ Minho seufzte schwer und ging dabei bewusst nicht weiter auf die Worte Taemins ein. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass es ihn stören würde, wenn er, Minho, plötzlich bei Raptors Zelle auftauchen würde. „Aber anscheinend ist ja alles in bester Ordnung?“ „Es war in bester Ordnung, bevor du aufgetaucht bist.“ Taemin schauderte. So aggressiv hatte er Jonghyun noch nie erlebt. Natürlich hatte er gesehen, wie er einem Arzt in den Hals gebissen hatte, aber mittlerweile war Taemin durchaus gewillt zu glauben, dass Raptor zu diesem Zeitpunkt lediglich seinem Spieltrieb ein wenig nachgehen hatte wollen. Der Mann hatte schließlich überlebt und außerdem hatte Jonghyun auf dem Video nicht wütend gewirkt. Ganz im Gegenteil; soweit Taemin sich erinnern konnte, hatte er ruhig und beinahe entspannt ausgesehen. „Außerdem wäre es doch an der Zeit die Wahrheit zu sagen, nicht wahr? Minho?“ Jonghyun lächelte schief und ließ seine Finger mit einem quietschenden Geräusch über die Glasscheibe rutschen. „Du bist hergekommen, weil du Angst hast und eifersüchtig bist. Du willst nicht, dass man dir deine Wichsvorlage klaut, nicht wahr?“ Raptor blickte kurz zu Taemin hinüber und offenbarte dabei für einen Moment seine spitzen Eckzähne. „Ich kann dir beinahe ansehen, wie scharf du auf den Kleinen bist und ich kann es verstehen. Er ist wirklich ziemlich niedlich und sein Hinterteil ist auch nicht unbedingt von schlechten Eltern.“ „Hör auf!“ Entnervt wandte Minho sich von der Glaswand ab. Die Schamesröte war ihm deutlich ins Gesicht gestiegen und soweit er das beurteilen konnte, ging es Taemin nicht anders. „Du hast keine Ahnung, wovon du da redest.“ „Habe ich nicht?“ Raptor lachte leise, jedoch durchaus amüsiert auf. „Blicke lügen nicht und würde Taemin nur halb so viel aus deinen Blicken lesen können wie ich, würde es ihn wahrscheinlich ziemlich schocken.“ „Es reicht langsam, wirklich.“ Taemin schüttelte beschämt den Kopf, konnte Minho jedoch nicht mehr ansehen. Dass der andere offenbar derartig starke Gefühle für ihn zu hegen schien, egal auf welcher Basis, machte ihn nervös. Aber nicht nur das; gleichzeitig sorgte dieses Wissen auch dafür, dass er sich deutlich unwohler in der Gegenwart Minhos fühlte. „Jonghyun, bitte.“ „Was bitte, Taemin?“, fragte Raptor leise knurrend, „Bitte, erzähl doch mehr von den perversen Fantasien meines tollen Freundes hier?“ „Nein. Bitte, hör jetzt damit auf. Ich will es nicht hören.“ „Hm.“ Raptor seufzte schwer, wandte im Endeffekt allerdings seinen Blick ab. Weiterzumachen wäre vermutlich wirklich sehr unhöflich gewesen und das war nicht seine Art. Zumindest nicht dann, wenn es um Taemin ging. „Von mir aus.“ „Danke.“ Taemin atmete erleichtert aus. Vielleicht konnte er Minho nun dazu überreden, sich wieder aus dem Keller zu entfernen und einfach auf das Band zu warten, welches Taemin sowieso mitlaufen lassen musste. Wie sag ich ihm jetzt, dass- Taemin unterbrach sich selbst, als ihm klar wurde, dass Minho schon längst nicht mehr anwesend war. Der Dunkelhaarige war einfach verschwunden und das ohne sich zu verabschieden! Ich frage mich, wie viel von dem, was Jonghyun gesagt hat, wirklich wahr ist. Es hätte mir doch auffallen müssen, hätte mir Minho immer solche Blicke zugeworfen. Skeptisch fuhr Taemin sich durch die widerspenstigen Haare und wischte sie sich dabei aus dem Gesicht. Minhos Auftritt hatte ihn beinahe vollkommen aus dem Konzept gebracht und noch dazu um ein Haar vergessen lassen, weswegen er eigentlich hier war. „Ich denke, dass ich dich jetzt lange genug warten habe lassen, Taemin.“ „Ach so?“ Skeptisch drehte Taemin sich zu dem Älteren um. Er traute dem Frieden nicht so recht. Zwar glaubte er nicht, dass Raptor ihn wieder ärgern wollte, aber wer wusste schon, was wirklich in dessen Kopf vorging? Wahrscheinlich wusste er selbst das nicht. „Das heißt, dass du jetzt mit mir reden willst?“ „Ganz genau.“ „Keine Tricks? Du erzählst mir jetzt wirklich die Wahrheit über deine Vergangenheit?“ Taemin ließ sich langsam zurück auf den Stuhl sinken, den Jinki ihm vor einiger Zeit dorthin gestellt hatte. Es hatte ihm wohl nicht gefallen, dass sein kleiner Bruder immer auf dem Boden gesessen und sich die Kleidung schmutzig gemacht hatte. „Ja.“ Er wirkt wirklich so, als würde er es ernst meinen. Taemin atmete tief durch, stockte dann jedoch, als Raptor zu seinem Klappbett ging und etwas unter dem Bettbezug hervorzog. Es war wirklich nicht sehr nett, dass man ihm nicht einmal eine richtige Decke, sondern lediglich einen dünnen Stoffbezug zusprach. „Was hast du da?“ „Jemanden, den ich dir vorstellen muss.“ Was? Taemin runzelte verwirrt die Stirn, wagte es jedoch nicht auch nur einmal zu blinzeln. Wahrscheinlich war dies nur ein weiterer schlechter Scherz und wahrscheinlich legte Raptor es nur darauf an, ihn wieder zu erschrecken, aber darum konnte Taemin sich gerade wirklich nicht kümmern. Jonghyun drehte sich nach und nach weiter zu ihm um und offenbarte ihm dann schließlich, was genau er die ganze Zeit über zwischen seiner Decke und dem Kissen versteckt hatte: Ein kleiner Plüschdinosaurier. Er hatte große, gelbe Knopfaugen, einen pinken Flicken am linken Vorderbein und wirkte alles in allem wie eine durchaus niedliche Ausgabe seines Besitzers. „Jonghyun, woher-“ „Das ist Doktor Kralle.“ Mit einem beinahe schon sanften Lächeln setzte Jonghyun den Stoffdinosaurier neben sich auf den Boden, nachdem er sich darauf niedergelassen hatte. „Er ist mein Freund.“ „Dein Freund?“ Skeptisch legte Taemin den Kopf schief. Jinki musste eindeutig von diesem Stofftier wissen, denn Raptor hatte es kaum einfach so erscheinen lassen können. Das wäre sogar für ihn nicht machbar gewesen. „Ja“, bestätigte Jonghyun leise und räusperte sich schließlich. „Können wir nun anfangen? Ich würde den Herrn Doktor nur ungern zu lange von seinem Mittagsschläfchen abhalten.“ „Von mir aus kannst du jederzeit anfangen zu erzählen.“ Das skeptische Lächeln hatte sich immer noch nicht von den Zügen Taemins entfernt. Entweder Jonghyun verkaufte ihn gerade für dumm oder er hatte dieses Stofftier wirklich schon so lange, dass es mittlerweile wirklich eine Art Freund für ihn war. Gewundert hätte Taemin dies kaum oder nur sehr wenig. Jonghyun war eben anders als die anderen Psychopathen, über die er bis jetzt nur gelesen hatte. „Gut.“ Jonghyun legte seinen Kopf nachdenklich in den Nacken und atmete dabei tief durch. Es war lange her, seit er sich das letzte Mal zurückerinnert und intensiv über seine Familie nachgedacht hatte. Er hatte in den letzten Jahren einfach nicht das Bedürfnis gehabt an sie zu denken. „Ich wurde am 8. April 1987 geboren. Mein Vater war ein Archäologe und Paläontologe, aber vor allem war er ………“ tbc... Kapitel 10: 伶盗龙 - Raptor - -------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: O9 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Das Kapitel ist ein Flashback ^^ Also wenn ihr euch an Kapitel 8 erinnert, hat Raptor doch angefangen zu erzählen und ja, deswegen springen wir nun geradewegs in die Vergangenheit XD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- 1994 Nur langsam konnte der Junge seine schweren Lider dazu überreden sich zu öffnen und in das grelle Licht zu blinzeln. Sein Kopf schmerzte fürchterlich und lieferte sich dabei ein hartes Duell mit seinem Oberkörper, der sich anfühlte, als hätte man ein gewaltiges Gewicht darauf abgelegt. Wie oft er schon aufgewacht war und sich in diesem Zustand befunden hatte, wusste er nicht. Allerdings war er sich sicher, dass er nicht ausreichend Finger hatte, um nachzuzählen. „Bist du wach, Liebling?“ Der Junge blinzelte daraufhin schwach und konnte wenig später schon das Gesicht seiner Mutter über sich ausmachen. Es war schwierig sie anzusehen, da das Licht ihn immer noch blendete und somit Tränen in seine ohnehin schon vom Weinen strapazierten Augen trieb. „Mama“, hauchte er schließlich schwach und versuchte nach ihrer Hand zu greifen, „es tut weh. So weh.“ „Ich weiß, Jonghyun, ich weiß.“ Behutsam streichelte die Frau ihrem Sohn über die Wange, danach wandte sie sich von ihm ab, um stattdessen nach einem feuchten Tuch zu greifen. Sanft tupfte sie mit diesem über das Gesicht ihres Kindes und versuchte dabei keine allzu ernste Miene an den Tag zu legen. Jonghyun sollte nicht sehen, dass seine Mutter Angst hatte und außerdem nicht in der Lage war ihn zu beschützen. „Was hast du nur angestellt, Jonghyun? Wieso hast du ihn wütend gemacht?“ Sie hatte nicht vorgehabt ihrer Stimme einen derart vorwurfsvollen Ton zu verleihen und doch war es passiert. „Ich hab dir doch gesagt, dass du ihm aus dem Weg gehen sollst.“ „Es tut mir leid, Mama“, flüsterte Jonghyun geknickt. „Ich wollte Papa nicht wütend machen. Es ist einfach passiert.“ „Es passiert immer einfach so, Jonghyun.“ Erneut hatte sie sich im Ton vergriffen, allerdings schob sie dies sofort auf die Nervosität, die sich in ihr breit gemacht hatte. Sobald ihr Mann bemerken würde, dass sie sich wieder um Jonghyun gekümmert hatte, würde er sie zu sich rufen. Was auch immer ihr Sohn anstellte, fiel automatisch auf sie zurück – so war es immer. Jeden Tag, immer wieder aufs Neue. „Erzähl mir, was du getan hast“, verlangte sie schließlich leise und streichelte ihrem Sohn eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie konnte es nicht oft zeigen, allerdings liebte sie ihn über alles. Jonghyun war die einzige Freude, die sie im Leben noch hatte und es war ihr lieber, ihr Mann ließ seine Wut an ihr aus, als an ihrem Sohn. „Papa hat mir Bücher gegeben“, begann Jonghyun leise und drückte dabei vorsichtig gegen das getrocknete Blut an seiner Unterlippe, „aber ich konnte sie kaum verstehen. Es war so schwierig, Mama.“ Die Frau nickte verstehend. So sehr ihr Mann Jonghyun zu verabscheuen schien, so sehr legte er doch Wert darauf, dass der Junge Unmengen an Büchern las. Keine Kinder- oder Bilderbücher, nein, meistens handelte es sich dabei um Sachbücher. Diese waren geradezu gespickt mit lateinischen Fachbegriffen, die ein Kind in Jonghyuns Alter – er war vor einiger Zeit 7 geworden – unmöglich begreifen konnte. Und doch gab er nicht auf. Vollkommen untypisch für sein Alter, beschäftigte er sich mit den verwirrenden Begriffen und vergaß dabei vollkommen, dass er eigentlich ein Kind war. „Ich wollte ihn deswegen bitten, mir ein wenig zu helfen“, fuhr das Kind leise fort, „und bin zu ihm gegangen. Ich wusste nicht, dass er beschäftigt ist, wirklich nicht.“ Jonghyuns dunkle Augen hatten wieder zu glänzen begonnen und für einen Moment hatte die Frau das Gefühl, dass da etwas in ihnen war. Etwas, das sie bis jetzt noch nie in ihrem Sohn gesehen hatte und es machte ihr Angst. „Er wurde wütend und hat wieder auf mich eingeschlagen.“ „Mit seinem Gehstock?“ „Ja.“ Jonghyun schluckte schwer, als die Erinnerungen in ihm aufwallten und er seinen Vater nur zu deutlich über sich stehen sehen konnte. Er hielt seinen fast schwarzen Gehstock wütend in der Hand erhoben, bereit noch weitere Schläge auszuführen. Die silberne Klaue, die am Kopfende des Stockes angebracht worden war, funkelte dabei in dem matten Licht und zog Jonghyuns Blick auf sich. „Wieso wehren wir uns nicht?“ „Weil wir nicht können.“ Ohne ihren Worten noch etwas hinzuzufügen, erhob die Frau sich vom Bett ihres Sohnes. Nachdem sie ihn im Arbeitszimmer gefunden hatte, hatte sie ihn in sein Zimmer getragen und sich dort der schlimmsten Verletzungen angenommen. Glücklicherweise ging ihr Mann nie so weit, dass er Jonghyun etwas brach. Zumindest bis jetzt noch nicht und sie fürchtete den Tag, an dem sich dies ändern würde. Gewiss war, dass er kommen würde, nur wann, das konnte niemand vorhersagen. „Wir müssen einfach durchhalten. Ganz genau so, wie wir es bis jetzt getan haben. Es kann nicht immer so weitergehen.“ Jonghyun erwiderte nichts mehr darauf. Das musste er auch nicht. Sie beide wussten, dass sich bis zu dem Tag, an dem sein Vater tot umfiel, weil er wieder zu viel getrunken hatte, nichts ändern würde. Vielleicht würde die Härte der Bestrafungen sich verändern, aber sonst nichts. Tun konnten sie dagegen nichts. Wie auch? Er war ein Kind, er konnte sich gegen einen erwachsenen Mann unmöglich behaupten. Genauso wenig wie seine Mutter, eine eher zierliche und gutmütige Frau, es mit ihm aufnehmen hätte können. Die Wahrheit war, dass sie in einem Alptraum gefangen waren. In einem Alptraum, der bis zu diesem Moment noch nicht einmal seine volle Grausamkeit entfaltet hatte. „Was fällt dir ein, du verdammte Schlampe? Wie oft muss ich es dir noch sagen, bis du es endlich verstehst?“ „Junghwa, beruhig dich!“ Voller Angst beobachtete die Frau, wie ihr Mann den Esstisch mit nur einer Bewegung komplett leerfegte und das restliche Geschirr somit in tausende Stücke zersprang. „Ich bitte dich!“ „Ich habe es dir schon so oft gesagt, Sanghee. Wie oft willst du es noch hören?“ Sanghee gab ein leises, kaum hörbares Schluchzen von sich. Ihrem Mann war natürlich aufgefallen, dass Jonghyuns Wunden versorgt worden waren und dumm war er ja leider nicht. Er wusste genau, dass sie es gewesen war, die dem Jungen wieder auf die Beine geholfen hatte. „Er ist ein Kind, Junghwa“, flüsterte sie schließlich verzweifelt. „Du wirst ihn umbringen, wenn du ihn weiter so behandelst. Und mich auch.“ „Dann ist es eben so!“ Junghwa donnerte seine Fäuste mit aller Kraft auf den alten Küchentisch. Dieser würde den Wutausbrüchen seines Beziehers früher oder später auch noch nachgeben. Es war allerdings sehr wahrscheinlich, dass es eher früher als später passieren würde. „Wenn er nicht alleine überleben kann, stirbt er eben. So ist das nun einmal.“ „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich meinen Sohn sterben lasse!“ Ängstlich zog Jonghyun seine Beine enger an seinen zerschundenen Oberkörper. Seine Mutter hatte ihn, nachdem sie gehört hatte, dass ihr Mann sich näherte, kurzerhand in den etwas geräumigeren Schrank unter der Spüle geschoben und die Tür fest verschlossen. Es war nicht das erste Mal, dass er dort versteckt wurde, wenn Gefahr im Verzug war, nein, aber bis jetzt hatte er noch nie erlebt, dass es außerhalb des Schrankes plötzlich still wurde. Beinahe schon totenstill. Es war beängstigend und Jonghyun musste gegen den Drang ankämpfen sich gegen die Schranktüre zu lehnen und sie mit der Schulter sachte aufzudrücken. Vermutlich war es die Angst, die ihn letzten Endes zurückhielt und dazu zwang, sich weiterhin ruhig zu verhalten. Seiner Mutter würde nichts passieren. Sie hatte sich immer irgendwie aus der Affäre ziehen und seinem Vater entkommen können. Zwar trug sie oft schmerzhafte Blessuren davon, aber immerhin blieb sie am Leben. Das kann nicht alles sein. Das kann einfach nicht alles sein! Jonghyun drückte seine Stirn fest gegen seine knochigen Knie und presste sich die flachen Hände an die Schläfen. Sein Kopf hatte wieder zu schmerzen begonnen; so wie er es immer tat, wenn er diese tiefe Unzufriedenheit und den Hass auf seinen Vater aufwallen spüren konnte. Das ist auch nicht alles. Das wissen wir beide. Diese Stimme – seine Stimme! Immer wieder tauchte sie auf und versuchte ihn davon überzeugen, dass es Zeit war zu handeln. Es war seltsam und es machte Jonghyun Angst. Große Angst sogar. Seine Mutter wusste nichts von der Stimme, die zu ihm sprach und so würde es auch bleiben. Er wollte ihr nicht noch größere Sorgen bereiten und sie glauben lassen, dass er nun auch schon verrückt wurde. Du bist nicht verrückt. Wir sind nicht verrückt. „Verschwinde“, flüsterte Jonghyun tonlos und verstärkte den Druck auf seine Schläfen noch weiter. Dass es in der Küche mittlerweile wieder laut geworden war, ging komplett an ihm vorüber. Diese Stimme beanspruchte seine komplette Aufmerksamkeit und sorgte dafür, dass er blind und taub gegenüber allen anderen Geschehnissen wurde. „Lass mich allein.“ Du bist nicht allein. Verzweifelt schüttelte Jonghyun den Kopf und schlug in seiner Panik dann auch versehentlich gegen die Tür des kleinen Schrankes. Diese schwang daraufhin knarrend auf und gab den Blick auf ein Bild frei, welches sich wohl für immer in Jonghyuns Kopf einbrennen würde. Der Küchentisch war brutal umgekippt und eines der Tischbeine offensichtlich abgebrochen worden, denn auf dem Boden lagen kleine Holzsplitter verstreut. Licht brannte keines mehr, aber dies lag vermutlich daran, dass die Lampe zerstört auf dem Boden lag. Wieso hatte er nichts von alle dem, was hier passiert war mitbekommen? Diese Stimme konnte ihn doch nicht etwa komplett von der Außenwelt abschotten, oder etwa doch? „Mama?“, flüsterte Jonghyun in die Dunkelheit und kroch schließlich zitternd aus dem Schrank. „Mama, wo bist du? Ma-“ Der Junge zog seine Hände erschrocken an sich, nachdem er sie direkt in ein paar Glassplitter gedrückt hatte. Das war ungeschickt von ihm gewesen, aber die winzigen Splitter waren wirklich leicht zu übersehen. Vor allem dann, wenn die Küche nur noch vom Mond erhellt wurde, der sachte durch das schmutzige Fensterglas drang. Ein leises Knirschen ließ Jonghyun aufhorchen und automatisch zu dem umgeworfenen Tisch blicken. Vielleicht hielt seine Mutter sich dort auf? Es musste so sein! „Mama, warte, ich komme schon“, hauchte Jonghyun und kroch dann vorsichtig über den kalten Fliesenboden der Küche auf den Tisch zu. Ganz bestimmt hatte seine Mutter dahinter Deckung gesucht, denn offensichtlich hatte sein Vater wieder heftig getobt und in seinem Zorn die Küche auseinander genommen. Geh dort nicht hin. Jonghyun hörte nicht. Er wollte nicht hören. Die Stimme war zwar sanfter geworden und kaum mehr als ein hauchendes Flüstern, aber der Junge mochte sie trotzdem nicht. Er würde sie auch ganz bestimmt nie mögen. Jonghyun, bleib stehen. Sofort. „Lass mich.“ Trotzig rutschte Jonghyun weiter auf den Tisch zu und konnte schließlich auch einen Blick darauf erhaschen, was sich hinter der großen Tischplatte verbarg. Bestimmt würde seine Mutter sich freuen zu sehen, dass er wohlauf war und ihm wieder ein bisschen von der Schokolade geben, die sie immer heimlich für ihn einsteckte, wenn sein Vater nicht anwesend oder abgelenkt war. „M-Mama …?“ Jonghyun schluckte schwer; sein Herz schlug ihm bis zum Hals und langsam spürte er eine gewisse Kälte über ihn hinweg schwappen. Seine Mutter lag direkt vor ihm, wobei sie ihre Stirn gegen den Fliesenboden drückte. Ob sie wohl Kopfschmerzen hatte? „Mama? Hat … Hat er dir wehgetan?“, wollte er leise wissen und rutschte dann schließlich neben sie, um seine Hand an ihre Schulter zu legen. Sachte, um ihr nicht wehzutun, rüttelte er ein bisschen an ihrem Oberarm und nahm nach kurzer Zeit schon seine zweite Hand zu Hilfe. „Mama, sag doch bitte etwas?“ Jonghyun … „Nein!“ Der Junge schüttelte heftig den Kopf und drehte seine Mutter schließlich auf den Rücken. Einfach war dies nicht, denn obwohl sie eine sehr zierliche Frau war, schien sie in diesem Moment wahnsinnig schwer zu sein. „Mama, mir ist kalt … Lass … lass uns nach oben gehen. Bitte …“ Verzweifelt verhedderte Jonghyun seine Hände in ihrer Bluse und zog ein paar Mal daran. Irgendwann musste sie doch aufwachen, so fest konnte niemand schlafen. Jonghyun, bitte, hör auf. Hör auf … Erneut ignorierte der Junge die Stimme und blickte stattdessen direkt in das Gesicht seiner Mutter. In dieser Position wurde es von dem schwachen Mondlicht erhellt und nun konnte Jonghyun auch eine schwarze Flüssigkeit erkennen, die sich ihren Weg wie ein kleiner Fluss über ihr Gesicht bahnte und eine kleine Lache auf dem Boden bildete. „B-Bitte … Mama …“ Jonghyun drehte seine Hände langsam und erkannte nun auch, dass seine Handflächen ebenfalls pechschwarz geworden waren. Die Flüssigkeit schien praktisch überall zu sein! Auf dem Boden, auf seinen Händen, in dem Gesicht seiner Mutter – überall. Jonghyun, das ist Blut. Sie ist tot. Er hat sie umgebracht. „Nein …“ Doch, wir wissen beide, dass es so ist. „Aber dann … bin ich allein.“ Langsam kullerten die ersten kleinen Tränen über Jonghyuns Wangen und ließen ihn schließlich ein wenig nach vorne sinken. So wie er es sonst immer getan hatte, wenn er nicht schlafen konnte, drückte er sein Ohr gegen die weiche Brust seiner Mutter. Ihr beruhigender Herzschlag und die sanfte Wärme, die von ihr ausgegangen war, hatten immer wahre Wunder bewirkt. Nun allerdings war sie erschreckend kalt und starr. Die Arme, die sich sonst so liebevoll um ihn gelegt hatten, um ihn zu trösten, blieben ruhig auf dem Boden liegen. „Verlass mich nicht … bitte …“, schluchzte der Junge leise und blickte dabei geradezu flehend in ihr unbewegtes Gesicht. „… bitte … Mama, bitte …!“ Immer heftiger zerrte Jonghyun an dem weichen Stoff der Bluse, bis er es schließlich aufgab und wieder auf ihr zusammensank. Er konnte nichts mehr tun – gar nichts mehr. Er ist endgültig zu weit gegangen, Jonghyun. Jemand muss dafür sorgen, dass das aufhört. Vertrau mir und ich werde dich beschützen. Diesmal wehrte Jonghyun sich nicht gegen die Stimme. tbc.... Kapitel 11: 獸掌 - Kralle - ------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 1O / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 (GEWALT!) Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Ich bin in Eile, also verzeiht mir eventuelle Fehler xX ich bessere sie später aus, versprochen. *sfz* [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- 1997 „Stell dich nicht so an. Du willst mir doch nicht etwa den Spaß verderben, oder?“ Geräusche, die Jonghyun nur zu gut kannte, drangen an sein Ohr und ließen ihn seine Bettdecke noch höher ziehen, bis er irgendwann darunter verschwunden war. Er wusste nur zu gut, was geschehen würde, wenn er auf sich aufmerksam oder stören würde. Sein Vater würde ihn wieder bewusstlos prügeln und danach zurück in sein Zimmer befördern. „Na siehst du, ich wusste doch, dass du ein braves Mädchen sein kannst.“ Jonghyun presste sich bebend die Hände auf die Ohren. Die Schreie, die durch das gesamte Haus hallten, machten ihn halb wahnsinnig. Zum einen vor Wut, weil er nicht stark genug war seinen Vater aufzuhalten und das Ganze zu beenden und zum anderen auch vor Angst. Er wollte nicht der Nächste sein, der ihm zum Opfer fiel. „Gleich ist es vorbei …“, flüsterte der Junge sich selbst zu, während er den ersterbenden Schreien lauschte. Ein paar vereinzelte Tränen kullerten über seine Wangen; er hätte so gerne geholfen oder zumindest etwas anderes getan als sich feige unter der Bettdecke zu verkriechen. Müde rieb Jonghyun sich die Augen. Seine Nacht war relativ kurz ausgefallen, denn nachdem sich endlich eine geradezu erdrückende Stille breitgemacht hatte, hatte ein heftiges Gewitter angehoben und ihm den Schlaf geraubt. Seit seine Mutter gestorben – eine innere Stimme korrigierte ihn: ermordet worden – war, war es ihm fast unmöglich in solchen Nächten noch Schlaf zu finden. Gähnend ließ er sich ein Stückchen nach vorne sinken, so dass er seinen Kopf auf seiner Hand abstützen konnte. Das Buch, welches aufgeschlagen vor ihm auf dem Tisch lag, behandelte die verschiedenen Arten von Dinosauriern, wo sie gelebt hatten und wie sie letzten Endes vom Antlitz der Erde verschwunden waren. Dies alles war nichts Neues für Jonghyun, denn für Dinosaurier hatte er schon immer eine gewisse Schwäche gehabt. Da steht nichts, was ich nicht schon wüsste, dachte er gelangweilt, während er eine Beschreibung überflog und mit Bleistift ein paar Ergänzungen dazu schrieb. Wieso gibt er mir so ein Buch überhaupt? Kopfschüttelnd legte er es beiseite und streckte sich dann. Er hatte die Bücher gelesen, die sein Vater ihm gebracht hatte und das in Rekordzeit. Verwunderlich war dies nicht, denn außer lesen, lernen und noch sehr viel mehr lesen und lernen tat Jonghyun nichts mehr. Wenn er in seinem Zimmer blieb, konnte er seinem Vater nicht über den Weg laufen und das war alles was er wollte. Er konnte es nicht ertragen sich in der Gegenwart dieses Mannes aufzuhalten, denn meistens begann es in solchen Momenten in seinem Inneren geradezu zu kochen. Nach allem was er uns angetan hat, ist es dein gutes Recht ihn zu hassen, Jonghyun. „Ja, ist es“, antwortete Jonghyun im Flüsterton. Er hatte sich damit abgefunden, dass sich eine Art Stimme in seinem Kopf eingenistet hatte. Eine gewisse Skepsis ihr gegenüber war zwar geblieben, aber immerhin konnte er so mit jemandem reden. Irgendwann wirst du dich an ihm rächen können. Aber bis dahin musst du am Leben bleiben. Jonghyun nickte langsam. Er hatte nun schon drei Jahre allein überlebt und war von niemandem umsorgt oder bemuttert worden, wieso sollte er es dann nicht schaffen können? Sein Körper war mittlerweile zwar gezeichnet und sprach deutlich von Missbrauch, doch das kümmerte Jonghyun nicht. Er hatte sich selbst geschworen zu überleben und das würde er auch. „Hast du deine Hausaufgaben gemacht, Jonghyun?“ „Ja, Vater.“ „Dann kannst du mir sicher etwas hierzu sagen, nicht wahr?“ Der Mann vollführte eine ausladende Bewegung mit seiner Hand und deutete dabei direkt auf das Skelett eines Velociraptoren. Dieses hatte er vor ungefähr drei Monaten erworben und auch gleich in der Eingangshalle des Anwesens aufbauen lassen. Wenn Geld keine Rolle spielte, dann konnte man sich so eine Spielerei schon einmal leisten. „Natürlich, Vater.“ Jonghyun trat an das Skelett heran und ließ seinen Blick kurz darüber wandern. „Es handelt sich um einen Velociraptor. Er zählt zu der Gruppe der Dromaeosauridae und lebte in der späten Kreidezeit. Er ist eine Gattung theropoder Saurier“, fügte er noch hinzu, da er sich sicher war, dass sein Vater darauf noch gewartet hatte. „Mehr fällt dir nicht ein? Was bedeutet der Name?“ „Schneller Räuber.“ „Weil?“ „Weil der Name aus den lateinischen Wörtern ‚velox‘ und ‚raptor‘ zusammengesetzt wird. Diese Wörter bedeuten ‚schnell‘ und ‚Räuber‘.“ Jonghyun senkte seinen Blick ein wenig. Wenn er die Fragen zur Zufriedenheit seines Vaters beantwortete, würde dieser vielleicht von der täglich fälligen Prügelstrafe absehen und ihn gehen lassen. „Das hast du schön auswendig gelernt, bravo.“ Wenig begeistert musterte Junghwa seinen Sohn. Jonghyun brauchte sich darauf nichts einbilden, denn besonders war dieser kleine Exkurs nicht gewesen. „Ich werde dir zur Belohnung etwas verraten, Jonghyun.“ „Und das wäre, Vater?“ Verunsichert blickte der Junge auf. Wenn sein Vater von Belohnungen sprach, endete dies meist sehr schmerzvoll für ihn. Wahrscheinlich hielt seine Begeisterung sich deswegen auch sichtlich in Grenzen. „Dieser Raptor hier ist ein besonderer Raptor. Wenn du nicht gehorchst oder deine Hausaufgaben nicht sorgfältig genug erledigst, wird er dich holen.“ Junghwa gab ein leises Lachen von sich. „Der Raptor holt schlechte Menschen, musst du wissen, und wenn er sie hat, dann kann ihnen niemand mehr helfen.“ Ernst blickte Junghwa zu seinem Sohn hinunter. Man konnte ihm deutlich ansehen, dass er mit sich selbst kämpfte und die Geschichte nicht glauben wollte; ebenso deutlich konnte man allerdings auch sehen, dass er eine Spur blasser geworden war. Das ist nur eine seiner Geschichten, Jonghyun. Das Skelett kann dir nichts tun. Jonghyun atmete tief durch, als die Stimme in seinem Kopf ihn zur Vernunft rief. Sie hatte recht, vollkommen recht. Dieser Velociraptor war tot und außerdem nicht mehr als ein Skelett. Wie hätte er ihn in diesem Zustand noch holen sollen? Das war unmöglich. „Du solltest mir besser glauben, Jonghyun. Er schätzt es nicht, wenn man nicht an seine Existenz glaubt.“ Damit nickte Junghwa in Richtung des Skeletts und brachte Jonghyun zum Schlucken. Umso länger man es betrachtete, desto unheimlicher wurde es. Vor allem die scharfen Krallen und Zähne behagten dem Jungen nicht sonderlich. „Also glaub besser daran, sonst könnte er dich eines Tages besuchen. Vielleicht wenn du gerade schläfst oder wenn du am wenigsten damit rechnest.“ Es lässt dir keine Ruhe, nicht wahr? Jonghyun drückte sich seufzend die Hände ins Gesicht. Es war weit nach Mitternacht und eigentlich hätte er längst schlafen müssen, doch die Worte seines Vaters hielten ihn wach. Wenn dieser Raptor tatsächlich böse Menschen holte, dann würde er bestimmt zuerst bei Junghwa vorbeischauen und erst dann ihn ins Visier nehmen. Oder? Angespannt richtete der Junge sich auf und blickte sich in dem dunklen Zimmer um. Ihm war beinahe so, als könnte er Krallen hören, die langsam über die Tür kratzten und sich somit Eintritt verschaffen wollten. Doch das war unmöglich, vollkommen unmöglich. Ein Skelett konnte nicht plötzlich zum Leben erwachen und ihn heimsuchen. Ich wünschte Mama wäre hier. Ängstlich drückte Jonghyun sich gegen die kühle Zimmerwand und zog seine Beine fest an. Wäre seiner Mutter noch am Leben gewesen, wäre er nun einfach in ihr Zimmer gelaufen und in ihr Bett gekrochen. Das ist sie aber nicht und du weißt wer daran schuld ist. „Hm.“ Jonghyun schloss langsam wieder die Augen, allerdings nur, um sich zu sammeln. Wie konnte sein Vater ihm nur solche Geschichten erzählen? Er war ein Kind und als solches wollte er keine derartigen Gruselgeschichten hören oder den ganzen Tag Bücher lesen, die ihn kaum bis gar nicht interessierten. „Dich sollte er holen. Nur dich“, flüsterte er bebend, ehe er sich wieder auf den Rücken sinken ließ und nach kürzester Zeit in einen unruhigen, seichten Schlaf abdriftete. Normalerweise konnte er immer in seine Traumwelt flüchten, wenn er es in der realen Welt nicht mehr aushielt, doch diesmal war es anders. Die Worte Junghwas verfolgten ihn auch in seinen Träumen und es dauerte nicht lange, bis Jonghyun schweißgebadet und einem leisen Schrei in die Höhe fuhr. Nun hatte sein Vater es also endlich geschafft: Er hatte seine letzte Zuflucht, seine Träume, ebenfalls zu einer Art Hölle gemacht. 1998 Jonghyun hatte das Skelett des Velociraptor fest mit seinem Blick fixiert und gestattete es sich noch nicht einmal zu blinzeln. Seit fast einem Jahr verfolgte dieses Monster ihn nun schon bis in seine Träume und langsam wurde es zu viel. Einer von ihnen musste gehen und für Jonghyun stand fest, dass es das Skelett war, dessen Zeit abgelaufen war. Du wirst mich nicht noch länger quälen, du Monster, dachte Jonghyun und umfasste dabei den Tennisschläger, den er in der Garage gefunden hatte. Was er seinem Vater erzählen wollte, wenn dieser das Skelett in Schutt und Asche vorfinden würde, hatte er sich noch nicht überlegt, aber das spielte auch keine Rolle. Wichtig war nur, dass es verschwand. „Das willst du doch nicht wirklich tun, Jonghyun.“ Der Junge spürte deutlich wie seine Nackenhärchen sich aufstellten und wie wenig später schon eine Hand fest auf seine Schulter gelegt wurde. Unbarmherzig drückte Junghwa zu und sorgte somit dafür, dass der Schläger aus Jonghyuns Hand fiel. „Damit machst du ihn richtig wütend, verstehst du?“ Jonghyun schwieg eisern und wandte dabei trotzig den Blick ab. Sein Vater wollte ihm doch nur noch mehr Angst machen und sein Leben dadurch noch eine Spur schrecklicher gestalten. Es reichte ja auch noch nicht, dass er Tag für Tag verprügelt wurde und zuhören musste, wie sein Vater sich die Zeit vertrieb, nein. Man konnte das Ganze ja schließlich noch mit einer schönen Geschichte steigern, die es Jonghyun teilweise unmöglich machte im Dunkeln ins Badezimmer zu gehen. Oft genug hatte er deswegen innerhalb des letzten Jahres Prügel einstecken müssen, denn dafür, dass Jonghyun hin und wieder sein Bett durchnässte, hatte Junghwa kein Verständnis. Viel eher pflegte er seinen Sohn dafür zu beschimpfen und ihn teilweise auch in die feuchte Bettwäsche zu drücken, damit er seine Lektion lernte. Er ist ein Unmensch. Er würde es verdienen von diesem Raptor geholt und getötet zu werden. Dir würde das doch auch gefallen. Der Junge kniff seine Augen fest zu, als die Stimme wieder anhob. In letzter Zeit hatte er das Gefühl, dass sie aggressiver geworden war und seinen Kopf mit Ideen füllen wollte. Ideen, wie er am besten von seinem Vater loskommen konnte. „Verschwinde jetzt auf dein Zimmer.“ Junghwa hatte Jonghyun losgelassen, dafür allerdings den Tennisschläger aufgehoben. Drohend hielt er ihn in die Höhe und holte dann auch aus. „Und sollte ich noch einmal bemerken, dass du das Skelett zerstören willst, dann Gnade dir Gott, Jonghyun.“ Jonghyun hatte den Schlag, der darauf folgte niemals kommen sehen. Sein Vater hatte den Schläger geradezu auf ihn herab sausen lassen und ihn gegen seinen zerschundenen Rücken geschmettert. Das Netz linderte die Wucht des Aufpralls ein wenig, allerdings half dies Jonghyun auch nicht weiter, als er stolpernd zu Boden fiel und hustete. Wehr dich, Jonghyun. Wir können uns das nicht gefallen lassen. Er muss am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt zu Boden gestoßen und gedemütigt zu werden! Lass ihn leiden! Jonghyun drückte seine Stirn bebend gegen den kalten, gefliesten Boden. Die Stimme bereitete ihm noch zusätzliche Kopfschmerzen und störte in diesem Moment wirklich. Junghwa war nämlich erst auf den Geschmack gekommen und schlug nun wie wahnsinnig auf seinen Sohn ein. Solange bis ein leises Knirschen zu hören war und der Schläger endgültig nachgab und brach. „Ich wusste doch, dass das schlechte Qualität ist“, murmelte er unbeeindruckt, danach wandte er sich ab, „Bevor du in dein Zimmer gehst, machst du die Sauerei hier weg. Ist ja ekelhaft.“ Damit hörte Jonghyun wie die Schritte sich entfernten und schließlich auch eine Tür geschlossen wurde. Erleichterung machte sich in ihm breit und er gestattete es sich sogar leise durchzuatmen. Wie kannst du dir das nur immer wieder gefallen lassen? Du musst ihn für das, was er dir antut bestrafen. Und nicht nur dir! Hör auf deine Augen davor zu verschließen! „Was soll ich denn tun?“, flüsterte Jonghyun schwach, nachdem er sich ein Stück aufgerichtet hatte. Er konnte ein wenig Blut auf dem Boden kleben sehen, welches sich mit ein paar Tränen vermischt hatte, die immer noch über seine Wangen kullerten. Du könntest mich machen lassen. Mir fallen schon ein paar passende Dinge ein. „Besser nicht.“ Der Junge erhob sich langsam, nachdem er die Flüssigkeiten mit seinem T-Shirt vom Boden gewischt hatte. Er wusste nicht wieso, aber er wollte dieser Stimme einfach nicht komplett die Kontrolle überlassen. Es reichte schon, wenn sie sich dauernd zu Wort meldete und ihn damit verunsicherte. Ganz so wie Junghwa es von ihm verlangt hatte, hatte Jonghyun sich in sein Zimmer zurückgezogen und sich dort auch gleich unter seiner Decke verkrochen. Es war nach und nach dunkel geworden und gleichzeitig war auch die Angst zurückgekommen. Die Angst vor einem Raptoren, der leise durch die Flure schlich und nach ihm Ausschau hielt, um ihn mitzunehmen. Falls er ihn überhaupt mitnehmen würde! Jonghyun befürchtete, dass das Tier ihn an Ort und Stelle töten und danach fressen würde. Dann verschwinden wir eben von hier. Noch heute Nacht. Jonghyun schauderte als er den Vorschlag hörte. Er konnte doch nicht einfach ausreißen! Oder? „Wohin sollen wir denn?“ Das spielt keine Rolle, Jonghyun. Es ist überall besser als hier. Mehr hatte die Stimme gar nicht mehr sagen müssen, um Jonghyun von der Idee zu überzeugen. Er hatte schon oft darüber nachgedacht fortzulaufen und nun war die Zeit gekommen, dass er es auch in die Tat umsetzte. Wie lange wollte er sich denn noch von seinem Vater fertig machen und demütigen lassen? Schnaubend schüttelte Jonghyun die unangenehmen Gedanken an Junghwa wieder ab und kletterte schließlich aus seinem Bett. Schnell schlüpfte er in eine bequeme Hose, Socken und ein frisches T-Shirt. Mehr brauchte er nicht und mehr hatte er auch gar nicht. Abgesehen von den Büchern, die sich hier überall stapelten und es ihm manchmal schwer machten sich in seinem eigenen Zimmer frei zu bewegen. Leise und peinlichst genau darauf bedacht keine allzu lauten Geräusche zu verursachen, schob Jonghyun die Zimmertür auf und lugte auf den Flur. Dieser lag fast in vollkommener Dunkelheit vor ihm. Ein Raptor war allerdings nicht zu sehen und hören konnte Jonghyun ihn auch nicht. Er hatte wohl ausnahmsweise einmal Glück und würde vielleicht sogar entkommen können. Pass bloß auf, dass er dich nicht hört. Jonghyun rollte mit den Augen. Dass er sich nicht erwischen lassen durfte wusste er auch. Das wusste er sogar nur zu gut, denn wenn man Junghwa um diese Zeit störte, konnte das nicht gut ausgehen. Er hatte den Fehler bereits einmal gemacht und seitdem war er immer sichergegangen, dass er sich um diese Zeit in seinem Zimmer aufhielt. Die Stimme in seinem Kopf hatte eben doch vollkommen recht. Sein Vater war ein schlechter Mensch und war eigentlich derjenige, der sich vor dem Raptor fürchten hätte müssen. Ein lautes Klirren riss Jonghyun aus seinen Gedanken und ließ ihn herum fahren. Dieses Geräusch war geradewegs aus dem „Spielzimmer“ seines Vaters gekommen. Was das zu bedeuten hatte, wollte Jonghyun sich lieber erst gar nicht vorstellen. LAUF! Verschwinde von da!!, schrie die Stimme in seinem Kopf nun fast und riss Jonghyun damit grob aus seiner Starre. So schnell er konnte, sprintete er den Flur entlang bis hin zu der großen Treppe, die ihn in die Eingangshalle führte. Die Angst, dass sein Vater nun auf ihn aufmerksam geworden war, ließ ihn immer wieder panisch über die Schulter linsen. Natürlich konnte er in der Dunkelheit kaum etwas erkennen und bemerkte deswegen auch nicht, dass er geradewegs auf das Skelett des Velociraptor zusteuerte. „Uff!“ Der plötzliche Zusammenstoß mit dem Fossil, ließ Jonghyun erschrocken nach Luft schnappen und auch das Gleichgewicht verlieren. Kopfüber fiel der Junge geradezu in das Skelett, da dieses auf einer Art Sockel gethront hatte und er über eben diesen gestolpert war. Das Geräusch von Knochen, die auf die Fliesen fielen und teilweise sogar weiterschlitterten, erfüllte die Halle und ließ Jonghyun sich ängstlich zusammen rollen. Nun war alles vorbei. Damit hatte er die Wut des Raptors bestimmt endgültig auf sich gezogen und nichts und niemand würde ihn jetzt noch retten können. Er wird mich holen … er wird mich umbringen … Bebend vor Angst kauerte Jonghyun sich auf dem kalten Boden zusammen. Nachdem das Skelett in seine Einzelteile zerfallen war, war wieder Stille eingekehrt. Totenstille. Noch nicht einmal von seinem Vater war etwas zu hören und das wunderte Jonghyun schon sehr, denn der Krach hätte ihn normalerweise auf den Plan rufen müssen. Sieht so aus, als würde dieser Raptor gar nicht existieren, hm? „Er muss existieren“, hauchte Jonghyun stur und erinnerte sich dabei an die Geschichten, die sein Vater ihm über all die Menschen erzählt hatte, die dem Raptor schon zum Opfer gefallen waren. Er musste ganz einfach existieren, es ging nicht anders. Und wieso kommt er dann nicht? Wieso rächt er sich nicht an dir, so wie Junghwa es immer behauptet hat? Kannst du mir das erklären? Jonghyun antwortete darauf nicht mehr, sondern griff blind nach der Kralle des Velociraptor, die direkt neben ihm auf dem Boden gelandet war. Es war seine schuld, dass der Raptor die schlechten Menschen nun nicht mehr heimsuchen und beseitigen konnte. Er hatte ihn getötet und damit, so dachte Jonghyun zumindest, war seine Aufgabe auf ihn übergegangen. „JONGHYUN!! DU WIDERLICHER, KLEINER BASTARD!!!“ Der Junge umfasste die Kralle noch eine Spur fester und blickte zu seinem Vater auf, nachdem dieser das Licht eingeschaltet hatte. Seinen Hals zierte ein langer, zornig roter Kratzer und an seinen Schläfen traten ein paar Adern unheilvoll hervor. „WENN ICH DICH IN DIE FINGER KRIEGE, KANNST DU DEIN BLAUES WUNDER ERLEBEN!!“ All das nahm Jonghyun gar nicht mehr wirklich wahr. Ihm war eine wichtige Aufgabe übertragen worden und diese würde er auch ernstnehmen. Todernst. tbc.... Kapitel 12: 父 - Vater - ----------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 11 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: @w@ siehe Kapitel 10 .... Fehler werden nachgebessert x/D [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Fest hielt Jonghyun die Kralle mit seiner rechten Hand umschlossen. Diesmal würde bestimmt nicht er sein blaues Wunder erleben, sondern sehr viel eher Junghwa, dafür würde Jonghyun schon sorgen. Oder war es vielleicht doch eher Raptor, der das Steuer nun an sich gerissen hatte und sich nun für alle Ungerechtigkeiten, die Jonghyun und dessen Mutter angetan worden waren, rächen wollte? „Ich hätte dich schon sehr viel früher entsorgen sollen, du kleine Missgeburt. Es war dumm von mir zu glauben, dass aus dir etwas werden könnte, wenn man dich nur ordentlich fördert.“ Brodelnd vor Zorn packte Junghwa seinen Sohn am Oberarm und machte dabei den entscheidenden Fehler sich zu ihm hinunter zu beugen. Genau diese Unachtsamkeit nutzte Jonghyun gnadenlos für sich aus, indem er die Raptorenkralle in die Höhe schnellen ließ. Noch bevor Junghwa auch nur ansatzweise die Chance hatte sich wegzudrehen oder den Angriff vielleicht noch abzuwehren, hatte Jonghyun die Spitze der versteinerten Kralle geradezu in die Haut oberhalb seiner rechten Augenbraue gerammt. Was als nächstes geschah, ging für Junghwa in einem weißen Blitz der Schmerzen unter. Warmes Blut strömte über seine Wange und tropfte weiter auf sein Hemd, welches binnen weniger Momente aussah wie die Kleidung eines Metzgers. „Was hast du getan?!“, stieß er in schierer Panik hervor, während er sich die flache Hand ins Gesicht presste und somit versuchte die Blutung zu stoppen. Sein Gesicht war mittlerweile beinahe schon taub vor Schmerz und langsam begann Junghwa auch um sein Auge zu fürchten. Am Ende hatte Jonghyun es mit der Kralle ernsthaft beschädigt?! „Noch nicht einmal einen Bruchteil von dem, was dir zustehen würde, Vater.“ Jonghyun hatte das Szenario aus einigen Schritten Entfernung beobachtet und dabei die Lippen zu einem schiefen Lächeln gekräuselt. Zum ersten Mal in seinem Leben war nicht er der Leidtragende, das Opfer, nein, nun war er am Zug. „Das Auge wirst du übrigens verlieren.“ „Du verdammter-“ Junghwa unterbrach sich selbst, als eine erneute Welle des Schmerzes über ihn hinweg rollte und ihn schmerzerfüllt zischen ließ. „Warte nur bis ich dich in die Finger kriege, dann bist du dran.“ „Ich kann es kaum erwarten.“ Jonghyun festigte seinen Griff um die Kralle erneut und ging dabei langsam auf seinen Vater zu. Es war an der Zeit ihn endgültig von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Zu lange hatte dieser Mann ihn nun schon bis aufs Blut gedemütigt, ihn gequält und ihn dabei doch, vermutlich aus reinem Sadismus heraus, weiterhin am Leben erhalten. „Auf diesen Moment warte ich schon viel zu lange, Vater.“ Grob stieß Jonghyun mit seinen flachen Händen gegen den Brustkorb Junghwas und beförderte ihn somit zurück auf den Boden. Das Blut, welches sich bereits auf dem gefliesten Boden verteilt hatte, spielte dabei eine wesentliche Rolle, da es diesen bedeutend rutschiger machte und dafür sorgte, dass Junghwa den Halt verlor. Es wird Zeit das Ganze ein für alle Mal zu beenden. Jonghyun hatte die Kralle mittlerweile so fest umgriffen, dass seine Fingerknöchel weiß hervor traten und seine Hand schwach zitterte. Sein Vater, der Mann, der nicht nur ihn über Jahre hinweg gequält und gedemütigt hatte, sondern auch seiner Mutter das Leben zur Hölle gemacht und ihr dieses im Endeffekt sogar genommen hatte, lag direkt vor ihm auf dem Boden. Noch dazu schien er sich bei dem Sturz den Kopf angeschlagen zu haben, denn seine Bewegungen wirkten unkoordiniert und er selbst beinahe schon benommen. „Es wird Zeit, dass du für all das büßt, das du uns angetan hast“, flüsterte Jonghyun mit unnatürlich dunkler Stimme, während er sein Knie in den Brustkorb Junghwas drückte. Sein Blick wanderte kurz über das blutverschmierte Gesicht seines Vaters, danach fixierte er dessen Halsschlagader. Natürlich wäre es nur recht und billig gewesen Junghwa ebenfalls leiden zu lassen, aber so ein Mensch war Jonghyun nicht. Er wollte nicht so werden wie sein Vater, niemals. Gerade als er ausholen und dem wütenden und gleichzeitig auch panischen Geschrei seines Vaters ein Ende setzen wollte, ließ ihn ein anderes Geräusch hochschrecken. Nur wenige Meter von ihm entfernt, am Fuß der Treppe, stand auf einmal ein Mädchen. Sie hatte ein viel zu großes Hemd um ihre schmale Figur gewickelt und klammerte sich auch eisern an diesem fest, wie es schien. Natürlich war dies nichts Neues für Jonghyun. Er war schon öfter mit solchen Anblicken konfrontiert worden und, wie auch jetzt, war ihm dabei ein unangenehmer Schauer über den Rücken gelaufen. Seit dem Tod seiner Mutter war es immer öfter vorgekommen, dass sein Vater Kontakt zu älteren, zwielichtigen Männern pflegte und diese ihn dann auch – wie sie es nannten – mit Frischfleisch versorgten. Oft war Jonghyun mitten in der Nacht in die Höhe gefahren, da die Schreie durch das gesamte Haus gehallt waren. Sein Vater war mehr als nur ein Unmensch, er war ein Monster. Schlicht und ergreifend ein Monster. Wir können das nicht vor ihr tun. Jonghyun gab ein unzufriedenes Knurren von sich, danach schlug er den harten Knochen gegen die Schläfe seines Vaters. Glücklicherweise war dieser aufgrund seiner Verletzung, dem Schock und auch des Sturzes immer noch so benommen gewesen, dass er Jonghyun in seinem Moment der Unachtsamkeit nicht überrumpeln hatte können. Aber warum sollte er nicht auch einmal Glück haben? „Ist … Ist er tot?“, fragte das Mädchen in gebrochenem Koreanisch vorsichtig. „Nein, nur bewusstlos.“ Jonghyun richtete sich auf, wandte seinen Blick jedoch nicht von Junghwa ab. Er hasste es, dass er diese einmalige Gelegenheit nicht nutzen und sich seinen Peiniger endgültig vom Hals schaffen konnte, aber immerhin hatte er nun schon einen kleinen Vorgeschmack bekommen. „Warst du das?“ „W-Was?“ „Der Kratzer.“ Jonghyun blickte nun doch hinüber zu der deutlich Jüngeren und deutete gleichzeitig auf die Wunde, welche den Hals Junghwas zierte. Eine Antwort bekam er auf seine Frage nicht, zumindest keine verbale. Das Mädchen nickte lediglich und zog dabei das Hemd noch enger um ihren Körper. Ihre Versuche sich zu wehren hatten kaum gefruchtet, doch immerhin hatte sie dem Mann ein kleines Souvenir hinterlassen können. „Gut, dann komm. Es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden.“ Jonghyun zwang sich ein kaum sichtbares Lächeln auf die Züge. Er würde dafür sorgen, dass das Mädchen zur nächsten Polizeistation oder wenigstens zu Menschen kam, die es dorthin bringen würden. Mehr konnte er nicht für sie tun, denn schließlich musste er auch sehen, wo er blieb und wie es nun mit ihm weiterging. Ab jetzt kann es nur noch besser werden. 2002 „Du überraschst mich immer wieder, Jonghyun.“ „Ich hoffe doch nur im positiven Sinn.“ Der Angesprochene hob seinen Blick an und neigte seinen Kopf im nächsten Moment. Dem Mann, der ihm faktisch das Leben gerettet hatte, Respekt entgegen zu bringen war das Mindeste, das er tun konnte. „Selbstverständlich.“ Lachend ließ der Ältere sich gegenüber von Jonghyun auf einen Stuhl sinken. Die alte Bibliothek, in welcher sie sich befanden, war längst geschlossen worden. Die Luft war feucht und ein gewisser Duft von Schimmel schwang in ihr mit. Wäre das nötige Kleingeld vorhanden gewesen, hätte man diesem Problem vielleicht entgegen wirken können, doch so musste man wohl froh sein, wenn das Gebäude hielt und nicht plötzlich in sich zusammen brach. „Was liest du denn, mein Sohn?“ „Darwins Evolutionstheorie.“ Jonghyun ließ das Buch ganz sinken und legte es offen auf den Tisch. „Es gibt hier leider kaum noch Bücher, die ich noch nicht gelesen habe. Aber ich habe das Gefühl, als würde ich trotzdem immer wieder etwas Neues entdecken, egal, wie oft ich sie lese.“ „Das ist gut so, Jonghyun. Es freut mich, dass du immer noch mehr wissen willst, als ohnehin schon.“ Stolz streckte der Mann seine Hand nach Jonghyun aus und drückte seine Schulter sachte. Nichts erinnerte mehr an das verstörte Kind, welches er damals vor fünf Jahren in einer Ecke der Bibliothek aufgelesen und in seine Wohnung gebracht hatte. Aus ihm war mittlerweile ein junger Mann geworden – ein außerordentlich wissbegieriger und intelligenter junger Mann, wie man hinzufügen musste. „Ich wollte dich auch eigentlich nur bitten nicht wieder bis spät in die Nacht zu lesen. Du brauchst auch deinen Schlaf.“ „Natürlich.“ Jonghyun neigte seinen Kopf erneut. Wenn es der Wunsch des Älteren war, dass er bald ins Bett ging, dann würde er diesem auch nachkommen. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht, Jonghyun.“ An diesem Abend fiel es ihm wieder schwer sich zu bewegen und auch seine Lunge arbeitete bei weitem nicht so, wie sie es hätte tun sollen. Sein Atem war rasselnd und auch, wenn er Jonghyun beim Gehen ein Lächeln zuwarf, war es doch offensichtlich, dass ihm dieses nicht leicht fiel. Jonghyun konnte deutlich spüren, dass ihm bei diesem Anblick das Herz ein wenig schwerer wurde. Dieser Mann, Choi Hyunshik, war der Grund wieso er immer noch am Leben war und außerdem gelernt hatte mit dieser anderen Seite in ihm umzugehen. Es hatte lange gedauert und oft hatte Jonghyun auch die Hoffnung einfach aufgeben wollen, doch Hyunshik hatte dies einfach nicht zugelassen. Ich glaube nicht, dass ich noch leben würde, wenn er mich nicht gefunden hätte. Jonghyun klappte das Buch langsam zu, klemmte dabei jedoch seinen Zeigefinger mit ein, damit er die Seite wiederfinden würde, wenn er weiterlesen wollte. Sein Blick fiel auf den Stoffdinosaurier, welchen er, seit er ihn bekommen hatte, praktisch überall hin mitnahm. „Sie machen sich doch bestimmt auch Sorgen, Herr Doktor?“, redete er ruhig auf das Stofftier ein und blickte dabei in dessen gelbe Knopfaugen. Bei dem Dinosaurier handelte es sich natürlich um einen Velociraptor. Oder besser: Mit viel Fantasie handelte es sich dabei um einen solchen. Das Stofftier war als Ganzes eher dick, hatte große, gelbe Knopfaugen und außerdem einen pinken Flicken auf dem linken Bein. Beinahe schon sanft ließ Jonghyun seinen Zeigefinger über den Bauch des Raptors streicheln. Damals war es noch ein wenig unheimlich gewesen ausgerechnet mit dieser Dinosaurier-Art in einem Bett zu schlafen, doch mittlerweile hatte sich dies gelegt. „Sie sind heute wieder besonders schweigsam, Doktor Kralle.“ Seufzend zog Jonghyun seine Hand zurück und ließ sich dabei auch gegen die Stuhllehne sinken. Hyunshiks Zustand bereitete ihm wirklich ziemliche Sorgen. Natürlich war sein Ziehvater – Jonghyun sah in ihm wirklich den Vater, der Junghwa nie gewesen war – alt und durfte deswegen langsam aber sicher ein wenig gebrechlicher werden, doch der Gedanke daran, dass auch er irgendwann nicht mehr sein würde, bereitete Jonghyun Magenschmerzen. Nicht darüber nachdenken, einfach nicht darüber nachdenken. Müde ließ er seine Augen zufallen. Bestimmt würde es nicht schaden, wenn er ein wenig rastete, danach noch las und anschließend ins Bett ging. -- Frierend schlang Jonghyun seine Arme enger um seinen schmalen Körper. Niemals hätte er für möglich gehalten, dass die Nächte bereits so furchtbar kalt waren und ihm das Leben so schwer machen würden. Ganz offensichtlich hätte er seine Flucht besser planen sollen, doch dafür war es nun zu spät und zurückgehen konnte und wollte er nicht mehr. Nun nachdem er Junghwa endlich entkommen war, würde er den Teufel tun und noch einmal einen Fuß auf dessen Anwesen setzen. Trotzdem, ein Dach über dem Kopf zu haben, wäre in diesem Moment nicht allzu schlecht gewesen. Auch gegen eine Heizung und etwas zu essen hätte Jonghyun kaum etwas einzuwenden gehabt. Seine Finger waren mittlerweile taub vor Kälte und auch der Rest von ihm fühlte sich nicht unbedingt besser an. Wo er war, konnte er nicht genau sagen. Nachdem er das Mädchen losgeworden war beziehungsweise dafür gesorgt hatte, dass man sich um sie kümmerte, war er blindlings davon gelaufen, bevor jemand noch auf die Idee kam dasselbe für ihn zu tun. Das Risiko, dass er auf diesem Wege wieder zurück zu seinem Vater gebracht wurde, war einfach zu groß gewesen. Vielleicht finden wir dort vorne etwas, redete die Stimme leise auf ihn ein und ließ Jonghyun dabei auch schaudern. Jedes Mal, wenn sich das Ding, der Raptor, in ihm meldete, jagte ein unangenehmer Schauer über seinen Rücken und seine Nackenhärchen stellten sich auf. Gleichzeitig fühlte es sich allerdings auch beinahe so an, als hätte er eine Art Energieschub bekommen, der ihn weiter vorantrieb. Was haben wir schon zu verlieren? Jonghyun wischte sich einige lästige Haarsträhnen aus dem Gesicht, danach hielt er geradewegs auf die kleine Stadt zu, die vor ihm aufgetaucht war. Er hatte sich bis jetzt zwar eher abseits gehalten, doch ewig konnte er so nicht weitermachen. Irgendwann würde er schließlich wieder etwas essen müssen. Es dauerte glücklicherweise nicht allzu lange bis Jonghyun die Stadt dann erreicht hatte. Dicht bebaut war anders und generell hatte Jonghyun nicht den Eindruck, als würden hier sonderlich viele Menschen wohnen. Suchend ließ der Junge seinen Blick schweifen, während er dem Verlauf der Straße folgte. Licht brannte so gut wie nirgends mehr und auch sonst war niemand außer ihm zu dieser Zeit und in dieser Kälte unterwegs. Nicht weiter verwunderlich, wie Jonghyun fand. Hätte er es sich aussuchen können, wäre er bestimmt auch nicht mehr herum geirrt, auf der Suche nach einem Unterschlupf. Letzten Endes stach ihm ein Gebäude ins Auge, welches schon älter aussah und auch verlassen wirkte. Schnell lief Jonghyun darauf zu und bemerkte dann auch, dass es sich bei dem Gebäude um eine Bibliothek handelte. Ein altes Bronzeschild, welches vermutlich nur noch von Dreck an der Mauer gehalten wurde, teilte Jonghyun dies zumindest mit. Besser als nichts, seufzte er in sich hinein, ehe er sachte gegen die Tür drückte und diese mit einem leisen Knirschen tatsächlich aufschwang. Es wunderte ihn ein wenig, dass die Tür nicht abgeschlossen gewesen war, aber wahrscheinlich gab es hier sowieso nichts mehr, das man stehlen hätte können. Außer Dreck und Schimmel, hieß das. Vorsichtig schob der Junge die Tür hinter sich wieder zu und tastete sich dann langsam vorwärts. Das Licht, welches durch die halbblinden Fenster drang, leuchtete ihm nicht einmal ansatzweise den Weg aus, weswegen er hie und da an einem Stuhl aneckte oder beinahe gegen ein Regal gelaufen wäre. Sobald es hell ist, kann ich mir bestimmt besser ein Bild von dem Ganzen machen. Jonghyun rieb sich müde die Hände, bereit sein Lager hier aufzuschlagen, als man ihn plötzlich an der Schulter packte und mit einer Taschenlampe blendete. „Wer bist du denn, Kleiner?“ -- Jonghyun schlug seine Augen wieder auf und gähnte ausgiebig. Das Nickerchen war nicht eingeplant gewesen, genauso wenig der Traum, der alles wie eine Art Film vor ihm ablaufen hatte lassen. „Zeit ins Bett zu gehen, meinen Sie nicht auch, Herr Doktor?“ Verschlafen zog Jonghyun Doktor Kralle zu sich, löschte die kleine Leselampe und tauchte die Bibliothek somit in Finsternis. tbc... Kapitel 13: 大王 - Rex - ---------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 12 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Da bin ich wieder >w< und ich muss mich echt bei allen bedanken, die in letzter Zeit so viele Kommentare geschrieben haben. QQ Vielen, vielen Dank! Das motiviert mich und zeigt mir, dass ich anscheinend doch nicht komplett versage, wenns ums Schreiben geht. xD Also danke noch einmal und bleibt mir treu?! Bitte? Q3Q [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Taemin ließ den Bleistift, an welchem er seit einiger Zeit kaute, sinken und schluckte den bitteren Kloß hinunter, der sich in seiner Kehle festgesetzt hatte. Ihm war klar gewesen, dass Jonghyuns Geschichte nur schwer zu verdauen sein würde, aber dies überstieg nun doch seine kühnsten Erwartungen. Zumal Taemin so das Gefühl hatte, dass sie noch nicht am Ende der Geschichte der angelangt waren. Es gab noch einige offene Fragen und obwohl Taemin nicht wagte diese auszusprechen, war er sich sicher, dass Jonghyun sie bereits erahnt hatte. „Mein Vater?“, fragte er lakonisch. Seine Stimme war, während er erzählt hatte, immer rauer geworden und auch, wenn es nicht angebracht war, so kam Taemin nicht umhin diesen Umstand anziehend zu finden. Raptors dunkle Stimme hatte ihn ohnehin von Anfang an in ihren Bann gezogen. „Du fragst dich, was aus ihm geworden ist und ob er noch lebt, nicht wahr?“ „Du kennst die Antwort doch schon“, hörte Taemin sich selbst sagen. Umso länger er sich mit Raptor unterhielt, desto mutiger schien er zu werden. Hoffentlich würde dies ihm nicht noch zum Verhängnis werden. „Natürlich.