Raptor von jonglicious (JongTae, OnKey) ================================================================================ Kapitel 21: 血 - Blut - ---------------------- Titel: Raptor Autor: jonglicious Chapter: 19 / ?? Genre: Horror, Drama, Humor Warnungen: AU!, OOC, Gewalt Rating: PG-15 Pairings: JongTae, Onkey Summary: Taemin ist ein Kriminologie-Student und bekommt eine interessante Aufgabe zugeteilt: Er soll eine Arbeit über einen Psychopathen schreiben. Die Frage ist nur, ob das wirklich so einfach ist, wie es klingt .... A/N: Kapitel 19 .... noch 10 Kapitel und dann ist Schluss >w<' aber noch ist es ja nicht so weit, also ja xD bleibt mir treu~ [Eine kleine Anmerkung noch: Raptor ist kein Kannibale und es werden auch keine kannibalistischen Handlungen beschrieben werden.] Viel Spaß! -- Dunkles Blut lief über seine Handfläche, tropfte in das Waschbecken und vermischte sich dort mit einigen Wassertropfen. Er konnte es nicht aufhalten, geschweige denn dafür sorgen, dass es auch nur geringfügig langsamer aus der Wunde hervor trat. Noch nicht einmal den Schmerz beziehungsweise das Brennen, welches von dem Schnitt ausging, konnte er auch nur ansatzweise lindern. Fest ballte er seine Hand zu einer Faust und beobachtete, wie noch mehr Blutstropfen in das Becken fielen. Wenn er nur genug Druck auf die Wunde ausübte, dann trat der Schmerz in den Hintergrund. Zumindest für ein paar kurze Sekunden, danach kehrte er wieder zurück. „Das ist unmöglich“, flüsterte er, nachdem er wieder locker gelassen und das Blut mit kaltem Wasser abgewaschen hatte. Der Schnitt, den er sich selbst beigebracht hatte, zog sich an seiner linken Hand vom Handballen bis hinauf zum kleinen Finger. Tief war er nicht, also würde kaum eine Narbe zurück bleiben; vielleicht würde in einigen Monaten eine verblassende Linie an den Schnitt erinnern, aber mehr auch nicht. „Wie hast du das angestellt? So viel Kontrolle kann kein Mensch über seinen Körper haben, das ist einfach nicht möglich.“ Egal, wie oft Taemin diese Worte wiederholte, was geschehen war, war deswegen nicht weniger real. Und die Bilder, welche sich förmlich in sein Gedächtnis eingebrannt hatten, verschwanden davon auch nicht. Schließlich gab er sein Experiment auf und ließ erneut Wasser über den blutenden Schnitt laufen. Er musste desinfiziert und verbunden werden. Am besten natürlich von Jinki selbst, aber wenn sein Bruder herausfand, dass er mitten in der Nacht ins Badezimmer schlich, um sich dort selbst zu verletzen – nur zu Forschungszwecken, verstand sich – würde das nur wieder ein unangenehmes Gespräch mit sich bringen. Nein, Taemin würde die Wunde selbst versorgen und anschließend wieder zurück in sein Zimmer schleichen. Jonghyun hatte gewiss bemerkt, dass Taemin gegangen war, doch wieso würde er sich diesmal nicht zusammen reimen können. Er war geschwächt und im Dunkeln würde er den Verband, den Taemin soeben angelegt hatte, auch nicht sofort sehen. Prüfend strich er mit seinem Zeigefinger darüber und nickte anschließend. Fest, allerdings nicht zu fest. Vielleicht ein bisschen schief, aber fürs Erste musste diese Versorgung reichen. Noch ein letztes Mal blickte Taemin in den Spiegel – sein Spiegelbild, blass und mit dunklen Augenringen, starrte förmlich zurück – danach verließ er