Die Chroniken der Uchiha von astala7 (Der verfluchte Clan) ================================================================================ Kapitel 14: Machibuse - Hinterhalt ---------------------------------- Eine Mission muss immer sorgfältig geplant werden. Eigenmächtige Handlungen sind nicht nur unerwünscht, sondern gefährlich. Denn wenn die eine Einheit nicht weiß, was die andere tut, wie sollen sie dann verhindern, dass sie einander im Kreuzfeuer fangen? In solchen Fällen sind es immer die Unschuldigen, die am meisten leiden. XxX 03. April 18 Uchiha-Lager, Mitte Es war ein kalter, nebliger Morgen. Der Spätfrost war eingekehrt und bekämpfte die Frühlingswärme wie ein letztes trotziges Aufbäumen des sterbenden Winters. Draußen war es dunkel und würde es auch noch einige Zeit lang sein. Das in Vorbereitung auf die Hochzeit des Taisho so lebhafte, geschäftige Lager lag ruhig und friedlich da. Die Zelte waren alle dunkel. Alle bis auf eines. Ein Schatten huschte durch das verlassene Lager. Wenn eine der Wachen die darum herum postiert waren ihn bemerkte, so schlug sie keinen Alarm, war die Chakrasignatur doch wohlbekannt. Die Gestalt schlüpfte in das einzige Zelt, in dem noch Licht brannte. Darin hatten sich bereits drei Ninja versammelt. Der Neuankömmling verbeugte sich leicht vor ihnen und begrüßte sie leise. „Schön das du kommen konntest, Yato-san“, sagte der Älteste der Anwesenden. „Natürlich, Takai-san. Obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht verstehe warum wir uns zu einer solchen Uhrzeit versammeln“, sagte Yato stirnrunzelnd. Er warf dem Ninja rechts von ihm einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern. Die Ähnlichkeit der beiden ließ erkennen, dass sie Brüder waren. „Ich werde es sofort erklären“, versprach der Kriegsveteran. „Du, Hikaku-san und Rei-san, ihr alle seid fähige Shinobi und ich vertraue euch.“ Er nickte den anderen beiden Ninja dabei zu, die beide nicht viel älter als Yato waren. „Es geht um eine Mission. Eine besondere Mission, für die ich euch als Team haben will.“ „Taisho-sama stellt die Missionen auf“, sagte Yato automatisch, „und ich kann mich nicht erinnern, dass er dir die Vollmacht gegeben hat das für ihn zu tun.“ Takai nickte bedächtig. „Du hast Recht, das hat er nicht. Der Grund dafür, dass wir uns hier heimlich und mitten in der Nacht treffen, ist, dass der Taisho davon nichts erfahren darf.“ Yato sprang wütend auf und sein Bruder Hikaku gab einen empörten Laut von sich. Der Ninja griff bereits nach einem Kunai, doch Rei packte ihn am Arm. „Beruhige dich, Yato-san!“ Dann warf er Takai einen strengen Blick zu. „Ich schlage vor, du erklärst dich besser. Was du von uns verlangst klingt verdammt nach Hochverrat.“ Takai hatte den Nerv unbekümmert zu lächeln. „Da wäre ich aber ganz schön dumm, drei Ninja dafür auszuwählen, die für ihre Treue zu Madara-sama bekannt sind, oder etwa nicht? Schließlich wurdet ihr alle einmal von ihm unterrichtet.“ „Was hat das zu bedeuten?“, wollte Yato zornig wissen. „Ich gebe euch diese Mission, weil der Taisho es nicht tun kann! Zweifellos hat er darüber nachgedacht und sieht die Vorteile. Ja, er hat sogar manchmal Andeutungen gemacht, Informationen freigesetzt, die mich zu dem Schluss führen, dass er diese Mission gutheißt. Das einzige Problem ist, dass er durch diesen Vertrag gebunden ist. Aber wenn er es könnte, das schwöre ich euch, wenn er es könnte würde er euch diese Mission selbst erteilen.“ „Von was für einer Mission reden wir?“, wollte Hikaku misstrauisch wissen. „Bevor ich euch das erkläre will ich, dass ihr versprecht mich ausreden zu lassen bevor ihr darüber urteilt.“ Die drei jüngeren Shinobi sahen einander kurz an. Widerwillig nickten sie. „Ihr wisst, dass einer der Hauptgründe für diese Hochzeit ist, dass die Senju eine Mokutonnutzerin an uns verlieren“, begann Takai. „Was aber nicht allgemein bekannt ist, ist, dass es neben ihr und dem Clanoberhaupt nur noch einen weiteren Holznutzer gibt. Sein Name ist Senju Ketsu. Wir kommen vielleicht an ihren Clanführer nicht heran. Aber wenn das Mädchen zu uns kommt und dieser Junge nicht mehr ist... Dann haben die Senju nur noch ihren Anführer, der ihr Kekkei Genkai vererben kann. Ein Mann alleine ist kaum genug, um das Mokuton wieder aufleben zu lassen. Eine, vielleicht zwei Generationen nach ihm wird es vollkommen verschwunden sein. Aber wenn es diesem Ketsu erlaubt wird eine Familie zu gründen, kann diese sich wieder mit dem des Clanführers überschneiden.“ „Mit anderen Worten“, fasste Hikaku zusammen, „wenn wir Ketsu töten, verlieren die Senju ihre stärkste Waffe endgültig.