Wer suchet, der findet. von haki-pata (Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache) ================================================================================ Kapitel 12: Möglichkeiten ------------------------- \\Seufzend kommt Sundora zu Bewusstsein. Die Augen geöffnet sieht sie in die des Lars Meyers, der sie im Arm hält und ihr Luft zufächelt. „Geht es wieder?“ erkundigt er sich. „Brauchst du etwas?“ Die Wangen der jungen Frau färben sich in einem zarten Rot. Wie schön Sundora ist. Lars kann nicht aufhören, sie anzusehen. Trotzdem will er wissen, was er wissen will. „Hör mal… Bist nur du hier, oder… Sind noch andere von deiner Welt in diese gekommen?“ Ruckartig setzt sich Sundora auf. „Ich darf das nicht sagen.“ „Ah ja… Natürlich… Sicher doch.“ Lars kann nicht verhindern, dass er zynisch klingt und lehnt sich zurück. „Was passiert eigentlich, wenn du schwanger werden solltest? Was passiert mit dir und dem Kind?“ Die Arme vor der Brust verschränkt zeigt er sich unnahbar. „Wirst du es zur Welt bringen? Wenn ja, in welche Welt? Oder lässt du es dir noch aus dem Mutterleib wegnehmen? Damit ihr daran… experimentieren könnt? Oder um DNA zu extrahieren? Oder… Oder… Sonst was?“ Plötzlich wird Lars zornig. Unter anderem will er nicht einfach als Zuchtbulle fungieren. Seine Spermaprobe abgeben und das soll es gewesen sein? Nicht mit ihm! „Du und deine sauberen Spießgesellinnen… Habt ihr überhaupt einmal – ein einziges Mal nur – an Gefühle gedacht?“ Er tippt sich auf die Brust. „Die Gefühle der potentiellen Väter zum Beispiel? Oder ist euch das scheißegal? Hauptsache ihr könnt frische Gene einsammeln und dann munter weiter klonen?“ „Lars…?“ „In eurer Weibergesellschaft wisst ihr wahrscheinlich nicht, wie schlimm das ist, ohne Vater aufzuwachsen.“ Lars zieht die Nase hoch. „Ich hatte meinen Papa nur bis zum siebten… Ach! Das geht dich nichts an!“ „Lars… Bitte…“ „Von mir kriegst du nichts, Sundora!“ Lars springt vom Sofa. „Ich zeuge doch kein Kind mit dir, nur damit du und deine Bande von Klon-Piraten es… es…“ Er ballt die Hände zu Fäusten. Das altbekannte Gefühl bahnt sich an. „Damit ihr es wegnehmen könnt! Und irgendwo… einsperrt! Und es… es… quält!“ Das Gefühl, wie die Familie entzwei gerissen wird. Alles was danach kommt. Die Erinnerungen kann Lars diesmal nicht abschütteln. Er jagt in die Küche und knallt die Tür hinter sich zu, rutscht daran herunter und greift sich ins Haar. Hat er nicht schon genug verloren mit Vater und Mutter?\\ //Sie schaute ihm nach, wie er aus dem Raum flüchtete. Eigenmächtig hatte sie entschlossen, ihn zum Auserwählten zu machen. Nicht nur, weil er nicht schwul war. Lars… Mit dem Gedanken an ihn tat ihr Herz einen Hüpfer und ein Kribbeln machte sich in ihrem Bauch bemerkbar. Ob das die Liebe zwischen Mann und Frau sein mochte? Ihr Blick fiel auf Mitternacht und sie hoffte auf einen Rat. „Was soll ich nur tun?“ „Geh hinterher!“ empfahl das Tier. „Er liebt dich doch.“ Sie miaute wissend. „Und du ihn.“ Eilig nickend stand sie vom Sofa auf. „Lars?“ rief sie. „Bitte. Wo bist du?“ Eine Antwort gab er nicht, darum klopfte sie an jede verschlossene Tür. „Lars. Höre. Bitte. Wir… Wir… Nur wenn der… Auserwählte will… Lars… Wenn du willst… Dann… Ich…“ Sie wusste sich nicht in dieser Sprache zu helfen. „Lars… Ich…“ Sie fühlte die Worte. „Wir! Bitte, Lars! Hier. Diese Welt. Wir!“ erklärte sie, so gut es ihr möglich war. Endlich öffnete sich eine Tür. Es war der Raum, aus dem es so köstlich duftete. „Wir?“ fragte er nach. „Du bleibst bei mir? Wenn ich es so will, bleibst du bei mir?“ Sie nickte. „Und… Wenn wir doch… Auch dann bleibst du bei mir?“ „Ja.“ „Und… Und… Es wird auch niemand kommen und… und… Unser Kind… Eines Tages… einfach so… Von uns…?