Wer suchet, der findet. von haki-pata (Ob der Fund zur Suche passt ist eine andere Sache) ================================================================================ Prolog: Dinge passieren. ------------------------ Dinge passieren. Wissen die Götter, warum Dinge passieren wie sie passieren. Ich meine… Ich habe doch bloß den Müll weggebracht. Das mache ich jeden Tag nach Schichtende. Klar. Viel ist es nicht. Ich lebe allein, da sammelt sich nicht so viel an. Im Dienst esse ich sowieso auswärts. Tja… Nun… Ich bringe also meinen Müll weg. Nur ein paar leere Milchtüten, Joghurtbecher, Katzenfutterdosen, Streu und was sonst so in einem Single-Haushalt mit Haustier anfällt. Und was sehe ich da? Zwischen den Müllcontainern? Ein zusammengekauertes, zitterndes Bündel. Dicht an die Wand gedrängt, als sei das Schutz vor Regen, Wind und Kälte. Der Herbst bei uns ist immer voller Regen, Wind und Kälte. Gestern war dieses zitternde Bündel noch nicht da. So eine Haut habe ich nie zuvor gesehen. So… weiß. Fast durchscheinend. Wie Porzellan. Oder Alabaster. Nicht einmal in Lumpen gekleidet. Nein. Nackt. Und diese Haare… Lang und weiß wie frisch gefallener Schnee und das einzige, was den nackten Leib einhüllt. Ich kauere mich nieder. „Hey.“ sage ich sanft. Das zitternde Bündel erschrickt, schaut mich an – blaue Augen. Tiefblaue Augen! – und weicht vor mir zurück. Ein Albino ist das nicht, bei den dunklen Augen. Als dieses Bündel zurückweicht, sehe ich, es ist wirklich nackt. Ein Mädchen. Nein. Eine junge Frau. Brüste. Wunderschöne, wohlgeformte, feste Brüste. Ich in kein Fachmann, aber ich schätze zwischen B- und C-Cup. Die Scham der jungen Frau ist unbehaart und ich wende sofort den Blick ab, sehe ihr lieber in das Gesicht. Schöne, sanfte Züge. Sie sieht aus wie ein… Engel. Bei den Göttern. Was ist diese junge Frau schön. „Ich tu dir nichts.“ sage ich und hebe beide Hände. „Siehst du? Nichts.“ Wie sie auf meine Hände starrt, die Augen weit aufgerissen… Mir scheint, sie erwartet geschlagen zu werden. Oder sie sieht Männerhände zum ersten Mal. Ja. Gut. Sind nicht die gepflegtesten. Zwar halte ich meine Fingernägel kurz und sauber, gehöre aber nicht zu denen, die sich ihre Haut mit sonst was einschmieren, damit sie um zehn bis zwanzig Jahre jünger aussehen. Unter uns… Ich bin noch keine dreißig! Ich brauche so einen Scheiß nicht! Immer wieder huscht ihr Blick zwischen meinen Händen und meinem Gesicht hin und her. „Tja…“ Mir fehlen die Worte. Ich möchte die junge Frau bitten, mit mir zu kommen. In meine Wohnung, wo es warm ist. Und trocken. Sie kann duschen, oder baden. Was zum Anziehen findet sich auch. Ein Jogginganzug, oder so. Und etwas essen und trinken, wenn sie mag. All das möchte ich ihr sagen, ohne es anzüglich klingen zu lassen. Weil ich nicht weiß, was ich tun soll, ziehe ich meine Jacke aus und halte sie ihr entgegen. „Hier. Zieh das an. Du frierst doch.“ Ich nicke und lächle. „Nimm nur.“ Hoffentlich versteht sie, was ich sage. Sie versteht mich – halbwegs. Sie nimmt die Jacke und presst sie gegen ihre Blöße. „Anziehen.“ Ich nicke und lächle wieder. „Das ist besser!“ Zum ersten Mal spricht diese junge Frau, und es klingt wie die Zerbrechlichkeit eines lauen Luftzugs. „Du bist Aaron Meyers.