“ „Das ist richtig“, stimmte Takai ihm zu. „Aber wenn wir handeln wollen, müssen wir es jetzt tun, vor der Hochzeit. Denn wenn dieser Bund erst einmal geschlossen ist, würde eine solche Tat einen Vertragsbruch bedeuten und zu neuem Krieg führen.“ „Das wird es doch ohnehin!“, begehrte Yato auf. „Die Senju werden die Hochzeit einfach absagen wenn sie das rausfinden!“ „Nicht wenn wir es geschickt anstellen. Es muss zeitlich so abgestimmt sein, dass sie es erst bemerken wenn die Hochzeit bereits geschlossen ist, die Tat selbst aber noch vorher passiert ist. Deswegen ist es so wichtig, das der Taisho nichts davon erfährt. Im besten Fall lässt sich gar nicht beweisen, dass es Uchiha waren. Aber selbst wenn, dann kann Madara-sama einfach sagen, dass er von allem nichts wusste und wir ohne seine Zustimmung gehandelt haben – was ja der Wahrheit entspricht. Die Senju können ihn nicht dafür verantwortlich machen und damit gibt es keinen Kriegsgrund.“ „Die Sache hat nur einen Haken“, warf Rei ein. „Wenn die Senju ihn nicht dafür verantwortlich machen können, werden sie nach unserem Blut verlangen.“ „Es besteht eine gewisse Gefahr für uns“, stimmte Takai zu. „Tatsächlich empfehle ich euch nur mitzumachen, wenn ihr bereits seit hinterher die Schande des Hochverrats und des Todes durch Exekution auf euch zu nehmen. Der Taisho kann uns nicht beschützen, wenn er einen weiteren Krieg verhindern will. Ich werde natürlich die Hauptschuld auf mich nehmen. Als derjenige, der dem Jungen den Todesstoß versetzt, während ihr mir lediglich den Rücken freihaltet, werde wahrscheinlich nur ich die Todesstrafe bekommen. Aber ein Restrisiko bleibt immer bestehen. Ganz davon abgesehen, dass wir uns ins Herz des Feindesgebiets begeben müssen.“ Die drei jungen Ninja sahen einander unsicher an. Sie hatten durchaus Respekt für Takais Entscheidung und seine Entschlossenheit, die so weit ging, dass er bereit war große Schande und den Tod auf sich zu nehmen, um die Zukunft der Uchiha zu schützen. „Wie alt ist der Junge?“, fragte Hikaku. Takai zögerte einen Moment. „Meinen Informationen zufolge... drei Jahre alt.“ „Drei Jahre!“, rief Yato aus. „Das ist...“ „...das Leben eines Ninja“, meinte Takai scharf. „Ich habe euch nicht nur wegen eurer Fähigkeiten ausgewählt. Auch nicht weil ihr besonders brutal oder sadistisch seid – denn das seid ihr nicht. Ich habe euch ausgewählt weil ich weiß, dass ihr Madara-sama treu ergeben seid. Du, Rei-san, hast schon oft mit ihm zusammen gearbeitet und eure Verbindung, Yato-san und Hikaku-san, zu ihm ist offensichtlich. Wenn ihr es nicht für den Clan tun wollt – dann tut es für Madara-sama. Er und das Senjuoberhaupt sind einander ebenbürtig. Aber es wird eine Zeit kommen, vielleicht in zehn, vielleicht in zwanzig oder mehr Jahren, da Uchiha und Senju wieder im Krieg liegen. Dann wird unser Taisho langsam alt werden und dieser Junge in der Blüte seiner Jahre sein. Die Gefahr liegt nicht nur in seiner Nachkommenschaft, sondern auch in ihm selbst. Vergesst das nicht. “ „Wenn du uns ausgesucht hast weil wir so treu sind, warum hast du dann nicht auch Izuna-sama gefragt?“, wollte Yato wissen. „Izuna-sama steht praktisch auf einer Stufe mit Madara-sama. Ein unautorisierter Übergriff von einigen relativ unwichtigen Clanmitgliedern kann unter den Teppich gekehrt werden. Aber wenn die rechte Hand des Taisho sich daran beteiligt, würde niemand glauben, dass Madara-sama es nicht befohlen hat“, erklärte der Ninja geduldig. Kurzes Schweigen legte sich über die Gruppe. Dann... „Wann soll die Mission stattfinden?“ „Rei-san!“, zischte Hikaku, doch der Angesprochene warf ihm nur einen scharfen Blick zu. „Takai-san hat recht! Das ist nun einmal das Ninjaleben, da sind auch Kinder nicht sicher! Und wer weiß, vielleicht wird er einmal genauso stark wie ihr Anführer. Das können wir nicht zulassen.“ „Drei Jahre...“, flüsterte Yato. „Ich habe... doch selbst einen Sohn...“ „Dann tu es für ihn“, meinte Takai. „Dein Sohn stammt aus derselben Generation und mit einer Mutter wie Shinoi-sama ist er dazu geboren ein großartiger Shinobi zu werden.Willst du, dass er es in ein paar Jahren auf dem Schlachtfeld mit diesem Mokutonnutzer zu tun bekommt? Sieh nur, wie viele Schwierigkeiten selbst der Taisho mit einem von ihnen hat!“ Das fegte Yatos Zweifel beiseite. Er würde alles tun, um seinen Sohn zu beschützen. „Ich bin dabei“, brachte er mühsam hervor. Selbst wenn er starb... selbst wenn der Clan ihn hiernach verachten sollte, Madara-sama würde nicht zulassen, dass irgendetwas davon auf Isamu abfärbte. „Dann... Dann machte ich auch mit“, beschloss Hikaku widerwillig. Takai nickte. „Die Hochzeit ist in einer Woche. Es wird eine große Delegation der Senju eintreffen, die ihr Lager beinahe ungeschützt lässt. Wir werden am Tag zuvor aufbrechen und zuschlagen, sobald die Delegation sich auf den Weg gemacht hat.