das Badezimmer. Leise ließ er die Tür hinter sich zufallen und tastete sich im Dunkeln weiter, bis er sein Zimmer erreicht hatte. Die Tür stand immer noch einen Spalt breit offen, gerade weit genug, damit er hindurch schlüpfen konnte. Im Inneren des Zimmers konnte er Jonghyuns ruhige Atemzüge hören; er hatte ihn also wirklich nicht aufgeweckt. Erleichtert, gestattete Taemin sich ein leises Seufzen, während er auf das Bett zu schlich. Sein „Gast“ oder, wie Jinki ihn beim Abendessen bezeichnet hatte „der erste Nagel zu seinem Sarg“, schien friedlich zu schlafen. Die Hand, welche nicht am Bett befestigt worden war, hielt die weiche Decke fest umklammert und sein Kopf war zur Seite gekippt. Dass ein gesuchter Psychopath so friedlich aussehen konnte, war Taemin ein Rätsel, aber er mochte diesen Anblick. „Wieso hast du das getan?“ Taemin spürte förmlich wie ihm das Blut in den Adern gefror. Jonghyun hatte bis eben doch noch tief und fest geschlafen! Wie konnte er auf einmal mit ihm sprechen und dann noch nicht einmal verschlafen klingen? Niemand konnte so gut schauspielern beziehungsweise niemand konnte sich so überzeugend schlafend stellen! Und Taemin wusste wovon er sprach, immerhin hatte er jahrelange Übung darin – die Schuld seiner Mutter und die von Kibum. Die Weckrufe der beiden waren alles andere als angenehm, aber sie gaben schnell auf, wenn man sich nur lange genug nicht rührte. „Du bist wach? Seit wann?“, stellte Taemin einige Gegenfragen und sank schließlich auf die Bettkante. Es war ihm ein Graus, dass Jonghyun die elende Maske sogar dann tragen musste, wenn er schlafen wollte. Aber so sahen nun einmal Jinkis Regeln aus und solange sein Bruder so angespannt wirkte, wollte Taemin nichts herausfordern. „Hab ich dich eben geweckt? Ich musste aufs Klo und eigentlich hab ich mir Mühe gegeben leise zu sein, aber deinen Sinnen entgeht wohl wirklich gar nichts, was?“ Vielleicht würde man ihn ja mit fröhlichem Plappern von seiner ersten Frage abbringen können? Obwohl es Taemin schon brennend interessierte, wie Jonghyun überhaupt erst auf die Idee gekommen war diese zu stellen. „Taemin“, Jonghyuns Stimme klang müde, ein Hauch von Ungeduld schwang in ihr mit, „ich bin aufgewacht, als du gegangen bist. Dein Geruch war weg. Und nun hat er sich verändert.“ Langsam öffnete er seine Augen und blickte über die Ränder der Maske hinweg zu Taemin auf. Er hatte nicht lange nach dem Gesicht des anderen suchen müssen, er hatte gewusst, wohin er blicken musste. „Ich rieche Blut, Taemin. Dein Blut.“ Im ersten Moment konnte Taemin darauf nichts erwidern. Er fühlte sich ertappt und wusste, dass Jonghyun eine Erklärung von ihm wollte. Normalerweise hätte er an dieser Stelle versucht zu argumentieren, dass es Jonghyun nichts anging, was er mitten in der Nacht im Badezimmer machte und dass er ihm schon gar keine Rechenschaft schuldig war, aber Taemin konnte nicht. Er wollte nicht. „Ich habe etwas ausprobiert, aber es hat nicht funktioniert. Zumindest hat es nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe“, erklärte er schließlich matt und streckte die bandagierte Hand aus, so dass Jonghyun sie ergreifen konnte. Ungewöhnlich sanft streichelte er über den Verband, danach ließ er wieder von Taemin ab und seufzte. „Das hättest du nicht tun sollen. Das war ziemlich unüberlegt von dir.