“ Jonghyun räusperte sich und stand schließlich auf. Doktor Kralle ließ er dabei jedoch sitzen, da er schließlich wusste, dass der Doktor es nicht schätzte hin- und hergetragen zu werden. „Hyunshik ist ein Jahr später, also 2003, sollte das für deine Arbeit wichtig sein, gestorben. Niemand konnte mehr für die Bibliothek aufkommen und so saß ich wieder auf der Straße. Es war mir gerade einmal möglich ein paar der älteren Bücher und natürlich den Doktor mitzunehmen. So habe ich beschlossen nach Hause zurück zu kehren. Ich wollte sehen, was aus meinem Vater geworden ist.“ Aufmerksam beobachtete Taemin Jonghyun dabei, wie dieser in seiner Zelle auf und ab schritt. So wie auch vorhin schon, zog er es vor, Raptor nicht bei seinen Erzählungen zu unterbrechen und schweigend zuzuhören. Vielleicht war es ihm ja nachher noch möglich ein paar Fragen zu stellen und auch eine Antwort zu erhalten. „Es war weit nach Mitternacht, als ich endlich ankam und ich hatte keine Schwierigkeiten damit, ins Haus zu gelangen. Nichts hatte sich wirklich verändert, weswegen es kein Problem war, unbemerkt bis zu seinem Schlafzimmer zu gelangen. Dort war er allerdings nicht.“ Jonghyun blieb abrupt stehen und schloss seine Augen. Diesen Teil der Geschichte mochte er; er mochte ihn so sehr, dass er ihn quasi vor seinem inneren Auge noch einmal erlebte. „Ich habe ihn gesucht und schließlich auch in seinem Arbeitszimmer gefunden. Er hat mich nicht sofort erkannt, aber als es dann so weit war, war er überrascht. Sehr überrascht.“ Ein dunkles Lächeln umspielte Raptors Züge, während er nun auf die Glasscheibe zuging. Er hatte Taemin genau beobachtet und dass er es mittlerweile noch nicht einmal mehr wagte zu blinzeln, gefiel ihm ausgesprochen gut. „Ich werde dir die Einzelheiten ersparen, aber natürlich habe ich ihn getötet. Auf seinem Schreibtisch lag die Raptorenklaue, mit der ich ihn damals schon verwundet hatte. Damit habe ich es getan und es war gut.“ Taemin spürte wie seine Nackenhärchen sich aufstellten, als er das irre Lächeln Jonghyuns sah. In seine Augen war ein unheilvolles Funkeln getreten und wäre da nicht immer noch die Glasscheibe gewesen, wäre er nun aufgestanden und davon gelaufen. Zum ersten Mal konnte auch er den Psychopathen in Jonghyun sehen; das Monster, vor dem Jinki ihn immer und immer wieder eindringlich gewarnt hatte. „Es war gut?“ „Oh ja.“ Raptor leckte sich über die Lippen, als wolle er sich den Geschmack eines vorzüglichen Weines erhalten. „Ich habe mir Zeit gelassen und ihn so leiden lassen, wie er meine Mutter und mich. Und dann, nachdem er tot war, habe ich ihm ein kleines Andenken hinterlassen. Du wirst dich sicher schon gefragt haben, wie ich auf die Idee gekommen bin, jedem meiner Opfer eine kleine Holzfigur zu hinterlassen? Nun, es hat in dieser Nacht angefangen.“ Jonghyun pausierte einen Moment, um erneut seine trockenen Lippen zu befeuchten, dann fuhr er fort: „Mein Vater hatte eine kleine Sammlung solcher Holzfigürchen und natürlich habe ich mich in diesem Fall für den Raptor entschieden. Es sollte schließlich jeder wissen, wer ihn letzten Endes geholt hat.“ „Raptor war es“, murmelte Taemin wie von selbst und fuhr sich gleichzeitig mit beiden Händen durch den dichten Haarschopf. Sein Kopf schwirrte und brauchte ein paar Momente, um das eben Gehörte auch zu verarbeiten. „Aber wieso hast du weitergemacht? Wieso hast du es nicht bei deinem Vater belassen?“ Jonghyun schien diese Frage zu überraschen, ja beinahe zu verwirren. Seine rechte Augenbraue war ein gutes Stück in die Höhe geklettert und seine Lippen presste er fest aufeinander. Allen Anscheins nach, hatte Taemin nun eine dumme Frage gestellt, das war nicht gut. „Tut mir leid, wenn es für dich offensichtlich ist, aber ich verstehe es nicht und-“ „Weil der Raptor schlechte Menschen holt.“ Jonghyuns Antwort war ebenso leise, wie monoton gekommen und hatte Taemin sofort verstummen lassen. „Ich habe es dir doch genau erzählt. Nachdem ich Raptor getötet habe, ist seine Aufgabe auf mich übergegangen. Ich muss nun dafür sorgen, dass solche Menschen bestraft werden. Ich hatte keine andere Wahl als weiterzumachen.“ Die Aufgabe ist auf ihn übergegangen. Überfordert schluckte Taemin alles hinunter, was er in dieser Sekunde gerne gesagt hätte. Selbst jetzt scheint er noch zu glauben, dass es diesen Raptoren tatsächlich gegeben hat und dass er das alles tun muss. Das ist unglaublich. Einfach nur unglaublich. Kopfschüttelnd rieb Taemin sich die Stirn und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Ein falsches Wort würde ausreichen, um Jonghyun tödlich zu beleidigen und vielleicht dafür zu sorgen, dass er nicht mehr mit ihm sprechen würde. Demnach musste Taemin nun äußerste Vorsicht walten lassen und darauf achten, was er wie sagte. „Das ergibt Sinn“, sagte er schließlich fast stimmlos und erhob sich anschließend von dem Stuhl. Erst jetzt spürte er, dass er ziemlich geschwitzt hatte und seine Hose an seiner Haut klebte. „Ich glaube, dass ich fürs Erste genug gehört habe. Ich brauche eine Pause, wenn es dich nicht stört.“ Raptor gab auf Taemins Worte hin nur ein halb amüsiertes, halb verächtliches Schnauben von sich. „Es stört mich nicht, es wundert mich viel eher, dass du mir so lange folgen konntest. Ich werde hier auf dich warten, Taemin, keine Sorge.“ -- Ruhig fixierte Jinki Minho mit seinem Blick. Seit er sein Büro betreten hatte, ohne vorher anzuklopfen wohlgemerkt, war er wild auf und ab gelaufen und hatte dabei wütend geschnauft. Jinki konnte sich natürlich denken, was Minho so ärgerte und aufregte, aber er konnte nun auch nichts mehr dagegen ändern. Außerdem hatte Taemin seinen eigenen Willen und jeder, der ihn kannte, wusste auch, dass er diesen um jeden Preis durchsetzen musste. Ganz egal, ob andere sich sorgten oder vielleicht auch halb wahnsinnig wurden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Taemin Raptor noch einmal sieht. Das ist unverantwortlich, Jinki! Es geht hier um das Leben deines kleinen Bruders.“ Wild gestikulierend näherte Minho sich dem Schreibtisch des anderen und schlug seine flachen Hände schließlich darauf. „Du weißt besser als jeder andere, was Raptor mit einem anstellen kann, wenn man nicht äußerste Vorsicht walten lässt. Am Ende ist es sowieso schon zu spät und wir können Taemin nicht mehr helfen.“ „Minho, beruhig dich.“ Jinki hatte sich die Worte des jungen Mannes angehört und obgleich er zugeben musste, dass Minho all das nicht vollkommen aus der Luft griff, vertraute er Taemin. „Taemin ist erwachsen und er weiß am besten, was er sich zumuten kann. Außerdem hast du die früheren Aufzeichnungen doch gesehen?“ Jinki seufzte schwer und schob ein paar seiner Akten zur Seite. „Raptor hat nie versucht Taemin zu schaden. Vielleicht hat er ihn gelegentlich erschreckt oder geärgert, aber er war nie darauf aus ihn zu verletzen. Und wir wissen, dass er dafür nicht aus seiner Zelle herauskommen müsste.“ Minho zog es vor Jinkis Worte fürs Erste mit Schweigen zu beantworten. Wie konnte er sich nur so sicher sein, dass Taemin das alles schaffen würde? Er war nicht ausgebildet worden, hatte gerade einmal einen so-gut-wie Bachelor-Abschluss in Kriminologie vorzuweisen und wie es um die Lebenserfahrung des Rothaarigen bestellt war, konnte Minho nicht sagen. Alles in allem war es blanker Irrsinn, dass man ein Monster wie Raptor mit Taemin sprechen ließ. „Ich hatte vor kurzem eine Idee“, begann Minho schließlich vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen. Dass Jinki ihn daraufhin ansah und ihm nonverbal mitteilte, dass er seine Aufmerksamkeit hatte, reichte ihm schon um fortzufahren: „Ich habe gelesen, dass Hypnose ein wirksames Mittel sein soll, um jemanden gefügig zu machen.“ „Hypnose? Hm …“ Jinki legte seine Stirn in tiefe Falten. Selbstverständlich hatte er diese Möglichkeit ebenfalls schon einmal in Erwägung gezogen. Das Problem war nur, dass sich kaum jemand in Raptors Nähe traute. „Wir haben darüber nachgedacht, aber niemand begibt sich freiwillig in seine Nähe. Kein Außenstehender zumindest.“ „Dann muss eben dafür gesorgt werden, dass er sich nicht bewegen kann. Lass ihm von mir aus Arme und Beine brechen, aber wir müssen ihn zum Reden bringen!“ Erneut verfärbten die Wangen Minhos sich dunkelrot und in seine Augen trat blanker Hass. Und das tat er auch wirklich. Er hasste es, dass Taemin Raptor mochte und er hasste es, dass Raptor Taemin ebenfalls zu mögen schien. Wo war diese Wendung nur fair? Minho hatte Taemin schon immer gerne gehabt, doch dieser hatte all seine Bemühungen quasi ignoriert. „Und das meine ich ernst, Jinki. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, dann werde ich persönlich mich darum kümmern und-“ Das geräuschvolle Zuschlagen einer Tür ließ Minho herumfahren und Jinki sich ein wenig aufrichten. Taemin hatte sich, nachdem ihn niemand bemerkt hatte, kurzerhand auf diese Art und Weise Gehör verschafft. Natürlich hatte er vorher noch die Gelegenheit gehabt, Minhos und Jinkis Gespräch zu lauschen. Es war wohl mehr als überflüssig zu erwähnen, dass das, was er gehört hatte, ihn nicht unbedingt glücklich machte. Jinki hatte glücklicherweise noch nichts zu Minhos irrem Vorschlag gesagt, aber das war auch gar nicht nötig, denn es reichte schon, dass sein älterer Bruder nicht sofort vehement verneint hatte. „Du solltest dich mal reden hören“, zischelte Taemin voller Verachtung in der Stimme, während er auf Minho zutrat, „Du willst ihm die Arme und Beine brechen?! Und was dann? Denkst du wirklich, dass du ihn mit so einer Aktion brechen kannst?“ Der Rothaarige legte seinen Kopf in den Nacken und ließ ein verächtliches Lachen hören. „Unmöglich. Jonghyun würde es einfach über sich ergehen lassen. Er ist stark. Um einiges stärker als du, Minho.“ Während Taemin so auf Minho eingeredet hatte, war er direkt auf diesen und auf seinen Bruder zugegangen, um sich im Endeffekt vor den beiden aufzubauen. Er konnte nicht sagen wer ihn mehr enttäuscht hatte; Minho, weil er diese Idee überhaupt erst geäußert hatte, oder sein Bruder, weil er darüber nachgedacht hatte. „Ich kann’s echt nicht glauben …“ „Was denn bitte? Was kannst du nicht glauben, Taemin?!“ Aufgebracht stand Minho auf und warf in der gleichen Bewegung seinen Stuhl um. „Dass wir nach all den Jahren Ergebnisse wollen? Dass wir zumindest eine Ahnung davon haben wollen, was in diesem kranken Gehirn vor sich geht?! Würde es nach mir gehen, hätte man ihn schon längst erschießen lassen!“ „Ich hab doch die verdammten Ergebnisse und ich hab dafür kaum eine Woche gebraucht!“, erwiderte Taemin aufgebracht, spürte dann aber erst recht Wut in sich hochkochen, als Minho davon sprach, dass er Jonghyun sowieso am liebsten bereits tot sehen würde. „Das sieht dir wieder so ähnlich! Zuerst schießen und dann Fragen stellen. Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass du vielleicht eine oder zwei Gehirnwindungen mehr benutzen könntest?!“ „GENUG!“ Sowohl Taemin, als auch Minho, der gerade mit einer lautstarken Antwort auffahren hatte wollen, zuckten zusammen. Jinki hatte sich ebenfalls erhoben und zwischen den beiden Streithähnen hin und her gesehen. „Keine Ahnung wie oft ich euch noch aus meinem Büro schmeißen muss, aber es reicht. Wenn ihr unbedingt streiten wollt, dann macht das draußen oder von mir aus auf dem Flur, aber ich bin es leid euch zuzuhören. Also … RAUS!“ Wütend deutete er in Richtung Tür; wer auch immer nun den Fehler begehen und ihm widersprechen würde, würde unliebsame Bekanntschaft mit seinem Fuß schließen. Vielleicht war dies ein wenig radikal, aber Jinki hatte auch so schon mehr als genug Probleme und konnte sich nicht auch noch um Minho und Taemin kümmern. Es war ja sehr tragisch, dass Minho furchtbar eifersüchtig war, aber es interessierte ihn schlicht und ergreifend nicht. „Ihr seid ja immer noch da. Haut endlich ab!“ -- Schweigend liefen Minho und Taemin nebeneinander her. Seit sie Jinkis Büro verlassen hatten, hatten sie kaum ein Wort miteinander gewechselt. Keiner von ihnen wollte den Anfang machen und sich für etwas entschuldigen, wovon er vollkommen überzeugt war. Minho hielt immer noch daran fest, dass man Raptor nur mit Gewalt zum Reden bringen konnte. Taemin im Gegensatz dazu, war einfach nur verflucht wütend auf seinen langjährigen Freund und hatte bereits beschlossen, dass er diesem sämtliche Ergebnisse und Aufzeichnungen vorenthalten würde. „Wieso verstehst du nicht, dass man nur so mit diesem Monster umgehen kann?“ „Und wieso verstehst du nicht, dass Jonghyun kein Monster ist?! Du hast keine Ahnung was er schon alles durchstehen musste.“ Kopfschüttelnd blieb Taemin vor einem der zahlreichen Kaffeeautomaten, die auf den Fluren verteilt worden waren, stehen und suchte in seiner Hosentasche nach Münzen. „Er ist vielleicht kein Heiliger, aber er ist kein Monster.“ „Also hat er dich wirklich schon um den Finger gewickelt?“ Schnaubend wandte Minho sich ab und schlug mit seiner flachen Hand gegen die Wand, um sich im Endeffekt daran abzustützen. „Was hat er dir erzählt? Du hast doch alles aufgezeichnet, nicht wahr? Du musst diese Informationen der Polizei, deinem Bruder und vor allem mir zugänglich machen.“ Taemin lächelte schief auf Minhos Worte hin, danach hob er seinen Becher an und nippte an dem heißen Kaffee. „Ich muss gar nichts. Vielleicht erfährt Jinki ein paar Einzelheiten, aber ihr bestimmt nicht. Es geht um seine Lebensgeschichte und die werde ich euch nicht auf die Nase binden.“ Stur wandte Taemin sich ab. Vielleicht hätte er eher mit sich reden lassen, hätte Minho nicht vorgeschlagen Raptor zu verletzen. So allerdings konnte der andere sich auch auf den Kopf stellen und Taemin würde ihm nichts verraten. Nicht einmal ein Wort würde über seine Lippen kommen, garantiert nicht. „Ach, und Minho? Komm bloß nicht auf die Idee mir Arme und Beine zu brechen, nur damit ich mit Informationen rausrücke, ja?“ Schief grinsend schielte Taemin über seine Schulter. „Jinki und Kibum würden dich dafür durch den Fleischwolf jagen.“ Daran sollte er nun eine Weile zu knabbern haben, dachte Taemin und ließ seine Gedanken gleichzeitig wieder zu Jonghyun schweifen. Dieser langweilte sich bestimmt furchtbar, denn immerhin war der Herr Doktor schlafen gegangen. So gesehen hatte Raptor also keinerlei Gesellschaft und würde sich bestimmt über Besuch freuen. Ich hab bestimmt noch Stofftiere zuhause. Vielleicht finden wir eine Freundin für Doktor Kralle. Noch während Taemin daran dachte, wurde ihm klar, dass dies schwachsinnig war. Schwachsinnig und doch amüsant, wie er feststellen musste, als ein leises Kichern über seine Lippen rutschte. „Taemin!“ „Was denn jetzt noch?“ Genervt drehte er sich um und bedachte Minho mit einem gelangweilten Blick. „Bevor du wieder zu ihm gehst, solltest du vielleicht ins Internet schauen und nach ‚Rex‘ suchen. Dein kleiner Psychopathen-Freund scheint einen Fan zu haben. Vielleicht hat er sogar irgendwie mit ihm Kontakt aufgenommen.“ Minho knirschte leise mit den Zähnen. Wie sehr er es doch hasste, wenn sie auf der Stelle traten. „Auf jeden Fall ist da draußen wieder so ein Irrer und er schlachtet Menschen der Reihe nach ab.“ „Und was-“ „Was du tun sollst?“ Minho schritt auf Taemin zu und warf ihm im Vorbeigehen einen kurzen Blick zu. „Frag ihn danach. Wenn du mir schon nicht helfen willst, dann sieh wenigstens zu, dass das Morden gestoppt werden kann.“ Damit ließ Minho Taemin einfach stehen. Vollkommen verwirrt und nicht verstehend, worauf Minho eigentlich hinaus gewollt hatte. Jonghyun befand sich seit gut fünf Jahren in der Klinik und hatte nie die Chance bekommen, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Es war unmöglich, dass er einen Komplizen hatte, der nun seine Arbeit fortführte. Rex … ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand wie Jonghyun mit so jemandem zusammen arbeiten kann. Er ist generell eher ein Einzelgänger. Ohne auch nur noch eine Sekunde zu verlieren, warf Taemin seinen halbvollen Becher in den nächstbesten Mülleimer – die Putzkräfte würden ihm schon verzeihen – und machte sich geradewegs auf den Weg zu dem kleinen Zimmer, welches Jinki für ihn als eine Art Büro eingerichtet hatte. Er wusste noch nicht wer dieser ‚Rex‘ war, aber feststand, dass er es herausfinden würde. [ Anmerkung: Rex ist das lateinische Wort für König. ] tbc... Kapitel 14: 催眠 - Hypnose - -------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 13 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Kapitel 13 >w< mja, jetzt geht's langsam zur Sache xD wird ja auch schon Zeit, dass es storytechnisch vorangeht, nicht wahr? xDD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Es hatte beinahe zwanzig Minuten gedauert bis Jinki sich wieder einigermaßen abgekühlt und nicht mehr das Bedürfnis hatte, jeden, der ihn auch nur schief anschaute, anzuschnauzen. Früher hatte er nie solche Anwandlungen gehabt, doch die Arbeit mit Raptor konnte einen schon schlauchen und gleichzeitig die Nerven zermürben. Dies war nur wieder ein Grund mehr, wieso Jinki eigentlich Minhos Meinung war und ebenfalls dachte, dass Taemin von Jonghyun ferngehalten werden musste. Taemin war einfach noch zu jung, um das alles verarbeiten zu können und irgendwann, vielleicht würde es ein wenig dauern, weil sein kleiner Bruder stark war, aber irgendwann würde auch er es nicht mehr schaffen und vielleicht sogar wahnsinnig werden. Ich muss wissen, was der Irre im Schilde führt. Er muss ganz einfach etwas vorhaben, sonst würde er sich nicht die Zeit damit vertreiben, Taemin irgendwelche Lügengeschichten zu erzählen. Angespannt beobachtete Jinki die Fahrstuhlanzeige, während er in das Kellergeschoss fuhr und versuchte sich dabei schon zurecht zu legen, was er später zu Jonghyun sagen wollte. Man machte nicht den Fehler und näherte sich Raptor unvorbereitet. Das hatte Jinki schon damals bemerkt, als er ihm zum ersten Mal begegnet war. „Schaltet die Kameras aus“, bat Jinki das Wachpersonal, während er seinen weißen Kittel ablegte. Allerdings legte er ihn schon wenige Sekunden später wieder an, da er bemerkt hatte, dass sich Schweißflecken auf seinem Hemd gebildet hatten. So konnte er Raptor nicht unter die Augen treten. „Es wird nicht lange dauern, höchstens 15, vielleicht 20 Minuten.“ Die Männer wirkten recht skeptisch, taten jedoch trotzdem worum er sie gebeten hatte. Einer von ihnen murmelte ein leises „Viel Glück“, als Jinki an ihm vorüberging. Als ob er geradewegs durch die Glaswand durchspringen und mich umbringen könnte, dachte Jinki augenrollend, während er den langen Flur entlang schritt und schließlich vor Raptors Zelle hielt. Taemins Stuhl stand immer noch vor dieser und wartete auf den Rothaarigen. Genauso wie Jonghyun selbst, wie es schien. „Jinki, der ältere Bruder“, murmelte Raptor gelangweilt und ließ seinen Kopf langsam zur Seite rollen. Er hatte sich gegen eine der Seitenwände der Zelle gelehnt, die Arme vor seiner Brust verschränkt und blickte Jinki nun abwartend an. „Was verschafft mir die Ehre?“ „Ich wollte mit dir reden und dich auf eine neue … Behandlung vorbereiten“, antwortete Jinki wahrheitsgemäß und ließ sich dabei auf den Stuhl sinken. Raptor kommentierte dies nur mit einem Zucken seiner Mundwinkel. Es gefiel ihm offensichtlich nicht, dass jemand anderer als Taemin nun auf diesem Platz saß. „Ich würde zuerst gerne die Behandlung mit dir besprechen, wenn das für dich in Ordnung ist.“ „Habe ich denn eine Wahl?“ Jonghyun ließ seinen Kopf langsam auf die andere Seite rollen, wo er einen Moment verweilte, danach sank er einfach auf den Boden, wo er auch sitzen blieb. „Eher nicht.“ Jinki lächelte schwach, dann fuhr er fort: „Nachdem Taemin sich geweigert hat uns alle Informationen über dich weiterzugeben, müssen wir-“ „Er hat sich geweigert?“, fiel Jonghyun Jinki ins Wort, die Überraschung schwang dabei ganz deutlich in seiner Stimme mit. Nun hatte dieser Möchtegern-Kriminologe es doch tatsächlich geschafft ihn zu überraschen? Das hatte schon lange niemand mehr fertig gebracht. „Hat er.“ „Wieso?“ „Weil Minho eine etwas unorthodoxe Methode vorgeschlagen hat und Taemin davon nicht begeistert war“, erklärte Jinki seufzend. Das alles hatte er gar nicht erst zur Sprache bringen wollen. „Auf jeden Fall hat Taemin sich daraufhin geweigert uns seine Aufnahmen und Notizen zu übergeben.“ „Und du holst sie dir nicht einfach? Notfalls mit Gewalt?“ „Wir sprechen hier über meinen kleinen Bruder“, konterte Jinki sofort, „Und es wäre ganz nett, wenn ich jetzt weiter von der Behandlung erzählen könnte, damit ich schnell wieder verschwinden kann.“ Raptor hatte vermutlich ohnehin längst bemerkt, dass Jinki sich in seiner Gegenwart wahnsinnig unwohl fühlte. Es war nicht so, als hätte er nun wirklich Angst vor Jonghyun, aber er war auch nicht die Person, welcher Jinki unbedingt bei Nacht über den Weg laufen wollte. Er verspürte schlicht und ergreifend den dringenden Wunsch, so viel Abstand wie möglich zwischen Raptor und sich selbst zu bringen. Jonghyun neigte seinen Kopf sachte. Mehr als ein Nicken würde Jinki wohl nicht als Antwort bekommen, aber das reichte auch schon. „Wir haben einen Spezialisten einfliegen lassen. Der Mann beschäftigt sich seit Jahren mit Hypnose und vor allem mit dem Hypnotisieren von Psychopathen. Deine Spielchen werden dir bei ihm also nicht viel nützen. Er wird dich in einen tranceähnlichen Zustand versetzen, in dem du uns alle Fragen beantworten wirst.“ Darüber zu sprechen fiel Jinki schwer, vor allem deswegen, weil Raptor ihn geradezu fixiert hatte. So wie ein Falke eine Maus fixierte, ehe er zuschlug. „In den fünf Jahren, in denen du nun hier bist, haben wir dich ausreichend erforscht und nachdem diese letzte Behandlung über die Bühne gegangen ist, wird es …“ Jinki unterbrach sich selbst und wandte seinen Blick ab. „Nachdem du uns alle Fragen beantwortet hast, wird dafür gesorgt werden, dass dein Urteil vollzogen wird.“ „Du sagst mir also, dass ich bald sterben werde und besitzt noch nicht einmal den Anstand mir dabei in die Augen zu sehen?“ Vollkommen ruhig trat Raptor an die Glasscheibe heran und drückte seine flachen Hände dagegen. Jeder andere hätte spätestens jetzt angefangen zu schwitzen oder gar um sein Leben zu flehen, doch nicht Raptor. Seine Miene war nach wie vor unbewegt und seine Handflächen trocken. „Wie hat Taemin auf diese Neuigkeiten reagiert- Oh! Er weiß es noch gar nicht.“ Dass Jinki auf seine Worte hin ein wenig auf seinem Stuhl zurückrutschte und sich räusperte, verriet Jonghyun genug. Jinki hatte es tatsächlich noch nicht geschafft, Taemin die „guten Neuigkeiten“ zu überbringen. „Wieso interessiert es dich so sehr, was mein Bruder denkt? Was willst du von ihm?“ „Das ist einfach“, flüsterte Raptor amüsiert, „Ich will ihn. Taemin soll mir gehören.“ -- Immer wieder las Taemin sich die Zeilen durch, welche er nun schon seit mindestens einer halben Stunde ansah. Wie oft er den Bericht mittlerweile gelesen hatte, konnte er selbst nicht sagen. Nach dem dritten oder vierten Mal hatte er aufgehört zu zählen und sich einfach nur noch auf die Worte konzentriert. Worte, die für ihn keinen Sinn ergaben und die er nicht verstehen konnte. In dem Bericht hieß es, dass Raptor wohl nie allein gearbeitet, sondern sehr viel eher einen Komplizen an seiner Seite gehabt hatte. Dieser Komplize, Rex, war nun wieder aus dem Untergrund aufgetaucht und hatte seine alte Arbeit wieder aufgenommen: Er ermordete Menschen. Die Polizei ging in diesem Fall natürlich sofort wieder davon aus, dass Jonghyun mit Rex in Verbindung stand und braute alle möglichen Theorien zusammen. Eine unsinniger als die andere, wie Taemin fand. Für Raptor gab es keine Möglichkeit Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Außer natürlich innerhalb der Klinik gab es einen Maulwurf und das hielt Taemin schon für ausgeschlossen. Ist am Ende Rex das Gehirn hinter dem Ganzen? Hat er Raptor geopfert? Wie sonst lässt sich erklären, dass Raptor es ist, der seit fünf Jahren inhaftiert ist? Taemin spürte richtig, dass sein Magen sich bei diesen Zeilen verkrampfte. Vielleicht fiel es ihm schwer noch wirklich objektiv zu urteilen, da er Jonghyun mittlerweile kennengelernt hatte und ihn, Jinki würde sich die Kugel geben, wenn er das hörte, auch irgendwie mochte, aber es war unmöglich, dass jemand intelligenter war als Raptor. Taemin hatte noch nie jemanden getroffen, der auch nur ansatzweise so außergewöhnlich war wie Jonghyun. Wenn er das hört, dreht er durch. Seufzend rieb Taemin sich die Schläfen. Nun stellte sich ihm die Frage, ob es überhaupt allzu intelligent war Jonghyun von Rex zu erzählen. Immerhin hatten sie sich in letzter Zeit ganz gut verstanden und wenn Taemin ihm nun solche Nachrichten überbrachte, würde sich dies vielleicht schlagartig ändern. „Hm …“, gab er leise von sich, während er auf einen Button klickte und sich somit Seite 2 anzeigen ließ. Auch hier gab es einige Dinge, die Taemin sofort ins Auge fielen und die ihn in seinem Glauben festigten, dass Raptor niemals mit Rex zusammengearbeitet hatte. „Wieso fällt das denn keinem auf? Das ist viel zu stümperhaft!“ Verärgert drehte Taemin dem Laptop mitsamt Drehsessel den Rücken zu und legte den Kopf in den Nacken. Wollte die Polizei glauben, dass Rex Raptors Komplize war? War es das? Anders konnte Taemin sich das Ganze wirklich nicht erklären. Raptor hat sich nie an Unschuldigen vergriffen. Er hat immer nur um die Verbrecher umgebracht, die die Polizei nicht schnappen konnte. Langsam erhob Taemin sich von dem Sessel, verschränkte die Arme vor der Brust und ging ein paar Mal in dem kleinen Zimmer auf und ab. Die Figuren, die er hinterlassen hat, waren selbstgemacht und immer verschiedene Holzsorten. Wahrscheinlich haben sie je nachdem variiert, was er eben gerade zur Verfügung hatte. Rex allerdings … er macht es anders … Taemin blieb inmitten des Zimmers stehen und biss sich auf den Daumen, während er noch tiefer in seinen Gedanken versank. … er hinterlässt auch Figuren, allerdings haben die Bilder verdächtig nach Playmobil ausgesehen. Raptor hätte so etwas niemals getan. Nein. „Was willst du nur? Willst du ihn ärgern? Ihn verarschen? Bist du ein Fan?“, fragte Taemin laut in den halbdunklen Raum. Er musste dringend mit jemandem darüber sprechen. Vielleicht würde Jinki ihm ja zuhören wollen? Taemin verwarf den Gedanken mit seinem Bruder zu sprechen schnell wieder. Nachdem Jinki Minho und ihn aus seinem Büro geworfen hatte, hatte Taemin es vorgezogen einen Bogen um ihn zu machen. Er wusste schließlich, dass wenn Jinki einmal so ausrastete, er besser fürs Erste in Ruhe gelassen werden wollte. Irgendwann, nachdem er sich wieder gesammelt hatte, würde er dann von selbst wieder auf einen zukommen. Ich rede mit Jonghyun drüber. Er muss es einfach erfahren. Damit er jedoch beweisen konnte, dass er sich Rex nicht einfach nur ausgedacht hatte, wandte Taemin sich wieder dem Laptop zu und schaltete den Drucker ein, der dahinter stand. Er brauchte etwas Handfestes, das er Raptor zeigen konnte, denn sonst würde ihm dieser doch nie und nimmer glauben. -- „Taemin? Hey, Taemin! Warte einen Moment.“ Nach seiner Unterhaltung mit Raptor, hatte Jinki das untere Geschoss der Klinik nicht sofort verlassen. Wahrscheinlich hatte er sich noch nicht wieder fähig gefühlt, wieder auf andere Menschen zu treffen. „Willst du zu Rap- Jonghyun?“ „Hatte ich vor, ja.“ Taemin lächelte kurz, bemerkte dabei jedoch auch, dass sein Bruder merkwürdig blass war. Natürlich war er schon immer eher blass gewesen – das brachte die Arbeit einfach so mit sich – aber im Moment bereitete er Taemin direkt Sorgen. „Alles okay mit dir? Du siehst ein wenig grünlich aus um die Nase.“ „Oh, ja. Alles okay. Ich hab mich nur vorhin mit Raptor unterhalten“, begann der Ältere zu erklären, „und ihm von der Behandlung erzählt. Wir werden es jetzt doch mit Hypnose versuchen, aber keine Angst, ich lasse nicht zu, dass man ihm etwas bricht.“ Jinki hatte genau gesehen, dass Taemin schon Luft geholt hatte, um sich zu dem Ganzen zu äußern, allerdings hatte er ihm einfach keine Chance gegeben. Solang es nur eine simple Hypnose war, konnte Taemin nichts dagegen sagen. Noch dazu war es ohnehin schon angeordnet worden und demnach auch nicht mehr zu stoppen. „Und noch etwas, Taemin, ich glaube, dass es gut wäre, wenn du dich bald von ihm verabschieden würdest.“ Ich soll mich von ihm verabschieden? Argwöhnisch legte Taemin seine Stirn in Falten. Hatte ihr Vater damit zu tun? „Was willst du mir damit sagen, Jinki?“ „Dass ich, bevor ich mit Raptor gesprochen habe, bei Vater war. Ich habe ihm von der Hypnose erzählt und natürlich auch davon, dass du über Aufzeichnungen verfügst, die uns bei unseren Forschungen weiterhelfen können.“ Jinki streckte seine Hand behutsam nach seinem kleinen Bruder aus und drückte dessen Schulter. „Es wäre besser, wenn du uns die Aufzeichnungen überlässt, Taeminnie. Und selbst wenn du das nicht tust, werden wir alle Informationen spätestens dann bekommen, wenn er hypnotisiert wurde.“ Jinki hatte nach und nach immer mehr Probleme damit fortzufahren. Er wusste doch, dass Taemin Jonghyun mochte und dass es ihm das Herz brechen würde, wenn er erst einmal die ganze Geschichte gehört hatte. „Sobald es dann so weit ist, wird seine Exekution vorbereitet.“ „WAS?!?“ Geschockt riss Taemin sich los und blickte Jinki verständnislos an. Dass man sich mittels Hypnose Informationen beschaffen wollte, damit konnte er ja noch leben, aber nicht damit, dass Jonghyun getötet werden sollte. „Jinki, nein …! Nein!“ „Taemin, er ist ein Verbrecher.“ „Ist er nicht!“ „Er hat Menschen getötet! Keiner weiß wie viele er auf dem Gewissen hat, verstehst du das denn nicht? Raptor ist nichts weiter als Monster, er ist ein Psychopath. Man kann ihn nicht gehen lassen.“ Verzweifelt versuchte Jinki Taemin in seine Arme zu ziehen und ihn somit zu beruhigen. Taemin allerdings wich jedes Mal weiter vor seinem Bruder zurück und schüttelte gleichzeitig stur den Kopf. „Taeminnie …“ „Hör auf!“ „Du tust so, als wäre das etwas Neues für dich! Du wusstest, dass Raptor vor über fünf Jahren zum Tode verurteilt wurde und bis jetzt hast du dich gut damit abgefunden. Warum veranstaltest du jetzt so ein Theater?“ Nicht verstehend fuhr Jinki sich durch die Haare. Er hatte gewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber dass Taemin solchen Widerstand leisten würde, war doch irgendwie schmerzhaft. Schmerzhaft deswegen, weil er nichts tun konnte, um seinem kleinen Bruder zu helfen. Jonghyun würde sterben, daran führte kein Weg vorbei. „Er hat das nicht verdient, Jinki. Ich habe mit ihm geredet und ihn kennengelernt. Er ist … vielleicht nicht perfekt und vielleicht ist er auch ein wenig eigen, aber das ist nicht seine Schuld. Er hat es sich nicht ausgesucht so zu werden.“ Traurig wischte Taemin sich mit der rechten Hand über die Augen. Die linke Hand hatte er unterdessen zu einer Faust geballt und zerdrückte somit den Ausdruck, welchen er in dieser hielt. „Ich will nicht, dass er stirbt, Jinki. Bitte, bitte nicht …“ „Ich kann das nicht entscheiden“, flüsterte Jinki Taemin zu und legte dann beruhigend seine Arme um ihn. Diesmal versuchte der Jüngere nicht sich seinem Bruder zu entziehen, sondern presste sein Gesicht ganz im Gegenteil fest gegen seine Brust. tbc.... Kapitel 15: 自制 - Beherrschung - ------------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 14 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-13 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Kapitel 15 kommt dann auch noch in 2-3 Tagen~ ^w^ ab da wird es dann interessant XD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Mit hängenden Schultern und deutlich geröteten Augen kam Taemin vor Jonghyuns Zelle zum Stehen. Den Ausdruck, den er extra mitgebracht hatte, hätte man wohl bügeln müssen, damit er wieder leserlich wurde und Taemin war sich nicht sicher, ob er Raptor nun überhaupt noch davon erzählen wollte. Warum sollte er es auch wissen, wenn seine Tage doch ohnehin gezählt waren? Was mach ich hier? Ich hab doch schon alles, er kann mir nichts mehr erzählen. Schwer seufzend hob Taemin seinen Blick und zuckte erschrocken zurück. Jonghyun hatte sich, ohne dass Taemin es bemerkt hatte, auf das Glas zubewegt und sein Gesicht förmlich dagegen gedrückt. Man hätte meinen können, dass Taemin sich mittlerweile daran gewöhnt hatte, doch irgendwie erschrak er jedes Mal aufs Neue. „Du wirkst bedrückt.“ Es war keine Frage. „Was ist los, Taemin?“ Jonghyun konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er sich das letzte Mal nach dem Befinden einer Person erkundigt hatte und auch tatsächlich interessiert an der Antwort gewesen war. Allerdings hatte es auch schon lang niemanden mehr gegeben, der es wert gewesen wäre, dass man sich für ihn interessierte. So gesehen traf ihn, Jonghyun, also keine Schuld. „Oder warte, ich möchte sehen, ob ich es erraten kann.“ Taemin lächelte schwach, tat Jonghyun jedoch trotzdem den Gefallen ihn anzusehen. Es war ihm ein bisschen peinlich, dass Raptor nun sehen würde, dass er vorhin geweint hatte. Noch dazu hatte Taemin um ihn geweint! Um einen Verbrecher! „Und? Schon etwas Interessantes gesehen?“ „Ja, ich denke, dass ich schon alles weiß.“ Jonghyun wandte sich ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Was er gesehen hatte, musste er nun erst einmal verarbeiten. Es ergab für ihn keinen Sinn, nicht einmal ansatzweise. „Du hast Jinki getroffen, ich kann ihn noch riechen. Offensichtlich hat er sich ein anderes Hemd angezogen. Vorhin, als er bei mir war, hatte er seinen Kittel an, um zu verdecken, dass er schwitzt. Da hat er noch anders gerochen. Ich gehe davon aus, dass sein Freund einen anderen Weichspüler verwendet und er dieses Hemd geschenkt bekommen hat. Aber ich schweife ab …“ Jonghyun räusperte sich und fuhr fort: „Du hast mit ihm gesprochen und du hast dich aufgeregt. Die Zettel in deiner Hand sprechen Bände. Außerdem ist dein Hemd zerknittert und steckt nicht mehr richtig in deiner Hose. Du musst geweint haben, während Jinki in deiner Nähe war, also hat er dich in den Arm genommen.“ Während Jonghyun seine Theorie ausführte beziehungsweise seine Beobachtungen erklärte, hatte Taemin sich wieder hingesetzt. Es war faszinierend ihm zuzuhören und allein dieser Gedanke erfüllte Taemin erneut mit Wehmut. Von Jonghyun konnte er so viel lernen! Viele Menschen hätten etwas von ihm lernen können, hätten sie sich nur die Mühe gemacht zuzuhören. „Ich kann es mir nicht erklären, aber ich denke, dass du meinetwegen geweint hast. Du hast erfahren, dass ich in absehbarer Zeit hingerichtet werden soll.“ Gegen Ende hin war Raptor leiser geworden und dabei sogar vor der Glaswand in die Hocke gegangen. So konnte er Taemin von unten her interessiert in die Augen blicken. „Wieso nimmt es dich so mit, dass ich bald sterbe? Du wirst weiterleben und, wenn du nicht kompletten Schwachsinn schreibst, auch eine gute Note bekommen. Obwohl“, Jonghyun gab ein leises Lachen von sich, „jede Arbeit über mich kann nur ein Erfolg werden.“ Eingebildeter Mistkerl … Taemin wischte sich energisch, jedoch auch mit einem kleinen Lächeln über die Augen. Normalerweise war er nicht so nahe am Wasser gebaut. Eigentlich war es sogar eher schwierig ihn zum Weinen zu bringen. „Ich denke, dass ich mich daran gewöhnt habe mit dir zu reden“, log er schließlich, biss sich kurz darauf aber schon auf die Zunge, als er Jonghyuns Blick sah. Natürlich hatte der andere sofort bemerkt, dass Taemin ihm eine Lüge auftischen wollte. Dementsprechend enttäuscht wirkte er, wenn auch nur für einen kurzen Moment. „Vielleicht … vielleicht mag ich dich auch. Ein bisschen.“ „Wissen dein Bruderherz und dein Väterchen denn davon, dass du gewisse Sympathien für einen Psychopathen hegst?“ Jonghyun konnte das triumphierende Grinsen kaum unterdrücken. Schon seit er Taemin zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er ihn für sich haben wollen und nun spielte Taemin ihm so in die Hände und erklärte ihm, dass er ihn mochte. „Und Minho? Ich wette, dass er das ganz wunderbar findet.“ „Ich hab es keinem gesagt. Jinki nimmt es wohl an, nachdem ich vorhin vor ihm einen Nervenzusammenbruch hatte.“ Verlegen schüttelte Taemin den Kopf und versuchte gleichzeitig die Zettel auf seinem Schoß zu glätten. Darüber wollte er immerhin auch noch mit Jonghyun sprechen. „Aber apropos Minho, er hat mir vorhin etwas erzählt. Ich wollte dich fragen, was du davon hältst und auch, ob du davon wusstest.“ Das Grinsen verschwand langsam von Jonghyuns Zügen, als das Thema gewechselt wurde. Er wollte lieber nicht wissen, was Minho Taemin für einen Floh ins Ohr gesetzt hatte. So wie Jonghyun ihn kannte, war bestimmt nichts Gutes bei diesem Gespräch herausgekommen. „Ob ich wovon wusste?“, ließ er sich schließlich herab zu fragen, beobachtete Taemin jedoch gleichzeitig dabei, wie dieser aufstand und sich zur linken Seite der Zelle bewegte. Dort war ein kleines Fach angebracht worden, durch welches man Sachen zu Jonghyun durchschieben konnte. „Was ist das?“ „Am besten du findest es heraus, indem du es liest.“ Taemin schloss das Fach wieder und schlenderte zu seinem Platz zurück. Das leise Knistern, welches aus der Zelle kam, verriet ihm, dass Jonghyun die Blätter genommen und noch weiter entfaltet hatte. Bestimmt würde es nicht lange dauern, bis er alles gelesen beziehungsweise überflogen hatte. Blieb nur zu hoffen, dass er nicht wirklich durchdrehen und am Ende noch die spärliche Einrichtung seiner Zelle in Schutt und Asche legen würde. Ich frage mich, wie ich an seiner Stelle darauf reagieren würde. Wahrscheinlich würde ich den Kerl töten wollen, der mich auf diese stümperhafte Art und Weise nachahmen will. Gespannt, er traute sich kaum zu laut zu schlucken oder zu atmen, beobachtete Taemin wie Jonghyun Seite für Seite las. Seine Miene veränderte sich dabei kaum, lediglich seine Augen verrieten, dass in ihm ein Sturm tobte. Ein Sturm, der jeden Moment loszubrechen drohte. Taemin würde nun nicht den Fehler machen und etwas sagen. Wenn Jonghyun so weit war, dann würde er schon von sich aus etwas zu dem Artikel sagen, da war Jonghyun sich sicher. „Rex“, hauchte Raptor den Namen seines Imitators und jagte Taemin somit einen Schauer über den Rücken. So tief und furchteinflößend kannte er die Stimme des Älteren gar nicht. „Taemin, sag mir, was du davon hältst. Du hast dir bestimmt Gedanken gemacht. Also, rede und zeig mir, dass du intelligenter bist als die Polizei.“ Taemin schluckte. Diese Aufforderung überforderte ihn im ersten Moment, weswegen er seinen Mund öffnete, allerdings kurz darauf schon wieder zuklappte. Reiß dich zusammen!, herrschte er sich selbst an und begann gleichzeitig seine Gedanken zu ordnen. Jonghyun wollte also, dass Taemin ihm seine Theorie näherbrachte und somit bewies, dass er seinen Kopf auch tatsächlich zum Denken benutzte. „Ich denke, dass Rex es darauf anlegt dich zu provozieren. Schon allein der Name sagt das doch. Das lateinische Wort für König? Ehrlich? Das ist richtig plump.“ Kopfschüttelnd rutschte Taemin auf die Stuhlkante und blickte Raptor dabei fest an. „Mir kommt es außerdem so vor, als würden die Polizisten absichtlich übersehen, dass deine Morde sehr viel durchdachter waren. Jeder Handgriff saß und von einem Tatort wurde nie etwas entwendet. In dem Bericht allerdings steht, dass eine teure Uhr und auch Geld gestohlen wurde. Das ist nicht dein Stil.“ Raptor schmunzelte anerkennend. Da hatte wohl jemand seine Hausaufgaben besonders gründlich gemacht, das war erfreulich. „Nur weiter im Text, Taemin.“ „Du hast dich nie an Unschuldigen vergriffen. Deine Zielgruppe waren Kinderschänder, vielleicht auch Vergewaltiger. Aber Rex ist anders. Er hat auch schon Frauen getötet und einen Jugendlichen, wenn ich mich richtig erinnere.“ Taemin erhob sich und schob den Stuhl dabei ein Stück zurück, so dass er über den Boden kratzte. „Und die Figuren, die er hinterlässt. Das ist bestenfalls billiges Spielzeug. Er wird nie auch nur ansatzweise deine Klasse haben.“ Während Taemin gesprochen und sich gleichzeitig über Rex aufgeregt hatte, waren seine Wangen direkt eine Spur dunkler geworden. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass ihn so etwas dermaßen erregte und doch war es so. „Du hast mich nicht enttäuscht, mein kleiner Schmetterling. Ich bin stolz auf dich.“ Raptor schenkte Taemin ein schnelles Lächeln. Oder zumindest so etwas in der Art, denn richtig gelächelt hatte er schon lange nicht mehr. Höchstens hämisch gegrinst oder sonstige Fratzen gezogen. „Aber beantworte mir doch bitte noch folgende Frage: Wer ist dieser Mann?“ „Ich kenne ihn nicht.“ Verwirrt, aber auch ein bisschen verlegen, da Raptor ihm wieder diesen Spitznamen gegeben hatte, schüttelte Taemin den Kopf. Hätte er die Identität des Mannes gekannt, wäre er doch direkt zur Polizei gegangen! „Er ist ein Fan. Ein Fan, den ich enttäuscht habe.“ „Was?“ Nicht verstehend runzelte Taemin die Stirn. Nun machte Raptor wieder Sprünge, die er nicht nachvollziehen konnte. „Er ist enttäuscht, dass ich mich habe inhaftieren lassen. Wahrscheinlich hat er darauf gewartet, dass sein Vorbild zurückkommt und seinem jämmerlichen Leben wieder einen Sinn gibt“, erklärte Raptor ruhig, „Du kannst das vielleicht nicht sehen, aber ich spüre es. Ich weiß, dass es so ist.“ Langsam ließ er die Zettel, welche er eben noch gelesen hatte, zu Boden fallen. Er hatte sie lange genug angesehen und auch ausreichend überflogen, um alle wichtigen Informationen aufzunehmen. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn du mich nun allein lassen würdest, Taemin. Ich würde meine Beherrschung nur außerordentlich ungern vor dir verlieren.“ „O-Oh.“ Binnen weniger Sekunden hatte Taemin ein paar große Schritte von der Glaswand zurück gemacht. Wenn Raptor ihn schon so ausdrücklich darum bat zu gehen, dann war es bestimmt nicht intelligent trotzdem zu verweilen. Außerdem spürte er, dass er langsam hungrig wurde und der Gedanke an ein warmes Abendessen und sein Bett war schon sehr verlockend. „Dann bis morgen“, flüsterte er noch, ehe er sich eilig abwandte und zusah, dass er den Trakt verließ. Vielleicht konnte er sich ja am nächsten Tag die Aufnahmen ansehen; rein aus Neugier und um sich ein Bild davon zu machen, wie es aussah, wenn Raptor wirklich die Beherrschung verlor. -- Ungefähr zwei Stunden später, um einiges später als Taemin vorgehabt hatte Zuhause zu sein, ließ er sich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Nachdem Jinki gehört hatte, dass er auf dem Weg nach Hause war, hatte er sich angehängt und auch Kibum noch angerufen. Kibum hatte innerhalb der letzten Tage sehr viel für sein Studium zu tun gehabt und dementsprechend wenig Zeit hatten Jinki und er auch miteinander verbringen können. Die beiden nun wieder vereint und glücklich zu sehen, ließ auch Taemin lächeln. „Habt ihr Pizza bestellt?“, erkundigte er sich, als das glückliche Paar wieder einmal händchenhaltend durch das Wohnzimmer schwebte. „Haben wir. In einer halben Stunde sollte sie da sein“, antwortete Kibum sofort und kam gleichzeitig auf Taemin zu. „Also haben wir genug Zeit uns ein bisschen zu unterhalten.“ „Unterhalten?“ „Ja. Jinki meinte, dass du vielleicht jemanden brauchst, mit dem du reden kannst?“ „Ach so?“ Irritiert blickte Taemin zu seinem Bruder. Oder eher: Er hatte ihn irritiert anblicken wollen, wäre er auch wirklich noch dagewesen. Jinki hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht und es Kibum überlassen alles zu erklären. „Und wieso genau sollte ich jemanden brauchen, mit dem ich reden kann?“ „Weil dich die Sache mit Raptor sehr mitnimmt und Jinki denkt, dass du, unter Umständen, vielleicht ein bisschen … nun ja, verliebt sein könntest. Und das bereitet ihm Sorgen.“ Behutsam streichelte Kibum durch Taemins roten Haarschopf. Taemin würde es bestimmt nicht gut finden, dass man sich so in sein „Liebesleben“ einmischte, aber damit würde er nun leben müssen. „Wäre das denn wirklich so schlimm?“ Brummend sank Taemin zur Seite und kuschelte sich somit an Kibum. „Ich meine, Jonghyun ist nicht wirklich so schlecht, wie ihn alle hinstellen. Ich weiß natürlich, dass er Menschen getötet hat und dass er nicht unbedingt normal ist, aber … aber er ist etwas Besonderes. Und vor einiger Zeit, also ganz am Anfang, war er irgendwie anders.“ Kibum hatte ruhig zugehört und sich nicht weiter geäußert. Er kannte Raptor nur aus den Medien und von Jinkis Erzählungen. Gut, auch von Taemin hatte er hin und wieder etwas aufgeschnappt, aber all das reichte einfach nicht, um sich wirklich ein Bild von ihm machen zu können. „Wie meinst du das, Taeminnie? Was soll heißen, dass er anders war?“, fragte Kibum leise nach, neugierig auf die Antwort, die Taemin ihm geben würde. „Na ja, es ist ein bisschen komisch, aber wir haben über sein Geburtsdatum gesprochen und über Kuchen. Als ich den Kuchen erwähnt habe, war er auf einmal wie ausgewechselt. Ach Kibum, du müsstest seine Geschichte kennen, dann wüsstest du, dass es nicht nur Raptor gibt.“ „Bitte?“ „Ja! Das müsstest du doch schon gehört haben? Man hat bei ihm eine dissoziative Identitätsstörung festgestellt. Er hat zwei Persönlichkeiten“, fügte er erklärend hinzu, als er Kibums Blick bemerkte. „Raptor hat meistens die Oberhand. Ach, was sag ich? Er hat immer die Oberhand. Aber in diesem Moment, war da diese andere Persönlichkeit. Der normale Jonghyun. Und ich denke, dass der ein wirklich guter Kerl ist.“ „Oh Gott …“ Stöhnend drückte Kibum sich beide Hände ins Gesicht und lehnte sich gleichzeitig ein Stückchen nach vorne. „Wieso kannst du dir nicht einen netten Jungen aus deinem Studiengang suchen, hm?“ „Ich habe doch gar nicht gesucht“, verteidigte sich Taemin brummend, ehe sich wieder ein Lächeln auf seine Züge schlich, „Es war viel eher so, dass Raptor mich gefunden hat.“ tbc... Kapitel 16: 逃離 - Flucht - ------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 15 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Ich hab doch versprochen, dass das nächste Kapitel relativ bald kommt, oder? >xD Dafür wird 16 unter Umständen ein bisschen auf sich warten lassen xD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Was er wohl gerade treibt? Wahrscheinlich unterhält er sich mit dem Doktor, überlegte Taemin und sank dabei noch tiefer in das heiße Badewasser. Nach seiner Unterhaltung mit Kibum, hatte dieser ihm kurzerhand ein Bad verordnet und nicht eher locker gelassen, bis Taemin nachgegeben hatte. Es war ohnehin keine schlechte Idee gewesen; Taemins verspannte Muskeln dankten es ihm, dass er ihnen ein wenig Erholung und Entspannung gönnte. Innerhalb der letzten Tage, in denen er hauptsächlich auf dem Boden vor Raptors Zelle oder auf einem harten, unbequemen Stuhl gesessen hatte, hatte er es wirklich geschafft seinen Rücken zu verärgern. Seufzend schloss Taemin seine Augen und glitt schließlich komplett unter Wasser. Egal wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte Jonghyun einfach nicht aus seinem Kopf verbannen. Ständig sah er die stechenden, dunklen Augen Jonghyuns vor sich. Und nicht nur das! Taemin hatte mittlerweile sogar schon hin und wieder das Gefühl, als könnte er seine Stimme hören. Natürlich war dies Unsinn und das wusste Taemin auch, aber er konnte nichts gegen die Streiche tun, die sein Kopf ihm spielen wollte. Jetzt verstehe ich, wieso Jinki meinte, dass ich Jonghyun nicht in meinem Kopf haben will. Langsam tauchte Taemin wieder auf und strich sich die roten Haarsträhnen aus der Stirn. Für Jinki war es Folter, dass er Jonghyuns Gegenwart immerzu spüren konnte, das wusste er. Wahrscheinlich konnte er sogar die Gründe dafür verstehen, aber das musste ja noch nicht heißen, dass ihm ähnlich ging. In Taemins Fall war es nämlich sehr viel eher so, dass er es genoss Jonghyun bei sich zu spüren. Was stellt dieser Wahnsinnige nur mit mir an? Ich kann mich doch nicht wirklich zu einem verurteilten Schwerverbrecher hingezogen fühlen, nur weil er zufälligerweise gut aussieht! Abrupt erhob Taemin sich und ließ dabei das Badewasser über den Rand schwappen, so dass es weiter hinunter auf den Boden lief. Er fühlte sich nicht zu Raptor hingezogen; das war einfach nicht richtig. Man verliebte sich nicht in einen Psychopathen, der kaum ein nettes Wort für irgendjemanden übrig hatte. Und wahrscheinlich war es ohnehin nur ein vorübergehendes Schwärmen und er machte sich vollkommen umsonst verrückt. Wüsste Jinki davon, würde er sofort einen Exorzisten hierher bestellen und dafür sorgen, dass man mir die Flausen austreibt, überlegte er, während er nach dem weichen Handtuch griff, welches Kibum ihm herausgelegt hatte. Manchmal glaubte Taemin wirklich, dass dieser sich zu seiner neuen Mutter erklärt hatte, aber solang er ihn nicht „Mama“ nennen musste, störte es ihn nicht wirklich. „Hm …“ Seufzend betrachtete er das Handtuch, danach ließ er sich mit der Schulter gegen die kühle Fliesenwand sinken. Kurz schauderte er daraufhin, dann drehte er sich weiter, bis er schließlich mit dem Rücken dagegen lehnte. In der gleichen Bewegung schloss er auch seine Augen und ließ seinen Kopf in den Nacken sinken. Raptors, nein, Jonghyuns Augen und seine Stimme! Sie hatten eine geradezu unheimliche Wirkung auf ihn. Es war nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Taemin spürte ein sanftes Kribbeln über seine Haut huschen; gleichzeitig stellten seine Nackenhärchen sich auf und ließen ihn tief durchatmen. Jonghyun … Wie von selbst wanderte seine Hand immer tiefer, bis sie schließlich auf sein halb erigiertes Glied traf. Das warme Wasser und die feuchte Hitze im Badezimmer reichten aus, um ihn seine Zweifel vergessen zu lassen. Jonghyun war ein außerordentlich attraktiver Mann; es war bestimmt normal, dass Taemin an ihn dachte, während er masturbierte. Oder war Jonghyun am Ende der Grund dafür? „Ah …“ Ein heiseres Keuchen rutschte über seine Lippen, als seine kalten Finger sich wie von selbst um seinen harten Schaft schlossen. Langsam schob er seine Beine weiter auseinander und begann seine Hand zu bewegen. Zuerst nur sehr behutsam, doch sobald Jonghyuns schiefes Grinsen vor seinem geistigen Auge auftauchte, legte er an Tempo zu. Die kleine „Vision“ hatte ihn noch weiter in sich zusammen und schließlich sogar auf den Boden sinken lassen. Ein feiner Schweißfilm hatte sich auf seiner Stirn gebildet und vereinzelt kullerten immer wieder Schweißperlen über die erhitzte Haut Taemins. Ächzend hielt er einen Moment inne und blickte an sich hinunter. Die ersten Lusttropfen liefen bereits über die Spitze seines Glieds und weiter über seine Hand. Wie es sich wohl angefühlt hätte, wäre Jonghyun derjenige gewesen, der ihn auf diese Art und Weise berührt hätte? Bestimmt hatte er im Laufe der Jahre Erfahrungen gesammelt; Erfahrungen, die Taemin in so einer Situation zu Gute kommen hätten können. „J-Jonghyun …!“, stöhnte Taemin wie von selbst und schloss seine Finger noch fester um seine Erektion, als er spürte, wie sein Orgasmus sich mit rasender Geschwindigkeit näherte. „Jonghy-aah~!“ Mit Jonghyuns Namen auf seinen Lippen, kam er schließlich direkt in seine Hand und benetzte teilweise auch seinen Bauch mit der Samenflüssigkeit. Ein angenehm warmes Gefühl durchströmte seinen Körper, woraufhin er seine Beine einfach ausstreckte und die Augen schloss. Sein Herz- und Pulsschlag schienen sich nun ebenfalls wieder zu normalisieren und die Muskeln, welche vorhin noch angespannt gewesen waren, lockerten sich nach und nach. Oh Gott … Taemin hob seine beschmutzte Hand an, um diese einen Moment lang zu betrachten. Du tust mir wirklich nicht gut, Jonghyun. Ganz und gar nicht. Nachdem das Bad nun eher sinnlos gewesen war, hatte Taemin anschließend noch eine schnelle Dusche genommen. Kibum und Jinki hatten dies mit einigen irritierten, gleichzeitig aber auch fragenden Blicken kommentiert, jedoch nicht nachgefragt. Wahrscheinlich hatten sie ohnehin bereits eine Vermutung, da Taemin nicht unbedingt leise gewesen war. Die Tatsache, dass Jinki unter Umständen wusste, dass sein kleiner Bruder an einen Psychopathen dachte, während er masturbierte, stimmte Taemin nervös. Bestimmt würde Jinki ihm diesbezüglich noch den einen oder anderen Vortrag halten. „Ich bin ziemlich müde“, begann er, nachdem er einige Zeit desinteressiert den Film beobachtet hatte, den die beiden Älteren sich ansahen, „ich geh ins Bett. Also gute Nacht, Jinki. Gute Nacht, Kibum.“ „Mhm.“ Jinki nickte knapp und hätte es dabei auch bewenden lassen, wäre da nicht Kibums Ellenbogen gewesen, der sich in seiner Seite vergraben hätte. „Gute Nacht, Taemin. Schlaf gut.“ Er weiß es ganz offensichtlich. Taemin rollte in Gedanken mit den Augen, wünschte den beiden dann allerdings noch schöne Träume und verließ anschließend fast schon fluchtartig das Wohnzimmer. Wenn er eine Nacht darüber geschlafen hat und Kibum ihn weiter für mich bearbeitet, sollte er mich trotzdem am Leben lassen, hoffe ich. Ohne das Licht in seinem Schlafzimmer einzuschalten, torkelte er auf das Bett zu und ließ sich schließlich darauf fallen. Er musste schlafen und neue Energie sammeln. Immerhin wollte er dabei sein, wenn Jonghyun hypnotisiert wurde – nur für den Fall, dass Minho wieder linke Aktionen plante und ihm schaden wollte. -- Erst sehr spät schlug Taemin seine Augen am nächsten Tag wieder auf. Die Sonne schien durch die Fenster und deutete daraufhin, dass sie bereits relativ hoch stand. „Was zum …?“ Verschlafen richtete er sich auf und betrachtete den Wecker. Es war unmöglich, dass es bereits kurz vor 12 Uhr Mittag war. Er konnte sich ganz genau daran erinnern, dass er den Wecker auf 6 Uhr gestellt hatte, um auch ja mit Jinki in die Klinik fahren zu können. Jinki … Ein unangenehmer Verdacht kam in ihm auf. Sein Bruder konnte doch nicht wirklich in sein Zimmer geschlichen sein und den Wecker ausgeschaltet haben! Jinki war niemand, der so etwas tat – außer natürlich er hatte, seiner Meinung nach, einen guten Grund. Und den hatte er eindeutig! „MISTKERL!“ Von einer Sekunde auf die nächste war Taemin aufgesprungen und zu seinem Kleiderschrank gelaufen. „Verdammter Mistkerl! Was glaubt er eigentlich, wer er ist?!“ Wütend zog er sich ein ärmelloses T-Shirt über den Kopf und sprang anschließend geradezu in seine Hose. Zum Frühstücken hatte er nun keine Zeit mehr beziehungsweise er wollte sich schlicht und ergreifend keine Zeit zum Essen nehmen. Na warte, dachte Taemin bitter, während er das Haus verließ und zu seinem eigenen Wagen lief. Glücklicherweise war er nicht darauf angewiesen von seinem Bruder herum kutschiert zu werden. -- „Guten Morgen“, begrüßte Jinki Jonghyun mit eisiger Miene, während er auf die gläserne Wand der Zelle zutrat. Wie gerne hätte er diese Wand nun verschwinden lassen, um Raptor zu zeigen, was er davon hielt, dass dieser Taemin den Kopf so verdreht hatte! Allerdings hätte er dann wohl seinen Job verloren. Patienten beziehungsweise Gefangene zu verprügeln machte sich nicht gut in der Akte. Noch nicht einmal dann, wenn besagte Patienten es verdient hätten. „Bereit?“ „Du bist heute so gut gelaunt, Jinki. Hab ich etwas angestellt, wovon ich nichts weiß?“ Betont unschuldig blinzelte Jonghyun ihm entgegen. „Und wo ist Taemin? Du hast ihn heute noch nicht gesehen, oder?“ „Wo mein Bruder ist, geht dich nichts an. Du wirst ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen und wenn ich ihn einsperren muss, bis wir dich losgeworden sind, ist mir das auch recht.“ Diesmal dauerte es ein paar Sekunden, bis Raptor Jinkis Worte verdaut hatte. Jinki war schon oft wütend gewesen; er hatte ihn sogar einige Male angeschnauzt, doch nie war es ihm so ernst gewesen, wie in diesem Moment, das konnte er deutlich spüren. Und es beunruhigte ihn. „Sprachlos? Das ist ja mal etwas ganz Neues“, zischelte Jinki weiter, während er Jonghyun mit seinen Augen förmlich fixierte. „Und ich schwöre dir, wenn du wieder eines deiner kleinen Spielchen abziehen willst, dann-“ „Jinki, hör auf. Es wird Zeit, dass wir ihn in den Behandlungsraum bringen.“ Minho war mit ein paar Wachen, die sich um Raptors Transport kümmern sollten, an ihn heran getreten und hatte seine Hand auf seiner Schulter abgelegt. „Natürlich.