“ Die Ninja nickten unruhig. Sechs Tage. Das war eine lange Zeit, um ein Geheimnis für sich zu behalten. 09.April Ufer des Naka-Flusses östlich des Uchiha-Lagers Shinoi summte leise vor sich hin und wiegte das Bündel in ihren Armen sanft hin und her. Das Plätschern des Baches wirkte beruhigend auf den kleinen Säugling. Shinoi war dankbar für ihre Entscheidung, Isamu aus dem Lager zu bringen sobald die Senju angerückt kamen. Er schrie jetzt viel weniger. Natürlich war die Kunoichi nicht so dumm, sich außerhalb der Sichtweite des Lagers zu begeben, aber sie war doch weit genug weg, damit der Lärm der Hochzeitsvorbereitungen zu einem Rauschen in der Ferne abgeschwollen war. Hinter sich hörte Shinoi mit einem Mal das Rascheln von Blättern. Rasch zog sie ihre Yukata zurecht. Isamu protestierte weinerlich, als ihm der Zugang zu ihrer Brust verwehrt wurde. Shinoi strich ihm entschuldigend über sein kleines Köpfchen und stand auf. „Natsuko-san“, begrüßte sie ihre Kameradin, deren Chakrasignatur sie bereits erkannt hatte. „Du musst wegen mir nicht den Festlichkeiten fernbleiben.“ „Das ist schon in Ordnung, Shinoi-sama“, meinte die andere Kunoichi lächelnd. Sie trug heute einen kurzen Kimono, der ihr nur etwa bis zu den Beinen reichte. Er war edel genug als Festagskleidung durchzugehen und doch praktisch genug, dass sie notfalls darin kämpfen konnte. Ihre schwarzen Haare waren zu einem hohen Pferdeschwanz zurückgebunden, an dem eine kleine Lilie befestigt war. „Im Gegensatz zu dir ist meine Anwesenheit ja nicht unbedingt erforderlich“, meinte die junge Frau. „Sieh nur, du hast dich noch nicht einmal umgezogen. Dabei ist es die Hochzeit unseres Taishos! Der, falls du das vergessen haben solltest, dein verehrter Herr Bruder ist.“ Shinoi schnaubte leicht. „Als ob ich das vergessen könnte! Aber Madara-sama wird es mir verzeihen, wenn ich nicht den ganzen Tag seine Hand halte. Das wird dieser Senju schon für mich übernehmen.“ Natsuko tat so als hätte sie nicht bemerkt, dass Shinois Wortwahl sich nicht unbedingt auf die Braut bezog. „Du hast jetzt deine eigene Familie. Es ist doch nur gerecht, wenn er jetzt auch eine bekommt, oder? Selbst wenn dir die Wahl der Zukünftigen nicht gefällt.“ Shinoi seufzte. „Du hast ja recht. Es ist nur... Ich traue ihnen einfach nicht. Glaub mir, ich will nichts mehr als das diese Fehde endlich beendet wird. Schon allein damit die nächste Generation nicht denselben Krieg austragen muss. Aber diese Hochzeit kann genauso gut ein erster Schritt der Diplomatie sein wie eine Falle. Ich meine, für niemanden ist es leichter, meinen Bruder heimlich zu vergiften, zu erstechen oder sonstwas, als die Frau die seine Bettstatt teilt, richtig?“ Natsuko setzte sich neben sie ans Ufer und tauchte ihre Füße in den eisigen Fluss. „Ja, vielleicht“, gab sie zu. „Auf den ersten Blick wirkt das Mädchen harmlos, aber sie ist eine Kunoichi. Es ist durchaus möglich, dass sie ihr wahres Wesen verbirgt. Hast du mit ihm darüber geredet?“ „Natürlich, aber er hört ja nicht auf mich. Er ist ja so ein großartiger Ninja und kann auf sich selbst aufpassen, verstehst du?“ Sie seufzte erneut. „Selbst Izuna-sama hat ihm davon abgeraten, aber anstatt mich zu unterstützen hat er gemeint, eine Senju wäre einfach nicht gut genug für Madara-sama. Er zog nicht einmal in Erwägung, dass sie ihm gefährlich werden konnte und jetzt hört Madara-sama auf keinen von uns.“ „Er hat eben nur das Beste für den Clan im Sinn. Im schlimmsten Fall riskiert er sein Leben, das mag sein, aber im besten beendet er die Uchiha-Senju-Fehde. Als Taisho ist es seine Pflicht, dieses Risiko einzugehen.“ Shinoi rieb sich frustriert das Gesicht. „Ja... wahrscheinlich. Es tut mir leid, ich bin heute einfach etwas durch den Wind.“ Natsuko legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Da ist noch etwas Anderes, nicht wahr?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist nichts... Nur... Ich kann Yato-san einfach nirgendwo finden. Und eigentlich wollte ich ihm doch sagen...“ Sie biss sich auf die Lippe. „Was ist denn? Doch keine schlechten Nachrichten, oder?“, fragte die Kunoichi besorgt. „Nein, eigentlich gar nicht. Es ist nur... Ich habe es heute morgen getestet weil es mir nicht gut ging und...“ Sie zögerte. Eigentlich hatte ihr Mann der Erste sein sollen, der es erfuhr. „Ich bin wieder schwanger, Natsuko-san.