“ „Es ist nur ein kleiner Schnitt. In zwei oder drei Wochen sieht man den gar nicht mehr.“ Taemin biss sich auf die Unterlippe. Jonghyun hatte seine Worte bestimmt nicht so gemeint, allerdings fühlte Taemin sich ein bisschen angegriffen. „Und ich musste es einfach tun. Ich hab gesehen, was du gemacht hast und ich wollte wissen, ob ich das auch kann. Jonghyun, erklär es mir, bitte. Dass ich nicht weiß, wie es funktioniert macht mich wahnsinnig.“ Der Ältere ließ daraufhin kaum mehr als ein müdes Glucksen von sich hören. Taemin verhielt sich wirklich oft wie ein kleines Kind; alles musste er wissen und verstehen. Und wenn er etwas nicht auf Anhieb begreifen konnte, probierte er es eben selbst aus. Ehe er schließlich aufgab und einfach nachfragte. „Ich kann es dir nicht erklären, weil ich nicht derjenige bin, der das kleine Kunststückchen vollbracht hat.“ Jonghyun legte seine Hand vorsichtig an die Stelle, an welcher die Kugel ihn getroffen hatte. Jinki hatte die Wunde ausreichend gesäubert und anschließend genäht, um dann einen festen Verband darum zu legen. „Er hat die Kontrolle wieder übernommen, während Jinki sich um die Wunde gekümmert hat. Ich weiß nicht, wie er es macht, aber es war anstrengend für ihn.“ „Deswegen redest du jetzt mit mir“, schlussfolgerte Taemin und kratzte dabei das letzte Bisschen Mut zusammen, das er noch aufbringen konnte. Von Jonghyun ging keine Gefahr aus, also war die Maske nicht notwendig. Notwendig war sie auch nicht bei Raptor, aber da konnte Taemin sie sich noch eher einreden lassen. „Das ist besser, oder?“ Vorsichtig zog der Rothaarige die Maske aus dem Gesicht Jonghyuns und legte sie anschließend zur Seite. Der Ältere musste auf diese Frage gar nicht antworten, Taemin wusste auch so, dass es besser war. „Aber hat er das schon öfter gemacht? Wenn ihr euch verletzt habt, hat er da einfach dafür gesorgt, dass ihr nicht zu viel Blut verliert? Hatte er diese Kontrolle schon immer?“ „Nein, aber er hat seit ich mich erinnern kann, die totale Kontrolle angestrebt. Das war beunruhigend, als ich noch kleiner war, aber mittlerweile kann ich gut damit leben.“ Müde drehte Jonghyun sich ein bisschen auf die Seite und drückte seine erhitzte Wange in den kühlen Kissenbezug. Unter der Maske hatte sich mit der Zeit ein hauchdünner Schweißfilm gebildet, weswegen es umso angenehmer war, dass er von ihr befreit worden war. „Tut mir leid, dass ich dir nicht mehr erzählen kann. Ich meine, nachdem du dir schon in die Hand geschnitten hast, um es herauszufinden.“ „Du hast mir mehr als genug gesagt, Jonghyun…nie.“ Lächelnd streichelte Taemin über die feuchte Wange Jonghyuns. Ihm war nicht entgangen, dass dieser bei der Erwähnung seines Spitznamens gezuckt hatte. Wahrscheinlich war es einfach schon zu lange her, seit ihn jemand so genannt hatte. „Und jetzt schlaf. Du brauchst deine Ruhe und du musst wieder zu Kräften kommen.