“ Jinki wandte sich schnaubend ab. Er wusste ohnehin was nun passieren würde: Die Wachen betraten die Zelle, drohten Jonghyun ihn mit einem Elektroschocker außer Gefecht zu setzen, wenn er sich wehren wollte, danach orderten sie ihm sich umzudrehen, damit sie ihm schließlich Handschellen und die Maske anlegen konnten. Es war immer wieder dasselbe Prozedere und immer ließ Jonghyun alles ruhig über sich ergehen. Er wehrte sich noch nicht einmal, als die Handschellen um einiges zu eng angelegt wurden. „Können wir los?“ „Jetzt können wir“, antwortete eine der Wachen, nachdem sie die Riemen an Raptors Maske festgezogen hatte. Erst danach wandte er sich Jonghyun zu: „Oder ist es so zu eng?“ „Geringfügig.“ „Damit wirst du leben müssen.“ Grob packten die Männer ihn an den Oberarmen und führten ihn dann hinter Jinki und Minho her. Man konnte ihnen wahrscheinlich nicht übel nehmen, dass sie versuchten ihn auf diese Art und Weise zu ärgern. Immerhin hatte Jonghyun auch schon des Öfteren Spaß mit den beiden gehabt. Traurig jedoch war, dass sie es dermaßen plump anstellten, dass er gar nicht anders konnte, als hinter seiner Maske zu lächeln. Wie es wohl war so dumm zu sein? -- Ungeduldig starrte Taemin auf seine Armbanduhr. Um die Mittagszeit herum war es beinahe unmöglich durch Seoul zu fahren und nicht in einen Stau zu geraten. Dass es sich aber so extrem staute und er sich alle paar Minuten vielleicht fünf Zentimeter vorwärts bewegen konnte, grenzte schon an höhere Gewalt. „Komm schon … Komm schon“, murmelte er vor sich hin, während er das Lenkrad fester umgriff. Das alles wäre ihm erspart geblieben, hätte Jinki ihn einfach normal mitgenommen. Aber nein, sein wundervoller Bruder musste ja wieder einmal den Beschützer hervorkehren und Taemin damit furchtbar auf die Nerven gehen. „Verdammt, ich hab nicht ewig Zeit!“, stieß er schließlich noch hervor, um sich den Frust auf diese Art und Weise von der Seele zu schreien. Wahrscheinlich wäre dies sogar noch einige Zeit lang weitergegangen, hätte sich in diesem Moment nicht sein Handy gemeldet. Er hatte Jinki innerhalb der letzten halben Stunde öfter als einmal angerufen, nur hatte dieser nie abgehoben. Jetzt aber schien er endlich den Mut zu haben, mit ihm zu reden – zumindest ging Taemin davon aus. „Wird auch Zeit, dass du zurückrufst! Was denkst du dir eigentlich, huh?“, plärrte er in sein Handy, nachdem er den Anruf angenommen hatte. „Du hattest absolut kein Recht- Was?“ Verdutzt betrachtete Taemin den Display seines Handys. Nicht Jinki war der Anrufer, sondern Kibum! Und so wie Kibum klang, war offensichtlich etwas passiert. „Kibum, langsam! LANGSAM! Was ist los?!“ Die Laute, die Kibum von sich gab, wenn er aufgeregt war, waren wirklich nicht leicht zu entziffern. „Raptor …!“ „Was ist mit Jonghyun? Hat Minho ihm etwas angetan?“ Augenblicklich verdüsterte Taemins Miene sich und nicht einmal, dass der Stau sich auflöste, konnte etwas daran ändern. „Nein“, kam sofort Kibums Antwort, wobei seine Stimme sich förmlich überschlug, „Aber … Aber ich bin heute mit Jinki mitgefahren, weil ich sowieso frei hatte und er so schlechte Laune hatte und-“ „Komm zum Punkt, Kibum“, drängte Taemin seinen Freund und lenkte den Wagen geradewegs auf die Hauptstraße. Wenn Kibum nicht bald erzählte was vorgefallen war, würde Taemin sich selbst ein Bild davon machen können, denn weit war es nicht mehr. „Jinki hat mich vorhin in einem Behandlungsraum eingeschlossen, weil … weil Raptor abgehauen ist.“ Daraufhin herrschte Stille. Taemin war das Handy bei Kibums Worten geradewegs aus der Hand geglitten, woraufhin es zu Boden gefallen war. Dass er immer noch fuhr, bekam er kaum noch mit. Viel zu sehr war sein Gehirn damit beschäftigt zu verarbeiten, dass Jonghyun tatsächlich geflohen war. Wie hatte er das angestellt? Ging es Jinki gut? Er würde Jinki nichts antun. Er weiß, dass er mir damit auch wehtun würde, redete Taemin sich ein und trat das Gaspedal dabei förmlich durch. Er wusste nicht, ob es nun eher die Sorge um Jinki oder doch eher die um Jonghyun war, die ihn trieb, aber was er wusste war, dass er so schnell wie möglich zur Klinik gelangen musste. Rasant bog Taemin auf das Klinikgelände ein. Das Szenario, welches sich ihm dort allerdings bot, ließ ihn erschrocken seine Augen weiten. Jonghyun – es musste einfach Jonghyun sein – hatte eben noch im Büro seines Vaters gestanden, mit dem Rücken zu der verglasten Front. Doch dann hatte ein heftiger Ruck ihn zurück und gegen die Front geschleudert, woraufhin das Glas gebrochen und er gefallen war. Die Äste und Zweige eines nahestehenden Baumes bremsten seinen Fall und sorgten somit dafür, dass der Aufprall ihn nicht auf der Stelle tötete. „Scheiße“, murmelte Taemin geschockt und setzte seinen Wagen wieder in Bewegung, um möglichst schnell zu Jonghyun zu gelangen. Wenige Meter vor ihm riss er die Tür auf und stürmte auf den leblosen Körper des Älteren zu. Er atmete schwer, doch immerhin atmete er noch. Unter seinem Kopf hatte sich eine kleine Blutlache gebildet, seine Haare klebten ihm im Gesicht und die Ränder der Maske hatten ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Zumindest konnte Taemin eine unschöne Wunde an Jonghyuns Nase erkennen. So gerne Taemin in dieser Situation auch ein wenig sanfter mit Jonghyun umgegangen wäre, so unmöglich war es auch. Er hatte keine Zeit zu verlieren, wenn er dafür sorgen wollte, dass der Fluchtversuch Raptors nicht bei seiner Hinrichtung endete. Vermutlich war es absoluter Wahnsinn, aber darum konnte er sich nun nicht kümmern. Weder Minho noch sein Bruder durften Jonghyun in die Finger bekommen. „Ich lass dich nicht sterben“, ächzte Taemin heiser, während er den Älteren zu seinem Wagen zerrte und die Autotür umständlich mit einer Hand öffnete. Allerdings war dies noch einfach im Vergleich dazu gewesen, Jonghyun auf die Rückbank zu hieven und ihn dabei nicht noch schlimmer zuzurichten als ohnehin schon. Nach einer gefühlten Stunde hatte Taemin ihn „verstaut“ – in Wirklichkeit waren kaum mehr als ein paar Minuten vergangen – und konnte sich wieder auf die Fahrerseite begeben. Zittrig drehte er den Zündschlüssel um, ließ den Motor aufheulen und jagte dann auch schon davon. Keine Sekunde zu früh, denn schon wenige Momente später eilten bereits die ersten Sicherheitsbeamten aus der Klinik. Sie waren mit Schlagstöcken, Elektroschockern und Handschellen bewaffnet; Raptor musste eingefangen werden und dabei schien es, wenn man von den erteilten Anordnungen ausging, keine allzu große Rolle zu spielen ob tot oder lebendig. „Wo ist er?“ Minho war mit gezogener und entsicherter Waffe aus der Klinik gestürmt, bereit diese sofort zu benutzen, sollte auch nur Jonghyuns Schatten gesichtet werden. „Ich habe gefragt, wo er ist! Ihr könnt mir doch nicht erzählen wollen, dass jemand, der angeschossen wurde und noch dazu aus dem Fenster gestürzt ist, einfach so verschwinden kann!?“ Aufgebracht sicherte er seine Waffe und schob sie zurück in ihr Halfter. Wenn man sich auf andere verließ, dann war man verlassen, so war es schon immer gewesen. Aufmerksam blickte er sich um und schritt dabei zügig auf die Stelle zu, an welcher einige Männer die Blutlache untersuchten und Proben nahmen. Es stand außer Frage, dass es sich um das Blut ihres Flüchtlings handelte, aber wahrscheinlich wollten die Männer einfach beschäftigt wirken, damit sie vor seinem Zorn sicher waren. „Er ist hier aufgeschlagen. Der Baum hat ihm das Leben gerettet.“ Wenig begeistert legte Minho seinen Kopf in den Nacken und blickte gen Himmel. „Aber ich hab ihn getroffen. Es ist unmöglich, dass er so schnell verschwinden kann. Nicht mit diesen Verletzungen.“ Kopfschüttelnd und gleichzeitig leise vor sich hin murmelnd, senkte Minho seinen Blick wieder. Von der Stelle, an welcher Jonghyun aufgeschlagen war, führten einige Blutspuren in Richtung Straße, doch diese endeten nach einer Weile abrupt. „Hm …“ Konzentriert rieb Minho sich die Schläfen. Es gab eigentlich nur eine mögliche Erklärung für Raptors Verschwinden. „Er hat tatsächlich einen Komplizen.“ tbc... Kapitel 17: 逃離 - Flucht - [ zensiert ] -------------------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 15 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Ich bin nicht davon ausgegangen, dass die andere Version hardcore genug war um als Adult eingestuft zu werden >w< mein Fehler. Hier noch einmal das Ganze, nur eben zensiert XD Auf Kapitel 16 lass ich euch wohl ein bisschen länger warten TwT oder auch nicht. Mal schauen XD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Was er wohl gerade treibt? Wahrscheinlich unterhält er sich mit dem Doktor, überlegte Taemin und sank dabei noch tiefer in das heiße Badewasser. Nach seiner Unterhaltung mit Kibum, hatte dieser ihm kurzerhand ein Bad verordnet und nicht eher locker gelassen, bis Taemin nachgegeben hatte. Es war ohnehin keine schlechte Idee gewesen; Taemins verspannte Muskeln dankten es ihm, dass er ihnen ein wenig Erholung und Entspannung gönnte. Innerhalb der letzten Tage, in denen er hauptsächlich auf dem Boden vor Raptors Zelle oder auf einem harten, unbequemen Stuhl gesessen hatte, hatte er es wirklich geschafft seinen Rücken zu verärgern. Seufzend schloss Taemin seine Augen und glitt schließlich komplett unter Wasser. Egal wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte Jonghyun einfach nicht aus seinem Kopf verbannen. Ständig sah er die stechenden, dunklen Augen Jonghyuns vor sich. Und nicht nur das! Taemin hatte mittlerweile sogar schon hin und wieder das Gefühl, als könnte er seine Stimme hören. Natürlich war dies Unsinn und das wusste Taemin auch, aber er konnte nichts gegen die Streiche tun, die sein Kopf ihm spielen wollte. Jetzt verstehe ich, wieso Jinki meinte, dass ich Jonghyun nicht in meinem Kopf haben will. Langsam tauchte Taemin wieder auf und strich sich die roten Haarsträhnen aus der Stirn. Für Jinki war es Folter, dass er Jonghyuns Gegenwart immerzu spüren konnte, das wusste er. Wahrscheinlich konnte er sogar die Gründe dafür verstehen, aber das musste ja noch nicht heißen, dass ihm ähnlich ging. In Taemins Fall war es nämlich sehr viel eher so, dass er es genoss Jonghyun bei sich zu spüren. Was stellt dieser Wahnsinnige nur mit mir an? Ich kann mich doch nicht wirklich zu einem verurteilten Schwerverbrecher hingezogen fühlen, nur weil er zufälligerweise gut aussieht! Abrupt erhob Taemin sich und ließ dabei das Badewasser über den Rand schwappen, so dass es weiter hinunter auf den Boden lief. Er fühlte sich nicht zu Raptor hingezogen; das war einfach nicht richtig. Man verliebte sich nicht in einen Psychopathen, der kaum ein nettes Wort für irgendjemanden übrig hatte. Und wahrscheinlich war es ohnehin nur ein vorübergehendes Schwärmen und er machte sich vollkommen umsonst verrückt. Wüsste Jinki davon, würde er sofort einen Exorzisten hierher bestellen und dafür sorgen, dass man mir die Flausen austreibt, überlegte er, während er nach dem weichen Handtuch griff, welches Kibum ihm herausgelegt hatte. Manchmal glaubte Taemin wirklich, dass dieser sich zu seiner neuen Mutter erklärt hatte, aber solang er ihn nicht „Mama“ nennen musste, störte es ihn nicht wirklich. „Hm …“ Seufzend betrachtete er das Handtuch, danach ließ er sich mit der Schulter gegen die kühle Fliesenwand sinken. Kurz schauderte er daraufhin, dann drehte er sich weiter, bis er schließlich mit dem Rücken dagegen lehnte. In der gleichen Bewegung schloss er auch seine Augen und ließ seinen Kopf in den Nacken sinken. Raptors, nein, Jonghyuns Augen und seine Stimme! Sie hatten eine geradezu unheimliche Wirkung auf ihn. Es war nicht unangenehm, ganz im Gegenteil. Taemin spürte ein sanftes Kribbeln über seine Haut huschen; gleichzeitig stellten seine Nackenhärchen sich auf und ließen ihn tief durchatmen. Jonghyun … Ein angenehm warmes Gefühl durchströmte seinen Körper, woraufhin er seine Beine einfach ausstreckte, ganz zu Boden sank und die Augen schloss. Sein Herz- und Pulsschlag schienen sich nun ebenfalls wieder zu normalisieren und die Muskeln, welche vorhin noch angespannt gewesen waren, lockerten sich nach und nach. Oh Gott … Taemin hob seine Hand an, um diese einen Moment lang zu betrachten. Du tust mir wirklich nicht gut, Jonghyun. Ganz und gar nicht. Nachdem das Bad nun eher sinnlos gewesen war, hatte Taemin anschließend noch eine schnelle Dusche genommen. Kibum und Jinki hatten dies mit einigen irritierten, gleichzeitig aber auch fragenden Blicken kommentiert, jedoch nicht nachgefragt. Wahrscheinlich hatten sie ohnehin bereits eine Vermutung, da Taemin nicht unbedingt leise gewesen war. Die Tatsache, dass Jinki unter Umständen wusste, dass sein kleiner Bruder an einen Psychopathen dachte, während er masturbierte, stimmte Taemin nervös. Bestimmt würde Jinki ihm diesbezüglich noch den einen oder anderen Vortrag halten. „Ich bin ziemlich müde“, begann er, nachdem er einige Zeit desinteressiert den Film beobachtet hatte, den die beiden Älteren sich ansahen, „ich geh ins Bett. Also gute Nacht, Jinki. Gute Nacht, Kibum.“ „Mhm.“ Jinki nickte knapp und hätte es dabei auch bewenden lassen, wäre da nicht Kibums Ellenbogen gewesen, der sich in seiner Seite vergraben hätte. „Gute Nacht, Taemin. Schlaf gut.“ Er weiß es ganz offensichtlich. Taemin rollte in Gedanken mit den Augen, wünschte den beiden dann allerdings noch schöne Träume und verließ anschließend fast schon fluchtartig das Wohnzimmer. Wenn er eine Nacht darüber geschlafen hat und Kibum ihn weiter für mich bearbeitet, sollte er mich trotzdem am Leben lassen, hoffe ich. Ohne das Licht in seinem Schlafzimmer einzuschalten, torkelte er auf das Bett zu und ließ sich schließlich darauf fallen. Er musste schlafen und neue Energie sammeln. Immerhin wollte er dabei sein, wenn Jonghyun hypnotisiert wurde – nur für den Fall, dass Minho wieder linke Aktionen plante und ihm schaden wollte. -- Erst sehr spät schlug Taemin seine Augen am nächsten Tag wieder auf. Die Sonne schien durch die Fenster und deutete daraufhin, dass sie bereits relativ hoch stand. „Was zum …?“ Verschlafen richtete er sich auf und betrachtete den Wecker. Es war unmöglich, dass es bereits kurz vor 12 Uhr Mittag war. Er konnte sich ganz genau daran erinnern, dass er den Wecker auf 6 Uhr gestellt hatte, um auch ja mit Jinki in die Klinik fahren zu können. Jinki … Ein unangenehmer Verdacht kam in ihm auf. Sein Bruder konnte doch nicht wirklich in sein Zimmer geschlichen sein und den Wecker ausgeschaltet haben! Jinki war niemand, der so etwas tat – außer natürlich er hatte, seiner Meinung nach, einen guten Grund. Und den hatte er eindeutig! „MISTKERL!“ Von einer Sekunde auf die nächste war Taemin aufgesprungen und zu seinem Kleiderschrank gelaufen. „Verdammter Mistkerl! Was glaubt er eigentlich, wer er ist?!“ Wütend zog er sich ein ärmelloses T-Shirt über den Kopf und sprang anschließend geradezu in seine Hose. Zum Frühstücken hatte er nun keine Zeit mehr beziehungsweise er wollte sich schlicht und ergreifend keine Zeit zum Essen nehmen. Na warte, dachte Taemin bitter, während er das Haus verließ und zu seinem eigenen Wagen lief. Glücklicherweise war er nicht darauf angewiesen von seinem Bruder herum kutschiert zu werden. -- „Guten Morgen“, begrüßte Jinki Jonghyun mit eisiger Miene, während er auf die gläserne Wand der Zelle zutrat. Wie gerne hätte er diese Wand nun verschwinden lassen, um Raptor zu zeigen, was er davon hielt, dass dieser Taemin den Kopf so verdreht hatte! Allerdings hätte er dann wohl seinen Job verloren. Patienten beziehungsweise Gefangene zu verprügeln machte sich nicht gut in der Akte. Noch nicht einmal dann, wenn besagte Patienten es verdient hätten. „Bereit?“ „Du bist heute so gut gelaunt, Jinki. Hab ich etwas angestellt, wovon ich nichts weiß?“ Betont unschuldig blinzelte Jonghyun ihm entgegen. „Und wo ist Taemin? Du hast ihn heute noch nicht gesehen, oder?“ „Wo mein Bruder ist, geht dich nichts an. Du wirst ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen und wenn ich ihn einsperren muss, bis wir dich losgeworden sind, ist mir das auch recht.“ Diesmal dauerte es ein paar Sekunden, bis Raptor Jinkis Worte verdaut hatte. Jinki war schon oft wütend gewesen; er hatte ihn sogar einige Male angeschnauzt, doch nie war es ihm so ernst gewesen, wie in diesem Moment, das konnte er deutlich spüren. Und es beunruhigte ihn. „Sprachlos? Das ist ja mal etwas ganz Neues“, zischelte Jinki weiter, während er Jonghyun mit seinen Augen förmlich fixierte. „Und ich schwöre dir, wenn du wieder eines deiner kleinen Spielchen abziehen willst, dann-“ „Jinki, hör auf. Es wird Zeit, dass wir ihn in den Behandlungsraum bringen.“ Minho war mit ein paar Wachen, die sich um Raptors Transport kümmern sollten, an ihn heran getreten und hatte seine Hand auf seiner Schulter abgelegt. „Natürlich.“ Jinki wandte sich schnaubend ab. Er wusste ohnehin was nun passieren würde: Die Wachen betraten die Zelle, drohten Jonghyun ihn mit einem Elektroschocker außer Gefecht zu setzen, wenn er sich wehren wollte, danach orderten sie ihm sich umzudrehen, damit sie ihm schließlich Handschellen und die Maske anlegen konnten. Es war immer wieder dasselbe Prozedere und immer ließ Jonghyun alles ruhig über sich ergehen. Er wehrte sich noch nicht einmal, als die Handschellen um einiges zu eng angelegt wurden. „Können wir los?“ „Jetzt können wir“, antwortete eine der Wachen, nachdem sie die Riemen an Raptors Maske festgezogen hatte. Erst danach wandte er sich Jonghyun zu: „Oder ist es so zu eng?“ „Geringfügig.“ „Damit wirst du leben müssen.“ Grob packten die Männer ihn an den Oberarmen und führten ihn dann hinter Jinki und Minho her. Man konnte ihnen wahrscheinlich nicht übel nehmen, dass sie versuchten ihn auf diese Art und Weise zu ärgern. Immerhin hatte Jonghyun auch schon des Öfteren Spaß mit den beiden gehabt. Traurig jedoch war, dass sie es dermaßen plump anstellten, dass er gar nicht anders konnte, als hinter seiner Maske zu lächeln. Wie es wohl war so dumm zu sein? -- Ungeduldig starrte Taemin auf seine Armbanduhr. Um die Mittagszeit herum war es beinahe unmöglich durch Seoul zu fahren und nicht in einen Stau zu geraten. Dass es sich aber so extrem staute und er sich alle paar Minuten vielleicht fünf Zentimeter vorwärts bewegen konnte, grenzte schon an höhere Gewalt. „Komm schon … Komm schon“, murmelte er vor sich hin, während er das Lenkrad fester umgriff. Das alles wäre ihm erspart geblieben, hätte Jinki ihn einfach normal mitgenommen. Aber nein, sein wundervoller Bruder musste ja wieder einmal den Beschützer hervorkehren und Taemin damit furchtbar auf die Nerven gehen. „Verdammt, ich hab nicht ewig Zeit!“, stieß er schließlich noch hervor, um sich den Frust auf diese Art und Weise von der Seele zu schreien. Wahrscheinlich wäre dies sogar noch einige Zeit lang weitergegangen, hätte sich in diesem Moment nicht sein Handy gemeldet. Er hatte Jinki innerhalb der letzten halben Stunde öfter als einmal angerufen, nur hatte dieser nie abgehoben. Jetzt aber schien er endlich den Mut zu haben, mit ihm zu reden – zumindest ging Taemin davon aus. „Wird auch Zeit, dass du zurückrufst! Was denkst du dir eigentlich, huh?“, plärrte er in sein Handy, nachdem er den Anruf angenommen hatte. „Du hattest absolut kein Recht- Was?“ Verdutzt betrachtete Taemin den Display seines Handys. Nicht Jinki war der Anrufer, sondern Kibum! Und so wie Kibum klang, war offensichtlich etwas passiert. „Kibum, langsam! LANGSAM! Was ist los?!“ Die Laute, die Kibum von sich gab, wenn er aufgeregt war, waren wirklich nicht leicht zu entziffern. „Raptor …!“ „Was ist mit Jonghyun? Hat Minho ihm etwas angetan?“ Augenblicklich verdüsterte Taemins Miene sich und nicht einmal, dass der Stau sich auflöste, konnte etwas daran ändern. „Nein“, kam sofort Kibums Antwort, wobei seine Stimme sich förmlich überschlug, „Aber … Aber ich bin heute mit Jinki mitgefahren, weil ich sowieso frei hatte und er so schlechte Laune hatte und-“ „Komm zum Punkt, Kibum“, drängte Taemin seinen Freund und lenkte den Wagen geradewegs auf die Hauptstraße. Wenn Kibum nicht bald erzählte was vorgefallen war, würde Taemin sich selbst ein Bild davon machen können, denn weit war es nicht mehr. „Jinki hat mich vorhin in einem Behandlungsraum eingeschlossen, weil … weil Raptor abgehauen ist.“ Daraufhin herrschte Stille. Taemin war das Handy bei Kibums Worten geradewegs aus der Hand geglitten, woraufhin es zu Boden gefallen war. Dass er immer noch fuhr, bekam er kaum noch mit. Viel zu sehr war sein Gehirn damit beschäftigt zu verarbeiten, dass Jonghyun tatsächlich geflohen war. Wie hatte er das angestellt? Ging es Jinki gut? Er würde Jinki nichts antun. Er weiß, dass er mir damit auch wehtun würde, redete Taemin sich ein und trat das Gaspedal dabei förmlich durch. Er wusste nicht, ob es nun eher die Sorge um Jinki oder doch eher die um Jonghyun war, die ihn trieb, aber was er wusste war, dass er so schnell wie möglich zur Klinik gelangen musste. Rasant bog Taemin auf das Klinikgelände ein. Das Szenario, welches sich ihm dort allerdings bot, ließ ihn erschrocken seine Augen weiten. Jonghyun – es musste einfach Jonghyun sein – hatte eben noch im Büro seines Vaters gestanden, mit dem Rücken zu der verglasten Front. Doch dann hatte ein heftiger Ruck ihn zurück und gegen die Front geschleudert, woraufhin das Glas gebrochen und er gefallen war. Die Äste und Zweige eines nahestehenden Baumes bremsten seinen Fall und sorgten somit dafür, dass der Aufprall ihn nicht auf der Stelle tötete. „Scheiße“, murmelte Taemin geschockt und setzte seinen Wagen wieder in Bewegung, um möglichst schnell zu Jonghyun zu gelangen. Wenige Meter vor ihm riss er die Tür auf und stürmte auf den leblosen Körper des Älteren zu. Er atmete schwer, doch immerhin atmete er noch. Unter seinem Kopf hatte sich eine kleine Blutlache gebildet, seine Haare klebten ihm im Gesicht und die Ränder der Maske hatten ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Zumindest konnte Taemin eine unschöne Wunde an Jonghyuns Nase erkennen. So gerne Taemin in dieser Situation auch ein wenig sanfter mit Jonghyun umgegangen wäre, so unmöglich war es auch. Er hatte keine Zeit zu verlieren, wenn er dafür sorgen wollte, dass der Fluchtversuch Raptors nicht bei seiner Hinrichtung endete. Vermutlich war es absoluter Wahnsinn, aber darum konnte er sich nun nicht kümmern. Weder Minho noch sein Bruder durften Jonghyun in die Finger bekommen. „Ich lass dich nicht sterben“, ächzte Taemin heiser, während er den Älteren zu seinem Wagen zerrte und die Autotür umständlich mit einer Hand öffnete. Allerdings war dies noch einfach im Vergleich dazu gewesen, Jonghyun auf die Rückbank zu hieven und ihn dabei nicht noch schlimmer zuzurichten als ohnehin schon. Nach einer gefühlten Stunde hatte Taemin ihn „verstaut“ – in Wirklichkeit waren kaum mehr als ein paar Minuten vergangen – und konnte sich wieder auf die Fahrerseite begeben. Zittrig drehte er den Zündschlüssel um, ließ den Motor aufheulen und jagte dann auch schon davon. Keine Sekunde zu früh, denn schon wenige Momente später eilten bereits die ersten Sicherheitsbeamten aus der Klinik. Sie waren mit Schlagstöcken, Elektroschockern und Handschellen bewaffnet; Raptor musste eingefangen werden und dabei schien es, wenn man von den erteilten Anordnungen ausging, keine allzu große Rolle zu spielen ob tot oder lebendig. „Wo ist er?“ Minho war mit gezogener und entsicherter Waffe aus der Klinik gestürmt, bereit diese sofort zu benutzen, sollte auch nur Jonghyuns Schatten gesichtet werden. „Ich habe gefragt, wo er ist! Ihr könnt mir doch nicht erzählen wollen, dass jemand, der angeschossen wurde und noch dazu aus dem Fenster gestürzt ist, einfach so verschwinden kann!?“ Aufgebracht sicherte er seine Waffe und schob sie zurück in ihr Halfter. Wenn man sich auf andere verließ, dann war man verlassen, so war es schon immer gewesen. Aufmerksam blickte er sich um und schritt dabei zügig auf die Stelle zu, an welcher einige Männer die Blutlache untersuchten und Proben nahmen. Es stand außer Frage, dass es sich um das Blut ihres Flüchtlings handelte, aber wahrscheinlich wollten die Männer einfach beschäftigt wirken, damit sie vor seinem Zorn sicher waren. „Er ist hier aufgeschlagen. Der Baum hat ihm das Leben gerettet.“ Wenig begeistert legte Minho seinen Kopf in den Nacken und blickte gen Himmel. „Aber ich hab ihn getroffen. Es ist unmöglich, dass er so schnell verschwinden kann. Nicht mit diesen Verletzungen.“ Kopfschüttelnd und gleichzeitig leise vor sich hin murmelnd, senkte Minho seinen Blick wieder. Von der Stelle, an welcher Jonghyun aufgeschlagen war, führten einige Blutspuren in Richtung Straße, doch diese endeten nach einer Weile abrupt. „Hm …“ Konzentriert rieb Minho sich die Schläfen. Es gab eigentlich nur eine mögliche Erklärung für Raptors Verschwinden. „Er hat tatsächlich einen Komplizen.“ tbc... Kapitel 18: 岔子 - Fehler - ------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 16 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Oh yeah, es geht weiter >w> schneller als ich dachte XD Übrigens ist das Kapitel ein Flashback >w< also ja, dass es durchgehend Kursiv is, is beabsichtigt XD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- „Sorgt dafür, dass er sich nicht bewegen kann. Zieht die Riemen fest.“ „Wenn wir ihm nicht das Blut komplett absperren wollen, dann geht es nicht mehr fester.“ „Meinetwegen.“ Grummelnd verschränkte Minho die Arme vor der Brust. Ihn kümmerte es nicht, ob Jonghyun das Gefühl in seinen Gliedmaßen verlieren würde. „Dann hoffe ich, dass du es bequem hast.“ Giftig blickte er zu dem Gefangenen hinunter. „Es wird nicht leichter für mich, wenn Sie den Patienten bedrohen.“ Der Hypnotiseur trat einen Schritt an Minho heran und scheuchte ihn mit einigen schnellen Handbewegungen zur Seite. Die Hypnose wurde schon dadurch erschwert, dass Raptor festgebunden werden musste. Auf diese Art und Weise würde er sich kaum entspannen können, wodurch es schwierig werden würde ihn in einen tranceartigen Zustand zu manövrieren. „Und generell wäre es besser, wenn einige Personen den Raum verlassen würden.“ Damit warf er vor allem Minho einen eindeutigen Blick zu. „Nehmen Sie Ihre Wachleute und gehen Sie, bitte. Doktor Lee kann hier bleiben und den Vorgang überwachen.“ „Aber-“ „Tu was er sagt“, unterbrach Jinki den Jüngeren, noch bevor er seinen Widerspruch komplett verbalisieren konnte. „Ich passe schon auf, keine Sorge.“ „Okay, aber wir bleiben vor der Tür“, gab Minho sich geschlagen, ehe er seinen Männern mit einem Wink zu verstehen gab, dass sie ihm folgen sollten. Es war wohl unnötig zu erwähnen, dass ihm der Umstand, dass sie den Raum zu verlassen hatten, zuwider war. „Gib Bescheid, sollte irgendetwas sein.“ Jinki nickte daraufhin nur und verschränkte die Arme vor der Brust. Es wurde Zeit, dass sie endlich anfingen. Jonghyun sollte keine Chance bekommen den Hypnotiseur in eines seiner kleinen Spielchen zu verwickeln und die Behandlung somit zu verhindern. Dafür hatte es die Klinik zu viel gekostet den Mann einfliegen zu lassen. Man konnte wirklich nur hoffen, dass das Ganze auch die gewünschten Ergebnisse mit sich bringen würde. „Ich möchte, dass Sie mich ansehen. Versuchen Sie nicht zu blinzeln.“ Der Hypnotiseur hatte sich über Raptor gebeugt und seine Augen fixiert, nachdem er ihm ein paar der längeren Haarsträhnen zurückgestrichen hatte. „Es wird nicht wehtun und es wird auch nicht unangenehm werden für Sie. Sie müssen also keine Angst vor der Hypnose haben.“ Beruhigend legte er seine Hände auf das Gesicht Jonghyuns und rieb mit Zeige- und Mittelfinger über seine Schläfen. „Entspannen Sie sich und sehen Sie nur mich an. Hören Sie auf meine Stimme und lassen Sie sich von ihr leiten.“ Jinki beobachtete das Ganze schweigend. Hätte er nicht gewusst, dass es auf diesem Gebiet tatsächlich Erfolge zu verbuchen gab, hätte er sofort einen Schlussstrich gezogen. Er kannte Jonghyun mittlerweile gut genug um zu wissen, dass diesen das Ganze bestimmt höchst amüsierte. Für ihn war es ohnehin nichts weiter als ein letzter Ausflug aus seiner Zelle, ehe es geradewegs zu seiner Hinrichtung ging. „Ich werde bis drei zählen und anschließend mit meinen Fingern schnippen. Du wirst bei dem Geräusch einschlafen und erst wieder erwachen, wenn ich es sage.“ Der Hypnotiseur trat einen Schritt zurück, zählte laut bis drei und schnippte anschließend mit seinen Fingern. Jonghyuns Augenlider fielen daraufhin wie auf Kommando zu und seine Atmung wurde tiefer. Er war tatsächlich eingeschlafen. „Er befindet sich nun in Trance“, erklärte der Mann an Jinki gewandt und signalisierte ihm näher zu kommen. „Wenn Sie mir sagen, was Sie von ihm wissen wollen, dann werde ich für Sie fragen.“ „Fragen Sie ihn nach seinen Eltern und nach seiner Jugend.“ „Natürlich.“ Nickend wandte er sich wieder Jonghyun zu und beugte sich über ihn, um die Fragen zu stellen. Es dauerte auch nicht lange, bis der Hypnotisand darauf reagierte und ein leises Murmeln hören ließ. Zu Anfang war es kaum möglich ihn zu verstehen, doch mit der Zeit wurde er ein wenig lauter. „Meine Eltern waren sehr glücklich zusammen. Sie haben sich geliebt“, erklärte Jonghyun leise und mit matter Stimme, „Ich habe noch Geschwister. Zwei Schwestern. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen.“ Er stoppte kurz, wurde dann aber aufgefordert weiter zu sprechen. „Ich bin auf einer Farm aufgewachsen. Ich mochte die vielen Tiere dort. Meine Jugend war also sehr schön und ich vermisse meine Familie.“ Damit schloss er seine kleine Erzählung und verstummte wieder. „Sind Sie mit dieser Antwort zufrieden, Doktor Lee?“ „Zufrieden? Wie soll man damit zufrieden sein?“ Um seine Fassung ringend, schüttelte Jinki energisch den Kopf. „Gibt es eine Möglichkeit die Trance nur vorzutäuschen? Vielleicht ist er gar nicht wirklich in Trance?!“ „Ich muss schon sehr bitten!“ Pikiert rümpfte der Hypnotiseur die Nase. „Ich bin der Beste auf diesem Gebiet und keiner, ich betone, keiner, kann sich mir widersetzen. Ich habe ihn hypnotisiert und er hat Ihre Fragen beantwortet. Es hat alles seine Richtigkeit.“ Kopfschüttelnd stemmte er seine Hände in die Seiten. Die Bezahlung war zwar gut, aber ob sie so gut war, dass jemand einfach so seine Fähigkeiten in Frage stellen konnte, war doch zu bezweifeln. Er wusste schließlich wozu er in der Lage war. „Wollen Sie ihm nun noch andere Fragen stellen, oder soll ich ihn aufwecken?“ „Wecken Sie ihn auf“, gab Jinki geschlagen von sich. -- Stark schwankend, ließ Raptor sich gegen den Mann sinken, der ihm soeben die Schutzmaske ins Gesicht gedrückt hatte. Die Trance hatte ihn schwer mitgenommen; zumindest erweckte der müde Blick Jonghyuns und dessen unstetes Torkeln diesen Anschein. Es war ihm auch schwer gefallen, sich überhaupt von der Liege zu erheben, auf welcher er bis vor kurzem noch festgeschnallt gewesen war. „Ich habe Ihnen gesagt, dass es ihn erschöpfen wird“, kam es von dem Hypnotiseur, der sich, wenn auch zeternd, im Hintergrund aufgehalten hatte. „Man versetzt jemanden nicht nur für ein paar Minuten in Trance. Es würde mich nicht wundern, wenn er ohnmächtig wird. Sie sollten vorsichtig mit ihm umgehen.“ Obwohl es nicht laut war, konnte Jinki in diesem Moment sehr wohl Minhos ungläubiges Schnauben hören. Vorsichtig würde von ihnen niemand mit Raptor umgehen, so viel stand schon einmal fest. Allerdings hatte Jinki doch gehofft, dass Minho mit etwas mehr Professionalität an die Sache herangehen würde. Der Hypnotiseur kannte Raptor immerhin nicht einmal ansatzweise so gut wie Minho und Jinki selbst. Der Mann hatte, wenn es hoch kam, den Fall in den Medien verfolgt und sich eventuell ein paar Akten durchgelesen, bevor er den Job angenommen hatte. Er hatte also keine Ahnung von den Dingen, welche Jonghyun in der Lage zu tun war. „Sehen Sie nur!“ Kopfschüttelnd trat der Mann auf die Wachen zu, „Ich denke, dass es reicht, wenn nur Sie beide ihn zurück in seine Zelle begleiten. Ich würde gerne noch mit Doktor Lee und Agent Choi allein sprechen.“ Kurz blickte der Hypnotiseur die beiden an, von welchen er eben noch gesprochen hatte. „Ist das in Ordnung für Sie beide? Ihr Gefangener ist immer noch halb in Trance, da kann nichts passieren.“ „Sie unterschätzen ihn ganz gewaltig“, ereiferte Minho sich sofort und trat einen Schritt auf Jonghyun zu. Er hatte vor seinen Standpunkt zu beweisen. „Er ist nie und nimmer so wacklig auf den Beinen, wie er uns gerne glauben lassen will.“ Fest stieß er mit seiner flachen Hand gegen den Brustkorb Raptors und brachte ihn somit so stark ins Taumeln, dass er gegen eine der Wachen und weiter auf den Boden fiel. „Das hat er mit Absicht gemacht! Ihm geht es-“ „Minho.“ Jinki zog Minho mit einem strengen Blick am Handgelenk zurück und kniete sich neben Jonghyun auf den Boden. Er griff nach den Händen Jonghyuns und ließ seine Finger zu dessen Handgelenk wandern. Jonghyuns Puls war tatsächlich sehr viel schwächer, als normal gewesen wäre und auch seine Augen wirkten trüb. „Er spielt das nicht.“ Als Minho daraufhin erneut auffahren wollte, schüttelte Jinki wütend den Kopf. „Ich bin Arzt, Minho. Ich hab ihn mir gerade angesehen. In diesem Zustand könnte er nicht einmal einem Kleinkind etwas tun. Also bitte, reiß dich zusammen und blamier die Klinik nicht noch weiter mit deinen Ausbrüchen.“ Damit erhob Jinki sich und gab den beiden Wachen das OK Raptor wieder auf die Beine zu hieven und in seine Zelle zu verfrachten. Dort würde er weiter überwacht werden, während er schlief. Es konnte ja sein, dass er die Trance so schlecht verarbeitete, dass er noch weitere medizinische Hilfe brauchte. „Sorgen Sie dafür, dass er in seine Zelle kommt. Ich erwarte, dass er, wenn ich später nach ihm sehe, keine Blessuren oder sonstige Wunden vorweisen kann.“ Ernst verengte Jinki seine Augen um ein gutes Stück. Die Wachen würden es nicht wagen etwas zu tun, das er ihnen zuvor noch gründlich untersagt hatte. Die Männer hingen an ihren Jobs, das wusste Jinki. „Und da wir das nun geklärt hätten, was genau wollten Sie noch mit uns besprechen?“ Wieder ganz sachlich, wandte Jinki sich dem Hypnotiseur zu. Dieser hatte sich das Ganze ruhig angesehen, doch dass er sich seine ganz eigene Meinung über die Sitten hier gebildet hatte, war deutlich in seinen Augen abzulesen. Dieser Umstand störte Jinki nicht weiter. Der Mann hatte keine Ahnung womit sie sich Tag für Tag herum quälen mussten, während sie Raptor versorgten. Dementsprechend wusste er auch nicht, dass die Behandlung, die sie ihm zu Teil werden ließen, absolut gerechtfertigt war. -- Stöhnend hievten die Wachen Raptor den Flur entlang. Es konnte doch nicht wahr sein, dass er sich wirklich noch so stark in Trance befand, dass er sich so hängen lassen musste! Wahrscheinlich gefiel es ihm einfach sie ins Schwitzen zu bringen und ergötzte sich insgeheim an ihrem „Leid“. „Hey, wie wäre es, wenn er uns aus Versehen die Treppen hinunter fällt?“ „Willst du unbedingt deinen Job verlieren? Lee dreht uns den Hals um. Er war vorhin schon so beschissen drauf“, herrschte die zweite Wache zurück, ehe sie auf den Gefangenen hinunter knurrte. „Aber wenn er sich weiter so schwer macht, könnte ich mir überlegen, ob wir ihn nicht auf den Boden legen und ihn einfach weiter treten. Irgendwann wacht er schon wieder auf.“ Der Mann, der zuerst gesprochen hatte, gab ein zustimmendes Lachen von sich. Die Idee gefiel ihm. Raptor hatte oft genug schon seinen Spaß mit ihnen gehabt. Warum also sollten sie es ihm nicht auch heimzahlen? „Gefällt mir“, grunzte er zustimmend, nachdem sie Raptor auf den Hauptflur zurückgezerrt hatten. Von hier aus ging es nun weiter zum Fahrstuhl und danach geradewegs ins Kellergeschoss, in welchem sich die Zelle befand. Es war ein relativ weiter Weg und würde bestimmt noch schweißtreibend werden. „Machen wir kurz Pause? Mir tun schon die Arme weh.“ „Mhm. Okay.“ Wie auf Kommando ließen beide Männer los und ließen Jonghyun zwischen sich auf den Boden fallen. So ein kleiner Aufprall würde ihm schon nicht schaden und wenn Jinki misstrauisch wurde, wegen einer eventuell blutigen Nase, dann hatte der Mistkerl sich gewehrt und sie hatten ihn zurückschlagen müssen. Wer sollte schon beweisen, dass es nicht so abgelaufen war? „Zu lange dürfen wir uns nicht Zeit lassen“, der Mann rieb sich die schmerzenden Oberarme, „sonst tauchen Lee und Choi hier noch auf und dann haben wir ein Problem.“ „Ein Problem habt ihr auch jetzt schon.“ „Was zum-“ Weiter kamen beide nicht, da es um sie herum plötzlich dunkel wurde. Sie bemerkten noch nicht einmal, wie sie zu Boden fielen und Raptor schnaubend über sie hinweg stieg. Wie hatten die beiden es nur bis in den Sicherheitsdienst der Klinik geschafft? Einen verurteilten Schwerverbrecher quasi unbeaufsichtigt auf dem Boden liegen zu lassen und sich nebenbei in Ruhe zu unterhalten, grenzte wirklich an Idiotie. Selbst wenn dieser in Trance war, konnte es immer noch sein, dass er wieder zu sich kam. Oder, in Raptors Fall, das Spielchen aufgab. „Schlaft gut“, murmelte er noch, nachdem er die Handschellen auf den Boden fallen lassen hatte. Er hatte Glück gehabt, dass man ihm die Hände diesmal nicht auf den Rücken gefesselt hatte, denn so war es ein Leichtes gewesen sich zu befreien. Blieb nur noch die Frage, wie er nun am besten von hier verschwinden konnte. Wachsam ließ er seinen Blick schweifen, bereit loszulaufen, sollte jemand seinen Weg kreuzen. Diesen Teil der Klinik kannte er so gut wie gar nicht. Viel vertrauter waren ihm die verwundenen Flure im Kellergeschoss und auch den ersten Stock kannte er gut. Doch hier, im zweiten Stock, das hatte er sich von der Fahrstuhlfahrt gemerkt, wusste er nicht wohin er gehen sollte. Den Fahrstuhl zu benutzen war zu riskant. Das Treppenhaus war auch nicht besser. Es musste hier irgendwo eine Feuertreppe geben, über welche er flüchten konnte. „BLEIB SOFORT STEHEN!! RAPTOR!!“ Jonghyun fuhr herum. Minho stand am anderen Ende des Flurs, seine Hand an dem Halfter, in welchem seine Waffe steckte. Jinki konnte er direkt dahinter ausmachen, doch der Schrei war nicht von ihm gekommen. „ICH SCHIESSE, WENN DU NICHT STEHEN BLEIBST!“ Leise konnte er hören, dass Jinki gegen Schüsse in der Klinik heftig protestierte, doch darum konnte er sich nun nicht kümmern. Minho würde ernst machen und sterben war einfach noch nicht eingeplant. Zuerst musste er Rex finden und ihm den Garaus machen. Niemand imitierte ihn auf dermaßen dilettantische Art und Weise und überlebte diesen Irrsinn. Absolut niemand. Abrupt machte Jonghyun auf dem Absatz kehrt und sprintete den Flur entlang. Es war lange her, seit er das letzte Mal so viel Bewegungsfreiheit gehabt hatte und seine mangelnde Kondition machte sich spätestens nach der zweiten Biegung bemerkbar. Minho war im Hintergrund immer noch deutlich zu hören und so wie Jonghyun ihn einschätzte, würde er ihn bald eingeholt haben. Das war wohl der einzige Punkt, in dem Minho Jonghyun überlegen war: Körperliche Fitness. „BLEIB STEHEN!“, brüllte Minho immer wieder, während er mit gezückter und entsicherter Waffe hinter Jonghyun herjagte. Jinki war ihm dahinter dicht auf den Fersen. Wie er entkommen hatte können, war dem Arzt ein Rätsel, aber vielleicht würden die beiden bewusstlosen Wachen später für Erleuchtung sorgen. Keuchend warf Jonghyun einen Blick über seine Schulter. Noch war niemand zu sehen und vor ihm war nur der Fahrstuhl. Er musste sich dringend etwas einfallen lassen. Etwas Brauchbares! Hastig griff er nach der erstbesten Türklinke, drückte diese hinunter und betrat das Büro, ehe er die Tür wieder schloss. Es war kein sehr schlauer Zug von ihm gewesen hierher zu kommen, denn nun saß er in der Falle. Hinter ihm waren Minho, Jinki und diverse Sicherheitsleute; vor ihm erstreckte sich eine verglaste Front, welche er vielleicht zerbrechen konnte, aber bei dem Sprung hinunter, würde er sich die Beine brechen. Als die Tür hinter ihm aufgerissen wurde, drehte Jonghyun sich wieder um. Minho, wild atmend und wirren Haaren, stand direkt vor ihm, die Waffe erhoben. Er zielte auf sein Herz, das konnte Raptor sehen. „Hände hoch und keine Bewegung. Dein kleiner Ausflug endet hier“, knurrte Minho bedrohlich. „Ich hab gesagt, du sollst die Hände hochnehmen!“ Wütend blickte er auf, als Raptor nur weiter vor ihm zurückwich und schließlich mit dem Rücken gegen das Glas stieß. „Ich werde dich erschießen, wenn du nicht kooperierst.“ „Und du meinst, dass es noch eine Rolle spielt, ob du mich erschießt oder ob es dann bei der Hinrichtung geschieht?“ Schief grinsend schüttelte Jonghyun den Kopf. So ungern er es auch zugab, er hatte seine Chance vertan. „Für mich spielt es eine Rolle“, murmelte Minho düster, „Ich wollte von Anfang an derjenige sein, der dich erledigt.“ „Weil ich bei Taemin bedeutend besser ankomme als d-“ Jonghyun hatte seinen Satz nicht zu Ende führen können, da Minho in diesem Moment abdrückte. Allerdings verfehlte die Kugel ihr eigentliches Ziel und bohrte sich geradewegs in Jonghyuns rechte Schulter. Durch die Wucht wurde er automatisch nach hinten gerissen und knallte hart gegen das Glas, welches leise knirschte und anschließend nachgab. Den Fall, die Bremsung, die er durch den Baum und dessen Äste erfuhr, sowie den anschließenden Aufprall, spürte Jonghyun schon gar nicht mehr. tbc... Kapitel 19: 鐘鉉 - Jonghyun - --------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 17 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Kapitel 17 .... TwT wir sind schon richtig weit! Und es ging schneller, als ich gedacht hätte >w> Mich haben die letzten Kommentare übrigens amüsiert XD wie sich alle über Minhos Ziel "beschwert" haben! Hätte er Raptor besser richtig treffen sollen?! Úwu Das wäre dann doch auch nicht gut gewesen?! XD .... und ich hoffe mal, dass ihr Jinki nach dem Kapitel wieder mehr mögt Q3Q [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Nur langsam und sehr schwerfällig gelang es ihm seine Augen einen Spalt breit zu öffnen. Ihm war unheimlich warm und er konnte spüren, dass vereinzelt Schweißtropfen über seine Stirn perlten. Wegwischen konnte er sie allerdings nicht. Seine Arme fühlten sich an, als hätte sie jemand mit Blei beschwert. Ähnlich ging es auch seinen Beinen, welche er kaum einen Millimeter bewegen konnte, ohne eine heftige Welle des Schmerzes durch seinen Körper zu jagen. Stöhnend drehte er seinen Kopf zur Seite. Das grelle Licht schmerzte und ließ ihn seine Umgebung nicht richtig erkennen. Trotzdem wusste er eines mit Sicherheit: Er befand sich nicht länger in der Klinik. „Bist du wach?“ Die leise Stimme kam ihm unheimlich vertraut vor und ließ ihn, wenn auch langsam, aufblicken. Taemin! „Ich hatte schon Angst, dass du gar nicht mehr wach wirst. Nach diesem Sturz hätte es mich nicht gewundert, aber“, Taemin vollendete seinen Satz nicht, sondern schüttelte nur den Kopf. Er war erleichtert, dass Jonghyun endlich wieder aufgewacht war und ihn ansah. Verwirrt zwar und mit deutlich trübem Blick, aber er sah ihn an. „Einfach so einen Fluchtversuch zu starten! Du musst vollkommen verrückt sein. Und außerdem hättest du den Spaß fast nicht überlebt.“ Als Raptor daraufhin die Augen verdrehte und erneut ohnmächtig wurde, verstummte Taemin. Es war offensichtlich noch zu früh gewesen, um normal mit ihm zu sprechen. Aber er konnte warten. Zumindest so lang bis Jinki nach Hause kam und bemerkte, dass sich ein Gast im Haus befand, der alles andere als willkommen war. Ich lasse nicht zu, dass Jinki ihn wieder in die Klinik bringt. Vorsichtig streichelte Taemin durch den dunklen Haarschopf seines Patienten. Nachdem er ihn zu sich nach Hause gebracht und bis in sein Zimmer geschleppt hatte, hatte er sich sofort an die Erstversorgung gemacht. Der Erste Hilfe Kurs, den er vor einigen Jahren absolviert hatte, hatte ihm dabei leider nicht wirklich geholfen. Aber immerhin hatte er feststellen können, dass die Kugel sich nicht mehr in Raptor befand. Es war ein klarer Durchschuss gewesen; sein Rücken hatte da eine klare Sprache gesprochen. Dass Taemin Mühe gehabt hatte sich nicht zu übergeben, war eine andere Geschichte. Aber es wird nicht leicht werden ihn zu verstecken. Er hat Fieber und ich hab keine Ahnung, ob er sich etwas gebrochen hat. Arme und Beine scheinen ja okay zu sein und als er noch geschlafen hat, hat er sich auch bewegt. Die Wirbelsäule muss also auch soweit in Ordnung sein … Nervös leckte Taemin sich über die trockenen Lippen. Er war kein Arzt und konnte nicht viel mehr tun, als die Wunden zu desinfizieren und abzukleben beziehungsweise einen Verband darum zu wickeln. So hatte er sich auch um die Schusswunde gekümmert; er hatte ein Tuch darüber gedrückt und anschließend den Verband darum gewickelt. Blieb nur zu hoffen, dass die Blutung dadurch auch wirklich gestillt wurde. Könnte ich Jinki nur um Hilfe bitten … aber er würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich Jonghyun zur Flucht verholfen habe. Er würde nie wieder ein Wort mit mir reden und Minho würde mich wahrscheinlich auch noch einsperren lassen, wenn er davon Wind bekommen würde! Schaudernd drehte Taemin sich wieder zu Jonghyun herum. Dessen rote Wangen und die dicken Schweißperlen, welche immer wieder über sein Gesicht kullerten, beunruhigten ihn sehr. Wenn das Fieber nicht runtergeht, muss ich etwas tun. Und wenn ich mit Jinki reden muss … Hauptsache Jonghyun überlebt. -- Immer wieder hatte Taemin wachsame Blicke auf sein Handy und auf die Uhr geworfen. Jinki hatte sich nicht bei ihm gemeldet und auch Kibum hatte nicht wieder angerufen. Bestimmt hatte Kibum seinem Bruder verraten, dass er Taemin angerufen und ihm von der Flucht erzählt hatte. Doch Taemin selbst hatte nie erwähnt, dass er auf dem Weg zur Klinik gewesen war, also konnte man ihm daraus keinen Strick drehen und ihn mit der Flucht in Verbindung bringen. Das hieß, noch konnte man das nicht. Früher oder später würde jemand dahinter kommen und Taemin wusste, dass es besser für ihn gewesen wäre, wäre dieser Jemand Jinki gewesen. „A-Ah …“ Taemin blickte auf. Raptor hatte sich, nach knapp zwei Stunden, endlich wieder einmal bewegt und somit ein Lebenszeichen von sich gegeben. Nur sehr vorsichtig öffnete er seine Augen und blinzelte anschließend ein paar Mal. Das Fieber machte ihm offensichtlich immer noch zu schaffen. „Beweg dich nicht“, flüsterte Taemin ruhig und beugte sich dabei über Jonghyun, „du hast Fieber und du hast einiges hinter dir. Lass dir Zeit.“ Zu seiner großen Überraschung, wurde Jonghyun daraufhin wirklich ruhiger und ließ sich weiter in sein Kissen sinken. Es war vielleicht komisch, aber irgendwie kam er Taemin auf einmal ganz anders vor. So kleinlaut und verunsichert; beinahe schon ängstlich! Doch Raptor war niemand, der so etwas wie Angst zuließ. Er war derjenige, der dafür sorgte, dass andere, vor allem Verbrecher, es mit der Angst zu tun bekamen. Und er war derjenige, der einen Arzt halb mit seinem Biss getötet hatte. Zu so jemandem passte ein derartiger Blick einfach nicht. Außer … … es ist gar nicht mehr Raptor. Das ist diese andere Persönlichkeit, von der ich schon gelesen hab. Es kann gar nicht anders sein. Aufgeregt setzte Taemin sich auf die Bettkante und betrachtete Jonghyun ausgiebig. Natürlich hatte er sich äußerlich nicht verändert, wie auch?, aber trotzdem war er anders. „Du bist nicht mehr er, nicht wahr?“, wollte Taemin behutsam wissen und wagte es dann sogar eine schweißnasse Strähne aus dem Gesicht Jonghyuns zu streicheln. „Und ich hab dich schon einmal kurz zu Gesicht bekommen, oder? Damals, als ich Kuchen angesprochen habe, warst du es, der geantwortet hat. Ich hab doch recht?“ Zuerst folgte daraufhin Schweigen. Jonghyun wusste offensichtlich nicht, was er sagen beziehungsweise antworten sollte. Er war verwirrt, wusste immer noch nicht, wo er sich eigentlich befand und nun erriet Taemin auch noch, dass er es nicht mehr direkt mit Raptor zu tun hatte. Langsam aber sicher wurde es ein bisschen viel für einen Tag. Vor allem mit den Schmerzen, die er zu ertragen hatte. Letzten Endes entschied er sich doch dafür etwas zu sagen: „Ja.“ Vielleicht war es nicht die längste Antwort gewesen, aber Taemin wusste damit alles, was er wissen hatte wollen. „Dann bist du quasi Jonghyun?“ „Wir … Wir sind beide Jonghyun.“ Jonghyun senkte seinen Blick. „Aber wenn du uns so leichter unterscheiden kannst, dann bin ich Jonghyun und er ist Raptor, ja.“ Es war gut, dass seine andere Persönlichkeit sich zurückgezogen hatte. So hatte er auch einmal die Möglichkeit sich mit Taemin zu unterhalten. Immer nur bei den Gesprächen dabei zu sein, sich aber nie zu Wort melden zu dürfen, war wirklich frustrierend. „Raptor ruht sich aus.“ „Er ruht sich aus?“ Neugierig lehnte Taemin sich weiter nach vorn und betrachtete genau das Gesicht seines Gegenübers. „Soll das heißen, dass er den Schmerzen einfach ausweicht, indem er dir ausnahmsweise einmal die Kontrolle übergibt?“ Jonghyun lächelte müde. Taemin hatte wirklich schon gut verstanden wie Raptor tickte, denn genau so war es. Während Raptor seinen Geist schonte, übernahm Jonghyun die volle Kontrolle über seinen Körper und musste damit auch die Schmerzen ertragen. Aber das war in Ordnung. Jonghyun war schon froh darüber, dass er einmal wieder derjenige war, der die Oberhand hatte. Zumindest für einige Zeit. „Ich hole dir noch ein paar Schmerzmittel. Ich hab dir bis jetzt nur eine Tablette eingeflößt, weil ich warten wollte, bis du wach wirst. Danach können wir uns noch ein bisschen unterhalten.“ Taemin erhob sich und wollte schon zur Tür laufen, als ihm etwas siedend heiß einfiel: Jonghyun war bestimmt müde und wollte sich am Ende gar nicht unterhalten? „Außer du bist müde, dann lasse ich dich schlafen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Taemin das Zimmer und beeilte sich ins Badezimmer zu kommen. Wieso er vorhin nur eine Tablette mitgenommen hatte, war ihm ein Rätsel. So schwer wie Jonghyun verletzt war, hätte er gleich die ganze Packung mitnehmen sollen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich mit seiner anderen Persönlichkeit reden kann. Endlich jemand, der nicht mit sarkastischen oder selbstverliebten Meldungen um sich wirft. Kichernd umklammerte Taemin die Packung und lief in sein Zimmer zurück. Er wunderte sich ein bisschen darüber, dass ihn das Ganze so aufregte und nervös stimmte. Mittlerweile war er es doch schon gewöhnt in der Nähe des anderen zu sein. Oder war es am Ende doch etwas Neues, weil er es auf einmal mit Jonghyun zu tun hatte? Taemin fand darauf wirklich keine Antwort. „Da bin ich wieder“, meldete er sich, während er das Zimmer betrat und eine Tablette für Jonghyun vorbereitete, „Die Tabletten hab ich genommen, als ich mir das Handgelenk gebrochen hatte. Die wirken echt schnell und zuverlässig. Du wirst sehen, dass es dir gleich besser geht.“ Dass er Jonghyun gnadenlos nieder redete, bemerkte er gar nicht. Er war viel zu sehr damit beschäftigt ihm die Tablette und ein paar Schlucke Wasser einzuflößen. Jeder andere hätte ihn mittlerweile bestimmt unterbrochen, doch nicht Jonghyun. Dieser lag einfach ruhig da und lauschte dem Quasseln seines Retters. „Fühlst du dich jetzt schon besser? Kann ich vielleicht etwas für dich tun?“ „Du könntest mir sagen warum du das tust.“ Jonghyun reckte seinen Hals ein bisschen. Vereinzelt kullerten daraufhin ein paar Schweißperlen über eben diesen und ließen ihn schaudern. „Wieso hast du uns gerettet? Dein Bruder … und Minho …! Du hast dir damit nichts als Ärger eingehandelt, Taemin … Und das für einen Psychopathen. Ich verstehe es nicht. Wir … wir beide verstehen es nicht.“ Erschöpft schloss Jonghyun erneut seine Augen. Die Schmerztablette hatte mittlerweile zwar zu wirken begonnen – entweder das, oder sein Körper war bereits taub geworden vor lauter Schmerzen – aber am Ende war er trotzdem. Taemin musste sich mit seiner Antwort ein wenig beeilen. Warum …? Taemin klapperte leise mit den Zähnen. Weil ich dich mag? Weil ich euch mag? Weil ich nicht will, dass du stirbst … Weil ich nicht denke, dass du ein Monster bist … Angespannt ließ er sich sämtliche Antwortmöglichkeiten durch den Kopf gehen. Sollte er Jonghyun sagen, dass er mehr für ihn empfand, als gut gewesen wäre? Würde er ihm das überhaupt glauben? Taemin konnte sich nicht vorstellen, dass er es geglaubt hätte, wäre er an Jonghyuns Stelle gewesen. „Ich kann dich nicht sterben lassen“, flüsterte Taemin schließlich und tastete nach der Hand Jonghyuns, die unter der Decke lag. „Ich will dich nicht verlieren.“ Seine letzten Worte waren kaum noch genuschelt über seine Lippen gekommen, allerdings bildete Taemin sich ein, dass Jonghyun sie trotzdem gehört hatte. Er war wieder eingeschlafen und doch lag da ein schwaches Lächeln auf seinen Zügen. -- Vollkommen außer sich und mit den Nerven am Ende, knallte Jinki die Wagentür zu. Kibum, der auf der anderen Seite ausgestiegen war, fuhr daraufhin wie unter einem Schlag zusammen. So wütend hatte er Jinki noch nie erlebt; das hieß, so wütend und gleichzeitig auch so fertig. Jinho hatte die Schuld natürlich bei Jinki und Minho gesucht und die beiden offiziell für die Flucht Raptors verantwortlich gemacht. Die beiden Wachen wurden kaum erwähnt. Für den Leiter der Klinik zählte nur, dass sein eigener Sohn und Minho Raptor aus den Augen gelassen hatten; nicht mehr und nicht weniger. Als Kibum Jinki in seinem Büro gefunden hatte, hatte dieser ihn im ersten Moment sogar ignoriert. Dass sein Vater in ihm einen der Schuldigen für die geglückte Flucht sah, hatte Jinki schwer getroffen. Immerhin hatte er immer hart gearbeitet und ihm war nie ein Fehler unterlaufen. Einmal allerdings hatte er sich auf das Urteil eines anderen, nämlich auf das des Hypnotiseurs, verlassen und schon war alles schief gegangen. Konnte man denn da wirklich so einfach sagen, dass er es war, der Raptor die Flucht quasi ermöglicht hatte? Machte man es sich da nicht eine Spur zu einfach? „Jinki … Liebling …“ Behutsam trat Kibum an seinen Freund heran und legte seine Hände an die kalten Wangen Jinkis. „Es ist egal, was dein Vater sagt. Es war nicht deine Schuld. Die beiden Idioten haben einfach nicht aufgepasst. Sie haben Raptor unterschätzt und das hat sich gerächt.“ Seufzend stellte er sich auf die Zehenspitzen und drückte Jinki einen Kuss auf die Lippen. Es schmerzte ihn seinen Freund so am Boden zerstört zu erleben und nichts dagegen tun zu können. „Aber du hast mir selbst gesagt, dass er ziemlich schwer verletzt ist. Er wird nicht weit kommen und sobald er wieder in seiner Zelle sitzt, wird dein Vater einsehen, dass er dir nie die Schuld geben hätte dürfen. Das weiß ich.“ Kibum war klar, dass er genauso gut mit einer Wand reden hätte können. Jinki hörte ihm vielleicht zu und vielleicht lächelte er sogar ein bisschen, aber in Wirklichkeit gingen seine Worte bei einem Ohr rein und zum anderen wieder hinaus. „Ich liebe dich, Jinki.“ „Ich liebe dich auch, Kibummie.“ Sanft drückte Jinki Kibum an sich. „Danke, dass du mich auch erträgst, wenn ich so drauf bin.“ Dass Kibum daraufhin nur lächelnd abwinkte und meinte, dass er gar nicht wusste, wovon Jinki eigentlich sprach, ließ ihn mit den Augen rollen. Manchmal übertrieb sein Geliebter wirklich ein bisschen. „Ich muss dann noch nach Taemin sehen. Er weiß ja, dass Raptor abgehauen ist und ich will verhindern, dass er auf eigene Faust nach ihm sucht.“ Jinki schob die Eingangstür auf und wartete darauf, bis Kibum das Haus betreten hatte, danach schloss er wieder ab. Träge schlüpfte er aus seinen Schuhen. „Das Letzte was ich gebrauchen kann ist, dass er sich auf die Suche macht, nur weil er glaubt, dass er einen besonderen Draht zu dem Irren hat.“ „Taeminnie ist doch kein Idiot. Er würde nicht nach ihm suchen.“ Kopfschüttelnd hängte Kibum seine Jacke auf und schob dann auch seine Schuhe zu denen von Jinki. „Wie wäre es, wenn ich ein bisschen Tee mache? Der tut dir nach dem Tag sicher gut. Im Moment kannst du ja sowieso nichts machen, außer darauf zu warten, dass Minho sich meldet.“ Sanft streichelte Kibum über Jinkis Rücken, während sie den Flur entlang gingen und schließlich vor der Küche stehen blieben. „Tee ist eine gute Idee, Liebling.“ Jinki nickte zustimmend und stibitzte sich noch einen letzten Kuss, ehe er schließlich die Treppen ansteuerte, die in die zweite Etage führten. Dort befand sich Taemins Zimmer. „Taeminnie? Bist du in deinem Zimmer?“ „I-Ich bin hier … Ich bin im Bad!“ „Im Bad?“ Jinki blieb am oberen Ende der Treppe stehen und beobachtete seinen kleinen Bruder, wie dieser förmlich aus dem Bad stolperte und ihm dabei ein nervöses Lächeln schenkte. Wieso war er so außer Atem? „Alles okay mit dir, Taeminnie?