“ Ein breites Lächeln überzog das Gesicht ihrer Freundin. Lachend umarmte sie Shinoi. „Das ist ja großartig, Shinoi-chan! Das musst du sofort Ya- oh!“ „Ja, genau.“ Sie lächelte zynisch. „Und ich kann ihn nirgendwo finden. Ich mache mir sorgen, Natsuko-san. Er ist doch immer da. Er würde mich doch nicht so einfach aus den Augen lassen, nicht wenn es heute im Lager vor Senju nur so wimmelt.“ „Du glaubst, ihm ist etwas passiert?“ „Wäre doch möglich, oder? Er war heute als Wache im Waffenlager eingeteilt, hat aber im letzten Moment seine Schicht mit Hayao-san getauscht. Ohne jeden Grund. Er hat mir nicht einmal davon erzählt. Warum tut er das? Ich verstehe es einfach nicht. Die ganze Woche über war er schon so seltsam. Ich habe auch meine Brüder gefragt, auf einer Mission ist er auch nicht.“ „Er ist sicher nur aufgeregt wegen der Hochzeit“, versuchte Natsuko sie aufzumuntern. Dabei begann sie selbst sich Sorgen zu machen. Immerhin waren Shinoi und Yato ihre Teamkameraden. Sie hatten immer zusammengehalten und nie Geheimnisse voreinander gehabt. Zwischen ihnen hatte immer eine besondere Harmonie geherrscht. Auch als Shinoi und Yato anfingen zusammen auszugehen, hatte sich das nicht geändert. Was vermutlich daran lag, dass Natsuko ein Auge auf Yatos Bruder Hikaku geworfen hatte. Vermutlich hätten sie schon längst begonnen miteinander auszugehen, wenn Natsukos besitzergreifender älterer Bruder Seiichi nicht so permanent dagegen gewesen wäre. Nur weil Hikaku ihr Cousin ersten Grades war... Als wenn das nicht öfter vorkommen würde. Übrigens hatte Natsuko Hikaku heute auch noch nicht gesehen. Ja, langsam wurde die Sache merkwürdig. „Vielleicht ist ihm ja irgendetwas Wichtiges eingefallen und er musste rasch weg“, versuchte Natsuko, obwohl ihr klar war wie lahm das klang. „Möglicherweise hat er dir eine Nachricht hinterlassen. Hast du in eurem Zelt einmal gründlich nachgesehen?“ „Ich... nein. Heute morgen beim aufstehen hab ich ihn ja noch gesehen. Er meinte er würde seine Schicht früh beginnen. Ich hab erst später erfahren, dass er nie dort aufgetaucht ist.“ Sie verschwieg ihrer Freundin, was für ein seltsames Gefühl sie an diesem Morgen gehabt hatte. Die Art wie Yato sie zum Abschied geküsst hatte, länger und zärtlicher als gewöhnlich. Die Art wie er sanft seinen Sohn im Arm gewiegt hatte, so lang bis er beinahe zu spät zu seiner Schicht kam. Als würde er sich vor einer langen Mission von ihnen verabschieden. Aber Madara hatte gesagt, Yato hätte keine Mission. Beinahe der ganze Clan befand sich im Lager. Die Ninja die außerhalb zu tun hatten, konnte man an einer Hand abzählen und weder Yato noch Hikaku waren dabei. Das alles machte keinen Sinn. Warum sollte Yato sie anlügen? Es war normal für Ninja, selbst vor den nächsten Verwandten und der eigenen Familie ein paar Geheimnisse zu haben. Trotzdem war das hier... merkwürdig. Tief in Gedanken versunken machten sich die beiden Frauen mit dem Säugling zurück auf den Weg zum Lager. Shinoi war überrascht, als sie in ihrem Zelt tatsächlich einen versiegelten Brief fand, der an sie adressiert war. Zu allem Überfluss war er versteckt zwischen ihrer Nachtkleidung. Yato hatte wohl geplant, dass sie ihn erst spät heute Abend fand. Mit zittrigen Fingern brach Shinoi das Siegel. Das schlechte Gefühl, das sie schon den ganzen Tag über plagte, verstärkte sich noch, als ihr Blick auf die geschwungene Handschrift ihres Mannes traf. Als sie den Inhalt las, wurde ihr schlecht. Liebste Shinoi-koi, wenn du diesen Brief findest, habe ich es wohl nicht mehr rechtzeitig zurück geschafft. In diesem Fall sollst du wissen, dass es mir unendlich Leid tut, dich und unser Kind allein zu lassen. Vermutlich weißt du inzwischen bereits, was wir getan haben. Unter normalen Umständen hätte ich dieser Mission niemals zugestimmt, erst recht nicht ohne den Segen des Taisho. Dennoch bereue ich nichts. Selbst wenn sich aus dieser Hochzeit mehr entwickeln sollte, so ist es doch viel zu früh anzunehmen, es würde nie wieder Krieg zwischen Uchiha und Senju geben. Wir müssen unserem Clan jeden nur erdenklichen Vorteil verschaffen, damit wenigstens unsere Kinder in einer friedlicheren Welt aufwachsen können. Wenn das Mokuton für die Senju erst einmal endgültig verloren ist, wird sich niemand mehr den Uchiha entgegenstellen. Dann werden nicht mehr so viele tapfere Ninja sterben und du, meine Liebste, wirst dein Leben nicht mehr riskieren müssen. Unser Sohn wird genug Zeit haben zu trainieren und stark zu werden und keine Aufträge annehmen müssen, die seine Fähigkeiten übersteigen. Das ist mein Traum für euch. Bitte sorge dafür, dass Isamu davon erfährt. Und wenn du es kannst... Dann bitte vergib mir für mein eigenmächtiges Handeln. Ich liebe dich. Yato Mit zitternden Händen ließ Shinoi den Brief fallen. Besorgt fragte Natsuko sie was los sei, doch als sie nicht antwortete hob sie den Brief auf und überflog selbst den Inhalt. Shinois Hände packten das Bündel mit ihrem kleinen Sohn darin fester, bis das Kind lauthals protestierte. Ihr Blick war gen Boden gesenkt. Ihre Lippen zitterten, als sie sich krampfhaft bemühte die Tränen zurück zu halten. Schließlich aber zogen sie sich zu einem dünnen Strich zusammen und sie stand auf. „Shinoi-sama, was hat das zu bedeuten?