“ „Mhm …“ -- Ruhig betrachtete Taemin Jonghyuns Gesicht, während er sich an das Gespräch der vergangenen Nacht erinnerte. Es stimmte nicht wirklich, dass er mit der Erklärung zufrieden gewesen war, aber er wusste, dass Jonghyun ihn nicht angelogen hatte. Er hatte ihm alles erzählt; den Rest musste er wohl aus Raptor persönlich heraus quetschen. Irgendwann einmal. Aber vielleicht ist es besser, wenn ich nicht alles über dich weiß. Ein paar Mysterien sollten erhalten bleiben. Die Züge des Rothaarigen umspielte ein kleines Lächeln, während er wieder in Gedanken versank. Raptor verfügte wohl einfach über so viel Beherrschung, dass er Schmerz ausblenden oder zumindest nicht auf ihn reagieren konnte. Dass er die totale Kontrolle über seinen Körper hatte, hatte Jonghyun ihm vor wenigen Stunden ja noch bestätigt. Zwei Persönlichkeiten, die verschiedener nicht sein könnten und das alles in einem Körper. Das würde ich auf Dauer bestimmt nicht aushalten. „Klopf, klopf.“ „Hm? Oh, Kibum.“ Taemin blickte über seine Schulter zu Kibum, der mit einem Tablett in den Händen im Türrahmen stand und ihm freundlich zulächelte. „Was machst du denn? Ich meine, ist das für mich?“ Verwirrt, jedoch auch neugierig, erhob er sich und trat ein paar Schritte auf den Älteren zu. Kibum hatte einige Schüsseln mit Reis, magerem Fleisch und auch Suppe mitgebracht. „Ich glaube nicht, dass du das alles allein essen kannst, Taeminnie.“ Kopfschüttelnd trat Kibum an Taemin vorbei und stellte das Tablett mit dem Frühstück auf Taemins Nachttisch ab. „Nachdem … Jonghyun gestern Abend kaum etwas gegessen hat und ich von Jinki weiß, dass er auch aufs Frühstück verzichtet hat, dachte ich mir, dass ich … na ja …“ Er deutete ein schnelles Schulterzucken an und lächelte dann wieder. Gegen seine gute Natur kam er nicht an und außerdem wusste er, dass Jonghyun Taemin wichtig war. Das war nur wieder ein Grund mehr gewesen ein ordentliches Frühstück auf die Beine zu stellen. „Das … Das ist wirklich wahnsinnig lieb von dir, Kibummie. Ich … Danke. Vielen Dank.“ Strahlend wieselte Taemin auf Kibum zu und umarmte ihn stürmisch. „Und dass du so an Jonghyun denkst, das … das ist echt klasse von dir.“ Dankbar drückte Taemin Kibum noch einmal und spürte dabei auch, wie Kibum ihm über den Rücken streichelte und dabei etwas murmelte. „Was hast du eben gesagt?“ „Gesagt? Ich?“ Kibum schüttelte abwehrend den Kopf und löste sich dann von Taemin. „Ich hab nichts gesagt, Taeminnie, das hast du dir bestimmt eingebildet. Kümmer dich einfach nicht weiter darum und iss, okay? Ich will nicht, dass es kalt wird und ich mich umsonst in die Küche gestellt habe. Das wäre schade und ...“ Noch während er gesprochen hatte, hatte er sich zur Tür begeben und war auch auf den Flur hinaus getreten. Typisch für Kibum allerdings, hatte er dabei nie aufgehört zu reden, weswegen Taemin ihn irgendwann einfach nicht mehr gehört hatte. Egal, wie sehr er sich auch angestrengt hatte. Mein Bruder liebt einen Verrückten. Schmunzelnd schüttelte Taemin den Kopf und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Jonghyun. Dieser war mittlerweile auch wieder wach und blickte interessiert zwischen Taemin und dem Essen hin und her. Konnte es sein, dass da jemand gefüttert werden wollte? Und ich verliebe mich hoffnungslos in einen Psychopathen. „Kibum hat vorhin übrigens gesagt, dass man auf deinen Freund aufpassen muss, wenn du schon einmal einen hast“, sagte Jonghyun vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, nachdem er das Stückchen Rindfleisch, welches Taemin ihm gefüttert hatte, hinunter geschluckt hatte. Er wollte nicht so tun, als würde ihm der Gedanke nicht zusagen, aber zuerst wollte er doch lieber Taemins Reaktion abwarten. Taemin war bei den Worten Jonghyuns förmlich erstarrt und sogar vergessen, dass er gerade dabei gewesen war einen Löffel Suppe zu essen. Hatte Kibum das tatsächlich gesagt oder spielte Jonghyun mit ihm, weil ihm langweilig war? So genau konnte man das bei ihm ja nie sagen; obwohl in dieser Beziehung Jonghyun bei weitem nicht so „anstrengend“ war wie Raptor. „Das hat er gesagt?