“ Misstrauisch beäugte Jinki den Jüngeren noch ein bisschen mehr. Seine Kleidung war unnatürlich zerknautscht und- Jinki stockte. Blut? „Taemin …“ Das konnte doch nicht wirklich wahr sein, oder? Nein, das durfte nicht wahr sein. „Da ist Blut an deinem T-Shirt, Taemin.“ „Ich hab mich beim Rasieren geschnitten“, log Taemin ungeschickt und hätte sich dafür am liebsten selbst ins Gesicht getreten. „Ich meine, ich … ich hab mich an Papier geschnitten und-“ „Taemin, hör auf.“ Jinki packte Taemin grob an der Schulter und drückte ihn zurück, bis er schließlich gegen die Badezimmertür stieß. Er wollte nun eine brauchbare Erklärung von seinem Bruder hören. Und wenn es leicht ging, dann sollte diese Erklärung nicht beinhalten, dass Taemin Raptor zur Flucht verholfen hatte. „Sag mir, dass du nichts Unüberlegtes getan hast. Ich flehe dich an.“ Taemin zog es vor nicht zu antworten. Er hatte nichts Unüberlegtes getan. Er hatte sich genau überlegt, dass er Jonghyun nicht sterben lassen wollte und hatte ihn aus diesem Grund dann auch gerettet. Wenn man die Sache von Taemins Standpunkt aus betrachtete, dann hatte er Jonghyun nicht zur Flucht verholfen, sondern ihm das Leben gerettet. Das klang nicht nur schöner, sondern erleichterte Taemins Gewissen auch ein bisschen. „Er hat es nicht verdient zu sterben.“ „TAEMIN!“ Fassungslos wich Jinki vor Taemin zurück. Sein Schrei war laut genug gewesen, um Kibum auf den Plan zu rufen und ihn die Treppen ebenfalls erklimmen zu lassen. Fragend und auch verwirrt blickte er zu Taemin hinüber, der an der Badezimmertür lehnte und offensichtlich den Tränen nahe war. „Taeminnie? Was ist denn?“ Besorgt nahm Kibum Taemin in den Arm und streichelte ihm über Wangen. Diese wurden nach und nach immer feuchter, da Taemin die Tränen nicht länger zurückhalten konnte. Was war nur passiert, während er in der Küche Tee aufgesetzt hatte? „Jinki! Was ist jetzt schon wieder los? Warum weint Taemin und warum schreist du so rum?“ Der Angesprochene reagierte gar nicht weiter auf das Gesagte. Er hatte Taemins Zimmertür geradezu fixiert. Raptor musste sich dahinter aufhalten, ganz ohne Zweifel. Wo sonst hätte Taemin ihn denn verstecken sollen? „Jinki, bitte … Bitte, ich flehe dich an …“ Verzweifelt zappelte Taemin in Kibums Armen, „… ihm soll nichts passieren! Jinki, bitte!“ „Er ist ein Monster, Taemin! Hast du überhaupt eine Ahnung, was du getan hast? Wenn wir Glück haben, können wir das Ganze so drehen, dass er dich bedroht hat und du ihn deswegen mitgenommen hast.“ Jinki schob die Tür langsam auf und warf einen schnellen Blick in das Zimmer. Raptor lag vollkommen ruhig auf dem Bett, sein Kopf war leicht zur Seite gedreht und seine Augen geschlossen. Wahrscheinlich stellte er sich nur schlafend, um auch ja weiter alles mit anhören zu können. „Du hast uns alle in Gefahr gebracht.“ „In Gefahr?!“ Taemin riss sich endgültig los, zwängte sich an Jinki vorbei und versperrte ihm im Endeffekt den Weg. „Er kann sich kaum bewegen und er hat verdammt hohes Fieber! Und er hat Schmerzen!“ Traurig blickte Taemin über seine Schulter. Jonghyun hatte seine Augen mittlerweile aufgeschlagen; ein trauriger, bedauernder Ausdruck lag in ihnen. „Wenn du ihn mitnehmen willst, kannst du mich gleich mit einsperren.“ „Taemin, jetzt hör mal zu-“ „NEIN!“ Energisch stampfte Taemin mit seinem Fuß auf. „Jetzt hörst du mir mal zu, Jinki. Ich weiß, dass es nicht sonderlich intelligent war Jonghyun einfach mitzunehmen, aber ich habe es nicht getan, weil ich will, dass er wieder auf die Beine kommt und weiter Verbrecher jagt. Ich habe es getan, weil … weil ich ihn mag! Ich mag ihn wirklich!“ Erneut kullerten ein paar Tränen über Taemins Wangen, jedoch blickte er Jinki weiterhin fest an. „Du würdest das Gleiche für Kibum tun. Du würdest ihm auch helfen, egal, was das für dich bedeuten würde.“ Mit allem hatte Jinki gerechnet, aber nicht damit. Er wusste noch nicht einmal, wie er darauf nun reagieren sollte. Seine Aufgabe wäre es gewesen sofort nach seinem Handy zu greifen und Minho zu verständigen. Kibums Hand, die seine jedoch auf einmal fest ergriffen hatte und sie sachte drückte, zusammen mit Taemins Blick und den Tränen, die immer noch unaufhörlich über seine blassen Wangen liefen, hielten ihn im Endeffekt jedoch davon ab. Es war vermutlich absoluter Wahnsinn und er setzte damit nicht nur seinen Job, sondern auch seine Freiheit aufs Spiel, aber er konnte nicht anders. Taemin hatte zumindest einen Teil von ihm überzeugt und der andere, der pflichtbewusste, würde früher oder später auch mitziehen. „Glaub nicht, dass das ganz ohne Bedingungen läuft“, gab er schließlich knirschend nach. tbc.... Kapitel 20: 條件 - Bedingung - ---------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 18 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Uuuund weiter gehts >w< ich freu mich immer zu sehen, dass nach und nach mehr Leute die FF auf ihre Favo-Liste schmeißen, aber Kommentare wären auch schön, meine Lieben Q3Q [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- „Glaub nicht, dass das ganz ohne Bedingungen läuft.“ Taemin faltete seine Hände vor seinem Gesicht zusammen und atmete ein paar Mal tief durch, während er sich Jinkis Worte erneut durch den Kopf gehen ließ. Sein Bruder hatte diese Bedingungen noch nicht ausgesprochen und Taemin ahnte bereits, dass sie ihm nicht gefallen würden. Aber er und Jonghyun waren auf die Hilfe und Kooperation Jinkis angewiesen, also führte kein Weg an dem sauren Apfel vorbei. „Du kannst ihm sagen, dass ich mir seine Wunden ansehen werde“, sagte Jinki ruhig, jedoch war der eisige Unterton dabei schon fast körperlich spürbar, „Minho hat ihn angeschossen, das muss versorgt werden. Außerdem ist er aus dem Fenster gefallen, wenn ich mich nicht irre.“ Wie aufgezogen, es wirkte schon beinahe mechanisch, legte Jinki seine Instrumente auf dem Schreibtisch vor ihm ab. Er hatte sich mit Taemin in sein Arbeitszimmer zurückgezogen und Kibum – es gefiel ihm nach wie vor nicht – als Wache vor Taemins beziehungsweise Raptors postiert. Wie immer hatte Kibum es geschafft ihn davon überzeugen, dass schon nichts passieren würde und er deswegen ruhigen Gewissens alles vorbereiten konnte. „Ich werde ihn in wachem Zustand untersuchen und anschließend sedieren“, erklärte Jinki weiter, zu schnell, um Fragen zuzulassen, „Ich müsste ihn wahrscheinlich nicht sedieren, aber ich nehme an, dass es in deinem Interesse ist, dass ich ihm keine zusätzlichen Schmerzen zufüge.“ „Jinki-“ „Ich habe alles. Geh zu ihm.“ Erneut hatte Jinki es vorgezogen Taemin nicht richtig zu Wort kommen zu lassen. Fürs Erste wollte er nichts mehr von seinem kleinen Bruder hören und wenn möglich, dann wollte er ihn auch nicht sehen. „Maske und Handschellen.“ „W-Was?“ Taemin, der sich schon zum Gehen abgewandt hatte, war wieder herum gefahren. „Maske und Handschellen?“ Jinki konnte das doch nicht ernst meinen. Von Jonghyun ging keine Gefahr aus, nicht in diesem Zustand. „Jinki, ich glaube nicht, dass-“ „Ein Knopfdruck und Minho steht vor der Tür, Taemin.“ Jinki schlug seine flachen Hände auf die glatte Oberfläche des Tisches. „Maske. Und. Handschellen.“ Er sah seinen Bruder nicht an während er sprach, aber das war auch gar nicht notwendig. Taemin würde, wie immer, wenn ihm etwas missfiel, seinen Widerwillen deutlich auf seinem Gesicht widerspiegeln lassen. Er war eben noch nie jemand gewesen, der andere lange im Ungewissen ließ, wenn es um seine Launen oder Gefühle ging. „Geh jetzt, ich muss mich vorbereiten.“ „Ja, Hyung.“ Taemin sprach seinen Bruder nicht oft so an. Eigentlich tat er es nur, wenn er sich schlecht fühlte und eine Entschuldigung einleiten wollte, oder wenn er wütend auf Jinki war. In diesem Fall wusste Taemin selbst nicht genau, wie er sich fühlte. Auf der einen Seite war er Jinki natürlich dankbar, dass er Jonghyun nicht verriet und somit ans Messer lieferte, aber auf der anderen frustrierte ihn das Gehabe des Älteren auch. Natürlich war dieser enttäuscht von ihm und Taemin wusste das nur zu gut, aber wie hätte er sich denn anders verhalten sollen? Jonghyun war für Taemin nicht mehr einfach nur ein Jemand, über den er eine Arbeit schrieb. Jonghyun hatte sich erfolgreich in seinem Kopf eingenistet. Seufzend blickte Taemin auf, nachdem er am oberen Ende der Treppe angekommen war. Kibum stand nicht weit von ihm entfernt, hatte einen Baseballschläger in der Hand und hypnotisierte die Tür förmlich. Er musste sich ja wirklich vor Jonghyun fürchten, wenn er sogar Jinkis alten Baseballschläger ausgrub. „Kibum“, Taemin trat mit einem sachten Lächeln auf den Älteren zu, „meinst du, dass der wirklich notwendig ist?“ „Jinki meinte, dass man bei Raptor auf alles gefasst sein muss“, verteidigte Kibum sich und ließ die Spitze des Schlägers ein paar Mal gegen das massive Holz der Tür klopfen. „Am Ende hat er seine Wunden nur vorgespielt und wartet auf seine Chance.“ „Natürlich.“ Taemin rollte mit den Augen. „Wie wäre es, wenn du einmal einen Blick auf ihn werfen würdest? Vielleicht kannst du mir sogar ein bisschen helfen. Mit Handschellen kennst du dich wahrscheinlich besser aus als ich.“ Ein schiefes, gleichzeitig jedoch auch wissendes Grinsen umspielte Taemins Züge, während Kibum einfach nur Rot anlief und sich räusperte. Anscheinend hatte Kibum nicht damit gerechnet, dass Taemin sehr wohl um die kleinen Spielchen, die Jinki und er so gerne spielten, Bescheid wusste. „Kein Grund gleich so Rot zu werden, Kibummie. Ich freue mich, dass mein Bruder sich ein bisschen austoben kann. Zum Joggen oder ins Fitnesscenter kommt er ja nicht wirklich“, beruhigte Taemin schließlich noch den sprachlosen Kibum, danach lenkte er seine Aufmerksamkeit auf Jonghyun. Jonghyun sah nicht so aus, als hätte er sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle bewegt. Seine Augen waren geschlossen und seine Atmung ging ruhig; trotzdem war Taemin sich ziemlich sicher, dass er nicht schlief. Er ruhte sich lediglich ein bisschen aus. „Jonghyun?“ „Kibum hat ein neues Parfum“, antwortete der Angesprochene, ohne jedoch seine Augen zu öffnen. Er wollte nicht direkt in das grelle Licht blicken und seinen Körper somit noch mehr Reizen aussetzen. „Es ist teurer als das andere.“ „Wäre schon möglich.“ Schmunzelnd ließ Taemin sich auf die Bettkante sinken und streichelte behutsam über Raptors Stirn. Ihm war nicht entfallen, dass sich ein feiner Schweißfilm auf die blasse Haut gelegt hatte und dass ein paar Haarsträhnen in seinem Gesicht klebten. Die Schmerzen, die Jonghyun auszuhalten hatte, mussten stärker sein, als Taemin ohnehin schon befürchtet hatte. „Seinem Blick nach zu urteilen, hast du recht.“ Taemin hatte Kibum kurz angesehen; der Ältere stand nur wenige Zentimeter vom Türrahmen entfernt, bereit das Zimmer sofort wieder zu verlassen. Glaubte er denn wirklich, dass solche Vorsichtsmaßnahmen notwendig waren? In diesem Raum gab es niemanden, der ihm gefährlich werden hätte können. „Komm her, Kibum. Er wird dir nichts tun.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen, ließ Taemin seine Fingerspitzen sanft über Jonghyuns Nasenrücken gleiten und legte sie schließlich an dessen Wange. Die Berührung überraschte Jonghyun ein wenig, jedoch wehrte er sich nicht dagegen. Viel eher lehnte er sich gegen die weiche Handfläche und seufzte schwer. Lässt Jinki sich absichtlich so viel Zeit? Er müsste doch von uns allen am besten wissen, dass Jonghyun so schnell wie möglich behandelt werden muss. „Er wird dir noch die Finger abbeißen“, prophezeite Kibum skeptisch, nachdem er sich neben Taemin gestellt und auf Jonghyun hinunter geblickt hatte. Sonderlich gefährlich wirkte er ja nun wirklich nicht, wie er so blass und schwitzend da lag. „Und nachdem er sie mir abgebissen hat, isst er sie wie Pommes oder bastelt er sich aus den Knochen eine Kette?“ Man merkte an Taemins Unterton, dass er langsam aber sicher die Geduld verlor. Es machte ihn wütend, dass Jonghyun immer wieder als Monster oder Kannibale hingestellt wurde; beides entsprach nicht der Realität! „Hilf mir lieber und gib weniger Blödsinn von dir.“ Bestimmt würde er sich dafür später noch bei Kibum entschuldigen müssen, denn das war schließlich nicht die Art und Weise wie man mit ihm umging, aber um alles konnte Taemin sich auch nicht kümmern. Jonghyun musste für Jinki „vorbereitet“ und entsprechend „präpariert“ werden, denn sonst würde die Behandlung nur noch weiter hinaus gezögert werden. Wie stellt er sich das mit den Handschellen vor? Wenn ich ihm die Hände auf dem Rücken fessle, liegt er nicht ordentlich. Verunsichert biss Taemin sich auf die Unterlippe. Sie vorne zu fesseln war auch keine Option, denn dann würde die Schusswunde nur wieder rebellieren und gleichzeitig verhindern, dass Jinki ordentlich arbeiten konnte. Ich kann ihn mit einer Hand ans Bett fesseln, das wäre eine Möglichkeit. „Jonghyun, ich muss dich am Bett festmachen“, warnte Taemin Jonghyun vor, während er nach seinem Handgelenk griff. „Und Jinki hat außerdem darauf bestanden, dass du die Maske trägst. Ich würde sie dir gerne ersparen, aber das ist eine seiner Bedingungen.“ „Man muss immer tun, was der Onkel Doktor verordnet.“ Jonghyun hatte kaum mehr als ein Flüstern von sich gegeben, jedoch hatte Taemin ihn verstanden. In der Stimme des Älteren war kein leiser Vorwurf mitgeschwungen, gar nichts. Er wehrte sich noch nicht einmal, als Taemin ihm die Maske anlegte und deren Ränder sofort in die frischen Wunden schnitten. Taemin hatte diese natürlich schon versorgt und abgeklebt, aber der Druck, der darauf ausgeübt wurde, war bestimmt nicht angenehm. „Ist er fertig?“ „Ja, ist er.“ Taemin wandte seinen Blick von Raptor ab und sah zu Jinki hinüber. Dieser hatte sich ein paar bequemere Kleidungsstücke angezogen, einen Mundschutz angelegt und auch seine Haare gebändigt. „Ich wusste nicht, wie du dir das mit den Handschellen vorgestellt hast, also hab ich ihn am Bett fixiert.“ „Hm.“ Jinki nickte und trat auf seinen Patienten zu. „Kibum, geh bitte.“ „Aber …“ Kibum klapperte verunsichert mit den Zähnen, „… kann ich denn nicht irgendwie helfen? Vielleicht kann ich etwas halten?“ „Taemin wird mir assistieren, außerdem kannst du kein Blut sehen, Liebling.“ Während Jinki mit Kibum sprach, ging er hinüber zu Taemins Schreibtisch, um die Mappen und Hefte, die sich darauf türmten, kurzerhand auf den Boden zu werfen. Taemin würde es nicht wagen sich zu beschweren, er war auf Jinkis Hilfe angewiesen. „Wie wäre es, wenn du in die Küche gehst und uns etwas Leckeres kochst? Du kannst Suppe für Ra-“ Er seufzte schwer, nachdem er den Tisch neben das Bett gezogen hatte und somit nun seine Instrumente darauf ablegen konnte, „Du kannst Suppe für Jonghyun machen. Keine Nudeln, nichts woran er sich verschlucken könnte. Eine klare Gemüse- oder Hühnersuppe.“ „Ich kümmere mich darum.“ Damit machte Kibum auf dem Absatz kehrt und schloss die Schlafzimmertür beim Verlassen des Zimmers. Insgeheim war er froh darüber, dass Jinki ihn in die Küche geschickt hatte. Er konnte immerhin wirklich kein Blut sehen und er war sich ziemlich sicher, dass er sich übergeben hätte, hätte er dabei zusehen müssen, wie eine offene Wunde genäht wurde. -- „Das Mittel wird bald wirken, dann können wir anfangen“, erklärte Jinki an Taemin gewandt und betrachtete dabei das Mittel, welches er soeben aufgezogen hatte. „Er ist ohnehin angeschlagen, also wird es nicht lange dauern, bis er eingeschlafen ist.“ Man merkte, dass Jinki sich nicht wirklich wohl fühlte bei dem Ganzen, aber für einen Rückzieher war es mittlerweile zu spät. „Ich brauche keine Sedierung.“ „Huh?!“ Überrascht, aber vor allem verwirrt, ließ Jinki die Injektion sinken. Raptor hatte seine Augen wieder ganz aufgeschlagen und ihn geradezu fixiert. Es war ein wenig verwunderlich, dass seine Stimme nun wieder so fest wirkte; noch vorhin war sie kaum mehr als ein Flüstern gewesen. „Natürlich muss ich dich sedieren. Wenn ich es nicht tue, bewegst du dich zu viel und ich kann dich nicht versorgen.“ „Ich werde mich nicht bewegen und dich in Ruhe arbeiten lassen.“ Der bestimmende Unterton in Jonghyuns Stimme jagte Taemin einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Spätestens jetzt war klar, dass die freundliche, kindliche Seite sich wieder zurückgezogen und Raptor die Kontrolle überlassen hatte. Zumindest fand Taemin keine andere vorstellbare Erklärung für den Wahnsinn, den Jonghyun vorhatte. Kann er das aushalten? Ich zweifle nicht an seiner Beherrschung, aber Jinki wird die Schusswunde bestimmt gründlich untersuchen müssen und das wird wehtun. Taemin schluckte unruhig. Die Anspannung stand Jinki deutlich ins Gesicht geschrieben und in diesem Moment hatte Taemin wirklich Mitleid mit seinem älteren Bruder. Raptor machte es ihm nicht gerade einfach. „Dann versuchen wir es eben ohne, aber wenn ich merke, dass es nicht geht, dann werde ich doch auf die Narkose zurückgreifen.“ „Deal.“ -- Zittrig streifte Taemin sein Hemd ab und ließ es in das Waschbecken fallen, welches sich langsam mit warmem Wasser füllte. Ein kurzer Blick in den Spiegel verriet ihm, dass sein Gesicht einiges an Farbe eingebüßt hatte und da sogar noch ein bisschen Blut an seiner Wange klebte. Dass dies nicht sein eigenes war, war natürlich klar. Seufzend rubbelte Taemin mit seinem Zeigefinger über den Fleck, bis dieser schließlich verschwunden und sein Gesicht rein war. Wenn es stimmte und Kibum wirklich kein Blut sehen konnte, wollte er lieber nichts riskieren. „Scheiße!“ Erschrocken schlug Taemin mit seiner flachen Hand auf den Wasserhahn und drehte ihn schnell zu. Das warme Wasser war über den Rand des Waschbeckens geschwappt und hatte nicht nur seine Socken, sondern auch den Boden durchnässt. Es war eine ziemliche Sauerei und an jedem anderen Tag hätte Taemin das Wasser wahrscheinlich auch gewissenhaft aufgewischt, doch dafür fehlte ihm nun einfach der Nerv. Deswegen musste das Handtuch herhalten, welches neben ihm über einem Heizkörper hing. Gott, ohne Narkose … Er ist verrückt. Kopfschüttelnd hob Taemin das Handtuch wieder hoch, nachdem er die Wasserlache beseitigt hatte und verließ wenig später das Badezimmer. Wenn man von den Geräuschen ausging, die aus der Küche kamen, hatte Jinki sich wohl ebenfalls schon fertig gewaschen und war zu Kibum gegangen. „Hey“, machte er auf sich aufmerksam, nachdem er ebenfalls die Küche betreten hatte. Was auch immer Kibum innerhalb der letzten Stunde, vielleicht hatte es auch länger gedauert, Taemin wusste es nicht, gezaubert hatte, roch wirklich sehr verführerisch. „Hey“, kam es ebenso eintönig von Jinki zurück, jedoch folgte kurz darauf schon ein schwaches Lächeln. Sie hatten als Team wirklich erstaunlich gut zusammen gearbeitet und Jinki hatte festgestellt, dass Taemin nicht komplett untalentiert war. „Zieh dir was an, Taemin, sonst erkältest du dich wieder.“ „Mach ich sofort. Aber ich wollte-“ „… fragen wie es ihm geht?“ Jinki lächelte schief, als er sah wie ertappt Taemin sich scheinbar fühlte. „Es geht ihm gut. Kurz nachdem du das Zimmer verlassen hast, ist er eingeschlafen. Also hast du eigentlich nichts Wesentliches verpasst.“ Aufmunternd legte Jinki seine Hände an die Oberarme seines kleinen Bruders. Man sah Taemin deutlich an, dass die Behandlung ihn ganz schön mitgenommen hatte. Aber das konnte Jinki gut nachvollziehen; er selbst hatte auch einige Zeit gebraucht, um sich daran zu gewöhnen. „Wenn er später wach wird, kannst du ihm die Suppe bringen, die Kibum für ihn gemacht hat.“ -- Das Essen war ziemlich ruhig verlaufen. Kibum hatte nicht gefragt, wie es mit Jonghyun gelaufen war und weder Jinki, noch Taemin hatten ein Wort darüber verloren. Wahrscheinlich hätte keiner von den beiden Brüdern überhaupt etwas gesagt, wäre da nicht Kibum gewesen, der von seinem Studium erzählt hatte. Eigentlich hatte er sich eher über ein paar Professoren aufgeregt, die ihn unfair benotet hatten. Zumindest fand Kibum, dass es unfair gewesen war und Jinki, als der gute Freund, der nie widersprach, hatte immer wieder zugestimmt. So waren ihre Gedanken immerhin für ein paar Minuten nicht im Schlafzimmer oben bei ihrem Patienten gewesen. „Darf ich mir den Schlafsack aus dem Keller holen und bei ihm oben schlafen?“ „Es ist doch im Prinzip egal, ob ich einverstanden bin, du tust es ja sowieso, oder?“, stellte Jinki sofort eine Gegenfrage. Die Antwort kannte er bereits, weswegen er nur die Hand hob, als Taemin Luft holte. „Ist okay, Taemin. Dann hat wenigstens jemand ein Auge auf ihn.“ Dankbar drückte Taemin die Schulter seines Bruders im Vorbeigehen. Dass Jinki nichts dagegen hatte, machte ihm die Sache deutlich einfacher und er musste sein Gewissen nicht weiter belasten. Er hatte seinen Bruder innerhalb der letzten Stunden genug enttäuscht und verärgert. „Wie wäre es mit einem Drink, Bärchen?“ „Ich glaube, dass ich mehr als einen brauche.“ Müde blickte Jinki zu Kibum auf und entdeckte dabei auch die Flasche Soju in dessen Hand. Kibum wusste wirklich, wie er nach einem langen Tag mit ihm umgehen musste. Der Alkohol würde ihn bestimmt ein bisschen entspannen lassen; vielleicht konnte er damit ja sogar für eine Weile vergessen, dass ein gesuchter Psychopath sich in seinen eigenen vier Wänden aufhielt. „Danke, Kibummie.“ Vorsichtig nahm Jinki das Glas entgegen, welches ihm soeben gereicht worden war, setzte es an seine Lippen und leerte dessen Inhalt auf Ex. „Du weißt, dass ich das nicht mag.“ Besorgt setzte Kibum sich auf Jinkis Schoß und streichelte ihm sachte über die Wangen. „Es gibt auch andere Mittel und Wege sich zu entspannen, weißt du?“ „Entschuldige“, hauchte Jinki, ehe er seine Stirn gegen Kibums Oberkörper sinken ließ und dessen betörenden Duft einatmete. „Mhm, das ist das Parfum, das ich dir zu unserem Jahrestag geschenkt hab, nicht wahr?“ „Ist es“, bestätigte Kibum schmunzelnd. Jonghyun hatte vorhin wirklich einen Volltreffer gelandet. Das Parfum, welches er trug, war wirklich ziemlich teuer gewesen und er trug es auch nicht jeden Tag. „Na komm, gehen wir ins Bett. Dort kann ich besser für deine Entspannung sorgen, Liebling.“ Sanft drückte Kibum die Hand seines Freundes, während er ihn mit sich zog und wenig später auf ihr gemeinsames Bett drückte. Vielleicht konnte er Jinki nicht alles vergessen lassen, aber zumindest konnte er dafür sorgen, dass die nächsten Stunden angenehmer wurden. tbc... Kapitel 21: 血 - Blut - ---------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 19 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Kapitel 19 .... noch 10 Kapitel und dann ist Schluss >w<' aber noch ist es ja nicht so weit, also ja xD bleibt mir treu~ [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Dunkles Blut lief über seine Handfläche, tropfte in das Waschbecken und vermischte sich dort mit einigen Wassertropfen. Er konnte es nicht aufhalten, geschweige denn dafür sorgen, dass es auch nur geringfügig langsamer aus der Wunde hervor trat. Noch nicht einmal den Schmerz beziehungsweise das Brennen, welches von dem Schnitt ausging, konnte er auch nur ansatzweise lindern. Fest ballte er seine Hand zu einer Faust und beobachtete, wie noch mehr Blutstropfen in das Becken fielen. Wenn er nur genug Druck auf die Wunde ausübte, dann trat der Schmerz in den Hintergrund. Zumindest für ein paar kurze Sekunden, danach kehrte er wieder zurück. „Das ist unmöglich“, flüsterte er, nachdem er wieder locker gelassen und das Blut mit kaltem Wasser abgewaschen hatte. Der Schnitt, den er sich selbst beigebracht hatte, zog sich an seiner linken Hand vom Handballen bis hinauf zum kleinen Finger. Tief war er nicht, also würde kaum eine Narbe zurück bleiben; vielleicht würde in einigen Monaten eine verblassende Linie an den Schnitt erinnern, aber mehr auch nicht. „Wie hast du das angestellt? So viel Kontrolle kann kein Mensch über seinen Körper haben, das ist einfach nicht möglich.“ Egal, wie oft Taemin diese Worte wiederholte, was geschehen war, war deswegen nicht weniger real. Und die Bilder, welche sich förmlich in sein Gedächtnis eingebrannt hatten, verschwanden davon auch nicht. Schließlich gab er sein Experiment auf und ließ erneut Wasser über den blutenden Schnitt laufen. Er musste desinfiziert und verbunden werden. Am besten natürlich von Jinki selbst, aber wenn sein Bruder herausfand, dass er mitten in der Nacht ins Badezimmer schlich, um sich dort selbst zu verletzen – nur zu Forschungszwecken, verstand sich – würde das nur wieder ein unangenehmes Gespräch mit sich bringen. Nein, Taemin würde die Wunde selbst versorgen und anschließend wieder zurück in sein Zimmer schleichen. Jonghyun hatte gewiss bemerkt, dass Taemin gegangen war, doch wieso würde er sich diesmal nicht zusammen reimen können. Er war geschwächt und im Dunkeln würde er den Verband, den Taemin soeben angelegt hatte, auch nicht sofort sehen. Prüfend strich er mit seinem Zeigefinger darüber und nickte anschließend. Fest, allerdings nicht zu fest. Vielleicht ein bisschen schief, aber fürs Erste musste diese Versorgung reichen. Noch ein letztes Mal blickte Taemin in den Spiegel – sein Spiegelbild, blass und mit dunklen Augenringen, starrte förmlich zurück – danach verließ er das Badezimmer. Leise ließ er die Tür hinter sich zufallen und tastete sich im Dunkeln weiter, bis er sein Zimmer erreicht hatte. Die Tür stand immer noch einen Spalt breit offen, gerade weit genug, damit er hindurch schlüpfen konnte. Im Inneren des Zimmers konnte er Jonghyuns ruhige Atemzüge hören; er hatte ihn also wirklich nicht aufgeweckt. Erleichtert, gestattete Taemin sich ein leises Seufzen, während er auf das Bett zu schlich. Sein „Gast“ oder, wie Jinki ihn beim Abendessen bezeichnet hatte „der erste Nagel zu seinem Sarg“, schien friedlich zu schlafen. Die Hand, welche nicht am Bett befestigt worden war, hielt die weiche Decke fest umklammert und sein Kopf war zur Seite gekippt. Dass ein gesuchter Psychopath so friedlich aussehen konnte, war Taemin ein Rätsel, aber er mochte diesen Anblick. „Wieso hast du das getan?“ Taemin spürte förmlich wie ihm das Blut in den Adern gefror. Jonghyun hatte bis eben doch noch tief und fest geschlafen! Wie konnte er auf einmal mit ihm sprechen und dann noch nicht einmal verschlafen klingen? Niemand konnte so gut schauspielern beziehungsweise niemand konnte sich so überzeugend schlafend stellen! Und Taemin wusste wovon er sprach, immerhin hatte er jahrelange Übung darin – die Schuld seiner Mutter und die von Kibum. Die Weckrufe der beiden waren alles andere als angenehm, aber sie gaben schnell auf, wenn man sich nur lange genug nicht rührte. „Du bist wach? Seit wann?“, stellte Taemin einige Gegenfragen und sank schließlich auf die Bettkante. Es war ihm ein Graus, dass Jonghyun die elende Maske sogar dann tragen musste, wenn er schlafen wollte. Aber so sahen nun einmal Jinkis Regeln aus und solange sein Bruder so angespannt wirkte, wollte Taemin nichts herausfordern. „Hab ich dich eben geweckt? Ich musste aufs Klo und eigentlich hab ich mir Mühe gegeben leise zu sein, aber deinen Sinnen entgeht wohl wirklich gar nichts, was?“ Vielleicht würde man ihn ja mit fröhlichem Plappern von seiner ersten Frage abbringen können? Obwohl es Taemin schon brennend interessierte, wie Jonghyun überhaupt erst auf die Idee gekommen war diese zu stellen. „Taemin“, Jonghyuns Stimme klang müde, ein Hauch von Ungeduld schwang in ihr mit, „ich bin aufgewacht, als du gegangen bist. Dein Geruch war weg. Und nun hat er sich verändert.“ Langsam öffnete er seine Augen und blickte über die Ränder der Maske hinweg zu Taemin auf. Er hatte nicht lange nach dem Gesicht des anderen suchen müssen, er hatte gewusst, wohin er blicken musste. „Ich rieche Blut, Taemin. Dein Blut.“ Im ersten Moment konnte Taemin darauf nichts erwidern. Er fühlte sich ertappt und wusste, dass Jonghyun eine Erklärung von ihm wollte. Normalerweise hätte er an dieser Stelle versucht zu argumentieren, dass es Jonghyun nichts anging, was er mitten in der Nacht im Badezimmer machte und dass er ihm schon gar keine Rechenschaft schuldig war, aber Taemin konnte nicht. Er wollte nicht. „Ich habe etwas ausprobiert, aber es hat nicht funktioniert. Zumindest hat es nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe“, erklärte er schließlich matt und streckte die bandagierte Hand aus, so dass Jonghyun sie ergreifen konnte. Ungewöhnlich sanft streichelte er über den Verband, danach ließ er wieder von Taemin ab und seufzte. „Das hättest du nicht tun sollen. Das war ziemlich unüberlegt von dir.“ „Es ist nur ein kleiner Schnitt. In zwei oder drei Wochen sieht man den gar nicht mehr.“ Taemin biss sich auf die Unterlippe. Jonghyun hatte seine Worte bestimmt nicht so gemeint, allerdings fühlte Taemin sich ein bisschen angegriffen. „Und ich musste es einfach tun. Ich hab gesehen, was du gemacht hast und ich wollte wissen, ob ich das auch kann. Jonghyun, erklär es mir, bitte. Dass ich nicht weiß, wie es funktioniert macht mich wahnsinnig.“ Der Ältere ließ daraufhin kaum mehr als ein müdes Glucksen von sich hören. Taemin verhielt sich wirklich oft wie ein kleines Kind; alles musste er wissen und verstehen. Und wenn er etwas nicht auf Anhieb begreifen konnte, probierte er es eben selbst aus. Ehe er schließlich aufgab und einfach nachfragte. „Ich kann es dir nicht erklären, weil ich nicht derjenige bin, der das kleine Kunststückchen vollbracht hat.“ Jonghyun legte seine Hand vorsichtig an die Stelle, an welcher die Kugel ihn getroffen hatte. Jinki hatte die Wunde ausreichend gesäubert und anschließend genäht, um dann einen festen Verband darum zu legen. „Er hat die Kontrolle wieder übernommen, während Jinki sich um die Wunde gekümmert hat. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber es war anstrengend für ihn.“ „Deswegen redest du jetzt mit mir“, schlussfolgerte Taemin und kratzte dabei das letzte Bisschen Mut zusammen, das er noch aufbringen konnte. Von Jonghyun ging keine Gefahr aus, also war die Maske nicht notwendig. Notwendig war sie auch nicht bei Raptor, aber da konnte Taemin sie sich noch eher einreden lassen. „Das ist besser, oder?“ Vorsichtig zog der Rothaarige die Maske aus dem Gesicht Jonghyuns und legte sie anschließend zur Seite. Der Ältere musste auf diese Frage gar nicht antworten, Taemin wusste auch so, dass es besser war. „Aber hat er das schon öfter gemacht? Wenn ihr euch verletzt habt, hat er da einfach dafür gesorgt, dass ihr nicht zu viel Blut verliert? Hatte er diese Kontrolle schon immer?“ „Nein, aber er hat seit ich mich erinnern kann, die totale Kontrolle angestrebt. Das war beunruhigend, als ich noch kleiner war, aber mittlerweile kann ich gut damit leben.“ Müde drehte Jonghyun sich ein bisschen auf die Seite und drückte seine erhitzte Wange in den kühlen Kissenbezug. Unter der Maske hatte sich mit der Zeit ein hauchdünner Schweißfilm gebildet, weswegen es umso angenehmer war, dass er von ihr befreit worden war. „Tut mir leid, dass ich dir nicht mehr erzählen kann. Ich meine, nachdem du dir schon in die Hand geschnitten hast, um es herauszufinden.“ „Du hast mir mehr als genug gesagt, Jonghyun…nie.“ Lächelnd streichelte Taemin über die feuchte Wange Jonghyuns. Ihm war nicht entgangen, dass dieser bei der Erwähnung seines Spitznamens gezuckt hatte. Wahrscheinlich war es einfach schon zu lange her, seit ihn jemand so genannt hatte. „Und jetzt schlaf. Du brauchst deine Ruhe und du musst wieder zu Kräften kommen.“ „Mhm …“ -- Ruhig betrachtete Taemin Jonghyuns Gesicht, während er sich an das Gespräch der vergangenen Nacht erinnerte. Es stimmte nicht wirklich, dass er mit der Erklärung zufrieden gewesen war, aber er wusste, dass Jonghyun ihn nicht angelogen hatte. Er hatte ihm alles erzählt; den Rest musste er wohl aus Raptor persönlich heraus quetschen. Irgendwann einmal. Aber vielleicht ist es besser, wenn ich nicht alles über dich weiß. Ein paar Mysterien sollten erhalten bleiben. Die Züge des Rothaarigen umspielte ein kleines Lächeln, während er wieder in Gedanken versank. Raptor verfügte wohl einfach über so viel Beherrschung, dass er Schmerz ausblenden oder zumindest nicht auf ihn reagieren konnte. Dass er die totale Kontrolle über seinen Körper hatte, hatte Jonghyun ihm vor wenigen Stunden ja noch bestätigt. Zwei Persönlichkeiten, die verschiedener nicht sein könnten und das alles in einem Körper. Das würde ich auf Dauer bestimmt nicht aushalten. „Klopf, klopf.“ „Hm? Oh, Kibum.“ Taemin blickte über seine Schulter zu Kibum, der mit einem Tablett in den Händen im Türrahmen stand und ihm freundlich zulächelte. „Was machst du denn? Ich meine, ist das für mich?“ Verwirrt, jedoch auch neugierig, erhob er sich und trat ein paar Schritte auf den Älteren zu. Kibum hatte einige Schüsseln mit Reis, magerem Fleisch und auch Suppe mitgebracht. „Ich glaube nicht, dass du das alles allein essen kannst, Taeminnie.“ Kopfschüttelnd trat Kibum an Taemin vorbei und stellte das Tablett mit dem Frühstück auf Taemins Nachttisch ab. „Nachdem … Jonghyun gestern Abend kaum etwas gegessen hat und ich von Jinki weiß, dass er auch aufs Frühstück verzichtet hat, dachte ich mir, dass ich … na ja …“ Er deutete ein schnelles Schulterzucken an und lächelte dann wieder. Gegen seine gute Natur kam er nicht an und außerdem wusste er, dass Jonghyun Taemin wichtig war. Das war nur wieder ein Grund mehr gewesen ein ordentliches Frühstück auf die Beine zu stellen. „Das … Das ist wirklich wahnsinnig lieb von dir, Kibummie. Ich … Danke. Vielen Dank.“ Strahlend wieselte Taemin auf Kibum zu und umarmte ihn stürmisch. „Und dass du so an Jonghyun denkst, das … das ist echt klasse von dir.“ Dankbar drückte Taemin Kibum noch einmal und spürte dabei auch, wie Kibum ihm über den Rücken streichelte und dabei etwas murmelte. „Was hast du eben gesagt?“ „Gesagt? Ich?“ Kibum schüttelte abwehrend den Kopf und löste sich dann von Taemin. „Ich hab nichts gesagt, Taeminnie, das hast du dir bestimmt eingebildet. Kümmer dich einfach nicht weiter darum und iss, okay? Ich will nicht, dass es kalt wird und ich mich umsonst in die Küche gestellt habe. Das wäre schade und ...“ Noch während er gesprochen hatte, hatte er sich zur Tür begeben und war auch auf den Flur hinaus getreten. Typisch für Kibum allerdings, hatte er dabei nie aufgehört zu reden, weswegen Taemin ihn irgendwann einfach nicht mehr gehört hatte. Egal, wie sehr er sich auch angestrengt hatte. Mein Bruder liebt einen Verrückten. Schmunzelnd schüttelte Taemin den Kopf und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Jonghyun. Dieser war mittlerweile auch wieder wach und blickte interessiert zwischen Taemin und dem Essen hin und her. Konnte es sein, dass da jemand gefüttert werden wollte? Und ich verliebe mich hoffnungslos in einen Psychopathen. „Kibum hat vorhin übrigens gesagt, dass man auf deinen Freund aufpassen muss, wenn du schon einmal einen hast“, sagte Jonghyun vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, nachdem er das Stückchen Rindfleisch, welches Taemin ihm gefüttert hatte, hinunter geschluckt hatte. Er wollte nicht so tun, als würde ihm der Gedanke nicht zusagen, aber zuerst wollte er doch lieber Taemins Reaktion abwarten. Taemin war bei den Worten Jonghyuns förmlich erstarrt und sogar vergessen, dass er gerade dabei gewesen war einen Löffel Suppe zu essen. Hatte Kibum das tatsächlich gesagt oder spielte Jonghyun mit ihm, weil ihm langweilig war? So genau konnte man das bei ihm ja nie sagen; obwohl in dieser Beziehung Jonghyun bei weitem nicht so „anstrengend“ war wie Raptor. „Das hat er gesagt?“, wollte er sichergehen und ließ seufzend den Löffel sinken, als Jonghyun bestätigend nickte. Kein Wunder, dass Kibum so vehement darauf bestanden hatte nichts gesagt zu haben. Für diesen Kommentar hätte Taemin ihm garantiert eine Reisschüssel auf den Kopf gesetzt. Immerhin war er vollkommen unangebracht gewesen und wenn Jinki das Ganze mitbekommen hätte! Sein Bruder hätte 1 und 1 nur wieder mit einer furchtbaren Treffsicherheit falsch zusammen gezählt und die Geschichte so interpretiert, dass Taemin Jonghyun als seinen Freund ausgab. „Oh man …“ „Ich finde es nicht so schlimm.“ „Ehrlich nicht?“ „Nein.“ Jonghyun schüttelte sachte den Kopf, um seine Worte zu unterstreichen. „Aber Jinki sollte davon besser nichts mitbekommen.“ „Dann sind wir ja einer Meinung.“ Taemin lächelte erleichtert und hielt Jonghyun dann ein Stück Kimchi vor die Lippen. Bis jetzt hatte er noch nicht allzu viel gegessen; vielleicht deswegen, weil Taemin ihn schon wieder am Reden hielt und er kaum zum Kauen kam. Aber wie sollte Taemin sich auch zurückhalten? Mit Raptor hatte er sich nie so offen unterhalten können, da er immer Angst gehabt hatte, ihn aus Versehen zu beleidigen. Im Gegensatz dazu antwortete Jonghyun auf die Fragen, die man ihm stellte. Er gab richtige Antworten und störte sich auch nicht daran, wenn Taemin weiter nachfragte, weil er mehr Details wollte. Es ist fast so, als würde er nach und nach auftauen und anfangen mir zu vertrauen, dachte Taemin, während er den Älteren dabei beobachtete, wie er sich ein paar Soßenreste vom Mundwinkel putzte. So ernst Raptor war, so wenig wollte Jonghyun es sein, hatte Taemin im Gefühl. „Ich muss dich dann übrigens für ein paar Stunden allein lassen. Ich muss mich mal wieder um mein Studium kümmern und um die anstehenden Prüfungen.“ Taemin zuckte bedauernd mit den Schultern, während er Jonghyun davon berichtete. Innerhalb der letzten Zeit hatte er die Universität hinten angestellt und sich vorrangig um Jonghyun gekümmert. Einige Professoren hatten dabei wenigstens noch so getan, als würden sie ihn verstehen; andere wiederum hatten keinen Hehl daraus gemacht, dass er aus dem Kurs fliegen würde, würde er sich nicht bald wieder blicken lassen. „Was hast du denn für Prüfungen?“ Neugierig hob Jonghyun den Blick. „Vielleicht kann ich dir beim Lernen helfen.“ „Du willst mir beim Lernen helfen?!“ Überrascht ließ Taemin die leere Reisschüssel sinken und stellte sie dann auch zurück auf das Tablett. Jonghyun war gerade dabei sich von einer Schusswunde zu erholen – es ging ihm eigentlich ungewöhnlich gut, wenn Taemin genau darüber nachdachte – und brauchte eigentlich Ruhe. Wie kam er da nur auf die Idee einem anderen beim Lernen zu helfen? Taemin selbst wäre dankbar gewesen, hätte man ihn während so einer Zeit einfach nicht angesprochen. „Aber hast du keine Schmerzen? Und … wäre das nicht zu anstrengend für dich? Ich meine, du müsstest dich bestimmt erst einlesen und dann auch noch Latein. Das ist-“ „… reine Logik“, warf der Ältere ein, während er sich ein bisschen weiter nach oben arbeitete. Zum Essen hatte Taemin ihm vorhin ein paar Kissen geholt und mit diesen eine Art Kissenberg gebaut. Daran hatte er sich anlehnen und essen können, ohne dass er sich besonders anstrengen hätte müssen. „Und du traust mir nicht zu, dass ich dir helfen kann. Das wundert mich nicht.“ Noch bevor Taemin Luft holen konnte, um sich zu verteidigen oder sich vielleicht irgendwie zu entschuldigen, sprach Jonghyun weiter: „Aber alles was er weiß, weiß ich auch.“ „Oh.“ Taemin blähte überrascht seine Wangen auf. Wieso war er eigentlich davon ausgegangen, dass Raptor intelligenter war als Jonghyun? Er hatte doch selbst gehört, dass Jonghyun von Anfang an dazu gezwungen worden war verschiedenste Dinge zu lernen. „Entschuldige, ich hätte zuerst denken und dann reden sollen.“ Kopfschüttelnd griff Taemin nach dem Tablett und stellte es zurück auf den Nachttisch. Sie hatten zwar knapp drei Stunden dafür gebraucht, aber alle Schüsseln waren geleert worden – und es war Jonghyun gewesen, der das Meiste gegessen hatte, darauf hatte Taemin mit Adleraugen geachtet. „Aber wenn du mir immer noch helfen willst, dann würde mich das freuen.“ „Gerne.“ -- Es war bereits später Nachmittag, als Taemin es endlich aufgab und diverse Bücher von sich wegschob. Jonghyun hatte ihn nicht belogen, als er behauptet hatte, dass er genauso viel wusste wie Raptor. Er hatte Taemin öfter als einmal in Erstaunen versetzt, als er plötzlich mit viel einfacheren, verständlicheren Erklärungen ankam und somit dafür sorgte, dass Taemin den Stoff tatsächlich verstand und nicht nur stur auswendig lernte. Besonders überrascht aber hatte es ihn, als Jonghyun zielsicher auf eine Passage in seinem Buch gedeutet und ihm erklärt hatte, dass er sich diese unbedingt genau anschauen musste, da er sie bestimmt für die Prüfung brauchen würde. Woher er wissen wollte, dass sein Professor ausgerechnet diesen Text als Übersetzungstext geben würde, konnte Taemin sich zwar nicht erklären, aber er war mittlerweile so weit, dass er Jonghyun einfach vertraute. Dieser hatte bis jetzt noch immer recht gehabt, also warum sollte es diesmal anders sein? „Jonghyun? Kann ich dich noch etwas fragen?“ Sorgfältig verstaute Taemin die Notizen, die er von Jonghyun bekommen hatte, in seiner Mappe. „Etwas, das nicht mit der Uni zusammenhängt, meine ich.“ „Mhm. Ich bin ganz Ohr, Taemin.“ „Wieso bist du geflohen? Also, wieso jetzt? Es gab doch bestimmt schon früher Gelegenheiten, oder? Warum hast du es ausgerechnet gestern riskiert? Wäre ich nicht zufällig in dem Moment gekommen, dann hätte Minho dich wahrscheinlich noch umgebracht und es auf den Fenstersturz geschoben.“ Wie von selbst hatte Taemin nach Jonghyuns Hand gegriffen – die andere hatte er mittlerweile ebenfalls befreit, da es sonst zu unbequem gewesen wäre – und gedrückt. Er wollte sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wäre er nicht zur Stelle gewesen. „Es war seine Idee, nicht meine.“ Jonghyuns Miene verdunkelte sich kaum merklich. „Nachdem du von Rex erzählt hattest, war er außer sich vor Wut. Er schätzt es nicht, wenn ihn jemand auf derartig billige Art und Weise nachahmt und dass die Polizei ihn für seinen-“, kurz unterbrach er sich selbst, dann fuhr er fort: „… unseren Komplizen hält, hat ihn endgültig wahnsinnig gemacht.“ Ein wenig fürchtete er schon, dass Raptor sich nicht mehr lange so ruhig verhalten und die Kontrolle wieder an sich reißen würde, doch nichts dergleichen geschah. Seine andere Persönlichkeit hielt sich zurück – noch. „Also hat er beschlossen, dass es an der Zeit ist zu verschwinden. Der Hypnotiseur kam da gerade richtig. Es war nicht schwer ihm die Trance vorzuspielen und die beiden Wachen waren auch kein Problem. Aber Minho“ Jonghyun leckte sich langsam über die trockenen Lippen, „es war schwierig ihn zu täuschen. Er war misstrauisch, selbst nachdem Jinki meinte, dass er sich zusammenreißen soll. Ich denke, dass er es irgendwie geahnt hat.“ „Minho ist ziemlich eigen, wenn es um dich geht“, pflichtete Taemin bei, hatte gleichzeitig jedoch noch damit zu tun Jonghyuns Worte zu verarbeiten. Rex hatte Raptor offensichtlich mehr aufgeregt und verstimmt, als er Taemin damals merken hatte lassen. Natürlich hatte er ihn darum gebeten zu gehen, da er kurz davor gestanden hatte die Beherrschung zu verlieren, aber wer rechnete denn mit so einer Tat? „Und hätte ich gewusst, dass er so darauf reagiert, hätte ich die Geschichte mit Rex für mich behalten.“ Jonghyun zog es vor darauf fürs Erste nichts zu erwidern. Er konnte nicht sagen, ob es wirklich nur negative Auswirkungen gehabt hatte, dass Taemin Rex erwähnt hatte. „Hättest du ihn nicht erwähnt, dann wäre ich jetzt vermutlich schon tot. Oder vielleicht würde ich auch gerade in der Todeszelle sitzen und auf das Erschießungskommando warten.“ „Dann-“ „Ja, es war gut, dass du davon erzählt hast“, bestätigte der Ältere und lehnte sich, obwohl seine Schulter aufs Heftigste dagegen protestierte, zu Taemin hinüber. Dieser hatte vorhin wieder auf der Bettkante Platz genommen und war im Laufe ihres Gespräches immer wieder auf die Matratze gerutscht. Jonghyun war gerne nachgerückt, denn so hatte er Taemin gleichzeitig näher kommen können, ohne es zu auffällig zu machen. „Taemin … Taeminnie …“ Zögerlich hob er seine Hand, um sie an Taemins Wange zu legen und sachte darüber zu streicheln. Das hatte er schon tun wollen, als er den Rothaarigen das erste Mal gesehen hatte. Allerdings hatte Raptor solche Gefühle nicht zugelassen, weswegen Jonghyun ihn einfach im Stillen weiter beobachtet hatte. „J-Ja?“ Nervös befeuchtete Taemin seine trockenen Lippen mit seiner Zunge und lehnte sich Jonghyun noch weiter entgegen. „Sssh …“ Jonghyun überbrückte die letzten Zentimeter, die sie noch voneinander getrennt hatten und drückte seine Lippen zärtlich gegen Taemins. Es war kein brutaler, leidenschaftlicher Kuss; er war vorsichtig und scheu. Erst, als Taemin seinen Mund einen Spalt breit öffnete, wagte Jonghyun es ihn zu vertiefen. Gleichzeitig vergrub er auch seine Hand in Taemins Haarschopf, um ihn bei sich zu halten. Wäre es nach ihm gegangen, dann hätte die Zeit nun ruhig stehen bleiben können. Vor allem in dem Moment, als Taemin seine Arme vorsichtig um ihn schlang und zufrieden seufzte. tbc... Kapitel 22: 威脅 - Drohung - -------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 2O / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Tjaja QwQ es hat zwar lange dauert, aber immerhin kommt jetzt endlich mal ein bisschen JongTae vor in dieser JongTae Fanfiction *headdesk* das nächste Update wird ein bisschen auf sich warten lassen, fürchte ich. >_< Zu viele Hausaufgaben + Stress ... urks. >_> [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- „Nach wie vor ungeklärt ist, wie der verurteilte Psychopath, Raptor, fliehen konnte. Seit seiner spektakulären Flucht aus der renommierten Nervenklinik in Seoul, sind nun schon drei Wochen vergangen und nach wie vor fehlt jegliche Spur von ihm. Ich habe hier nun den Mann, der Raptor schon einmal dingfest machen konnte: Special Agent Choi Minho.“ „Guten Tag.“ „Denken Sie, dass Sie ihn bald schnappen werden? Die Bevölkerung ist in heller Aufregung.“ „Alle unsere Teams arbeiten auf Hochtouren und wir sind uns sicher, dass wir demnächst eine Spur finden werden. Er wurde immerhin angeschossen.“ „Dann haben Sie also tatsächlich nicht die geringste Spur und tappen vollkommen im Dunkeln? Die Menschen vertrauen darauf, dass die Polizei die Verbrecher fängt und unschädlich macht.“ „Wir tun unser Bestes. Sie müssen auch verstehen, dass-“ Taemin hatte den Kanal mit einem gelangweilten Gähnen gewechselt. Seit ein paar Tagen erschienen immer häufiger Interviews mit Minho im Fernsehen. Das erste Mal, als ihm das aufgefallen war, hatte er noch interessiert zugehört und genau auf Minhos Worte geachtet. Wenn dieser tatsächlich eine Spur fand, dann musste schnell gehandelt werden. Jonghyun durfte nicht in die Hände der Polizei fallen; wenn es nach Taemin ging, dann konnte der Ältere ruhig bei ihm bleiben. Er hatte kein Problem damit sich ein Zimmer, und in letzter Zeit auch ein Bett, zu teilen. Passiert war zwischen ihnen noch nichts. Wenn man von ein paar sanften Küsschen, Kuscheln und Händchenhalten absah, hieß das. Noch einen Schritt weiter zu gehen, war bis zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht möglich gewesen. Schon das Kuscheln hatte sich am Anfang als schwierig erwiesen, da Jonghyuns Wunde ihnen oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Apropos Jonghyun, wo steckte der Ältere denn eigentlich? Vorhin, als Taemin ins Wohnzimmer geschlendert war, um fernzusehen, hatte er Jonghyun in Jinkis Arbeitszimmer ausmachen können. Taemin hatte sich den Sinneswandel seines Bruders nicht erklären können, aber er hatte Jonghyun tatsächlich erlaubt sich frei im Haus zu bewegen. Zwar immer noch mit seiner Maske und Handschellen, aber immerhin durfte er Taemins Zimmer verlassen. Das war ein riesiger Schritt in die richtige Richtung und Taemin hatte gar nicht mehr aufhören können Jinki zum Dank zu drücken. „Jonghyunnie?“ Neugierig linste Taemin in das Arbeitszimmer seines Bruders. In diesem befanden sich zwei große und ein kleines Regal, in welchen sich die Bücher förmlich stapelten. Jinki behauptete, dass er sie alle gelesen hatte, doch irgendwie wagte Taemin dies zu bezweifeln. Sein Bruder arbeitete so gut wie immer und in seiner begrenzten Freizeit musste er sich um Kibum kümmern. Aber was hieß da „musste“? Jinki liebte Kibum und verbrachte gerne Zeit mit ihm; selbst wenn das bedeutete, dass er an einem Samstag shoppen gehen musste. „Wo steckst du denn?“ „Ich bin hier.“ Jonghyun trat mit einem Lächeln hinter dem kleineren Regal hervor. Er hielt drei Bücher fest in seinen Händen und erinnerte direkt an ein kleines Kind, das unter dem Weihnachtsbaum saß und seine Geschenke auspackte. Ganz verstehen konnte Taemin dies nicht. Ihm war es ein Gräuel Sachbücher zu lesen und zu versuchen, die unnötig hochgestochene Sprache irgendwie zu übersetzen. Er verstand nicht, wieso man solche Bücher nicht auch verständlich verfassen konnte. „Dein Bruder hat eine beeindruckende Auswahl an Büchern. Er hat einen ausgezeichneten Geschmack, das muss man ihm lassen.“ Strahlend betrachtete er die Bücher noch einmal, dann legte er sie auf dem Schreibtisch ab. Diese Wälzer würde er sich später noch zu Gemüte führen, aber nun, da Taemin da war, hatte dieser natürlich Vorrang. „Du hast nach mir gesucht?“ „Ja, ich wollte sehen, ob du schon ins Buch-Koma gefallen bist.“ Schmunzelnd machte er ein paar Schritte auf Jonghyun zu und blickte dann schließlich abwartend zu ihm auf. Er hatte sich noch immer nicht getraut Jonghyun von sich aus einen Kuss zu geben, bis jetzt war es immer der Ältere gewesen, der den ersten Schritt machen hatte müssen. „Und ich hatte Sehnsucht nach meinem Lieblingspsychopathen.“ „Dann sollte ich wohl mit ihm tauschen? Er vermisst dich sicher auch sch-gh“ Überrascht brach Jonghyun mitten im Satz ab, als er Taemins Lippen auf den Seinen spüren konnte. Normalerweise zierte der Jüngere sich doch so! Wo kam auf einmal der Mut her? „Mhm …“ Sanft streichelte er ihm über den Rücken und zog ihn dabei noch eine Spur enger an sich. Seine Schulter protestierte zwar nach wie vor gegen derartige Bewegungen, aber darum wollte und konnte er sich nicht kümmern. Nicht, wenn Taemin ihm so nahe war und er dessen Zunge über seine Unterlippe streicheln spürte. Noch besser als ohnehin schon, wurde das Ganze nur noch durch die leisen Seufzer, die über Taemins Lippen rutschten. „T-Taeminnie …“ „Hm.“ Hartnäckig klammerte der Angesprochene sich an Jonghyun fest und forderte diesen erneut zu einem Kuss heraus. Jonghyun sollte merken, dass es durchaus interessantere Beschäftigungen gab, als in Büchern zu blättern. Schließlich konnte er ihn küssen und berühren und ihm nahe sein und- Taemin löste sich abrupt von Jonghyun und atmete tief durch. Obwohl sein Blut bereits begonnen hatte südwärts zu fließen und er wirklich alles andere als abgeneigt war, ging es einfach nicht. Nicht, weil er nicht wollte, sondern weil Jonghyun noch nicht fit genug war und sich schonen musste. „Ich hab wieder Minho im Fernsehen gesehen.“ „Du weißt wirklich, wie man die Stimmung zerstört.“ Missbilligend rümpfte Jonghyun die Nase und schüttelte dabei deutlich angewidert den Kopf. Minho war vielleicht eher Raptors Nemesis, aber Taemin war schnell klar geworden, dass auch Jonghyun ihn bis auf den Tod nicht ausstehen konnte. Wahrscheinlich teilten die beiden Persönlichkeiten nicht nur das Wissen, sondern auch ihre Gefühle. Ihre Gefühle? Nein, das geht nicht. Das würde bedeuten, dass auch Raptor sich zu mir hingezogen fühlt. Aber jemand wie Raptor kann nicht lieben. Taemin biss nachdenklich auf seinen Daumen und nuckelte an bisschen an der Fingerkuppe. Jemand wie Raptor kann nur zerstören und Hass empfinden. Er ist anders als Jonghyun, ganz anders. Er ist eine Art böser Zwilling. „Was hat er denn diesmal von sich gegeben? Sucht er nach einer Spur?“ Spöttisch lächelnd legte Jonghyun die drei Bücher nebeneinander auf dem Schreibtisch auf. Nachdem er diesen aufgeräumt hatte, hatte er endlich genug Platz dafür. Natürlich hatte er sich vorher Jinkis Erlaubnis geholt und versprochen, dass er nichts wegwerfen würde. So etwas stand ihm auch gar nicht zu, schließlich war er nicht Jinki und konnte nicht wissen, was für ihn wichtig war und was nicht. „Mich wundert übrigens, dass er nur dreimal hier aufgekreuzt ist. Normalerweise ist er doch immer wie ein läufiger Hund um dich herum geschlichen und hat auf seine Chance gewartet.“ Jonghyun hatte seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen gepresst und seine Augen verengt. Wenn es einen Menschen gab, den er aus dem Weg räumen wollte, dann war es Minho. Und das hieß schon einiges, denn immerhin war er die friedliche, sanfte Persönlichkeit in diesem Körper. „Du bist doch nicht etwa immer noch eifersüchtig? Jonghyunnie, das ist wirklich nicht notwendig, ich-“ „Ich schätze es nicht, wenn jemand MEIN EIGENTUM auf diese Art und Weise anstarrt.“ Knurrend war Jonghyun herumgefahren und hatte Taemin im nächsten Moment an den Oberarmen gepackt. So hatte er ihn quer durch das Zimmer geschoben und letzten Endes gegen die schwere Holztür knallen lassen, die daraufhin laut ins Schloss fiel. „Ich würde am liebsten dafür sorgen, dass er nie wieder jemanden ansehen kann.“ Spätestens jetzt war Taemin klar, dass Raptor die Kontrolle an sich gerissen und Jonghyun verdrängt hatte. Denn auch wenn dieser ebenfalls manchmal zu Wutausbrüchen neigte, so trat dabei doch nie diese Kälte in seine dunklen Augen. „Lange nicht gesehen, Raptor.“ „Du nennst mich gar nicht mehr beim Namen?“ „Es ist leichter für mich euch auseinander zu halten, wenn ich ihn Jonghyun und dich Raptor nenne“, erklärte Taemin seine Beweggründe und drückte gleichzeitig gegen Raptors eisernen Griff. Es war nicht gut, was der Ältere hier veranstaltete; zum einen hatte er mit dem Knall garantiert Kibum alarmiert und zum anderen strapazierte er seinen Körper unnötigerweise. „Aber ich kann dich auch Jonghyun nennen, wenn dir das lieber ist.“ Im Prinzip war es Taemin wirklich egal, wie er diese Persönlichkeit des anderen nannte. Die Unterschiede zwischen den beiden waren markant genug; er würde immer wissen, mit wem genau er es nun zu tun hatte und wie er sich verhalten musste. „Nenn mich Jonghyun“, flüsterte Raptor daraufhin bedrohlich und lehnte sich noch weiter zu Taemin, um ihm einen hauchzarten Kuss auf den Hals zu drücken. Doch dabei blieb es nicht lange, da Raptor auf die Gänsehaut, die daraufhin über Taemins Unterarme gekrochen war, aufmerksam geworden war. Langsam ließ er seine spitzen Eckzähne über die weiche, warme Haut kratzen und drückte auch immer wieder ein bisschen fester zu. „J-Jonghyun …“ Taemin ließ ein kehliges Keuchen vernehmen, reckte seinen Hals aber noch weiter. Wie oft hatte er sich gefragt, wie es sich anfühlen würde, wenn Jonghyun genau das tat? Und wie oft hatte er sich insgeheim gewünscht, dass Jonghyuns Zelle einfach aufsprang und er über ihn herfiel? „Nicht …“ „Nicht aufhören?“ Jonghyun wanderte wieder weiter nach oben, ließ Taemin jedoch keine Zeit seine Bitte ganz zu formulieren. Bevor noch jemand auf die Idee kam sie zu unterbrechen und somit zu stören, wollte auch er einmal das in Besitz nehmen, was seiner anderen Persönlichkeit bereits so willig angeboten worden war. Fest packte er Taemin am Haarschopf und zog seinen Kopf grob ein Stück zurück, bevor er ihn einfach küsste. Seine Küsse konnte man allerdings kaum mit denen Jonghyuns vergleichen. Raptor wusste was er wollte und er wusste, wie er es bekam. Seine Küsse waren schnell, brutal; er setzte seine Zähne sein und vergewaltigte die Mundhöhle Taemins förmlich mit seiner Zunge. Und Taemin genoss diese Behandlung; er genoss es, wie Raptor ihn dominierte und seine spitzen Zähne in seine Unterlippe drückte. Der Geschmack seines eigenen Blutes berauschte Taemin und ließ ihn in den Kuss stöhnen – er wollte noch so viel mehr. Mehr von Raptor, mehr von Jonghyun; ganz egal. Hauptsache mehr! „Taemin?! Ist bei dir alles in Ordnung?“ Kaum war Kibums Stimme von der anderen Seite der Tür bis zu ihnen gedrungen, war ihr kleiner, magischer Moment auch schon vorüber. Jonghyun hatte sich knurrend von Taemin gelöst und nur aus den Augenwinkeln beobachtet, wie dieser bebend auf den Boden gesunken war. Seine Unterlippe blutete nach wie vor und sein gesamter Körper zitterte, aber unglücklich beziehungsweise unzufrieden schien er dennoch nicht zu sein. Der benebelte Blick ließ eher den Schluss zu, dass sich dringend jemand um Taemin kümmern musste – wie das gemeint war verstand sich wohl von selbst. „Taemin! Antworte mir, sofort! Was ist los?!