Wer suchet, der findet. von haki-pata (Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache) ================================================================================ Kapitel 53: Zweifel ------------------- Eingestiegen treffe ich die Entscheidung. Ich frage Julian. Und zwar gleich und von Angesicht zu Angesicht. Aus diesem Grund werde ich das Treffen mit meinem Schatz kurzerhand vorverlegen und rufe ihn an, ehe ich mich auf den Weg mache. Aus der Innentasche meiner Jacke – in der Nähe meines Herzens – hole ich die Visitenkarte mit seiner Nummer, die ich wähle. Meine Hände zittern und ein paar Mal vertippe ich mich. Auch jetzt – nach dem X-ten Versuch – bin ich nicht sicher, richtig gewählt zu haben. Der Rock-Song erklingt nicht, stattdessen erklärt mir eine emotionslose weibliche Stimme vom Band, der gewünschte Teilnehmer sei im Moment nicht erreichbar. Gut. Oder auch nicht. Ich werde es später erneut versuchen. Und zwar sooft, bis ich Julian höchstpersönlich an der Strippe habe! Ja. Ist mal wieder so weit. Ihr habt mich erwischt. Ich rufe später an… Wenn meine Hände nicht mehr so zittern. Das Phantombild auf dem Lenkrad ausgebreitet sehe ich es mir an. Eine Beschreibung aus dem Gedächtnis heraus. Allerdings stammt diese Beschreibung von einer Polizeibeamtin, die auf genaue Beobachtung trainiert ist. Je öfter und genauer ich es mir ansehe, desto mehr befürchte ich, es könnte Julian sein. Groß, gut gebaut, schwarzhaarig… Viel vom Gesicht ist nicht zu sehen, dank Sonnenbrille und Mütze. Bei den Göttern! Ist das jetzt seine Nase? Oder ist sie es nicht? Zurückgelehnt und die Augen geschlossen beginne ich zu grübeln. Zweifel kriechen in mir hoch. Vom Magen aufwärts über das Herz bis in den Hals, wo sich ein dicker Kloß bildet. Anschließend kriechen mir die Zweifel eiskalt den Rücken wieder herunter. Der Kloß bleibt im Hals. Sollte Julian es wirklich sein… Könnte ich ihn der Justiz übergeben? Sicherlich würde er den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Mein Schatz. Eingesperrt. Ich. Von ihm getrennt. Für den Rest meines Lebens. Den Gedanken ertrage ich nicht. Bei den Göttern. Das Piepen meines Telefons reißt mich aus meinen Überlegungen. Nahezu widerwillig greife ich danach und blicke auf das Display. Unbekannte Rufnummer. Mir wird unwohl. Egal ob es Julian ist – oder dieser Irre. Vielleicht ist es doch ein und dieselbe Person… Ich kämpfe gegen mein Unwohlsein und nehme das Gespräch an. „Meyers.“ „Hey.“ werde ich freudig begrüßt und bin nicht fähig zu antworten. Macht aber nichts. Julian spricht direkt weiter. „Du hattest angerufen?“ Dem leisen Schmatzen nach, das seine Worte begleitet, isst er gerade. Mir schnürt es die Kehle zu und ich schlucke schwer. Der Kloß in meinem Hals wird nicht kleiner und eine Erwiderung bringe ich nicht zustande. „Schatz?“ Julian klingt besorgt. „Ist alles in Ordnung?“ „Ja.“ krächze ich und räuspere mich. „Denke ich…“ Die Pause, die jetzt entsteht kommt von Julian und er scheint durch bloßes Lauschen meines Atems heraushören zu wollen, was hier verkehrt läuft. Nach endlosen Sekunden sieht er sein Scheitern dahingehend ein und fragt mich: „Was ist los, Schatz.“ Ich könnte heulen und die Worte fehlen mir auch. Ich schnüffele bloß. So leise, wie es geht. Julian hat es trotzdem gehört. „Aaron…?“ fragt er nach. „Sprich mit mir. Du hast doch was.“ „Nein. Es ist nichts.