“, wollte er sichergehen und ließ seufzend den Löffel sinken, als Jonghyun bestätigend nickte. Kein Wunder, dass Kibum so vehement darauf bestanden hatte nichts gesagt zu haben. Für diesen Kommentar hätte Taemin ihm garantiert eine Reisschüssel auf den Kopf gesetzt. Immerhin war er vollkommen unangebracht gewesen und wenn Jinki das Ganze mitbekommen hätte! Sein Bruder hätte 1 und 1 nur wieder mit einer furchtbaren Treffsicherheit falsch zusammen gezählt und die Geschichte so interpretiert, dass Taemin Jonghyun als seinen Freund ausgab. „Oh man …“ „Ich finde es nicht so schlimm.“ „Ehrlich nicht?“ „Nein.“ Jonghyun schüttelte sachte den Kopf, um seine Worte zu unterstreichen. „Aber Jinki sollte davon besser nichts mitbekommen.“ „Dann sind wir ja einer Meinung.“ Taemin lächelte erleichtert und hielt Jonghyun dann ein Stück Kimchi vor die Lippen. Bis jetzt hatte er noch nicht allzu viel gegessen; vielleicht deswegen, weil Taemin ihn schon wieder am Reden hielt und er kaum zum Kauen kam. Aber wie sollte Taemin sich auch zurückhalten? Mit Raptor hatte er sich nie so offen unterhalten können, da er immer Angst gehabt hatte, ihn aus Versehen zu beleidigen. Im Gegensatz dazu antwortete Jonghyun auf die Fragen, die man ihm stellte. Er gab richtige Antworten und störte sich auch nicht daran, wenn Taemin weiter nachfragte, weil er mehr Details wollte. Es ist fast so, als würde er nach und nach auftauen und anfangen mir zu vertrauen, dachte Taemin, während er den Älteren dabei beobachtete, wie er sich ein paar Soßenreste vom Mundwinkel putzte. So ernst Raptor war, so wenig wollte Jonghyun es sein, hatte Taemin im Gefühl. „Ich muss dich dann übrigens für ein paar Stunden allein lassen. Ich muss mich mal wieder um mein Studium kümmern und um die anstehenden Prüfungen.“ Taemin zuckte bedauernd mit den Schultern, während er Jonghyun davon berichtete. Innerhalb der letzten Zeit hatte er die Universität hinten angestellt und sich vorrangig um Jonghyun gekümmert. Einige Professoren hatten dabei wenigstens noch so getan, als würden sie ihn verstehen; andere wiederum hatten keinen Hehl daraus gemacht, dass er aus dem Kurs fliegen würde, würde er sich nicht bald wieder blicken lassen. „Was hast du denn für Prüfungen?“ Neugierig hob Jonghyun den Blick. „Vielleicht kann ich dir beim Lernen helfen.“ „Du willst mir beim Lernen helfen?!