“ „K-Kibum, alles okay. Ein Regal wäre beinahe umgefallen und nun liegen hier so viele Bücher. Jonghyun und ich sind gerade dabei aufzuräumen.“ Taemin war überrascht, dass seine Stimme noch so fest und überzeugend klingen konnte. Nachdem Jonghyun ihn beinahe dumm geküsst hatte, hatte er eher damit gerechnet, dass er ein paar zusammenhangslose Wörter brabbeln würde. „Aber es ist wirklich alles okay. Wir … Wir kommen dann auch gleich in die Küche. Jonghyun meinte vorhin, dass er gerne einen von deinen köstlichen Keksen hätte.“ „Er findet, dass sie köstlich sind?“ Verzückt klatschte Kibum in die Hände und kam gar nicht erst auf die Idee weiter nachzufragen. Wenn Taemin sagte, dass Bücher herunter gefallen waren, dann war es bestimmt auch so. „Er hat offensichtlich wirklich Geschmack. Oh, ich werde sofort einen Teller vorbereiten, dann können wir uns zusammen setzen und Kekse essen.“ Fröhlich vor sich hin zwietschernd, trippelte Kibum davon, um seine Worte in die Tat umzusetzen. Erleichtert sank Taemin in sich zusammen, als er Kibums Schritte hörte und merkte, dass diese sich entfernten. Er würde es vermutlich niemals laut vor Jinki sagen, aber er war froh, dass Kibum so einfach gestrickt war. Auf diese Art und Weise war es einfacher gewisse Dinge zu vertuschen und somit Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Hätte Kibum mitbekommen, dass ich es eben mit Raptor zu tun hatte, hätte er sofort Jinki angerufen und dann wäre es unschön geworden. „Wir hatten eben Glück, dass mir so eine Ausrede eingefallen ist“, meinte Taemin in Jonghyuns Richtung, nachdem er sich auf die Beine gestemmt und das restliche Blut von seiner Unterlippe geleckt hatte. Ohne Jonghyun, der ihm nahe kam und ihn küsste, schmeckte sein Blut auf einmal wieder furchtbar langweilig. Es hatte diesen berauschenden Effekt verloren und ließ Taemin lediglich hoffen, dass die kleine Bisswunde bald aufhören würde zu bluten. „Und dass er das einfach so schluckt, war auch nicht selbstverständlich.“ Während er leise vor sich hin gebrabbelt hatte, war er neben Jonghyun getreten und hatte ihn von der Seite her angesehen. „Willkommen zurück, Jonghyunnie.“ Das ungläubige Schnauben, welches sogar irgendwie als kurzes Lachen interpretiert werden konnte, war für Taemin Beweis genug, dass er richtig lag. Raptor hatte sich wieder zurückgezogen und Jonghyun das Kommando überlassen. Kein Wunder, denn Kibums Auftreten hätte eventuell Schwierigkeiten mit sich bringen können und warum sollte Raptor mit diesen umgehen, wenn es doch auch Jonghyun tun konnte? „Wieso wusstest du, dass wir wieder getauscht haben? Ich hab doch noch gar nichts gesagt.“ „Ich sehe es in deinen Augen.“ Zärtlich streichelte Taemin über Jonghyuns Wange und nahm dann noch seine zweite Hand dazu, um das Gesicht des Älteren ganz zu sich zu drehen. Lächelnd blickte er zu ihm auf und gleichzeitig auch in seine dunklen Augen. „Seine Augen sind kalt, das ist mir von Anfang an aufgefallen. Sie sind viel eher Schwarz, als Braun.“ Umso weiter Taemin seine Theorie ausführte, desto weiter hoben sich Jonghyuns Augenbrauen. Ob er ihn insgeheim schon für verrückt erklärt hatte? „Aber deine Augen sind freundlich und strahlen eine gewisse Wärme aus. Ich … Ich sehe dir gerne in die Augen … weil … wenn ich das tue, dann fühle ich mich geborgen. Ich kann es selbst nicht erklären, aber es ist so.“ Verlegen wandte Taemin seinen Blick ab. Er hatte sich innerhalb der letzten Zeit eindeutig zu viele Liebesfilme mit Kibum angesehen. Woher sonst sollte er diese furchtbar schnulzigen Dinge haben? Damit habe ich ihn nun bestimmt überfordert. „Ich wusste nicht, dass du so fühlst“, antwortete Jonghyun schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit. Er lächelte; ein Lächeln, welches sich förmlich in seinen Augen widerspiegelte, wie Taemin fand. „Aber ich finde es schön. Auch, dass du es mir gesagt hast. So etwas habe ich bis jetzt noch nie gehört.“ „Dann wurde es allerhöchste Zeit, würde ich sagen. Aber jetzt komm, Kibum wartet bestimmt schon auf uns und mittlerweile hab ich richtig Lust auf seine Kekse.“ Fröhlich zog der Jüngere an der Hand seines Freundes. Vielleicht war es noch ein bisschen früh, um Jonghyun als seinen Freund zu bezeichnen, aber das störte Taemin nicht. Außerdem küssten sie sich doch schon und nur weil keiner von ihnen es bis jetzt gewagt hatte eine Beziehung anzusprechen, wollte Taemin nicht aufhören so von Jonghyun zu denken. „Kommst du nicht?“ „Du musst mir vorher helfen, Taeminnie.“ „Helfen?“ „Maske und Handschellen.“ Jonghyun deutete auf die beiden Utensilien, welche vollkommen verwaist auf dem Schreibtisch thronten und förmlich auf ihn zu warten schienen. Kibum war vielleicht niemand, der die Maske-und-Handschellen-Regel so ernst nahm, aber es bestand immer noch die Möglichkeit, dass Jinki früher nach Hause kam und wenn er bemerkte, dass Jonghyun nichts von beidem trug, würde er sehr ungemütlich werden. Also blieb Taemin gar nichts anderes übrig, als ein resignierendes Seufzen auszustoßen und sich schließlich daran zu machen Jonghyuns Handgelenke mit den Eisenringen zusammen zu hängen. Um ihm die Maske dann auch richtig anlegen zu können, bat Taemin Jonghyun auf dem Drehsessel vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. So war es bedeutend einfacher das kühle Material in Jonghyuns Gesicht zu drücken und die Riemen fest zu ziehen. Letzten Endes drückte er auch das kleine Schloss zusammen, mit welchem Jinki die Maske versehen hatte. Dies war eine Vorsichtsmaßnahme, die sein Bruder am zweiten Tag eingeführt hatte, denn für dieses Schloss brauchte man einen Schlüssel. Schlüssel gab es allerdings genau zwei; einen hatte Jinki selbst und den anderen verwahrte Kibum. Mittlerweile war er freilich in Taemins Besitz übergegangen, er hatte Kibum einfach lieb darum gebeten, weswegen es keine große Affäre war, dass er die Maske so fixierte. „Fertig?“ Jonghyuns Stimme klang hinter der Maske ziemlich dumpf, allerdings hatte Taemin ihn trotzdem verstehen können. „Ja, wir können gehen.“ -- Hastig durchwühlte Minho die Schreibtischschubladen, suchte dabei auch nach eventuellen doppelten Böden und ließ seinen Blick gleichzeitig immer wieder zwischen der Bürotür und dem Laptop hin und her gleiten. Es war unmöglich, dass sich hier nicht einmal die Spur einer Spur finden ließ. Er war sich doch sicher, dass er der Lösung des Rätsels einen Schritt näher gekommen war. Immerhin hatte er angefangen das Unmögliche, für ihn war es bisher unmöglich gewesen, in Betracht zu ziehen und hatte damit enorme Fortschritte gemacht. „Fuck“, formte er lautlos mit seinem Mund, während er die oberste Schublade wieder zuschob und sich dann dem Laptop widmete. Die CD, welche er in das Laufwerk eingelegt hatte, hätte das Passwort längst knacken müssen; warum zum Teufel dauerte das so lange? „Taemins Geburtsdatum.“ Minho zuckte erschrocken, als Jinki sich so plötzlich zu Wort meldete. Hatte man ihm nicht mitgeteilt, dass Jinki noch länger bei einem Patienten bleiben würde und er bestimmt noch einige Zeit auf ihn warten musste? Die Krankenschwester, die ihm diesen Tipp gegeben hatte, würde er sich später noch kaufen. „Das Passwort?“ „Genau.“ Jinki kam langsam auf Minho zu und betrachtete seinen verwüsteten Schreibtisch. Nachdem es Wochen in Anspruch genommen hatte alle Akten fein säuberlich zusammen zu legen und abzuheften, löste dieser Anblick nicht unbedingt Freude in ihm aus. Viel eher wollte er Minho packen und ihn Kopf voraus gegen die nächstbeste Wand rammen. Allerdings war Jinki schon immer jemand gewesen, der sich beherrschen konnte, also blieb er bei einem gequälten Lächeln. „Und wenn du die Dateien über Patienten sichtbar machen willst, brauchst du Kibums Geburtsdatum. Das wäre dann 880923.“ „Was spielst du hier für ein Spielchen?“ Minho hatte sich langsam aufgerichtet und den Laptop dabei zugeklappt. Er arbeitete lange genug als Special Agent um zu wissen, dass Menschen, die einem alles offen hinlegten, am meisten zu verbergen hatten. Dass aber ausgerechnet Jinki einmal dazu gehören würde, das war eine unangenehme Überraschung. „Ich weiß, dass Raptor innerhalb der Klinik einen Komplizen hatte. Ich bin mir sicher, dass dieser Komplize dafür gesorgt hat, dass er die Wachen ausschalten kann. Und wahrscheinlich war er es auch, der Raptor aufgesammelt hat, nachdem er aus dem Fenster gestürzt ist.“ Wütend ballte er seine Hände zu festen Fäusten. „Und ich will, dass du mir jetzt sofort sagst, wer Raptors Komplize ist.“ „Ich soll dir sagen wer Raptors Komplize ist?“ Jinki gab ein leises, durchaus amüsiertes Lachen von sich. Vielleicht war dies nicht das Intelligenteste, was er tun konnte, aber die ganze Situation war doch irgendwie komisch. Minho, ein berühmter und erfolgreicher Ermittler, setzte ihn unter Druck und wollte Informationen von ihm. War es nicht viel eher Minhos Job Nachforschungen anzustellen und selbst auf die Lösung zu kommen? „Ich hab deine Interviews im Fernsehen gesehen, aber wer hätte gedacht, dass du wirklich schon so verzweifelt bist und mich fragst.“ Kopfschüttelnd legte Jinki ein paar lose Blätter aufeinander, nachdem er sie rasch überflogen hatte. „Ich kann dir nicht helfen, Minho. Als Raptor abgehauen ist, war ich die ganze Zeit über mit dir zusammen. Und ich wusste auch nicht, dass er eine Flucht plant. Also warum verschwendest du deine Zeit mit mir?“ „Weil ich mir verdammt noch einmal sicher bin, dass du Dreck am Stecken hast. Oder …“ Minhos Miene verdunkelte sich, ehe er Jinki grob am Kragen packte und ihn an sich heran zog. Wenn der Arzt nicht willig war und freiwillig redete, dann würde Minho eben ein paar „Verhörmethoden“ anwenden müssen. „… ist es Taemin? Hat dein kleiner, idiotischer Bruder es getan? Sag’s mir, Jinki, dann werde ich zusehen, dass er nicht gleich mit Raptor zusammen in die Todeszelle k-“ Minho war schlagartig – im wahrsten Sinne des Wortes – unterbrochen worden, als Jinki ihm die Faust ins Gesicht gerammt hatte. Er war zu weit gegangen. Niemand drohte seinem kleinen Bruder und kam ungestraft davon. Noch nicht einmal Minho durfte sich so etwas erlauben. Schnaufend senkte Jinki seine Hände wieder, nachdem Minho aufgehört hatte zu taumeln und Jinki perplex anstarrte. Vermutlich hatte er noch nie erlebt, dass der Arzt auch durchaus hart zuschlagen konnte, wenn es sein musste. „Wag es nie wieder Taemin zu beschuldigen“, knurrte Jinki fast schon heiser, „Wenn du ihn noch einmal auf diese Art und Weise bedrohst, werde ich dafür sorgen, dass du durch die Hölle gehst, Minho. Niemand bedroht meine Familie, klar?“ „Das war-“ „Es ist mir scheißegal, ob es vielleicht gar nicht ernstgemeint war. Taemin ist mein kleiner Bruder und ich kenne ihn gut genug um zu wissen, dass er sofort zur Polizei gehen würde, wenn er Informationen hätte. Immerhin liegt ihm auch etwas daran, dass Raptor gefunden wird. Allerdings eher deswegen, weil er sich wegen seiner Schusswunde sorgt.“ Schnell strich Jinki seinen Arztkittel glatt, dann wandte er Minho seinen Rücken zu. „Ich würde es begrüßen, wenn du nun verschwinden würdest. Du hast mein Büro ausreichend auf den Kopf gestellt und meine Familie auch mehr als genug beleidigt. Komm in Zukunft nicht in Taemins, Kibums oder meine Nähe, das könnte unangenehm für dich werden.“ Minho zog es vor nichts mehr zu erwidern und stattdessen das Büro zu verlassen. Jinkis Reaktion war ganz klar die eines großen Bruders, der an die Unschuld des Jüngeren glaubte und der wütend wurde, wenn man diesem indirekt drohte. Alles in allem hatte Jinki sich weniger auffällig verhalten, als Minho sich erhofft hatte. Auch sein Schreibtisch, seine Unterlagen, die weggeworfenen Papiere und der Laptop hatten ihm nicht weitergeholfen. Hieß das, dass er wieder am Anfang stand oder übersah er einen Hinweis, der sich direkt vor seiner Nase befand? tbc.... Kapitel 23: 假面具 - Maske - ------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 21 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Uuuuund es geht weiter xD mir fällt nicht viel dazu ein .... verzeiht mir, es ist spät >w< [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Interessiert drehte Kibum Raptors Maske zwischen seinen Fingern. Sie war schwerer als er gedacht hatte und auch die Riemen, welche an ihr befestigt worden waren, fühlten sich alles andere als weich an. Es musste unangenehm sein sie tragen zu müssen; Kibum wollte sich gar nicht erst vorstellen wie es war damit zu schlafen. Langsam leckte er sich über die trockenen Lippen, danach drückte er sich die Maske probehalber ins Gesicht. Für ihn war sie zu groß und wahrscheinlich hätte sie nicht einmal richtig gehalten, wenn man die Riemen voll anspannte. Aber glücklicherweise musste sie auch nicht halten, weswegen Kibum sie wieder auf den Tisch sinken ließ und seufzte. Jonghyun und Taemin hatten ihn die ganze Zeit über beobachtet, das hatte er gespürt, aber gesagt hatte keiner von ihnen etwas. „Wie alt ist die Maske eigentlich?“, brach Kibum schließlich doch das Schweigen und blickte zu Jonghyun auf. Dieser runzelte auf die Frage hin nur kurz die Stirn; ganz verstand er noch nicht worauf Kibum eigentlich hinaus wollte, also führte Kibum seine Frage etwas genauer aus: „Na ja, ich habe mich gefragt, ob nur eine Maske angefertigt wurde oder ob es mehrere gibt. Wenn du fünf Jahre die gleiche Maske ins Gesicht geschnallt bekommst, ist das doch nicht sonderlich hygienisch, oder?“ „Darüber hab ich noch nie nachgedacht“, murmelte Taemin, noch bevor Jonghyun die Gelegenheit hatte zu antworten. Er hatte sich nie allzu viele Gedanken um die Maske gemacht. Sie war ihm innerhalb der letzten Wochen immer unsympathischer geworden, das stimmte, aber davor hatte er ihr kaum Beachtung geschenkt. „Aber es sollte da schon mehrere geben, oder?“ Jonghyun nickte daraufhin nur kurz, danach ließ er seinen Kopf in den Nacken rollen. Ein anderes Thema wäre ihm lieber gewesen, aber immerhin unterhielten sie sich nun. Vorher, nachdem sie die Küche betreten hatten, hatten sie sich alle einfach nur ruhig an den Tisch gesetzt, etwas getrunken und Kibums Kekse gegessen. Keiner von ihnen hatte gewusst, was er sagen sollte und Kibums anfängliche Versuche eine Konversation zu beginnen, waren auch schnell gescheitert. Er hatte aber auch nicht ernsthaft erwarten können, dass sie sich über Zeichentrickfilme wie „My Little Pony“ unterhalten wollten; gut, Jonghyun hatte ein bisschen Interesse daran entwickelt, als Taemin drucksend zugegeben hatte, dass er diese Serie ebenfalls schon gesehen hatte, aber für eine richtige Unterhaltung reichte dies einfach nicht. „Es gibt wirklich mehr als eine Maske.“ Jonghyun zog die Maske an den Riemen zu sich und hob sie anschließend hoch, damit sie sich mit ihm auf Augenhöhe befand. „Jinki und ein paar andere Ärzte haben sie über die Jahre hinweg weiterentwickelt, wenn man so will. Zu Anfang ging es lediglich darum mir über kurze Zeiträume hinweg das Maul zu stopfen, aber dann wurde sie neu konzipiert.“ Es war Jonghyun deutlich anzusehen, dass er nicht gerne über dieses Thema sprach. Die Maske war ihm immer ein Graus gewesen. Raptor hatte sie nie weiter gestört, wahrscheinlich hatte er es sogar noch gut gefunden, dass er damit unheimlicher aussah. So etwas war seiner anderen Persönlichkeit durchaus zuzutrauen. „Irgendwann musste ich sie dann immer tragen und weil Plastik das nicht lange mitgemacht hat, sind sie auf dieses Metall umgestiegen“, führte Jonghyun seine Erklärungen schließlich zu Ende und schob Taemin die Maske zu, da der Jüngere seine Hand danach ausgestreckt hatte. „Ich werde mal mit Jinki darüber reden. Er wird sicher einsehen, dass es nicht notwendig ist, dass du das Ding trägst.“ Taemin hatte genug von der Entstehungsgeschichte der Maske gehört, um mit Sicherheit zu wissen, dass Jonghyun sie nicht mehr tragen sollte. Er konnte zwar nicht leugnen, dass Jonghyun ziemlich gut damit aussah und die bloße Vorstellung reichte, um Taemin einen Schauer über den Rücken zu jagen, aber hier ging es um das Wohl des anderen. Dieses ging vor. „Aber damit muss ich warten, bis er mal wieder gute Laune hat. In letzter Zeit ist er immer so gereizt.“ „Das wundert dich aber nicht wirklich, oder?“ Kibum drehte seine leere Teetasse zwischen seinen Fingern. Jinki und er waren innerhalb der letzten Tage öfter als einmal unschön aneinander geraten. Zwar hatten sie sich nie wirklich heftig gestritten und die anschließende Versöhnung hatte alles wieder wettgemacht, aber Kibum mochte es einfach nicht, wenn sein Geliebter sich so verkrampfte. „In der Klinik sitzt ihm Minho dauernd im Nacken und hier kommt er auch nicht wirklich zur Ruhe.“ Er hatte nicht vor nun einen Streit vom Zaun zu brechen, aber Taemin konnte ruhig auch einmal an jemand anderen denken als an seinen Haus-Psychopathen. „Taeminnie, wenn dir das mit der Maske so wichtig ist, dann lass mich mit Jinki reden. Ich verspreche nichts, aber ich werde mich bemühen.“ Sicher keine allzu schlechte Idee. Taemin kaute gedankenverloren auf seinen Wangeninnenseiten herum. Kibum würde vermutlich mehr Erfolg bei einer solchen Diskussion haben. Und außerdem war Kibum Jinkis Freund und hatte ganz eigene Methoden ihn wieder ruhig zu stimmen, wenn er sich wieder aufregte. „Danke, Kibum“, während er sprach, neigte der Jüngste am Tisch seinen Kopf zum Dank. Kibum sollte nicht glauben, dass seine Hilfe als selbstverständlich hingenommen wurde. „Dann gehen wir jetzt wohl wieder nach oben, od-“ Taemin unterbrach sich selbst, als er hörte, wie die Eingangstür geöffnet und anschließend wieder geschlossen wurde. Jinki war viel zu früh wieder zu Hause und Jonghyun trug weder Maske noch Handschellen – er saß quasi vollkommen frei mit ihnen hier an einem Tisch. Und noch dazu in der Küche! Jinki würde ihnen bestimmt erklären, dass die Küche vor potenziellen Waffen geradezu wimmelte und dass dies mehr als nur verantwortungslos gewesen war. Scheiße, scheiße, scheiße! Hektisch drückte Taemin Jonghyun die Maske ins Gesicht. Verkehrt herum. „Hnnghn … T-Taemggn“, ächzte Jonghyun gegen das kühle Material seines Maulkorbs, als Taemin auch noch Anstalten machte die Riemen fest zu ziehen. Wenn Taemin es darauf anlegte ihn zu ersticken, dann machte er sich wirklich sehr gut. Wieso merkte Taemin denn nicht endlich, dass er gerade dabei war einige der Kratzer in seinem Gesicht wieder aufzureißen? Und noch wichtiger: Wieso stieß Jonghyun Taemin nicht einfach von sich? Seine Schulter und Rippen waren vielleicht angeschlagen, aber seine Kraft hätte für dieses Fliegengewicht alle Mal ausgereicht. Trotzdem ließ er es bleiben. Das Risiko, dass Taemin hinfiel, wenn er ihn stieß, war einfach zu hoch; Taemin sollte sich seinetwegen auf keinen Fall verletzen. „Taemin, hör auf“, zischelte Kibum Taemin zu, kam jedoch nicht mehr dazu einzugreifen, da Jinki in dieser Sekunde die Küche betreten hatte. Sein Blick war mehr als skeptisch, als er sah, was Taemin mit Jonghyun anstellte. Offensichtlich hatte sein kleiner Bruder sich nicht an die Bedingungen gehalten – wieder einmal – und hatte nun Stress Jonghyun für ihn „herzurichten“? „Falsch rum, Bruderherz“, seufzte Jinki schließlich und nahm Kibum wenig später in den Arm. Der Tag war vielleicht nicht so lang gewesen wie so manch anderer, aber auf jeden Fall anstrengend. Vor allem nach Minhos „Besuch“. „Und ich weiß doch sowieso, dass er sie nicht trägt, wenn ich nicht da bin, also erspar sie ihm auch jetzt.“ Taemin gab es daraufhin fast sofort auf Jonghyun die Maske ins Gesicht pressen zu wollen. Dass er sie falsch rum gehalten hatte, war ihm gar nicht aufgefallen, aber es erklärte, wieso Jonghyun so geschnauft hatte. „Danke, Jinki.“ Bedröppelt blickte Taemin zu Jonghyun hinunter, der gerade sein schmerzendes Gesicht rieb und mit seinen Fingerspitzen darüber tastete. Er blutete nicht und das unangenehme Ziepen würde auch bald verschwinden, da war er sich sicher. „Und, versteh das bitte nicht falsch, ich finde es gut, dass du heute eher hier bist, aber warum bist du nicht mehr in der Klinik?“ „Das wollte ich auch gerade fragen“, pflichtete Kibum fast sofort bei und blickte dabei zu Jinki auf. Die Müdigkeit in dessen Augen und die dunklen Augenringe bereiteten ihm große Sorgen. Jinki war drauf und dran sich sein eigenes Grab zu schaufeln; er war vielleicht jung und fit, aber irgendwann machte selbst der stärkste Körper so viel Arbeit und gleichzeitig wenig Schlaf nicht mehr mit. „Und setz dich hin. Ich hab noch Kekse und du kriegst Tee, keinen Kaffee. Du trinkst in letzter Zeit sowieso zu viel davon.“ Jinki schüttelte müde schmunzelnd den Kopf, nachdem Kibum ihn förmlich auf einen der Stühle gedrückt hatte. Eigentlich hatte er nur noch ins Badezimmer gehen und sich waschen wollen, bevor er sich ins Bett und gleichzeitig ins Koma fallen ließ, aber Tee und Kekse waren nicht zu verachten. „Ich bin früher nach Hause gekommen, weil ich dringend mit Jonghyun reden muss. Oder eher mit Raptor.“ Jinki drehte einen der Schokoladenkekse zwischen seinen Fingern, danach legte er ihn wieder auf dem Tisch ab. Sein Appetit hielt sich stark in Grenzen. „Das ist nichts gegen dich, Jonghyun, aber ich bin mit deiner anderen Persönlichkeit um einiges vertrauter.“ „Das verstehe ich“, antwortete Jonghyun ruhig, „und wenn du mit ihm sprechen willst, dann werde ich mich auch nicht querstellen, keine Sorge.“ Einen Moment lang debattierte er mit sich selbst, danach setzte er erneut zum Sprechen an: „Mich würde nur interessieren worum es geht. Ich habe eine vage Ahnung und wenn sich diese bestätigt, dann-“ „Lass uns das unter vier Augen fortführen“, unterbrach Jinki Jonghyun schnell und vollführte dabei eine rasche Handbewegung. Weder Taemin noch Kibum sollten davon erfahren. Fürs Erste musste das Gespräch, das er mit Minho geführt hatte unter Jonghyun und ihm bleiben. Jinki konnte zwar nicht behaupten zu wissen, was in Jonghyuns Kopf vor sich ging, aber er hatte mittlerweile festgestellt, dass er Taemin mochte. Wenn es um Taemins Sicherheit ging, würde er bestimmt nicht zweimal überlegen und sofort passende Schritte ergreifen. „Und nein, Taemin, das wird nicht diskutiert. Ich lasse Jonghyun ohne Maske und Handschellen hier herum laufen, aber dafür verhältst du dich jetzt ruhig. Du wirst alles noch erfahren, früher oder später.“ Jinki rieb sich die schmerzenden Schläfen und fügte dann beinahe schon flehend an: „Bitte, tu einmal in deinem Leben was ich dir sage. Ich hab auch so schon genug Probleme am Hals.“ Taemin schluckte sämtliche Widerworte hinunter, welche ihm auf der Zunge gelegen hatten. Er wollte die Nerven seines Bruders nicht noch weiter strapazieren und Kibums Groll wollte er sich genauso wenig zuziehen. Seufzend senkte er seinen Blick, suchte jedoch gleichzeitig Jonghyuns Hand unter der Tischplatte. Was auch immer sein Bruder mit ihm zu besprechen hatte, konnte nichts Gutes sein. Wahrscheinlich hatte Minho doch etwas herausgefunden oder übte auf andere Art und Weise Druck auf Jinki aus. Was auch immer es war, Taemin war sich sicher, dass die ruhige Zeit bald vorbei sein würde und sie sich nach einem anderen Versteck für Jonghyun umsehen mussten. Nachdem seine Wunden zum größten Teil wieder verheilt waren und nur seine Schulter gelegentlich noch schmerzte, wenn er sie über strapazierte, würde das kaum ein allzu großes Problem werden. Jonghyun wird mir nachher sicher alles erzählen, denke ich, redete Taemin sich gut zu und beobachtete dann wie Kibum sich ein wenig um Jinki kümmerte und ihm auch sachte die Schultern massierte. Das Beste war sicher, wenn Jonghyun und er fürs Erste gingen und Jinki sich später meldete, wenn er bereit für das Gespräch war. -- Alles andere als entspannt, knetete Jinki seine Hände in seinem Schoß. Nachdem Kibum darauf bestanden hatte, dass er noch etwas anderes als Tee und Kekse zu sich nahm, hatte er auch noch ein wenig Reis und Gemüse gegessen. Dass er dadurch einiges an Zeit verloren hatte, interessierte seinen Freund nicht. Und wahrscheinlich musste Jinki Kibum dafür auch wirklich dankbar sein; so wenig wie er sich in der letzten Zeit um sich selbst kümmerte, war es ein Segen, dass Kibum dies für ihn übernahm. Wo bleibt er denn so lange? Muss er sich von Taemin verwanzen lassen, bevor er zu mir kommen darf? Entnervt ließ Jinki seinen Kopf in den Nacken kippen. Es konnten kaum mehr als zwei oder drei Minuten vergangen sein, seit er Jonghyun Bescheid gesagt hatte, aber trotzdem kam es ihm um einiges länger vor. Ich muss mich zusammenreißen. Wenn bei dem Gespräch etwas herauskommen soll, darf ich Raptor gegenüber nicht ausfallend werden. Ein leises Klopfen an der Tür ließ Jinki sich schließlich wieder aufrichten. Jonghyun stand ein paar Meter von ihm entfernt im Türrahmen. Er sagte nichts, als er das Arbeitszimmer Jinkis betrat und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Es war mehr als offensichtlich, dass die Persönlichkeiten tatsächlich wieder getauscht hatten, denn Jinki hatte bereits mitbekommen, dass Jonghyun seine Neugier selten zügeln konnte. Diesmal jedoch verhielt er sich vollkommen ruhig; selbst nachdem er sich auf den Stuhl vor Jinkis Schreibtisch sinken hatte lassen sagte er kein Wort. „Raptor?“, wollte Jinki sichergehen, woraufhin nur mit einem leisen Schnauben geantwortet wurde. „Okay, gut. Ich wollte mich nur vergewissern.“ „Natürlich.“ Raptor ließ sich zurück gegen die Stuhllehne sinken und schlug ein Bein lässig über das andere. Seine Hände ließ er dabei ruhig auf den Armlehnen liegen. Worüber Jinki auch immer mit ihm sprechen wollte, er sollte es bald tun; Jonghyun konnte nicht garantieren, dass er es lange schaffen würde sich für die Probleme des anderen zu interessieren. „Also, Jinki, was ist denn so wichtig? Du weißt doch, dass ich es genauso gehört hätte, hättest du es einfach meiner anderen Persönlichkeit erzählt.“ „Das ist mir schon klar“, antwortete Jinki langsam und versuchte dabei seine Hände mit einem Kugelschreiber zu beschäftigen. Er war nervös, wie immer in der Gegenwart Raptors. Wie Taemin mit ihm im gleichen Zimmer schlafen konnte, war im wirklich ein Rätsel. „Aber es ist nun einmal so, dass ich dich für den intelligenteren von euch beiden halte und-“ Jinki kam nicht dazu seinen Satz zu Ende zu führen, da Jonghyun seinen Kopf lachend in den Nacken fallen hatte lassen. War das nun also die neue Masche? Wollte man ihm Honig ums Maul schmieren, damit er brav, wie ein kleiner Lemming, alles tat, was man von ihm verlangte? Jinki musste ja wirklich verzweifelt sein, wenn er auf so etwas zurückgriff. „Du bist köstlich, Jinki“, grinste Raptor schief und lehnte sich dann schließlich nach vorne. Das Grinsen war wie von seinem Gesicht gewischt und er fixierte Jinki geradezu mit seinen Augen. „Wie wäre es, wenn du aufhörst zu versuchen mir in den Arsch zu kriechen? Du solltest mich doch mittlerweile so gut kennen, dass du wissen müsstest, dass mich das allerhöchstens amüsiert.“ Sich ertappt fühlend, leckte Jinki sich über die trockenen Lippen. Dieser Einstieg war nicht so ganz das Wahre gewesen und obwohl Jonghyun noch relativ ruhig da saß, wusste er doch, dass sich dessen Geduld dem Ende zuneigte. Das bedeutete wohl, dass Jinki mit der Wahrheit herausrücken musste. „Es geht um Minho“, begann er, gab Raptor diesmal jedoch keine Chance um ihn wieder zu unterbrechen, „Er hat mich nicht einfach so in meinem Büro besucht. Er hat eingebrochen, meine Sachen durchsucht und wollte auch auf meinem Computer Hinweise finden.“ Jinki unterbrach sich selbst und betrachtete die unbewegte Miene Jonghyuns. In seinen Augen spiegelte sich nicht das geringste Bisschen Überraschung wider. Offensichtlich hatte Jinki soeben die „vage Ahnung“ bestätigt, von welcher Jonghyun vorhin schon gesprochen hatte. „Natürlich konnte er keine Hinweise finden. Ich meine, ich hatte doch keine Ahnung, dass du versuchen würdest zu fliehen und dass ausgerechnet Taemin dich dann rettet. Aber Minho … er, ich weiß auch nicht … Das Ganze lässt ihn langsam durchdrehen und er hat da etwas angesprochen, dass-“ Jonghyuns Schnauben unterbrach Jinki erneut. Er hatte es wieder getan. Er redete ständig um den heißen Brei herum und rückte einfach nicht mit den Fakten heraus. Das hatte Jonghyun schon immer sehr an Jinki gestört; Taemin hatte eine ähnliche Angewohnheit, aber diesen konnte man bestimmt noch hinbiegen und dafür sorgen, dass er immer gleich alles aussprach. „Entschuldige“, murmelte der Arzt, nachdem ihm sein „Fehler“ klar geworden war, danach räusperte er sich: „Was ich sagen wollte ist, dass Minho Taemin bedroht hat. Wenn er etwas findet, das Taemin belastet, dann landet ihr beide zusammen in der Todeszelle. Und ich bin mir nicht sicher, ob das schon alles ist. Ich stecke in der Sache zu tief drinnen, um zu erwarten, dass ich ungeschoren davon komme, aber ich fürchte, dass Minho auch Kibum schaden könnte. Und das geht einfach nicht.“ Nachdem er geendet hatte, schob er den Kugelschreiber von sich. Seine Hände waren mittlerweile feucht und auch sein Herz schlug unangenehm schnell gegen seine Brust. Jonghyun war nun voll im Bilde, jetzt musste er nur noch irgendwie darauf reagieren. Jinki hoffte allerdings darauf, dass Raptor nicht in einem Anfall von Zorn sein Arbeitszimmer auseinander nehmen würde. „Dieser kleine Wurm bedroht also Taemin.“ Regungslos saß Raptor auf seinem Stuhl; seinen Blick hatte er mittlerweile gesenkt, so dass er auf seinen Händen ruhte. Sie zitterten vor unterdrückter Wut, jedoch nahm Jonghyun sich vor, dass er sich diese Wut für Minho aufheben würde. „Ich will dir nichts vormachen, Jinki, es ist mir egal, ob du oder Kibum in dieser Zelle landet, aber Taemin …“ „Ich bin nie davon ausgegangen, dass Kibums oder mein Schicksal dich auch nur im Geringsten interessieren. Bei deiner anderen Persönlichkeit ist es unter Umständen anders, aber das spielt keine Rolle.“ Jinki hatte sich erhoben und stützte sich nun auf der massiven Tischplatte des Schreibtisches ab. „Minho darf nicht dahinter kommen, dass du die ganze Zeit hier warst. Es wird bestimmt nicht mehr allzu lange dauern, bis er mit einem Durchsuchungsbefehl anrückt und-“ „Kann er ruhig.“ Raptor hatte seinen Sitzplatz ebenfalls aufgegeben und blickte Jinki nun auch wieder in die Augen. „Ich werde dafür sorgen, dass er nichts findet. Er wird Taemin nichts anhängen können und somit auch euch nicht.“ Kurz huschte ein schiefes Grinsen über seine Züge. „Damit sind wir dann wohl quitt, Jinki.“ Er war niemand, der gerne in der Schuld eines anderen stand. Man konnte schließlich nie wissen, wie diese andere Person dies zu seinen Gunsten ausnutzte. Aber Jinki war eigentlich ein guter Mensch und einer der wenigen, denen Jonghyun beinahe ein bisschen vertraute. Dann viel Glück, dachte Jinki, während er Jonghyun dabei beobachtete wie er das Zimmer wieder verließ. Er wusste nicht, ob das Gespräch nun gut verlaufen war, oder nicht. Jonghyun hatte zwar gemeint, dass er sich um alles kümmern würde und dass sie somit aus dem Schneider waren, aber war es wirklich ratsam einem Psychopathen zu vertrauen? Wenn dieser ein Auge auf den eigenen kleinen Bruder geworfen hat, ist es wahrscheinlich in Ordnung. Schwach lächelnd fuhr Jinki sich durch die Haare. Hoffentlich klappte auch wirklich alles so, wie Raptor sich das vorstellte. -- Eine seltsame Stimmung hatte sich innerhalb der letzten Tage breitgemacht. Raptor hatte, kurz nachdem er von dem Gespräch mit Jinki zurückgekommen war, wieder das Feld geräumt und Jonghyun die Kontrolle überlassen. Dieser hatte Taemin jedoch nichts über den Inhalt des Gespräches verraten; er hatte sich ungewöhnlich bedeckt gehalten und Taemin kaum richtig in die Augen sehen können. Natürlich hatte er trotzdem darauf bestanden, dass alles in bester Ordnung war und Taemin schließlich davon überzeugt, dass er lediglich müde war und seine Schulter ihm wieder Probleme bereitete. Wenn alles in Ordnung ist, wieso werde ich dann das Gefühl nicht los, dass er eine Möglichkeit sucht sich zu verabschieden? Seufzend stützte Taemin seine Ellbogen auf der massiven Tischplatte seines Schreibtisches ab und beobachtete den Bleistift, den er sachte hin und her rollen ließ. Jonghyun hatte sich vor gut fünf Minuten entschuldigt und war anschließend im Badezimmer verschwunden. Und Jinki ist wieder die ganze Zeit so angespannt und gereizt. Sogar Kibum hat schon bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Wie lange wollen die beiden dieses Spielchen noch spielen? Frustriert steckte Taemin den Bleistift zurück in seine Mappe und wollte sich gerade erheben, als sich zwei Hände auf seine Schultern legten. „Wieder am Träumen gewesen?“, fragte Jonghyun sanft. Er hatte deutlich gespürt, dass Taemin unter seiner Berührung zusammen gezuckt war und sich erschrocken hatte. Es wunderte Jonghyun natürlich nicht, dass Taemin ihn nicht zurückkommen gehört hatte; wenn er nicht wollte, dass man ihn hörte, dann hörte man ihn auch nicht. „Ich wollte dich nicht erschrecken.“ „H-Hast du nicht.“ Eine Lüge, das wussten sie beide, allerdings sagte Jonghyun nichts weiter dazu. Er streichelte lediglich behutsam über die schmalen Schultern Taemins. Dies waren vermutlich die letzten Stunden, die sie zusammen verbringen konnten und Jonghyun hatte nicht vor sie zu verschwenden. „Du bist wieder so still, Jonghyunnie. Das bist du in letzter Zeit dauernd und langsam ver-“ Jonghyuns Finger, der an seine Lippen gelegt worden war, hatte Taemin kurzerhand zum Verstummen gebracht. Wann hatte Jonghyun es überhaupt geschafft ihn von seinem Drehsessel in die Mitte des Raumes zu bugsieren? Taemin konnte es beim besten Willen nicht sagen; er war aber auch ohnehin zu sehr damit beschäftigt in die dunklen Augen seines Gegenübers zu blicken. „Was-“ „Nicht reden“, bat Jonghyun leise und legte seine Hände schließlich an die Wangen Taemins. Zärtlich streichelte er mit seinen Daumen über die weiche Haut des Jüngeren, danach lehnte er sich ihm entgegen. Der warme Atem Taemins streifte seine Lippen und er wusste, dass er sich nun nicht mehr zurückhalten können würde. Vielleicht war es falsch, aber das kümmerte ihn nun nicht mehr. „Ich will dich, Taeminnie. Ich wollte dich schon, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Und ich kann mich nicht mehr länger beherrschen, es geht nicht.“ „D-Dann tu es nicht …“ Nervös leckte Taemin sich über die trockenen Lippen und überbrückte kurzerhand die letzte Distanz zwischen ihnen, indem er seine Arme um Jonghyuns Nacken schlang. „Halt dich nicht mehr zurück …“ Und als wären dies die magischen Worte gewesen, auf die Jonghyun noch gewartet hatte, legte dieser seine Hände an Taemins Taille und zog ihn dicht an sich. Nein, er würde sich nicht mehr zurückhalten, jetzt nicht mehr. tbc... [ Anmerkung: Jaaa, meine Lieben, das nächste Kapitel wird ein reines Smut-Kapitel. Würde ich es zensieren, hätte es im Endeffekt vllt 100 Wörter. xD Storytechnisch wird darin nichts passieren, also ist das nicht allzu schlimm. >w< ] Kapitel 24: - fuck you like an animal - --------------------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 22 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: NC-17 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Tjaaaa >w> hier kommt jetzt das Kapitel, auf das die meisten wohl schon sehnsüchtig warten xD le Smut~! Verzeiht mir eventuelle Fehler ... ich habs mehrmals durchgelesen, aber vllt ist mir ja was entgangen >w> [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Mühelos hob Jonghyun Taemin hoch, damit dieser seine Beine um seine Hüften schlingen konnte. So verfrachtete er den Jüngeren zum Bett hinüber, auf welchem er ihn schließlich ablegte und sich mit einem liebevollen Lächeln über ihn beugte. Die sanfte Röte, die sich auf Taemins Wangen geschlichen hatte und die leicht geöffneten Lippen, die förmlich auf ihn warteten, waren alles, was er sehen musste um sich sicher zu sein. Taemin wollte diese Zweisamkeit genauso sehr wie er selbst, daran bestand kein Zweifel mehr. „Taeminnie“, säuselte er atemlos, während er sich an dem Oberteil des Jüngeren zu schaffen machte und es ihm schließlich über den Kopf zog. Die Haut Taemins war genau so, wie er sie sich immer vorgestellt hatte: milchig weiß und wahnsinnig weich unter seinen tastenden Fingerspitzen. „Du hast keine Ahnung wie schön du bist, nicht wahr?“ Zärtlich streichelte er über die warmen Seiten Taemins und lächelte, als dieser daraufhin kicherte – teils, da die Worte ihn in Verlegenheit gebracht hatten, teils, da er einfach kitzlig war. Vorsichtig drückte Jonghyun seine Lippen gegen das hervorstehende Schlüsselbein Taemins und verteilte kleine Küsschen darauf. Sich so nach unten küssend, erreichte er schließlich die rosigen Brustwarzen des Jüngeren, welche er mit seiner Zunge spielerisch streichelte. Er wollte nichts überstürzen und sich Zeit lassen; er wollte sich jedes Seufzen und jedes noch so kleine Geräusch, welches Taemin von sich gab, genauestens einprägen, damit er es auch bestimmt nicht mehr vergaß. „J-Jonghyunnie …“ „Mhm …“ Lächelnd blickte der Angesprochene auf und ließ seine Hände dabei über den flachen Bauch Taemins streicheln. Er war unwahrscheinlich weich und Jonghyun hätte schwören können, dass er sogar noch so etwas wie Babyspeck ertasten konnte – erwähnen tat er dies natürlich nicht, denn ausnahmsweise wollte er Taemin nicht ärgern. Er wollte, dass Taemin sich gut fühlte und sich unter ihm vollkommen entspannen konnte. „Das ist nicht dein erstes Mal, oder?“ „Hm.“ Taemin schüttelte sachte den Kopf. Die Frage war ihm ein bisschen unangenehm und er konnte auch sehen, dass Jonghyun diese Antwort nicht unbedingt begeisterte, aber ihn anzulügen hätte ohnehin nicht funktioniert. „Vor drei Jahren, auf einer Party. Ich erinnere mich kaum noch.“ Taemin räusperte sich leise und wandte seinen Kopf zur Seite. Darüber wollte er nun wirklich nicht nachdenken; der Typ, mit dem er damals geschlafen hatte, war ein Idiot gewesen und außerdem hatte er ihn nie angerufen. Nach dieser Nacht war er sich wahnsinnig dumm vorgekommen und Jinki wusste bis zu diesem Tag nichts davon. Kibum wusste es natürlich schon, aber das war auch etwas anderes. „Keine Sorge“, Jonghyun schien sich nicht beirren lassen zu wollen, während er an Taemins Gürtel nestelte und ihn schließlich auch öffnete, „ich werde schon aufpassen, dass du dich hieran ganz genau erinnern können wirst.“ Ein schiefes Grinsen huschte über die Züge Jonghyuns und verpasste Taemin gleichzeitig eine kribbelnde Gänsehaut. Jonghyun hätte ihm das gar nicht erst versprechen müssen, denn Taemin ahnte bereits, dass er sich an diese Nacht bis an den Rest seines Lebens erinnern können würde. Gut, dass ich sicherheitshalber einkaufen war. Während Jonghyun ihm langsam die Hose von den Beinen zog und auch seine Socken entfernte, blickte Taemin zu seinem Nachtkästchen hinüber. Er hatte schon vor einiger Zeit ein paar nützliche Utensilien gekauft, denn schließlich hatte er ja darauf gehofft, dass zwischen Raptor beziehungsweise Jonghyun und ihm irgendwann etwas laufen würde. Dass dieser Wunsch dann aber tatsächlich erfüllt wurde, war einfach nur zu schön um wahr zu sein. „Hah~“ Taemin wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als Jonghyun mit seinem Handballen über seine Körpermitte rieb und ihm ein schelmisches Grinsen zuwarf. „Du träumst schon wieder“, flüsterte er und leckte sich dabei auch langsam über die Lippen, „Wenn du Zeit zum Träumen hast, mache ich ganz offensichtlich etwas falsch. Oder es wird Zeit, dass ich einen Gang hochschalte. Ich will doch nicht, dass du dich langweilen musst.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen, lehnte Jonghyun sich nach vorne und drückte Taemin einen Kuss auf die Lippen. Seine Zunge zwängte sich dabei fast automatisch in die Mundhöhle des Jüngeren und lieferte sich mit dessen Zunge ein kleines Duell um die Vorherrschaft. Ein Kampf, bei dem Taemin sich spätestens dann geschlagen geben musste, als Jonghyun eine Hand in seine Shorts schob und seine Erektion umfasste. „Ghnn“, keuchte Taemin in den Kuss und klammerte sich dabei bebend an Jonghyuns Schultern fest. Jonghyun hatte es sich mittlerweile über ihm bequem gemacht und stützte sich mit der linken Hand neben Taemins Kopf ab, während die rechte das verhärtete Glied des Jüngeren bearbeitete. Immer wieder bewegte Jonghyun seine Hand locker auf und ab und rieb mit seinem Daumen auch über die geschwollene Spitze. Dass er Taemin so schnell in einen derartigen Zustand bringen konnte, überraschte Jonghyun – aber er konnte nicht behaupten, dass ihm das nicht gefiel. „Jo-Jonghyun …“ „Ja?“ Jonghyun löste sich für einen Moment von Taemins geschwollenen Lippen. „Du … hast zu viel an …“ Taemin versuchte zwar es wie eine Beschwerde klingen zu lassen, jedoch klang seine Stimme schwach und direkt ein wenig rauchig. Die Erregung schwang deutlich als Unterton mit und das triumphierende Grinsen, welches über die Züge des Älteren huschte, machte das Ganze nicht besser. Jonghyun sollte ihn nicht so ansehen, er sollte sich bitte einfach nur ausziehen! Jonghyun erwiderte nichts auf Taemins „Beschwerde“ hin, allerdings zog er seine Hand zurück – Taemin kommentierte dies mit einem unzufriedenen Stöhnen – und richtete sich gleichzeitig auch auf. Seine Schulter protestierte ein wenig, als er seine Hände an den Saum seines Shirts legte und sich dieses über den Kopf zog, doch wollte er sich darum nun nicht kümmern. Es gab wichtigere Dinge, die seine Aufmerksamkeit forderten. „Besser?“, hauchte er Taemin fragend zu, während er dessen Beine auseinander schob und sich zwischen ihnen platzierte. Er konnte spüren, dass Taemin diese daraufhin folgsam um sein Becken wickelte und sich fast sofort an ihn drückte. Ihre nackten Oberkörper trafen aufeinander und Jonghyun hatte das Gefühl geradewegs im Paradies gelandet zu sein. Taemins Haut an seiner eigenen fühlte sich unvergleichlich gut an und er wollte mehr, sehr viel mehr. „Viel besser“, bestätigte Taemin keuchend und ließ seine Hände zittrig über den muskulösen Rücken tasten. Dabei achtete er natürlich darauf, dass er nicht die Wunde Jonghyuns berührte oder ihr zu nahe kam. „Und jetzt küss mich … bitte, Jonghyunnie.“ Diesem Wunsch kam Jonghyun natürlich nur zu gerne nach. Und nicht nur das; während er Taemin erneut in einen innigen Kuss verwickelte, schob er seine Hände unter dessen Rücken, um sie schließlich an seine Schultern legen und gegenhalten zu können. Der Stoff ihrer Hosen war zwar noch im Weg, aber das machte im Moment noch nichts. Diese Kleidungsstücke würden später auch noch verschwinden. „Haaahh~“ Taemin schnappte überrascht nach Luft, als Jonghyun sein Becken so gegen ihn stieß und er dabei durch den dünnen Stoff seiner Shorts deutlich die Ausbuchtung in den Jeans des Älteren spüren konnte. Er wusste nicht, ob Jonghyun ihn damit nur ärgern oder noch weiter anheizen wollte, er wusste es wirklich nicht, aber er genoss es. Wahrscheinlich genoss er es sogar mehr als normal gewesen wäre. „Mehr … meeehr!“, stieß er hervor, als Jonghyun erneut gegen ihn stieß und dafür sorgte, dass seine Stimme sich überschlug. „Lass … Lass mich nicht noch länger warten …“ Taemin blickte durch einen Schleier der Erregung und Lust zu Jonghyun auf. Die Augen des anderen waren ebenfalls deutlich glasiger geworden und feine Schweißtröpfchen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. Sein Atem ging schnell und Taemin genoss es zu beobachten, wie der starke Brustkorb sich hob und senkte. Jonghyun bot in dieser Sekunde das vermutlich erotischste Bild, das er jemals gesehen hatte. Er war einfach unglaublich. „In der Schublade … da … da ist alles … los …“ „Hast wohl vorgesorgt …?“ Jonghyun löste seinen Griff um Taemins Schultern und richtete sich keuchend auf. Er konnte deutlich spüren, dass seine Shorts bereits ein wenig feucht waren und er wusste, dass er nicht mehr so viel Zeit hatte, wie ihm lieb gewesen wäre. Ächzend beugte er sich zu der Lade hinüber, öffnete sie und zog wenig später eine Packung Kondome und das Gleitgel hervor. Es war einige Zeit her, seit er so etwas das letzte Mal in den Händen gehalten hatte, aber das war glücklicherweise nichts, das man verlernte. „Ich … Ich will“, flüsterte Taemin, noch bevor Jonghyun die Verpackung öffnen hatte können. Taemin wollte das gerne machen; vor allem aber wollte er Jonghyun berühren und dafür sorgen, dass er sich noch besser fühlte. „Mhm … ich wusste doch, dass du groß bist.“ Mehr als zufrieden betrachtete Taemin das steife Glied, welches ihm förmlich entgegen gesprungen war, nachdem er Jonghyuns Jeans und Shorts hinuntergezogen hatte. Fast schon ehrfürchtig legte er seine Finger locker darum und bewegte seine Hand langsam auf und ab. Jonghyun reagierte fast sofort mit einem kehligen Stöhnen auf diese Berührung und ließ sich zurück auf seine Fersen sinken. Taemin hatte kaum etwas getan und trotzdem sah er bereits kleine Sternchen vor seinen geschlossenen Augen umher tanzen. „Zieh dich ganz aus“, flüsterte Taemin, während er selbst sich aus seinen Shorts quälte und ein bisschen Platz für Jonghyun machte, damit dieser sich nun hinlegen konnte. „Genau so …“ Schweratmend ließ Taemin seinen Blick über den starken Körper des Älteren wandern und konnte dann nicht verhindern, dass er erneut an der stolzen Erektion Jonghyuns hängen blieb. Diese war lange genug vernachlässigt worden. Um Jonghyun ein wenig zu beeindrucken, riss Taemin die Kondomverpackung mit seinen Zähnen auf und grinste schief, als der Ältere nur blinzelte. „Sieht sexy aus, hm?“ „Ja, wahnsinnig sexy“, bestätigte Jonghyun mit einem schwachen Lachen. Taemin war wirklich süß, wie er sich schon über solche Kleinigkeiten amüsierte und- Keuchend spannte er sich an, als Taemin das Kondom über seine Erektion rollte und anschließend mit seiner Zunge triezend über deren Spitze rieb. „O-Oh Gott, Taemin …!“ Wie von selbst vergrub er seine rechte Hand in Taemins weichem Haarschopf und sorgte dafür, dass dieser seine Erektion weiter in seine Mundhöhle rutschen ließ. Geschickt leckte Taemin einmal über die gesamte Länge Jonghyuns und war dabei auch mit seinen Händen nicht untätig. Ganz im Gegenteil. Noch bevor Jonghyun wusste wie ihm geschah, hatte Taemin seine rechte Hand an seine Hoden gelegt, um diese noch zusätzlich zu massieren. „G-Genug! Ta-Taemin, hör auf …!“ Das Ziehen in seiner Lenden ließ Jonghyun alarmiert seine Hand zurückziehen. So wollte er bestimmt nicht seinen Höhepunkt erreichen. „Hn …“ Taemin blickte mit verklärtem Blick zu ihm auf, ließ sich jedoch ohne weitere Proteste neben ihn sinken. Er war schon die längste Zeit bereit für den nächsten Schritt. Und wäre er nicht vollkommen außer Atem gewesen, hätte er Jonghyun auch erklärt, dass er nicht extra noch Gleitgel auftragen musste – er würde es bestimmt auch so schaffen und wollte nicht noch länger warten müssen. „Sag … Bescheid, sollte es zu schmerzhaft werden …“ Jonghyun hatte sich wieder zwischen Taemins Beine begeben und diese weit auseinander geschoben. Der Anblick, der sich ihm daraufhin bot, jagte eine erneute Welle der Erregung über seinen Rücken und ließ ihn zwei seiner Finger beinahe schon eine Spur zu stürmisch in Taemin schieben. Ein wenig zog Taemin sich um ihn zusammen, als er den Widerstand durchstieß und seine Finger tiefer in die heiße Enge vordringen ließ. Es dauerte jedoch nicht lange, bis Taemin geradezu um mehr bettelte und auch den dritten Finger willig in sich aufnahm. „Hör … nicht auf …!“, stieß Taemin hervor, als Jonghyun erneut mit seinen Fingern in ihn stieß und sie anschließend genauso schnell wieder zurückzog. „Mach weiter … ich will mehr!“ „Dein Wunsch ist mir Befehl.“ Jonghyun zog seine Finger endgültig aus Taemin zurück und lehnte sich gleichzeitig weiter nach vorne, um sich besser positionieren zu können. Mit Hilfe seiner Hand, führte er seine Erektion an den Eingang Taemins, um probehalber dagegen zu drücken. Wie erwartet begrüßte ihn sofort wieder ein leichter Widerstand, welchen er jedoch durchbrechen und sich weiter in Taemin schieben konnte. Dieser zog sich wimmernd um ihn zusammen und ließ Jonghyun ebenfalls ächzen – Taemin war so verdammt eng! – allerdings ließ es sich noch aushalten. Jetzt aufzuhören war ohnehin keine Option und keiner von ihnen beiden wollte auch nur einen Gedanken daran verschwenden. „Taemin …“ Stöhnend schob Jonghyun sich komplett in den Jüngeren und stützte sich schließlich schweratmend links und rechts von dessen Kopf ab. Er spürte, wie Taemin seine Beine zittrig um ihn schlang und seine Fersen gegen sein Hinterteil drückte – allzu schlimm konnten die Schmerzen also nicht sein? „Beweg … Beweg dich …“ Nur zu gerne kam Jonghyun dieser Aufforderung nach und zog sich ein Stückchen zurück. Probehalber stieß er in Taemin und beobachtete dabei genau dessen Miene. Es war schwer zu sagen, ob Taemin sein Gesicht nun vor Erregung oder vor Schmerz verzogen hatte; Tatsache jedoch war, dass der Anblick mehr als nur erregend war. Taemin wand sich förmlich unter ihm und schon nach kürzester Zeit flehte er geradezu nach mehr. „Schneller …!“ „Aber-“ „Schneller!“ Taemin kratzte stöhnend über Jonghyuns Rücken, um seinen Wunsch auch ja verständlich zu machen. Ja, es tat weh, aber es war ein verdammt anregender Schmerz und je schneller Jonghyun sich bewegte, desto besser wurde es. Es störte Taemin noch nicht einmal, dass er von dem Älteren hinauf ans Kopfende des Bettes geschoben wurde und bei jedem Stoß in Richtung Wand ruckte. Es fühlte sich einfach zu gut an. „Jaaa~aah … genau so … fuck, Jonghyun … fuuuck!“ Jonghyun war sich sicher, dass Taemin bereits einige zornig rote Striemen auf seinem Rücken hinterlassen hatte, jedoch störte es ihn nicht. Dafür fühlten die Nägel des anderen sich einfach viel zu gut an, wie sie über seine Haut kratzten und ihn noch zusätzlich an seine Grenzen trieben. Der Geruch von Schweiß und Sex erfüllte mittlerweile die Luft und Jonghyun konnte feine Schweißperlen über seinen Rücken laufen spüren. Taemins Oberkörper glänzte in dem schwachen Licht ebenfalls verführerisch und verleitete Jonghyun dazu erneut die weichen Lippen des Jüngeren in Beschlag zu nehmen. Damit dämpfte er außerdem die Geräusche, die sich immer wieder über Taemins Lippen kämpften und dabei auch immer lauter wurden. Fast schon ein bisschen zu laut; Jonghyun konnte gut darauf verzichten, dass auf einmal Jinki und Kibum an die Tür klopften und nach dem Rechten sehen wollten. „Hnnn …“ Knurrend biss Jonghyun in Taemins Unterlippe und stieß gleichzeitig heftig in ihn. Er näherte sich mit rasender Geschwindigkeit seinem Höhepunkt und Taemin ging es bestimmt nicht anders; so wie der Jüngere sich immer wieder hektisch um ihn zusammen zog und seinen Rücken durchbog, konnte es gar nicht anders sein. „Komm für mich … los …“, hauchte Jonghyun heiser und umfasste erneut Taemins Erektion, um diese im gleichen unstetigen Rhythmus zu massieren, in welchem seine Stöße erfolgten. Noch einmal stieß Jonghyun in Taemin, danach erreichte er mit einem erstickten Stöhnen seinen Orgasmus. Taemin tat es ihm fast im selben Moment gleich und kam direkt in die Hand Jonghyuns – gleichzeitig traf er allerdings auch seinen Bauch und seine Brust. „…“ Bunte Sternchen tanzten vor Jonghyuns geschlossenen Augen, während er sich schwerfällig aus Taemin zurückzog und anschließend seine Hand betrachtete. Es gab keine Taschentücher in der Nähe, weswegen er kurzerhand über seine Handfläche leckte und dabei aus den Augenwinkeln bemerkte, dass Taemin ihn mit großen Augen beobachtete. Dass Taemin nach einem derartigen Höhepunkt seine Augen noch so weit öffnen konnte, faszinierte Jonghyun direkt ein bisschen und ließ ihn schief lächeln. Taemin sah unglaublich aus, wie er so auf dem Bett lag und sein eigenes Sperma an sich kleben hatte. Seine Beine zitterten ein bisschen und seine Atmung ging immer noch schneller als normal gewesen wäre. Er war wirklich unbeschreiblich schön. „Wahnsinn“, flüsterte Taemin und richtete sich ein bisschen auf, so dass er sich auf seinen Unterarmen abstützen konnte. Jonghyun dabei zu beobachten, wie er das Kondom abrollte, einen Knoten hinein machte und es dann kurzerhand auf den Boden fallen ließ, reichte beinahe schon aus, um ihn erneut ein wenig anzuregen. Wieso musste Jonghyun aber auch immer so wahnsinnig verführerisch sein? „Du nimmst mir die Worte aus dem Mund.“ Lächelnd lehnte Jonghyun sich nach vorne und hauchte Taemin einen sanften Kuss auf die Lippen. Er hatte sich Sex mit Taemin immer schon gut vorgestellt und nun waren seine Erwartungen mehr als nur übertroffen worden: Sex mit Taemin war wie das Paradies. Zumindest stellte Jonghyun sich das Paradies genau so vor. Du glaubst doch nicht wirklich, dass nur du Spaß haben darfst, oder? Jonghyun stockte und fasste sich überrascht an die Schläfe. Es wunderte ihn, dass seine andere Persönlichkeit sich erst jetzt zu Wort meldete, eigentlich hatte er damit schon sehr viel früher gerechnet. Trotzdem war der Augenblick ein denkbar schlechter und Jonghyun hatte nicht vor einfach so nachzugeben. „Jonghyunnie?“ Taemin beobachtete nervös wie Jonghyun sich ein wenig verkrampfte und er dabei immer ruhiger wurde. Ein Verdacht beschlich den Jüngeren und noch bevor er etwas sagen konnte, wurde ihm dieser auch schon bestätigt, als Jonghyun seinen Blick wieder anhob. „Jonghyun …“ Taemin wusste nicht, was er davon halten sollte, dass Raptor nun wieder die Kontrolle übernommen hatte. Er hatte den Sex mit der freundlichen Seite des Psychopathen wahnsinnig genossen, aber er wusste auch, dass Raptor ein verflucht guter Küsser war. Da drängt sich mir doch glatt die Frage auf, wie er im Bett so ist. Taemin leckte sich nervös über die Lippen. Er hatte Angst, dass Jonghyun sich am Ende betrogen fühlen würde, wenn er sich nun an Raptor heran machte. Der Körper war zwar derselbe, allerdings nicht die Persönlichkeit. „Lange nicht gesehen“, flüsterte Raptor, während er sich auf allen Vieren auf Taemin zu bewegte und ihn kurzerhand zurück drückte, um sich über ihn zu beugen. „Ich dachte mir, dass ich diese einmalige Gelegenheit nutze, um auch ein bisschen Spaß mit dir zu haben. Nachdem ich euch beide eben nicht gestört habe, steht mir das schon zu. Meinst du nicht auch?“ Langsam ließ Jonghyun seine Zunge über Taemins feuchten Hals wandern und fing dabei auch einen verirrten Schweißtropfen auf. Schon vorhin hatte dieser Anblick ihn beinahe an seine Grenzen getrieben und nun, da er es war, der Taemin in Besitz nehmen konnte, war es sogar noch eine Spur besser. „Und mach dir keine Sorgen. Es stört ihn nicht. Und er hat auch was davon.“ „Ihr-“ „Natürlich. Wir haben beide unseren Spaß daran“, bestätigte Raptor grinsend und beendete die Fragestunde dann kurzerhand, indem er Taemins Lippen für sich in Beschlag nahm. Grob drängte er seine Zunge zwischen Taemins Lippen und scheute auch nicht davor zurück, seine spitzen Eckzähne in der Unterlippe des Jüngeren zu vergraben. Der metallene Geschmack des Blutes ließ ihn daraufhin zufrieden seufzen. Schon das letzte Mal hatte er festgestellt, dass Taemin außergewöhnlich gut schmeckte, doch da waren sie gestört worden. Diesmal würde das bestimmt nicht passieren, dafür würde er schon sorgen. „Ich bin bei weitem nicht so freundlich wie er“, warnte Jonghyun knurrend vor, nachdem er sich von Taemins Lippen gelöst und sich stattdessen dessen Hals vorgenommen hatte. Fest drückte er seine Zähne gegen die warme, weiche Haut und zog immer wieder grob daran. Dass Taemin nichts gegen diese Art des Schmerzes einzuwenden hatte, überraschte Raptor, allerdings gefiel es ihm auch. Stille Wasser waren tatsächlich tiefer, als sie den Anschein erweckten. „Gefällt dir das? Sag schon, Taemin, gefällt es dir, wenn ich dich beiße?“ Raptor leckte sich über die leicht blutigen Lippen. Er hatte Taemin einen hübschen Fleck auf seinem blassen Hals hinterlassen und war durchaus zufrieden damit. Diese Bissspur würde noch für einige Tage zeigen, wem Taemin gehörte und dass man sich besser von ihm fernhielt. „Ja … Ja, es … es gefällt mir …“, antwortete Taemin brav und reckte daraufhin seinen Hals, um noch ein bisschen mehr von dieser Behandlung zu erflehen. Wie Jonghyun ihn vorhin liebevoll bearbeitet und gestreichelt hatte, war wirklich unvergleichlich gewesen, aber Raptor, der seine spitzen Eckzähne so gekonnt einsetzte und ihn Schmerz und Lust gleichzeitig empfinden ließ, war auch nicht zu verachten. Keuchend, als sein Wunsch erfüllt wurde und Jonghyun sich erneut an seinem Hals festsaugte, schloss Taemin seine Augen. Er konnte spüren, wie die Eckzähne über seine Halsschlagader kratzten, immer wieder ein bisschen zudrückten, jedoch nie stark genug eingesetzt wurden, um seine Haut zu durchbrechen. Jonghyun legte es ja auch nicht darauf an ihn umzubringen, er wollte lediglich für ein bisschen Nervenkitzel sorgen. Und das gelang ihm auch, denn Taemins Herz hämmerte mittlerweile wieder gegen seinen Brustkorb und schien dabei zu versuchen sich selbst zu überholen. „Jonghyun … Jonghyun …“, flüsterte er beinahe schon im Singsang und bog sich ihm dabei förmlich entgegen, „Raptor … ich will dich … Oh Gott, ich will dich schon so lange …!