Die Chroniken der Uchiha von astala7 (Der verfluchte Clan) ================================================================================ Kapitel 19: Shizen ni taisuru - Wider die Natur ----------------------------------------------- Wenn ein Mensch zu viel leidet, so passiert es manchmal, dass er seinen Schmerz zu verringern versucht, indem er ihn mit einem einzigen Motiv verbindet. Mit diesem Motiv wird er sich fortan immer identifizieren. Liebe. Einsamkeit. Monster. Illusion. Der Vogel im Käfig. Werkzeug. Rache. Wenn dieser Mensch gezwungen wird, entgegen seines Motivs zu handeln – wenn er bekämpfen soll wen er lieben will, wenn er einsperren soll, wo er nichts mehr schätzt als die Freiheit, wenn er retten soll wo er töten will – das ist der Moment, wo er wirklich zerbricht. Einmal zerbrochen kann ihn nichts wieder zurückbringen. Denn das wäre wider die Natur. XxX Für ein paar Augenblicke lang schien die Zeit still zu stehen. Dann wurde der Ausdruck in Hashiramas Augen glasig und er sackte von seinem Barhocker. Leblos blieb er auf dem Boden liegen, in einer Lache seines eigenen Blutes. Madara blinzelte – und wandte sich wieder seinem Drink zu. „Das tat gut“, murmelte er und lächelte selig. XxX September 19 Madara nahm sich Zeit, die endgültige Fassung des Vertrages noch einmal gründlich durchzulesen. Ein kleiner, sadistischer Teil von ihm genoss es, wie Hashirama unruhig auf seinem Sitz hin und her rutschte. Sein Bruder hatte zwei, vielleicht noch drei Tage zu leben und wenn Madara jetzt auch nur noch den kleinsten Mangel fand und die Verhandlungen noch länger hinauszögern konnte, würde Tobirama sterben. Die Allianz, die er mit seinem Erzrivalen ausgehandelt hatte, war vollkommen gleichwertig. Er war auf fünfzig Jahre beschränkt. Fünfzig Jahre, in denen es keinen Krieg mehr zwischen ihnen geben sollte. Wenn ein Senju einen Uchiha verletze, fiel er unter die Gerichtsbarkeit von Madaras Clan. Sollte ein Uchiha umgekehrt einen Senju verletzen, hatte Hashirama über ihn zu entscheiden. Dabei galten jedoch dieselben Bestimmungen als wäre es eine interne Angelegenheit. Darauf hatte Madara bestanden, denn in seinem Clan bestimmte er als Taisho solche Strafen allein und nach seinem eigenen Gutdünken, während Hashirama sich dort an gewisse Regeln halten musste. Bei einem Angriff, der auf den Clan als Ganzes zurückverfolgt werden konnte, wurde der Vertrag als gebrochen betrachtet, konnte jedoch durch hohe Reparationen erhalten werden. Des weiteren verpflichteten sich die Senju das Eherecht der Uchiha zu achten, nach dem es keine Ehe oder sexuellen Verkehr zwischen ihren Clans geben durfte, aus dem ein Kind entstehen konnte, ohne das zuvor Madaras Zustimmung eingeholt wurde (oder die des Rates, sollte er vor Ende des Vertrags abtreten.) Derselbe Paragraf verbot es auch Mitgliedern beider Clans, auf dem Gelände des jeweils anderen für mehr als zwei Wochen zu leben, ohne Zustimmung beider Taisho. Madara würde den Teufel tun das edle Blut der Uchiha mit dem verdünnten der Senju zu verschmutzen. Zusätzlich sollten Missionen beider Clans aufeinander abgestimmt werden. Die Senju waren berechtigt Uchiha anzufordern, wenn ihre besonderen Fähigkeiten für ihre Mission nützlich waren. Uchiha war umgekehrt berechtigt Senju anzufordern, wenn das Auftragsangebot besonders groß war und mehr Leute gebraucht wurden. Der Clan, der den Auftrag ursprünglich erhalten hatte, erhielt stets die Führung der Mission, sowie 50% des Einkommens, während der Rest verteilt wurde je nachdem wie viele Mitglieder pro Clan dabei waren. Zusätzlich hatte jeder Clan Buch darüber zu führen, wie viele Missionen sie pro Monat annahmen. Viele Ninjaclans hatten eine eigenen Missionspauschale, wobei sich der Preis durch Dauer der Mission, benötigter Rang und Anzahl der Ninja sowie Gefahrenniveau zusammensetzte. Hierfür hatten Madara und Hashirama sich zusammen gesetzt und die Regelungen ihrer Clans verglichen, bis sie eine gemeinsame Pauschale ausgearbeitet hatten. Danach teilten sie Missionen in Ränge von A bis E ein, wobei Anfragen für einen ausgewachsenen Krieg die Extrastufe S erhielten. Am Ende jedes Monats verglichen die Clans, wie viele Missionen sie von jeder Stufe erledigt hatten. Gab es ein Ungleichgewicht, so gab der begünstigte Clan im Folgemonat eine entsprechende Anzahl an Missionen an den jeweils anderen ab. Sollte ein Senju Uchiha im Kriegsfall zu Hilfe rufen, waren diese verpflichtet Seite an Seite mit ihnen zu kämpfen und umgekehrt genauso. Der Gewinn wurde in diesem Fall gleichmäßig unter ihnen verteilt. Sollte ein Mitglied nachweislich durch direkte Schuld oder Unvermögen des anderen Clans zu Tode kommen, war ein Blutgeld zu bezahlen. Das waren die wichtigsten Punkte, die im Vertrag festgeschrieben standen. Es würde Hashirama und Madara einen ganzen Haufen mehr Papierkram bereiten und sie zwingen, regelmäßig