“ Überrascht ließ Taemin die leere Reisschüssel sinken und stellte sie dann auch zurück auf das Tablett. Jonghyun war gerade dabei sich von einer Schusswunde zu erholen – es ging ihm eigentlich ungewöhnlich gut, wenn Taemin genau darüber nachdachte – und brauchte eigentlich Ruhe. Wie kam er da nur auf die Idee einem anderen beim Lernen zu helfen? Taemin selbst wäre dankbar gewesen, hätte man ihn während so einer Zeit einfach nicht angesprochen. „Aber hast du keine Schmerzen? Und … wäre das nicht zu anstrengend für dich? Ich meine, du müsstest dich bestimmt erst einlesen und dann auch noch Latein. Das ist-“ „… reine Logik“, warf der Ältere ein, während er sich ein bisschen weiter nach oben arbeitete. Zum Essen hatte Taemin ihm vorhin ein paar Kissen geholt und mit diesen eine Art Kissenberg gebaut. Daran hatte er sich anlehnen und essen können, ohne dass er sich besonders anstrengen hätte müssen. „Und du traust mir nicht zu, dass ich dir helfen kann. Das wundert mich nicht.“ Noch bevor Taemin Luft holen konnte, um sich zu verteidigen oder sich vielleicht irgendwie zu entschuldigen, sprach Jonghyun weiter: „Aber alles was er weiß, weiß ich auch.“ „Oh.“ Taemin blähte überrascht seine Wangen auf. Wieso war er eigentlich davon ausgegangen, dass Raptor intelligenter war als Jonghyun? Er hatte doch selbst gehört, dass Jonghyun von Anfang an dazu gezwungen worden war verschiedenste Dinge zu lernen. „Entschuldige, ich hätte zuerst denken und dann reden sollen.“ Kopfschüttelnd griff Taemin nach dem Tablett und stellte es zurück auf den Nachttisch. Sie hatten zwar knapp drei Stunden dafür gebraucht, aber alle Schüsseln waren geleert worden – und es war Jonghyun gewesen, der das Meiste gegessen hatte, darauf hatte Taemin mit Adleraugen geachtet. „Aber wenn du mir immer noch helfen willst, dann würde mich das freuen.“ „Gerne.“ -- Es war bereits später Nachmittag, als Taemin es endlich aufgab und diverse Bücher von sich wegschob. Jonghyun hatte ihn nicht belogen, als er behauptet hatte, dass er genauso viel wusste wie Raptor. Er hatte Taemin öfter als einmal in Erstaunen versetzt, als er plötzlich mit viel einfacheren, verständlicheren Erklärungen ankam und somit dafür sorgte, dass Taemin den Stoff tatsächlich verstand und nicht nur stur auswendig lernte. Besonders überrascht aber hatte es ihn, als Jonghyun zielsicher auf eine Passage in seinem Buch gedeutet und ihm erklärt hatte, dass er sich diese unbedingt genau anschauen musste, da er sie bestimmt für die Prüfung brauchen würde. Woher er wissen wollte, dass sein Professor ausgerechnet diesen Text als Übersetzungstext geben würde, konnte Taemin sich zwar nicht erklären, aber er war mittlerweile so weit, dass er Jonghyun einfach vertraute. Dieser hatte bis jetzt noch immer recht gehabt, also warum sollte es diesmal anders sein? „Jonghyun? Kann ich dich noch etwas fragen?“ Sorgfältig verstaute Taemin die Notizen, die er von Jonghyun bekommen hatte, in seiner Mappe. „Etwas, das nicht mit der Uni zusammenhängt, meine ich.“ „Mhm. Ich bin ganz Ohr, Taemin.“ „Wieso bist du geflohen? Also, wieso jetzt? Es gab doch bestimmt schon früher Gelegenheiten, oder? Warum hast du es ausgerechnet gestern riskiert? Wäre ich nicht zufällig in dem Moment gekommen, dann hätte Minho dich wahrscheinlich noch umgebracht und es auf den Fenstersturz geschoben.“ Wie von selbst hatte Taemin nach Jonghyuns Hand gegriffen – die andere hatte er mittlerweile ebenfalls befreit, da es sonst zu unbequem gewesen wäre – und gedrückt. Er wollte sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wäre er nicht zur Stelle gewesen. „Es war seine Idee, nicht meine.