“ Taemin war natürlich bewusst, dass er soeben zugegeben hatte, dass er sich zu einem gesuchten Psychopathen hingezogen fühlte, aber das war ja nun nichts Neues mehr. Sogar Jinki schien sich schon mehr oder weniger damit abgefunden zu haben und das wollte schon etwas heißen. „Bitte … bitte, nimm mich …“ Jonghyun hatte auf Taemins Flehen hin interessiert eine Augenbraue angehoben. Er hatte natürlich vor mit Taemin zu schlafen, aber dies in einem Bett zu tun, war nun wirklich nicht sein Stil. Taemin hatte es vorhin schon bequem genug gehabt und Raptor war niemand, der für Kuschelsex zu haben war. „Dir ist klar, dass ich nicht so nett mit dir umgehen werde?“ „Ist mir egal.“ „Ich halte auch nicht viel von Kondomen.“ „Scheißegal.“ „Gleitgel?“ „Gott, du sollst mich einfach nur vögeln, nicht mehr und nicht weniger“, stieß Taemin schließlich ungeduldig hervor und blickte Raptor dabei tief in die Augen. Er war sich sicher, dass der Ältere keine Krankheit mit sich herum trug, die er ihm andrehen hätte können. Jinki hatte ihn schließlich immer wieder untersucht und eine Geschlechtskrankheit war nichts, das seinem Bruder entgangen wäre. „Also …?“ „Ich hoffe, dein Bruder und Kibum haben einen festen Schlaf.“ Raptor hatte ein unheilvolles Lächeln aufgesetzt und Taemin dann kurzerhand grob am Arm gepackt, um ihn hinüber zum Schreibtisch zu lotsen. Die Bücher und Mappen beförderte er mit einer schnellen Handbewegung auf den Boden, danach presste er Taemin mit dem Oberkörper voran auf die kühle Holzplatte. „Beweg dich nicht. Sieh mich nicht an. Du bleibst genau so, wie du jetzt bist. Verstanden?“ Taemin wagte es nicht laut zu antworten, weswegen er einfach nur nickte und sich an der Kante der Tischplatte festhielt. In diesem Moment konnte er sich noch nicht einmal darüber beschweren, dass seine Sachen auf den Boden geworfen worden waren. Immerhin stand Raptor hinter ihm und Taemin konnte genau dessen Blick auf seinem Körper spüren; er wusste, dass der Ältere ihn musterte und sein Blick besonders auf seinem Hinterteil ruhte. Was er vorhatte, wusste Taemin nicht, aber er hatte so ein Gefühl, dass es nicht nur angenehm werden würde. Dafür kannte er Raptor mittlerweile einfach schon zu gut und- Taemin drückte seine Stirn keuchend gegen die kühle Tischplatte. Jonghyun hatte seine Hände über seinen Rücken streicheln lassen und kurz darauf auch seine Nägel ein bisschen eingesetzt. Wenn es sich für den anderen vorhin ähnlich angefühlt hatte, dann war Taemin nun durchaus stolz auf sich, denn das Brennen, das von seinem Rücken ausging, fühlte sich richtig gut an. „Du wirst ruhig halten … ganz ruhig“, bläute Raptors dunkle Stimme ihm erneut ein und Taemin war drauf und dran diesmal eine Antwort zu geben, doch dazu kam es nicht mehr. Raptor war hinter ihm in die Knie gegangen, hatte seine Hände an seine Pobacken gelegt und diese sachte auseinander gezogen. Danach und Taemin wagte kaum daran zu denken, hatte er sich nach vorne gelehnt und seine Zunge triezend über seinen Eingang reiben lassen. „A-Aaah!“ Taemin kniff seine Augen fest zu und klammerte sich gleichzeitig so verbissen an der Schreibtischkante fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten und seine Hände zitterten. Jonghyun schien durch diese Reaktion allerdings nur noch weiter angespornt worden zu sein, denn er ließ seine Zunge nun langsam in Taemin eindringen. Und diesmal wusste Taemin wirklich nicht, wie er darauf noch reagieren sollte. So etwas hatte bis jetzt noch keiner bei ihm versucht und eigentlich war er auch nicht davon ausgegangen, dass er dafür zu haben war – doch Raptor belehrte ihn wie immer eines Besseren. Geschickt schob er seine Zunge tief in Taemin und genoss dabei, wie der Jüngere förmlich den Verstand zu verlieren schien. Mittlerweile glich er wirklich schon einem stöhnenden Häufchen Elend, das sich gerade noch so an der Kante festhalten konnte. Und viel mehr war Taemin auch nicht mehr. Es fiel ihm schwer seine Augen offen zu halten, dafür allerdings hatte er erschreckende Probleme damit entwickelt seinen Mund zu schließen. Sein Kinn glänzte vor Speichel und unter normalen Umständen wäre Taemin die kleine Lache, die sich unter seinem Kopf gebildet hatte, auch peinlich gewesen, aber das waren besondere Umstände – und Raptor legte es wirklich darauf an ihn verrückt zu machen. „Mehr … bitte … bitteee …“, flehte er wimmernd, als seine fast schon beunruhigend harte Erregung gegen den Schreibtisch stieß und einen heftigen Schauer über seinen Rücken jagte. Wenn Jonghyun sich nicht bald ein bisschen beeilte, würde Taemin einfach in Ohnmacht fallen. Sein Körper war derartige „Strapazen“ einfach nicht gewöhnt und reagierte dementsprechend empfindlich darauf. „Mhmm …“ Raptor saugte sachte an der empfindlichen Haut Taemins, danach lehnte er sich zurück. Auch seine Geduld war nun endlich aufgebraucht und wenn Taemin schon so darum bettelte, dann sollte er auch bekommen, wonach er verlangte. Langsam stemmte Jonghyun sich in die Höhe und legte wenig später schon seine Hände an die Hüften Taemins, um ihn in Position zu halten. Das würde kein Spaziergang werden, dafür würde Jonghyun schon sorgen. Erneut nutzte er seine Hand, um seine Erektion an Taemins Hinterteil zu führen und auch beim Eindringen zu helfen. Anders als Jonghyun jedoch, ließ Raptor sich und auch Taemin nicht allzu viel Zeit. Mit einem gezielten Stoß versenkte er sich in Taemin und presste ihn gleichzeitig erbarmungslos auf die Tischplatte. Oh Gott … Taemin ächzte erstickt gegen seine Hände, welche er sich sicherheitshalber schon vorher ins Gesicht gedrückt hatte. Es hatte weniger wehgetan, als er erwartet hatte – zum Glück. Er wollte schließlich auch etwas davon haben, wenn Raptor ihn schon so über seinen eigenen Schreibtisch bog und sich immer wieder fest in ihm versenkte. Wahrscheinlich würde Taemin spätestens am nächsten Morgen dunkelblaue Flecke auf seinen Hüften vorfinden können, denn Raptor hatte einen geradezu eisernen Griff. Stören tat Taemin dies nicht; er freute sich viel eher darüber, dass man ihm ein paar nette Souvenire hinterließ, die er später noch bewundern können würde. „Taemin …“ Fest presste Raptor Taemin mit einer Hand weiter auf den Tisch, während die andere um den Jüngeren herum griff und dessen Erektion zu bearbeiten begann. Spätestens in diesem Moment war Taemin klar, dass er seine Grenze erreicht hatte und er nicht noch länger durchhalten konnte. Stöhnend warf er seinen Kopf in den Nacken und kam zum zweiten Mal in dieser Nacht in Jonghyuns Hand. Der Ältere brauchte daraufhin ebenfalls nicht mehr lang, um Taemins Beispiel zu folgen und seinen Höhepunkt tief in dem Rothaarigen zu erreichen. Das warme, zähflüssige Sperma lief über Taemins Innenschenkel, als Jonghyun sich zurückzog und sich einen Moment lang sogar am Schreibtisch abstützen musste. Anscheinend war auch die Kondition Raptors nicht so ganz das Wahre? „War wohl ein bisschen zu viel für dich, huh?“, flüsterte Jonghyun heiser, nachdem er sich über Taemin gebeugt und festgestellt hatte, dass dieser einfach weggetreten war. Es wunderte ihn nicht wirklich, denn schließlich war er zweimal recht hart rangenommen worden und wenn man so etwas nicht gewöhnt war, tja. Immerhin hatte er durchgehalten und war nicht mittendrin schon zusammengebrochen. Das hätte Raptor schon ein wenig verärgert und ihn unter Umständen auch nicht davon abgehalten weiterzumachen. „Na komm …“ Behutsam hob Jonghyun Taemin auf seine Arme und trug ihn zum Bett hinüber. Es passte vielleicht nicht so ganz zu Raptor, allerdings brachte er es auch nicht über sich, Taemin so halb auf dem Schreibtisch hängen zu lassen. Dafür mochte er den Jüngeren mittlerweile schon zu sehr. Und außerdem wurde es über Nacht kühl und wenn Taemin in seinem verschwitzten Zustand dort blieb, nein. Jonghyun wollte den Gedanken gar nicht erst zu Ende führen. Hoffentlich behältst du diese Nacht wirklich immer in Erinnerung. Behutsam streichelte Jonghyun durch Taemins weichen Haarschopf und lehnte sich noch einmal über ihn, um ihm einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Raptor hatte ihm, freundlich wie er nun einmal war, erlaubt sich noch von dem Jüngeren zu verabschieden. Es war nur schade, dass Taemin viel zu erschöpft war, um den Kuss mitzubekommen, geschweige denn einen richtigen zu verlangen. Bist du dann so weit? Es wird bald hell. Jonghyun seufzte schwer, danach erhob er sich vom Bett, um seine Sachen wieder anzuziehen und noch ein paar andere Dinge in einen Rucksack zu packen. Diesen würde er sich von Taemin „leihen“. Es war zwar sehr wahrscheinlich, dass er ihn nicht wiedersehen würde, aber das würde wohl Taemins geringste Sorge sein, wenn er dann später wieder zu sich kam. Dies würde aber wahrscheinlich nicht vor dem frühen Nachmittag des nächsten Tages passieren, soweit Jonghyun den Zustand des Jüngeren richtig einschätzte. Pass schön auf dich auf, mein kleiner Schmetterling, dachte Jonghyun noch, ehe er die Schlafzimmertür aufschob und nach draußen ging. Nun galt es noch ein paar allerletzte Spuren zu verwischen und dafür zu sorgen, dass Minho nichts mehr von ihm finden würde, sollte er sich doch noch hier umsehen wollen. Aber das stellte kein sonderlich großes Problem dar und Jonghyun rechnete nicht damit, dass dies länger als zwanzig Minuten dauern würde. Er konnte nur hoffen, dass Taemin am nächsten Morgen nicht zu wütend auf ihn sein würde, wenn er feststellte, dass er nicht mehr da war. Aber was kümmerte ihn das eigentlich noch? Taemins und sein Weg würden sich nicht mehr kreuzen. tbc... Kapitel 25: 提示 - Hinweis - -------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 23 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Wie schon am Ende von Kapitel 21 erwähnt: Kapitel 22 war reiner Smut; storytechnisch ist nichts passiert, das jetzt nicht hier noch einmal erwähnt wird. xD Es sollten sich also alle nach wie vor auskennen, hoffe ich x3 [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- So leise wie möglich ließ Jonghyun die Eingangstür hinter sich ins Schloss fallen, nachdem er alle Spuren beseitigt hatte. Würde Minho demnächst bei Jinki und Taemin auftauchen und das Haus durchsuchen wollen, hatte er Pech gehabt, denn so gründlich wie Jonghyun gearbeitet hatte, würde es ihm kaum möglich sein auch nur den geringsten Hinweis auf ihn zu finden. Es war im Endeffekt doch mehr Arbeit gewesen, als er erwartet hatte, aber das war er Taemin, Jinki und auch Kibum schuldig gewesen. Dass man ihn so lange beherbergt und verarztet hatte, war alles andere als selbstverständlich gewesen und obwohl Raptor im Normalfall keine Freundschaften pflegte, empfand er doch so etwas wie Sympathie für sie. Für Taemin empfand er eventuell sogar ein kleines Bisschen mehr, aber die Gefühlsduselei wollte er dann doch lieber seiner anderen Persönlichkeit überlassen. Eine Welle der Wehmut schwappte über Jonghyun hinweg, als er sich noch einmal herumdrehte und das Haus betrachtete. Taemin würde später aufwachen und keine Ahnung haben, warum er auf einmal verschwunden war beziehungsweise wo er sich nun gerade aufhielt. Zwar hatte Jonghyun sicherheitshalber das Handy Taemins mitgehen lassen, Taemin würde dies früher oder später auch bemerken, aber er hatte nicht wirklich vor wieder Kontakt mit ihm aufzunehmen. Es war zu riskant, viel zu riskant. Seufzend vergrub er seine Hände tief in seinen Hosentaschen, während er die Straße entlang lief und schließlich in einer Seitengasse verschwand. Es war an der Zeit, dass Raptor wieder die volle Kontrolle übernahm – und es war an der Zeit, dass diesem Rex ein Besuch abgestattet wurde. Niemand imitierte Raptor und kam mit dem Leben davon. -- Verschlafen drehte Taemin sich auf den Bauch und vergrub sein Gesicht dabei gähnend in dem weichen Kissen. Dieses hielt er allerdings für Jonghyun, weswegen er es mit einem glücklichen Seufzen fest umarmte und seine Nase hinein drückte. Er hatte wundervolle Träume von der letzten Nacht gehabt und hätte sich auch durchaus vorstellen können, dass sie gleich dort anknüpften, wo sie vor einigen Stunden aufgehört hatten. Taemin glaubte ohnehin sich zu erinnern, dass er vor einiger Zeit einen Artikel über Sex am Morgen gelesen hatte. Dieser sollte das Wohlbefinden angeblich steigern und außerdem dafür sorgen, dass man motivierter in den Tag starten konnte. Ob an dieser Theorie etwas dran war, wollte Taemin wirklich nur zu gerne herausfinden und wenn Jonghyun hörte, dass es um eine Art Experiment ging, dann würde dieser bestimmt auch mitmachen. „Jonghyunnie …“, säuselte er im Halbschlaf und rutschte weiter nach oben. Irgendwann würde er zweifelsohne auf die verführerischen Lippen Jonghyuns treffen und dann- Taemins „Wanderung“ fand ein abruptes Ende, als er mit seinen Lippen gegen den Rahmen des Bettes traf und sich außerdem noch die Nase stieß. „Was zum …?“ Unzufrieden blinzelte er ein paar Mal, ehe er seine Augen ganz aufschlug und somit die Wand anstarrte. Gut, irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Eben hatte er doch noch mit Jonghyun gekuschelt! Wie also war es möglich, dass er auf einmal gegen die Wand und auch gegen den Holzrahmen des Bettes stieß? „Jonghyun? Hallo?“ Verwirrt richtete Taemin sich ein Stückchen auf. Er konnte deutlich einen Stich spüren, der sich seinen Rücken hinaufzog und ihn erneut an die vergangene Nacht erinnerte. Jonghyun und auch Raptor hatten sich wirklich an ihm ausgetobt – und Taemin hatte es genossen. Vielleicht musste er aufs Klo? Oder er ist bei Jinki, weil sie noch etwas zu besprechen haben? Müde rieb Taemin sich die Stirn und wischte anschließend auch über sein Kinn. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal im Schlaf gesabbert hatte, aber nach der Nacht, die er hinter sich hatte, war das wahrscheinlich durchaus in Ordnung und normal. Langsam bewegte er sich in Richtung der Bettkante und erhob sich dann schließlich, um sich in seinem Zimmer umzusehen. Er hatte damit gerechnet, dass diverse Kleidungsstücke überall verstreut herum liegen würden, doch ein Blick zum Schreibtisch verriet ihm, dass seine Sachen ordentlich zusammen gelegt dort thronten. Auch seine Mappen und andere lose Zettel befanden sich wieder auf dem Tisch. „Hätte er nicht einfach später aufräumen und bei mir liegen bleiben können?“, brummte Taemin in sich hinein, während er seine Shorts anzog und anschließend auch in eine Jogginghose und ein weites T-Shirt schlüpfte. Er wusste ja, dass Jonghyun alles andere als normal war, aber dass er quasi mitten in der Nacht aufstand und sich um das Chaos kümmerte, das sie verursacht hatten, war schon ein wenig heftig. Im Bett zu liegen und zu kuscheln war doch so viel schöner! Aber gut, das würde Taemin Jonghyun auch noch beibringen; der andere war ja durchaus lernfähig, wenn er wollte. Und man brauchte einiges an Geduld, aber das war für Taemin glücklicherweise nicht wirklich ein Problem. „Jonghyun?“, versuchte er es erneut, nachdem er sein Zimmer verlassen hatte. Die Badezimmertür stand offen und Taemin musste nur einen Blick hineinwerfen, um festzustellen, dass Jonghyun sich nicht dort aufhielt. Gut, dann redete er wahrscheinlich wirklich mit Jinki und war unten in dessen Arbeitszimmer. Oder in der Küche, das war genauso gut möglich. „Jonghyunnie? Hallo? Wo steckst du denn?“ Suchend lief Taemin den Flur entlang und steckte seinen Kopf dann auch kurz in die Küche. Sehen konnte er allerdings nur Kibum, der soeben dabei war, ein paar Cupcakes mit einem Spritzbeutel zu verzieren. An sich kein ungewöhnliches Bild, aber Taemin kannte den anderen mittlerweile gut genug um zu wissen, dass er sich so eine Arbeit nur dann antat, wenn er sich ablenken wollte. „Hey Kibum.“ „Taeminnie, guten Morgen.“ Lächelnd – warum wirkte Kibums Lächeln denn so furchtbar nervös? – blickte Kibum über seine Schulter. „Wir dachten schon, dass du gar nicht mehr wach wirst. Willst du Kakao? Ich hab eben Cupcakes gemacht, wie du siehst. Sie sollten vielleicht noch in den Kühlschrank, damit die Creme fest werden kann, aber sie schmecken bestimmt auch so gut und-“ „Was ist los?“ Taemin hatte nicht einmal versucht auf Kibums Worte einzugehen. Wenn der Ältere einmal so quasselte, dann war etwas nicht in Ordnung. „Ist was passiert? Oder habt ihr uns gestern gehört?“ Kurz blickte Taemin über seine Schulter, um sich zu vergewissern, dass sein Bruder nicht hinter ihm stand. Jinki sollte es nicht so zufällig erfahren, dass sein kleiner Bruder mit Raptor geschlafen hatte. Wenn er es überhaupt jemals hören sollte, dann nur von Taemin selbst. „Euch gestern gehört?“ Überrascht ließ Kibum den Spritzbeutel sinken. „Was hätten wir denn hören sollen, Taemin? Hattet ihr beide Streit? Hat er dich verletzt?!“ Innerhalb weniger Momente war Kibum auf Taemin zugestürmt und hatte seine Hände prüfend an dessen Wangen gelegt. „Oh … Gott …“ „Bevor du jetzt durchdrehst“, Taemin trat einen Schritt zurück und rieb dabei über die deutlichen Male, welche Jonghyun auf seinem Hals hinterlassen hatte, „ich fand es gut. Sehr gut sogar. Außerdem hatten wir keinen Streit, nein. Wir sind uns viel eher noch ein bisschen näher gekommen, wenn du verstehst.“ Dass Kibum tatsächlich nur zu gut verstand, verriet dessen Schlucken und das geschockte Gesicht. Offensichtlich hatte er wirklich nicht damit gerechnet, dass Taemin und Jonghyun in naher Zukunft intim miteinander wurden. Blieb nur zu hoffen, dass Kibum nicht wirklich noch durchdrehen und sofort nach Jinki rufen würde. „Also hattest du deinen Spaß?“ „Oh ja! Es war großartig, Kibummie!“ Kichernd schlug Taemin seine Hände vor seinem Gesicht zusammen und setzte sich schließlich auf einen der Küchenstühle. „Du kannst dir nicht vorstellen wie toll er war. Er war richtig vorsichtig und-“ „Taeminnie, zu viele Informationen.“ Kibum schenkte dem Jüngeren ein verunsichertes Lächeln und schob ihm gleichzeitig einen Teller mit einem Cupcake zu. „Lass mich das verdauen, okay? In ein paar Tagen will ich dann alle Details, aber jetzt ist es noch zu früh.“ Es war nun einmal nicht unbedingt alltäglich, dass jemand, der Kibum schon ziemlich am Herzen lag, sich mit einem Psychopathen einließ. Obwohl er mit Jonghyun wahrscheinlich sogar noch den Jackpot geknackt hatte; dieser war nämlich durchaus in Ordnung, wenn gerade dessen freundliche Seite die Oberhand hatte. Raptor war Kibum immer noch unheimlich und auch nicht ganz so sympathisch. „Ist okay, keine Sorge“, antwortete Taemin schmatzend und wischte sich gleichzeitig ein wenig Vanillecreme von der Nase, „Aber wo steckt eigentlich Jinki? Ich bin vorhin aufgewacht und Jonghyun war nicht da. Also gehe ich davon aus, dass die beiden wieder wichtige Gespräche führen?!“ „Äh, na ja … weißt du, das Ganze ist ein bisschen kompliziert.“ „Was ist kompliziert?“ „Ja, äh … Jonghyun … Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.“ „Wie du WAS sagen sollst?“ Ungeduldig blickte Taemin zu Kibum auf, nachdem er sich den Rest des Gebäcks in den Mund gesteckt hatte und nun an ein wütendes Backenhörnchen erinnerte. „Was ist mit Jonghyun? Und vor allem, WO ist er?“ „Das solltest du vielleicht Jinki fragen.“ Kibum zuckte schwach mit den Schultern und konnte dann nur noch zusehen, wie Taemin von seinem Stuhl aufsprang und geradewegs den Flur entlang stürmte. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt Taemin so aufzuregen, aber Jinki würde ihn ja hoffentlich wieder beruhigen können. Seufzend griff Kibum nach dem schmutzigen Teller und stellte ihn in den Geschirrspüler, ehe er wieder nach dem Spritzbeutel langte. Noch konnte Taemin nicht bei Jinki sein, denn es war überall recht ruhig und friedlich. Wahrscheinlich machte Kibum sich vollkommen umsonst Sorgen und konnte sich in Ruhe der Creme widmen, die- „WAS SOLL HEISSEN, ER IST WEG?!“ Erschrocken fuhr Kibum zusammen und drückte den Spritzbeutel dabei so fest zusammen, dass die Creme geradewegs zur Wand hinüber spritzte und dort natürlich auch kleben blieb. Herrlich! Das würde er später wieder ausgiebig schrubben dürfen, aber wie gesagt, das würde er später erledigen. Zuerst wollte er sichergehen, dass Jinki und Taemin sich nicht am Ende noch gegenseitig umbrachten. „DASS ER EBEN WEG IST!“ „ABER WIE KANN ER WEG SEIN? WAS HAST DU GETAN?“ Wütend griff Taemin nach dem erstbesten Gegenstand, der ihm ins Auge stach und in diesem Fall eine Schreibtischlampe war, um ihn auf den Boden zu schleudern. Die Wucht des Aufpralls reichte aus, um die Glühbirne zerspringen und die Splitter im halben Arbeitszimmer zu verteilen. „Was. Hast. Du. Getan? Jinki!“ „Ich habe gar nichts getan.“ Jinki beugte sich schnaufend über seinen Schreibtisch, um sich das Chaos näher anzusehen. Die Lampe würde er auf jeden Fall wegwerfen müssen. „Wieso denkst du, dass ich dafür verantwortlich bin, dass er abgehauen ist?“ „Weil du mit ihm geredet hast! Du hast Jonghyun eingeredet, dass er gehen muss! Ich weiß es! Ich weiß, dass du das getan hast!“ Bebend vor Wut packte Taemin seinen Bruder am Kragen und zerrte ihn noch weiter in seine Richtung. Gleichzeitig ließ er ihn somit auch gegen den Schreibtisch stolpern und für einen Moment mit seiner Balance kämpfen. „Du weißt ganz genau, was ich für ihn empfinde und trotzdem hast du ihn weggeschickt! Deinetwegen ist Jonghyun weg und er kommt ganz bestimmt nicht wieder!!“ „Taeminnie …“ Taemin warf einen schnellen Blick über seine Schulter. Kibum stand im Türrahmen und hatte beruhigend seine Hände gehoben. Ihm war natürlich nicht entgangen, dass die Situation kurz davor stand endgültig zu eskalieren. Wenn es so weiterging, würde Taemin Jinki am Ende noch ins Gesicht schlagen und das wollte Kibum um jeden Preis verhindern. „Komm her, Taeminnie. Jinki kann nichts dafür, hörst du? Er wird es dir auch erklären, wenn du ihn loslässt.“ „Nein!“ Stur zerrte Taemin an Jinkis Hemdkragen, musste sich aber gleichzeitig eingestehen, dass sein Zorn langsam aber sicher verrauchte. Es war nun viel eher Enttäuschung, die sich in ihm breit machte und schließlich auch dafür sorgte, dass er von seinem Bruder abließ. Mit hängenden Schultern, trottete er auf Kibum zu, um sich von diesem schließlich in den Arm nehmen zu lassen. Er brauchte nun ganz dringend jemanden, der ihn festhielt. Und vor allem wollte er wissen, was passiert und wieso Jonghyun verschwunden war! „Na siehst du? Geht doch …“, flüsterte Kibum ihm sanft zu, während er über Taemins schmalen Rücken streichelte. Gleichzeitig jedoch hatte er auch zu Jinki hinüber geblickt, um sicherzugehen, dass es seinem Freund auch wirklich gut ging. „Wir gehen jetzt alle zusammen in die Küche und dann reden wir. Beziehungsweise, du hörst deinem Bruder zu und lässt es dir erklären, okay?“ „Hm.“ Ohne nennenswerten Widerstand zu leisten, ließ Taemin sich von Kibum in die Küche bugsieren. Jinki folgte den beiden; wenn auch mit einem kleinen Sicherheitsabstand. Noch einmal wollte er nicht so von seinem kleinen Bruder attackiert werden. „Setzt euch hin. Los.“ Sachte drückte Kibum Taemin auf einen der Stühle und dirigierte Jinki dann zu einem auf der anderen Seite des Tisches. Er würde sich dann eben auf den freien Stuhl dazwischen setzen und versuchen als Puffer herzuhalten – nur für den Fall der Fälle. „Und jetzt redet. Jinki, erklär deinem Bruder was passiert ist und lass nichts aus, okay?“ Jinki nickte nur langsam auf die Worte Kibums hin. Es war gut, dass sein Freund kurzerhand die Führung übernommen hatte und somit dafür sorgte, dass nicht noch mehr Lampen qualvoll verendeten. Außerdem war es auch wichtig, dass Taemin aufhörte ihm, Jinki, dauernd die Schuld an allem zu geben. „Als ich mit Jonghyun allein gesprochen habe, habe ich ihm erzählt, dass Minho denkt, dass wir etwas mit der Sache zu tun haben. Ich habe ihm gesagt, dass es wahrscheinlich nicht lange dauern wird, bis er mit einem Durchsuchungsbefehl antanzen wird.“ Jinki senkte seufzend seinen Blick. „Natürlich weiß ich, dass du dich zu Jonghyun hingezogen fühlst und ich finde es nach wie vor nicht gut, aber Taemin, du bist mein kleiner Bruder und dich unglücklich zu machen, liegt mir fern. Also hab ich darüber nachgedacht, ob wir Jonghyun nicht irgendwo anders verstecken können, aber na ja …“ Hilfesuchend schielte Jinki zu Kibum hinüber. Er wollte nicht noch weiter erzählen, denn der unangenehme Teil kam erst noch: „Wir hielten das beide für zu riskant. Vor allem da Minho damit gedroht hat, dass du zusammen mit Raptor in der Todeszelle landest.“ Dabei beließ der ältere der beiden Brüder es fürs Erste und wartete darauf, wie Taemin wohl reagieren würde. Ihm musste jetzt doch klar geworden sein, dass es nicht Jinki gewesen war, der dafür gesorgt hatte, dass Jonghyun ging? Wenn Taemin jemanden beschuldigen wollte, dann sollte er damit schön zu Minho gehen. Solang er es nur in Gedanken tat und den Special Agent nicht ebenfalls so am Kragen packte und ihn anschrie, war das durchaus in Ordnung. „Todeszelle? Aber“, Taemin schüttelte verunsichert den Kopf, „ich hab doch nichts getan.“ „Ich bin mir sicher, dass Minho da etwas gedreht hätte“, antwortete Jinki vorsichtig. Sein kleiner Bruder war direkt grün um die Nase geworden und hatte sich außerdem an Kibums Hand geklammert. „Und er hat nicht nur dich bedroht. Er wollte uns alle einsperren lassen. Versteh mich nicht falsch, Taeminnie, ich stecke in dieser Sache zu tief mit drin, um zu denken, dass ich ohne Gefängnis davon komme. Wir beide haben uns verflucht weit aus dem Fenster gelehnt, aber Kibum kann nichts dafür.“ „Ich hab genauso mitgeholfen wie ihr beide auch“, meldete Kibum sich brummend zu Wort, wurde jedoch sofort wieder von Jinki mit einem Kopfschütteln unterbrochen. „Du bist da einfach hinein geraten, Kibum. Darüber haben wir heute außerdem schon einmal diskutiert, also bitte, sag nichts.“ Natürlich konnte man Kibum ansehen, dass er nicht unbedingt zustimmte, allerdings respektierte er den Wunsch Jinkis und sagte tatsächlich nichts mehr dazu. Im Moment war das auch nicht das Wichtigste. Viel wichtiger war die Frage, wohin genau Jonghyun eigentlich verschwunden war. Es war ja noch nicht einmal die kleinste Spur von ihm zu finden gewesen und dabei hatten Jinki und auch Kibum sich wirklich angestrengt. „Jonghyun ist also gegangen, damit mir nichts passiert?“ Taemin wusste nicht, ob er sich nun darüber freuen oder doch lieber in Tränen ausbrechen sollte. „Damit … uns nichts passiert?“ „Ja, so ist es“, bestätigte Jinki leise und streckte dabei seine Hand nach seinem Bruder aus. „Sie beide waren dafür. Ich habe zwar vor allem mit Raptor gesprochen und ihm war es eher egal, was mit Kibum und mir passiert, aber deine Sicherheit ist ihm sehr wichtig.“ Es fiel ihm immer noch ein wenig schwer zu glauben, dass Raptor sich tatsächlich für jemand anderen interessierte, aber wie viele Beweise wollte er denn eigentlich noch? „Aber wo er hingegangen ist, kann ich dir leider auch nicht sagen. Er hat keine Nachricht hinterlassen und auch keine Hinweise. Er ist einfach verschwunden.“ Taemin zog es vor darauf nur zu nicken und anschließend den Blick zu senken. Jonghyun hatte also schon die ganze Zeit über gewusst, dass er bald verschwinden musste. Nun verstand Taemin auch, warum er in den letzten Tagen so still und in sich gekehrt gewesen war. Er hatte vermutlich alles geplant und darüber nachgedacht, wie man Spuren am besten verwischte. Dann war die letzte Nacht wohl eine Art Abschied? Traurig rieb Taemin sich über den Hals. Er hatte wirklich gehofft, dass Jonghyun und er ihre Beziehung nun endlich auf die nächste Stufe heben und sich als Paar bezeichnen würden. Natürlich waren dies nur Träumereien gewesen, die Taemin noch nicht einmal laut auszusprechen wagte. „Ich geh nach ob-“ Ein Klingeln und das anschließende Klopfen, hatten Taemin unterbrochen und sich weiter aufrichten lassen. Wer hatte es da denn so eilig zu ihnen zu gelangen, dass die Klingel nicht ausreichte? Fragend blickte er zu seinem Bruder hinüber; dieser zuckte allerdings nur mit den Schultern und erhob sich. „Kibum, kümmer dich doch bitte darum, dass Taemins Hals ein wenig normaler aussieht“, murmelte er im Vorbeigehen noch und verschwand dann nach draußen auf den Flur. Er hatte schon so eine vage Ahnung, wer da vor seiner Tür stand, weswegen er auch wartete, bis Kibum mit Taemin nach oben gegangen war. Erst danach öffnete er die Eingangstür mit einem gezwungenen Lächeln. Ganz wie erwartet: Minho stand vor der Tür. Zusammen mit ein paar anderen uniformierten Männern, welche Jinki allesamt nicht kannte, jedoch schon mit Sicherheit behaupten konnte, dass sie ihm nicht sympathisch waren. „Jinki, lange nicht gesehen“, meinte Minho ruhig, während er in der Innentasche seiner Jacke kramte und Jinki anschließend den Durchsuchungsbefehl vor die Nase hielt. „Tut mir leid, dass wir so unangemeldet auftauchen und dass es sogar so weit gekommen ist, aber du verstehst sicher, dass ich nur meine Arbeit mache, nicht wahr?“ Man konnte schon sehen, dass es Minho unangenehm war, dass es so weit gekommen war, aber es fiel Jinki trotzdem schwer, so etwas wie Mitgefühl für den anderen zu entwickeln. Ruhig trat er einen Schritt zur Seite und ließ Minho und auch die Beamten eintreten. Man konnte jetzt wirklich nur hoffen, dass Raptor seine Spuren auch so gut verwischt hatte, dass auch Agenten des Geheimdienstes nichts mehr finden konnten. -- Die Agenten hatten sich innerhalb kürzester Zeit im Haus aufgeteilt und es dabei noch nicht einmal für notwendig gehalten, sich die schmutzigen Schuhe auszuziehen. Ein Umstand, der Kibum dazu verleitet hatte, Minho wütend anzuschnauben und sich anschließend an Jinkis Seite zu schmiegen. Es ärgerte ihn, dass die Männer ihm wieder unnötig Arbeit aufhalsten, aber diese schien es im Gegensatz dazu so gar nicht zu stören. Noch nicht einmal Minho kam ihnen auch nur geringfügig entgegen. Viel eher stellte er unangenehme Fragen und schlich wie ein Geier um die Wohnzimmercouch herum. Dort hatten Jinki, Kibum und Taemin sich fürs Erste drapieren dürfen. „Was ist mit der Lampe in deinem Arbeitszimmer passiert, Jinki?“ „Ich bin vorhin an dem Kabel hängen geblieben und hab sie damit hinunter gerissen.“ Jinki zuckte schwach mit den Schultern. „Dass meinetwegen hin und wieder mal Einrichtungsgegenstände zu Bruch gehen, ist doch nichts Neues, oder?“ „Hm. Vermutlich nicht.“ Seufzend schüttelte Minho den Kopf und ließ sich schließlich vor seine Freunde – wer wusste schon, ob er sie überhaupt noch so nennen sollte – auf den Couchtisch sinken, um sie genau zu mustern. Er wusste genau, dass sie etwas verbargen und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er dahinter kam, was es eigentlich war. „Hört zu. Ich will wirklich nicht, dass das Ganze hier unschön endet, okay? Wenn ihr etwas über Raptor wisst, dann sagt es mir. Es ist noch nicht zu spät.“ Diesmal blickte Minho Kibum an, da er sich bei diesem noch die größten Chancen ausrechnete. Auf Taemin würde er einreden können, bis er schwarz wurde und auch bei Jinki war es vermutlich nicht anders. Immerhin hatte er diesen schon mehrmals verärgert und das reichte schon vollkommen aus, damit Jinki auf stur schaltete. „Ich kann es so drehen, dass ihr seine Geiseln wart. Keiner von euch müsste ins Gefängnis oder würde sonst eine Strafe erhalten. Euer Vater müsste dann auch nichts davon erfahren. Jinki, Taemin, denkt doch auch an den Ruf der Klinik.“ „Ich weiß nicht, was du von uns hören willst, Minho.“ Jinki seufzte schwer und legte dabei seinen Arm um Kibum, um diesen beschützend an sich zu ziehen. „Wir wissen nicht, wo Raptor steckt. Außerdem, überleg doch mal. Ich hab über fünf Jahre mit ihm zusammen gearbeitet und ich hab gesehen, was er teilweise angestellt hat. Meinst du, dass ich so etwas hierher bringen würde?“ Schnaubend schüttelte er den Kopf, dann fuhr er fort: „Ich liebe Kibum und Taemin natürlich auch. Ich würde die beiden doch nicht so einer Gefahr aussetzen. Niemals.“ „Rührend.“ Minho wandte sich mit einem missbilligenden Grunzen wieder ab. Natürlich log Jinki ihm gerade schamlos ins Gesicht, das lag klar auf der Hand. Das Problem war nur, dass Minho keine Chance hatte, dies auch zu beweisen. Die Durchsuchung des Hauses hatte bis jetzt auch noch nichts ergeben. Nirgendwo war auch nur eine Hautschuppe von Raptor zu entdecken gewesen und langsam aber sicher verlor Minho auch die Geduld. Es musste etwas geben, das er bis jetzt übersehen hatte. Irgendein Detail! Eine Kleinigkeit! Die Frage war nur, wo er diese Kleinigkeit suchen beziehungsweise finden sollte. Sie konnte sich praktisch überall verstecken und- „Was hast du da am Hals, Taemin?“ Minho verengte seine Augen ein wenig und trat gleichzeitig wieder auf die Couch zu, um seine Hand nach Taemin auszustrecken. „Ich hab mich gestoßen“, stieß der Jüngere daraufhin hervor und lehnte sich von Minho weg, allerdings ein wenig zu spät, da dieser es bereits geschafft hatte, den Abdeckstift an manchen Stellen zu entfernen und die Flecken sichtbar zu machen. Nun, das waren wirklich außerordentlich interessante Male, das musste Minho schon zugeben. Vor allem weil sie ja auch so gar nicht an Bissspuren erinnerten! „Ich schlage vor, dass ihr mitkommt und wir uns dann noch einmal unterhalten.“ Unheilverkündend lächelte der Special Agent seine Freunde an – auf genau so einen Hinweis hatte er schon die längste Zeit gewartet. tbc.... Kapitel 26: 毒針 - Gift - ----------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 24 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-16 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Oh je, oh je >w< ich mag dieses Kapitel nicht sonderlich ... es war ein Krampf es zu schreiben und auch das Korrekturlesen hat mich wieder unglücklich gemacht XD es tut mir leid ... aber nun ja, jetzt sind es nur noch 5 Kapitel plus Epilog Q^Q [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- „Wieso bestehst du so unbedingt auf die harte Tour, Taemin? Du machst es uns allen nicht einfacher damit.“ Nachdem Minho die Male an Taemins Hals entdeckt hatte, hatte er natürlich nicht lange gefackelt. Für ihn war es mehr als offensichtlich, dass Raptor derjenige war, der seinen Fingerabdruck auf diese Art und Weise auf Taemin hinterlassen hatte. Die Ausreden des anderen, etwa, dass er sich mit einem anderen Mann getroffen hatte und dass die Male von diesem stammten, ignorierte Minho komplett. Er übte seinen Beruf lange genug aus, um zu wissen, wie jemand, der log aussah und mit aller Kraft versuchte die Wahrheit zu verbergen. Taemin war wirklich kein Genie darin sich zu verstellen und das war auch gut so. Mit Jinki hatte Minho schon genug Schwierigkeiten gehabt; dessen Miene war so gut wie nicht zu entziffern, wenn Jinki es wirklich darauf anlegte. Bei Taemin jedoch war es einfach; Minho hatte sogar das Gefühl, als könnte er in ihm lesen, wie in einem offenen Buch. „Ich hab’s eben gern etwas härter.“ Schief grinsend hob Taemin seinen Blick an. Man hatte ihn mit Handschellen links und rechts an die Armlehnen des Stuhles gefesselt und somit dafür gesorgt, dass er nicht ausweichen konnte. Jinki und Kibum waren von den anderen Teammitgliedern in einen anderen Raum gebracht worden, während Taemin sich mit Minho „vergnügen“ durfte. Und was für ein Vergnügen das war! Minho war vor ihm auf und ab geschritten und hatte ihm hin und wieder unzufriedene Blicke zugeworfen. „Übrigens ist das ziemlich unbequem, also warum machst du mich nicht endlich los?“ „Ich werde dich dann losmachen, wenn du endlich deinen Mund aufmachst und redest!“ Wütend schlug Minho seine flachen Hände auf den Tisch, der vor Taemin stand. Jeder Befragungsraum war mit einem eisernen Stuhl und einem dazu passenden Tisch ausgestattet. Und natürlich gab es auch die obligatorische Spiegelwand, durch welche man nur hindurch sehen konnte, wenn man auf der anderen Seite stand. Er wollte lieber gar nicht erst wissen, wie viele Männer von Minhos Team gerade zuhörten und versuchten aus ihm schlau zu werden. „Ich rede doch die ganze Zeit mit dir, Minho. Es ist nicht meine Schuld, dass es nicht das ist, was du hören willst.“ Erneut umspielte ein schiefes Lächeln Taemins Züge. Ihm war natürlich klar, dass er sich gerade wie eine schlechte Raptor-Kopie benahm und Minho damit noch zusätzlich ärgern würde, aber es machte Spaß! So seltsam es auch klang, aber ja, Taemin genoss es richtig den Special Agent auf die Palme zu bringen. Das hieß, es hatte Spaß gemacht bis zu dem Zeitpunkt, als Minho den Tisch wütend zur Seite gestoßen und sich anschließend zu Taemin hinunter gebeugt hatte. Seine Hände ruhten dabei unangenehm fest auf Taemins und ihre Gesichter wurden von kaum mehr fünf Zentimetern getrennt. Von Personal Space hatte er wohl noch nie etwas gehört, zumindest kam es Taemin so vor als er versuchte Minhos stechendem Blick auszuweichen. „Du bist absolut nicht in der Position, um mit solchen Meldungen um dich zu werfen“, flüsterte Minho drohend und festigte seinen Griff dabei so weit, dass die scharfen Kanten der Armlehne in Taemins Handflächen schnitten. „Ich hatte gehofft, dass du vernünftig wirst und die Tests ohne Gegenwehr durchführen lässt, aber du willst es ja offensichtlich nicht anders.“ „Das kannst du nicht machen.“ Langsam aber sicher wurde Taemin doch ein wenig mulmig zumute. Minho konnte die Drohung, die er im Auto noch ausgesprochen hatte, doch nicht wirklich wahrmachen wollen? „Das würde gegen das Gesetz verstoßen.“ „Weil du es mit den Gesetzen ja so furchtbar genau nimmst, nicht wahr?“ Minho löste sich von Taemin und schritt dann auf die abgeschlossene Tür zu. Er klopfte kurz dagegen und trat dann auch gleich zurück, als zwei Männer das Zimmer betraten. Sie hatten natürlich alles mit angehört und auch entsprechende Vorkehrungen getroffen. Das Labor war ebenfalls schon benachrichtigt worden und das Einzige, das nun noch fehlte war das „Objekt“, das auf Spuren untersucht werden musste. „Sorgt dafür, dass alles glatt geht. Ich will nichts von Zwischenfällen hören. Es ist wichtig, dass niemand etwas von alledem hier erfährt. Dieses Druckmittel brauche ich noch.“ Minho warf den beiden Männern einen warnenden Blick zu, danach schob er sich an ihnen vorbei, um anschließend Jinki und Kibum einen Besuch abzustatten. Bei den Tests, die gleich an Taemin durchgeführt werden würden, wollte er lieber nicht dabei sein. Zum einen konnte er mit den meisten Begriffen nichts anfangen und zum anderen hatte er so eine Ahnung, dass die Gefühle, die er früher einmal für Taemin gehegt hatte, ihm im Weg stehen würden. -- Jinki hob seinen Blick von seinen Händen an, als er hörte, wie die Tür aufgeschoben wurde und jemand den Raum betrat. Nachdem Kibum und er hier eingesperrt worden waren, hatten sie es sich auf zwei Stühlen notdürftig bequem gemacht und seitdem kein Wort mehr gesprochen. Und das nicht nur, weil eine Überwachungskamera jede noch so kleine Bewegung ihrerseits aufzeichnete, sondern auch, weil sie beide ihren Gedanken nachhingen. „Wo ist Taemin?“ „Er ist bald fertig.“ Natürlich war es Minho, der den Raum betreten und die Tür sofort wieder hinter sich geschlossen hatte. Er hatte sich wieder weitgehend gesammelt, nachdem Taemin ihn vorhin noch ziemlich provoziert hatte und wirkte nun direkt gelassen. Natürlich war er das nicht, da die Testergebnisse furchtbar auf sich warten ließen, aber das mussten seine beiden „Gäste“ ja nicht wissen. „Ich habe gefragt, wo mein kleiner Bruder ist.“ Ungeduldig knirschte Jinki mit den Zähnen. Er wollte lieber gar nicht erst wissen womit Taemin bald fertig war, denn dieses Wissen hätte ihn sicher nur noch wütender gemacht. Schon jetzt war es nur Kibums kühle Hand auf seinem Unterarm, die Minho vor Schlägen und Tritten bewahrte. „Und was soll das überhaupt? Du schleppst uns hierher, weil Taemin einen verdammten Knutschfleck hat! Du hast keine Beweise für irgendetwas und trotzdem denkst du, dass du uns hier festhalten kannst. Hat man dir deinen Abschluss geschenkt, oder was?“ Aufgebracht stemmte Jinki sich schließlich doch noch in die Höhe und zog Kibum dabei mit sich. Wie von selbst legte sich sein Arm stützend um die Taille seines Freundes und drückte diesen dabei noch enger an sich. Er konnte deutlich spüren, dass Kibum zitterte und offensichtlich Angst hatte; wieder etwas, das Minho nicht unbedingt sympathischer machte. „So kenne ich dich ja gar nicht, Jinki.“ Minho schüttelte seufzend den Kopf und verschränkte dabei die Arme vor seiner Brust. „Wo sind deine guten Manieren auf einmal hin? Ich muss mich schon sehr wundern.“ Lächelnd drehte Minho den beiden anderen seinen Rücken zu, um dann wieder, wie gehabt, lässig im Raum auf und ab zu schreiten. Es amüsierte ihn, dass Jinki immer noch an dieser Geschichte festhielt und behauptete, dass Taemin sich eben einen anderen Kerl aufgerissen hatte. Daran konnte er doch nicht einmal selbst glauben! „Während wir uns unterhalten, kümmert mein Team sich um Taemin. Sie untersuchen ihn auf DNA-Rückstände und ich bin mir ziemlich sicher, dass die DNA, die sie finden werden, die von Raptor ist. Danach kannst du auch endlich aufhören dich in deinen eigenen Lügenmärchen zu verstricken, Jinki.“ Während er geredet hatte, war er direkt auf Jinki zugegangen und letzten Endes vor dem Arzt stehen geblieben. Es tat gut, endlich einmal so etwas wie Angst in dessen Augen sehen zu können. Das war der erste Schritt in die richtige Richtung und Minho wusste, dass es nur noch eine Frage von Stunden war, bis er die Wahrheit hören würde. -- Seit Minhos Besuch in Jinkis und Kibums „Zelle“ war nun schon fast eine Stunde vergangen und Taemin war immer noch nicht zurückgebracht worden. So viel also dazu, dass man mit Taemin so gut wie fertig war, nicht wahr? Jinki raufte sich seufzend die Haare und versuchte dabei möglichst ruhig zu bleiben. Minho würde Taemin kaum foltern, um an die Informationen zu kommen, die er so dringend benötigte. Er war vielleicht hin und wieder etwas übereifrig und trieb das Spielchen auch eindeutig zu weit, aber so weit, nein. So weit würde Minho nicht gehen, das wollte und konnte Jinki einfach nicht glauben. „Denkst du, dass es ihm gut geht?“ „Ja …“, antwortete Kibum, wobei er seine Stimme kaum mehr, als zu einem Flüstern erhob, „Taeminnie geht es bestimmt gut. Er wird Minho vermutlich gerade ein bisschen auf die Nerven gehen und danach schicken sie ihn wieder hierher.“ Es fiel ihm schwer Jinki in dieser Situation ein Lächeln zu schenken, doch Kibum gab sich alle Mühe. Sein Freund war auch so schon angespannt genug, da musste Kibum nicht auch noch die Nerven verlieren. „Aber was genau sollen wir jetzt eigentlich machen? Ich meine, wir sitzen hier fest und Minho hat auch nicht so geklungen, als würde er uns bald gehen lassen. Er verrennt sich komplett.“ Jinki antwortete nicht gleich auf Kibums Frage, stattdessen legte er beide Arme um den Jüngeren. Vielleicht konnte er ihn wenigstens ein bisschen wärmen, wenn er ihm schon nicht die Angst und die Sorgen nehmen konnte. „Ich weiß es nicht, Kibummie. Aber es wird schon wieder alles gut werden, früher oder später. Wir müssen einfach durchhalten und darauf hoffen, dass Minho einsieht, dass er auf dem Holzweg ist.“ Das Problem war nur, dass Minho nicht auf dem Holzweg war. Sie hatten Raptor geholfen und ihn versteckt, also waren sie alles andere als unschuldig. Und Taemin, dieser hatte wohl wirklich mit Raptor geschlafen; Jinki wollte sich lieber gar nicht erst vorstellen, wie lange das Ganze hinter seinem Rücken schon gegangen war. Taemin hatte sich ja von Anfang an zu Jonghyun hingezogen gefühlt und dass diese Gefühle erwidert wurden, war auch mehr als offensichtlich gewesen. Egal, wie man es auch drehte und wendete, Jinki fiel keine Lösung ein. Das hieß, wenn man einmal davon absah den Strohhalm, den Minho ihnen reichte, zu ergreifen und die ganze Geschichte zu erzählen. „Jinki …“ Kibum zog unruhig an dem Arm des Älteren, als auf einmal von der Tür her Geräusche zu hören waren. Entweder Minho kam zurück, weil er sich noch ein bisschen mit ihnen unterhalten wollte, oder aber es war Taemin, der endlich fertig befragt worden war. Lange dauerte es zum Glück nicht bis dieses Rätsel gelöst wurde, denn die Tür war soeben aufgeschoben worden und zwei Männer hatten Taemin an den Oberarmen in den Raum gezogen. Taemin wirkte dabei ein wenig orientierungslos und schaffte es kaum, auf seinen eigenen Beinen stehen zu bleiben. Jinki, der sofort nachdem er seinen kleinen Bruder gesehen hatte, auf diesen zugestürmt war, musste seine Arme um ihn schlingen damit er nicht am Ende noch zu Boden ging. „Was habt ihr mit ihm gemacht, verdammt?!“ Aufgebracht, jedoch vor allem besorgt, bugsierte Jinki Taemin zu einem der Stühle, wo Kibum schon wartete. „Habt ihr ihn unter Drogen gesetzt?“ „Fast.“ Minho hatte nun auch endlich auf sich aufmerksam gemacht, nachdem er sich zu Anfang noch hinter seinen Teammitgliedern verschanzt hatte. Er war ganz froh darüber, dass die beiden Männer immer noch an beiden Seiten von ihm postiert waren und warteten, denn Jinkis Blick sprach Bände. Ein falsches Wort und er würde endgültig durchdrehen. „Ihm wurde Tubocurarin verabreicht. Er war nicht bereit sich freiwillig untersuchen zu lassen, al-“ Weiter war er nicht gekommen, da Jinki ihn am Kragen gepackt und im nächsten Moment auch schon zum Schlag ausgeholt hatte. Die beiden Männer hatten glücklicherweise die Reflexe eines verrosteten Bahnschrankens, weswegen sie nicht verhindern hatten können, dass Jinki diesen Treffer landete und Minho die Nase blutig schlug. „Du verdammter Scheißkerl! Du elender Bastard!!“ Zornig versuchte Jinki sich zu befreien, als er grob zurückgerissen und von Minho weggezerrt wurde. Ein Schlag war noch lange nicht genug gewesen. „Was fällt dir ein ihm so etwas verabreichen zu lassen!? Sobald ich hier wieder draußen bin, werde ich dafür sorgen, dass das dein letzter Fall war! Dafür bring ich dich ins Gefängnis, ich mach dich fertig!“ „Das werden wir ja noch sehen“, murmelte Minho, nachdem er sich hochhelfen hatte lassen und sich das Blut vom Gesicht gewischt hatte. Um Jinki würde er sich später immer noch kümmern können, wichtiger war nun, dass er einen Blick auf die Testergebnisse warf und sich davon überzeugte, dass er sich im Recht befand. Schweigend und ohne seine drei ehemaligen Freunde auch nur eines Blickes zu würdigen, machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand mit den beiden anderen nach draußen. Dies war vermutlich ohnehin besser für seine Gesundheit, denn die Mordlust, die sich in Jinkis Augen widerspiegelte, war beunruhigend. -- Vorsichtig ließ Jinki Taemin auf den Boden sinken, nachdem er seinen Sweater ausgezogen und ihn zu einem Kissen umfunktioniert hatte. Sein Bruder hatte noch kein Wort gesagt, seit er wieder zurückgebracht worden war, aber das war nicht verwunderlich. Es würde vermutlich sogar noch eine Weile dauern, bis Taemin sich wieder richtig bewegen und sprechen konnte. „Ganz ruhig. Bald geht’s dir wieder besser“, flüsterte Jinki beruhigend und streichelte Taemin dabei über die kühlen Wangen. Die Panik in den Augen Taemins zu sehen war mehr, als er ertragen konnte. Er hatte sich doch vor Jahren selbst geschworen, dass er immer ein Auge auf den Jüngeren haben würde. Aber er hatte versagt und Taemin litt furchtbar unter dem Nervengift, welches ihm verabreicht worden war. „Was hat Minho ihm eigentlich gegeben?“ Kibum hatte sich hinter Taemin gehockt und es sich zur Aufgabe gemacht, durch dessen weichen Haarschopf zu streicheln und ihn auch zu kraulen. Er hatte vorhin den Namen der Droge gehört, die Taemin injiziert worden war, aber er konnte damit natürlich nicht viel anfangen. Ein paar Medikamente kannte er mittlerweile zwar schon, einfach weil Jinki ihm auch öfter von der Arbeit erzählte, aber dieses Tubocurarin war ihm neu. „Ein Nervengift“, seufzte Jinki schwer, „es ist ein sehr stark wirkendes Muskelrelaxans. Früher wurde es bei Operationen benutzt, aber mittlerweile gibt es andere Stoffe. Also Stoffe, die weniger schädlich für den Körper sind.“ Es war ihm schleierhaft, wie Minho so etwas anordnen hatte können. Angeblich hatte er doch einmal so etwas wie Gefühle für Taemin gehegt? „Allerdings sorgt Tubocurarin nur dafür, dass man quasi gelähmt ist. Es lässt einen nicht einschlafen, so wie es bei einer normalen Narkose üblich ist.“ „Willst du damit sagen, dass Taemin die ganze Zeit über wach war und sich nur nicht bewegen kann? Er hat alles mitbekommen? Was auch immer diese Typen mit ihm angestellt haben?!“ Kibums sonst so rosige Wangen hatten nach und nach ihr letztes Bisschen Farbe eingebüßt. Beinahe schon wünschte er sich, dass er einfach nicht nachgefragt hätte. Zu wissen, dass Taemin sehr wohl alles mitbekam und sich lediglich nicht bewegen konnte, war alles andere als schön. „Dann nehme ich einfach mal an, dass dieses Mittel ihn auch nicht weiter betäubt hat? Er hat alles gespürt?!“ Jinki schüttelte langsam den Kopf. Wie gerne hätte er Kibum nun belogen und ihn ein wenig beruhigt, aber er konnte Taemins Blick auf sich ruhen spüren und schon allein deswegen entschied er sich gegen die Lüge. „Er hat alles gespürt, ja.“ -- Fest drückte Minho sich das Kühlgel-Kissen ins Gesicht beziehungsweise auf die schmerzende Nase. Sie war nicht gebrochen, das hatte er sofort überprüfen lassen, nachdem er den Raum verlassen hatte. Allerdings machte sich bereits jetzt eine unangenehme Schwellung bemerkbar und Minho war sich sicher, dass sein Gesicht bald alle Farben des Regenbogens spielen würde. Ein Umstand, der ihn nicht unbedingt erfreute, aber gegen den er momentan nichts tun konnte. Alles was er tun konnte war, dass er sich das Kissen weiter gegen die Nase presste und sich in Gedanken ausmalte wie er Jinki den Schlag am besten heimzahlen konnte. „Er hat dich ja ziemlich erwischt“, bemerkte ein etwas älterer Kollege, während er Minho die Mappe mit den Ergebnissen überreichte. Er war nicht dabei gewesen, als Minho sich den Schlag eingefangen hatte, allerdings hatte er es sich natürlich auf dem Überwachungsvideo angesehen. „Für einen Arzt hat er einen wirklich guten rechten Haken drauf, das muss man ihm lassen.“ „Müsstest du nicht irgendwo sein?“, schnauzte Minho entnervt zurück und breitete die Ergebnisse gleichzeitig vor sich auf seinem Tisch aus. Er wollte nun nicht gestört werden, schließlich war nun endlich der Moment gekommen, auf den er schon richtig gewartet hatte. Nun würde sich zeigen, ob Taemin tatsächlich noch vor kurzem mit Raptor geschlafen hatte, oder nicht. Einmal atmete er noch tief durch, danach beugte er sich über die verschiedenen Blätter, die ihm gebracht worden waren. Seine Augen glitten im Eiltempo über die einzelnen Zeilen, bis sie schließlich die Stelle gefunden hatten, auf die es ankam. „Ich wusste es. Ich wusste es von Anfang an.“ Triumphierend blickte Minho wieder auf. Die fremde DNA, die an Taemin an mehreren Stellen sichergestellt werden hatte können, stammte eindeutig von einem gewissen Kim Jonghyun. Und das wiederum bedeutete, dass Minho endlich die Beweise hatte, die er brauchte, um ein wenig mehr Druck ausüben zu können. „Die Zeit der Spielchen ist jetzt endgültig vorbei“, murmelte er und schlug die Mappe, in welcher sich die Ergebnisse befanden, mit einem dunklen Lachen zu. Er konnte es kaum erwarten das überlegene Grinsen von den Gesichtern Jinkis und Taemins zu wischen. tbc.... Kapitel 27: 最後通牒 - Ultimatum - ------------------------------ Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 25 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-16 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Das Ende naht ..... ToT [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Seit Minho Kibum von zwei seiner Kollegen abholen hatte lassen, waren nun schon knapp zwei Stunden vergangen. Jinki hatte sich in dieser Zeit nicht einmal hingesetzt oder war stehen geblieben. Er lief unruhig von der einen Seite des Raumes zur anderen und wieder zurück. Sein Blick war dabei immer auf die Tür gerichtet, bereit sofort darauf zuzustürmen, sollte sie geöffnet werden. Er hatte Angst um seinen Freund und wenn man von dem ausging, was Taemin bereits angetan worden war, dann war dies auch durchaus berechtigt. Taemin konnte sich mittlerweile wieder bewegen, wenn auch eher eingeschränkt. Seine Beine wollten ihm noch nicht wieder ganz gehorchen, weswegen sie auch jedes Mal wegknickten, wenn er versuchte ohne Stütze aufzustehen. Ansonsten ging es ihm allerdings relativ gut; Jinki hatte ihn außerdem rasch durchgecheckt, nachdem seine Stimme wieder zurückgekommen war, und auch nichts Auffälliges finden können. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass sein Zorn komplett verraucht war. Er wollte Minho nach wie vor die Nase und am besten auch gleich alles andere brechen. „Setz dich doch mal hin, Jinki. Mir wird schwindlig, wenn ich dir zusehe.“ „Dann sieh am besten nicht hin“, brummte Jinki knapp, blieb nach zwei weiteren Runden dann aber doch stehen. „Ich verstehe nicht, was Minho sich von einem Gespräch mit Kibum erhofft. Er hat doch gar nichts mit Raptor zu tun. Bis vor kurzem hat er ihn noch nicht einmal wirklich gekannt!“ Ein Blick in das Gesicht Jinkis verriet, dass er sich mehr als nur schuldig fühlte. Er hatte Kibum von Raptor erzählt; er war generell derjenige gewesen, der Kibum in die Klinik mitgenommen und ihm alles gezeigt hatte. Natürlich hatte er dies schon vor Jahren getan, aber Tatsache war, dass es mit ihm angefangen hatte. Wieso konnte er auch nicht einen anderen Job ausüben? Man hatte ihm so oft gesagt, dass er eine gute Singstimme und auch so etwas wie schauspielerisches Talent besaß; also warum war er nicht in diese Richtung gegangen? „Taemin, was auch immer Minho Kibum gerade antut, ist meine Schuld. Ich hab ihn in diese Lage gebracht“, stieß er schließlich hervor und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Das ist ganz bestimmt nicht deine Schuld, fang jetzt bloß nicht so an.“ Kopfschüttelnd stemmte Taemin sich in die Höhe, indem er sich an der Wand hinter ihm festhielt. Er würde kaum bis zu seinem großen Bruder gehen können, also musste er hier einfach stehen bleiben. „Du hast Kibum doch nie in die Nähe der wirklich gefährlichen Typen gelassen und du hast dafür gesorgt, dass er so wenig wie möglich mit der Klinik in Berührung kommt. Wenn du schon jemanden beschuldigen willst, dann nimm mich. Ich war doch so vernarrt in Raptor und ich habe dafür gesorgt, dass wir hier alle landen.“ Frustriert schlug der Rothaarige mit seiner flachen Hand gegen die Mauer. Es war nicht so, dass er es bereute Jonghyun kennengelernt zu haben. Er bereute ja noch nicht einmal ihre gemeinsame Nacht und das obwohl diese ihnen noch das Genick brechen würde – denn das würde sie mit Sicherheit. Man hatte Jonghyuns DNA garantiert schon identifizieren können und das hieß, dass Minho nun die Beweise hatte, auf welche er von Anfang an so scharf gewesen war. „Hätte ich gewusst, dass es so weit kommt, dann hätte ich es einfach allein durchgezogen, Jinki. Ich wollte das alles nicht. Es … Es tut mir wahnsinnig leid …“ Zittrig drückte Taemin sich die flache Hand ins Gesicht, als er spürte, dass seine Augen nach und nach feuchter wurden. Wie hatte er seine Familie nur so enttäuschen und geradewegs ins Gefängnis bringen können? Wenn es nicht sogar noch schlimmer wurde und sie allesamt geradewegs auf die Todeszelle zusteuerten. „Taeminnie, nicht …“ Seufzend trat Jinki auf seinen kleinen Bruder zu und nahm ihn behutsam in den Arm. Gleichzeitig hielt er ihn allerdings auch fest, damit er ihm nicht noch zu Boden rutschte. „Wir hatten doch alle keine Ahnung, dass es so weit kommen würde, oder? Ich meine, ich hab dir natürlich gesagt, dass Raptor einem nichts als Ärger macht“, Jinki unterbrach sich selbst, als Taemin leise gegen seine Schulter schluchzte und drückte ihn noch ein wenig fester an sich, „aber was geschehen ist, ist nun einmal geschehen. Und ich muss zugeben, dass ich mich in ihm getäuscht habe. Ich dachte eigentlich, dass er nur ein selbstverliebter Irrer ist, aber so schlimm ist er gar nicht.