zusammen zu arbeiten, aber das war nicht, was den Uchiha daran störte. Nein, es war dieser eine Punkt nachdem auch interne Angelegenheiten beziehungsweise Streitereien mit anderen Clans außerhalb von Aufträgen, wie Folter von Gefangenen oder Medic-Dienste als separate Missionen gehandelt werden konnten wenn sie von großer Bedeutung waren. Was in diesem Fall bedeutete, dass Madara seinen Clan verpflichtete der Heilung Senju Tobiramas beizuhelfen, sollte Hashirama das verlangen. Madara würde dem Mann das Leben retten müssen, der seinen Bruder getötet hatte. Und genau das war der Grund, warum er noch immer zögerte, obwohl dieser Vertrag rein äußerlich betrachtet so viele Vorteile für seinen Clan bot. Die Uchiha hatten seinen Bruder und seine Schwester auf dem Gewissen. Wie könnte er da nicht zögern? Aber sein Clan hatte ziemlich deutlich gemacht, was er tun würde, sollte Madara ihnen diese Chance versauen. Sie würden ihn nicht nur als Taisho absetzen, sondern ihn wahrscheinlich sogar ganz aus dem Clan werfen. Sicher, Madara war ein Kriegsheld, aber in Friedenszeiten wurde er nicht gebraucht. Mehr noch, man begann seine Macht zu fürchten. Man fragte sich, wie kalt und herzlos ein Mann sein musste, um so viele Opfer wie er zu bringen und nicht daran zu zerbrechen. Madara liebte seinen Bruder und es lag praktisch in seiner Natur, dafür zu sorgen, dass sein Tod anständig gerächt wurde. Aber er liebte auch seinen Clan. Ja, er war wütend, verletzt und fühlte sich von ihnen verraten, aber noch immer betrachtete er ihre dummen Entscheidungen, ihre schiere Blindheit als eine Schwäche, wie ein Vater die Naivität seiner Kinder verfluchen würde, stets immer noch darauf hoffend, dass sie zu einer Einsicht kommen würden. Aus diesem Grund unterschrieb Madara den Vertrag entgegen all seiner Grundsätze. Izuna mochte ihm wichtiger sein als der gesamte Clan, aber Izuna war tot und er war sich noch immer unsicher, wie er nun fortfahren sollte. Was er brauchte war mehr Zeit und zumindest das verschaffte ihm dieser Vertrag. Hashirama war sichtlich erleichtert, als Madara endlich seinen Namen auf das Papier setzte. „Wunderbar“, sagte er glücklich und verneigte sich leicht. „Auf gute Zusammenarbeit, Madara-sama.“ Madara nickte nur kurz, gab ein nichtssagendes „Hn“ von sich und erhob sich gemeinsam mit dem Senju-Anführer. Symbolisch traten die Ninja ihrer Eskorte vor und reichten einander die Hände. Madara schob seine Hand in seine Tasche und spielte für einen Moment abwesend mit den beiden Phiolen darin. Die eine enthielt ein Gift, dass die Wirkung von Izunas um ein Vielfaches verstärken würde. Die andere enthielt das Gegenmittel. Für einige wertvolle Sekunden lang zögerte er, bevor er schließlich das Gegengift hervorholte. Aber selbst dann noch als er Hashirama die Hand reichte um ihm die Phiole unauffällig zu übergeben, war es oh so verführerisch seine Hand so stark zu drücken wie nur möglich und die kostbare Phiole zusammen mit seinen Knochen zu zerbrechen. Er tat es nicht. Hashirama strahlte ihn an wie die aufgehende Sonne selbst. In diesem Moment zog Madara ernsthaft in Erwägung, die zweite Phiole in seiner Tasche selbst zu leeren. Er hasste es, wenn Hashirama ihn auf diese Art und Weise anlächelte. Das Treffen löste sich langsam auf. Man sah den Uchiha ihre Erleichterung deutlich an, dass alles glatt verlaufen war und auch die Senju schienen zufrieden. Als Madara den Ausgang eben erreicht hatte wollte Hashirama ihn noch zurückrufen, wahrscheinlich um sich zu bedanken, aber Madara stürmte so schnell vom Platz, dass er ihn nicht mehr erwischte. Was er jetzt brauchte war ein extrastarker Drink. * Januar 20 „Huh? Madara, so ein Zufall dich hier zu treffen.“ Madara traf den Senju mit einem gut gezielten Todesblick. „Verschwinde.“ Ohne sich von der rauen Begrüßung abschrecken zu lassen ließ sich Senju Hashirama auf dem Barhocker neben Madara fallen und bestellte sich ebenfalls einen Drink. Es war ein sehr kleines Dorf in dem sie sich befanden, eigentlich mehr eine Ansammlung von Hütten. Hashirama befand sich lediglich auf der Durchreise und als er das Dorf entdeckt hatte, hatte er die Chance nutzen wollen ein schnelles Frühstück zu bekommen. Es irritierte ihn, machte ihn aber auch neugierig den stolzen Uchiha so früh schon mit einem Becher Sake zu sehen und so beschloss er einmal mit zu machen und so vielleicht den Grund für dieses Benehmen herauszufinden. „Ich hab gesagt, du sollst verschwinden!“, fauchte der Uchiha. „Du bist der Letzte den ich heut sehen will.“ „So?“ Hashirama schwenkte seinen eigenen Becher leicht und besah sich den Sake darin, ohne etwas zu trinken. „Ich gebe zu, das weckt ein paar schlechte Erinnerungen...“ Madara schnaubte. „Ich weiß nicht wovon du redest.“ „Natürlich nicht.