“ Eine Frage ist das nicht. Eher eine Feststellung. Durch und durch perplex sehe ich sie an, diese junge Frau. Den Mund geöffnet bejahe ich es stumm. „Gut. Aaron Meyers. Du bist auserwählt.“ Auserwählt. Aha. Auserwählt? Wie bitte? Im Moment kann ich im Dunkeln spazieren gehen, weil über meinem Haupte drei Fragezeichen leuchten. Und wie sie leuchten! „Auserwählt? Zu was?“ Sie strahlt mich regelrecht an, diese junge Frau. Was sie zu berichten hat, macht sie sichtlich stolz. „Du darfst dich mit mir paaren und wir werden den Fortbestand meiner Rasse sichern.“ „Whoa! Mal langsam!“ Ich stehe auf und gehe ein paar Schritte zurück. „Ich? Ich soll mich mit dir paaren? Um was?“ „Den Fortbestand meiner Rasse zu sichern.“ Nett. Wirklich nett. Ich bin auserwählt den Fortbestand ihrer Rasse zu sichern. Echt mal. Ganz nett. Die Sache hat nur einen winzig kleinen Haken. Ich bin gänzlich ungeeignet, mich mit ihr zu paaren und den Fortbestand ihrer Rasse zu sichern. Ich bin schwul. Nicht einmal latent hetero. Ich fürchte, ich bin der falsche Aaron Meyers. Nein. Moment. Ich hoffe, ich bin der falsche Aaron Meyers! //Bestimmt war sie hier nicht richtig. Wo war sie überhaupt? Aus den großen metallenen Kisten roch es nach den Überresten der Gesellschaft dieser Welt. Wie kalt es in dieser Welt war. Laut war es auch und die Luft stand und stank. Oder war nass, weil es regnete. Wie jetzt. Auf dem Boden kauernd kroch sie zwischen den großen metallenen Kisten und drückte sich an die Wand. So erreichte sie der Regen nicht ganz. Bestimmt war sie hier nicht richtig. Die Wesen dieser Welt. Wie schnell sie vorbeiliefen, als hasteten sie ihrem Leben nach. Oder davor weg. Ihre Kinder waren niedlich und unterschieden sich nicht von denen ihrer eigenen Welt. Eines winkte ihr ganz kurz, wurde dann von der Mutter an die Hand genommen und fortgezerrt. Die Mutter hörte auch nicht zu, als das Kind erzählte, einen Engel gesehen zu haben. Bestimmt war sie hier nicht richtig. Die Beine eng an den nackten Leib geschmiegt deckte sie sich mit ihrem langen Haar zu, umschlang ihre Knie und begann zu zittern. Wie kalt es in dieser Welt war. Und nass. Wie eilig es die Wesen dieser Welt hatten. Wie schnell sie vorbeiliefen. Würde er wirklich kommen? Derjenige, der für sie auserwählt war? Sie zweifelte. Ihr war kalt. So kalt wie nie zuvor in ihrem Leben. Bestimmt war sie hier nicht richtig. „Hey.“ sagte eine sanfte Stimme. Sie erschrak und schaute sich um. Da. Das war er. Er! Seine Augen. So dunkel wie fruchtbare Erde. Sterne fanden sich darin. Und sein Haar glänzte wie das Licht des Mondes. Dann war sie… hier doch richtig? Er sprach mit ihr, ganz sanft. Und doch ängstigte sie sich und wich zurück. Kurz nur blickte er auf ihre Nacktheit, doch war in seinem Blick keine Gier nach ihrem Leib zu sehen. Er reichte ihr seine Jacke, nickte und lächelte und sprach wieder. Obwohl für ihn bestimmt verbarg sie ihre Blöße. Wieder richtete er das Wort an sie. Endlich wagte sie, selbst zu sprechen. Fragen mochte sie nicht. Eine Ablehnung würde bedeuten, sie hatte sich geirrt. Darum stellte sie fest, fügte auf seine wortlose Zustimmung eine Erklärung hinzu. Nein. Sie irrte nicht. Er war es.// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)