“ Es grenzte schon an Wahnsinn, dass Jinki so etwas von sich gab und dann auch noch inmitten eines Raumes mit einer Überwachungskamera, aber was hatten sie denn jetzt noch zu verlieren? Minho wusste doch schon alles, bis auf den Aufenthaltsort Jonghyuns, also war es auch nicht mehr notwendig sich zu verstellen. „Und jetzt hör auf zu weinen, okay? Es wird schon alles wieder gut werden.“ Sachte legte Jinki seine Hände an Taemins feuchte Wangen und versuchte dabei aufmunternd zu lächeln. Er hoffte wirklich, dass er eben nicht zu viel versprochen hatte und sich wirklich alles wieder irgendwie einrenken würde. -- Stur hielt Kibum seinen Blick gesenkt und versuchte dabei Minho vollkommen zu ignorieren. Dieser kreiste schon die längste Zeit um den Stuhl, an welchem er festgebunden worden war, und erinnerte dabei auf ungute Art und Weise an einen hungrigen Geier. Auf seinen Zügen lag ein gönnerhaftes Lächeln, welches Kibum ihm am liebsten aus dem Gesicht getreten hätte und gesagt hatte er bis jetzt auch noch nichts. Er hatte lediglich dafür gesorgt, dass Kibum in dieses Zimmer gebracht wurde, danach hatte er sich ewig nicht blicken lassen. Kibum hatte sogar schon geglaubt, dass man ihn einfach aus dem Weg haben wollte, damit Jinki und Taemin allein waren, aber dann war Minho doch noch aufgetaucht. Unglücklich zog er an den Handschellen, welche ihn an die Armlehne fesselten und somit dafür sorgten, dass er nicht wegkonnte. Normalerweise hatte er wirklich nichts gegen Handschellen einzuwenden und auch Fesselspielchen fand er ganz nett, aber beides in Kombination mit Minho – oh nein. Darauf konnte Kibum wirklich verzichten. „Was willst du eigentlich von mir? Warum bin ich hier?“, wurde es ihm dann doch zu bunt, als Minho sich direkt vor ihm aufbaute und zu ihm hinunter lächelte. „Was ist mit Jinki und Taemin? Ich will wieder zu den beiden zurück.“ „So viele Fragen.“ Minho lächelte schief und strich gleichzeitig seine Jacke glatt. „Ich will nur mit dir reden, Kibum. Deswegen bist du hier und das will ich auch von dir. Und den beiden geht es gut, keine Sorge. Sobald wir uns fertig unterhalten haben, lasse ich dich zurückbringen.“ Der Dunkelhaarige ließ sich schließlich direkt vor Kibum auf den Boden sinken und blieb dort im Schneidersitz hocken. So konnte er Kibum von unten her ansehen und dafür sorgen, dass er seinen Blicken kaum ausweichen konnte. „Also, Kibum, reden wir.“ „Worüber sollte ich mit dir denn reden wollen? Ich weiß nichts über Raptor.“ „Keine Sorge, darüber will ich auch gar nicht mit dir sprechen“, beruhigte Minho den Jüngeren und leckte sich gleichzeitig über die Lippen. „Ich will über deine Familie reden. Ich hab mich schlau gemacht, weißt du? Ich wusste bis jetzt gar nicht, dass du eigentlich aus Daegu kommst und nach Seoul gezogen bist, um hier zu studieren. Deine Eltern und Großeltern wohnen allerdings immer noch in Daegu und es sind anständige Menschen. Ich konnte noch nicht einmal eine Anmerkung wegen Falschparken finden.“ Während er sprach, beobachtete er Kibums Gesicht ganz genau. Dieses war mit jedem Wort ein wenig weißlicher geworden und glich, nachdem er aufgehört hatte zu sprechen, einer Marmorwand. Es war doch immer wieder schön zu beobachten, wie wichtig manchen Menschen die Familie doch war. „Auf jeden Fall wäre es schade, wenn sich das ändern würde, nicht wahr? Deine Eltern haben bestimmt hart gearbeitet, um dir zu ermöglichen in Seoul zu studieren. Und deine Großeltern! Sie haben doch sicher etwas beigesteuert, hm?“ Kibum schluckte schwer, nickte aber trotzdem. Es stimmte schon. Seine Eltern hatten wirklich einiges für ihn getan und auch sehr viel geopfert, um ihm sein Leben zu ermöglichen. „Was soll das alles, Minho? Warum ziehst du meine Familie da mit hinein?“, fragte er schwach und versuchte dabei auch nicht allzu ängstlich zu klingen. „Das tue ich doch gar nicht, mein Lieber. Du hast das Ganze selbst zu verschulden. Immerhin hast du Jinki und Taemin ganz offensichtlich dabei geholfen Raptor zu decken. Und streite das jetzt nicht ab, wir haben Raptors DNA an Taemin gefunden, also ist leugnen zwecklos.“ Ernst blickte Minho zu Kibum auf, der soeben seinen Mund wieder zugeklappt und betreten zur Seite geblickt hatte. Die kleinen Zahnräder hinter seiner Stirn waren offensichtlich schon fleißig am Arbeiten, aber das würde nun auch nichts mehr bringen. „Solltet ihr euch weiterhin weigern mir zu sagen, wo er sich jetzt aufhält, werde ich dafür sorgen, dass auch deine Familie im Gefängnis landet. Und glaub nicht, dass ich das nicht kann, Kibum. Wenn ich will, dann finde ich Beweise dafür, dass sie ebenfalls geholfen haben.“ Langsam richtete der Special Agent sich auf und blickte dabei tief in die Augen Kibums. „Es macht mir nichts aus welche zu fälschen, verstehst du? Es geht hier darum Raptor wieder einzufangen und dafür zu sorgen, dass er endlich seiner gerechten Strafe zugeführt wird. Ihr seid mir vollkommen egal, solltest du das wissen wollen. Ich will ihn.“ Darauf wusste Kibum nichts mehr zu erwidern. Er senkte verzweifelt seinen Kopf und ließ sein Kinn gegen seine Brust fallen. Wenn Minho es tatsächlich ernst meinte, dann würde er wohl wirklich Beweise fälschen und seine Familie mit hinein ziehen. Er war so besessen davon Raptor zu fangen, dass er sogar Unschuldige hinter Gittern bringen wollte – dass er so weit gehen würde, war schon unheimlich. „Ich lasse dich zu Jinki und Taemin zurückbringen, damit ihr euch in Ruhe unterhalten könnt. Aber ich werde später noch vorbeikommen und euch ein letztes Angebot machen. Danach wird es wirklich unangenehm für euch“, versprach Minho drohend, danach wandte er sich ab, um den Raum zu verlassen. Zwei seiner Kollegen würden sich darum kümmern, dass Kibum zurückgebracht wurde, dafür hatte er schon gesorgt. Was er zu dem Jüngeren gesagt hatte, war keinesfalls gelogen gewesen. Die Zeit der leeren Drohungen war endgültig vorbei und eigentlich hatten die Drei sogar noch Glück, dass er ihnen so viele Chancen gab. Es war ihre eigene Schuld, dass sie seine Hilfe nicht annehmen wollten; schließlich zwang sie niemand dazu Raptor zu schützen und damit ihr Leben aufs Spiel zu setzen. -- „Jinki!“ Kaum war die Tür aufgeschoben worden, hatte Kibum sich auch schon von den beiden Muskelprotzen losgerissen und war auf seinen Freund zugelaufen, um sich in dessen Armen zu verstecken. Dort fühlte er sich gleich um Welten sicherer und auch nicht mehr so angreifbar. Vorhin, als er mit Minho allein gewesen war, war er ein leichtes Ziel für den anderen gewesen und das wusste er auch. „Kibummie! Gott sei Dank, dir geht’s gut!“ Erleichtert tastete Jinki über die schmale Figur seines Freundes, ehe er ihn wieder fest in seine Arme zog. Der Jüngere war insgesamt fast drei Stunden weggewesen und langsam hatte Jinki schon das Schlimmste angenommen; nämlich, dass auch Kibum ein Nervengift verabreicht worden war und er sich einfach nicht mehr bewegen konnte. „Was wollte Minho von dir? Er hat dir doch nicht wehgetan, oder? Hat er sonst irgendetwas gemacht?“ „Hat er etwas wegen Raptor gesagt?“, warf Taemin ein und lief dabei vorsichtig auf die beiden zu. Bei ihm ging immer noch alles nur sehr, sehr langsam und behutsam, aber immerhin ließ das Zittern in seinen Gliedmaßen langsam wieder nach. Das war auch schon eine große Erleichterung. „Sag schon, Kibummie. Erzähl uns, was passiert ist.“ Ich sollte mir keine zu großen Hoffnungen machen. Minho hat die Ergebnisse bestimmt schon und weiß jetzt, dass ich mit Jonghyun zusammen war. Die Frage ist nur, warum er noch nicht hier angebraust gekommen ist und uns das unter die Nase gerieben hat. Langsam stakste Taemin hinter Kibum und Jinki her, um sich dann zu den beiden zu setzen. Er war gespannt darauf, was Kibum zu berichten hatte; gleichzeitig jedoch hatte er auch ein bisschen Angst davor, denn immerhin konnte man nie wissen, was Minho nun wieder aus dem Hut zauberte. „Er hat mit mir kaum über Raptor geredet. Zuerst hat er mich in so einem Raum warten lassen, nachdem die Typen mich an einen Stuhl gefesselt haben“, berichtete Kibum leise und lächelte dabei auch nur leicht, als Jinki seine malträtierten Handgelenke mit Küssen „behandelte“. „Als es mir zu dumm wurde, hat er gemeint, dass er über meine Familie reden will. Und er weiß alles, er weiß wirklich alles. Wo meine Eltern wohnen und dass sie noch nie etwas Falsches getan haben. Von meinen Großeltern weiß er auch alles, denke ich.“ Nach und nach war Kibums Stimme zittriger geworden und er suchte nach der Hand seines Geliebten, um sich an diese zu klammern. Er brauchte diesen Halt, wenn er das alles erzählen und somit quasi noch einmal erleben musste. „Er hat mir gedroht und gemeint, dass meine Familie im Gefängnis landet, wenn er nicht bald erfährt, wo Jonghyun sich aufhält. Er … Er will sogar Beweise fälschen. Und ich denke nicht, dass er gelogen hat. Jinki, er … er meint das alles vollkommen ernst. Er will nicht nur unser Leben zerstören, sondern auch das von meiner Familie.“ Verzweifelt drückte Kibum sich an Jinkis Hand und schluchzte leise dagegen. Dass seine Eltern nun so in die Sache mit hineingezogen wurden, änderte alles von Grund auf. Wäre es hier nur um seine Zukunft gegangen, dann hätte er weiterhin geschwiegen, aber so war es nun nicht mehr. Während Kibum leise schluchzte, hob Jinki ihn auf seinen Schoß, um ihn vorsichtig in den Arm zu nehmen. Sein Gesicht hatte nun ebenfalls deutlich an Farbe verloren und auch Taemin, der bis vor kurzem fest entschlossen gewesen war bis zum Ende zu schweigen, war sich auf einmal nicht mehr allzu sicher, ob dies auch das Richtige war. Sie alle hatten Dreck am Stecken, das konnten sie nicht abstreiten, aber Kibums Familie?! Diese konnte nun wirklich nichts dafür und so sehr Taemin Jonghyun auch liebte, er wusste nicht, ob er wirklich so viele Menschenleben für ihn opfern konnte. Seufzend sank er weiter zurück gegen die Lehne des Stuhls und legte seinen Kopf dabei in den Nacken. Er hielt seine Augen geschlossen und versuchte die Geräusche, die von allen Seiten her auf ihn einströmten, einfach zu ignorieren. Er musste nachdenken, sich vielleicht irgendetwas einfallen lassen. Aber was? Was konnte ihm einfallen, das nicht nur sie, sondern auch Kibums Eltern und Großeltern rettete? Er war nicht Jonghyun, er verfügte über keinen derartig messerscharfen Verstand, in dieser Beziehung machte er sich gar nichts vor. Jonghyun, hilf uns, dachte er, während er Kibums gedämpften Schluchzern lauschte und dabei selbst gefährlich nahe an den Rand der Tränen getrieben wurde. Wenn du mich liebst, dann hilf uns. -- Minho hatte sich, ganz wie angekündigt, nicht allzu lange Zeit gelassen, bis er Jinki, Kibum und Taemin in ihrer vorübergehenden Bleibe besucht hatte. Die gute Laune, die er mit sich herum trug, rief bei Taemin schon beinahe einen Brechreiz hervor und auch Jinki und Kibum schien es nicht wirklich anders zu gehen. Davon ließ Minho sich allerdings nicht weiter stören, ganz im Gegenteil. Er kostete seine derzeitige Überlegenheit in vollen Zügen aus und versuchte erst gar nicht sich auch nur ein wenig zurückzunehmen. Aber warum hätte er das auch tun sollen? Raptors DNA war sichergestellt worden und er hatte Kibum erfolgreich eingeschüchtert; durch letzteres hatte er auch Jinki ganz genau dort, wo er ihn haben wollte und das wiederum hieß, dass er seine Freunde komplett in der Hand hatte. Was war das doch für ein erhebendes Gefühl! „Ich gehe davon aus, dass Kibum euch bereits erzählt hat, was ich gedenke zu tun, solltet ihr nicht kooperieren“, sagte er schließlich und wartete gar nicht erst auf eine Antwort. Er würde ja ohnehin keine bekommen und Blicke sagten ja manchmal auch schon mehr als tausend Worte. „Ich werde euch jetzt ein allerletztes Angebot machen und das solltet ihr wirklich annehmen, wenn ihr nicht wollt, dass ich mit der Sache an die Öffentlichkeit gehe.“ Ruhig verschränkte der Special Agent seine Arme vor seiner breiten Brust. Die drei anderen zogen es immer noch vor zu schweigen; sie würdigten ihn noch nicht einmal eines Blickes! Wie amüsant das doch war; Minho hätte dieses Spielchen den ganzen Tag lang fortführen können, doch so viel Zeit hatte er nicht. „Ich muss euch wahrscheinlich kaum sagen, was passiert, wenn ich der Presse davon erzähle, nicht wahr? Der Ruf der Klinik wäre sofort dahin und wahrscheinlich könnte euer Vater sich dann auch nach einem anderen Job umsehen. Und dann die Schande, mit der er leben müsste! Seine eigenen Söhne decken einen gesuchten Serienmörder! Das wäre ganz bestimmt zu viel für ihn.“ Jinki schnaubte nur leise. Weder er, noch sein Bruder hatten eine allzu enge Beziehung zu ihrem Vater, aber dass sie ihm das Leben zerstörten, hatte er nun auch nicht verdient. Immerhin hatten sie immer alles gehabt, was sie sich gewünscht hatten – mal abgesehen von einem Vater, der sich auch um sie kümmerte. „Solltet ihr drei nicht geradewegs in die Todeszelle wandern, wären eure Karrieren auch dahin. Jinki, du würdest nie wieder eine Stelle als Arzt finden. Und Kibum und Taemin, ihr könntet euer Studium auch vergessen. Selbst wenn ihr es durchziehen würdet, würde ja doch niemand euch einstellen wollen“, fuhr Minho fort, wobei man deutlich sehen konnte, wie sehr er seine Überlegenheit doch genoss und auskosten wollte. „Deswegen stelle ich euch nun folgendes Ultimatum: Ihr bekommt zwei Tage Zeit, um noch einmal über alles nachzudenken. Danach werde ich euch noch einmal fragen, wo Raptor sich aufhält und wenn ihr dann immer noch nicht reden wollt, dann war’s das für euch. Das ist eure allerletzte Chance.“ „Und was passiert, wenn wir dir helfen ihn zu finden?“, fragte Taemin leise und auch ein wenig zögerlich. Ihm war nicht wohl bei der Sache, aber hier ging es um mehr, als nur um sein eigenes Leben. „Wenn wir dir alles sagen, lässt du Kibums Familie dann in Ruhe?“ Vorsichtig und immer noch eher wacklig auf den Beinen, schritt Taemin auf Minho zu, um schließlich knapp vor ihm stehen zu bleiben. Ernst blickte er dem Dunkelhaarigen in die Augen, während er fortfuhr: „Du versprichst, dass keinem von uns etwas passiert, nicht wahr?“ „Ganz genau“, bestätigte Minho und lehnte sich dabei zu Taemin. Natürlich kam er ihm dabei näher, als unbedingt notwendig gewesen wäre und ließ seinen warmen Atem auch über dessen Lippen streichen. „Ihr gebt mir, was ich will und ich sorge dafür, dass man euch nichts nachweisen kann. Eure Weste bleibt weiß und auch Kibums Familie wird nichts passieren.“ Taemin zögerte daraufhin einen Moment und warf einen schnellen Blick über seine Schulter. Sein Bruder und Kibum wirkten eher ratlos, gleichzeitig jedoch schienen sie auch dagegen zu sein, sich so auf Minho einzulassen. Kein Wunder. Taemin selbst wollte es nicht tun, aber was hatten sie denn für eine andere Wahl? Seufzend schloss Taemin seine Augen und konnte sich dann selbst sagen hören: „Ich kann mit Jonghyun Kontakt aufnehmen.“ tbc... Kapitel 28: 決定 - Entschluss - ----------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 26 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-16 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Argh >w< nur noch 3 Kapitel ... es schmerzt! xD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- Für einen Moment herrschte in dem Raum vollkommene Stille und alle Augen waren auf Taemin gerichtet. Hatte er gerade wirklich verkündet, dass er mit Jonghyun in Kontakt treten konnte? Wieso hatte er das nicht ein wenig früher erwähnt? Zumindest seinen Bruder und Kibum hätte er ins Vertrauen ziehen können. Oder war es etwa so, dass Taemin ihnen nicht vertraute wenn es um Jonghyun ging? Hatte er es deswegen bis zur letzten Sekunde für sich behalten? „Ich kann nicht garantieren, dass er darauf reagiert, aber ich kann versuchen ihn zu erreichen“, murmelte Taemin, wobei in seinem Ton deutlich mitschwang, wie wenig er davon hielt. „Das ist doch schon mal ein Anfang.“ Zufrieden verschränkte Minho seine Arme vor der Brust und schaffte es dabei auch nicht das triumphierende Grinsen von seinen Zügen zu vertreiben. Wieder einmal hatte sich bestätigt, dass man ans Ziel kam wenn man hartnäckig blieb. Vielleicht musste man hin und wieder Opfer bringen, in diesem Fall wohl die Freundschaft zu Jinki und den beiden Jüngeren, aber wenn der Fall dadurch gelöst wurde, war so etwas schon durchaus vertretbar. „Und du wirst es so lange probieren, bis er darauf reagiert. So einfach ist das“, redete er ruhig weiter, damit Taemin gar nicht erst auf die Idee kam irgendetwas von sich zu geben, „Sag mir, was du brauchst. Außerdem, solltest du mit dem Gedanken spielen ihn irgendwie zu warnen oder mich zu verarschen, wird es ziemlich unschön für dich. Du weißt ja mittlerweile, dass ich durchaus ernstmachen kann?!“ Taemin richtete seinen Blick schweigend zu Boden. In ihm tobte ein Sturm, der jeden Moment aus ihm herauszubrechen drohte. Er wollte Minho anschreien, ihm farbenfrohe Beschimpfungen an den Kopf werfen und am besten noch hinterher schlagen und treten. Bis jetzt hatte Taemin noch nie so etwas empfunden, wenn er einen anderen Menschen ansah, aber Minho wusste wirklich, wie er ihn provozieren konnte. Jetzt kann ich verstehen, wieso Jonghyun jedes Mal so aggressiv wird, wenn Minhos Name fällt. Tief atmete der Rothaarige ein und blies die Luft dann langsam wieder aus. Er musste sich beruhigen, unbedingt. Wer wusste schon, ob Minho zu seinem Wort stehen und Jinki und Kibum unbeschadet davon kommen ließ, wenn Taemin ihn nun beleidigte? „Ich brauche ein Handy, ein Telefon, was auch immer. Mehr nicht.“ „Mehr nicht?“ „Was dachtest du denn?“ Taemin rollte entnervt mit seinen Augen, während er sich abwandte und langsam zu seinem Bruder und Kibum zurück trottete. „Dass Raptor ein spezielles Symbol hat, mit dem man ihn rufen kann? Er ist nicht Batman.“ Seine Stimme triefte förmlich vor Sarkasmus während er sprach und der Blick, den er Minho über seine Schulter hinweg zuwarf, war mehr als verächtlich. Wenn er ihn schon nicht beschimpfen durfte, dann musste er eben auf solche Methoden zurückgreifen. „Wenn du mir dein Handy gibst, kann ich ihn auch gleich anrufen.“ Auch wenn es Taemin widerstrebte Jonghyun anzurufen und ihn darum zu bitten zurückzukommen oder zumindest zu verraten, wo er sich momentan aufhielt, freute er sich doch darauf dessen Stimme zu hören. Diese hatte von Anfang an eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt. Vielleicht würde sie ihn auch diesmal beruhigen und unter Umständen auch auf eine Idee bringen, wie sie sich möglichst elegant aus der Affäre ziehen konnten. Möglichst so, dass Jonghyun ebenfalls nichts zustieß. „Also? Was ist nun, Minho? Hast du deine Zunge verschluckt?“ „Jetzt wartet doch mal einen Moment!“ Überrascht drehten sowohl Taemin, als auch Minho sich in die Richtung, aus welcher der Ausruf gekommen war. Kibum schien das Ganze nun doch ein bisschen zu verwirrend geworden zu sein, weswegen er sich kurzerhand in das Gespräch eingemischt hatte. „Wie willst du ihn anrufen? Jonghyun hat doch kein Handy, soweit ich weiß? Oder hast du ihm in den drei Wochen schnell eines besorgt und wir haben es nicht mitbekommen?“ Fragend blickte Kibum zwischen Taemin und Jinki hin und her. So konnten sie immerhin ein wenig Zeit schinden und Jonghyun, wo auch immer er gerade war, ein wenig mehr Zeit verschaffen. Selbst fünf Minuten waren schon besser als gar nichts. „Und wieso hast du uns das nicht erzählt?“ „Das würde mich auch interessieren“, fügte Jinki brummend hinzu, um nicht vollkommen tatenlos herum zu stehen und nur Luft zu verbrauchen. „Nach allem was wir mittlerweile schon seinetwegen auf uns genommen haben, wären wir wohl kaum mit diesem Geheimnis zu dem Irren da gelaufen.“ Kurz nickte er in Minhos Richtung. Die Zeit der Freundlichkeiten war ohnehin vorbei, also war es kein Problem, wenn der andere wusste, was Jinki von ihm hielt. Zumindest hatte Minho nun eine Idee, in welche Richtung Jinkis Gefühle für ihn gingen. „Streitet euch ruhig noch weiter. Ihr habt Zeit, bis ich alles vorbereitet habe und dann, Taemin, rate ich dir, dass das eben kein Scherz gewesen ist. Ansonsten muss ich wieder ungemütlich werden.“ Minho hatte, während er mit einem halben Ohr dem Gespräch zwischen Jinki, Kibum und Taemin gelauscht hatte, schon dafür gesorgt, dass ein Telefon vorbereitet wurde. Jetzt musste er mit seinem Team nur noch einen Plan entwickeln und alle Eventualitäten durchgehen und abklären. Selbst wenn Taemin es schaffen und Raptor erreichen würde, hieß das noch lange nicht, dass dieser sich auch stellen würde. Es war sehr viel wahrscheinlicher, dass der Psychopath sich aus dem Staub machen und dabei wieder einmal sehr gründlich seine Spuren verwischen würde. „Bis später“, murmelte er noch ruhig, während er die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Taemin kommentierte sein Verschwinden dabei nur mit einem leisen Knurren. Wieder einmal wurde ihm klar wieso Jonghyun so eine starke Abneigung gegenüber Minho empfand. Dieser konnte wirklich verdammt unangenehm werden und ihn dann noch zu mögen war so gut wie unmöglich. „Ich habe es euch nicht gesagt, weil sich keine Gelegenheit ergeben hat. Wir werden hier durchgehend überwacht und hätte ich da etwas gesagt, hätten sie es doch sofort gehört“, erklärte er leise, wobei er Jinki und Kibum den Rücken zukehrte. „Vorhin war ich doch noch kurz in meinem Zimmer, nicht wahr? Dabei ist mir aufgefallen, dass mein Handy fehlt.“ „Und du hältst es nicht für wahrscheinlicher, dass du es einfach mal wieder verloren hast?“, wollte Jinki wissen, nachdem er sich wieder hingesetzt hatte. Sein kleiner Bruder neigte leider dazu Sachen zu verlieren und das Handy bildete dabei keine Ausnahme. Es war wirklich ein Glück, dass sowohl ihr Vater, als auch Jinki recht gut verdiente, denn sonst hätte man die verlorenen Gegenstände kaum so schnell und problemlos nachkaufen können. „Wer sagt dir denn, dass wirklich Jonghyun das Handy genommen hat? Am Ende liegt es unter deinem Schreibtisch und du hast einfach nicht gründlich genug gesucht.“ „Es war nicht mehr da“, bestand Taemin nur auf seine Theorie, „ich bin mir ganz sicher, dass er es genommen hat. Gestern Abend lag es noch auf meinem Nachtkästchen und heute war es weg. Und Jonghyun genauso, wie du ja weißt.“ Vielleicht wollte er auch einfach nur, dass Jonghyun das Handy hatte, denn so würde er immerhin die Stimme des Älteren hören können. Das hätte Taemin schon geholfen; mehr, als Jonghyun selbst sich wahrscheinlich vorstellen konnte. „Aber wir werden es dann ja sehen“, fügte er schließlich noch hinzu, bevor er sich wieder in „seine“ Ecke des Raumes zurückzog und dort an der Wand entlang zu Boden sank. Er konnte sich irren, aber so heftig hatte er schon lange nicht mehr in der Klemme gesteckt. -- Natürlich hatte Minho nicht allzu lange auf sich warten lassen. Höchstens eine Stunde später hatte er zusammen mit drei seiner Kollegen das Zimmer wieder betreten und, nicht gerade freundlich, darum gebeten ihm zu folgen. Natürlich hatte keiner von ihnen eine Wahl gehabt, da die Kollegen Minhos recht überzeugend gewesen waren. So wurden sie geradewegs einen langen Flur entlang bugsiert und schließlich in ein etwas größeres Zimmer gebracht. Allen Anscheins nach der Raum, in dem Minhos Team sich des Öfteren sammelte und die nächsten Schritte besprach. Zahlreiche Jacken, diverse Waffengürtel und auch die Computer ließen da keine Zweifel zu. Die Männer, die sie bis eben immer noch mit „sanfter“ Gewalt weitergeschoben hatten, zogen ein paar Stühle zu einem Tisch hinüber, danach verschwanden sie wieder in den Hintergrund, um ein paar anderen Teammitgliedern Platz zu machen. Dass währenddessen kaum ein Wort gesprochen wurde, sondern lediglich Blicke untereinander ausgetauscht wurden, reichte vollkommen aus, um Taemin nervös auf dem unbequemen Stuhl herum rutschen zu lassen. Die unangenehme Stille, die sich ausgebreitet hatte, war beinahe noch schlimmer als das selbstgefällige Reden Minhos und das wollte schon etwas heißen. „Sind wir so weit?“ Minhos Stimme hatte die Stille schließlich doch unterbrochen. Er hatte sich vor dem Tisch aufgebaut, an welchem Taemin, Jinki und Kibum saßen und seine Hände auf der Tischplatte abgestützt. Man konnte ihm ansehen, dass es ihm durchaus recht gewesen wäre, wären sie schon vor einer Stunde so weit gewesen. Die Zeit lief ihm davon und dieser Umstand war nichts, das ihn allzu freundlich stimmte. „Es wird Zeit, dass er den Anruf macht und wir den Scheißkerl kassieren, bevor er noch ein paar Leute abschlachtet.“ „Es kann jetzt jederzeit losgehen.“ Ein etwas älterer Kollege Minhos, hatte ihm ein Telefon in die Hand gedrückt. Dieses war natürlich mit einem Computer verbunden; so würde es wohl nicht schwierig werden Raptor aufzuspüren. Gegen die modernste Technik konnte der Psychopath schließlich nichts ausrichten. „Sobald er abgehoben hat, verfolgen wir das Signal zurück und dann haben wir ihn.“ „Dann wollen wir doch mal hoffen, dass er abhebt, nicht wahr?“ Minho hatte ein drohendes Lächeln aufgesetzt und Taemin gleichzeitig das Handy überreicht. Dieses Lächeln war Grund genug, um Taemin ebenfalls hoffen zu lassen, dass Jonghyun abheben würde. Daran glauben tat er allerdings nicht. Mittlerweile kannte Taemin Jonghyun doch schon ein bisschen, weswegen ihm klar war, dass der Ältere die Falle sofort erkennen würde. Das Problem an dem Ganzen war nur, dass ihr Leben davon abhing, dass Raptor abhob und sich stellte. „Mach schon.“ „Ich hatte eben meine Nummer vergessen“, log Taemin Minho geradewegs ins Gesicht, als dieser ihn wieder zum Wählen drängte. Es machte ihn nervös, dass Minho sich so zu ihm hinüber und auch gleichzeitig hinunter beugte. Wie sollte er da denn einen kleinen Gedanken fassen können? „Und außerdem, hast du schon einmal was von Personal Space gehört?“ Kopfschüttelnd senkte Taemin seinen Blick und begann dann mit zittrigen Fingern zu wählen. Wahrscheinlich würde er später noch auf Lautsprecher schalten müssen, aber fürs Erste drückte er sich das Handy einfach nur ans Ohr. Abgeschaltet hatte Jonghyun das Telefon offensichtlich nicht, da Taemin dem Freiton einige Zeit lang lauschen konnte, ehe er geradewegs in die Mailbox weitergeleitet wurde. „Und? Was ist?“ „Mailbox“, antwortete Taemin seufzend, legte jedoch noch nicht auf. Würde Jonghyun später die Nachricht abhören, würde er Minhos Stimme bestimmt hören können. Vielleicht würde er dann ja sogar versuchen etwas zu unternehmen. „Dann sprich auf die Mailbox. Auf einen Versuch kommt es an.“ Auffordernd nickte Minho Taemin zu und verschränkte gleichzeitig auch die Arme vor der Brust. Natürlich hatte Raptor nicht abgehoben; warum sollte der verdammte Mistkerl es ihnen auch einfach machen, nachdem seine Flucht schon so spektakulär gewesen war? Nein, es würde wahrscheinlich noch ein hartes Stück Arbeit werden, bis sie ihn gefasst und wieder hinter Gittern gebracht hatten. Auf die Mailbox sprechen, na toll. Missmutig kaute Taemin auf seiner Unterlippe herum. Das lief leider so gar nicht, wie er gehofft hatte; vor allem da sie nicht sicher sein konnten, dass Jonghyun das Handy überhaupt noch bei sich trug. „Jonghyun, ich bin’s, Taemin. Hör zu, ich glaube nicht, dass ich allzu viel Zeit habe, um mit dir zu reden, also muss ich es kurz machen. Minho hat mich, Kibum und Jinki in Untersuchungshaft genommen, oder wie auch immer er es nennen will.“ Finster blickte Taemin bei diesen Worten zu Minho auf. „Ich will nicht, dass du sauer wirst, aber er hat dafür gesorgt, dass mir ein Nervengift gespritzt wird und-“ Ein dumpfes Knallen ließ Taemin erschrocken nach Luft schnappen. Minho hatte seine Handflächen grob auf den Tisch geschlagen und ihn dabei mit seinem Blick fixiert. Offensichtlich war das etwas gewesen, das Jonghyun nicht erfahren hätte sollen. „I-Ich meine, vergiss das wieder. Ich bin nur nervös und rede dummes Zeug“, verbesserte Taemin sich schnell und legte dann wieder etwas mehr Ernst in seine Stimme. „Jonghyun, Minho weiß alles und er droht damit Jinki, Kibum und mich einsperren zu lassen, wenn wir nicht helfen dich zu fangen. Würde es nur um mich gehen, dann würde ich dich nicht anrufen, aber es geht hier auch um meinen Bruder und Kibum.“ Traurig umklammerte Taemin das Handy ein wenig fester. Wie gerne hätte er Jonghyun nun einfach gesagt, dass er das Land verlassen und sich verstecken sollte, aber damit hätte er keinem von ihnen einen Gefallen getan. „Minho verlangt, dass du dich stellst. Ansonsten wird er alles in seiner Macht stehende tun, damit wir eingesperrt werden. Mir ist klar, dass du keinen Grund hast zurückzukommen, aber“, Taemin unterbrach sich kurz selbst, um den Kloß hinunter zu schlucken, der sich in seinem Hals festgesetzt hatte, „wenn ich dir etwas bedeute, dann hilf uns bitte, Jonghyunnie.“ -- Langsam drehte er das Handy zwischen seinen Fingern während er sich die Nachricht in Gedanken immer wieder Wort für Wort vorsagte. Taemins Stimme hatte tatsächlich nervös geklungen, beinahe ein wenig ängstlich. Und dann war da noch die kleine Geschichte mit dem Nervengift. Jonghyun war sich nicht sicher, ob er diese jemals ganz hören wollte. Die wenigen Details, die ihm bis jetzt schon bekannt waren, reichten vollkommen aus um seinen Hass auf Minho ins Unermessliche zu steigern. Es war eine Sache, wenn Minho ihm hinterher jagte und ihn dabei anschoss; das brachte sein Beruf so mit sich. Aber wenn er sich an Taemin vergriff und es wagte ihm Schaden zuzufügen, dann war der Spaß endgültig vorbei. Das war eine Grenze gewesen, die Minho besser nicht überschritten hätte – niemals. Schnaubend legte er das Handy beiseite und lehnte sich gleichzeitig zurück gegen die kühle Betonmauer hinter ihm. Er hatte sich vorübergehend in einem leer stehenden Fabrikgebäude eingenistet und es sich dort auch, so weit das eben möglich war, bequem gemacht. Etwas anderes war ihm sowieso nicht übrig geblieben; aus Seoul war er, Dank Minho und dessen Truppen, nicht herausgekommen und nun, nachdem er Taemins Nachricht gehört hatte, war er sogar fast froh darüber. Wir haben weitaus wichtigere Dinge zu tun als unser kleines Betthäschen aus dem Schlamassel zu holen, das es sich selbst eingebrockt hat. Jonghyun rieb sich müde die Schläfen. Für ihn stand fest, dass er sich stellen würde, wenn dies Taemin vor dem Gefängnis bewahrte. Das Problem dabei war nur, dass Raptor vollkommen besessen davon war Rex ausfindig zu machen. Tatsächlich war es ihnen sogar schon gelungen dessen Spur aufzunehmen und wahrscheinlich wäre es auch nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis sie dem Imitator gegenüber gestanden wären. Taemin ist dir genauso wichtig wie mir, also lass den Scheiß. Ein heftiger Kopfschmerz, der Jonghyun direkt Tränen in die Augen trieb, war die Antwort Raptors. Er spielte natürlich wie immer unfair, aber das war Jonghyun mittlerweile schon gewöhnt. Wahrscheinlich gewöhnte man sich an alles, wenn man nur lange genug damit leben musste. Und Jonghyun lebte nun wirklich schon lange mit seiner anderen Persönlichkeit. Ich werde nicht zulassen, dass Taemin, sein Bruder und Kibum unseretwegen eingesperrt werden. Das haben sie nicht verdient. Deswegen werde ich mich auch stellen und- Diesmal war der Schmerz so heftig, dass er ächzend nach vorne ruckte und mit seinen Händen über den schmutzigen Boden rutschte. Die Übelkeit, die den Kopfschmerzen kurze Zeit später folgte, ließ ihn nach Luft schnappen und gleichzeitig würgen. „L-Lass das …“ Stöhnend kratzte Jonghyun mit seinen Nägeln über den Boden. Diesmal würde er nicht nachgeben und Raptor einfach seinen Willen durchsetzen lassen. Diesmal ging es um jemanden, den Jonghyun wirklich mochte; um jemanden, den er aufrichtig liebte. „Mein … Mein Entschluss steht fest …“ Willst du so unbedingt verrecken, Jonghyun? Wozu habe ich dir gezeigt, wie man überlebt, wenn du dein Leben jetzt wegwirfst? Seine eigene Stimme wurde in seinem Kopf immer lauter und obwohl es nichts nutzte, presste Jonghyun sich doch die Hände fest auf die Ohren. Was würde Hyunshik wohl sagen, wenn er noch leben würde? Was würde er sagen, wenn er herausfinden würde, dass du hingerichtet werden sollst?! Der Name seines Ersatzvaters ließ Jonghyun leicht straucheln. Er wollte sich lieber gar nicht erst vorstellen, was dieser wohl von seinen Taten gehalten hätte. Der Mann hatte ihn schließlich bei sich aufgenommen, sich um ihn gekümmert und quasi groß gezogen. „Er … er war es.“ Wacklig stemmte Jonghyun sich in die Höhe und hielt sich dabei an der Fabrikmauer fest, um nicht wieder zu Boden zu gehen. „Er war derjenige, der mir beigebracht hat zu überleben.“ Nach und nach kehrte die Festigkeit in Jonghyuns Stimme zurück und auch die Kopfschmerzen wurden geringfügig besser. „Und er würde wollen, dass wir für unsere Taten geradestehen.“ Beinahe rechnete Jonghyun schon mit einer neuen Schmerzwelle oder einem bissigen Kommentar Raptors, doch nichts dergleichen passierte. Er war nach wie vor er selbst und obwohl sein Kopf immer noch schmerzte, sah er so klar, wie selten in seinem bisherigen Leben. Ihm war klar, dass er damit sein Todesurteil unterschrieb, aber er tat es, um Taemin zu schützen und das machte das Ganze schon deutlich einfacher. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf seine Züge, während er eine SMS an die Nummer zu tippen begann, welche ihn vorhin noch angerufen hatte. Es hatte ihn gewundert, dass Taemin nichts von einem Treffpunkt oder einer bestimmten Zeit erwähnt hatte, aber so konnte er selbst wenigstens beides bestimmen. Nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte, klappte er das Handy zu und ließ es langsam in seine Hosentasche gleiten. Er musste sich nicht beeilen, um zu dem Ort zu gelangen, den er für seine Festnahme gewählt hatte. Es handelte sich bei diesem ohnehin nur um einen alten Spielplatz in der Nähe der Fabrik; dieser war herunter gekommen und die meisten der Geräte waren für Kinder einfach zu gefährlich, aber Jonghyun hatte trotzdem einen gewissen Gefallen daran gefunden. Gemächlich verließ er das Gebäude und trottete schließlich den Weg entlang. Jeder Schritt brachte ihn seinem Ende dabei unaufhaltsam näher, aber seltsamerweise empfand er dabei kaum etwas anderes als Erleichterung. Nachdem Raptor jeden seiner Schritte bestimmt und ihn wie eine Marionette gelenkt hatte, war es ein gutes Gefühl endlich selbst über das eigene Leben entscheiden zu können. Jonghyun atmete tief durch, nachdem er den Spielplatz betreten hatte und ließ sich dann schließlich auf einer der Schaukeln nieder. Die Ketten waren rostig und jedes Mal, wenn er vor und wieder zurück schaukelte, war ein leises Quietschen zu hören, doch dies bemerkte er kaum. Die untergehende Sonne, die ihm trotzdem noch ein wenig Wärme spendete und der leichte Windzug, der ihm die Haare aus dem Gesicht wischte, waren alles, was er noch wahrnahm. tbc ... Kapitel 29: 訪問 - Besuch - ------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 27 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-13 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: QQ ... Ich hab nichts zu sagen! [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- Unruhig schmiegte Kibum sich an Jinkis Seite, nachdem Minho den Raum wieder betreten hatte. Seine Miene war unbewegt und doch reichte ein Blick in seine Augen aus, um alles zu wissen. Das Spiel war vorbei und er hatte gewonnen. Dass er alles andere als fair gespielt hatte, schien er locker mit seinem Gewissen vereinbaren zu können und warum hätte es auch anders sein sollen? Er hatte immerhin nur seinen Job gemacht und einen Mörder gefasst. „Ihr könnt gehen. Dass ihr in die Geschichte so weit involviert wart, wird, ganz wie ich es versprochen habe, niemals diese vier Wände verlassen“, sagte er in Richtung seiner „Gäste“, „damit ist der Ruf eures Vaters und das Fortbestehen der Klinik gesichert. Kibums Familie wird ebenfalls nichts geschehen. Eure Westen sind nach wie vor weiß.“ Minho setzte ein verächtliches Schnauben nach. Natürlich waren die Westen seiner Freunde nicht weiß und das würde er auch immer im Gedächtnis behalten, aber er war nun einmal ein Mann, der zu seinem Wort stand. Er hatte außerdem genau das was er wollte: Raptor hinter Gittern und dessen Hinrichtung in weniger als 24 Stunden. „Was ist mit Jonghyun?“ Taemin versuchte seine Stimme nicht schwanken zu lassen, ohne Erfolg. „Wo ist er? Er ist doch am Leben, oder? Antworte mir, verdammt!“ Energisch trat er auf Minho zu und hob dabei seine Hände, um ihn am Kragen zu packen und ein wenig zu schütteln. Allerdings entschied er sich dann doch dagegen. Was auch immer er Minho antun würde, würde über kurz oder lang bestimmt Jonghyun schaden. „Ich wüsste nicht, was dich das noch angeht, Taemin. Raptor ist kein Patient der Klinik mehr“, antwortete der Dunkelhaarige eisig, wollte es sich dann aber doch nicht nehmen lassen Taemin zu quälen, „aber weil du so lieb darum gebeten hast … Raptor befindet sich in diesem Moment im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses. Er lebt also noch, keine Sorge.“ Das Lächeln, welches die Züge Minhos umspielte, wurde nach und nach widerlicher und gehässiger. „Allerdings wird sich das in weniger als 24 Stunden ändern. Seine Hinrichtung ist auf morgen früh 8 Uhr angesetzt worden und ich freue mich dir mitteilen zu dürfen, dass ich einer derjenigen sein werde, die schießen werden.“ Hätte Minho gesagt, dass Jonghyun bereits tot war, hätte es Taemin nicht heftiger treffen können. Schlagartig war jegliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen und seine Beine hatten so stark zu zittern begonnen, dass Jinki und Kibum zu ihm geeilt waren, um ihn zu stützen. Während Kibum seine Arme fest um Taemins Taille geschlungen und den Jüngeren an sich gedrückt hatte, rubbelte Jinki sachte über den Rücken seines kleinen Bruders. „Wir gehen“, sagte Jinki in die unangenehme Stille, wandte sich dabei jedoch nicht direkt an Minho, „Taemin braucht Ruhe und-“ „Nein … NEIN!“ Wie auf Kommando begann Taemin sich gegen Kibums Umarmung und vor allem Jinkis Worte zu wehren. „Ich will zu ihm! Ich will zu Jonghyun! Ich … Ich muss einfach … bitte …“ Ohne dass er es wirklich bemerkt hatte, hatten sich die ersten Tränen ihren Weg über seine blassen Wangen gebahnt. Das Wissen, dass Jonghyun tatsächlich sterben würde, war einfach zu viel. Bis jetzt hatte Taemin sich immer noch einzureden versucht, dass alles irgendwie gut werden würde, dass Jonghyun und er einfach das Land verlassen und irgendwo noch einmal von vorne anfangen konnten. Doch diese Träume waren nun endgültig geplatzt und das war mehr als Taemin ertragen konnte. „Minho … Minho, bitte …“ Verzweifelt trat Taemin auf den Special Agent zu. Dieser hatte misstrauisch eine Augenbraue angehoben und seine Mundwinkel angewidert verzogen. „Ich flehe dich an … bitte, lass mich ihn noch einmal sehen.“ „Damit du ihm zur Flucht verhelfen kannst, oder was? Mal ehrlich, hältst du mich eigentlich für so bescheuert?“ Taemin wusste es besser, als auf diese Frage ehrlich zu antworten. Stattdessen ließ er sich vor dem Dunkelhaarigen auf die Knie sinken und gleichzeitig sein Kinn gegen seine Brust fallen. Hätte man ihm noch vor einigen Wochen gesagt, dass er einmal vor Choi Minho auf dem Boden rutschen und flehen würde, hätte er wohl darüber gelacht. Aber nun hatte er keine andere Wahl mehr und außerdem ging es um Jonghyun. Für diesen konnte Taemin seinen Stolz für fünf Minuten hinten anstellen. „Ich will mich doch nur von ihm verabschieden.“ Gebrochen blickte Taemin zu Minho auf und spürte dabei erneut ein paar Tränen von seinen Wimpernkränzen fallen. Es war ihm vollkommen gleich, dass er ein erbärmliches Bild bot, wie er so vor dem anderen kauerte und wie ein kleines Kind weinte. Viel wichtiger war, dass er die Chance bekam noch einmal mit Jonghyun zu sprechen. „Bitte, Minho … wenn dir jemals etwas an unserer Freundschaft gelegen hat oder wenn du mich auch nur ansatzweise gern hattest, dann bitte, bitte lass mich ihn sehen.“ Minho seufzte schwer auf Taemins Flehen hin. Er war kein Unmensch und Taemin so weinen zu sehen war nichts, das er unbedingt angestrebt hatte. Natürlich hatte er mit Tränen gerechnet; er hatte sogar mit einem Wutanfall und mit einer gebrochenen Nase gerechnet, aber dass Taemin vor ihm auf die Knie gehen würde – nein, damit wirklich nicht. „Du kriegst 15 Minuten. Die Kameras bleiben eingeschaltet und ich werde vor der Tür warten. Bevor ich dich zu ihm lasse, werde ich dich auf den Millimeter genau abtasten und wenn du gehst, werde ich das Gleiche auch mit ihm machen. Sollte ich merken, dass du etwas im Schilde führst, lasse ich dich einsperren. Und das ist keine Drohung, das verspreche ich dir.“ Zwar hatte er diese Worte aus seinem Mund kommen hören, doch so recht glauben wollte Minho sich selbst dann doch noch nicht. „E-Ehrlich? Ich … Ich darf zu ihm? 15 M-Minuten?“ Hoffnungsvoll suchte Taemin Minhos Blick, allerdings ohne Erfolg. Der andere hatte sich bereits abgewandt und die Arme vor der Brust verschränkt. „W-Wann kann ich ihn sehen? Sofort?“ Taemin war klar, dass er sein Glück auf die Probe stellte, indem er Minho so „drängte“ und viele Fragen stellte, aber nun, da ihm zugesagt worden war und er Jonghyun tatsächlich sehen können würde, war es eben schwer sich zurückzuhalten. Die Frage war nur, ob Jonghyun ihn überhaupt sehen wollte. Zwar hatte er sich freiwillig gestellt und seine Hinrichtung somit akzeptiert, aber das musste ja noch lange nicht heißen, dass er nicht wütend auf Taemin war. „Ich muss den Besuch erst organisieren“, Minho leckte sich kurz über die trockenen Lippen, „ich hole dich in einer Stunde von Zuhause ab. Und ich werde nur dich mitnehmen. Deine beiden Wachhunde kommen mir nicht in den Wagen.“ Ganz abgesehen von der Tatsache, dass es schon schwierig genug sein würde eine Person in den Hochsicherheitstrakt zu bringen und dann auch noch mit einem verurteilten Psychopathen sprechen zu lassen, wollte Minho Jinki und Kibum einfach nicht dabei haben. Am Ende würde Jinki nur wieder auf die Idee kommen ihm ins Gesicht zu schlagen und ein weinendes Mädchen, sprich: Taemin, reichte ebenfalls vollkommen, da musste nicht auch noch Kibum dabei sein. „Verschwindet jetzt von hier“, fügte er noch hinzu, während er die Tür offen hielt, „Und wir sehen uns später, Taemin.“ -- Dass die Schaukel bei jedem Vor und Zurück leise quietschte, hatte Jonghyun nach einigen Minuten komplett ausgeblendet. Viel eher konzentrierte er sich auf den Wind, der ihm ein paar Haarsträhnen ins Gesicht wehte und ihn daran erinnerte, dass es bald Herbst werden würde. Die Luft war deutlich kühler geworden und obwohl er kaum mehr als ein dünnes T-Shirt, einen Sweater und Jeans trug, fröstelte ihn nicht weiter. Nach einiger Zeit gab er das Schaukeln dann doch auf und stieg stattdessen auf eine morsch wirkende Wippe, welche er entlang balancierte und dabei mit seinen ausgestreckten Armen das Gleichgewicht zu halten versuchte. Jemand, der ihn so zum ersten Mal sah und nichts von seinem Leben wusste, wäre wohl nie auf den Gedanken gekommen gerade einen verurteilten Mörder zu beobachten. Viel eher dachte man bei Jonghyun an jemanden, der sich sein kindliches Gemüt bis zu diesem Tag bewahrt hatte; und so war es auch. Jonghyun hatte Spaß daran den alten Spielplatz zu erforschen und die Geräte auszuprobieren. Ein leises Knacken ließ ihn von seinen Füßen, die er genauestens beobachtet hatte während er die Wippe entlang balanciert war, aufsehen. War es etwa schon so weit? Neugierig hüpfte Jonghyun von dem umfunktionierten Baumstamm hinunter und sah sich etwas genauer um. Es war mittlerweile dunkel geworden und die Straßenlaternen, die nur vereinzelt funktionierten, waren nicht gerade eine verlässliche Lichtquelle. So musste er seine Augen zusammen kneifen, um in der Dunkelheit eventuelle Bewegungen wahrzunehmen. „KEINE BEWEGUNG!“ „…“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf Jonghyuns Züge, während er sich langsam herum drehte. Im Schutz der Dunkelheit hatte das Einsatzkommando ihn umzingelt und den Kreis nach und nach enger gezogen. Eine Flucht war somit aussichtlos – wenn er sich nicht gerade noch eine Kugel einfangen oder gleich erschossen werden wollte. „Hände dorthin, wo wir sie sehen können! Wir haben die Erlaubnis scharf zu schießen!“, rief ihm einer der uniformierten Männer zu und festigte dabei merklich den Griff um seine Waffe. „Immer mit der Ruhe. Ich werde schon nicht versuchen zu fliehen.“ Jonghyun schüttelte seufzend den Kopf. Wieso nur gingen diese Männer davon aus, dass er einen Fluchtversuch starten würde? Kam es denn öfter vor, dass sich Verbrecher ergaben, nur um dann doch wieder zu flüchten? Jonghyun verfügte über eine lebhafte Fantasie, aber das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. „Und nehmt die Waffen runter. Ihr seid ohnehin in der Überzahl.“ Eine Antwort erhielt Jonghyun nicht mehr. Zwei der Männer traten auf ihn zu und während einer von ihnen die Waffe fest auf Jonghyuns Brust gerichtet hielt, packte der andere ihn am Handgelenk, um es grob zu verdrehen und ihn anschließend mit Handschellen zu fesseln. „Oho~! So lange kennen wir uns doch noch gar nicht“, gab Jonghyun ächzend von sich, während die Ringe um seine Handgelenke enger gestellt wurden, „aber ich hab eine Schwäche für Handschellen.“ Natürlich ließ keiner der Männer sich auf dieses Spielchen ein; sie kümmerten sich viel eher um die Fußfesseln, die Raptor ebenfalls noch angelegt werden mussten. Erst nachdem das geschehen war, ließen die übrigen Einsatzleute ebenfalls ihre Waffen sinken. Ein etwas älterer Mann, er wirkte auf Jonghyun wie der Einsatzleiter, wandte sich ab und redete dabei schnell in sein Funkgerät. „Das Subjekt ist gefasst worden, keine Verletzten, keine Schwierigkeiten. Kommen jetzt zurück.“ Jonghyun rollte nur entnervt mit den Augen, während man ihn grob weiterschob. Die Fahrt mit diesen Clowns in Uniform würde bestimmt spannend werden – vor allem da Jonghyun die Männer so wie die Wachen der Klinik einschätzte: Grob, dumm und brutal. Trotzdem bereute er es nicht sich gestellt zu haben. Sein Opfer würde es Taemin, Jinki und Kibum erlauben ihr Leben normal weiter zu führen und das war es ihm alle Mal wert. -- Die Fahrt mit dem Taxi hatte vielleicht zwanzig Minuten gedauert und doch war es Taemin um einiges länger vorgekommen. Immer wieder hatte er nach Kibums Handgelenk gegriffen und die Zeit auf dessen Armbanduhr mit der auf seinem Handy verglichen. Nach dem dritten Mal hatte Kibum ihm dann erklärt, dass er die Zeit nicht langsamer vergehen lassen konnte – egal wie oft er noch darauf blickte und egal wie sehr er den Sekundenzeiger hypnotisierte. Taemin hatte daraufhin nur ein unglückliches Brummen von sich gegeben und war zurück in den Sitz gesunken. Dieses Brummen hatte sogar den Taxifahrer dazu veranlasst sich nach dem Befinden seines Fahrgastes zu erkundigen. Immerhin war dieser ziemlich blass, direkt grünlich um die Nase und wenn er sich übergeben musste, dann sollte er das unbedingt sagen. Immerhin war der Wagen neu und den Geruch von Erbrochenem bekam man außerdem nur schwer aus den Bezügen heraus. All das war Taemin quasi bei einem Ohr hinein und beim anderen wieder hinaus gegangen. Ihm war nicht schlecht, zumindest nicht so schlecht, dass er sich übergeben hätte müssen. Er fühlte sich viel eher so, als hätten zwei starke Hände sich um seinen Hals gelegt und würden nun in unregelmäßigen Abständen fest zudrücken. Jonghyun … Taemin wischte sich die feuchten Handflächen an seiner Hose trocken, nachdem er aus dem Taxi gestiegen war. Kibum war ihm auf dem Fuße gefolgt und hatte sich auch gleich bei ihm eingehängt. Anscheinend glaubte nicht nur der Taxifahrer an einen baldigen Kreislaufkollaps des Rothaarigen. „Wir sollten dir ein paar neue Sachen raussuchen, Taeminnie. Die hier hast du schon etwas länger an und du willst für Jonghyun sicher hübsch aussehen?“ Taemin zog es vor Kibums Worte unkommentiert zu lassen. Zwar versuchte der andere nur ein bisschen Konversation zu führen und ihn vielleicht auch abzulenken, aber momentan konnte Taemin beides davon nicht gebrauchen. Es war doch wirklich vollkommen egal was er trug, wenn er Raptor einen letzten Besuch abstattete. Wahrscheinlich hätte er sich auch Minirock und High Heels anziehen können, aber daran, dass Jonghyun hingerichtet werden würde, konnte man nichts mehr ändern. „Ich brauch keine Hilfe“, meinte er schließlich eisig und löste sich von Kibum, um das Haus zu betreten. Er wusste, dass weder sein Bruder, noch Kibum ihm folgen würde. Die beiden waren schließlich nicht dumm, sie hatten mittlerweile bestimmt verstanden, dass Taemin gerne allein sein wollte. Wieso hab ich ihn nur angerufen? Ist es wirklich richtig, dass Jonghyun sich für uns opfert? Mit sich selbst hadernd schob Taemin die Tür zu seinem Schlafzimmer auf. Sein Blick fiel zuallererst auf das Bett, welches immer noch recht zerwühlt aussah und bestimmt auch frisch überzogen werden musste. Jonghyunnie. Mit schwerem Herzen streichelte Taemin über das Bettlaken, nachdem er sich darauf nieder gelassen hatte. Vielleicht wäre es doch schlauer gewesen, wäre er einfach bei Jinki und Kibum geblieben. Jeder Gegenstand in seinem Zimmer schien ihn auf einmal an Jonghyun zu erinnern; sogar die Tasche, in welcher er die Unterlagen für diverse Vorlesungen aufbewahrte! Wäre es nur um mich gegangen, hätte ich ihn niemals darum gebeten sich zu stellen. Ganz bestimmt nicht, versuchte er sich ein bisschen zu beruhigen, während er frisches Gewand aus seinem Kleiderschrank fischte. Kibum hatte schon nicht ganz Unrecht gehabt; er wollte eigentlich schon hübsch aussehen für Jonghyun. Das hieß, er wollte zumindest versuchen hübsch auszusehen. Ganz einfach würde das nicht werden, denn die letzten Tage hatten an ihm gezehrt und seine blasse Haut und die dunklen Augenringe sprachen Bände. „Taemin! Minho ist da! Bist du fertig?“ „Komme! Lasst ihn nicht weggehen! ICH BIN UNTERWEGS!“ Hektisch band Taemin sich einen Gürtel um, damit die Jeans auch wirklich dort blieb, wo sie hingehörte, danach verließ er fluchtartig sein Zimmer, um die Treppen hinunter zu laufen. Er konnte Minho nicht sehen, aber die Eingangstür war immer noch offen und Jinki und Kibum standen direkt davor. Gegangen konnte der Special Agent also noch nicht sein. „Ich bin da und fertig! Wir können sofort los.“ Minho sollte ja nicht glauben, dass Taemin sich nicht an die Abmachung hielt und dass er das Ganze deswegen abblasen durfte. Denn das ging auf keinen Fall und würde den Rothaarigen vermutlich sogar zu einem Mord verleiten. „Wenn du dich nur sehen könntest“, Minho schüttelte geradezu angewidert den Kopf, „dass du dich so darüber freust einen Wahnsinnigen zu sehen, sollte dir wirklich zu denken geben.“ Für ihn war es nach wie vor unverständlich, dass Taemin so an Raptor hing, aber er bemühte sich auch nicht darum es zu verstehen. „Ich würde vorschlagen, dass du ihn mal zum Psychologen schickst, Jinki. Da wärt ihr übrigens alle ganz gut aufgehoben.“ Noch während er seinem Unmut weiter freien Lauf ließ, schloss er seinen Wagen mit einem kurzen Knopfdruck wieder auf. Wenige Sekunden später und ohne, dass er irgendetwas sagen hätte müssen, war Taemin auch schon auf die Beifahrerseite geklettert und hatte sich angeschnallt. Seinen Kommentar hatte er dabei geflissentlich ignoriert; genauso wie Kibum und Jinki. Die beiden hatten es ebenfalls vorgezogen nur noch schnell Taemin hinter her zu winken und anschließend die Tür ins Schloss fallen zu lassen. „Denen ist eindeutig nicht mehr zu helfen“, schnarrte Minho kaum hörbar, danach stieg er ebenfalls ein. Die Fahrt würde mit dem kleinen Raptor-Groupie bestimmt wahnsinnig amüsant werden – hoffentlich nicht so „amüsant“, dass er den Wagen gegen den nächstbesten Baum steuerte. „Minho?“ „Hm?“ Es überraschte ihn, dass Taemin überhaupt noch ein Wort mit ihm wechseln wollte. Er war davon ausgegangen, dass sie sich während der Fahrt weitgehend anschweigen würden und wenn er ehrlich sein sollte, hätte er damit noch nicht einmal ein allzu großes Problem gehabt. „Danke“, Taemin betrachtete seine Hände, welche den Saum seines T-Shirts geradezu vergewaltigten, „ich weiß, dass du das nicht tun müsstest und mir ist auch klar, dass du mich nach allem was passiert ist, wahrscheinlich hasst. Ich werde ehrlich zu dir sein, okay? Als du meintest, dass du einer derjenigen sein wirst, die bei der Hinrichtung auf ihn schießen werden, wollte ich dir am liebsten an den Hals springen.“ Ein leises Glucksen seitens Minho ließ Taemin seinen Blick wieder heben, ehe er fortfuhr: „Das will ich immer noch, aber … im Moment bin ich dir einfach nur dankbar, dass du mir das ermöglichst.“ „Sieh es als Entschädigung dafür an, dass ich dir das Nervengift verabreichen habe lassen.“ Minho wandte seinen Blick nicht einmal von der Straße ab, um zu Taemin hinüber zu sehen. Er konnte ihm sowieso nicht erklären, wieso er ihm im Endeffekt nun half und dafür sorgte, dass er sich von dem Monster verabschieden konnte; wie also hätte er dann erst Taemin seine Entscheidung verständlich machen können? Wahrscheinlich gar nicht. „Okay.“ Taemin begann erneut seine Hände in seinem Schoß zu kneten. Er kannte den Weg zum Gefängnis nicht, also hatte er dementsprechend auch keine Vorstellung davon, wie lange sie unterwegs sein würden. „Ich habe gelesen, dass seit ein paar Jahren über die Abschaffung der Todesstrafe diskutiert wird.“ Verunsichert kaute Taemin auf seiner Unterlippe herum. Wenn er zu viele Fragen stellte, verärgerte er Minho am Ende und würde von diesem noch mitten auf der Straße ausgesetzt werden. „Wieso wird ausgerechnet für Jonghyun eine Ausnahme gemacht?“ „Kann es sein, dass er dir den Verstand weggevögelt hat, Taemin? Ausgerechnet für Jonghyun! Pah! Wenn ich das schon höre! Dein toller Freund hat zig Leute ermordet und es ist wahrscheinlich, dass wir noch nicht einmal alle seine Opfer gefunden haben. Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber Raptor ist einer der gefährlichsten Serienmörder, die Korea seit Jahrzehnten erlebt hat!“ Wütend schlug Minho mit seinen Händen gegen das Lenkrad. Taemin regte ihn langsam aber sicher wirklich auf. „Er ist wahnsinnig! Er denkt, dass er das Richtige tut, dass es seine Aufgabe ist diese Leute zu fangen und zu bestrafen, aber das ist Schwachsinn. Es muss dafür gesorgt werden, dass das ein für alle Mal aufhört.“ „Indem ihr ihn erschießt. Indem du ihn erschießt.“ „Genau das! Und noch etwas“, Minho schnaufte kurz, „wir werden an ihm ein Exempel statuieren. Diese Irren denken doch wirklich, dass sie niemals geschnappt werden, aber diesen Zahn wollen wir ihnen ziehen und deswegen wird die Exekution im Radio live übertragen. Das Fernsehen hat sich auch dafür interessiert, aber letzten Endes hielt man das dann doch für zu geschmacklos. Die Reporter werden sich also vor dem Gebäude postieren und warten.“ Taemins geschocktes Gesicht ignorierte Minho nun einfach; es war ohnehin von Anfang an festgestanden, dass die Hinrichtung auf diese Art und Weise dokumentiert werden würde. „Wenn du mich fragst, hätten sie das Ganze auch filmen können. Aber nur die Geräusche zu hören ist bestimmt auch spannend.