“ Für einen Moment schwiegen sie beide. Madara schien es aufgegeben zu haben seinen Senju rauswerfen zu wollen und Hashirama überlegte sich seine nächsten Worte. Er warf einen Blick zu seiner rechten. Bemerkte die trüben schwarzen Augen des Ninjas, die leicht gebeugte Haltung und das kaum wahrnehmbare Zittern seiner Hände. „Du bist betrunken“, stellte er schließlich fest. „Bin ich nicht.“ „Bist du wohl.“ „Bin ich ni - Bei kami, halt einfach deine Klappe, okay!?“ Jetzt bekam der Sake den Todesblick ab. „Und ich dachte für so etwas hast du keine Zeit mit all dem Papierkram, den ich dir aufhalse...“ Madara murmelte etwas das verdächtig wie 'Schattendoppelgänger' klang. Hashirama seufzte. „Also gut, was ist dein Problem? Hat dich ne Frau versetzt oder so?“ Madara starrte ihn entgeistert an. Dann mit einem Mal sprang er auf, ein Ausdruck rasender Wut auf dem Gesicht. „Du bist mein Problem, Senju! Für dich ist alles immer so verdammt einfach, was? Du hast überhaupt keine Ahnung wie sehr ich dich und deine Bande verabscheue!“ Hashirama zuckte zusammen als hätte Madara ihn geschlagen. In der ganzen Bar drehten sich inzwischen die Leute nach ihnen um, aber das war den beiden Anführern egal. „Aus dir spricht der Alkohol, Madara“, sagte er schließlich ruhig. „Du solltest nicht-“ „Halt deine verdammte Fresse! Zweihundertsiebzig Tage! Zweihundertsiebzig Tage beträgt die Trauerzeit für einen Verwandten mit 50% Verwandtschaftsgrad, ich habe verdammt noch mal jedes Recht betrunken zu sein!“ Hashirama starrte ihn an. Madara keuchte leicht, atemlos von seinem Ausbruch. Schließlich aber ließ er sich wieder auf seinen Sitz sinken und strafte seinen Senju mit Nichtachtung. (Langsam aber sicher verließen die Leute die Bar aus Angst die beiden Irren könnten anfangen sich zu prügeln. Aus Erfahrung wussten sie, dass eine Prügelei unter Ninja nur selten das Haus intakt ließ.) „Entschuldige bitte“, sagte Hashirama schließlich leise. „Ich hätte wissen müssen, dass du noch immer um Izuna-san trauerst.“ Madara antwortete nicht und nahm stattdessen noch einen weiteren Schluck. In Wahrheit ging es gar nicht so sehr um den Tod seines Bruders. Er hatte schon seit einer Weile unterbewusst geahnt, dass es dazu kommen würde. Ein blinder Uchiha war ein toter Uchiha, egal wie man es auch drehte und wendete. Nein, was ihn wirklich aufregte war die Tatsache, dass er Izuna verraten hatte, als er Hashiramas Bruder gerettet hatte. Das war es, was er sich nicht verzeihen konnte. Das und die ungeheure Wut in ihm, der Zorn auf seinen eigenen Clan, der ihn dazu gebracht hatte. „Falls es dich irgendwie tröstet, ich denke Tobirama hat dadurch gelernt, die Uchiha zu respektieren. Nicht nur weil Izuna ihn besiegt hat, trotzdem er eigentlich im Nachteil war, sondern auch, weil du so ehrlich warst es wieder gut zu machen. Du bist damit über dich selbst hinausgewachsen und das findet in meinem Clan große Anerkennung. Tobirama selbst wäre dazu vermutlich nicht in der Lage gewesen. Du hast bewiesen, dass du einen sehr starken Willen des Feuers besitzt.“ „Zur Hölle mit deinem bescheuerten Willen des Feuers! Ich hätte ihm lieber noch eine Extradosis geben sollen“, knurrte Madara, leerte seinen Becher in einem Zug und bestellte den nächsten. „Aber das hast du nicht. Du hast getan was richtig war“, meinte Hashirama beruhigend. „Und dafür bin ich dir sehr dankbar.“ In diesem Moment wuchs in Madara der unbändige Wunsch, etwas Falsches zu tun. Einfach nur, um es diesem Bastard zu zeigen. Wieso ließ er ihn nicht endlich in Ruhe? „Du leistest wunderbare Arbeit mit deinem Clan. Sie könnten nicht stolzer sein dich zum Anführer zu haben. Durch dich haben auch sie endlich ihren Frieden.“ „Frieden!“, höhnte Madara. „Es kann nur Frieden geben, wenn eine Partei die andere besiegt. Für dich als Gewinner ist es leicht, solche Reden zu schwingen.“ Hashirama sah nun ernsthaft verletzt aus. „Es tut mir Leid, dass du so denkst. Ich dachte wir hätten unser Möglichstes getan, um dies zu einer ebenbürtigen Allianz zu machen.“ „Ich rede nicht von unseren Clans! Ich rede von dir und mir. Diesen Frieden anzubieten, wissend das ich nichts lieber tun würde als Tobirama verrecken zu sehen, wissend das ich mich dagegen wehren und so den Zorn meines Clans auf mich ziehen würde, das war wirklich ein brillianter Zug, Hashirama! Du hast mich erfolgreich ins Aus gedrängt und stehst jetzt als der gute Held da, Glückwunsch!“ Sein Senju sah betroffen drein. „Das lag nicht in meiner Absicht...“ „Klar, im Nachhinein ist das leicht zu sagen! Euch Senju darf man niemals trauen. Ihr tut immer so als wärt ihr ach so großartig und gut, dabei habt ihr es nur darauf abgesehen euren Einfluss zu mehren.“ „Das stimmt nicht“, protestierte Hashirama, „wir tun nur was wir für richtig halten! Aber wenn du so wenig Vertrauen hast...“ „Vertrauen?“, höhnte der Ninja. „Wie sollte ich dir jemals vertrauen? Warum solltest du mir vertrauen? Was haben wir je getan, dass es rechtfertigen würde einander zu vertrauen?