“, fragte Natsuko blass. „Das bedeutet“, flüsterte sie, „dass Yato eine furchtbare Dummheit vor hat.“ Langsam, fast wie in Zeitlupe, lockerte sie ihren Griff um das Baby – und drückte es dann Natsuko in die Arme. „Das bedeutet“, wiederholte sie leise, ihr Blick mit Dunkelheit verschleiert, „dass ich ihn aufhalten muss.“ „Was zum – Shinoi-sama! Was ist hier los?“ In aller Eile suchte sich Shinoi ihre Kunoichi-Ausrüstung zusammen und band sie sich um. „Tu mir einen Gefallen, Natsuko-san – pass auf Isamu-chan auf während ich weg bin, ja?“ „Ich – auf keinen Fall! Wir müssen das dem Taisho erzählen, wir müssen-“ „Wir müssen gar nichts!“, fauchte Shinoi mit einem Mal aggressiv. „Hast du den Brief nicht gelesen? Yato und ein paar andere haben eindeutig was Illegales vor – wahrscheinlich ein Hinterhalt oder etwas in der Art. Wenn mein Bruder auch nur ein Wort davon erfährt, ist er als Taisho verpflichtet nicht nur die Hochzeit aufzuschieben, sondern auch eine großangelegte Suche auszurufen. Das wird ihn vor den Senju schwach erscheinen lassen, mehr noch, als wenn er seinen eigenen Clan nicht unter Kontrolle hat. Und wenn tatsächlich ein Angriff auf die Senju stattfinden sollte, wird Madara gezwungen sein Yato und wer auch immer noch mit drin steckt öffentlich hinzurichten, wenn er keinen erneuten Krieg mit den Senju riskieren will. Das werde ich auf keinen Fall zulassen! Du wirst Madara-sama nichts davon erzählen, genauso wenig wie Izuna-sama oder irgendjemand anderem. Ich werde selbst gehen und mein Bestes tun um Yato-san aufzuhalten.“ „Und wenn du es nicht schaffst? Bei Kami, Shinoi, er hat fast einen halben Tag Vorsprung!“ „Ich werde es schon irgendwie hinkriegen!“ Natsuko straffte die Schultern. „Dann werde ich mit dir kommen“, sagte sie entschlossen. „Ich lass dich da nicht allein rausgehen.“ „Nein, das wirst du nicht! Du bleibst hier und passt auf Isamu auf. Niemand wird Fragen stellen wenn du ihn nimmst, du kannst sagen ich zieh mich für die Hochzeit um oder sowas. Jeder weiß, dass du die Einzige bist der ich meinen Sohn anvertrauen würde, mit Ausnahme meiner Brüder, die zu viele Fragen stellen würden. Du bleibst hier und besorgst mir ein Alibi.“ „Ich kann doch an deiner statt-“ Shinoi schüttelte den Kopf und hob ihre Hand, an der ihr feiner, silberner Ehering glitzerte. In seine Unterseite waren winzige Siegel eingeritzt. „Nur ich kann Yato finden. Wenn ich nah genug an ihm dran bin, wird mich der Ring zu ihm führen. Ich bin die Einzige die das tun kann, zumal wir nicht wissen, wer noch dabei ist.“ Rasch warf sich die Kunoichi einen Reiseumhang über. „Mach dir keine Sorgen“, sagte sie, als Natsuko noch immer nicht überzeugt schien. „Ich werde mich aus allen Kämpfen heraushalten. Schon allein deswegen...“ Sie strich sich über ihren Bauch, dem man noch nicht ansah, was darin heranwuchs. „Und ich werde Yato heil nach Hause bringen, versprochen!“ Natsuko biss sich auf die Lippen und beobachtete mit zwiespältigen Gefühlen, als Shinoi das Zelt verließ. Sie zweifelte nicht daran, dass es ihr gelingen würde Yato zur Vernunft zu bringen. Aber sie hatte eine dunkle Ahnung, wer bei ihm sein würde... Natsuko sah auf das Bündel in ihren Armen herab. Isamu hatte sich beruhigt und schrie nicht mehr. Er war war nicht so sehr an Natsuko gewohnt wie an seine Eltern oder seine Onkel, aber er kannte sie doch gut genug um zu wissen, dass er bei ihr sicher war. „Es tut mir Leid, Kleiner“, flüsterte die Kunoichi. Sie legte das Kind auf dem Boden ab. Dann zögerte sie. Sie konnte es nicht einfach hier lassen. Wenn es jemand entdeckte, würden sie nach Shinoi und Yato suchen. Ihnen würde auffallen, dass sie fort waren und dann könnte die von ihrer Freundin so düster prophezeite Zukunft nur zu leicht eintreten. Eilig suchte sich Natsuko ein paar Bandagen zusammen und legte das Bündel in ein großes Tuch, dass sie sich auf den Rücken band. Nervös wie noch nie machte sie sich auf die Suche nach Hikaku. Auch