“ Wie ein Feigling beende ich damit das Gespräch und werfe mein Mobiltelefon auf den Beifahrersitz. Haareraufend fluche ich. Bei den Göttern. Was ein Scheiß. Irgendwie hoffe ich, Julian gibt nicht auf und ruft gleich nochmal an. Und genauso irgendwie macht mir das gerade eine Scheiß-Angst. ()Julian starrt sein Telefon an. Wie kann sein Schatz behaupten, es sei nichts und sich dabei so unglücklich anhören? Aufgeben tut Julian nicht. Die Wahlwiederholung gedrückt hält er sich das Telefon ans Ohr und wartet. Es dauert, aber endlich meldet sich Aaron. „Meyers.“ „Schatz! Nicht auflegen!“ fordert Julian hastig. „Sag mir was los ist. Sofort.“ „Ich… Du…“ heisert Aaron. „Bist du Zuhause?“ „Ja.“ meint Julian. „Eben gerade.“ Und fügt hinzu: „Hatte was zu erledigen…“ „Ja… Gut…“ Hörbar zieht Aaron die Luft ein. „Julian… Wir müssen reden.“ stellt er fest. „Dringend. Jetzt gleich. Ich komme gleich zu dir.“ Und wieder beendet er das Gespräch. Nachdenklich legt Julian das Telefon beiseite und reibt sich die Stirn. Was meint Aaron damit? Reden müssen…? Über was den reden müssen? „Will er etwa… Er will doch nicht… Schluss machen?“ fragt er sein Katerchen, das vor ihm auf der Anrichte hockt und seinen Anteil von eben besorgter Mahlzeit erwartet. „Miep!“ macht Sharky und schnüffelt in der Tüte, die ihm sein Mitbewohner vor der Nase wegschnappt. „Das ist nichts für dich!“ erklärt Julian nachdrücklich. „Das habe ich nur für mich geholt!“ Und krault den kleinen Kater zwischen den Ohren. „Ich gebe dir eine Milch, ja?“ lenkt er versöhnlich ein und nimmt schon eine Packung aus dem Schrank. „Miau!“ Das Schälchen für Sharky schwappt über, was den Katerchen nicht im Geringsten stört. Julian bemerkt zu spät, mehr fasst die kleine Schüssel nicht. „Tut mir leid.“ murmelt er die Packung an die Seite stellend und setzt sich neben den kleinen Kerl, sieht ihm beim Schlabbern der Milch zu und malt sich die schlimmsten Dinge aus, was Aaron mit ihm zu bereden hätte. Resümierend kommt ihm nur eins in den Sinn, was ihm einen unglücklichen Schluchzer entkommen lässt. „Schluss machen…“ Die Hände vor das Gesicht schüttelt er ungläubig den Kopf. Ein Grund fällt ihm nicht ein. Wegen der Sache am Tatort? Wegen dem geheimen Dojo? Wegen dem Kampf? Wegen dem Sex? „Aber das…“ heisert er. „Das war mehr! Wir haben uns geliebt! Er. Und ich. Und miteinander… Warum denn nur…? Aaron… Du bist doch… Bist doch…“ Sein Schatz!() Aus lauter Hilflosigkeit singe ich – angestrengt damit beschäftigt, mir nicht vorzustellen, wie sich Julian den jungen Wellington von hinten greift, dessen Kopf hebt und ihm die Kehle aufschlitzt. Das Gleiche mit Lipinski. Vielleicht mit dem… Wakizashi? Wie viele waren es vorher? Wie viele folgen noch? Genaugenommen… Wie gut kenne ich Julian eigentlich? Gestern sind wir uns begegnet. Bei den Göttern! Und wie wir das sind! Er lud mich zum Essen ein und nach dem einen und anderen hatten wir Sex. Ohne Gummis! Das ist mir noch nie passiert. Gleich am ersten Tag über mein Date herzufallen. Oder von meinem Date über mich herfallen zu lassen. Heute nicht weniger. Sex. In der Asservatenkammer seines Reviers. Aber das war nicht nur Sex! Das war mehr! Wir haben uns geliebt! Er. Und ich. Und miteinander. Bei den Göttern. Ich habe nie gefleht! Nie! Bitte ich zu viel, wenn ich nur dieses eine Mal und einzig und allein darum bitte… Nicht Julian. Bitte. Lasst es nicht Julian sein. Er ist doch… Ist doch… „Mein Schatz!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)