“ „Dann sag du's mir doch“, meinte Hashirama stirnrunzelnd. „Was muss ich tun, damit du mir vertraust?“ „Es wäre ein netter Anfang, wenn du das hier ins Herz rammen würdest!“, meinte Madara wütend und rammte ein Kunai zwischen ihnen beiden in die Tischplatte. „Das wär' doch mal was, oder? Ich vertrau dir, dass du für immer aus meinem Leben verschwindest – und du vertraust mir, dass ich danach mit deinem Clan zusammenarbeiten werde.“ Hashirama starrte ihn an. Dann das Kunai. Dann wieder ihn. Madara schnaubte verächtlich und griff erneut zu seinem Becher. „So viel zum Thema Vertrauen.“ Hasirama runzelte die Stirn – und dann ergriff er das Kunai. „Ich mach's“, verkündete er. „Hn.“ Noch ein Schluck. „Nein, wirklich. Wenn du versprichst, dass du nach meinem Tod alles dafür tun wirst, dass sich Uchiha und Senju nie wieder bekriegen – dann tue ich es.“ „Tust du nicht.“ Madara betrachtete ihn prüfend über den Rand seines Bechers hinweg. „Aber gut, ich verspreche es.“ Hashirama nickte ernst. Er sah Madara noch einmal prüfend in dessen rote Augen und hob das Kunai. Er ließ es herabfahren – zögerte im letzten Moment, als erwarte er Madara würde ihn aufhalten – was er nicht tat. Die Klinge fuhr in seine Brust. Madaras Augen weiteten sich leicht vor Schreck, als Blut über Hashirams Hakama spritzte. Sein Senju keuchte schmerzerfüllt auf, doch er hatte die Klinge direkt ins Herz getrieben. Für ein paar Augenblicke lang schien die Zeit still zu stehen. Dann wurde der Ausdruck in Hashiramas Augen glasig und er sackte von seinem Barhocker. Leblos blieb er auf dem Boden liegen, in einer Lache seines eigenen Blutes. Madara blinzelte – und wandte sich wieder seinem Drink zu. „Das tat gut“, murmelte er und lächelte selig. „Huh?“ Hashirama rappelte sich auf und sah sich verwirrt um. „Ich bin nicht tot?“ „Natürlich nicht, du Idiot. Denkst du im Ernst dein Bruder würde nicht deinen Platz einnehmen und meinen Clan bis aufs Blut bekämpfen, wenn ich dich töten würde?“ Der Uchiha schnaubte. „War aber eine gute Vorstellung, muss ich zugeben. Genau das brauchte ich jetzt.“ „Du – arrgh! Ich hasse es wenn du das machst! Bist du nicht zu betrunken um Genjutsu anzuwenden!?“ „Ich bitte dich. Genjutsu ist so einfach, da braucht es schon mehr als ein paar Flaschen um mich aus dem Takt zu bringen.“ Er leerte den letzten Becher und stellte ihn hart auf dem Tresen ab, bevor er ein paar Geldstücke daneben warf und aufstand. „Wir sehn' und nächsten Dienstag zur Missionsbesprechung“, meinte er lässig und nahm sich seinen Mantel vom Haken. Und dann verließ er die Bar einfach so und ließ seinen Senju zurück, noch halb traumatisiert von seiner neusten Suiziderfahrung. Und plötzlich erinnerte er sich, dass das nicht das erste Mal gewesen war. Erst neulich hatte er Madara in diesem einem Pup getroffen, wo er ihn herausgefordert hatte sich mit seinem eigenen Schwert die Kehle durchzuschneiden. Und letzten Monat als Madara bei ihm war um irgendwelche Missionsdetails zu besprechen, da war er der festen Überzeugung gewesen er hätte durch Zufall einen gefesselten und geknebelten Tobirama im Nebenzimmer entdeckt und Madara hätte gemeint er würde ihn am Leben lassen, wenn Hashirama Seppuku beging. Aber noch während die Erinnerungen an diese Ereignisse langsam an die Oberfläche kamen, verschwammen gleichzeitig seine neusten Erfahrungen, bis Hashirama schließlich etwas verloren in der leeren Bar stand und sich fragte, warum zum Teufel er sich zum Frühstück einen Sake bestellt hatte. Das Treffen mit Madara, sowie die vier oder fünf vormaligen, die mit seinem Tod geendet hatten, wurden einfach aus seinem Gedächtnis gelöscht. Übrig blieb nur eine unbewusste aber sehr starke Abneigung gegen Genjutsu. * Sommer 20 Die Monate nach Izunas Tod waren reine Tortur für Madara. Sein eigener Clan widerte ihn an und er verbrachte so wenig Zeit wie möglich bei ihnen, was zugegebenermaßen nicht ganz einfach war. Immer öfter suchte er Zuflucht in mehr oder weniger großen Städten und gab sich dem Alkohol hin in seliger Anonymität. Nie so das er richtig betrunken wurde – er hatte diesen Vorfall nicht vergessen, auch wenn er sich, technisch gesehen, nie zugetragen hatte – aber doch genug um seine Trauer und Verbitterung kurzzeitig zu betäuben. Eine andere Form der Ablenkung war seine Arbeit. Obwohl Papierkram bei weitem nicht so interessant und spannend war wie Schlachten und Strategie, so war diese Pause im Moment genau das, was er brauchte. Es bereitete ihm sogar so etwas Ähnliches wie Freude, sich besonders stur zu stellen und Streit mit Hashirama vom Zaun zu brechen, und sei es auch nur über irgendwelche unwichtigen Details. Doch sein Senju durchschaute seine Taktik bald und nahm seine Beschwerden nur noch mit einem Lächeln und einem Schulterzucken hin. Er ging auf alle seine Verbesserungsvorschläge ein, solange es ihm möglich war. Am Anfang war das