“ Das sadistische Grinsen, welches über Minhos Züge huschte, sah Taemin schon gar nicht mehr. Gerade als er ansatzweise begonnen hatte sich damit abzufinden, dass Jonghyun erschossen werden würde, setzte Minho noch einen drauf und erzählte ihm von einer Radioübertragung! Das muss alles ein furchtbarer Alptraum sein. Das kann doch einfach nicht wahr sein. Bebend lehnte Taemin seine Wange gegen die kühle Fensterscheibe. Sein Magen hatte sich ein paar Mal gedreht und diesmal hatte er wirklich das Gefühl sich demnächst übergeben zu müssen. „Und ihr bezeichnet Jonghyun als Monster“, flüsterte Taemin mit rauer Stimme, ehe er seine Augen schloss, um sich ein wenig Ruhe zu gönnen. Er würde seine Kräfte bestimmt noch für seinen Besuch bei Jonghyun brauchen. tbc ... Kapitel 30: 告別 - Abschied - --------------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 28 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-13 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Noch schlimmer / schwieriger zu schreiben als dieses Kapitel, war eigentlich nur noch das letzte. xX Aber trotzdem ... irgendwie mag ich es auch TwT mal schauen was ihr davon haltet xD [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! --- Der Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses war nicht wirklich so wie Taemin ihn sich in Gedanken ausgemalt hatte. Es herrschte eine beinahe schon gespenstische Stille und außer ein paar uniformierten Männern, die ihre Runden zogen, war kaum jemand zu sehen. Die langen Flurabschnitte wurden hin und wieder durch Gittertüren unterbrochen, die erst aufgeschlossen werden mussten, ehe man die kleine Wanderung fortsetzen konnte. Schweigend lief Taemin hinter Minho her und versuchte dabei sich nicht allzu genau umzusehen. Er wollte sich das Gefängnis gar nicht erst so genau einprägen, denn wahrscheinlich würde er die Bilder von Jonghyun, der in einer kleinen Zelle saß und auf seine Exekution wartete, sowieso nie wieder los werden. Er wurde langsamer, als Minho in seiner Hosentasche zu kramen begann und einen Schlüssel zu Tage förderte. Ein leises Klicken war wenig später zu hören und der Special Agent schob die Gittertür auf, um Taemin vorbei zu lassen. Sagen tat er dabei kein Wort. Generell hatten die beiden nicht mehr miteinander gesprochen, seit sie aus Minhos Auto gestiegen waren und das Gefängnis betreten hatten. Es hatte aber auch nichts mehr gegeben, das noch irgendwie besprochen werden musste. So setzten die beiden ihren Weg fort und erreichten schließlich den Gefängnistrakt, in welchem Raptor untergebracht worden war. Dieser war, anders als das restliche Gefängnis, eher veraltet. Die Farbe blätterte teilweise von der Wand ab und Taemin war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Wieso steckte man jemanden, nach dem man so lange gesucht hatte, in einen dermaßen herunter gekommenen Trakt? War das nicht beinahe schon eine Einladung zum Ausbrechen? „Der Trakt war bis vor kurzem geschlossen“, erklärte Minho ruhig, als ihm Taemins skeptischer Blick auffiel, „es wurden seit Jahren keine Hinrichtungen mehr durchgeführt, also stand der Todestrakt leer. Raptor ist der einzige Insasse.“ Er strich seine Jacke mit ein paar schnellen Handbewegungen glatt, danach schritt er auf einen Wächter zu, der soeben sein Zimmer verlassen hatte. Die Tür hatte er dabei jedoch offen gelassen, weswegen Taemin einen guten Blick auf das Innenleben des Zimmers werfen konnte. Die Computer, welche sich darin befanden, waren eindeutig neu, genauso wie das Überwachungssystem, welches wohl jede noch so kleine Bewegung aufzeichnete. So viel also zu der „Einladung zum Ausbrechen“. Seufzend senkte Taemin seinen Blick und versuchte ein paar Fetzen von dem Gespräch zu erhaschen, welches Minho mit dem anderen führte. Viel konnte er nicht hören; hie und da glaubte er ein ungläubiges Schnauben aufschnappen zu können oder eine andere abfällige Bemerkung, aber das störte ihn eher weniger. Taemin erwartete nicht, dass man ihn und seine Beweggründe verstand. „Und Sie halten es für eine gute Idee das Kind 15 Minuten mit diesem Verbrecher alleine zu lassen, Special Agent Choi? Ich habe mir zahlreiche Akten zustellen lassen und ich kann nur sagen, dass mir dieser Kerl nicht geheuer ist.“ Der Mann schauderte voller Unbehagen. „Ich halte es keineswegs für eine gute Idee, aber es war Taemins ausdrücklicher Wunsch noch einmal mit Raptor sprechen zu dürfen. Er wird schon wissen, worauf er sich einlässt“, antwortete Minho gelassen und winkte Taemin dabei zu sich hinüber. Noch bevor Taemin in die Zelle zu Raptor durfte, stand schließlich noch die Leibesvisite an und auf die freute Minho sich sogar ein wenig. Schon allein deswegen, weil er wusste, dass es Taemin furchtbar unangenehm sein würde. „Du warst hoffentlich nicht dumm genug, irgendetwas mitzunehmen, das du zu ihm hinein schmuggeln möchtest?“ Fragend hob Minho eine Augenbraue an, während er Taemins Oberkörper abtastete – sehr viel genauer als notwendig gewesen wäre, wie Taemin so im Gefühl hatte. „Nein. Ich hab nicht mal mein Handy mitgenommen“, gab Taemin ruhig zurück, während er seine Weste auszog und seine Arme links und rechts von sich streckte. Natürlich zelebrierte Minho diese Leibesvisite mehr als eigentlich gut gewesen wäre, aber Taemin wagte es nicht ihn darauf anzusprechen. Noch war er darauf angewiesen, dass der andere ihn zu Jonghyun in die Zelle brachte und ihn anschließend auch mit ihm allein ließ. Sobald das einmal geschehen war, würde Minho wohl nie wieder auch nur eine Haarspitze Taemins zu Gesicht bekommen, dafür würde Taemin schon höchstpersönlich sorgen. „Es war doch Teil der Abmachung, dass ich nichts Dummes anstelle und daran halte ich mich.“ Es war Taemin anzusehen, dass es ihm unangenehm war seine Beine für Minho eine Spur weiter auseinander zu schieben, während dieser ihn abtastete. Minhos Griff war fest und alles andere als freundlich. Außerdem hatte der Rothaarige die ganze Zeit über das Gefühl, als würde er gerade vollkommen legal sexuell belästigt werden – und das auch noch mit einem Zuseher, denn der Gefängniswärter stand kaum einen Meter von ihnen entfernt und beobachtete das Geschehen. „Du bist sauber“, murmelte Minho nach einiger Zeit und schritt um Taemin herum. Er hatte jedes Wort des Jüngeren geflissentlich ignoriert und sich gar nicht erst die Mühe gemacht zu antworten. „Ich bringe dich zu seiner Zelle und warte dann hier.“ „Wolltest du dich nicht vor die Tür stellen?“ „Da bin ich noch von geschlossenen Zellen ausgegangen.“ Minho bedeutete Taemin mit einem schnellen Nicken ihm um eine Ecke zu folgen. Dort erwartete sie noch eine letzte Gittertür, welche geöffnet werden musste, doch dahinter konnte man nun schon die einzelnen Zellen erkennen. Zumindest waren die Gitterstäbe zu erkennen. „Aber du brauchst nicht zu glauben, dass ich deswegen nichts mitbekomme. Du hast das Überwachungssystem gesehen, nicht wahr? Ich habe euch beide im Auge. Durchgehend.“ Ein leises Brummen, welches aus dem Hintergrund gekommen war, ließ Taemin über seine Schulter schauen. Der Gefängniswärter war ihnen offensichtlich gefolgt. In seinen tellergroßen, dicken Händen, hielt er einen Schlagstock und auch ein anderes Gerät, das Taemin nicht genau identifizieren konnte. Allerdings glaubte er schon, dass es sich um einen Elektroschocker handelte. „Wenn es dich glücklich macht andere Leute zu beobachten.“ Taemin schnaufte widerwillig, verstummte dann jedoch sofort, als sie endlich vor der Zelle ankamen, in welcher Jonghyun sich aufhielt. Jonghyun lag mit dem Kopf zu ihnen auf dem schmalen Stahlbett, hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und ein Bein lässig über das andere geschlagen. Er wirkte entspannt und im ersten Moment glaubte Taemin sogar, dass er schlief, doch dann drehte er sich zur Seite und richtete sich auf. Geschlafen hatte er also auf gar keinen Fall. „In die Ecke, Hände an die Wand. Eine falsche Bewegung und ich werde ungemütlich“, schnarrte der Gefängniswärter und schlug dabei drohend mit seinem Schlagstock gegen die Gitterstäbe. Jeden anderen hätte dies vielleicht eingeschüchtert und eine Spur schneller machen lassen. Nicht jedoch Jonghyun, nein. Er schenkte dem Mann ein amüsiertes Lächeln und trottete dann gemächlich in besagte Ecke, um seine Hände gegen die kühle Wand zu pressen. „Gut so. Du kannst jetzt zu ihm rein, Junge. Sollte etwas sein, dann ruf einfach nach uns.“ Nur sehr, sehr leise fügte der Mann anschließend noch an, „Und bete, dass wir rechtzeitig hier sind.“ Diese Worte waren etwas, das Taemin mit einem leichten Kopfschütteln einfach abtun konnte. Er wusste, dass er nichts zu befürchten hatte und Jonghyun ihm nicht wehtun würde. Zumindest würde er nicht versuchen ihn zu Tode zu beißen. „Ich glaube nicht, dass ich Hilfe benötigen werde, aber vielen Dank“, sagte er höflich und betrat dann die Zelle. Sonderlich groß war diese nicht. Taemin schätzte sie allerhöchstens auf zwei Meter Länge und drei Meter Breite. Das Bett war fest auf dem Boden verschweißt und das kleine Waschbecken, welches gegenüber an der Wand hing, hatte bestimmt auch schon bessere Tage erlebt. Genauso wie Toilette, bei welcher offensichtlich die Brille entfernt worden war – bestimmt war das wieder auf Minhos Mist gewachsen. „Minho, ihr könnt jetzt gehen.“ Dass die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und fest verschlossen wurde, reichte eigentlich schon als Antwort. Trotzdem wagte Taemin es nicht sich Jonghyun anzunähern. Er wartete lieber noch darauf, dass auch die zweite Gittertür geschlossen wurde und die beiden anderen endgültig gegangen waren. Endlich. Taemin holte tief Luft, bereit etwas zu sagen oder sich vielleicht auch zu entschuldigen, doch dazu kam es gar nicht mehr. Jonghyun hatte wohl, genauso wie er, lediglich darauf gewartet, dass die beiden Störenfriede verschwanden, denn nun stand er auf einmal direkt vor ihm und hatte auch nicht lange gezögert, sondern seine Arme fest um Taemin gelegt. Allerdings hatte diese Umarmung kaum länger als ein paar Sekunden gedauert, da Jonghyun sich auf einmal mit einem leisen Schnauben wieder gelöst hatte. „Du stinkst fürchterlich, Taemin. Nach diesem billigen Aftershave von diesem Möchtegern-Agent und-“ Jonghyun unterbrach sich selbst und runzelte verwirrt die Stirn, als er die dicken Tränen sah, die langsam über Taemins Wangen kullerten. Wieso weinte der Rothaarige denn auf einmal? Direkt überfordert klappte Jonghyun seinen Mund wieder zu, suchte aber gleichzeitig fieberhaft nach den richtigen Worten. Er hatte das doch nur um der alten Zeiten Willen gesagt (und weil Taemin wirklich nach Minho stank) und nicht etwa weil er Taemin beleidigen hatte wollen. „Taeminnie, ich-“ Erneut unterbrach Jonghyun sich, als Taemin sich an ihn drückte und seine Hände dabei in seinem T-Shirt verhedderte. Man hatte ihm, nachdem man ihn ins Gefängnis gebracht hatte, ein weißes, großes T-Shirt und eine Art Jogginghose gegeben. Seine Sachen hatte er abgeben müssen; noch nicht einmal die Schuhe hatte man ihm gelassen. Stattdessen trug er nun schlichte weiße, etwas dickere Socken. „Hey …“ „J-Jong-hyunnie …“ Schluchzend presste der Rothaarige sein Gesicht gegen die Schulter Jonghyuns und versuchte gar nicht erst sich wieder zu beruhigen. Er wusste, dass dies das letzte Mal sein würde, dass er von Jonghyun im Arm gehalten wurde und dessen Stimme hören konnte. Sobald die Viertelstunde vorüber war, würde man ihn wieder aus dem Gefängnis schaffen – notfalls mit Gewalt, wie Taemin fürchtete – und danach war alles vorbei. „J-Jonghyun … es … es tut mir alles so leid …! So … so furchtbar leid!“ Verzweifelt blickte er zu dem Älteren auf und blinzelte dabei ein paar Mal, um vielleicht wieder ein bisschen klarer zu sehen. Viel helfen tat es allerdings nicht und dass Jonghyun ihn einfach nur sanft anlächelte, machte das Ganze auch nicht unbedingt besser. „W-Wieso bist du nicht … nicht wütend auf mich? Es ist meine Schuld, dass du jetzt hier bist!“ „Ach so?“ Jonghyun legte den Kopf schief und hob dabei eine Augenbraue an. „Und ich dachte, dass ich derjenige war, der die ganzen Morde verübt hat.“ Der ungläubige Blick seitens Taemin, der daraufhin folgte, brachte Jonghyun erneut zum Schmunzeln. Der Jüngere war wirklich süß mit seinen geröteten Augen und den feuchten Wangen. „Komm mal her, Taeminnie.“ Behutsam zog er den anderen mit sich und setzte sich mit ihm zusammen schließlich auf das Stahlbett. Taemin hatte er dabei auf seinem Schoß platziert und seine Arme fest um ihn gelegt. „Ich gebe dir nicht die Schuld an dem was passiert ist. Das darfst du dir auf gar keinen Fall einreden, hörst du?“ „Aber ich bin schuld daran, dass Minho dich fangen konnte!“, stieß Taemin trotzig hervor. Er konnte nicht verstehen wie Jonghyun so ruhig und gelassen mit ihm reden konnte. Bald würde das Erschießungskommando anrücken und das wusste Jonghyun auch! Also warum war er so entspannt? Das konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen! „Du hast mich nicht dazu gezwungen mich zu stellen, Taemin. Und Raptor war übrigens auch nicht allzu begeistert.“ Schmunzelnd lehnte Jonghyun seine Wange gegen Taemins weichen Haarschopf. „Aber es wird nun einmal an der Zeit, dass jemand für all diese Verbrechen geradesteht, verstehst du? Glaub bitte nicht, dass ich sterben will, das will ich nämlich wirklich nicht, aber es muss sein.“ Zum ersten Mal seit Taemin die Zelle betreten hatte, hatte er nun das Gefühl, als würde er so etwas wie Angst in den dunklen Augen Jonghyuns entdecken können. Und es brach ihm das Herz. Jonghyun war kein schlechter Mensch! Es war seine verfluchte – und verdammt anziehende – andere Persönlichkeit gewesen, die all diese Menschen getötet hatte. Es war nicht fair, dass beide sterben mussten. „Es ist einfach nicht fair.“ Traurig drückte Taemin seine Nase gegen Jonghyuns Hals. „Du hast nichts getan.“ „Alles was Raptor getan hat, habe auch ich getan, Taemin. Du kannst uns leider nicht so komplett voneinander trennen.“ Behutsam kraulte er über den bebenden Rücken des Rothaarigen. Lange würde es wohl nicht mehr dauern, bis auch er ein paar kleine Tränchen verdrücken musste. Dass es Taemin so mitnehmen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Immerhin hatten sie doch nur einmal miteinander geschlafen; dass Taemin vielleicht ein bisschen mehr empfand hatte Jonghyun nicht für möglich gehalten. „Ich will, dass du weißt, dass ich dir wahnsinnig dankbar bin, Taemin.“ „W-Was …?“, wollte der Jüngere mit deutlich belegter Stimme leise wissen. „Wofür solltest du mir dankbar sein?“ „Für alles?“ Jonghyun legte sachte seine Hände an die Wangen Taemins und sorgte somit dafür, dass er zu ihm aufsehen musste. Gleichzeitig konnte Jonghyun ihm nun auch endlich wieder in die Augen sehen. „Als du das erste Mal in der Klinik aufgetaucht bist, hatte noch Raptor die volle Kontrolle. Ich habe mich immer im Hintergrund gehalten und gedacht, dass es so besser ist. Ich bin davon ausgegangen, dass meine andere Persönlichkeit schon immer alles regeln wird.“ Kurz stoppte er sich selbst und wischte Taemin dabei mit seinen Daumen ein paar Tränen von den beiden Wangen. „Aber umso öfter du aufgetaucht bist, desto größer wurde mein Verlangen auch einmal wirklich mit dir sprechen zu können. Und jetzt, nach allem was passiert ist, hatte ich deinetwegen den Mut Raptor zurückzudrängen und mich für das Richtige zu entscheiden.“ Jonghyun vollführte eine ausladende Bewegung mit seiner Hand. Er ging auf jeden Fall davon aus, dass es die richtige Entscheidung gewesen war sich zu stellen. „Dank dir habe ich meine Menschlichkeit wieder gefunden.“ Sachte stupste er mit seinem Zeigefinger gegen die gerötete Nase Taemins. „Ich kann auch wieder an Hyunshik zurückdenken und muss mich nicht mehr fragen, wie enttäuscht er wohl von mir wäre.“ Taemin wusste nicht was er darauf noch erwidern sollte. Es war zu spät Jonghyun umzustimmen und selbst wenn er es geschafft hätte, hätte es keinen Weg mehr gegeben die Exekution zu verhindern. So gesehen war es wohl für Taemin endgültig an der Zeit einzusehen, dass diese Geschichte kein glückliches Ende haben würde; dass Jonghyun und er in diesem Leben nicht zusammen sein konnten. Es war einfach unmöglich. „Taeminnie, willst du wirklich die ganze Zeit nur weinen? So will ich dich eigentlich nicht in Erinnerung behalten.“ „Du bist doch sowieso bald tot und die paar Stunden wirst du auch noch aushalten!“ Jonghyun hatte keineswegs versucht ihn zu provozieren oder gar zu ärgern und das wusste Taemin auch, aber in diesem Moment musste er seinem Frust einfach Luft machen. „Hast du eigentlich auch nur den Hauch einer Ahnung wie … wie sehr ich dich hasse?“ Kraftlos schlug Taemin mit seiner flachen Hand gegen Jonghyuns Brust, blickte ihn dabei jedoch nach wie vor wütend und verzweifelt an. „Du … Du schleichst dich einfach so in mein Leben, du-du tauchst einfach auf und stellst alles auf den Kopf und jetzt willst du einfach so abhauen? Und dann bedankst du dich auch noch bei mir?!“ Seine Stimme hatte sich immer wieder überschlagen und hatte auch einiges an Kraft eingebüßt, aber Taemin wusste, dass Jonghyun ihn ganz genau verstand. „Ich hasse dich und ich hasse Raptor und ich wünschte, ich wäre euch nie begegnet!“, schluchzte er dem Älteren entgegen, ehe ihn kurzerhand am Kragen packte und zu sich zog. Es hatte gut getan sich das alles von der Seele zu reden und auch, wenn Jonghyun sichtlich perplex war, war er doch nicht dumm genug nicht auf den verzweifelten Kuss einzugehen. Ganz im Gegenteil schlang er seine Arme um Taemins zitternden Körper und drückte ihn fest an sich. Der Kuss war mit keinem ihrer bisherigen zu vergleichen. Jonghyun konnte deutlich Taemins Tränen auf dessen Lippen schmecken und die Verzweiflung spüren, die der Rothaarige in den Kuss legte. Seine Finger hatten sich geradezu schmerzhaft fest in seine Schultern gekrallt, nachdem sie von seinem Kragen abgelassen hatten und viel fester hätte Taemin sich wohl nicht mehr an ihn pressen können. Hätte er es dennoch versucht, wären sie wohl noch an Ort und Stelle miteinander verschmolzen. „J-Jonghyunnie …“ Wimmernd löste Taemin sich ein paar Millimeter von den Lippen des anderen, „ich liebe dich. Ich will nicht, dass es passiert. Bitte, bitte lass es nicht zu.“ Flehend drückte der Rothaarige seine Fingernägel noch fester in Jonghyuns Schultern. „Taemin …“ Jonghyun drückte seine Stirn gegen die des Jüngeren, um ihn wieder näher bei sich zu haben. Noch nie hatte ihm jemand gesagt, dass er ihn liebte. Außer natürlich seiner Mutter, aber diese zählte in diesem Fall wohl nicht. „Ich-“ „Du musst nicht so tun, als würdest du das Gleiche empfinden, wirklich nicht“, fiel Taemin ihm ins Wort, noch ehe er die Gelegenheit gehabt hatte weiter zu sprechen. „Ich weiß, dass du das niemals könntest und-“ Überrascht weitete der Rothaarige seine Augen, als Jonghyun ihn mit einem Kuss zum Verstummen brachte. War er wieder zu voreilig gewesen? „Lässt du mich jetzt ausreden?“, wollte Jonghyun leise wissen, wobei Taemin diesmal nur nickte und gar nicht erst versuchte etwas zu sagen. „Ich weiß nicht wie du auf die Idee kommst, dass ich niemals das Gleiche empfinden könnte. Weil das tue ich. Während Raptor immer nur so furchtbar fasziniert von dir war, habe ich mich in dich verliebt.“ Lächelnd streichelte er mit seinem Daumen über die volle Unterlippe Taemins. Es stimmte ihn traurig, dass sie sich nun, nachdem sie sich endlich ihre Liebe gestanden hatten, nie wieder sehen würden, aber immerhin gab es nun nichts Unausgesprochenes mehr zwischen ihnen. „Taeminnie, ich weiß, dass du nicht nur für mich so empfindest. Und ich bin froh darüber, dass du nicht nur eine Seite an mir liebst.“ Dass Jonghyun durchaus Bescheid über die Gefühle wusste, die er für Raptor hegte, trieb Taemin eine schwache Röte auf die Wangen. „Und er-“ „Er liebt dich genauso wie ich es tue. Nur eben auf seine eigene, durch und durch kranke Art und Weise“, beantwortete Jonghyun Taemins Frage, noch bevor dieser sie ganz ausformulieren hatte können. Danach herrschte für einen Moment Stille zwischen den beiden. Taemin hatte seinen Kopf wieder unter Jonghyuns Kinn gekuschelt und Jonghyun hielt ihn einfach nur fest im Arm. „Wirst du da sein?“ „Nein.“ „Gut.“ Jonghyun leckte sich über die trockenen Lippen. „Ich möchte nicht, dass du es siehst. Ich werde auch Jinki sagen, dass er dir nichts sagen soll.“ „Jinki?“ Taemin runzelte die Stirn. „Was macht mein Bruder dort?“ „Ich war über fünf Jahre lang sein Patient. Ich habe nicht alles verstanden, aber ich glaube, dass er darum gebeten hat dabei sein zu dürfen.“ Vorsichtshalber legte Jonghyun seinen Zeigefinger an die Lippen des Jüngeren, um ihn davon abzuhalten sofort aufzufahren. „Es muss ein Arzt anwesend sein, der meinen Zustand vor der Exekution überwacht und mich anschließend für tot erklärt. Nur ein Arzt kann das machen und ich glaube, dass ich Jinki ganz dankbar dafür bin, dass er da sein wird.“ Wenn Jinki dort ist und aufpasst, kann Minho ihn bestimmt nicht unnötig quälen. Jinki wird aufpassen und alles überwachen. Taemin schluckte schwer und wand sich im nächsten Moment schon aus Jonghyuns Griff, um zu der kleinen Toilette in der Ecke des Raumes zu flüchten. Würgend erbrach er sich und ruckte dabei immer wieder ein wenig nach vorne. Dass Jonghyun ihm fast sofort hinter her gehechtet war und ihn nun festhielt, bemerkte Taemin kaum. Es war alles eine Spur zu viel für ihn geworden und sein Magen hatte einfach nicht mehr mitspielen wollen. Kein Wunder! Jonghyun hatte immerhin eben noch von der Hinrichtung gesprochen und über deren Ablauf hatte Taemin sich eigentlich gar keine großen Gedanken machen wollen – noch nicht zumindest. „Geht’s wieder, Taeminnie?“ „J-Ja.“ Zitternd betätigte der Rothaarige die Spülung und lehnte sich schließlich zurück. Er spürte sofort die starke Brust des Älteren im Rücken und auch dessen Arme, die ihn vorsichtig festhielten. „Tut mir leid … es war ein wenig zu viel …“ „Schon gut.“ Behutsam half Jonghyun Taemin wieder auf die Beine und machte schon Anstalten ihn zum Bett zurück zu tragen, als vom Flur her ein paar Geräusche zu vernehmen waren. Schritte näherten sich der Zelle, allerdings konnte dies unmöglich nur Minho sein. Es mussten mindestens vier Männer sein. „Steh nicht auf, okay? Bleib einfach ruhig sitzen.“ Schnell drückte er dem Rothaarigen noch einen Kuss auf die Stirn, danach ging er auf die Gitterstäbe zu, um sich ein Bild davon zu machen, was außerhalb der Zelle soeben vor sich ging. Natürlich hatte er sich nicht getäuscht. Nur ein paar Meter von seiner Zelle entfernt konnte er nicht nur Minho und den Gefängniswärter sehen, sondern auch Jinki, einen Mann mit Hand- und Fußfesseln und außerdem drei weitere uniformierte Männer. „Seine Hinrichtung ist seit längerer Zeit fällig“, murmelte Jinki und tippte mit einem Kugelschreiber gegen das Klemmbrett, welches er in seiner rechten Hand hielt. „Er wurde kurz nach Raptor mein Patient, aber wir konnten bei ihm genauso wenig erreichen.“ „Also hat der Klinikleiter sich gedacht, dass er zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt?“ Minho nahm das Klemmbrett entgegen und las es sich aufmerksam durch. Die Unterschrift des Leiters sah echt aus; außerdem gab es keinen Grund zur Annahme, dass Jinki eine Unterschrift fälschen und somit einen Patienten ans Messer liefern würde. „Aber schön. Es ist vielleicht etwas unorthodox, aber wir werden schon Zeit für ihn finden.“ Ruhig betrachtete der Special Agent den gefesselten Mann, der seine Augen niedergeschlagen und noch keinen Ton gesagt hatte. Er erweckte beinahe den Anschein, als wüsste er gar nicht, was eigentlich um ihn herum geschah. „Was ist mit ihm?“ „Er hat seine Familie ermordet“, sagte Jinki ruhig, „zusammen mit einigen weiteren. Gesprochen hat er seit Jahren kein Wort mehr und es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass etwas zu ihm durchdringt. Vater denkt, dass es an der Zeit ist ihn zu erlösen.“ „Verstehe.“ Minho hatte leise mit seiner Zunge geschnalzt und seinen Kollegen mit einer Handbewegung bedeutet den Mann in eine Zelle zu schaffen. Dass sich die Männer ausgerechnet die gegenüber von Raptors Zelle aussuchten, erfreute Minho nicht unbedingt, jedoch konnte er auch nichts dagegen sagen. „Wenn du schon einmal hier bist, kannst du deinen Bruder auch gleich mitnehmen, Jinki. Dank dir hatte er jetzt sowieso sehr viel Zeit mehr als ausgemacht war.“ „Niemand soll von mir behaupten können, dass ich nicht auf meinen Kleinen achte.“ Jinki schenkte Minho ein zuckersüßes Lächeln, danach schritt er auf Jonghyun zu. Dieser wich daraufhin langsam ein paar Schritte zurück, bereit sich wieder in seine Ecke zu begeben, doch Jinki schüttelte nur den Kopf. „Schon gut. Ich weiß, dass du nichts Dummes anstellen wirst.“ Taemin sah aber auch schon besser aus. Oh je … Besorgt schob Jinki die Zellentür auf, nachdem Minho sie freundlicherweise aufgeschlossen hatte, und ging vor Taemin in die Hocke. Sein kleiner Bruder war mittlerweile wieder in Tränen ausgebrochen und hatte seine Hände fest in dem glatten Bettlaken vergraben. Es würde nicht einfach werden ihn aus dieser Zelle wieder heraus zu bekommen, das stand schon einmal fest. „Taeminnie, es wird Zeit. Mach es uns allen bitte nicht noch schwerer.“ Als Taemin sein Kinn daraufhin nur stur gegen seine Brust drückte und wimmerte, wandte sich Jinki mit einem hilfesuchenden Blick an Jonghyun. Vielleicht hatte dieser ja ein bisschen mehr Glück. „Jinki hat leider recht, mein Kleiner.“ Seufzend hatte Jonghyun sich neben Taemin gesetzt und einen Arm um ihn gelegt. „Und … und außerdem ist es wichtig, dass du jetzt mit deinem Bruder in die Klinik fährst und den Doktor holst. Du musst jetzt auf ihn aufpassen.“ „W-Was?“ „Ja. Doktor Kralle braucht jemanden, der auf ihn aufpasst und ihn füttert“, bestätigte Jonghyun mit einem kleinen Lächeln, „und solange er bei dir ist, werde auch ich dich nie ganz verlassen.“ Nun war es seine Stimme gewesen, die gefährlich geschwankt hatte. Noch würde er sich jedoch nicht gestatten zu weinen, denn für Taemin wollte er stark bleiben. So gut dies eben möglich war. „V-Versprichst du mir bitte, dass du ihn holen wirst?“ „J-Ja“, hauchte Taemin stimmlos und nickte dabei auch ein paar Mal so schnell, dass einige seiner Tränen zu Boden fielen, „i-ich werde immer gut auf ihn aufpassen. Ich verspreche es dir.“ „Danke.“ Erleichtert streichelte Jonghyun durch Taemins weichen Haarschopf, danach half er ihm beim Aufstehen und sorgte auch dafür, dass er zu seinem Bruder hinüber ging. Jinki schien selbst ein wenig mit den Tränen zu kämpfen, denn seine Augen waren deutlich feuchter geworden, als sie zu Anfang noch gewesen waren. „Pass gut auf Taemin auf, Jinki. Und auch auf Kibum.“ Nur langsam näherte sich Jonghyun den Gitterstäben an, nachdem die Tür hinter Taemin und Jinki wieder geschlossen und versperrt worden war. Leb wohl, mein Kleiner. Jonghyun lehnte seine Wange gegen die kühlen Gitterstäbe, während er Jinki dabei beobachtete, wie er Taemin den Flur entlang bugsierte. Taemin machte es dem Arzt nicht gerade einfach ihn festzuhalten, denn er wehrte sich gegen den Griff und schaffte es schließlich auch sich loszureißen und zu Jonghyun zurück zu laufen. „Ich liebe dich, Jonghyunnie. Ich werde dich immer lieben. Immer!“ „Ich liebe dich auch, mein kleiner Schmetterling“, antwortete Jonghyun sanft, „aber du musst jetzt gehen. Deinem Bruder fällt das auch nicht leicht, verstehst du? Hör in Zukunft mehr auf ihn.“ Vorsichtig schob er seine Hand zwischen den Gitterstäben hindurch und berührte mit seinen Fingerspitzen die Wange Taemins. Mehr war momentan einfach nicht mehr möglich. „Geh jetzt, los.“ Taemin wegzuschicken brach Jonghyun zwar das Herz, jedoch war dies immer noch leichter zu ertragen, als den Jüngeren so weinen zu sehen. Da war es doch besser, dass er langsam zu seinem Bruder zurückstolperte und sich von diesem wegführen ließ. „Leb wohl“, hauchte Jonghyun noch, ehe er sich herum drehte und die ersten Tränen über seine Wangen zu rollen begannen. tbc ... Kapitel 31: 了局 - Ende - ----------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 29 / 29 Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-13 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Ich hätte nie gedacht, dass ich diese FF jemals abschließen würde. xD Das Projekt schien von Anfang so umfangreich und ich kenne mich und mein Durchhaltevermögen ja ... Umso mehr freut es mich, dass ich die Story zu Ende schreiben konnte TwT ... oder kommt eventuell noch was? x3 Hmm~ [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- 05:01 Uhr. Hastig versuchte Kibum seine Handflächen an der Jogginghose zu trocknen, in welche er vorhin schnell geschlüpft war. Vom Badezimmer her konnte er Jinki hören, der sich die Zähne putzte und sich fertig machte. Er musste in weniger als einer halben Stunde losfahren, um auch ja rechtzeitig vor Ort zu sein. 05:04 Uhr. „Jinki? Bist du fertig?“ „In fünf Minuten“, kam die gedämpfte Antwort des Älteren daraufhin sofort. Keiner von ihnen hatte in dieser Nacht sonderlich viel Schlaf gefunden. Taemin hatte, kurz nachdem Jinki und er am Vortag nach Hause gekommen waren, Anstalten gemacht sich in seinem Zimmer einzuschließen und dort auch zu bleiben. Allerdings hatten weder Kibum, noch Jinki davon etwas wissen wollen. So verzweifelt wie der Rothaarige gewesen war, hätte er es vermutlich fertig gebracht sich etwas anzutun. 05:08 Uhr. Kibum wandte den Blick von seiner Armbanduhr ab. Die Zeit verging viel zu schnell und das flaue Gefühl, welches sich hartnäckig in seinem Bauch breitgemacht hatte, wollte einfach nicht verschwinden. „Jinki?“ „Ja, ist ja gut. Ich bin fertig.“ Jinki hatte sich zu Kibum herum gedreht und die Ärmel seines Hemdes wieder nach unten gekrempelt. Nachdem er ohnehin noch eine Jacke darüber ziehen würde, kümmerten ihn die paar Falten nicht sonderlich. Außerdem würde an diesem Tag kaum jemand auf sein Erscheinungsbild achten. „Wie spät ist es?“ „05:11 Uhr.“ Mit zitternden Händen zog Kibum Jinkis Krawatte gerade und kümmerte sich dann auch um seinen Kragen. Wären die Umstände anders gewesen, hätte Kibum seinem Freund nun bestimmt verraten, dass er in einem Anzug wahnsinnig anziehend auf ihn wirkte, doch nun wollten die Worte einfach nicht über seine Lippen kommen. „Meinst du wirklich, dass du so früh schon losfahren solltest?“ Langsam ließ er seine Hände wieder sinken und betrachtete Jinki ausgiebig. Die Gesichtsfarbe des Älteren machte ihm Sorgen, denn sonderlich abheben tat er sich von dem weißen Hemd, welches er trug, nicht gerade. Aber Kibum wusste, dass er auch nicht anders aussah, weswegen er auch diesen Kommentar einfach hinunter schluckte. „Ich muss so früh dort sein, Liebling. Ich stoße nicht erst dazu, nachdem sie Jonghyun“, Jinki biss sich kurz auf die Unterlippe und suchte nach den passenden Worten, „aus dem Gefängnis gebracht haben. Ich habe darum gebeten, schon beim Transport dabei sein zu dürfen.“ „Wieso?“ Kibum blickte mit großen Augen zu seinem Freund auf. Er wagte nicht zu sagen, dass er den anderen lieber bei sich gehabt hätte, damit dieser ihm helfen konnte mit Taemin klar zu kommen. Jonghyun würde bestimmt auch ziemlich mit den Nerven am Ende sein und umso früher er ein freundliches Gesicht zu sehen bekam, desto besser. „Weil ich nicht will, dass er alleine ist.“ Jinki streichelte mit seinen Fingerspitzen behutsam über Kibums kühle Wangen. „Wäre es Raptor, der auf seine Hinrichtung wartet, würde ich später losfahren, aber diese andere Persönlichkeit … Er braucht jemanden.“ „Ja und wir schulden ihm das wohl auch“, flüsterte Kibum, ehe er sich von Jinki abwandte und von der Garderobe seine Jacke holte. Um diese Zeit war es noch eher kühl draußen, also würde der andere die Jacke auf jeden Fall brauchen. „Es ist schon fast 20 nach, Liebling. Fahr jetzt und-“ Kibum drückte seine Nägel in den Kragen der Jacke und warf einen schnellen Blick über seine Schulter, „denkst du, könntest du ihm etwas mitnehmen? Er mochte meine Kekse immer so gerne und da dachte ich, dass-“ „Er darf nichts mehr essen, Kibummie.“ Jinki hatte seinem Freund die Jacke abgenommen und dabei versucht ihm ein kleines Lächeln zu schenken. „Gestern Abend durfte er noch etwas essen, aber jetzt muss er nüchtern bleiben. Es wird einfach für sicherer gehalten, verstehst du? Immerhin könnte er sich jederzeit übergeben. Der ganze Stress schlägt sich einfach auf den Magen.“ „Verstehe.“ Geknickt verschränkte Kibum seine Arme vor der Brust. Daran hatte er nicht gedacht, aber natürlich machten die Erklärungen seines Freundes Sinn. „Dann kann man wohl nichts machen.“ „Nein, aber ich werde ihm sagen, dass du an ihn gedacht hast.“ Liebevoll zog Jinki Kibum an seine Brust und drückte ihm noch einen kleinen Kuss auf die Lippen. „Wir sehen uns später, Liebling. Hab bitte ein Auge auf Taemin.“ Damit wandte er sich ab, griff nach seiner Tasche und schritt den Flur entlang, um das Haus schließlich zu verlassen. Es war nun 05:24 Uhr und der Transport würde in gut 45 Minuten über die Bühne gehen. Das hieß, dass er noch weitaus mehr Zeit hatte, als er zu hoffen gewagt hatte. Das war beruhigend und obwohl Jinki das Gefühl hatte, als würde man ihm die Luft abschnüren, so gestattete er es sich doch einmal tief durchzuatmen. Irgendwie würden sie alle diesen Tag schon überstehen – sie mussten einfach. -- 06:00 Uhr. Immer wieder warf Kibum schnelle Blicke über seine Schulter. Er hatte vorhin eine Tür ins Schloss fallen hören können und war sich sicher, dass es sich dabei um Taemin handelte. Dieser war, kurz bevor Jinki sich fertig gemacht hatte, in seinem Zimmer verschwunden. Zusammen mit dem Stoffdinosaurier, den er praktisch gar nicht mehr loslassen wollte. Kibum hatte den Namen des Stofftieres schon wieder vergessen, aber natürlich hatte er verstanden, dass dieses „Spielzeug“ einen ungeheuren Wert für den Rothaarigen haben musste. Er selbst hätte sich wohl auch einen Gegenstand gesucht, der ihn intensiv an Jinki erinnerte, hätte er sich in der gleichen Situation befunden. „Es ist 06:00 Uhr und hier sind die Nachrichten.“ Kibum seufzte leise. Jinki hatte ihm vorhin noch nahegelegt die Nachrichten zu verfolgen, da etliche Fernsehteams sich vor dem Gebäude, in welchem die Hinrichtung stattfinden würde, postieren würden. Und nicht nur Fernsehteams, auch diverse Radiosender hatten sich angekündigt. Allerdings durften diese das Gebäude auch betreten und vom Ort des Geschehens Live berichten. Ob Kibum sich das wirklich antun wollte, wusste er noch nicht. Sein Magen war von Haus aus etwas empfindlicher und so wie er sich kannte, würde er sich spätestens beim Klang eines Schusses übergeben müssen. „Wir berichten live aus Seoul. Wie Sie sehen, haben sich hier bereits die ersten Gruppen von Demonstranten gebildet und wir rechnen stark damit, dass sich die Zahl der Anwesenden noch mindestens verdoppeln wird.“ Die Reporterin gab dem Kameramann mit einem Nicken zu verstehen, dass er ihr zu folgen hatte. Offensichtlich hatte sie jemanden erspäht, der bereit war sich ein wenig befragen zu lassen. Immerhin war es für die Zuseher doch interessant, ob die Menschen tatsächlich demonstrieren wollten oder im Grunde nur schaulustig waren. „Guten Morgen. Darf ich Sie fragen, was Sie dazu bewegt hat hierher zu kommen?“ „Ich bin hier, weil ich immer noch darauf hoffe, dass sie ihn nicht töten werden. Raptor ist ein Held! Wir brauchen hier Männer wie ihn.“ „Sie wissen doch, dass er zahlreiche Menschen getötet hat? Wie kommen Sie auf die Idee ihn einen Helden zu nennen?“ „Er hat sich um die Verbrecher gekümmert, die unsere Polizei nicht fassen konnte. Anders als diese ganzen Wahnsinnigen, die sich eine Axt greifen und Amok laufen, hat er immer nur die erwischt, die Dreck am Stecken hatten. Und als Mutter von zwei Töchtern kann ich nur sagen, dass ich ihm dankbar bin.“ Ein paar Treppen knarrten verdächtig hinter Kibum, weswegen er den Ton sofort wieder leiser machte und sich von der Couch erhob. Taemin hatte sich endlich wieder in den unteren Bereich des Hauses vorgewagt. In seinen Armen hielt er nach wie vor Doktor Kralle und wahrscheinlich hätte man ihn noch nicht einmal mit einer Brechstange von dem Kuscheltier loseisen können. Sein Gesicht war ebenso weiß wie das seines Bruders gewesen war und seine Augen waren deutlich gerötet. Alles in allem brach der Anblick des Rothaarigen Kibum beinahe das Herz. Wie sehr musste Taemin in diesem Augenblick wohl leiden? Selbst mit viel Fantasie konnte Kibum es sich nicht vorstellen und darüber war er sogar ganz froh. „Taeminnie, hallo. Möchtest du vielleicht einen Tee? Ich kann dir auch Frühstück machen?“ Behutsam näherte er sich dem Jüngeren an, wagte es jedoch nicht ihn in den Arm zu nehmen. In solchen Fällen war es besser Taemin von allein kommen zu lassen. Wenn er im Arm gehalten und getröstet werden wollte, würde er es Kibum schon wissen lassen. „Ich … Ich möchte nichts.“ Taemin drückte seine Nase gegen die Schnauze des Stoffdinosauriers und schwankte dann an Kibum vorbei, um sich auf die Couch zu setzen und den Ton wieder anzumachen. Er hatte schon vorhin dem Interview gelauscht und dass die Frau so positiv über Jonghyun gesprochen hatte, hatte ihn erneut an den Rand eines Weinkrampfes gedrängt. Natürlich war Jonghyun kein Monster und natürlich verdiente er es nicht hingerichtet zu werden, aber das interessierte hier ja leider kaum jemanden. „E-Es soll um 8 Uhr passieren, oder? K-Kibum?“ „Ja, um 8 Uhr“, bestätigte der Angesprochene tonlos und warf dabei erneut einen Blick auf seine Armbanduhr. 06:17 Uhr. -- Beruhigend rubbelte Jinki über Jonghyuns Rücken, nachdem der Wagen sich langsam in Bewegung gesetzt hatte. Sie hatten kaum zwei Worte miteinander gewechselt, seit Jinki das Gefängnis betreten hatte, aber es war Jonghyun doch anzusehen gewesen, dass er ein wenig erleichtert war. Die Gefängniswärter waren nicht gerade das was man besonders sensibel nennen konnte. Viel eher hatten sie sich einen Spaß daraus gemacht Papiertüten aufzupusten und zerplatzen zu lassen. Demnach war es kein Wunder gewesen, dass Jonghyuns Pulsschlag förmlich sich selbst überholt hatte, als Jinki zu ihm in die Zelle gekommen war. Jinki hatte die Männer dann fortgeschickt, an Kraftausdrücken hatte er dabei freilich nicht gespart, und nur einen der uniformierten Clowns darum gebeten ihm etwas Wasser zu holen. Glücklicherweise hatte er es nicht gewagt zu widersprechen, sondern war Jinkis Wunsch wirklich nachgekommen. Das war aber auch besser für ihn gewesen, denn nach der Aktion mit den Papiertüten war Jinki wirklich auf 180 gewesen. So etwas Saudummes war ihm aber auch noch nie untergekommen. „Wie fühlst du dich?“, wollte er leise wissen und legte seine Hände an Jonghyuns kühle, feuchte Wangen. Als Arzt war es seine Pflicht dafür zu sorgen, dass der Sträfling nicht das Bewusstsein verlor und dass die Exekution planmäßig durchgeführt werden konnte. „Musst du brechen?“ „Es geht schon.“ Jonghyun wandte sich zittrig von Jinki ab. Es war ihm unangenehm, dass Jinki nun den kalten Schweiß auf seiner Haut gespürt hatte. „Es geht mir gut.“ Natürlich würde ihm jeder ansehen können, dass es ihm eben nicht gut ging, aber ein kleines Bisschen Stolz wollte er sich einfach doch noch bewahren. „Ich wollte nur sicher gehen, tut mir leid“, seufzte Jinki entschuldigend und warf einen Blick auf sein Handy. Keine Nachrichten, keine Anrufe. Nur die kleine Uhr in der oberen rechten Ecke, die ihm unbarmherzig mitteilte, dass die Zeit demnächst ablaufen würde. 06:30 Uhr. Seufzend ließ Jinki sein Handy wieder zurück in die Jackentasche gleiten und blickte zu dem uniformierten Wächter hinüber, der einfach nur still dasaß. Der Mann hatte nicht ein Wort gesprochen und generell wirkte er ein wenig verschlafen. Ein kleines, ziemlich schiefes Lächeln stahl sich auf Jinkis Züge, während er den Mann beobachtete. Offensichtlich schien das Ganze ihn herzlich wenig zu interessieren. „Du wirst sehen, dass es schnell vorbei sein wird.“ Sachte legte der Arzt seine Hand auf die gefesselten Handgelenke Jonghyuns und drückte diese aufmunternd. Natürlich würde Jonghyun ihm das nicht glauben können oder vielleicht sogar wütend auf diese Aufmunterungsversuche reagieren, aber Jinki musste es zumindest versuchen. „Wir sind da. Das Tor wird gerade geöffnet. Special Agent Choi erwartet Sie bereits, Doktor Lee.“ „Sehr gut“, antwortete Jinki dem Fahrer und zog seine Hand dann zurück. Minho musste nicht unbedingt sehen, dass er bis vor kurzem noch mit Jonghyun Händchen gehalten hatte. Es würde ihn schon wütend genug machen, dass Jinki so früh aufgetaucht war und er nicht die Chance hatte allein mit Jonghyun zu sein. „Dann sehen wir mal zu, dass wir reinkommen. Es ist wirklich verflucht kalt heute.“ Mit einem Wink bedeutete er dem Gefängniswärter Jonghyun und ihm aus dem Wagen zu folgen. Kaum waren sie ausgestiegen, hatte der Wärter Jonghyun wieder am Ellbogen gepackt und hatte auf weitere Anweisungen gewartet. Diese ließen allerdings ein bisschen auf sich warten, da Minho Jinki offensichtlich noch ein paar Fragen stellen wollte. „Die Fahrt ist ohne Zwischenfälle verlaufen, Minho. Raptor hat keinen Widerstand geleistet und es war nicht notwendig noch mehr Fesseln anzulegen. Die Maske hatte ich natürlich für den Fall der Fälle immer griffbereit.“ Jinki machte eine ausladende Bewegung in Richtung Jonghyun. „Er hat kaum ein Wort gesagt. Aber du wirst dafür sorgen müssen, dass gegen diverse Gefängniswärter ein Disziplinarverfahren eingeleitet wird. Es geht nicht, dass ein Häftling so gequält wird und das nicht einmal drei Stunden vor seiner Exekution.“ Damit Minho auch wirklich merkte, dass es Jinki ernst war, packte er ihn am Ärmel. „Und wenn du es nicht tust, dann werde ich dafür sorgen.“ „Ist ja gut. Ich werde der Sache anschließend auf den Grund gehen.“ Minho löste sich von dem Arzt und hob beschwichtigend seine Hände an. „Aber jetzt kommt. Es müssen noch ein paar Vorbereitungen getroffen werden, soweit ich weiß.“ 06:42 Uhr. -- „TAEMIN!“ Keuchend schob Kibum Taemins Schlafzimmertür auf. Auch hier war keine Spur von dem Jüngeren zu entdecken und langsam wurde es Kibum dann doch zu dumm. Nachdem sie zusammen die Nachrichten verfolgt hatten, war Taemin unter dem Vorwand ins Badezimmer zu müssen, einfach verschwunden. Seitdem hatte Kibum keinen Mucks mehr von ihm gehört, geschweige denn auch nur den Zipfel eines Kleidungsstückes erspäht. „LEE TAEMIN! DAS IST NICHT KOMISCH!“ Verzweifelt verließ Kibum das Schlafzimmer wieder und lief die Treppen hinunter, um noch einmal in der Küche nachzusehen. Vielleicht hatten sie sich einfach nur verpasst? Aber was für einen Grund hätte Taemin denn gehabt sein Rufen zu ignorieren? „Verdammt, Taemin … Was soll das?“ Angespannt sank Kibum gegen den Küchentresen und ließ seinen Blick kurz umher wandern. Natürlich fiel ihm dabei auch die digitale Uhr beim Herd ins Auge. Es war kurz vor 7 Uhr; es blieb also kaum noch mehr als eine Stunde übrig. „Wenn Jinki zurückkommt und du nicht da bist, dreht er mir den Hals um!“ Wartend beobachtete Kibum die Tür, hoffend, dass Taemin nun gleich zu ihm kommen und sich entschuldigen würde. Doch leider wartete er vergebens und auch fünf Minuten später stand er noch vollkommen allein in der Küche. Er ist eindeutig nicht mehr hier. Vielleicht hat er es sich anders überlegt und ist doch dorthin gefahren? Eilig verließ Kibum die Küche und schlüpfte in seine Schuhe, um nach draußen zu laufen. Er musste doch eigentlich nur schauen, ob Taemins Wagen noch in der Einfahrt stand, um zu wissen, ob der Jüngere weggefahren war, oder nicht. Oh verdammt … Kibum schlug sich die Hände vor den Mund, als er die leere Einfahrt entdeckte. Dann stimmte es also tatsächlich. Aber damit hätte ich wohl von Anfang an rechnen müssen. 07:07 Uhr. -- Jonghyun rieb sich langsam die Handgelenke, nachdem Jinki ihn von den Fesseln befreit hatte. Die letzten 45 Minuten seines Lebens würde er sich immerhin richtig bewegen können, was für eine Erleichterung! „Danke“, sagte er leise an den Arzt gewandt und erhob sich dann auch von dem Stuhl, auf welchen man ihn gedrückt hatte. „Schon gut.“ Jinki ließ die Handschellen auf einen kleinen Tisch fallen und näherte sich Jonghyun schließlich vorsichtig. Es wurde langsam Zeit für die letzte Untersuchung und außerdem musste er noch weiter vorbereitet werden. Bis jetzt war Minho ja nur „freundlich“ genug gewesen zu erklären, wie das Ganze denn eigentlich ablaufen würde. Der Gefängniswärter würde Jonghyun in die Mitte des Raumes führen, in welchem bereits die Männer warten würden, welche dann den Befehl hatten zu schießen. Die Waffen einiger Männer waren allerdings nur mit Platzpatronen geladen – natürlich hatten die Männer keine Ahnung bei welchen Waffen dies der Fall war. Immerhin sollte nicht klar sein, wer den tödlichen Schuss abgegeben hatte. Dies würde nur viel zu viel emotionalen Stress für die Beamten bedeuten und das wollte man wohl verhindern. „Ich werde dir 15 Minuten vor 8 Uhr ein Beruhigungsmittel injizieren. Das ist nicht viel, ich weiß, aber es wird dir ein bisschen helfen.“ Jinki klappte seine Tasche auf, um ein paar Utensilien aus dieser heraus zu nehmen und neben sich auf dem Tisch ab zu legen. „Wie … Wie spät ist es denn jetzt?“ „07:28 Uhr.“ Der Arzt schielte kurz über seine Schulter. Jonghyun stand nur knapp einen Meter hinter ihm und hielt den Saum seines T-Shirts fest mit beiden Händen. Die Angst stand ihm nun förmlich ins Gesicht geschrieben und außerdem glaubte Jinki sogar so etwas wie einen stummen Hilferuf in seinen Augen entdecken zu können. „Jonghyun-“ „Es tut mir leid, Jinki. Alles … Alles was er getan hat! Ich war das nicht … Ich will nicht sterben …“, flüsterte er panisch und schlang seine Arme dabei fest um sich selbst. Seine Atmung ging nun deutlich schneller als normal gewesen wäre und vermutlich wäre er auch direkt zu Boden gegangen, hätte Jinki nicht stützend beide Arme um ihn geschlungen. „Ruhig atmen. Du musst ruhig atmen.“ Behutsam setzte Jinki Jonghyun auf dem Stuhl ab und legte seine Hände an seine Oberarme. „Was ist denn hier schon wieder los?“ „Minho, hau ab! Dich kann ich hier gerade gar nicht gebrauchen!“, fauchte Jinki gereizt, während er Mühe hatte dafür zu sorgen, dass Jonghyun sich nur auf ihn konzentrierte. Durch Minhos Anwesenheit würde Jonghyuns Zustand sich kaum verbessern. Immerhin hatte Minho innerhalb der letzten halben Stunde mindestens 15 Mal erwähnt, dass er bestimmt nicht danebenschießen würde. „Er hyperventiliert.“ „Meine Güte.“ Minho stemmte skeptisch beide Hände in die Hüften und beobachtete Jinki, der erneut zu seiner Tasche lief und eine Papiertüte daraus hervor zog. Kibum hatte sich ziemlich viel Mühe gegeben das Sandwich möglichst gut aussehen zu lassen, doch das interessierte Jinki momentan eher wenig. Er beförderte den Inhalt der Tüte auf den Tisch und eilte mit der Tüte dann zu Jonghyun zurück, um sie ihm ins Gesicht zu drücken. „Ein- und wieder ausatmen, Jonghyun. Schön langsam. Langsam!“ Genau beobachtete Jinki das Gesicht des Jüngeren, während dieser in die Tüte atmete und sich dann wohl wirklich nach und nach wieder zu beruhigen schien. Zum Glück! Jinki hatte zwar daran gedacht Beruhigungsmittel mitzunehmen, aber ansonsten hatte er leider keine Medikamente eingepackt. „Na siehst du? Geht doch …“ „D-Danke.“ Jonghyun legte eine Hand an seine Brust und konnte dabei sein wildschlagendes Herz deutlich spüren. Sein kleiner Anfall war ihm schon ein bisschen peinlich, vor allem da Minho ihn so hautnah miterlebt hatte, doch wirklich eine Rolle spielen tat dies nun auch nicht mehr. In weniger als einer halben Stunde war sowieso alles vorbei. „Was genau willst du eigentlich schon wieder hier, Minho? Deine Anwesenheit regt Jonghyun zu sehr auf und außerdem ist hier noch so ein Uniformträger, der ein Auge auf alles hat.“ Jinki faltete die Tüte zusammen, während er Minho immer wieder offenkundig feindselige Blicke zuwarf. „Also? Was willst du?“ „Pass auf, dass ich nicht noch auf die Idee komme, dass du auf seiner Seite stehst“, murmelte Minho brummend, danach ließ er sich gegen die geschlossene Tür sinken. Eigentlich hatte er nichts Wichtiges zu sagen; er hatte lediglich noch einmal nach dem Gefangenen sehen wollen, bevor er ihm später den Rest gab. „Vergiss nicht, dass er die Maske tragen muss.“ „Ich werde es schon nicht vergessen, keine Sorge.“ Jinki nickte in Richtung des groben Stoffstückes, welches Minho vorhin noch so charmant als Maske bezeichnet hatte. Auf den Arzt wirkte das Ding eher wie ein zu klein geratener Kartoffelsack; ähnlich riechen tat er zumindest schon einmal. Diese „spezielle Maske“ würde er selbst Jonghyun später noch aufsetzen, bevor dieser von dem Wärter nach draußen geführt wurde. Auf diese Art und Weise würde es den Schützen einfacher fallen abzudrücken. Kein Gesicht bedeutete schließlich auch, dass es keine Augen gab, die einen förmlich anflehen konnten es nicht zu tun. „Minho? Wäre es möglich, dass ich ihn nach draußen führe?“ „Wozu?“ Skeptisch hob Minho eine Augenbraue an. „Hat keinen besonderen Grund.“ Jinki seufzte schwer, während er neben Jonghyun trat, der ihn mit großen Augen von unten her musterte. Er schien nicht ganz verstehen was hier eben vor sich ging – ein Blick, den der Arzt weiß Gott noch nie von seinem Patienten zu sehen bekommen hatte. „Ich denke, dass er sich wohler fühlt, wenn der letzte Mensch, der bei ihm ist, eine Art Freund ist.“ „Pfff, wenn du meinst, dass er sich wohlfühlen sollte, von mir aus. Tu, was du nicht lassen kannst.“ Minho vollführte eine wegwerfende Handbewegung und legte schließlich seine Hand an die Türklinkte. „Noch 15 Minuten. Du solltest ihn vorbereiten, es geht gleich los.“ „Hm.“ Jinki wartete noch einen Moment bis die Tür ins Schloss gefallen war, danach ging er vor Jonghyun in die Hocke. „Bist du bereit?“ 07:47 Uhr. -- Fest presste Taemin den kleinen Stoffdinosaurier an seine Brust, während er der Radioübertragung lauschte. Anders als Kibum angenommen hatte, war Taemin lediglich ein paar Straßen weiter gefahren und hatte schließlich auf einem leeren Supermarktparkplatz gehalten. Hier spürte er nicht dauernd die besorgten Blicke Kibums auf sich und musste auch nicht alle zwei Minuten Fragen zu seinem Gemütszustand beantworten. „Er wird bestimmt abhauen. Er ist Raptor. Er wird nicht sterben. Nicht wahr, Herr Doktor? Er kommt zurück zu uns.“ Bebend starrte der Rothaarige in das Gesicht des Dinosauriers. Die gelben Knopfaugen starrten ihm allerdings nur unschuldig entgegen und gaben ihm auch keine Antworten. „Es ist nun 07:51 Uhr. Wenn ich mich nicht irre, nehmen bereits die ersten Schützen ihre Positionen ein. Special Agent Choi hat den Raum betreten. Es ist kein Wunder, dass er anwesend ist, immerhin war er es, der Raptor gefangen hat. Bestimmt will er nun sicher gehen, dass es ein für alle Mal vorbei ist.“ Die Worte des Radiosprechers ließen Taemin wütend schnauben. Minho hatte mit unfairen Mitteln gespielt, nur deswegen war es ihm gelungen Jonghyun zu fangen. Unter anderen – fairen – Umständen, wäre ihm dieses Kunststück niemals gelungen, das stand für Taemin fest. Raptor beziehungsweise Jonghyun war die intelligenteste Person, auf die er jemals getroffen war. Noch nicht einmal sein Bruder kam an ihn heran und das wollte schon etwas heißen. 07:54 Uhr. „Bevor es losgeht, schalten wir noch einmal schnell zu unseren Außenposten. Wie ist denn die Stimmung bei euch dort draußen?“ „Frag lieber nicht. Ganz wie erwartet, hat die Zahl der Demonstranten sich verdreifacht. Die ersten Polizeibeamten sind schon eingetroffen, um die Menge zu beruhigen und dafür zu sorgen, dass niemand verletzt wird. Ihr könnt die Leute ja bestimmt schreien hören?!“ Und wie man das konnte. Taemin ließ sich langsam nach vorne sinken, so dass seine Stirn auf dem Lenkrad zum Liegen kam. Die wütenden Schreie der Leute, die die sofortige Freilassung Raptors forderten, waren tatsächlich mehr als deutlich zu hören. Allerdings würde das nun nichts mehr nutzen. Die Demonstranten würden die Exekution nicht mehr verhindern können, aber immerhin versuchten sie es und das rechnete Taemin den Menschen hoch an. „Wir werden uns zusammen irgendwie durchschlagen, Doktor Kralle. Sie werden schon sehen“, flüsterte Taemin dem Dinosaurier mit belegter Stimme zu. 07:58 Uhr. „Da ist er. Er wird von dem Arzt, der ihn die letzten Jahre betreut hat, in die Mitte des Raumes geführt. Bei dem Arzt handelt es sich um Lee Jinki. Ein sehr fähiger Arzt der renommierten Seouler Nervenklinik. Es wundert mich allerdings, dass er derjenige ist, der Raptor auf seinem letzten Weg begleitet.“ Sachte, als würde er versuchen dem Stofftier die Ohren zuzuhalten, legte Taemin seine Hände seitlich an den Kopf des Dinosauriers. Die Uhr auf seinem Radio war soeben auf 07:59 Uhr weitergesprungen und die Schützen waren bereit anzulegen. Alles würde planmäßig über die Bühne gehen; niemand würde jetzt noch etwas tun können. „Alles wird gut … alles wird gut …“, flüsterte Taemin Doktor Kralle noch einmal zittrig zu, ehe die Schüsse ertönten, die ihn bis aufs Mark erschütterten und endgültig zusammenbrechen ließen. Leb wohl, Jonghyun … leb wohl … tbc ...?! Epilog: Epilog -------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: Epilog Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-13 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Das Gebäude zu räumen hatte kaum mehr als zehn Minuten in Anspruch genommen. Ein paar der Radioteams hatten zwar auf ein Interview mit Minho bestanden und waren besonders hartnäckig gewesen, doch im Endeffekt hatten sie sich alle vertrösten lassen. Minho hatte einfach noch keine Zeit für diese Menschen beziehungsweise er wollte sich die Zeit noch nicht nehmen. Während die anderen Schützen ihre Waffen gesichert und beinahe schon fluchtartig den Raum verlassen hatten, hatte er selbst sich Zeit gelassen. Auf diesen Moment des Triumphes hatte er so lange hingearbeitet, er hatte so oft davon geträumt und nun, da er endlich da war, hatte er ihn auch in vollen Zügen genießen wollen. Dass Jinki sich der Leiche Raptors genähert und neben ihr in die Hocke gegangen war, hatte er nur am Rande wahrgenommen. Der Arzt erledigte nur seine Pflicht und ging sicher, dass der Psychopath auch tatsächlich tot war. Zweifeln tat Minho jedoch keine Sekunde daran. Er war ein ausgezeichneter Schütze und wusste, dass seine Waffe keineswegs mit Platzpatronen bestückt worden war. Dafür hatte er schon gesorgt. „Zeitpunkt des Todes: Ungefähr 08:13 Uhr.“ Jinki notierte sich die Zahlen auf seinem Klemmbrett, nachdem er vergeblich nach einem Puls gesucht hatte. „Die genaue Todesursache kann erst bei der Autopsie festgestellt werden. Sie können ihn mitnehmen.“ Der Arzt machte zwei anderen weißgekleideten Männern Platz, die den Leichnam auf eine Trage hievten und anschließend davon trugen. Zwar versuchte er seine Miene möglichst unbewegt zu halten, doch einfach war dies nicht. „Er hatte wahnsinnige Angst.“ Jinki drückte das Klemmbrett gegen seinen Oberschenkel, nachdem er es langsam sinken hatte lassen. „Du hast nicht Raptor erschossen, sondern Jonghyun. Die Seite an ihm, die den Tod nicht verdient hatte.“ „Sie beide hatten es verdient zu sterben“, antwortete Minho stur, nicht willens weiter auf Jinki einzugehen. „Du wirst jetzt übrigens nicht weiter gebraucht. Die Autopsie wird von den Fachärzten hier durchgeführt. Beim Gehen kannst du deine Notizen abgeben, vielleicht werden sie gebraucht.“ „In Ordnung.“ -- 09:30 Uhr. Zahlreiche Interviews später hatte Minho es dann doch noch geschafft sich von den Reportern zu lösen und in die hinteren Bereiche des Gebäudes zu verschwinden. Er wusste, dass Raptors Leiche in den Autopsieraum 1 gebracht worden war und genau dorthin lenkten ihn nun auch seine Schritte. Bevor die Ärzte über ihn herfallen würden, wollte er sich noch einmal persönlich von seinem Nemesis verabschieden. Er ließ die Tür hinter sich zufallen und schritt langsam auf den regungslosen Körper zu, der immer noch mit der Maske unkenntlich gemacht wurde. „Du hättest wohl nicht gedacht, dass es so enden würde, was?“ Minho lächelte überlegen, während er seine Hand nach dem Stoff ausstreckte, ihn jedoch noch nicht entfernte. „Ich wusste es von Anfang an. Du hast nun endlich genau das bekommen, was du verdienst.“ Mit einem schnellen Ruck entfernte Minho die Maske und schnappte im nächsten Moment erschrocken nach Luft. Das unbewegte, blasse Gesicht, welches soeben offenbart worden war, war nicht Raptor. Minho ließ den Stoff auf den Boden fallen, während er sich haltsuchend an dem Untersuchungstisch festklammerte. Raptor war am Leben … ////////// A/N: Oh man >w< das war's jetzt endgültig mit der FF! Hach ja, was soll ich sagen? Angefangen hab ich am 24.05.11 und fertig war sie am 29.10.12 ... und ich bin froh, dass ich die Story zu Ende schreiben konnte, obwohl ich ja fast traurig bin. Raptor ist mir ziemlich ans Herz gewachsen; er ist quasi mein Baby Q_Q Auf jeden Fall wird es eine Fortsetzung geben (das kann man nun als Drohung oder Versprechen ansehen x'D) und vermutlich auch ein paar OneShots. In diesem Sinne ... vielen, vielen Dank an alle, die fleißig kommentiert und die Story auf ihre Favoritenliste gepackt haben. ♥ Wir lesen uns wieder! ^^ (Es würde mich übrigens interessieren, ob ihr eine Vermutung habt, wie er überlebt hat~ bzw ob ihr's durchschaut habt :D) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)