“ „Nein. Wir! Hier!“ Sie überlegte, wie viel sie preisgeben durfte und entschied, Lars sollte alles erfahren. Nach einem tiefen Atemzug begann sie zu erzählen.// Der Tag zerrt an den Nerven und ich brauche einen Moment für mich. In der Toilette schließe ich mich in eine Kabine ein, setze mich auf den Rand des WCs und singe. Manche führen Selbstgespräche. Ich singe. Wer sich lustig macht… Ganz unbescheiden: Ich bin ein verdammt guter Schütze und Bäuche treffe ich immer! Allmählich werde ich ruhiger, kann die Bilder in meinem Kopf besser ordnen und schöpfe neue Kraft. Die Ereignisse Revue passierend mache ich dennoch niemanden aus, der Julian und mich beobachtet haben könnte. Julian und mich… Das war ein Erlebnis! Julian… Bei den Göttern. Was für ein Kerl! Wie er wohl… nackt aussieht? Wie viele Dates braucht es wohl, bis ich das erfahre? Oder landen wir gleich im Bett? Im Bett mit Julian… Dann zerre ich ihm die Hände über den Kopf. Oh ja! Alles andere als devot und passiv… Ein Paar Handschellen und wäre er mir hilflos ausgeliefert… Ich hätte beide Hände frei… Würde seinen geilen Body… Auf und ab und auf und ab… Bis er um Gnade und Erlösung wimmert und… An meiner Kabinentür bollert es und holt mich aus meiner Traumwelt. „Hey! Singender, klingender Silberrücken. Fertig mit Geräuschbelästigung? Gibt Arbeit!“ Was spricht eigentlich dagegen, das ich Berger auf der Stelle in einer Toilettenschüssel ersäufe? „Hat es dir schon mal wer gesagt? Du bist voll durchgeknallt!“ urteilt Berger. „Du bist der einzige, der beim Leiche gucken singt. Und beim Scheißen. Und beim…“ „Berger töten.“ vervollständige ich den Satz, drücke zur Tarnung die Spülung, richte mich her und trete aus der Kabine und ans Waschbecken, ignoriere meinen werten Kollegen und wasche mir Hände und Gesicht. „Ich komme gerade von Rush.“ Diese Auskunft ist mir nicht einmal ein ‚Aha.‘ wert. „Auf dem Hemd war nichts. Nicht mal Hautzellen oder Blut oder so was. War wohl doch nicht seins. Eine falsche Spur vielleicht. Oder der Penner hat es irgendwo geklaut.“ Ausnahmsweise. „Aha. Und?“ „Und!“ Da schwillt jemandem die Brust. „Ich habe John Doe identifiziert.“ informiert er mich ohne Umschweife. Wohl nur deswegen ohne Umschweife, weil er Lorbeeren erwartet. „Klasse.“ gebe ich ihm die Genugtuung und steigere es mit einem „Gut gemacht.“ Ihr solltet ihn sehen. Berger platzt gleich vor Stolz. Ich bin geneigt, den Hausmeister zu rufen – vorsichtshalber bewaffnet mit Eimer und Wischmob. „Willst du wissen, wer er ist?“ fragt mein Kollege und reibt sich ungeduldig die Hände. Für eine Sekunde denke ich daran ‚nein‘ zu sagen. Die Info kann ich mir selbst holen, von seiner Gnaden unabhängig. „Wer ist er?“ „Rupert Wellington, der Dritte.“ platzt es aus Berger und er grinst. „Und letzte…“ Seinen eigenen Scherz brüllend komisch findend prustet er los. Dieses Lachen möchte ich ihn am liebsten zurück in den Rachen stopfen. Wenn ich eine Pfütze auf den Boden… Ihn mir packe… Den Schädel am Waschbecken einschlage... Oder an den Fliesen… Sieht aus, wie ein Unfall und keiner fragt nach… Nein. Weit wirkungsvoller: „Hast du schon seine Familie benachrichtigt?“ Sein Lachen endet schlagartig und er begreift endlich, der tote junge Mann in der Pathologie ist ein Mensch, der eine Vergangenheit und Gegenwart hatte. Jedoch keine Zukunft. „Nein.“ meint er kleinlaut. „Habe ich nicht.“ „Wir fahren zusammen.“ biete ich an. Berger schweigt. Ein stummer Dank. Leichenhalle und Familie. Dafür bin stets ich zuständig. Zur Routine wird beides nicht. Für viele mag sich befremdend anhören, aber… Bei den Göttern. Ich bin dankbar darum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)