“ Jonghyuns Miene verdunkelte sich kaum merklich. „Nachdem du von Rex erzählt hattest, war er außer sich vor Wut. Er schätzt es nicht, wenn ihn jemand auf derartig billige Art und Weise nachahmt und dass die Polizei ihn für seinen-“, kurz unterbrach er sich selbst, dann fuhr er fort: „… unseren Komplizen hält, hat ihn endgültig wahnsinnig gemacht.“ Ein wenig fürchtete er schon, dass Raptor sich nicht mehr lange so ruhig verhalten und die Kontrolle wieder an sich reißen würde, doch nichts dergleichen geschah. Seine andere Persönlichkeit hielt sich zurück – noch. „Also hat er beschlossen, dass es an der Zeit ist zu verschwinden. Der Hypnotiseur kam da gerade richtig. Es war nicht schwer ihm die Trance vorzuspielen und die beiden Wachen waren auch kein Problem. Aber Minho“ Jonghyun leckte sich langsam über die trockenen Lippen, „es war schwierig ihn zu täuschen. Er war misstrauisch, selbst nachdem Jinki meinte, dass er sich zusammenreißen soll. Ich denke, dass er es irgendwie geahnt hat.“ „Minho ist ziemlich eigen, wenn es um dich geht“, pflichtete Taemin bei, hatte gleichzeitig jedoch noch damit zu tun Jonghyuns Worte zu verarbeiten. Rex hatte Raptor offensichtlich mehr aufgeregt und verstimmt, als er Taemin damals merken hatte lassen. Natürlich hatte er ihn darum gebeten zu gehen, da er kurz davor gestanden hatte die Beherrschung zu verlieren, aber wer rechnete denn mit so einer Tat? „Und hätte ich gewusst, dass er so darauf reagiert, hätte ich die Geschichte mit Rex für mich behalten.“ Jonghyun zog es vor darauf fürs Erste nichts zu erwidern. Er konnte nicht sagen, ob es wirklich nur negative Auswirkungen gehabt hatte, dass Taemin Rex erwähnt hatte. „Hättest du ihn nicht erwähnt, dann wäre ich jetzt vermutlich schon tot. Oder vielleicht würde ich auch gerade in der Todeszelle sitzen und auf das Erschießungskommando warten.“ „Dann-“ „Ja, es war gut, dass du davon erzählt hast“, bestätigte der Ältere und lehnte sich, obwohl seine Schulter aufs Heftigste dagegen protestierte, zu Taemin hinüber. Dieser hatte vorhin wieder auf der Bettkante Platz genommen und war im Laufe ihres Gespräches immer wieder auf die Matratze gerutscht. Jonghyun war gerne nachgerückt, denn so hatte er Taemin gleichzeitig näher kommen können, ohne es zu auffällig zu machen. „Taemin … Taeminnie …“ Zögerlich hob er seine Hand, um sie an Taemins Wange zu legen und sachte darüber zu streicheln. Das hatte er schon tun wollen, als er den Rothaarigen das erste Mal gesehen hatte. Allerdings hatte Raptor solche Gefühle nicht zugelassen, weswegen Jonghyun ihn einfach im Stillen weiter beobachtet hatte. „J-Ja?“ Nervös befeuchtete Taemin seine trockenen Lippen mit seiner Zunge und lehnte sich Jonghyun noch weiter entgegen. „Sssh …“ Jonghyun überbrückte die letzten Zentimeter, die sie noch voneinander getrennt hatten und drückte seine Lippen zärtlich gegen Taemins. Es war kein brutaler, leidenschaftlicher Kuss; er war vorsichtig und scheu. Erst, als Taemin seinen Mund einen Spalt breit öffnete, wagte Jonghyun es ihn zu vertiefen. Gleichzeitig vergrub er auch seine Hand in Taemins Haarschopf, um ihn bei sich zu halten. Wäre es nach ihm gegangen, dann hätte die Zeit nun ruhig stehen bleiben können. Vor allem in dem Moment, als Taemin seine Arme vorsichtig um ihn schlang und zufrieden seufzte. tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)