wenn Shinoi als die Mutter am meisten bestimmte, wem sie ihren kleinen Sohn anvertraute, so würde es doch sicher nicht zu auffällig sein, wenn Isamu ein paar Stunden bei seinem weniger beschäftigten Onkel verbrachte... Jedenfalls sagte sie sich, dass das der Grund für ihre Suche nach ihm war. Aber Hikaku war nirgendwo zu finden. Natsuko fragte nach ihm bei seiner Mutter nach und bei seinen Bekannten, doch die wussten ebenfalls nichts. Das einzige was sie in Erfahrung brachte war, dass er heute früh als Patrouille eingeteilt worden war. Und seine Schicht in letzter Minute getauscht hatte. Natsuko war hin- und her gerissen. Einerseits zählte ihre beste Freundin auf sie, dass sie auf Isamu aufpasste. Andererseits waren ihre beiden Teamkameraden und Hikaku vermutlich in tödlicher Gefahr. Wäre es nur sie selbst gewesen, sie wäre ihnen sofort hinterher gejagt. Aber sie konnte Isamu nicht zurücklassen. Alle denen sie vertraute waren fort und der Rest würde sofort den Taisho informieren. Sie hatte keine Wahl. Sie musste ihn mitnehmen. „Es tut mir Leid“, wiederholte sie an das Bündel auf ihrem Rücken gewandt. „aber wir müssen jetzt eine kleine Reise machen. Du musst jetzt sehr tapfer sein, kleiner Mann.“ Isamu antwortete nicht. Er war in den seligen Schlaf der Unwissenden gefallen. 09. April 18 Uchiha-Lager Nordwest „Das ist das erste Mal, dass ich dich in Weiß sehe!“, meinte Hashirama vergnügt, während er Madara in seinem Hochzeitskimono betrachtete. Er war bis auf einige silberbestickte Nähte schmucklos wie es die Tradition verlangte. Nur am Kragen fand sich ein leichtes Rankenmuster in dunkelblau. „Und, bei Kami, das hat ja nicht mal den berühmten Uchiha-Fan! Ich wusste gar nicht, dass du überhaupt Kleidung ohne Clansymbol besitzt!“ Der Senju grinste breit, während an Madaras Stirn eine Ader zu pochen begann. Nur Izunas Anwesenheit, der krampfhaft versuchte ein Kichern zu unterdrücken, hielt ihn davon ab seinen Senju anzufahren. Stattdessen lächelte er nur hochmütig. „Oh? Bist du dir da sicher?“, fragte er. In diesem Moment betrat Midori, eine seiner jüngeren Cousinen, das große offene Festzelt, sprach ihm ihre Glückwünsche aus und überreichte ihm eine silberne Spange, deren Enden wie zwei gebogene Speere geformt waren. Als Madara sich seine wilde Mähne zusammenband, drehte er sich wie zufällig so, dass Hashirama den roten Fan sehen konnte, der auf den Rücken des Kimonos gestickt war und nun nicht mehr von seinen Haaren verdeckt wurde. „Ist das zu glauben...!“, murmelte der Senju und stemmte eingeschnappt die Hände in die Hüften. Madara grinste in sich hinein. Midori schüttelte ihren Kopf. Manchmal konnte ihr Taisho wirklich kindisch sein. „Wo ist meine Schwester?“, fragte er an die junge Kunoichi gewandt. Das war ihm vorhin schon aufgefallen; er hatte sie den ganzen Tag über noch nicht gesehen. Midori verneigte sich leicht und antwortete: „Ich hörte wie Shinoi-sama zu Natsuko-san sagte, die Lautstärke der Festlichkeiten würde Isamu-kun nicht bekommen. Sie wollten hinüber zum Fluss um ein wenig Ruhe abseits zu haben bevor es richtig losgeht.“ „Hn“, machte Madara. Es stimmte, die Senju machten einen unheimlichen Lärm. Festtagslaune hin oder her aber diese Leute benahmen sich nicht gerade wie Shinobi. Natürlich könnte das alles nur ein Deckmantel sein um ihre wahren Absichten zu verschleiern – Befestigung und Aufbau des Lagers ausspähen, in etwa, oder die genau Zahl ihrer Ninjas herausfinden. Nur weil Madara nicht glaubte, dass Hashirama ihm ausgerechnet heute ein Messer in den Rücken rammen wollte, bedeutete das nicht, dass er so etwas nicht von jemand anderem aus seinem Clan erwartete. „Du hast eine Schwester?“, fragte Hashirama halb ungläubig, halb beleidigt als Madara sich anschickte, das Zelt zu verlassen. „Warum weiß ich davon nichts?“ Doch Madara ließ seinen Senju einfach links liegen. Innerlich aber lächelte er. Kalipo schien ihr Versprechen, den Senju nichts über die Uchiha aus ihrer Zeit als 'Gast' im Clan gehalten zu haben. Trotzdem machte sich Madara nur langsam, fast schon zögerlich auf den Weg zum Altar. Es würde noch eine Weile dauern bis die Braut (die er vorher natürlich nicht sehen durfte) dort auftauchte, aber das gab ihm Zeit sicher zu stellen, das sich jeder seiner Männer am richtigen Platz befand. In der Ferne hörte er wie Hashirama sich in einer Mischung aus Verzweiflung und Empörung an Izuna wandte: „Warum zum Teufel weiß ich nichts von seiner Schwester?