ganz witzig. Aber als Madara dann einem besonders schlechten Tag hatte und meinte die Allianz zwischen Senju und Uchiha deutlich machen zu müssen, indem alle Ninja (außer Hashirama und ihm natürlich) zu Erkennungszwecken pinkfarbene Rüstungen tragen müssten, und Hashirama das tatsächlich durchsetzte, was in einer geschlagenen Woche voller Kopfschmerzen und traumatischen Bildern für ihn endete.... Da verging ihm auch daran irgendwann der Spaß. Da sich die beiden Clans ja ohnehin ständig Nachrichten hin und herschicken und Treffen vereinbaren mussten, lagen ihre Lager nie mehr als einen Zivilistentagesmarsch voneinander entfernt. Für die monatlichen Treffen der Taisho wechselten sie sich mit der Gastfreundschaft ab. Dennoch waren die Ninja misstrauisch und außerhalb offizieller Aufträge wurde kaum ein Fremder ins Lager des jeweils anderen hinein gelassen. Aber natürlich kam niemand auf die Idee, dass der Senju-Anführer aus irgendeinem anderen Grund als einem offiziellen ins Uchiha-Lager kam – sodass Hashirama eines schönen Sommertages auch mitten im Monat zu Madara vorgelassen wurde. Madara versuchte gerade die Teamzuteilungen für eine Mission im Land des Reises festzulegen. Wie sich herausstellte war das mit einem derart großen Kater wie er ihn hatte nicht ganz einfach, was auch der einzige Grund war warum er Hashirama nicht sofort wieder rauswarf, als der fröhlich in sein privates Zelt spaziert kam. „Hashirama-san. Eine Vorwarnung wäre nett gewesen. Hätte ich gewusst, dass du vorhast zu kommen, hätte ich ein paar nette Todesfallen um mein Zelt herum aufgestellt.“ „Ach jetzt komm schon, im Grunde freust du dich doch mich zu sehen!“ Madara hob ungläubig eine Augenbraue. Hashirama seufzte. „Okay, okay, ich hab verstanden. Ich bin eine Pest und du kannst mich nicht ausstehen.“ „Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können. Warum bist du hier?“ Hashirama rollte mit den Augen. „Würdest du mir glauben wenn ich sagte, ich wolle einfach nur mal zum Plaudern rüber kommen? Du weißt schon, um unsere Beziehung und damit die Zusammenarbeit unserer Clans zu verbessern?“ „Nein.“ Seufz. „Also schön, aber ob du's glaubst oder nicht, das ist tatsächlich der Grund. Ich glaube wirklich, dass wir zwei tolle Freunde werden könnten. Schon allein weil ich der einzige Mensch auf Erden zu sein scheine, der deinen schwarzen Humor als das sieht, was er ist. Aber für den Fall das deine Wachen mich nicht durchlassen hab ich mir noch einen sekundären Grund warum ich hier bin als Ausrede einfallen lassen.“ „Ich höre.“ Hashirama ließ sich neben ihm in die Kissen fallen. „Also, es geht um etwas, das du mir mal erzählt hast – dass ihr Uchiha einmal im Jahr einen großen Wettkampf veranstaltet, bei dem alle Leute in einem gigantischen Genjutsu gefangen werden und die Teilnehmer dann auf Leben und Tod gegeneinander kämpfen.“ Madara maskierte ein ungläubiges Keuchen als Husten. „Dir ist schon klar, dass ich dich damit aufgezogen habe?“ „Ja, aber – ist sowas denn möglich?“ Madara betrachtete seinen Senju misstrauisch. „Warum willst du das wissen?“ „Ich hatte da diese Idee - also, eigentlich ist es deine Idee – eine Menge junger Ninja trainieren zwar hart, beherrschen Kampftechniken und Jutsus und arbeiten auch gut im Team. Aber wenn man sie dann einmal als Anführer auf einer Mission einsetzen will, vermasseln sie die ganze Sache. Im schlimmsten Fall gibt es sogar Tote. Aber es gibt keine Möglichkeit ihre Führungsqualitäten zu testen ohne sie ins Feld zu schicken. Wenn man jetzt aber im großen Stil eine solche Situation erstellen könnte, ohne die Gefahr einer tatsächlichen Verletzung, aber doch real genug um sie richtig beurteilen zu können... Was meinst du dazu?“ Madara dachte einen Moment lang über diese, auf den ersten Blick lächerliche, Idee nach. „Es wäre theoretisch möglich“, gab er schließlich zu. „Es müsste für die Wettkämpfer möglich sein, eine Illusion in der Illusion zu benutzen und gleichzeitig eine Jury einzubinden. Angenommen diese besteht aus maximal fünf Personen, sollten zwanzig bis dreißig meiner Uchiha gemeinsam ein solches Jutsu aufrecht erhalten können.“ Hashiramas Lächeln schwand ein wenig. „Also ist es, uh, nicht möglich das in größerem Stil zu machen?“ „Definiere größerer Stil.“ „Naja, ich dachte so an ein Publikum von zweihundert Leuten“, meinte er schulterzuckend. Auf Madaras ungläubigen Blick hin fügte er hinzu: „Wir könnten die Daimyo einladen und kleinere Feudalherren. Wir könnten Eintrittskarten verkaufen und so neue Auftragggeber heranlocken. Das tolle daran wäre, dass feindliche Clans so nicht unsere Techniken ausspionieren können, weil alles in der Illusion der freien Fantasie entspringt. Umgekehrt aber zeigen wir potentiellen Auftraggebern wie stark wir sind.“ Madara runzelte die Stirn. Er erkannte durchaus das Potenzial dieser Idee. Friedensvertrag hin oder her, Uchiha und Senju waren sich noch immer Spinne Feind, auch die Beziehungen sich langsam zu verbessern begannen. Ein friedlicher Wettstreit, in dem Teams aus beiden Clans gegeneinander antreten konnten, würde den Familien eine Möglichkeit geben zu beweisen, wer von ihnen besser war. Man setzte hin und wieder ein gemischtes Team dazwischen, um die Rivalität nicht ausarten zu lassen und schon würde eine Menge an Spannung aus dem so fragilen Bündnis genommen werden. Natürlich war so etwas noch nie da gewesen. Noch nie hatte ein Ninjaclan ein so enges Bündnis mit einem anderen geschlossen, noch nie hatten Shinobi ihre Künste öffentlich zur Schau gestellt. Aber wenn der Plan aufginge... „Ein großflächiges visuelles Genjutsu, gegen das sich niemand zur Wehr setzt, ist nicht weiter schwierig“, überlegte Madara laut, „selbst bei so vielen Leuten nicht. Wenn es nur um Projektion geht kann das ein Team meines Clans allein schaffen. Aber ich bin der Einzige der in der Lage wäre, eine überzeugende Kriegssituation für die Wettstreiter zu erstellen, die sich mit der Projektion verbinden lässt. Selbst dann bräuchte ich eine zusätzliche externe Chakraquelle wenn ich das den ganzen Tag durchhalten soll.“ „Oh, da kannst du ruhig mich anzapfen wenn du willst!“, bot Hashirama sofort vergnügt an. „Das wird eine Menge Planung brauchen. Bist du bereit für den Job?“ Für einen kurzen Moment huschten Madaras Augen zu dem Stapel an Missionsberichten, unter dem sich zwei Sakeflaschen verbargen. Dann sah er wieder Hashirama an und ihm wurde klar, dass er keine Ahnung hatte, was er ohne diesen verdammten Bastard machen würde. „Natürlich bin ich bereit. Lass uns anfangen.“ * Herbst 20 „Madara, ich brauche deine Hilfe.“ „Keine Zeit.“ „Aber es ist wirklich wichtig!“ „Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?“ „Du liest ein Buch, Madara. … ist das ein Porno?“ „Was zum – nein, verdammt!“ Madara warf den Roman von sich und funkelte Hashirama wütend an. „Spuck's aus, Senju.“ Hashirama holte tief Luft. „Wir ziehen in den Krieg.“ Der Uchiha hob unbeeindruckt eine Augenbraue. „Das ist alles?“ Gelangweilt schnappte er sich wieder ein Buch. „Dafür hab ich grad keine Zeit.“ „Wirklich nicht?“ „Wirklich nicht.“ „Lügner. Ich seh dir an, dass du schon ganz gespannt ist.“ „Ach, tust du das ?“ „Ja tue ich. Weil du nämlich das Buch falsch herum hältst.“ Hashirama schnappte sich das Buch und warf es in eine Ecke, unbeeindruckt von Madaras Todesblick. „Hashirama, ehrlich, wir haben jetzt schon drei Kriege hinter uns und keiner der Clans konnte es auch nur annähernd mit uns aufnehmen. Und seit dem ersten Teststart des Auswahlverfahrens sind wir praktisch so etwas wie eine Supermacht. Dann ist da eben schon wieder so eine Gruppe Idioten dumm genug uns herauszufordern, na und? Du kennst den Weg, stell eine Anfrage zusammen wie viele Leute du brauchst und du kriegst sie. Ich hab besseres zu tun.“ „Aber diesmal wirst du mit machen wollen“, beharrte Hashirama. „Das wird spannend. Drei Ninjaclans haben sich gegen uns verschworen, einer davon mit einem Kekkai Genkei. Und das Beste: Sie haben einen Jinchuuriki.“ „Einen Jinchuuriki?“, wiederholte Madara. „Jep. Ein menschliches Gefäß eines Biju. Na, klingt das nach einer Herausforderung?“ „Wenn ich sage ja, gibst du dann zu, dass du dir vor Angst in die Hosen scheißt und fürchtest diese Bande könnte uns komplett vernichten, wenn ich ihren Jinchuuriki nicht erledige?“ „Ah, nein wahrscheinlich nicht. Das würde bedeuten dir gegenüber Schwäche zu zeigen. Solange ich mich benehme als würden wir eine große Party veranstalten anstatt loyale Ninja in einen Krieg zu schicken in dem sie höchstwahrscheinlich sterben werden, wirkt mein Enthusiasmus vielleicht groß genug um an dein gigantisches Ego heran zu reichen.“ Madara schüttelte den Kopf. „Du brauchst schon etwas besseres als das.“ Ein kleines grausames Lächeln umspielte Hashiramas Mundwinkel. „Wie wäre es denn damit: Wenn du es nicht tust erzähle ich allen von dem Vorfall, dar sich niemals zutrug.“ Madara wurde kreideweiß. „Das würdest du nicht wagen!“ „Willst du es drauf ankommen lassen?“ „Das würde dich genauso zerstören wie mich!“ „Madara, dein Hobby ist es mich zum Selbstmord zu bewegen, was kann schlimmer sein als das?“ Okay, Punkt für Hashirama. „Na schön, welchen Rang hat der Jinchuuriki? Ich mach das nicht unter fünf!“ „Es ist der Siebenschwänzige, glaube ich.“ „Hn. Na schön, wann geht’s los?