“ 09.April 18 Senju-Lager, Nordost Yato parierte ein weiteres Kunai. Der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht und vermischte sich mit seinem Blut. Noch immer waren ihnen die Senju dicht auf den Fersen. Der Plan, das Ziel schnell und vor allem heimlich zu eliminieren, war fehlgeschlagen. Rei war es nicht gelungen die Patrouille aufzuhalten. Wahrscheinlich war er inzwischen schon lange tot. Yato und sein Bruder hatten Takai lange genug Rückendeckung geben können, damit er die Mission erfüllen konnte. Nun ging es nur noch darum, lebend aus dem Senju-Territorium heraus zu kommen. Ein Lichtzeichen von links sagte Yato, dass sein Bruder die Falle vervollständigt hatte. Der Shinobi stieß den Gegner zurück, der ihn in einen Nahkampf verwickelt hatte und hechtete zur Seite. Der Senju folgte ihm mit vor Hass glühenden Augen. Wer weiß, vielleicht war er der Vater des toten Kindes? Es spielte keine Rolle. Eine Reihe von Explosionen riss den Wald in Fetzen. Laute Schreie ertönten und Yatos Blut gefror zu Eis. Es waren mehr Schreie als von dem fünf-Mann-starken Team das sie verfolgte zu erwarten sein sollten. Die Verstärkung musste eingetroffen sein. Yato hetzte weiter. Es gelang ihm zu Takai und Hikaku aufzuschließen und sie setzten ihren Weg so schnell es ging fort. Ihr Missionsleiter war auf der Flucht bereits schwer verletzt worden. Kostbare Minuten hatten sie verschwendet, um seinen Armstumpf zu verbinden. Dennoch war offensichtlich, dass er es wahrscheinlich nicht zurück zur Basis schaffen würde. Vielleicht war es besser so. Es war in diesem Moment, dass Yato spürte wie der dünne, silberne Reif um seinen Ringfinger sich erwärmte. Vor Schock wäre er beinahe gestolpert. Das war nicht... Das konnte nicht bedeuten, was er glaubte...? Vor ihm kamen Takai und Hikaku schlitternd zum Stehen. Dort am Waldrand wurde ihnen der Weg von einer einzigen, schwer atmenden Person verstellt. „Nein...“, flüsterte Yato und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Und dann - „UCHIHA YATO!“, keifte die fuchsteufelswilde Kunoichi und deutete anklagend auf ihn. „Was zum Teufel hast du hier zu suchen!?“ Sie konnte nicht hier sein. Die Senju würden keinen Unterschied machen zwischen ihr und ihnen, den wahren Tätern. Sie sollte doch sicher im Lager sein und auf ihren Sohn aufpassen. Sie war seine Versicherung gewesen, dass seine Hoffnung weiterlebte. Angst und Wut und Sorge kochten in ihm hoch und frustriert ballte er die Hände zu Fäusten. „Shinoi, verdammt! Was zum Teufel tust du hier?!“ „Wenn du glaubst ich würde dich einfach so in deinen Tod rennen lassen-“ Yato stöhnte. „Du hast ja keine Ahnung, was du damit auslöst!“, brachte er heraus. Und dann wurde alles nur noch schlimmer, als eine zweite Gestalt aus dem Gebüsch brach. „Natsuko!“, rief Hikaku aus. „Nicht du auch noch!“ Sie lächelte schwach. „Tut mir Leid, aber ich konnte euch einfach nicht im Stich lassen.“ Zum Überraschen aller war es aber Shinois Wut, die jetzt am höchsten kochte. So hoch, dass sich ihre Aura rot zu färben schien. „Natsuko“, grollte sie tief, „ich hatte dir eine klare Aufgabe gegeben!“ Natsuko zuckte zusammen, als hätte ihre Freundin geschlagen. „Es tut mir Leid! Er ist sicher, aber ich musste doch-“ Den Rest des Streites blendete Yato aus, als er bereits wieder einige Chakrasignaturen spürte, die sich ihnen nährten. Hikaku hatte es ebenfalls gemerkt. Er sah seinem Bruder in die Augen, Sharingan in Sharingan. Dann legte er ihm eine Hand auf die Schulter und eisige Kälte breitete sich in Yatos Magengegend aus. „Wenn wir die Senju nicht aufhalten können, werden auch die Frauen sterben“, flüsterte er, sodass keiner der Anderen es hörte. „Es geht nicht anders, Nii-san. Es ist Zeit für Plan C.“ „Nein, Hikaku, es muss eine andere Möglichkeit geben! Wir können immer noch-“ „Gar nichts können wir!“, fuhr Hikaku ihn an. „Wir haben das doch auf dem Weg hierher gemeinsam beschlossen. Du bist der mit der Familie, du musst es tun. Versprich mir... Versprich mir nur, dass du auch Natsuko da raus holst, in Ordnung?“ Yato schluckte. „Wir wissen noch nicht einmal, ob es funktionieren wird...“ „Mag sein. Aber wenn wir hier noch länger rumstehen sind wir bald alle tot. So haben wir wenigstens eine Chance, dass einige von uns überleben.“ Verzweiflung, Angst und ein ständig wachsender Horror kämpften in dem Shinobi um die Oberhand. Schließlich aber siegte das jahrelange Ninjatraining und es gelang ihm, seine Gefühle weit genug abzutöten, um sich der Gruppe zuzuwenden. „Die Senju rücken an“, stellte er kalt fest. „Hikaku und ich werde sie aufhalten. Ihr drei flieht so schnell es geht zurück zum Clan.“ „Aber-“ „Shinoi!