“ * Hashirama biss die Zähne zusammen, als er seine Wunde abtastete. Eigentlich war sie nicht besonders tief, aber irgendetwas stimmte nicht mit dem Chakra dieses Biju. Fast würde er es als 'böse' bezeichnen. Auf jeden Fall war dieses Zeug wie Säure in einer bereits schmerzhaften Wunde. Der Senju-Anführer sah wieder auf und ließ seinen Blick über das Schlachtfeld wandern. Madara und er hatten ihren Truppen befohlen sich um die feindliche Armee zu kümmern, welche bereits arg in Bedrängnis geriet. Die beiden Taisho hingegen wollten sich den Biju vornehmen. Aber das riesige, insektenartige Wesen zermalmte Hashiramas Holzversteck als wären es Streichhölzer. Zwei seiner hinten Flügel standen in schwarzen Flammen, aber obwohl diese sich hartnäckig durch seinen Körper fraßen waren sie zu langsam, als das sie ernsthaften Schaden anrichten konnten. Hashirama raffte sich zusammen. Er hatte nicht mehr viel Chakra übrig und allein war keine ihrer Attacken wirkungsvoll. Mit einem schnellen Shunshin landete Hashirama neben dem Uchiha. „Irgendwelche Ideen?“, fragte er erschöpft. „Wenn ja, wäre das jetzt ein guter Moment um damit rauszurücken.“ „Sieben, so weit“, erwiderte Madara kurz angebunden. „Keine davon sehr wirkungsvoll bevor ich nicht eine Nacht Schlaf bekomme.“ „Wenn es nur Chakra ist das du brauchst, könnte ich vielleicht aushelfen“, schlug Hashirama vor. „Du weißt schon, so wie für die Illusion bei den Auswahlprüfungen.“ Madara warf ihm einen seltsamen Blick zu. „So einfach ist das nicht. Um diesem Vieh meinen Willen aufzuzwingen bräuchte ich etwas von der Größenordnung eines Tsukuyomi. Dabei habe ich heute bereits einmal Amaterasu angewendet und musste mich mit Susanoo vor diesem Biju-Ball schützen. Du siehst nicht unbedingt besonders fit aus. Selbst was du noch an Chakra anzubieten hast wird vielleicht nicht ausreichen.“ „Das werde wir nie wissen, bis wir es versucht haben, oder?“, meinte Hashirama herausfordernd. Er reichte ihm die Hand. „Mach schon, nimm so viel wie du brauchst.“ Madara warf einen Blick auf das tobende Monster, dass nur mit Mühe und Not von einem Erdjutsu das eine Gruppe von Uchiha und Senju gemeinsam aufrecht erhielt, zurückgehalten wurde. „Ich schätze, das ist unsere einzige Chance“, meinte er leise. Er zückte ein Kunai und zog eine lange, blutige Linie über seine Handfläche, bevor er dasselbe mit Hashiramas Arm machte. Keiner der beiden Shinobi zuckte zusammen. Madara packte Hashirams Arm, sodass ihre Wunden übereinander lagen. Blut war ein natürlicher Chakraleiter und so war es dem Uchiha möglich, Energie direkt aus den Adern des Älteren zu ziehen. Hashirama spürte sofort wie er schwächer wurde, als Madara einhändig ein Fingerzeichen formte und kurz die Augen schloss, um das Chakra in seinen Augen zu konzentrieren. Mehr und mehr Energie wurde ihm entzogen bis der Senju sich mehr auf Madara stützte, als ihm zu helfen. Dann öffnete der Uchiha die Augen und der Zug wurde noch einmal um ein hundertfaches stärker. Keuchend sank Hashirama in die Knie. Schlaff glitt seine Hand aus Madaras, welcher vor Kraft nur so glühte als er sich bereit machte, sich der Schlacht mit dem Biju zu stellen. Das Letzte was er sah waren zwei glühend rote Augen, deren Feuer ihn zu verbrennen schien. Dann wurde alles schwarz. * Als Hashirama wieder aufwachte, lag er auf einem weichen Futon und ein kühles Tuch bedeckte seine Stirn. Er erkannte das Zimmer als einen der Standarträume in den Mokuton-Bauten die er für seinen Clan erschuf, wann immer sie weiter zogen. Vom Flur her tönten laute Stimmen herein. Er erkannte Tobiramas wutschnaubendes Gebrülle, Tokas misstrauische Einwände und Madaras defensive, aber dennoch irgendwie drohende Antworten. Einzelne Worte konnte er jedoch nicht ausmachen. Sein Kopf fühlte sich ein wenig benebelt an doch es bereitete ihm keine Mühen sich aufzurichten. Da wurde er das erste mal stutzig. Er war sich sicher, in der letzten Schlacht eine richtig üble Bauchwunde davon getragen zu haben. Er konnte unmöglich lange genug ohnmächtig gewesen sein um sie zu heilen. Doch als er mit einer Hand an seinem Körper entlang fuhr, spürte er nicht einmal einen Verband. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen. Tobirama, Toka und Madara kamen mehr oder weniger hastig hereingestürmt, gefolgt von einem halben Dutzend weiterer Senju, die noch immer aussahen als kämen sie frisch von der Schlacht. Sie alle hielten irgendeine Waffe in der Hand, die unmissverständlich in Madaras Richtung zeigte. Doch der Uchiha schien von diesem feindseligen Verhalten ganz und gar unbeeindruckt. „Wie ich sehe bist du auch endlich aufgewacht“, meinte er kühl. „Tu mir den Gefallen und pfeif deine Bluthunde zurück, bevor ich etwas tue, das ich später ganz sicher nicht bereuen werden.“ Tobirama stapfte wütend nach vorn und deutete anklagend auf Hashirama, ohne jedoch den Blick von Madara zu lassen. „Das“, sagte er betont, „ist nicht mein Bruder!“ „Wie bitte?“, sagte Hashirama verblüfft. „Hashirama ist tot!“, rief Tobirama mit einem leichten Zittern in der Stimme aus und starrte Madara hasserfüllt an. „Er hat ihn umgebracht. Ich habe es selbst gesehen.“ „Tobirama, ich steh direkt neben dir“, meinte Hashirama müde und erhob sich von seinem Futon. „Lass den Unsinn.“ Doch sein kleiner Bruder weigerte sich strikt, in seine Richtung zu sehen. „Taisho-sama“, sagte Toka und trat vorsichtig näher, als wäre er ein tollwütiges Tier, „erinnert Ihr euch an den 23. Oktober vor sechs Jahren? Wer hat damals die Schlacht gewonnen?“ Oh, daran erinnerte er sich gut. Es war einer seiner aufregenderen Geburtstage gewesen und hatte mit einer Tortenschlacht geendet. „Das waren Miyu-san, Kira-san und Tobirama. Sie haben mich richtig fertig gemacht“, lachte Hashirama. Toka sah erleichtert aus, aber seine Worte schienen nichts dazu beizutragen die Spannung zwischen seinem Bruder und Madara zu lindern. „Tobirama, bitte, ich bin nur kurz ohnmächtig geworden. Ich weiß nicht, was du-“ „Halt die Klappe!“, fuhr Tobirama ihn nun beinahe hysterisch an. „Du bist tot! Ich hab deinen verdammten Puls gesucht und er war nicht da! Dieser verdammte Uchiha hat dich von diesem Baum herunter gestoßen und du bist auf diesem Felsen gelandet...! Dein Kopf ist aufgeplatzt wie eine reife Tomate, sowas bilde ich mir doch nicht ein!“ Für einen Moment fehlten Hashirama tatsächlich die Worte. Hilfesuchend sah er zu Madara herüber. Kurz traf ihn dessen kalter Blick und er dachte bereits sein Rivale würde ihn hängen lassen. Aber dann... „Natürlich hast du es dir eingebildet, Idiot“, meinte Madara emotionslos. „Dafür sind Illusionen schließlich da. Ich habe den Shichibi glauben lassen ich wäre sein einziger verbleibender Feind, damit er all seine Aufmerksamkeit auf mich richtet und ich ihn in meinem Jutsu fangen kann.“ Sein Bruder drehte sich um und bedachte Hashirama mit einem prüfenden Blick. So entging ihm das kurze Flackern in den Augen des Uchiha, das leichte Neigen seines Kopfes. So viele Worte hatte Madara noch nie in einem Zug mit Tobirama gewechselt. Irgendwie war es beinahe zu erwarten, dass dabei nichts als Lügen aus seinem Mund kamen. Hashirama schluckte schwer, schaffte es aber dennoch ein Lächeln aufzusetzen. „Mir fehlt nichts, Tobirama. Ich in nur etwas erschöpft, weil ich Madara-sama so viel Chakra für sein Jutsu geliehen habe, das ist alles.“ Einen Moment lang zitterten die Lippen des Jüngeren. Dann umfing er Hashirama in einer knochenbrechenden Umarmung. „Ich dachte ich hätte dich verloren“, flüsterte er, als er sein Gesicht in seinem Haar vergrub. Es war Jahre her seit er das letzte Mal so offen seine Zuneigung gezeigt hatte, dass sein Bruder für kurze Zeit nicht wusste, wie er reagieren sollte. Schließlich klopfte er ihm ein paar mal beruhigend auf die Schulter, bevor er zurück trat. „Ist schon okay, Bruder.“ Er runzelte leicht die Stirn. „Aber sag, du hast jetzt nicht schon irgendwelche geheimen Pläne in Gang gesetzt um den Vertrag mit den Uchiha zu brechen und einen neuen Krieg zu beginnen, oder?“ Tobirama hatte den Anstand verlegen drein zu sehen. „Ich werd' mich darum kümmern“, versprach er. „Das hoffe ich.“ Er wandte sich an den Rest der Gruppe und seufzte leise. „Wenn ihr mich bitte kurz mit Madara-sama allein lassen würdet... Ich habe eine Allianz zu retten.“ Die Senju verbeugten sich eilig und verließen erleichtert den Raum. Kaum das sie fort waren ließ sich Hashirama erschöpft zu Boden sinken. „Oh man, ich kann nicht glauben wie knapp das war...“, murmelte er. Madara war an Ort und Stelle stehen geblieben, die Arme abweisend vor der Brust verschränkt. „Ich habe dir gesagt dein Bruder würde sofort deinen Platz einnehmen und meinen Clan bis aufs Blut bekämpfen, wenn ich dich töte“, meinte er ruhig. „Es muss schon ein Schock für ihn gewesen sein, das gesehen zu haben...“ Für einen Moment schwiegen die beiden Ninja, beide ihren eigenen Gedanken versunken. Schließlich fragte Hashirama: „Sag mir bitte, ganz ehrlich, Madara... Bin ich heute gestorben?“ Schweigen. „Denn was du gesagt hast – es würde zwar erklären warum ich noch hier sitze, aber nicht warum alle meine Wunden verschwunden sind. Das... das ist wider die Natur. Ich weiß, dass ich zusammen gebrochen bin als ich zu viel Chakra verloren habe, aber das bedeutet auch, dass alles woran ich mich von davor noch erinnern kann wirklich passiert ist.“ „Ist es nicht.“ „Aber es ist wirklich geschehen-“ „Dann habe ich es ungeschehen gemacht.“ Madara wandte sich ihm jetzt erst voll zu und sah ihm in die Augen. „Die genauen Umstände sind auch mir unklar. Die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen, wenn man das Sharingan allzu häufig benutzt. Du bist noch am Leben und das ist das Wichtigste. Allerdings solltest du dich nicht darauf verlassen, dass du deine nächste Schlacht mit einem Biju genauso unbeschadet überstehst.“ Mit diesen Worten wandte Madara sich um und verließ das Zimmer ohne jeden Abschiedsgruß. Zurück blieb ein sehr verwirrter Senju. Hashirama sah etwas verloren aus dem Fenster, beobachtete wie seine Leute aufgeregt hin und her rannten und plötzlich kam ihm ein seltsamer Gedanke. Bedeutete das, dass er jetzt ein Zombie war? 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