“; bellte Yato ungewöhnlich heftig. „Schlimm genug das du mir gefolgt bist und dein Leben in Gefahr gebracht hast. Soll Isamu etwa als Waise aufwachsen? Mach das du davon kommst! Ich folge euch sobald ich kann.“ Das wirkte. Nun da Natsuko hier war und Shinoi aktiv um das Leben ihres Sohnes fürchten musste, war sie hin und hergerissen zwischen ihrem Verlangen, ihrem Mann beizustehen und dem, Isamu zu finden. Aber während ihr kleiner Sohn verletzlich und vollkommen hilflos war, hatte Yato eine reale Chance aus dem allen doch noch irgendwie lebend herauszukommen. Ihr eigentliches Vorhaben, die Männer aufzuhalten bevor sie einen riesigen Fehler begingen, konnte sie ja inzwischen ohnehin in den Wind schießen. Dafür war es bereits zu spät. Natsuko protestierte weiterhin, sie wollte unbedingt kämpfen. Aber dann raubte ihr Hikaku effektiv die Sprache, als er seine Lippen kurz aber fest auf ihre presste. „Tu's für mich“, flüsterte er. Der Kunoichi wurden die Beine weich und Tränen glitzerten in ihren Augen. Schließlich aber ließ sie sich von Shinoi mitreißen und sie und Takai verschwanden im Grasland. Die beiden Brüder blieben zurück. Sie hatten nur noch wenige Minuten Zeit, aber anstatt sie darauf zu verwenden die Umgebung mit weiteren Fallen zu durchziehen, standen sie einander nur gegenüber und sahen sich an. „So endet es also“, flüsterte Yato. Das Kunai lag noch immer in seiner Hand. Das Metall fühlte sich kalt gegen seine Haut an. Die Klinge war scharf und bereit in Fleisch zu schneiden. Blut zu vergießen. „Du hast nicht viel Zeit“, erinnerte ihn Hikaku. „Mach es schnell.“ Yato wollte widersprechen. Er wollte seinen Bruder umarmen, wollte Abschied nehmen, wollte ihm noch so viele Dinge sagen. Stattdessen hob er lediglich die Klinge und setzte sie an seine Brust. „Tu es“, sagte Hikaku fest. Yato suchte in seinen Augen nach einer Spur von Zweifel. Hätte er auch nur einen Hauch davon gefunden, er hätte die Klinge sofort zurück gezogen. Aber er sah nichts als Entschlossenheit. „Es tut mir Leid“, flüsterte er und schloss die Augen. Dann stieß er zu. Trotz all seiner Vorsätze konnte Hikaku ein schmerzerfülltes Aufkeuchen nicht verhindern, als die Klinge sein Herz durchbohrte. Blut rann warm über Yatos Hände so wie Tränen über seine Wangen rannen. Er konnte kaum glauben, dass er dies wirklich tat. Dass er seinen eigenen Bruder ermordete. Und für was? Für eine vage Hoffnung auf Überleben. Aber nicht für ihn. Nein, er hatte nicht vor, das hier zu überleben. Die Schuld würde ihn ja doch nur ins Grab treiben. Aber bei allen Feuern der Hölle, er würde so viele Senju wie möglich mit ins Grab nehmen! Mit einem Mal schoss ein gleißender Schmerz durch Yatos Kopf. Stöhnend sackte er in sich zusammen, direkt neben Hikakus Körper, der ihn nun aus leeren Augen ansah. Plötzlich konnte er jede Faser in seiner Kleidung, jedes einzelne Härchen auf seiner Haut, jeden Krümel Dreck und jeden Tropfen Blut auf ihm bis ins Feinste hinein erkennen. Diese neue Sicht war noch hundertmal schärfer als die des gewöhnlichen Sharingans. Ein fremdartiges, dunkles Chakra durchströmte seinen Körper und doch wusste er, dass es sein eigenes war. Eine solche Schockwelle hatte er noch nie durchlebt. Der stromschlagartige stoß an negativem Chakra, den er bei der Erweckung seines Doujutsu empfunden hatte, war nichts dagegen. Ein Uchiha aktivierte das Sharingan in einem Moment wenn er dem Tode nahe war. Wenn eine urtümliche, alles verschlingende Angst ihn erfüllte, kämpfend gegen den letzten Funken Überlebenswille. Die Augen entwickelten sich weiter wenn der Uchiha in einen Blutrausch verfiel, angefüllt mit so viel Wut, dass er alles um sich herum zerstörte. Vollständig gereift war es allerdings erst, wenn man einen tiefsitzenden, abgrundartigen Hass empfand. Das jedenfalls hatten sie bisher geglaubt. Aber Madara und Izuna hatten bewiesen, dass es noch eine vierte Stufe gab. Eine, die mächtiger war als alles Andere. Yato wusste nicht, ob außer seinem Bruder und ihm noch irgendjemand anderes ihr Geheimnis erraten hatte. Es spielte auch keine Rolle, denn sie würden es beide mit in den Tod nehmen. Als Yato ein letztes Mal in die leeren Augen seines Bruders sah, da wusste er, dass diese letzte Stufe erreicht wurde durch die Kombination aus dem abgrundtiefen Hass auf sich selbst ob seiner Tat und der gleichzeitigen Liebe zu seiner Familie und zu seinem Bruder, die ihn dazu getrieben hatte. Als die Senju durch das Gebüsch brachen und ihn entdeckten stand Yato über dem kalten Körper seines Bruders, das blutige Kunai noch in der Hand. Sie alle sahen ihn schockiert an. Er hatte nur zwei Worte für sie: „Mangekyou Sharingan!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)